L E I T F A D E N
D E S
(Compendium locorum theologicorum, deutsch)
Kurze
evangelisch-lutherische
Glaubenslehre
Entnommen aus der
Heiligen Schrift
und dargelegt
nach dem
Konkordienbuch
Von
Leonhart Hutter
Nach der Übersetzung von
Carl Emil Francke
(„Inbegriff der
Glaubensartikel“,
Ausgabe Leipzig 1837)
Ergänzt durch Roland Sckerl
Durmersheim
2015
Originaltitel:
Compendium locorum theologicorum
Herausgegeben
von Roland Sckerl
Inhaltsverzeichnis
Ein Wort an den geehrten Leser!
Abschnitt 1: Von der heiligen Schrift
Abschnitt 2: Vom dreieinigen Gott
Abschnitt 3: Von den zwei Naturen Christi
Abschnitt 4: Von der Schöpfung
Abschnitt 5: Von den guten und den bösen Engeln
Abschnitt 6: Vom Ebenbild Gottes im Menschen oder der ursprünglichen
Gerechtigkeit
Abschnitt 7: Von der Vorsehung Gottes
Abschnitt 8: Von der Sünde im Allgemeinen und Besonderen
Abschnitt 9: Vom freien Willen oder den menschlichen
Kräften
Abschnitt 10: Vom Gesetz Gottes
Abschnitt 12: Von der Rechtfertigung des Sünders vor Gott
Abschnitt 13: Von der Erwählung
Abschnitt 14: Von den guten Werken
Abschnitt 15: Von der Buße und der Beichte
Abschnitt 16: Vom heiligen Predigtamt und dem
Kirchenregiment
Abschnitt 17: Von der Kirche Gottes
Abschnitt 18: Von der christlichen Freiheit und von den
Kirchengebräuchen oder Mitteldingen
Abschnitt 19: Von den heiligen Sakramenten im Allgemeinen
Abschnitt 20: Von der heiligen Taufe
Abschnitt 21: Von dem heiligen Abendmahl
Abschnitt
22: Von den Opfern und der katholischen Messe
Abschnitt
23: Von dem Ärgernis
Abschnitt
24: Vom Kreuz und dem Trost im Kreuz
Abschnitt
27: Von der Obrigkeit und bürgerlichen Dingen
Abschnitt 28: Von der Ehe und der Priesterehe
Abschnitt 29:
Vom Tod des Leibes und der Unsterblichkeit der Seele
Abschnitt
30: Vom Ende der Welt
Abschnitt
31: Von der Auferstehung der Toten
Abschnitt 32: Vom Jüngsten Gericht und der Wiederkunft
Christi zu richten die Lebenden und die Toten
Abschnitt 34:
Vom ewigen Leben
l o c o r u m
t h e o l o g i c o r u m
Aus
der Heiligen Schrift
und
dem Konkordienbuch
Genehmigt
und autorisiert von
Sr.
Hoheit Kurfürst Christian II. von Sachsen &c.
Zusammengestellt
und von den beiden
theologischen
Fakultäten zu
Leipzig
und Wittenberg
gebilligt.
Zum
Gebrauch in den
drei
berühmten Schulen
als
auch zum übrigen
allgemeinen
Gebrauch
in
allen seinen Gebieten
Werk
und wissenschaftliche Erarbeitung
von
LEONHART
HUTTER
Ordinarius
der
Wittenberger
Akad.
Wittenberg:
Paul Helwig
1610
Wir können dem Staat keinen größeren und bessern
Dienst leisten, als wenn wir die Jugend belehren und erziehen, vorzüglich bei
den jetzigen Sitten und Zeiten, wo sie so gesunken ist, dass sie durch aller
Macht gezügelt und eingeschränkt werden muss, wie es M. Tullius gewichtige
Meinung ist. Aber dieser Erziehung Zweck und Ziel muss vor allem die Gottesfurcht sein, oder die wahre
Erkenntnis des wahren Gottes. Denn wie die Gottesfurcht unnütz ist, wenn sie
der wissenschaftlichen Erkenntnis entbehrt, so ist die Wissenschaft nichts,
wenn sie keine Frucht der Gottesfurcht bringt, wie Gregor in seinen moralischen
Schriften schreibt. Damit wir übrigens diesen Zweck und dies Ziel in gehöriger
Ordnung erreichen können, wird in der Tat eine große Umsicht und Klugheit nötig
sein. Denn wenn, nach jener Antwort des Aristoteles, dann erst die Schüler die
meisten Fortschritte machen, wenn die Langsameren emsig den Fortschreitenden
folgen, und diese die Folgenden nicht aufhalten, so wird es gewiss höchst nötig
sein, dass der Lehrer, bei den fortschreitenden Studien der Schüler, sorgfältig
die Gemüter unterscheide und nicht anders als der Landmann die Natur des
Landes, welches er bebauen will, die Anlage und den Geist eines jeden Schülers
genau erforsche, und nicht dasselbe bei allen ohne Unterschied anwende.
