Hauptteil
I. Die Brisanz dieses Themas
Hauptteil
II. Abschnitt 1. Luthers positive Grundhaltung gegenüber den Juden
II.
Abschnitt 2. Luthers Auseinandersetzung mit den Juden seit den 1530er Jahren
Der
Brief an Josel von Rosheim,1537
Brief
wider die Sabbather an einen guten Freund, 1538 22
Von
den Juden und ihren Lügen, 1543 26
Vom
Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi, Matth. 1, 1543 47
Eine
Vermahnung wider die Juden, 14.02.1546 64
III.
Abschnitt 2. Wie ist Luthers Haltung gegenüber den Juden zu beurteilen?
Von Roland Bainton,
einem amerikanischen Lutherbiographen, wird überliefert, dass man
wünschen könnte, Luther wäre gestorben, bevor er seine
Spätschriften gegen die Juden geschrieben habe, gemeint ist besonders
„Von den Juden und ihren Lügen“. 1 Dies macht
deutlich, wie schwer es bis heute den Menschen fällt, sich mit Luthers
Stellung zu den Juden auseinanderzusetzen.
Der Hintergrund ist der Holocaust. Aus diesem
Eindruck wird Luther dann aufgrund seiner Aussagen sofort in die rassistische
Ecke gestellt, obwohl Rassismus damals völlig unbekannt war und erst im
18. Jahrhundert aufkam. 2 Überhaupt wird Luther aus Ereignissen
und Erlebnissen beurteilt, die Jahrhunderte später stattfanden und für
die man ihn nun, nachträglich, mitverantwortlich macht. Dies ist unter
anderem durch den amerikanischen Korrespondenten William L. Shirer
geschehen, dessen Buch „The Rise and Fall of the Third Reich“ (New York
1960) auch ins Deutsche übersetzt wurde. Er selbst war überhaupt kein
Historiker und hat auch in diesem Buch, das doch den Anspruch erhebt, ein
historisch-wissenschaftliches Buch zu sein, nicht wirklich historisch
gearbeitet. Gerade im Hinblick auf Luther wie auch auf die deutsche Geschichte
überhaupt, arbeitet er mit Vorurteilen und bloßen Behauptungen ohne
jegliche Beweise. So behauptete er, die deutsche Geschichte sei ein
geradliniger Weg auf Hitler gewesen und beschrieb Luther als intolerant,
fanatisch, gewalttätig, daneben aber auch als ehrenhaft, einfach,
lernbegierig, selbstkritisch, dann wieder als „Vater des deutschen
Nationalismus“ und als jemanden, der den Absolutismus gefördert
hätte (der tatsächlich ja erst ca. 100 Jahre später aufkam),
ebenso die Klassenaufteilung und die föderale Zerrissenheit (das Reich war
aber ohne Luthers Zutun bereits in hunderte kleiner Staaten zersplittert) und
hätte einen absoluten Gehorsam gefördert. Überhaupt sei er ein
leidenschaftlicher Antisemit gewesen. 3 Dieses Klischee ist, bei der ahistorischen Grundhaltung in der Bundesrepublik
Deutschland, von vielen, gerade auch in den Kirchen, einfach übernommen
worden. Viele sich lutherisch nennende Kirchen sahen sich daher
bemüßigt, sich für die Äußerungen Luthers zu entschuldigen.
Es bekam dieses Klischee ja
Unterstützung durch einen der übelsten Hetzer der Nazi-Zeit, Julius
Streicher, der sich in seiner Verteidigung 1946 dazu verstieg zu behaupten:
„Wenn Luther heute lebte, dann säße er hier an meiner Stelle
als Angeklagter.“ 4 Er wollte damit sagen, dass doch die
Judenfeindschaft der Nationalsozialisten ihre Wurzeln bei Luther habe. Er
vergaß dabei völlig, dass für Luther die Judenfrage eben keine
rassische Frage war, sondern eine religiöse, die mit der Bekehrung der
Juden gelöst wäre. Er vergaß weiter, dass Luther nirgends die
Ermordung der Juden gefordert hatte und völlig anders als die Rassisten
gegenüber den Juden argumentierte. Und vor allem: Er vergaß, dass
sich Hitler in seiner Begründung für seinen Antisemitismus nirgends auf
Luther berufen hatte, wohl aber auf den römischen Katholizismus und
besonders Karl Lueger und die römisch-katholisch
geprägte Christlich-Soziale Partei Österreichs. Tatsächlich
liegen Welten zwischen Luther und dem Nationalsozialismus.
War also Luther ein Antisemit, wie es immer
wieder behauptet wird? Ich werde diese Frage nachher noch behandeln. Wir werden
auch sehen, was wir von Luther für unsere Haltung zu den Juden lernen
können.
Während Luther in seiner frühen
Lehrtätigkeit noch ganz vom römisch-katholischen Ungeist, der von
Hass und Verachtung gegen die Juden bestimmt war, geprägt war, so
änderte sich das mit seiner reformatorischen Erkenntnis und der daraus
erwachsenen Liebe zu Jesus Christus, dem Heiland für Juden und Heiden.
Bereits die Psalmenvorlesung
der Jahre 1519-21 über die ersten 22 Psalmen gibt darüber deutliches
Zeugnis in der Auslegung zu Vers 7 von Psalm 14, wo es ja heißt: Ach,
dass die Hilfe aus Zion über Israel käme, und der HERR sein gefangen
Volk erlöste! So würde Jakob fröhlich sein, und Israel sich
freuen. Luther bezieht sich dabei auf Paulus, der diesen Vers in Römer
10 aufgreift und hebt hierbei hervor, dass dies eben durch menschliches
Bemühen unmöglich ist. Dass Juden bekehrt werden zu Jesus von
Nazareth als dem Messias Israels und Heiland der Welt, dass ist vielmehr allein
durch Gottes allmächtiges Gnadenhandeln möglich. Dies umso mehr, als
ja eben durch Gottes Ratschluss einem Teil von Israel Blindheit
widerfahren ist, die daher auch nur durch Gott wieder aufgehoben werden
kann. Gott selbst muss die Hilfe über Israel bringen: „Wer
wird nun Hilfe über Israel bringen, wird sie aber bringen aus Zion?
Niemand, bis dass der HERR selbst die Gefangenschaft seines Volks wende,
nämlich des Volks, welches nach dem Fleische Israel ist, und nun in der
größten und längsten und allerschlimmsten Gefangenschaft
gehalten wird, da es sowohl leiblich als auch geistlich gefangen ist; gleicherweise, nach dem Exempel dieses Volks, wird der HERR
die Gefangenschaft eines jeglichen Volks wenden, das sein ist, wenngleich es
nicht nach dem Fleische Israel und Gottes Volk ist.“ 5
Hier wird ein weiterer Aspekt deutlich, der für Luther bleibend sehr wichtig
war: Israel als Zeichenvolk. So, wie Gott mit Israel handelt, so
handelt er auch mit den Heidenvölkern. So, wie Gott Israel richtet, so
richtet er auch die Heidenvölker, wenn sie ihm widerstreben. Und so, wie
Israel aus seiner geistlichen Finsternis allein durch Gottes allmächtiges
Gnadenhandeln errettet werden kann, so können auch die Menschen aus den
Heiden allein durch Gottes gnädiges Allmachtshandeln errettet werden aus
der Finsternis zu Jesus Christus. Jesus Christus ist die alleinige Hilfe
für beide, Juden wie Heiden: „Er fügt aber hinzu: „aus
Zion“, um zu zeigen, dass weder ihnen noch irgendeinem Menschen eine
Hilfe widerfahren soll außer der, die in Christus ist, welche in Zion
gegeben ist, und von da aus über die ganze Erde verbreitet; und dadurch
sollten Juden und Heiden bekehrt werden, wie sehr sie jetzt auch wider ihn
wüten [Luk. 1,37:] ‚Denn bei Gott ist kein
Ding unmöglich.’ Und Röm. 11,23:
‚Gott kann sie wohl wieder einpfropfen.’“ 6
Darum spricht sich Luther auch vehement gegen
das Wüten gegen die Juden aus, wie es damals üblich war: „Deshalb
ist das Wüten etlicher Christen verdammlich
(wenn man sie anders Christen nennen kann), welche meinen, dass sie Gott einen
Dienst daran tun, wenn sie die Juden aufs gehässigste verfolgen, alles
Böse über sie denken, und sie bei ihrem bedauernswerten Unglück
mit Stolz und Verachtung verhöhnen, da man nach dem Exempel dieses Psalms
und dem des Paulus Röm. 9,1 von ganzem Herzen
ihretwegen traurig sein und Leid tragen und beständig für sie beten
sollte.“ 7 Hier macht der Reformator deutlich, welches
unsere Haltung Israel gegenüber sein soll: Traurig sollen wir sein
darüber, dass sie immer noch in der geistlichen Finsternis sind, dass sie
immer noch, trotz des jahrtausendelangen Gerichts und der vielen Leiden, sich
nicht bekehrt haben, und für sie beten. Dabei betont Luther, dass dies nur
dann in rechter Weise geschehen kann, wenn wir selbst in der Liebe zu Christus
stehen: „Wenn aber die Liebe gegen Christus Christen macht, so sind
wir ohne Zweifel ärger als die Juden, Ketzer und Türken, da niemand
Christus weniger liebt als wir.“ 8
Schon im Jahr 1514 hatte Luthers Haltung sich
in den Grundzügen gezeigt, als er im Streit über das von den
Dominikanern geforderte Verbot des Talmud sich auf die Seite Reuchlins
stellte und das Verbot ablehnte. Interessant nun die Begründung: „Von
allen Propheten ist geweissagt, dass die Juden Gott und ihren König Jesus
schmähen und lästern werden. … Und wenn sie versuchen, die
Juden von ihren Lästerungen zu reinigen, werden sie erreichen, dass die
Schrift und Gott als Lügner erscheinen. … Aber verlass dich drauf:
Gott allein wird am Werk sein. … Denn sie sind so sehr durch den Zorn
Gottes in ihren verkehrten Sinn dahin gegeben, dass sie, wie der Prediger
Salomo (1,5) sagt, unverbesserlich sind. Und jeder Unverbesserliche wird durch
die Strafe schlimmer und bessert sich niemals.“ 9
Die Juden, das gehört zur theologischen
Grundhaltung Luthers ihnen gegenüber, die er nie geändert
hat, waren für ihn der Typos
des verlorenen Sünders, den Christenmenschen zur Mahnung gesetzt
in Gericht und Gnade. Schon in der Psalmenvorlesung
1513-1515 und der Römerbriefvorlesung 1515/16
hatte Luther alle diejenigen zusammengestellt, die sich vor Gott ihrer eigenen
Werke rühmen und ihnen teuflische Überheblichkeit vorgeworfen, da sie
Feinde des Kreuzes Christi sind, und darunter die Juden, die
Moslems, die römisch-katholischen Priester und die Christen gerechnet, die
sich auf ihre Werke verlassen. 10 Ja, jeder Christ muss, wenn er seine Liebe
zu Christus prüft, feststellen, wie kalt sie eigentlich ist, wie nah er da
den Juden steht. 11 Keine menschliche Maßnahme kann die
Bekehrung der Juden erzwingen, da ihre Blindheit von Gott ist
– nur Gott selbst kann sie daher überwinden. Luther
lehnte daher den Juden gegenüber, wie gegenüber allen anderen
Menschen, einen Bekehrungszwang ab. Dabei sah er aber die Juden durchaus auf
einer Linie mit den Menschen aus der Christenheit, die auch nicht aus eigener
Kraft und Willen gerettet werden können und natürlicherweise wie die
Juden unter Gottes Zorngericht stehen und daher, wie die Juden, allein
aus Gottes Erbarmen errettet werden können. Die jüdische
Messiashoffnung der nachmessianischen Zeit sah er daher zu Recht als vergeblich
an und erwartete, gemäß den Zeugnissen der Schrift, wie Jesaja
10,21, dass nur ein Rest der Juden selig wird. 12
Und 1519 hatte Luther an anderer Stelle sich
geäußert, dass die Juden arbeitsfreudig und gut erzogen seien und
nicht so verdorben wie die Papstleute. 13
Luthers zentrales Anliegen gegenüber den
Juden, das wird während seines ganzen Lebens, bis hin zu seiner letzten
Predigt in Eisleben, immer wieder deutlich, ist dies: Dass Juden zum rettenden
Glauben an Jesus von Nazareth als dem im Alten Testament verheißenen
Messias kommen. Dies sollte auch unsere Haltung den Juden gegenüber
bestimmen. Das ist auch der Kern der bedeutenden Schrift des Reformators: Dass
Jesus Christus ein geborener Jude sei aus dem Jahr 1523. Der
äußere Anlass zu dieser Schrift waren völlig aus der Luft
