Valentin Ernst Löscher[1]

Inhaltsverzeichnis

1. Elternhaus

2. Studium

3. Löscher im Amt der Kirche (ministerium ecclesiasticum)

4. Um die innere Erneuerung der Kirche

5. Kampf gegen die Union

6. Auseinandersetzung mit dem Pietismus

7. Das Wirken Löschers in Dresden

8. Warnung vor den römischen Katholiken

9. Auseinandersetzung mit dem Rationalismus

10. Familienleben. Charakter. Tod

1. Elternhaus

    Valentin Ernst Löscher stammte aus einer weitverzweigten Pfarrfamilie, aus der eine Reihe angesehener Pastoren, unter anderem Jodokus Löscher, Luthers Schüler und Hausgenosse, später Rektor in Oelsnitz, Lehrer in Weimar und Diakonus in Werdau[2], und auch Abraham Löscher hervorgingen. Valentin Ernst Löscher wurde am 29. Dezember 1673 (julianischer Kalender) als ältester Sohn (vor drei Schwestern und fünf Brüdern) von Caspar Löscher und seiner Frau Cleophe Salome, geborene Sittig, Tochter des Merseburger Hofpredigers, zu Sondershausen geboren, wo sein Vater das Amt eines Superintendenten bekleidete. Mit diesem siedelte er 1676 nach Erfurt, 1679 nach Zwickau über, wo er an der berühmten Ratsschule den Unterricht des Magisters Feustel und des Rektors Daum genoss und sich durch Fleiß, schnelle Auffassungsgabe und ein gutes Gedächtnis auszeichnete. Schon mit 13 Jahren konnte er in die erste Klasse (Prima) versetzt werden.[3] Seine Mutter Cleophe Salome war die Tochter des Stiftssuperintendenten von Merseburg.[4] Nachdem sein Vater 1687 als Generalsuperintendent des Kurkreises und Professor der Theologie nach Wittenberg berufen worden war, bezog Valentin Ernst zunächst die dortige Stadtschule und am 13.03.1690 die Universität. Um diese Zeit begannen die pietistischen Streitigkeiten.

    Schon damals trat ein Zug in Löschers Wesen sehr deutlich hervor, der im Zusammenhang mit seinem wissenschaftlichen Streben stand: Er war ein Sammler, der Stoff aus allen möglichen Wissensgebieten zusammentrug. Allerdings warnte ihn sein Vater vor den Gefahren der Polyhistorie und veranlasste ihn, vor allem die griechische und lateinische Sprache und Literatur intensiv zu studieren.[5]

2. Studium

    Die theologische Fakultät in Wittenberg nahm von vornherein sehr entschieden Stellung gegen den Pietismus. Löscher zeigte nur geringes Interesse für die kirchlichen und theologischen Fragen. Er studierte zunächst ausschließlich Philologie, Philosophie und Geschichte (bei Konrad Samuel Schurzfleisch) und träumte von künftigem Gelehrtenruhm. Unzählige Projekte zu literarhistorischen Arbeiten und wissenschaftlichen Unternehmungen aller Art kreuzten sich in seinem Kopf. Erst spät wandte er sich, seinem Vater zuliebe, der Theologie zu und hörte neben seinem Vater Philipp Ludwig Hanneken, Johann Deutschmann und Michael Walther.[6] In seiner Magisterdissertation 1692 behandelte er dann ein theologisches Thema und eine Zeitfrage: „Die rechte Lehre von den Visionen und Offenbarungen“ gegen den Pietisten Petersen. Ein längerer Aufenthalt in Jena (mit kirchengeschichtlichem Quellenstudium bei Friedemann Bechmann, wodurch er einen Grundstock für seine späteren apologetischen Arbeiten legte) und der Verkehr mit Baier und Sagittarius weckten das Interesse für Kirchengeschichte. Historisches Verständnis der „naturalistischen“ und „schwärmerischen“ (d.h. extrem pietistischen) Denkart erschien ihm nunmehr als die erste Bedingung einer erfolgreichen Bekämpfung der antikirchlichen Zeitrichtungen. In Jena wuchs Löschers Interesse an der Kirche und ihrer Lehre.[7] 1695 unternahm er die akademische Bildungsreise, bei der Universitäten, Bibliotheken und Museen besucht und mit namhaften Gelehrten Kontakt aufgenommen wurde, um den menschlichen und wissenschaftlichen Gesichtskreis zu erweitern, Beziehungen zu knüfen[8]. In Hamburg verkehrte er mit dem entschiedenen Gegner Speners, dem orthodoxen Pastor Johann Friedrich Mayer[9]. In Holland besuchte er die reformierten Hochschulen und die arminianischen Theologen Limborch und Clericus. Über Kopenhagen ging er nach Rostock und befreundete sich dort mit dem Gesinnungsgenossen Mayers, dem Professor Fecht[10], welcher es damals für geboten hielt, Spener die Seligkeit abzusprechen. Da die theologische Fakultät zu Wittenberg eben damals (1695) ihre „christlutherische Vorstellung“ gegen Spener veröffentlicht hatte, so vermied Löscher es in Berlin, Spener aufzusuchen. Diese Bildungsreise hatte Valentin Ernst Löscher einen tiefen Blick in die Nöte seiner Zeit tun lassen, ihm vor allem den Gegensatz zwischen Orthodoxie und Pietismus gezeigt und dessen Bedeutung als ein geschichtliches Ereignis[11]. 1696 eröffnete er in Wittenberg seine akademischen Vorlesungen über die Anfänge des Deismus und Pietismus und wirkte sonst vor allem noch einmal als Polyhistor auf den Gebieten der Geschichte, Erdkunde, Chronologie, Astronomie und vor allem seinem Lieblingsgebiet, der Münzkunde. Er findet die ersten Keime pietistischer Anschauungen von Philo her bei den platonisierenden Alexandrinern und beim Areopagiten.[12]

3. Löscher im Amt der Kirche (ministerium ecclesiasticum)

    1698 wurde Löscher durch Herzog Johann Georg von Sachsen-Weißenfels als Pastor und Superintendent in Jüterbog vorgeschlagen, am 16.12.1698 von Dr. Olearius in Weißenfels ordiniert und am 29.12.1698 trat er sein Amt als Pfarrer an der St. Nicolai-Kirche an. Mit der Übernahme dieses Amtes verwuchs sein inneres Leben immer mehr mit dem der Kirche. Jetzt war es für ihn endgültig, dass er seine Gaben, seine Kenntnisse, seinen Eifer in ihren Dienst stellte. Seinem Amt galt all seine Aufmerksamkeit, seinen wissenschaftlichen Interessen in Verbindung mit dem Amt nahmen die zweite ein; und erst danach kamen seine Liebhabereien. Das war für ihn als einem gewissenhaften Mann selbstverständlich.[13]

    Er wollte vor allem das religiöse Interesse der Jugend wecken und führte Katechismus-Examina ein, ein Vorläufer des Konfirmandenunterrichts (s.a. unter 4.), sowohl in seiner Gemeinde selbst wie auch in der gesamten Inspektion. Löscher erwies sich schon dort als Reformlutheraner, der durchaus auch von Spener gelernt hatte. Er sah die Mängel in der Gemeinde, sah den Verfall christlichen Lebens und studierte durchaus die Vorschläge Speners, prüfte aber auch, in welcher Weise sie anwendbar waren. Neben seiner direkten Amtstätigkeit betrieb er geschichtliche und biblische Studien und promovierte daraufhin 1700 bei Gottlieb Wernsdorf dem Älteren zum Doktor der Theologie.[14] Löscher hatte erkannt, dass Wissenschaft nicht um ihrer selbst willen betrieben werden darf, sondern dass sie Dienst für Gott am Nächsten sein soll.[15] Er lernte aber auch, dass er sich nicht mit zu viel und zu verschiedenartiger Arbeit überhäufen darf, weil dies sein Leben mit Gott stört: „Man kann mit freiem, fröhlichen Gemüte das Seine viel eher und besser verrichten, als wenn der Kopf mit so vielen Anschlägen verwirrt ist. Ein Wasser, das immer bewegt wird, kann das Bild der darauf scheinenden Sonne nicht so fassen, als wenn es ruht. So kann auch das Andachtsbild der ewigen Gnadensonne in einem so beschäftigten Gemüt nicht gebildet werden.“[16]

    1701 wurde er von Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg als Superintendent nach Delitzsch berufen. Dort vertiefte er sich immer stärker in ein intensives Bibelstudium mit dem Ziel der Erneuerung der theologischen Wissenschaft. Besonders wichtig war es ihm dabei, dass die Kandidaten der Theologie in rechter Weise geschult wurden und sittlich reif waren, wenn sie ihr Amt antraten. Er selbst war bestrebt, Vorbild zu sein und lebte intensiv mit der Schrift und war eifrig im Gebet und bei den Werken der Barmherzigkeit.[17] Er setzte sich auch dafür ein, die Visitationen wieder einzuführen.[18]

    Von 1707-1709 war er Professor in Wittenberg. 1709 wurde er als Pfarrer an die Kreuzkirche nach Dresden berufen und zum Superintendenten der Dresdener Inspektion, wie zum Assessor im Oberkonsistorium ernannt. Diese Stellung war umso wichtiger, als 1697 das sächsische Herrscherhaus um der polnischen Königskrone Willen zu römischen Katholizismus abgefallen war und ein Riss zwischen dem Volk und dem Kurfürsten bestand[19] und letzterer anfing, den Katholizismus zu fördern. In dieser einflussreichen Stellung verblieb Löscher bis zu seinem Tod 1749.

