II. Die Bücher des Alten Testamentes
I. Die geschichtlichen
Büchern
II. Die Bücher des Neuen Testamentes
1. Das Evangelium nach Matthäus
4. Das Evangelium nach Johannes
5. Die Apostelgeschichte des Lukas oder Die Taten der Apostel
6. Der Brief des Paulus an die Römer
7. Der erste Brief des Paulus an die Korinther
8. Der zweite Brief des Paulus an die Korinther
9. Der Brief des Paulus an die Galater
10. Der Brief des Paulus an die Epheser
11. Der Brief an die Philipper
13. Der erste Brief an die Thessalonicher
14. Der zweite Brief an die Thessalonicher
15. Der erste Brief an Timotheus
16. Der zweite Brief an Timotheus
Die allgemeinen oder katholischen Briefe
19. Der erste Brief des Petrus
20. Der zweite Brief des Petrus
21. Der erste Brief des Johannes
22. und 23. Der zweite und der dritte Johannesbrief
27. Die Offenbarung Jesu Christi an Johannes
Exkurs I über das sogenannte „Tausendjährige Reich“
Exkurs II über die Frage der Juden in der letzten Zeit
Maße und Gewichte in der Bibel
3. Hohlmaße für Flüssigkeiten im Alten Testament
4. Hohlmaße für feste Dinge im Alten Testament
5. Hohlmaße im Neuen Testament
7. Geld und Münzen im Alten Testament
8. Geld und Münzen im Neuen Testament
Worum geht es in der Bibel? Die Bibel ist das
geistgehauchte Wort des lebendigen Gottes, seine Offenbarung an uns Menschen im
Rahmen der (Heils-)Geschichte: Gott redet mir dir. Es geht dabei um die
Beziehung Gottes zu dem von ihm erschaffenen aber dann von ihm abgefallenen
Menschengeschlecht, seine Treue zu diesen seinen Geschöpfen, seinem daraus
resultierenden Ringen um uns Menschen in Gesetz und Evangelium und schließlich seine
von Ewigkeit her beschlossene Errettungs- oder Erlösungstat durch den Sohn,
Jesus Christus.
Warum also sollen wir die
Bibel lesen?
Wir sollen sie lesen, weil sie Gottes Wort, Gottes Liebesbrief an uns ist, weil
wir darinnen das ewige Leben haben, Johannesevangelium 5,39, weil das Wort
Gottes uns unsere Sünde aufdeckt und uns durch das Evangelium den Glauben
entzündet, stärkt und bewahrt, 2. Timotheusbrief 3,14-17.
Wie teilen wir die Bibel
ein? Die
Bibel wird unterteilt in das Alte Testament und das Neue Testament.
Was umfasst das Alte
Testament?
Das Alte Testament umfasst Gottes Offenbarung an uns Menschen vor der Geburt
Jesu Christi und weist daher in Verheißung auf den damals noch künftigen
Messias, Heiland hin. Es enthält dabei Gesetz und Evangelium, wenn auch das
Gesetz prägend war in Israel als Zuchtmeister auf Christus, Galaterbrief 3,24.
Es enthält nach unserer heutigen Einteilung 39 Bücher, die in einem Zeitraum
von etwa 1100 Jahren entstanden sind.
Was ist beim Verständnis des
Alten Testamentes auch wichtig zu wissen? Im Blick auf das literarische Element ist es
gut zu wissen, dass im Aufbau der alttestamentlichen Bücher im Einzelnen wie
auch des Alten Testamentes im Ganzen sich immer wieder eine Symmetrie
feststellen lässt und dass die Wiederholungen einen wichtigen und bedeutenden
Teil sowohl der Einteilung, als auch der Einprägung und des Aufgreifens im
Zusammenhang sind. Schon allein daraus wird deutlich, wie unwissenschaftlich,
wie unliterarisch und absurd all die bibelkritischen Theorien zum Alten
Testament sind, die von Quellen, Fragmenten ausgehen und die einzelnen Bücher
zerreißen wollen.
Wie wird das Alte Testament
eingeteilt?
Die Einteilung der hebräischen Bibel, wie sie auch unser Herr Jesus benutzt
hat, siehe Matthäusevangelium 23,35, sieht so aus:
1. Die Thorah oder der
Pentateuch
Die fünf Bücher Moses
2. Die Propheten
a) Die früheren oder
vorderen Propheten (prophetische Geschichtsbücher)
Josua
Richter
Zwei Bücher Samuel
Zwei Bücher der Könige
b) Die späteren oder
hinteren Propheten (prophetische Weissagungsbücher)
ba. Die großen Propheten:
Jesaja
Jeremia
Hesekiel
bb. Die kleinen
Propheten:
Hosea
Joel
Amos
Obadja
Jona
Micha
Nahum
Habakuk
Zephanja
Haggai
Sacharja
Maleachi
3. Die Ketubim oder
Hagiographen
Psalmen
Sprüche Salomos
Hiob
Hohelied Salomos
Ruth
Klagelieder Jeremias
Prediger Salomos
Esther
Daniel
Esra
Nehemia
Zwei Bücher der Chronik.
Die Reihenfolge der Bücher
ist durchaus immer wieder unterschiedlich in den Überlieferungen.
Was ist der Pentateuch? Der Pentateuch oder die
Thorah, das sind die fünf Bücher, die Mose, der Mann Gottes, unter Eingebung
des Heiligen Geistes geschrieben hat, die als das Gesetz den Ausgangspunkt
des Alten Testamentes bilden.
Was bildet den Inhalt der
Thorah oder des Pentateuch? Im 1. Buch Mose 1-11 haben wir die ganze Lehre Gottes in kurzer
Zusammenfassung; die fünf Bücher zeigen uns in Gesetz und Evangelium Gottes Weg
mit Israel, nämlich wie er aus diesem Volk sein Volk gemacht hat; vor allem
aber beschreiben sie uns den Willen Gottes, eben sein Gesetz, siehe auch 5.
Buch Mose 31,26; Nehemia 8,2.7; Lukasevangelium 24,44.
Wer hat denn diese fünf
Bücher geschrieben? Der Schreiber dieser fünf Bücher ist eindeutig Mose, wie es sowohl im
Alten wie im Neuen Testament vielfach bezeugt ist, sei es durch direkte
Anführung Moses als Schreiber, sei es durch Zitierung von oder Bezugnahme auf
Stellen, was anzeigt, dass sie schon vorhanden waren: Josua 1,7.8; 8,31-35;
23,6; 24,26; Richter 1,2; 1. Samuel 1-4; 21,4.5; 1. Könige 2,3; 6,12; 8; 9,4;
11,33.34; 2. Könige 10,31; 11,12; 14,6; 18,6.12; 21,8; 22,8-13; 23,2.3.21-25;
2. Chronik 25,4; 34,1-24.30.31; 35,12; Esra 3,2.3; 6,18; 7,6.25; Nehemia 8; 13,1;
Psalm 1,2; 19,8-12; 40,8.9; 99,6; 103,7; 119; Joel 2,13; Amos 2,4; Hosea 11,12;
Jesaja 1,2-4; 30,9; Daniel 9,11.13; Maleachi 4,4.
Matthäus 8,4; 19,7-8; Markus
12,26; Lukas 2,22; Johannes 5,45; 7,19.22; Römer 10,5.19; 2.
Dabei bilden die Bücher 1.,
3. und 5. Buch Mose von vornherein eine Einheit für sich, wodurch auch die
beiden anderen geformt werden.
Wie steht es denn mit den
angeführten unterschiedlichen Gottesnamen und den stilistischen
Verschiedenheiten? Es ist völlig richtig, dass schon bei Mose Gott mit unterschiedlichen
Namen bezeichnet wird, als bedeutendster Unterschied werden Elohim und Jahweh
genannt. Hier aber muss man die Bedeutung dieser Bezeichnungen in ihrem
Zusammenhang erkennen: Elohim weist hin auf Gott als den Schöpfer, Jahweh auf
Gott als den, der uns ssein Gesetz gibt und das Heil bringt. Wenn wir das
beachten, so erkennen wir, wie notwendig und wichtig diese Unterscheidung für
den Sinn ist. Was nun die stilistischen Unterschiede angeht, so sind sie
selbstverständlich, da es verschiedene Sprachgattungen in solch einem
umfangreichen Werk gibt, so dass selbst bei weltlichen, von Menschen
erschaffenen Büchern gute Dichter unterschiedliche Stilformen verwenden, je
nachdem, was sie ausdrücken wollen.
Worum geht es im 1. Buch
Mose? Das
erste Buch Mose (Bereschit oder Genesis oder die Vorgeschichte Israels)
berichtet uns vom „Anfang“, nämlich von der Erschaffung Himmels und der Erden,
Kapitel 1 und 2, von der Erschaffung insbesondere des Menschen (Adam) aus Erde
(adama) und der ursprünglichen Gemeinschaft unserer Ureltern mit Gott im
Paradies. Dann aber wird die zentrale Tragödie des Menschengeschlechts
berichtet, der Sündenfall, durch den unsere Ureltern Gott ungehorsam wurden und
daher das Paradies verlassen mussten, Kapitel 3.
An die Schöpfungsgeschichte
schließen sich 1. Buch Mose 2,4 zehn „Fortpflanzungen“ oder
„Weiterentwicklungen“ (Toledot) an, zehn Abschnitte, die vor allem von einem
geprägt sind: von Gottes Sorge um das Heil der Menschen. Dabei wird bei
jedem neu beginnenden Abschnitt auf das zuvor Berichtete zurückgegriffen als
Ausgangspunkt für das Folgende.
Die Abschnitte sind:
A. Die Urgeschichte =
Urgeschichte der Menschheit: B. Die Erzvätergeschichte = Urgeschichte des Gottesvolkes:
I. Himmel und Erde (2,4-4,26) VI. Tharah (11,27-25,11)
II. Adam (5,1-6.8) VII. Ismael
(25,12-18)
III.
Noah (6,9-9,29) VIII.
Isaak (25,9-35,29)
IV.
Noahs Söhne (10,1-11,9) IX. Esau (36,1-37,1)
V. Sem
(11,10-26) X. Jakob (37,2-50,26)
Zentral in all diesen Entwicklungsabschnitten
aber ist das eine: die immer wiederkehrende Verheißung von dem künftigen
Heiland, angefangenen mit dem ersten oder Protevangelium 3,15 über 12,3
oder 20,18, als des Segens für alle Völker.
In diesem Buch geht es in diesem Zusammenhang darum, wie Gott
aus der Menschheit, und zwar aus der Segenslinie Adams und Evas über Seth und
Enosch und weiter über Noah und Sem sich ein Geschlecht, dasjenige Abrahams,
und von diesem die Nachkommen Isaaks, erwählt hat und sie wachsen lässt bis zur
Ansiedlung in Ägypten.
Messianische Weissagungen im
1. Buch Mose: 3,15 (Same der Frau); 12,3 (Segen für alle Geschlechter); 22,18; 26,4;
28,14 (Segen für alle Völker); 49,10-12 (Shiloh, der Friedefürst).
Typoi auf Christus: Arche,
Kapitel 6-8 als Vorbild der Erlösung; Melchisedek, 14,18; Isaaks Opferung,
Kapitel 22; Josephs Verkauf, Kapitel 37; Juda als der Stellvertreter, 44,32-34
Worum geht es im 2. Buch
Mose? Das
zweite Buch Mose (Exodus oder die Erlösung Israels) beschreibt uns, wie aus den
Nachkommen Jakobs, als dem Volk Israel, das Volk Gottes wird als das Volk des
Gesetzes, beschreibt somit die Aufrichtung der Theokratie (Gottesherrschaft) in
diesem Volk und die Gabe des Gesetzes, sowohl des Moralgesetzes (das als
natürliches Gesetz auch für uns noch gilt) wie auch der Zeremonial- und
Polizei- oder Sozialgesetze (die nur Israel im Alten Bund galten und mit
Christus zum Ziel, zur Erfüllung gekommen sind, siehe Jeremia 31,33;
Hebräerbrief 8,13; 10,18.1; 1. Buch Mose 49,10).
Das Buch lässt sich so einteilen:
I. Der Auszug aus Ägypten:
1) Die Unterdrückung (1,1-6,27); 2) Der Auszug (6,28-13,16)
II. Der Wüstenzug zum Sinai,
13,17-18,27
III. Die Bundesschließung am
Sinai: 1) Die Vorbereitungen, Kapitel 19; 2) Die zehn Gebote, Kapitel 20; 3)
Die Rechte Israels, 21-23; 4) Die Bundesschließung, 24,1-11
IV. Die Wohnungnahme des
Herrn in Israel: 1) Anweisungen zum Bau der Stiftshütte und des
Priesterdienstes, 24,12-31,18; 2) Bundesbruch und Bundeserneuerung, 32-35,3; 3)
Erbauung der Stiftshütte, der Wohnung Gottes unter seinem Volk, 35-39; 4)
Aufrichtung und Einweihung der Stiftshütte, Kapitel 40.
In vielen Ereignissen und
Gesetzen des Gottesdienstes haben wir zugleich Vorbilder (Typoi oder Typen) auf
Christus, den Heiland: Auszug aus Ägypten; Passahlamm; Schaubrote; Gnadenstuhl.
Messianische Weissagungen im
2. Buch Mose: Brennender Dornbuch, Kapitel 3; Passahlamm, Kapitel 12; Manna, Kapitel
16, siehe Johannesevangelium 6,48-51; Fels, Kapitel 17, siehe 1. Korintherbrief
10,14; Johannesevangelium 4,13.14; die Person Mose (sah Gott von Angesicht;
führte das Volk aus der Gefangenschaft; trat für das Volk ein); Aaron als
Hoherpriester, siehe Hebräerbrief 4,14-5,5; die Stiftshütte, Kapitel 25; 26;
siehe Hebräerbrief 8,5
Worum geht es im 3. Buch
Mose? Im
dritten Buch Mose (Leviticus oder das Priestertum Israels) werden die
gottesdienstlichen und sozialen Ordnungen für das Volk Gottes gegeben und so
das Volk als ein Volk von Priestern und ein heiliges Volk gefordert. Dieses
Buch beschreibt damit einerseits die Heiligkeit Gottes, andererseits den
Abstand, den wir Menschen durch die Sünde von ihm haben – und macht damit
deutlich, wie nötig wir den Heiland Jesus Christus brauchen, der uns auch
befreit hat vom Joch des Gesetzes.
Das Buch gliedert sich so:
A. Beseitigung dessen, was
von Gott trennt – Ein Königreich von Priestern
I. Opfer und Priestertum
1. Die Opfergesetze, 1-7
2. Die Einsetzung Aarons und
seiner Söhne ins Priestertum, 8-10
II. Die Heiligung Israels
für den Dienst des Herrn durch Reinigung des leiblichen Lebens
1. Die Speiseordnung,
Kapitel 11
2. Das Gesetz über die
Geburt, Kapitel 12
3. Das Gesetz vom Aussatz;
13-14
4. Das geschlechtliche
Leben, Kapitel 15
III. Die Heiligung Israels
durch das Abtun der Sünde: der große Versöhnungstag, Kapitel 16
B. Bewährung derer, die
zu Gott gehören – Ein heiliges Volk
IV. Die Heiligung Israels
als Volk Gottes im Leben und Wandel
1. Das natürliche Leben: a)
Vorschriften für das ganze Volk, 17-20; b) Vorschriften für die Priester, 21-22
2. Das gottesdienstliche
Leben: a) Festversammlungen, Kapitel 23; b) der tägliche Dienst am Heiligtum,
Kapitel 24; c) das Sabbathjahr und Halljahr, Kapitel 25
V. Segen und Fluch, Kapitel
26
VI. Schätzung bei Gelübden
und Zehnten
Der große Versöhnungstag ist ein besonderes Vorbild auf die
Versöhnung, die Jesus Christus für immer vollständig uns erworben hat; ebenso
sind die Opfer insgesamt Typen auf Christus.
Worum geht es im 4. Buch
Mose? Das
vierte Buch Mose (Numeri oder die Wanderung Israels nach Kanaan) berichtet uns
die weitere Wüstenwanderung – bis kurz vor das verheißene Land – und dann die
38 Jahre der Wanderung, bis die Auszugsgeneration gestorben ist. Das Ende
dieser Zeit ist der erneute Aufbruch hin zum verheißenen Kanaan mit den
prophetischen Ausblicken auf den Messias durch Bileam. Auch die Aufrichtung der
ehernen Schlange in einer Plage ist ein Typos auf den künftigen Heiland, siehe
Johannesevangelium 3,15.
Gliedern lässt sich das Buch so:
A. Vom Sinai nach Kadesch
1. Das Gottesheer im
Gotteslager, 1-4
2. Vom Unreinen geschieden und
Gott unterstellt, 5-6
3. Weihegaben und
Gottesdienst, 7,1-9,14
4. Aufbruch und Wegweisung,
9,15-10,36
5. Auflehnung und
Bestrafung, 11-14
B. Von Kadesch bis zum
Jordan
1. Strafaufenthalt in der
Wüste: 37 Jahre Wanderung, 15-19
2. Von Kadesch bis an die
Grenze Kanaans, 20-21
3. Bileams Weissagungen und
Ende, 22-24
4. In Schittim, 25-31
5. Verteilung des Landes,
32-36
Messianische Weissagungen im
4. Buch Mose: 24,17.19 (Stern aus Jakob); die eherne Schlange, 21,5-9, siehe
Johannesevangelium 3,14.15
Worum geht es im 5. Buch
Mose? Das
fünfte Buch Mose (Deuteronomium oder Wiederholung, Erläuterung und Einschärfung
des Gesetzes) ist Moses Abschiedsrede an das ihm anvertraute Volk Israel, ist
die nochmalige Wiederholung und Auslegung des als bekannt vorausgesetzten
Gesetzes, Anwendung insbesondere auf die Zeit nach der Einnahme Kanaans. Es
geht hier darum, Israel als Gottes Volk fest zu machen und ihm seine Ordnung
nochmals einzuschärfen. Vor allem aber weist Mose auf den hin, der einst kommen
soll als der wahre und ewige Lehrer und Retter des Volkes: Jesus Christus,
18,15-19.
Inhalt des Buches:
I. Ermutigung, das Land
einzunehmen – Moses Rede im Jordantal, 1,1-4,43
II. Ermunterung, Gottes
Gebote zu halten – Moses Rede an Israel, 4,44-26,19
III. Die Erneuerung des
Bundes – Bundesschluss im Land Moab, 27-30
IV. Moses Abschied, Lied,
Segen und Tod, 31-34
Messianische Weissagungen im
5. Buch Mose: 18,15.18, siehe Apostelgeschichte 3,22; 7,37; Matthäusevangelium 17,5;
Hebräerbrief 1,1.2; Johannesevangelium 1,45; 6,14.
Worum geht es im Buch Josua? Josua ist die eine Form von
Jesus; Josua hat diesen Namen – er hieß ursprünglich Hosea – erst von Mose
bekommen, was eine wichtige Bedeutung hat, 4. Buch Mose 13,16. Josua hat das
Volk Israel zur äußeren Ruhe gebracht, nämlich hinein in das verheißene
irdische Kanaan, und ihnen das Land ausgeteilt. Mit all dem ist er zugleich
auch ein Typos auf Christus als dem, der uns in die ewige Ruhe
bringt, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, und uns die ewigen
Schätze austeilt. Unser Kanaan, auf das wir zusteuern, ist die Herrlichkeit bei
Jesus Christus im Himmel. Auch die Freistätte, Kapitel 20, sind
ein Typos auf Christus, unserem Zufluchtsort vor dem rächenden
Gesetz Gottes.
Dass Josua das Buch geschrieben hat, darauf weist 24,26 hin.
Das Buch umfasst:
I. Die Landnahme
1. Vorbereitungen auf die
Landnahme, Kapitel 1-2
2. Die Eroberung des Landes,
3-12
II. Die Verteilung des
Landes, 13-21
III. Josuas letzte Maßnahmen,
Ermahnungen, Abschied und Tod, 22-24
Warum heißen die Bücher ab
dem Buch Josua in der hebräischen Bibel die „prophetischen Geschichtsbücher“? In diesen Büchern werden zum
einen viele Propheten genannt, Samuel, Nathan, Gad, Ahia, Jedo, Schemaja, Iddo,
Jesaja, Elia und Elisa. Diese Propheten haben über die kanonischen
Prophetenbücher hinaus Bücher geschrieben, die unter Leitung des Heiligen
Geistes die jeweiligen Schreiber – teilweise wahrscheinlich diese Propheten
selbst – verwendeten beim Niederschreiben dieser Bücher. Gott führt und leitet
sein Volk geistlich in der Geschichte durch diese Propheten als der Herr der
Geschichte.
Was lehrt uns Gott in diesem
Buch? Das
Buch der Richter beschreibt uns Israel in der Zeit nach Josua bis zur Zeit
Samuels, des 13. Richters. Diese Zeit ist gekennzeichnet durch die immer wieder
auftretende Untreue Israels gegen Gott, das dadurch heraufbeschworene Gericht
Gottes und Gottes Gnade über sein Volk, dem er einen Retter (den Richter) gibt,
der es aus der Hand der Feinde befreit, 2,10-23. So beschreibt dieses Buch
unsere Lage als Menschen insgesamt, nämlich unsere Untreue – und auch als
Christen ist unser Leben immer wieder auch von Untreue, Sünde gekennzeichnet –
und Gottes Gnade, die uns nachgeht, um uns durch unseren Retter, Jesus
Christus, vom ewigen Verderben zu erretten und uns so zu erlösen.
Das Buch lässt sich gliedern:
I. Auftakt: Israels Untreue
in politisch-militärischer und in geistlicher Hinsicht, 1,1-3,6
II. Gottes Gerichte und
Erlösungstaten durch die Richter, 3,7-16,31
III. Ausklang: Jeder Tat,
was ihn rechte dünkte – in religiöser (17-18), wie in sittlicher Hinsicht
(19-21).
Wer ist der Schreiber dieses
Buches? Das
Buch ist einheitlich gestaltet, geht also auf einen Schreiber zurück. Die
jüdische Überlieferung nennt Samuel als den Schreiber, was aber nicht gesichert
ist; aber die erste Königszeit dürfte als Zeit der Abfassung stimmen.
Was ist das Thema des Buches
Ruth? Das Grundthema
dieses Buches ist die Herkunft des Geschlechtes Davids, des Ahnvaters unseres
Heilandes Jesus Christus nach seiner Menschheit und damit die Herkunft Jesu.
Wichtig ist dabei, dass eben in seiner Ahnenreihe auch heidnische Vorfahren
darinnen sind – Thamar, Rahab und Ruth werden im Geschlechtsregister in
Matthäusevangelium 1 genannt: Christus ist auch der Heiden Heiland, der
Sünderheiland. Zugleich wird in diesem Zusammenhang der hingebende Glaube der
von einer Moabitin zu einer glaubenden Jüdin gewordenen Ruth beschrieben und
das Löseramt des Boas.
Wer ist der Schreiber dieses
Buches? Er
wird nirgends genannt. Die Annahmen gehen auf Samuel oder David.
Wer ist der Schreiber dieser
Bücher? Der
Schreiber dieser Bücher wird uns nicht genannt. Wahrscheinlich sind sie nicht
lange nach der Regierung Davids und Salomos geschrieben wurden, wobei der
Prophet, der sie geschrieben hat, unter Anleitung des Heiligen Geistes
Aufzeichnungen Samuels, Gads und anderer verwendet haben mag. Die beiden Bücher
stellen dabei eine klare Einheit dar, was durch das immer wieder auftretende
Stilmittel der Doppelungen, nämlich zweifacher Berichte über Ereignisse,
deutlich wird.
Worum geht es in den beiden
Büchern?
Zeitlich umfassen die beiden Bücher die Zeit von ca. 1100 vor Christi Geburt
bis ca. 1016 vor Christi Geburt. Diese Zeit ist zunächst geprägt vom tiefen
Fall Israels durch das geistliche Versagen des Richters Eli und dann von der
Erneuerung unter dem Propheten und Richter Samuel. Geistlich aber bleiben große
Teile Israels auf Abwegen und wollen die Gottesherrschaft (Theokratie)
abstreifen durch ein Königtum nach heidnischem Vorbild. Gott lässt sein Volk
diesen Weg gehen – mit allen schwerwiegenden Folgen, gerade auch geistlichen.
Das erste Buch Samuel beschreibt dann die Zeit des ersten Königs, Saul, seinen
hoffnungsvollen Beginn, dann seinen geistlichen Abfall und anschließend seinen
Kampf gegen den auf Gottes Geheiß gesalbten Nachfolger, David – mit dem
schließlichen Selbstmord des immer tiefer gesunkenen Saul. Das zweite Buch
Samuel umfasst die Regierungszeit Davids, des größten irdischen Königs Israels,
seine Herrschaftszeit über Juda in Hebron, dann seine Zeit in Jerusalem bis zu
seinem Fall, dann seine Buße und die Kämpfe seiner späten Jahre. Im Zentrum
aber stehen gerade in diesem Buch die Verheißungen Gottes auf den Messias Jesus
Christus, der aus Davids Geschlecht kommen soll, 2. Buch Samuel 7,12-16, die
David ganz richtig versteht als von dem Menschen, der Gott der Herr ist, 7,19.
Die Bücher sind wie folgt aufgebaut:
I. Samuel, der letzte
Richter – die Wiederherstellung der Theokratie, I.1-7
II. Saul, der erste König –
seine Erwählung und Verwerfung, I.8-15
III. Niedergang Sauls und
Aufstieg Davids – Sauls Kampf gegen David, I.16-31
IV. Davids Königtum über
Juda und Israel, II.1-9
V. Davids Fall und Buße,
Erniedrigung und Wiedererhöung, II.10-20
VI. Davids letzte Kämpfe
(II.21-22) und letzte Anordnungen (II.23-24)
Messianische Weissagungen in
den Samuelbüchern: 2. Samuel 7,12 ff.
Wer hat diese Bücher
geschrieben?
Auch das wird nicht genannt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass zumindest
der größte Teil der Bücher noch in Jerusalem, also vor der Zerstörung,
geschrieben wurde. Die Weise er Darstellung kennzeichnet die beiden Bücher als
eine Einheit, mit einheitlicher Anlage und Ausführung.
Was ist die Aussage dieser
Bücher? Die
Grundaussage dieser Bücher ist Gottes Heiligkeit im Gericht, seine Treue,
Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in seinem gnädigen Ringen um sein Volk,
das er erhalten will auf die Zeit des Messias.
Was beinhalten die Bücher? Die Königebücher
beschreiben die Zeit von 1016 vor Christi Geburt bis 587 vor Christi Geburt:
Zunächst das geeinte Reich unter Salomo, dessen glanzvolle
Herrschaft auch ein Typos ist auf Christus, den Friedenskönig, und sein
ewiges Reich. Im Mittelpunkt steht dabei der Bau des Tempels in
Jerusalem. Aufgrund des geistlichen Niedergangs Salomos, weil sein Herz sich zu
den heidnischen Götzen seiner Frauen neigte, kam es unter seinem Sohn Rehabeam
zur Reichsteilung in Nordreich (Israel) und Südreich (Juda). Dieser zweite
Abschnitt, der die Zeit bis 722 vor Christi Geburt umfasst, ist gekennzeichnet
von dem Gegensatz der beiden Teilreiche. Geistlich ist diese Periode beherrscht
von dem immer zunehmenderen Abfall des Nordreiches von dem lebendigen Gott, hat
es doch nicht einen einzigen König, der wirklich nach Gottes Wohlgefallen wäre,
und dem Wechsel gottloser und Gott wohlgefälligerer Könige im Südreich. Dies
mündet dann in das Gericht über das Nordreich durch die Assyrer, die die Masse
des Nordvolkes ins Assyrerreich verschleppen, wo es in der dortigen Bevölkerung
aufgeht. Der letzte Abschnitt füllt die 150 Jahre, die nun das Südreich allein
noch bestand, auch hier gekennzeichnet von einem geistlichen Auf und Ab, den
Höhepunkten geistlicher Erneuerung unter Hiskia und dem Reformatorkönig Josia –
aber auch furchtbar zerrüttet unter dem erst spät bußfertigen Manasse und den
gottlosen Nachfolgern Josias. So erfüllt sich auch am Südreich die Warnung
Gottes, die er schon durch Mose gegeben hatte, dass, wenn das Volk nicht bleibt
an seinem Wort, er es wieder aus dem Land nehmen werde. Nebukadnezar zerstört
den Tempel und Jerusalem und führt viele Juden in die babylonische Gefangenschaft.
Die Bücher gliedern sich:
I. Das geeinte Reich –
Salomos Regierung, I.1-11
II. Das geteilte Reich –
Nordreich und Südreich neben- und gegeneinander, I.12-II.17
III. Das übriggebliebene
Reich – Juda allein, II.18-25
Wer ist der Schreiber dieser
Bücher?
Auch hier wir der Schreiber nicht genannt, aber die Übereinstimmung des
Schlusses der Bücher mit dem Anfang des Buches Esra bestärkt die
Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Esra handelt, umso mehr, als die ganze
Richtung des Buches den Eifer für Gottes Gesetz und Gottesdienst erkennen
lässt.
Handelt es sich bei den
Chronikbüchern einfach um eine Wiederholung von Darstellungen aus den Samuel-
und Königebüchern? Nein, keineswegs, auch wenn viele der berichteten Ereignisse dort bereits
dargelegt wurden, zum Teil in großer Ähnlichkeit. Genauere Prüfung aber zeigt,
dass dennoch die Darstellung in den Chronikbüchern eine andere ist, dass es
hier stärker um die geistliche Ausrichtung des Lebens der Könige und des Volkes
geht und daher alle damit zusammenhängenden Züge klarer herausgearbeitet sind.
Worum geht es in den
Chronikbüchern? Das paränetische oder seelsorgerliche Thema dieser Bücher ist, den
Segen der Bundestreue und die Strafe für den Abfall aus der Geschichte des
Volkes Gottes darzulegen. Es handelt sich dabei diesmal nur um das Südreich,
besser, die Könige des Südreiches – als den Trägern der Verheißungslinie von
David auf Christus – und ihres Weges mit dem Volk Gottes. Besondere Bedeutung
bekommt dabei der Gottesdienst, das geistliche Leben der Könige und des Volkes
(Davids Haus und Gottes Haus). Dies sollte der Herstellung und Förderung des
rechten Gottesdienstes nach dem babylonischen Exil dienen. Im Kern dieser
Bücher steht auch hier wieder die Verheißung Gottes an David, die eindeutig auf
den Messias zielt, 1. Buch Chronik 17,11-17.
Zeitlich wird also die Zeit der Könige von David über Salomo
bis auf Josia und seine Nachfolger bis zur babylonischen Gefangenschaft
beschrieben. Die Chronik zu Beginn des Buches aber fängt an bei Adam und geht
bis auf Serubabel, der nach dem Exil beim Wiederaufbau von Tempel und Stadt
Jerusalem wirkte und zeigt somit an, dass es Gott hier um die Verheißungslinie
für den Messias geht, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist, und wie Israel als
Gottes Volk im Ringen von Fleisch und Geist steht.
Eingeteilt werden können die Bücher:
I. Davids Haus: 1) Davids
Vaterhaus und Geschlecht, I.1-3; 2) Davids Reich I.4-9,34
II. Davids Stadt: 1)
Jerusalem wird Landeshauptstadt, I.9,35-Kapitel 12; 2) Jerusalem wird Ort des
Heiligtums, I.13-29
III. Davids Nachfolger: 1)
Salomo und sein Tempelbau, II.1-9; 2) Die jüdischen Könige und ihr Tempelbau,
II.10-36
Messianische Weissagung in
den Chronikbüchern: 1. Chronik 17,11-15
Worum geht es in diesem
Buch?
