D. Martin Luther:
Predigt von der heiligen Taufe
Gehalten über dem
Evangelium am Fest der Erscheinung des HERRN, 6. Januar 1535[1]
D. Martin Luthers
Vorrede
1. Zwar, wenn ich bedenken wollte, wie
angenehm ich mich bisher gemacht habe gegen die schöne liebe Braut des Teufels,
welche heißt auf Deutsch die Welt, so würde ich mein Predigen und Schreiben
wohl unterwegs lassen und lieber wünschen, dass mein Name vergessen oder nicht
gedacht würde, als dass ich noch immer sollte weiter fahren und mehr schreiben
oder predigen. Und meinethalben wäre es auch gar leicht geschehen.
2. Aber weil der holdselige Bräutigam und
seine liebliche Braut wollen schlechterdings gefürchtet sein und meinen HERRN
Jesus Christus auffressen, muss ich mich stellen, als fürchte ich mich und als
wäre mein HERR Christus gestorben, vor 1500 Jahren verfault; doch dass meine
Furcht sei nicht zum Tod und meines HERRN Christi Sterben seinem Leben ohne
Schaden. Denn Maß ist, höre ich sagen, in allen Dingen gut; damit mein HERR
Christus nicht so gar tot sei, und ich nicht so gar verzage. Darum lasse ich
mir auch gefallen, dass diese meine Predigten ausgehen zu Ehren der heiligen
Taufe, welche jetzt zu unserer Zeit viel Feinde haben muss, und der Teufel samt
seiner Welt fast gegen sie tobt.
3. Da sind die Wiedertäufer aufs neue und
wüten noch immer mit zu die antichristischen alten
Erzwiedertäufer, die durch ihre eigenen Werke sich getauft haben und noch
taufen. Zum Dritten brechen herein die Epikuräer mit
einer besonderen Weise zu taufen, die heißt, Nichts. Und wird die liebe heilige
Taufe hart bestürmt zu allen Seiten, dass uns not ist, uns wohl vorzusehen und
zu wachen.
4. Doch, ob’s vielleicht nicht ohne Schaden
wird abgehen, hoffe ich doch, das Feld solle der arme, nichtige Christus Jesus
behalten gegen den Teufel und alle seine Gewaltigen, Gelehrten und Räte. Das
helfe bitten mit Ernst, wer ein treues Glied sein will des verachteten,
herrlichen Königs, der ewig bleiben muss, und dass die Zeit seines Gerichts und
Heimsuchung samt seinem Reich bald komme. Dem sei, als unserem rechten ewigen
Gott und HERRN, samt dem Vater und dem Heiligen Geist, Dank und Lob in Ewigkeit.
Amen.
Matthäus
3,13-17: Zu der Zeit kam Jesus
aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber
Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf wohl, dass ich von dir getauft
werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass jetzt
so sein; so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm
zu. Und da Jesus getauft war, stieg er bald herauf aus dem Wasser; und siehe,
da tat sich der Himmel auf über ihm. Und Johannes sah den Geist Gottes gleich
wie eine Taube herabfahren und über ihn kommen. Und siehe, eine Stimme vom
Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen
habe.
1.
Unter den vornehmsten Festen des HERRN Christus ist dies auch eines, welches
man nennt auf Griechisch Epiphaniam Domini, die
Erscheinung oder Offenbarung des HERRN. Und ist von den alten heiligen Vätern
um dreierlei Ursachen so genannt und eingesetzt; nämlich, dass man daran begeht
erstens, wie Christus den Heiden aus dem Morgenland, welche man nennt Magos (Weise), offenbart ist durch einen Stern, Matth. 2,2; zum zweiten, dass er das erste Zeichen getan,
da er Wasser zu Wein machte auf der Hochzeit zu Kana und seine Herrlichkeit
seinen Jüngern offenbarte, Joh. 2,11; und zum dritten, dass er von Johannes
getauft im Jordan und die herrliche Offenbarung vom Himmel über ihn geschehen
ist, Matth. 3,16.17. Und ist ohne Zweifel nicht ohne
Ursache erstlich in der Christenheit eine besondere Zeit im Jahr dazu geordnet,
von dem hochwürdigen Sakrament der heiligen Taufe zu predigen, damit diese von
den Christen wohl erkannt und recht geehrt würde als ihr höchster Schatz auf
Erden, in welchem ihr Heil und Seligkeit liegt; dass billig dies Fest den
vornehmsten Namen sollte haben von der Taufe Christi, und diese Predigt von der
heiligen Taufe vornehmlich daran getrieben werden.
2. Denn es ist ja nicht allein billig und
recht, sondern auch hohe Not, dass man in der Christenheit von diesem heiligen
Sakrament auch rede und die Leute wohl unterrichte, dass sie ihre liebe Taufe
nicht so gering achten; wie leider bisher geschehen ist, weil man nichts davon
gepredigt noch gelehrt hat, dass man die Taufe gar nichts geachtet, sondern
weit hinter sich gesetzt und schier gar vergessen hat; und dafür unser eigenes
Menschenwerk und mancherlei Orden aufgeworfen und an ihre Statt gesetzt; bis es
endlich dazu gekommen ist, dass eine schäbige Mönchskappe weit über die heilige
Taufe gehoben und gepriesen ist worden, welches freilich nicht geschehen und
ohne Zweifel allerlei Greuel und Irrtum wohl
unterblieben wäre, wenn man den Christen ihre Taufe recht vorgehalten und
eingebildet hätte.
3. Aber der leidige Teufel hat so sein
Herzeleid anzurichten, dass er die rechte reine Lehre von dem Predigtsuhl
wegnehme und seine Lügen und Verführen an die Statt stelle. So hat ohnedies
Gottes Wort und Werk allezeit das Glück in der Welt, dass, was er redet und
tut, das muss vor ihr nichts sein, was aber der Teufel redet und tut, das hält
und hebt sie für köstlich Ding. Solches widerfährt dem lieben HERRN gewiss in
allen seinen Worten und Werken. Darum bedarf er sehr wohl, der liebe Gott, dass
man sein Wort und Werk wohl lobe und aufs beste herausstreiche für die
Christen, damit doch sie beides, sein Wort und Werk, lernen groß und herrlich
halten und nicht nach der Welt Urteil und Dünkel richten.
4. Denn das ist ja wahr, dass sie dem
Ansehen nach sehr gering und verächtlich scheinen, weil sie nicht mit großem
Gepränge und herrlicher Pracht daherkommen und vorgetragen werden. Wenn er’s
aber schmückte mit eitel Gold, Perlen, Samt und Seide, oder ließe Säcke voll
Gold und Silber streuen, oder richtete es aus durch große, gewaltige,
hochgelehrte Leute, Herren und Fürsten, so würde es auch in Ansehen und Ehren
sein, dass alle Welt zulaufen würde und davon singen und sagen. Jetzt aber,
weil er’s so gar gering und ohne alle Pracht dargibt,
allein durch eines geringen Menschen Mund und Hand und mit so gemeinem Zeichen
wie Wasser, so muss es verachtet und verworfen bleiben.
5. Denn die Welt will und kann nichts davon
halten, das nicht so daher geht, dass es Augen und Maul aufsperrt. O, was soll
das sein, spricht sie, dass man ein Kindlein ins Wasser taucht oder mit einer
Handvoll Wasser begießt? Was ist’s mehr als anderes Wasser, damit man die Füße
wäscht? Das wäre aber etwas, wenn ein Priester daher träte mit köstlichem
Malvasier oder Balsam, des ein Tröpflein hundert Gulden kostete; oder ein
großer Fürst oder Bischof selbst taufte mit großem Schall und Gepränge,
gleichwie sie ihre Glocken taufen. Aber weil solcher Schmuck und Ansehen nicht
da ist, und Gott äußerlich nichts mehr als eine Handvoll Wasser dazu tut, so
muss er auch leiden, dass es von der Welt verachtet wird; denn sie will kurzum
Augen und Ohren gefüllt haben oder nichts davon halten.
6. Und geschieht ihm auch eben recht nach
ihrem Urteil. Denn was ist es auch, spricht sie, dass er sich so närrisch dazu
stellt und greift’s nicht anders an, wenn er es will hoch geehrt und für ein
göttlich Ding gehalten haben? Ist er so groß, mächtig, klug und weise, so sollte er es auch anders anfangen. Aber er tut es
auch eben darum, dass er die Welt in ihrer Klugheit zum Narren mache; und weil
sie klügeln und meistern will in Gottes Worten und Werken, dass sie ihm der
keines kann recht noch gut sein lassen, so will er ihr desselben genug geben,
und nichtsdestoweniger durch solch geringes, verachtetes Wort solch Ding
ausrichten in seinen Christen, dass sie nimmermehr verstehen noch erlangen
kann. Und tut ihr auch wieder recht. Weil sie es um des geringen Ansehens
willen verachtet und weder hören noch sehen will, dass sie zur Strafe ihrer
verstockten Bosheit sich derselben hohen göttlichen Güter selbst beraube und
durch den Teufel in allerlei Irrtum und Greuel, doch
unter großem Schein göttlichen Namens, geführt werde.
7. Weil wir nun sehen, dass es dem lieben
Wort und den Sakramenten so geht und durch eigene Erfahrung des Schadens, so in
der Christenheit geschehen ist, gewitzigt sind, und noch täglich solche Gefahr
gewärtig sein müssen, besonders weil die schändliche Rotte der Wiedertäufer
schon allenthalben einreißt, durch welche der Teufel die rechte Lehre, nachdem
sie durch Gottes Gnade gereinigt und geläutert ist, dass sie ein wenig scheint
und leuchtet, wiederum verdunkeln und auslöschen will: So sollen wir dagegen
unsere liebe Taufe desto mehr ehren, preisen und schmücken, so viel wir immer
können, und desto fleißiger anhalten, davon zu predigen. Darum wollen wir jetzt
abermals davon reden, so viel Gott Gnade verleiht, zu rechtem Unterricht für
die Einfältigen, damit man sie recht erkenne und klare Unterscheidung fasse,
und danach allerlei Irrtümer, so dagegen aufkommen, beurteilen könne. Und
erstlich sagen von der an sich selbst, nach ihrem Wesen, was sie sei; danach
von ihrem Nutzen und was sie schafft.
Erster Teil
8. Die Taufe teilen wir in drei
unterschiedliche Stücke, welche sind Waser, Wort und Gottes Befehl oder
Ordnung. Also, dass man nicht allein das Wasser ansehe, wie anderes Wasser;
sondern auch das Wort, das da heißt Gottes Wort, bei oder mit dem Waser; und
zum dritten, Gottes Willen und G3ewalt oder seinen Befehl und Einsetzung. Das
sind die Stücke, so zum vollkommenen Wesen und zur rechten Definition der Taufe
gehören. Und sollen bei und miteinander angesehen und nicht voneinander
getrennt noch geschieden werden, als die zugleich und mit einander eine rechte
Taufe machen.
9. Denn dazu, dass es ein Sakrament sei und
heiße, ist erstlich vonnöten ein äußerliches greifbares Zeichen oder Kreatur,
durch welche Gott sichtbar mit uns handelt, dass wir sein gewiss sein können.
Denn er will nicht allein äußerliche Mittel, allein durch bloße heimliche
Eingebung oder besondere himmlische Offenbarung mit uns wirken. Aber
äußerliches Werk und Zeichen gilt und tut auch allein nichts, wenn nicht sein
Wort dazu kommt, dadurch solch Zeichen kräftig wird und wir vernehmen, was Gott
durch solche Zeichen in uns wirke. Aber zu den beiden muss auch kommen ein
göttlicher Befehl, dadurch wir seines Willens und Werkes in solchem Zeichen und
Wort gewiss werden. Solche drei Stücke muss ich darum unterschiedlich zeigen.
Denn hiergegen werden sich finden dreierlei Lehrer oder Meister, welche alle
die Taufe verkehren und zerstückeln.
10. Zum ersten, sind es die groben Kühe und
Säue, die da lauter Wasser daraus machen und können nichts mehr sagen als:
Wasser ist Wasser und bleibt Waser. Denn solcher ist keiner irgend besser als
eine Kuh oder Sau, Gott gebe, es sei ein Heide, Türke, Rottengeist oder grober
Papstesel; und ist recht auf viehischen Verstand geredet. Denn eine Kuh soll
nicht mehr davon wissen, als wie sie sieht, nämlich Wasser; und wer nicht
Gottes Wort weiß, soll auch nicht anders reden als ein Ross oder Essel; wie sie
die Schrift Ps. 32,9 nennt.
11. Solche ist jetzt unsere schändliche Wiedertäuferrotte, des Teufels Apostel, die hin und her in
Landen irre laufen und gegen uns predigen; schelten uns und alle Christen übel,
aus ihrem hohen Verstand, dass wir so große Narren seien und meinen, durch
Wasser selig zu werden. Und sind fürwahr hochgelehrte Meister und treffliche
hohe Geister, die uns solche neue hohe Kunst lehren, dass Wasser ist Wasser;
wer hätte solches können wissen oder erdenken, wenn diese hochgelehrten
Doktoren nicht wären gekommen; er hätte denn ein Kind von sieben Jahren darum
gefragt, oder wäre eine Weile mit Ochsen und Kühen in die Schule oder mit Säuen
zur Schwemme gegangen?) Dennoch sind es solche Tölpel und Knebel, dass sie
nichts anders können gegen uns geifern als: Wasser ist Wasser, und danach ihre
erträumte Geisterei vorgeben. Und mich wundert, weil
sie solches so hoch treiben und die Wassertaufe so schändlich verachten, warum
sie selbst nicht ihrer Lehre folgen und dieselbe ganz abtun? Denn sie ja noch
sich selbst und andere wiedertaufen und mit eigener
Tat sich strafen. Denn so sie unsere Taufe, darin wir Gottes Wort und Befehl
haben, nichts lassen sein; so muss ihre Taufe, so sie selbst für lauter Waser
halten, viel weniger gelten.
12. Aber es ist des leidigen Teufels
Betrügerei, wiewohl es noch ein grober, tölpischer Teufel ist, der die Leute
äfft und närrt mit solchem Geplärr und Geschrei: Seht
ihr nicht, dass Wasser Wasser ist? Was sollte das
Wasser, das auch die Kuh trinkt, der Seele nützen und Sünde abwaschen? Damit
ist dem vorwitzigen Pöbel das Maul aufgesperrt, dass er flugs zufällt und
spricht: Das ist wahrlich wahr! Ei, wie hat mich der Teufel betört, dass ich
das nicht gesehen und gemerkt habe. Das heißen sie denn eine köstliche,
rechtschaffene Lehre und die hohe Kunst des Geistes, wenn sie nur so viel sagen
kann, Wasser ist Wasser. Und werden gleichwohl die armen Leute durch solch
Geschwätz so liederlich betrogen, weil sie solches mit vielen prächtigen Worten
und großem Geschrei, das sie vorgeben, aufmutzen, als lehrten wir, dass Wasser
als Wasser die Seele bade. O Liber, sagen sie, das glaube beileibe nicht; denn
da siehst du, wie sie dich verführen, dass du auf bloßes Wasser, als eine
Kreatur, bauen und vertrauen sollst.
13. Aber das heißen verzweifelte Verräter
und Bösewichte, die wissentlich die Taufe zerreißen, trennen und schneiden die
zwei besten Hauptstücke davon, nämlich Gottes Wort und Befehl, und lassen uns
nichts als eine ledige Schale oder Hülse; wollen nicht hören noch sehen, wie
wir allezeit und allermeist auf die gedachten zwei Stücke, bei und neben dem
Wasser, treiben, und danach mit dem bloßen einigen Stück gegen uns scharren und
solches für besondere Kunst und Geist ausrufen. Lieber, so klug und gelehrt
wäre ich auch wohl, ja, ein jeglicher Bauer beim Pflug, ohne alle Kunst, wenn
das gelten sollte, so aus eigenem Frevel zertrennen und voneinander reißen, was
zusammengehört und Ein Wesen ist. Denn wer könnte nicht auch dem nach sagen:
Wie sollte mir Christus helfen können von Sünde und Tod und Teufels Gewalt?
Sagst du doch selbst, er sei ein Mensch, wie ein anderer Mensch? Ebenso: Warum
soll ich diesem, wie, meinem Vater, Herrn oder Fürsten, gehorsam und untertan
sein? Was ist er anderes als ich? Usw. Aber solches heißt nicht eines Christen
noch eines frommen Mannes Kunst, sondern eines verzweifelten Bösewichts, der da
mutwillig voneinander reißt, was zur ganzen Person gehört; wie: dass Christus
beides, wahrhaftiger Mensch und wahrhaftiger Gott, ist; und Vater und Mutter
oder Fürst nicht allein eine gemeine Person sind, wie ein anderer Mensch,
sondern eine solche Person, die ein besonderes Amt trägt aus Gottes Wort und
Befehl; daher sie gleich ein anderes Wesen und Namen kriegt, dass er nicht
schlechthin Haus oder Klaus, sondern Vater und Mutter heißt.
14. Ebenso handelt diese Rotte auch in dem
hochwürdigen Sakrament der Taufe, wenn sie allein das Wasser ansieht, als wäre
kein Gotteswort und Ordnung dabei. Und tun allerdinge gleich, dass ich ein
grobes Beispiel setze, als wenn du sähst den Kurfürst von Sachsen dahergehen in einem schwarzen Rock und denselben Rock zuvor
hättest gesehen etwa in eines Schneiders Stube, wie er ihn geklopft und
ausgestäupt hätte; und wolltest jetzt demselben nach auch so getrost drein
schlagen und schmeißen und danach sagen: O, was ist’s mehr als Tuch, wie
anderes Tuch! So solltest du wohl sehen, was du anrichtest, dass man dich bald
beim Kopf nehmen und wieder deine Lumpen voll schlagen und vielleicht das
Knöpflein dazu wegschmeißen würde als einem frevelhaften Verächter der
fürstlichen Person; und würde nicht helfen, dass du viel wolltest sagen: Ich
habe nicht den Fürsten, sondern das Tuch geschlagen. Denn du musst dagegen
hören: Ja, es ist wohl Tuch, wie anderes Tuch; siehst du aber nicht, dass der
Fürst darin geht? Da heißt’s nicht mehr schlicht ledig Gewand oder Tuch;
sondern beide, Rock und Mann, zusammen, ja, ein herrlicher, fürstlicher Rock,
weil er durch des Fürsten Person getragen und geehrt wird.
