Lutherisch-reformatorische Frömmigkeit

Roland Sckerl

    Lutherisch-reformatorische Frömmigkeit ist wort-zentriert, das heißt, das Wort Gottes ist die einzige und alleinige Autorität für Lehre und Leben, weshalb wir an ihm, als dem Wort Jesu Christi, bleiben sollen, Joh. 8,30-32. Es geht lutherischer Frömmigkeit um das Objektive, das, was Gott gesagt hat, das gilt es zu erfassen. Das Wort ist dabei kein abstraktes Gesetz, kein Vorschriftenbuch, sondern es ist Gottes dynamis, Gottes Kraft, die im Wort wirksam ist, so dass es ausrichtet, wozu er es gesandt hat, Jes. 55,10-11, ist Gottes wirkendes, schöpferisches, lebensspendendes Wort, Röm. 10,14-17[1].

    Es ist durch das Wort des Gesetzes, dass der Heilige Geist uns von Sünde überführt, Joh. 16,8-11, rechte Sünden- und daraus Verdorbenheits- und Verlorenheitserkenntnis und somit Anklage im Gewissen wirkt und damit rechte Traurigkeit über die Sünde (Reue), Hass, Ekel und Abscheu gegen die Sünde, Akzeptanz der Anklage Gottes und das herzliche Verlangen, die Sünde los zu werden, und so klar macht, dass wir Gott gar nichts, überhaupt nichts bringen können, sondern mit leeren Händen, als Bettler, vor ihm stehen. Dabei ist vor allem zu bedenken, dass das Gesetz nicht nur äußerliche Werke meint, sondern den Grund des Herzens, die Stellung des Herzens, die Beteiligung des Herzens an allem Tun und Lassen.[2] Darum kann der natürliche Mensch zwar äußerlich Werke gemäß den Geboten einigermaßen tun, aber darum ist doch nicht das Herz dabei (äußerliche oder bürgerliche Gerechtigkeit). Und durch diese äußeren Werke kann eben keine Sündenvergebung errungen werden, denn die Vernunft kann von sich aus nicht Gott über alles fürchten, lieben und vertrauen, wodurch allein die Werke Gott angenehm werden, denn sie kann das Herz nicht ändern, die Person muss erst bekehrt, wiedergeboren werden, samt Vernunft und Willen (denn die Vernunft ist durch den Sündenfall verblendet und bedarf der Erleuchtung durch Gottes Geist mittels des Wortes).[3] Unsere gesamte Person ist von der Sünde durchzogen, durch und durch sündig nach Seele und Leib, Gott feind, kann Gott nicht von Herzensgrund lieben, vertrauen, fürchten, nicht von Herzensgrund ihm dienen, wie er will – und sich dabei in falscher Sicherheit wiegt. Es gibt eben keinerlei Zusammenwirken von Natur und Gnade zu unserer Erlösung.[4] Es geht dabei nicht nur um die Erkenntnis konkreter Sünden, das unbedingt auch, sondern immer wieder auch darum, dass wir selbst Gott nichts bringen können, dass wir durch und durch Sünder sind, Röm. 7,14 ff., eben auch die Regungen des Herzens voll Sünde sind, nicht nur die äußeren Werke, dass der natürliche Mensch vor der Wiedergeburt unter der Herrschaft und Sklaverei des Teufels und dem alles in ihm unter dem Fluch der Sünde ist[5]. Dabei geht es auch nicht darum, einzelne Verfehlungen an sich zu erkennen, denn das kann der natürliche Mensch auch, sondern sie wahrhaft als Sünde vor Gott zu erkennen, des Zornes Gottes Wert, was nur durch Gottes Geist geschehen kann. Dadurch wird dann auch der Schrecken im Gewissen gewirkt, das erkennt, dass es unter Gottes Zorn steht und Gott mit seinem Verdammungsurteil Recht hat. Zur rechten Sündenerkenntnis gehört schließlich vor allem auch, dass man nicht nur die Schuld und Strafe der Sünde los werden will, auch nicht nur von der eigenen Schwäche und der Macht der Sünde – sondern von der Sünde selbst, also die Sünde hasst und sich nach Vergebung sehnt, danach ein ganz und gar neuer Mensch zu werden.[6] Denn im natürlichen Menschen ist keinerlei Kraft, Vermögen, Gott zu lieben, ihm zu dienen, herzlich ihn zu fürchten, sondern wir sind ständig voll böser Neigung und Begierde und bedürfen der neuen Geburt aus Geist und Glauben,[7] kurz, wir sind vor der neuen Geburt tot in Übertretungen und Sünden, Eph. 2,1-3, und bedürfen deshalb der Lebendigmachung, geistlichen Auferweckung durch Gottes Geist mittels des Evangeliums, Eph. 2,4-9.[8] Dieser rettende Glaube kann nur da gewirkt werden, wo zuvor durch den Schrecken des Gesetzes das Gewissen getroffen wurde (Reue, Buße) und durch das Evangelium dann der Glaube, also das herzliche Vertrauen in Gottes Liebe und Erbarmen mit dem Sünder in Christus, gewirkt wird, der die Vergebung der Sünden empfängt, ergreift.[9] Die natürliche Gesinnung unseres Fleisches ist Feindschaft gegen Gott, Röm. 8,9, und daher dem Gesetz Gottes nicht unterworfen, Röm. 8,7; aus ihm kann nichts Gott Wohlgefälliges kommen. Ohne den Glauben an Christus, durch den wir Gott fürchten und lieben, können wir auch die zweite Tafel des Gesetzes nicht erfüllen (s.a. die Anfänge aller Erklärungen der Gebote in Luthers Kleinem Katechismus).[10]

    Auch für den Christen gilt: Er ist zwar Gerechtfertigter, ganz und gar, durch den Glauben an Christus, aber ist und bleibt zugleich Sünder, ganz und gar, nach seiner fleischlichen Natur, in der die sündliche Begierde immer noch kräftig ist, weshalb er im täglichen Kampf mit der Sünde steht, täglich den alten Menschen mit seinen sündlichen Begierden und Regungen töten, täglich von der Sünde sich abkehren muss, täglich seine Zuflucht allein bei Christus sucht und findet, täglich aus dem Geschenk der Vergebung lebt, Gal. 5,16 f.; Joh. 13,10 (tägliche Buße oder Bekehrung), die allein Geschenk aus Gnaden ist, Eph. 2,8.9, also das ganze Leben eine anhaltende Buße oder Bekehrung ist durch das Absterben des alten Menschen und Ergreifen der Gerechtigkeit und stellvertretenden Genugtuung Christi.[11] Wenn der Mensch sich also selbst ansieht, so sieht er nur Sünde; allein in Christus, durch den Glauben an ihn, hat er Gottes Gerechtigkeit, damit Vergebung der Sünden, Frieden mit Gott, ewiges Leben, ist er Gottes Kind. Allein in diesem Christusglauben hat der Sünder all das, was Gott durch das Evangelium in Wort und Sakrament darreicht, anbietet, zueignet, Röm. 4,5, steht in der Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. (Auch das Sakrament rechtfertigt nicht an sich, auch nicht durch den Vollzug, sondern es ist der Glaube, der die Verheißung, die Zusicherung aus dem Sakrament nimmt, der allein die Rechtfertigung empfängt. So sehr auch auf der Tatsache, dass mit Brot und Wein Christi Leib und Blut (wenn auch übernatürlich) mit dem Mund empfangen werden, festzuhalten ist, so ist doch die Hauptgabe im Abendmahl Vergebung der Sünden und ewiges Leben, im Glauben zu empfangen.[12]) Darum braucht auch der Christ das tägliche Gebet um rechte Sündenerkenntnis, rechte Reue, rechte Umkehr, rechte Vergebung, um den Glauben und das Beharren im Glauben zur ewigen Seligkeit, weil all das nicht in unserer eigenen Vollmacht liegen, sondern Gottes Gnade durch sein Evangelium in Wort und Sakrament uns gibt. Denn der Glaube ist kein Produkt menschlicher Vernunft, menschlichen Denkens, sondern ist Gottes Werk, wodurch er, die Folge, Frucht mit einbezogen, uns neu gebiert, verwandelt, das alte Ich (den alten Adam) tötet und einen anderen Menschen aus uns macht von Herzen, Sinn, Mut und allen Kräften durch den Heiligen Geist, der mit dem Glauben in uns Wohnung macht. Daher dann, wie unten ausgeführt, der Glaube auch nicht untätig sein kann, sondern in guten Werken geschäftig ist.[13]