Dieses Buch, das von dem Priester und Lehrer Esra stammt, umfasst die
Darstellung der Ereignisse von etwa 538-458 vor Christi Geburt. Es gliedert
sich dabei in zwei Teile: der erste Teil, Kapitel 1-6, - ‚Der Tempel
wird aufs neue gebaut’ - berichtet von der Rückkehr des ersten Zuges aus dem
babylonischen Exil unter Serubabel und Josua, dem Wiederaufbau Jerusalems und
vor allem des Tempels und seiner Einweihung. Der zweite Teil, Kapitel
7-10, – ‚Die Gemeinde wird aufs neue gebaut’ - beschreibt den zweiten Zug, den
Esra selbst führte, und das reformatorische Wirken Esras in Jerusalem durch das
Wort Gottes, das er auf den Leuchter stellte, um so den Götzendienst mit all
seinen Nebenformen, wie den Mischehen, zu überwinden und das erneuerte Israel
als Gottes Volk leben zu lassen. Er wird deshalb auch als der „zweite Mose“
bezeichnet. In seinem Einzug in Jerusalem und seinem Eifer für das Gesetz ist
er ein Typos auf Christus, der auch in Jerusalem einzog, um für uns dort das
Gesetz vollkommen zu erfüllen.
Die beiden Teile des Buches bilden sprachlich wie auch
thematisch und im Bezug auf einander eine Einheit.
Was ist das Thema dieses
Buches? War
Esra der geistliche Leiter und Erneuerer des Volkes Gottes nach dem
babylonischen Exil, so führte Nehemia den praktischen Wiederaufbau Jerusalems,
unter teilweise großen Kämpfen mit den feindlich gesinnten Nachbarn, durch. Er
kam etwa dreizehn Jahre nach Esra nach Jerusalem und arbeitete mit diesem eng
zusammen, gerade was die Bundeserneuerung und Schrifttreue des Volkes Gottes
angeht. Das Buch zerfällt in drei Teile: die Erneuerung der Stadtmauern, 1-7;
die gemeinsame Bundeserneuerung mit Esra, 7-10 und Sorge für die Zukunft,
11-13,3; Nehemias zweiter Aufenthalt in Jerusalem 13,4-31.
Wer hat dieses Buch
geschrieben?
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Aussagen aus 9,20.32 sich auf dieses Buch
beziehen und somit der Ziehvater Esthers, Mardochai, der Schreiber ist,
wahrscheinlich um 470 vor Christi Geburt.
Worum geht es in diesem
Buch? Es
geht in diesem Buch um die Begründung des Purimfestes: Gott errettet sein Volk
aus höchster Todesbedrohung durch seine vorlaufende und in der Geschichte
wirkende Gnade, durch die Esther Königin in Persien wurde. Ohne dass der Name
Gottes erwähnt wird, beschreibt dieses Buch Gottes Treue, wie auch die Treue
und die Weisheit derer, die sich an diesen lebendigen Gott im Glauben halten.
Der Inhalt – Gott erhält sein Volk am Leben - lässt sich
gliedern:
I. Gottes Volk in
heidnischer Umgebung: 1) Verstoßung der Königin Vasthi, Kapitel 1; 2)
Eingliederung des Volkes in die Umgebung – Esther wird Königin, Kapitel 2; 3)
Abgrenzung gegen die Heiden – Mardochai verweigert den Kniefall, Kapitel 3.
II. Die Glieder des Volkes Gottes
in Lebensgefahr, Kapitel 4-5
III. Die Wende zum Guten für
Mardochai und Esther, Kapitel 6-7
IV. Die Wende zum Guten für
das ganze Volk: 1) Die Juden bekommen Verteidigungsrecht, Kapitel 8; 2) Die
Juden erwehren sich ihrer Gegner und feiern ihre Errettung, Kapitel 9; 3)
Mardochais Ansehen in Staat und Gottesvolk, Kapitel 10
Worum geht es in den
alttestamentlichen Lehrbüchern? Die alttestamentlichen Lehrbücher sind Ausdruck des
lebendigen Glaubenslebens, nämlich wie der glaubende Mensch seine Not, seine
Anfechtungen, sein Leiden, seine Fragen bei einem Ringen nach einem Gott
wohlgefälligen Leben vor Gott ausbreitet, hinausschreit – und wie Gott ihm
antwortet und geben so Wegweisung für unser Leben in der Nachfolge Jesu
Christi.
Wer hat dieses Buch
geschrieben?
Dies kann nicht gesagt werden, denn wir finden in der Bibel darauf keinerlei
Hinweise. Auch der Zeitpunkt ist nicht eindeutig festlegbar, es wird aber
angenommen, dass die Ereignisse entweder in der Patriarchenzeit oder (Luther)
zur Zeit Salomos stattfanden.
Handelt es sich bei diesem
Buch um ein dichterisches Werk oder um Tatsachen? Dass es sich bei dem, was
in diesem Buch geschildert wird, um tatsächliche, historische Ereignisse handelt,
das machen Verse deutlich wie Prophet Hesekiel 14,14.20, wo Hiob neben Noah und
Daniel genannt wird und Jakobusbrief 5,11, wo er als Vorbild der Geduld den
Propheten an die Seite gestellt wird.
Die äußere Anlage des Buches ist allerdings so, dass die Reden
als Poesie gestaltet sind, während Prolog, Epilog und die Einleitungen zu einem
neuen Sprecher in Prosa ausgeführt sind. Der poetische Teil hat Rhythmus,
Gedankenreim (Parallelismus) und strophische Gliederung.
Was ist das Thema dieses
Buches? Das
Grundthema dieses Buches ist nicht in erster Linie das Leiden, sondern die
Auseinandersetzung zwischen eigener Gerechtigkeit und Gottes Gerechtigkeit,
eine Auseinandersetzung, die aber gerade auf dem Hintergrund des Leidens
besondere Bedeutung gewinnt und auch immer wieder aktuell ist. Hiob hält sein
Leiden für Unrecht und beruft sich vor Gott, dem er unrechtes Handeln vorwirft,
auf seine Frömmigkeit, meint also, mit seiner Frömmigkeit sich etwas erwerben
zu können. Hiobs Freunde, die vergeblich versuchen, ihn zu trösten, können den
Sinn des Leidens ebensowenig erfassen und gehen von einer
Vergeltungsgerechtigkeit aus, meinen daher, am Schicksal eines Menschen ließe
sich erkennen, ob er gut oder böse vor Gott stehe. Sie meinen daher, dass Hiob
gesündigt haben müsse, dass er so leiden muss. Die Reden des (Israeliten?)
Elihu, die zu den beiden Reden Gottes aus dem Wetter überleiten, machen dagegen
deutlich, dass Leiden noch einen anderen Sinn hat als Strafen: nämlich
Erziehen, Reinigen, Läutern, und bereiten so Hiob auf Gottes Antwort vor. Es
wird deutlich, dass auch der Frömmste auf Gottes Gnade angewiesen ist, da wir
alle Sünder sind und bleiben und mit eigener Gerechtigkeit vor Gott nichts
ausrichten können.
Der Inhalt kann eingeteilt werden:
I. Der Prolog: Hiobs
Frömmigkeit, Glück und Unglück, 1-2,10
II. Das Streitgespräch: 1)
Auftakt, 2,11-3,26; 2) Drei Redegänge: 4-14; 15-21; 22-26; 3) Zusammenfassung
a) gegenüber den Freunden, 27-28; gegenüber Gott, 29-31
III. Die Elihureden, 32-37
IV. Gottes Eingreifen – zwei
Reden und ein Handeln, 38-42
Messianische Weissagung im
Buch Hiob: 19,25-27
Welche Bedeutung hat der
Psalter?
Der Psalter oder die „Sammlung der Psalmen“, im Hebräischen „Tephillot“,
Gebete, genannt, ist das Gesang- und Gebetbuch des Alten Bundes und auch die
Grundlage vieler Choräle der neutestamentlichen Kirche. In den Psalmen treten
uns die Gläubigen des Alten Bundes, vor allem David, von dem allein 73 Psalmen
stammen, in ihrem Glaubensleben entgegen, weshalb wir eine Fülle von Themen in
den Psalmen behandelt finden, etwa das Wort Gottes (Psalm 19 und 119), die
rechte Nachfolge (Psalm 1), die Buße (sieben Bußpsalme: Psalm 6; 32; 38;
51; 102; 130; 143), Kirche und Mission (Psalm 46; 80; 83; 84; 87). Besonders ragen
die Christuspsalme heraus, also Gebete, die David und die alttestamentlichen
Gläubigen prophetisch auf Jesus Christus gebetet haben und die unser Heiland
besonders in seinem Leiden dann gebetet hat; besonders deutlich sind dabei die
Psalme 2; 16; 22; 45; 68; 72; 110.
Die Psalmen sind in poetischer Weise verfasst, wobei die
hebräische Poesie in ihrer Anlage anders ist als die uns vom Griechischen,
Lateinischen oder Deutsche geläufige. Typisch für die hebräische Poesie ist der
Gedankenreim, der als synonymer (als den gleichen Gedanken wiederholender),
antithetischer (den Gedanken durch entgegengesetzte Aussagen darstellender)
oder syntaktischer (den Gedanken weiterführender) Reim gestaltet sein kann.
Wie ist der Psalter
aufgebaut?
Der Psalter wird in fünf Bücher gegliedert, 1-41; 42-72; 73-89; 90-106;
107-150, die jeweils mit der Doxologie „Gelobt sei der Herr“ enden. Eine
gewisses weiteres Gliederungselement sind die Schreiber der Psalme, besonders
ein großer Teil der Psalme Davids sind zusammengestellt; wohl sind einzelne
Psalmengruppen auch vorher schon gesammelt worden.
Von besonderer Bedeutung ist der 119. Psalm, da er als großes
Thema das Wort Gottes behandelt. Er ist in 22 Strophen – entsprechend dem
hebräischen Alphabet – gegliedert, die jeweils aus acht Versen bestehen, die
immer mit dem gleichen Buchstaben beginnen.
Messianische Psalme: 2; 8; 16; 22; 23; 24; 40;
45; 47; 68; 69; 72; 89; 93; 97; 110; 118
Worum geht es in den
Sprüchen Salomos? Die Sprüche Salomos, 1,1, sind ein Kern der biblischen „Weisheitsliteratur“,
nämlich eine Entfaltung wahrer göttlicher Weisheit als Leben in den Ordnungen
und Geboten Gottes. Die ersten neun Kapitel behandeln dieses Thema grundlegend
in der Auseinandersetzung der beiden „Gestalten“ Torheit und Weisheit, wobei
gerade in Kapitel 8 deutlich wird, dass mit Weisheit nicht nur ein Prinzip,
etwas Abstraktes gemeint ist, sondern dass sie durch und durch göttlich ist,
ja, göttliche Person, nämlich, wie wir aus Johannes 1 entnehmen können (Wort
Gottes) Jesus Christus selbst. Die Grundaussage ist: „Die Furcht des Herrn ist
der Weisheit Anfang“ Kap. 1,7. In den weiteren Kapiteln wird das dann in vielen
Einzelaussagen dargelegt. Die gegen Ende des Buches 30,1; 31,1, aufgeführten
Namen Agur, Jake und Lemuel müssen nicht unbedingt Eigennamen sein, sondern
können gut Decknamen für Salomo mit besonderer Bedeutung sein: Ich will
fürchten; gehorsam; Gott zugehörig.
Das Buch gliedert sich:
I. Einleitung und Thema,
1,1-7
II. Grundhaltung ‚Weisheit
annehmen’: 1) Erwirb die Weisheit, 1,8-2,22; 2) Bewahre die Weisheit, 3-5; 3)
Nutze die Weisheit, Kapitel 6; 4) Binde dich an die Weisheit, Kapitel 7; 5)
Kehre bei der Weisheit ein, 8-9
III. Einzelanwendung der
Grundhaltung: An Weisheit zunehmen: 1) Folgen von rechtem und unrechtem
Verhalten, 10-11; 2) Worin bestehen Weisheit und Torheit? 12-15; 3) Hinter
allem steht Gott, 16-17; 4) Öffentliches Leben, 18-19; Verantwortung, 20-22,16;
5) Gedenke an Gott, 22,17-23,14; 6) Rede, was recht ist, 23,15-24,22; 7) Einzelsprüche
24,23-Kapitel 29
IV. Die Sprüche Salomos
unter dem Namen Agur, Kapitel 30
V. Die Ratschläge einer
(Königs-)Mutter an ihren Sohn, Kapitel 31
Was ist das Thema dieses
Buches? Das
Grundthema dieses Buches wird am Anfang und Ende – 1,2; 12,8 – genannt: „Es
ist alles eitel“ und drückt damit aus, dass alles auf dieser Welt
vergänglich ist, hinfällig, eigentlich sinnlos, auch Gott in vielem seiner
Handlungen nicht erkannt werden kann. Der Grund für all das ist unsere Sünde.
Dennoch sollen wir aber darum nicht verzweifeln, sondern Gott fürchten, ihm
vertrauen, auf sein Eingreifen warten. Gottes Gabe ist es, wenn ein Mensch
seines Lebens und seiner Arbeit froh werden kann – dies wird aber nur dem
Frommen zuteil, nicht dem, der in der Sünde verharrt. Nicht Resignation soll
also das Ergebnis der Erkenntnis – Alles ist eitel – sein, sondern Glauben,
Geduld, Hoffnung, weshalb die Schlusszusammenfassung 12,13 auch lautet: „Fürchte
Gott und halte seine Gebote“. Gott ist nämlich der Schöpfer, Lenker und
Richter der Welt.
Wer war der Schreiber dieses
Buches? In
1,1 und 1,12 wird eindeutig der Prediger als Sohn Davids und König von Jerusalem
bezeichnet, als einer, der weiser, größer, gewaltiger ist als alle vor ihm in
Jerusalem. Damit wird eindeutig Salomo beschrieben.
Die Ordnung dieses Buches ist:
A. Bohrendes Fragen, 1.
Rede, 1,1-2,21
B. Beglückende Antwort:
Grundantwort, 2,22-26; 1) 2. Rede: Alles hat seine von Gott gesetzte Zeit,
Kapitel 3; Weisheitsstreben, 4,1-5,8; Bescheiden mit dem von Gott vergönnten
Teil bei aller Vergänglichkeit, 5,9-19; 2) 3. Rede: Finden, was für einen gut
ist, 6,1-7,22; Das Leben ist froh, denn der Glaube hält an Gottes Vergelten
fest, 7,23-8,15; 3) 4. Rede: Trotz dem Tod hat das Dasein Sinn und Wert,
8,16-9,10; Frohe Arbeit, 9,11-12,8
C. Schlusswort mit
Hauptsumme der Lehre, 12,9-14
Was ist der Sinn dieses
Buches? Es
handelt sich bei dem Hohelied Salomos nicht, wie manche meinen, um eine profane
Liebesdichtung, sie kann auch nicht mit der syrischen „Dreschtafel“ verglichen
werden, denn die Verhältnisse von König und Königin, Bräutigam und Braut sind
hier genau umgekehrt. Vielmehr haben wir es hier mit einer allegorischen
Dichtung zu tun, also einer bildhaften Darstellung, und zwar unter den Bildern
von König Salomo und der Fürstentochter werden Bräutigam und Braut dargestellt,
nämlich unser Heiland Jesus Christus und seine Kirche. So haben
auch die alttestamentlichen Propheten Hosea, Jeremia und Hesekiel das
Verhältnis Gottes zu seinem Volk in Anschluss an das Hohelied dargestellt, auch
in Psalm 45 klingt das Thema an, ebenso in den Weinbergsliedern (Prophet Jesaja
5 und in Epheserbrief 5,25-32. Diese Liebe, deren Ausgangspunkt die Liebe
Gottes zu uns ist – siehe Johannesevangelium 3,16; 1. Johannesbrief 4,9.10 –
ist eine göttliche Gabe, Römerbrief 5,5 und kommt aus der Retterliebe des
Heilandes zu uns und will in uns die hingebende Liebe an unseren Heiland
wecken. Daran erinnert auch der Beiname Salomos, Jedidja, der sowohl im
Weinbergslied Jesaja 5 (Jedid) als auch im Hohenlied (dod) anklingt.
Der Inhalt entfaltet sich:
A. I. Sehnsucht der
unwürdigen Braut nach der Liebe des Bräutigams, 1,2-2,7
II. Gegenseitiges Suchen und
Finden, 2,8-3,5
III. Vereinigung der
Liebenden, 3,5-5,1
B. IV. Der Bräutigam sucht
die Braut – Trennung der Liebenden, 5,2-6,9
V. Lobpreis der Liebenden,
6,10-8,4
VI. Sie finden einander zu
treuer, ewiger, seliger Gemeinschaft, 8,5-14
Was ist Prophetie? Der Begriff der „Prophetie“
wird in verschiedener Hinsicht verwendet, auch in der Bibel. Zum einen bezeichnet
Prophetie die Vorhersage von Zukünftigem, die Ankündigung eines kommenden
Geschehens. Zum anderen aber ist es auch Aufgabe der Prophetie und der
Propheten, das Zeitgeschehen zu deuten, Gottes Handeln in der Zeit in Gericht
und Rettung kund zu tun, wie wir dies gerade auch bei den alttestamentlichen
Propheten finden. Prophetie ist also, im Anschluss daran, Auslegung der
Schrift, wie dieser Begriff gerade auch im Neuen Testament häufig verwendet
wird.
Welchen Zeitraum umfasst die
alttestamentliche Prophetie? Die alttestamentliche Prophetie, bezogen auf die
Schriftpropheten, umfasst, verglichen mit den geschichtsprophetischen Büchern,
etwa den Schlussteil der Königebücher bis einschließlich die Zeit des Buches
Esther, also etwa von 850 bis 410 vor Christi Geburt. Ein wesentlicher Inhalt
der alttestamentlichen Prophetie ist die messianische Verheißung, wie wir es
insbesondere bei dem Propheten Jesaja finden.
In welcher Zeit steht das
Buch des Propheten Jesaja? Wie aus dem Inhalt abzulesen ist, wurde Jesaja im Todesjahr des Königs
Usia berufen, 6,1, also um 740 vor Christi Geburt, und hat auch noch die
Belagerung Jerusalems durch Sanherib mitgemacht, 701 vor Christi Geburt. Er
erlebte also den Aufstieg Assurs, das zur Bedrohung für Syrien und das
Nordreich Israel wurde, hat aber auch die künftige Gegenmacht Assurs, Babel,
immer wieder im Blick, vor allem in den Kapiteln 40-48-66, während 1-35 sich um
die Auseinandersetzung mit Assur entwickeln. Von dem Zwischenteil sind zwei Kapitel
mehr auf Assur und zwei mehr aus Babel ausgerichtet. Aber auch in den Kapiteln
13; 14; 21 wird Babel schon deutlich ins Blickfeld genommen.
Was ist das Thema dieses
Buches?
Hintergrund dieses Buches ist also die Auseinandersetzung mit den ausländischen
Mächten, die, wie Assur, auch das Südreich sehr verwüsten um es dann, Babel,
schließlich zu zerstören und in Gefangenschaft zu führen. Vor der babylonischen
Gefangenschaft sieht also der Prophet sie durch Gottes Geist schon voraus,
beschreibt aber auch die Heimkehr – sowohl aus der Gefangeschaft als auch
zurück zu Gott, und die Vollendung des Heils. Auf diesem Hintergrund aber
werden die eigentlichen Themen dargelegt, nämlich die Schuld des Volkes vor
Gott, der ruft, aber das Volk will nicht hören; die Strafe Gottes für den
Ungehorsam; die Bekehrung des Restes von Israel – und vor allem: der Heiland
oder Gottesknecht, der Messias Jesus und die Vollendung des Heils. Das Buch des
Propheten Jesaja stellt dabei eine Einheit dar, die einzelnen Teile sind aufeinander
bezogen, die Anordnung ist eine logische.
Wie kein anderer der alttestamentlichen Propheten habt Jesaja
das Evangelium von Jesus Christus hervor, besonders in den Gottesknechtsstücken
Kapitel 42,1-9; 49,1-12; 50,4-11; 52,12-53,12, aber auch 7,14 ff.; 8,23-9,6 und
11,1 ff., die gerade auch in der Advents- und Weihnachtszeit betrachtet werden,
sowie 61,1-4.
Wer ist der Schreiber? Das Buch gibt eindeutig
Jesaja, den Sohn des Amoz, an. Die Behauptungen der Kritik, dass Kapitel 40-55
von einem „Deuterojesaja“ und 56-66 von einem „Tritojesaja“ geschrieben seien,
entbehren jeglicher Grundlage und sind von solchen aufgebracht worden, die das
Wirken Gottes in dieser Welt leugnen und damit auch biblische Prophetie für
unmöglich halten. Sowohl sprachlich als auch sachlich gehören diese beiden
Teile mit den anderen zusammen, bildet das Buch eine Einheit, die in ihrer
Darstellung einem dreiteiligen Flügelaltar entspricht.
Das Buch des Propheten Jesaja gliedert sich:
A. Botschaft mit
Blickpunkt Assur, 1-35
I. An Juda und Jerusalem: 1)
Gerichtsdrohung, 1-6; 2) Immanuelverheißung, 7-12
II. An die ganze Erde: 1)
Gottes Gericht über einzelne Völker, 13-23; 2) Gottes Gericht über die ganze
Welt, 24-27
III. An Juda und Jerusalem:
1) Kehrt euch zu Gott! 28-31; 2) Gott kehrt sich zu euch! 32-35
B. Blickpunkt Assur und
Babel, 36-39
C. Blickpunkt Babel,
40-66
I. Kyrus befreit die Juden
aus babylonischer Gefangenschaft (zugleich Bild für Kapitel 49-57), 40-48: 1)
Gott, der Herr der Geschichte, stärker als alle Götter, hilft seinem Volk, 40;
2) Israels Schöpfer macht Kyrus zu seinem Werkzeug, 43-45; 3) Gott bringt sein
Heil zustande, 46-48
II. Gottes Knecht erlöst die
Menschheit von der Sündenschuld, 49-57: 1) Heilsangebot, 49,1-51,16; 2)
Heilszubereitung, 51,17-54,17; 3) Heilsannahme, 55-57
III. Gott setzt den neuen
Himmel und die neue Erde an die Stelle der alten Welt, 58-66: 1) Erneuerung des
Menschen, 58-60; 2) Der Erneuerer als Heiland und Richter, 61-64; 3) Die
Endvollendung, 65-66
Messianische Weissagungen
des Propheten Jesaja: 7,14 (Jungfrauengeburt), 9,6.7; 11,1-5; Gottesknechtslieder, 42,1-9;
49,1-12; 50,4-11; 52,12-53,12; Epiphanie, 61,1-4
Welche Zeit umfasst dieses
prophetische Buch? Jeremia wurde im 13. Regierungsjahr König Josias berufen, also 626 vor
Christi Geburt, und hat bis zum 11. Jahr Zedekias gewirkt, 586 vor Christi
Geburt, 1,1-3. Dies ist die Zeit, in der sich, nur kurz durch die josianische
Reformation aufgehalten, das nach dem Frevel Manasses angekündigte Gericht über
Juda erfüllt durch Babel und dessen König Nebukadnezar, der schließlich die
letzten Könige Judas gefangennehmen, Stadt und Tempel zerstören lässt. Der von
ihm eingesetzte israelische Statthalter Gedalja wird von davidischen
Nationalisten ermordert, ein Teil der Juden flieht, gegen Jeremias Wort in
Gottes Auftrag, nach Ägypten und nimmt dabei Jeremia mit. Sein weiteres
Schicksal liegt im Dunkeln.
Was ist die Besonderheit
dieses Buches?
Wie bei keinem anderen Propheten ist das persönliche Schicksal und Erleben
engstens mit der Botschaft verwoben, die er zu verkündigen hat. Von Mutterleib
an hatte Gott Jeremia ausersehen und zubereitet. Seine Aufgabe war vor allem
diejenige, Buße und Gericht dem abgefallenen Volk zu predigen, das kommende
Gericht anzukündigen. Das hat ihm von Beginn an vielfältigste Anfeindung
eingebracht, Verfolgung, Gefängnis.
Das Buch enthält:
A. Der Prophet im Ringen
mit seinem Volk
I. Berufung und Beauftragung
Jeremias, Kapitel 1
II. Jeremia, der
Völkerprophet, 2-25
III. Gott wacht über sein
Wort: 1) Zum Unheil, 26-29; 2) Zum Trost, 30-35
IV. Schutz für den
standhaften Künder vom Feind aus dem Norden, 36-45
B. Der Prophet über die
Völker
V. Weissagungsreden gegen
auswärtige Völker, 46-51
VI. Das Gericht über Juda
und Jerusalem, Kapitel 52
Messianische Weissagungen
des Propheten Jeremia: 23,5.6; 30,9; 31,31-34; 33
Die Klagelieder stehen in engstem Zusammenhang mit der Zerstörung Jersualems und des Tempels und beklagen das Geschick und die Not Israels, rufen aber zugleich zum Gebet, zur Umkehr, zum Gottvertrauen – und ist Gebet um die Wiederherstellung des Volkes als Gottes Volk.
Eine Angabe über den Schreiber wird in dem Buch nicht gemacht,
aber die Wortwahl und Themenbehandlung machen es möglich und wahrscheinlich,
dass Jeremia dieses Buch geschrieben hat.
In welcher Zeit hat Hesekiel
gewirkt?
Nach den Angaben im Buch wurde Hesekiel 593 vor Christi Geburt, im fünften Jahr
nach der Wegführung Jojachins, zum Propheten berufen, und zwar im Chaldäerland.
Das zeitlich jüngste Datum ist 571, das 27. Jahr nach der Wegführung, 29,17.
Mindestens in dieser Zeit hat Hesekiel gewirkt, und zwar in der babylonischen
Gefangenschaft, in Tel-Abib am Euphratkanal Kebar.
Was ist das Thema des
Buches?
Hesekiel hat gewirkt in der Zeit vor der Zerstörung des Tempels und der Stadt
Jerusalem, wie auch noch in der Zeit danach, als die babylonische
Gefangenschaft voll entwickelt wurde. So ist auch sein Buch in zwei große Teile
eingeteilt, Kapitel 1-33 ist die Warnung vor dem und die Ankündigung des
künftigen Gerichtes; Kapitel 34-48 der Trost für die Weggeführten und die
Verheißung des künftigen Heils. Der erste Hauptabschnitt wird nach den
symbolhaften Handlungen in vier Abschnitte unterteilt, der zweite Teil hat zwei
größere Abschnitte, 34-39, das Herbeiführen der Heilszeit, und 40-48, die
Gestalt der Heilszeit. Jeder dieser beiden Abschnitte wird durch ein
dreiteiliges Bild eingeführt, das dann in den Teilen umgekehrt näher ausgemalt
wird. Gott ist es, der sein Volk aus dem Tode wieder zum Leben führt, aus der
Gottesferne sie zurückbringt zu einem Leben aus Gott.
Das Buch wird gegliedert:
A. Gerichtsverkündigungen,
1-33
I. Berufung Hesekiels zum
Propheten, 1-3
II. Das Ende kommt, 4-11
III. Das Ende kommt bald,
12-20
IV. Das Ende kommt
unaufhaltsam, 21-23
V. Das Ende tritt ein, 24-33
B. Heilsverkündigungen,
33-48
VI. Das Herbeiführen der
Heilszeit durch den Messias (Bild und Ausführung), 34-39
VII. Die Gestalt der Heilszeit
– die neutestamentliche Kirche (Bild und Ausführung), 40-48
Messianische Weissagungen
des Propheten Hesekiel: 17,22 ff. 34,11-23; 37,24
In welcher Zeit hat Daniel
gewirkt?
Daniel war ein Zeitgenosse Hesekiels, wie er weggeführt nach Babel und hat
dort, unter diesen für Israel so bedrückenden Bedingungen gewirkt, und zwar die
gesamte Zeit der babylonischen Herrschaft über und auch noch in den Anfängen
der Perserregierung.
Wer ist der Schreiber dieses
Buches? Auf
dem Hintergrund der ideologischen Voreingenommenheit, die erfüllte Weissagung
nicht stehen lassen will, ja, überhaupt die Prophetie leugnet, ist behauptet
worden, das Buch Daniel sei erst in der Makkabäerzeit geschrieben worden, als
Teile der prophetischen Worte sich erfüllten. Aber das spricht gegen die
biblische Aussage selbst, ebenso auch die Aussagen im Makkabäerbuch, in denen
Daniel und Ereignisse wie die drei Männer im Feuerofen bereits als biblische
Ereignisse erwähnt werden.
Was ist der Inhalt dieses
Buches? Das
Buch des Propheten Daniel gliedert sich in zwei große Abschnitte, nämlich
Daniels Erlebnisse – Gottes Herrschaft erweist sich in der Gegenwart, Kapitel 1-6, und Daniels prophetische Schau
– Gottes Reich wird sich im Lauf der Weltgeschichte vollenden, Kapitel 7-12.
Die historischen Ereignisse des ersten Teils zeigen ihn und seine Mitstreiter
als treue Bekenner des lebendigen Gottes in einer feindlichen, heidnischen
Umgebung und unterstreichen Gottes Allmacht auch gegenüber der heidnischen
Weltmacht. Der prophetische Teil gibt unter verschiedenen Aspekten eine Schau
über die gesamte Weltgeschichte, schwerpunktmäßig über die Geschicke Israels in
der Zeit der Diadochenreiche, zugleich als einer Vorschau auf die künftige
Auseinandersetzung der Gemeinde mit dem Antichristen, den Daniel sehr deutlich
vorstellt.
Messianische Weissagungen: 2,44 (Himmelreich); 7,13
f.; 9,24 ff
Wann ist das Buch des
Propheten Hosea anzusetzen? Nach den Angaben, die Hosea, der Sohn Beeris, selbst macht, hat er in
der Zeit der Könige Usia, Jotham, Ahas und Hiskia sowie Jerobeams II. gewirkt,
Kapitel 1,1.4; 10,14; 12,2; siehe auch 2. Könige 17,3, also etwa in der Zeit
755-725 vor Christi Geburt und war damit ein jüngerer Zeitgenosse des Amos und
ein älterer von Jesaja und Micha. Obwohl er hauptsächlich und in erster Linie
im Nordreich gewirkt hat, so kommt doch immer wieder auch das Südreich ins
Blickfeld, 1,7.11; 4,15; 5,5.10.12; 8,14; 10,11; 12,1.3.
Was ist das Thema dieses
Propheten?
Das Thema, das sich durch dieses Prophetenbuch zieht ist: Gottes Liebe zu
seinem treulosen Volk.
Wie ist das Buch gegliedert? Das Thema wird in zwei
großen Abschnitten, Kapitel 1-3 und 4-14, ausgeführt, die jeweils die erste
bzw. zweite Ehe Hoseas mit der Hure Gomer bas Diblaim zum Hintergrund haben,
die er zugleich als Symbolhandlungen eingehen sollte, um damit die Schuld des
Volkes – geistliche Hurerei – darzulegen, Gottes Drohung dagegen vor die Augen
zu stellen, um schließlich Gottes Gnadengabe in der messianischen Verheißung zu
verkündigen. Der Grundaufbau ist auch im zweiten Teil der gleiche, der sich in
drei thematische Unterabschnitte nach der einführenden Symboldhandlung
gliedert, die jeweils Elemente der Schuld des Volkes aufgreifen: fehlende
Gotteserkenntnis, Kapitel 4,1-6,3; fehlende Liebe, Frömmigkeit, Kapitel
6,4-11,11; fehlende Treue, Wahrheit, Kapitel 12,1-14,10, die aber jeweils in
eine messianische Verheißung münden.
