Gospel Reductionism

Roland Sckerl

 

    Der Begriff „Gospel Reductionism“ kam in den 1960er Jahren auf, als in der Missouri-Synode das Ringen um die Lehre von der Schrift und die rechte Auslegung der Schrift immer heftiger wurde. Bei der Auseinandersetzung, die sich um die Erscheinung des „Gospel Reductionism“ drehte, handelte es sich um die Frage der rechten Auslegung der Heiligen Schrift, der rechten Hermeneutik.1 Juul Madson bemerkt dabei völlig korrekt, dass dieser Kampf nicht losgelöst werden kann von dem gleichzeitigen Ringen um die Lehre von der Schrift überhaupt, also um die Verbalinspiration und absolute Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift.2 Das Phänomen, das mit Gospel Reductionism, von einigen auch als Law/Gospel Reductionism bezeichnet wurde, stellt dabei einen besonders gefährlichen Angriff gegen die Autorität der gesamten Heiligen Schrift dar, weil dieser Angriff unter dem Deckmantel des Evangeliums erfolgt.3 Nicht zuletzt die Concordia University in Valparaiso, USA, stand für diese Verkehrung des Schriftverständnisses. Dabei hat einer seiner Unterstützer, Dr. Robert C. Schultz, ganz richtig auf die Bedeutung dieses Kampfes hingewiesen: „Keine Auseinandersetzung ist so entscheidend und so einschneidend gewesen seit der Altenburger Debatte über das Wesen der Kirche.“4 Wenn auch der Begriff selbst erst in den 1960er Jahren aufkam, so trat die Irrlehre selbst bereits in den späten 1940er Jahren auf und verbreitete sich in den 50er Jahren weiter, nicht zuletzt auch durch F.E. Mayer unterstützt, dessen Darstellung zur lutherischen Kirche in „The Religious Bodies of Amercia“ ganz stark vom Gospel Reductionism geprägt ist.5

    Worum ging und geht es dabei? (Denn wenn auch in der Missouri-Synode die Debatte eher abgeklungen ist, so ist sie damit keineswegs beendet. In der Christenheit selbst hat sie in den letzten Jahrzehnten unter verschiedenen Gesichtern ihr Haupt erhoben, wie noch beschrieben werden wird.) John Warwick Montgomery, der vehement und mit großer Entschiedenheit diese Irrlehre bekämpft hat, beschreibt den Gospel Reductionism als ein hermeneutisches Verfahren, das fordert, die biblischen Texte mit dem Evangelium auszulegen oder mit der Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium, und zwar als einer grundlegenden Auslegungsnorm.6 Damit kommt es auch zu einer Verwirrung um die Unterscheidung und Verbindung von Formal- und Materialprinzip in der lutherischen Theologie, allerdings in einer anderen Weise als Edward Schroeder, wie R.C. Schultz von der Universität in Valparaiso, später in St. Louis, dies gemeint hat, der diese Verwirrung nämlich den Kritikern des Gospel Reductionism vorwarf.7

    Dabei behaupteten die Protagonisten des Gospel Reductionism (Valparaiso Theology), dass ihre Ansichten völlig mit den lutherischen Bekenntnissen, mit der Theologie Luthers und C.F.W. Walthers übereinstimmten, ja, dass sie die eigentlicher Verfechter rechten konfessionellen evangelischen Luthertums wären.8 Stimmt das aber wirklich? Worin liegt der Unterschied? Jacob Aal Ottesen Preus, der damalige Präses der Missouri-Synode legte 1971 einen Bericht der Kontrollkommission für die Seminare vor, der unter anderen darlegte, dass der Gospel Reductionism nicht nur lehrt, dass das Evangelium das Zentrum des christlichen Glaubens ist, was völlig richtig ist, sondern vielmehr das Kriterium für die Auslegung der Bibel – und damit tatsächlich die buchstäbliche Aussage des biblischen Textes und damit auch die grammatisch-historisch-dogmatische Auslegung in Frage stellt. Das hat zur Folge, dass für die Gospel Reductionists jegliche Auslegung des biblischen Textes, jede Behauptung, die aufgestellt wird, so lange als akzeptabel gilt, so lange sie nicht das Evangelium angreife9 (damit also auch, wenn die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift verworfen wird, das Sechstagewerk der Schöpfung, die Notwendigkeit, sich von falschgläubigen Kirchen und Lehrern zu trennen; ebenso die Frauenordination akzeptiert wird, wie auch Homosexualität und andere sexuelle Verirrungen, bzw. sie verharmlost werden, wie dies ja etwa in der jüngeren Zeit in den Debatten im evangelikalen und pietistischen Bereich in der BRD sich zeigte). Auch eine Auslegung, die eben nicht vom Buchstaben der Schrift ausgehe, die nicht grammatisch-historisch sei, sei daher akzeptabel. Das schließt ein, dass die Gospel Reductionists auch mit solchen leben können, für die Adam und Eva keine historischen Lebewesen waren, so wenig wie die weltweite Flut ein historisches Ereignis10, sondern nur (fiktive) „Erzählungen“, „Bilder“.