gegriffene Behauptungen, er, Luther, hätte sich gegen die Jungfrauengeburt
ausgesprochen. Er wollte nun aber seine Argumentation dahingehend erweitern,
dass sie den Juden helfen sollte, in Jesus von Nazareth den zu erkennen, der
schon im Alten Testament verheißen war, nämlich sowohl Adam und Eva
gleich nach dem Sündenfall, als auch Abraham und dann David und auf den
auch genau die Prophetie bei Daniel hinläuft. „Darum will ich aus
der Schrift erzählen die Ursachen, die mich bewegen zu glauben, dass
Christus ein Jude sei von einer Jungfrau geboren, ob ich vielleicht der Juden
etliche möchte zum Christenglauben reizen.“ 14
Er führt in diesem Zusammenhang dann
aus, dass das bisherige Verhalten der heidenchristlichen Kirche, unter dem
Papsttum, gerade nicht eine Einladung an die Juden zum Glauben an Jesus
Christus gewesen ist: „Denn sie haben mit den Juden gehandelt, als
wären es Hunde und nicht Menschen; haben nichts mehr können tun, als
sie schelten und ihr Gut nehmen, wenn man sie getauft hat; keine christliche
Lehre noch Leben hat man ihnen bewiesen, sondern nur der Päpsterei
und Möncherei unterworfen. Wenn sie denn gesehen
haben, dass der Juden Ding so starke Schrift für sich hat, und der
Christen Ding ein lauter Geschwätz gewesen ist, ohne alle Schrift, wie
haben sie doch mögen ihr Herz stillen und recht gute Christen
werden?“ 15 Luther wollte, dass man mit den Juden nun
freundlich umgehen sollte, sich bemühen, sie in der Heiligen Schrift recht
zu unterweisen, und war der Hoffnung, dass dann viele zum rechten
christlichen Glauben kämen: „Ich hoffe, wenn man mit den
Juden freundlich handelte und aus der Schrift sie säuberlich unterwiese,
es sollten ihr viel rechte Christen werden, und wieder zu ihrer Väter, der
Propheten und Patriarchen, Glauben treten; davon sie nur weiter geschreckt werden,
wenn man ihr Ding verwirft und so gar nichts will sein lassen, und handelt nur
mit Hochmut und Verachtung gegen sie. … Darum wäre meine Bitte und
Rat, dass man säuberlich mit ihnen umginge und aus der Schrift sie
unterrichtete, so möchten ihr etliche herbeikommen. … Will man ihnen
helfen, so muss man nicht des Papsts, sondern christlicher Liebe Gesetze an
ihnen über und sie freundlich annehmen, mit lassen werben und arbeiten,
damit sie Ursache und Raum gewinnen, bei und um uns zu sein, unsere christliche
Lehre und Leben zu hören und sehen. Ob etliche halsstarrig sind, was liegt
dran? Sind wir doch auch nicht alle gute Christen.“ 16
Er betont dann auch, dass die Juden nun einmal bleibend Jesu
Blutsverwandte sind, während wir Heiden immer Fremdlinge in dieser
Hinsicht bleiben.
Diese Schrift ist zum größten Teil
Auslegung alttestamentlicher Texte, auch aus dieser Sicht sehr lehrreich zum christozentrischen Verständnis des Alten Testamentes,
und sollen ihnen helfen zu erkennen, dass die Jungfrauengeburt im Tenach vorhergesagt ist, an den verschiedensten Stellen,
und in Jesus von Nazareth, von der Jungfrau Maria geboren, erfüllt. Dazu
ist die Zeitrechnung mit den Jahrwochen bei Daniel gerade im Wirken, Leiden und
Sterben Jesu Christi und der Zerstörung Jerusalems durch die Römer
genau in Erfüllung gegangen.
Justus Jonas hat im gleichen Jahr in einem Schreiben an den
Augsburger Bürger Andreas Rem diese Schrift Luthers sehr gelobt und dabei
hervorgehoben, dass die Juden bis dahin durch den Talmud von der Einfalt des
Wortes Gottes ebenso abgezogen worden waren, wie die Christen zuvor durch die
römisch-katholische Philosophie. Ebenso rief er zum Gebet für die
Juden auf und erhoffte sich, ähnlich wie Luther, eine gute Wirkung. 17
In einem Brief, den Luther 1523 an
einen Bernhard, einen bekehrten Juden, schrieb, dem er sein Büchlein
zusandte, hebt er noch einmal hervor, woran es bisher gelegen habe, dass so
wenig Juden zum Messias bekehrt wurden: „Ich halte aber, es sei die
Ursache dieses üblen Gerüchtes nicht sowohl die Hartnäckigkeit
und Bosheit der Juden, als vielmehr ihre große Ungeschicklichkeit und
eselhafte Unwissenheit; dann aber auch das überaus lasterhafte und
unverschämte Leben der Päpste, Priester, Mönche und Schulen, da
diese weder durch Lehre noch christlichen Wandel ein Fünklein
Lichts oder Feuers in den Juden angeblasen haben, …“ 18
Da aber mit der Reformation das helle Licht
des Evangeliums wieder aufgegangen war, so erhoffte Luther, dass ein
großer Teil der Juden zum rechtfertigenden Glauben an Jesus Christus
käme: „Weil aber jetzt das goldene Licht des Evangeliums aufgeht
und einen hellen Schein von sich gibt, so ist Hoffnung vorhanden, es werden
viele unter den Juden ernstlicher und redlicher Weise bekehrt werden und sich
so aus der Welt zu Christus ziehen lassen, wie du und etliche andere, die ihr
Überbleibsel vom Samen Abrahams seid, dem durch die Gnade geholfen werden
soll“ 19
Josel von Rosheim war damals so etwas wie der inoffizielle
Führer oder Fürsprecher der Juden in Deutschland. Er hatte sich an
Luther gewandt, damit dieser sich beim sächsischen Kurfürsten
dafür einsetzen sollte, dass die Juden wieder eine
Durchreisemöglichkeit durch Sachsen bekämen. Wie reagiert Luther nun
darauf? Die Reaktion ist sehr grundlegend für seine Haltung gegenüber
Israel.
Luther lehnt ein Eintreten für die Juden
ab. Eigentlich würde er sehr gerne helfen – aber aufgrund der
negativen Erfahrungen, die er mit dem Verhalten der Juden nach seiner ihnen so
günstigen Schrift: „Dass Jesus ein geborner Jude war“ gemacht
hatte, wollte er sich nicht mehr für sie einsetzen. Er schrieb: „Denn
mein Herz ja gewesen ist, und noch, dass man die Juden sollte freundlich
halten, der Meinung, ob sie Gott dermaleinst wollte gnädiglich
ansehen und zu ihrem Messias bringen; und nicht der Meinung, dass sie sollten
durch meine Gunst und Förderung in ihrem Irrtum gestärkt und
ärger werden.“ 20 Die Grundlinie ist auch hier: Luthers
Herzenswunsch für die Juden ist, dass sie in Jesus von Nazareth ihren
Messias erkennen. Er hat aber leider die Erfahrung machen müssen, dass aller äußerer Einsatz für sie die Juden nur
in ihrer Ablehnung des Messias verhärtet. Das ist der Grund für sein
Ablehnen.
Der Rest des Briefes, also eigentlich vier
Fünftel des ganzen Briefes, hat evangelistischen Charakter, nämlich
eine Darlegung, warum Jesus von Nazareth der Messias Israels ist und daher
alles Hoffen auf einen noch ausstehenden Messias vergeblich. All das Elend der
Juden hat eben in dieser Ablehnung ihres Messias seinen letzten und
eigentlichen Grund. Außerdem weist er darauf hin, dass die Christen es
nicht dulden können, dass die Juden Christus lästern. 21
Ein
Jahr später schrieb Luther seinen „Brief wider die Sabbather an einen guten Freund“, wohl den Grafen
Wolf Schlick zu Falkenau. 23 Der
äußere Anlass zu dieser Schrift war ein Brief des Freundes, in dem
dieser ihm davon berichtete, dass die Juden, anstatt nun zu Christus bekehrt zu
werden, ihrerseits in den böhmischen Ländern missionarisch tätig
sind und Christen zum Judentum verführen, behaupten, der Messias sei noch
nicht gekommen und ihrer, der Juden, Gesetz bleibe ewig und müsse auch von
den Heiden angenommen werden. Der Freund hatte Luther um Hilfestellungen
gebeten, wie der jüdischen Argumentation entgegenzutreten sei.
Auch
diese Schrift ist in einem sehr sachlichen Ton gehalten und ist ganz und gar
eine theologische Abhandlung, in der es Luther um zwei Dinge ging: zum einen,
dass der Messias schon gekommen ist, zum anderen, dass das jüdische Gesetz
keineswegs ewig dauert. In beiden Abschnitten hebt Luther immer wieder die Lage
der Juden hervor, die ihnen doch deutlich machen müsste, dass sie auf
einem Irrweg sind: Seit damals 1500 Jahren hatten die Juden keinen Staat,
keinen Tempel, waren fern von Jerusalem, hatten keinen Fürsten, keine
Priester, keinen Gottesdienst, wie ihn Mose
vorgeschrieben hatte. Sie lebten im Elend. Und im großen Unterschied zu
ihren Notzeiten in Ägypten und Babylonien hat Gott der HERR ihnen seit der
Zerstörung Jerusalems keine Propheten gegeben, keine Verheißung,
wann dieses Elend denn enden soll. Das sollte ihnen doch eigentlich deutlich
machen, dass damals, bevor dies begonnen, etwas ganz Entscheidendes geschehen
sein musste – eben dass der Messias, auf den sie immer noch warten,
tatsächlich schon gekommen ist, nämlich Jesus von Nazareth. Und was
ist die Ursache ihres Elendes? Es ist ihre eigene
Schuld, nämlich dass sie ihren eigenen Messias verworfen haben und sich
bis jetzt gegen ihn stellen. Außerdem verweist Luther darauf, dass Gott
selbst den neuen Bund begonnen hat, wie er es im Alten Testament schon
angekündigt hatte. Auch die Meinung der Juden, der Messias sei um ihrer
Sünden willen noch nicht gekommen, kann Luther nicht stehen lassen. Denn
er kann darauf verweisen, dass sie nicht aus eigenem Verdienst aus Ägypten
befreit wurden, nicht aus eigenem Verdienst und Gerechtigkeit nach Kanaan
gelangten, sondern allein aus Gottes Gnade. Um ihrer Ablehnung des Messias
willen aber sind sie jetzt unter Gottes Zorn. Zitat: „Ist nun der
Messias gekommen und Gottes Verheißung ist gehalten und erfüllt, sie
aber solches nicht angenommen und geglaubt, sondern Gott immerfort mit ihrem
Unglauben Lügen gestraft usw., was ist’s denn auch Wunder, dass sie
Gottes Zorn zerstört, samt Jerusalem, Tempel, Gesetz, Fürstentum,
Priestertum in die Asche gelegt, sie unter alle Heiden zerstreut, und nicht
aufhört zu plagen, so lange sie die göttliche Verheißung und
Erfüllung in ihrem Unglauben und Ungehorsam Lügen strafen und
lästern?“ 24
Außerdem
ist der in Jer. 31,31 ff. verheißene Neue Bund
ein Gnadenbund, der auf keinerlei Verdienst von Seiten Israels beruht. Gerade
damit aber, dass Israels Elend über alle Maßen geht, damals schon
1500 Jahre, und doch der neue Bund ein Gnadenbund ist, wird deutlich, dass der
verheißene Messias schon gekommen sein muss. Sonst hätte Gott ja
seine Verheißungen nicht gehalten. Nun aber ist in Jesus von Nazareth tatsächlich
dieser Gnadenbund Gottes gekommen – und Gottes Volk hat ihn nicht
angenommen. 25
Ebenso
weist Luther anhand des Alten Testamentes nach, dass deshalb das jüdische
Gesetz in der mosaischen Form gar nicht ewig sein kann, und zwar auch die Zehn
Gebote in der Form bei Mose nicht. Und dies, dass
tatsächlich Moses Gesetz aufgehoben ist, ist ein sehr starker Hinweis
darauf, dass der Messias gekommen sein muss. Auch sie selbst, die Juden,
können seit der Zerstörung Jerusalems das mosaische Gesetz gar nicht
mehr einhalten, fehlen ihnen doch Tempel, Priester, Opferdienst. Luther zeigt
dann anhand der Gebote, dass auch sie nicht in der ursprünglichen Fassung
für Heiden sein können, da nur die Juden, nicht wir Menschen aus den
Heiden, durch den HERRN aus Ägypten befreit wurden, was im ersten Gebot
angesprochen wird. Auch das Sabbathgebot im Blick auf
die Ruhe ist aufgehoben, während es in seinem Kern – Zeit für
Gott und sein Wort zu haben – für alle verbindlich weiterbesteht.