15. Das muss ich so grob vorgeben, dass man
doch sehe und greife, was für schändliche Geister sind, die das Wort so vom
Wasser scheiden und absondern, damit man die Taufe für lauteres Wasser ansehe
und danach dieselbe zerschänden und zerlästern, dass es schrecklich zu hören ist. Und geben
vor, als tun sie großen Gottesdienst daran, wenn sie sie aufs schändlichste
ausrichten und vernichten können. Aber wie wollen sie auch bestehen, wenn Gott
einmal zu ihnen sagen wird: Hörst du, warum hast du meine liebe Taufe so greulich gelästert und ein Hundebad
geheißen, von welcher ich selbst habe gesagt, dass man’s sollte halten nicht
für schlichtes Wasser, sondern für mein, das ist, Gottes, Wasser. Denn mein
Wort und Befehl stand ja bei und in dem Wasser. Denn so steht geschrieben:
„Geht hin und tauft alle Völker im Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes“ usw. Daraus solltest du ja sehen, was dies Wasser für eine
Person hat angezogen, die dabei und darin ist, nämlich der Name des Vaters,
Sohnes und Heiligen Geistes, dass es heißt ein Wasser der göttlichen Majestät;
das darf nicht mehr solches Wasser heißen, das die Kuh säuft. Denn Gott gibt
sein Wasser, darin sein Name und Majestät ist, freilich nicht dazu, dass es die
Kuh saufen oder die Sau darin baden soll; da sie nicht ist die Kreatur oder
Person, so da getauft und geheiligt werden könne. Solches wissen sie selbst
wohl, und doch schänden und lästern sie freventlich und mutwillig. Darum werden
sie auch desto unerträglicheres Urteil empfangen.
16. Wir aber sollen uns vor ihnen hüten und
das wohl lernen und darob halten, dass wir uns das Wasser und Wort in der
heiligen Taufe nicht lassen trennen und zerreißen und allein für schlichtes,
gemeines Wasser ansehen. Denn das wüssten wir sonst wohl, wenn man’s so
trennte, dass Wasser keine Taufe ist, wie bei ihnen wahrhaftig nicht ist, wenn
sie es, ihrer Lehre nach, für lauter Wasser halten und ohne Wort und Befehl
taufen. Aber dagegen sagen wir, weil es mit Gottes Wort gefasst ist, dass es
nicht mehr kann noch soll schlicht Wasser heißen, und nicht gilt, so zu reden,
wie sie tun, Wasser ist Wasser. Denn es heißt nicht daher eine Taufe, dass es
Wasser ist; sondern dass es Gottes Wort und Befehl hat: Welche sind die zwei
Hauptstücke, so dies Wasser absondern und scheiden von allem anderen Wasser und
eine Taufe oder heiliges Sakrament daraus machen; wie wir hernach weiter werden
hören. Das ist nun der erste Irrtum über dieses Sakrament derer, die allein das
Eine Stück, nämlich lauter Wasser, ansehen, und das beste Stück davon scheiden
und absondern, dass es bei ihnen muss eine lautere, leere Hülse sein.
17. Danach sind andere, welcher, ob Gott
will, nicht so viel sind, auch nicht alle so grob sind, aber doch auch nicht
recht die Taufe ansehen, die dennoch so viel zulassen, dass Wasser und Wort
zusammengehöre und sonst keine Taufe sein könne, und den Spruch aus St.
Augustinus anführen: Accedat verbum
ad elementum et fit sacramentum:
Das Wasser oder Element und Wort zusammen machen ein Sakrament. Doch ist da
noch ein Gebrechen, dass sie das dritte Stück außen lasen, nämlich Gottes
Befehl und Ordnung. Und etliche meinen, es sei genug daran, dass allein die
Worte gesprochen werden, gleichwie man sonst einen Segen über eine Kreatur
spricht: und halten’s dafür, als werde durch solch
Sprechen oder in Kraft derselben Worte etwas Besonderes aus der Taufe, dass es
ein Sakrament wird. Das sind auch noch eben grobe Lehrer, wie zwar die Papisten
es fast dabei lassen bleiben und nicht weiter können sehen.
18. Etliche aber, so noch subtiler
(scharfsinniger) wollen sein, ob sie wohl die zwei Stücke setzen, doch fehlen
sie auch m dritten, hängen aber dafür einen anderen Zusatz daran. Denn sie
sehen auch wohl, dass es nicht genug dazu ist, dass eine Taufe werde, wenn man
allein Wasser nimmt und ein Wort darüber spricht. Darum, sagen sie, es müsse
noch eines dazu kommen, nämlich der Glaube; wollen solches gründen aus dem
Sprach bei Markus 16,16: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig“ usw.
Und ziehen dahin abermals den Spruch St. Augustins, welcher hart bei dem
vorigen steht: Non quia dicitur,
sed quia creditur: Das
Sakrament wird gemacht aus dem Wasser und Wort nicht darum, dass es gesprochen
wird, sondern dass es geglaubt wird usw. Aber das ist auch nicht recht geredet;
denn sie meinen aus unrechtem Verstand solchen Spruch, das Wort und Wasser sei
ein Sakrament, sofern die, so es empfangen, den Glauben haben; und gründen die
Taufe nicht auf Gottes Ordnung, sondern auch Menschen, als sollte das Wort mit
dem Wasser nicht eher kräftig sein, die Taufe zu machen, es käme denn unser
Glaube dazu; und müsste also Gottes Wort und Werk seine Macht und Kraft
allererst von uns empfangen.
19. Das ist auch ein böser, schädlicher
Irrtum, wiewohl sie in dem Stück besser sind als die ersten, dass sie die Taufe
nicht lästern als lauter Wasser, der auch vor Zeiten gegangen und noch jetzt
weit eingerissen ist. Den daher hebt sich die weitläufige irrige Disputation
von der Kindertaufe, und hat erstlich die Wiedertaufe erregt und ist der
stärkste Grund, damit sich dieselbe Rotte stärkt, dass sie sagen: Du bist
getauft, da du noch ein Kind warst und nicht geglaubt hast; darum ist deine
Taufe nichts usw. Das heißt eigentlich soviel gesagt:
Wenn du nicht glaubst, so ist Gottes Wort und Sakrament nichts; glaubst du aber,
so ist es etwas. Darum, welche den Glauben haben, die nehmen allein die rechte
Taufe; welche aber nicht glauben, die empfangen nichts als Wasser und sind
nicht recht getauft. Darum müsse man sie wieder aufs neue taufen, wenn sie nun
anfangen zu glauben.
20. Eben desselben Irrtums sind auch die,
die da halten, dass die Taufe, so von Ketzern oder Ungläubigen gegeben wird,
nicht recht sei, in welchem auch vor Zeiten hohe Leute, wie der heilige
Märtyrer Cyprianus, gewesen sind. Denn es hat sich viel Disputieren darüber
erhoben, weil viel Ketzerei und Trennung der Christenheit entstand und viele
von Ketzern getauft waren, dass man fragte: Ob auch solche Taufe gelten sollte?
Da sind sie, auch St. Cyprianus selbst, so weit hineingeraten, dass sie es für
unrechte Taufe geachtet haben und gesagt: Wer von einem bösen, ungläubigen
Diener, und besonders von einem Ketzer, getauft würde, der müsste anders
getauft werden; und daher gezogen und getrieben den Spruch Jesu Sirach 34,4: Ab
immundo quid mandabitur? usw. „Wer selbst unrein ist, was kann der rein
machen? Und wer ein Lügner ist, was kann der wahr reden?“ Ebenso 3. Mose 15,10:
„Was ein Unreiner anrührt, das wird unrein.“ Daraus wollten sie geschlossen
haben: Weil der, so das Sakrament der Taufe reicht, selbst unrein und ohne
Glauben wäre, so könnte auch die Taufe nicht rein, noch der, so getauft würde,
rein dadurch werden; darum wäre es nicht eine rechtschaffene Taufe, obwohl
beide, Waser und Wort, beieinander wären, weil es an der Person mangelte, so
die Taufe geben sollte. Siehe, das heißt die Taufe zu sich selbst gezogen und
auf Menschen gegründet und gebaut; und ist doch mit großem trefflichen Schein
eingerissen und hat, wie gesagt, große Leute umgestoßen und den Haufen nach
sich gezogen.
21. Wider solche Irrtümer soll man die
Taufe aus Gottes Wort lernen und recht vollkommen kennen und ansehen. Denn
solches kommt alles daher, dass sie das dritte Stück, so zur Taufe gehört, und
wohl das erste heißen könnte, nicht wahrnehmen und davon scheiden, welches
heißt Gottes Ordnung und Befehl. Denn damit hat er die Taufe ganz zu sich
genommen und lässt weder dich noch einen Menschen etwas dazu tun, dass es eine
Taufe sei. Ich bin wohl der Täufer und du der Täufling; aber darum ist sie
nicht meine noch deine Taufe, sondern Christi. Summa, geben und empfangen kann
sie ein jeglicher, wenn sie schon gemacht und eingesetzt ist; aber machen oder
einsetzen soll und kann sie niemand, außer er allein. Denn so lauten seine
Worte: „Geht hin und tauft alle Heiden im Namen des Vaters und Sohnes und
Heiligen Geistes. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig“ usw. Das sind
nicht die Worte, die man über die Taufe spricht, sondern sind Worte des
Befehls, so die Taufe einsetzen. Denn das redet nicht der Priester oder Diener,
sondern der die Taufe macht, der da spricht: „Geht hin und tauft“; das ist: Da
habt ihr meinen Befehl und Ordnung, das will und gebiete ich, dass ihr taufen
sollt im Namen des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes: Und wer das Wort und
Wasser zusammen kriegt, das soll eine Taufe sein; und wer dazu glaubt, der soll
dadurch selig sein.“ Da steht etwas mehr über die zwei Stücke, Wort und Wasser:
Sonst wäre es noch lange nicht genug dazu, ins Wasser senken und die Worte
sprechen: Ich taufe dich usw., ob gleich auch der Glaube da wäre, wenn man
nicht einen klaren gewissen Befehl dazu hätte.
22. Denn des muss man je vor allen Dingen
gewiss sein, woher die Taufe kommt oder wodurch sie eine Taufe ist, damit man
könne antworten auf die Frage: Wer hat dich geheißen, Wasser und Wort
zusammenzugeben? Oder: Woher und wodurch bist du gewiss, dass solches ein
heiliges Sakrament sei? Denn wenn es an den zwei Stücken genug wäre, so könnte
ich und ein jeglicher eine Taufe machen, wann er wollte, ja, so viele
Sakramente machen, wie er selbst wollte. Denn ich könnte demnach selbst eine
Kreatur nehmen, von Gott geschaffen, welche ich wollte, und Gottes Wort darüber
sprechen; gleichwie die Papisten tun mit ihrem Weihwasser, Salz, Feuer, Chresem, Kerzen, Kräutern, Fladen, Altar- und
Kirchenweihen, da sie sagen: Ich segne oder weihe dich Salz, Würze, Wachs,
Kasel, Altar, Kappe usw. im Namen des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, und
dazu Psalmen und andere Gebete darüber lesen. Da steht ja Gottes Wort und dazu
Gottes Kreatur beieinander, dass man auch könnte sagen aus St. Augustinus: Accedat verbum ad elementum et fit sacramentum.
23. Warum gilt und tut solches nicht auch
so viel wie die Taufe? Oder: Warum machen wir nicht ein Sakrament aus
Weihwasser und Salz, aus allen Mönchs- und Nonnenkappen, aus St. Blasius‘ und Agathens Licht; ja, aus allerlei Segen und Zauberei? Wenn
die schändlichen Wettermacherinnen und Teufelshuren der Kuh ins Ohr blasen und
sprechen auch Gottes und der Heiligen Namen dazu, dass beide, Kreatur oder
Element und Gottes Wort, zusammenkommt; warum ist es dann nicht auch ein
Sakrament, weil du sagst, dass aus den zwei Stücken, Wort und Element, ein
Sakrament wird?
24. Antwort: Ja, das ist wahr, die zwei
Stücke gehören dazu; aber es ist noch nicht genug daran, dass sie für sich
selbst ein Sakrament sollten machen; sondern gehört noch eins dazu, dass man
die Dreifaltigkeit ganz habe, nämlich ein göttlicher Geheiß und Befehl. Wenn du
das kannst aufbringen, dass die göttliche Majestät im Himmel sagt: Ich hab’s
geheißen und befohlen, so schließen und gelten die zwei Stücke, dass sie ein
Sakrament heißen. Sonst, wie ich gesagt habe, könnte alles ein Sakrament
werden, was nur Menschen erdenken könnten. Denn es ist niemand so albern, der
nicht könnte Gottes Wort in den Mund nehmen zu einer Kreatur und etwas damit
machen; wie die Zauberer und Teufelshuren, so die Milch stehlen oder die Kinder
in der Wiege verwechseln. Denn sie gebrauchen keine bösen Worte, sondern eitel
gute heilige Worte und Namen, und haben dazu Gottes Kreatur. Darum geht’s auch,
und der Teufel hilft fein dazu; denn er hat Lust, unter Gottes Namen solche
Narrenwerke anzurichten und dadurch die Leute zu betrügen, dass sie meinen sollen, es sei lauter göttlich Ding, weil sie eitel gute
Worte sprechen. Aber es gilt hier zu fragen nach diesem dritten Stück: Ob es
Gott so geheißen und geordnet habe, dass du solltest greifen an einen Stiel am
Beil oder Axt oder Handzwehl [Handtuch], dass alsdann
die Kuh müsse Milch geben; oder dass du solltest Palmen oder Würze weihen oder
segnen und damit ausrichten, was du willst. Kannst du das tun, so wollen wir’s
auch für ein göttliches Werk halten. Aber dass du willst aus eigenem Gutdünken
solches vornehmen und gleichwohl wagen: Ist es doch eine gute Kreatur Gottes
und das rechte heilige Gotteswort und Name, das ich gebrauche; das gilt nichts
überall. Denn es ist da nicht Gottes Befehl und Gehorsam, sondern dein eigener
Vorwitz, ja, ein schändlicher Ungehorsam und Teufels Werk und Dienst.
25. Das wäre aber etwas, wenn du könntest
Gottes Gebot oder Befehl zeigen und sagen: Das habe ich nicht selbst erdacht
noch erwählt, oder auf meine gute Meinung angefangen, sondern Gott hat mich’s geheißen, solche Kreatur und Wort zu nehmen und so
zu gebrauchen usw. Gleichwie wir hier in der Taufe können beweisen, dass er uns
Befehl gibt und heißt uns taufen, das ist, den Menschen ins Wasser senken und
die Worte: im Namen des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, dazu sprechen.
Denn solch Wassertaufen habe weder ich noch ein Mensch selbst erwählt, wie die
Zauberer oder päpstischen Fladenweiher; noch die
Worte selbst erdacht oder aus eigener Andacht gesprochen: sondern beide, Wasser
und Wort, sind mir klar und deutlich genannt und in seinem Befehl gefasst und
damit verwahrt. Denn er will in keinem Ding, wie gering es ist, nichts von uns
aus eigener Wahl oder Andacht, oder wie man’s heißen will, vorgenommen haben,
und schlechterdings nicht mit ihm handeln lassen ohne sein Wort und gewissen
klaren Befehl; viel weniger will er solches leiden in diesen hohen Sachen,
welches eigentlich göttliche Werke sind, darin wir nichts überall schaffen noch
tun. Darum fasst und schließt er’s ganz in seinen Befehl. Und dass wir des ja
gewiss seien, verwahrt er’s so genau, dass er selbst alle stücke eigentlich
nennt und klar ausdrückt, was er für Zeichen oder Kreatur haben will, und
selbst die Form und Weise stellt, wie die Worte lauten sollen, dass man eben
solche und keine anderen Zeichen und dieselben Worte, und keine anderen
gebrauchen muss.
26. Deshalb, gleichwie es nicht gilt, dass
die Zauberinnen Gottes Kreatur gebrauchen mit Gottes Wort, weil das dritte
Stück gar nicht da ist, dass Gott selbst befohlen habe, beide, solche Kreatur
und Wort, dazu zu gebrauchen: So gilt’s auch hier nichts ohne oder außer, noch
neben und über klarem Befehl, dass es ein Sakrament oder rechte Taufe sei.
Also, wenn du ein Kind wolltest mit Wasser taufen und ein Vaterunser oder sonst
etwas aus der Schrift und Gottes Wort darüber sprechen, das hieße nicht eine rechte
Taufe; und ist nicht genug, dass du sagst: Ist doch das Wasser, so zur Taufe
gehört, und Gottes Wort da; denn es fehlt noch an dem dritten Stück, dass dich
Gott nicht geheißen hat, solche Worte zu sprechen. Also auch, wenn du etwas
anderes als die bestimmte oder genannte Kreatur wolltest dazu verwenden und
doch die rechten Worte: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, Sohnes und
Heiligen Geistes“ dazu sprächest; das hieße auch nicht getauft, sondern
gegaukelt und das Sakrament verspottet, als der die Ordnung und Befehl, dadurch
die Kreatur deutlich genannt ist, mutwillig überginge. Gleichwie auch im
Sakrament des Leibes und Blutes Christi, wenn der Befehl und Einsetzung nicht
gehalten wird, so ist’s kein Sakrament. Also, wenn einer über Brot und Wein auf
dem Altar die zehn Gebote, den Glauben oder sonst etwa einen Spruch oder Psalm
läse, oder wiederum, für Brot und Wein etwas anderes nähme, wie Gold, Silber,
Fleisch, Öl, Wasser, ob er wohl die rechten Worte der Einsetzung Christi hätte,
das würde freilich nicht Christi Leib und Blut; u d obwohl Gottes Wort da ist
und Gottes Kreatur, doch ist’s kein Sakrament. Denn seine Ordnung und Befehl
ist nicht da, darin er hat Brot und Wein genannt und die Worte: „Nehmt, esst,
das ist mein Leib. usw. Trinkt, das ist mein Blut“ usw. gesprochen. Summa, du
sollst dir weder Wort noch Kreatur selbst wählen noch bestimmen und nichts
überall aus eigenem Vornehmen tun noch lassen; sondern sein Befehl und Ordnung
soll dir beide, Wort und Kreatur, setzen, die sollst du ganz und unverrückt
halten.
27. Siehe, so lerne die drei Stücke
zusammenfassen. Denn darin hast du alles, was die Taufe an ihr selbst und ihrem
natürlichen Wesen ist; und du kannst eine rechte völlige Definition fassen und
geben, wenn man fragt: Lieber, sage mir, was ist doch die Taufe? Nämlich so:
Die Taufe ist Wasser und Gottes Wort, beide aus seinem Befehl geordnet und gegeben.
Denn so hat er befohlen, dass man soll die Kreatur, nämlich Wasser, dazu nehmen
und die Worte in seinem Namen sprechen. Darum, wenn dies beides so aus seinem
Befehl geschieht, so heißt es und ist unzweifelhaft eine rechte Taufe; so, dass
diese drei Stücke immerdar beieinander bleiben und keines ohne das andere sei,
als zusammen verbunden, wie eine Kette, ja, zusammen verleibt, wie ein Glied am
anderen.