    Dagegen ist die biblisch-reformatorische lutherische Lehre, wie sie auch von den bibeltreuen Kreisen um J.A.O. Preus damals in der Missouri-Synode geteilt wurde, die: Die Bibel allein (und zwar die ganze Schrift, nicht in irgendeiner Weise eingeschränkt, verkürzt) ist die alleinige Quelle und Norm der Lehre der Kirche (Formalprinzip). Das Evangelium von Jesus Christus ist die Hauptlehre der Bibel und das Herz des christlichen Glaubens (Materialprinzip). Das Evangelium ist dabei eine Grundvoraussetzung für die Auslegung der Heiligen Schrift, und zwar in dem Sinn, das man sich der Schrift nähert mit der Erwartung, die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu hören – aber nicht in dem Sinne, dass es die Bedeutung eines biblischen Textes bestimmt (und hier liegt ein entscheidender Unterschied). Vielmehr ist das, was der Text tatsächlich sagt, seine buchstäbliche Aussage, die wirkliche Aussage des Textes und ist so zu akzeptieren, weil es sich um Gottes Wort handelt. Die Grammatik, der Grundtext und die literarische Form des Textes bestimmen, ob der Text buchstäblich oder bildhaft zu verstehen ist.11 So, und nur so, kann der Sünde recht von seiner Sünde und seiner abgrundtiefen Verdorbenheit überzeugt (Werk des Gesetzes) und zu einer lebendigen Erkenntnis Jesu Christi als seines persönlichen Erlösers von den Sünden geführt werden (Werk des Evangeliums). Die GR-Theologie dagegen behauptet ja, dass die Schrift durchaus unklar sein kann, unterschiedliche Auslegungen möglich seien, und das Evangelium daher angebe, wie die Schrift zu verstehen sei.12

    Bibel- und bekenntnistreue lutherische Theologie hat dabei immer gelehrt, dass allerdings das vornehmste Ziel der Bibel es ist, Jesus Christus zu verkündigen, damit Menschen zur Erkenntnis der Erlösung durch den Glauben an Jesus Christus kommen und deshalb die Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, allein durch den Glauben die Zentrallehre der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments ist. Gerade in diesem Zusammenhang ist eine rechte Unterscheidung von Gesetz und Evangelium nötig. Gerade weil aber Jesus Christus sein Erlösungswerk dadurch vollbracht hat, dass er persönlich in unsere Geschichte eintrat und ein Leben in dieser Geschichte führte, in unserer Geschichte starb und auferstand, darf der soteriologische Grundzweck der Schrift in keiner Weise die historischen und sonstigen Tatsachen, die in der Schrift berichtet werden, in Frage stellen oder leugnen.13 Sie hat deshalb und muss deshalb stets auch eine Lehre verwerfen, die nicht mehr die Bibel, sondern nur noch das Evangelium zum Richter über alle Lehre und Lehrer macht (was ja auch durch eine falsche Interpretation von Art. VII des Augsburger Bekenntnisses immer wieder versucht wird, indem dort der Begriff „Evangelium“ im engsten Sinne genommen wird, losgelöst sowohl von dem mit ihm zusammenwirkenden Gesetz wie überhaupt der Schrift, für die es hier steht, wie die Darlegungen zu diesem Artikel in der Apologie zeigen) und auch es für akzeptabel hält, wenn die historische Faktizität von Ereignissen wie dem Sechstagewerk der Schöpfung, der historischen Existenz von Adam und Eva, des Sündenfalls, der weltweiten Flut in Frage gestellt wird, so lange nur das Evangelium dadurch nicht berührt würde; oder dass gar Christen das nicht als verbindlich glauben und lehren müssten, was nicht Teil des Evangeliums sei.14 Gerade das ist ganz wichtig. Denn genau das sind ja die Ansatzpunkte der Gospel Reductionists etwa auch im deutschsprachigen Raum, wo sie etwa die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift leugnen (auch innerhalb der SELK), wo das Sechstagewerk der Schöpfung geleugnet und seine Lehre als nicht so wichtig angesehen wird (innerhalb der SELK genauso wie im evangelikalen Raum), wo man versucht, „Bibeltreue“ gegen „Jesustreue“ (Ulrich Eggers, P. Hempelmann, Jürgen Mette) auszuspielen und sich dabei dann eben gegen die Verbalinspiration und absolute Irrtumslosigkeit der Schrift wendet, gegen die grammatisch-historisch-dogmatische Auslegung; wo man überhaupt meint, die Aussagen zu historischen oder naturwissenschaftlichen oder sonst nicht das Heil betreffenden Dingen seien zweitrangig, unwesentlich, Einheit darin nicht notwendig; wo dann auch behauptet wird, solche Aussagen, wie etwa gerade auch im Blick auf Schöpfung, Sündenfall und Sintflut, seien nur „heilsmäßig“ auszulegen, also welche Bedeutung sie für Gottes Treue, Liebe, Rettungshandeln hätten, nicht aber ihre historische und naturwissenschaftliche Relevanz zu bedenken (so auch in „konservativerer“ lutherischer Theologie in den Landeskirchen, in der SELK, im Bereich der Bekenntnisbewegung).