Schließlich gibt es auch im vierten Gebot einen Teil, der uns nicht
betreffen kann.
Immer
wieder kommt Luther auf die elende Situation der Juden zu sprechen, die so ganz
ihrem Anspruch, Gottes besonderes Volk zu sein, ein ewiges Gesetz zu haben, das
auch die Heiden bände, widerspricht. Seine Sehnsucht ist, dass die Juden
doch merken, dass sie sich völlig im Irrtum verrannt haben und nun wieder
zurück zum Messias kommen.
Nun kommen wir zu den beiden Schriften, die eigentlich
für all die Aufregung um Luther und seine Stellung zu den Juden gesorgt
haben, nämlich zu „Von den Juden und ihren Lügen“ und
„Vom Schem Hamphoras
und vom Geschlecht Christi, Matth. 1“, beide
1543 erschienen. Schon der Titel der ersten dieser beiden „Von den Juden
und ihren Lügen“ scheint für viele das rote Tuch zu sein. Was
dabei völlig ausgeblendet wird ist aber die Tatsache, dass Luther hier den
Juden nicht anders begegnet als dem Papsttum, über das er gerade zu der
Zeit seine abschließende Schrift herausbrachte: „Vom Papsttum zu
Rom, vom Teufel gestiftet“. Alle diese Schriften stehen in einem
Zusammenhang, nämlich durchaus dem apokalyptischen Grundverständnis
Luthers und sind noch einmal, sozusagen zusammenfassend, seine Kampfansage
gegen jegliche Form der Werkgerechtigkeit. Und das wird gerade in dieser
Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ immer wieder deutlich,
dass er Papsttum, Judentum und Islam in dieser Hinsicht ganz und gar auf einer
Linie sieht – und das allerdings völlig zu recht.
Warum hat Luther nun überhaupt diese Schriften
geschrieben, an denen sich, besonders nach 1945, die Menschen so sehr erregen?
Luther hat sie nicht aus einer feindseligen Haltung gegen die Juden
geschrieben. Er hatte überhaupt nicht vor, noch irgendetwas zu dem Komplex
„Judentum“ zu schreiben. „… aber weil ich erfahren,
dass die elenden, heillosen Leute nicht aufhören, auch uns, das ist, die
Christen, an sich zu locken, habe ich dies Büchlein lassen ausgehen, damit
ich unter denen erfunden werde, die solchem giftigen Vornehmen der Juden
Widerstand getan und die Christen gewarnt haben, sich vor den Juden zu
hüten.“ 27 Das heißt: Die Juden waren damals
durchaus missionarisch aktiv und versuchten, Christen zu Juden zu machen,
teilweise durchaus mit Erfolg. Es waren in erster Linie vier Punkte, die sie
als für sich besonders setzten und meinten, damit allen anderen, auch den
Christen, überlegen zu sein: 1) dass sie Abrahams Same sind; 2) die
Beschneidung; 3) das mosaische Gesetz; 4) das Land Kanaan. Luther wollte also
mit dieser in erster Linie die Christen stärken, ihnen Argumente an die
Hand geben. Er dachte weniger daran, Juden zu bekehren, da er sie für in
der überwiegenden Mehrzahl inzwischen unbekehrbar hielt, hoffte aber, dass
doch der eine oder andere diese Schrift lesen und zum Glauben an Christus
kommen würde. Ja, Luther war durch seine Erfahrung wie durch Schriften
jüdischer Konvertiten zu der Meinung gekommen, dass weder Reden noch
Schläge etwas bewirken können, wie ja auch die damals 1400-1500 Jahre
Elend der Juden sie nicht zu Besinnung gebracht hätten. 28
Luther drückte über die Lage der Juden durchaus sein Bedauern aus. „Ich
bin zwar kein Jude, aber ich denke mit Ernst nicht gern an solchen grausamen
Zorn Gottes über dies Volk; denn ich erschrecke davor, dass mir’s durch Leib und Leben geht.“ 29
Er war der Meinung, dass, da alles Reden nichts hilft, das Elend, in das Gott
der HERR sie gestürzt hat, das einzige Mittel sei, damit zumindest etliche
zu Besinnung kämen. „Summa, wie, wie gesagt, disputiere nicht
viel mit Juden von den Artikeln unseres Glaubens; sie sind von Jugend auf also
erzogen mit Gift und Groll wider unsern HERRN, dass da keine Hoffnung ist, bis
sie dahin kommen, dass sie durch ihr Elend zuletzt mürbe und gezwungen
werden zu bekennen, dass Messias sei gekommen und sei unser Jesus; sonst
ist’s viel zu frühe, ja, gar umsonst, mit ihnen zu disputieren, wie
Gott dreifaltig, Gott Mensch sei, Maria Gottes Mutter sei. Denn solches keine
Vernunft noch menschlich Herz zulässt, wie viel weniger solch ein
verbittert, giftig, blind Herz der Juden! Was Gott selbst nicht bessert mit
solchen grausamen Schlägen, das werden wir mit Worten und Werken
ungebessert lassen (wie gesagt).“ 30 Dabei zieht Luther auch immer wieder
Parallelen zu anderen verstockten Menschen der Heilsgeschichte, etwa Pharao in
Ägypten, der auch durch Mose nicht gebessert
wurde.
Luther setzte sich dann mit der Argumentation der
Juden auseinander. Die Stellen in dieser Schrift, die heute die Gemüter
vor allem erregen, nämlich seine allerdings sehr harschen Maßnahmen,
die er gegen die Juden vorgeschlagen hat – wir werden noch davon
hören -, nehmen in der Schrift selbst gerade einmal etwa 12 Prozent des
Umfangs ein. Die anderen 88 Prozent sind theologische Auseinandersetzung, zum
einen mit diesen vier Argumenten der Juden, dann mit der Frage, ob der Messias
schon gekommen ist, weiter mit den Aussagen der Juden zu Christus, zu Maria und
uns Christen im Talmud und ihren Gebeten – soweit Luther dies aus
Schriften der Konvertiten wusste –, dann eben diese Maßnahmen, die
Luther forderte, schließlich, als Schlussteil, ein Vergleich zwischen
jüdischer und biblisch-christlicher Messiasvorstellung. Es ist wichtig,
diese Linie des Buches vor Augen zu haben, um die Abschnitte, um die es heute
zumeist geht, einordnen zu können.
Im Zusammenhang mit der Argumentation der Juden, dass
sie vor allen anderen den Vorzug hätten, Abrahams Nachkommen zu sein,
weist Luther daraufhin, dass Herkunft allein vor Gott nichts gilt.
Außerdem seien sie gar nicht die einzigen Nachkommen Abrahams, auch die Ismaeliten und die Edomiter
gehörten dazu, ebenso die Moabiter und Ammoniter,
die alle Abraham zu Stammvater haben. Luther hält ihnen auch vor, dass
Abraham selbst sich nie seiner Herkunft gerühmt habe und dass vor Gott
Juden wie Heiden in ihrer Herkunft nicht besser, sondern alle
gleichermaßen Sünder seien. Alles andere, das betont er, ist
Hoffahrt. 31
Auch hinsichtlich der Beschneidung haben sie
tatsächlich keinen Vorzug, da die anderen Völker eben von Abraham
ebenfalls die Beschneidung haben und dennoch deshalb vor Gott kein besonderes
Ansehen. Ja, anhand des Alten Testamentes weist Luther nach, dass die leibliche
Beschneidung allein noch nicht angenehm vor Gott macht, wenn nicht die
Herzensbeschneidung folgt – und zieht durchaus die Parallele zu unserer
Taufe, die auch im Glauben ergriffen und gelebt sein will, sonst ist sie auch
uns nichts nütze. 32 Luther wird dabei nicht müde, immer
wieder auch darauf hinzuweisen, dass die Selbstgerechtigkeit, der Hochmut, die
Hoffahrt, die er besonders hier den Juden vorwirft, auch alle anderen Menschen
trifft, sie seien beschnitten oder unbeschnitten. 33
Was nun das Gesetz angeht, des die Juden sich
rühmen, dass sie vor allen anderen das Gesetz hätten, zeigt Luther
an, dass Gott sie, die Juden, schon im Alten Testament bei Mose
(5. Mose 31,27) und Jesaja (48,4) gestraft und
verworfen hat, weil sie es nicht gehalten. Und überhaupt: Zu Luthers Zeit
sei es ja schon 1500 Jahre, dass sie tatsächlich das Gesetz gar nicht mehr
halten könnten, weil sie weder Jerusalem, noch den Tempel, noch die
Priester haben. Für Luther waren sie daher von Gott dahingegebene,
verstockte Menschen, die schon in der Zeit des Alten, noch mehr des Neuen
Testamentes und seither gegen Gottes Gesetz und Wort leben. Aus dieser Sicht
resultieren dann die teilweise sehr harten, harschen Worte Luthers, wie: „Darum
hüte dich vor den Juden und wisse, wo sie ihre Schulen haben, dass
daselbst nichts anderes ist als ein Teufelsnest, darin eitel Eigenruhm,
Hochmut, Lügen und Lästern, Gott und Menschen schänden getrieben
wird, aufs allergiftigste und bitterste, wie die Teufel selbst tun. Und wo du
einen Juden siehst oder hörst lehren, da denke nicht anders, als dass du
einen giftigen Basilisken hörst, der auch mit dem Gesicht die Leute
vergiftet und tötet. Sie sind dahingegeben durch Gottes Zorn, dass sie
meinen, ihr Ruhm, ihre Hoffahrt, Gott anlügen, alle Menschen verfluchen
sei eitel rechter großer Gottesdienst, der solchem edlen Blut der
Väter und beschnittenen Heiligen (wie böse sie auch sich selbst
fühlen in greiflichen Lastern) wohl gezieme und
gebühre, und hiermit wollen wohlgetan haben. Hüte dich vor
ihnen!“ 34
Was nun das Land Kanaan angeht, das ja auch in der
Theologie einiger christlicher Kreise, wie der Versammlung, eine wichtige Rolle
spielt, so hielt Luther ihnen vor, dass sie das schon durch die Babylonier
verloren hatten, dann durch die Römer. Aus Mose
weist er sie auf zwei Dinge hin: Hineingekommen sind sie in das Land nicht aus
eigenem Verdienst, sondern allein aus Gnaden; aber dann hat Gott der HERR ihnen
angedroht, sie wieder daraus zu vertreiben, wenn sie ihm nicht treu bleiben,
das heißt, es hing alles daran, dass sie Gottes Gebot halten. „Sie
hören und sehen nicht, dass Gott alles darum gegeben hat, dass sie sein
Gebot, das ist, ihn für ihren Gott halten sollten, also denn sollten sie
sein Volk und Kirche sein. Gleichwie sie rühmen ihren Stamm und
Geblüt der Väter; aber, dass sie sein Gebot sollten halten, darum und
dazu er ihr Geblüt erwählt hat, das sehen sie nicht an, und achten’s auch nichts. Ihre Beschneidung rühmen
sie; aber dasjenige, darum sie beschnitten sind, nämlich, dass sie Gottes
Gebot halten sollten, das ist nichts. Ihre Gesetze, Tempel, Gottesdienst,
Stadt, Land und Herrschaft wissen sie zu rühmen, aber warum sie es haben,
das achten sie nicht.“ 35 Ich möchte dazu anmerken: Das ist die
Not des jüdischen Volkes zu seinem ganz überwiegenden Teil bis heute
– und parallel auch wohl des größten Teils der Christenheit.