Was war die Zeit Joels? Wir finden im Buch Joel
zwar keine eindeutigen Angaben, aber aus den Feinden Judas, die angegeben
werden – Phönizier, Philister, Ägypter, Edomiter, Kapitel 3,9.24 – und dem
Fehlen von späteren Feinden wie Syrien, 2. Könige 12,17.18; Amos 1,3-5 oder
Assyrien (während Ägypten später eher als Verbündeter auftaucht) lässt sich
schließen, dass Joel zu den ältesten Propheten gehört, wohl noch vor Amos
anzusetzen ist, der ihn nämlich öfter zitiert, und auf Obadja folgt, die
Berührungen miteinander haben, Joel 3,5-Obadja 17; Joel 3,8-Obadja 11; Joel
3,24-Obadja 10. Seine Zeit dürfte also in der ersten Regierungszeit des Joas
liegen, etwa nach 877 vor Christi Geburt.
Wie lässt sich dieses Buch
überschreiben?
Über dieses Buch lässt sich setzen: Der Tag des Herrn unter dem Bild einer
Heuschreckenplage.
Wie ist das Buch aufgebaut? Das Buch kann in zwei große
Teile gegliedert werden, nämlich die Klage über die große Heuschrecken- und
Dürreplage, die gleichzeitig auch Bild für den drohenden Tag des Herrn, den
Gerichtstag ist, Kapitel 1,1-2,17, einschließlich des Bußrufes; sowie Gottes
Verheißungen für sein Volk in leiblicher und geistlicher Hinsicht, die münden
in die Ausgießung des Heiligen Geistes und die Verherrlichung Zions, Kapitel
2,18-3,26, mit 3,1-5 als Höhepunkt des Buches.
Wann lebte Amos? Aus seinem Buch geht durch
die Anführung von Usia von Juda und Jerobeam II. von Israel, Kapitel 1,1, sowie
der geschilderten Zeitumstände – äußere Pracht und Größe bei innerem Zerfall –
hervor, dass erwohl in der Endphase der Regierung Jerobeams gewirkt hat, Kapitel
7,9.10; 2,6.7; 3,9.10; 4,1; 5,7.10-12; 6,1; 3,15; 5,11; 6,4-6, um 760 vor
Christi Geburt.
Was ist sein Thema? Gott sucht sein Volk heim,
damit sein Volk ihn sucht – das durchzieht sein Buch.
Was enthält dazu sein Buch? Das Buch des Propheten Amos
zerfällt in zwei große Teile, nämlich die Kapitel 1-6 sowie 7-9. Der erste Teil
bringt zunächst in den Kapiteln 1 und zwei die Gerichtsworte über die Völker
der Umgebung; danach drei prophetische Reden, die nach dem Aufruf zum Hören
immer eindringlicher das Volk wegen seiner Sünden strafen und das kommende
Gericht und die Wegführung in die Gefangenschaft weissagen. Der zweite Teil
bringt zunächst Visionen, die immer nachdrücklicher das künftige Gericht
ankündigen – und schlägt dann, 9,11-15, um in die messianische Verheißung.
In welcher Zeit wirkte
Obadja?
Obadja spricht zwar von einer künftigen Zerstörung Jerusalems, Vers 11-14, aber
nicht davon, dass dieselbe schon vollzogen wurde. Dafür aber geht er aus von dem
schweren Vergehen Edoms an Juda, vor allem nach dem Abfall unter Joram, Vers
10-16, als auch die Philister und Ägypter Jerusalem eroberten und viele
verschleppten, 2. Könige 8,20-22; 2. Chronik 21,8-10. So hätte er um 890 vor
Christi Geburt gelebt.
Was steht über diesem Buch? Das Buch kann überschrieben
werden: Vergreift euch nicht an Gottes Volk!
Wovon handelt dieses Buch? Obadja kündigt das Gericht
über Edom an, Vers 1-9, um dann, 10-16, anzuführen, weshalb es zu diesem
Gericht kommen wird, eben wegen der Untaten Edoms gegen Juda, ein Gericht, das
dann aber auch die anderen Völker mit einbezieht, einschließlich Israel und
Juda selbst. Den Abschluss aber bildet die Verheißung auf die
Wiederherstellung des Volkes Gottes unter dem Messias, Vers 17-21.
Welches war die Wirkungszeit
Jonas? Da
er wohl mit dem in 2 Könige 14,23 erwähnten Jona identisch ist, hat er zur Zeit
Jerobeams II. (783-743 vor Christi Geburt) gewirkt, war also ein älterer
Zeitgenosse des Amos und des Hosea.
Was ist das Thema seines
Buches? In
diesem Buch geht es darum, dass der lebendige Gott auch der Heiden Gott ist,
der auch deren Heil möchte.
Wie ist das Buch aufgebaut? Die ersten beiden Kapitel
berichten uns von dem ungehorsamen Propheten, den Gott von einem Wal verschlingen
und schließlich ans Land ausspeien lässt; die Kapitel 3 und 4 von dem
unwilligen Propheten, der zwar im Auftrag Gottes nach Ninive kommt und Buße
predigt – aber ohne rechte Freue, vor allem auch ohne Freude überdie Buße des
Volkes.
Ist dies Buch eine Allegorie
oder Traum oder wirkliche Geschichte? Es handelt sich hier nicht um den Bericht eines
Traumes oder um eine Allegorie, sondern eindeutig um wahre historische
Ereignisse, was belegt wird durch die eindeutigen historischen Bezüge, durch
die klare Schilderung der Personen und durch das Zeugnis Christi
Matthäusevangelium 12,39-41; 16,4; Lukasevangelium 11,29.30.32.
In welcher Zeit lebte und
wirkte Micha?
Der Schriftprophet Micha, der nicht mit dem Micha aus 1 Könige 22,8 verwechselt
werden darf, lebte unter Jotham, Ahas und Hiskia, wobei seine Hauptwirksamkeit
wohl unter Ahas war, also etwa 750-720 vor Christi Geburt, Jeremia 26,18; Micha
3,12, ist also Zeitgenosse von Hosea, vor allem aber von Jesaja.
Unter welchem Thema steht
das Buch?
Hört vom Unheil und vom Heil Gottes! ist das Thema des Micha.
Was ist sein Inhalt? Michas Weissagungen sind
bedingt durch die Zeitumstände, die nach einer noch – relativ betrachtet –
halbwegs ordentlichen Zeit unter Jotham unter Ahas in Götzendienst ausarteten,
im Nordreich überhaupt schon gröbstes Heidentum mit schrecklichen Sünden der
Fall war. Daher ist Michas Predigt vor allem zunächst Strafpredigt, die auch
das Gericht über Samaria wie auch dasjenige über Juda und Jerusalem, einschließlich
der Wegführung nach Babel, ankündigt. Die drei Abschnitte Kapitel 1-2; 3-5; 6-7
werden durchzogen von den Gedanken der Strafe, der Drohung und der messianischen
Verheißung. Das Kommen des Messias ist dabei nicht nur wunderbare
Erneuerung seines Volkes, sondern Quellpunkt des Segens für alle Völker.
Wann lebte und wirkte Nahum? Seine Zeit lässt sich nur
feststellen aus dem Inhalt seines Buches: Er lebte vor der Zerstörung Ninives
(606 cor Christi Geburt), Kapitel 1,1; 3, und nach der Zerstörung und
Wegführung des Nordreiches (722 vor Christi Geburt), Kapitel 2,3, wohl auch
nach der Bestrafung des Südreiches durch die Assyrer, Kapitel 1,9.11.12, was
entweder durch Sanherib zur Zeit Hiskias gewesen sein kann, 2. Könige 18,19, oder in der Zeit Manasses, der zeitweilig in
Assyrien gefangen war, 2. Chronik 33, also etwa um 660 vor Christi Geburt.
Was ist das Thema seiner
Botschaft?
Das Buch lässt sich überschreiben: Der Herr vergilt den Widersachern und steht
denen bei, die ihm vertrauen.
Wie ist diese Botschaft
aufgebaut?
Es geht in diesem Buch um die Auseinandersetzung mit dem mächtigen, aber
gottlosen Assyrien. Nahum kündigt Gottes Gericht über diesese Reich an, das
doch zunächst Zuchtrute des Herrn war, und soll dem Volk Gottes Trost bringen.
Kapitel 1 schildert daher den eifernden Gott, der die Vergeltung gegen Assur
ankündigt; Kapitel 2 den helfenden Gott, der seinem Volk durch die Zerstörung
Ninives hilft; Kapitel 3 den strafenden Gott, der begründet, warum Ninive und
Assyrien fallen mussten. Kapitel 2 Vers 1 weist auch über diese Zeit hinaus auf
den Messias.
Was war die Zeit Habakuks? Habakuk weissagt den
Einfall der Chaldäer oder Babylonier Kapitel 1,5.6, was wohl etwa ein
Menschenalter vor dem Ereignis gewesen sein mag. Kapitel 3 setzt dabei die Zeit
des Königs Josia nach Wiederherstellung des biblischen Gottesdienstes voraus,
2. Chronik 34,1.3.8, also wohl die Jahre 628-622 vor Christi Geburt, war damit
ein Zeitgenosse von Zephanja und Jeremia.
Wie lässt sich sein Buch
überschreiben?
Gott verwirklicht sein Heil trotz allen gegenteiligen Scheines – das spricht
durch diese Prophetie hindurch.
Was ist der Inhalt dieses
Buches?
Kapitel 1 schildert die bei allem wiederhergestellten äußeren Gottesdienst
schreckliche Gottlosigkeit im Volk Gottes und kündigt das schreckliche Gericht
durch Babylon an; Kapitel 2 verkündigt mit einem fünffachen Weheruf den
Untergang der übermütigen, gewalttätigen, götzendienerischen Weltmacht; Kapitel
3 ist ein Hymnus des Propheten (Habakuk war Levit, Kapitel 1,1; 3,1) an die
Majestät Gottes, der das angekündigte Heil verwirklicht.
Wann hat Zephanja gewirkt? Er weissagte unter König
Josia, Kapitel 1,1, also zur Zeit Jeremias, Habakuks und der Prophetin Hulda,
wohl in der Zeit, als der biblische Gottesdienst durch Josias Reformation
wieder hergestellt worden war, aber noch Überreste der Abgötterei sich finden,
Kapitel 3,5; 1,4-6.8; 3,1-4. Aus den Angaben in 2. Könige 23 und 2. Chronik
34,3-8 ist darauf zu schließen, dass Zephanja also um 625 vor Christi Geburt
geweissagt hat.
Was ist der Leitfaden seiner
Verkündigung?
Sein Thema ist: Der Tag des Herrn, der über das Gottesvolk und die ganze Welt
geht, bringt Gericht und Heil.
Wie ist sein Buch aufgebaut? Kapitel 1,2-2,3 weist auf
den drohenden Weltuntergang hin und mahnt zur Buße; Kapitel 2,4-3,8 stellt
Gottes Gericht über die Völker dar und soll Israel zur Mahnung und zum Trost
dienen; in Kapitel 3,9-20 wird das messianische Heil für den
bußfertigen gläubigen Rest des Gottesvolk und für die Völker angekündigt.
Welches war die Zeit
Haggais?
Haggai war der erste der nachexilischen Propheten und wirkte zusammen mit
Sacharja unter den aus dem Exil nach Jerusalem und Judäa zurückgekehrten Juden.
Er trat im zweiten Jahr des Königs Darius Hystapsis auf, und zwar nach seinen
genauen Angaben im Jahr 520 vor Christi Geburt, Kapitel 1,1; 2,1.11.24.
Worum geht es in diesem
Buch? Das
Thema ist eindeutig: Baut das Haus des Herrn!
Was ist der Inhalt des
Buches? Der
Tempelbau war durch die Feindseligkeiten der Samariter, Esra 4, ins Stocken
geraten, Trägheit und Selbstsucht des Volkes waren ein weiteres Hindernis,
Haggai 1,2.4. Deshalb sollten Haggai und Sacharja unter Josua und Serubabel
daraufhin wirken, dass der Bau wieder aufgenommen und vollendet werde. Das Buch
besteht aus vier kurzen, genau datierten Reden: 1,1-15 Strafrede wegen der
Gleichgültigkeit des Tempelbaus und Fortgang desselben (12-15); 2,1-10
Trostrede wegen des kümmerlichen neuen Baues und Hinweis auf die künftige
Herrlichkeit es neutestamentlichen Tempels, der Kirche Jesu Christi, siehe auch
Hebräerbrief 12,26-28; 2,11-20 Mahnrede wegen der Werkgerechtigkeit und
Unreinigkeit im Gottesdienst; 2,21-24 Verheißung an den Knecht des Herrn,
Serubabel, einen Typos auf Christus.
Eine besondere Bedeutung hat in diesem Buch die Zahl 5: fünf
Datierungen, die Handlungsweisen des Volkes in 1,6; die Erschütterungen 2,6;
die Aufzählungen 2,12; 16 f.19.21 f.; fünfmal: Es geschah das Wort des Herrn zu
Haggai; fünfmal „achtet darauf“, fünfmal das Fragewort „ha“ und das Wort
Prophet (1,13.12; 2,1.10).
Wann wirkte Sacharja? Sacharja stammte aus
priesterlichem Geschlecht, Nehemia 12,1.4, und wirkte fast gleichzeitig mit Haggai,
nur zwei Monate später, im zweiten Jahr des Darius Hystaspis. Er hat aber
wesentlich länger gearbeitet und noch zur Zeit Nehemias gelebt und war
Vorsteher des Priestergeschlechts, Nehemia 12,12.16.26. Er darf nicht mit dem
Sacharja aus 2. Chronik 24,20 oder 26,5 verwechselt werden, auch nicht mit dem
in Matthäusevangelium 23,35 erwähnten.
Wie kann sein Buch
überschrieben werden? Über sein Buch lässt sich schreiben: Gott wird die Welt bewegen und
wieder unter seinem Volk wohnen.
Was behandelt Sacharja? Sacharja unterstützt nicht
nur den Tempelbau, sondern sein Wirken geht über das hinaus, er weissagt von
den bevorstehenden Ereignissen, Kämpfen, aber auch der zukünftigen Herrlichkeit
des Gottesvolkes nach vielen Trübsalen. So entfaltet er vor allem das Werk
Christi. Nach dem Eingang Kapitel 1,1-6 folgen drei Teile: Kapitel 1,7-6,15:
Die Visionen, ausgehend vom jetzigen Zustand des Volkes, hinzielend auf die
Vollendung des Reiches Gottes, und ihre Deutung, sowie die symbolische Handlung
der Krönung des Hohenpriesters. Kapitel 7-8: Mahnende (Fastenfrage) und
verheißende Rede über das Heil für Jerusalem. Kapitel 9-14 enthält eine
prophetische Schau der Zukunft des Volkes Gottes, und zwar 9-11 vom König
Christus, dem guten Hirten, der sein Volk zum Sieg führt, und 12-14 von
der Herrlichkeit des neutestamentlichen Jerusalems.
Fasst man die Teile 2 und 3 als einen Großteil zusammen, so
ergibt sich, dass Teil 1 und dieser Großteil parallel aufeinander bezogen sind,
was die Einheit des Buches des Propheten Sacharja neben anderem eindeutig
belegt.
In welcher Zeit wirkte
Maleachi?
Die Zeit dieses Propheten geht nicht eindeutig aus dem Buch hervor. Auszugehen
aber ist davon, dass der Tempel bereits steht, Kapitel 1,10; 3,1, und Juda unter
einem Statthalter steht, 1,8. Die Verhältnisse, die Maleachi angreift, 1,6-14;
2,7-17; 3,7-18, ähneln sehr denen bei Nehemia 13, so dass er wahrscheinlich um
446-433 vor Christi Geburt als der letzte der Propheten vor dem Kommen des
Herrn gewirkt hat, wie er sich selbst auch sieht, Kapitel 3,1; 4,5.6.
Was ist sein Thema? Sein Buch steht unter der
Frage: Warum verachtet ihr Gott so sehr?
Was ist der Inhalt dieses
Buches? Das
Buch gliedert sich in zwei Teile: In Kapitel 1,1-2,17 tadelt Gott und straft die
Sünde der Priester und des Volkes gegenüber der liebevollen, väterlichen,
schonenden und erbarmenden Gesinnung des Herrn; Kapitel 3,1-4,5 mahnt Gott zur
Buße und Bekehrung, da nur ein gereinigtes und geläutertes Volk dem Messias
gefallen kann, da Gottes Gerichtstag und der Messias kommen.
Verwendete Literatur:
- Hans Möller:
Alttestamentliche Bibelkunde. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt 1983.
- Ludwig Fürbringer: Einleitung in das Alte Testament. St. Louis, Mo.: Concordia Publishing
House 1928.
- Horst Neumann: Einführung
in das Alte Testament. Sottrum: Lutherische Stunde 1995.
I. Einleitung
Wann ist das Neue Testament
entstanden?
Die Bücher des Neuen Testamentes, wie wir sie heute vorliegen haben, sind
allesamt noch vor dem Ende des ersten Jahrhunderts nach Christi Geburt
entstanden, die meisten noch vor der Zerstörung des jüdischen Tempels im Jahr
70 nach Christi Geburt.
Woran lässt sich das
erkennen?
Keines der Bücher des Neuen Testamentes nimmt auf eine schon geschehene
Zerstörung des Tempels Bezug, während aber in den drei ersten Evangelien diese
Zerstörung angekündigt wird. Hieran wird deutlich, dass sie vor dieser
Zerstörung geschrieben worden sein müssen, sonst wäre die Erfüllung dieser
Weissagung erwähnt worden.
Wissen wir, wann die
biblischen Bücher im Einzelnen entstanden sind? Die Bücher selbst enthalten
keine direkten genauen Angaben, allerdings manche Hinweise, wie die schon
erwähnten; dann, bei den Paulusbriefen, die Hinweise, ob sie während seiner
Gefangenschaft oder danach geschrieben wurden; bei der Offenbarung an Johannes
ist seine Verbannung auf Patmos ein Hinweis. Eine Hilfe sind uns die Angaben
der alten Kirchenväter, die ja teilweise noch die Apostel, vor allem Johannes,
direkt gekannt haben (Polycarp etwa), und so doch gute Kenntnisse über die
Entstehung der biblischen Bücher hatten. Irenäus schreibt etwa, dass Matthäus
den Hebräern das Evangelium zu der Zeit schrieb, als Paulus und Petrus in Rom
waren, was also um 63 nach Christi Geburt gewesen wäre; Markus hat das
Evangelium von Petrus übernommen und nach dessen Tode niedergeschrieben; Lukas
hat in gleicher Weise sein Evangelium von Paulus übernommen, dann während des
Aufenthaltes beider in Israel – während des Beginnes der Gefangenschaft des
Paulus, 59-61 nach Christi Geburt – dort noch viele weitere Personen befragt,
Lukasevangelium 1,1-4 und es schließlich nach des Paulus Tod niedergeschrieben.
Für diese beiden Evangelien ist also die Zeit 64-66 nach Christi Geburt
wahrscheinlich. Aufgrund der geographischen Entfernung der Schreiber von
einander ist es ausgeschlossen, dass sie dabei von einander irgendwie
abgeschrieben haben, denn Matthäus war in Israel, Lukas in Griechenland, Markus
in Rom.
Die ersten drei Evangelien
weisen doch sehr viele Ähnlichkeiten auf, gibt es Abhängigkeiten zwischen
ihnen? Die
ersten drei Evangelien werden von etlichen auch die „Synoptiker“ genannt, weil
sie auf den ersten Blick Ähnlichkeiten aufweisen, von den Themen wie auch vom
Text her. Wer aber genauer hinsieht, der stellt fest, dass es mit dieser
Ähnlichkeit so weit her gar nicht ist. Denn diese Ähnlichkeit tritt in erster
Linie bei den Jesusworten auf – und da ist sie auch zu erwarten, da hier ja
unser Heiland zitiert wird, da muss also Ähnlichkeit in den Texten vorhanden
sein, das Volkabular ist hier nicht beliebig austauschbar. Was die parallelen
Abläufe angeht, so finden sie sich zum größten Teil im Bereich der
Passionsgeschichte. Auch das ist natürlich, denn sie stellt ein zentrales
Ereignis dar und ist von ihrem Ablauf her wichtig und fest vorgegeben. Bei den
anderen gleichen Erzählungen liegt dagegen nur bei 40 % ein paralleler Ablauf
vor. Außerdem wurde festgestellt, dass in den parallelen Erzählungen nur etwa
22,19 % der Wörter völlig gleich sind, auf 100 Wörter bei Markus kommen im
Durchschnitt in solchen Erzählungen 95,68 bei Matthäus und 100,43 bei Lukas.
Die sprachlichen Gemeinsamkeiten sind also vergleichsweise gering.
Wie kommt es dann aber, dass
in der Theologie von einem „synpotischen Problem“ gesprochen wird und
Abhängigkeiten der drei „synoptischen Evangelien“ von einander behauptet
werden?
Dieser Ansatz hat eine lange Tradition bei denen, die Kritiker und Feinde des
Christentums sind, angefangen bei Celsus um 178 nach Christi Geburt, dann
wieder aufgegriffen von Lessing, der behauptete, es habe ein „Urevangelium“
gegeben, das nicht mehr vorhanden sei und den drei ersten Evangelisten als
„Quelle“ gedient habe. Sie hätten keine eigenständige Arbeit geliefert. Dieser
Ansatz ist dann einfach weiter variiert worden, etwa von Weiße, der 1838 die
„Zwei-Quellen-Theorie“ aufstellte und das Markusevangelium zu einer Quelle
machte und eine Quelle Q zu einer „Logienquelle“, die das „Sondergut“ bei
Matthäus und Markus enthalten habe. Dabei ist Papias, der den Begriff „logia“
verwendet hat, missverstanden worden, denn er meinte damit nicht einzelne
Aussagen bei Matthäus, sondern vielmehr, wie man merkt, das gesamte Evangelium,
wie er es ähnlich auch für das Markusevangelium verwendet. Hier wurden durch
die Feinde des Christentums und ihre unbedachten Nachfolger einfach
Vorentscheidungen getroffen, die keinerlei biblischen Grund haben und dann zur
Literarkritik, zur Formgeschichte und Redaktionsgeschichte geführt haben, die
allesamt davon ausgehen, dass es sich bei den Evangelien nicht um Berichte von
Augen- und Ohrenzeugen, inspiriert durch den Heiligen Geist, handelt, sondern
um Texte, die ein Gemisch von „echten Jesusworten“, Gemeindetheologie,
Überlieferungen und unterschiedlichen Verständnissen darstellen, die von einer
oder mehreren Personen aus Texten unterschiedlichen Ursprungs zusammengesetzt
wurden. Die Unterschiede werden dann als „Verbesserungen“, „Glättungen“,
„Vokabelveränderungen“, „sachliche Änderung“ bezeichnet, ohne dass man einen
Grund angeben für das, was der Ausgangspunkt sein soll und weshalb hier solche
Dinge vorliegen sollen.
Was ist also auf diese
Bibelkritik zu antworten? Im Blick auf das angebliche „synoptische Problem“ haben wir oben schon
dargelegt, was davon zu halten ist. Vom Selbstzeugnis der Schrift her, etwa
Lukasevangelium 1,1-4; Johannesevangelium 19,35; 1. Johannesbrief 1,1-3, und
dem Zeugnis der altkirchlichen Väter aber handelt es sich eben nicht um
irgendwelche zusammengesetzte Schriften, sondern um Bücher, deren alleiniger
Autor und Verfasser der Heilige Geist ist, die „theopneustos“, „gottgehaucht“
sind, 2. Timotheusbrief 3,16, deren heilige Schreiber geredet haben, getragen,
getrieben vom Heiligen Geist, 2. Petrusbrief 1,21; deren Schreiber Augen- und
Ohrenzeugen waren, deren Wesen und Eigenheiten der Heilige Geist als ihr
Schöpfer berücksichtigte, deren Erinnerung und persönlichen Bezug er also mit
in seinen Dienst stellte. Wir haben daher nicht unterschiedliche Theologien der
Schreiber oder Redaktoren in den Evangelien und anderen Büchern, auch nicht
Gemeindetheologie, sondern vom Heiligen Geist geleitete und in den Dienst
genommene Augen- und Ohrenzeugenschaft. Dabei ist auch zu bedenken, dass es zur
Zeit der Entstehung der Evangelien noch Verwandte Jesu und viele weitere
Augenzeugen gab, deren Vorhandensein das Aufkommen von Mythen, Legenden in den
offiziellen Schriften verhinderte.
Jedes der Evangelien hat seinen besonderen Blickwinkel, sein
spezifisches Thema, von dem aus das Geschehene berichtet wird. Jedes Evangelium
stellt, recht betrachtet, dabei auch eine Einheit dar, sowohl von seinem Aufbau
als auch von seiner Sprache und seinem Inhalt.
Wie ist das Neue Testament
aufgebaut?
Die Bücher des Neuen Testamentes lassen sich in drei große Gruppen einteilen:
die geschichtlichen, die Lehrbücher und das prophetische Buch:
a) Die Evangelien:
Evangelium nach Matthäus
Evangelium nach Markus
Evangelium nach Lukas
Evangelium nach Johannes
b) Die frühe
Kirchengeschichte:
Die Apostelgeschichte des
Lukas
a) Die Briefe des Apostels
Paulus:
Brief an die Römer
Erster Brief an die
Korinther
Zweiter Brief an die
Korinther
Brief an die Galater
Brief an die Epheser
Brief an die Philipper
Brief an die Kolosser
Erster Thessalonicherbrief
Zweiter Thessalonicherbrief
- Pastoralbriefe -
Erster Brief an Timotheus
Zweiter Brief an Timotheus
Brief an Titus
Brief an Philemon
b) Die allgemeinen oder
katholischen Briefe:
Erster Brief des Petrus
Zweiter Brief des Petrus
Erster Brief des Johannes
Zweiter Brief des Johannes
Dritter Brief des Johannes
Brief an die Hebräer
Brief des Jakobus
Brief des Judas
Offenbarung Jesu Christi an
Johannes
Wie und wann ist es dazu gekommen, dass die Kirche Jesu
Christi wusste, welche Schriften zum Neuen Testament gehören? Die
Apostel und ihre Schüler (Markus und Lukas) haben es selbst gewünscht, dass die
Bücher, die sie verfassten, nicht nur in dem kleinen Kreis, dem sie zunächst
zugänglich waren, gelesen wurden, sondern darüber hinaus Verbreitung fanden,
Kolosserbrief 4,16. Schon in früher Zeit müssen daher viele Gemeinden eine
breite Kenntnis über viele der Bücher gehabt haben, wie 2. Petrusbrief 3,15 f.
zeigt.
Allerdings war es
verständlicherweise so, dass nicht alle Gemeinden im Morgen- und im Abendland
gleichzeitig immer über alle Schriften verfügt haben, so dass es Schwankungen
darinnen gab, was als inspiriert anzusehen ist und was nicht, weshalb man noch
heute zwischen kanonischen Büchern ersten und zweiten Ranges unterscheidet. Die
Feststellung des Kanons wurde gerade durch die Auseinandersetzung mit Marcion
(um 140 nach Christi Geburt), den anderen Gnostikern und Montanus aktuell.
Frühzeitig haben schon Sammlungen der Bücher stattgefunden, wie es etwa der
Muratorische Kanon zeigt, der wohl um 160 nach Christi Geburt in Rom
angelegt wurde und alle geschichtlichen Bücher, 13 Briefe und die Offenbarung
enthält. Die Itala war eine frühe lateinische Übersetzung und wird von
Tertullian oft zitiert, so dass sie wohl noch älter als der Muratorische Kanon
ist. Sie enthält ziemlich alle neutestamentlichen Schriften. Die alt-syrische
Übersetzung der Bibel, die Peschito, die wohl schon um 150 nach Christi Geburt
bestand, enthält alle neutestamentlichen Schriften außer 2. Petrusbrief, 2. und
3. Johannesbrief, Judasbrief und der Offenbarung. Der Bischof und
Kirchenhistoriker Eusebius von Cäsarea (260-340) spricht von den
Homologumena als denjenigen Büchern, die allgemeine Anerkennung fanden und
den Antilegomena als denjenigen, die in einzelnen Kirchen Widerspruch
fanden, da ihr apostolischer Ursprung nicht überall (an-)erkannt wurde.
Zu den letzteren zählte er den 2. Petrusbrief, 2. und 3. Johannesbrief,
Jakobus- und Judasbrief. Origenes aus Ägypten (ca. 230 nach Christi Geburt)
veröffentlichte eine komplette Liste, die allgemein anerkannt wurde, Athanasius
von Alexandrien stellt in seinem Osterbrief 367 alle die Bücher vor, die wir
auch heute im Neuen Testament haben. Spätere Kirchenversammlungen, wie etwa in
Hippo in Nordafrika 393 und Karthago 397 und 419, haben den Kanon (Richtschnur)
in unserem heutigen Umfang bestätigt. Wenn auch der historisch gegebene
Unterschied anzuerkennen ist, so bekennen wir doch, dass wir jene Antilegomena
oder kanonische Schriften zweiten Ranges, als apostolische, inspirierte Bücher
annehmen, da die Zweifel an ihrem Ursprung nicht genügend begründet, eher
unbegründet, sind.
Welcher Maßstab wurde bei der Feststellung des Kanons
angelegt? In erster Linie spielte es bei der Kanonbildung eine
bedeutende Rolle, ob die Schrift göttliche Autorität hat, also von einem
der Apostel oder ihrer anerkannten Schüler (wie Markus und Lukas), durch den
Heiligen Geist inspiriert, stammte oder nicht. Es geht also vor allem
darum, ob die Schrift apostolisch ist. Das nächste Kriterium ist der Inhalt
der Schrift, nämlich dass er mit den anderen Schriften, besonders früheren,
übereinstimmt, außerdem historisch genau ist (weshalb zum Beispiel das Buch
Judith nie in den alttestamentlichen Kanon kam); schließlich spielt auch das Zeugnis
des Heiligen Geistes noch eine Rolle, nämlich dass er sein Werk durch diese
Schriften getan hat. Dabei wurde kein Buch von Menschen einfach zur Bibel
hinzugetan, sondern es ging nur darum festzustellen, welches Buch göttliche
Autorität hat, inspiriert ist, apostolisch, vom Heiligen Geist bezeugt, also
zum Kanon gehört und welches nicht.
Verwendete
Literatur:
-
So entstand die Bibel ... Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung 1992.
-
Eta Linnemann: Gibt es ein synoptisches Problem? Neuhausen-Stuttgart: Hänssler-Verl.
1992.
-
Johann Schaller: Kurze Bibelkunde. St. Louis, Mo.:
Concordia Publishing House 1899.