    Durch das Wort des Evangeliums wirkt der Heilige Geist im überführten, zerbrochenen Sünder (Ps. 51,18) den rettenden oder rechtfertigenden Glauben, Röm. 1,16-17; 1. Petr. 1,23; Jak. 1,18, der Jesus Christus als seinen Retter erkennt, der alle seine Sünden getragen hat,  und ihn ergreift als den, der auch für mich Mensch wurde, auch für mich sich dem Gesetz unterwarf, es auch für mich stellvertretend erfüllte, auch meine Sünden auf sich nahm ans Kreuz, Gott auf Golgatha auch mit mir versöhnt und so auch mir Vergebung der Sünden, den Frieden Gottes, die Gotteskindschaft, den Freispruch im Jüngsten Gericht und ewiges Leben erworben hat, Gal. 4,4-5; Röm. 8,3; 1. Petr. 2,23-25; 2. Kor. 5,17-21; Röm. 5,1; 8,17; Joh. 5,24; 3,36 (das ist die Bekehrung, Wiedergeburt). Denn gerade dies ist ja das Evangelium, dass der gerechte Gott der liebende, barmherzige Gott ist, der den nicht straft, sondern beschenkt und rechtfertigt, der sich im Glauben an Christus und sein Evangelium hält[14]. Der Glaube empfängt, ergreift also das, was Christus durch sein Erlösungswerk uns erworben und was Gott in seinem Wort verheißen hat; das ist die (persönliche) Rechtfertigung. Das heißt, die Sündenvergebung ist frei, umsonst, um Christi willen, dessen Verdienst das Lösegeld ist für unsere Sünden, empfangen allein durch den Glauben, der nichts anderes ist als das Vertrauen auf die Verheißung, die Zusage der Barmherzigkeit Gottes in Christus, unserm Hohenpriester, um Christi willen, ohne jegliches menschliche Verdienst und Mitwirken. Dieses neue Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen (Sünder) steht also nicht auf irgendeinem menschlichen (Mit-)Tun oder Entscheiden, sondern allein auf Gottes liebendem, erbarmendem Willen in Christus, auf Gottes liebendem Handeln.[15] Und dieser Glaube hat dann auch empfangen die neue Geburt und den Heiligen Geist, der dann, als Folge, die Frucht wirkt, dass der an Christus Gläubige anfängt, die Begierde zu töten, Gott in allem zu gehorchen. Dieser Glaube ist nicht ein allgemeiner Glaube, nicht nur ein Wissen und Fürwahrhalten der Glaubenslehren, sondern ein persönlicher Glaube an Christus, den Retter (fides specialis), ist Gemeinschaft mit Christus und dem dreieinigen Gott.[16] Dieser Glaube kann zwar zunächst aufgrund der besonderen Umstände unbewusst sein, aber wenn er gesund ist, muss er zu einem bewussten persönlichen Besitz werden.[17] Dieser Glaube will ja und empfängt auch die Sündenvergebung, denn in der neuen Geburt wurde auch der Wille bekehrt.[18] So bekehrt Gott niemand, es sei denn, der Sünder habe durch das Gesetz erkannt, wie böse und elend er selbst ist und durch das Evangelium, wie lieb, süß, gnädig und gut der HERR.[19] Sündenvergebung können wir uns nicht verdienen, weder ganz noch zu irgendeinem Teil, sondern wir empfangen sie allein aus Gnaden um Christi willen durch den Glauben, denn Christus hat für die Sünden der Welt volle Genüge geleistet mit seinem Blut. Nicht also um menschlicher Reue, Liebe oder Gottesdienst willen, denn das würde die Rechtfertigung, die Sündenvergebung ungewiss machen, da wir nie genug lieben können, sondern allein um Christi willen, allein durch den Glauben, der auf die Verheißung Gottes in Christus sieht; vgl. auch 1. Kor. 1,30; Röm. 3,28; Eph. 2,8-9.[20] Denn wir sind ja das ganze Gesetz zu tun schuldig – aber niemand kann das bewerkstelligen.[21] Nicht durch die doch immer unvollkommenen Werke der Liebe willen, sondern allein durch Christus und den rettenden Glauben an ihn haben wir Zutritt zu Gott, Röm. 5,2. Denn ohne ihn, Christus, können wir nichts tun, auch nicht anfangen, die von Gott gewollten Werke zu tun, Joh. 15,5.[22] Der rechtfertigende Glaube ist daher auch kein bloßes Fürwahrhalten der biblischen Geschichte oder der Bekenntnisse, auch keine bloße formale Zustimmung (also nicht etwas, was noch innerhalb der Möglichkeiten der Vernunft läge), rechtfertigt auch nicht als Voraussetzung für die zu folgende Liebe, sondern ist vor allem, zusammen mit dem zustimmenden Wissen um die objektiven historischen biblischen Tatsachen, die Verheißungen Gottes, ein herzliches Vertrauen auf Gottes Verheißung, Zusage in Christus hinsichtlich seines Erlösungswerks, ist also Glaube an Christus, den Retter, Heiland.[23] Darum ist es auch völlig verkehrt, wenn jemand danach fragt, ob er wohl würdig genug sei, mit Gott Gemeinschaft zu haben, vor Gott gerecht zu sein. Denn als Sünder können wir gar nicht, von uns her, würdig vor Gott sein. Wenn wir versuchen, uns vor Gott würdig zu machen, etwa durch die Liebe, durch Werke der Liebe, rauben wir Christus tatsächlich die Ehre und wollen sie, zumindest teilweise, für uns beanspruchen, Gal. 2,17.[24] Gott aber spricht nicht den gerecht, der etwas vor ihm „verdient“ hat, sondern den Gottlosen, der keine Werke zu bringen hat, Röm. 4,4.5. Wer durch die Liebe, die Werke vor Gott etwas verdienen will, der kann in seinem Gewissen nie zum Frieden kommen, weil die Anklage des Gesetzes bleibt, da wir nie vollkommen werden können. Frieden mit Gott haben wir allein durch den Glauben an Christus, Röm. 5,1, der gewiss ist, dass ihm um Christi willen die Gerechtigkeit und das ewige Leben geschenkt sind – denn das ewige Leben ist einzig ein Geschenk der göttlichen Barmherzigkeit. Das ist rechter Trost für den Glauben.[25] Darum wäre es auch völlig falsch zu sagen, gute Werke seien den Gläubigen nötig, notwendig zur Seligkeit, ewigen Rettung. Denn da würden Rechtfertigung und Heiligung vermengt.[26] Wenn es um die Frage geht, ob Gott dich als gerecht ansieht, so musst du den Blick ganz von dir, deinen Werken, deiner Erneuerung wegnehmen und einzig auf die Verheißung Gottes in Christus sehen, dich allein an Christus klammern, denn es kommt allein darauf an, dass du Christus, deinen Retter, im Glauben ergreifst.[27]

    Aus diesem Evangelium lebt der Christ täglich. Der rechte Glaube ist also nicht bloß ein Wissen um historische Vorgänge, sondern bezieht diese bewusst auf sich, nimmt das, was Christus getan und erworben hat bewusst für sich in Anspruch. Im Zentrum steht dabei Gottes Liebe, Gnade und Erbarmen in Jesus Christus, dass der heilige, lebendige Gott aus reiner Liebe seinen Sohn dahingegeben hat, 1. Joh. 4,9.10, damit der uns die Gerechtigkeit erwerbe, die vor Gott gilt, das heißt, wir nicht durch eine eigene Gerechtigkeit, Leistung, Verdienst von Gott angenommen werden, sondern er dem Einzelnen, der an Christus als seinen Retter glaubt, vielmehr aus Gnade die Gerechtigkeit und damit die Sündenvergebung zuspricht, die Christus durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben uns erworben hat, Röm. 3,21-28 (persönliche Rechtfertigung)[28], wodurch er Gott ja grundsätzlich schon mit der ganzen Welt, mit jedem Sünder versöhnt hat, 2. Kor. 5,17-21 (allgemeine Rechtfertigung). Diese „innere Gerechtigkeit“ spricht Gott aus Liebe und Erbarmen dem Sünder um Christi willen zu, Röm. 4,5 ff. Der Glaube erfasst also Christi stellvertretendes Werk als für mich geschehen und bewirkt, dass Christus mit dem Vater und dem Heiligen Geist im Christen Wohnung macht, Joh. 14,26 (Glaubensgerechtigkeit). Die Gerechtigkeit, die Gott dem an Christus als seinem Retter glaubenden Sünder zuspricht, kommt also nicht aus menschlichem Tun, Verdienst, Wirken, auch nicht Mitwirken, sondern nur der ist gerecht vor Gott, wer ohne Werke allein an Christus glaubt[29]. Die Werke sind eine Folge, eine Frucht des Glaubens, der Wiedergeburt durch das Wort, gehören in die Heiligung, das christliche Leben, nicht in die Rechtfertigung. Die Wiedergeburt im engeren Sinn ist also nichts als die Rechtfertigung. Alles andere, also die sittliche Umwandlung durch Christus mittels dem Heiligen Geist aus der Kraft des Wortes ist eine Frucht, eine Folge der Wiedergeburt, des Glaubens, der Bekehrung, die nur in einem weiteren Sinn auch als Teil der Wiedergeburt bezeichnet werden kann.[30] Aber selbst diese Werke liegen nicht einfach in der Verfügungsgewalt des Christen, sondern sind die Werke, die Gott zuvor bereitet hat, Eph. 2,10, und die Christus, der im Gläubigen wohnt, durch ihn wirkt. Das ist ja das Evangelium, das Gott nicht den annimmt, dem vergibt, der es verdient hat, der liebenswert ist, sondern vielmehr dem, der es nicht verdient, der unter Fluch und Verdammnis steht – und Gott ihn aus seiner Liebe, Gnade und Erbarmen in Christus durch den Glauben liebenswert macht, vgl. 1. Joh. 4,9.10: Das ist die Liebe des Kreuzes, die das Gute den Bösen zuwendet[31]. Der Glaube rechtfertigt dabei nicht, weil er eine „Qualität“, eine „Tugend“ wäre, sondern weil er sich an Gottes Gnadenwort hält, Gottes Barmherzigkeit in Christus annimmt.[32] Die Gerechtigkeit, die dem Glauben zugesprochen wird, ist also keine dem Sünder eigene, von ihm erworbene, sondern ist eine fremde, ist Christi Gerechtigkeit, uns erworben durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben, uns zugeeignet durch das Evangelium in Wort und Sakrament, empfangen, ergriffen im Glauben an Christus, den Retter für Sünder: So bist du Sünder gerecht und darfst deines Heils gewiss sein aufgrund des Verdienstes, der Gerechtigkeit Christi, von dir im Glauben empfangen, ergriffen, denn Gottes Gnade ist Gnade in Christus.[33]

    Dazu aber muss immer zuerst die Predigt der Buße angehen, die den Sünder verklagt, das Gewissen erschreckt; dem folgt dann das Evangelium der Verheißung der Gnade um Christi willen, das der Glaube empfängt und damit die Sündenvergebung, Rechtfertigung, die neue Geburt.[34] Das ist also die rechte Bekehrung, dass wir zuerst erkennen und glauben, dass alles, was wir ohne den Glauben an Christus tun, Sünde ist, auch wenn es noch so gut erscheint, eben weil die Person sündig ist, und so der bis dahin sichere Sünder zerbrochen wird. Dann aber gilt es lebendig zu erkennen und im Glauben zu erfassen, dass Gott aus Gnaden uns vergeben hat um Christi willen, also um des Werkes Gottes Willen in Christus, aus lauter Gnade, Barmherzigkeit, umsonst. Das ist die rechte Bekehrung. So wird die Person recht und gut, dass dann daraus, als Frucht, Folge, auch gute Werke folgen können, eben bei denen, die bereits durch die Gnade, ergriffen im Glauben an Christus, gerecht sind und das ewige Leben haben und darin, in dem heiligen Leben, Gott ihren Dank zeigen.[35] Daher ist es notwendig, dass Buße und Vergebung der Sünden, Gesetz und Evangelium recht unterschieden und gepredigt werden, Luk. 24,47.

