Lehrt Offenbarung 20 ein „Tausendjähriges Reich“?

 

F.C.G. Schumm

 

Offenbarung, Kapitel 20

1  Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum  Abgrund und eine große Kette in seiner Hand

2  und ergriff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und  der Satan, und band ihn tausend Jahre.

3  Und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und versiegelte oben darauf,  dass er nicht verführen sollte die Heiden, bis dass vollendet würden  tausend Jahre; und danach muss er los werden eine kleine Zeit.

4  Und ich sah Stühle, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben  das Gericht; und die Seelen der Enthaupteten um des Zeugnisses Jesu und  um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier  noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn  und auf ihre Hand: diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahre.

5  Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis dass tausend Jahre  vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung.

6  Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung; über  solche hat der andere Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes  und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.

7  Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird der Satanas los werden aus  seinem Gefängnis

8  und wird ausgehen, zu verführen die Heiden in den vier Örtern der Erde,  den Gog und Magog, sie zu versammeln in einen Streit, welcher Zahl ist  wie der Sand am Meer.

9  Und sie traten auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der  Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel das Feuer von Gott aus dem  Himmel und verzehrte sie.

10  Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl  und Schwefel, da das Tier und der falsche Prophet war; und werden gequält  werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit.

11  Und ich sah einen großen weißen Stuhl und den, der darauf saß, vor welches  Angesicht floh die Erde und der Himmel; und ihnen ward keine Stätte  gefunden.

12  Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, stehen vor Gott. Und die  Bücher wurden aufgetan; und ein anderes Buch ward aufgetan, welches ist  des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den  Büchern, nach ihren Werken.

13  Und das Meer gab die Toten, die darinnen waren; und der Tod und die Hölle  gaben die Toten, die darinnen waren. Und sie wurden gerichtet, ein  jeglicher nach seinen Werken.

14  Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist  der andere Tod.

15  Und so jemand nicht ward erfunden geschrieben in dem Buch des Lebens,  der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.

 

    Es gibt in diesem Kapitel hauptsächlich drei Punkte, die das Interesse des Lesers fordern: 1) die Periode von tausend Jahren; 2) die Bedingung des Königsreichs während dieser Periode; 3) die Bedingungen, die nach dem Ende dieser Periode auf der Erde herrschen. Wir werden diese drei erwähnten Punkte in der angegebenen Reihenfolge betrachten.

 

1. Die tausend Jahre

    Was ist mit der Periode von eintausend Jahren gemeint, die sechsmal in diesem Kapitel erwähnt wird? Wir müssen eines von zwei Dingen wählen – entweder diese Worte in einem buchstäblichen Sinn annehmen, dass sie also ebenso viele Jahre von jeweils 365 Tagen bezeichnen, oder in einem bildlichen Sinn, dass sie einen längeren Zeitraum bezeichnet. Diese Frage, ob ein Abschnitt in einem wörtlichen oder einem bildlichen Sinn zu verstehen ist, wird gewöhnlich durch den Zusammenhang (Kontext) bestimmt. In welchem Sinn ist er hier zu verstehen? Wir stellen fest, dass die Zahl 1.000 in einem Kapitel erscheint, das voll ist von bildhaften Ausdrücken mit symbolischer Bedeutung. Materielle, sichtbare Dinge werden verwendet, um uns mit Dingen der unsichtbaren Welt bekannt zu machen. So wird ein Engel erwähnt, der einen Schlüssel und eine Kette in seiner Hand hat; uns wird von einem Drachen berichtet und einer bodenlosen Tiefe, in die er geworfen wurde, und in die er verschlossen wurde wie in einem Verließ, und auf das ein Siegel angebracht wurde; und all das für einen Zeitraum von eintausend Jahren. Wenn jemand in der Lage wäre, schlüssig zu beweisen, dass der Engel, der vom Himmel hernieder kam, einen richtigen, materiellen Schlüssel an seiner Seite hängen hatte, und dass er in seiner Hand eine richtige, materielle Kette trug, hergestellt aus einer Anzahl von mächtigen, schweren Eisengliedern; dass er irgendwo auf der Erde ein lebendiges Ungeheuer, genannt Drachen, fand, und ihn buchstäblich mit dieser Kette band, und dass genau da eine große Öffnung in der Erde war, durch die er den Drachen in die bodenlose Tiefe warf und sie dann abschloss und mit einem Siegel darauf versah, so wären wir gezwungene, die tausend Jahre auch in einem buchstäblichen Sinn zu nehmen. Aber wer würde jemals behaupten, dass ein Engel vom Himmel kam und tatsächlich einen materiellen Schlüssel und eine schwere Kette trug? Diese sind Dinge, die Autorität und Macht symbolisieren, wie die Schlüssel des Himmelreichs die „besondere Kirchengewalt, die Christus seiner Kirche auf Erden gegeben hat“ bezeichnen.  Die verschiedenen Begriffe in diesem Kapitel in einem bildlichen Sinn anzunehmen und nur einen von ihnen willkürlich herauszunehmen und darauf zu bestehen, dass er in einem buchstäblichen Sinn genommen werden muss, ist so willkürlich, dass es kaum einer ernsteren Betrachtung wert ist. Wir könnten mit gleichem Recht darauf bestehen, dass die tausend Jahre in einem bildlichen Sinn zu verstehen sind, aber dass die Kette eine wirkliche sei, weil der Teufel mit ihr gebunden wurde. Es ist ebenso willkürlich, den Schlüssel und die Kette usw. symbolisch zu machen, und die tausend Jahre, die zusammen mit ihnen erwähnt werden, buchstäblich. Und doch ist das genau die Sache, auf der viele entschieden bestehen, wenn auch der Himmel einstürzen sollte, dass nämlich die tausend Jahre, die hier erwähnt sind, notwendig als so viele Jahre mit jeweils 365 Tagen genommen werden müssen. Und, so befremdlich es ist, von der ganzen Bibel ist es diese eine Stelle, die für gewisse Vorstellungen völlig klar ist, als der locus classicus der „biblischen“ Lehre vom Millenium, mit seiner Dauer von genau tausend Jahren.