    Es geht also, das sei nochmals wiederholt, bei der Auseinandersetzung um die Stellung der Schrift und des Evangeliums im Blick auf die Auslegung der Schrift. Die Gospel Reductionists meinen, alles auf das Evangelium zurückführen, alles durch das Evangelium richten zu müssen. Sie verwerfen daher letztlich auch die Unterscheidung zwischen Formal- und Materialprinzip. Sie gehen dabei so weit, dass sie sagen, es müsse erst der Glaube an Christus kommen (wodurch?), dann daraus das Verständnis der Schrift, erst das Evangelium, dann das Gesetz (womit sie nahe bei Barth sind).15 Dagegen haben bereits die lutherischen Bekenntnisse gerade in der Konkordienformel deutlich gemacht, dass die Schrift die einzige Quelle, Regel, Richtschnur und Richter aller Lehre und Lehrer der Kirche ist, nicht nur das Evangelium, das allerdings Zentrum der biblischen Lehre, des christlichen Glaubens ist.16 Dabei bekennen sie auch, dass Gesetz und Evangelium die grundlegende Botschaft der Bibel sind und die Rechtfertigung allein aus Gnaden um Christi willen Kern und Stern der Heiligen Schrift, denn der göttliche Endzweck der Schrift ist ja, dass wir glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, und durch ihn das ewige Leben haben (Joh. 20,31).17

    Aber, und das ist nun das Entscheidende, was auch gegen die Gospel Reductionists festgehalten werden muss, das christologische bzw. soteriologische Prinzip tut der Aussage irgendeiner Schriftstelle keine Gewalt an, denn diese Prinzipien sind nicht hermeneutische Grundsätze zur Auslegung der Schrift. Die soll vielmehr grammatisch und historisch geschehen, ja, auch der Hauptartikel der Schrift wird ja aus der grammatisch-historisch-dogmatischen Auslegung gewonnen. Die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium ist ein theologischer, kein hermeneutischer Grundsatz, das ist ganz wichtig.18 Das Materialprinzip wird nur gewonnen und kann nur entfaltet werden, wenn es seine Gültigkeit und Autorität durch die Heilige Schrift hat, dem von Gott eingehauchten irrtumslosen Wort, das seinerseits wieder als Endziel hat, dass Menschen gerettet werden durch den Glauben an Jesus Christus. Evangelium und Bibel gehören also zusammen, Formal- und Materialprinzip stehen in unlösbarer Verbindung miteinander. Die Schrift, und zwar die ganze Schrift, ist das Erkenntnisprinzip in der Theologie, uns von Gott gegeben, um uns Christus zu verkündigen.19

    Der Gospel Reductionism hat dabei verkannt, dass die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium, wie schon gesagt, nicht ein, noch viel weniger das hermeneutische Prinzip ist, sondern ein theologischer Grundsatz, der dazu dient, dass das Evangelium wirklich „Evangelium“ bleibt. Die Auseinandersetzung, die dafür die Luther und Melanchthon mit Rom führten, führten sie auf der Grundlage grammatisch-historischer Auslegung der Schrift.20 Die Anwendung des Evangeliums, auch in der Praxis der Kirche, folgt aus der Auslegung der Schrift, nicht dadurch, dass das Evangelium der Schrift als hermeneutischer Grundsatz übergestülpt wird.21 Die Gospel Reductionists, wie etwa Robert Schultz, dagegen wollten das Gesetz-und-Evangelium-Schema auch der Auslegung der Schrift und der Dogmatik überstülpen.22 Das, was Schultz als zu einseitig bei Walther ansah, nämlich dass es bei der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium um die praktische Anwendung, nämlich wie sie auf den Sünder und den Christen anzuwenden sind, nicht dagegen ein hermeneutisches oder systematisches Prinzip, das ist vielmehr die korrekte Anwendung der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium.23