    Im Zentrum dieses Glaubens steht Christus mit seiner Zusage, seinem Wort, seiner Verheißung und Zueignung durch das Wort – und der Glaube vertraut allein Christi Verdienst, durch das Wort uns zugeeignet und gibt Gott damit die Ehre, dass er seine Verheißung ergreift.[36] Denn das Wort gibt alles, was es uns zusagt: Vergebung der Sünden. Und wir haben das durch den Glauben, der dem Wort folgt, wie dann die Liebe aus dem Glauben folgt. Und zwar schafft das Wort den Glauben. Dieser Glaube ist kein bloß allgemeines Gottvertrauen, das auch neben dem Versuch der Werkgerechtigkeit bestehen könnte, sondern ist ein herzliches Vertrauen auf das Evangelium Christi, dass der Sünder allein um Christi Verdienst, aus Gottes Liebe und Erbarmen, Vergebung der Sünden, den Frieden Gottes, die Gotteskindschaft, den Freispruch im Jüngsten Gericht und ewiges Leben hat, also Gott uns im Evangelium das ganze Heil schenkt.[37] Darum rechtfertigt der Glaube auch nicht nur als ein Anfang des neuen Lebens, dem dann die Werke folgen, um ewig gerecht zu werden, sondern der rechtfertigende Glaube hat die ganze Wiedergeburt, die ganze Sündenvergebung, die ganze Rechtfertigung, eben alles ohne jegliches menschliche Zutun, Verdienst.[38]

    Dieser Glaube, wie auch die rechte Buße, Umkehr, Beichte, aber ist nicht etwas, worüber wir einfach verfügen könnten. Vielmehr gilt es, den Heiligen Geist anzurufen, dass er durch das Wort uns immer wieder rechte Sündenerkenntnis, rechte Verdorbenheitserkenntnis gebe, so auch rechte Buße, Traurigkeit über die Sünde und andererseits lebendige Erkenntnis Christi, des Gekreuzigten und Auferstandenen und so den Glauben immer neu wirke, entfache, stärke, vertiefe.

    Sowohl die Überführung von Sünden mit Reue und Umkehr ist allein Gottes Werk durch das Wort, als auch das Wirken des rechtfertigenden Glaubens, der Christi Verdienst, Gerechtigkeit ergreift (Bekehrung). All das wirkt der Heilige Geist sowohl durch das Wort allein als auch durch das Wort, verbunden mit von Christus eingesetzten Elementen, also den Sakramenten Taufe und Abendmahl, bei denen aber auch das Wort das entscheidende ist. Durch sie wirkt der Heilige Geist direkt am Einzelnen, Tit. 3,4-7; 1. Kor. 10,16; 11,23-32. Der Mensch kann zu all dem gar nichts beitragen, denn in geistlichen Dingen hat er keinerlei freien Willen (der nur Gott zukommt; in weltlichen Dingen, die der Vernunft unterworfen sind, hat der Mensch allerdings einen, wenn auch eingeschränkten, freien Willen), kann sich nicht für Gott, Christus, die Gnade entscheiden, sondern ist tot und muss erst lebendig gemacht, geistlich auferweckt werden, Eph. 2,1-7. Darum sieht das Vertrauen des Christen auch nicht auf die eigene Reue, nicht auf irgendwelche „Entscheidungen“, nicht auf seine Beichte, sondern er erkennt und bekennt sich als abgrundtief verdorbenen Sünder und hält sich allein an Christus, seinen Heiland, und das Vergebungswort der Absolution. An Christi Wort hängt alles. Durch das Wort gibt es Vergebungs-, Heilsgewissheit, weil Christus nicht lügen kann. Daher ist auch nicht der Priester Urheber der Vergebung, ist das Heil nicht vom Priester und seinen Akten, seinen Sakramenten abhängig, sondern allein vom Wort, dessen Diener er ist (Apg. 6,2). Es kann daher auch nie um die „Würdigkeit“ des Einzelnen, des Beichtenden etwa, gehen, sondern es geht immer um den Glauben an das Vergebungswort, daran liegt alles (Joh. 3,36; 8,30 ff.; Röm. 1,16.17).

    In der Buße kommt es also zuerst und allein auf die Vergebung der Sünden an; die rechte Reue sollen wir von Gott erbeten, aber auf sie hin darf nicht absolviert werden, sondern allein auf den Glauben, der Christus, den Retter, erfasst, Mark. 1,15. Dadurch wird das Gewissen befreit, dadurch haben wir Gottes Versöhnung. Der Glaube verlässt sich allein auf Gottes Wort, in dem Gottes Liebe, Barmherzigkeit und Gnade groß wird[39]. Die Buße ist letztlich gelebte Taufe. Denn in der Taufe wird grundsätzlich der alte Mensch in den Tod gegeben und kommt der neue Mensch hervor, der nun in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott leben soll. Weil uns aber die Sünde immer noch anhaftet, gelingt das in diesem Leben nur anfangsweise, in täglichem Abtöten des alten Menschen durch täglichen Kampf gegen die Sünde, tägliche Sündenerkenntnis, Reue, Umkehr, Ergreifen der Vergebung Christi. Dabei hält sich der Christ, der ja weiß, dass er immer noch Sünder ist, an Gottes Barmherzigkeit, die ihm in der Taufe grundsätzlich geschenkt wurde, und legt Christus die tägliche Bitte vor, dass er doch durch seinen Heiligen Geist mittels des Worts immer neu rechte Sündenerkenntnis, rechte Reue und Umkehr, rechte Vergebung, rechten Glauben und dann auch die Frucht, die guten Werke, das christliche Leben wirke.

    Was also die Rechtfertigung angeht, so ist sie allein Gottes Werk, Gottes Geschenk, ohne irgendein menschliches Zutun, ohne menschliches Verdienst, ohne menschliche Werke. Sie ist ein objektiver Akt Gottes, ein richterliches Urteil, der den gerecht spricht, für gerecht vor Gott erklärt, der allein durch den Glauben die Erlösung, die Christus uns durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben erworben hat, empfängt, ergreift – und damit das Heil, die Gnade Gottes empfängt. Denn Rechtfertigung heißt ja nichts anderes, als dass der heilige, gerechte Gott aus lauter Liebe, um Christi Erlösungstat willen, dem Sünder gut ist, der sich im Glauben daran hält, dass er um Christi willen für gerecht erachtet wird.[40] Der durch das Gesetz zerbrochene, in der Buße stehende Sünder sieht allein Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen an, 1. Kor. 1,18 ff. Die Frucht davon aber ist, dass dieser Glaube unbedingt tätig sein will und muss, Gal. 5,6; Röm. 2,13; 3,32, und damit die Liebe formt (nur um des Glaubens willen sieht Gott das Werk als gut an).

    Dieser Glaube, wo er recht ist, kann nicht verborgen bleiben, sich nur um sich selbst drehen, sondern drängt nach außen, um durch die Liebe Christi Christus, den Vater und den Heiligen Geist wieder zu lieben und ihnen nun im Nächsten zu dienen, den Willen Gottes zu tun, 2. Kor. 5,14-15; Joh. 14,15.23; Gal. 5,6 (tägliche Erneuerung durch Gottes wirkendes Wort; zwei Hände des Glaubens: die eine, die Gottes Gnade und Erbarmen in Christus ergreift, die andere, die aus Gottes Liebe dem Nächsten dient (Gerechtigkeit der Werke)),[41] das eigene Fleisch zu kreuzigen, Gal. 5,24. Denn Gott vergibt uns nicht nur unsere Sünden (Rechtfertigung, innere Gerechtigkeit), sondern hat damit auch angefangen, uns zu erneuern, hat uns ein neues Denken, Wollen, Hoffen, Lieben, Streben gegeben; er hat uns den Glauben geschenkt, vor allem, weil er uns damit für ewig retten will, aber auch, damit wir erneuert werden (Heiligung, Erneuerung).[42] Aber während die Rechtfertigung das Werk eines Moments ist und dann vollkommen und vollendet ist, ist die Erneuerung ein Prozess, der unser ganzes Leben andauert, denn die Sünde ist immer noch in uns, der Christ bleibt Gerechter und Sünder zugleich; die neue Sittlichkeit muss wachsen, der Christ soll dem Ideal der Vollkommenheit nachjagen. „Überschüssige“ Werke, von denen Rom spricht, gibt es ebenso wenig wie die „Sündlosigkeit“, von der Methodisten und Heiligungsbewegung sowie etliche Pfingstgruppen reden, können wir doch Gott nie vollkommen fürchten und lieben.[43] Es geht also darum, dass der Christ wächst in der Furcht Gottes, im Glauben, in der Liebe zu Gott und zum Nächsten.[44] Die Liebe geht also dem Glauben nicht voran, sondern sie folgt ihm, ist eine Frucht, eine Folge des rechtfertigenden Glaubens, der Rechtfertigung.[45] Denn der Heilige Geist bringt die Liebe Gottes und damit die Liebe zu Gott und zum Nächsten ins Herz, so dass wir Gott fürchten, lieben und vertrauen, ihm danken, ihn preisen, von Herzen gehorchen. Denn der neue Mensch will nicht mehr sündigen, der Heilige Geist hat neue Regungen in sein Herz gebracht, gerade auch durch den Frieden und die Freude des ewigen Lebens.[46] Und darum ist es völlig richtig zu sagen, dass die Liebe und die guten Werke eine notwendige Folge der Rechtfertigung sind (‚Der Glaube geht voran, und die Liebe folgt‘); und wer nicht liebt, der hat damit ein gewissen Zeichen, dass er nicht gerechtfertigt ist oder wieder aus der Gnade gefallen.[47] Es geht damit darum, dass das Gesetz Gottes in unserem Leben als Christ nun aus der Kraft Christi und der Liebe Gottes in Christus mehr und mehr umgesetzt wird, Matth. 19,17; Röm. 2,13; Jer. 31,33; Röm. 3,31, denn der Glaube bringt mit dem Heiligen Geist neue Regungen, ein neues Herz, ein neues Leben mit sich – eben als Frucht, Folge des rettenden Glaubens, der Gott nicht nur vertraut, sondern nun auch, eben als Frucht, ihn auch fürchtet und liebt, ihn lobt und preist und anfängt, den Nächsten zu lieben, befähigt durch den Heiligen Geist. In der neuen Sittlichkeit erweist sich also das in der Rechtfertigung geschaffene neue Leben in den Lebensständen.[48] Dieses tätige Leben in der Erneuerung fällt nicht auf eigene, selbsterdachte Werke, wie Ablass, Wallfahrten, Möncherei, sondern geht dem Gesetz Gottes konform, das wir vor allem in den Zehn Geboten finden, das der Heilige Geist in unser Herz geschrieben hat, so dass wir die Werke nicht bloß äußerlich, als Gehorsamsakt, aus Pflicht, tun, sondern von Herzen – denn nur das Werk gefällt Gott wohl, bei dem das Herz dabei ist. Da tun wir das Gesetz nicht mehr aus Zwang, Druck, Forderung, sondern weil wir uns von Herzen durch Gottes Geist von ihm anleiten lassen in den Werken der Liebe gegen den Nächsten, die aus dem Glauben als dessen Frucht kommen (neuer Gehorsam aus dem Heiligen Geist), dass wir Lust haben zu Gottes Gesetz durch den Heiligen Geist, der uns ja durch das Evangelium gegeben ist, Gal. 3,14, mittels des Worts.[49] Denn das ist ja die Freiheit vom Gesetz, nicht, dass das Gesetz aufgehoben ist, sondern dass der Mensch unter der Gnade Lust hat zum Gesetz, ohne den Zwang des Gesetzes lebt, aber mit Lust und Liebe tut, was das Gesetz will.[50] Denn alle Werke, die nur äußerlich geschehen, bei denen das Herz nicht dabei ist, sind vor Gott nur Heuchelei. Es kommt also bei dem Tun von Herzen alles auf die LIEBE an, nämlich aus der uns in Christus offenbarten Liebe Gott wieder lieben und dadurch dann den Nächsten, der unsere guten Werke braucht. Die Liebe ist also des Gesetzes Erfüllung, Röm. 13,10b, und macht die wahre christliche Sittlichkeit aus.[51] (Die bloß äußere Gesetzeserfüllung hat, die ja der natürliche Mensch auch vollbringen kann (wenn auch nur bruchstückhaft), hat auch ihren Wert, nämlich für das äußere Zusammenleben der Menschen; das ist der erste Gebrauch des Gesetzes oder die bürgerliche Zucht. Aber mit der christlichen Sittlichkeit, dem Leben aus Glauben hat sie nichts zu tun.[52]) Der Grundkurs des Lebens des Christen kann so zusammengefasst werden: „Ein rechter Christ auf Erden lebt nicht sich selbst, sondern er lebt und dient seinen Nächsten.“[53]