    Der Eintritt ins geistliche Amt gab seinem Geist eine andere Richtung. Den Bedürfnissen der Kirche wandte er fortan seine Aufmerksamkeit zu. Seine umfassenden Kenntnisse und seine wissenschaftlichen Forschungen stellte er von nun an in ihren Dienst. Obgleich von Herzen der orthodoxen Richtung zugetan, war er unbefangen genug, die von allen ernsten Christen beklagten und von Spener gerügten Notstände in der Kirche anzuerkennen und die Äußerlichkeit des christlichen Lebens in den Gemeinden auf die Versäumnisse der orthodoxen Pastoren zurückzuführen. Er weigerte sich daher auch nicht, sich der Mittel zu bedienen, die Spener zur Belebung des Glaubens vorgeschlagen hatte. Als Superintendent drang er auf Einführung der Katechismusexamina und empfahl unter gewissen Bedingungen collegia pietatis (Bibelkreise).

    Immer aber blieb sein Blick auf die Kirche als Ganzes gerichtet. Schon in Jüterbog reifte sein Plan, eine deutsche theologische Zeitschrift zu gründen. Mit dem Beginn des Jahres 1701 erschienen die „Unschuldigen Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen“, im ersten Jahrgang unter dem Titel „Altes und Neues aus dem Schatze theologischer Wissenschaft“, von 1721-31 unter dem Titel „Fortgesetzte Sammlung von alten und neuen theologischen Sachen“ und unter der Redaktion des Magisters Reinhard, seit 1731 wieder unter Löschers Leitung. Sie wurde auch nach Löschers Tod noch weiter herausgegeben bis 1761. Es ist die erste theologische Zeitschrift. Sie erschien allmonatlich, bisweilen auch allwöchentlich, und brachte Rezensionen und Artikel. Die Neuheit des Unternehmens, die Tüchtigkeit des Herausgebers, der alle bedeutenderen literarischen Erscheinungen berücksichtigte und den Bewegungen in der katholischen und reformierten Kirche, sowie allen Werken in französischer, englischer, italienischer Sprache seine Aufmerksamkeit zuwandte, auch die im ganzen würdige Haltung in der Polemik gaben der Zeitschrift eine ganz außerordentliche Bedeutung. Sie musste nach einigen Jahren in zweiter Auflage erscheinen. Löscher hatte sich durch sie zum Führer der orthodoxen Partei in der lutherischen Kirche und zum Vertreter der lutherischen wissenschaftlichen Theologie aufgeschwungen. Der Kampf, den die Zeitschrift führte, galt den „naturalistischen und fanatischen Irrlehren“. Das Programm dieses Blattes lautete: „Gott hat uns in diesen trübseligen Zeiten, da man so viele bedauernswürdige Risse in den Mauern des evangelischen Jerusalem sehen muss, zu Wächtern seiner Kirche gesetzt und durch verliehene theologische Würden zu mehr Ausbreitung seines Namens verbunden, also, dass wir schuldig sind, anderen mit dem, was des Herrn Hand uns anvertrauet hat, zu dienen.“[20] Es wurde eifrig gelesen, von Freunden wie von Feinden; Löscher wurde mit Lob überhäuft, aber auch auf das heftigste angegriffen. Nicht zuletzt durch diese Zeitschrift wurde er als das Haupt der lutherischen Orthodoxie begriffen, die für die Reinheit der Lehre und für die Kirche kämpfte.[21]

4. Um die innere Erneuerung der Kirche

    In dem Bestreben, die berechtigten Forderungen des Pietismus zur Anerkennung zu bringen, veröffentlichte er in Jüterbog seine „Edlen Andachtsfrüchte“ zur Empfehlung der theologia mystica orthodoxa, rügte die „große Verderbung“ aller drei Stände im Land und forderte den „innerlichen Gottesdienst“: heilige Andacht, Verleugnung des Willens, Tötung des Fleisches. Er will die „Herzenstheologie“ lehren und zeigen, dass es außer der Wissenschaft und dem Bekenntnis der Glaubensartikel und dem äußerlichen Tugendwandel noch etwas Innerliches gibt, daran man wachsen muss. Herzenstheologie, das heißt für ihn: nicht nur Wissen um die Glaubensartikel und äußerlicher sittlicher Wandel, sondern gläubiges Gottvertrauen, Liebe, Furcht und Anbetung Gottes, Hass der Sünde, Verachtung der Welt, Hoffnung des ewigen Lebens, Furcht des göttlichen Zorns, Freude in Gott – aber nicht aus einem „inneren Licht“, sondern aus der Bibel geschöpft, gemäß der lutherischen Lehre, eben: veritas et pietas, Wahrheit und Frömmigkeit.[22] „Aber dass unser Christentum nicht bei der bloßen Wissenschaft der Glaubensartikel und einem äußerlichen Sittenwandel bleiben müsse, sondern man suchen soll den Verstand durch heilige Andacht, den Willen durch Verleugnung seiner selbst, die Affekte durch Tötung des Fleisches zu erneuern, ist unwidersprechliche Wahrheit. Dass in einer gottgeheiligten Seele, die dergestalt ihre Besserung sucht, der Geist der Gnade, der Liebe und des Gebets, der Freude und des Trostes seine heilige Einwohnung und Wirkung spüren und fühlen lasse, kann ebenso wenig geleugnet werden. Die Wissenschaft von diesen göttlichen Geheimnissen, die der Vernunft sehr fremd vorkommen und auch den Anfängern im Christentum nicht vorgetragen werden, nennt man die theologia mystica.“[23] Aber er will auch Grenzen ziehen zwischen der in den Schranken der reinen Lehre bleibenden „wahren Andacht“ und dem gegen die Kirche und ihre Lehre gleichgültigen „fanatischen Enthusiasmus“. Rechte Erbauung kann nur auf der Grundlage reiner biblischer Lehre geschehen. Dazu bedarf es keiner neuen Reformation, sondern rechter Amtsführung mit den Gnadenmitteln. Die Kirche soll wieder lebendig werden, nicht nur einzelne Personen. Weil die orthodoxe lutherische Lehre Bibeltheologie und zugleich Herzenstheologie ist, ist jegliche Veränderung Angriff auf die biblische Wahrheit.[24] Der Pietismus führte ja einer „mystischen Herzenstheologie“ das Wort, die vom Wort der Schrift losgelöst war. Sie ließen es auch zu Abweichungen in der Lehre kommen, da sie gegenüber der reinen Lehre eher gleichgültig waren, oft war es eine Vermischung von Wahrem und Falschem, wie die Entgegensetzung von Geist und Buchstabe, fleischlich und geistlich, äußerlich und innerlich. Rechtfertigung und Heiligung dagegen, Bekehrung und Erleuchtung wurden nicht recht unterschieden.[25] Den einzelnen Abschnitten dieses Werkes fügte er einige von ihm selbst gedichtete geistliche Lieder bei, von denen nicht wenige in die kirchlichen Gesangbücher übergegangen sind. Das Bußlied „O König, dessen Majestät“ braucht den Vergleich mit denen seiner theologischen Gegner nicht zu scheuen.[26] Insgesamt hat er 120 Choräle gedichtet, die auf zehn seiner Schriften verteilt sind. Sie geben etwas wieder von dem persönlichen Glaubensleben Löschers, kommen aus seinem Herzens, sind Kampf- und Siegeslieder. Sie zeugen von seinem Gebetsleben und der Prüfung seines Wandels. Häufig hat er auch die Melodie selbst komponiert. Allerdings haben auf die Dauer nur wenige sich den in Gesangbüchern gehalten, bei denen die innere Bewegung am trefflichsten sich ausdrückte.[27]

    Zu Förderung des geistlichen Lebens und dessen rechter Gründung in Schrift und Bekenntnis begann Löscher schon in Jüterbog mit Katechismusunterricht und Katechismusexamina, was er in allen Gemeinden seines Inspektionsbezirks einführte. Auch um die Armen kümmerte er sich. Er kannte Speners Vorschläge zu Reformen, prüfte sie genau auf ihren Hintergrund und ihre Auswirkungen und wandelte sie in einem kirchlich-lutherischen Sinn ab.[28]

   Die Übersiedlung nach Delitzsch (1701) gewährte ihm die Muße zu gründlichem Studium der hebräischen Sprache und zu exegetischen und biblisch-theologischen Arbeiten (s. unter 3.), denn er wollte die Theologie zu intensiverem Studium der Schrift zurückführen und ihr exegetische Hilfsmittel an die Hand geben. Überhaupt war ihm die exegetische Arbeit von großer Bedeutung. In ihrer Vernachlässigung sah er eine der Hauptursachen für den problematischen Zustand in der Theologie, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Sprachen zu wenig bearbeitet wurden. „Die rechtschaffene Untersuchung des Grundtextes ist das Hauptmittel, mit welchem man auch allein den Gegnern gegenüber ankommen kann“[29]. In den Unschuldigen Nachrichten veröffentlichte er 1703 „pia desideria“ (Fromme Wünsche), die darauf ausgehen, in gleicher Weise der Veritas (Wahrheit) wie der Pietas (Frömmigkeit) die Herrschaft zu sichern und dabei, soweit möglich, auf Altes, Bewährtes zurückzugreifen, das zu erneuern sei, und nur ausnahmsweise auch Neuerungen einzuführen. Vorzugsweise an seine Amtsbrüder wandte er sich, warnte sie vor der „fluchwürdigen Geldgier“ und der maßlosen Ehrsucht, Titelsucht, Herrschsucht und erinnerte sie daran, dass ihnen die Herzen und nicht die Ohren anvertraut seien: „Es ist ja unleugbar, geliebte Mitbrüder, dass unter uns, die wir verordnet sind zum Dienst der Kirche und zur Heilung der Gewissen, viele ihrem Berufe Genüge getan zu haben meinen, wenn sie nur regelmäßig die Predigten vor der Gemeinde halten und häufig die Sakramente verwalten. Wollen wir doch ja nicht vergessen, dass uns die Herzen und nicht die Ohren anvertraut sind, und dass eine solche Vernachlässigung ewiges Verderben nach sich zieht.“ Die Pastoren sollten Vorbilder der Gläubigen sein. Er empfahl daher Predigerversammlungen, Erneuerung der Kirchenzucht und Einzelseelsorge, sowie eine Zeitung für die Prediger, in der es vor allem um die praktischen Erfahrungen im Amt gehen sollte und um Verbesserungsvorschläge..[30] Die Studierenden der Theologie und die Kandidaten fasste er ins Auge und empfahl Vereine der Gleichgesinnten und sittliche Anleitung durch die Dozenten. Vom Kirchenregiment forderte er Wiedereinführung der Kirchenvisitationen. Die Gemeinden suchte er durch Einrichtung von Laiendiakonaten zu beleben, denen die Armenpflege, sowohl der Haus-Armen wie der Armenhäuser, und auch die Sorge für die verwaisten Kinder übertragen werden sollte. Besonderes Gewicht legte er auf die Heiligung des Sonntags, sowohl durch die Einführung von Liebesmahlen, die er vorschlug, bei denen mittellose Gemeindeglieder durch die reicheren gespeist werden sollten, als auch Versammlungen der Gemeinde nach dem Gottesdienst zu Schriftlese, Gebet und Gesang.[31]