Und damit wird auch unsers Orts in diesem
Stück das Bemühen der Lehrer auf einige Weise entweder unterstützen oder
erleichtern möchten, haben wir diesen theologischen Inbegriff der
Glaubensartikel so erscheinen lassen wollen, dass nach drei verschiedenen Klassen
der Schüler, deren erste die Anfänger,
die zweite die Fortschreitenden, die
dritte die Ausgebildeteren bilden,
auch die Fragen von drei verschiedenen Gattungen sind, so dass den Anfängern diejenigen Fragen zum Lernen
vorgelegt würden, denen gar kein Zeichen beigefügt ist, den Fortschreitenden aber die, welche mit
der Figur eines Kreuzes (+) bezeichnet sind, den Ausgebildeteren endlich diejenigen, denen ein Sternchen (*)
vorgesetzt ist. Denn auf diese Weise wird weder die Langsamkeit der Anfangenden
und Unwissenden den Fortschreitenden und Ausgebildeten, noch jenen die
Fortschritte und Emsigkeit dieser zum Nachteil gereichen können.
Übrigens ist kein Grund vorhanden, warum
wir dich, lieber Leser, mit der Erklärung, welcher Methode wir uns bei der Zusammenstellung
und Anordnung dieses Inbegriffs vorzüglich bedient haben, länger aufhalten
sollten. Zwar entgeht es uns nicht, dass einige in der theologischen Anordnung
der Glaubensartikel, bis zum Aberglauben, ängstlich sind. Denn etliche
behaupten, dass die Kette der Glaubensartikel vom Anfang bis zum Ende nach den
verschiedenen Offenbarungen und Werken Gottes zu ordnen sei. Andere meinen,
dass in diesem Stück die Verschiedenheit der Subjekte und Objekte, sowohl
hinsichtlich des Schöpfers als der Kreaturen, streng beobachtet und befolgt
werden müsse. Noch andere bemühen sich ängstlich, das ganze System der
christlichen Religion in fortlaufende Dichotomien zu zerlegen. Noch andere
endlich glauben, dass man auf andere Weise und Ordnung bei der theologischen Auseinandersetzung
der Glaubensartikel verfahren müsse. Ob wir nun wohl die Bemühungen dieser
Männer nicht mit schwarzer Farbe zeichnen wollen, vielmehr klar überzeugt sind,
dass sie an ihrer Stelle Lob und Empfehlung verdienen, so haben wir doch bei
der Zusammenstellung des vorliegenden Inbegriffs die einfachere Methode
beobachtet, die nämlich, welcher auch andere ausgezeichnete Theologen,
vorzüglich Ph. Melanchthon und Jacob Heebrand gefolgt sind, welche auch die
Natur der Glaubensartikel selbst zu verlangen scheint. Denn die Beschaffen oder
vielmehr wechselseitige Beziehung derselben ist eine solche, dass, wie in einer
Kette die Glieder zusammenhängen, so auch in unsrer heiligen theologischen
Wissenschaft immer ein Artikel einen andern, von sich verschiedenen, erzeugt,
dieser wiederum einen andern, und so fort, bis der ganze Leib oder das System
der christlichen Lehre fertig und vollendet vorliegt. Und da gewiss für niedere
Schulen kaum eine passendere Ordnung erfunden werden kann als die, welche aus
der gegenseitigen Verwandtschaft der Glaubensartikel entspricht, so war es uns,
besonders zu dieser Zeit, durchaus heilige Pflicht, nicht im geringsten von
derselben abzuweichen.