 

Geheimnisvolle Zahlen in der Bibel

    Die Tatsache kann allerdings nicht wegdiskutiert werden, dass die Bibel häufig eine bestimmte Zahl für eine unbestimmte nennt, und in den prophetischen Schriften ist das eher die Regel. In Dan. 9,24-25 lesen wir: „Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt. … So wisse nun und merke: Von der Zeit, da ausgeht der Befehl, dass Jerusalem soll wieder gebaut werden, bis auf Christus, den Fürsten, sind sieben Wochen und 62 Wochen.“ Hier haben wir eine bestimmte Zahl von 69 Wochen, oder ein Jahr, vier Monate und sieben Tage. Wer würde jemals behaupten, dass die Erfüllung dieser Weissagung beschränkt sei auf solch einen kurzen Zeitraum von 69 gewöhnlichen Wochen? Alle Kommentatoren stimmen hinsichtlich einer symbolischen Bedeutung überein. Dan. 12,11: „Von der Zeit an, wenn das tägliche Opfer abgetan und ein Greuel der Wüstung dargesetzt wird, sind 1.290 Tage.“ Eine sehr bestimmte Zahl, wie auch in dem folgenden Vers: „Wohl dem, der da erwartet und erreicht 1.335 Tage!“; dennoch zögern die Kommentatoren nicht, die Lösung in einer bildhaften Bedeutung zu suchen. Offenb. 2,10: „Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf dass ihr versucht werdet; und werdet Trübsal haben zehn Tage.“ Dies ist ein bestimmter Zeitraum, wie auch die 1.000 Jahre. Wer würde jedoch auf einer buchstäblichen Bedeutung der zehn Tage bestehen, da doch der Geist der Kirche einen Zeitraum der Trübsal geweissagt hat, der genau eine Woche und drei Tage andauert? Die Kommentatoren nehmen diese Tage ganz frei in einem übertragenen Sinn. Warum nicht die 1.000 Jahre in diesem Kapitel?

 

Buchstäbliche Auslegungen

    Wenn aber die tausend Jahre, mit ihren herausgestellten Besonderheiten, in einem buchstäblichen Sinn zu nehmen sind, so sollte es keine Schwierigkeit geben, genau anzugeben, wann sie beginnen. Hier aber kommen wir in ein wahres Labyrinth von gegensätzlichen Auffassungen. Einige sagen, sie begannen mit der Auferstehung Christi und endeten 1034. Andere sagen, dass die tausend Jahre mit der Regierung Konstantins des Großen begannen und mit dem Jahr 1316 endeten. Einige behaupten, dass sie im Jahr 720 begannen; aus welchem Grund wird nicht klar. Einige waren der Ansicht, dass die Reformation den Zeitraum ausmache, als die 1.000 Jahre begannen. Aber wenn wir Luther fragen würden, ob dies nun das lang erwartete Millenium sei, so würde er uns sagen, dass das Licht des Evangeliums allerdings hell scheine, dass es aber noch eine große Menge an Bosheit in der Welt gebe, und kein wirklicher Chiliast würde solche unvollkommenen Bedingungen für sein tausendjähriges Zeitalter annehmen. Uns ist bis zum Erbrechen erzählt worden, dass die Welt besser würde, Tag für Tag, dass die Zivilisation mit einer hohen Geschwindigkeit voran gehe, und dass die Dinge so schön sich bewegten, dass sie das Millenium geradezu vor unsere Türen brächten, als der erste Weltkrieg ausbrach, gefolgt vom zweiten Weltkrieg, und das gesamte Gebilde umstießen. Das war das unglücklichste Ding, das in all den Tagen des Chiliasmus geschah.

    Andere erzählen uns, dass, wenn die 1.000 Jahre einst beginnen werden, dass es dann absolut keinen Zweifel gäbe, dass Christus sichtbar auf Erden regieren werde, und dass jegliche Form von Ungeheuerlichem ausgelöscht werde, und dass dann universaler Friede, Wohlstand und eine glückliche Welt ohne Ende. Aber diese Hoffnung steht im Gegensatz zu allem, was die Bibel über das zweite Kommen Christi sagt. Tatsache ist, dass die 1.000 Jahre, wenn sie buchstäblich genommen werden, nirgends eingefügt und mit der Bibel nicht in Harmonie gebracht werden können.

 

Das eine vorhergesagte Zeitalter

    Lasst uns nun die 1.000 Jahre bildlich nehmen, die dabei eine bestimmte Periode auf den Tag und die Stunde anzeigen, soweit es die göttliche Anweisung betrifft, aber unbestimmt, was unser menschliches Wissen darüber angeht. Lasst uns sehen, ob das 20. Kapitel der Offenbarung in Übereinstimmung mit der Bibel ist. Wenn wir im Moment das Ende dieser Periode – das später behandelt wird – außer Acht lassen, können wir dann irgendeinen Zeitraum in der Geschichte dieser Welt mit dieser besonderen Unterscheidung finden,, dass wir auf ihn mit Sicherheit deuten können und sagen: Hier begann er? Gibt es irgendeine Zeit, die die Bibel hervorhebt als klar unterschieden vom Rest der Weltgeschichte als ein Zeitalter, in dem eine große Befreiung und himmlische Segnungen unbegrenzt ausgeschüttet werden? Das gibt es, jenseits aller Zweifel. Die gesamte Bibel weist einstimmig auf gerade ein solches Zeitalter hin, und was dabei auffälliger Weise fehlt, ist jegliche Erwähnung eines besonderen Bereichs von eintausend Jahren, die gekennzeichnet sind durch einen Segen, der über dem dieses Zeitalters im Allgemeinen geht. Alle Weissagung,  vom 1. Buch Mose bis Maleachi, ohne eine Gegenstimme, weist hin auf das Kommen des Messias als dem Beginn eines Zeitalters von nicht dagewesenem Segen für alle Nationen, das andauern soll, solange Sonne und Mond bestehen. Jakob sah im Geist das Kommen des Shiloh, des Friedefürsten, voraus, auf den die Völker warten. Salomo schreibt im 72. Psalm einen strahlenden Lobgesang auf den Messias und seine Herrschaft: „Zu seinen Zeiten wird blühen der Gerechte und großer Friede, bis dass der Mond nimmer sei. Er wird herrschen von einem Meer bis ans andere und von dem Wasser bis zur Welt Ende. Vor ihm werden sich neigen die in der Wüste; und seine Feinde werden Staub lecken.“ [V. 8-9.] Der Prophet Jesaja spricht in vielen Kapiteln über das Kommen des Messias als von einer gesegneten Zeit, auf die gewartet wird, wenn Gott kommen wird, die Menschen zu retten, die Augen der Blinden zu öffnen, die Wüste in fruchtbaren Boden zu verwandeln. Solche Schriftstellen könnten leicht hundertfach gefunden werden, in denen von dem gesamten Zeitalter des Messias gesprochen wird als von einer Zeit eines zu erwartenden Segens.