Luther bemerkt sehr wohl, dass die Juden, damals wohl noch mehr als viele
heute, sehr religiös waren, aber, wie Paulus es schon anmerkte, sie eifern
um Gott mit Unverstand – und sind darin den Römisch-Katholischen
ganz ähnlich.
Den ganz überwiegenden Teil dieser Schrift,
nämlich 43 Prozent, nimmt die Frage ein, ob denn der Messias schon
gekommen ist. Die Juden bitten ja Gott, übrigens bis heute, um den Messias
und beharren darauf, dass er noch nicht gekommen ist, verwerfen damit Jesus von
Nazareth – und die Rabbiner bestärken die Menschen in diesem
Glauben. Das empörte Luther sehr: „Denn ich halte, wo solche
Schrift möchte bei dem gemeinen Mann und Jugend gelesen werden, sie
sollten ihre Rabbinen steinigen und ärger
hassen, als sie uns Christen tun. Aber die Bösewichter wehren, dass es
nicht vor sie komme, wie man’s treulich meint.“ 36
Dieser Abschnitt, das zeigt schon die Länge, war Luther der wichtigste,
weil es hier ja auch um eine zentrale Lehre der Schrift geht, nämlich wer
Jesus von Nazareth ist. Und darin die Christen zu bestärken, hatte Luther
ja diese Schrift geschrieben. Das hebt er auch hier nochmals hervor: „Doch,
ob wir an den Juden vielleicht umsonst arbeiten (denn ich droben gesagt, ich
wolle mit ihnen nicht disputieren), so wollen wir doch, unsern Glauben zu
stärken und die schwachen Christen zu warnen vor den Juden,
zuvörderst Gott zu Ehren ihre unsinnige Narrheit unter uns selbst handeln,
zu beweisen, dass wir recht glauben und sie ganz irre gehen in diesem Artikel
von dem Messias.“ 37 Luther weist dann anhand verschiedener
Stellen des Alten Testaments, die er auch schon in der Schrift wider die Sabbather und seiner Frühschrift, dass Jesus ein
geborner Jude ist, ausgelegt hatte, nach, dass Jesus von Nazareth der im Alten
Testament verheißene Messias ist, nämlich 1. Mose
49,10; 2. Sam. 23,2.3; Jer. 33,17 ff.; Haggai 2,7 ff. und Daniel 9. Einen besonders breiten Raum,
wie schon in seiner Schrift „Dass Jesus ein geborner Jude war“
nehmen die siebzig Jahrwochen bei Daniel ein. In diesen Darlegungen macht
Luther auch deutlich, worin sein Hauptproblem mit den Juden lag: „Mir
ist’s auch so gegangen: Drei gelehrte Juden kamen zu mir, der Hoffnung,
sie würden einen neuen Juden an mir finden, weil wir hier zu Wittenberg
Hebräisch anfingen zu lesen; gaben auch vor, weil wir Christen ihre
Bücher begännen zu lesen, sollt es bald besser werden. Da ich nun mit
ihnen disputierte, taten sie ihrer Art nach, gaben mir ihre Glossen; da ich sie
aber zum Text zwang, entfielen sie mir aus dem Text und sprachen: Sie
müssten ihren Rabbinen glauben, wie wir dem
Papst und Doktoren usw. Nun hatte ich Barmherzigkeit mit ihnen, gab ihnen eine
Fürbitte an die Geleitsleute, dass sie um Christus willen sie sollten frei
ziehen lassen. Ich erfuhr aber hernach, wie sie mir den Christus hatten einen Thola genannt, das ist, einen erhenkten Schächer.
Darum will ich mit keinem Juden mehr zu tun haben, sie sind, wie St. Paulus
sagt, dem Zorn übergeben, je mehr man ihnen helfen will, je härter
und ärger sie werden; lass sie fahren.“ 38
Wenn Luther von den „Lügen der Juden“
spricht, so meint er damit ihre Art und Weise der Schriftauslegung, dass also
die jüdischen Gelehrten nach Jesus Christus das Alte Testament anders
auslegen als zuvor, nämlich viele messianische Stellen umdeuten, damit sie
auf keinen Fall auf Jesus von Nazareth hin verstanden werden könnten. Es
geht also, und das ist ungeheuer wichtig für die christliche Theologie und
unser Schriftverständnis, darum, ob das Alte Testament christologisch,
christozentrisch zu verstehen und auszulegen ist
– wie es Jesus Christus selbst getan hat (s. Luk.
24,37) und ebenso die Apostel (siehe die Predigten in der Apostelgeschichte,
auch Röm. 15,4 ff.; 1. Kor. 2,2), und damit
die ganze Heilige Schrift wirklich ein einheitliches, christozentrisches
Buch ist, und das ist biblisch-reformatorisches Schriftverständnis
– oder, wie es vielfach heute im evangelikalen Bereich geschieht,
beeinflusst nicht zuletzt von der Geschichtswissenschaft und dem Darbysmus, das Alte Testament israelistisch,
mit dem leiblichen Israel im Blick, verstehen. Für die reformatorische
Schriftauslegung ist dabei verbunden die immer deutlicher werdende
Selbstoffenbarung des lebendigen Gottes als des dreieinigen Gottes in
Schöpfung, Erlösung und Heiligung. Um es noch stärker
zuzuspitzen: Es geht darum, ob wir eine nur historisch-grammatische Exegese
haben oder eine, ich möchte sie so nennen,
dogmatisch-historisch-grammatische, die die Analogie des Glaubens, mit der
Tatsache, dass jeder Glaubensartikel an zumindest einer hellen Stelle dargelegt
ist, zum Ausgangspunkt hat. Die Auseinandersetzung darum zeigt sich schon in
Luthers zweiter Psalmenvorlesung 1517-21, hat sich
aber später, besonders auch aufgrund dieser Disputation mit den drei
jüdischen Gelehrten, verschärft. 39
Was nun Luther in besonderer Weise gegen die Juden
aufgebracht hat, waren die Lästerungen gegen Christus, Maria und die
Christen. Und das hat er wohl erfahren aus dem, was aus dem Talmud, oder unter
dem Vorwand, aus dem Talmud zu sein, in Umlauf war, sowie von Konvertiten wie
Johann Pfefferkorn und Anthonius Margaritha und was
sie über das Judentum verbreiteten. Das hängt dann auch mit der
zweiten Schrift dieses Jahres zusammen, vom Schem Hamphores. So wurde behauptet, Jesus sei ein Zauberer und,
weil er Wunder getan, mit dem Teufel im Bunde gewesen, habe mit dem Tetragrammaton (also den vier Buchstaben für Jahweh im hebräischen Alphabet) Zauberei getrieben,
sei ein Hurenkind und Maria eine Hure gewesen. In diesem Zusammenhang kommen
dann auch manche Aussagen vor, die eher das Aufgreifen von im Volk verbreiteten
Vorurteilen waren, zusammenhängend mit dem Wucherwesen, was aber die
große Masse der eher verarmten Juden kaum betraf. 40
Das ist nun der direkte Hintergrund, auf dem die
umstrittenen Äußerungen Luthers dann kommen, die er mit folgenden
Worten einleitet: „Was sollen wir Christen nun tun mit diesem
verworfenen verdammten Volk der Juden? Zu leiden ist’s uns nicht, nachdem
sie bei uns sind, und wir solch Lügen, Lästern und Fluchen von ihnen
wissen, damit wir uns nicht teilhaftig machen aller ihrer Lügen,
Flüche und Lästerung. So können wir das unlöschliche
Feuer göttlichen Zorns (wie die Propheten reden) nicht löschen, noch
die Juden bekehren. Wir müssen mit Gebet und Gottesfurcht eine scharfe
Barmherzigkeit üben, ob wir doch etliche aus der Flamme und Glut erretten
könnten: Rächen dürfen wir uns nicht, sie haben die Rache am
Halse tausendmal ärger als wir ihnen wünschen mögen. Ich will
meinen treuen Rat geben.“ 41 Es ging Luther hier keineswegs um
irgendwelche Racheakte, er wollte auch, ganz im Gegensatz zu den Pogromen der
Hitlerzeit, nicht, dass irgendwelche Privatpersonen sich an Juden vergriffen.
Er meinte aber, dass man ihr öffentliches und heimliches Lästern
nicht dulden dürfe, da sonst Gottes Zorn über das Land kommen müsste,
da wir, weil wir es wissen und dulden, mitschuldig würden. Gottes Ehre und
der Eifer um Gottes Ehre – das sind die wahren Motive Luthers; und dazu
die Hoffnung, dass durch die „scharfe Barmherzigkeit“, wie er es
nennt, doch etliche zur Besinnung kämen und gläubig würden.
Was sind nun die Maßnahmen, die Luther forderte?
Sie waren für die damalige Zeit in keiner Weise ungewöhnlich, sondern
vielmehr zum Teil nichts anderes als Ausführungen aus der kaiserlichen
Polizeiverordnung von 1530, etwa was die Handarbeit der Juden anging. In vielen
Ländern, wie Frankreich, England, Böhmen, durften damals
überhaupt keine Juden leben. Das muss man in diesem Zusammenhang auch
beachten. Was also forderte nun Luther? 42 Ich zähle hier auf: 1) die Synagogen
zerstören, damit sie im Gottesdienst nicht mehr lästern könnten;
2) ihre Häuser zerstören, damit sie nicht heimlich lästern
können; sie sollten dann wie Zigeuner wohnen; 3) Talmud und
Gebetbücher verbrennen, weil sie Abgötterei, Fluchen und
Lästerung lehren; 4) den Rabbinern das Lehren verbieten, weil sie
über Christus Lügen verbreiten; 5) das Geleit für die Juden
aufheben; 6) den Wucher verbieten; das erwucherte Geld abnehmen und zur
Unterstützung bekehrter Juden verwenden; 7) die Juden sollten sich durch
Handarbeit nähren; sollten sie aufrührerisch werden, sollte man sie
austreiben.
Luther hebt dabei nochmals hervor, dass es ihm nicht
darum geht, jemand zum Glauben zu zwingen, denn das sei unmöglich, aber er
will das Lästern Christi nicht dulden. 43 Wie wir das zu beurteilen haben, soll
später ausgeführt werden.
Abschließend vergleicht er die jüdische und
die christliche Messiasauffassung. 44 Die jüdische Messiashoffnung geht
dabei – und hier sieht Luther deutliche Parallelen zum Islam, auf ein
weltliches, irdisches Messiasreich, ein jüdisches Weltreich, in dem alle
Völker den Juden unterworfen sind. Solch ein Messias aber brächte
keine Vergebung, keine Überwindung des Todes, wäre vielmehr ein
irdischer Kriegsfürst und Herrscher. Dem steht die biblisch-christliche
Messiasauffassung gegenüber, nämlich dass der wahre Messias vom Tode
errettet, das ewige Leben gibt und dadurch uns alles Unglück tragen
lässt, denn wir haben die Hoffnung der leiblichen Auferstehung. Sein Reich
ist kein irdisch-weltliches Reich; er hat keine weltliche Macht, denn kein
Schwert hilft gegen Gottes Zorn, Sünde, Tod, Hölle. Vielmehr richtet
Christus alles aus durch sein Wort und Sakrament. Damit wurde auch das
mächtige Römische Reich überwunden. In dem Messias Jesus von
Nazareth sind die alttestamentlichen Messiasweissagungen erfüllt. Die
christliche Kirche ist das neue Volk, das neue Jerusalem, versammelt aus Juden
und Heiden: „Solch neu Volk und neu Jerusalem ist nun die christliche
Kirche, aus Juden und Heiden versammelt; die wissen, dass durch Jesus Christus
die Sünde ist ein weggetan, alle Weissagung erfüllt, ewige
Gerechtigkeit gestiftet. Denn wer an ihn glaubt, der ist gerecht ewiglich, und
sind ihm alle seine Sünden ewiglich versiegelt, versühnt, vergeben;
wie solches uns das Neue Testament gar reichlich ausstreicht, sonderlich St.