Aber auch dies wollen wir nicht verhehlen,
dass wir bei Vollbringung dieser Arbeit auch das berücksichtigt haben, dass
wir, so wie wir die Erklärungen und Einteilungen der Artikel aus den
symbolischen Büchern unserer Kirche nicht entnehmen konnten, aus auch der Worte
anderer Theologen, wie des sel. Luthers,
Melanchthons (wo dieser die reine Lehre festgehalten), des Dr. Martin Chemnitz, Dr. Aegidius Hunnius
bedient haben, aber bei Anführung der Seitenzahl aus dem Konkordienbuch
derjenigen lateinischen Ausgabe gefolgt bin, welche auf besonderen Befehl des
durchlauchten Kurfürsten von Sachsen Christian II. in Oktav-Format (wie man es
nennt) im Jahr 1602 zu Leipzig gedruckt ist [in der deutschen Ausgabe hat der
Übersetzer stattdessen die Paragraphen angeben]. Und wir hegen das Vertrauen,
dass auch du, freundlicher Leser, diese unsre Arbeit nicht missbilligen
werdest.
Lebe wohl und bitte Gott mit uns innig,
dass er dieses heilige Gefäß des reinen und wahren lutherischen Glaubens bis
auf die späten Nachkommen (wenn solche zu hoffen) ganz und unversehrt fortpflanze,
verteidige und schütze. Amen.
Leonhard Hutter, Dr.
Dieses Büchlein wird dem theologisch nicht geschulten Leser vielleicht auf den ersten Blick zu schwierig vorkommen, und er meint vielleicht, sie sei nichts für ihn. Dennoch will ich ihn ermutigen, es in die Hand zu nehmen und zunächst diejenigen Abschnitte und Fragen, die kein Kennzeichen haben, durchzulesen und später die mit einem Kreuz und schließlich die mit einem Stern versehenen. Vor allem aber sollte er sich nicht scheuen, seinen Pastor zu fragen, wenn er etwas nicht versteht.
Manche fragen sich vielleicht, warum solch
ein Buch, dass doch schon fasst vierhundert Jahre alt
ist, nun noch einmal übersetzt und herausgegeben wurde. Der Hauptgrund liegt
darin, dass dieses Werk Leonhart Hutters in knapper, übersichtlicher und
verständlicher Form aufgebaut ist und vor allem die klare, reine biblische
lutherische Lehre weitergibt. So, wie es im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert
das Lehrbuch an den Schulen über unseren Glauben war, so könnte es auch
heute wieder ein Buch zur Unterweisung der Kirche und ihrer Glieder werden. In
einer Zeit, in der falsche Lehre immer mehr um sich greifen, ist es notwendig,
dass nicht nur Einzelne, sondern auch die Gemeinde die Lehre beurteilen kann,
wie sie ja eigentlich vom ihrem allgemeinen Priestertum her auch soll. Der
kirchliche Unterricht ist ja nicht nur etwas für Kinder, sondern ebenso für
Erwachsene und sollte seinen festen Platz in unseren lutherischen Bekenntnisgemeinden
haben. In solchem Unterricht könnte dieses Buch eine Hilfe sein, ein Leitfaden.
Dadurch könnten die Gemeindeglieder, besonders die Hausväter, herangeführt
werden an die Lehre. Denn unser Ziel sollte es sein, dass anhand dieses Buches,
neben dem Erklärungs-Katechismus, in der Familie Unterweisung geschieht.
Nach den Absätzen sind Querverweise zu den
Bekenntnisschriften gegeben, da Hutter zum Teil wörtlich aus ihnen zitiert
(ohne Klamme angeführt) oder sich doch auf sie bezieht (mit Klammer angegeben).
Die im Text angegebenen und auch
ausgeführten Bibelstellen sind zumeist knapp gehalten, und es ist notwendig, um
sie besser zu verstehen, in der Schrift auch die Verse in der Umgebung zu
lesen. Bei einigen wenigen Versen hat sich die Verszählung geändert, was
angegeben wurde. Stellen aus den apokryphen Schriften wurden nicht
wiedergegeben.
Die in eckige Klammern [ ] gesetzten und
kleiner gedruckten Teile sind Ergänzungen zu dem ursprünglichen Text durch den
Herausgeber.