    Die Anwendung der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium als hermeneutischer Grundsatz führt dagegen, wie auch schon oben dargelegt, zu weitgehender Verkürzung der biblischen Lehre in unzähligen Bereichen, ja, öffnet der Bibelkritik weiteste Türen.24 Nicht zuletzt führt dies auch dazu, dass der dritte Gebrauch des Gesetzes, also seine Anwendung als „Regel“ für den Christen, umgestoßen wird. Es wird dann behauptet, dass das Gesetz nur anklagen, richten könne, mehr nicht (so übrigens auch F.E. Mayer). Einen ethischen Gebrauch des Gesetzes gibt es dann nicht mehr. So führt der Gospel Reductionism zum Antinomismus.25 Das ist gerade durch die Theologen der Valparaiso University, die auch führend waren im Gospel Reductionism, so ausgeführt worden. Stephen Schmidt etwa leugnete, dass die zehn Gebote überhaupt etwas zu unserem ethischen, moralischen Leben zu sagen hätten.26 Robert Hoyer ging so weit, dass er jegliche ethische Aussage der zehn Gebote leugnete und behauptete, sie dienten allein der Verdammnis des Sünders.27 Wodurch aber sollte dann die Ethik gewonnen werden? Das Evangelium wurde tatsächlich zum Gesetz, zur moralischen Norm für das christliche Leben.28



1 vgl. Juul B. Madson: Gospel Reductionism. ELS General Pastor’s Conference 1974. S. 1

2 vgl. ebd.

3 vgl. ebd.; David P. Scaer: The Law Gospel Debate in the Missouri Synod. In: The Springfielder. Vol. 36. No. 3. Springfield: Concordia Theological Seminary. 1972. S. 160. Ausgangspunkt scheinen die ominösen Bad-Boll-Konferenzen gewesen zu sein, die vor allem F.E. Mayer beeindruckten, etwa in der Hinsicht, dass die landeskirchlichen Theologen versuchten, sich als gute Lutheraner darzustellen, ohne dabei die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift zu vertreten. Ohne die Lehre der Verbalinspiration direkt zu verwerfen, minimierte er ihre Bedeutung: „The doctrine oft he inspiration does not stand in the relationship of apriori, but of aposteriori to our theology. It ist not the broad basis upon which the pyramid of dogmatics is built up.“ Scaer, ebd. S. 161. Einen weitgehenden Einfluss scheint Werner Elert ausgeübt zu haben, der einen besonderen Eindruck auf die missourische Delegation bei den Bad-Boll-Konferenzen machte und durchaus aus der Tradition der Erlanger Schule („Ich-Theologie“) kam und eine Verkürzung biblischer Lehre sowohl im Blick auf die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift als auch den dritten Gebrauch des Gesetzes praktizierte. Dr. Schultz, einer der Protagonisten der Valparaiso-Theologie, war ein Schüler von F.E. Mayer und studierte anschließend in Erlangen bei Elert und übersetzte auch Althaus‘ ‚Theologie Martin Luthers‘ und ‚Ethik Martin Luthers‘, während E. Schroeder Elerts ‚Gesetz und Evangelium‘ übersetzte und nach Amerika brachte. Elerts Konzept sprach von einem ‚christlichen Leben unter der Freiheit‘. Vgl. ebd. S. 162, bes. Anm. 17

4 Madson, a.a.O. (Übers. von mir)

5 vgl. ebd. S. 2; s.a. F.E. Mayer: The Religious Bodies of America. 4. Aufl. St. Louis, Missouri: Concordia Publishing House. 1961. S. 127-182. Mayer spricht dabei von einer „soteriologischen Annährung an die christliche Lehre“ (soteriological approach to the Christian doctrine), der er praktisch die gesamte Darstellung der lutherischen Lehre unterwirft. Vgl. auch Scaer, a.a.O., S. 156

6 vgl. Madson, a.a.O.

7 vgl. ebd.

8 vgl. ebd. S. 2. E. Schroeder etwa behauptete: „The distinction between Law and Gospel is the operating yardstick whereby the confessors practiced their Gospel reductionism. … The confessors of 1530 look very much like Gospel reductionists.“ (Law-Gospel Reductionism in History of  the Lutheran Church-Missouri Synod. CTM. Vol. XLIII,. 1972. S. 232. In: Madson, a.a.O.