Johannes, St. Petrus und St. Paulus. Es heißt nun nicht mehr: Wer zu
Jerusalem opfert Schuldopfer, Sündopfer und andere Opfer, der wird
gerecht, oder hat die Sünde versöhnt; sondern so heißt’s:
‚Wer glaubt und getauft wird, der ist selig; wer nicht glaubt, der ist
verdammt“ [Mark. 16,16], er sei, wo er wolle in der ganzen Welt, muss
nicht nach Jerusalem laufen, sondern Jerusalem ist zu ihm gekommen.“ 45
Obwohl ja nun Luthers Aussagen über die Juden zum
Teil sehr hart waren, auch seine Maßnahmen harsch und scharf, so
hängt andererseits sein Herz am jüdischen Volk und sein Wunsch kommt
am Ende der Schrift nochmals heraus: „Christus, unser lieber HERR,
bekehre sie barmherziglich.“ 46
In der
Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ hatte Luther bereits
angekündigt, dass er noch über den Schem Hamphoras schreiben wollte, was er dann auch im gleichen
Jahr ausführte. In dieser Schrift geht es um die von jüdischer Seite
aufgebrachte Behauptung – Luther stützt sich auch hier
hauptsächlich auf Anthonius Margaritha –,
dass Jesus Christus durch Zauberei, gerade auch Zauberei im Zusammenhang mit
dem Tetragrammaton, seine Wunder vollbracht habe.
Dies zu widerlegen hatte Luther sich vorgenommen. Im zweiten Teil geht legt er
dann dar, wie auf der Grundlage der beiden Geschlechtsregister bei
Matthäus und Lukas Christi Herkunft aus den Davididen, und zwar nach
Joseph und Maria, bewiesen werden kann und verteidigt schließlich anhand
der Bibel, dass Jesaja 7,14 „almah“ mit
Jungfrau zu übersetzen ist.
Der erste
Teil, vom Schem Hamphoras,
hat als Hintergrund, wie auch bei Margaritha angeführt, die Darstellung
eines Purcheti in seinem Buch „Victoria“. 48
Luthers Ziel ist, ähnlich wie in „Von den Juden und ihren
Lügen“, wieder, die Christen vor den Juden und ihrer
Schriftauslegung zu warnen. Denn dass Juden sich überzeugen lassen, davon
geht er kaum noch aus; für das jüdische Volk insgesamt sah Luther
keine Hoffnung mehr auf Erlösung, nur noch für Einzelne aus Israel. 49
Um auch schon
den historisch-logischen Unsinn der Darstellung Purchetis
zu beweisen, hat Luther in seinem ersten Teil ein Kapitel aus dessen Buch
übersetzt. Purcheti versetzt z.B. die
Königin Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, in die Zeit Jesu. 50
Dann behauptet Purcheti, es habe am Tempel eherne
Hunde gegeben, die bellen konnten. 51
Luther stellt
in seiner Auseinandersetzung heraus, dass die Rabbiner, wenn sie diese
Ansichten vertreten, bloßen Buchstaben (nämlich einer Versreihe aus Mose, die in verschiedener Kombination Namen ergeben solle,
wodurch Zauberei getrieben werden könne) eine Kraft zusprächen. Das
widerspricht biblischer Lehre, die nicht irdischen Dingen an sich irgendeine
Kraft zuspricht, auch nicht dem Taufwasser an sich, sondern nur in Verbindung
mit der Einsetzung und Verheißung Gottes. 52
Über die
Hälfte der Schrift nun beschäftigt sich Luther mit der Herkunft
Christi und der Auslegung von Jesaja 7,14. Auch dies zeigt an, dass diese
Schrift in erster Linie theologischen Charakter hat. Aus ihr sind durchaus
interessante exegetische Hilfen für die Auslegung der Geschlechtsregister
Jesu zu finden und vor allem sehr klare Darlegungen, warum, und zwar aufgrund
der Schrift Alten Testaments aber auch der Auslegung durch den Heiligen Geist
im Neuen Testament, Jesaja 7,14 almah unbedingt mit
„Jungfrau“ und nicht mit „junger Frau“ zu
übersetzen ist. 53
Welche
Haltung nimmt nun Luther zu den Juden ein in dieser Schrift? Dies kommt immer
wieder deutlich hervor, an längeren Ausführungen über das
Judentum wie auch in kurzen, sehr derben Ausdrücken. Ich zitiere: „Wohlan,
ich will sie mit ihrer eignen Münze bezahlen und sagen, dass sie auch
nicht Juden sind: Denn es steht nicht ein Buchstabe in der heiligen Schrift von
diesen Juden, und sie vermögen’s nicht zu
beweisen aus ihrem Buch, dass sie Juden oder Israels Same sind; das getraue ich
ihnen wohl zu wehren. Weiter sage ich mit rechtem Ernst und auf mein Gewissen:
Wenn nicht mehr da wäre als das Alte Testament, so wollte ich
schließen, und sollt mich des kein Mensch anders bereden, dass diese
jetzigen Juden müssten sein etwa eine Grundsuppe aller losen bösen
Buben, aus aller Welt zusammen geflossen, die sich gerottet,
und in die Länder hin und her zerstreut hätten, wie die Tartaren oder
Zigeuner und dergleichen, die Leute zu beschweren mit Wucher, die Länder
auszukundschaften und zu verraten, Wasser zu vergiften, zu brennen, Kinder zu
stehlen, und andre allerlei Meuchelschaden zu tun.“ 54
„So sieht man auch, wie gern sie sich bei den Herren und Edelleuten
eindringen, geben Arznei vor; ebenso, Kunst mit Zeichen und Buchstaben wider
allerlei Waffen und Eisen, damit sie die Christenheit erfüllt haben. Denn
auch die Dorfpfarrherren und Küster mit solcher Gäucherei
umgangen, bei welchen wir in der Visitation viel der Bücher fanden von dem
Namen Tetragrammaton, Ananisapta
und viel seltsamer Gebete, Zeichen, Namen der Engel und Teufel, die gewisslich
hebräisch sind. So haben wir auch erfahren, wie sie den Edelfrauen
weidlich von den Krankheiten zum Kirchhof verholfen, des sie ohne Zweifel in
die Faust gelacht haben.“ 55 Auch spricht er von ihnen, besonders im
Blick auf die vom Christentum zum Judentum Abgefallenen, von „des Teufels
Grundsuppe“. 56
In diese
Aussagen mischen sich viele Vorurteile ein, die damals verbreitet waren, wohl
nicht zuletzt auch verbreitet wurden durch Konvertiten aus dem Judentum und
daher wohl auch geglaubt wurden. Ist Luther aber darum ein Judenhasser gewesen,
wie etliche meinen? Nein! Allerdings sah er im nachchristlichen Judentum, und
das ist wiederum eine zunächst grundsätzlich theologische Frage, den
Ausdruck erklärter Rebellion gegen Gott, Abkehr vom Gott des Alten
Testaments, Ausdruck geistlicher Finsternis, ja Verstocktheit.
Die Frage,
die ihn daher im Zusammenhang mit den Juden und der Warnung vor ihnen immer
wieder beschäftigte, um die Christen zu stärken, war: Ist der im
Alten Testament verheißene Messias gekommen? Die Juden warten ja noch auf
den Messias. Luther legt nun dar, und das wird auch bestätigt durch
heutige Aussagen aus dem Judentum, dass die nachchristliche jüdische
Messiaserwartung eine völlig andere ist als die biblisch-christliche,
nämlich eine diesseitige, auf ein israelitisches Weltreich ausgerichtete
(dabei durchaus verwandt mit dem Chiliasmus oder dem
Gedanken eines irdischen Tausendjährigen Friedensreiches in bestimmten
christlichen Kreisen. Das Augsburger Bekenntnis verwirft dies ja in Artikel
XVII.) 57
Da die Juden
Jesus von Nazareth als den Messias ablehnen, obwohl doch in ihm sich die
Weissagungen des Alten Testaments erfüllt haben, darum, so folgert Luther,
haben sie nicht nur nicht das Neue Testament, sondern tatsächlich auch
nicht mehr das Alte Testament: „Denn erstlich
ist es ja gewiss, dass sie nicht verstehen die Verheißungen vom Messias.
Zum andern verstehen sie nicht die zehn Gebote, weil ohne den Messias die nicht
können verstanden werden. Zum dritten können
sie nicht verstehen, was die Zeremonien meinen. Dazu, weil nun das Priestertum
gefallen, verstehen sie auch nicht wohl die Weise oder Larve der Zeremonien.
Zum vierten versteht kein Jude die edlen köstlichen Exempel oder Leben der
Väter, Adam, Noah, Abraham, Isaak, Jakob, Joseph, David, Summa, des ganzen
Volks Israel. Denn sie wissen nicht, was rechter Glaube, rechte gute Werke
sind. Solches beweisen ihre blinden, tollen, elenden Talmudglossen, Comment, zuletzt auch ihre Grammatica.
Darum haben sie nicht mehr am Alten Testament.“ 58
Luther sah
die Juden als solche, die die Schrift des Alten Testaments verdrehen, damit der
Messias Jesus von Nazareth nicht mehr darinnen gefunden wird, und die Gottes
Wort widerstreben. Darum spricht er von ihnen dann als von
„störrigen, halsstarrigen, verdammten Juden“. 59
Darum warnt er auch davor, die Auslegung der Rabbiner anzunehmen. 60
Die Sprache dagegen und die hebräische Grammatik kann man von ihnen
lernen. Weil sie sich von Gottes Wort gewandt haben, sind sie für Luther
„ein falsch, heuchel Lügenvolk“
geworden, „die Gott mit dem Mund loben und mit dem Herzen zum Teufel
fahren“. Er spricht von „blinden, rasenden Juden“. 61
Luther wird
dabei nicht müde zu betonen, dass die Schriften des Alten Testaments auf
den Messias gehen und unseren Glauben. „Wer sie dahin nicht versteht,
der kann sie nicht haben.“ 62 Das ist allerdings ein ganz wichtiger
Hinweis zum Verständnis des Alten Testaments, vor allem in einer Zeit, in
der nicht wenige, gerade im evangelikalen Bereich, dazu neigen, das Alte
Testament auf Israel, und zwar auf das leibliche Israel, auszulegen und damit
gegen die von Jesus Christus und dem Heiligen Geist im Neuen Testament
vorgegebene Auslegungsrichtung stehen. 63
Bei seiner letzten Predigt, die Luther gehalten hat,
in seiner Geburtsstadt Eisleben, geht er auch nochmals auf die Juden ein. Seine
Darlegung ist nochmals eine Zusammenfassung seiner Haltung, die, wenn wir so
wollen, hin und her gerissen ist. So mahnt er einerseits dazu, christlich an
ihnen zu handeln, ihnen den christlichen Glauben anzubieten, betont noch einmal,
wie in seiner ersten Schrift, „Dass Jesus ein geborner Jude war“,
dass Jesus Christus doch in Vetter ist, von ihrem Fleisch und Blut. 65
Andererseits hebt er aber auch, wie in „Von den Juden und ihren
Lügen“ seine Auffassung hervor, dass sie täglich Christus und
seine Mutter lästern und schänden und dass sie daher, weil dies
bekannt sei, nicht geduldet werden dürften, da man sich sonst fremder
Sünde teilhaftig machen würde. 66 Da aber, wo sie Christus annehmen, da
sollen wir sie als unsere Brüder halten – sonst aber nicht dulden
noch leiden. 67
Nach 1945 ist die Neigung sehr weit verbreitet, vor
allem in der Bundesrepublik Deutschland, die gesamte deutsche Geschichte vor
1945 aus der Geisteshaltung, den Erkenntnissen und der Blickrichtung der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu beurteilen, unabhängig von der
geistigen und geistlichen Lage und dem entsprechenden Umfeld früherer
Zeiten. Diese Haltung, die dann bei etlichen, wie William L. Shirer oder Hubertus Prinz zu Löwenstein zu der
Meinung sich verstieg, die gesamte deutsche Geschichte, besonderes seit der
Reformation, sei ein gerader Weg auf Hitler zu, halte ich für
unangemessen, unhistorisch und daher auch geschichts- wie
geisteswissenschaftlich unhaltbar.