Abschließend kann ich mit Leonhart Hutter
nur hoffen und den Leser mit auffordern zu beten, dass Gott unsere lutherischen
Bekenntnisgemeinden bei der reinen, unverfälschten Lehre erhält und jeden
Einzelnen in ihr stärkt und festigt.
Der
Herausgeber
1. Was ist die heilige
Schrift?
Sie ist das Wort Gottes, welches auf den Antrieb des Heiligen Geistes von den Propheten und Aposteln niedergeschrieben ist und uns von dem Wesen und dem Willen Gottes unterweist.
Und
zwar werden unter dem Namen der Heiligen Schrift im Allgemeinen alle biblische
Bücher befasst: Vorzugsweise aber bezeichnen wir mit dieser Benennung
diejenigen Bücher, welche kanonische sind.
Weshalb auch die Schrift selbst kanonisch
genannt wird. (Chemnitz
in Examen Concilii Tridentini.)
+2. Also haben die
biblischen Bücher nicht ein und dasselbe Ansehent?
Nein, denn die einen sind kanonische, die anderen apokryphische: Jene haben ein festes
Ansehen, was allen andern vorgezogen werden muss; diese aber, ob sie gleich die
Kirche liest zur Erbauung des Volks, wo werden sie doch nicht angewandt, um das
Ansehen der kirchlichen Glaubensartikel zu begründen, wie Hieronymus lehrt. (Chemnitz.)
+3. Warum spricht man von
den ‚kanonischen’ Büchern?
Der Begriff leitet sich her von ‚kanoon’
(das ist Regel, Richtschnur), weil sie gleichsam die vollkommenste Waage und
Richtschnur sind, nach denen alle anderen überlieferten Schriften, von
Gläubigen oder Ungläubigen, frei beurteilt werden. Dass sie selbst aber nach
etwas anderem beurteilt werden, darf durchaus nicht geschehen. (Chrysostomos, Homilien, 13.
in 2. ad Corinthos.) Es setzt aber die Heilige Schrift selbst diese Benennung fest. (Chemnitz.)
Psalm 19,5: Ihre Schnur gehet aus in
alle Lande und ihre Rede an der Welt Ende.
Römer 10,18: Es ist je in alle Lande
ausgegangen ihr Schall und in alle Welt ihre Worte.
Galater 6,16: Und wieviel nach dieser
Regel einhergehen, über die sei Friede und Barmherzigkeit und über den Israel
Gottes!
Philipper 3,16: So ferne, dass wir nach
einer Regel, darein wir gekommen sind, wandeln und gleichgesinnt seien.
[3.a Hat also die Kirche den Kanon festgelegt?
Die kanonischen Schriften leiten ihre gewaltige
Bedeutung hauptsächlich aus der Tatsache her, dass sie göttlich inspiriert
sind, 2. Tim. 2,16, das heißt, dass sie nicht aus dem Willen eines Menschen
kommen, sondern dass die Männer Gottes sprachen und schrieben, wie sie vom
Heiligen Geist bewegt wurden. (Chemnitz, Ex. Trid. I, 85)
Dieser Kanon oder Regel ist die Lehre, die
göttlich dem menschlichen Geschlecht übermittelt wurde von Anbeginn der Welt
durch die Patriarchen, Propheten, Christus und die Apostel. Und weil diese
Lehre durch den Willen Gottes in der Heiligen Schrift enthalten ist, darum wird
sie kanonisch genannt. Ein Kanon ist eine unfehlbare Regel oder Maßstab, der in
keiner Weise erlaubt, dass irgendetwas hinzugetan oder weggenommen wird.
(Chemnitz, Ex. Trid. I, 81)
Die kanonischen Bücher sind diejenigen,
deren Lehren und einzelne Worte zum Schreiben den Propheten und Aposteln durch
die unmittelbare Inspiration des Heiligen Geistes anvertraut und durch Gott der
Kirche übermittelt und durch sie angenommen wurde als die unfehlbare Regel des
Glaubens und Lebens für den Menschen, der gerettet werden soll. (Hollaz, 129)
3.b Wie kam die Kirche zu der Feststellung,
welche Bücher kanonisch sind?