    Während der Auseinandersetzung wegen der Unionsbestrebungen (siehe unter 5.) erschien sein Buch „des causis linguae Ebraeae“ (Von der Herkunft der hebräischen Sprache) und seine „historia meretricii imperii“, ferner „geheime Gerichte Gottes über das Papsttum“ und „Jon, sive origines Graeciae restauratae“, eine Untersuchung über die Herkunft der kleinasiatischen Griechen. Zur Erweckung des Glaubens oder „zu Erweckung wahrer Pietät“ gab er 1704-1710 seine „Evangelischen Zehenden gottgeheiligter Amtssorgen“ heraus, die allgemein mit Beifall aufgenommen wurden.

5. Kampf gegen die Union

    In die Zeit seines Delitzscher Aufenthalts fiel auch sein Kampf gegen die Unionstendenzen des Berliner Hofs und der diesen Bestrebungen entgegen kommenden pietistischen Theologen. Diese Tendenzen kamen nicht von ungefähr. Sie waren nicht nur seit dem Abfall der Hohenzollern zum Calvinismus und dem damit einhergehenden Bestreben dieser Herrscher, das Luthertum in ihren Ländern faktisch zu eliminieren, praktisch ständig auf der Tagesordnung. Vielmehr griff die geistliche und konfessionelle Gleichgültigkeit besonders in den politischen und vornehmen Kreisen immer mehr um sich. Das wurde durch die aufkommende Aufklärung und Philosophen wie Christian Thomasius noch gefördert, die überhaupt die Kirche dem Staat unterwerfen wollten und grenzenlose Willkür gegen die Konfessionen befürworteten, ja geradezu forderten. Der Pietismus nahm zwar nicht so offen eine Stellung ein, aber seine eher gleichgültige Position in Lehrfragen, seine Tendenz, die Lehre hinter dem Leben zurücktreten zu lassen, sein Hang, der Erfahrung den Vorrang vor der Lehre und dem Bekenntnis zu geben förderten nicht das konfessionelle Bewusstsein, sondern unterminierten es weiter.[32]

    König Friedrich I. (nicht zuletzt unter dem Einfluss von Leibniz, der gerne eine Vereinigung der reformierten, anglikanischen und lutherischen Kirche erreicht hätte) berief 1703 ein Unions-Kollegium unter dem Präsidium des Hofpredigers Benjamin Ursinus. Spener, aufgefordert, an diesem sich zu beteiligen, lehnte ab, verhehlte auch nicht seine Bedenken gegen das Unternehmen. Der lutherische Propst Julius Lütkens schied bald aus. Der pietistische Pastor Winkler dagegen, ebenfalls Mitglied des Kollegiums, veröffentlichte sein „arcanum regum“, in welchem er dem König als summus episcopus (Notbischof) das Recht der Union zusprach und die Pflege des Pietismus als das beste Mittel zur Förderung der Kircheneinigung empfahl.[33] Diesen Machenschaften trat Löscher anonym mit seiner „Allerunterthänigsten Adresse … die Religionsvereinigung betreffend“ entgegen (1703). Er betonte die durchgehenden Lehrunterschiede der beiden evangelischen Kirchen. Er bezog sich dabei auf die Lehren von der Erwählung, des Abendmahls, der Person Christi und der Gnadenmittel, wobei er reformierterseits immer diejenige Auffassung zu Rate zog, die der lutherischen noch am nächsten steht (denn die reformierte Kirche in vielen Lehrpunkten  in sich nicht einig ist).[34]

    Er fand in der Begünstigung der Union von Seiten der Pietisten den schlagendsten Beweis für ihre Gleichgültigkeit der Kirche und der reinen Lehre gegenüber. So weit komme man, meinte er, wenn die „allgemeine Dependenz des Verstandes vom Willen und der Orthodoxie von dem frommen Leben gelehrt wird“. Infolge des durch die „Adresse“ erregten Streits ließ Löscher seine „Historie der ersten Religions-motuum zwischen den Evangelisch-Lutherischen und Reformierten“ erscheinen (1704) und in den Jahren 1707 und 1708 die „Ausführliche Historia motuum“ in zwei Teilen, eine wertvolle Zusammenstellung der auf den Streit beider Kirchen sich beziehenden Tatsachen. Den dritten Teil der Historia publizierte er erst 1724 mit einem paränetischen Anhang „Ermahnung an die reformierten Gemeinden in Deutschland“, nachdem die Unionsvorschläge der Württemberger Theologen Chr. Klemm und M. Pfaff bei den evangelischen Ständen in Regensburg Anklang gefunden hatten. Auch gegen den Bau eine „Simultankirche“ für Lutheraner und Reformierte in Berlin durch den Hohenzoller Friedrich I., bei der Luthers und der Heidelberger Katechismus auf dem Altar lagen, hatte 1709 deutlich protestiert und die beteiligten Pfarrer korrekt „Religionsmenger“ genannt. Dabei wusste er, dass die Not ja tiefer ging: „Der Schaden Josephs ist groß. Der Indifferentismus gegen die Wahrheit nimmt überhand. Die Universitäten und Ministerien sind erfüllt mit Leuten, welche unsere symbolischen Bücher verhöhnen und verachten, Leute, die mit den Reformierten das heilige Abendmahl zu halten nicht für unrecht erachten.“[35]

6. Auseinandersetzung mit dem Pietismus

    Zum Streit mit den Pietisten kam es erst, nachdem Spener gestorben und 1706 Joachim Lange als Vorkämpfer der Hallenser aufgetreten war, und zwar durch Veröffentlichung der „Aufrichtigen Nachrichten von der Unrichtigkeit der Unsch. Nachrichten“. Mit dieser Schrift ging der Pietismus zur Offensive über. In ihr wird die Behauptung aufgestellt, die sog. Orthodoxie sei Irrlehre und die Orthodoxen seien Epikuräer, Atheisten und insbesondere Pelagianer, letzteres wegen ihrer Lehre von der theologia irregenitorum (Theologie der Nichtwiedergeborenen) oder wegen des Satzes, den Schelwig verfochten hatte, ein gottloser Orthodoxer sei kein natürlicher Mensch mehr, sondern erleuchtet und könne ein rechtschaffener Prediger sein. J. Lange behauptete, die wirkliche Orthodoxie fände sich nur bei den Pietisten. Damit war der bisherige Streit zu einem Lehrstreit gestempelt, die pietistische Lehrweise als die allein berechtigte dargestellt und der Orthodoxie die Fehde angekündigt. Überall und besonders in den Lehren von der Erleuchtung, von der Beichte und Absolution, von der Heiligen Schrift, vom Glauben, von der Rechtfertigung und Heiligung, von den Mitteldingen wollte Lange den Orthodoxen die bedenklichsten Irrlehren nachweisen. Dazu führte Joachim Lange den Streit in der leidenschaftlichsten Weise, mit einer Rohheit und Selbstüberhebung, die nur in der Polemik eines Meyer und Schelwig ihr Vorbild hatte, ja, in ihrer Bösartigkeit, persönlichen Beleidigungen weit darüber hinaus ging.

    Löscher übernahm die Verteidigung der Orthodoxie und die Bekämpfung des so trotzig auftretenden Gegners. Seine Berufung als Professor nach Wittenberg an Deutschmanns Stelle (1707) kam ihm unter diesen Umständen erwünscht. Er fand Zeit, Geschichte und Wesen des Pietismus zu studieren. Als erste Frucht dieser Arbeit erschienen seine „praenotiones et notiones theologiae“, eine Untersuchung der theologischen Begriffe, deren Auffassung zwischen beiden Parteien streitig war (Wiedergeburt, Heiligung, Erneuerung, Erleuchtung). Auch verteidigte er hier den Satz: doctores orthodoxos impios esse illuminatos (Orthodoxe ungläubige Lehrer sind erleuchtet).[36]