    Diese Erneuerung wird in diesem Leben immer unvollkommen bleiben; die angefangene Gesetzeserfüllung wird nur angenommen um des Glaubens an Christus, den Mittler, wegen.[54] Daher muss auch der gläubige Christ sein Vertrauen hinsichtlich seiner ewigen Errettung allein auf Christus und sein Erlösungswerk setzen, in die Vergebung der Sünden, die Rechtfertigung des Sünders um Christi willen, empfangen im Glauben,[55] und steht im täglichen Kampf zwischen Fleisch und Geist, in täglichem Abtöten des alten Menschen, was währt bis an den leiblichen Tod, Gal. 5,16 f.[56] Darum, um des alten Menschen willen, braucht auch der neue, der wiedergeborene, bekehrte Mensch, der Christ, die klare Wegweisung, das Gesetz, dass der Glaube gute Früchte, gute Werke bringen soll, dass er gute Werke tun muss, die Gott geboten hat, um Gottes Willen, Ordnung und Befehl eben, nicht selbsterdachte, nicht aufgrund irgendwelcher Menschengebote erbrachte, sondern in Gottes Wort vorgeschriebene, denn gute Werke sind nötig als Betätigung des Glaubens – und doch nicht aus Zwang, sondern willig aus einem bekehrten Herzen und Willen, die eifrig bestrebt sind, Gottes Willen zu tun.[57] Da der Glaube die Quelle des neuen Lebens ist, so erfordert ein Fortschreiten in der Heiligung eine Mehrung des Glaubens, der ja vor allem Ergreifen der sündenvergebenden Gnade ist. Daher braucht der Christ eine immer tiefere und umfassendere Sündenerkenntnis, denn dann wächst auch das Bedürfnis nach Gnade.[58] Aber: Der Glaube vertraut nicht auf diese Werke, verdient sich damit keine Gnade, denn die Werke versöhnen nicht mit Gott, verdienen, erwerben uns keine Gnade, Gerechtigkeit, sondern der Glaube hält sich allein an Christus und weiß, dass in allem, was er tut, er ein unnützer Knecht bleibt, Luk. 17,10, und ja nur durch die Erneuerung durch den Heiligen Geist aufgrund des Glaubens gute Werke tun kann, zu denen wir ja geschaffen sind in Christus und die Werke für uns, sie zu tun, Eph. 2,10.[59]

    Rechtfertigung und Heiligung (oder Erneuerung) sind also klar und unbedingt zu unterscheiden, ohne dass sie voneinander getrennt werden dürfen – denn Gott rechtfertigt niemanden, den er dann nicht auch, als Folge, erneuert; und er erneuert niemanden, den er nicht zuvor, durch den Glauben, gerechtfertigt hat. Der Glaube, den Gottes Geist durch das Evangelium gewirkt hat, bringt mit sich eine neue Haltung gegenüber Gott, ein neues Vertrauen in Gott, neue Gottesfurcht und eine herzliche Willigkeit, Gottes Willen zu tun, was alles Gottes Geist im glaubenden Sünder bewirkt.[60] Als Folge, als Frucht der Rechtfertigung fängt also der Glaube auch an, in der Liebe tätig zu werden.[61] Nur die äußerlichen Werke, also ohne das Herz dabei, können auch aus der Vernunft ausgeführt werden, aber damit wird nicht Gottes Gesetz, Gottes Willen erfüllt. Erst durch den rechtfertigenden Glauben wird das Gesetz wirklich aufgerichtet, nur der Glaube fängt an, es zu erfüllen.[62]

    Der Glaube, dem es ja, wenn er recht ist, unmöglich ist, dass er nicht gute Werke tue, betätigt sich zuerst und vor allem in den Lebensständen, in die Gott den Menschen gestellt hat und in denen er an den ihm da zugewiesenen Nächsten seine Liebe zu Gott erweisen soll, etwa als Vater oder Mutter, Eltern oder Kinder, Lehrer oder Schüler, Unternehmer oder Arbeitnehmer, Regierende oder Bürger, und dabei wieder in dem jeweiligen Beruf, der jeweiligen Tätigkeit, für die Gott ihn begabt hat. Darin soll er durch sein Wirken Gott dienen, loben, preisen, verherrlichen und dem Nächsten dienen, Kol. 3,17.23, denn so hat Gott die menschliche Gesellschaft geordnet, dass sie geprägt ist von gegenseitigem Dienen, Gal. 5,13, denn Gott lieb haben und ihm dienen heißt, dem Nächsten dienen, der unser bedarf.[63] Das gilt auch für die einfachste Beschäftigung, die, im Glauben ausgeführt, Gott wohlgefällig ist. Gute Werke sind die, die ein an Christus als seinen Retter Gläubiger vollbringt, die Gott geboten hat, die zu seiner Ehre und im Dienst und zum Wohl des Nächsten geschehen. Das heißt: Das, was wir tun, soll aus Glauben geschehen, in der Gewissheit, dass es Gott wohlgefällt, denn was nicht aus Glauben geht, das ist Sünde, Röm. 14,23[64]. Der an Christus Glaubende lebt aus der Liebe, dem Erbarmen, der Gnade Gottes, die sich in Christus offenbart hat, 1. Joh. 4,9.10, um dann aus dieser Liebe Christi zu leben, nicht mehr für sich, sondern für Christus und daher für den Nächsten: die eine Hand reicht zum Himmel und empfängt Gottes Liebe, Gnade in Christus, die andere geht zum Nächsten, um ihm aus der empfangenen Liebe zu dienen. Der Glaube an Christus hat die Gerechtigkeit Christi empfangen, die Gott dem Glaubenden zuspricht, und lebt täglich daraus, ist daher gerecht vor Gott um Christi willen (Glaubensgerechtigkeit). Aus diesem Glauben nun fängt er an, in diesem Leben Gottes Willen umzusetzen in rechter Gottesfurcht, Gottesliebe und Gottvertrauen, im täglichen Töten des alten Ich und im Dienst am Nächsten in seinem Beruf, der Nachbarschaft und an denen, die Gott in sein Leben hineinstellt (angefangene Lebensgerechtigkeit)[65]. Dabei kommt es zunächst nicht auf das bloße Werke an sich an, sondern darauf, dass es Gottes Wort und Befehl hat, sonst, wenn es, wie die Mönche, Gottes Wort und Befehl nicht hat, ist es ein vergeblicher Dienst, der vor Gott nichts gilt. Ist aber Gottes Wort und Befehl dabei, so ist jeder Dienst, er mag vor der Welt noch so gering erscheinen, tatsächlich Gottesdienst.[66] Dabei weiß der Christ, dass er kein vor Gott vollkommenes Werk tun kann, dass alle Werke Gott nur angenehm sind um des Glaubens willen. Denn nur ein guter Baum kann gute Früchte bringen, ein böser Baum, ein Sünder, kann keine guten Werke hervorbringen, auch wenn er äußerliche Zucht erreichen kann, die aber eben kein vor Gott gutes Werk ist, weil sie nicht aus Glauben geht.[67] Aber damit wir so recht im Glauben stehen und bleiben und täglich darin laufen und geschäftig sind, gilt es, täglich im Gebet zu bleiben, denn nur der dreieinige Gott kann es durch sein Wort in uns wirken, erhalten.