28. Gleichwie im anderen heiligen Sakrament
des Leibes und Blutes Christi, da heißt es so: Unser HERR Jesus Christus nahm
beide, das Brot und den Kelch, segnete und gab’s seinen Jüngern und sprach:
Nehmt hin und esst. Ebenso, trinkt alle daraus usw. Da ist auch ein Stück, das
da heißt Element oder Kreatur, so man sieht und greift, nämlich Brot und Wein.
Danach ist auch da das Wort, das spricht: „Das ist mein Leib, der für euch
gegeben wird; das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.“ Aber diese beiden
Stücke würden uns noch nicht das Sakrament machen, dass wir könnten und sollten
Christi Leib und Blut essen und trinken. Darum gehört noch ein Stück dazu,
welches er auch deutlich dabei setzt und spricht: solches tut usw., das ist:
Ich heiße, befehle und verordne, und will hiermit befohlen und verordnet haben,
dass ihr solches auch tun sollt, so oft ihr’s tun wollt, nämlich Brot und wein
nehmen und diese meine Worte dazu sprechen, und so meinen Leib und Blut essen.
Dies Stück bindet die anderen beide zusammen und macht uns gewiss, dass wir das
rechte Sakrament haben.
29. Aus solchem Unterricht und Verstand
kannst du nun selbst weiter fahren und solcher Meister werden, dass du recht
und gewiss weißt zu urteilen; dazu leicht und richtig zu antworten und zu
widerlegen allerlei falsche Lehre und Geschwätz der Rottengeister gegen die
Taufe. Wie, der ersten Lästerer derselben, welche allein sich über dem ersten
Stück brüsten und mit großem Schreien und prächtigen Worten daherfahren:
Was sollte eine Handvoll Wasser, als eine Kreatur, der Seele nützen oder Sünde
tilgen? Der Geist muss es tun. Denn denke und rechne du selbst: Die Seele ist
wahrlich kein leiblich Ding, die man mit Wasser baden oder waschen könne. Darum
siehst du, dass sie dich betrügen und verführen, nicht auf Gott, sondern auf
die Kreatur zu vertrauen. Fahren danach zu und geifern viel vom geistlichen
Baden der Seele usw. Mit solchen Worten ziehen sie den unverständigen Haufen an
sich, dass er meint, es sei so, und sich nicht lässt davon weisen; und ist doch
im Grund nichts anderes, als falsches und erlogenes Geplärr und Geschwätz,
damit sie lästerlich und verräterisch unsere liebe Taufe schänden, als die
wissentlich und mutwillig die besten Stücke davon reißen und aus den Augen
rücken und danach von dem bloßen Wasser geifern.
30. Darum kannst du solchen billig wieder
sagen: Du schändlicher Lügengeist, du weißt selbst wohl, dass wir nicht so
lehren von der Taufe als von lauter Wasser; sondern gebrauchst solchen Schein
nur zur Lästerung des hochwürdigen heiligen Sakraments und verführst damit die
armen Seelen. Denn wir haben, Gott Lob! so viel Augen, Sinne und Vernunft, ja,
so viel Geschmack und Gefühl, dass wir sehen und verstehen, was Wasser ist, und
auch sagen können: Wasser ist Wasser; welches eure höchste Kunst ist; aber dass
du solches von der Taufe predigst, als sei sie nichts mehr als Wasser, und die
vornehmsten Stücke: Gottes Wort und Befehl, dadurch solches Wasser geheiligt
und ein Sakrament wird, davon reißt, als sei oder gelten sie nichts überall;
das hat dich der Teufe. Dein Meister und Lügenvater, geheißen, und tust daran
als ein Bösewicht und freventlicher Fälscher und Lästerer der göttlichen
Majestät Wort und Werk, und betrügst die Leute mit falschen Worten, dass man
nichts anderes daran sehe, als eine Kuh sieht.
31. Denn das musst du ohne deinen und des
Teufels Dank bekennen, dass Christus selbst solche Taufe eingesetzt und sein
Wort oder Befehl dazu tut, da er uns heißt taufen im Namen des Vaters, Sohnes
und des Heiligen Geistes, und dazu verheißt: Wer so getauft wird und glaubt,
der soll selig werden usw. Solches darfst du uns nicht aus den Augen setzen und
hinwegreißen, als sollte es nicht gelten noch tun, und dieweil ins
Schlaraffenland weisen und deine eigene erträumte Geisterei
vorgeben. Denn wir wissen und lehren solches auch, Gott Lob! mehr und besser,
als sie, was der Heilige Geist in uns wirkt. Aber wir wollen ihn nicht so von
der Taufe und Sakrament lassen reißen und dafür in einen ledigen Winkel weisen
lassen; wie sie nach dem Geist gaffen und heimliche Offenbarung suchen
außerhalb des Worts und Gottes Ordnung. Denn wir wissen, dass er eben durchs
Wort und Sakrament, und nicht auf andere Weise, mit uns wirken will.
32. Darum darf man nicht weiter nach dem
Geist fragen, wenn wir dies Sakrament der Taufe haben; weil wir hören aus
Christi Worten und Einsetzung, dass des Heiligen Geistes, samt des Vaters und
Sohnes, das ist, der ganzen göttlichen Majestät, Name dabei ist. Weil aber
Gottes Name und Wort darin ist, so darfst du es nicht für schlichtes und
lediges Wasser halten, als das nicht mehr ausrichte wie das Badewasser; sondern
ein solches Wasser, dadurch wir von Sünden gewaschen, und, wie es die Schrift
nennt, ein Bad der Wiedergeburt, dadurch wir neu geboren werden ins ewige
Leben; davon wir hernach weiter hören werden. Das sei nun genug gesagt, denen
zu antworten, so die Taufe für lauter leibliches Wasserbad halten und weder auf
das Wort noch den göttlichen Befehl achten.
33. Desgleichen kannst du auch aus
demselben vorigen Unterricht den anderen antworten, welche wohl die Taufe
preisen, aber doch auch nicht recht ansehen nach dem dritten Stück: Setzen und
gründen sie nicht auf Gottes Befehl und Ordnung, sondern als sonst ein
Menschenwerk auf unseren Glauben und Würdigkeit stellen, als sei es nicht genug
daran, dass Gott so ordnet und befiehlt, sondern müsse erst durch uns
bekräftigt werden, und sollte nicht eher gelten, als unser Glaube dazu komme.
34. Denn dagegen sagen wir so: Gott gebe,
es stehe um meinen Glauben, wie es wolle, er komme oder bleibe, das gibt noch
nimmt der Taufe nichts überall. Ja, ob ich gleich nimmermehr glaube, dennoch
ist die Taufe recht und vollkommen; denn es liegt nicht an meinem Glauben oder
Unglauben, sondern an Gottes Ordnung und Einsetzung. Gleich wie wenn jetzt ein
schalkhafter Jude käme, uns zu betrügen, und sich stellte als wollte er ein
Christ werden und die Taufe begehrte, dass ihn der Pfarrer oder Priester vor unseren
Augen ins Wasser tauchte und spräche solche Worte: Ich taufe dich im Namen und
aus Befehl Gottes und des HERRN Jesus Christus usw., so wäre er recht und
wahrhaftig getauft; ob er gleich im Herzen nichts davon hielte und danach dazu
öffentlich spottete und lästerte. Denn was fragt Gott danach, ob du gleich
nicht glaubst, wenn er’s geordnet und geheißen hat? Sollte darum seine Ordnung
und Befehl nichts sein oder durch deinen Unglauben oder Missglauben
verhindert werden? Es bleibe vielmehr so, wie St. Paulus Röm. 3,4 sagt: „Ob
gleich alle Menschen falsch und Lügner sind, so soll gleichwohl sein Wort und
Ordnung wahrhaftig und unverrückt bleiben.“ Glaubst du es und gebrauchst es
recht; wohl dir! Glaubst du nicht, so empfängst du es dir selbst zur Verdammnis.
35. Denn man kann die Taufe, wie andere
Sakramente und Ordnungen Gottes, wohl zu Schaden und Verderben gebrauchen; so,
dass einer selig, der andere verdammt werde durch einerlei Taufe; aber das
gehört nicht zum Wesen, davon wir jetzt reden, sondern zur Kraft und Gebrauch
der Taufe, und ist etwas ganz anderes, als wenn man sagt, was die Taufe an sich
selbst ist. Dazu gehört kein menschliches Tun, sondern nichts mehr als ein
Element oder Kreatur und Gottes Wort, beide durch ihn eingesetzt und in seinem
Befehl gefasst. Denn er hat’s, wie droben gesagt, ganz zu sich gezogen, dass
kein Mensch hierin zu schaffen noch dazu zu tun habe, damit es auch ihm allein,
als auf gewissem Grund, stehe und uns nicht fehlen noch trügen könne, wie die
Menschen fehlen und trügen. Darum, wenn solches da ist, nämlich Gottes Befehl,
neben den zwei Stücken, so ist es gewiss ein recht völliges Sakrament, ob es
gleich nicht recht angenommen noch gebraucht wird, dass es nicht zu seiner
Kraft und Wirkung kommen kann.
36. Gleichwie es geht mit anderen Ordnungen
Gottes, auch in leiblichen Kreaturen; wie, dass die liebe Sonne täglich am
Himmel aufgeht und herumläuft, das ist und bleibt immerdar dieselbe Sonne,
scheint und leuchtet, wie sie geschaffen und ihr befohlen ist, 1. Mose 1,17,
unverrückt und ungehindert, ob’s gleich ein Mensch nicht sieht noch empfindet,
als, der da blind ist oder Fenster und alles zutut, dass sie ihm nicht scheine
oder wärme. Und Summa, alle Gotteskreaturen gehen und bleiben bei ihrem Wesen und
Werk, wie sie geordnet sind, ob sie gleich nicht bei jedermann solches schaffen
und ausrichten. So sind auch die heiligen Sakramente, wenn sie anders nach
Gottes Befehl gehandhabt und gegeben werden, rechtschaffen und vollkommen nach
ihrem Wesen und heilsame Werke Gottes; dass sie aber nicht jedermann zu Nutzen
kommen, ist nicht der Sakramente, sondern dessen Schuld, der sie nicht recht
gebraucht, dass er ihrer Kraft nicht könnte empfänglich werden.
37. Weil wir nun solche Lehre und gewissen
Bericht haben, so sollen wir das hochwürdige Sakrament lernen rühmen und
preisen gegen die Geister, die dasselbe verachten und lästern. Denn aus dem,
was bisher gesagt ist, kann ein jeglicher selbst wohl denken, dass man die
Wassertaufe nicht so gering achten dürfe wie einen Menschentand, sondern
hochhalten und ehren als ein heiliges Sakrament und besonderes Werk der
göttlichen Majestät, und dass es billig heißt ein heiliges, himmlisches, ja,
göttliches Wasser.
38. Ich rede alles noch nicht von der Kraft
und Nutzen der Taufe, wie große Dinge sie wirke und ausrichte; davon hernach zu
sagen ist; sondern von ihrem natürlichen Wesen, wie sie an sich selbst ist.
Hier sage ich, wenn du solches ansiehst, wie dies Wasser mit Gottes Wort und
Namen verbunden ist, weil er selbst solche Worte befiehlt, darüber zu sprechen:
„Ich taufe dich im Namen des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes“; als sollte
er damit sagen: Ich, Gott der Vater, ich, Gott der Sohn und Heilige Geist,
heilige dies Wasser; so kannst du nicht sagen, dass es ein schlichtes wässriges
oder irdisches Wasser sei; oder, wie es die Rotten heißen, ein Baderwasser und Hundebad: Sondern
musst sagen, dass es sei ein Wasser der göttlichen Majestät selbst, als damit
nicht wir Menschen, sondern Gott selbst durch unsere Hand tauft und seinen
Namen darein gesteckt und geflochten hat, dass es mit demselben durchmengt ist,
und kann wohl ein durchgottetes Wasser heißen.
39. Denn gleichwie wenn du ein Eisen
angreifst, das in der Esse liegt und glüht, da greifst du nicht schlicht Eisen,
sondern Feuer an, das da brennt; und ob du nicht Feuer, sondern allein Eisen
siehst, wie man’s bei Tage nicht sieht so glühen wie bei Nacht, so ist es doch
nicht allein Eisen, sondern beides, Eisen und Feuer; ja, dass das Feuer sogar
durch und durch gegangen, dass man nichts fühlt noch spürt als nur Feuer. So
soll man die Taufe auch ansehen, in Gottes Namen einverleibt und ganz und gar
mit demselben durchgangen, dass es ganz Ein Wesen ist und nun viel ein ander Ding geworden als anderes Wasser. Gleichwie ein
köstlicher Trank, den man einem Kranken zurichtet; welcher, ob er wohl von
Wasser gemacht, doch so ganz mit köstlicher Würze und Zucker durchbeizt ist,
dass darin kein Wasser mehr zu schmecken ist. Aber hier ist ein viel
köstlicheres Wasser, das mit Gottes Namen durchzuckert ist, ja, gar und ganz
göttlich ist, ob man wohl nichts als Wasser vor Augen sieht.
40. Denn man darf nicht ein so geringes
Ding sein lassen, wo Gottes Name ist; denn derselbe ist das Einige, das alle
Dinge rein und heilig macht, dazu schafft und tut alle Dinge. Summa, Gottes
Name ist nichts anderes als die allmächtige göttliche Kraft, ewige Reinigkeit, Heiligkeit und Leben; und wo er aus göttlichem
Befehl gebraucht wird, da kann er nicht ohne Frucht und Nutzen sein, sondern
muss große unaussprechliche Dinge wirken und solcherlei machen, wie er selbst
ist. Darum muss er auch in der Taufe reine und heilige und eitel himmlische,
göttliche Menschen machen; wie wir hernach weiter sehen werden.
41. Weil nun solches gewiss und
unwidersprechlich ist, so muss auch folgen, dass die Taufe ein recht geistlich
Ding sei, ja, eitel Geist bei sich habe und mit sich bringe; und der
Rottengeister Gewäsch nichts ist, damit sie die Leute vom Wort führen und
dieweil feindlich schreien: Der Geist müsse es tun, äußerlich Ding, wie Wasser,
könne nicht der Seele nützen usw. Und doch selbst nimmermehr können gewiss
lehren, was der Geist oder geistlich Ding sei, oder wie und wodurch man dazu
komme; weisen die Leute dafür etwa in einen ledigen Winkel, da sie sich selbst
einen Geist erträumen.
42. Es heißt aber so: Willst du mich
lehren, was Geist ist und wo ich ihn finde; so darfst du mich nicht ins
Schlaraffenland weisen; sondern siehe nur nach Gottes Wort. Wenn du das hast,
musst du nicht viel disputieren, noch gaffen und suchen. Denn du wirst ihn doch
außer demselben nimmermehr finden, ob du dein Lebtage suchst und dich zu Tode
träumst und denkst; sondern hier musst du ihn suchen, dahin er ihn selbst
gesteckt hat durch das Wort, dass er die Taufe eingesetzt in seinem eigenen
Namen. Oder wie darfst du sagen, dass der Name der göttlichen Majestät anders
sei als eitel Geist? Sonderlich weil auch der Name oder Person des Heiligen
Geistes deutlich darin ausgedrückt wird. Darum muss er gewiss da gegenwärtig
sein; und weil er da ist, so muss auch das Wasser geistlich sein und er darin
wirken, dass er dadurch den Geist gebe oder geistliche Menschen mache. So heißt
nun die Taufe wahrhaftig ein geistliches Wasser, beide, an sich selbst oder in
ihrem Wesen und ihrem Werk bei denen, von welchen sie im Glauben empfangen
wird.
43. Siehe, wenn man die Taufe so ansieht
und demselben nach sollte ausstreichen, so würde ein so großes herrliches Ding
daraus, das nimmer genug auszusprechen noch zu begreifen ist; ja, herrlicher
als ganz Himmel und Erde. Denn, dass die göttliche Majestät da gegenwärtig ist
und daran ihr höchstes Werk tut, nämlich, dass er sich selbst und gibt und ganz
neugeboren und selig macht, wie du hören wirst, geschieht alles daher, dass er
seinen Namen dahin setzt, von welchem er geboten hat, dass man ihn nicht soll
vergeblich gebrauchen, sondern hehr und heilig halten über alle Dinge; wie
dadurch wir Gott selbst und alles haben, was zu unserer Seligkeit und ewigem
Leben gehört, und der alle Dinge ausrichtet im Himmel und auf Erden. Darum soll
ich nicht die liebe Taufe verachten und lästern lassen, sondern so hoch heben
und ehren, wie ich Gottes Name und Majestät schuldig bin zu ehren, und die
blinden, irrigen Geister nicht leiden, die nicht wissen, was der Geist ist oder
wo er ist, und doch viel davon schreien und lästern gegen den rechten Geist.
44. Sprichst du aber: Warum rühmst du
solches allein von der Wassertaufe und von keiner anderen Kreatur? Denn weil du
selbst sagst: Wo Gottes Name und Wort ist, dass da auch der Geist sei; so
müsste auch folgen: Wenn Gottes Name und Wort zu einer Kreatur käme, so müsste
auch der Geist dabei sein; und so ein jeglicher den Geist überall könnte machen
oder finden. Antwort: Hierher gehört das dritte Stück, davon ich droben gesagt
haben, von Gottes Befehl oder Ordnung: Dass nicht genug ist, dass du selbst dir
eine Kreatur wählst, obwohl alle Kreaturen gut sind, und Gottes Namen dazu
gebrauchst; sondern der Befehl oder solch Wort dazu gehört, das dich heißt den
Namen Gottes zu dieser Kreatur nehmen. Und gibt dir nicht Freiheit, dass du
fährst mit Gottes Namen und Kreatur, wie du selbst willst, denn er hat dir
geboten: „Du sollst seinen Namen nicht vergeblich führen“; damit er bekennt,
dass man den Namen, der doch an sich selbst voll Geistes und alles Guten ist,
kann dennoch missbrauchen außer und gegen den Geist.
45. Das heißt aber ihn missbrauchen, wenn
man ihn nicht so gebraucht, wie er’s heißt und befiehlt; sondern ohne dasselbe
drein greift und damit tun will, was wir selbst erdenken, wie die Zauberer und
Teufelshuren, ebenso, falsche Lehrer und Rotten den Namen und Wort zu Sünden
und Schanden führen, ob’s wohl der rechte heilige Name und ebendesselben
rechten Gottes Geistes Name und Wort ist, der in der Taufe ist. Das sei genug
gesagt vom ersten Stück, was die Taufe an sich selbst sei.