Damit diese ganze Sache, die in sich selbst
von solch einer ungeheuren Bedeutung ist, vollkommen sicher gegen allen Betrug
sein möge, wählte Gott bestimmte Männer aus zu schreiben, bekräftige sie durch
viele Wunder und göttliche Zeugnisse, damit kein Zweifel sein möge, dass die
Dinge, die sie schrieben, göttlich inspiriert waren. Schließlich wurde diese,
göttlich inspirierten, Schreiben, zu der Zeit, als sie geschrieben wurden, mit
allgemeiner Zustimmung, unter öffentlicher Billigung, der Kirche vorgestellt,
gegeben und anvertraut, damit sie, durch alle mögliche Sorge und
Bedachtsamkeit, sie unverfälscht bewahren und von Hand zu Hand weitergeben und
der Nachwelt anvertrauten sollte. Und wie sie alte Kirche, in der Zeit Moses,
Josuas und der Propheten, so konnte auch die frühe Kirche in der Zeit der
Apostel gewisses Zeugnis geben, welche Schreiben göttlich inspiriert waren.
Denn sie kannte die Autoren, die Gott der Kirche durch besonderes Zeugnis
anvertraute; sie wusste auch, was die Dinge waren, die sie geschrieben hatten,
und konnte auch von dem, was sie mündlich von den Aposteln gelernt hatte,
entscheiden, dass diese Dinge, die schreiben wurden, die gleiche Lehre waren,
die ihnen die Apostel mündlich gegeben hatte. … Die Heilige Schrift, bezieht
ihre kanonische Autorität grundsätzlich vom Heiligen Geist, durch dessen Impuls
und Inspiration sie geschrieben wurde; in zweiter Linie von den Schreibern
selbst, denen Gott klare und besondere Beweise ihrer Wahrheit gab; schließlich
von der frühen Kirche, als einer Zeugin, in deren Tagen diese Schriften
veröffentlicht und bestätigt wurden. (Chemnitz, Ex. Trid. 85)
Darlegung schrift- und bekenntnismäßiger
Grundsätze, IV. E:
Wir glauben,
lehren und bekennen, dass das verbindliche (autoritative) Wort für die Kirche
heute das kanonische Wort ist,
nicht vorkanonische Quellen, Formen oder Traditionen – wie brauchbar die
Erforschung dieser Möglichkeiten unter Umständen auch sein mag für ein klareres
Verständnis darüber, was der kanonische Text aussagen will.
Wir verwerfen
daher die folgenden Ansichten:
1. Dass es verschiedene „Bedeutungen“ eines biblischen
Textes oder Abschnittes gebe, die an verschiedenen Punkten seiner
vorkanonischen Geschichte entdeckt werden könnten; oder dass die Aussage, die
ein kanonischer Text heute hat sich unterscheiden könne von der Bedeutung, die
er hatte, als er geschrieben wurde.
2. Dass biblische Materialien, die als „authentisch“
beurteilt werden (zum Beispiel „authentische“ Jesusworte, „authentische“ Bücher
von Paulus oder „authentische“ Gedanken Moses) eine größere Autorität hätten
als „nicht-authentische“ biblische Aussagen.
3. Dass bestimmte Abschnitte oder Teile in dem
kanonischen Text der Schrift als schöpferische Zusätze der biblischen Schreiber
oder der frühen christlichen Gemeinschaft anzusehen seien und daher nicht als
voll verbindlich angenommen werden müssten.
4. Dass außerkanonische Quellen auf solch eine Weise
verwendet werden dürften, dass sie die klare Aussage des kanonischen Textes in
Frage stellen.
5. Dass die wesentlichen theologischen Angaben der
biblischen Theologie in der vorkanonischen Geschichte des biblischen Textes zu
finden seien.
6. Dass bestimmte kanonische Materialien eine größere
Autorität hätten als andere kanonische Materialien aufgrund ihres höheren
Alters oder weil sie angeblich „ursprünglicher“ oder „authentischer“ seien.
7. Dass verschiedene Aussagen Jesu, die in den
Evangelien berichtet werden, tatsächlich nicht von Jesus stammten und daher
historischer Faktizität oder des vollen Maßes seiner Autorität ermangelten.]
+4. Woher hat aber die
kanonische Schrift dieses Ansehen?
Dass die kanonische Schrift das ist, was
sie in sich selbst ist, nämlich die
göttliche Wahrheit, dies hat sie von keinem andern als erstens von Gott selbst,
ihrem Urheber.
2. Timotheus 3,16: Denn alle Schrift,
von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur
Züchtigung in der Gerechtigkeit.