Worin liegt der Ursprung der Spannung zwischen
Christentum und Judentum? Ist es nicht gerade dies, dass das Christentum eigentlich
die Fortsetzung der alttestamentlichen jüdischen Religion in messianischer
Vollendung ist, so, wie das Luthertum die Erneuerung der christlichen Kirche
der Apostelzeit? 68 Beide sind also eigentlich aufeinander
bezogen. Aber das Judentum nach Jesu Christi Kreuzigung und Auferstehung ist
nicht mehr das Judentum vor der Geburt Christi. In Christus ist die Scheidung
eingetreten. Es definiert sich jetzt vor allem in der Ablehnung des Messias
Jesus von Nazareth.
Die Christenheit hatte seit dem 4. Jahrhundert eine
bedenkliche Entwicklung eingenommen. Alle Religionen außerhalb des
Christentums galten mehr und mehr als Feinde des Staates. Bestenfalls gab es
eine gewisse Toleranz, oft aber Verfolgung. Das betraf auch das Judentum. Allerdings,
das gilt es zu bedenken: Diese Handlungsweisen entsprechen nicht der Lehre der
Bibel, die eine strikte Trennung von Kirche und Staat fordert, Matth. 21,21.
Seit 325 sind das ausgehende Altertum wie auch das
Mittelalter antijüdisch geprägt: Juden durften keine christlichen
Frauen heiraten, mussten höhere Steuern bezahlen. Umgekehrt waren die
jüdischen Regeln gegen Mischehen noch rigoroser und die Juden isolierten
sich auch bewusst selbst. Das große Problem war, dass die Juden rechtlos waren. 69
Das päpstliche Edikt von 1478, also nur 40 Jahre
vor der Reformation, bejahte die Verfolgung der Juden in Spanien.
Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, dem
Reich, in dem Luther aufwuchs und wirkte, galt nur das Christentum als legale
Religion. Religionsfreiheit im Sinne völliger bürgerlicher
Gleichberechtigung war dieser Zeit noch völlig fremd. 70
Die Beschränkungen, die anderen Religionen, was vor allem die Juden
betraf, auferlegt waren, hatten aber keine rassischen Hintergründe,
sondern allein religiöse. Rassismus ist erst eine Erfindung des 18.
Jahrhunderts. 71 Seit den Pogromen von 1349 verschlechterte
sich die Lage der Juden in Mitteleuropa immer mehr. 1290 waren sie bereits aus
England vertrieben worden. 1394 mussten sie Frankreich verlassen, 1501 die
Provence; 1492 stieß man sie aus Spanien hinaus, 1493 aus Sizilien, 1496
aus Portugal, 1498 aus Navarra und 1510 aus Neapel. Nur in Norditalien war ihre
Lage noch besser, aber auch nur bis zur Gegenreformation. 72
Die rechtliche Lage der Juden im Reich wurde noch
dadurch verkompliziert, dass die vielen Einzelstaaten sehr selbständig
entscheiden konnten; die kaiserliche Gewalt konnte nur noch wenig ausrichten.
1530 und 1548 wurden Versuche unternommen, einen reichsrechtlichen Rahmen zu
schaffen. Darin wurden unter anderem Zins über fünf Prozent und
Wucher verboten, die Juden sollten keinen Handel treiben, sondern von schwerer
Hantierung und Handarbeit sich nähren. Letztlich standen sie also
außerhalb der kirchlichen und bürgerlichen Ordnung, wie es dann auch
Luther 1530 feststellte. 73
Dabei gilt es zu bedenken, dass fast alle deutschen
Städte die Juden im 15. Jahrhundert bereits ausgewiesen hatten (in Ulm
z.B. gab es von 1499 bis 1806 keine Juden). Ähnlich war die Lage in der
Schweiz, in Bayern, Württemberg. In Frankfurt am Main durften sie noch
siedeln, seit 1462 aber nur in einem Ghetto. 74 Etwas besser sah es in Mittel- und
Ostdeutschland aus, also Magdeburg, Brandenburg, Pommern, Schlesien und
Böhmen. Dagegen bestand in Sachsen ein Aufenthalts- und Durchreiseverbot
für Juden. 75
Der römische Katholizismus war betont
antijüdisch. Juden galten nach seiner Definition als böse, verschlagen,
als Gottesmörder. 76 Luthers erste Psalmenvorlesung
war noch ganz von dieser römisch-katholischen Sicht geprägt: Die
Juden galten als verworfen, weil sie schuld waren an Christi Kreuzigung. 77
Der Eindruck, der oft vermittelt wird im Blick auf die
Aussagen Luthers zu den Juden, ist, dass er etwas völlig außerhalb
aller Diskussion Stehendes gesagt habe, sozusagen ganz allein mit seiner
Haltung gestanden habe. Das ist völlig falsch, wie schon die historische
Analyse zeigte. Noch mehr aber gilt das für das geistliche Umfeld, nicht
nur innerhalb der lutherischen Reformation, sondern auch im reformierten
Umfeld. Hier gab es bis auf ganz wenige Ausnahmen keine praktischen
Unterschiede. Urbanus Rhegius etwa, der Reformator
der Braunschweiger Lande, versuchte, ähnlich wie Luther, die Juden zu
gewinnen, was aber misslang. 78 Auch solche, die aus dem humanistischen
Umfeld der Reuchlinbewegung kamen, standen den Juden kritisch bis ablehnend
gegenüber, so sehr sie zum Teil auch, wie Sebastian Münster,
wissenschaftlich am Hebräischen arbeiteten. Münster musste, nachdem
er verschiedene Disputationen mit Juden veranstaltet hatte, feststellen, dass
sie unbekehrbar sind, vor allem, wie er erkannte, so lange sie aus ihrer Literatur
(vor allem Talmud) „das Gift ihrer Kritik am Christentum saugen“. 79
Martin Butzer, der eine Zeitlang in Hessen wirkte,
ging bei seiner Einstellung, ähnlich wie andere reformierte Theologen wie
Zwingli, Bullinger und Calvin, vom Gedanken eines
„christlichen Staates“ aus, eine Idee, die Luther aufgrund seiner Zwei-Reiche-Lehre mit der Trennung von Kirche und Staat,
völlig fremd war. Diese Idee führte Butzer
dazu, dass er dem Staat die Aufgabe übertrug, das Christentum zu
verteidigen, auch gegen die Juden, die damals übrigens durchaus noch sehr
missionarisch waren. Anhänger falscher Religion sollten bestraft,
ausgewiesen werden. Die Juden wollte er nur unter schwersten Auflagen dulden,
wie sie schon in der kaiserlichen Polizeiordnung von 1530 genannt wurden.
Obwohl Butzer mehrfach vorstellig deswegen wurde,
ging Landgraf Philipp einen milderen Weg. Auch Ambrosius Blarer
versuchte, in seinem süddeutschen und schweizerischen Umfeld die Juden zu
vertreiben, unter anderem wegen ihrer Lästerung Christi in ihren Gebeten,
und billigte deshalb ausdrücklich Luthers Spätschriften gegen die
Juden. Für Zwingli stand es schon wegen der Wucherfrage fest, dass die
christliche Obrigkeit die Juden nicht dulden dürfe und Bullinger
sprach sich ausdrücklich gegen die Aufnahme von Juden in die Schweiz aus,
da sie Lästerer Christi seien. Allerdings fand er Luthers Polemik
überzogen. Für Calvin hatten die Juden keinerlei Frömmigkeit und
standen außerhalb der sittlichen und religiösen Gemeinschaft, waren
„bellende Hunde“, „verfluchtes Lumpenpack“ und
völlig unbekehrbar. 80
Nur bei Andreas Osiander und
Wolfgang Capito findet sich eine etwas andere
Haltung. Osiander kannte Talmud und Kabbala und
scheint von ihnen auch beeinflusst gewesen zu sein, schätzte sie und
setzte sich etwa für die Juden in Ungarn ein. Er lehnte Luthers
Spätschriften gegen die Juden ab. Nürnberg war so ziemlich die
einzige Stadt damals, in der, auch neben Osiander,
der Gedanke eines Zusammenlebens unterschiedlicher christlicher Konfessionen
und auch Religionen für möglich erachtet wurde. Wolfgang Capito war sehr stark vom Humanismus geprägt und hatte
in geistlichen Dingen keinen so eindeutigen Standpunkt wie die meisten anderen
Theologen. 81
Bei der Betrachtung des Umfeldes, in dem Luthers
Aussagen entstanden, darf vor allem der Einfluss messianischer Juden nicht
unterschätzt werden. Vor allem zwei Konvertiten sind dabei zu nennen,
Johann Pfefferkorn, der seit 1505 sich auch schriftstellerisch äußerte
und unter anderem den „Judenspiegel“ herausbrachte. Er führte
darin an, dass in den jüdischen Büchern Gott, Christus und Maria
gelästert werden und behauptete, die Juden seien gefährlicher als der
Teufel: „Alle Gewalt, die den Juden geschieht, ist aus der Meinung, dass
sie dadurch zu dem heiligen christlichen Glauben bewegt werden möchten
… zu ihrer besten Besserung und nicht unsers Nutzens wegen.“ 82
Ein anderer, für Luther wohl noch wichtigerer, Konvertit war Anthonius Margaritha (1492-1542), ein Rabbinersohn, der
1521/22 in Wasserburg am Inn getauft wurde und bekannt wurde durch sein Buch
„Der ganze jüdische Glaube“, das für bald 200 Jahre als
die ziemlich einzige Quelle über die jüdische Religion galt, vor allem
für solche, die keine hebräischen Quellen lesen konnten. Margaritha
griff in seinem Buch die Juden sehr an. Sein Werk wurde auch zur Grundlage, das
Verbot des Talmud zu fordern. Für Luther wurde es
zur Grundlage für seine Schrift „Vom Schem
Hamphoras“, besonders im Blick auf die ketzerfeindlichen
Passagen des Achtzehnbittengebets und des Toledoths Jeschuas, in dem Jesus als Zauberer und unehelich gezeugter
Wechselbalg gelästert wird.
Was nun in der praktischen Handhabung der
jüdischen Frage in den 1530er Jahren zu einem Umschwung bei Luther
führte, waren: 1) politisch-soziale Entwicklungen. Die Wucherfrage wurde
bedeutend. Dabei hat Luther keineswegs nur die Juden als Wucherer gesehen,
sondern alle Stände, hat auch einen
sächsischen Ritter deshalb exkommuniziert. Ja, die christlichen Wucherer
galten ihm als noch schlimmer als die jüdischen. 2) theologische
Zuspitzungen. Hier geht es insbesondere um die jüdische
Missionstätigkeit, die von einem jüdischen Messiasverständnis
geprägt war, sowie die rabbinische Schriftauslegung, die das christologische Verständnis des Alten Testamentes
leugnet. 83 Dazu kommt noch ein weiterer Punkt, der
die zweite Hälfte der Schaffensperiode des Reformators geprägt hat:
Seine Ernüchterung, ja, schiere Verzweiflung über die Deutschen,
denen er durch Gottes Gnade die Reformation gebracht hatte, und die dennoch zu
einem großen Teil nicht von Herzen das Evangelium annahmen und danach
lebten, sondern undankbar waren und in der Sünde beharrten. Und zugleich
sah er die ungeheure Bedrohung des Evangeliums durch die drei Feinde
außerhalb der evangelischen Kirchen: nämlich das Papsttum, das
Judentum und die Türken oder den Islam. 84
Insgesamt also lässt sich sagen, dass das
historische wie geistliche Umfeld sich mit den praktischen Darlegungen Luther
völlig deckte. Sie waren also für damals nicht
außergewöhnlich, nicht einmal besonders rigide, entsprachen auch den
Forderungen des Reichsrechts im Blick auf die Juden. Die Schriften
jüdischer Konvertiten bestärkten nicht nur Luther, sondern auch viele
andere, in ihrer Haltung gegenüber dem Judentum. Für Luther aber ging
es noch um mehr – es ging ihm um die Verteidigung der biblischen Wahrheit
und die Stärkung derer, die mit Ernst biblisch Christ sein wollten.