    Als Jesus sein öffentliches Amt antritt, erklärt er: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium.“ [Mark. 1,15.] Die eine gesegnete Zeit, von der alle Propheten gesprochen haben, war nun erfüllt, als Jesus, der Messias, gekommen war und seine Herrschaft begann. Seinen Jüngern sagte Jesus, damit sie nicht vergaßen zu beachten, welche besondere Zeit jetzt begonnen hatte: „Selig sind die Augen, die da sehen, was ihr seht. Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben’s nicht gesehen; und hören, was ihr hört, und haben’s nicht gehört.“ [Luk. 10,23-24.] Die Bibel selbst hebt dieses erste Kommen Christi auf Erden hervor als den Beginn des lang ersehnten Zeitalters des Segens, das unbestimmt weitergehen soll, soweit wir davon wissen; denn „es gebührt euch nicht, zu wissen Zeit und Stunde, welche der Vater seiner Macht vorgehalten hat“. [Apg. 1,7.] Und dieses Zeitalter hält länger an als durch die Bemerkung von eintausend Jahren angedeutet wird, in dem Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden soll unter allen Völkern [Luk. 24,47], wie Christus sagt: „Es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker; und dann wird das Ende kommen.“ [Matth. 24,14.]

    So viel ist sicher: Wenn wir dieses Zeitalter, das Johannes die tausend Jahre nennt, mit dem ersten Kommen Christi beginnen lassen, sind wir in voller Übereinstimmung mit der gesamten Bibel, während die Bestimmung irgendeine anderen Periode völlig willkürlich, unwirklich oder selbst gegen die gesamte Schrift ist.

 

2. Das Reich während der tausend Jahre

    Wie wird die Beschaffenheit des Reiches sein während dieses Zeitalters von eintausend Jahren? Gibt es irgendeinen hervorgehobenen Unterschied zwischen den Zuständen, die während der tausend Jahre herrschen sollen und den Zuständen, die das messianische Zeitalter im Allgemeinen bestimmen? Die hervorstechenden Kennzeichen der tausend Jahre sind nach Offenb. 20: 1) das Binden Satans; 2) das Gericht, das den Heiligen gegeben ist; 3) die Herrschaft Christi und seiner Heiligen; 4) die erste Auferstehung. Lasst diejenigen, die unbedingt auf einer buchstäblichen Auslegung dieser Dinge bestehen, die Schwierigkeiten lösen, denen sie ins Auge sehen müssen. Wir werden die Sache im von Gott gegebenen Licht der Bibel betrachten.

 

Das Binden Satans

    Ist das Binden Satans, von dem in diesem Kapitel gesprochen wird, etwas Besonderes für einen Zeitabschnitt von nur eintausend Jahren, oder ist es nicht eines der besonderen Kennzeichen der messianischen Zeit im Allgemeinen? Die allererste Verheißung eines Messias erwähnt genau diese Sache, dass der Same der Frau der Schlange den Kopf zertreten soll [1. Mose 3,15]. Ps. 91,13: „Auf den Löwen und Ottern wirst du gehen und treten auf den jungen Löwen und Drachen.“ Jes. 61 sagt vom Messias, dass er den Gefangenen die die Freiheit und den Gebundenen die Öffnung des Gefängnisses predigen wird. Und obwohl der Gefängniswärter in vielen Worten nicht erwähnt wird, so können seine Gefangenen doch nicht befreit werden, bevor nicht der bewaffnete Starke überwunden ist. Hos. 13,14: „Ich will sie aus der Hölle und vom Tod erretten. Tod, ich will dir ein Gift sein; Hölle, ich will dir eine Pestilenz sein!“ Es gibt keinen Zweifel darüber, wer die Gewalt des Todes und der Hölle hatte – Satan.

    Nun, was widerfuhr Satan, als Christus kam? Das Allererste, was Jesus machte nach seiner Taufe war, dass er seine Macht und Überlegenheit über den Teufel deutlich machte, dessen Versuchungen ein für allemal völlig scheiterten, als Jesus sprach: „Hebe dich weg von mir, Satan!“ [Matth. 4,10.] In Luk. 13,32 sagt Jesus: „Siehe, ich treibe Teufel aus und mache gesund heute und morgen und am dritten Tag werde ich ein Ende nehmen.“ Mark. 1,34: „Er trieb viele Teufel aus.“ In Joh. 16 sagt Jesus: „Der Fürst dieser Welt ist gerichtet.“ [V. 11.] 1. Joh. 3,8: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ In Kol. 2,15 schreibt Paulus: „Er hat ausgezogen die Fürstentümer und Gewalten und hat sie Schau getragen öffentlich und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst.“ In Joh. 12,31 sagt Jesus: „Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden.“ Matth. 10,1: „Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unsauberen Geister, dass sie diese austrieben.“ Und nachdem er den Teufel überwunden hat, gewährt er denen allmächtigen Schutz, die an ihn glauben, damit sie nicht vom Teufel verführt und überwunden werden. In Luk. 22,31[f.] sagt Jesus: „Simon, Simon, siehe, der Satanas hat euer begehrt, dass er euch möchte sichten wie den Weizen! Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Joh. 17,15: „Ich bitte nicht, dass du sie von der Welt nehmest, sondern dass du sie bewahrt vor dem Übel.“ Hebr. 2,14 [f.]: „… auf dass er durch den Tod die macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist, dem Teufel, und erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten.“ Und V. 18: „Denn darinnen er gelitten hat und versucht ist, kann er helfen denen, die versucht werden.“ Offenb. 3,9-10: „Siehe, ich werde geben aus des Satanas Schule, die da sagen, sind Juden,  und sind’s nicht, sondern lügen. Siehe, ich will sie machen, dass sie  kommen sollen und anbeten zu deinen Füßen und erkennen, dass ich dich  geliebt habe. Dieweil du hast behalten das Wort meiner Geduld, will ich auch dich  behalten vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen  Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden.“ Die allmächtige Kraft Christi hindert Satan daran, diejenigen zu verführen, die Sein Wort halten.

    Nun fragen wir: Was hat dieses 20. Kapitel mit dem Binden Satans (und seinem Werfen in die bodenlose Tiefe, damit er die Völker nicht verführe) Größeres und mehr zu dem, was allgemein ist für das messianische Zeitalter, mit Christi Sieg über den Teufel und dem allmächtigen Schutz, den er seinen Heiligen gewährt? Bietet uns dieses Kapitel mehr in diesem Punkt als es andere Schriftstellen machen? Für gut zweitausend Jahre wurde nun die Gemeinde Jesu Christi ermahnt, dem Vater zu danken, „welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes“ [Kol. 1,13], und dieser Ermahnung ist keine zeitliche Begrenzung gesetzt. Warum soll dann diese gnadenvolle Erlösung ungerechtfertigter Weise auf nur eintausend Jahre beschränkt werden? Das wäre ein schwacher Trost für diejenigen, die dann im Zweifel wären, ob sie gerade in diesem Zeitalter lebten.