2. Petrus 1,21: Denn es ist noch nie
eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht; sondern die heiligen
Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem Heiligen Geist.
Dann aber hat Gott selbst von diesem
Ansehen der kanonischen Schrift Zeugnis ablegen wollen durch die Kirche, nicht
zwar durch jede, sondern durch diejenige nur, welche zu den Zeiten, wo die
kanonischen Schriftsteller lebten, bestand, jedoch so, dass dieselbe nicht die
Stelle eines Richters, sondern nur
die eines Zeugen versieht. (Chemnitz.)
[4.a Was heißt denn: Gott ist der Urheber der Schrift?
Obwohl Gott nicht direkt die Heilige
Schrift geschrieben hat, sondern Propheten und Apostel als seine Feder und Instrumente
verwendete, so hat die Heilige Schrift deshalb keinerlei geringere Autorität.
Denn es ist Gott, und zwar Gott allein, der die Propheten und Apostel
inspiriert hat, nicht nur, was sie sprachen, sondern auch, was sie schrieben.
Und er machte Gebrauch von ihren Lippen, ihrer Zunge, ihren Händen, ihrer
Feder. Daher, oder in dieser Hinsicht, wurde die Heilige Schrift, so, wie sie
ist, von Gott selbst geschrieben. Denn die Propheten und Apostel waren nur
Werkzeuge. (Hutter, Loci theologici, 30)
Die wirksame oder Hauptursache der Heiligen
Schrift ist der dreieinige Gott, 2. Tim. 3,16 (der Vater, Hebr. 1,1; der Sohn,
Joh. 1,18; und der Heilige Geist, 2. Sam. 23,2; 1. Petr. 1,11; 2. Petr. 1,21)
1) durch den eigentlichen Ratschluss; 2) durch die folgende Inspiration oder
dem Befehl, dass die heiligen Männer Gottes schreiben sollten, und durch das
Inspirieren angab, was er war, dass sie schreiben sollten. (Quenstedt, I, 55)
Die werkzeugliche Ursache der Heiligen
Schrift waren die Männer Gottes, 2. Petr. 1,21, also Männer, die besonders und
unmittelbar von Gott ausgewählt und berufen wurden zu dem Zweck, dass er ihnen
mitteilte, die göttlichen Offenbarungen niederzuschreiben. Dies waren die
Propheten des Alten Testaments und die Evangelisten und Apostel des Neuen
Testaments, die wir daher richtig die Hilfskräfte Gottes, die Hand Christi und
die Schreiber oder Sekretäre des Heiligen Geistes nennen, da sie weder sprachen
noch schrieben aus ihrem eigenen menschlichen Willen, sondern, getragen von dem
Heiligen Geist, wurden sie angeregt dazu, geleitet, getrieben, inspiriert und
regiert von dem Heiligen Geist. Sie schrieben nicht als Menschen, sondern als
Männer Gottes, das ist, als Diener Gottes und besondere Werkzeuge des Heiligen
Geistes. Wenn daher ein kanonisches Buch ein Buch Moses, die Psalmen Davids,
ein Brief des Paulus usw. genannt wird, so ist das mehr ein Bezug auf den
Übermittler, nicht auf die eigentliche Ursache. (Gerhard, Loci theologici, II,
26)
Darlegung schrift- und bekenntnismäßiger
Grundsätze, IV. A:
Wir glauben, lehren und
bekennen, dass alle Schrift durch Inspiration (Eingebung) durch Gott den
Heiligen Geist gegeben ist und dass daher Gott der wahre Autor jedes Wortes der
Schrift ist. Wir erkennen daher, dass es einen qualitativen Unterschied gibt
zwischen dem eingegebenen Zeugnis der Heiligen Schrift in allen ihren Teilen
und Wörtern und dem Zeugnis von jeder anderen Weise menschlichen Ausdrucks,
weshalb die Bibel ein einzigartiges Buch ist.
Wir verwerfen daher die folgenden Ansichten:
1. Dass die Heilige Schrift nur in dem Sinne inspiriert
sei, wie alle Christen „inspiriert“ seien, um zu bekennen, dass Jesus Christus
Herr ist.
2. Dass der Heilige Geist nicht die tatsächlichen
Wörter den biblischen Autoren eingegeben hätte, sondern sie nur mit besonderer
Führung ausstattete.