    Obwohl Löscher nach seiner Berufung nach Dresden (siehe 7.) eine ungeheure Arbeitslast zu bewältigen hatte, setzte er seine Studien fort, unterstützt durch seine ungewöhnlich kostbare und reichhaltige Bibliothek, angeregt durch die Angriffe Langes, der seine idea theologiae pseudoorthodoxae, den Antibabarbarus orthodoxae und die „Mittelstraße“ hatte erscheinen lassen. Endlich trat Löscher mit einer umfassenden Kritik des Pietismus hervor. Es geschah in einer Serie von Aufsätzen in den „Unschuldigen Nachrichten“ unter dem Titel „Timotheus Verinus“. Dieser Titel sollte andeuten, dass Löscher als Timotheus die Gottesfurcht, als Verinus die Wahrheit verteidigen und sowohl für die Frömmigkeit wie für die reine Lehre eintreten wolle, und zwar zur Förderung des Friedens und der Frömmigkeit. Dabei stimmte Löscher mit dem Pietismus überein, dass die Kirche an gewissen Gebrechen litt. „Die Zeiten sind da, die Luther vorausgesagt, da Epikureismus und Enthusiasmus miteinander im Bunde die wahre Gottseligkeit und den wahren Glauben antasten wollen. Weltliche Häupter, Lehrer und Zuhörer sind des Evangeliums müde geworden. Ich muss darum kraft meines Berufes und vermöge der Erkenntnis, die mir Gott gegeben hat, die Gefahr, so vom Pietismus herrührt, mit erhobener Stimme vorstellen und darf nicht schonen.“[37] Er stellt den Ausbruch eines die wichtigsten Lehren des Christentums berührenden Streits fest, nämlich: von der Wissenschaft der geistlichen Dinge, von der Erleuchtung eines übellebenden Orthodoxen, von der Beichte, von den Mitteldingen, vom Chiliasmus, vom Gnadentermin.[38] Löscher erkennt dabei sehr wohl an, dass die orthodoxen Kämpfer nicht überall den Ernst, die Treue und den Eifer, den man verlangen und wünsche könne, angewendet hätten, die wahre Gottseligkeit und das rechtschaffene Wesen in Christus nicht überall gefördert, auch die Pflichten der Liebe und Friedfertigkeit nicht recht vor Augen gehabt hatten, die Sanftmut nicht immer beachtet wurde.[39]

    Sodann untersucht er die Grundanschauungen des Gegners, namentlich seine Auffassung des Verhältnisses von Pietät und Religion, und zeigt, dass der Pietismus dasselbe falsch bestimme, unter Frömmigkeit etwas ganz Absonderliches verstehe und im Eifer für die Frömmigkeit das wahre Christentum und die Kirche gefährde, ja sogar mit der Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben in Widerspruch gerate. Als den zentralen Grundfehler des Pietismus stellt er dabei heraus, dass die Pietisten den Eifer für die Frömmigkeit überzogen, denn diese gehört wohl in Gottes Ordnung, aber nicht zum Kern der Seligkeit. Die Rechtfertigung allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, allein durch den Glauben darf durch die Überbewertung des christlichen Lebens, durch die Verschiebung der Schwerpunkte, nicht gefährdet oder gar aufgehoben werden.[40] Pietas, Frömmigkeit oder Gottseligkeit, das machte Löscher deutlich, umfasst die gesamte Religion, also den gesamten christlichen Glauben, nicht nur das Leben. Sie ist, wie er schreibt, die zur Praxis gebrachte Religion, die wiederum aus der Praxis der Gnadenmittel und in der Praxis der Früchte, die aus dem Gebrauch der Gnadenmittel folgen, besteht. Gottselig ist also, wer 1) Gottes Wort gemäß der biblischen Lehre hört, betrachtet, behält, glaubt, bekennt; die Taufe und das Abendmahl gemäß Christi Einsetzung gebraucht und damit lebt, und zwar nicht nur äußerlich, sondern als Gottes Wort und Sakrament für ihn, also Wort und Sakrament mit Hochachtung, Aufmerksamkeit und Verlangen begegnet und 2) mit den Früchten des Heils innerlich und äußerlich geschmückt ist, also bewusst als Christ Gott fürchtet und liebt und mit Ernst ihm treu dient, also in täglicher Bibellese, in täglicher Sündenerkenntnis, Umkehr, Vergebung und guten Werken lebt. Die Pietisten haben dabei den Schwerpunkt auf den zweiten Teil gelegt. Der gehört zwar sehr wohl zu dem, was Gott von einem Christen will, gehört aber nicht zum Grund und Wesen der Seligkeit (Unterscheidung von Gesetz und Evangelium, Rechtfertigung und Heiligung). Dieses Christenleben kann aber nur aus dem rechten Gebrauch der Gnadenmittel, vor allem rechter Unterscheidung von Gesetz und Evangelium, kommen. „Es ist demnach die Pietät, in jener Beschränkung aufgefasst, nötig zur wahren Religion in ihrer Fülle (completive), und zwar als nötige Folge derselben. Sie ist nötig, nicht zur Seligkeit, sondern denen, die selig werden wollen, als Teil göttlicher Ordnung. Sie ist nötig zum wahren Christentum als dessen Frucht und ex capite periculi (als Erweis desselben). Sie ist absolut nötig zum tätigen Christenwandel, oder sie ist vielmehr derselbe selbst. Sie ist nicht nötig zu den Gnadenmitteln, aber wohl nötig dem, der die Gnadenmittel nach Gottes Ordnung ohne seiner Seelen Schaden fort brauchen will.“ Er hebt hervor, dass das Verständnis der Frömmigkeit aber verschoben wurde, wenn man darin mehr den inneren Trieb, den Ernst, Gott redlich zu dienen und seiner Seele Heil zu suchen meint und dies dann von den übrigen Früchten des Heils trennt – und vergisst, dass auch diese Empfindungen Früchte der Gnadenmittel sind. Ganz schief wird es da, wo in die Frömmigkeit nach dem zweiten, engeren Verständnis, auch die Gotteskindschaft und Einwohnung Christi einbezogen wird. Der Pietismus hatte ja immer mehr den Eindruck erweckt, als hänge alles, auch die Seligkeit, von den Früchten des Heils ab. Dadurch treten dann Gottes Wort, reine Lehre, Wahrheit, Evangelium, die Gnadenmittel stark zurück, auch das Predigtamt. Die Gnadenmittel in ihrer Kraft drohen letztlich von der Frömmigkeit abhängig zu werden, das Gesetz, die guten Werke drohen so zur Grundlage des Heils zu werden.[41]

    Dabei wird Löscher nicht müde zu betonen, dass die Pietas allerdings unbedingt wichtig, hochnötig ist, der tätige Christenwandel sehr gefördert werden muss. Denn wer sich nicht in der Pietas betätigt, der steht in der Gefahr, die empfangene Gnade und den Glauben wieder zu verlieren und in Verstockung zu fallen.[42]

    Als weiteren entscheidenden Problempunkt erkannte Löscher, dass die Bedeutung der Orthodoxie, der reinen Lehre, zurückgeschoben wurde, denn es wurde behauptet, deren Studium solle nicht so hoch geschätzt werden. Dem ist aber entgegen zu halten, dass es bei der Orthodoxie 1) um das reine Gotteswort geht, ein heilbringendes, kräftiges Gnadenmittel. Es geht um die Erkenntnis Gottes zum Heil. Weiter aber 2) geht es um seine Lehre, doctrina divina, die auch eng mit der heilsamen Lehre nach 1) verknüpft ist, da in dieser Welt viele Irrtümer, Verführung vorhanden sind und es ja um Gottes Wort geht, das uns anvertraut ist, worüber wir kein Recht haben, Abstriche zu machen. Und die wahre Orthodoxie ist keineswegs nur mit natürlichen Kräften zu erlangen, sondern ist und bleibt ein Gnadengeschenk, denn es geht nicht nur um das äußere Lehrgebäude, sondern auch um den rechten Verstand der Lehre, der Glaubensähnlichkeit, der Verbindung der Lehrartikel. Ohne den Heilligen Geist aber fehlt dieser rechte Verstand, der wahre Sinn des Gotteswortes kann nicht erfasst werden. Ein ungläubiger Lehrer hat daher nicht die Orthodoxie im Vollsinn des Wortes, hat nicht die ganze Substanz der rechten Lehre.[43]

    Als dritten Grundirrtum, der sich aus dem ergibt, was zur Pietas gesagt wurde, erkannte Löscher die Beeinträchtigung in der wahren Lehre von der Rechtfertigung. Hier betonte er, wie wichtig es ist, dass zwischen dem Grund des Heils und dessen Früchten, zwischen Glauben und Werken, zwischen Christus und seine Gerechtigkeit haben und unserem Tun klar unterschieden werden muss. Dabei erkennt er durchaus an, dass der direkte Angriff gegen diesen Artikel von den Extremisten wie Dippel ausgegangen ist und auch die Fakultät in Halle sich gegen diese Extremisten gestellt hat. Aber er erkennt auch bei Halle eine Veränderung in der Rechtfertigungslehre, indem sie letztlich eine doppelte Rechtfertigung lehrten (etwa Breithaupt in seinen Theses credendorum, S. 131), eine unreife, schwache, die nur so viel bewirke, als dass des Menschen Gebet gefalle, er aber noch nicht voll gerechtfertigt sei. In die völlige Rechtfertigung aber werden dann die Pietas, die guten Werke mit hineingezogen. Auch Halle brachte schon die Lehre vom „tätigen Glauben“ auf (s.o. Anm. 41), der gerecht mache bzw. gerecht mache, sofern er tätig sei, und griffen auch die majoristische Irrlehre wieder auf, dass gute Werke zum Heil nötig seien.[44]

    Als weiteren Grundirrtum machte Löscher die pietistische Lehre vom Geist und Buchstaben, von Geist und Fleisch aus. „Buchstabe“ war hier nicht mehr das Gesetz, sondern das Wort, die Lehre, „Geist“ dagegen die Pietas, die Erfahrung, das Erlebnis, das Empfinden. Er sieht wohl den Gegensatz zwischen Geist und Fleisch, aber auch, dass der Geist über das Fleisch herrschen müsse, dass also der Christ Gerechter und Sünder zugleich ist, nicht nur Gerechter, was im Pietismus zu kurz kam.[45]