    Christus ist also für den Gläubigen nicht in erster Linie Vorbild, den er versucht nachzuahmen (zu „imitieren“, s. Thomas von Kempen, Imitatio Christi, wodurch das Evangelium zu einem „neuen Gesetz“ zu werden droht, wiewohl Christus sehr wohl unser Vorbild sein soll, aber dadurch erlangen wir keine Gerechtigkeit vor Gott), sondern Retter, Erlöser, Heilbringer, den der Glaube empfängt, ergreift und so gerechtfertigt wird, allein um Christi Verdienst willen. Das Evangelium gibt, schenkt also alles – und verwandelt dann als Frucht, als Folge den Menschen. Die guten Werke sind also eine Frucht des Glaubens, nicht die Voraussetzung zum Christsein. Der Glaube ist dabei eben keine Tugend, kein menschliches Werk, keine menschliche Anstrengung, sondern durch Gott aus dem Wort geboren, das Heil, Leben, Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit, Weisheit, Kraft uns gibt.[68]

    Dabei sind aber die guten Werke kein Selbstläufer, da auch im Christen der alte Mensch, das sündige, böse Fleisch immer noch da ist und auch nie besser werden wird. Deshalb gehört es zum Leben des Christen in der Heiligung, dass er, wie Paulus, seinen Leib, sein Fleisch zähmt, betäubt, kreuzigt, tötet samt seinen Lüsten, Begierden, Geschäften, 1. Kor. 9,27; Gal. 5,24; Röm. 8,13, was täglich geschehen muss.[69] Denn es muss täglich abnehmen der alte Mensch mit seinem Zorn, Neid, Hass, Unkeuschheit, Geiz, Faulheit, Hoffart, Unglauben und sonstigen Lastern, damit wir je länger je milder, geduldiger, sanftmütiger werden. Nur so leben wir recht aus der Taufe.[70] Daraus folgt auch: Dass wir in täglicher Sündenerkenntnis, täglicher Reue, Umkehr, täglicher Buße, Vergebung der Sünden leben, damit die Werke des alten Ichs abtun, und dem neuen Menschen Raum geben.[71] Das ist nichts anderes als das Leben aus der Taufe. Denn in der Taufe ist unser alter Mensch grundsätzlich mit Christus gekreuzigt worden, hineingenommen worden in den Tod Christi, und ist grundsätzlich ein neuer Mensch hervorgekommen. Das, was da grundsätzlich geschehen ist, das gilt es nun im Leben, im Alltag umzusetzen, indem der alte Mensch mit seinen Lüsten, Begierden, Sünden, seinem Eigenwillen immer neu in den Tod gegeben wird (mortificatio), täglich neu mit Christus gekreuzigt wird, wozu Gott auch Leiden, Trübsal, Nöte, Anfechtungen verwendet, damit so in der Kreuzesnachfolge täglich der neue Mensch hervorkomme und wachse und zunehme. Denn wer gegen den Antrieb des Glaubens den Reizungen des Fleisches nachgibt, der verliert schließlich den Glauben, Gottes Gnade, das ewige Heil. Denn wenn der bisher Gläubige anfängt, die Sünde wieder zu lieben, fängt sie an, ihn mehr und mehr zu beherrschen und sie wird zur Todsünde, wenn er nicht durch abermalige Reue und Umkehr wieder Vergebung findet.[72] Weil der Glaube noch unvollkommen ist, weil also auch der alte Mensch noch da ist, darum bleiben auch Zweifel und Angst und ist der rechte Glaube immer ein kämpfender Glaube. Die Früchte des Glaubens können dabei dem, der daran zweifelt, ob er überhaupt gerechtfertigt ist, helfen zu erkennen, dass er Gottes Heiligen Geist hat. So gibt der Heilige Geist unserem Geist Zeugnis, Röm. 8,16.[73]

    Dabei sind die Güter dieser Erde dem Christen nicht verboten. Die innerweltliche Askese mag wohl eine römisch-katholische und auch reformierte Lebensweise sei, eine eigentlich lutherische ist sie nicht, wenn auch der lutherische Christ sein Fleisch kreuzigt samt den Lüsten und Begierden, es in Zucht nimmt, um gegen die Sünde zu stehen. Der Christ darf also seine Freude haben an den Gütern dieser Erde, denn sie sind von Gott geschaffen, der sie uns schenkt, wenn auch ihre Verwertung aufgrund des alten Adams, der uns noch anhängt, nie vollkommen sein kann, sondern immer mit Sünde durchzogen..[74]

    Dabei ist die Unterscheidung der beiden Reiche oder Regimente Gottes zu beachten, nämlich zwischen dem geistlichen Reich Christi und dem weltlichen oder natürlichen Leben, wobei das geistliche durch Christus und seinen Geist, das weltliche durch die natürliche Vernunft regiert wird. Letzteres meint, dass wie ein Schuster am besten Schuhe macht, ein Mauerer richtig eine Mauer hochzieht, ein Ingenieur eine Maschine entwickelt, das lehrt sie nicht der Heilige Geist, sondern ihre Vernunft.[75] Das heißt damit aber nicht, dass es eine doppelte Sittlichkeit, Moral gebe, eine für den geistlichen, eine für den weltlichen Bereich. Vielmehr unterliegt der ganze Mensch der Herrschaft Christi, der dessen Herz und Gewissen mit seiner Liebe prägt. Das gilt für alle Lebensbereiche; auch im natürlichen Leben erweist daher der Christ seinen Glauben und seine Liebe. Beweggrund, die Weise der Ausführung wie auch das Endziel seines Handelns sind in allen Bereichen von der christlichen Sittlichkeit geprägt.[76] In den weltlichen Ständen geht es darum, was Gott will und dem Nächsten gut, von Nutzen ist und dient.[77] Das heißt wiederum: Eine Tätigkeit, die Gott nicht geboten hat oder die in ihrer Ausführung gegen die Liebe ist, darf ein Christ nicht ausüben. Wir erkennen damit: Die Arbeit ist, entgegen Calvin, kein Teil der Buße, der Kasteiung des Leibes, etwas, wodurch unserem Tun Grenzen gesetzt werden, sondern vielmehr etwas, womit wir Gott und dem Nächsten dienen, so dass wir in ihr Gottes Werke tun.[78] Darum ist eben auch die alltägliche Arbeit, sie mag nach ihrem äußeren Ansehen noch so gering erscheinen, Gottesdienst. Deshalb wird ein Christ seine Tätigkeit nicht aussuchen nach Bequemlichkeit, Trägheit, Abneigung gegen Sorgen, Ehrgeiz, Neid, Habsucht oder unbeständig sein in dem, was er macht.[79]

    Als Christen arbeiten wir nicht in erster Linie, um Geld zu verdienen, sondern weil es Gottes Bestimmung, Gottes Wille und Ordnung für uns Menschen ist, also nicht aus Habgier, Profitsucht, sondern im Gehorsam gegen Gott.[80] Denn das Entscheidende ist ja, dass Gott das Gedeihen gibt; er gibt uns, unter anderem durch die Arbeit, was wir zum Leben brauchen. Das heißt dann folgerichtig auch: Der Christ arbeitet auch dann, wenn er es aufgrund seiner finanziellen Situation nicht nötig hätte – eben um den Willen Gottes zu tun und dem Nächsten zu dienen. Er achtet auch darauf, dass er durch seine Tätigkeit den anderen nicht schädigt, weder in seiner Gesundheit, noch seelisch, noch finanziell.[81]

    Auch die Obrigkeit, der Staat, gehört zu den Ordnungen Gottes, richtet Gottes Werk aus.[82] Durch sie schützt Gott uns Haus, Hof, Nahrung, bietet uns Schutz und Sicherheit, erhält uns äußerlich.[83] In der Hinsicht soll er auch eine Dienerin der Kirche sein, nämlich dass er durch seine Rechtsordnung und äußeren Schutz äußeren Frieden gibt, dass sie sich in Ruhe entfalten kann.[84] Die der Obrigkeit von Gott gestellte Aufgabe ist also, der Bosheit zu wehren, den Frieden zu erhalten.[85] Krieg ist daher nur als Schutz, als Abwehr, als Notwehr erlaubt, nicht als Angriffskrieg.[86] Zu den Aufgaben der Obrigkeit gehört weiter der Schutz des (natürlichen) Rechtes und vor allem die Fürsorge für die leibliche und geistige Wohlfahrt des Volkes, besonders also die Ernährung des Volkes und die Bildung, weshalb er besonders Schulen, Bibliotheken und das Studium fördern soll. Besonders aber soll er sich der Armen, Verlassenen annehmen und ihr Schutz sein.[87] Die Regierung übt, recht verstanden, das Vateramt im Volk aus, soll aus Liebe zu den Menschen wirken, was ihnen nutz und nötig ist.[88] Das zeigt sich auch in der Anwendung des Rechts, dass es nicht rücksichtslos durchgezogen wird, sondern gemäß der durch die Liebe erleuchteten Vernunft, die darauf sieht, dass der Mensch nach Seele und Leib gebessert wird.[89] Dagegen hat der Staat NICHTS mit der Predigt, dem Glauben, überhaupt allem, was zur ersten Tafel (erste drei Gebote) gehört, zu tun, darf den Glauben, das Bekenntnis nicht bestimmen, erzwingen, sondern soll einen jeglichem gemäß seinem Gewissen glauben lassen (Toleranz).[90]

     Der Christ wird seinerseits die Obrigkeit nicht nur akzeptieren, sondern sie als Gottes Ordnung und Amt ehren und achten, aber auch kritisieren, wo es nötig ist. Er wird ihr gehorchen, aber in den von Gott gezogenen Grenzen, also so weit sie nicht gegen Gottes Ordnung und Willen handelt.[91]

    Wie lebt der Christ in der Rechtsordnung? Er wird nicht auf sein Recht pochen, sondern es drangeben, soweit es nicht dem Nächsten schadet. Wenn aber durch sein Zurücktreten das Unrecht gestärkt, ausgeweitet würde, dann soll er, um der Nächsten willen, zusehen, dass dem Recht Genüge geschieht.[92]

    Durch das siebte Gebot zeigt Gott an, dass er ein Ja zum Eigentum hat. Aber wie alles im Leben des Christen, so darf auch der Besitz nicht mit Habgier verbunden sein, nicht mit einem Vertrauen auf die Güter.[93] Das Ja zum Eigentum ist verbunden mit einem Nein zum Kommunismus, aber ebenso mit einem unbedingten Ja zur sozialen Verantwortung des Eigentümers. Nur die Güter, die wir wirklich zum Leben nötig brauchen, sollen wir als Christen für uns verwenden, alle anderen aber für den Nächsten einsetzen. Er ist kein Besitzer des Eigentums in dem Sinn, dass er damit machen könnte, was er wollte. Das beinhaltet ein klares Nein zur Verschwendung von Gütern, Ressourcen.[94] Kaufen und Verkaufen ist dem Christen nicht verboten, aber er soll dabei christlich handeln, auch die sozialen Folgen bedenken. Er erwirbt nicht etwas, nur um etwas zu erwerben, zu besitzen, noch weniger gar auf Kosten anderer oder um reich zu werden, sich einen Schatz anzuhäufen oder einfach um zu genießen. Auch der Staat muss in der Hinsicht die Wirtschaft beobachten und eingreifen, um die Anhäufung von Kapital in wenigen Händen, um Wucher, wirtschaftliche Machtkonzentration wie auch Verarmung zu verhindern. Ein Grundsatz christlichen Handeln, gerade auch in der Wirtschaft ist: Keinen Vorteil erzielen durch des Nächsten Nachteil, denn das wäre sonst Stehlen. Das heißt auch: Man kann nicht einfach so viel fordern, wie der „Markt“ gerade hergibt, sondern es muss immer um den „gerechten Preis“ gehen.[95] Vielmehr muss ein Christ bestrebt sein, dem Nächsten sein Gut zu bewahren, ihm Nutzen zu schaffen, ihn zu fördern.[96] Denen, die bedürftig sind, leiht es unentgeltlich, wenn der etwas ausleihen will, gibt aber überhaupt für die Bedürftigen und sieht auch zu, dass entsprechende kirchliche und staatliche Einrichtungen vorhanden sind, die solche Menschen ausreichend versorgen.[97] Der Christ wird auch darauf achten, dass wirklich „die linke Hand nicht weiß, was die Rechte tut“, wird bei seiner Wohltätigkeit nicht auf seinen eigenen Vorteil sehen, es nicht groß herausposaunen lassen, noch weniger andere dadurch schaden.[98]