Zweiter Teil
46. Hier wollen wir nun sehen, warum das
hochwürdige Sakrament der Taufe eingesetzt ist und wozu es dienen oder was es
ausrichten soll, wiewohl es schon droben etwas berührt ist, nämlich: Dass Gott
geordnet und befohlen hat, sein Wort und Taufe zu reichen dazu, dass der Mensch
soll selig, das ist, von Sünden und Tod erlöst, in Gottes Reich und ewiges
Leben gebracht werden. Denn so lautet der Text: „Wer da glaubt und getauft
wird, der wird selig werden“ usw.
47. Da hast du die Ursache, warum und wozu
es eine Taufe heißt, und was seine endliche Meinung sei, dass es soll sein ein
Bad der Seelen, oder, wie es St. Paulus nennt, „ein Bad der neuen Geburt“,
dadurch wir aus dieser fleischlichen, sündlichen
Geburt und Wesen zum neuen geistlichen Leben geboren werden, darin wir vor Gott
gerecht und Erben des Himmels werden; so, dass man’s nicht für ein lediges
Zeichen oder vergebliches unnützes Taufe oder Baden halte; wie vorzeiten im
Alten Testament war, da die Priester, geschmückt mit ihrem schönen Schmuck von
Gold und Seide, ihre Opfer opferten und mancherlei Waschungen und Reinigungen
hatten, welches sind nur bloße Zeichen und doch bloße Bürden gewesen, die ihnen
nichts nützten; außer dass die Priester davon zu essen und zu trinken hatten
dafür, dass sie im Tempel dienten; den anderen aber nichts, als ein auferlegter
Dienst und Last war zum Wahrzeichen, dass sie Gottes Volk wären. Gleichwie ein
Hausvater in seinem Haus dem Knecht auflegt, täglich dies oder das zu tun, dass
er ihn für seinen Herrn erkenne und halte, und gibt ihm Brot und Lohn dafür.
48. Hier aber ist gar viel ein anderes
Ding. Denn durch die Taufe wird jenes äußerliche Waschen und Taufen alles
aufgehoben und nicht mehr uns aufgelegt noch von uns gefordert als ein Gesetz
oder Werk, das wir tun sollen; sondern ist nur dazu geordnet, dass sie uns
diene und gebe, nicht etwas Leibliches und Vergängliches, sondern ewige Gnade, Reinigkeit oder Heiligkeit und ewiges Leben. Dass es billig
heißt „ein Bad der neuen Geburt“, und das rechte Verjüngungsbad, dass, wer
darin badet, wird wieder jung und neu geboren; nicht, wie zuvor, aus
Mutterleib, welches ist die alte Geburt, sondern aus der Sünde zur
Gerechtigkeit, aus der Schuld und Verdammnis zur Unschuld und Gnade, aus dem
Tod ins ewige Leben.
49. Aber solches weiter auszustreichen,
dass man sehe, woher und wodurch die Taufe solche Kraft habe und wie hoch und
herrlich sie von Gott selbst geehrt sei, und wie viel er darauf gewandt hat,
wollen wir zuvor erzählen den Text und Geschichte von der Taufe unseres HERRN
Christus, von allen Evangelisten berührt, aber vornehmlich durch St. Matthäus,
Kap. 3, V. 13 ff., beschrieben, welcher lautet so:
Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu
Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und
sprach: Ich bedarf wohl, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?
Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass jetzt so sein; so gebührt es uns,
alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm zu. Und da Jesus getauft war,
stieg er bald herauf aus dem Wasser; und siehe, da tat sich der Himmel auf über
ihm. Und Johannes sah den Geist Gottes gleich wie eine Taube herabfahren und
über ihn kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein
lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.
50. Das ist der Text, der die Taufe lehrt
recht preisen und groß achten, und eine solche herrliche Offenbarung,
dergleichen zuvor nie gehört noch gesehen ist und mit keinen Worten kann
erlangt werden. Aber diesen Text lesen beide, Rotten und alles, was unter dem
Papst ist; und stehen da die Offenbarung und das schöne Gemälde öffentlich und
klar jedermann vor Augen. Und sollten ja alle, die da Christen heißen, so klug
oder je so fromm sein, dass sie nicht so gar drüber liefen; sondern doch ein
wenig die Augen auftäten und ansähen, was da geschehe und was es sein müsse,
weil sich allda Gott selbst vom Himmel sichtbar offenbart und mit leiblicher
Stimme hören lässt. Wie weit und ferne würde alle Welt danach rennen und
laufen, wenn wir’s zuvor nie gehört hätte und erführen, dass etwa ein Ort am
Ende der Welt wäre, da solche herrliche Offenbarung gehört würde? Aber es muss
so sein. Die Welt soll blind sein und solch Ding nicht achten, ob’s ihr wohl
vor Augen und Ohren kommt, weil es nicht so groß und prächtig scheint, wie sie
es gerne hätte, sondern ohne alles Gepränge, mit schlichten, einfältigen Worten
vorgetragen wird; muss dieweil zur Strafe ihrer Verachtung Maul und Augen
hängen auf anderes Ding, das sie selbst erdacht oder erträumt hat. Aber lasst
uns doch das Herz ein wenig auftun und diese Erscheinung oder Offenbarung
ansehen und halten, so hoch wir können; denn so groß und hoch sie ist, werden
wir doch nimmer können erlangen.
51. Zum ersten, sehen wir hier, wie der
HERR Christus die Taufe selbst ehrt: dass er aus dem Land Galiläa kommt zu
Johannes dem Täufer an den Jordan, eben da er jetzt wollte anfangen und in sein
Amt treten, dazu er gesandt war, dass er selbst umherzöge und predigte; und
will doch nicht auftreten, ehe er zuvor auch selbst von Johannes getauft werde.
Nun war Johannes, sowohl mit seiner Predigt wie mit seiner Taufe, nur darum da,
dass er auf den zukünftigen Christus weisen sollte; und sollte nicht weiter gehen
noch gelten, sondern alles Christus übergeben, wenn er selbst kommen würde, und
so nichts mehr als Christi Diener gewesen ist, die Leute zu ermahnen, dass sie
sich bessern und den kommenden Christus annehmen sollten als den rechten HERRN
und Heiland, der sie selbst taufen, das ist, von Sünden waschen und reinigen
und gerecht machen würde. Nun kommt Christus, eben in dem, da er auftreten und
des Johannes Amt und Taufe aufhören soll, und will zuvor von seinem Diener
getauft werden.
52. Warum tut er das? Oder, wozu bedarf er
seiner Taufe? Ist er doch selbst der Mann, auf welchen Johannes die Leute
weist: So bedarf er ihrer auch nichts dazu, dass er dadurch gewaschen und rein
werde, und schein t an ihm ganz vergeblich zu sein, weil Johannes selbst sagt,
dass es eine Taufe sei zur Buße. Denn er ist bereits vorher rein und heilig,
durch den Heiligen Geist von der Jungfrau ohne alle Sünde geboren und eitel
Heiligkeit an seinem ganzen Leib und Leben; und eben der, dadurch jedermann
muss geheiligt werden, dass billig St. Johannes an diesem Mann mit seiner Taufe
aufhören soll; wie er sich denn weigert, ihn zu taufen, und bekennt, er müsse
von ihm getauft werden: Verzichtet und tritt ab von seinem Amt und Taufen und
räumt’s Christus ein.
53. Nun ist gut zu rechnen, dass Christus
solches nicht tut um seinetwillen, sondern um unsertwillen. Denn, wie gesagt,
er hat weder Taufe noch Predigtamt für seine Person in irgendetwas bedurft,
sondern alles getan, das uns dadurch geholfen würde. Darum ehrt er dies Amt so
hoch, dass er nicht allein die Taufe ordnet und befiehlt zu geben, welches doch
genug wäre, sondern auch selbst annimmt von seinem Diener, dass er sie damit
bestätige und mit seiner Tat und Beispiel lehre, die liebe Taufe hoch zu achten
und herrlich zu preisen. Denn hiermit zeigt er selbst, dass es muss ein
seliges, gnadenreich Ding sein um die Taufe, weil er nicht allein sein Wort und
Amt darüber gibt, sondern auch sich selbst darein senkt und steckt und dies
Wasser mit seinem eigenen heiligen Leib berührt, ja, heiligt und voll Segen
macht. Denn siehe, was er für eine Person ist: Gottes des Vaters von Ewigkeit
und der Jungfrau Sohn, beides, wahrhaftiger, allmächtiger Gott und HERR aller
Kreaturen und wahrhaftiger Mensch, der allein ohne einige Sünde, voller
Gerechtigkeit und Heiligkeit ist, dass er alle Dinge heiligt durch sich selbst.
54. Wer sind sie denn, die die wassertaufe,
so diese allmächtige Person und den heiligen Leib berührt hat, dürfen
verachten, als sei es nichts Besseres als anderes Wasser, das eine Kuh trinkt?
Ja, wie kann ein Mensch so unverschämt sein, dass er sich nicht in seien Herz
sollte schämen oder die Augen dürfte aufheben, wenn er sieht, dass die hohe
Person, Christus, der Taufe zu Ehren und uns zugut, selbst zu Johannes kommt
und derselben begehrt, und nicht will ungetauft auftreten und predigen, wie er
doch gut Recht und Macht hätte: Und ein sündiger Madensack darf nicht allein
die Taufe verachten, sondern auch mit solchen Lästerworten – Hundebad und Baderwasser –
schmähen, die einem Christen schrecklich zu hören sind: Dass es müssen
verfluchte Leute sein in den Abgrund der Hölle, die wissentlich und mutwillig
so lästerlich gegen die heilige Taufe reden, dass sie Gott, zur Strafe ihrer
teuflischen Bosheit, schändet und blendet, dass sie weder Augen noch Ohren
haben, die da sehen oder hören können, wie Christus selbst die Taufe ehrt und
heiligt? Denn das sollte ja auch ein ganz Einfältiger wohl merken und rechnen
können, weil der Mann Jesus Christus, Gottes Sohn, der doch der Taufe nicht
bedarf und nicht durch das Wasser geheiligt wird, sondern selbst das Wasser
heiligt, dennoch nicht will ohne sie ungetauft bleiben, dass er groß und viel
davon halte und von uns will gehalten haben: So, dass, ob’s gleich sonst nichts
schaffte noch gäbe, welches doch nicht möglich ist, und nicht von ihm befohlen
wäre, alle Welt zu taufen, so sollte doch das Beispiel Christi genug sein, die
Taufe zu ehren und gern anzunehmen.
55. Zum anderen, wird hier die heilige
Taufe noch höher geehrt und gepriesen durch ein großes herrliches Zeichen und
Wunder vom Himmel; als sei es nicht genug, dass Christus selbst sich taufen
lässt von seinem Diener Johannes, sondern sobald er aus dem Wasser tritt, tut
sich der ganze Himmel auf, dass die göttliche Majestät sichtbar herabkommt und
erscheint. Welches, ob es wohl einfältig beschrieben ist, so ist es doch
freilich das größte Zeichen und die herrlichste Offenbarung, die je gehört oder
gesehen ist. Denn hier erzeigt sich Gott selbst, nicht wie den Vätern, durch
heimliche Offenbarung oder in fremder Gestalt, wie durch Engel; sondern
persönlich und in seiner eigenen Majestät, und offenbar über den ganzen Himmel,
da kein Dunkel noch Wolken, sondern eitel Licht und heller Glanz ist. Dazu
nicht durch bloße Gesichte und stumme Zeichen, sondern mit lebendiger Stimme
und herrlicher Predigt; und alle drei Personen der Gottheit unterschiedlich und
durch dreierlei Gestalt oder Bild: So, dass sich die Majestät ganz und gar
ausschüttet und gegenwärtig dargestellt hat über der Taufe Christi.
56. Damit ja gewaltig das Maul gestopft ist
den leidigen Geistern, so die Taufe verachten. Denn wie sollte oder könnte man
sie höher preisen, als wir hier sehen, dass sie von der göttlichen Majestät
geehrt und gepriesen ist mit solcher überaus herrlicher Offenbarung, da sich
der Himmel, der zuvor geschlossen war, auftut und eitel Licht, ja, eitel Tür
und Fenster wird, und die ganze Dreifaltigkeit bei der Taufe steht und sie
durch ihre Gegenwärtigkeit heiligt; dazu selbst darüber zeugt und predigt; wie
wir noch weiter hören werden.
57. Nun ist solches Bild und Offenbarung
auch nicht um des HERRN Christus willen geschehen; gleichwie er auch nicht um
seinetwillen die Taufe empfangen hat. Denn wozu hat er’s bedurft, dass sich der
Vater samt dem Heiligen Geist ihm offenbarte und von ihm predigte, weil er
sonst allezeit persönlich mit und in Christus war? Es ist aber alles um
unseretwillen geschehen, die an ihn glauben und in seinem Namen getauft und
selig werden sollen, und zu einem ewigen Bild der Christenheit vorgestellt,
darin sich Gott selbst offenbart hat erzeigt und beides, sich sehen und hören
lassen, und so nahe zu uns getan, dass er sich nicht näher könnte erzeigen;
dazu in der allerlieblichsten und freundlichsten Form und durch die
allertröstlichste Predigt, wie wir hören werden: Und mit ihm gewiss eine
unzählige Menge des ganzen himmlischen Heeres, die alle der Taufe zu Ehren
allda vor ihrem HERRN und Schöpfer gestanden sind. Alles darum, dass wir
lernen, was er durch die Taufe will, und was wir darin empfangen.
58. Denn wie dies herrliche Gepränge der
göttlichen Majestät allda einmal sichtbar geschehen ist, so geschieht es noch
immer geistlich und unsichtbar bei jeglichem, der in Christus getauft wird: und
ist nur mit dieser Erscheinung vorgemalt als zum ewigen Vorbild, wie gesagt
ist, dass allezeit die göttliche Majestät selbst bei der Taufe will sein. Und
dass wir des gewiss wären, hat’s Christus selbst deutlich ausgedrückt in der
Einsetzung der Taufe, da er heißt taufen im Namen des Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes: Also, dass sich die Worte eben reimen mit diesem Gesicht und
ebendasselbe dem Glauben vorhalten und zeigen, was dies Bild den Augen zeigt;
damit wir darüber keinen Zweifel haben sollen, wo die Taufe ist, dass da gewiss
der Himmel offen und die ganze Dreifaltigkeit gegenwärtig sei und durch sich
selbst den, so getauft wird, heilige und selig mache.
59. Aus diesem kannst du nun abermals klar
und gewaltig beweisen gegen die Lästerer der Taufe: Erstlich, dass sie nicht
ein lauter ledig Wasser sei, wie die Kuh trinkt; sondern solches Wasser, das
durch die göttliche Majestät gesegnet und geheiligt und, wie oben gesagt, ganz durchgottet ist; weil wir klar sehen, beide, in der
Einsetzung der Taufe alle drei Personen genannt und in diesem Geschehen mit der
Tat gegenwärtig erzeigt und vorgestellt. Und ob wir wohl jetzt nicht mehr
leiblich und vor Augen sehen den Heiligen Geist in der Taubengestalt über
Christus schweben, noch des Vaters Stimme hören: Doch bleibt gleichwohl solch
Gemälde stets in unserem Herzen, als ums unseretwillen dazu vorgestellt, zum
Zeichen und Zeugnis neben den Worten, in welchem wir ebendas hören und glauben,
was St. Johannes allda gesehen hat. Denn wie es dort heißt: In praesenti visione (in der
gegenwärtigen Erscheinung); so heißt’s hier: In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti (im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes). Dort zeigt er sich in sichtbarer Gestalt; so
hier in seinem Wort und Namen.
60. Zum anderen darf man solches Bild nicht
lassen vergeblich und ohne Kraft sein, wie ein Menschenbild oder Gemälde, wie
an eine Tafel oder im Spiegel entworfen, da nichts als eine angestrichene Farbe
oder Gegenblick und Schein ist, und nichts mehr in sich hat noch vermag;
sondern hier ist eitel lebendig Ding, da sich die göttliche Majestät selbst
bildet und malt und so auch wahrhaftig und persönlich da ist; dass es nicht ein
schlichtes Bild, sondern das Wesen selbst, ja, eitel Leben und Kraft ist. Denn
er fährt nicht herab, dass er allein wolle ein ledig Gesicht zeigen, wie einen
Schemen oder Gespenst, wie ein Gaukler, sondern dass er sein Werk und Kraft da
ausrichte und zeige: Und solch Werk, nicht dass er sonst insgemein wirkt und
tut mit den Kreaturen, die er schafft und erhält, oder etwas durch sie
ausrichtet; sondern das einige, rechte, höchste Werk der göttlichen Majestät
eigen ist, dass darin sei der Vater mit seinem Licht und Majestät, der Sohn mit
seinem Blut, der Heilige Geist mit seinem Feuer. Darum darf man dies Wasser
oder Taufe ansehen nicht als ein schlichtes Wasser oder bloßes Malzeichen. Denn
wo Gott selbst sich hin verbindet, dass er will gegenwärtig sein, da muss er
auch kräftig sein und große göttliche Dinge ausrichten. Wozu sollte er sonst
sich sichtbar erzeigen und solch Gepränge und besonderes Wesen machen?
61. Nun aber geschieht’s alles darum, dass
wir verstehen sollen an diesem Bild, was Gott hiermit im Sinn hat und sein
Wille und Meinung ist bei der Taufe; welches er auch hernach mit seiner Predigt
zeigen und deuten wird.; nämlich, dass er will seine Majestät, Licht und Kraft,
und sich mit allem, was er hat und vermag uns darin geben. Was vermag er aber?
Tod und Sünde und all unser Unglück wegzunehmen und dagegen ewige
Gerechtigkeit, Leben und Freude zu geben. Wodurch tut er solches? Durch seines
lieben Sohnes Blut. Das sind die Kosten, die daran gewandt und dadurch uns
solches erworben ist, dass wir Gnade bei ihm erlangen; wie Christus sagt Joh.
3,16: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einigen Sohn gab“ usw.
62. Dass wir aber solches durch den Glauben
empfinden und fühlen, da muss der Heilige Geist mit seinem Feuer uns erleuchten
und anzünden. Weil nun solches alles geschieht bei diesem heiligen Sakrament
der Taufe, soll man’s billig nicht ansehen, wie es die Kuh ansieht, dass es
Wasser und nass ist; sondern als eitel Blut des Sohnes Gottes und eitel Feuer
des Heiligen Geistes, darin der Sohn durch sein Blut heiligt, der Heilige Geist
durch sein Feuer badet, der Vater durch sein Licht und Glanz lebendig macht:
Also, dass sie alle drei persönlich gegenwärtig und zugleich einerlei göttlich
Werk ausrichten und alle ihre Kraft in die Taufe ausschütten.