    Um den Pietisten, die in sich ja kein einheitliche Gruppe bildeten, gerecht zu werden, unterschied er drei Abteilungen bei ihnen: die einen die extremen, wie Dippel, Arnold, Petersen, die in allen von ihm angeführten 32 Punkten grob irrten; zur zweiten zählt er diejenigen, die zwar auch in allen Punkten irren würden, aber in subtilerer Weise, zu ihnen zählte er die Fakultät in Halle um A.H. Francke; die dritte Abteilung schließlich waren für ihn diejenigen, die nur in dem einen oder anderen Punkt irrten, aber dennoch nicht wollten, dass man gegen den Pietismus zeugte.[46] Der Angriff war so geschickt, dass die Hallenser sofort ein Mitglied der Fakultät und leider abermals Lange mit einer Erwiderung beauftragten. In seiner „Gestalt des Kreuzreiches“ sucht er Löscher als einen Menschen von vorsätzlicher Bosheit abzustempeln, der ohne einen Funken wahrer Gottesfurcht mit schamloser Lügenstirn teuflische Lästerungen gegen das Kreuz-Reich Christi ausstoße; der Teufel aus der Hölle könne es nicht gröber tun. Löscher antwortete zunächst gar nicht, suchte vielmehr durch Buddeus in Jena Friedensverhandlungen mit den Hallensern anzuknüpfen und übersandte ihm sorgfältig abgewogene Lehrsätze. Buddeus erklärte sie für unannehmbar, die Verhandlungen zerschlugen sich, und nun veröffentlichte Löscher zur 200-jährigen Jubelfeier der Reformation seinen „Vollständigen Timotheus Verinus“ (Erster Teil, Wittenberg 1718). Diese war ihm umso wichtiger, als er im Pietismus vor allem auch eine Erscheinung seiner Zeit sah, die geprägt war von Lauheit und Gleichgültigkeit gegen die lutherische Kirche, ihr Bekenntnis und ihre Lehre. Wahres Christentum und Pietismus sind daher durchaus zweierlei Dinge.[47]

    Das ist Löschers Hauptwerk. In 16 Kapiteln handelt er von den Generalkennzeichen des Mali pietistici (pietistischen Übels), von den Anfängen dieser Richtung in den Zeiten vor Spener, dem Ausbruch derselben durch Spener und von dem reißend schnellen Fortgang der Bewegung in den letzten Jahrzehnten und endlich von den charakteristischen Merkmalen des Pietismus. Als solche zählt er auf den frommscheinenden Indifferentismus (Gleichgültigkeit) gegen die reine Lehre, die Geringschätzung der Gnadenmittel, namentlich des Wortes Gottes, überhaupt Ablehnung der Absolution und daher auch der Gabe der Vergebung im Abendmahl, die Entkräftung des kirchlichen Amtes und die Verspottung der Amtsgnade, die Vermengung der Glaubensgerechtigkeit mit den Werken, die Hinneigung zum Chiliasmus, den Terminismus oder die Einschränkung der Bußzeit, den Präzisismus oder die Verdammung aller natürlichen Lust und des Gebrauchs der Mitteldinge (Spiel, Tanz, Komödie[48]), den Mystizismus oder die Vermischung von Natur und Gnade, das Reden von der Vergottung der Frommen sowie die Überschätzung der „Empfindung geistlicher Dinge“. Ferner rügt er „die Vernichtung der subsidia religionis“, das heißt der Dinge, die zum Bestand der wahren Religion erforderlich sind, wie namentlich der äußeren, sichtbaren Kirche, der Warnung vor den Irrlehren, der Bekenntnisschriften, der theologischen Lehrart, der regelmäßigen Versammlung der Gemeinde in der Kirche, der Kirchenordnungen, der Kirchendisziplin und der Orthodoxie. Es ist bedeutsam, dass Löscher die Orthodoxie hier zu den subsidiis religionis rechnet. Denn das sind solche Dinge, „welche die Würde der Gnadenmittel nicht haben“, sondern „ihr Absehen auf der Christen allgemeinen Zustand und auf die Erhaltung der wahren Religion haben“. Zum Vorwurf macht er dem Pietismus ferner „die Hegung und Entschuldigung der Schwärmer“, wie der Anhänger Schwenkfelds, Böhmes, Hoburgs, Brecklings, ja selbst der Quäker. Charakteristisch für den Pietismus ist auch der Perfektionismus, das heißt, eine Überspannung der Forderung, vollkommen zu sein, oder die Aufstellung eines falschen Maßstabs für das sogenannte „wahre Christentum“. Das zwölfte Merkmal ist der Reformatismus, das heißt, die donatistische Art und Weise, auf eine Reformation der Kirche von Grund aus zu dringen, und die damit verbundene geringschätzige Beurteilung der Reformation Luthers im Vergleich mit der von Spener begonnenen Erneuerung des christlichen Lebens. Das 13. Merkmal ist die Neigung zum Schisma oder der Separatismus, welcher auf Errichtung von ecclesiolae in ecclesia (Kirchlein in der Kirche, damit sind die Konventikel oder Versammlungen neben der Gemeinde gemeint, wie sie später dann besonders durch die Gemeinschaftsbewegung aufgekommen sind) ausgeht und die Frommen in der Gemeinde zu einem besonderen Häuflein verbinden will.

    Man mag die Aufzählung der Merkmale des Pietismus pedantisch nennen und Löschers Aufstellungen hier und dort beanstanden; im Großen und Ganzen hat er richtig beobachtet und mit Sorgfalt und Vorsicht alles zusammengestellt, was bei der Beurteilung des Pietismus in Betracht kommt. Er ist bestrebt, die pietistische Reform historisch zu begreifen, und er hat die redliche Absicht, das Berechtigte in der ganzen Bewegung anzuerkennen. „Wir sind ja einig, sagt er, in dem Zwecke, das Herz, den Wandel zu bessern und das rechtschaffene Wesen zu fördern. Geht es denn nicht auch in den Mitteln?“ Dennoch vermochte er weder das siegreiche Vordringen der pietistischen Denkweise zu hemmen, noch auch zu einer völlig gerechten und sachgemäßen Beurteilung der epochemachenden Bewegung durchzudringen. – Lange antwortete mit seiner „Abgenötigten völligen Abfertigung des sog. vollständ. Tim. Verini“ und veröffentliche die Schrift im Namen seiner Kollegen 1719. Löscher dagegen erbat sich eine Konferenz mit seinen Gegnern. Zum Teil durch Zinzendorfs Vermittlung kam sie zustande. Am 10. März 1719 traf man in Merseburg zusammen. Von Halle waren Herrnschmidt und A.H. Francke erschienen. Man verhandelte im Grunde nur die Lehre von der Erleuchtung der Gottlosen und die Lehre von den Mitteldingen. Eine Verständigung wurde nicht erzielt. A. H. Francke übergab vielmehr zum Schluss seinen Gegnern eine versiegelte Schrift, in der jedes Zugeständnis, dass die Hallenser in einem Punkt geirrt hätten, aufs entschiedenste abgelehnt und Löscher ermahnt wurde, in Zukunft das Gerede vom Dasein eines pietistischen Übels einzustellen und sich zu bekehren. Damit war jede Aussicht auf einen Ausgleich geschwunden. Francke und seine Mitstreiter gingen in ihrer Arroganz und ihrem leider im Pietismus häufigen Herzensrichten so weit, Löscher die Herzensbuße, überhaupt die Wiedergeburt abzusprechen.[49] Lange gab noch einmal eine „Erläuterung der neuesten Historie von 1689 bis 1719“ heraus, denunzierte auch seine Gegner bei der sächsischen Regierung und bewirkte das Verbot der Unschuldigen Nachrichten. Löscher veröffentlichte 1722 im zweiten Teil des Timotheus Verinus einen Nachtrag zu den historischen und sachlichen Darlegungen seines Hauptwerks und schwieg seitdem. Der pietistische Streit hörte damit auf, der Gegensatz aber zwischen orthodoxer und pietistischer Denkweise verwischte sich je länger je mehr, als der Rationalismus die Herrschaft gewann und eben dasjenige in Frage stellte, was Orthodoxen und Pietisten gleich teuer war und von beiden Teilen als wesentliche Grundlage des Christentums verteidigt wurde. Erst im 19. Jahrhundert, nach dem Wiedererwachen des Glaubens und dem Wiederaufleben der alten Gegensätze, namentlich seitdem das kirchliche Bewusstsein wieder erstarkte, erinnerte man sich des frommen und edlen Vorkämpfers der Orthodoxie und erkannte, dass jede besonnene Beurteilung des Pietismus an seine Untersuchungen und an seine Kritik anknüpfen müsse.

    Auch zu dem Grafen Zinzendorf und zu der Brüdergemeine ist Löscher in Beziehung getreten. Zinzendorf hatte einen tiefen Respekt vor der Frömmigkeit und Gelehrsamkeit des Dresdener Superintendenten. Er vermittelte zwischen ihm und den Hallensern. Er fragte Löscher um Rat wegen seines Eintritts ins geistliche Amt, nachdem er ja zuvor schon in Dresden Privatversammlungen abgehalten hatte, die aber, wegen der dem Bekenntnis widersprechenden Lehren, die dabei geäußert wurden, 1727 untersagt worden waren. Die Unschuldigen Nachrichten wiederum beschäftigten sich vielfach mit der Brüdergemeine und 1736 gehörte Löscher zu der Untersuchungskommission, die Lehre und Leben der Gemeine in Herrnhut prüfen sollte. Löscher unterschrieb den günstig ausfallenden Kommissionsbericht. Die Lehre schien ihm korrekt, die Ordnungen der Gemeinde bewunderte er. Die Herrnhuter Gesangbücher tadelte er allerdings scharf. Mit der Zeit scheint sich Löschers Stellung geändert zu haben, doch ist Genaueres darüber nicht zu ermitteln. Unter Umständen haben die Vorkommnisse in Marienborn und London dazu beigetragen. Auch Johann Albrecht Bengel hat ja umfassende Kritik an Herrnhut geübt[50].