    Der Christ ist auch kein Feind der Bildung und Wissenschaft, wenn er sie auch, gerade in der Theologie, nicht überschätzt, in der der Heilige Geist regieren muss, aber wo sie auch sehr bedeutende Dienste zu leisten hat. Darum ist der Christ bedacht darauf, dass alle Zugang zur Bildung haben und die Bildung den Stellenwert hat, der ihr zukommt, aber nicht nur um der Bildung an sich willen, sondern verbunden mit der Förderung des Geistes und des Charakters – damit all die Gaben, die Gott den Menschen gibt, eingesetzt werden, jedermann damit zu dienen.[99]

    Der Glaube nimmt auch das Leid aus Gottes Hand, weil er weiß, dass Gott auch damit eine gute Absicht hat und durch Not, Leid, Anfechtung uns im Glauben läutern und stärken will.[100] Das Leiden soll unter anderem auch dazu dienen, uns in unserer sicheren Haltung zu erschüttern und uns so antreiben, die Gnade Gottes in Christus umso fester zu ergreifen und so den Glauben zu mehren.[101] Leiden, Trübsal sind dabei weder als Vorbereitung auf den Glauben zu begreifen, noch als Nachbedingung der Rechtfertigung.[102] Ausgangspunkt für unsere Betrachtung des Leidens, der Trübsale muss vielmehr das Evangelium Jesu Christi, des Leidenden, Angefochtenen, Gekreuzigten und Auferstandenen sein. Christus ist sozusagen das „Urbild“ des Leidenden. Und Leid und Trübsal sind Gottes Werk, um uns Christus immer gleichförmiger zu machen (conformitas Christi). So, wie er an Christus gehandelt hat, den er doch zur Herrlichkeit führen wollte, wobei es aber durch das Verderben hindurch ging, so arbeitet er auch an uns Christen.[103] Ziel ist es, das der neue Mensch lebendig wird. Dazu muss aber der alte Mensch, das alte Ich zerbrochen, zunichte gemacht werden (Gal. 5,24), damit Gott uns gebrauchen kann. Er sondert uns damit ab von den natürlichen Werken zu den Werken Gottes. Unsere Leiden, unser Kreuz, das ist ganz wichtig, sind kein Werk, das wir Gott bringen, sondern ein Werk, das er an uns tut. Leiden, Trübsal sind deshalb ein gnädiges Handeln Gottes an uns, das dem Handeln des Vaters an seinem Sohn Christus entspricht und wie bei ihm hinzielt auf die Herrlichkeit, die wir schließlich erreichen sollen (1. Petr. 1,11).[104] Christsein ist also Leidensnachfolge und als solche Kreuzesnachfolge! Und die können wir nur leben, weil wir mit Christus verbunden sind, und so auch täglich mit ihm gekreuzigt werden. Sie zeigt sich gerade auch in der Niedrigkeit des Christen in dieser Welt, im Verzicht auf allen Stolz, allen Ruhm, alle Ehre vor der Welt und vor uns selbst, in Verlassenheit, Ohnmacht, Verzweiflung, Schwachheit und vor allem auch in der Feindschaft der Welt, bis hin zum Martyrium um Christi willen. Das sind keine selbsterwählten Leiden, die sind widerchristlich, sondern es sind die Leiden, Trübsale, Anfechtungen, die Gottes Wille und damit ein Werk des Heiligen Geistes sind.[105]

    Die Trübsale, die uns betreffen können, sind leibliche Gebrechen, Anfechtungen durch Schande und Schmach um Christi willen und die Anfechtung unseres Glaubens selbst. Aber bedenken wir: All das ist nichts Besonderes, sondern das ist normal. Christsein führt in Trübsal, Anfechtung. Das Kreuz ist sozusagen das sichtbare Kennzeichen des Christseins, wodurch wir Christus ähnlicher werden.[106] Unser Leben auf dieser Erde ist an sich ja schon mit dem allgemeinen Kreuz aller Menschen belastet, nämlich dass wir hier ohne äußeren Frieden und Sicherheit leben müssen. Dazu kommt dann noch unser Kreuz als Christen, die Feindschaft und Verfolgung durch den Teufel und die Welt. Aber das macht eben das Christsein aus: der Glaube an Christus, die Liebe zu den Armen und Schwachen und die Verfolgung um Christi willen. Es kann kein Christsein ohne Kreuz, ohne Anfechtung geben.[107]´So macht uns Gott Christus immer mehr gleichförmig. Das ist aber, das ist ganz wichtig, nicht unser Werk, können wir nicht durch Anstrengungen erzwingen, es ist vielmehr Gottes Werk und Geschenk.[108]

    Der Teufel versucht ja, die Trübsale zu verwenden, um uns vom Glauben zu ziehen, die Gewissheit der Erlösung uns zu nehmen, und schließlich in Verzweiflung zu stürzen, so zum Unglauben zu führen. Nicht zuletzt verwendet er dazu auch unsere Sünden, in die er uns erst hineingezogen hat, um sie uns dann als riesengroß und unvergebbar vor Augen zu stellen, das Evangelium in ein Gesetz zu verkehren, Bedingungen an die Vergebung zu knüpfen. Da gilt es, entschieden gegen den Teufel, seine Anfechtungen zu stehen und das Evangelium Christi entschieden fest zu halten, fest am Wort zu bleiben und im Gebet. Dann muss er weichen.[109] Wenn der Teufel dir das Gesetz vorhält, das du nicht gehalten hast, so musst du ihm allerdings Recht geben – aber bleibe nicht dabei stehen, sondern poche auf das Evangelium Christi, die unbedingte Gnade Gottes in Christus, denn in Christus bist du kein Sünder mehr.[110]

    Die schwerste Anfechtung aber ist, wenn Gott selbst sich scheint gegen uns zu stellen, sich mit seiner Gnade von uns abzuwenden und nur noch sein Zorn uns zugewandt bleibt. Da ist die Gefahr der Sünde gegen die erste Tafel, vor allem das erste Gebot, also Zweifel an Gott, Missglauben an Gott, Gotteslästerung, sehr groß. Das ist aber eine Anfechtung, die in ihrer Schärfe nur wenige erleiden.[111] Wenn du also Gottes Zorn fühlst, so halte dennoch, gegen alles Fühlen, am Evangelium fest, trotz aller eigenen Sündhaftigkeit.[112] So will Gott gerade durch das Leid, die Anfechtung uns drängen zu einem rechten Glauben, einem fröhlichen Gewissen, ist doch der Glaube gerade der rechte Gehorsam gegen das erste Gebot und gibt Gott die Ehre, weil er ihn als einen gnädigen Gott ergreift. Und das zeigt uns neben dem, dass Leid und Anfechtung zum Christenleben einfach dazugehören, einen weiteren Sinn der Trübsale und Anfechtungen: Sie führen und zum rechten Christsein und erhalten uns darin. Ja, Leiden, Kreuz, Trübsal, Anfechtung sind daher sogar notwendig für unser Christsein.[113]

    Gott bedient sich auch scharfer Mittel und Strafen wie die Nöte in dieser Welt, Katastrophen, Kriege, Seuchen, Hunger, um an dem sicheren Sünder oder eingeschlafenen Gläubigen zu arbeiten, zu rechter Sünden-, Verdorbenheits- und Verlorenheitserkenntnis zu führen, dass er so das Böse ausfege. Denn in den Nöten will Gott all das Vertrauen auf irdische Dinge zunichte machen und das alte, selbstgerechte Ich zerbrechen und den Menschen zum Suchen nach Hilfe, Vergebung treiben. Gerade die noch unbekehrten Sünder muss Gott erst zur Hölle führen, damit sie erkennen, dass sie Christus als ihren Retter brauchen. Uns Christen aber muss er immer wieder wegführen von der Gefahr, über den geistlichen Gütern, die wir haben, Gott selbst zu vergessen, selbstsicher zu werden, in Stolz und Hochmut zu geraten.[114]

    Wir sollen Trübsal, Leiden, Kreuz nicht mutwillig suchen, sie wählen, darum bitten oder uns gar mutwillig in Versuchung begeben – aber ebenso wenig dürfen wir uns der Anfechtung, wenn sie dann kommt, entziehen. Vielmehr gilt es, im Gehorsam gegen Gottes Willen auch bereit zu sein zum Leiden und daher in der Trübsal auch Gottes Stunde abzuwarten, wann er wieder herausführt.[115] Dass wir dazu bereit werden, dazu soll uns die Erinnerung an und die Betrachtung des Leidens Christi für uns stärken. So kann durch den Glauben ein Ja zum Kreuz gesprochen werden, das dann aufhört, weiterhin so drückend zu sein.[116]

    Eine besondere Bedeutung kommt den Sakramenten als Trostmittel in der Anfechtung zu. So sagt dir deine Taufe, dass deine Sünden, dein alter Mensch, mit Christus gekreuzigt ist, und dass aus der Taufe ein neuer Mensch hervorgekrochen ist.[117] Gerade das heilige Abendmahl ist für den in geistlicher oder leiblicher Not befindlichen Christen eine Quelle des Trostes, besonders dann, wenn er angefochten ist darüber, wie denn Gott zu uns steht – denn hier wird ihm Gottes Gnade so handgreiflich vor Augen geführt und geschenkt, in dem Christus ihm unter Brot und Wein seinen für ihn dahingegebenen Leib und sein für ihn vergossenes Blut darreicht zum (übernatürlichen) mündlichen Genuss, um ihn dadurch zu stärken und zu vergewissern in der Vergebung der Sünden.[118]