Was ist der Inhalt der
geschichtlichen Bücher? Die geschichtlichen Bücher im Neuen Testament lassen sich in zwei
Abteilungen gliedern, einmal die Evangelien und dann die Apostelgeschichte. Die
Evangelien geben uns dabei einen Bericht über das Leben und Wirken Jesu,
zumeist nach der Grundanordnung 1. Vorgeschichte (mit dem Wirken Johannes des
Täufers); 2. Lehrtätigkeit Jesu; 3. Leiden und Sterben Jesu und seine
Auferstehung. Sie heißen Evangelium (nach dem Griechischen euaggelion =
frohe Botschaft), weil das Kommen, Leben und Wirken Jesu für uns die
frohe Botschaft ist, denn es dient alles zu unserer Erlösung,
Matthäusevangelium 18,11; Lukasevangelium 19,10; Johannesevangelium 20,31.
Warum werden die Evangelien
„Evangelium nach ...“ genannt? Dieser Begriff will nicht sagen, dass hier eine
Nacherzählung eines Berichtes des betreffenden Evangelisten vorliege, sondern
vielmehr, dass es tatsächlich nur ein Evangelium gibt, weil es nur einen
Heiland Jesus Christus gibt, dass aber dieses eine Evangelium von den vier
Männern Matthäus, Markus, Lukas und Johannes aufgezeichnet wurde, so, wie es
der Heilige Geist ihnen eingab.
Warum haben wir denn vier
Evangelien?
Es hat Gott dem Heiligen Geist gefallen, uns das eine Evangelium, die eine
frohe Botschaft in vierfältiger Weise zu entfalten, darzulegen, und zwar
jeweils unter einem anderen Gesichtspunkt, um uns so die eine frohe Botschaft
umso gewisseer zu machen.
Obwohl auf den ersten Blick manche Ähnlichkeit zwischen den
Evangelien, besonders den ersten dreien, zu herrschen scheint, so ist jedes Evangelium
an einen besonderen Leserkreis gerichtet und ist die Darstellung darauf
eingestellt. Deshalb finden sich erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen
Evangelien, etwa in der Sprache und in der Darstellungsweise. Darum hat die
altchristliche Erkenntnis, um diese Unterschiede darzustellen, das Gesicht des
Propheten Hesekiel 1,3-14 auf die vier Evangelisten gedeutet und dem Bilde des
Matthäus die Gestalt eines Engels oder Menschen, dem des Markus die eines
Löwen, dem des Lukas die eines Stieres und dem des Johannes die eines Adlers
beigefügt.
Welches sind denn die
besonderen Intentionen der einzelnen Evangelien? Das Evangelium nach
Matthäus predigt Jesus als den Messias, den Christus, im dem die
alttestamentlichen Verheißungen erfüllt sind und ist in erster Linie an die
Hebräer oder Juden und Christen aus den Juden gerichtet, wie auch die
vielfältigen breiten Auseinandersetzungen mit den Pharisäern zeigen.
Das Evangelium nach Markus stellt uns Jesus Christus dar
als den in seinen Wundern geoffenbarten allmächtigen Retter aus aller Not.
Das Evangelium nach Lukas betont, dass er der Welt
Heiland ist.
Das Evangelium nach Johannes entfaltet Jesus Christus
als den wahren Gott, der auch zugleich für uns wahrer Mensch geworden ist und
in sein Eigentum kam – und von den Seinen verworfen wurde.
Wie kann das Evangelium nach
Matthäus überschrieben werden? Über das Evangelium nach Matthäus können wir
setzen: Jesus Christus, der im Alten Testament verheißene Messias Gottes, der
König der Welt.
Was ist das Besondere des
Evangeliums nach Matthäus? Matthäus hat für die Hebräer geschrieben bzw. für Christen, die aus
der Judenschaft kamen und unter den Juden wohnten, und kommt deshalb immer
wieder auf das Alte Testament zu sprechen und zeigt auf, wie in Jesus Christus
das Alte Testament erfüllt ist („Erfüllungszitate“: 1,22; 21,17.22; 3,3; 4,14;
8,17; 11,13; 12,17-21.40; 13,13.35; 15,7; 16,4; 21,4; 27,9.35), dass er der im
Alten Testament verheißene Messias ist, von den Juden ungerechtfertigterweise
verworfen. Daher finden wir auch viele Stellen, in denen Jesus Christus das
Alte Testament zitiert: 5,21-48; 6,29; 9,13; 10,15; 12,3-5; 15,4; 17,11; 19,17;
21,13.42; 22,132.37; 24,15.36; 26,54.56. Dies zeigt bereits der einleitende Satz
an, der über dem Geschlechtsregister steht, aber so auch über dem gesamten
Evangelium: „Dies ist das Buch von der Geburt (Herkunft, Geschichte) Jesu
Christi, der da ist ein Sohn Davids, des Sohnes Abrahams.“ Damit wird er schon
im ersten Vers vorgestellt als der Same Abrahams, der ihm verheißene Segen für
alle Völker, 1. Buch Mose 12,3; 22,18, und als der Sohn Davids, als der ewige
König, der von seinen Lenden kommen sollte, 2. Buch Samuel 7,12-16. So wird
auch das Evangelium geschlossen mit den Worten Jesu, dass er der ist, dem alle
Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden – der Segen für alle Völker – und
dass deshalb seine Gemeinde auch hingehen soll und alle Völker zu Jünger
machen, also sein Reich bauen, indem sie sie tauft und lehrt.
Als eine weitere Besonderheit, die damit zusammenhängt, ist die
Entfaltung Jesu als des Propheten nach 5 Mose 18. Daher finden wir
bedeutende Lehrreden in größeren Blöcken im Matthäusevangelium, etwa die
Bergpredigt, Kapitel 5-7, die Gleichnisrede Kapitel 13 und die Endzeitreden
Kapitel 24 und 25.
Wer war der Schreiber dieses
Evangeliums?
Das Buch selbst gibt uns zwar nicht den Namen des Schreibers, aber die alte
Kirche hat von Beginn an uns den Namen überliefert: der Apostel Matthäus oder
Levi, dessen Berufung uns 9,9 ff. erzählt wird. Das Evangelium, wie wir es
haben, ist keine Übersetzung eines ursprünglich Hebräisch geschriebenen, wie es
etwa auch die Zitate aus dem Alten Testament zeigen, die weder ganz nach der
hebräischen Bibel noch ganz nach der Septuaginta gehen; auch zitieren schon die
ältesten christlichen Schriftsteller nur das griechische Evangelium und die
syrische Übersetzung (Peschito) des 2. Jahrhunderts gibt es nach dem
griechischen Text an. Es mag aber gut sein, dass Matthäus daneben auch hebräisch-sprachige
Aufzeichnungen gemacht hat.
Wann hat Matthäus dieses
Evangelium geschrieben? Wie schon früher dargelegt, ist es auf jeden Fall vor der Zerstörung
Jerusalems geschrieben worden, wahrscheinlich um 63 nach Christi Geburt.
Wie lässt sich das Evangelium
nach Matthäus gliedern?
I. 1,1-2,23 Jesus, der
Christus – seine Herkunft, Geburt und beginnende Passion
II. 3,1-4,11 Jesus, der
Christus – sein Bote, seine Taufe für die Sünder, seine Versuchung =
Vorbereitung
III. Jesus, der Christus –
der Prophet Israels in Galiläa, mächtig in Worte und Taten
4,12-7,29 Jesus, der Christus – der Lehrer von Gott: die
Bergpredigt
8,1-9,34 Jesus, der Christus – bezeugt durch die Wunder
IV. Jesus, der Christus – der
gute Hirte, der sich erbarmend seines Volkes Israel annimmt, das ihn nicht
erkennt
9,35-11,30 Jesus, der Christus – er sendet (unter die Juden)
12,1-50 Jesus, der Christus – angefeindet von den Pharisäern
13,1-53 Jesus, der Christus – die Gleichnisse vom Himmelreich
V. Jesus, der Christus –
angefeindet von dem Juden wendet er sich verstärkt der Unterweisung der Jünger
zu
13,54-16,20 Jesus, der Christus – die Auseinandersetzung mit den
Juden, insbesondere den Pharisäern
16,21-20,34 Jesus, der Christus – der Passion entgegen: die
Unterweisung der Jünger
VI. 21,1-27,66 Jesus der
Christus – seine Passion für uns
21,1-22: Der Einzug in Jerusalem: Jesus Christus, der König
kommt
21,23-23,39: Die Schlussauseinandersetzung mit den Pharisäern
24,1-25,46: Die Endzeitreden
26,1-27,66: Die große Passion
VII. 28,1-20 Jesus der
Christus – der Auferstandene und Erhöhte
Was kann über das Evangelium
nach Markus gesetzt werden? Das Evangelium nach Markus kann überschrieben werden: Jesus Christus –
der in Kraft sich bezeugende Heiland der Heiden.
Was ist das Besondere des
Evangeliums nach Markus? Das Evangelium nach Markus wurde nicht, wie dasjenige des Matthäus für
Christen aus der Judenschaft und für Juden allgemein geschrieben, sondern
vielmehr für solche, die mit dem Alten Testament weniger bekannt sind – daher
wenig Zitate aus dem Alten Testament, wenig Darlegung jüdischer Bräuche -, also
wohl vor allem für Christen aus der Heidenschaft im Westen des Römerreiches. So
berichtet schon der alte Kirchenhistoriker Eusebius von Cäsarea (II,15). Markus
stellt, eingehaucht durch den Heiligen Geist, Jesus Christus dar als den Sohn
des allmächtigen Gottes; als den, der über alles regiert, über die Dämonen und
alle Mächte der Finsternis, über die Natur und über die Krankheiten. Zugleich
aber streicht er heraus, wie Jesus Christus handelt aus brennender Liebe zu
uns, wie er sich für uns opfert, sich verzehrt für uns, sich freiwillig für uns
hingibt. Kurz: Hier wird unser Heiland in seiner Kraft und Vollmacht und
Autorität dargestellt. Dabei geht Markus immer wieder auf die Spannung ein, die
zwischen den menschlichen Erwartungen der Juden durch ihr Bild von einem
irdischen Befreier-König und dem tatsächlichen Auftreten des Messias liegt. Bei
aller Knappheit und Kürze der Darstellung gibt Markus oft sehr feine, kleine
Züge wieder, die seinen Bericht besonders anschaulich machen.
Wer ist der Schreiber dieses
Evangeliums und wann wurde es niedergeschrieben? Die altkirchliche
Überlieferung nennt uns – denn das Evangelium selbst gibt uns darauf keinen
Hinweis, den Johannes Markus, der in der Apostelgeschichte des öfteren genannt
wird, 12,12.25; 15,37; 13,5, ein Schüler der Apostel, zunächst des Paulus,
später besonders des Petrus, der ihn seinen (geistlichen) Sohn nennt, 1.
Petrusbrief 5,13. Er war ein Sohn der Maria, in deren Hause in Jerusalem sich
die Gemeinde (oder Teile der Gemeinde) versammelte, und ein Vetter des
Barnabas, mit dem er zeitweilig in Zypern missioniert hat. Später soll er nach
Ägypten gegangen sein und dort missioniert und die Kirche gepflanzt haben. Das
Evangelium wird, nach den Angaben der Überlieferung, eng mit dem Wirken des
Markus unter Petrus verbunden, weshalb auch alle Ehrungen Petri wegfallen,
während die Rügen schärfer herausgearbeitet sind, 8,29.33; 14,30.68 (vergleiche
die parallelen Berichte bei Matthäus). Die Möglichkeit ist groß, dass das
Evangelium, das auch lateinische Ausdrücke enthält, in Rom entstanden ist. Wie
schon oben erwähnt, wurde es wohl um 64-66, auf jeden Fall vor der Zerstörung
Jerusalems durch die Römer, geschrieben.
Wie lässt sich das
Evangelium nach Markus gliedern?
1,1-13 Der (Vor-)Bote des
Heilandes
1,14-8,26 Jesus Christus,
der Heiland, ruft, lehrt und tut Zeichen
8,27-10,52 Der Passion
entgegen
11,1-15,47 Die Passion in
Jerusalem
11,1-33 Der Einzug in Jerusalem in Vollmacht
12,1-44 Die Auseinandersetzung mit den Pharisäern
13,1-37 Endzeitrede
14,1-25 Das heilige Abendmahl
14,26-15,47 Die große Passion
16,1-20 Jesus Christus, der
auferstandene und erhöhte Herr
Unter welchem Thema steht
das Evangelium nach Lukas? Das Thema, das über diesem Evangelium steht ist: Jesus Christus – der
Welt Heiland.
Was sind die Besonderheiten
des Evangeliums nach Lukas? Das Evangelium nach Lukas ist für Christen aus der Heidenschaft
geschrieben und steht in engem Zusammenhang mit der Apostelgeschichte, bildet
sozusagen mit ihr ein zweibändiges Werk, zeigt dabei, wie das Evangelium von
Jerusalem nach Rom, von den Juden zu den Heiden kommt, siehe auch
Apostelgeschichte 13,46. Das, was Paulus Römerbrief 1,16 ausdrückt, nämlich das
Evangelium als die Kraft Gottes zur Rettung, Erlösung der Menschen, das
durchzieht die beiden Bände des Evangelisten Lukas. Das wird auch an dem
Gebrauch des Begriffes „euaggelizein“ (= evangelisieren, die frohe Botschaft
verkünden) deutlich, der zehnmal im Evangelium und fünfzehnmal in der
Apostelgeschichte verwendet wird, sonst aber in den Evangelien nur einmal bei
Matthäus (11,5). So wird auch Jesu Wirken übrschrieben, 4,18, dass er, gemäß
der Weissagung Jesajas, gekommen ist, den Armen das Evangelium zu predigen, zu
verkündigen das Evangelium vom Reich Gottes, 4,43. Und dieses Evangelium gilt
nicht nur den Juden, sondern die Gnade Gottes gilt allen Menschen, ist frei und
umsonst für alle da, das hebt Lukas immer wieder hervor, schon dadurch, dass er
den Engel Gabriel besonders erwähnt, was den Bogen schlägt zu den
Prophezeiungen Daniels über die Weltreiche, Weissagungen, die er durch Gabriel
vermittelt und erklärt bekam, Prophet Daniel 8,16; 9,21 oder dadurch dass er
das Geschlechtsregister Jesu zurückführt bis Adam und Eva: Jesus Christus geht
also die gesamte Menschheit an. Ebenso setzt Lukas immer wieder das
Evangeliumsgeschehen in Verbindung mit dem Weltgeschichten, wobei er auch seine
Arbeitsweise als korrekter Wissenschaftler zeigt. Damit enthält das Evangelium
nach Lukas viele Einzelheiten oder Hinweise, die wir nur hier finden. Auch die
Gleichnisse vom verlorenen Schaf und Groschen und vom verlorenen Sohn (Kapitel
15), vom guten Samariter (Kapitel 10) und vom Pharisäer und Zöllner (Kapitel
18) gehören dazu, ebenso wie viele Einzelheiten der ersten beiden Kapitel und
die Begegnung Jesu mit den Emmausjüngern (Kapitel 24,13-35).
Wer hat dieses Evangelium
geschrieben?
Als Schreiber dieses Evangeliums wie auch der damit zusammenhängenden
Apostelgeschichte wird von der altkirchlichen Überlieferung der Arzt Lukas
genannt, von Paulus Kolosserbrief 4,14; 2. Timotheusbrief 4,11 und Philemon 24
als sein Begleiter erwähnt. Wohl schon auf der zweiten Missionsreise war er
dabei, denn wir finden Apostelgeschichte 16,10 bereits den Begriff „wir“. Da
Paulus ihn von denen unterscheidet, die jüdischer Herkunft sind, Kolosserbrief
4,11-14, so dürfte Lukas aus der Heidenschaft stammen; dies zeigt sich auch
daran, dass seine Sprache von hebräischer Färbung freier ist als bei den
anderen Evangelisten. Zeitlich dürfte die Abfassung des Evangeliums wohl auch
in die Jahre 64-66 fallen, eventuell aber seine Grundlegung schon in der ersten
Gefangenschaft des Paulus liegen, da auch die Apostelgeschichte nur bis zu
dieser Zeit geht.
Wie kann das Evangelium nach
Lukas gegliedert werden?
1,1-3,38 Jesus, der im Alten
Testament verheißene Christus, und sein Vorbote
1,1-4 Eingang
1,5-80 Verheißung und Geburt Johannes des Täufers; Verheißung
der Geburt Jesu
2,1-40 Die Geburt Jesu
3,1-22 Johannes der Täufer, der Vorbote Jesu Christi
3,23-38 Geschlechtsregister Jesu Christi, des Heilandes der
Welt
4,1-13,35 Jesus Christus,
der Heiland der Welt: Der Heiland offenbart sich durch messianische Zeichen und
ruft in die Nachfolge
14,1-19,27 Jesus Christus,
der lehrende Heiland: die Lehre vom Reich Gottes
19,28-23,56 Die Passion des
Heilandes der Welt
24,1-53 Die Auferstehung
Jesu Christi und die Sendung der Jünger in die Welt
Unter welchem Thema steht
das Evangelium nach Johannes? Das Evangelium nach Johannes kann überschrieben
werden mit: Das Wort ward Fleisch: Jesus Christus – wahrer Gott und wahrer
Mensch ist zu uns gekommen, um uns das ewige Leben zu bringen, siehe auch 1,14
und 20,31.
Was ist das Besondere an
diesem Evangelium? Während die ersten drei Evangelien noch vor der Zerstörung Jerusalems
geschrieben wurden, dürfte dieses Evangelium erst gegen Ende des 1.
Jahrhunderts entstanden sein, wohl in Ephesus geschrieben. Das, was sich schon
in den späten Briefen des Apostels Paulus abzeichnete (Briefe an die Epheseer,
Galater, Kolosser, Pastoralbriefe), nämlich die Irrlehren, breiteten sich immer
mehr aus und griffen die wahre Gott wie auch die wahre Menschheit Jesu Christi
an (Cerinthus, Ebioniten, Gnostiker). Darum betont Johannes immer wieder, dass
Jesus Christus Gott selbst ist, Gott auf Erden, 1,18; 14,9. Darum ist er in
Person das Leben, das Licht, gerade die Ich-bin-Worte verkünden seine wahre
Gottheit. Deshalb geht Johannes auch viel weiter in der Geschichte zurück,
nämlich bis in alle Ewigkeit, als nur der Sohn als das Wort bei dem Vater war
mit dem Heiligen Geist, 1,1.2.
Ebenso aber betont Johannes zugleich die wahre Menschheit Jesu,
1,14. Eer beschreibt ihn als den, der müde und durstig ist, 4,6, der weint,
11,33.35, dessen Seele betrübt ist zum Tode, 12,27. Zugleich aber wird stets
seine Gemeinschaft mit dem Vater betont, den er bezeugt. Der Begriff
„(be-)zeugen“ ist einer der zentralen Begriffe dieses Evangeliums, 31 mal kommt
er vor (Matthäus hat ihn einmal, Markus gar nicht, Lukas zweimal), das
Hauptwort „Zeugnis“ verwendet er 14 mal (Matthäus gar nicht, Markus dreimal,
Lukas einmal). Und dieses persönliche Zeugnis Jesu beglaubigt der Heiland durch
„Zeichen“ (für seine Messianität), ein weiteres Schlüsselwort, damit die
Menschen glauben. Siebzehn Mal verwendet Johannes diesen Begriff, Matthäus
elfmal, Markus siebenmal, Lukas zehnmal, während der Begriff „Taten“, „mächtige
Taten“, der die drei anderen Evangelien prägt, bei Johannes gar nicht vorkommt.
Alles zielt ab darauf, dass durch dieses Zeugnis der Glaube durch den Heiligen
Geist erweckt wird. Der Gegensatz Glaube – Unglaube ist bedeutend für dieses
Evangelium, wobei Johannes darlegt, wie der Glaube sich entwickelt, zunächst an
Zeichen und Wundern hängt, dann aber von ihrer weltlichen Sichtweise abkommen und
am Wort allein hängen, und schließlich Christus bezeugen können, ohne dass er
sichtbar gegenwärtig ist, 20,28.29. Ebenso wird das Anwachsen und Verhärten des
Unglaubens anhand der Feinde Jesu dargelegt.
Da das Evangelium nach Johannes wesentlich später als die
ersten drei Evangelien entstand, konnte Johannes sie als bekannt voraussetzen.
Daher berichtet er viele Ereignisse nicht, die dort zu finden sind;
andererseits bringt er vieles, was mit seinem Thema zusammenhängt, was in den
drei anderen Evangelien nicht zu finden ist, zum Beispiel die Hochzeit zu Kana,
die Heilung des Sohns des königlichen Beamten, des Kranken am Teich Bethesda,
des Blindgeborenen, die Auferweckung des Lazarus, die Ehebrecherin, die
Unterredung mit Nikodemus, mit der Frau am Jakobsbrunnen, die Ich-bin-Worte,
die Hirtenrede, die Predigt von ihm als dem Brot des Lebens, das
hohepriesterliche Gebet, seine Begegnungen mit den Jüngern nach der
Auferstehung, die Wiedereinsetzung des Petrus. Während also die ersten drei
Evangelien mehr das Wirken Jesu herausstellen, so das Johannesevangelium mehr
die Person Jesu als das Licht und Leben der Welt und seine Beziehung zum Vater.
Während die ersten drei Evangelien stärker Jesu Wirken in Galiläa
betrachten, so hat Johannes mehr Judäa im Auge, ohne deshalb Galiläa völlig zu
vergessen.
Trotz all dieser Unterschiede ist es dennoch der gleiche Jesus
Christus, den wir in den ersten drei Evangelien finden und im
Johannesevangelium, die gleiche gnädige und zarte Liebe zum Sünder, der gleiche
hingebende Eifer, die gleiche Demut und Geduld im Leiden, der gleiche Eifer für
die Ehre Gottes, die gleiche himmlische Weisheit in allem Wirken und Reden.
Auch die Personen, die Jesus umgeben, sind die gleichen.
Er hat das Evangelium
geschrieben?
Auch hier ist uns der Name nicht direkt überliefert, andererseits gibt es immer
wieder Hinweise auf „den Jünger, dend er Herr lieb hat“, zum Beispiel 13,23,
was eindeutig auf den Apostel Johannes hinweist, wie es auch die altkirchliche
Überlieferung besagt, und vor allem das Zeugnis aus 19,35, da aus den anderen
Evangelien deutlich ist, dass er unter dem Kreuze stand. Er war ein Sohn des
Zebedäus und der Salome, Bruder von Jakobus dem Älteren und mit Petrus und Andreas
Fischer in Kapernaum, Matthäusevangelium 4. Zunächst war er Jünger von Johannes
dem Täufer, wurde aber schon früh, zusammen mit Andreas, ein Jünger Jesu,
Johannesevangelium 1. Neben Petrus und Jakobus wurde er zu den Säulen im
Jüngerkreis, die auch bei der Verklärung Jesu, bei der Auferweckung der Tochter
des Jairus und bei seinem Seelenkampf in Gethsemane dabei waren. Später war er
eine der Säulen der Gemeinde in Jerusalem, ging dann aber, wohl schon vor der
Zerstörung Jerusalems, nach Kleinasien, um dort die von Paulus gegründeten
Gemeinden zu betreuen und wurde in diesem Zusammenhang, wahrscheinlich unter
Nero, auf die Insel Patmos verbannt, wo er die Offenbarung Jesu Christi
empfing. Gemäß der Überlieferung hat er das Evangelium gegen Ende des ersten
Jahrhunderts geschrieben.
Wie ist das Evangelium nach
Johannes gegliedert?
1,1-34 Das Wort ward Fleisch
– für die Sünder
1,1-18 Prolog: Das Wort ward Fleisch
1,19-34 Johannes der Täufer und Christus
1,35-6,71 Das Wort ward
Fleisch – erschienen den Juden
1,35-51 Die ersten Jünger Jesu
2,1-25 Die Offenbarung der göttlichen Majestät Jesu Christi
3,1-36 Von der neuen Geburt und dem Glauben
4,1-43 Jesus Christus und die Samaritanerin
4,43-5,18 Zeichen für den Gottessohn
5,19-6,71 Der Sohn Gottes
5,19-30 Der lebendigmachende Sohn Gottes
5,31-47 Zeugnis für den Sohn Gottes
6,1-15 Das Wunder der Speisung der Fünftausend
6,16-21 Das Wunder des Wandels auf dem Meer
6,22-59 Jesus Christus, das Brot des Lebens
6,60-71 Jesus, der Christus
7,1-12,50 Das Wort ward
Fleisch – die Ablehnung durch die Juden
7,1-52 Das Laubhüttenfest
8,1-12 Jesus Christus, der Sünderheiland
8,12-20 Jesus Christus – das Licht der Welt
8,21-45 Nur der Glaube an Jesus Christus rettet
8,46-59 Die Person Jesu – Verschärfung der Kontroverse mit den
Juden
9,1-41 Die Heilung des Blindgeborenen und die Feindschaft der
Juden
10,1-30 Rechter und falscher Hirte – Jesus Christus ist der
gute Hirte
11,1-46 Die Auferweckung des Lazarus – Jesus Christus ist die
Auferstehung und das Leben
11,47-12,50 Der Passion entgegen
13,1-17,26 Das Wort ward
Fleisch – die Zurüstung der Kirche
13,1-30 Die Fußwaschung
13,31-17,26 Letzte Gespräche mit den Jüngern
13,31-38 Das Gebot der Liebe. Ankündigung der Verleugnung
14,1-31 Jesu Hingang zum Vater und die Gabe des Heiligen
Geistes
15,1-27 Das Bleiben in Christus
16,1-33 Die Kirche in der Welt und ihre Grundlagen
17,1-26 Das hohepriesterliche Gebet
18,1-19,42 Das Wort ward
Fleisch – und starb für uns
18,1-19,15 Gefangennahme Jesu und Verhöre
19,16-30 Kreuzigung und Tod Jesu
19,31-42 Grablegung Jesu
20,1-21,25 Das Wort ward
Fleisch – der Verherrlichte und Auferstandene
20,1-31 Die Auferstehung
Jesu Christi
21,1-25 Der Auferstandene bei den Jüngern
Worum geht es in der
Apostelgeschichte? Hatten die Evangelien geschildert, wie mit Christus die frohe Botschaft,
das Evangelium selbst, in diese Welt gekommen ist, um die Erlösung für uns zu
erreichen, so zeichnet nun die Apostelgeschichte nach, wie Chrisuts durch die
von ihm erwählten Boten dieses Evangelium in die Welt hinausgehen lässt – bis
hin in das damalige Weltzentrum Rom-, um Menschen in das Reich Gottes zu
sammeln, aus der Juden- wie aus der Heidenschaft, vor allem aber aus der
Heidenschaft, kurz: Gott baut seine Kirche. Deshalb berichtet er vor allem über
Petrus – den Apostel an die Juden, der aber auch die Heidenmission begann – und
Paulus, den Apostel an die Heiden, Galaterbrief 2,9. Die Botschaft, die dabei
ausgeht, ist genau diejenige, die wir auch in der Briefen des Apostels Paulus
finden: Alle Menschen werden gerecht allein durch den Glauben an Jesus
Christus, ohne Zutun des Gesetzes oder Hilfe unserer Werke.
Wer hat die
Apostelgeschichte geschrieben? Schon aus den einleitenden Versen geht hervor, dass
die Apostelgeschichte von demjenigen geschrieben ist, der auch das dritte
Evangelium geschrieben hat, Lukas, der auf vielen der Reisen des Paulus den
Apostel begleitet hatte. Wann sie geschrieben wurde, lässt sich nicht genau
sagen, wohl nach dem Evangelium. Der Schluss der Apostelgeschichte erzwingt
nicht, einen Zeitpunkt vor der Hinrichtung des Paulus anzunehmen, da aus der
Disposition des Buches eindeutig hervorgeht, dass mit der Ankunft in Rom und
der ungehinderten Predigt des Evangeliums in diesem Weltzentrum das Ziel des
Buches erreicht ist.
Wie kann die
Apostelgeschichte gegliedert werden?
I. 1,1-26 Vorgeschichte
1,1-11 Christi letzte Worte und Himmelfahrt
1,12-26 Zurüstung der Jünger bis Pfingsten
II. Die Kirche unter den
Juden
2,1-41 Pfingsten – Anfang
der Kirche Jesu Christi über alle Grenzen
2,42-8,16 Die Kirche aus der
Judenschaft – die Jerusalemer Gemeinde
2,42-47 Die Grundzüge der Gemeinde
3,1-26 Das Wunder an dem Lahmen
4,1-31 Beginn der Auseinandersetzung mit den Juden
4,32-5,16 Das Leben in der Gemeinde
5,17-42 Erneute Verfolgung
6,1-7 Errichtung des Diakonenamtes
6,8-8,16 Erneute Verfolgung: Stephanus
III. 8,1-25 Die Kirche aus
den Samaritanern
IV. Die Kirche unter den
Heiden
8,26-12,25 Die Kirche
erweitert auch zu denen aus den Heiden
8,26-40 Die Bekehrung des äthiopischen Finanzministers
9,1-31 Gott bekehrt Paulus, den künftigen Apostel für die
Heiden
9,32-11,18 Wirken des Petrus
9,32-35 Äneas und Tabea
10,1-48 Der Durchbruch zu den Heiden: Hauptmann Kornelius
11,1-18 Petri Verantwortung vor der Jerusalemer Gemeinde
11,19-30 Die heidenchristliche Gemeinde zu Antiochien
12,1-25 Die Verfolgung der Gemeinde durch Herodes
13,1-28,31 Die
Missionsreisen des Apostels Paulus
13,1-14,28 Erste Missionsreise: Zypern, Antiochien/Pisidien,
Iconium, Lystra
15,1-41 Jerusalemer Apostelsynode
16,1-18,28 Zweite Missionsreise: Kleinasien, Europa
19,1-21,14 Dritte Missionsreise: Kleinasien
21,15-26,32 Pauli Gefangennahme und Gefangenschaft in Jerusalem
27,1-28,31 Gefangenschaftsreise nach Rom
Welche Schriften werden
unter die Lehrschriften des Neuen Testamentes gerechnet? Zu den Lehrschriften des
Neuen Testamentes zählen insgesamt 21 Briefe, wovon allein 13 vom Apostel
Paulus stammen.
Wodurch sind diese Schriften
entstanden?
Die Aufgabe der Apostel war es, das Evangelium in alle Welt zu tragen. Daher
konnten sie sich zumeist nicht dauerhaft an einem Ort aufhalten, sondern nach
geraumer Zeit zogen sie in ihrer Missionstätigkeit weiter. Daraus entstand bei
den Gemeinden das Bedürfnis, dass ungeklärte Fragen, neu aufbrechende
Diskussionen, neue Situationen in der Gemeinde den Aposteln mitgeteilt wurden
und sie unter der Leitung und Inspiration des Heiligen Geistes Antwort gaben.
Diese Antworten haben wir in den vorliegenden Briefen, deren jeweils besondere
Veranlassung auch dort behandelt wird. Vom Apostel Paulus lesen wir etwa, dass
er schier täglich von Gemeinden mündlich oder schriftlich um Rat angegangen
wurde, 2. Korintherbrief 11,28.
Stimmt es, dass die Apostel
noch weitere Briefe geschrieben haben sollen? Diese Frage ist aufgetaucht, weil es in den
Korintherbriefen Stellen gibt, 1. Korintherbrief 5,9, die es nicht
ausschließen, dass es vor dem ersten Korintherbrief bereits einen an die
Gemeinde gegeben hat und ebenso einen weiteren zwischen dem ersten und zweiten
Brief an diese Gemeinde. Kolosserbrief 4,16 scheint einen Hinweis zu geben auf
einen Brief an die Gemeinde zu Laodicea. Ein absolutes Urteil lässt sich
darüber nicht fällen, da diese Briefe nicht vorliegen. Damit ist aber auch
deutlich, ob sie nun existiert haben oder nicht, dass solche Briefe zwar auch
von dem Apostel geschrieben wären, aber dann nicht unter der besonderen
Inspiration des Heiligen Geistes, daher auch nicht Teil der Bibel sind und wir
uns auch nicht weiter um sie bekümmern sollten.