3. Dass nur solche Sachen in der Schrift durch den
Heiligen Geist eingegeben seien, die sich direkt auf Jesus Christus und des
Menschen Erlösung beziehen.
4. Dass nichtkanonische Schriften der christlichen
Tradition als „eingegeben“ im gleichen Sinne wie die Heilige Schrift angesehen
werden könnten.
5. Dass Teile des neutestamentlichen Zeugnisses von
Jesus Christus erfundene Zusätze enthielten, die ihren Ursprung in der frühen
christlichen Gemeinschaft hätten und nicht wirkliche Tatsachen darstellten.
4.b Kannst du noch näher erklären, was mit
„Inspiration“ gemeint ist?
I. Die Pläne von all dem, das in der
Heiligen Schrift enthalten ist, wurden den Propheten und Aposteln unmittelbar
vom Heiligen Geist mitgeteilt.
II. All die Worte, ohne Ausnahme, die in
der Heiligen Schrift enthalten sind [Grundtext], wurden durch den Heiligen
Geist in die Feder der Propheten und Apostel diktiert. (Hollaz, 83 und 85)
Die göttliche Inspiration der Worte, die
aus dem alltäglichen Gebrauch bekannt waren, war nötig zum klaren Ausdruck
dessen, was der Heilige Geist meinte. Denn die Propheten und Apostel hatten
nicht die Freiheit, die göttliche Bedeutung in solche Worte zu kleiden, die sie
von sich aus wählen würden; sondern es war ihre Pflicht, an der mündlichen
Eingebung (Diktat) des Heiligen Geistes zu hängen und von ihm abzuhängen, so
dass sie die Heilige Schrift schreiben konnten, in der Ordnung und Verbindung,
die so gnädig und wunderbar gegeben wurde, und wodurch sie erscheinen können in
vollkommener Übereinstimmung mit dem Sinn des Heiligen Geistes. (Hollaz, 87)
Wenn alle Schrift inspiriert ist, dann kann
nichts in der Heiligen Schrift sein, das nicht göttlich eingegeben und durch
Inspiration mitgeteilt wurde an jene, die schrieben. Denn wenn auch nur ein
einziger Teil der Schrift aus menschlichem Wissen oder Erinnerung abgeleitet
worden wäre oder aus menschlicher Offenbarung, dann könnte nicht festgestellt
werden, dass die gesamte Schrift göttlich inspiriert wäre. (Calov, I, 555)
4.c Was bedeutet dies für den Inhalt der
Heiligen Schrift?
Die göttliche Inspiration, durch die die
Themen und die Worte, die gesprochen, genauso wie diejenigen, die geschrieben
werden sollten, den Propheten und Apostel durch den Heiligen Geist unmittelbar
eingegeben wurden, erhielt sie frei von Irrtum, im Predigen wie im Schreiben
des göttlichen Wortes. (Hollaz, 88)
Kein Irrtum, selbst nicht in unwichtigen
Dingen, kein Gedächtnisfehler, schon gar keine Unwahrheit, können irgendeinen
Platz in der gesamten Heiligen Schrift haben. (Calov, I, 551)
Es sind in der Heiligen Schrift enthalten
historische, chronologische, genealogische, astrologische, die Natur
betreffende und politische Dinge, welche, mag ihre Kenntnis auch nicht schlechthin
notwendig sein, dennoch von Gott offenbart worden sind, weil das Wissen um sie
zur Auslegung der Heiligen Schrift und zur Verdeutlichung der Glaubenssätze und
Sittengebote nicht wenig ausmacht. Wenn nur die Geheimnisse des Glaubens, die
in der Heilligen Schrift enthalten sind, von göttlicher Inspiration abhängen,
und all der Rest, der auch durch das Licht der Natur erkannt werden kann, nur
von göttlicher Leitung abhängt, dann wäre nicht alle Schrift inspiriert. Aber
Paulus erklärt, dass die gesamte Schrift göttlich inspiriert ist. Daher sind
nicht nur die Geheimnisse des Glaubens, sondern auch all die übrigen
Wahrheiten, die durch das Licht der Natur erkannt werden könnten, die in der
Schrift enthalten sind, göttlich eingegeben und inspiriert. (Hollaz, 83)
Darlegung schrift- und bekenntnismäßiger
Grundsätze, IV. F:
Mit Luther
bekennen wir, dass „Gottes Wort nicht irren kann“. Wir glauben, lehren und
bekennen daher, dass, weil die Heilige Schrift das Wort Gottes ist, sie keine Irrtümer
oder Widersprüche enthält, sondern dass sie in allen ihren Teilen und Wörtern
die unfehlbare Wahrheit ist. Wir halten dafür, dass die Meinung, die Schrift
enthalte Irrtümer, dem Grundsatz ‚allein die Schrift’ Gewalt antut, denn sie
beruht auf der Annahme von irgendeiner Norm oder Kriterium für die Wahrheit
über der Schrift Wir anerkennen, dass es scheinbare
Widersprüche oder Diskrepanzen und Probleme gibt, die herrühren aufgrund der
Unsicherheit über den ursprünglichen Text.