    Die Anfechtung lehrt aber auch aufs Wort merken, weil nur aus dem Wort die Kraft kommt, in der Anfechtung im Glauben an Christus zu bestehen. Dies gilt gerade auch dann, wenn Gott selbst es ist, der uns prüft, versucht, und wir den Eindruck haben, Gott habe sich verborgen, zurückgezogen von uns. Gerade dann gilt es gegen alles Fühlen, gegen allen Schein sich an das Wort zu halten, dennoch daran festzuhalten, dass Gott unser lieber Vater ist, der es gut mit uns meint, auch gegen allen Augenschein. Aber das ist Gottes Weise, durch die Finsternis, das finstere Tal, zum Licht, zur seligen Höhe zu führen. Dadurch lehrt er uns auch beten, immer intensiver beten.[119]

    Gott ist ein heiliger und gerechter Gott. Sein Zorn über die Sünde führt bei den Gottlosen zu deren ewigem Verderben, wenn sie nicht umkehren. Ganz anders aber bei Gottes Kindern. Da ist auch der Zorn über die Sünde, die ja auch dem an Christus Gläubigen noch anhaftet, von dem Liebe und dem Erbarmen Gottes dominiert. Luther sagt, Gott „spiele“ mit ihnen, wenn er sie in Trübsal, Not, Anfechtung führe, um ihren Glauben zu erproben, zu läutern, zu stärken, fest zu machen (er nennt das auch die „Theologie des Kreuzes“). Denn unter Anfechtung, Trübsal. Not sucht Gott uns zum Heil und ewigen Leben zu führen. Gott will ja die ewige Rettung seiner Kinder. Aber dazu führt er durch die Hölle zum Himmel, durch den Tod zum Leben. Darum ist es so wichtig zu wissen, dass in allem Leid, in aller Trübsal, in aller Not, wie immer es auch den Anschein haben mag, Gott uns nicht allein lässt; zu seiner Zeit greift er ein, redet er, hilft er heraus.[120]

    Wenn du nun aber, nachdem du zum rettenden Glauben an Christus gekommen bist, wieder der bösen Lust, der Sünde folgst, so fällst du schließlich aus der Gnade, verlierst den rettenden Glauben wieder, 1. Kor. 6,9; Gal. 5,21; Eph. 5,5; Röm. 8,13; Kol. 3,8.[121] Heißt das aber nun, dass die guten Werke auch deshalb notwendig sind, weil sie uns im Glauben erhalten? Das wäre ein falscher Schluss. Wir sollen die guten Werke tun, weil sie der Berufung entsprechen, die wir als Christen und in unseren Lebensständen von Gott haben, das ist unser Auftrag und das ist Gottes Wille. Das ist das eine, weiter können wir da nicht gehen. Wenn wir aber dabei nicht bleiben, sondern wieder ein sündiges Leben führen, dann fallen wir aus dem Glauben.[122] Das heißt: Es wäre falsch, wenn wir den guten Werken zuschrieben, dass sie uns im Glauben erhalten, nur das Gegenteil gilt: Wer nicht in seiner Berufung bleibt, wer nicht den Willen Gottes tut, der fällt schließlich, wenn er nicht zur Buße kommt, aus dem Glauben. Aber dass wir in der Gnade bleiben, das darf in keiner Weise unserem Tun, unseren Anstrengungen zugeschrieben werden, sondern dem Glauben gehören dabei der Anfang, die Mitte und das Ende, Röm. 11,20; Kol. 1,22; 1. Petr. 1,5.9. Das heißt: Allein durch den Glauben bleiben uns Gerechtigkeit und Seligkeit erhalten.[123]



[1] Vgl. Bengt Hägglund: Geschichte der Theologie. München: Christian Kaiser Verlag. 1983. S. 170; Wilhelm Walther: Lehrbuch der Symbolik. Leipzig, Erlangen: Deichertsche Verl.Buchhdlg. 1924. S. 378

[2] Vgl. Martin Luther: Vorrede auf die Epistel St. Pauli an die Römer. 1522. In: Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Hrsg. von Johann Georg Walch. Bd. 14. Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms.1987. Sp. 95

[3] Vgl. ebd. Sp. 97; Apologie des Augsburger Bekenntnisses, Art. IV, 9. 27, in: Unser Glaube. Bearb. von Horst Georg Pöhlmann. 2. Aufl. Gütersloh: Gütersloher Verl.Haus Gerd Mohn. 1987. (Gütersloher Taschenbücher Siebenstern. 1289.) S. 144.148

[4] Vgl. Apologie IV, 29; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 148 f.

[5] Vgl. auch: Apologie des Augsburger Bekenntnisses, Art. II, 47, in: Unser Glaube, a.a.O., S. 140; Schm.Art. III, IV, 36; in: Walther, a.a.O., S. 361; Hägglund, a.a.O., S. 172

[6] Vgl. Schm.Art. III, III, 33-35; Apologie IV, 7-8; in: Walther, a.a.O., S. 363

[7] Vgl. Apologie des Augsburger Bekenntnisses, Art. II, 3, in: Die symbolischen Bücher der evangelisch-lutherischen Kirche. Besorgt von J.T. Müller. 12. Aufl. Gütersloh: C. Bertelsmann. 1928. S. 78

[8] Vgl. dazu auch: Konkordienformel, Ausf. Darl., Art. I, 5, in: Müller, a.a.O., S. 575

[9] Vgl. Apologie, IV, 142. 144; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 176; Schm.Art. III, II,4-5; III, 2, in: Walther, a.a.O.,  S. 361

[10] Vgl. Apologie, IV, 33 ff.; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 149 f.

[11] Vgl. auch: Apologie, Art. II, 35.36, in: Unser Glaube, a.a.O., S. 137; Hägglund, a.a.O.

[12] Vgl. Martin Luther: Vorspiel von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche. 1520. In: Martin Brecht: Martin Luther. Sein Weg zur Reformation 1483-1521. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt. 1986. S. 362

[13] Vgl. Römerbriefvorrede, a.a.O., Sp. 99

[14] Vgl. Brecht, a.a.O., S. 220

[15] Vgl. Kurt Dietrich Schmidt: Grundriss der Kirchengeschichte. 7. Aufl., 2., unveränd. Nachdr. der 5., durchges. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 1979. S. 310

[16] Vgl. Apologie IV, 44. 53. 82 f.; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 153.155.162 f.; Hägglund, a.a.O., S. 173 f.

[17] Vgl. Walther, a.a.O., S. 366

[18] Vgl. Apologie IV, 48, in: Unser Glaube, a.a.O., S. 154

[19] Vgl. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Hrsg. von Johann Georg Walch. Bd. 4. Groß Oesingen: Verl. der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms. .Sp. 734

[20] Vgl. Apologie, IV, 15. 18. 40. 83. 86. 109. 147; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 145.146.151 f. 163.164.170.177

[21] Vgl. ebd. IV, 157, S. 180

[22] Vgl. ebd. IV, 314, S. 224

[23] Vgl. Apologie IV, 48; Augs.B. IV, GK IV, 29; in: Walther, a.a.O., S. 374

[24] Vgl. ebd. IV, 316 f., S. 225

[25] Vgl. ebd. IV,319. 320. 322. 324, S. 225-227

[26] Vgl. Konkordienformel, Ausf. Darl. (FC), Art. IV, 22; in: Die symbolischen Bücher der evangelisch-lutherischen Kirche. Besorgt von J.T. Müller. 12. Aufl. Gütersloh: C. Bertelsmann. 1928. S. 628 f.

[27] Vgl. Walther, a.a.O., S. 379

[28] Vgl. dazu auch: Apologie, Art. IV,1-3; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 142 f.

[29] Vgl. Brecht, a.a.O., S. 227 (Heidelberger Thesen Luthers)

[30] Vgl. Apologie IV, 75-78. 117 sowie IV, 64-65. 230; in: Walther, a.a.O., S. 369 ff.

[31] Vgl. Brecht, a.a.O., S. 228

[32] Vgl. Martin Luther: Ausführliche Erklärung des Galaterbriefes. Gal. 4,4.5. in: Martin Luthers Sämtliche Schriften. Hrsg. von Johann Georg Walch. Bd. 9. Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms. 1987. Sp. 489; Gal. 3,13, Sp. 382; Uuras Saarnivaara: Luther Discovers the Gospel. St. Louis: Concordia Publishing House. 1951. S. 10; Apologie IV, 56, in: Walther, a.a.O., S. 376

[33] Vgl. Saarnivaara, a.a.O., S. 95, s.a. Martin Luther: Tessaradecas. In: Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Hrsg. von Johann Georg Walch. Bd. 10. Groß Oesingen: Verl. der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms. 1987. Sp. 1816 ff., vor allem der Schluss (Sp. 1911 ff.)

[34] Vgl. Apologie IV, 62; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 157

[35] Vgl. Martin Luther: Auslegung des 51. Psalms (zu 51,15). 1532/1538. In: Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Hrsg. von Joh. Georg Walch. Groß Oesingen: Verl. der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms. 1987. Sp. 590 f.

[36] Vgl. Ernst Volk: Dr. Pommer – Johannes Bugenhagen. Groß Oesingen: Verl. der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms. 1999. S. 13 (Martin Luther: Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche); Walther, a.a.O., S. 375

[37] Vgl. ebd. S. 38 f.

[38] Vgl. Apologie IV, 71-73; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 159 f.

[39] Vgl. Brecht, a.a.O., S. 342

[40] Vgl. Walther, a.a.O., S. 364 f.

[41] Vgl. Galaterbrief, a.a.O., Gal. 3,13, Sp. 382; Römerbriefvorrede, a.a.O., Sp. 99 f.

[42] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe 14,180; in: Walther, a.a.O., S. 382; Hägglund, a.a.O., S. 175

[43] Vgl. Saarnivaara, a.a.O., S. 11; Luther, Erlanger Ausgabe, 11, 284; in: Walter, a.a.O., S. 387; Augsb.Bek. XII,7; Apologie IV (III), 46; in: Walther, a.a.O., S. 388

[44] Vgl. Apologie XXVII, 37; in: Walther, a.a.O.

[45] Vgl. Apologie IV, 111. 114. 116; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 170 f.