7. Das Wirken Löschers in Dresden

    Nachdem er 1709 unter großen Ehrenbezeugungen sein Dresdner Amt angetreten hatte, entfaltete er in diesem eine vielseitige, überaus segensreiche Tätigkeit. Jeden Sonntag und Donnerstag hat er gepredigt, 924 Pastoren in der Kreuzkirche ordiniert, die Lokalvisitationen wieder eingeführt. Sechs Dresdener Kirchen, darunter die Frauen- (1734) und die Dreikönigskirche (in der Neustadt, 1739), hat er geweiht, die Teilung der großen Parochien in Angriff genommen, die Gründung von vier Predigtstellen durchgesetzt. Die Vorbereitung der Kandidaten der Theologie nahm er kräftig und erfolgreich in die Hand und eröffnete für sie ein Konvikt, in dem sie gemeinsam leben sollten. Dort unterrichtete er sie auch, leitete sie in praktischen Amtsdingen an, ließ sie Christenlehrunterricht halten, übertrug ihnen die Unterweisung der Armen und die Ausbildung anderer Katecheten. Immer wieder lud er sie auch zu sich ein, um ihnen auch durch sein Leben ein Vorbild sein zu können[51]. Seine besondere Fürsorge galt der Volksschule und der Bildung der Lehrer. Kurz nach seinem Amtsantritt, am 1. Dezember 1710, trat die erste Armenschule ins Leben, bald folgten sieben andere. Er sorgte nicht nur für die Unterhaltung, sondern auch für den Ausbau des Unterrichts, wozu er selbst Vorlagen schrieb, und eine straffere Handhabung der Schulzucht. Leitender Grundsatz für den Unterricht war die Erziehung zur Frömmigkeit. Deshalb sollten Luthers Kleiner Katechismus und der Dresdner Katechismus nicht nur äußerlich auswendig gelernt, sondern den Kindern auch anschaulich erklärt werden.[52] Am 12. September 1713 hielt er die erste Konferenz der Lehrer seines Sprengels ab. Im gleichen Jahr trat er auch als eines der Gründungsmitglieder in die „Sozietät der christlichen Liebe und Wissenschaft“ ein, einer Gelehrtenvereinigung mit Witwenkasse, der Samuel Steurlin vorstand.[53]

    Löscher galt als ein hervorragender Prediger, der auf Aufforderung des Rates der Stadt Dresden seinen ersten Jahrgang Predigten „Übung der Gottseligkeit“ veröffentlichte. Obwohl er als geborener, begeisterter und hinreißender Kanzelredner bezeichnet wurde, hat er ständig an seinen Predigten gefeilt, sie immer wieder verbessert. Für heute mag man sie als zu langatmig, weitschweifig, umfangreich ansehen. Aber die Menschen seiner Zeit wurden sehr angesprochen und gerade durch die einprägsamen Wiederholungen und ausführlichen Auseinandersetzungen unterwiesen.[54] In den Donnerstagspredigten legte er innerhalb 30 Jahren die gesamte Bibel seiner Gemeinde aus.[55]

    In den Kämpfen der Zeit zeigte er sich als furchtloser Charakter, der mit seinem Wort und seiner Persönlichkeit die Gemüter beruhigte, so bei der Ermordung des Predigers M. Hahn 1726 durch einen römischen Katholiken, bei der Verlegung der Hofgottesdienste aus der Schlosskirche in die Sophienkapelle 1737, bei dem Erscheinen des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau vor den Toren Dresdens nach der Schlacht bei Kesselsdorf 1745. Ohne Scheu hatte er die Mätresse Friedrich August I., die Reichsgräfin Konstanze von Kosel, auf der Kanzel als die „Bathseba Sachsens“ bezeichnet, und seine Predigt am 10. Sonntag nach Trinitatis 1748 über die Miss-Stände des Brühl’schen Regiments und Warnung vor Gottes kommendem Gericht veranlasste Karl Friedrich von Moser zu den Worten: „Man sagt, unsere Zeit hätte keine Propheten mehr; hier steht einer!“ Gegen den Raub der Kollekte für die Salzburger 1733, die das verschwendungssüchtige  kursächsische Regime für die Kuppel der Frauenkirche verwendete, hatte Löscher, wie der Geheime Rat, ohne Erfolg protestiert, ging darauf aber in seinem Gebet am Schluss der Einweihungspredigt ein: „Herr, hebe an, zu segnen dieses Haus, nimm allen Unsegen hinweg, welcher da und dort bei diesem Werk ist verursacht und vielleicht auch, Gott wende es, über dasselbe gezogen worden. Ach, vergib und vergiss aus Gnaden, was wider deinen Willen und wider die Ermahnung deiner Knechte geschehen ist.“[56]

    Löscher sah sehr deutlich, wie das Umfeld, in dem die Kirche lebte, sich negativ veränderte. In dem aus Opportunitätsgründen erfolgten Religionswechsel von Kurfürst Friedrich August I. erkannte er, wie sehr biblisch-religiöse Wahrheit aufgelöst wurde um politischer und Machtgründe willen. Er sah darin einen ersten Schritt in einem Prozess, in dem schließlich alle Werte und Normen, die Gott vorgegeben hatte, aufgelöst würden (wie es ja dann auch gekommen ist). Auch sah er die reale Gefahr, dass die Fürstenmacht sich durch den Absolutismus immer mehr ausweitete und zu reiner Fürstenwillkür zu führen drohte, die sich dann auch gegen die Kirche wenden konnte (wie es ja in Preußen dann auch einige Jahrzehnte später geschah), wie es sehr deutlich darin geschah, dass die Schlosskirche, in der über 200 Jahre lutherischer Gottesdienst gehalten worden war, der lutherischen Kirche in despotischer Weise von Friedrich August II. geraubt und dann profaniert wurde. (Gottes Strafe über Sachsen hat nicht lange auf sich warten lassen, auch wenn Löscher sie nicht mehr erlebte. Im siebenjährigen Krieg wurde das Land furchtbar verheert und noch einmal 60 Jahre später auf weniger als die Hälfte seiner einstigen Größe reduziert.)[57] Löscher dagegen erstrebte eine Politik, die sich an den christlichen Werten und Normen orientierte und die Kirche frei hielt von Machtansprüchen des Staates. Gerne hätte er aus den in der Kirche vertretenen Ständen von Adel, Predigern und Volk eine entsprechende Vertretung geschaffen zur Leitung der Kirche. Das scheiterte aber am Machtanspruch des absolutistischen Staates. Da Löscher auch, wie oben dargestellt, die Miss-Stände am Hof anprangerte und die Irrlehren Roms zur Sprache brachte, fiel er bei den Herrschenden seit 1720 immer stärker in Misskredit, so dass sie seine Möglichkeiten zu Veröffentlichungen einschränkten und ihm schließlich sogar Verboten, Dresden ohne behördliche Genehmigung länger als einen Tag zu verlassen. Auch im Oberkonsistorium wurde er mehr und mehr isoliert. Dies zeigte sich besonders 1724, als nicht er zum Oberhofprediger berufen wurde, sondern der pietistische Schützling August Hermann Franckes Bernhard Walther Marperger.[58]

    Trotz dieser ungeheuren Arbeitslast unterhielt er einen weitausgedehnten Briefwechsel im Interesse der Kirche und zur Aufrechterhaltung der reinen Lehre.

    Es war Löscher ungeheuer wichtig, dass die Menschen die frohe Botschaft in ihrer Muttersprache hören konnten. Darum setzte er sich besonders für die Sorben in Sachsen und Preußen ein, dass ihre Sprache in der Liturgie verwendet wurde und schrieb auch ein Vorwort zur sorbischen Ausgabe der Kinderpostille von Langhans, die 1717 in Bautzen erschien. Er widersetzte sich auch vehement Versuchen innerhalb der sächsischen Kirche, den Sorben ihre Sprache zu nehmen und sie auch sprachlich zu assimilieren. Daher wurde er im Vorwort zur ersten Gesamtausgabe der Obersorbischen Bibel 1728 erwähnt.[59]

8. Warnung vor den römischen Katholiken

    Die Auseinandersetzung mit Rom war durch den Abfall den Kurfürsten Friedrich August I. um der polnischen Krone willen vorgegeben und wurde durch den mit viel hinterhältigen und brutalen Mitteln betriebenen Abfall des Kurprinzen, eine Zwangsbekehrung, gegen die dieser sich lange gewehrt hatte, noch verschärft[60]. Friedrich August II., ein durch und durch gottloser Barockfürst, dem es nur um politischen Gewinn ging, versicherte einerseits dem Papst, den römischen Katholizismus im Land zu fördern und den Kurprinz zur Konversion zu bringen und heuchelte andererseits seinem Volk gegenüber, dass sich am evangelisch-lutherischen Charakter Sachsens und der entsprechenden Erziehung des Kurprinzen nichts ändern sollte.[61] Um der immer mehr um sich greifenden Gleichgültigkeit in Konfessionsfragen entgegenzutreten, weil auch die römische Kirche die lutherische Taufe nicht als heilige Taufe anerkannte, widersprach Löscher auch im Zusammenhang mit der Geburt des ersten Kindes des Kurprinzen und seiner habsburgischen Ehefrau der vom willfährigen Hofprediger Pipping gesetzten Formel von der „heiligen Taufe“ und setzte dagegen das „Bad der Taufe“. Er hat deshalb auch, um nicht gezwungen zu werden, die offizielle Formel verwenden zu müssen, acht Wochen nicht gepredigt. Schließlich hat er sich dem Druck beugen müssen, völlig unverstanden vom Geheimen Rat und dem Oberhofprediger, der mehr und mehr ein Lakai des Despoten geworden war. Ausschlaggebend für sein Nachgeben war wahrscheinlich sein Ansinnen, für seine Gemeinde verantwortlich zu sein[62], so fragwürdig dieses Einlenken dennoch bleibt.