 

Stühle des Gerichts

    Als ein besonderes Kennzeichen der tausend Jahre „sah“ St. Johannes „Stühle, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben das Gericht“. [Offenb. 20,4.] Was ist das für ein Gericht, das hier erwähnt wird? Von einem zweifachen Gericht wird klar in diesem Kapitel gesprochen. V. 4 berichtet uns von dem Gericht, das der Kirche gegeben ist, den Märtyrern Jesu und denen, die nicht das Zeichen des Tieres empfangen haben, und V. 12 spricht von dem Gericht, das am Tag der Auferstehung abgehalten wird, wenn das Buch geöffnet werden wird und die Toten gerichtet werden nach ihren Werken. Die beiden sind nicht identisch. Bei dem ersten geht es nur um das Gericht, das den Heiligen während der tausend Jahre gegeben ist.

    Was heißt das? Was ist Gericht anderes als die feierliche Deklaration dessen, was richtig und was falsch ist? Und Gottes Volk hat die heilige Pflicht, zu allen Zeiten Zeugnis für die Wahrheit abzulegen und den Irrtum und die Werke der Finsternis zu strafen. Im 122. Psalm sagt David: „Ich freue mich des, das mir geredet ist, dass wir werden ins Haus des HERRN gehen. … Denn daselbst sitzen die Stühle zum Gericht, die Stühle des Hauses David.“ [V. 1.5.] Das gleiche trifft zu mit Blick auf das Jerusalem der christlichen Kirche. Wo immer das Reich Christi durch die Predigt des Evangeliums aufgerichtet wird, da werden Stühle des Gerichts gesetzt, eine von Gott gegebene Vollmacht festzustellen, was wahr ist und was nicht, was richtig ist und was nicht. Das Recht des Gerichts hinsichtlich falscher Lehrer ist allen Christen gegeben, dass sie es in ihrer Zeit ausüben. Matth. 7 sagt Jesus: „Seht euch vor vor den falschen Propheten. … An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ [V. 15.16.] 1. Joh. 4,1: „Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeglichen Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt.“ Ihnen ist das Recht des Gerichts gegeben im auf alle Werke des Bösen. Matth. 18,17 sagt Jesus über den unbußfertigen Sünder: „Hört er die Gemeinde nicht, so halte ihn als einen Heiden und Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.“ Das ist gewiss Gericht, das den Heiligen gegeben ist, so wie auch in Joh. 20,23: „Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Welch strenges Gericht wurde doch durch Stephanus ausgesprochen über die unbußfertigen Juden in Jerusalem: „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr!“ [Apg. 7,51.] In 1. Kor. 14.25 sagt Paulus über die Gemeinde in ihrer Versammlung: „So sie aber alle weissagten und es käme dann ein Ungläubiger oder Ungelehrter hinein, der würde von denselben allen gestraft und von allen gerichtet.“ Durch das einstimmige Zeugnis der Kirche würde der Ungläubige feststellen, dass er als in seinem Unglauben gerichtet dasteht. 1. Kor. 5,11[-13] schreibt Paulus: „So jemand, der sich lässt einen Bruder nennen, und ist ein Hurer oder ein Geiziger oder ein Abgöttischer oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber, mit demselben sollt ihr auch nicht essen. Denn was gehen mich die draußen an, dass ich sie sollte richten? Richtet ihr nicht, die da drinnen sind? Gott aber wird, die draußen sind, richten. Tut von euch selbst hinaus, wer da böse ist!“ Eph. 5,11: „Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, straft sie aber vielmehr.“ Was ist all das anderes als die Vollmacht und Autorität, die der HERR seiner Kirche gegeben hat, das Wort zu gebrauchen und anzuwenden, die Wahrheit zu verkünden und den Irrtum und die Sünde zu strafen; und wo das getan wird, da sind die Stühle des Gerichts gesetzt. Solches Gericht ist nicht beschränkt auf die Zeit von eintausend Kalenderjahren, sondern ist der Gemeinde gegeben, dass sie es ausüben soll die gesamte Zeit bis zum Jüngsten Gericht, wenn Gott die Geheimnisse des menschlichen Herzens durch Jesus Christus richten wird.

 

Die Herrschaft Christi und seiner Heiligen

    „Diese lebten und regierten mit Christus tausend Jahre.“ Eine etwas lästige Frage bricht hier auf. Wenn die Herrschaft Christi und seiner Heiligen mit den eintausend Jahren beginnt und während dieser Jahre andauert, und wenn diese tausend Jahre noch nicht begonnen haben, was haben Christus und sein Volk seither und bis zur heutigen Zeit gemacht? Christi Herrschaft begann gewiss mit seiner Himmelfahrt, als der Vater ihn hat „gesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser, sondern auch in der zukünftigen Welt. Und er hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllt“ [Eph. 1,20-23]. Christus regiert in der Kirche und die Kirche regiert mit ihm, jedoch nicht in Herrlichkeit, aber sie herrschen und regieren und triumphieren dennoch. Mark. 16,20: „Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten. Und der HERR wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen.“ Ein neues Reich mit einer vollkommen neuen Regierungsweise wurde in der Welt errichtet, jedoch nicht von politischer, sondern von geistlicher Art. Die besonderen Privilegien, die in diesem Reich genossen werden, sind „Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist“ [Röm. 14,17]; und die neuen Regeln und Ordnungen, die zu beachten sind, sind: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium. Verkündige die Gnade dessen, der dich berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; und wandelt in der Liebe, gleichwie Christus uns geliebt hat.“ [Mark. 1,15; 1. Petr. 2,9; Eph. 5,2.] Gewiss, Christus regiert, wie Paulus sagt 1. Kor. 15,25: „Er muss aber herrschen, bis dass er alle seine Feinde unter seine Füße lege.“ Und seine Heiligen regieren mit ihm, Offenb. 5,10: „Und hast uns unserem Gott zum Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erden.“ Und wenn sie regieren, so erobern sie und triumphieren über ihre Feinde und jedes Übel. 2. Kor. 2,14: „Aber Gott sei gedankt, der uns allezeit Sieg gibt in Christus und offenbart den Geruch seiner Erkenntnis durch uns an allen Orten.“ 2. Kor. 10,4[.5]: „Denn die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören die Befestigungen, damit wir zerstören die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi.“ 1. Joh. 5,4: „Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Aus all diesen Bibelstellen ist es offensichtlich, dass Christus jetzt herrscht und regiert und erobert und dass die Kirche herrscht und regiert und erobert mit ihm.