Wie ich schon in meinen ersten Abschnitten versucht
habe, deutlich zu machen, ist es völlig falsch, einen Menschen ohne
Rücksicht auf seine Zeit und sein Umfeld zu beurteilen. Das ist das eine,
was zu berücksichtigen ist. In diesem Zusammenhang muss auch bedacht
werden, dass Luther in seinen letzten Jahren noch einmal, sozusagen
abschließend, sich mit denen beschäftigt hat, die, aufgrund ihrer
Werkgerechtigkeitslehre, allerdings dem biblischen Evangelium diametral
entgegen stehen: Papsttum und Judentum. Und da hat er das Papsttum nicht anders
behandelt, auch was verbale Kraftausdrücke angeht, als das Judentum. Das
heißt: Luthers Artikulation gegenüber den Juden ist nicht Ausdruck
eines speziellen Judenhasses, sondern vielmehr seiner Ausdrucksweise
überhaupt gegenüber Irrlehrern. Das war zum Teil ein Zug der Zeit.
Zum anderen wusste Luther selbst, dass er damit oft zu weit ging. Das gilt
gewiss auch für die Art und Weise, wie er die Juden verbal in seinen
Spätschriften traktiert hat. Der andere Maßstab, gerade für uns
Christen, und wenn wir einen Christen beurteilen, ist die Heilige Schrift
Gottes. Was also sollen wir mit Luthers Äußerungen zu den Juden
machen?
Wir müssen, wie schon eingangs gesagt,
unterscheiden zwischen seinen theologischen Darlegungen und seinen praktischen
Folgerungen. Seine theologischen Darlegungen sind im Grundzug immer gleich
geblieben, seine praktischen Folgerungen nicht. Seine theologischen Darlegungen
lassen sich so zusammenfassen:
1. Das nachchristliche Judentum ist nicht vergleichbar
mit dem Judentum des Alten Testaments, das in seinem gläubigen Teil
messiasgläubig war. Die christus- oder messiasgläubige Gemeinde des
Neuen Bundes ist daher eine Kirche mit der messiasgläubigen Gemeinde des
Alten Bundes.
2. Das nachchristliche Judentum ist Ausdruck einer
Rebellion gegen den schon im Alten Testament offenbarten dreieinigen Gott,
besonders gegen den dort geweissagten und dann vor über 2000 Jahren
gekommenen Messias. Dabei aber stehen die Juden durchaus in Einheit mit den
Heiden, die auch in ständiger Rebellion gegen den wahren Gott leben, und
den Namenschristen, die tatsächlich auch im Unglauben und damit in
Gegnerschaft zum lebendigen Gott sind, ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten
wollen. Das nachbiblische Judentum ist dabei so etwas wie der Archetypus des im
Kampf gegen Gott stehenden Menschen. 85
3. Das nachchristliche Judentum, wie aber auch das
israelitische Volk des Alten Bundes, ist uns gegeben zu einem Zeichenvolk, an
dem sich Gottes Handeln in Gericht und Gnade besonders zeigt. Die Zeit nach der
Kreuzigung Christi, besonders seit der Zerstörung Jerusalems, war
gekennzeichnet von Gottes Strafzorn über dem ungläubigen Volk. Dieser
Strafzorn konnte auch nur von Gott aufgehoben werden. Dies scheint mit der
Rückkehr eines Teiles des jüdischen Volkes und der Neubildung eines
Staates Israel zumindest teilweise gekommen zu sein; ein Gnadenhandeln Gottes
an seinem Volk. 86
4. Die Messiaserwartung des nachchristlichen Judentums
ist eine völlig andere als die des Alten Testaments, da diesseitig,
irdisch.
5. Der Welt Heiland Jesus Christus ist ein geborner
Jude und daher auch das Alte Testament Teil unserer Heiligen Schrift wie das
Neue Testament.
6. Auch für das leibliche Judentum gibt es keine
andere Erlösung als allein durch den Glauben an den Messias Jesus von
Nazareth. So wenig wie irgendein anderer Mensch können die Juden sich
selbst bekehren oder von einem anderen Menschen bekehrt werden, es ist allein
Gottes Werk. 87
7. Darum ist die größte Liebe, die wir den
heutigen Juden erzeigen können, diejenige, dass wir ihnen die frohmachende, rettende Botschaft bringen von der
Erfüllung der alttestamentlichen Weissagungen auf den Messias in Jesus von
Nazareth. Dies sind wir den Juden schuldig bis zum Jüngsten Tag.
8. Das Alte Testament ist ein christozentrisches
Buch und ist trinitarisch und auf Jesus Christus und
seine Gemeinde hin zu verstehen. 88
9. Die Gemeinde Jesu Christi ist Gemeinde derer aus
der Judenschaft und derer aus der Heidenschaft,
die zum rettenden Glauben an den Messias und Heiland der Welt Jesus von
Nazareth, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person, gekommen sind.
10. Gottes Gericht hat Israel nicht gebessert, sondern
die Verhärtung, ja teilweise Verstockung, verschärft. Der andere Teil
aber von Israel ist blind, bis er von Gott bekehrt wird. Eine allgemeine
Judenbekehrung ist daher nicht zu erwarten, wohl aber, dass Einzelne aus den
Juden, nämlich die von Ewigkeit dazu erwählt sind, die Vollzahl aus
den Juden, zum rechtfertigenden Glauben an Jesus Christus kommen. Das ist die
Lehre von Römer 11. Nie ist ja das ganze leibliche Israel das geistliche
Volk Gottes gewesen, sondern immer nur die Messiasgläubigen, im Alten wie
im Neuen Bund.
Dieser theologischen Haltung können und
müssen wir, da sie biblisch ist, ohne wenn und aber folgen. Sie
schließt damit auch ein klares Bekenntnis zur Mission unter Israel ein.
Da Luther dabei das, was er hier gegen die Juden sagt, auch gegen alle anderen
sagt, die das Heil in Christus nicht annehmen, so ist seine Polemik nicht
einseitig, antisemitisch, sondern aus der Rechtfertigungslehre her
begründet. Ja, auch der gerechtfertigte Sünder ist nicht besser als
der Jude, denn er bedarf wie dieser der rechtfertigenden Gnade in Christus. 89
Was nun die praktischen Folgerungen Luthers angeht,
die sich ja, wie wir gesehen haben, im Laufe der Zeit sehr gewandelt haben, so
erachte ich folgende Haltung für angebracht:
Luthers Vorschläge in seinen Spätschriften
sind, wie aus seinen Aussagen hervorgeht, hervorgerufen davon, dass er, in
erster Linie aufgrund der Schriften von Konvertiten aus dem Judentum, wie vor
allem Anthonius Margaritha, davon ausging, dass die
Juden, in der Synagoge wie auch in ihren täglichen Gebeten, den
dreieinigen Gott und besonders Christus lästern und auch seine Mutter
Maria. Hier meinte nun Luther, um der Ehre Gottes Willen und um nicht fremder Sünde
teilhaftig zu werden, aktiv werden zu müssen.
Luther ist aber in seinen praktischen Folgerungen
nicht folgerichtig vorgegangen, hat er doch selbst immer wieder bezeugt, dass
auch Gewalt die Juden nicht bekehren kann, sondern sie, wie alle anderen
Menschen auch, bekehrt werden von Gott allein aus Gnaden durch das Evangelium
Christi. Außerdem hat er, und das
tatsächlich als einziger Reformator, stets betont, dass es in
Glaubensdingen keine Gewalt, keinen Zwang geben darf. Dem ist er, leider, in
seinen späteren praktischen Vorschlägen nicht gefolgt. Diese
Vorschläge widersprechen auch seiner Zwei-Reiche-Lehre,
nämlich einer konsequenten und eindeutigen Trennung von Kirche und Staat,
womit auch jeglicher staatliche Eingriff in kirchliche Dinge, auch jeglicher
staatlicher Zwang in Glaubensdingen, ausgeschlossen wird. Auch mit dieser Zwei-Reiche-Lehre stand Luther übrigens unter den
Reformatoren völlig allein. Andere, wie Zwingli, Bullinger,
Calvin, auch Butzer, gingen von der Idee eines
„christlichen Staates“ aus, eine Begründung, mit der etwa Butzer wiederholt den hessischen Landgrafen zu
Maßnahmen gegen die Juden veranlassen wollte und aufgrund deren ja auch
die Schweizer Reformatoren gegen eine Aufnahme von Juden in der Schweiz waren.
Weder die Bibel noch die lutherische Reformation kennen so etwas wie einen
„christlichen Staat“. Darum muss gerade auch von dieser Lehre
gesagt werden, dass die Vorschläge nicht akzeptabel sind. Weil der Staat
nie „christlich“ ist, weil er daher keinen Zwang in Glaubensdingen
ausüben darf, darum kann auch er auch nicht fremder Sünde teilhaftig
werden. Dies gilt auch für die christliche Gemeinde, so lange sie den
Juden gegenüber das biblische Zeugnis von Jesus Christus aufrecht
erhält. Sie kann sich aber dieser Gefahr nicht durch Gewaltmaßnahmen
entledigen, auch nicht solchen, zu denen sie den Staat um Hilfe ruft.
Wiewohl im Hintergrund der Vorschläge Luthers
sein Eifer um die Ehre Gottes und unseres Heilandes steht, und wiewohl diese
Vorschläge im Einklang mit der politischen und religiösen Haltung
seiner Zeit war, ist Luther darinnen zu weit gegangen und hat die sonst so
deutlich von ihm vertretenen Lehren nicht beachtet. Dazu gehört neben den
schon angeführten auch die Nächstenliebe, zu denen wir gegenüber
den Juden gerade auch deshalb verpflichtet sind, weil sie, wie Luther bis
zuletzt ja auch betont hat, Jesu Vettern sind, er ja von ihrem Fleisch und Blut
kam. Diese Haltung lernen wir am besten am Apostel Paulus aus dem
Römerbrief.
War also Luther ein Antisemit? Hier ist zunächst
zu klären, was eigentlich unter „Antisemitismus“ zu verstehen
ist. Der Begriff selbst wurde erstmals 1879 vom dem Journalisten Wilhelm Marr verwendet und bezeichnet dabei Judenfeindlichkeit aus
rassisch-sozialdarwinistischen Gründen, wie sie seit ca. 1800 um sich
griff. 90 Rassismus als eine Denkweise, dass ein
bestimmtes Volk oder andere Völker minderwertig seien, finden wir zwar
schon im Altertum – so bezeichneten die Griechen alle Nichtgriechen
herabwürdigend als „Barbaren“, die Juden alle anderen
Völker als „Hunde“, aber mit dem Sieg des Christentums war
solches Denken in völkisch-rassistischen Kategorien für Jahrhunderte
verschwunden. Dr. Mosse, Professor an den
Universitäten von Iowa und Wisconsin und Dozent an der Hebräischen
Universität in Jerusalem, sieht den Anfang des modernen Rassismus im 18.