    An der Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, die in Dresden immer mehr Boden gewann, beteiligte sich Löscher in ernster und würdiger Weise. Abgesehen von den schon genannten historischen Untersuchungen über die Geschichte des Papsttums und einer Abhandlung „de periodis et conversionibus hierarchiae ecclesiasticae“ kommt hier in Betracht sein „Abgeschiedener Demas“ (1713), ein Dialog, welcher vor Abfall zur römischen Kirche warnen soll, „Römisch-katholische Diskurse“ (1717) und die „Historie der mittleren Zeiten als ein Licht aus der Finsternis dargestellt“. Ebenso durch polemische Rücksichten veranlasst ist sein großes und wertvolles, leider unvollendetes Werk “Vollständige Reformations-Acta und Documenta“ (3 Teile aus den Jahren 1720, 1723 und 1729), die bis zum Jahr 1519 die Quellen zusammenstellt.

9. Auseinandersetzung mit dem Rationalismus

    Sehr bemerkenswert war endlich Löschers Auftreten gegen die Wolffsche Philosophie. Von Jugend an hatte er sich mit der Richtung beschäftigt, welche fast gleichzeitig mit dem Pietismus vom Standpunkt einer rein vernünftigen Weltbetrachtung aus Kritik zu üben begann an der Orthodoxie und an dem Glauben der christlichen Kirche aller Konfessionen. Schon in Wittenberg hatte Löscher über den Deismus gelesen. Seit dem Jahr 1722 wandte er dieser rationalistischen Denkweise oder „der freieren Art zu denken“ seine ganze Aufmerksamkeit zu; denn in dem „philosophischen Indifferentismus“, wie er sich ausdrückte, erkannte er die Macht, welche bisher unerhörte Umwälzungen in der Christenheit herbeiführen werde. Die Leibniz-Wolffsche Philosophie war in Löschers Augen, trotz ihrer konservativen Haltung, ganz dazu angetan, dem philosophischen Indifferentismus (Gleichgültigkeit) den Weg zu bahnen. Seit dem Jahr 1723 warnte er in Aufsätzen und Predigten vor den Gefahren der neuen Philosophie. 1724 erschien sein „Stromateus“ und sein „Antilatitudinarius“. Das letztere Werk beschäftigte sich vor allem mit der französischen und englischen freidenkerischen Literatur. Endlich (1735) trat er direkt gegen Wolff auf mit einer Reihe von Abhandlungen in den „Unschuldigen Nachrichten“ unter dem Titel „Quo ruitis?“ (Wo eilst du hin?). Er wandte sich an die studierende Jugend und deckte in klarer und überzeugender Weise den Widerspruch auf, der zwischen der Wolffschen Philosophie und dem Christentum besteht. Er bekämpfte z.B. die Lehre vom zureichenden Grund, wenn sie über den Bereich der Mathematik und Naturwissenschaft hinaus Berechtigung beanspruchte, d.h. dass sie Vernunft, die Wissenschaft in der Lage sei, alles zu erforschen. Sie ist unvereinbar mit dem Glauben an die Offenbarung und hängt zusammen mit dem Begehren nach einer Philosophie a priori (im vorhinein); „wir aber müssen zufrieden sein mit dem Wissen a posteriori“ (nachträglich). Scharfsinnig kritisierte er die Lehren von der besten Welt (die allein schon durch die Sündhaftigkeit der Menschen widerlegt wird), von der Ewigkeit der Welt, vom Gewissen (das angeblich nur von des Menschen Erziehung und eigenständiger Aufnahme von Ansichten herrühre), vom Gebet und von den Wundern usw. Er erkannte auch, wie unter dem Deckmantel von Gewissensfreiheit und Toleranz religiöse Gleichgültigkeit gefördert wurde. Für ihn war klar: Das offenbarte Christentum kann und darf sich keiner Philosophie unterwerfen.[63] Es kann auch ohne wahre Geheimnisse, die in diesem Leben nicht zu ergründen sind, nicht bestehen. Ebenso kann eine bloß mechanische Welt mit ihm nicht bestehen. Es setzt auch ein Gewissen als Werk Gottes und Regel aller Verrichtungen voraus. Schließlich kann das wahre Christentum eine „ewige Welt“ nicht akzeptieren.[64] Besonders verderblich ist auch die rationalistische Lehre von der menschlichen Seele, die rein mathematisch, mechanisch gefasst werden sollte und alles Denken und Wollen von einer metaphysischen Notwendigkeit herrühre, womit geleugnet wird, dass der Mensch etwa dem Gnadenhandeln Gottes widerstreben kann.[65]

    Deutlich bemerkte er auch, wie gerade diese rationalistische Philosophie dazu neigte, das rein diesseitig orientierte, politischem Opportunismus huldigende Vorgehen des sächsischen Hofes zu rechtfertigen – und somit unchristliches Verhalten und den um sich greifenden Absolutismus förderte.[66]

    So stand Löscher in jeder Beziehung mitten in den Bewegungen seiner Zeit. Aufgeschlossen für die Wahrheitsmomente aller Richtungen blieb er doch fest und unerschüttert bei der lutherischen Kirchenlehre und behauptete das gute Recht des evangelisch-lutherischen Bekenntnisses gegen alle seine Gegner.

10. Familienleben. Charakter. Tod

    Am 15. Mai 1702 hatte Valentin Ernst Löscher Catharina Elisabeth Krausold geheiratet, eine Tochter des fürstlich-merseburgischen Hof- und Justizrats Friedrich Krausold und dessen erster Frau Anna Charitas, geborene Sittig. Elf Kinder entstammten dieser Ehe, von denen aber vier früh starben und auch der älteste Sohn 1746 noch vor seinem Vater heimging.[67] Sein Haushalt galt als schlicht und einfach, aber von tiefer Frömmigkeit und echter Herzensliebe geprägt; das bescheidene Auftreten seiner Frau und seiner Kinder wurde sehr gewürdigt. So wurde das Haus des Superintendenten auch zu einem Gegenpol in der sächsischen Hauptstadt, deren Hof ein Ausdruck von Pracht, Prunk, Verschwendung und Üppigkeit war.[68]

    Valentin Ernst Löscher war ein ernster Beter von seiner Kindheit an. Vor den hohen Feiertagen hielt er Nachtwachen und brachte einen Teil der Nacht in geistlichen Betrachtungen und Gebet zu.[69]

    Im Jahr 1748 feierte er sein 50-jähriges Amtsjubiläum unter großer Beteiligung zahlreicher Verehrer. Neben Ernst Salomon Cyprian und Erdmann Neumeister war er der bedeutendste Vertreter der lutherischen Spätorthodoxie.[70] Er starb am 12. Februar 1749. Seine von ihm selbst diktierte Grabschrift lautet: „V.E. Loescheri inquieta in laboribus peracta vita, per vulnera Christi lenita tandem in quiete mortis finita.“ (V.E. Löschers Leben, ruhelos hingebracht in Drangsalen, durch Christi Wunden gesänftigt, endlich vollendet in der Ruhe des Todes)[71]



[1] Dem Text liegt hauptsächlich zugrunde: Moritz von Engelhardt, Georg Müller: Valentin Ernst Löscher. In: Realencyclopädie für protestantische Theologie und Kirche. Hrsg. von Albert Hauck. 3., verb. und verm. Aufl. Leipzig: J.C. Hinrich. 1902. S. 593 ff.

[2] vgl. Hans Friese: Valentin Ernst Löscher. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt. o.J. S. 9

[3] vgl. ebd. S. 12

[4] vgl. https://www.wikiwand.com/de/Valentin_Ernst_Löscher

[5] vgl. Friese, a.a.O., S. 13 f.

[6] vgl. wikiwand, a.a.O.

[7] vgl. Moritz von Engelhardt: Valentin Ernst Löscher nach seinem Leben und Wirken. 2., durchges. Aufl. Stuttgart. 1856. S. 55.56

[8] vgl. Friese, a.a.O., S. 17

[9] Mayer hatte zunächst, als er Professor in Wittenberg geworden war, Spener als ein Vorbild hingestellt, sich später aber entschieden gegen ihn gestellt. Möglich, dass die schriftliche Ermahnung, die Spener als Oberhofprediger und Mitglied des Oberkonsistoriums an ihn richtete wegen der (allerdings nicht zu rechtfertigenden) Trennung von seiner Frau, mit dazu beigetragen hat. Immerhin hat er die Gefahr gesehen, die vom Pietismus für die Rechtfertigungslehre ausging, ebenso die Probleme und Gefahren durch das Konventikelwesen und die schwärmerischen Ausartungen. Später, als er in Greifswald Professor war, hat er sich um den Kirchengesang bemüht und um eine bessere katechetische und homiletische Ausbildung der Studenten und richtete ein „Seelsorge-Seminar“ ein, griff also durchaus Anliegen Speners wieder auf. Vgl. Friese, a.a.O., S. 18

[10] Johannes Fecht war ein Verwandter Speners und hat in Mecklenburg, nach dem Vorbild Herzog Ernst des Frommen von Gotha-Altenburg, die Bibelverbreitung und das Schulwesen gefördert. Er galt als ein beliebter akademischer Lehrer und stand mit fast allen Gelehrten seiner Zeit in Briefwechsel. Er war für seine Friedensliebe gekannt und trat eifrig für die praxis pietatis, die Frömmigkeit der Tat ein, vertrat aber Spener gegenüber die reine biblisch-lutherische Lehre und widersetzte sich vor allem der radikalen Weiterentwicklung des Pietismus. Er stand vielmehr für ein kirchliches Reformluthertum oder lutherische Reformorthodoxie. Vgl. Friese, a.a.O., S. 19 f.

[11] vgl. Friese a.a.O., S. 20

[12] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 59

[13] vgl. ebd. S. 62 f.

[14] vgl. wikiwand, a.a.O.

[15] vgl. Friese, a.a.O., S. 23

[16] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 65

[17] vgl. ebd. S. 66

[18] vgl. wikiwand, a.a.O.