    Wir fragen uns, mit welcher Autorität der Apostel Johannes ungerechtfertigter Weise in einem modernen Chiliasten verwandelt wird, als ob er in seinem 20. Kapitel der Offenbarung lehre, dass vor dem Jüngsten Tag Christus sichtbar erscheinen solle auf Erden, um mit seinen Heiligen zu herrschen. Es gibt in diesem Abschnitt kein einziges Wort, das auf eine sichtbare Wiederkehr Christi hinweist; alles, was er sagt ist dies: „Diese lebten und regierten mit Christus tausend Jahre.“ Diese Worte erwähnen kein Kommen Christi vom Himmel, schon gar kein sichtbares Kommen. Diese chiliastische Idee wurde in den Text hineingetragen, und St. Johannes ist nicht ihr Urheber. Und die Behauptung der Chiliasten, dass Christus ein sichtbares Königreich in dieser Welt aufrichten werde, ist ebenso ohne jegliche Grundlage in diesem Kapitel; im Gegenteil, das ist ein Gedanke, den Christus selbst entschieden zurückgewiesen hat. Luk. 17,20[.21]: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier oder da ist es! Denn seht, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Matth. 24,23: „So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus oder da! So sollt ihr’s nicht glauben.“ Joh. 18,36: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Joh. 6,15: „Da nun Jesus merkte, dass sie kommen würden und ihn haschen, dass sie ihn zum König machten, entwich er abermals auf den Berg, er selbst allein.“ Die Erwartung eines sichtbaren herrlichen Reiches Christi in dieser Welt ist eine fleischliche Idee, die der gesamten Bibel widerspricht. Mit welchem Recht wird dem Apostel Johannes fälschlicherweise unterstellt, Christus zu widersprechen und eine sichtbare Wiederkunft und ein sichtbares Königreich zu lehren, wenn er doch kein einziges Wort darüber sagt? All das, was er wirklich sagt, ist dies: „Diese regierten mit Christus tausend Jahre.“ Und Christus regiert jetzt, und die Heiligen regieren mit ihm; und Offenb. 20 ist in vollkommener Übereinstimmung mit der gesamten Bibel.

 

Die erste Auferstehung

    Ein anderes Kennzeichen, das besonders ist für die tausend Jahre, ist die erste Auferstehung. V. 6: „Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung; über solche hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.“ In welcher Hinsicht unterscheidet sich diese erste Auferstehung von der zweiten, die gegen Ende dieses Kapitels erwähnt wird? (PS. Wir nennen dies die zweite Auferstehung, einzig im Unterschied zu der ersten Auferstehung, nicht in dem Sinn, wie es einige meinen.) Die zweite Auferstehung ist leiblicher Art, das heißt, die Körper werden auferweckt, denn es wird ausdrücklich gesagt: „Und das Meer gab die Toten, die darin waren; und der Tod und die Hölle gaben die Toten, die darin waren. Und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken.“ [V. 15.] Ist die erste Auferstehung auch eine leibliche? Es gibt dafür keinerlei Hinweis in den Text; im Gegenteil, die ihre Merkmale sind rein geistlicher Natur, wie wir später noch sehen werden. Wenn wir annehmen, dass die erste Auferstehung eine leibliche ist, dass nur eine bestimmte Anzahl von denen, die in dem HERRN starben, leiblich lebendig gemacht werden, so kommen wir in einen ernsten Konflikt mit anderen Schriftstellen, in der eine klare Sprache verwendet wird hinsichtlich einer allgemeinen Auferstehung. Joh. 5,28.[29] sagt Jesus: „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übels getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ Der HERR sagt hier klar, dass am Tag der leiblichen Auferstehung alle Toten auferstehen werden, die Gerechten und die Ungerechten. Das lässt keinen Raum für irgendeine teilweise Auferstehung der Gerechten, die dann mit Christus eintausend Jahre regieren, sondern die leibliche Auferstehung der Gerechten ist zum ewigen Leben (Dan. 12,2). Die erste Auferstehung ist nicht leiblich, weder zum Teil noch völlig, sondern geistlich. Joh. 5,25 sagt Jesus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, die werden leben.“ In diesem Kapitel unterscheidet der HERR klar zwischen der ersten und der zweiten Auferstehung. Die erste Auferstehung geschieht jetzt. „Es kommt die Stunde und ist schon jetzt.“ Diese Auferstehung ist eine beschränkte und von geistlicher Art; die Toten werden hören die Stimme des Sohnes Gottes, aber nicht alle werden lebendig werden, sondern diejenigen, die hören werden leben. Die zweite Auferstehung liegt in der Zukunft, ist leiblich und allumfassend (universal), denn „es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören und werden hervorgehen“. Während in der zweiten Auferstehung alle Toten seine Stimme hören werden und hervorgehen, so werden in der ersten Auferstehung nur die lebendig, die hören. Und was ist mit denen, die nicht hören? Diese sind „die anderen Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis dass tausend Jahre vollendet wurden“ (Offenb. 20,5). Diejenigen, die das Wort Gottes nicht während dieses Zeitalters der eintausend Jahre hören, die während des Zeitalters des Evangeliums nicht die Erlösung Gottes erlangen, verbleiben im Zustand des geistlichen Todes. Diejenigen aber, die hören, werden leben; und das ist die erste Auferstehung, von der in der ganzen Bibel gesprochen wird. Ps. 69,33: „Die Elenden sehen und freuen sich; und die Gott suchen, denen wird das Herz leben.“ Eph. 2,1: „Und auch euch, da ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden“ erstanden auf vom geistlichen Tod zum geistlichen Leben. [Eph. 2,4-6.] Kol. 2,12: „In dem, dass ihr begraben seid durch die Taufe; in welchem ihr auch seid auferstanden durch den Glauben, den Gott wirkt.“ Kol. 3,1: „Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist.“ Ist es möglich, klarere Sprache zu verwenden, um die Tatsache einer Auferstehung zu erklären, die jetzt stattfindet als ein Ergebnis der Predigt des Evangeliums, nämlich dass diejenigen, die an Christus glauben, mit Christus zu einem neuen Leben auferweckt werden [Röm. 6,4]?

    In welcher Hinsicht, wenn überhaupt, fragen wir, unterscheidet sich diese geistliche Lebendigmachung von der ersten Auferstehung, die in Offenb. 20 erwähnt wird? Was sind die Besonderheiten derer, die Teil haben an der ersten Auferstehung? 1) Sie werden selig genannt; 2) sie werden heilig genannt; 3) von ihnen wird erklärt, dass sie frei sind vom zweiten Tod; 4) Sie werden Priester Gottes und Christi sein; 5) sie werden mit ihm eintausend Jahre regieren. Es lohnt sich zu fragen, ob nicht gerade diese Dinge auch besonders sind für alle diejenigen, die mit Christus lebendig gemacht wurden zu aller Zeit.