In welchem inhaltlichen
Verhältnis stehen die Briefe zu einander? Die Themen der Briefe sind sehr
unterschiedlich, was auch mit der Veranlassung der Briefe zusammenhängt. Im
Groben kann man sagen, dass Paulus mehr den Glauben, Johannes mehr die Liebe,
Petrus mehr die Hoffnung hervorhebt, aber jeweils unter den besonderen
Aspekten, unter denen ihre Schriften geschrieben sind. Wir haben keine
Widersprüche oder andere Akzente in den Schriften, sondern unterschiedliche
Themen, die sich gegenseitig ergänzen. Auch zwischen Paulus und Jakobus besteht
tatsächlich kein Gegensatz, denn Paulus schreibt über die Rechtfertigung vor
Gott, über die Grundlegung unseres Heils; Jakobus dagegen schreibt über unsere
Stellung oder Rechtfertigung vor den Menschen, über das heilige Leben des schon
erlösten Menschen.
Wie werden die Briefe
unterteilt? Im
Allgemeinen werden zwei große Abteilungen gebildet, nämlich einmal die paulinischen
Briefe oder „Briefe des Apostels“ und dann die allgemeinen oder katholischen
Briefe, wohl so genannt, weil sie nicht einer besonderen Gemeinde zuzuordnen
sind, an die sie gerichtet worden wären.
Was wissen wir über das
Leben des Paulus? Sowohl durch die Apostelgeschichte, die in ihrem zweiten Teil fast
ausschließlich die Missionstätigkeit Pauli behandelt, als auch durch seine
Briefe haben wir von ihm sehr umfangreiche biographische Angaben. Demnach ist
er, Philipperbrief 3, Sohn eines Juden aus der kilikischen (heutige
Südosttürkei) Stadt Tarsus, der das römische Bürgerrecht erworben hatte, so
dass Paulus schon als Römer geboren wurde. Erzogen wurde er als Pharisäer und
erhielt seine Ausbildung in Jerusalem durch den bedeutenden jüdischen Gelehrten
Gamaliel, Apostelgeschichte 22,3. Als eifriger Pharisäer stand er von Anfang an
in extremem Gegensatz zur christlichen Gemeinde, die sich in Jerusalem gebildet
hatte, und, Apostelgeschichte 7, war aktiv an der Hinrichtung des Stephanus
beteiligt und verfolgte die Gemeinde auch weiterhin. Als er sich Briefe nach
Damaskus hatte geben lassen, um auch die dortige christliche Gemeinde zu
unterdrücken, Apostelgeschichte 9, trat ihm Christus selbst entgegen. Getroffen
vom Wort des Gekreuzigten und Auferstandenen brach er zusammen, um durch das
Evangelium Christus selbst als seinen Heiland zu erkennen und den Auftrag zur
Heidenmission zu empfangen. Seine christliche Predigt in Damaskus veranlasste
die dortigen Juden, ihn zu verfolgen, was ihn zur Flucht trieb. In Jerusalem
nahm sich Barnabas seiner an und führte ihn in die erschrockene Gemeinde ein,
Apostelgeschichte 9,26 ff. Zwischen seiner Bekehrung und diesem Aufenthalt in
Jerusalem liegen drei Jahre, Galaterbrief 1,18, in denen er in der arabischen
Wüste durch Jesus Christus in direkter Offenbarung auf sein Amt zugerüstet
wurde. Die Apostel selbst schickten ihn von Jerusalem zunächst nach Tarsus
zurück, wo er etliche Jahre lebte, bis ihn Barnabas nach Antiochia holte, wo er
ein Jahr mit ihm wirkte, Apostelgeschichte 11,26. Dann sandte die Gemeinde
beide aus zur ersten Missionsreise unter die Heiden, wobei sie zunächst Zypern,
die Heimat des Barnabas besuchten, und danach die kleinasiatischen Gebiete im
Süden und dort auch Prediger einsetzten. Überall kam es sowohl zur Verfolgung
durch die Juden als auch zur Bildung christlicher Gemeinden. Danach kehrten sie
in die sendende Gemeinde Antiochia zurück und erstatteten dort Bericht. In
dieser Zeit kam es auch zu einer Auseinandersetzung unter den christlichen
Gemeinden über das alttestamentliche Gesetz, was veranlasste, dass die Gemeinde
in Antiochien Paulus und Barnabas nach Jerusalem zur Versammlung mit der
dortigen Gemeinde und den Aposteln schickten. Dabei wurde festgestellt, dass
sie mit Paulus und seiner Lehre von der freien Gnade völlig übereinstimmten,
Apostelgeschichte 14,28; 15; Galaterbrief 2,1. Bald darauf brach Paulus zu
einer zweiten Missionsreise auf, zusammen mit Silas, während Barnabas sich mit
Johannes Markus wieder nach Zypern begab. Das Ziel des Heiligen Geistes mit
dieser Reise war Europa, so dass sie in den kleinasiatischen Gegenden sich nur
kurz aufhielten oder auch gar keinen Eingang fanden. In Europa dagegen kam es
zunächst in Mazedonien zu Gemeindegründungen – Philippi, Thessalonich -, dann
auch im eigentlichen Griechenland, Athen, Korinth. Hier sind wohl die Briefe an
die Gemeinde in Thessalonich entstanden. Von dort aus ging Paulus nach Ephesus
zurück, dann über Jerusalem wieder nach Antiochien, brach aber bald zu seiner
dritten Missionsreise auf, die ihn vor allem nach Ephesus führte, wo er über
zwei Jahre arbeitete. Von hier aus hat er wohl die Briefe an die Gemeinden in
Galatien und den ersten an die korinthische Gemeinde geschrieben. Er ging dann
noch einmal nach Mazedonien, sandte von dort aus den zweiten Korintherbrief,
und dann nach Korinth selbst, wo wohl der Brief an die Römer entstand, der
seine Pläne verdeutlichte, dass er nach Rom und von dort weiter zur Mission
nach Spanien reisen wollte. Zunächst aber wollte er noch einmal nach Jerusalem,
wohl wissend, dass ihm wohl dort die Gefangenschaft drohte, wie es auch
geschah. Dort wurde er unrechtmäßig über zwei Jahre festgehalten, berief sich
dann auf den Kaiser und gelangte so, als Gefangener, nach Rom. Dort wurde er
zwei Jahre gefangen gehalten, konnte aber, unter Bewachung, relativ frei das
Evangelium verkündigen. In dieser Zeit entstanden wohl die
Gefangenschaftsbriefe an die Epheser, Philipper, Kolosser und an Philemon.
Gewisse Angaben in den Briefen an Timotheus und Titus und auch Gedanken, die im
Philipper- und Philemonbrief ausgedrückt werden, lassen darauf hindeuten, dass
Paulus noch einmal freigekommen ist, eine Reise durch Griechenland, Kleinasien
und Kreta gemacht hat, ob auch nach Spanien, wie etliche sagen, ist zumindest
zweifelhaft. Danach ist er, nach der Überlieferung, ein zweites Mal gefangen
genommen worden, in dieser Gefangenschaft dürfte der 2. Timotheusbrief
entstanden sein, und hat dann, um 65 nach Christi Geburt, in Rom den
Märytrertod erlitten.
Wie lassen sich die Briefe
des Paulus einteilen? Die Reihenfolge in der Bibel hat einmal die Unterteilung nach
Gemeinde- und Personenbriefen, dann bei den Briefen selbst nach der Bedeutung
des Inhaltes und der Gemeinden gegliedert.
Nach der Zeitfolge könnte es etwa so sein: 1. Thessalonicher, 2. Thessalonicher, Galater, 1. Korinther, 2. Korinther,
Römer, Epheser, Philipper, Kolosser, Philemon, 1. Timotheus, Titus, 2.
Timotheus, wobei die Thessalonicherbriefe um das Jahr 52, der 2. Brief an
Timotheus um 65 geschrieben worden sein düfte.
Welche Lehren behandelt
Paulus in den einzelnen Briefen? Einige wichtige Briefe des Paulus haben zumeist
einen dogmatisch-didaktischen und einen ethisch-paränetischen Teil, nämlich der
Römer-, Galater-, Epheser- und Kolosserbrief.
Wann wurde der Brief an die
Römer geschrieben? Nach den Angaben Kapitel 16,1 hat ihn Paulus während seiner dritten
Missionsreise geschrieben, und zwar von Korinth aus, also 57 oder 58 nach
Christi Geburt.
Was war der Anlass dieses
Briefes? In
der Gemeinde selbst lag kein triftiger Grund in der Weise, dass etwa
Streitigkeiten vorgelegen hätten, Spannungen zwischen Juden- und Heidenchristen
vorhanden gewesen wären, sondern es war der Wunsch des Apostels, sich der
Gemeinde bekannt zu machen, da er mit ihrem Beistand in Spanien eine Mission
beginnen wollte, 15,24. Außerdem war die Gemeinde ohne apostolischen Beistand
entstanden, auch bis dahin nicht von einem Apostel besucht worden. Darum wollte
er ihr eine feste Lehrgrundlage geben.
Was wissen wir über die
Gemeinde in Rom? Die Gemeinde in Rom muss zu dem Zeitpunkt des Briefes schon einige
Zeit bestanden haben, denn sie war schon weithin bekannt, 1,8, und der Apostel
Paulus hatte schon längere Zeit die Absicht, sie zu besuchen. Wann die Gemeinde
entstanden ist, ist nicht sicher. Die Annahme ist nicht unberechtigt, dass
schon unter denjenigen, die an Pfingsten in Jerusalem zum Glauben gekommen
sind, sich Menschen aus Rom befanden, die in die damalige Welthauptstadt das
Evangelium trugen. Dafür spricht auch, wie Sueton berichtet und
Apostelgeschichte 18,2 bezeugt wird, dass Kaiser Claudius (41-54 nach Christi
Geburt) zeitweilig die Juden aus Rom vertrieben hatte, und zwar weil es Streit
unter ihnen wegen eines „Chrestus“, wie Sueton schreibt, gegeben hätte. Die
Behauptung der römisch-katholischen Kirche, dass Petrus diese Gemeinde
gegründet und in ihr 25 Jahre lang Bischof gewesen sei, ist völlig unhaltbar,
da dies zum einen mit den Angaben in der Bibel, etwa über das Apostelkonzil
Apostelgeschichte 15, nicht übereinstimmt, zum anderen Paulus dies in seinem
Brief an die Römer nicht unerwähnt gelassen hätte, ja, er gemäß seinen
Prinzipien, 15,20.21, gar nicht mit Rom in engeren Kontakt getreten wäre, wenn
Petrus dort schon gewirkt hätte. Vor allem hätte er ihn in der Grußliste
angesprochen. Historisch bezeugt ist nur, dass Petrus am Ende seines Lebens
nach Rom
gekommen ist und dort, wie dann auch Paulus, Opfer der Christenverfolgungen
wurde.
Was ist das Thema dieses Briefes? Das Thema des Briefes wird
in den Versen 16 und 17 des Eingangskapitels angegeben: Das seligmachende
Evangelium von Jesus Christus, worinnen die Gerechtigkeit Gottes, die
Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, geoffenbart wird. Der Brief ist eine lehrhafte
Darstellung der evangelischen Wahrheit, ein Kompendium oder Zusammenfassung der
wichtigsten Stücke der christlichen Lehre.
Wie lässt sich der Brief
gliedern?
I. Der didaktische oder
dogmatische Teil, Kapitel 1-11:
1,1-15: Der Eingang des Briefes
1,17.18: Das Thema des
Briefes: die im Evangelium geoffenbarte Gerechtigkeit durch den Glauben
1,18-3,20: Alle, Juden wie Heiden, stehen als Sünder unter dem
Zorn Gottes
3,21-5,21: Die Gerechtigkeit Gottes, allein um Christi willen, allein
aus Gnaden, allein durch den Glauben
6,1-8,39: Die Heiligung als die notwendige Frucht des Glaubens
9-11: Im Reich Gottes gilt allein die Gnade – die Lehre von der
Gnadenwahl
II. Der ermahnende oder
ethische Teil, Kapitel 12-16:
Kapitel 12: Das christliche Leben – ein Dienst am Nächsten
Kapitel 13: Das christliche Leben – erweist sich im Gehorsam
gegenüber der Obrigkeit
14,1-15,13: Das christliche Leben – erweist sich in Nachsicht
gegenüber den Schwachen im Glauben
15,14-26,27: Schlussteil: Ausblicke, Ermahnungen, Grüße und
Lobpreis
Wann wurde dieser Brief
geschrieben?
Paulus hat diesen Brief wohl um die Osterzeit des Jahres 57 in Ephesus
geschrieben.
Was war das für eine Gemeinde
in Korinth?
Die Gemeinde in Korinth war eine Frucht des Wirkens des Paulus auf seiner
zweiten Missionsreise, Apostelgeschichte 18. Korinth war damals eine bedeutende
griechische Metropole, aber auch eine Hochburg der Unzucht. Die Gemeinde, in
der Paulus anderthalb Jahre gewirkt hatte, war reich gesegnet an allerlei
Gaben, I,1,5-7, aber durch falsche Apostel und Propheten, die in die Gemeinde
eingedrungen waren, auch durch vielerlei Schwachheiten waren Parteiungen in der
Gemeinde entstanden, I,1,10-17. Außerdem wurde die Sünde nicht ernst genommen,
I,5, es kam zu Prozessen zwischen Gemeindegliedern vor weltlichen Gerichten,
I,6, und die Rücksicht gegenüber den Schwachen im Glauben fehlte, I,8-9.
Außerdem war die Ordnung im Gottesdienst sehr durcheinander gekommen, I,10-14,
sowohl im Hinblick auf das Betragen der Frauen als auch im Blick auf das
Liebesmahl und Abendmahl und den Gebrauch der besonderen Gaben. Es scheint ein
Hang zur Schwärmerei in der korinthischen Gemeinde vorhanden gewesen zu sein.
Auch waren falsche Lehren über die Auferstehung eingebrochen, I,16. Paulus
wurde über diese Zustände durch einen Brief aus der Gemeinde informiert und
geht nun in seinem ersten Brief auf diese Dinge näher ein. Er ist also vor
allem ein seelsorgerlicher Brief, aber voll Klarheit der Lehre und inniger
Liebe zur Gemeinde.
Wie ist der Brief aufgebaut?
1,1-9: Gruß und Anerkennung
1,10-4,21:
Auseinandersetzung mit den Parteiungen in der Gemeinde
5-6: Gegen die sittlichen
Schäden in der Gemeinde
7-10: Über die christliche
Freiheit
Kapitel 11: Über die rechte
Ordnung im Gottesdienst
Kapitel 12-14: Falscher und
rechter Gebrauch der geistlichen Gaben
Kapitel 15: Von der
Auferstehung des Fleisches
Kapitel 16: Schluss:
Ermahnungen, Mitteilungen, Grüße
Wann verfasste Paulus unter
Leitung des Heiligen Geistes diesen Brief? Dieser zweite Brief wurde auf der gleichen
Missionsreise geschrieben wie der erste. Allerdings hatte Paulus wider Erwarten
länger auf eine Antwort warten müssen, so dass er schon von Ephesus
aufgebrochen war und sich in Troas befand, nachdem er zuvor den Titus nach
Timotheus nach Korinth gesandt hatte. Inzwischen traf er Timotheus in
Mazedonien wieder und erfuhr von der Reaktion auf den ersten Brief, vor allem die
Maßnahmen gegen den Blutschänder, aber auch, dass es Anfeindungen gegen ihn
gab. Das veranlasste dann den zweiten Brief.
Wie lässt sich dieser Brief
gliedern?
Kapitel 1: Gruß und
Einleitung
Kapitel 2-7: Der Dienst des
Apostels Paulus am Evangelium
Kapitel 8-9: Der
Liebesdienst der Gemeinde mit der Kollekte
Kapitel 10-13: Das
Apostelamt des Paulus
Was ist der Hintergrund
dieses Briefes? Paulus hat auf seiner ersten Misisonsreisen Gemeinden im Süden der
römischen Provinz Galatien gegründet, etwa Lystra, Derbe, Antiochien in
Pisidien, und hat sie auf seiner zweiten Missionsreise nochmals besucht. Auf
seiner zweiten Missionsreise um 52 nach Christi Geburt ist er dann auch,
Apostelgeschichte 16,6 in den nördlichen Teil dieser Provinz gekommen, die
historische Landschaft Galatien. Bald nach seinem zweiten Besuch bei den
Gemeinden, Galaterbrief 4,13; 1,6, erfuhr der Apostel, dass sich judaistische
Irrlehrer in den Gemeinden breit machten, die forderten, dass die Galater das
alttestamentliche Gesetz halten müssten, wenn sie ewig selig werden wollten,
also vor allem sich beschneiden lassen müssten und die alttestamentlichen
Feiertage einhalten. Damit wurde faktisch das Evangelium, für das sich Paulus
auf dem Apostelkonzil Apostelgeschichte 15 so eingesetzt hatte, Galaterbrief
2,5, außer Kraft gesetzt. Paulus sah daher mit Recht das Evangelium, die frohe
Botschaft, das Christentum in seinem Kern getroffen und reagierte darauf mit
äußerster Schärfe, wie insbesondere der Anfang des Briefes, 1,6-9, zeigt. Wann
der Brief geschrieben wurde steht ebensowenig fest wie der Bereich der
Gemeinden, um den es geht, ob also um die südgalatischen oder die
nordgalatischen Gemeinden, wobei einiges für die südgalatischen Gemeinden
spricht, etwa das, was in Galater 2,5 erwähnt wird und Barnabas Galaterbrief
2,1.9.13, der auf der zweiten Missionsreise bereits nicht mehr dabei war.
Außerdem verwendet Paulus – im Gegensatz zu Lukas – die römischen
Provinzbezeichnungen, nicht so sehr die historischen Ländernamen. Dann könnte
dieser Brief schon auf der zweiten Missionsreise, vielleicht von Korinth aus,
um Anno Domini 53 geschrieben worden sein. Dieser Brief stellt, nach dem
Römerbrief, von seinem Inhalt her den wichtigsten der Briefe des Paulus dar.
Was ist das Thema dieses
Briefes?
Das Thema dieses Briefes ist eindeutig: Das Evangelium von Jesus Christus
von der Freiheit eines Christenmenschen.
Wie kann dieser Brief
gegliedert werden?
1,1-10: Gruß und Einleitung
– Thema des Briefes
1,11-2,21: Persönlich-historischer
Teil: Das Apostelamt des Paulus – ein rechtes Apostelamt
Kapitel 3-4:
Dogmatisch-polemischer Teil: Die Freiheit des Christen vom Gesetz
5,1-6,10:
Praktisch-paränetischer Teil: Der rechte Gebrauch der christlichen Freiheit
6,11-18: Schlussworte
Wer waren die Empfänger
dieses Briefes? Der Brief ist an die Gemeinde in Ephesus, 1,1, gerichtet, die damals
eine bedeutende Metropole der ionischen Griechen war und Hauptstadt der
römischen Provinz Kleinasien. Sie war allerdings zugleich Zentrum des
heidnischen Abgötterei (Artemistempel), des Aberglaubens, Apostelgeschichte 19
und der Zauberei. Paulus hatte diese Stadt auf der zweiten Missionsreise kurz
besucht, Apostelgeschichte 18,24 ff. und dann während der dritten Missionsreise
fast drei Jahre in ihr und der Umgebung gewirkt, Apostelgeschichte 19. Ephesus
wurde so auch zum Zentrum der christlichen Gemeinden Kleinasiens.
In der Gemeinde selbst lagen keine besonderen Probleme vor, die
Paulus meinte, ansprechen zu müssen, wollte aber die Gemeinde aus seiner
Gefangenschaft stärken, damit sie um seiner Gefangenschaft willen nicht in
Anfechtungen kamen. Dabei ging es ihm vor allem darum, die Gemeinde Jesu
Christi als die eine heilige christliche Kirche auf Erden aus Juden- und
Heidenchristen darzustellen.
Dieser Brief ist ein Gefangenschaftsbrief, ähnlich wie die
Briefe an die Philipper, Kolosser und an Philemon.
Was ist das Thema des
Briefes?
Der Brief steht unter dem Gesichtspunkt: Die eine heilige Kirche Jesu Christi –
Erlöste aus der Juden- und aus der Heidenschaft.
Wie ist dieser Brief
aufgebaut?
I. Didaktisch-dogmatischer
Teil, Kapitel 1-3
1,1-2 Gruß
1,3-14: Die Gnadenwahl
1,15-22: Der erhöhte Christus – das Haupt der Gemeinde
Kapitel 2: Die Befreiung aus dem Reich des Teufels und
Einverleibung in Christi Reich
Kapitel 3: Die Herrlichkeit der Kirche Jesu Christi
II. Paränetisch-ethischer
Teil, Kapitel 4-6
4,1-5,21: Wandel im Geist als Nachfolger Gottes
5,22-6,9: Die Haustafel
6,10-20: Die christliche Waffenrüstung
6,21-24: Schlussworte
Wer ist der Schreiber dieses
Briefes? Es
geht aus dem Brief eindeutig hervor, dass Paulus der Schreiber ist, 1,1, und
zwar zusammen mit Timotheus, 1,1, während seiner Gefangenschaft in Rom,
1,7.13.16; 1,14; 4,22. Es muss zum Ende der ersten Gefangenschaft gewesen sein,
denn Paulus erwartet zu diesem Zeitpunkt bereits seine baldige Freilassung,
1,25; 2,23.
Wer war die Gemeinde in
Philippi, der Empfänger des Briefes? Paulus ist während seiner zweiten Missionsreise um
52/53 nach Philippi, einer der Hauptstädte Mazedoniens, gekommen, Apg. 16, und
hat dort die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden gegründet
(Lydia), musste aber nach der Austreibung von Dämonen aus einer Magd eine
schmähliche Behandlung hinnehmen, einschießlich verschärfter Einkerkerung,
durfte aber durch ein Wunder Gottes dann nicht nur seine Freilassung, sondern
auch die Bekehrung des Gefängniswärters erfahren. Während der dritten Missionsreise
hat Paulus auch diese Gemeinde noch einmal besucht, Apg. 20,6.
Die Gemeinde bestand hauptsächlich aus Heidenchristen, 3,2.3;
2,15.16; 4,8.9 und war mit dem Apostel in inniger Liebe verbunden und
unterstützte ihn auch finanziell, 1 Kor. 9,15; 2 Kor. 11,8.9; Phil. 4,15.16.
Dies hat auch während der Gefangenschaft des Paulus nicht aufgehört, vielmehr
hat sie den Epaphroditus mit einer Liebesgabe zu ihm gesandt, 2,25; 4,10.14.18.
Die Gemeinde stand zwar fest im Glauben, bedurfte aber der
Stärkung und Ermahnung um der äußeren Anfeindungen willen, 1,18.29; 2,15, und
der Anfechtung durch Abtrünnige, 3,18.19.
Was ist das Thema dieses
Briefes?
Das Grundthema des Briefes ist die Freude am Herrn, durch den wir Gnade und
Erlösung haben, 1,4.18.25; 2,2.17.18.28; 3,1; 4,1.4.10.
Wie ist der Brief aufgebaut?
I. Kapitel 1-2: Ermunterung
1,1-11: Gruß und Fürbitte für die Gemeinde
1,12-26: Mitteilungen über Paulus in der Gefangenschaft
1,27-2,18: Ermahnung zur Eintracht, Sendung des Timotheus,
Christi Erniedrigung und Erhöhung
2,19-30: Rückkehr des Epaphroditus
II. Kapitel 3-4: Ermahnung
3,1-16: Warnung vor den judaistischen Irrlehren – die wahre
Gerechtigkeit ist Glaubensgerechtigkeit
3,17-21: Nachfolge in Erwartung der himmlischen Vollendung
4,1-9: Ermahnung zu Eintracht, Liebe und Gebet
4,10-20: Dank für die Liebesgaben der Gemeinde
4,21-23: Grüße und Segenswunsch
Wer ist der Schreiber dieses
Briefes? Der
Brief an die Kolosser ist von dem Apostel Paulus während seiner Gefangenschaft
in Rom geschrieben worden, wohl um 62, zur gleichen Zeit wahrscheinlich wie
auch der Brief an die Epheser, 1,1.
Wer war der Empfänger dieses
Briefes?
Kolossä war ein Ort in Phrygien, im Westen der heutigen Türkei, bei dem
jetziges Khonas, in der Nähe der beiden Städte Laodicea und Hierapolis, wo auch
christliche Gemeinden bestanden, die mit derjenigen in Kolossä in enger
Beziehung standen, 4,13.15.16. Paulus ist zwar auf seiner zweiten und dritten
Missionsreise durch Phrygien gekommen, aber nicht in diese Gegend gekommen. Die
Gemeinde zu Kolossä ist also nicht durch Paulus gegründet worden, sondern wohl
aller Wahrscheinlichkeit nach durch Epaphras, 1,7; 4,12, und bestand überwiegend
aus Christen aus der Heidenschaft, 2,13; 1,21.27. Epaphras hat Paulus in Rom
besucht und war auch eine Zeitlang Mitgefangener, 1,7.8; 4,12.13; Philem. 23.
Was war der Anlass des
Briefes?
Durch Epaphras hat Paulus wohl gehört, dass die einerseits zwar im Glauben
bewährte Gemeinde, 1,2-6; 2,5, durch jüdisch-gnostische Irrlehrer gefährdet
war, 2,1.4.8.20, die behaupteten, die Wahrheit zu verkündigen, 2,8, eine
Verbindung mit der Engelwelt herzustellen und in den tieferen Zusammenhang der
Dinge einzuführen, 2,18.23, und deshalb besondere Enthaltsamkeit im Blick auf
Speise und Trank forderten, 2,16.21.23.
Was ist daher das Thema
dieses Briefes? Bestehet in Jesus Christus, unserem Heiland und in der von ihm uns
geschenkten Rechtfertigung und ihrer Frucht, der christlichen Freiheit.
Wie lässt sich der Brief
gliedern?
I. Kapitel 1-2:
Dogmatisch-polemischer Teil
1,1-12: Gruß, Danksagung für die Gemeinde, Versicherung der
Fürbitte
1,13-29: Christus, der Mittler der Schöpfung, Versöhner der Welt
und Haupt der Gemeinde
2,1-15: In Christus kennen wir das wahre himmlische Geheimnis und
haben die Kraft zum rechten Leben vor Gott im Glauben
2,16-23: Die Irrlehrer bieten nur kümmerlichen Ersatz und
kraftlosen Betrug
II. Kapitel 3-4: Praktischer
Teil
3,1-17: Im Aufblick auf Christus die irdischen Triebe überwinden
und in der Liebe wandeln
3,18-4,1: Die christliche Haustafel: der christliche Wandel im
natürlichen Stand und Beruf
4,2-18: Ermahnung zu fleißigem Gebet und Mission, Grüße und
Segenswunsch
Wer hat diesen Brief
geschrieben?
Der erste Brief an die Thessalonicher ist von Paulus geschrieben, in
Gemeinschaft mit Silvanus und Timotheus, 1,1, und zwar während seiner zweiten
Missionsreise im Jahr 52, von Korinth aus.
Wie stand es um die Gemeinde
zu Thessalonich? Nach der Bildung der Gemeinde in Philippi zog Paulus weiter nach
Thessalonich (Saloniki), der Hauptstadt Mazedoniens, und weilte dort nicht ganz
einen Monat, Apg. 17,1-10, und sammelte eine Gemeinde aus Juden- und
Heidenchristen, musste aber bald aufgrund der einsetzenden Verfolgung durch die
Juden die Stadt verlassen und konnte auch nicht wieder dahin zurückkehren, Apg.
17,13; 1 Thess. 2,17.18. Er sandte deshalb von Athen aus Timotheus nach Thessalonich,
um die Gemeinde zu stärken, 1 Thess. 3,1-5; Apg. 17,14.15. Obwohl Paulus ja nur
sehr kurz in Thessalonich weilen konnte, erwies sich die Gemeinde doch als
recht gefestigt im Glauben und wurde ein Vorbild im Glauben und in der Liebe,
1,7, erduldete auch die Verfolgungen, insbesondere durch die Juden, 2,14-16;
3,3.4; 5,15. Allerdings gab es etliche Fragen und Unklarheiten in der Gemeinde,
insbesondere im Blick auf die Wiederkunft Christi.
Was war also der Anlass für
diesen Brief?
Dieser Brief, der erste des Paulus überhaupt, sollte der Stärkung und
Ermutigung der Gemeinde in den Verfolgungen dienen, sie stärken zur Nachfolge
im Glauben und ihnen Klarheit geben in den Fragen über die Wiederkunft Christi,
die Auferstehung der im Glauben Entschlafenen und unser Christenleben in der
letzten Zeit.
Welche Gliederung hat der
Brief?
I. 1-3: Stärkung der
Angefochtenen und Ermahnung zur Beständigkeit
1,1-10: Das Vorbild Pauli und der Glauben der Thessalonicher
2,1-12: Pauli Wirken in Thessalonich – ein Vorbild für die
Gemeinde
3,1-13: Die Glaubenskraft der Thessalonicher
II. 4,1-12: Warnung vor
Verstrickung in das Welt- und Sündenwesen
III. 4,13-5,28: Belehrung
über Christi Wiederkunft und unser christliches Leben
4,13-18: Die Auferstehung der Toten
5,1-11: Erwartung der Wiederkunft Christi
5,12-28: Brüderliches Gemeindeleben; Grüße, Segen
Was war der Anlass für den
zweiten Brief?
Der zweite Brief an die Thessalonicher, der wohl bald nach dem ersten erfolgt
ist, noch von Korinth aus geschrieben, wahrscheinlich im Jahr 53, 2 Thess. 1,1;
1 thess. 1,1; Apg. 18,1.5.11, hatte Nachrichten aus der Gemeinde zum Grund, die
zeigten, dass trotz der Ermahnungen im ersten Brief schwarmgeistige
Vorstellungen sich ausbreiteten, manche in Naherwartung der Ankunft Christi
nicht mehr ihrem Beruf nachgingen.
Wie ist dieser Brief
gegliedert?
1,1.2: Begrüßung
1,3-12: Ermunterung der bedrängten
Gemeinde durch Hinweis auf die Vergeltung im Jüngsten Gericht
2,1-17: Christi Wiederkunft
und das Auftreten des Antichristen
3,1-15: Warnung vor
unordentlichem Wandel und Müßiggang
3,16-18: Gruß
Welche Briefe werden mit der
Bezeichnung „Pastoralbriefe“ gemeint? „Pastoralbriefe“ meint die beiden Briefe an
Timotheus und den Brief an Titus.
Welchen Zweck haben diese
Pastoralbriefe? Die Pastoralbriefe stammen aus der Spätzeit des Lebens des Paulus,
aufgrund der Ortsangaben darinnen wohl, Titusbrief und erster Timotheusbrief,
aus der Schaffenszeit nach der ersten Gefangenschaft, um 64/65, der zweite
Timotheusbrief wohl aus der zweiten Gefangenschaft um 66/67. Paulus hatte
größere Gemeinden seinen Mitarbeitern zur geistlichen Versorgung anbefohlen und
gibt ihnen nun in diesen Briefen Anweisungen, wie sie ihr Amt ausrichten
sollen, die reine Lehre verkündigen, die Irrlerher bekämpfen, die Ämter in der
Gemeinde besetzen und gute Zucht und Sitte in den Gemeinden fördern sollen und
selbst dem Evangelium würdig wandeln.