63. Wer will nun ausreden solche
unaussprechliche Gnade und Herrlichkeit, dass sich Gott so offenbart, dass er
will unser sein und alles geben? Oder, wie darf ein Mensch die Taufe verachten,
so er sieht und hört, wie sie Gott selbst ordnet, einsetzt und mit seiner
Gegenwart ehrt und ziert, ja, selbst mit seinen Fingern tauft, wo es nach
seinem Befehl und Ordnung geht und gehalten wird? Dass nicht etwa eine
Wettermacherin oder Rottengeist darein gerät; wie er’s denn heißt und spricht:
„Geht hin und tauft in meinem Namen“, das ist, ihr sollt’s
nicht anders tun noch halten, als dass ich selbst samt dem Vater und Heiligen
Geist taufe. Wie könnte man Herrlicheres und Größeres sagen oder denken von der
Taufe? Sind doch Himmel und Erde zu gering, solches zu begreifen.
64. Zum dritten: Das ist aber erst das
Allergrößte vor allem, dass hier Gott der Vater selbst redet und eine Predigt
tut über der Taufe des HERRN Christus. Da sollte erst alle Welt zulaufen und
was nur laufen könnte, den Prediger zu hören, der da heißt Gott der Vater, vom
Himmel herab redend. Wie wir wünschten zu tun, wenn wir einen Ort wüssten, auch
am Ende der Welt, da man Gott selbst möchte hören reden. Wie selig würden wir
dieselben preisen, welchen solches widerfahren möchte? Und liegt uns allda vor
Augen und tut uns solche Gnade, dass er’s nicht einmal geredet hat zu jener
Zeit, dass dieselben allein davon rühmen könnten; sondern lässt’s immerdar
predigen allen, die nach jenen gekommen sind und noch kommen werden bis an den
Jüngsten Tag, dass wir’s täglich können hören, wenn wir nur so fromm wären,
dass wir Ohren und Herz auftäten und wollten’s
verstehen. Nun lasst uns hören, wie lautet die Predigt des Vaters? Denn es muss
ohne Zweifel eine treffliche, köstliche Predigt sein, die er selbst vom Himmel
tut.
Das ist mein lieber Sohn, an welchem im
Wohlgefallen habe.
65. Das ist eine kurze Predigt, aber so
reich und weit, dass sie niemand auf Erden erlangen noch ewig auslernen kann.
Denn hierin die göttliche Majestät fasst und dargibt
alle ihre göttliche Weisheit und Verstand, schüttet dazu allen seinen Willen
und Herz heraus, dass ja alles offenbar werde, was er selbst ist und vermag.
Das ist aber unendlich und unbegreiflich, und doch alles hiermit aufs kürzeste
gefasst und in diese Eine Person gezogen, die da Christus heißt. Weist uns
allein dahin und weiß nichts anderes zu predigen, außer von diesem Christus,
der da getauft wird; macht und weiht ihn hiermit zum Doktor und Priest er, dazu
zum König und HERRN über alle Dinge, nicht mit garstigem Chresem
[Salböl], sondern durch den lebendigen Heiligen Geist, der auf ihm sichtbar
ruht.
66. Wiewohl wir nun nicht können noch
vorgenommen haben, diese Predigt auszulegen; doch, dass wir ein wenig davon
sagen, ist zum ersten abermals zu merken, dass diese Worte nicht darum geredet
sind, dass Christus solches bedürfe, wie auch diese ganze Offenbarung nicht
geschehen ist um seinetwillen; ja, er selbst nicht um seinetwillen ist Mensch
geworden: Sondern [wir] sollen wissen, dass es uns gepredigt und geschrieben
ist; gleichwie es alles uns geschehen ist, dass er empfangen, geboren, gelitten
hat und auferstanden ist.
67. Darum sollen wir’s ja nicht lassen so
vorübergehen als eine unnütze, faule und kalte Predigt, und das herrliche
Zeugnis lassen umsonst sein; welches doch billig mit eitel feurigen Buchstaben
in unsere Herzen geschrieben sei, weil es die hohe Majestät selbst uns predigt.
Und ist je eine schändliche Plage, dass man solche Worte lässt liegen so kalt
und tot, dass man sie nicht achtet, noch weiß zu gebrauchen; denkt jedermann,
es sei altes Ding, das uns nicht mehr angehe: Lesen’s
und hören’s nicht anders als eine Geschichte von
einer Türkenschlacht oder Dietrichs von Bern. Aber das heißt nicht Gottes Wort
recht gehandelt, wenn es so kalt und faul eingeht, dass man nicht davon erwärmt
und gebessert wird. Darum, sage ich, sollst du diese Worte: Dies ist mein
lieber Sohn usw. so hören und lesen, als rede der Vater vom Himmel jetzt diese
Stunde in mein und dein Herz und spreche: Da reiche alle Welt Ohren und Herz
her, denn so predige ich; nämlich, nichts anderes als von diesem Sohn, und will
auch nichts anderes gepredigt und befohlen haben, noch gehört oder angenommen,
als mein Wort und Predigt; also, dass alle Augen und Ohren hiermit gefüllt und
allein hierher gewiesen seien, dass sie an dem Sohn hangen. Denn was wir davon
haben, werden uns die Worte fein zeigen.
68. Nun haben wir zwei Stücke darin, wie
er’s zwar selbst teilt. Das erste heißt: Das ist mein lieber Sohn; das andere:
an dem ich Wohlgefallen habe. Nun, das Wort, „mein Sohn“ dürfen wir uns nicht
lassen verkehren, wie die Ketzer tun, die da sagen: Es sei ein Wort der Gnade,
und nicht der Natur oder wahrhaftiger Gottheit. Denn so klug und scharf haben
sie es können vorgeben und schließen, wie die Juden auch tun: Hat doch Gott im
Himmel noch nie eine Frau gehabt, darum könne er auch keinen natürlichen Sohn
haben; deshalb müsse Christus ein Sohn Gottes allein aus Gnade oder Erwählung
heißen. Gleichwie ein Mann, der keine Kinder hat, irgendeinen Fremden annehmen
mag, den er seinen Sohn heiße und zum Erben mache; der heißt denn nicht ein
natürlicher oder geborener, sondern angenommener Sohn. Und ob er eben sowohl
ein Erbe ist aller seiner Güter, so ist er’s doch nicht von Natur, noch seines
Fleisches und Blutes, sondern allein seines Willens, dadurch er ihn erwählt und
angenommen hat.
69. Wir aber sagen nach der Schrift so,
dass Christus heißt und ist Gottes Sohn, nicht allein aus seinem Willen oder
Gnade, wie wir allein angenommene und erkorene Kinder heißen; sondern ist ein
wahrhaftiger, natürlicher Sohn durch wahrhaftige, natürliche, göttliche Geburt,
desselben göttlichen Wesens mit dem Vater. Denn solche Weise zu reden, wie er
hier spricht: „Dies ist mein Sohn“, findet man sonst in der Schrift nicht, da
er singulariter, als von einem allein redete, oder
einen einzelnen Menschen seinen Sohn hieße; sondern wo er’s von anderen
Menschen sagt, da steht’s entweder pluraliter, als
von vielen, oder collective, da er einen ganzen
Haufen mit dem Wort „mein Sohn“ meint; wie Hosea
11,1: „Ich habe meinen Sohn aus Ägypten geführt“, das ist, das ganze Volk
Israel. Sonst aber hält er den Unterschied, dass er noch nie zu einer einzelnen
Person, weder Engel noch Menschen, solche Worte gesagt hat, wie die Epistel an
die Hebräer, Kap. 1,5 spricht: „Zu welchem Engel hat er je gesagt: Du bist mein
Sohn?“ usw. So spricht er auch daselbst, dass er zu David von Christus allein
gesagt habe: „Er soll mein Sohn sein, und ich will sein Vater sein.“ Welches
auch David im Psalter selbst wieder von Christus einführt und zeigt, dass er’s
verstanden hat vom rechten natürlichen Sohn; als, da er spricht, Psalm 89,28:
„Ich will ihn zum ersten Sohn machen, allerhöchst unter den Königen auf Erden“;
ebenso Ps. 2,7, spricht er: „Der HERR hat zu mir gesagt: Du bist mein Sohn,
heute habe ich dich gezeugt.“ Solche Rede führt er gegen keine andere Person,
auch der Engel, welche doch die höchsten Kreaturen sind, so Gott geschaffen
hat, und sonst auch Gottes Kinder heißen; dennoch hat er sie, spricht dieselbe
Epistel, nicht geehrt mit dem hohen Titel: „mein erster Sohn“; und: „dich habe
ich gezeugt“; sondern allein diese Person, Christus.
70. Darum sollen wir unseren Glauben mit
solchem Spruch fest und gewiss machen und schleißen, dass dieser Sohn etwas
Höheres und anderes ist als alle Kreaturen, beide, im Himmel und auf Erden,
weil Gott keinem anderen diesen Namen gibt; und gewiss muss heißen einen
rechten, natürlichen Sohn, derselbe Natur und Wesens oder Majestät mit dem
Vater; wie eines Menschen Sohn darum heißt ein natürlicher Sohn, dass er
derselben Natur oder desselben Blutes und Fleisches ist.
71. So ist dies erstlich geredet von dieser
Person, dass er hier zeigt und deutet auf den einigen oder einzelnen Christus,
der da im Jordan getauft wird, und nimmt ihn besonders aus vor allen anderen,
ehrt und preist ihn über alle Kreatur, dass er ihm selbst seinen Namen ausruft
durch besondere Offenbarung. Daraus man gewaltig schließt, dass er muss höher
sein als alle Engel und demnach wahrhaft Gott sein. Denn über und außer der
Kreatur ist nichts als Gott. Darum sollen wir ihn auch so halten und ehren, wie
er durch diese Predigt abgemalt und vorstellt ist als eine solche Person, die
zugleich rechter natürlicher Mensch ist; aber nicht lauter oder nur Mensch,
sondern auch wahrhaftiger, natürlicher und geborener Sohn Gottes ist.
72. Das müssen wir mit dem Glauben fassen
und halten, und die Narren fahren lassen, die mit Vernunft darein fallen und
darin klügeln und gaukeln nach ihren Gedanken, welches ich ebenso wohl könnte
wie ihrer einer, wenn es denken und träumen gelte. Aber wie besteht es gegen
solche hellen starken Worte, und wo bleibt mein Gewissen, dass es ihrer Gossen
und Deutens gewiss werde? Da führen sie mich danach in das Schlaraffenland oder
ziehen andere Sprüche hervor, die sie ebenso dehnen und drehen, wie sie mit
diesem Spruch tun. Wie, dass die Schrift sagt: „Es ist allein Ein Gott“ usw.,
damit schreien und poltern sie gegen uns; gerade als ob wir solches nicht auch
bekennten und einem Christen schwer und ungewohnt wäre, solches zu sagen.
73. Denn das weiß ich auch wohl, und ist
eben, was wir gesagt haben, dass gegen die Kreatur zu rechnen nicht mehr als
Ein Gott ist. Aber wenn man kommt außer und über die Kreatur in die Majestät
und wissen will, wie es darin zugeht, da hört meine Weisheit auf und muss
hören, was er sagt, wie und was er sei. Da höre ich nun ihn selbst sagen, dass
drei Personen in Einer Natur und göttlichem Wesen sind. Da soll ich bei bleiben
und nicht dagegen klügeln und sprechen: Ja, ich kann es nicht begreifen. Darum
gilt es nicht, dass man den Spruch, dass nicht mehr als Ein Gott sei, will
hiergegen führen. Denn damit will Mose und die Schrift allein so viel sagen,
wie wir auch sagen; wenn man redet von dem Wesen, das außer der Kreatur ist, so
ist nicht mehr als Ein Gott, und soll niemand einen anderen Gott suchen. Wenn
ich nun das weiß und halte, so muss ich danach hören, wie derselbe Gott selbst
von seiner Majestät redet und sich deutet oder erklärt, wer er sei; so kann ich
nicht irren noch fehlen. Weil ich nun höre aus seinem eigenen Wort und Zeugnis
vom Himmel, dass Christus sein wahrhaftiger Sohn und wohl derselbe Gott, aber
doch eine andere Person ist, so soll ich es also wahr sein lassen. Wie es aber
zugehe und wie sich’s reime, das gehört mir nicht zu erforschen, sondern allein
zu glauben und zu reden, wie ich ihn höre reden. Darum, weil er ihn allhier so
nennt seinen Sohn, wie er keine Kreatur nennt, so muss er wahrhaftiger, rechter
Gott sein.
74. Also bekennen wir auch diesen Artikel
in unserem Credo (Bekenntnis): Ich glaube an Jesus Christus, seinen (des
Vaters) einigen Sohn“ usw. Denn mit dem Wort „einigen Sohn“ deuten wir so viel,
dass er sein rechter, natürlicher Sohn ist, aus seiner Natur geboren. Das ist
unser HERR, den wir anbeten und anrufen als einen Gott in Ewigkeit vom Vater
geboren und in der Zeit oder nach der menschlichen Natur von der Jungfrau
geboren: dass also zwei Naturen in Einer Person zusammen vereinigt und Ein
Christus heißt. So glauben und predigen wir. Wer das nicht will, der lasse es
und sei immerhin klug und meistere Gott, wie er reden soll. Wir aber wollen ihn
lassen uns lehren und meistern und demselben folgen, ob es gleich mit unserer
Klugheit sich nicht reimt.
75. Das ist nun das erste, dass wir hier
lernen, wer diese Person sei, nämlich Gottes einiger Sohn, und wie er von ihm
wird hiermit gesetzt zum HERRN als sein rechter geborener Erbe über Himmel und
Erde und alle Kreaturen. So wird er hier von dem Vater selbst gerühmt und
ausgerufen und gekrönt zum König; nicht mit Purpur noch Gold, noch auf einen
goldenen Stuhl gesetzt; auch nicht mit Chresem
gesalbt, sie man Menschen tut: sondern mit einer anderen Krone und Balsam
geschmückt, nämlich der göttlichen Majestät Predigt und Stimme, die da heißt:
„Dies ist mein lieber Sohn“, der HERR im Himmel und auf Erden, König aller
Könige und HERR aller Herren.
76. Natürlich ist er zwar zuvor Gott und
HERR aller Kreaturen, dass er nicht bedarf um seinetwillen solches Reden und
Rühmen; aber es wird hiermit uns offenbart, verklärt und vorgemalt, dass wir
auch wissen, wofür er zu halten sei, und uns gepredigt, dass wir ihn so
ansehen, dass auf dieser Person, die hier in der Menschheit gezeigt wird,
liegen Himmel und Erde, Engel und Menschen, Gerechtigkeit, Leben, Sünde, Tod,
Hölle und alles, was man nennen kann, das nicht Gott selbst ist. Darüber ist
dieser Mensch gesetzt und dazu gepredigt, dass wir glauben sollen, dass wir
solchen HERRN an ihm haben und darauf getauft sind, dass er will unser HERR
sein, uns regieren, schützen und helfen, dass wir in ihm alles haben und uns
nichts schaden noch überwältigen soll.
77. Aber das lässt sich mit keiner Sprache
ausreden, mit keinem Gold noch Edelstein schmücken noch zieren. Denn es ist zu
hoch über alle Maße, Gottes natürlicher Sohn und Herr zu heißen über alle
Kreaturen. Ein einzelner Engel ist allein herrlicher und mächtiger als die
ganze Welt mit all ihrer Pracht und Macht: Er ist aber unbegreiflich weit und
hoch über alle Engel und war nur in der Kreatur zu denken ist; und doch allhier
gar ausgeschüttet und uns gegeben in dem Wort: „Dies ist mein lieber Sohn.“ Es muss
aber alles, wie ich gesagt habe, im Glauben gefasst werden.
78. Denn es ist dem Ansehen nach gar
ungleich, dass solches von diesem Menschen gesagt wird. Und wie groß und
wunderbar die Herrlichkeit ist, natürlicher Sohn Gottes und Erbe oder Herr
aller Dinge sein; so groß und viel größer und wunderbarer ist es, dass solches
alles auf diese Person gestellt wird, die da liegt in der Jungfrau Schoß und
hier steht im Jordan und sich taufen lässt. Da ist nichts zu sehen als ein
armer, elender, nackter Mensch, dass kein geringeres Ansehen sein könnte, so
ganz ohne allen Schein einiger Herrlichkeit und Gewalt: Und soll doch er allein
heißen und geglaubt werden ein HERR oder Herren, Kaiser aller Kaiser, ja, aller
Engel dazu, der beide, Welt, Teufel, Sünde, Tod und alle Dinge gewaltig in
seinen Händen hat. Wer könnte solches an diesem armen Menschen ersehen? Oder
wer dürfte es von ihm sagen oder glauben, wenn es nicht Gott selbst vom Himmel
offenbarte und sagte: Das ist er? Das ist das erste Stück dieser göttlichen,
himmlischen Predigt.
79. Das zweite heißt nun so: „An dem ich
Wohlgefallen habe.“ Hiermit weiht er ihn auch zum Pfarrer oder Priester,
gleichwie der 110. Psalm, V. 4, ihn einen „ewigen Priester“ nennt, als der ewig
vor Gott stehe, uns zu versöhnen und zu vertreten. Denn wir wissen, dass wir
alle in Sünden geboren sind, zum Tod verurteilt und ewig unter Gottes Zorn, vom
ersten Menschen bis zum letzten. Das hat der Teufel angerichtet und über das
ganze menschliche Geschlecht geführt. Wer kann nun Gott wieder versöhnen und
den Fluch von uns nehmen? Da ist noch nie ein Mensch, ein Prophet, ein Heiliger
aufgekommen, der da hätte dürfen vor Gott treten und den Zorn können stillen;
denn sie haben alle selbst wegen desselben müssen sterben. Ja, auch kein Engel
hätte vermocht, solchen Zorn auf sich zu nehmen und dafür genugzutun.
80. Und doch, sollte den Menschen geholfen
und jemand selig werden, die Sünde vertilgt, der Tod erwürgt, des Teufels Reich
zerstört, die Hölle gelöscht und Gnade Gottes leuchten, erkannt und gepriesen
werden, so musste er selbst anfangen und einen Mittler senden und vorstellen,
durch den wir vom Zorn zur Gnade, aus der Sünde und Tod zur Frömmigkeit und zum
Leben kämen. Das hat niemand können sein, noch vermocht zu tun , als sein
eigener Sohn: So, dass er selbst zu uns käme, unser Natur, Blut und Fleisch
anzöge. Doch, wo er uns sollte von Sünden helfen, dass er selbst ohne Sünde
geboren würde, und so, als ein Mittler zwischen Gott und uns, beides,
wahrhaftiger Gott und Mensch, wäre. Auf dass er aber dafür angenommen und
geglaubt würde, so hat der Vater hiermit selbst solches vom Himmel offenbart
und von ihm gezeugt: „Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Als sollte er hiermit sagen: Wollt ihr den Zorn und Verdammnis los werden und
Gnade bei mir suchen und finden, so müsst ihr hierher kommen und an diesen Mann
euch hängen: Das soll der alleinige rechte Priester und Mittler sein: Da und
sonst nirgends werdet ihr Versöhnung und einen gnädigen Gott finden.