    1. Diejenigen, die Teil haben an der ersten Auferstehung werden „selig“ (gesegnet) genannt. Wie vielfach sind die „Seligpreisungen“, die Christus über die ausruft, die ihn hören und an ihn glauben! Matth. 5,3: „Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihrer.“ Luk. 11,28: „Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.“ Matth. 16,17: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn, denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Joh. .20,29: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Welche Seligkeit bietet die erste Auferstehung an, die über die Seligkeit hinausgeht, die allgemein ist für alle wahren Gläubigen aller Zeiten? Es gibt auch nicht eine Silbe in diesem 20. Kapitel, die darauf einen Hinweis gäbe.

    2. Diejenigen, die Teil haben an der ersten Auferstehung, werden „heilig“ genannt. Aber werden nicht alle Gläubigen heilig genannt? Röm. 1,7: „Allen, die zu Rom sind, den Liebsten Gottes und berufenen Heiligen“, κλητοις αγίοις [kleetois hagiois]. Der gleiche Titel wird den Gliedern der Gemeinde in Korinth gegeben, 1. Kor. 1,2: „[Der Gemeinde Gottes zu Korinth, den Geheiligten in Christus Jesus], den berufenen Heiligen“. 1. Kor. 3,17: „Der Tempel Gottes ist heilig; der seid ihr.“ Eph. 5,27: Dass er sie sich selbst darstellte als eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern dass sie heilig sei und unsträflich.“ In 1. Petr. 2,9 werden alle Christen „ein heiliges Volk“ genannt. Hebr. 3,1: „Deshalb, ihr heiligen Brüder, die ihr berufen seid durch die himmlische Berufung.“ Kol. 3,12: „So zieht nun an, als die Auserwählten Gottes, Heiligen und Geliebten …“ Wir fragen: In welcher Hinsicht ist der ‘άγιος [hagios, Heilige] in Offenb. 20, der Teil hat an der ersten Auferstehung über den ‘άγιοι [hagioi, Heiligen] in der Gemeinde aller Zeiten? Es gibt nicht den geringsten Hinweis auf einen Unterschied.

    3. Über diejenigen, die teilhaben an der ersten Auferstehung, sagt Johannes: „Über solche hat der zweite Tod keine Macht“, und der zweite Tod ist dann die Verdammnis in der Hölle (Offenb. 20,14). Aber gibt nicht Christus diese tröstliche Gewissheit allen, die an ihn glauben, dass der ewige Tod keine Gewalt mehr über sie haben wird? Joh. 10,27[.28]: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“  Wenn sie nimmermehr umkommen sollen, sondern ewiges Leben haben, dann ist es gewiss, dass der ewige Tod keine Macht über sie hat. Joh. 11,26: „Und wer da lebt und glaubt an mich, de wird nimmermehr sterben.“ Joh. 3,36: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“ Wenn diese Worte uns einer Sache vergewissern, dann dieser, dass der Tod keine Macht über die hat, die Christi sind, sondern dass sie mit ihm für immer leben werden. Wenn nur eine bestimmte Anzahl von Märtyrern Teil haben soll an der ersten Auferstehung und der zweite Tod keine Macht an ihnen hat, welchen Trost haben dann die übrigen an Jesus Gläubigen? Ist nicht gerade das die freudige Hoffnung und die lebendige Gewissheit aller Christen: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben … noch irgendeine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm HERRN“? [Röm. 8,38-39.] Mit welchem Recht werden die Verheißungen Gottes auf nur einige Wenige aus Christi Volk beschränkt, wenn doch alle Teilhaber der gleichen Gnade sind?

    4. Von denen, die Teil der ersten Auferstehung sind, sagt  Johannes: „Sie werden Priester Gottes und Christi sein.“ Ist das nicht eines der Vorrechte aller Christen während des messianischen Zeitalters? Von den Gerechten im Reich des Messias schreibt schon Jesaja, Kap. 61,6: „Ihr aber sollt Priester des HERRN heißen.“ 1. Petr. 2,9: „Ihr seid … das königliche Priestertum.“ 1. Petr. 2,5: „Und auch ihr, als die lebendigen Steine, baut euch zum geistlichen Haus und zum heiligen Priestertum, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus.“ Offenb. 1,5[.6]: „Der uns geliebt hat und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut und hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und seinem Vater.“ Es ist völlig ohne Grund, das, was gesagt ist in diesem Vers darüber, Priester Gottes und Christi zu sein, auf eine Anzahl Märtyrer zu beschränken, die von den Toten auferweckt wurden, denn dies ist eines der Vorrechte, die allen Christen aller Zeiten in gleicher Weise zukommen. Und dass sie mit Christus eintausend Jahre regieren werden, ist ausreichend in jenem Abschnitt erklärt worden. Was Offenb. 20 im Blick auf die erste Auferstehung sagt, fügt nicht ein einziges neues Merkmal hinzu zu den Rechten, Privilegien und Segnungen, die all denen gemeinsam sind, die mit Christus durch den Glauben zu jeder Zeit auferstanden sind, und da gibt es nirgends den geringsten Raum für den millenialistischen Traum der Chiliasten.

 

3. Was geschieht, wenn die tausend Jahre beendet sind?

    Was werden die Zustände sein, die in der Welt herrschen werden, wenn die tausend Jahre beendet sind? Die Schrift ist sehr deutlich hinsichtlich dieser Frage, aber die Chiliasten sind es nicht. So viel wir über die tausend Jahre hören, so wenig hören wir über die Zeit, wenn jene tausend Jahre vorbei sind. Die Menschen, die so sehnsüchtig die Errichtung eines sichtbaren tausendjährigen Königreichs auf Erden erwarten, aus dem alle Sünde und Krieg und Weh verbannt ist, scheinen damit zufrieden, dass diese glücklichen Zustände stattfinden werden, und was danach geschieht, führt zu keinerlei ernster Betrachtung. Dass diese Welt, die dann der Ausdruck von Glückseligkeit und Herrlichkeit sein soll, wieder unglücklicherweise zurückfallen sollte in einen früheren Zustand von Sünde und Trübsal und Übel und Krieg und satanischer Verführung, drängt sich auf wie eine unangenehme Dissonanz in ihrer hinreißenden chiliastischen Symphonie von Schönem und Seligem; und anhand des Schweigens zu urteilen, das man über diese entmutigende Sache beobachtet, scheint die allgemeine Meinung zu sein, je weniger darüber gesagt wird, umso besser. Aber das wird diesem Kapitel nicht gerecht, auch nicht den anderen Schriftstellen, die von dieser Sache handeln. Menschen, die so entzückt sind über die tausend Jahre mit ihren Herrlichkeiten und Begeisterndem sind nicht wirklich, vorbereitet etwas zu hören, wenn sie einfach jenen Teil dieses 20. Kapitels beiseite lassen, der zu einer heilsamen Ernüchterung ihres Sinnes führen könnte, vor allem die niederdrückenden Zustände, die folgen werden, wenn die tausend Jahre vorbei sind. Offenb. 20 gibt gewiss keinen unklaren Klang darüber, wie diese Zustände sein werden und was Jesus hinsichtlich der Weissagung Daniels sagte: „Wer das liest, der merke darauf!“, [Matth. 24,15] gilt für die Weissagung dieses Kapitels ebenso.