Welche Irrlehren waren
damals besonders zu bekämpfen? Die Irrlehrer, die damals auftraten, kamen wohl aus
dem Judentum, aber auch heidnische Philosophie und Theosophie, die Gnosis, war
in ihren Lehren vorhanden (siehe die Briefe an die Epheser und Kolosser und den
ersten Johannesbrief) und bedrohten die Gemeinden, 1 Tim. 1,3-7.19.20; 2 Tim.
2,16-18; Tit. 1,10-16; 3,9-11. Sie rühmten sich hoher Geheimnisse, etwa im
Blick auf die überirdische Welt, 1 Tim. 1,4; 4,7; 6,16; 2 Tim. 4,4; Tit. 3,9;
waren stolz auf ihre angebliche höhere Erkenntnis und ihre Dialektik, 1 Tim.
6,3-5.20; 2 Tim. 2,14.16.23; Tit. 1,10.16; 3.9; hielten sehr auf äußere
Satzungen, besonders Speisegesetze, 1 Tim. 1,7; 4,3-5; Tit. 1,14.15; verwarfen
auch den Ehestand, 1 Tim. 4,3 und leugneten eine zukünftige Auferstehung, 2
Tim. 2,18. Dabei waren sie zugleich streitsüchtig und geldgierig, 1 Tim.
6,3-10; 2 Tim. 3,2; Tit. 1,10.11; 3.9 und in sittlicher Hinsicht Libertinisten,
also zügellos, 2 Tim. 3,1-6.13; 4,3; 2,26; 1 Tim. 6,9.10.
Wie lässt sich die
Abfassungszeit näher begründen? Die in den Pastoralbriefen angeführten Orte und
erwähnten Reisen lassen sich in die drei Missionsreisen des Paulus nicht
einordnen. In Kreta, wo Titus wirkte, war Paulus außer auf seiner Reise in die
römische Gefangenschaft nicht, und konnte bei dem kurzen Aufenthalt dort, Apg.
27,7-13, nicht missionarisch wirken und Gemeiden gründen, deren Existenz aber
Titus 1,5 voraussetzt, ebenso war Titus damals nicht bei ihm, Apg. 27,2. Auch
in Nikopolis ist Paulus in der Zeit vor der ersten Gefangenschaft nicht
gewesen.
Die in 1. Timotheusbrief 3,4 erwähnte Anwesenheit des Paulus in
Ephesus kann weder die Durchreise von Apostelgeschichte 18,19-22 gewesen sein,
denn damals reiste Paulus nicht nach Mazedonien, sondern nach Jerusalem; auch
nicht die zweite, dreijährige, denn von ihr aus reiste er zwar nach Mazedonien,
wollte aber nicht nach Epehesus zurückkehren, sondern nach Korinth und
Jerusalem reisen und hatte Timotheus schon vorausgesandt, Apostelgeschichte
19,21.22; 20,1-5; 2. Korintherbrief 1,1.
Was den zweiten Timotheusbrief angeht, so war Trophimus bei der
letzten Jerusalemreise des Paulus nicht krank zurückgeblieben, sondern mit ihm nach
Jerusalem gereist, Apostelgeschichte 21,29, und Timotheus war ebenfalls bei
ihm, weshalb er ihm die Reise nicht schildern musste, Apostelgeschichte 20,4.5.
Außerdem zeigen die in den Schlusskapiteln erwähnten
Gefangenschaftsverhältnisse, dass es sich hier um eine andere als die erste
Gefangenschaft handeln muss, die dann zu dem Tode des Paulus führte, 2.
Timotheusbrief 1,8.12.16.17; 2,9; 4,6-18.
Wer war Timotheus? Timotheus war der
vertrauteste Gehilfe des Paulus, der auch in sechs anderen Briefen erwähnt
wird, 2. Korintherbrief; Philipperbrief; Kolosserbrief, erster und zweiter
Thessalonicherbrief, Philemonbrief), teilweise auch Mitabsender von
Paulusbriefen ist, Philipperbrief 2,20; 1. Korintherbrief
4,17; 1. Timotheusbrief 1,2; 2. Timotheusbrief 2,2. Er stammte aus Lystra, war
Sohn eines Heiden und einer Jüdin, Eunike, und wohl schon auf der ersten
Missionsreise des Paulus zum Glauben an Jesus Christus gekommen,
Apostelgeschichte 14,6.7; 16,1.2; 2. Timotheusbrief 1,5. Auf der zweiten
Missionsreise nimmt Paulus ihn dann neben Silas als Begleiter mit und beschnitt
ihn, Apostelgeschichte 16,3; auch auf der dritten Missionsreise war er sein
Begleiter, ging auch mit ihm zurück nach Jerusalem und begleitete ihn in die
Gefangenschaft nach Rom, Apostelgeschichte 20,4; Kolosserbrief 1,1;
Philemonbrief 1; Philipperbrief 1,1 und reiste von Rom aus als Bote des Paulus
nach Philippi, Philipperbrief 2,19.20. Später, nach seiner ersten
Gefangenschaft, hat Paulus ihn als seinen Bevollmächtigen in Ephesus gelassen,
ihn aber in der zweiten Gefangenschaft wieder zu sich gerufen, 2.
Timotheusbrief 1,4; 4,9.11.13.21. Nach Eusebius soll er der erste Bischof der
Gemeinde zu Ephesus gewesen sein.
Wie ist der Brief aufgebaut?
I. Kapitel 1-4: Timotheus
als Seelsorger für die Gemeinde als Ganzes
1,1-11: Eingangsgruß; Warnung vor den judaistischen Irrlehrern
und ihrer Gesetzlichkeit
1,12-17: Preis der Gnade Gottes an Paulus
1,18-20: Timotheus soll Paulus in der rechten Lehre nachfolgen
2,1-15: Gottesdienstliche Anweisungen für das Gebet und die Lehre
3,1-7: Über die Bischöfe oder Pastoren, Ältesten der Gemeinde
3,8-13: Über die Diakone der Gemeinde
3,4-16: Die Gemeinde – das Haus Gottes
4,1-5: Gegen die Irrlehrer
4,6-11: Timotheus – ein Führer in der rechten Lehre
4,12-16: Timotheus – ein Vorbild im Wandel
II. Kapitel 5-6: Timotheus
in der Einzelseelsorge für bestimmte Stände und Menschen in der Gemeinde
5,1-16: Verhalten gegenüber alten und jungen Witwen in der
Gemeinde
5,17-25: Verhalten
gegenüber den Ältesten der Gemeinde
6,1-5: Pflichten der Sklaven
6,6-10: Gefahren des Reichtums
6,11-16: Der gute Kampf des Glaubens in der Welt
6,17-19: Der rechte Gebrauch des Reichtums
6,20.21: Schlussermahnung, Gruß und Segenswunsch
Wodurch wurde dieser Brief
veranlasst?
Paulus befindet sich wieder in Gefangenschaft und muss mit seiner baldigen
Hinrichtung rechnen, 4,6-8. Dieser Brief stellt sozusagen ein Vermächtnis und Testament
des Apostels an seinen Mitstreiter dar, mit dem er ihm noch einmal Wegweisung
gibt für seinen Dienst.
Wie ist dieser Brief
aufgebaut?
I. Kapitel 1-2: Ermahnung
zur Standhaftigkeit
1,1-11: Eingangsgruß; Festhalten am Evangelium und am Apostel
1,12-18: Vorbild des Paulus in der Treue zum Evangelium
2,1-7: Treue im Predigtamt auch unter Leiden und Anfeindungen
2,8-13: Lohn der treuen Diener Christi
2,14-26: Das Wort der Wahrheit recht teilen (Gesetz und
Evangelium) und das leere Geschwätz meiden
II. Ermahnung, auch in den
künftigen gräulichen Zeiten treu am Wort zu halten
3,1-9: Die kommenden Verirrungen
3,10-17: Treu bleiben am von Gott eingegebenen Wort und der
apostolischen Lehre
4,1-8: Das Martyrium des Paulus steht bevor und soll uns zur
Treue reizen
4,9-22: Persönliche Mitteilungen über seine Umgebung, die erste
Verantwortung vor Gericht; Grüße und Segenswünsche
Wer war Titus? Titus war ein geborener
Heide, der aber, im Gegensatz zu Timotheus, von Paulus nicht beschnitten wurde,
um damit den pharisäischen Christen gegenüber die christliche Freiheit zu
bekennen, Galaterbrief 2,3. Er begleitete den Apostel auf seiner dritten
Missionsreise und war wohl zweimal dessen Boten nach Korinth und wird als
eifriger Mitarbeiter gerühmt, 2. Korintherbrief 12,18; 2,12.13; 7,5-7.13-15;
8.6.16-24; Titus 1,4. Nach dem Jahr 63 hat Paulus ihn in Kreta gelassen, damit
er dort sein Werk fortsetze, Titusbrief 1,5, später aber, auf der zweiten
Romreise, wieder zu ihm stoße, Titusbrief 3,12. Von Rom aus ist Titus nach
Dalmatien gezogen, 2. Timotheusbrief 4,10; die Bibel berichtet sonst nichts
weiter von ihm. Eusebius überliefert, dass er später Bischof von Kreta gewesen
sei.
Wie lässt sich der Brief
gliedern?
Kapitel 1: Einsetzen von
Ältesten in den Gemeinden und ihre Voraussetzungen, Kampf gegen die Irrlehrer
Kapitel 2: Seelsorgerlicher
Umgang mit den einzelnen Ständen in der Gemeinde auf der Grundlage, dass die
heilsame Gnade Gottes allen Menschen erschienen ist und zu einem gottseligen
Leben erzieht
Kapitel 3: Verhalten gegen
die Obrigkeit, die gottlose Welt und Irrlehrer auf der Grundlage des
Heilshandeln Gottes an uns
Wer hat diesen Brief
abgefasst?
Er ist eindeutig, 1,1, von Paulus geschrieben worden, dessen Stellung zur
Sklavenfrage auch hier deutlich wird, Epheserbrief 6,5-9; Kolosserbrief
3,22-4,1; 1. Timotheusbrief 6,1.2; Titusbrief 2,9.10; 1. Korintherbrief
7,20.21. Er gehört zu den Gefangenschaftsbriefen und wurde wohl zusammen mit dem
Kolosserbrief durch Tychikus, begleitet von Onesimus, überbracht, Kolosserbrief
4,7-9.
Wer war Philemon? Philemon war ein
wohlhabender Christ und Glied der Gemeinde zu Kolossä, 1.2.5-7.19;
Kolosserbrief 4,9.17.
Wodurch wurde der Brief
veranlasst?
Ein Sklave des Philemon, Onesimus, war entlaufen, 15.18, und dann mit dem
gefangenen Paulus zusammengetroffen und wurde durch dessen Verkündigung
bekehrt, 1.9.10.23.16. Paulus sandte ihn nun wieder pflichtgemäß an seinen
Herrn zurück und bittet Philemon, Onesium zu verzeihen und ihn als einen
nunmehrigen Glaubensbruder und wertvollen Schützling des Apostels wieder
aufnehmen, 8-21.
Was wird unter den
allgemeinen oder katholischen Briefen verstanden? Unter dieser Bezeichnung –
die nichts mit der römisch-katholischen Kirche zu tun hat – wird eine Sammlung
von nichtpaulinischen Briefen verstanden, die zumeist (außer dem 2. und 3.
Johannesbrief) nicht an Einzelpersonen oder Einzelgemeinden gerichtet sind,
sondern für die gesamte Kirche von vornherein bestimmt waren (katholikai),
weshalb schon Origenes und Dionysius von Alexandrien für den ersten Petrus- und
den ersten Johannesbrief diese Bezeichnung einführten. Ihre Anordnung in der
Reihenfolge der neutestamentlichen Schriften ist sehr unterschiedlich. Zu
dieser Sammlung werden jetzt gezählt: die beiden Petrusbriefe, die drei
Johannesbriefe, der Jakobus- und der Judasbrief.
Welche Stellung hatten diese
Briefe in der alten Kirche? Nur zwei dieser sieben Briefe haben von Anfang an allgemeine
Anerkennung gefunden, nämlich der erste Petrus- und der erste Johannesbrief.
Die anderen Briefe waren in einigen Gegenden der frühen Kirche umstritten, das
heißt, es war nicht eindeutig klar, ob sie von Aposteln oder Apostelschülern
stammten. Sie werden deshalb, zusammen mit dem Hebräerbrief und der Offenbarung
Jesu Christi an St. Johannes, die bei einigen Gemeinden auch zeitweilig
strittig waren, als „Antilegomena“ bezeichnet, im Gegensatz zu den immer
unumstrittenen Schriften, den „Homologumena“.
Wer war der Schreiber des
ersten und zweiten Petrusbriefes? Der Schreiber dieser Briefe ist der aus den
Evangelien bekannte Apostel Petrus, auch unter dem aramäischen Namen Kephas
(Johannesevangelium 1,42), was soviel wie Felsenmann heißt, also derjenige, der
auf dem Fels, Jesus Christus, gegründet ist, Matthäusevangelium 16,18; siehe
auch 1. Korintherbrief 3,11, bekannt. Sein ursprünglicher Name war Simon und er
war der Sohn des Juden Johannes oder Jonas, Johannesevangelium 1,42; 21,15-18;
Matthäusevangelium 16,17. Er stammte aus Bethsaida am See Genezareth,
Johannesevangelium 1,44, war verheiratet und wohnte in Kapernaum,
Markusevangelium 1,21.29.30, wo er als Fischer tätig war, Matthäusevangelium 4,18;
Markusevangelium 1,16.21.29-31; Lukasevangelium 5,3. Schon frühzeitig ist er
durch seinen Bruder Andreas, einem ursprünglichen Johannesjünger, mit Jesus
Christus bekannt gemacht worden, Johannesevangelium 1,40-42, und wurde später
vom Heiland in die ständige Nachfolge und zum „Menschenfischer“ berufen,
Matthäusevangelium 4,18-20; Markusevangelium 1,16-18; Lukasevangelium 5,1-11.
Einerseits erscheint er immer wieder als ein beharrlicher, hingegebener,
eifriger Jünger des Herrn, zugleich aber auch als impulsiv, auch von sich
selbst überzeugt, ist rasch mit dem Wort und der Tat. Neben Jakobus und
Johannes gehört er zu den Säulen des Jüngerkreises. Sein in manchem noch
ungebrochenes Wesen muss aber noch zu tiefem Zerbruch geführt werden, was durch
seinen tiefen Fall, die dreimalige Verleugnung Jesu im Hof des Ratsgebäudes in
Jerusalem, geschieht. Dieser Fall aber dient ihm zugleich zu rechtschaffener
Buße und erneutem Ergreifen der Gnade und Vergebung Jesu, bestätigt durch die
gnädige Erscheinung des Auferstandenen, Markusevangelium 16,7; Lukasevangelium
24,34; 1. Korintherbrief 15,5 und erneuter Berufung und Einsetzung in sein Amt,
Johannesevangelium 21,15-17.
In der frühen Jüngergemeinde erscheint er als der Sprecher, der
sowohl die Wahl des Apostels Matthias leitet, Apostelgeschichte 1, als auch die
Hauptpredigt an Pfingsten hält, Apostelgeschichte 2, und das Werkzeug des
Heiligen Geistes beim Übergang zur Heidenmission ist, Apostelgeschichte 10;11.
Er ist aber nicht der eigentliche Leiter dieser Gemeinde, was zumindest später
Jakobus ist, noch weniger der Jünger oder der christlichen Gemeinden überhaupt,
die gar kein Haupt außer Jesus Christus kannten, wie auch Paulus sich
ausdrücklich als Petrus gleichgestellt bezeichnet, 2. Korintherbrief 11,5, und
Christus jeglichen göttlich vorgegebenen Rangunterschied oder Hierarchie
aufgehoben, Matthäusevangelium 23,8. Deshalb konnte er auch ohne weiteres von
Paulus kritisiert werden wegen seines Fehlverhaltens in Antiochien,
Galaterbrief 2, und wurde von diesem auch nicht erst um Erlaubnis wegen der
Heidenmissionsarbeit gefragt. Von der weiteren Wirksamkeit des Petrus ist außer
dem, was die Apostelgeschichte uns berichtet, wenig bekannt. Die Behauptung der
römisch-katholischen Kirche, dass die Gemeinde zu Rom von ihm gegründet wurde
und er dort 25 Jahre lang Bischof war, entbehrt jeglicher Grundlage, denn
Paulus erwähnt Petrus überhaupt nicht in seinem Brief an die Römer, was er
andernfalls aber gewiss gemacht hätte; er führt ihn auch nicht in der Grußliste
an. Vor allem aber hätte sich Paulus dieser Gemeinde nach seinen eigenen dort
aufgeführten Missionsprinzipien gar nicht näher angenommen, wenn sie eine
Gründung des Petrus oder dessen Wirkungsstätte gewesen wäre. Historisch ist nur
wahrscheinlich, dass Petrus am Ende seines Lebens in Rom gewesen ist und dort,
zu gleicher Zeit wie Paulus, unter Nero als Märtyrer starb, etwa um 66/67 nach
Christi Geburt.
An wen ist dieser Brief
gerichtet?
Petrus schreibt an die „auserwählten Fremdlinge in der Zerstreuung“, und zwar in
Pontus und Galatien sowie Kappadozien, Asien und Bithynien, also in Kleinasien,
wo zuvor Paulus gewirkt hatte. Es ist nach 1,14.18; 2,9.10; 4,3.4 sehr
wahrscheinlich, dass es sich vor allem um heidenchristliche Gemeinden handelte.
Die Anrede ist ekklesiologisch (Lehre von der Kirche) bedeutsam, denn sie
beschreibt die an Jesus Christus Gläubigen als Auserwählte, nämlich von dem
dreieinigen Gott vor Erschaffung der Welt zum Glauben an Jesus Christus durch
das Wirken des Heiligen Geistes Auserwählte, Herausgerufene, und war damit als
solche, die Fremdlinge sind, die durch diesen heiligen Ruf herausgenommen sind
aus ihrer Umgebung, dort jetzt, auch wenn sie noch bei ihrer Sippe wohnen
mögen, fremd sind, anders leben, eben als Jünger Jesu, und eine Minderheit
sind, die in der Zerstreuung (Diaspora) wohnt.
Was war die Veranlassung für
diesen Brief? Der
Brief ist ein Trost- und Mahnbrief, 5,12, an die Gemeinden und Christen in
Kleinasien. Mehr und mehr waren die christlichen Gemeinden ins Fadenkreuz der
römischen Obrigkeit und auch der öffentlichen lokalen und regionalen Meinung
geraten: Verfolgungen kündigten sich an, dazu Verleumdungen, Schmähungen,
Gehässigkeiten, Nachstellungen durch die Bevölkerung, 1,6; 2,12.15.19-23;
3,9.14-16; 4,4.12-19; 5,9. Hier gilt es nun, sich als Gottes Volk zu bewähren,
wozu der Apostel sie ermutigt, 1,13-17; 2,9.10, auch, durch einen frommen
Wandel alle Verleumdungen zu widerlegen, 2,11-13; 3,16.17; 4,1-4, und Gott in
ihrem Leiden zu verherrlichen, 3,14.15; 4,14, dabei das Beispiel Jesu Christi
im Auge zu behalten, 2,21-23; 3,18; 4,1 und auf das ewige Erbe zu blicken,
1,4-9; 5,10.11.
Was ist also das Thema
dieses Briefes? Das Thema kann daher umschrieben werden als: Die Christenhoffnung des
Volkes Gottes bewährt sich in den Anfechtungen und Verfolgungen, 1.3.13.21;
3,5.15.
Wann und wo wurde der Brief
geschrieben?
Wahrscheinlich wurde dieser Brief Mitte der 60er Jahre geschrieben. Als Ort
wird hier „Babylon“, 5,13, angegeben, aber es ist unwahrscheinlich, dass dies
als geographische Bemerkung gemeint ist, denn Babylon war damals ein
Trümmerhaufen, von einer Ausbreitung des christlichen Glaubens in diese Gegend
zu dieser Zeit sonst keine Rede. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass damit
Rom bezeichnet wurde, siehe auch Offenb. 14,8; 16,19; 17,5; 18,10.21, das unter
Nero allerdings in vielfacher Hinsicht ein Babel geworden war. Das erklärt auch
die Anwesenheit von Markus und Silvanus, 5,12.13.
Wie lässt sich dieser Brief
gliedern?
I. 1,1.2: Eingangsgruß
1,3-12: Lobpreis Gottes, der uns wiedergeboren hat zu einer
lebendigen Hoffnung durch Christus
II. 1,13-2,10(-3,12): Als
das neue Bundesvolk des heiligen Gottes sollen wir auch heilig leben
2,11-17: Dies soll sich zeigen im Gehorsam gegenüber jeglicher
Obrigkeit
2,18-25: In unserem Stand als Sklaven oder Knechte
3,1-7: In unserem Stand als Ehefrauen und Ehemänner
3,8-12: Als Christen überhaupt in den Christentugenden
III. 3,13-4,6: Die Leiden
mit Geduld und Sanftmut in Erinnerung an Christi Leiden und Erhöhung ertragen
4,7-11: Brüderliche Liebe untereinander üben
4,12-19: Die auferlegten Leiden standhaft tragen
IV. 5,1-5: Die Pflichten in
der Gemeinde treu erfüllen
5,6-11: Dem Teufel gegenüber in der Stärke Gottes wachsam
sein
5,12-14: Mitteilungen, Grüße, Friedenswunsch
Wer hat diesen Brief
geschrieben?
Dieser Brief hat in der alten Kirche nicht immer das ungeteilte Zeugnis gehabt,
ein Brief des Petrus zu sein, aber Clemens von Alexandrien und Origenes
bezeichnen ihn als petrinisch, Eusebius registriert ihn als den meisten
Christen bekannt, wenn er ihn auch zu den von einigen angezweifelten rechnet.
Ohne Bedenken führen ihn an Athanasius, Cyrill von Jerusalem, Gregor von
Nazianz, Hilarius, Ambrosius und Augustinus. Für die Echtheit spricht neben dem
Selbstzeugnis die reine apostolische Lehre, der klare Inhalt, der Ernst der
Ermahnungen, die Tiefe der Gedanken und die prophetische Einsicht in die
künftigen Dinge. Er trägt auch im Allgemeinen denselben Charakter wie der erste
Petrusbrief und enthält nichts, was Petrus nicht geschrieben haben könnte,
führt ihn vielmehr als Schreiber an, 1,1, sowie als Augenzeugen der Verklärung
Christi, 1,16-18, und als einen solchen, der schon einen Brief geschrieben hat,
3,1.2. Dass die Bezeugung in der frühen Kirche zunächst lückenhaft war, mag
herrühren davon, dass er nicht an eine bestimmte Gemeinde gerichtet war und
wohl kurz vor dem Tode des Apostels und in Verfolgungszeiten geschrieben wurde.
An wen wurde dieser Brief
geschrieben?
Auch dieser Brief ist, wie der erste Petrusbrief, an die kleinasiatischen
Gemeinden gerichtet, 3,1; 1,1.
Was unterscheidet diesen
Brief vom ersten? Der Apostel Petrus hat inzwischen von Irrlehrern erfahren, die unter
den kleinasiatischen Gemeinden ihr Unwesen treiben, nämlich antinomistische
Gnosis verbreiten, die christliche Wahrheit lästern, Knechte des Lasters sind,
Kapitel 2, die Heilstatsachen für Fabeln halten, 1,16; 3,16; die Wiederkunft
Christi zum Gericht leugnen, Kapitel 3, und sich in Zukunft noch schlimmer
zeigen werden, 3,3. Darum will der Apostel die Gemeinden vor ihnen warnen und
sie ermahnen, ihre Berufung und Erwählung fest zu machen durch Wachstum in der
Gnade und Erkenntnis Jesu Christi, 3,17.18; 1,10-13. So ist dieser Brief ein
Zeugnis und Testament des Apostels für die letzte Zeit, 1,14.15.
Wie kann dieser Brief
eingeteilt werden?
I. 1,1.2: Eingangsgruß
1,3-11: Die göttlichen Gnaden und Verheißungen rufen uns zu
einem heiligen Wandel auf
1,12-21: Festhalten an dem klaren prophetischen Wort
II. 2,1-9: Feinde dieses
Wortes sind unsittliche Irrlehrer
2,10-22: Wer sich von ihnen verführen lässt, stürzt ins tiefste
Verderben
III. 3,1-10: Christus kommt
gewiss wieder zum Gericht
3,11-16: Darauf sollen wir uns durch einen heiligen Wandel
vorbereiten
3,17.18: Warnung, Mahnung, Doxologie
Wer hat diesen Brief
geschrieben?
Der Schreiber dieses Briefes wird zwar nirgends genannt, er bezeichnet sich
jedoch als Augenzeuge Jesu Christi, 1,1-7; 4,14 und gibt sich in Gedanken,
Ausdrucksweise und Inhalt deutlich als der Schreiber des vierten Evangeliums,
als der Apostel Johannes, zu erkennen. Inhaltlich ist der Brief auch eng mit
der auch von ihm geschriebenen Offenbarung verwandt (1,1/19,13; 3,16/1,5;
1,7/7,14; 5,11/12,11; 3,8/12,9; 5,6/14,13; 5,4/15,2; 2,13/12,11; 2,18/13,1;
3,2/22,4).
An wen ist die dieser Brief
geschrieben?
Ein bestimmter Empfänger wird nicht angegeben, aber es aus den Anreden hervor,
dass die Leser dem Apostel gut bekannt sind. Da sich Johannes, nach dem Tode
des Paulus und Petrus, um die von Paulus gegründeten kleinasiatischen Gemeinden
gekümmert hat, so ist es sehr wahrscheinlich, dass der Brief auch an sie
gerichtet wurde. Da der Brief durchweg das Evangelium nach Johannes wohl
voraussetzt, dürfte der Brief zu den letzten Schriften des Neuen Testamentes
gehören.
Was ist das Ziel dieses
Briefes? In
diesem Brief setzt sich Johannes vor allem mit den Irrlehrern auseinander, die
aus den Gemeinden hervorgegangen sind, 2,19.26; 3,7, die Lügenpropheten,
Antichristen sind, 4,1; 2,18;4,3, weil sie das Geheimnis des Sohnes Gottes
leugnen, 2,22; 51,; 4,15; 5,5; 4,2 und die heilige Abscheu gegen die Sünde
schwächen, 1,8-10; 3,4.8-10; 5,17 und die Bruderliebe verleugnen, 2,4.8-11;
3,10-18; 4,7-12. Damit dürfte es sich um gnostisch-doketische und
libertinistisch-antinomistische Irrlehrer gehandelt haben, wie etwa Cerinth,
die Nikolaiten und Bileamiten, die auch in der Offenbarung erwähnt werden.
Wie ist der Brief aufgebaut?
1,1-4: Prolog – die
Augenzeugenschaft des Johannes
I. 1,5-2,2: Gemeinschaft mit
Gott verpflichtet zu einem Wandel im Licht
2,3-11: Dieser Wandel besteht einerseits imHalten der Gebote
Gottes, besonders der Bruderliebe
2,12-17: Andererseits besteht er in der Verleugnung der Welt
II. 2,18-23: Warnung vor den
Irrlehrern
2,24-29: Ermahnung zur Treue bei dem Empfangenen
3,1-9: Die empfangene Gotteskindschaft verpflichtet, sich von
der Sünde rein zu halten
3,10-18: Die empfangene
Gotteskindschaft beweist sich auch in tätiger Bruderliebe
3,19-24: Dann bleiben wir auch im rechten Verhältnis zu Gott
III. 4,1-6: Mahnung, die
Geister zu unterscheiden
4,7-13: Ermahnung zur Bruderliebe als Erweis der
Gotteskindschaft
4,14-21: Diese Kindschaft gründet auf den Glauben an
Christus, vertreibt die Furcht vor dem Gericht, treibt zur Liebe gegen die
Brüder
5,1-5: Diese Kindschaft treibt auch zur Überwindung der Welt
5,6-12: Gottes Zeugnis ist zuverlässig und gewiss
5,13-21: Schluss: Zuversicht
zu Gott, Freudigkeit des Gebets, Kampf gegen die Sünde, Erkenntnis des wahren
Gottes in Christus, Warnung vor den Abgöttern
Von wem wurden diese beiden
Briefe geschrieben? Die beiden Briefe haben im Gegensatz zu dem ersten Brief nicht so
schnelle und umfassende Anerkennung in der frühen Kirche gefunden. Das hängt
sicher damit zusammen, dass es sich bei ihnen um Privatbriefe handelte, die
darum nur allmählich weitere Verbreitung fanden. Gedanken und Sprache stehen
aber in enger Verwandtschaft mit dem ersten Brief und dem Evangelium nach
Johannes. Auch die Stoßrichtung, nämlich gegen die Gnosis und Befestigung in
der Wahrheit (3. Johannesbrief) und in der Liebe (2. Johannesbrief), ist die
gleiche. Dass beide Briefe vom gleichen Schreiber stammen, ergibt sich auch aus
der jeweils gleichen Selbstbezeichnung des Schreibers (presbyteros) und der
fast wörtlichen Übereinstimmung am Anfang und Schluss. Die Selbstbezeichnung
kann nicht den Schluss zulassen, dass es sich hier um jemanden handelt, der vom
Apostel Johannes verschieden wäre, denn eine andere Person hätte, zur näheren
Identifizierung, sich mit Namen nennen müssen. Ohne Namensnennung aber konnte
darunter nur Johannes verstanden werden als der letzte Zeuge der ersten
Generation und der Apostel.
An wen sind die Briefe
gerichtet?
Der zweite Johannesbrief ist an eine christliche Frau und ihre Kinder gerichtet
und soll im Wandel in der Wahrheit bestärken, ermahnt zum Wandel in der
Bruderliebe und warnt vor den Irrlehrern, die das Geheimnis der Gottseligkeit
leugnen, die man darum nicht aufnehmen und auch nicht mit dem Friedensgruß
grüßen soll.
Der dritte Johannesbrief ist an einen Gajus gerichtet, der sich
durch seine Gastfreundschaft gegenüber den reisenden Evangelisten ausgezeichnet
hatte, gerade auch im Gegensatz zu einem herrschsüchtigen Diotrephes.
Wer ist der Schreiber dieses
Briefes?
Gemäß dem Eingang dieses Briefes, 1,1, ist es „Jakobus, Knecht Gottes und des
Herrn Jesus Christus“. Damit kann nicht Jakobus der Ältere, der Bruder des
Johannes gemeint sind, der unter Herodes das Martyrium erlitt,
Apostelgeschichte 12,2, sondern nur der Apostel Jakobus der Jüngere, der Sohn
des Alphäus und der Maria, Matthäusevangelium 10,3; Markusevangelium 3,18;
Lukasevangelium 6,15; Apostelgeschichte 1,13; Matthäusevangelium 27,56.61;
Markusevangelium 15,40. Durch seine Mutter, die wohl eine Schwester der Mutter
Jesu war, war er mit dem Heiland selbst verwandt. Ob er mit dem Jakobus, dem
Bruder des Herrn, zu identifizieren ist, Matthäusevangelium 13,55;
Markusevangelium 6,3; Galaterbrief 1,19, ist nicht auszuschließen, aber offen.