81. Es sind bisher unter dem Gesetz Moses
wohl viel Gottesdienste, Priester und Opfer gewesen und unter den Leuten
mancherlei Werk und Weise, alle darum getan, dass Gott sollte sagen: Daran habe
ich Gefallen. Aber es hat es deren keines können dazu bringen. Denn sie haben
nicht solches himmlische Zeugnis, dass er jemals gesagt habe: Daran habe ich
Gefallen und will darum gnädig sein und Sünden vergeben usw., sondern hier
allein in diesem Mann, spricht er, ist mein Wohlgefallen, dadurch ich will
gnädig sein und mich versöhnen lassen; aus dem muss fließen, was mir gefallen
und angenehm sein soll. Also ist hiermit rein weggenommen und ausgeschlossen
alles, was wir tun und vornehmen mögen, es heiße Gottesdienst, Opfer und Werke,
aus Moses Gesetz oder aus eigener Andacht vorgenommen, der Meinung, dass wir
dadurch Gnade sollten bei Gott erlangen und selig werden; und alles allein in
den Sohn geschlossen, was ihm gefallen soll, dass nichts neben und außer ihm
gelten soll, in zu versöhnen. Was dieser ist, redet und tut, oder in ihm ist,
geredet und getan wird, da sei sicher und gewiss, spricht er, dass mir es
herzlich wohlgefalle. Keines anderen mag noch will ich, dass ich meinen
Gefallen und Lust sollte daran haben; sondern allein hierher alle Augen, Ohren
und Herzen gewandt: Da soll es alles sein; aller Zorn und Ungnade aufgehoben
und ab sein und eitel Gnade und Liebe dafür sein.
82. Siehe! So hat ihn Gott durch diese
Stimme gesetzt in die höchste Ehre, dass er beide, sein rechter König und
Priester, sei, ein Erbe und HERR, der über alle Dinge in sich selbst mächtig
regiert und herrscht und dazu uns den Vater gnädig macht. Und zeigt hiermit
sein väterliches Herz gegen alle, die an Christus glauben, das sie gewiss
sollen sein, dass Gott nicht ihr Feind, sondern ihr gnädiger, freundlicher
Vater will sein, der nicht mehr wolle noch könne, sofern wir in Christus
bleiben, mit uns zürnen, noch von sich stoßen. Ob wir auch gleich straucheln
und fallen, aber doch wieder umkehren und uns an diesen Sohn halten, so soll es
alles schlechterdings vergeben und vergessen sein und heißen: Das gefällt mir
wohl um meines lieben Sohnes und Priesters willen: So möchte ich versöhnt und
gnädig werden; da habt ihr mein Herz ganz. Fasst also selbst mit so kurzen,
aber trefflichen, grundlosen Worten nichts als eitel Gnade und Trost und tut
uns auf einen großen Himmel voller Licht und Feuer, herzlicher Barmherzigkeit
und väterlicher Liebe, dass man sich ja vor ihm nicht fürchten soll wie vor
einem zornigen Richter, wie ihn der Teufel den einfältigen, erschrockenen
Herzen vorbildet, und das Gesetz den harten, unbußfertigen droht; sondern
wollte gern, dass wir uns nur aller Liebe und Gutes zu ihm versähen und es mit
fröhlichem Herzen von ihm erwarteten, und uns nicht mehr fürchteten vor all
dem, das uns schrecken oder betrüben will.
83. Denn allein darum hat er uns solche
Offenbarung selbst getan, dass wir sollen gewiss und sicher sein, dass er uns
will in Christus, seinem lieben Sohn, eitel Gnade und väterliche Liebe erzeigen
und dabei erhalten gegen alles, was uns davon reißen will; und hiermit
aufgehoben haben allen Zorn und Schuld, dazu aller Herren, Könige und Fürsten,
ja, aller Engel Gewalt und Macht, aller Welt Weisheit, Heiligkeit und
Gottesdienst: und kurz, alles, was etwas anderes von uns will fordern, dass
hinfort nichts anderes soll gelten, als allein an diesem HERRN und Priester
gehalten, der uns gegen alle Feindschaft und Anfechtung, Schrecken und Plagen
helfen will und ein ewiger Mittler ist, ja, ein ewiges Pfand, von dem Vater uns
vorgestellt, dass er uns wolle ein gnädiger und freundlicher Vater sein.
Allein, dass wir es nicht anderswo suchen als in dem Sohn, da er uns hinweist;
wie die tun, die durch das Gesetz oder ihre selbsterwählten Werke sich
unterstehen, Gott zu versöhnen und Vergebung der Sünde zu erlangen.
84. Und dass wir solch gnädiges Herz und
Willen des Vaters desto stärker und gewisser fassen sollen, hat er es nicht
allein in diesen Worten, sondern auch in den äußerlichen Zeichen und Gebärden
dieser Erscheinung gezeigt. Denn er offenbart sich hier nicht, wie vor Zeiten,
das er das Alte Testament stiftete und das Gesetz gab durch Mose auf dem Berg
Sinai, da der ganze Himmel schwarz und finster war von dicken Wolken und nichts
gehört noch gesehen wurde als nur Donner und Blitzen, dass der Berg davon rauchte
und die Erde bebte, und eitel Schrecken und Zittern war: Sondern hier ist
allenthalben nur Klarheit und Licht und fröhlicher Anblick; dass alles eitel
Himmel ist, und alle Kreaturen uns zulachen, und die göttliche Majestät sich zu
uns herunter lässt; dass kein Unterschied mehr ist zwischen Gott und uns, und
er sich sichtbar zeigt in der allerfreundlichsten und lieblichsten Gestalt: Der
Sohn in seiner menschlichen Natur, am Wasser stehend mit seinem Diener
Johannes, wie ein anderer unschuldiger Mensch; der Vater in der lieblichen
Stimme und Predigt, die von eitel Gnade und Liebe redet; und der Heilige Geist
solches bestätigt, über Christus schwebend, mit der allerholdseligsten Gestalt
eines unschuldigen Täubleins, welches ohne alle Galle
und Zorn ist und gar ein freundliches Herz hat. Summa: Da ist nichts als
tröstliche freundliche Liebe, was man sieht und hört, als triefe der Himmel mit
Honig und Zucker, und regne und gieße nur Gnade und Barmherzigkeit, dass wir ja
nichts anderes von ihm denken noch zu ihm versehen.
85. Denn welches Herz oder Zunge will das
erlangen, was süßer Trost ist in diesen Worten, wenn es glaubt und fühlt, wie
ein Christ glauben soll, dass solches zu ihm von Gott gesagt werde: „Das ist
mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“? Denn hiermit ist ja nichts
anderes gesagt, als spreche er zu uns: Da schenke ich euch alle meine Gnade,
Liebe und Wohltat, die ich in meinem Herzen und Kräften habe. Denn, dass ihr ja
nicht zweifeln sollt noch könnt, so gebe ich euch hiermit, nicht Mose oder einen
Propheten, noch einen Engel oder Heiligen, nicht einen Schatz von Gold und
Silber, noch andere große irdische oder himmlische Gaben; sondern meinen
einigen lieben Sohn, das ist, mein eigenes Herz und den rechten ewigen Born und
Quell aller Gnaden und Gutes, welchen kein Engel noch Kreatur im Himmel und auf
Erden ergründen noch begreifen kann. Der soll das Zeichen und Pfand sein meiner
Gnade und Liebe gegen eure Sünde und Schrecken: Und wie er ist von Geburt und
Recht der alleinige Erbe und Herr aller Kreaturen, so sollt auch ihr in ihm
meine Kinder und Erben sein und alles haben, was er hat und vermag. Denn zu
dem, dass er uns sein Recht und Erbschaft, welches er von Natur hat, schenkt,
hat er uns auch verdient und erworben durch sein Leiden und Tod, als unser
Priester und Bischof, dass wir selbst seine erwählten Kinder und ewig Miterben
seien aller seiner Güter. Siehe! was sollte er nun mehr tun oder gaben, und was
könnte eines Menschen Herz Höheres und Besseres begehren oder erdenken? Und tut
noch das ohne alle unser Verdienst oder Zutun, ehe je ein Mensch darum gebeten
oder daran gedacht hat; dass wir ja nichts überall hiervon zu rühmen haben,
sondern laut er Gnade müssen sein lassen und nichts dafür tun können, außer
dass wir ihm danken und loben für solche unaussprechliche Gnade; wie er auch
nichts anderes begehrt.
86. Hieraus kannst du selbst urteilen, was
die tun, so gegen diese göttliche predigt und Offenbarung lehren und predigen
von eigenen Menschenwerken und Verdienst, und vermessen, beide, sich und
andere, damit gegen Gott zu versöhnen und Gnade zu erlangen; als bedürften sie
des HERRN Christus nichts überall dazu, und könnten wohl ohne ihn Gott
gefallen; ja, was jetzt unsere Papisten verdienen, die solche Predigt von
Christus und der Taufe nicht hören noch leiden wollen und die, so recht
predigen, verfolgen und ermorden. Was soll ihnen billiger widerfahren, weil sie
alle Gnade und Liebe, in Christus angeboten und vorgetragen, mutwillig
wegschlagen und schlechterdings nicht leiden wollen, als dass sie dafür eitel
Zorn und Ungnade haben, dass sie ohne alle Barmherzigkeit vertilgt werden, dazu
ewig in der Hölle brennen? Wie man bereits sieht solchen Zorn und Strafe über
sie beschlossen, dass sie immer in ihrer verstockten Bosheit fortfahren und
immer ärger machen, damit sie desto greulicher
untergehen. Gott aber behüte uns, so die Gnade haben, dass wir solches
erkennen, und helfe, dass wir auch dabei bleiben.
87. Das ist jetzt kurz gesagt von diesem
schönen Text, darin der rechte Anfang des Neuen Testaments und die Summe des
ganzen Evangeliums von Gott selbst gefasst und uns gegeben ist, so kurz und
doch aufs allervölligste, dass kein Mensch es so fassen noch aussprechen
könnte; das soll man es nicht so kalt ansehe und darüber hinlaufe, als wäre es
irgendein Menschentand. Denn wir haben darin gesehen, ein wie großes und
herrliches Ding von diesem hochwürdigen Sakrament der Taufe geschrieben und
angezeigt ist, was wir davon halten sollen: nämlich dass dies Wasser durch
Christus geheiligt ist, weil er es mit seinem eigenen Leib berührt hat, und in
demselben der Himmel uns aufgetan und die göttliche Majestät persönlich darin
gegenwärtig und sich ganz und gar uns gibt und nur Gnade und Wohlgefallen vom
Vater in Christus, welches die Taufe ist, zeigt und bezeugt, dass er uns will
segnen und helfen und für die Sünde göttliche Gerechtigkeit, für den Tod ewiges
Leben geben. Denn weil solches alles über der Taufe Christi geschieht, ist uns
damit klar gezeigt, dass es uns in und durch die Taufe gegeben werde; da es,
wie gesagt, alles nicht um Christi, sondern um unseretwillen so offenbart ist.
Und g4eschieht eben an dem Ort, da Johannes tauft, wo es sonst wüste war; dass
man sehe, dass er die Taufe so will ehren und uns anzeigt, was er davon halte.
Sonst hätte er solche Offenbarung wohl an einem herrlicheren Ort mögen tun, wie
in der Hauptstadt zu Jerusalem und im Tempel usw.
88. So hast du nun, was von der Kraft und
Nutzen der Taufe zu sagen ist; welches Christus alles, was droben angezogen
ist, mit diesem Einen Wort fasst und deutet, da er spricht: „Wer da glaubt und
getauft wird, der soll selig werden.“ Denn damit gibt er zu verstehen, dass
sein Wille und Ordnung sei, dass wir die Taufe sollen empfangen: Nicht dazu,
dass der Leib gewaschen werde und äußerlich rein und sauber bleibe, wie die
alte jüdische tägliche Reinigung war, noch dass es allein sollte ein bloßes,
lediges Malzeichen sein, dabei man uns kenne, wie die Juden bei der
Beschneidung; sondern endlich dazu, dass wir durch dieselbe sollen selig, das
ist, von Sünde, Tod und Hölle und allem Übel erlöst, ewig gerecht, heilig,
lebendig und Erben des Himmels sein. Denn dies alles gibt die Folge dieses
Wortes. Denn, soll der Mensch selig werden, so muss das zuvor gehen, dass er
von Sünden rein und gerecht werde; da niemand wird selig, als wer zuvor gerecht
und heilig ist. Ebenso, soll der selig werden, so muss er auch von dem Tod
erlöst und das Leben haben; dazu vor der Hölle und Verdammnis gesichert und
endlich allerlei Jammer, Unglück und Betrübnis, Furcht und Schrecken
weggenommen und zum ewigen Frieden und Freude gebracht werden. Solches alles,
sage ich, bringt uns die Taufe; nicht daher, dass es Wasser ist, sondern dass
Gottes Name und Kraft darin ist, welcher so geordnet hat, dass es soll ein
himmlisches, göttliches Wasser sein, und will solches durch Mittel dieser
beiden, Wasser und Wort, geben. Denn er hat Kraft und Stärke genug dazu in
seinem Finger, dass er, wenn er so wollte und geordnet hätte, auch wohl durch
eine geringere Kreatur als Wasser solches könnte ausrichten.
89. Also hast du nun, meine ich, Ursache
genug, warum wir die liebe Taufe so hoch preisen und heben über alle anderen
Dinge auf Erden. Denn aus diesem allen siehst du klar, dass wir nicht hierin
unser Werk, wie groß oder köstlich es heißen mag, sondern nur Gottes Werk und
Kraft rühmen, wie billig zu rühmen und zu preisen ist; welches andere Lehrer
und Prediger, sowohl die neuen Rottengeister wie die alten Papstesel, nicht
achten noch können, ob sie wohl die herrlichen Texte und Zeugnisse der Schrift
von der Taufe auch haben vor der Nase liegend, aber darüber hinflattern,
als wäre es nichts; können nichts, als dafür aus ihrem Tand und Träumen gegen
uns geifern: Wir verbieten gute Werke und leben nicht, wie wir sollen nach
ihrem Sinn. Damit, meinen sie, haben sie es wohl ausgerichtet und uns
niedergelegt. Aber lass sie geifern und speien; denn sie sind doch nicht wert,
dass sie anders können oder reden sollen. Wenn sie aber so fromm wären, dass
sie könnten oder wollten die Schrift ansehen, so würden sie unsere Lehre wohl
unangefochten lassen. Denn was ist es, dass sie viel speien von Werken? Und was
haben wir mit Werken zu tun, zu gebieten oder verbieten? Warum reden sie nicht
mit Christus davon und heißen es ihn anders machen? Haben wir doch solchen
Spruch: „Wer da glaubt und getauft wird“ usw. nicht erdacht noch erfunden. Ist
er der Lutherischen oder des Papsts? Ich meine ja, er sei des Heiligen Geistes
und Christi selbst, und steht in derselben Bibel, die beide, sie und wir,
haben: Und ist ja wahr, dass wir hier nicht reden noch reden sollen von unseren
Werken.
90. Denn, sage du selbst, was ist in der
Taufe, dass wir können als das Unsere rühmen? Oder was haben wir dazu getan?
Ich meine ja nicht, dass jemand so grob oder vermessen sei, der da dürfe sagen,
dass die Taufe sein oder einiges Menschen sei. Denn es heißt ja nicht in meinem
oder deinem oder eines Heiligen Namen getauft, sondern „im Namen des Vaters,
des Sohnes und Heiligen Geistes“. Das ist der Meister, der es tun kann und tun
soll; von dem soll man rühmen, wen man will von Werken sagen; denn er tut die
rechten Werke, die billig zu rühmen sind als göttliche Werke, welche heißen:
Sünde tilgen, den Tod vertreiben, die Hölle auslöschen.
91. Das sind, meine ich, andere Werke als
das lose Ding, davon sie gelehrt haben, wie Möncherei
und eigene erwählte Werke, fasten, barfuß wallen, Messen halten und stiften;
welche sie nicht allein ohne Gottes Wort, sondern auch zur Verachtung und
Schmach der lieben Taufe, ja, zu greulicher Lästerung
Gottes Namens und seiner Werke aufgeworfen haben, weil sie dieselben der Taufe
gleich heben und rühmen, wie ihre Doktoren unverschämt schreiben: Wer in ein
Kloster gehe und den Orden annehme, das sei ebenso viel, als ob er jetzt aus
der Taufe käme. Das ist die lästerliche Predigt und der rechte Erzgreuel des leidigen Antichrists,
damit er die Christenheit erfüllt hat, dass er die Leute von der Taufe auf
unsere Werke geführt, ja, mit Gewalt davon gerissen und dieselben an Christi
und seiner Taufe Statt gesetzt, dass sie niemand hat können behalten, außer was
Gott wunderbar dabei erhalten hat. Denn sobald wir die Kinderschuhe ausgezogen
und kaum aus dem seligen Bad gekommen sind, haben sie es alles wieder weggenommen
durch solche Predigt: O, du hast längst die Taufe verloren und das Westerhemd beschmutzt durch die Sünde, musst nun denken,
dass du deine Sünde büßt und genugtust, so viel fastest, betest, wallst,
stiftest, bis so lange du Gott versöhnt und so wieder zu Gnaden kommst.
92. Da ist alles auf einmal verderbt und
zunichte gemacht, was wir durch die Taufe überkommen hatten; und ist, leider,
erfüllt, wie St. Petrus von ihnen geweissagt hat, 2. Ep.
2,20, dass durch ihre Lehre die, so kaum dem Irrtum entflohen und durch die
Taufe gereinigt waren von Sünden, wiederum in den vorigen Unflat gewickelt und
geflochten, und darin ersäuft werden, und ihnen geht eben wie der Sau, so jetzt
aus der Schwemme kommt und sich flugs wieder in die nächste Pfütze zersühlt (im Schmutz wälzt). So ist es uns auch gegangen
durch des Papstes Lehre und alle Bücher und Schriften seiner Theologen und Dekretisten, welche alle nichts anderes getan haben, als
Christus und seine Taufe geschändet und gelästert, dass sie niemand derselben
hat können freuen noch trösten.