 

Die kleine Zeit

    Die tausend Jahre werden gefolgt von dem, was Johannes im dritten Vers „eine kleine Zeit“ nennt, wenn Satan losgemacht wird. Die „kleine Zeit“ bezeichnet die abschließenden Tage der gegenwärtigen Haushaltung des Evangeliums, die Zeit des Endes, die Tage, die dem Jüngsten Gericht vorausgehen. Im Unterschied zu dem längeren Zeitalter von tausend Jahren wird diese Zeit als „eine kleine Zeit“ bezeichnet, die also von vergleichsweise kürzerer Dauer ist. Diese Tatsache wird auch in anderen Schriftstellen ausgesagt. Dan. 12,5-7: „Und ich, Daniel, sah, und siehe, es standen zwei andere da, einer an  diesem Ufer des Wassers, der andere an jenem Ufer. Und er sprach zu dem in leinenen Kleidern, der oben am Wasser stand: Wann  will’s denn ein Ende sein mit solchen Wundern? Und ich hörte zu dem in leinenen Kleidern, der oben am Wasser stand;  und er hob seine rechte und linke Hand auf zum Himmel und schwur bei  dem, so ewig lebt, dass es eine Zeit und etliche Zeiten und eine  halbe Zeit währen soll.“ So wird also die letzte Zeit keine vollständige sein, sondern wird zur Hälfte kurz abgeschnitten. Das ist unwzeifelhaft das, was Christus das Verkürzen der Tage nennt. Als er von der späteren Zeit spricht (Matth. 24,22), sagt er: „Und so diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.“

    Die „kleine Zeit“ wird von Johannes als eine solche beschrieben, in der Satan aus seinem Gefängnis los sein wird, wenn er umhergehen wird, um die Völker zu verführen, die an den vier Enden der Erde sind, wenn eine große Schlacht stattfinden wird, wobei die Krieger so zahlreich sein werden wie der Sand am Meer. Es ist wichtig, dass Christen die Merkmale dieser „kleinen Zeit“ kennen und in der Lage sind, die Zeichen der Zeit zu beurteilen.

    1. Satan wird aus seinem Gefängnis los gemacht. Die Beschränkungen, die ihm während der tausend Jahre auferlegt worden waren, werden wieder weggenommen, und ihm wird größere Gewalt zugestanden als ihm erlaubt war zu gebrauchen seit dem Tag, an dem er gefesselt wurde. Offenb. 12,12: „Wehe denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer; denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.“ Und die Macht seines Zorns wird verwendet werden zur Zerstörung der Seelen und Körper und Besitztümer der Menschen.

    2. Er wird umhergehen, um die Völker zu verführen, die an den vier Enden der Erde wohnen, Gog und Magog. Verführung war schon immer eines der begehrten Machenschaften Satans, wobei er Menschen in Zerstörung und Verdammnis locken wird; und während der „kleinen Zeit“, wenn er los sein wird, wird solche Verführung allgemeiner und von größerer Intensität sein. Es gibt hier keinen Hinweis, dass er irgendetwas grundsätzlich Neues unternehmen wird, oder dass er die erprobten Methoden der Verführung verlassen würde, die er zuvor ausübte mittels falscher Propheten und gottloser Menschen. Alles, was Johannes aussagt, ist dies, dass Satan losgemacht sein wird, um auszugehen, die Völker zu verführen. Damit ist die gefährliche Zeit da, die von Christus und seinen Aposteln für dann vorhergesagt wurde, wenn das Ende naht. Als er von der letzten Zeit spricht, sagt Jesus (Matth. 24,24[.25]): „Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, dass verführt werden in den Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten. Siehe, ich hab’s euch zuvor gesagt!“ 1. Tim. 4,1-3: „Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten werden etliche von dem Glauben abtreten und anhangen den verführerischen Geistern und  Lehren der Teufel durch die, so in Gleisnerei Lügenredner sind und ein Brandmal in ihrem Gewissen haben und verbieten, ehelich zu werden und zu meiden die Speisen, die Gott  geschaffen hat, zu nehmen mit Danksagung, den Gläubigen und denen, die  die Wahrheit erkennen.“ 2. Tim. 3,1-5: „Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen. Denn es werden Menschen sein, die von sich selbst halten, geizig, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich, störrig, unversöhnlich, Schänder, unkeusch, wild, ungütig, Verräter, Frevler, aufgeblasen, die mehr lieben Wollust als Gott, die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft  verleugnen sie.“ 2. Petr. 3,3-4: „Und wisst das aufs erste, dass in den letzten Tagen kommen werden Spötter,  die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Zukunft? Denn nachdem die Väter  entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Kreatur gewesen  ist.“ In solchen und ähnlichen Worten beschreibt die Schrift die letzte Zeit, und jegliche Erwartung besserer Zustände ist schreckliche Torheit.

    Unter denen, um deretwillen Satan ausgeht, um sie zu verführen, erwähnt Johannes mit Namen Gog und Magog. Viel ist darüber geschrieben worden, welche Völker mit Gog und Magog gemeint seien, und es würde nicht weiterführen, all die verschiedenen Erklärungen zu wiederholen, die gegeben wurden. Wir können nicht sicher über die Information hinausgehen, die wir in anderen Teilen der Schrift finden: 1. Mose 10,2 und 1. Chr. 1,5 (Magog war eine der Söhne Japhets), 1. Chr. 5,4 (Gog war ein Sohn Joels, aber nicht des Propheten gleichen Namens), und der Prophet Hesekiel in den Kapitels 38 und 39 in seinem Buch. Hes. 38,2-5: „Du Menschenkind, wende dich gegen Gog, der im Lande Magog ist und der  oberste Fürst ist in Mesech und Thubal, und weissage von ihm und sprich: So spricht der HERR HERR: Siehe, ich will an dich, Gog, der  du der oberste Fürst bist aus den Herren in Mesech und Thubal. Siehe, ich will dich herumlenken und will dir einen Zaum ins Maul legen  und will dich herausführen mit all deinem Heer, Ross und Mann, die alle  wohlgekleidet sind, und ist ihrer ein großer Haufen, die alle Tartschen  und Schild und Schwert führen. Du führst mit dir Perser, Mohren und Libyer, die alle Schild und Helme  führen.“ Hes. 39,1-3: „Und du, Menschenkind, weissage gegen Gog und sprich: So spricht der  HERR HERR: Siehe, ich will an dich, Gog, der du der oberste Fürst bist  in Mesech und Thubal. Siehe, ich will dich herumlenken und locken und aus den Enden von  Mitternacht bringen und auf die Berge Israels kommen lassen. Und will dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen und deine Pfeile  aus deiner rechten Hand werfen.“ Und V. 6: „Und ich will Feuer werfen über Magog und über die, so in den Inseln sicher  wohnen; und sollen’s erfahren, dass ich der HERR bin.“ Gog und Magog sind nicht, so will es scheinen, so sehr die Häupter bestimmter historischer Völker, wie der Babylonier, Ägypter oder Mazdeonier, sondern vielmehr die Repräsentanten von feindlichen Kräften, die Satan zur Schlacht führen wird, deren Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie treten auf die Breite der Erde und umringen das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fällt Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrt sie. [Offenb. 20,9.] Und nun kommt das Ende der „kleinen Zeit“ und das Ende aller Dinge, was Johannes in den Schlussversen dieses Kapitels beschreibt.