Jahrhundert mit der aufkommenden Aufklärung, später auch verbunden
mit der Evolutionstheorie und ihrem Selektionsprinzip (auch wenn Darwin
persönlich kein Rassist war). 91 Nach 1945 kam die Neigung auf, alle
kritischen Äußerungen zum Judentum und dem Staat Israel einfach als
„Antisemitismus“ zu bezeichnen, also auch das, was früher als
„Antijudaismus“ galt, sich also kritisch bis ablehnend mit der
jüdischen Religion auseinandersetzte. Ist das gerechtfertigt? Von
jüdischer Warte aus mag es allerdings irrelevant sein, aus welchen
Gründen sie gepeinigt werden. Und doch gibt es tiefgreifende Unterschiede:
Der rassistische Antisemitismus, wie er im 19. Jahrhundert aufkam, war gegen
den jüdischen Menschen überhaupt gerichtet und sah ihn als
minderwertig an, wollte ihn unterdrücken oder vernichten. Luther dagegen
in seiner einzig religiös motivierten Ablehnung des nachmessianischen
Judentums war ein Gegner der jüdischen Religion, aber niemals der
jüdischen Menschen. 92 Im Gegenteil. Er sah in ihnen die
„Vettern Jesu Christi“ und sehnte sich nach nichts anderem als sie
als Brüder im Glauben an den Messias von Herzen annehmen zu können.
Nie ist es Luther in den Sinn gekommen, die Juden oder sonst jemanden um seines
Glaubens willen umzubringen. Während die Rassenideologie Hass und
Verachtung verbreitet, hat Luther, trotz seiner schroffen und auch
hässlichen Weise, mit der er die Juden in seinen letzten Jahren oft behandelte,
sich danach gesehnt, dass sie doch zum Glauben an Jesus Christus kommen und er
sie als seine Brüder in Christus halten kann. Wo gibt es dazu eine
Parallele im modernen Antisemitismus? Darum ist es nicht gerechtfertigt, den
modernen Begriff des Antisemitismus pauschal auf alle Stationen des notvollen
Weges des jüdischen Volkes zu übertragen. Luther kann auf gar keinen
Fall als ein Antisemit bezeichnet werden.
Dass aber Luther jene Vorschläge gemacht hat, ist
zutiefst bedauerlich und wir müssen sie ablehnen, da sie, wir schon
angeführt nicht der biblischen und auch von Luther vertretenen Lehre
entsprechen, und dadurch die vorhandene Chance, durch die Reformation die
Haltung zu den Juden grundsätzlich, nämlich aus der Liebe zu Christus
und seinem Volk, zu verändern, vorerst nicht zum Zuge kam, auch wenn
Luther theologisch genau für diese Änderungen den Weg bereitet hatte.
Erfreulicherweise sind diese Vorschläge in seiner Zeit nicht praktisch
umgesetzt worden. Sie aber in Verbindung zu setzen mit der Rassenideologie des
Nationalsozialismus verbietet sich, da hier völlig andere
Hintergründe bestehen und dieser Rassenwahn sich nicht gegen die Religion,
sondern die Menschen an sich wendet.
Zutiefst bedauerlich und traurig ist aber auch, dass
Teile der Kirche, in völliger Verkehrung des Hintergrundes der
Äußerungen Luthers und unter Missachtung dessen, dass er mit seinen
Vorschlägen nicht mehr auf dem Boden der von ihm selbst vertretenen
biblischen Lehre stand, gegenüber dem modernen Antisemitismus vor 1945
nicht die gebotene Grenze gezogen haben und dadurch vielfach blind wurden
für die Unvereinbarkeit des modernen Antisemitismus mit dem biblischen
Glauben – eine Unvereinbarkeit, die übrigens der Lutheraner Hermann
Sasse schon vor 1933 deutlich herausgearbeitet hat. 93
Ebenso traurig aber ist es und mit der Bibel nicht zu
vereinbaren, wenn heute christliche Kirchen sich gegen die Mission unter Israel
wenden und damit tatsächlich den Juden ihren Messias und das einzige Heil
vorenthalten. Ebenso ist es nicht akzeptabel, wenn versucht wird, die Mitschuld
der Juden am Tod Jesu zu verkleinern oder ganz wegzuwischen. Beide, Juden und
Heiden, haben Jesus Christus ans Kreuz gebracht, ja, jeder, auch du und ich,
ist schuldig an seinem Leiden und Sterben. Wo das geleugnet wird, wird die
abgrundtiefe Sündenverdorbenheit und absolute
Erlösungsbedürftigkeit jedes Menschen geleugnet und damit auch die
Notwendigkeit von Jesu Kreuzestod zur Erlösung aller Menschen. Eine
Vereinigung, die solches leugnet, hat damit die primären
Fundamentalartikel umgestoßen und aufgehört, von ihrer offiziellen
Lehre her, Kirche Jesu Christi zu sein.
Wir sind daher aufgerufen zu beten, dass noch viele
Juden in Jesus von Nazareth den Messias Israels und Heiland der Welt erkennen,
auch zu beten für diejenigen Werke, die aktiv sind im christlichen Zeugnis
unter Israel und, wo möglich, sie auch zu unterstützen.
1 vgl. Bainton,
Roland: Here I Stand, S. 297; in: Tjernagel, Neelak: Martin Luther and the
Jewish People.
2
vgl. Tjernagel, a.a.O., S. XI; 76 f.
3
vgl. Tjernagel, a.a.O., S. 77-80. Mit diesen Vorurteilen hat sich u.a.
Uwe Siemon-Netto in seiner Dissertation: Luther als
Wegbereiter Hitlers? Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 1993.
kritisch auseinandergesetzt und sie widerlegt.
4 www.ursulahomann.de/MartinLutherUndDieJuden/kap.001
5 Walch 2, Bd. 4, Groß
Oesingen 1987, Sp. 927,144
6 Walch 2, Bd. 4, a.a.O., Sp. 927,145
7 Walch 2, Bd. 4, a.a.O., Sp. 927 f., 146
8 Walch 2, Bd. 4, a.a.O., Sp. 929,147
9 Weimarer Ausgabe, 31/7,23 f; in: www.wikipedia.org/wiki/Antijudaismus_in_der_Neuzeit
10 vgl. www.maschiach.de/context/view/449/39/
11 vgl. Luthers Psalmenvorlesung
1518-21, in: Kirche und Synagoge, a.a.O., S. 386
(„Solidarität der Strafwürdigen“, s. 387)
12 vgl. Weimarer Ausgabe 3/32,25 f; 4/468,35 ff; in: www.wikipedia.org/wiki/Antijudaismus_in_der_Neuzeit ; vgl. auch Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 378-384
13 vgl.
www.judentum-projekt.de/geschichte/neuzeit/Luther/index.html
14 Walch 2, Bd. 20,
Groß Oesingen 1986. Sp. 1794,3
15 Walch 2, Bd. 20, a.a.O., Sp. 1794 f., 4
16 Walch 2, Bd. 20, a.a.O., Sp. 1795,5; 1821,95.96
17 vgl. Walch 2, Bd. 20, a.a.O., Sp. 1822 f.
18 vgl. Walch 2, Bd. 20, a.a.O., Sp. 1824,2
19 vgl. Walch 2, Bd. 20, a.a.O., Sp. 1825,3
20 Walch 2, Bd. XX,
Groß Oesingen 1986. Sp. 1826
21 vgl. insgesamt Walch 2,
Bd. XX, a.a.O., Sp. 1826-1829
22 vgl. dazu: Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1828-1861
23
so Mathesius; vgl. Walch 2, Bd. XX,
a.a.O., Sp. 1828, Anm.
24 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1837
25 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 405 f.
26 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1860-2029
27 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1860
28 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1862 f.; 1864
29 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1863,6
30 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1863,7
31 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1874-1889
32 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1877 ff.: z.B. 3. Mose 26,41; Jer. 4,4;
6,10; 9,25.26
33
vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1880,46 f.
34 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1897,84
35 Walch 2, Bd. XX, Sp. 1898
f.,87
36 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1901,93
37 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1902,95
38 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1915,125
39 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 385.408
40 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1987-1989
41 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp- 1989 f.,298
42 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 1990-2009
43 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2001,326-327
44 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2015-2029
45 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2026 f.,389
46 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2029,394
47 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2028-2109
48 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2028 f.
49 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2030
50 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2036
51 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2037
52 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2041.2043
53 zu almah vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp.
2091-2109
54 Walch 2, Bd. XX,
a.a.O., Sp. 2065,94
55 Walch 2, Bd. XX,
a.a.O., Sp. 2066,95
56 vgl. Walch 2,
Bd. XX, a.a.O., Sp. 2068
57 vgl. Walch 2,
Bd. XX, a.a.O., Sp. 2074-2075
58 Walch 2, Bd. XX,
a.a.O., Sp. 2076,118
59 Walch 2, Bd. XX,
a.a.O., Sp. 2090,150; vgl. auch
Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2106
60 „Darum will ich hiermit wiederum ein Urteil
über die verfluchten Rabbinen sprechen. Erstlich also: Die heilige Schrift ist nicht der Juden,
nicht der Heiden, auch nicht der Engel, viel weniger der Teufel, sondern allein
Gottes, der hat sie allein gesprochen und geschrieben, der soll sie auch allein
deuten und auslegen, wo es not ist; Teufel und
Menschen sollen Schüler und Zuhörer sein. Zum andern ist uns Christen
verboten bei Verlust göttlicher Gnaden und ewigen Lebens, der Rabbinen Verstand und Glossen in der Schrift zu glauben
oder für recht zu halten. Lesen mögen wir’s, zu sehen, was sie
verdammt Teufelswerk bei sich treiben, uns davor zu hüten.“ Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp.
2103,181 f.
61 vgl. Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp. 2104
62 Walch 2, Bd. XX, a.a.O., Sp.
2106,188
63
vgl. z.B. Luk.
24,27; 1. Kor. 2,2; Röm. 1,2; 15,4-6
64 vgl. Walch 2, Bd. XII,
Groß Oesingen 1987. Sp. 1264-1267
65 vgl. Walch 2, Bd. XII, a.a.O., Sp. 1264
66 vgl. Walch 2, Bd. XII, a.a.O., Sp. 1264 f.
67 vgl. Walch 2, Bd. XII, a.a.O., Sp. 1265.1267
68 vgl. Tjernagel, a.a.O., S. 1
69 vgl. Tjernagel, a.a.O., S. 3-5
70 vgl. Tjernagel, a.a.O., S. 72
71 vgl. Tjernagel, a.a.O., S. 75
72 vgl. Kirche und Synagoge. Handbuch zur Geschichte
von Christen und Juden. Hrsg. von Karl Heinrich Rengstorf
und Siegfried von Kortzfleisch. Stuttgart: Ernst
Klett Verlag. 1968. Bd. 1. S. 363 f.
73 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 365 f.
74 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 367 f.
75 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 369 f.
76 vgl. www.ursulahomann.de/MartinLutherUndDieJuden/Kap.001
77 vgl.
www.judentum-projekt.de/geschichte/neuzeit/luther/index.html
78 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 432
79 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 437 f.
80 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 439-443
81 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 433-435
82 vgl. www.wikipedia.org/wiki/Antijudaismus_in_der_Neuzeit
83 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 397-401
84 vgl. Tjernagel, a.a.O., S. 18 f.; 36
85 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 379. vgl. auch Luthers Psalmenvorlesung 1513-1515:
Es geht um den Kampf zwischen Wahrheit und Lüge.
86 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 378
87 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.
88 vgl. Luther: Von den letzten Worten Davids; in: Walch 2, Groß Oesingen:
Verlag der Lutherischen Buchhandlung 1986. Bd. 3. Sp. 1880 ff.
89 vgl. Kirche und Synagoge, a.a.O.,
S. 380 f.
90 vgl. www.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus.(bis 1945)
91 vgl. Tjernagel,
a.a.O., S. 76 f.
92 vgl. auch:
Tjernagel, a.a.O., S. 46
93 vgl. Kirchliches Jahrbuch 1932; in: Hermann Sasse:
Zeugnisse. Hrsg. von Friedrich Wilhelm Hopf. Erlangen: Martin Luther-Verlag.
1979. S. 18