93. Denn ich bin selbst 15 Jahre ein Mönch
gewesen, außer was ich zuvor gelebt, und habe fleißig alle ihre Bücher gelesen
und alles getan, was ich konnte¸ dennoch habe ich nie können einmal mich meiner
Taufe trösten, sondern immer gedacht: O, wann willst du einmal fromm werden und
genugtun, dass du einen gnädigen Gott kriegst? Und bin durch solche Gedanken
zur Möncherei getrieben, und mich zermartert und zerplagt mit Fasten, Frieren und strengem Leben; und doch
nichts mehr damit ausgerichtet, als dass ich nur die liebe Taufe verloren, ja,
helfen verleugnen. Das ist die Frucht und Lohn, so wir ihrer Werklehre zu
danken haben, welche sie noch dazu verteidigen und noch nichts anderes wissen
zu schreien, als von Werken, gegen die Predigt von Christus und seiner Taufe,
so Gott selbst vom Himmel gegeben hat und so die Taufe Christi wahrhaftig und
mit der Tat aufheben und eine andere Werktaufe dafür anrichten; dass sie ja so
schädlich sind ihrer Lehre wegen wie die Wiedertäufer, ja, auch nichts anderes
als Juden oder Türken aus uns machen, als wären wir nie getauft.
94. Darum, damit wir nicht durch solche
verführt werden, so lasst uns diese Lehre rein halten; wie wir hier sehen und
greifen, dass die Taufe nicht unser Werk noch Tun ist, und einen großen und
weiten Unterschied behalten zwischen Gottes und unseren Werken. Denn etliche
Werke sind, so die göttliche Majestät an uns tut; wie, dass er uns geschaffen
hat mit Leib und Seele und alles gibt, was im Himmel und auf Eren ist; das sind
seine allgemeinen Werke gegen alle Menschen auf Erden, und alles sehr köstlich und
gut. Über diese Werke tut er noch andere an denen, die da Christen und seine
Kinder werden. denn nachdem wir sind durch die Sünde gefallen und verdorben,
nimmt er uns noch einmal in seine göttlichen Hände, gibt uns sein Wort und die
Taufe, wäscht und reinigt uns damit von Sünden. Das sind, sage ich, Werke, die
allein der göttlichen Majestät zugehören; dazu wir lauter nichts tun noch
vermögen, als dass wir sie empfangen und von ihm nehmen. Diese Werke sollte man
rühmen, wenn man will von großen göttlichen Werken reden. Denn er ist der
rechte Werkmeister, der mit seinem Finger kann die Sünde tilgen, den Tod
erwürgen, den Teufel schlagen, die Hölle zerstören usw.
95. Danach aber, wenn wir diese Gotteswerke
haben und erkennen, so wollen wir denn auch von den Werken reden, die wir tun
können und sollen, nämlich, dass wir Gott für solche Werke an uns danken und
loben vor aller Welt; damit andere Leute auch solches erkennen und erlangen
mögen und so Gott zu Ehren und dem Nächsten zu Nutz leben, jedermann helfen und
dienen, mit Leib, Gut und womit wir vermögen. In diesem Brauch lehren und loben
wir unsere Werke nicht, dass wir damit zum Himmel fahren. Denn das soll das
Ende sein, dazu sie sollen geschehen: nicht, dass sie uns sollen dienen, die
Sünde zu tilgen und den Tod zu überwinden und den Himmel zu erlangen; sondern
dem Nächsten zu seinem Nutz und Notdurft.
96. So sind sie beide recht geteilt, dass
man sie so hoch und weit scheide, wie Himmel und Erde voneinander sind. Denn
Gottes Werke kommen von oben herab und geben uns eitel himmlische, ewige Güter;
aber unsere Werke bleiben hienieden und schaffen allein, was zu diesem
irdischen Leben und Wesen gehört. Von solchem Unterschied, der doch so richtig
und klar ist, wissen die groben Papisten nichts, speien viel von Werken und
wissen weder, was gute Werke gelehrt oder verboten heißt, brauen und mengen es
untereinander, dass man nicht weiß, was Gott oder unsere Werke sind, ja, diese
gar verdunkeln und liegen lassen und Menschenwerke an ihre Statt aufwerfen, und
so die rechte Lehre allenthalben verkehren und verderben.
Dritter Teil
97. Bisher ist genug gesagt, beides, was
die Taufe ist und was sie für Kraft und Nutzen hat. Nun wäre auch zu sagen von
ihrem Gebrauch oder von denen, die sie empfangen. Denn hier teilt sichs’s und geht an die Ungleichheit, dass nicht alle
dieselbe Kraft und Nutzen der Taufe überkommene, ob sie wohl einerlei Taufe
empfangen. Denn es kommen dazu zweierlei Leute, die sie empfangen: etliche mit
dem Glauben, etliche ohne den Glauben. Darum, obwohl die Taufe an sich selbst
recht ist und bleibt einem wie dem anderen, dem Ungläubigen so gut heilig und
göttlich wie dem, der da glaubt; doch wird unter diesen ein großer Unterschied,
dass der Ungläubige nicht kann ihre Kraft und Nutzen genießen. Welches ist
nicht der Taufe Schuld, sondern seiner selbst, dass er sie nicht empfängt und
gebraucht, wie er soll: Das Gefäß ist nicht dazu geschickt, dass es könne
solches empfangen; denn das Herz ist zugeschlossen, dass der Taufe Kraft nicht
kann darein gehen und in ihm wirken; denn er begehrt und will derselben nicht.
98. Gleichwie es auch geht mit leiblichen
Kreaturen. Die liebe Sonne scheint und leuchtet allenthalben; und doch sehen
nicht alle dieselbe, noch werden davon erwärmt; und ist doch die rechte liebe
Sonne mit ihrem Glanz und Licht, Hitze und all ihrer Kraft bei einem sowohl wie
bei allen. Warum bleibt es denn diesen finster und kalt? Darum, dass sie Türen
und Fenster zugeschlossen haben und die Sonne nicht sehen wollen noch können.
So sind auch die ungläubigen Herzen. Ob sie wohl die rechte Taufe empfangen,
ein göttliches, himmlisches Bad, und alles, was Gott darin hat; doch weil sie
dasselbe nicht glauben noch annehmen wollen, so nützt sie ihnen auch nichts,
nicht auf ihrer fehlenden Kraft oder Unvollkommenheit, sondern dass sie ihr den
Rücken kehren und das Herz nicht auftun, dass sie möchte ihre Kraft darin
wirken.
99. Also wiederum, wer da glaubt, dass ihm
Gott in der Taufe bestellt hat ein Bad der neuen Geburt, dadurch er von Sünden
gewaschen und Gottes Kind werde usw., der empfängt es und empfindet es so, wie
er glaubt. Denn da steht das Herz offen, und sie geht hinein mit ganzer Kraft,
erleuchtet und erwärmt und macht aus dem alten, toten Menschen einen neuen,
lebendigen Heiligen.
100. Diesen Unterschied hat nun Christus
auch angezeigt in diesen Worten: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird
selig; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt.“ Denn darin hat er beides
gesetzt, wozu die Taufe nützen oder was sie wirken soll, und daneben angehängt,
wie die sollen geschickt sein, in welchen sie ihr Werk ausrichten soll, oder
was dazu gehöre, dass man sie nützlich empfange, nämlich der Glaube.
101. Aber davon ist oft sonst gesagt, wie
man die Taufe gebrauchen und der Glaube sich immer daran halten soll und sich
üben, so lange wir leben. Jetzt sei genug, dass wir lernen, rechte
Unterscheidung halten, davon wir auch droben berührt haben, gegen die irrigen
Geister: Dass es ein anderes Ding ist, die rechte Taufe empfangen und ein
anderes, ihre Kraft und Nutzen kriegen: Dass man darum nicht die Taufe an sich
selbst leugne und verachte, ob sie gleich nicht recht empfangen wird. Wie die
Wiedertäufer tun, die da vorgeben, der Papisten Taufe gelte nichts, weil sie
ohne Glauben beides, gegeben und empfangen sei, und müssten, die von ihnen
getauft sind, aufs neue getauft werden. Welcher Irrtum auch vorzeiten viele
Leute in der Christenheit angefochten hat, wie ich droben von St. Cyprian
gesagt habe.
102. Denn, dass wir wider die Papisten
fechten über der Taufe und Sakrament, damit wollen wir nicht, dass ihre Taufe
und Sakrament, so sie nach Gottes Ordnung gehandelt werden, unrecht seien oder
keine Kraft haben; sondern ihre Lehre strafen wir, gegen den Glauben und
rechten Gebrauch der Taufe, durch welche sie machen, dass die Taufe ihre Kraft
nicht schaffen kann und die, so wohl recht getauft sind, davon reißen und
lassen sie, so viel an ihnen ist, niemand rein behalten damit, dass sie sagen:
Sie sei nichts mehr nütze, nachdem das Westerhemd
besudelt und die Unschuld verloren ist; sondern man müsse die Sünde, nach der
Taufe begangen, durch unsere Werkbuße und Genugtuung
tilgen; und so unsere Werke anstatt der heiligen Taufe setzen und damit auch
eine Wiedertaufe, nicht durch Wasser, sondern durch Werke anrichten. Wie sie
denn unverschämt, wie droben auch gesagt, ihre Möncherei
und Klosterleben der Taufe verglichen haben.
103. Gegen solche lästerliche und verdammte
Lehre predigen und fechten wir. Aber darum wollen wir nicht die Taufe, so wir
von ihnen haben, verleugnen; sondern eben das Gegenteil tun wir, dass wir die
liebe Taufe, so sie in der Christenheit Namen von Christus durch die Apostel
empfangen, gegen ihre Nebenlehre von der Werktaufe, damit sie die Taufe Christi
zunichte machen, wieder in ihren rechten Gebrauch
bringen, damit ihre Kraft erkannt und behalten werden möge. Gleichwie wir das
Evangelium und die Schrift, die sie wohl recht empfangen, aber durch ihre
Menschenlehre verdunkelt, ja, verkehrt und gefälscht haben, wieder läutern und
rein an das Licht bringen. Solchen Unterschied halten die Wiedertäufer nicht,
dass sie könnten die Taufe, so der Papst gibt in Christi Namen, von ihrer Lehre
absondern, so sie gegen die Taufe erdacht haben; sondern beides mit der Lehre
auch die Taufe verdammen, dass sie nichts sein noch gelten solle, als wäre es
auch ein Menschentand, von ihnen erfunden, wie ihre Lehre ist, und damit uns
die Taufe vollends gar wegnehmen.
104. Damit wir nun die Taufe und die rechte
Lehre erhalten, gegen beide, des Papsts und der Wiedertäufer Verführung, lehren
und treiben wir immer diesen Unterschied zwischen den zwei, die da heißen
Gottes und unser Werk. Denn wenn wir davon reden, was die Taufe sei und für
Nutzen habe, so reden wir nichts von unseren Werken. Denn wer will sagen, dass
er die Taufe gemacht oder erdacht, oder je etwas davon gewusst hätte, wenn es
nicht Gott selbst eingesetzt und uns befohlen hätte; geschweige, dass wir sollten
ihr Kraft und Nutzen geben können. Darum, was sie beides, mit ihrem Wesen und
Kraft ist, das ist ganz und gar Gottes Werk, dazu wir nichts überall tun noch
vermögen. Und sollen hier nicht ansehen noch fragen, was wir tun oder nicht
tun; sondern wenn wir sehen, dass nach seinem Wort und Befehl gehandelt wird,
sollen wir beileibe nicht zweifeln, dass der, so getauft wird, die rechte Taufe
empfangen habe. Danach aber, wenn du sie so empfangen hast, gehört dir, darauf
zu sehen, wie du glaubst und die Taufe recht gebrauchst. Das heißt dann, von
unserem Tun geredet. Summa, diese zwei, sage ich, Taufe und Glaube, soll man
scheiden so weit wie Himmel und Erde, Gott und Mensch voneinander geschieden
sind.
105. Denn was Gott macht und tut, das sind
solche Werke, die da fest, gewiss, unwandelbar und ewig sind, gleichwie er
selbst unwandelbar und ewig ist. Darum bestehen und bleiben sie auch fest und
unverrückt und werden nicht anders, ob man sie gleich in allen Dingen
missbrauchte. Aber was wir tun, das ist unstetig und ungewiss, wie wir auch
sind, dass man nichts darauf gründen noch bauen kann. Darum, damit die Taufe
bestehe und uns gewiss sei, hat er sie nicht gegründet auf unseren Glauben;
weil derselbe ungewiss ist und wohl kann falsch sein: Sondern auf sein Wort und
Ordnung, dass sie muss recht sein und bleiben und nichts schwächer noch
geringer wird, ob gleich der Glaube nicht da ist.
106. Nach diesem Unterschied kann nun ein
jeglicher selbst urteilen und widerlegen allerlei Irrtümer, so gegen die Taufe
mögen vorfallen, wie sie droben angezeigt sind; wie, dass sie sagen: Die taufe
gelte nicht, wenn sie von einem, der nicht glaubt, gegeben wird. Denn das hat
einen großen Schein, und ist vorzeiten weit eingerissen, dass auch der große
Bischof und Märtyrer St. Cyprianus damit ist gefangen gewesen. Denn da haben
sie getrieben den Spruch aus Jesus Sirach: „Wer unreine Hände hat, was soll der
rein machen? Was er angreift, das wird auch unrein.“ Wo nun die Taufe von einem
unreinen Priester oder Ungläubigen gegen wird, wie kann er den, so sie
empfängt, rein machen?
107. Aber das heißt die Taufe auf Menschen
gegründet und sie ungewiss, ja, vergeblich gemacht. Denn, sollte ich so lange
harren, bis ich gewiss würde, dass, der da tauft, rein sei, so würde weder ich
noch irgendjemand mehr getauft; ja, ich müsste wohl das Vaterunser auslöschen,
da wir alle müssen sagen: Vergib uns unsere Schuld usw.
108. Darum sagen wir so: Dass man es
beileibe nicht dazu kommen lasse, dass wir uns in dieser Sache weisen und
führen lassen auf unsere Würdigkeit oder Reinigkeit
unserer Hände. Denn wir haben hier andere Hände als unsere, nämlich Christi,
welcher ist ganz rein und heilig, und alles, was er anrührt, heilig und rein
macht. Der ist es, der die Taufe macht und gibt, und ist alles sein Werk, was
in der Taufe geschieht. Weil nun er, des die Taufe ist und selbst tauft, rein
ist und bleibt, was frage ich danach, ob ich und du und alle Menschen unrein
sind? Davon soll mir mein HERR Christus und seine liebe Taufe wohl unbeschmutzt
bleiben. Gleichwie die liebe Sonne nicht davon beschmutzt noch unrein wird,
dass sie so schier scheint auf einen Kot oder Unflat wie auf Gold; sondern
scheint ebenso hell auf einen Misthaufen wie auf einen weißen Schleier, und
nimmt sich nichts überall, obwohl das, was sie anrührt und darein sie wirkt,
unrein ist: Also auch, obgleich die Taufe durch einen unreinen Diener gegeben
wird, das soll der Taufe und mir, der sie empfängt, nichts überall schaden; da
die Taufe und das Amt nicht des Menschen, sondern Christi ist.
109. Und wenn man das sollte einräumen,
dass Gottes Ordnung und Befehl sollte nicht gelten, als wenn die Person,
dadurch es soll ausgerichtet werden, rein und ohne Sünde wäre, so dürfte
nimmermehr jemand Gottes Wort predigen, noch andere lehren, trösten, regieren
usw. Denn es wird doch nimmermehr einer kommen, der da ganz rein sei und das
Vaterunser nicht beten müsste. Ja, man müsste die Kinder auch so lehren: Was
willst du deinem Vater oder Mutter gehorsam sein, sind sie doch nicht rein noch
heilig? Und so fort, allen Herren und Fürsten müsste man ihr Amt niederlegen
und Gehorsam verbieten und ihre Obrigkeit und Gebot unrein schelten, weil sie
größtenteils nicht fromm sind. Da wird ein fein löblich Regiment draus werden.
110. Darum siehst du, dass dies ein
schädlicher Irrtum ist, und Gott den heiligen Märtyrer Cyprian muss besonders
erhalten haben und von dem Irrtum gereinigt durch des HERRN Christus Blut. Aber
doch ist schädlich Ding damit gestiftet. Denn daher die Wiedertaufe erstlich
aufgekommen und jetzt wieder überhand nimmt, dass
Land und Städte in solchen Jammer geführt werden durch den losen Schein, dass
sie vorgeben: Ihr habt nicht geglaubt, da ihr seid getauft worden; und ob ihr
gleich wäret gläubig gewesen, so sind doch die unrein und gottlos gewesen, so
euch die Taufe gegeben haben; darum müsst ihr euch von neuem taufen lassen.
111. Darum, wer nicht will verführt werden,
der halten an dieser Lehre, dass er so könne unterschiedlich davon reden und
sagen: Dass ich bin getauft worden, das ist nicht mein Werk, noch des, der mir
sie gereicht hat; denn es heißt nicht meine, noch des Priesters oder einiges
Menschen, sondern Christi, meines HERRN, Taufe, und bedarf weder meiner noch
deiner Reinigkeit nichts überall dazu; denn weder
ich, noch ein Mensch soll die Taufe heiligen und rein machen; sondern wir alle
sollen durch die Taufe geheiligt und rein werden. Darum will ich nicht die
Taufe auf meinen Glauben gründen, sondern wiederum, mein Glaube soll sich auf
die Taufe gründen und bauen.
112. Und will gleich setzen, dass die
Täufling, er sei jung oder alt, nichts überall glaubte; wie denn wohl geschehen
kann, dass sich ein Jude, uns Christen zu täuschen, lässt taufen: Da soll ich
nicht sagen, dass seine Taufe darum nichts sei, weil er ein Schalk ist und die
Taufe verspottet; sondern das Gegenteil muss ich sagen, dass er die rechte,
heilige Taufe empfangen habe, wiewohl zu seinem Schaden und Verdammnis.
Gleichwie ich nicht darf sagen: Wenn ein Ungläubiger Gottes Namen lästert, dass
er nicht den rechten Gott gelästert habe. Ebenso, so darf ich auch nicht sagen,
dass das Evangelium nicht das rechte Wort Gottes sei, ob gleich, der es predigt
oder hört, ein Schalk ist; wie auch das rechte hochwürdige Sakrament des Leibes
und Blutes Christi ebenso wohl empfangen wird von dem Verräter Judas wie von
St. Petrus. Denn Gott wird um unsertwillen nicht anders und will durch unseren
Glauben oder Unglauben sein Wort und Werk nicht ändern noch schwächen lassen.
Denn das ist gewiss wahr, dass wir unserthalben nicht rein sind, noch bleiben
können: Dass, wenn die Taufe sollte auf unserer Reinigkeit
oder Glauben stehen, so stünde es wahrlich übel, und würde der Teufel beides,
den Glauben hinweg reißen und die Taufe verderben, dass niemand könnte
derselben mehr gewiss sein, noch sich darauf verlassen dürfte.
113. Und ich wollte gern von einem
Wiedertäufer hören, was sie könnten antworten, wenn man sie fragt: Warum sie
selbst taufen, weil sie unsere Taufe verwerfen und die Leute, so zuvor, wie sie
sagen, unrecht getauft, wiedertaufen; womit sie
wollen gewiss machen, dass ihre Taufe recht sei? Können sie das tun, so will
ich mich selbst lassen wiedertaufen, nicht allein
einmal, sondern wie oft sie wollen. Ja, sagen sie, vorher bist du getauft und
weißt nicht, ob du getauft bist, nun aber taufe ich dich, dass du glaubst und
weißt, was du tust.