Der Apostel Jakobus der Jüngere oder der Gerechte war nach dem Tode des Jakobus
Zebedäus Haupt der Jerusalemer Gemeinde, trat auch auf dem Apostelkonzil
Apostelgeschichte 15 bedeutsam hervor und hat zeitlebens unter den Juden
gewirkt und in den 60er Jahren in Jerusalem den Märtyrertod erlitten.
Welche Stellung hat dieser
Brief in der Kirche? Der Jakobusbrief ist in der frühen Kirche nicht unumstritten gewesen,
da nicht für alle Gemeinden gewiss war, ob er apostolischen Ursprungs ist. Ende
des ersten Jahrhunderts ist er zwar schon in Rom bekannt, später wird er aber
für längere Zeit im Abendland gar nicht erwähnt. Im Osten hingegen wird er von
Clemens von Alexandrien ausgelegt, Origines zitiert ihn, die Peschittha hat ihn
als apstolisches Werk. Auch Luther hat die Anfragen der alten Kirche zunächst
übernommen, was insbesondere in seiner Vorrede aus dem Jahr 1522 deutlich wird,
die aber in den späteren Ausgaben (ab 1527) so nicht wiederholt wird.
Allerdings hatte Luther eher dogmatische Anfragen, die aber etwa in der Apologie
des Augsburgischen Bekenntnisses für die lutherische Kirche geklärt wurden,
nämlich dass zwischen Paulus und Jakobus kein Gegensatz besteht, da Paulus,
etwa im Römerbrief, einen grundsätzlichen Lehrbrief schrieb, in dem er die
Rechtfertigungslehre als solche darlegte; Jakobus dagegen schrieb seinen Brief
an Christen, die er zu einem ihrem Glauben gemäßen Wandel aufforderte. Wird
dies beachtet, so fallen die Probleme dahin. Die Zweifel der frühen Kirche
dürften ihren Ursprung wohl zumindest zum Teil gehabt haben in der Tatsache,
dass der Brief an Christen aus der Judenschaft gerichtet war und daher in
anderen Gemeinden zunächst weniger Verbreitung fand.
An wen ist dieser Brief
gerichtet? Der
Brief ist gerichtet „an die zwölf Stämme in der Zerstreuung“, 1,1, womit wohl
vor allem, wenn auch nicht ausschließlich, Christen aus der Judenschaft
außerhalb Israels gemeint waren, ohne dass eine bestimmte Gemeinde angesprochen
wurde. Wahrscheinlich wurde er kurz vor dem Tode des Jakobus geschrieben.
Worum geht es Jakobus in
seinem Brief?
Die Christen, an die er schreibt, befanden sich in schweren Anfechtungen und
Trübsalen durch Verfolgungen, 1,2-4.12.13; 5,10.11; Bedrückung durch Reiche und
Angesehene, 1,19-11; 2,1-6; 5,1-6. Außerdem gab es wohl manche Unzufriedene und
Ungeduldige in den Gemeinden, 1,12.13; 5,7-11; manche ließen es an der
Gebetsfreudigkeit fehlen, 1,6-; 4,3; willigten in weltliches Wesen, 4,1-7;
3,14-18; versündigten sich durch Streitigkeiten und Zungensünden, 1,19; 3,3-10;
4,11; 5,12; rühmten sich zwar des Glaubens, hatten aber nicht die Werke des
Glaubens, 2,14-26; 1,22-27. All diese Mängel spricht Jakobus an. Dabei gibt es
viele Anklänge an Jesu Bergpredigt (1,2/Matth. 5,12; 1,4/5,48; 1,5.17/7,7.11;
1,22/7,24-27; 4,12/7,1; 5,1-3/6,19-21; 5,10/5,12; 5,12/5,34-37). Als Thema könnte man
zusammenfassend formulieren: Der Christ, wie er sein soll, als vollkommener
Mann.
Wie lässt sich dieser Brief
einteilen?
1,1: Eingang
1,2-18: Mahnung zur
Standhaftigkeit in Anfechtungen
1,19-27: Mahnung, Täter des
Wortes zu sein
2,1-13: Warnung vor
Verachtung der Amen durch die Reichen
2,14-26: Warnung vor totem,
werklosem Glauben
3,1-12: Warnung vor
Zungensünden
3,13-4,12: Mahnung zur
Friedfertigkeit
4,13-5,6: Mahnung, besonders
an die Reichen, zu Demut und Barmherzigkeit
5,7-20: Mahnung zur Geduld
und Erweisung echter brüderlicher Liebe
Wer hat diesen Brief
geschrieben?
Im Anfang des Briefes nennt er sich als „Judas, Knecht Jesu Christi, aber
Bruder des Jakobus“, V. 1. Dieser Jakobus kann nicht der Bruder des Johannes,
Jakobus Zebedäus sein, sondeern muss der Jakobus Alphäus, also der Apostel
Jakobus der Jüngere sein, der Vorsteher der Gemeinde in Jerusalem, womit auch
Judas ein Bruder (Vetter) des Herrn Jesus wäre, Matthäusevangelium 13,55;
Markusevangelium 6,13 und somit wohl identisch mit dem Apostel Judas Lebbäus
oder Thaddäus, Matthäusevangelium 10,3; Markusevangelium 3,18, der
Lukasevangelium 6,16; Apostelgeschichte 1,13 Judas Jakobi heißt, also Bruder
des Jakobus.
An wen ist dieser Brief
gerichtet?
Judas hat ihn geschrieben an „die in Gott dem Vater geliebten und für Jesus
Christus bewahrten Berufenen“, V. 1, also an Christen, die sich von der
Verführung nicht haben mitreißen lassen, die aber einer Stärkung bedürfen, V.
3.4. Dies könnte sehr gut auf die Christen in Kleinasien passen, an die auch
Petrus geschrieben hat. Der Apostel warnt hier vor zuchtlose, verderblichen
Verführern, libertinistisch-gnostischen Irrlehrern, die sich gegen Gott,
Christus und die Engel auflehnen, V. 4.8, und gottlos leben, V. 4.7.8.10.13.18,
denen er ihre Strafe aber schon ankündigt, gegründet auch auf das Alte
Testament, V. 3-16. Er ermahnt die Leser, sich auf der Grundlage des
Evangeliums auf ihren allerheiligstem Glauben zu erbauen, V. 17-23. Da unter
den Strafgerichten Gottes die Zerstörung Jerusalems noch nicht erwähnt wird,
dürfte der Brief zuvor, also um die Mitte der 60er Jahre geschrieben sein.
Wie lässt sich der Brief
einteilen?
1.2: Eingangsgruß
3.4: Veranlassung des Schreibens
5-7: Erinnerung an drei
alttestamentliche Strafgerichte
8-16: Schilderung der
Verführer, die aber bei Christi Wiederkunft ihre Strafe erhalten werden
17-23: Aufruf, festzuhalten
an der Lehre der Apostel, am Glauben und Gebet, an der Abscheu gegen die Sünde
und dem Eifer, die Sünder zu retten
24.25: Doxologie
Wer hat den Hebräerbrief
geschrieben?
Diese Frage gehört mit zu den schwierigsten der neutestamentlichen Einleitung
und kann nicht einwandfrei geklärt werden. Im Altertum wurde der Brief häufig
Paulus zugeschrieben, viele der modernen Theologen verwerfen dies, während auch
heute noch eine Reihe mehr positiver Theologen diese Annahme unterstützen. Dass
ein Briefanfang fehlt, das ist nicht das Entscheidende, das finden wir auch im
1. Johannesbrief. Dafür haben wir aber eine Liste persönlicher Beziehungen,
13,18-25, die gut auf Paulus passt. Auch vom Inhalt her spricht manches für
Paulus, etwa die klare Lehre vom seligmachenden Glauben, vergleiche
Hebräerbrief 10,38.39 mit Römerbrief 1,17; Galaterbrief 3,11; von der
Vollgültigkeit des Verdienstes Christi und von dem Verhältnis der
alttestamentlichen Kirche und ihrer Einrichtungen zu der Erfüllung im Neuen
Testament. Allerdings bringt gerade dieser Bereich auch Gedanken, etwa über das
Hohepriestertum Christi, die sonst in den paulinischen Briefen nicht
auftauchen; allerdings sind diese Gedanken gerade im Blick auf den Adressaten
im Gegensatz zu den anderen Briefen bedeutsam. Der Unterschied des Sprachstils
besagt nichts, da zwischen den frühen paulinischen Briefen und den
Pastoralbriefen ebenfalls ein nicht geringer sprachlicher Unterschied besteht.
Im Abendland ist der Brief schon gegen Ende des 1. Jahrhunderts
bekannt (Clemens von Rom), wird aber nicht als ein paulinischer Brief
gerechnet. Im Orient ist er noch weit mehr bekannt und wird, besonders in
Alexandrien, als ein Brief des Paulus bezeichnet. Die Synoden von Karthago 397
und 419 haben ihn als einen Paulusbrief unter die kanonischen Schriften
gerechnet.
An wen ist dieser Brief
gerichtet?
Der Inhalt macht sehr deutlich, dass dieser Brief an Christen aus der
Judenschaft gerichtet ist, die in Israel gelebt haben müssen, da das Bestehen
des Tempels und der jüdische Gottesdienst vorausgesetzt werden, siehe
13,9.10-14; 9,9.10; 5,1; 7,8; 8,4.5; 9,6-10; 13,11-13.
Was ist der Zweck dieses
Briefes?
Dieser Brief ist ja an Christen aus der Judenschaft gerichtet, die immer noch
im Lebenskreis der Judenschaft lebten und daher ständig mit den auch ihnen
vertrauten alten Bräuchen konfrontiert wurden, was auch Anfechtung, Versuchung
mit sich brachte, besonders in Zeiten der Verfolgung, wie sie in den 60er
Jahren aufbrachen und die Gefahr eines Rückfalls in das Judentum mit sich
brachten, 2.1.2; 3,12.13; 4,11; 6,4-6; 10,23-31.36; 12.1.3.4-17; 13,13. Der
Brief will die Leser bestärken im Glauben an Christus und daran, dass er
wahrhaft die Erfüllung der Verheißungen des Alten Bundes ist.
Wie ist der Brief aufgebaut?
I. 1,1-10,18: Die
Erhabenheit des Stifters des Neuen Bundes
a. 1,1-4,13: Der Stifter des Neuen Bundes als Mittler der
Offenbarung
1,1-14: Die Offenbarung Gottes durch die Propheten und den
über alle erhabenen Sohn
2,1-4: Dem Worte des Sohnes gehorsam sein
2,5-18: Die Niedrigkeit des Sohnes diente unserem Heil
3,1-4,13: Jesus ist mehr als Mose und Josua, denn er ist
der Sohn des Hauses und führt das Volk Gottes zur verheißenen Ruhe Gottes
b. 4,14-10,18: Der Stifter des Neuen Bundes als Mittler der
Versöhnung
4,14-5,10: Christus
ist mehr als die Hohenpriester des Alten Bundes
5,11-6,20: Warnung vor Abfall
7,1-28: Jesus Christus, der vollkommene Hohepriester, die
Erfüllung des alttestamentlichen Hohenpriestertums
8,1-13: Jesus Christus ist der Mittler eines besseren
Bundes
9,1-23: Jesus Christus hat nicht Tierblut geopfert, sondern
sich selbst zu unserer Erlösung
9,24-10,18: Christi einmaliges, abschließendes Opfer ist
der Abschluss des alttestamentlichen Kultus, der ein Schattenwerk und Vorbild
auf ihn war
II. 10,19-13,25: Bleibt in
Treue bei diesem himmlischen Hohenpriester Jesus Christus, auch in allen Leiden
10,19-39: Treu zu dem Hohenpriester Jesus Christus auch im
Leiden im Blick auf seine Wiederkunft und Gericht
11,1-40: Die alttestamentlichen Glaubenshelden ermuntern uns
zur Standhaftigkeit im Glauben
12,1-11: Ermunterung zur Standhaftigkeit im Aufsehen auf Jesu
Kreuz und Leiden und Gottes Zucht an uns
12,12-29: Als das Volk des Neuen Bundes, das reicher ist als
das Volk des Alten Bundes alles Unlautere abtun
13,1-6: Ermahnung zu Christentugenden
13,7-17: Ermahnung zur Beständigkeit
13,18-25: Persönliche Bemerkungen, Grüße, Segenswunsch
Was ist das Besondere dieses
Buches gegenüber den anderen neutestamentlichen Schriften? Die Offenbarung Jesu Christi
an Johannes oder Apokalypse stellt in Bildern und Gesichten dar, was sich in
näherer und fernerer Zukunft ereignen sollte und soll, 1,1; 22,6, insbesondere
das Kommen Christi zum Gericht über seine Feinde und zur Rettung der Seinen,
1,3.7; 2,5.16; 3,11.20; 22,7.12.20. Dieser Bilder und Gesichte hat Johannes
selbst als Offenbarung durch Jesus Christus gesehen und legen den Kampf der
Gemeinde Jesu in der neutestamentlichen Zeit dar bis zur Wiederkunft des
Heilandes zum Jüngsten Gericht. Die Offenbarung ist daher ein göttliches
Trostbuch für die Gemeinde des Herrn in den Trübsalen, die in dieser Welt über
die Kirche kommen.
Was ist beim Betrachten
dieses Buches zu beachten? Die Offenbarung Jesu Christi an Johannes ist ein prophetisches Buch,
das in Bildern und Gesichten geschrieben wurde. Darum muss man sich vor
willkürlichen Deutungen und Berechnungen hüten und vielmehr zum einen an die
Deutungen halten, die Johannes selbst gibt, 1,20; 5,8; 17,18; 19,8 oder sich
aus den Parallelstellen etwa des Alten Testamentes ergeben. Zum rechten
Verständnis der Gesamtschau ist es aber notwendig, nicht zuerst die Bilder und
Gesichte dieses Buches zu bedenken, sondern sich an die hellen und gewissen
Texte, die Sitz der Lehre von der letzten Zeit sind, zu halten, etwa Matthäusevangelium
24-25, sowie alttestamentliche Aussagen bei Daniel. Diese klaren Stellen geben
die Grundlage und den Rahmen ab, auch klare Strukturierung für die Aussagen der
Offenbarung.
Wenn dies bedacht wird, so wird man auch feststellen, dass es sich
bei der Offenbarung Jesu Christi an Johannes nicht um ein Buch handelt, das
nach den Sendschreiben einen chronologischen Ablauf der Ereignisse bringt,
beginnend mit dem vierten Kapitel und endend mit dem zweiundzwanzigsten.
Vielmehr haben wir eine zyklische Darstellung dessen, was in der
neutestamentlichen Zeit geschieht, das heißt, der gesamte Zeitrahmen wird unter
verschiedenen Aspekten mehrfach betrachtet.
Wer ist der Empfänger und
Schreiber dieser Offenbarung? Der Schreiber nennt seinen Namen selbst des
Öfteren, 1,1.4.9; 22,8, nämlich Johannes. Wenn er auch nicht direkt erwähnt,
dass er der Apostel ist, was er allerdings in keiner seiner Schriften macht, so
ergibt sich das doch eindeutig aus dem, was er bezeugt: Er hat eine
unmittelbare Offenbarung von Gott empfangen, die großen Umfang und hohe
Bedeutung hat. Das weist nach Galaterbrief 1,12 eindeutig auf sein Apostolat
hin. In 1,2 spricht er von dem Zeugnis, das er abgelegt hat für Jesus Christus,
den er selbst gesehen hat, was anklingt an Johannesevangelium 1,14; 19,35 und
den Anfang des ersten Johannesbriefes. Im neunten Vers spricht er von seiner
Verbannung nach Patmos, was nach beständiger Überlieferung der frühen Kirche
den Apostel Johannes betraf. Kapitel 22,9 wird Johannes auf eine Stufe mit den
Propheten gestellt, was nur einem Apostel zukommt, siehe Epheserbrief 2,19 ff.
Wenn von etlichen die Schreiberschaft einem „Presbyter Johannes“ zugeschrieben
wird, so gibt es dafür keinerlei Grundlage, insbesondere, wenn man bedenkt,
welch ein bedeutendes Buch das ist und – man fasse nur die ersten vier Kapitel
ins Auge – welche Herausforderungen darin für die Gemeinden lagen und liegen.
Für den Apostel Johannes spricht auch, dass in der Offenbarung Vertrautheit mit
dem Alten Testament vorhanden ist, ebenso mit dem Tempel und der hebräischen
Sprache, wie auch viele semitische Formen und Wendungen vorkommen.
Die Offenbarung Jesu Christi an Johannes ist aber in der frühen
Kirche dennoch nicht zu allen Zeiten unumstritten gewesen. In der frühesten
Zeit ist sie allerdings allgemein anerkannt gewesen, in einer mittleren Zeit
dann aber, wohl durch die chiliastischen Irrlehren, die sich immer wieder
darauf berufen haben, in den Hintergrund getreten und mit Zweifeln belegt
worden. Aber gerade aus Kleinasien, wo Johannes gewirkt hat, und aus
Alexandrien, liegen frühe eindeutige Aussagen vor, die dieses Buch dem Apostel
Johannes zuschreiben.
Wann ist dieses Buch
entstanden?
Genau lässt sich die Zeit nicht festlegen, da der genaue Zeitpunkt der
Verbannung des Apostels Johannes nicht bekannt ist und auch aus den Aussagen
der frühen Kirchenväter nicht eindeutig hervorgeht. Einige geben die
Verfolgungszeit Neros an, andere diejenige unter Domitian, 96-98 nach Christi
Geburt. Für diese Zeit spricht die Gemeindeorganisation 2,1.8 (Vorsteher), 1,3
(Vorleser), 1,10 (Sonntag) sowie die Richtungen, gegen die zu kämpfen war:
libertinistisch-gnostische, 2,6.14.15.20.24; Erschlaffung und Abfall in den
Gemeinden, 2,4; 3,1-4.15-18.
Wie ist die Offenbarung
aufgebaut?
I. Kapitel 1,1-8: Prolog:
Überschrift, Friedensgruß im Namen des zum Gericht kommenden Herrn Jesus
Christus
II. Das erste Gesicht:
Kapitel (1,9-)2 und 3: Die sieben Sendschreiben: Christus in seiner
Herrlichkeit inmitten seiner Gemeinden (die sieben Leuchter)
III. Das zweite Gesicht
a. Kapitel 4: Glanz und Herrlichkeit Gottes im Himmel
b. 5,1-8,1: Das Buch der sieben Siegel – die gesamte
neutestamentliche Zeit
1) Kapitel 5: Das mit sieben Siegeln versiegelte Buch
2) Kapitel 6: Die Kirche in den allgemeinen, alle Welt
betreffenden, Plagen bis zum Endgericht (die ersten sechs Siegel)
3) Kapitel 7: Die Vollzahl der Erwählten beim Herrn
4) 8,1: Das siebente Siegel wird geöffnet – etwas Neues
wird gezeigt
IV. Das dritte Gesicht,
Kapitel 8-11: Zweiter Überblick über die neutestamentliche Heilszeit – Die
geistlichen Nöte der Gemeinde Jesu Christi
a. 8,2-13: Die ersten vier Posaunen – Die geistlichen Kämpfe
der Kirche
b. Kapitel 9: Die fünfte und sechste Posaune – Das erste
Wehe: Das Ringen der Gemeinde Jesu Christi mit den antichristlichen Mächten,
dem Papsttum (1-12) und dem Islam (13-21)
c. Kapitel 10,1-11,2: Vorbereitung auf die siebente Posaune
– Stärkung des Apostels; Bewahren der Gemeinde
d. 11,3-14: Die Zeugen des Herrn in der antichristlichen
Zeit – Das zweite Wehe
e. 11,5-19: Die siebente Posaune: Der Triumph Jesu Christi
am Jüngsten Tag
V. Das vierte Gesicht,
12,1-(14,20)15,4: Dritter Zyklus oder Überblick über die neutestamentliche
Heilszeit – Wie der Antichrist gegen die Gemeinde Jesu Christi anrennt (Das
dritte Wehe)
a. 12,1-6: Das Weib und der Drache – die vom Antichristen
bedrohte Kirche
b. 12,7-12a: Der geistliche Kampf in der unsichtbaren Welt
c. 12,12b-17: Satan verfolgt die Gemeinde Jesu Christi
d. 13,1-10: Der Aufstieg des Antichristen
e. 13,11-18: Der Prophet des Antichristen – die verführerische
geistliche Macht, die dem Antichristen dient
f. 14,1-5: Das wahre Lammm – Jesus Christus – inmitten seiner
Gemeinde
g. 14,6-13: Die drei Engel: Die Überwindung der
antichristlichen Macht durch die Reformation – Der Sturz des Antichristen
h. 14,14-20: Der Jüngste Tag
VI. Das fünfte und sechste
Gesicht, 15,1-(4)-19,21(-20,15): Der vierte Zyklus über die neutestamentliche
Heilszeit – Das Zorngericht Gottes gegen die Feinde der Kirche
A) Das fünfte Gesicht, 15,1-16,21
a. 15,1-4: Die Erlösten am kristallnen Meer: dies
schließt den 3. Zyklus und führt hinüber zum 4. Zyklus mit den letzten sieben
Plagen, den Schalen des Zornes Gottes
b. 15,5-8: Vom Tempel des Herrn, von Gott selbst, gehen
die sieben Plagen aus
c. 16,1-11: Gottes Gericht – die ersten fünf Schalen des
Zorns
d. 16,12-21: Das Gericht über den Antichristen – die
sechste und siebente Schale des Zorns
B) Das sechste Gesicht I, 17,1-19,21: Das antichristliche
Reich unter dem Bild einer großen Hure (Beschreibung dessen, was zeitlich in
Kapitel 16 abgeschlossen ist)
a. 17,1-6: Der Antichrist – die große Hure – auf dem
Tier, der Weltmacht
b. 17,7-14: Nähere Beschreibung des Tieres, der
antichristlichen Weltmächte
c. 17,15-18: Beginn des Gerichtes über den Antichristen
d. Kapitel 18: Der Fall des Antichristen und seines
Reiches
1) 18,1-8: Der Triumph über den Antichristen
2) 18,9-19: Trauer der Welt über den Fall des
Antichristen
3) 18,20-24: Das Gericht ist endgültig und
vollständig
e. 19,1-10: Jubel über den Fall Babylons
f. 19,11-21: Nochmalige Darstellung des Gerichtes über
den Antichristen und sein Reich
C) Das sechste Gesicht II, Kapitel 20: Die fünfte Gesamtschau
über die neutestamentliche Heilsgeschichte
a. 20,1-10: Die neutestamentliche Heilszeit – Die
„Tausend Jahre“ samt der kleinen Zeit des letzten Ansturms der antichristlichen
Macht gegen die Gemeinde Jesu
Christi
b. 20,11-15: Das Weltgericht (siehe auch
Matthäusevangelium 25)
VII. Das siebente Gesicht,
Kapitel 21 und 22: Das neue Jerusalem
a. 20,1-8: Der neue Himmel und die neue Erde
b. 20,9-14: Die Braut – die Gemeinde der Gläubigen
c. 20,15-27: Die goldene Stadt
d. 22,1-5: Das neue
Jerusalem
e. 22,6-14: Gottes Wort ist wahrhaftig
f. 22,15-21: Der Schlussruf
1. Grundsätzliches
Bei der Betrachtung dieses von so vielen so eigenartig ausgelegten
Kapitels ist es wichtig, dass wir uns noch einmal einige Grundlagen zum
Verständnis der Offenbarung Jesu Christi an St. Johannes ins Gedächtnis rufen:
Die Offenbarung ist kein Buch, das in zeitlicher Abfolge die Ereignisse
schildert, sondern es beschreibt vielmehr in Zyklen, die jeweils den gleichen
Zeitraum, nämlich die gesamte Zeit des Neuen Testamentes, die Gnadenzeit,
umfassen, dabei den Weg und das Ergehen der Kirche unter verschiedenen
Aspekten.
2. Gesamtüberblick
So
ist es wichtig, daß wir bedenken, dass bereits in Kapitel 19 das letzte Wehe
mit seinen Auswirkungen dargestellt wird und dieses Kapitel bis zum Jüngsten
Tag geht. Somit kann Kapitel 20 gar nichts Neues, darauf Folgendes, bringen,
sondern erfaßt wiederum den gesamten Ablauf der neutestamentlichen Geschichte
bis zum Jüngsten Gericht, also die gesamte Zeit der neutestamentlichen
christlichen Kirche (vgl. Carl Manthey-Zorn: Die Offenbarung St. Johannis.
Zwickau i.S. 1910. S. 304; Wilhelm Peters: The Judge is at the door. Kingaroy 1989. S. 207).
In diesem sechsten Gesicht wird nochmals die gesamte Geschichte
der christlichen Kirche zusammengefaßt, nämlich wie die Kirche trotz aller
Anfechtungen und Leiden dennoch hindurchgetragen wird (vgl. Peters ebd.)
Dieses Kapitel läßt sich dabei so gliedern:
V. 1-3: Die tausendjährige
Bindung Satans, d.i. die Geschichte der christlichen Kirche in der Zeit, da der
Teufel die Heiden nicht verführen darf (vgl. Zorn, a.a.O. S. 306)
V. 4-6: Christi
tausendjähriges Friedensreich: die Bewahrung der Kirche bis auf den Jüngsten
Tag oder: die bis an den Tod treuen Bekenner leben und regieren mit Christus
(vgl. Zorn, a.a.O. S. 208; Peters, a.a.O. S. 207)
V. 7-9: Am Ende der Zeit
kommt es zu einem letzten Ansturm Satans und der Feinde der Kirche gegen die
Kirche - aber das Ergebnis ist die Zerstörung der Erde (vgl. Zorn, a.a.O. S.
310)
V. 10-15: Das Jüngste
Gericht
3. Die Darlegung der einzelnen Abschnitte
a) Der erste Abschnitt, V.
1-3:
Es ist keineswegs so, wie die Chiliasten sagen, dass dies eine
Zeit ohne Anfechtung durch den Teufel und den falschen Propheten sei, das wird
nirgends gesagt. Betrachten wir dieses Bild näher: Ein Engel bindet Satan. Wer
ist dieser 'Engel'? Diese Frage läßt sich beantworten aus Offenbarung 1,18: Wer
kann es anders tun als der, der Macht hat über Hölle und Tod? Wer anders als
der, der gesiegt hat über Tod, Teufel, Hölle, Eph. 4,8-10; Kol. 2,15; 1 Joh.
3,8; Hebr. 2,12-14. Dieser 'Engel' ist also niemand anders als unser Heiland
und Herr Jesus Christus, der den Teufel besiegt und seine Werke zerstört hat.
Dass es sich hier um bildliche Rede handelt, wird schon durch
das Binden klar. Der Satan ist Geist. Kann ein Geist mit Stricken oder
stählernen Ketten gebunden werden? Keineswegs! Damit ist auch angezeigt, wie
wir dieses Kapitel recht verstehen müssen.
Was besagt aber dann dieses Bild, was ist seine eigentliche,
wahrhaft buchstäbliche Aussage? Doch dies, dass er eine bestimmte Zeit keine
Macht hat, die Heiden in der Blindheit ihres Irrtums zu behalten, sie in die
Irre zu führen (griech.: planaoo), wie dies vor Christi Erdenleben der Fall
war. Und das ist ja schon Realität: Epheserebrief 4,8-10; Galaterbrief 6, denn
Christus hat seine Werke zerstört und ihm seine Macht genommen, 1 Johannesbrief
3,8; Hebräerbrief 2,14, hat über ihn triumphiert, Kolosserbrief 2,15. Darum ist
die Gnadenzeit wirklich Heilszeit, Heilszeit eben auch für die vielen Menschen,
die ohne Christus in Finsternis sitzen. Und diese Zeit hat ja mit Christi
Auferstehung und Himmelfahrt begonnen, wie wir dann an Hauptmann Cornelius
sehen und dem Wirken des von Christus direkt berufenen Heidenapostels Paulus,
s.a. Lukasevangelium 4,19; 2. Korintherbrief 6,2.
Zu sagen, dass diese verhinderte Verführung auch eine
Verhinderung der allgemeinen Verfolgung der Kirche sei, wobei auf V. 8 bezug
genommen wird, kann so aus dem Text nicht genommen werden, widerspricht auch
eindeutig den Aussagen der Apostelgeschichte (vgl. Zorn, a.a.O. S. 311).
Richtig ist allerdings,
dass in der kurzen Zeit ('Tausendjähriges Reich' und kurze Zeit sind zusammen
die neutestamentliche Zeit, Matth. 24,21.22; gegen Peters, a.a.O. S. 211) zwar
die Heidenmission nicht zu Ende ist, aber zunehmend behindert und schwieriger
wird und die Verfolgung der Kirche sowie die Bedrohung der Kirche durch
allgemeinen Irrtum und Abfall noch einmal sich in ungeahnter Weise steigert.
b) Der zweite Abschnitt: V.
4-9:
Was ist nun dieses 'Tausendjährige Reich', von dem hier die
Rede ist? Mit Johannesevangelium 18,36 müssen wir klar sagen: es ist kein
irdisches, kein weltliches Reich. Es ist ein geistliches Reich, denn solcherart
ist Christi Reich. Und wer sind die, die mit Christus regieren? Das sind nicht
nur bestimmte Christen, etwa nur die Märtyrer, auch nicht solche, die vor dem
Jüngsten Tag schon leiblich auferstanden seien (denn von solch einer
vorzeitigen leiblichen Auferstehung ist hier gar keine Rede), sondern es sind
alle Gläubigen, sowohl diejenigen auf Erden als auch die Vollendeten im Himmel.
Das zeigt die Schrift an verschiedenen Stellen, wenn sie von der Kirche als dem
'königlichen Priestertum' redet, 1 Petrusbrief 2,9, oder davon, daß Christus
uns zu Königen und Priestern gemacht hat, Offenbarung 1,6. Wer ist also mit dem
"sie" V. 4 gemeint, der sich auf die Stühle setzt? 1. Korintherbrief
6,2 sagt dies von den Christen. Unter zwei besonderen Gesichtspunkten werden
sie hier genannt: einmal die Seelen derer, die das Martyrium erlitten (beachte:
die Seelen - von leiblicher Auferstehung ist keine Rede); b) alle jene, die
treu im Glauben geblieben sind ("und die nicht angebetet haben ..."),
wie aus dem griechischen Grundtext eindeutig hervorgeht, da dieser zweite Teil
des Verses das Wort oitinees hat, wo in der Lutherbibel "die" steht,
ein Wort, das mit 'alle diejenigen, die' genau zu übersetzen wäre. Damit aber
sind alle Auserwählten, an Christus Gläubigen beschrieben. Wir befinden uns
hier in der wirklich herrlichen Gemeinschaft von kämpfender und triumphierender
Kirche, von der auch Hebräerbrief 12 redet.
Von all diesen nun heißt es, dass sie mit Christus leben und
regieren tausend Jahre. Und das trifft ja für die Gläubigen wahrhaft zu, sie
leben mit Christus, Galaterbrief 2,20.21; Römerbrief 6,11; Philipperbrief 1,2;
Johannesevangelium 3,36, und haben die Welt überwunden, 1. Johannesbrief 5,4.5.
Daß dies kein weltliches Regieren nach der Art einer
Staatsregierung ist, wird ja auch durch den Begriff "Seelen"
bekräftigt. Die Seelen regieren mit Christus: es ist also ein geistliches
Regieren (vgl. Peters, a.a.O. S. 212 f).
Nun behaupten ja die Chiliasten, die Märtyrer seien diejenigen,
die in der "ersten Auferstehung" auferstanden seien; das
Tausendjährige Reich sei ein irdisches Reich. Was ist davon zu halten?