    Einige kurze rechtzeitige Bemerkungen seien hier in Ordnung. Es kann nicht jeder, der einige Dinge in der Bibel gelesen und sich eine Meinung gebildet hat, aufstehen und eine feste Weissagung aufstellen über das hinaus oder gar im Gegensatz zu dem, was in der Bibel gegeben ist. Wir haben davon schon zu viel gehabt, zur vollen Zufriedenheit der Spötter und Ungläubigen. Es ist jedoch die Pflicht der Kirche und eines jeden Christen, die Zeichen der Zeit und die Zeiten zu betrachten und mit einem gesunden und nüchternen christlichen Sinn die Tatsachen zu beurteilen, wie sie sich unserem Blick zeigen. Und was sind die Tatsachen? Laster und Verbrechen sind unverhältnismäßig im Wachsen und Gewalt und militanter Atheismus wuchern in vielen Teilen der Erde. In der Kirche wächst die Gleichgültigkeit gegenüber Christi Befehl „zu halten alles“, was in der Bibel gelehrt ist, wie es durch Kirchenblätter und selbst durch weltliche Zeitschriften herausgestellt wurde. Wenn wir betrachten, was die Bibel sagt im Hinblick auf die letzten Zeiten und wie Johannes in diesem Kapitel die „kleine Zeit“ beschreibt als eine, in welcher der Satan gelöst sein muss, um auszugehen, die Völker zu verführen und sie zur Schlacht zu versammeln, so ist es für Christenmenschen gewiss in Ordnung zu fragen, auf welche Stunde die Zeiger an der Weltuhr zeigen.

 

Das Ende

    Die Verse 10-15 dieses Kapitels sind einfach eine Beschreibung des Endes aller Dinge. In V. 10 sieht Johannes, wie der Teufel in den Pfuhl von Feuer und Schwefel geworfen wird, wo das Tier und der falsche Prophet für immer gequält werden Tag und Nacht. In V. 11 sah er einen großen weißen Thron und Ihn, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde und der Himmel fliehen; und es wurde kein Platz für sie gefunden. Er sieht, wie Himmel und Erde vergehen, völlig verschwinden, was im nächsten Kapitel wiederholt wird: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel  und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr.“ [21,1.] „Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, stehen vor Gott. Und die  Bücher wurden aufgetan; und ein anderes Buch wurde aufgetan, welches ist  des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach der Schrift in den  Büchern, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten, die darinnen waren; und der Tod und die Hölle gaben die Toten, die darinnen waren. Und sie wurden gerichtet, ein  jeglicher nach seinen Werken. Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der zweite Tod. Und so jemand nicht wurde gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der wurde geworfen in den feurigen Pfuhl.“ Das ist das Ende von Satans Reich.

    Und was dann der Zustand des Reiches Christi sein wird, das wird in den gewaltigen Worten des folgenden Kapitels gesagt, die graphische Beschreibung der heiligen Stadt geben, des Neuen Jerusalem, das vom Himmel von Gott herniederfährt und die Herrlichkeit Gottes hat. Das wird dann das Reich Gottes in seinem verherrlichten Zustand sein, von dem Sünde und Leid und Krieg und Not und Pein und Tod einmal für immer verbannt sein werden, und Frieden und Freude und Segen für immer regieren werden. Die Erwartung jedoch eines sogenannten tausendjährigen Reiches, mit der Beschränkung der himmlischen Herrlichkeit vor dem Jüngsten Tag, ist gänzlich ohne Grundlage in der Bibel, und alle, die geduldig oder ungeduldig so etwas erwarten, , warten vergeblich darauf. Was die gesamte christliche Kirche in dieser gegenwärtigen Welt erwartet, sind böse Tage und gefährliche Zeiten, wobei Übel und Gefahr wachsen werden, je näher das Ende rückt. Aber über das hinaus sehen wir auf die Wiederherstellung aller Dinge, „wir warten eines neuen Himmel und einer neuen Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt“ [2. Petr. 3,13]; und diese Erwartung ist gegründet auf den unverrückbaren Felsen unserer Erlösung, den HERRN Jesus Christus. Lass kein Christenherz ihn verpassen aufgrund der bösen Zustände, die in der Bibel vorhergesagt sind; denn wir haben die unfehlbare Verheißung des HERRN: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende“ [Matth. 28,20], und die Verheißung, dass die Pforten der Hölle seine Gemeinde nicht überwinden können [Matth. 16,18]. Wir müssen nicht hoffnungslos sein, sondern haben Überfluss an Hoffnung, nur dass unsere Hoffnung nicht auf Herrlichkeiten in dieser gegenwärtigen Welt gerichtet sein darf, sondern auf die Herrlichkeit der zukünftigen Welt.

    Offenbarung 20 ist also, wie wir festhalten, ein kurzer Überblick über die Geschichte der christlichen Kirche, mit ihren Vorrechten und Gefahren, vom ersten Kommen Christi an bis zu seinem zweiten Kommen, das es einschließt. Und das zweite Kommen Christi geschieht nicht zu dem Zweck, ein zeitliches Reich zu errichten, das nicht länger als eintausend Kalenderjahre andauert und auf das dann wer weiß was folgt. Christi zweites Kommen wird zum Gericht über die Welt sein und zur endgültigen Verherrlichung seines Reiches, das kein Ende haben wird.

    “Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche:  Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser  des Lebens umsonst. … Es spricht, der solches zeugt: Ja, ich komme bald. Amen. Ja komm, HERR  Jesu!” [Offenb. 22,17.20.]