[19] vgl. https://saebi.isgv.de/biografie/Valentin%20Ernst%20L%c3%b6scher%20(1673-1749)

[20] vgl. Friese, a.a.O., S. 24

[21] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 68 f.

[22] vgl. Friese, a.a.O., S. 27

[23] Engelhardt, a.a.O., S. 73

[24] vgl. wikiwand, a.a.O.

[25] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 75

[26] Im „Lutherischen Gesangbuch“ der Evangelisch-Lutherischen Freikirche finden sich von Löscher: Ich grüße dich am Kreuzesstamm (LG 96) und Wie heilig ist die Stätte hier (LG 243). (Anm. d. Hrsg.)

[27] vgl. Friese, a.a.O., S. 164 f.; Engelhardt, a.a.O., S. 79

[28] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 63.64

[29] vgl. ebd. S. 83-.85

[30] Franz Blanckmeister: Sächsische Kirchengeschichte. Dresden: Franz Sturm & Co. 1899. S. 225; Engelhardt, a.a.O., S. 88

[31] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 93.94. Die Schwäche der durchaus guten und hilfreichen Vorschläge Löschers liegt darin, dass er zwei wichtige Punkte nicht bzw. zu wenig angeht: die klare Unterscheidung von Gesetz und Evangelium und deren konsequente Handhabung in der Verkündigung sowie das allgemeine Priestertum aller Gläubigen und dessen Betätigung, zu dem zwar gewisse Ansätze durch das Laiendiakonat und durch die Bibelstunden vorgeschlagen wurden, aber eine weitergehende Förderung, etwa durch Gemeindeversammlungen, war nicht vorgesehen, ebenso wenig ein Hineinnehmen der Gemeindeglieder in die Regierung der Gemeinde. Dadurch war alles zu sehr auf das Amt abgestellt, ein Problem, das Löscher durchaus sah. (Anm. d. Hrsg.)

[32] vgl. ebd. S. 96 f.

[33] Hier werden Grundtendenzen des Pietismus deutlich, wie sie von diesem heute gerne auch verschwiegen oder beschönigt werden. Zum einen ist es die Stärkung des Staatskirchentums, wie es in der verheerenden Weise, wie es dann im 19. Jahrhundert zum Schaden von Kirche und Volk in Erscheinung trat, ja erst durch Aufklärung und Pietismus ausgebildet wurde. Der Pietismus ist also nicht nur Opfer staatlicher Verfolgung geworden, wie er sich immer gerne darstellt, sondern hat vielfach selbst von staatlicher Bevorzugung profitiert und dem Staat unberechtigte Befugnisse zugesprochen. Weiter kommt in dieser Schrift deutlich heraus, wie wenig dem Pietismus letztlich die doctrina divina, die wahre göttliche Lehre gilt, wie wenig das Bekenntnis, das diese bezeugt, wie sehr es ihm vielmehr hauptsächlich um das fromme Ich, das fromme Erlebnis, die gemeinsamen frommen Erfahrungen geht, wie sehr er also selbst da, wo er formal noch die orthodoxen Begriffe verwenden mag, die Schwerpunkt entscheidend verschoben hat: von Gott zum Menschen, von der Rechtfertigung zur Heiligung, von der Kirche zum Ich, von den objektiven Gnadenmitteln und objektiven Lehren zu menschlichem Handeln und Erleben. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass nicht zuletzt die „Evangelische Allianz“ von pietistischen oder pietistisch beeinflussten Kreisen (neben den von ihrem Ursprung her unionistisch gesonnenen Anglikanern) gegründet und getragen wurde, wie auch andere, die schriftwidrige Ökumene befördernde Unternehmen, wie der ebenfalls nicht konfessionell gebundene „Christliche Verein junger Menschen“ (CVJM) oder der konservativere, aber ebenfalls nichtkonfessionelle „Jugendbund entschieden für Christus“, die Internationale Missionskonferenz in Edinburgh 1911 als Ausgangspunkt der ökumenischen Bewegung aus diesem Umfeld entscheidende Impulse enthielten. Neben der Durchsetzung der Union durch die Hohenzollern und dann mittels der EKD ist dies einer der entscheidenden Gründe für den fast völligen Niedergang biblisch-konfessioneller Haltung und Kirchen im deutschsprachigen Raum. (Anm. d. Hrsg.)

[34] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 102-105

[35] vgl. Friese, a.a.O., S. 47 f.

[36] So richtig es zwar ist, dass die rechte Erkenntnis der biblischen Lehre kein bloßes Produkt der verfinsterten Vernunft ist, sondern auch und vor allem auf Einwirkung des Heiligen Geistes von außen auf den unbekehrten Theologen beruht, so ist doch andererseits festzuhalten, dass ein unbekehrter Theologe eigentlich ein Widerspruch in sich ist und eine Theologie der Nichtwiedergeborenen immer große Mängel haben wird, da der Theologe von Dingen redet, von denen er tatsächlich keine wirkliche Ahnung hat. Hier hatten sich die Vertreter der Orthodoxie leider in etwas verrannt. Späterhin hat das bibel- und bekenntnistreue Luthertum eine theologia irregenitorum verworfen (s. Franz Pieper). (Anm. d. Hrsg.) Löscher hat durchaus die Verbindung von reiner Lehre und heiligem Leben erkannt und vertreten und um die Problematik ungläubiger Theologen gewusst: „Freilich mangelt der Erkenntnis eines Gottlosen sehr viel, nämlich die selige Empfindung, Vergnügung und Herzensbewegung, der recht versicherte Beifall, das kindliche Erfassen und Vertrauen, ja kürzlich der wahre Glaube, aber darum wird die von ihm verstandene Wahrheit nicht unwahr.“ Engelhardt, a.a.O., S. 109 f., Anm. 1

[37] Vorbericht des Vollständigen Timotheus Verinus; in: Friese, a.a.O., S. 92

[38] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 166

[39] vgl. ebd. S. 167 f.

[40] vgl. Friese, a.a.O., S. 66

[41] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 170-172. Tatsächlich ist ja für pietistische Kreise dann „der Glaube, der in der Liebe tätig ist“ als rechtfertigender Glaube verstanden worden, bis in unsere Tage, weshalb auch von diesen Kreisen (Pfr. Morgner) die „Gemeinsame Erklärung“ zwischen Lutherischem Weltbund und Rom zur Rechtfertigungslehre befürwortet wurde. (Anm. d. Hrsg.)

[42] vgl. ebd. S. 173

[43] vgl. ebd. S. 174-176

[44] vgl. ebd. S. 178-180

[45] vgl. ebd. S. 180 f. Gerade die Frage nach dem Verhältnis von Geist und Fleisch ist im 20. Jahrhundert im evangelikalen Bereich durch die Lehre von Watchman Nee wieder aufgebracht worden, der vom „fleischlichen“ und vom „geistlichen“ Christen sprach, wie auch in den schon im 19. Jahrhundert als Vorläufer der Pfingstbewegung auftretenden Heiligungsbewegung (und zuvor deren geistlichen Vater, dem Methodismus), die von „völliger Heiligung“, „Perfektionismus“ sprachen und damit die Tatsache, dass der Christ Gerechter und Sünder zugleich ist, verdrängten, leugneten und dadurch großen Schaden in der Christenheit anrichteten. (Anm. d. Hrsg.)

[46] vgl. ebd. S. 168

[47] vgl. ebd. S. 197

[48] Wobei diese Dinge, also Glücksspiel, Paartanz und Theater allerdings durchaus problematische bis sündige Dinge darstellen, wie das etwa Johann Melchior Goeze einige Jahrzehnte später in Hamburg deutlich bezeugt hat, wenn es auch durchaus immer zu differenzieren gilt bei den Stücken. Der Pietismus neigt sehr zur generellen Verteufelung von Dingen, auch die nicht direkt verboten sind. (Anm. d. Hrsg.)

[49] vgl. Friese, a.a.O., S. 68

[50] vgl. F.S. Hark: Der Konflikt der kursächsischen Regierung mit Herrnhut und dem Grafen Zinzendorf 1733-1738, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 3. Dresden 1882. S. 9.18.39 f.

[51] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 154-156

[52] Vgl. Friese, a.a.O., S. 90

[53] vgl. wikiwand, a.a.O.

[54] vgl. Friese, a.a.O., S. 60-63

[55] vgl. ebd. S. 192

[56] ebd. S. 140

[57] Im Rahmen des Wiederaufbaus des Dresdner Schlosses in den 1980er Jahren wurde auch die evangelische Schlosskapelle in ihrer ursprünglichen Form wieder errichtet. (Anm. d. Hrsg.)

[58] vgl. saebi, a.a.O.

[59] vgl. wikiwand, a.a.O.

[60] Der brutale Umgang mit dem Kurprinzen, dem späteren Kurfürsten Friedrich August II., von Seiten seines Vaters und der römischen Lakaien, haben diesen eigentlich gutgearteten jungen Mann letztlich gebrochen und zu einem willenlosen, unselbständigen Menschen gemacht, der seine Pflichten nicht mehr recht ausführte und einem gewissenlosen Opportunisten, Graf Brühl, die Regierung überließ. Vgl. Friese, a.a.O., S. 52 ff.

[61] vgl. Friese, a.a.O., S. 50

[62] vgl. ebd. S. 94-102

[63] vgl. ebd. S. 144

[64] vgl. Engelhardt, a.a.O., S. 270

[65] vgl. ebd. S. 278

[66] vgl. saebi, a.a.O.

[67] vgl. ebd.; Engelhardt, a.a.O., S. 152.153; Friese, a.a.O., S. 28.175.179

[68] vgl. Friese, a.a.O., S. 41.73

[69] vgl. ebd. S. 159

[70] vgl. saebi, a.a.O.

[71] vgl. Friese, a.a.O., S. 197 f.