Vers 4 sagt nichts
davon, dass eine Auferstehung stattgefunden hat. Hier ist nicht von leiblich
auferstehen die Rede, sondern davon, dass sie 'mit Christus leben'. Auch V. 5,
wo ja tatsächlich 'lebendig werden' steht, muss nicht heißen 'leiblich
auferstehen', ja, kann es, wenn wir Schrift durch Schrift erklären, gar nicht
heißen. Denn was ist denn mit der 'ersten Auferstehung' gemeint? Das ist, wenn
wir Epheserbrief 2,4-6; Kolosserbrief 2,12.13 ansehen, nichts anderes als die
Bekehrung, s.a. Johannesevangelium 5,24. Das stimmt auch wiederum damit, daß
Johannes 'Seelen', nicht Leiber sieht: Die Auferstehung ist eine geistliche,
die Auferstehung, Lebendigmachung der Seele, eben Wiedergeburt, Bekehrung. Dies
hat ja auch V. 4 schon damit gezeigt, daß dort nicht nur von den Blutzeugen,
sondern überhaupt von den Gläubigen die Rede ist. Dass es sich nicht um eine
leibliche Auferstehung handeln kann, wird auch in der Hinsicht am Begriff
'Seelen' deutlich, weil ja die Seele fleischlich, leiblich nie sterben kann, sondern
nur geistlich tot sein kann. (Nach den tausend Jahren und der kurzen Zeit
regieren die Seelen auch mit Christus, aber dann sind sie wieder mit ihren
Leibern vereint und sind in der ewigen Herrlichkeit.) (vgl. Peters, a.a.O. S. 214 f)
'Die anderen Toten', die 'nicht wieder lebendig'
wurden, das sind solche, die im Unglauben verharren, in der Finsternis und
darum dem Jüngsten Gericht mit Schrecken entgegensehen müssen. Für diese gibt
es keine Hoffnung. Es kann nicht herausgelesen werden aus diesem Vers, dass
diese geistlich Toten nach den tausend Jahren geistlich lebendig würden,
bekehrt, denn das steht hier nicht und widerspräche auch der Schrift,
Hebrärbrief 9,27.28; 12,29; 2. Korintherbrief 5; Matthäusevangelium 24; 25. Für
die, die ohne Christus entschlafen, gibt es keinerlei Hoffnung (vgl. Peters,
a.a.O. S. 215). Auch hier gilt es wieder, den griechischen Grundtext genau zu
beachten, wer mit den 'anderen Toten' gemeint ist: es steht da für andere nicht
"deuteroi", was auf eine Reihenfolge hinweisen würde, sondern
"loipoi", was soviel heißt wie 'die Übrigen', 'Übriggebliebenen'. Wir
können hier also gut sagen 'Die übriggebliebenen Toten wurden nicht wieder
lebendig', eben diejenigen, die nicht, wie die Seelen aus V. 4, durch Christus
geistlich auferweckt, wiedergeboren wurden. Das alles unterstreicht auch V. 6. (vgl. Peters,
a.a.O. S. 216).
V. 6 unterstreicht auch nochmals, dass in V. 4 mit den
Seelen keineswegs nur die Märtyrer gemeint sind, sondern alle Gläubigen, weil
hier eindeutig von der Wiedergeburt die Rede ist - da ja alle, die nicht
teilhaben an der 'ersten Auferstehung' verloren sind. Die erste Auferstehung
also macht heilig, erlöst, denn der ist selig und heilig, der an ihr teilhat -
nicht umgekehrt, dass derjenige, der ein Heiliger ist teilhat an der ersten
Auferstehung. Auch hier ist es so wichtig, auf den Wortlaut zu achten.
Der 'andere Tod' ist auch kein leiblicher Tod, sondern ein
geistlicher. Hier steht im Griechischen 'deuteros', was eine vergleichende
Reihenfolge anzeigt und somit hervorhebt, daß es sich beide Male um geistliche
Dinge, eben geistlichen Tod, handeln muß. Der vorige Tod ist also der
geistliche Tod, in dem der Mensch sich vor der Bekehrung befindet, der 'andere
Tod' dagegen ist die ewige Verdammnis, das ewige Getrenntsein von Gott (vgl.
Peters, a.a.O. S. 217).
Beachten wir auch: Von der Auferstehung wird nie solch ein
Vergleich angestellt, leibliche und geistliche Auferstehung werden nicht so in
eine vergleichende Reihenfolge gebracht (was ja auch nicht möglich wäre). Die
Schrift spricht wohl von zwei Toden, aber nicht von zwei Auferstehungen. Die
'erste Auferstehung' steht hier in Beziehung zum 'ersten Tod'; aber eine 'erste
Auferstehung' muß nicht zwangsläufig eine 'zweite Auferstehung' zur Folge
haben. Die Schrift kennt diesen Ausdruck nicht. Es gibt nur eine geistliche
Auferstehung - und ebenso auch nur eine leibliche Auferstehung (vgl. Peters,
a.a.O. S. 219 f).
Wenn diese tausend Jahre zu Ende sind, vollendet sind, zum Ziel
gekommen sind, also diese besondere Zeit der Kirche, dann kommt noch eine
kleine Zeit, in der Gog und Magog gegen die Kirche anstürmt, also, nach 1. Buch
Mose 10 und Hesekiel 38 solche, die, wie Japhet unter den Zelten Sems, so
innerhalb der Christenheit wohnen. Das weist hin auf das letzte Aufbäumen des
Antichrists und seiner Weltmächte. Das aber läutet zugleich ein das kommende
Ende dieser Zeit, dieser Geschichte - und zeigt damit an, daß die Kirche bis
zuletzt unter dem Kreuz ist.
Es ist die
Frage aufgeworfen worden, wann die tausend Jahre um sind. Dass es sich um eine
bildliche Zahl handelt, wird aus der Bildsprache des gesamten Kapitels
deutlich. Es ist dies die Zahl der Umfassendheit. Einige, wie Georg Gößwein und
manche der alten Theologen haben gemeint, diese tausend Jahre seien auch etwa
um das Jahr tausend zu Ende gewesen, da dann das Papsttum mit seiner ganzen
Macht herausgetreten sei. Dem ist aber meines Erachtens nicht zu folgen, da
damit zum Beispiel die Reformation in diese kleine Zeit fiele, was doch kaum
möglich wäre. Es ist aber wohl richtig zu sagen, dass wir jetzt in der kleinen
Zeit leben. Wann sie begonnen hat? Mit der Gegenreformation hat wohl ihr
Wetterleuchten begonnen, mit der Aufklärung und den Revolutionen ist sie immer
mehr hervorgetreten, um dann, nachdem das 19. Jahrhundert noch einmal einen
gewaltigen Durchbruch weltweiter Mission erbrachte, nun die Kirche völlig zu
versuchen, in den Würgegriff zu bekommen - durch den Rationalismus, die
Zerstörung der Bibel; durch die Ökumene, die Zerstörung der biblischen
Wahrheit, dabei vorallem aber durch das erneute Emporheben des römischen
Papsttums, des Antichrists, der nun noch einmal - verbunden mit der Ökumene,
seine alte Macht herstellen, die christliche Kirche des Evangeliums gänzlich
zerstören will; mit all dem verbunden, in vielfältiger Weise, die Weltmächte,
die aber immer nur eine äußere, nie die entscheidende Bedrohung der Kirche
darstellen.
Hat das jüdische Volk auch heute noch eine besondere Stellung?
Das kommt ganz darauf an, wie das gemeint ist. Viele behaupten, Israel habe als
Staat eine Sonderstellung, die ihn praktisch außerhalb des Völkerrechts stelle,
so dass Israel schier tun und lassen dürfe, was es wolle. Das ist gewiss nicht
biblisch. Viele behaupten auch, für Israel gebe es einen besonderen Heilsweg,
deshalb sei auch Mission unter Israel nicht notwendig. Auch das ist völlig
unbiblisch. Viele sagen, das Alte Testament sei vor allem oder hauptsächlich
auf das Volk Israel und nicht auf die Gemeinde Jesu auszulegen. Auch das ist
falsch, denn da hat man nichts begriffen von dem, was mit „Volk Gottes“ gemeint
ist – nämlich das Volk, das Gemeinde Jesu Christi ist, im Alten wie im Neuen Testament.
In dieser Hinsicht also kann nicht gesagt werden, das jüdische Volk habe heute
noch eine besondere Stellung.
Aber dennoch nimmt Israel,
nimmt das jüdische Volk in anderer Hinsicht eine besondere Stellung ein, wie
das schon unser Heiland Jesus Christus gesagt hat, Matthäus 24,34: Wahrlich,
ich sage euch, dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis dass dieses alles
geschehe. Damit ist, auch nach dem Zusammenhang, eindeutig das Volk der
Juden gemeint. Gott wird also ein jüdisches Volk sich behalten bis zum Jüngsten
Tag. Es ist, wenn wir so wollen, ein Zeichenvolk. Von dem alten General Zieten
wird berichtet, dass er einmal von dem gottlosen König Friedrich II. in einer
Tafelrunde gefragt wurde, ob es denn einen Beweis dafür gebe, dass die Bibel
wahr sei. General Zieten, der gläubig war, antwortete sogleich: „Ja, Majestät,
das Volk der Juden.“ Was wollte er damit sagen? Die Juden sind in mehrfacher
Hinsicht ein Zeichen: Zum einen ein Zeichen für die Existenz Gottes und seines
Wirkens, denn während um sie herum die Völker kommen und gehen, so ist doch
dieses Volk geblieben; dann aber auch dafür, dass Gottes Wort wahrhaftig ist,
dass sie Gottes Weissagungen in Gericht und Gnade wahrhaft erfüllen: All die
Warnungen und Vorhersagen Gottes über Israel sind eingetroffen, sowohl in der
Zeit des Alten Bundes im Blick auf die erste Zerstörung Jerusalems und das
Exil, als auch auf die Rückführung der Juden aus Babel; es sind genau die
Vorhersagen Jesu eingetroffen über das Gericht an Israel durch die Römer. Und
wir erkennen nun an dem heutigen Israel, was Gnade ist. Denn ist das heutige
Israel anders, besser als die Judenschaft in all den Jahrhunderten seit Jesu
Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt? Nein, keineswegs. Im Gegenteil. Die
orthodoxen Juden in Israel sind entschiedenste Feinde der Christen und aller
christlichen Mission; das heutige Israel kennt keine Religionsfreiheit in
unserem Sinne, alle christliche Mission ist bestenfalls geduldet und wird von
orthodox-jüdischer Seite massiv behindert. Und dennoch hat Gott dieses Volk,
das sich so gegen ihn und den Messias stellt, wieder in das alte Land
zurückgebracht. Das ist Gnade, purlautere Gnade, Barmherzigkeit Gottes, die
Israel zur Umkehr mahnt. Hier, an Israel, können wir ablesen etwas von der
Gnade Gottes, von seiner Langmut, seinem Ringen um uns Menschen – aber
allerdings auch von unserer Starrköpfigkeit und unserem Widerstreben.
Was hat nun Römer 9-11 für uns für eine Bedeutung? Diese
Kapitel geben uns an die Stellung, die wir dem Volk der Juden gegenüber
einnehmen sollen, wie wir sie von Paulus lernen: Trotz allem Widerstand – und
er hat ihn ständig erfahren -, liebte er dennoch dieses Volk und hat um es
gerungen, dass doch etliche aus ihm selig werden mögen, also Jesus Christus als
den Messias erkennen. So sollen auch wir Israel nicht aufgeben, sondern ringen
um die Einzelnen, die Gott erlösen will aus ihm.
Damit kommen wir auch zu der Frage der Erwählung. Da wird heute
oft argumentiert, weil Gott seine Erwählung nicht zurücknehme, so müsse das ganze
Israel (was immer damit gemeint ist, da sind sich die Chiliasten überhaupt
nicht untereinander einig) selig werden. So steht es aber überhaupt nicht in
Römer 11. Denn wie beantwortet Paulus die Frage, ob Gott Israel verstoßen habe?
„Das sei ferne!“ Womit begründet er das aber? „Denn ich bin auch ein Israelit
von dem Samen Abrahams, aus dem Geschlecht Benjamin.“ Er sagt nicht: Alle
Israeliten werden schließlich gerettet; sondern er verweist auf sich selbst,
dass er ja auch ein Israelit ist. Und dann führt er das weiter aus. Er geht
zurück in die Zeit Elias und verweist auf die siebentausend Mann, die sich Gott
damals habe überbleiben lassen, 11,4. Und dann führt er V. 5 aus: „Also gehet’s
jetzt auch zu dieser Zeit mit diesen Übriggebliebenen nach der Wahl der
Gnaden.“ Dass Gott Israel nicht verstoßen hat heißt, dass diejenigen aus der
Judenschaft, die von Ewigkeit her zum Heil erwählt sind, auch tatsächlich durch
das Evangelium von Jesus Christus selig werden. Sehr deutlich in V. 7: „Was
Israel sucht, das erlangt es nicht; die Wahl aber erlanget es. Die andern sind
verstockt.“ Darum ist der Eifer des Paulus auch darauf gerichtet, dass er
„etliche selig macht“, V. 14.
Blindheit ist ja Israel einesteils oder teilweise widerfahren,
V. 25, und zwar die ganze Zeit, bis die Fülle der Heiden eingangen ist zur
Seligkeit („Fülle der Heiden“ meint, wie wir aus vielen Stellen wissen, nicht,
dass alle Heiden selig werden, sondern die Vollzahl der aus der Heidenschaft
Erwählten). Nicht das ganze Israel ist also blind, verstockt, sondern nur ein
Teil – der andere Teil ist nicht unter der Verstockung, sondern wird auch selig
werden. (Der eine Teil aber ist blind, verstockt, und Gott wird diesen Teil,
der zu den Gefäßen des Zorns gehört, tragen, wie er Kap. 9,22 f. sagt.) Davon
spricht er V. 26: „Und also (nämlich auf die gleiche Art und Weise wie die
Heiden, durch das Evangelium Jesu Christi) das ganze Israel selig werde, wie
geschrieben stehet: Es wird kommen aus Zion, der da erlöse und abwende das
gottlose Wesen von Jakob.“ Was ist mit dem „ganzen Israel“ gemeint? Es steht in
Parallelität zu dem Ausdruck „Fülle der Heiden“ und meint somit die Vollzahl
der Erwählten aus der Juden-schaft, so dass wir in V. 25 und V. 26 die Vollzahl
der Erwählten aus der Heiden- und aus der Judenschaft ha-ben. (Dies wird
übrigens auch in der Offenbarung Kapitel 7 beschrieben mit den 144.000, einer
Zahl, die sich zusammensetzt 12x12x103 und somit beschreibt die
Vollzahl, sowohl aus den Juden, wie auch aus den Heiden, für beide wird jeweils
die 12 gesetzt.) Der Begriff des „Restes“, der „Übriggebliebenen“ taucht auch
im Alten Testament bereits auf, etwa bei Jesaja, 6,13 oder 7,3 (der Name des
Sohnes: Schear-Jaschub: ein Rest wird selig). So lange die Gnadenzeit anhält,
und sie dauert, gemäß Matthäus 24 (als dem Sitz der Lehre von den letzten
Dingen und der Wiederkunft Jesu, denn hier haben wir es mit einem klaren,
nüchter-nen Wort des Herrn zu tun, ohne Bilder) bis zur Wiederkunft Jesu, also
dem Jüngsten Tag, so lange werden also auch Ölzweige (zum Glauben an Jesus
Christus gekommene Juden) wieder eingepfropft.
Wir müssen auch im Blick auf das Alte Testament, die Zeit des
Alten Bundes bedenken – und das hebt gerade Kapitel 9 hervor – dass ja auch
damals nicht alle, die blutsmäßig von Abraham herkamen, errettet wurden, viele
wurden um ihres Unglaubens willen verworfen; und so geht es fort bis zum
Jüngsten Tag.
In diesem Zusammenhang wird oft der Vorwurf der
„Enterbungslehre“ gegenüber Teilen der Kirche erhoben, nämlich die Kirche habe
sich an die Stelle von Israel gesetzt. Hier liegt zumeist eine völlig schiefe
Auffassung von Israel und von der Kirche vor. Israel wird zu oft, besonders
heute, nur fleischlich gefasst, also betreffend die leibliche Nachkommenschaft
Abrahams oder das irdische Volk Israel (zu denen viele aus ganz anderen Völkern
gekommen sind, Araber, Jeminiten, Chasaren, Äthiopier u.a.), während man
vergisst, dass es sich hier gerade auch um einen geistlichen Begriff handelt,
wie ihn Paulus Römer 2,28.29 verwendet, nämlich für das Volk Gottes. So spricht
er ja auch immer wieder in Bezug auf die an Christus Gläubigen von den Kindern
Abrahams oder Isaaks, Galater 4,28-31; 3,7-9. Wie beschreiben wir die Kirche
oder Gemeinde Jesu Christi im eigentlichen Sinne, also die verborgene Gemeinschaft
der Gläubigen, recht nach der Bibel? Sie ist die Gemeinde derjenigen, die aus
der Judenschaft und aus der Heidenschaft zum Glauben an den Heiland der Welt,
Jesus Christus, durch das Evangelium gebracht wurden, Epheser 2,14 ff. Sie
bilden eine Gemeinde, der Zaun ist abgebrochen, der dazwischen war, durch das
Kreuz und Blut Christi. Das wahre Israel des Alten Bundes war nichts anderes
als die Gemeinde der damals an den – zu der Zeit noch zu kommenden – Messias
Gläubigen, und zwar seit der Verheißung an Adam und Eva, 1 Mose 3,15. Wir aus
der Heidenschaft sind auf diesen Baum, Römer 11, aufgepfropft worden.
Es ist die Tragik
des heutigen Israels, seit der Verwerfung Jesu durch die Juden zu Jesu und der
Apostel Zeit, dass sie selbst sich getrennt haben von ihrem Volk, von dem alten
geistlichen Israel, von Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David und den Propheten
und heute einen anderen Glauben haben als eben jene Väter. Denn sie verwerfen
zum Beispiel die Dreieinigkeit, die schon, wenn auch nicht in dieser Klarheit,
im Alten Testament gelehrt ist; sie beziehen viele messianische Stellen,
besonders Jesaja 53, auf das Volk Israel; sie haben sich, insbesondere durch
Talmud und Midrasch, verstockt gegen den Messias. Es gibt ja in der Geschichte
nicht nur den zutiefst traurigen Antisemitismus, der auch von Teilen der Kirche
immer wieder genährt wurde (nicht direkt von Luther, dem es selbst in seinen
schärfsten Schriften gegen das antichristliche, werkgerechte Judentum darum
ging, dass doch schließlich die Juden zu Jesus als ihrem Messias eilen),
sondern von jüdischer Seite ebenso eine, noch ältere, betont antichristliche
Haltung, die früh zur Verfolgung geführt hat (und die man heute
kirchlicherseits am liebsten aus der Bibel herausradieren würde). Das ist nur um
der Objektivität und der rechten Beurteilung der Juden wichtig. Es darf nicht
unsere Liebe zu den Juden und unseren Eifer, dass auch aus ihnen noch viele
errettet werden, schmälern, siehe Römer 9. Die Mission unter Israel ist also
ein ganz wichtiger Auftrag der Gemeinde Jesu Christi (und ist schon immer ein
besonderes Tätigkeitsfeld der lutherischen Kirche gewesen, man denke an Edzardi
in Hamburg, die Judenmission, die von Halle aus durchgeführt wurde, besonders
dann an das Delitzschianum und den Zentralverein für Mission unter den Juden
(heute: Zentralverein für Zeugnis unter Christen und Juden), dem auch der
‚Evangeliumsdienst für Israel’ in Württemberg angeschlossen ist).
Verwendete Literatur:
- John Ylvisaker: The Gospels. Reprint. Milwaukee, Wisconsin:
Northwestern Publishing House 1977.
- Johann Schaller: Kurze
Bibelkunde. St. Louis, Mo.: Concordia Publishing House
1899.
- Horst Neumann: Einführung
in das Neue Testament. Sottrum: Lutherische Stunde 1995.
- Christopher F. Drewes: Introduction to the Books of the Bible. 3rd
revised edition. St. Louis, Mo.: Concordia Publishing House 1970.
- Ludwig Fürbringer:
Einleitung in das Neue Testament. St. Louis, Mo.
Concordia Publishing House 1914.
Elle etwa
46 cm
Groß-Elle
(2. Chronik 3,3) etwa
52 cm
Spanne
(2. Buch Mose 28,16) = eine halbe Elle etwa
23 cm
Handbreite
(2. Buch Mose 25,25) = ein Drittel der Spanne etwa
8 cm
Fingerbreite
(Jeremia 52,21) = ein Viertel der Handbreite etwa
2 cm
Rute
(Hessekiel 40,5) = sechs Ellen etwa
3 m
Faden
(Apostelgeschichte 27,28) etwa
180 cm
Stadion
(Offenbarung 14,20) 185
m
Meile
(Matthäusevangelium 5,41) = acht Stadien etwa
1,5 km
Sabbathweg
(Apostelgeschichte 1,12) = 2000 Ellen etwa
1 km
Fass
(hebräisch: homer) etwa
390 ltr
Eimer
(hebräisch: bat) und Maß (Johannes 2,6) = 1/10 Fass etwa 39 ltr
Kanne
(hebräisch: hin) = 1/6 Eimer etwa
6,5 ltr
Becher
(hebräisch: log) = 1/12 Kanne etwa
0,5 ltr
Sack
(hebräisch: kor oder homer) etwa
390 ltr
Scheffel,
Tonne (hebräisch: epha)= 1/10 Sack etwa
39 ltr
Maß
(hebräisch: sea) = ein Drittel Scheffel etwa
13 ltr
Krug
(hebräisch: gomer, oder issaron) = 1/10 Scheffel etwa 3,9 ltr
Handvoll
(hebräisch: ein Viertel-Kab) etwa
0,5 ltr
Sack
(griechisch: koros; Lukas 16,7) etwa
390 ltr
Eimer
(griechisch: batos; Lukas 16,6), Maß (Johannes 2,6) etwa 39 ltr
Scheffel
(griechisch: modios; Matthäus 5,15) etwa
9 ltr
Zentner
(hebräisch: kikkar) = 3000 Lot etwa
33,6-36,6 kg
Pfund
(hebräisch: manä) = 50 Lot etwas
mehr als 1 Pfund
Lot
(hebräisch: schekel) etwa
11,2-12,2 g
Gramm
(hebräisch: gera) = 20. Teil eines Lots etwa
0,5 g
Goldtalent
(„Zentner Gold“; 1. Könige 9,14) etwa
160.000 DM oder 81.806,70 €
Goldschekel („Lot Gold”, 1. Chronik 21,25; „Goldgulden”,
2. Könige 5,5)
etwa
50 DM oder 25,56 €
Goldstück
(1. Mose 33,19; Jos. 24,32; Hiob 42,11, hebräisch: qesita) Wert unbekannt
Silbertalent
(„Zentner Silber“; 1. Könige 16,24) etwa
9.000 DM oder 4.601,63 €
Silbermine
(„Pfund Silber“; Esra 2,69) etwa
150 DM oder 76,69 €
Silberschekel
(„Lot Silber“; 1. Mose 23,5; „Taler“, hebräisch: schekel; 2 Mose 30,13;
„Silbertaler“, hebräisch: schekel käsäph; 1. Samuel 9,8; „Silberstück“,
hebräisch: käsäph, 1. Mose 20,16) etwa
3 DM oder 1,50 €
Darike
(„Gulden“, hebräisch: adarkon; 1. Chronik 29,7; Esra 8,27) etwa 27 DM oder
13,50
€
Golddrachme
(„Gulden“, hebräisch: darkemon; Esra 2,69; Nehemia 7,69-71)
etwa
14 DM oder 7 €
Talent
(„Zentner“; Matthäus 25,15) etwa
9.000 DM oder 4.601,63 €
Mine
(„Pfund“; Lukas 19,13) etwa
150 DM oder 76,69 €
Silbermünzen:
Stater
(„Zweigroschenstück“; Matthäus 17,27; „Silberling“, Matthäus 26,15)
etwa
4 DM oder 2 €
Doppeldrachme
(„Tempelgroschen“; Matthäus 17,24) etwa
2 DM oder 1 €
Drachme
(„Silbergroschen“, nur Lukas 15,8.9) etwa
1 DM oder 0,5 €
Denar
(„Silbergroschen“; Matthäus 18,28; 22,19) etwa
1 DM oder 0,5 €
Kupfermünzen:
Assarion
(„Groschen“, Matthäus 10,29) etwa
6 Pf oder 3 Cent
Quadrans
(„Pfennig“, Matthäus 5,26; Markus 12,42) etwa
1,5 Pf oder ¾ Cent
Lepton
(„Scherflein“; Markus 12,42; „Heller“, Lukas 12,59) etwa ¾ Pf oder 3/8 Cent
1. Von der Schöpfung bis zum
Tempelbau Salomos
Nach der Vor
Schöpfung Christus
1 4004 Adam
erschaffen
930 3074 Adam
stirbt, 930 Jahre alt
1042 2962 Seth
stirbt, 912 Jahre alt
1656 2348 Sintflut
1770 2234 Turmbau
zu Babel
2006 1998 Noah
stirbt, 950 Jahre alt
2008 1996 Abrams
Geburt
2108 1896 Isaaks
Geburt
2158 1846 Sem
stirbt, 600 Jahre alt
2168 1836 Jakobs
Geburt
2245 1759 Jakobs
Flucht
2258 1746 Josephs
Geburt
2275 1729 Joseph
verkauft
2298 1706 Jakob
zieht nach Ägypten
2593 1571 Moses
Geburt
2513 1491 Auszug
aus Ägypten; Gesetzgebung am Sinai; erste fünf Bücher Mose
2553 1451 Tod
Moses; Einzug in das gelobte Land; Buch Josua; Buch Hiob (?)
2561 1443 Josua
stirbt, 110 Jahre alt
2792 1212 Gideons
Sieg
2849 1155 Samuels
Geburt
2909 1095 Sauls
Salbung; Buch der Richter
2919 1085 Davids
Geburt
2949 1055 Davids
Thronbesteigung. Propheten Nathan und Gad; Buch Ruth; Samuelb
Psalter.
2989 1015 Salomo
König
3000 1004 Tempeleinweihung;
Sprüche, Prediger, Hohelied Salomos
2. Von der Teilung des
Reiches bis zur babylonischen Gefangenschaft
Regierungs- Könige
Judas Könige Israels Propheten
Antritt vor
Christus
975 Rehabeam Jerobeam I. Ahia; Semaja; Mann Gottes
1. Könige 11,29; 12,22; 13,1
958 Abia Iddo,
2. Chronik 13,22
955 Assa Nadab
954 Asarja, 2. Chronik
15,1
953 Baesa Hanani, 2. Chronik
16,7
930 Ella Jehu, 1. Kge
16,1; 1. Chr.
19,2
929 Simri
und Omri
918 Ahab Elia, 910-896
914 Josaphat Micha,
1 Könige 22,8-28
897 Ahasja Elisa, 896-838
896 Joram Jahasiel, 2. Chronik 20,14
892 Joram
885 Ahasja
884 Athalja Jehu
878 Joas Sacharja,
2. Chronik 24,20
857 Joahas Jona, 862
839 Amazja Joas
825 Jerobeam
II.
810 Usia Joel,
800; Sacharja
2. Chronik 26,5
784 11
Jahre Anarchie Amos, 787
773 Sacharja Hosea, 785-725
772 Sallum;
Menahem
761 Pekahjah Jesaja, 780-698
759 Pekah
758 Jotham Micha,
750-698
742 Ahas Obed,
2. Chronik 28,9
730 Hosea
726 Hiskia
722 Untergang
Nordreich
698 Manasse Nahum,
713
643 Amon
641 Josia Zephania,
630;
Jeremia,
628-586
610 Joahas-Sallum Habakuk,
626
610 Jojakim Daniel,
606-534
1. Wegführung nach Babylon
599 Jojachin
599 Zedekia Hesekiel,
595-575
3. Von der babylonischen
Gefangenschaft bis zur Geburt Christi
588 Babylonische
Gefangenschaft Obadja;
Königebücher
536 Ende
der 70jährigen Gefangenschaft
534 Grundsteinlegung
des 2. Tempels
515 Vollendung
des Tempels Haggai;
Sacharja
458 Esras
Rückkehr aus Babylon
Chronikbücher; Buch Esra
445 Nehemias
Reise nach Jerusalem
Buch Nehemia
398 Maleachi
332 Unter
griechischer Herrschaft (Alexander der Große)
304 Unter
ägyptischer Herrschaft (Ptolemäer)
277 Übersetzung
des AT in die griech. Sprache (Septuaginta)
170 Unter
syrischer Herrschaft (Antiochus Epiphanes)
166 Judas
Makkabäus Regent
63 Unter
römischer Herrschaft (Pompeius)
40 Herodes
wird König
28 Octavianus
Augustus römischer Kaiser
4 Geburt
Christi
Geburt Christi
2 Herodes
stirbt; Archelaus in Judäa, Herodes Antipas in Galiläa
8 Jesus
als 12jähriger im Tempel
14 Augustus
stirbt; Tiberius Kaiser
30 Beginn
des öffentlichen Wirkens Jesu
32 Johannes der
Täufer getötet
33 Christi
Tod, Auferstehung, Himmelfahrt
Pfingstfest; Beginn der
neutestamentlichen Kirche Jesu Christi; Apg. 2
35 Stephanus
gesteinigt; Apostelgesch. 7
36 Bekehrung
des Saulus; Apostelgesch. 9; 22; 24
38 Herodes
Agrippa König
44 Jakobus
der Ältere getötet, Apostelgesch. 12;
1. Missionsreise des Paulus (mit
Barnabas); Apostelgesch. 13; 14
Herodes Agrippa stirbt; sein Sohn
Herodes Agrippa II. König
50 Apostelkonzil
zu Jerusalem, Apostelgesch. 15
51 2.
Missionsreise des Paulus (mit Silas), nach Europa,
Apostelgesch. 16-18
52 1.
und 2. Thessalonicherbrief
53 Galaterbrief
54 Nero
Kaiser
54 3.
Missionsreise des Paulus, Apostelgesch. 19-21
57 1.
und 2. Korintherbrief; Römerbrief
58 Paulus
gefangen genommen, zwei Jahre in Cäsarea, Apostelg. 21-26
60 Paulus
wird als Gefangener nach Rom gebracht, Apostelg. 27-28
Epheserbrief; Philipperbrief;
Kolosserbrief; Philemonbrief
um 61 Jakobusbrief
62 Jakobus
der Gerechte getötet
Paulus kommt noch einmal frei; 1.
Timotheusbrief; Titusbrief
um 63 Evangelium
nach Matthäus
64 allgemeine
Christenverfolgung
1. und 2. Petrusbrief;
Hebräerbrief (?)
64/66 Evangelium
nach Markus; Evangelium nach Lukas
66 zweite
Gefangenschaft des Paulus
2. Timotheusbrief
68 Petrus
und Paulus sterben in Rom den Märtyrertod
um 68 Apostelgeschichte;
Judasbrief
70 Zerstörung
Jerusalems durch Titus
Johannes in Ephesus
94 Johannes
nach Patmos verbannt; Offenbarung Jesu Christi an Johannes
um 95 Evangelium
nach Johannes; 1., 2. und 3. Johannesbrief
um 100 Johannes
stirbt