9 vgl. ebd.; s.a. S. 5: „Because the Gospel is the center of the Scriptures, all of their parts must be understood in relationship to that center. The relative significance of each teaching of the Scriptures must be discerned by relating to that center. … The Gospel gives the Scriptures their normative character, not vice versa.“ (aus: Affirmations of Faith). Das zeigt, wie damit die tatsächlichen Schriftaussagen reduziert, vergewaltigt werden, wie das, was als „Evangelium“ bezeichnet wird, tatsächlich als Hebel benutzt wird, alle unliebsamen Schriftaussagen auszuhebeln. Fakt ist nun einmal, dass die Heilige Schrift für uns die einzige Quelle, Norm, Richtschnur und Richter ist, weil sie Gottes Wort absolut irrtumsloses Wort ist, das allerdings, wie schon betont, das Evangelium im Zentrum hat. Auch das Evangelium rettet nur, weckt nur den Glauben und erhält ihn, weil es Gottes Evangelium, Gottes Wort ist, der Heilige Geist wirkend gegenwärtig ist (Joh. 6,63).

10 vgl. ebd.; Scaer, a.a.O., S. 159 f. Alles wird dadurch zu einem Mittelding, soweit es nicht das Evangelium angreift.

11 vgl. Madson, a.a.O., ebenso: A Statement of Scriptural and Confessional Principles. Lutheran Church-Missouri-Synod. 1972. IV.C; in Madson, a.a.O. S. 3

12 vgl. Madson, a.a.O., S. 3; Scaer, a.a.O., S. 158

13 vgl. A Statement … IV.B; in: Madson, a.a.O.

14 vgl. A Statement … IV.C; in: Madson, a.a.O. S. 4

15 vgl. Madson, a.a.O., S. 5 f.; Scaer, a.a.O., S. 161. Tatsächlich ist Gottes Heilsordnung, wie auch im Kleinen Katechismus festgehalten, ganz anders. Er lässt erst das Gesetz predigen (s.a. Luk. 24,47), zur Sündenerkenntnis, und dann erst Christus und damit das Evangelium.

16 vgl. Madson, a.a.O., S. 6, 3 f., 7

17 vgl. ebd. S. 7

18 vgl. ebd. S. 8, vor allem Robert D. Preus in den Reformation Lectures von 1973.; vgl. auch: Scott R. Murray on Gospel Reductionism, 29.07.2014, S. 1, aus: Murray: Law, Life, and the Living God. St. Louis: Concordia Publishing House. 2001. S. 103 (http://www.patheos.com/blogs/justandsinner/rev-dr-scott-r-murray-on-gospel-reductionism/)

19 vgl. ebd. S. 9

20 vgl. Murray, a.a.O., S. 1 f.

21 vgl. ebd. S. 2

22 vgl. Robert Schultz: Gesetz und Evangelium. Berlin: Lutherisches Verlagshaus. 1958. S. 168; in: Scaer, a.a.O., S. 165: „Damit ist eine der wichtigsten Aufgaben der lutherischen Theologie in Amerika gegeben: Gesetz und Evangelium ebenso zum Grundprinzip ihrer exegetischen und systematischen Theologie zu machen, wie es durch Walther zum Grundprinzip der praktischen Theologie erhoben worden ist.“

23 vgl. Scaer, a.a.O., S. 167

24 vgl. ebd. S. 158. So behaupten die Gospel Reductionists, dass die Schrift für sich genommen zu unterschiedlichen, mit einander im Widerspruch stehenden, Aussagen kommen könnte, weshalb das Evangelium als Voraussetzung der Glaubens verwendet werden müsse, um sich der Schrift zu nähern. Beweise von Lehraussagen aus der Schrift standen die Valparaiso-Theologen sehr skeptisch bis ablehnend gegenüber. Nicht Übereinstimmung mit der Bibel, sondern „Übereinstimmung mit Christus“ lautete ihre Parole – ganz ähnlich wie das, was etwa 50 Jahre später von evangelikaler Seite zu hören ist (s. Hempelmann, Diener, Mette). Vgl. ebd. S. 165

25 vgl. Murray, a.a.O., S. 2 f.; Mayer, a.a.O., S. 170-172, der genau diese Verkürzung der Aufgabe des Gesetzes durchführt.

26 vgl. Scott R. Murray: Law and Gospel and the Doctrine of God. In: Concordia Theological Quarterly. Vol. 65,2. Fort Wayne: Concordia Theological Seminary. April 2001. S. 135 f. (der Gesamtartikel enthält auch die oben angeführte Darlegung Murrays zum Gospel Reductionism)

27 vgl. ebd. S. 136

28 vgl. Scaer, a.a.O., S. 166