[46] Vgl. Apologie IV (III), 9. 230. 100; in: Walther, a.a.O., S. 386

[47] Vgl. Konk.Formel, Ausf. Darl., III, 27; Apologie, IV (III), 3. 20; in: Walther, a.a.O., S. 377. 383. 386

[48] Vgl. ebd. IV, 124 f., Augsburger Bekenntnis (CA), Art. XX, S. 173. 78; Apologie IV (III), 82. 54. 4; in: Walther, a.a.O., S. 370 f. 386; Schm.Art. III, XIII, 1; in: Walther, a.a.O., S. 387

[49] Vgl. Galaterbrief, a.a.O. und Gal. 5,6, Sp. 634; Römerbriefvorrede, a.a.O., Sp. 96. 105; Apologie IV, 126; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 173; Augsb. Bek. VI; XX, 3; Apologie IV (III), 19; in: Walther, a.a.O., S. 383

[50] Vgl. Römerbriefvorrede, a.a.O., S. 105

[51] Vgl. Apologie IV (III), 9 f. 2. 98; XXVII, 25; Konk.Formel, Ausf., Darl., IV, 9-12; in: Walther, a.a.O., S. 384 f.

[52] Vgl. Apologie IV (III) 9; IV, 8-9. 14. 16. 22; in: Walther, a.a.O., S. 385

[53] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe, 22,71; in: Walther, a.a.O., S. 408

[54] Vgl. Apologie IV, 161; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 180

[55] Vgl. Saarnivaara, a.a.O., S. 12

[56] Vgl. Römerbriefvorrede, a.a.O., S. 106

[57] Vgl. Konk.Formel, Kurze Darl., IV, 18; Luther, Erlanger Ausgabe Opp. var. arg. 4,439, Th. 41 f. 35; in: Walther, a.a.O., S. 388 f.

[58] Vgl. Apologie IV (III), 229 ff.; in: Walther, a.a.O., S. 390

[59] Vgl. CA VI, XX; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 63 f. 76; FC IV, 7. 11. 16-19; in: Müller, a.a.O., S. 625. 627 f.

[60] Vgl. Saarnivaara, a.a.O., S. 14

[61] Vgl. Apologie IV, 74; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 160

[62] Vgl. Apologie IV, 130. 133. 136; in: Unser Glaube, a.a.O., S. 173-175

[63] Vgl. Martin Luther: Hauspostille nach Georg Rörer; in: Dr. Martin Luthers sämtliche Schriften. Hrsg. von Johann Georg Walch. Bd. 13 b. Groß Oesingen: Verl. der Lutherischen Bchhdlg. Heinrich Harms. 1986. Sp. 2333

[64] Vgl. auch: Martin Luther: Sermon von den guten Werken. 1518. In: Luthers Werke. Hrsg. von Buchwald, Kawerau … 3. Aufl. Erste Folge. Bd. 1. Berlin: C.A. Schwetschke und Sohn. 1905. S. 6 ff. (Zitierweise: Gute Werke)

[65] s.a. Martin Luther: Predigt von der zweifachen Gerechtigkeit. 1518. In: Walch, Bd. 10, a.a.O., Sp. 1262 ff.

[66] Vgl. Hauspostille, a.a.O., Sp. 2358

[67] Vgl. Gute Werke, a.a.O., S. 9; FC IV, 8, in: Müller, a.a.O., S. 626

[68] Vgl. Volk, a.a.O., S. 43 f.

[69] Vgl. FC, IV, 19-20; in: Müller, a.a.O., S. 628; Kleiner Katechismus (KK), IV, 11; in: ebd., S. 362

[70] Vgl. Großer Katechismus (GK), IV, 65-67; in: Müller, a.a.O., S. 495 f.

[71] Vgl. ebd. IV, 74-79; S. 496 f.

[72] Vgl. Augsb.Bek. XII, 7; Apologie IV (III), 23; Schmalk.Art. III, III, 42-45; Konk.Formel, Ausf. Darl. XI, 75; in: Walther, a.a.O., S. 391

[73] Vgl. Apologie XII, 35-38; Konk.Formel, Ausf. Darl. II, 68; in: Walther, a.a.O., S. 392

[74] Vgl. Kl. Katechismus, II, 2; in: Walther, a.a.O., S. 395

[75] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe, 17, 406; in: Walther, a.a.O., S. 396

[76] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe, 16, 474; Augsb.Bek. XVI, 5; in: Walther, a.a.O., S. 397

[77] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe, 22,71; in: Walther, a.a.O., S. 401

[78] Vgl. Luther, Weim. Ausg., 16,481,18; 483,5.8; 484,10; in: Walther, a.a.O.

[79] Vgl. Walther, a.a.O., S. 401 f.

[80] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe 27,190; 3,77; Weimarer Ausg. 29,447,24; in: Walther, a.a.O., S. 398

[81] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe, 13,48; 9,311; Weimarer Ausg. 29,441,20; in: Walther, a.a.O.

[82] Vgl. Apologie, XVII, 59; in: Walther, a.a.O., S. 402 f.

[83] Vgl. Gr. Kat. I, IV, 150; in: Walther, a.a.O. S. 403

[84] Vgl. Apologie IV (III), 70; in: Walther, a.a.O.

[85] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe, 22,68; 42,148; Gr. Kat. I, V, 181; Augsb. Bek. XVI, 2; Apologie XVI, 59; in: Walther, a.a.O.

[86] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe, 22, 273 ff.; in: Walther, a.a.O., S. 404

[87] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe, 43, 123; 39, 240; 17, 420 f.; 22, 170 ff. 174; in: Walther, a.a.O., S. 405. (Luther hat damals sich für Schulzwang stark gemacht, weil es zu seiner Zeit allgemein nicht üblich war, dass jeder Junge, jedes Mädchen lesen, schreiben, rechnen lernt, und er sah, wie wichtig Bildung ist für die Kirche, aber auch die Wirtschaft und den Staat. Luther konnte sich aber keine andere als eine christliche, unter kirchlicher Aufsicht stehende, Schule vorstellen. So, wie sich alles entwickelt hat, und wir einen säkularen, achristlichen bis antichristlichen Staat haben, können wir keinen Zwang zu staatlichen Schulen mehr befürworten, sondern nur noch Unterrichtspflicht, die auch die Unterrichtung in freien christlichen Bekenntnisschulen sowie den Unterricht zu Hause ermöglicht. Anm. d. Hrsg.)

[88] Vgl. Gr. Kat. I, IV, 142; in: Walther, a.a.O., S. 406

[89] Vgl. Walther, a.a.O., S. 410

[90] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe 16, 198; 60, 249; Weim. Ausg., TR, 2, 419 f.; Gr. Kat., Vorr. 13; in: Walther, a.a.O. 405. 341

[91] Vgl. Gr. Kat. I, IV, 150; Augsb. Bek. XVI, 4-7; XXVIII, 75; Apologie XVI, 58; in: Walther, a.a.O., S. 407

[92] Vgl. Walther, a.a.O., S. 411

[93] Vgl. Apologie XXVII, 46; in. Walther, a.a.O., S. 413

[94] Vgl. Apologie XVI, 63; Konk.Formel, Kurze Darl., XII, 17; Gr. Kat. I, I, 47; in: Walther, a.a.O., S. 413. 419

[95] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe 22,201; Gr. Kat. I, VII, 224; in: Walther, a.a.O., S. 414 f. 419

[96] Vgl. Gr. Kat. I, VII, 233; in: Walther, a.a.O., S. 416 f.

[97] Vgl. Tract. 80; Apologie IV (III), 141; Gr. Kat. I, VII, 240; in: Walther, a.a.O., S. 417 f.

[98] Vgl. Walther, a.a.O., S. 419

[99] Vgl. Luther, Erlanger Ausgabe, 22, 190; 46, 139; 20, II, 539; in: Walther, a.a.O., S. 420-422

[100] Vgl. Gute Werke, a.a.O., S. 10

[101] Vgl. Walther, a.a.O., S. 390

[102] Vgl. Otto Hof: Luther über Trübsal und Anfechtung. Neuendettelsau: Freimund-Verl. 1951. (Bekennende lutherische Kirche. H. 5.) S. 5

[103] Vgl. ebd. S. 6

[104] Vgl. ebd. S. 7; Walther von Loewenich: Luthers Theologia crucis. 3., unveränd. Aufl. München: Chr. Kaiser. 1939. S. 158 f.

[105] Vgl. Loewenich, a.a.O., S. 157 f. 160-165

[106] Vgl. Hof, a.a.O., S. 8

[107] Vgl. ebd. S. 9 f.

[108] Vgl. Loewenich, a.a.O., S. 165. Das unterscheidet die conformitas Christi auch grundsätzlich von der imitatio Christi. Letztere ist ein mehr moralischer Begriff, der Christus als Vorbild begreift und auf unser Tun abzielt. Bei der conformitas geht es um die Leidens- und Kreuzesgemeinschaft mit Christus, die nicht selbsterwählt ist, sondern Gottes Werk und ist ganz von Christi Kreuz her geprägt. Vgl. Loewenich, a.a.O., S. 165 f. Anm. 157. Dabei muss aber zugleich Vorsicht geboten werden, wenn der durchaus berechtigte Vorbildcharakter Christi anhand des Büchleins Thomas von Kempens entfaltet werden soll. Thomas von Kempen ist durch und durch römisch-katholisch. Der Kreuzgedanke bei ihm beschreibt den „Heilsweg“, also nicht den Weg Gottes zum Menschen, sondern umgekehrt den des Menschen zu Gott und ist daher mit dem römisch-katholischen Verdienstgedanken verbunden. Die Frömmigkeit bei Thomas ist mönchische Frömmigkeit und letztlich Ausdruck der theologia gloriae oder Ruhmestheologie der römisch-katholischen Kirche und damit biblisch-reformatorischer Frömmigkeit diametral entgegen gesetzt. Vgl. Loewenich, a.a.O., S. 224. Rechtes Verständnis Christi als Vorbild kann dieses immer nur einordnen in die Leidens- und Kreuzesgemeinschaft und -nachfolge, kommt her aus dem geschenkten rettenden Glauben und ist Entfaltung des conformitas-Gedankens in den verschiedenen Bereichen des christlichen Lebens.

[109] Vgl. Hof, a.a.O., S. 11 f.

[110] Vgl. ebd. S. 15 f.

[111] Vgl. ebd. S. 13

[112] Vgl. ebd. S. 16-18

[113] Vgl. ebd. S. 20-21

[114] Vgl. ebd. S. 21 f.

[115] Vgl. Luther, Weimarer Ausgabe, 31/I, 248,23; in: Hof, a.a.O., S. 14

[116] Vgl. Hof, a.a.O., S. 14 f.

[117] Vgl. ebd. S. 18

[118] Vgl. ebd. S. 19

[119] Vgl. ebd. S. 22-23

[120] Vgl. ebd. S. 24-25

[121] Vgl. Konk.Formel IV, 31 f., S. 630

[122] Vgl. ebd. IV, 33

[123] Vgl. ebd. IV, 34, S. 631