114. Woher weißt du aber, ob der Täufling
jetzt wahrhaftig glaube? Je daher, sagen sie, dass er seinen Glauben bekennt
und die taufe begehrt. Das heißt eben auf den vorigen Sand gebaut. Denn woher
wirst du gewiss, dass er dich nicht betrüge mit seinem Bekenntnis? Ist es damit
genug, dass er es sagt? So kann es ein jeglicher Bube wohl sagen und sich
stellen, als ob er glaube. Und wenn du dich darauf verlässt, so schließe ich
gegen dich aus der Schrift, dass alle Menschen Lügner und falsch sind, und oft
verboten ist, auf Menschen zu vertrauen. Darum wird dir es alles ungewiss mit
deinem Wiedertaufen; ja, nicht allein ungewiss, sondern auch verboten und
verdammlich, als der solch Werk, das der göttlichen Majestät zusteht, auf
Menschen gründet, und den Glauben oder Vertrauen gegen Gott auf eine Kreatur
stellt. Wir aber wollen nichts überall auf Menschen, sondern allein auf Gottes
Werk bauen, welches nicht allein gewiss ist und nicht fehlt noch trügt, sondern
auch, wenn es einmal geschieht, ewig bleibt und gilt, dass man es nicht darf
ändern noch wieder erneuern; wie sich’s mit Menschen Tun und Wesen ändert und
wandelt.
115. Des nimm ein Beispiel. Die Väter im
Alten Testament haben auch eine Taufe gehabt. Das waren die zehn Gebote, wie
St. Paulus 1. Kor. 10,2 sagt, dass sie getauft seien „mit der Wolke in Mose“,
das ist, auf die zehn Gebote, darauf Gott mit ihnen durch Mose einen Bund
machte, und doch unter ihnen viel tausend gewesen sind, die nicht geglaubt,
sondern Abgötterei getrieben, Gott gelästert und Aufruhr gemacht haben usw.
Sollte man nun darum gesagt haben: Da sind die zehn Gebote hinweg, Gott mag
andere machen? Oder, da David so greulich fiel,
beides, in Ehebruch und Mord, sollte er darum sagen: das 5. und 6. Gebot wären
dahin, und Gott müsste sich andere stellen? So müsste er der Welt alle Stunden
neue zehn Gebote setzen. Nun aber heißt es so: Gottes Gebote sind und bleiben
ewig; ob wir gleich davon fallen und nicht halten, und alle Welt darüber zum
Teufel führe, so fallen sie darum nicht hinnach;
sondern bleibt gleichwohl die Verstrickung und Pflicht, dieselben zu halten,
Gott gebe, wie oft und tief wir davon fallen, dass wir schuld sind, uns
immerdar wieder daran zu halten, gleich wie in anderen Ordnungen Gottes. Um
deswillen ist fürstliche Obrigkeit, Gebot und Rechte nicht geschwächt, dass ein
Fürst viele untreue und ungehorsame Untertanen in seinem Fürstentum hat.
116. So auch mit der Taufe, durch welche,
wenn wir sie einmal empfangen, sind wir gefasst und genommen in die Zahl derer,
die da sollen selig werden, und Gott mit uns einen ewigen Bund der Gnade macht.
Dass wir nun danach oft fallen und straucheln, damit wird die liebe Taufe nicht
vergeblich; sondern gleichwie die Gnade ewig bleibt und regiert, wie der 117.
Psalm, V. 2., sagt: dass, ob wir gleich fallen, doch immer wieder dazu kommen
können, sofern wir sie nicht verleugnen oder dagegen fechten: So bleibt auch
die Taufe immerdar, und kannst so weit und tief nicht
davon gefallen sein, dass du nicht könntest und solltest dich wieder daran
halten. Und er muss dir darum keine neue Taufe machen, o du gleich nicht
geglaubt hast. Denn es ist, wie gesagt, ein ewiges Bad, darein wir einmal
gesetzt und ewig müssen bleiben oder sind ewig verdammt.
117. So siehst du, dass die Wiedertäufer
blinde Narren und Verführer sind, die von Gottes Wort und Werken nichts
verstehen und zweifältig gegen die heilige Taufe sündigen: Einmal, dass sie
durch ihre Lehre die rechte Taufe lästern und verdammen; zum anderen, dass sie
niemand eine gewisse Taufe geben, sondern ihr Taufen eitel erlogen Ding ist.
Nun wäre die eine Sünde allzu schwer und greulich,
dass sie die rechte Taufe verleugnen und schänden und damit über sich führen
eine greuliche Verdammnis, als die gegen Gottes
Ordnung und Werk widersetzlich streben, damit sie beide, sich und andere,
derselben Taufe und aller Gnade, so darin gegeben wird, berauben.
118. Das sei diesmal genug gesagt von
diesem hochwürdigen Sakrament der heiligen Taufe; damit man die reine
christliche Lehre und rechten Verstand davon erhalte gegen des Teufels
Heerspitzen, so er dagegen gerichtet hat, dass er die Taufe ganz wegnehme oder
je die Leute ihrer Kraft und Nutzens beraube. Nun bedürfen auch wir, so die
Lehre und Gebrauch der Taufe von Gottes Gnaden rein und lauter haben, einer
eigenen Predigt, die da heißt, von der Frucht und Folge der Taufe; denn hierin
bei uns großer Mangel gespürt wird.
119. Ich habe aber oft gesagt, dass man
soll einen Unterschied machen zwischen den zwei, Lehre und Leben. Denn die
Rotten, beide der Wiedertäufer und Päpstischen,
fallen von der Lehre und nehmen entweder das natürliche Wesen der Taufe oder je
den rechten Gebrauch derselben hinweg. Wir aber, so das Evangelium haben,
preisen und ehren die Taufe als Gottes Wort und Ordnung und sündigen, Gott Lob!
nicht gegen die Lehre und Gottes Wort. Denn es geht ja rein und lauter auf der
Kanzel und auch im Gebrauch, dass wir danach taufen und taufen lassen. Aber da
sind wir sträflich, dass wir nicht mit dem Leben der Lehre folgen. Denn wo die
Lehre und der Glaube recht ist, da sollte auch desselben Frucht folgen, dass
wir der Taufe würdig lebten und dadurch zeigten, dass wir sie nicht vergeblich
empfangen hätten. Denn was frommt es, dass du habest Gottes Wort und Gebot mit
rechtem, klaren Verstand, wenn du nichts danach tust? Darum, ob wir wohl nicht
gegen die Taufe stürmen; aber dennoch nicht unseren Glauben erzeigen und so
leben, wie ein Getaufter leben soll, ist uns nichts damit geholfen.
120. Doch ist dies Gebrechen am Leben weit
zu sondern von jener Sünde gegen die Lehre. Denn hier ist noch Rat zu und kann
das Leben gebessert werden; aber wo die Lehre falsch ist, da ist dem Leben auch
keine Hilfe noch Rat, sondern beides verloren und verdammt. Denn es geht
hiermit, gleichwie ein Bürger in einer Stadt kann zweierlei Sünde an seiner Obrigkeit
begehen: Als, dass er seinem Bürgermeister ungehorsam ist und gegen seinen Befehl
tut und damit in seine Strafe fällt; aber doch bekennt, dass er unrecht daran
getan habe. Damit ist es so getan, dass man noch kein scheiden diese zwei, Ius
und Factum, Recht und Gehorsam des Rechts; oder, wie wir hier sagen, Lehre und
Leben. Denn solcher Übertreter oder Ungehorsamer dennoch das Recht bekennt und
lässt das Gebot stehen. Wenn er aber wollte zufahren und sich gegen das Gebot legen
und solches Recht nicht leiden, wollte nicht unrecht getan haben, sondern
dasselbe noch dazu verteidigen, das wäre etwas ganz anderes und hieße nicht ein
Ungehorsam oder Übertretung, sondern ein Aufruhr und Crimen
laesae maiestatis (Majestätsverbrechen),
als der sich stracks gegen die Obrigkeit setzt und das Recht wegstößt und will
selbst Recht sein. Dazu gehört nicht eine schlichte Strafe, Meister Hansen,
sondern dass sich die Erde über solchem auftue und ihn verschlinge, wie Korah
samt Dathan und Abiram, 4.
Mose 16,32.
121. Denn das kann auch die Welt nicht
ertragen, dass die Sünde nicht will Sünde sein, sondern Recht heißen, nicht gestraft,
sondern gebilligt und gelobt sein. Gleichwie jetzt unsere frommen Papisten tun,
so da wissentlich die erkannte Wahrheit des Evangeliums verfolgen und ihr
gottloses Wesen mit Gewalt verteidigen wollen; als die unverschämt Gott ins
Maul greifen und sagen: Was er sage, das solle nichts sein; was aber sie sagen
und tun, das soll recht heißen, dass sein Wort und Befehl nichts gelte, bis es
ihnen wohlgefalle. Das heißt, Gott von seinem Thron gestoßen und sich gegen die
Majestät gesetzt. So tut auch die Rotte der Wiedertäufer über der heiligen
Taufe, als die freventlich gegen Gottes Ordnung streben und dafür sich eine
andere machen. Da gehört kein Schwert noch zeitliche Strafe zu, sondern der
Teufel selbst und ewig höllisch Feuer.
122. Vor solcher Sünde behüte uns Gott; wie
er denn auch tut. Denn dabei kann keine Gnade noch Vergebung sein, weil sie
stracks gegen dieselbe fechten. Weil aber wir die Gnade haben, dass die Lehre recht
bei uns geht: So sollen wir zusehen, dass wir uns auch mit unserem Leben danach
richten und solche Gnade nicht missbrauchen noch vergeblich sein lassen;
sondern weil wir durch die Taufe sind der Sünde abgestorben und neue Menschen
geworden, dass wir auch hinfort als neugeborene Menschen „in einem neuen Leben
wandeln“, wie St. Petrus 1. Ep. 2,1 und Paulus, Röm.
6,4, ermahnen, damit man an unserem Leben spüren könne, dass wir die Taufe nützlich
und selig empfangen haben.
123. Denn hier sieht man, wie sich der Teufel,
wie allenthalben unter uns auch, sperrt: Nicht, dass die Taufe unrecht
gehandhabt wird; sondern, dass sie ohne Frucht bei uns bleibt. Denn ob wir wohl
ohne unsere Werke und gutes Leben zu der Gnade sind gekommen, dass wir die
Taufe recht erlangt haben, so sollen wir doch hinfort uns mit Worten und Werken
und unserem ganzen Leben befleißigen, dass wir dieselbe ehren und schmücken.
Denn darum stehen Taufstein, Altarstein und Predigtstuhl da, dass sie uns daran
erinnern; und weil sie solches zeugen sollen, dass wir getauft und Christen
sind, dass wir auch denken und den lieben Taufstein ehren und so leben, dass
wir ihn dürfen fröhlich ansehen; damit er nicht gegen uns zeugen müsse.
124. Nun aber stellen sich, leider, viele
so, als könnten sie immer bleiben wie zuvor, in der alten Haut und leben, wie
sie gelüstet, und so die herrliche taufe sich nur zu einem Schanddeckel machen,
als seien sie darum berufen zum Reich der Gnade, dass sie Macht sollten haben,
zu tun, was sie wollten; und gleichwohl darauf sich verlassen, dass Gott gnädig
sei, und sich so beschönigen: Ich bin ein gebrechlicher Mensch, Gott wird mir’s wohl zugute halten und
vergeben usw. Nein, nicht so, lieber Bruder, den Weg habe ich dir nicht gewiesen,
dass die Taufe soll Freiheit geben zu Sünden; sondern das Blatt umgekehrt:
Darum sind dir die Sünden abgelassen und bist nun zu Gnaden gekommen, der zuvor
um der Sünde willen in Ungnade war, dass du nun ein anderes Leben führst und
von Sünden lassest. Es reimt sich nicht miteinander, getauft sein und in Sünden
bleiben. Denn eben darum ist sie gegeben, dass sie die Sünde wegnehme, auf dass
der Mensch nun fromm werde und in guten Werken zunehme. Wo er ist zuvor
ungehorsam, zornig, neidisch, untreu, unzüchtig gewesen, dass er davon abgehe
und ein Vaterunser bete und forthin sorge und trachte, dass er gehorsam,
geduldig und gütig sei. Wenn du das nicht tust, so denke nicht, dass es wohl um
dich stehe und dich viel wolltest rühmen der Gnade Christi und deine Sünde
damit entschuldigen.
125. Das wäre wohl eine Meinung, wenn du
dich so viel gebessert fändest, dass du in einem Jahr oder zwei oder sonst eine
Zeitlang, nicht so, wie zuvor, gezürnt, geflucht usw. hättest, und aus Versehen
oder Schwachheit übereilt, einmal oder zwei fielst: Das könnte man die zugute halten und dich wieder aufrichten. Aber immer im
alten Wesen bleiben und fortfahren mit Zürnen, Ungeduld, Neiden, das zeigt an,
dass du deine heilige Taufe zu großem Schaden empfangen hast.
126. Also, wenn du wärst gewesen ein
Ehebrecher, Hurer, Geiziger, so soll dich die Taufe lehren, dass du hinfort
nicht mehr schlägst, die Ehe brichst, geizt, stiehlst und raubst. Das Vorige
soll vergeben und tot sein und hinfort ein anderer, frommer, gerechter,
wohltätiger, züchtiger Mensch werden. Findest du solch Leben und Früchte an dir
eine Zeitlang, so ist es ein Zeichen, dass die Taufe in dir sei zu Kräften
gekommen. Und ob es geschähe, dass du ein Stück oder zwei versähst, das
gefallen und gestrauchelt hieße; da könntest du dich der Gnade und Vergebung
trösten. Aber nicht so, dass du wolltest darin liegen bleiben oder fortfahren
und immer sagen: Was soll ich daraus machen? Ich kann es nicht lassen; ist es
doch eitel Gnade und Vergebung usw. Das wird er nicht leiden. Denn damit tust
du nicht mehr, als dass du Gott erzürnst und immer weiter von der Gnade kommst,
bis du sie gar verlierst und zuletzt zur Strafe auch in die verfluchte Sünde
gerätst, dass du die liebe Taufe und Gnade verachtest und lästerst, wie die
leidigen Teufelsrotten.
127. Darum nimm selbst dein Leben vor dich
und siehe, wie es sich mit der Taufe reimt; und wisse, ob du wohl bist berufen
und gesetzt in das Reich der Gnade und teilhaftig gemacht durch Christus alles,
das die Christen haben; aber wenn du immer bleibst wie zuvor, kann dir‘s nicht
behilflich sein, weil du deine Taufe nicht ehrst noch rein hältst; und magst
wohl ein Christ heißen, aber hast gewiss Christus lassen fahren und ist die Sünde
dein Herr und dienst dem Teufel und hast nicht mehr, als den Namen und Schein
vom Christentum, damit du dich selbst betrügst und deinen Schaden tust. Denn er
hat, wie ich gesagt habe, die liebe Taufe und Sakrament nicht allein dazu
gegeben, dass er dadurch die Sünde vergebe und abwasche; sondern will auch
dadurch täglich ausfegen und vollends austilgen, was da noch übrig bleibt von
Sünden, dass ganz eine andere Art und Wesen des Menschen werde, geneigt und
geschickt zu allen guten Werken. Und wo sie recht empfangen ist, wird sich’s gewiss
so finden, dass die Sünde täglich abnehme und geringer werde. Wo nicht, so
zeigt sich das Gegenteil, dass du wohl das Hochzeitskleid hast angenommen; aber
es steckt ein Unflat darunter, damit du es besudelst und den schönen Schmuck
verlierst.
128. Denn es gehört dazu, wenn wir wollen
die herrliche Gnade haben, dass wir sie auch zieren und höher halten als ein
edel schönes Kleinod. Solcher Schmuck und Zierde ist nun der, dass wir
unsträflich leben, wie St. Paulus Tit. 2,10 lehrt, dass Knechte und andere
Stände so leben sollen, „dass sie die heilsame Lehre zieren in allen Dingen“.
Womit? Damit, dass sie gehorsam seien, nicht untreu handeln noch schalkhaft
usw. Das ist der schöne Kranz, der die liebe Taufe ziert und ihr einen guten
Ruhm und Preis macht vor jedermann und uns Zeugnis gibt, dass wir sie fruchtbar
empfangen haben und rechte Christen seien. Wiederum aber, wer nicht so lebt in
seinem Stand, wie er soll, der verunehrt und schändet beide, seine eigene Lehre
und seine Taufe, und zeugt gegen sich selbst, dass er der Gnade nicht wert sei
und nichts mehr als ein Schandfleck und Unflat unter den Christen, wie St.
Petrus 1. Ep. 2 solche nennt.
129. Darum lasst uns mit Ernst und Fleiß
danach trachten, dass wir auch unter denen erfunden werden, die diesen unseren
hohen Schatz auch mit dem Leben und Wandel schmücken und zieren, damit wir
gegen Gott und alle Welt fröhlich uns derselben rühmen und nicht schämen
müssen, damit es uns nicht gehe wie den anderen, so die liebe Taufe verloren
haben, und ihnen alles ist vergeblich, ja, verdammlich geworden, was sie
gelehrt und getan oder noch lehren und leben, dass es jetzt siebenmal mit ihnen
ärger ist als zuvor. Und widerfährt ihnen billig zur Strafe, weil sie diesen Schatz
haben lassen fahren, dass sie jetzt müssen durch allerlei falsche Lehre
verführt werden; und da sie der lieben Taufe zu Ehren rechte gute Werke zu tun nicht
haben geachtet, dass sie jetzt müssen mit falschen guten Werken sich treiben
und plagen lassen und alles tun, was der Teufel durch seine Verführer haben
will. So kann es uns auch gehen, wenn wir nicht sorgen und wachen, dass wir
diesen teuren Schatz des Wortes und der seligen Taufe nicht verlieren. Denn der
sie gegeben hat, der kann sie auch wohl wieder nehmen lassen; wie denn der
Teufel mit allem Fleiß danach steht und trachtet.
130. Dies sei kurz uns zur Ermahnung
gesagt. Denn wir müssen beiderlei Predigt treiben, die falsche Lehre zu
widerlegen und die Sünde zu strafen, dass beide, die Lehre und das Leben, recht
im Schwang gehe und bleibe. Amen.
[1]
Entnommen aus: Martin Luther: Sämtliche Schriften. Hrsg. von
Johann Georg Walch. Bd. 10. Neuaufl. der St. Louiser Ausg. Groß Oesingen. Sp.
2054 ff.