Wir verwerfen
daher die folgenden Ansichten:
1. Dass die Schrift theologische wie auch tatsächliche
Widersprüche und Irrtümer enthalte.
2. Dass die Schrift irrtumslos nur in Sachen sei, die
direkt die Evangeliumsbotschaft und Erlösung enthielten.
3. Dass die Schrift nur funktional irrtumslos wäre,
dass also die Schrift „irrtumslos“ wäre nur in dem Sinne, dass sie ihr Ziel
erreiche, das Evangelium von der Erlösung den Menschen zu bringen.
4. Dass die biblischen Schreiber sich darin anpassten,
dass sie die irrtümlichen Ansichten ihrer Tage verwendeten und wiederholten
(z.B. die Behauptung, dass Pauli Aussage zur Rolle der Frau in der Gemeinde
heute nicht bindend sei, da sie das kulturell bedingte Ergebnis dessen sei,
dass der Apostel die Ansichten des damaligen Judentums als ein Kind seiner Zeit
teilte).
5. Dass Aussagen Jesu und der neutestamentlichen
Schreiber hinsichtlich der menschlichen Autorschaft von Teilen des Alten
Testamentes oder der Geschichtlichkeit von bestimmten alttestamentlichen
Personen und Ereignissen nicht als wahr [richtig] angenommen werden müssten
(z.B. Davids Autorschaft von Psalm 110, die Geschichtlichkeit Jonas oder der
Sündenfall Adams und Evas).
6. Dass nur diejenigen Aspekte einer biblischen Aussage
als wahr betrachtet werden müssten, die mit der angeblichen Intention des Abschnittes
übereinstimme (zum Beispiel, dass des Paulus Aussage über Adam und Eva in Röm.
5 und 1 Kor. 11 nicht die Historizität von Adam und Eva beweise, da das nicht
die besondere Absicht des Apostels gewesen wäre; oder dass die Jungfrauengeburt
des Herrn geleugnet werden dürfe, da die Kindheitsgeschichten bei Matthäus und
Lukas nicht die besondere Absicht hätten, ein bio-logisches Wunder zu
diskutieren).
7. Dass Jesus einige der Aussagen nicht gemacht und
einige der Taten nicht vollbracht hätte, die ihm in den Evangelien
zugeschrieben werden, sondern dass sie tatsächlich erfunden oder von der frühen
christlichen Gemeinschaft oder den Evangelisten geschaffen wurden um ihrer
besonderen Absichten willen.
8. Dass die biblischen Schreiber manchmal Menschen
Aussagen in den Mund gelegt hätten, die sie tatsächlich nicht gemacht hätten
(zum Beispiel die Behauptung, dass der „Deuteronomist“ Salomo eine Rede in den
Mund lege, die Salomo tatsächlich nie gehalten habe), oder dass sie von Ereignissen
als tatsächlich stattgefunden berichten würden, die tatsächlich nicht passiert
seien (zum Beispiel der Fall Adams und Evas, die Durchquerung des Roten Meeres
auf trockenem Land, die Geschichte mit der ehernen Schlange; Jesu Verfluchung
des Feigenbaumes, die Erfahrungen Johannes des Täufers in der Wüste, Jesu
Verwandlung des Wassers in Wein, Jesu Wandel auf dem Wasser, oder selbst Jesu
leibliche Auferstehung von den Toten oder die Tatsache des leeren Grabes).
9. Dass die Verwendung bestimmter „literarischer
Formen“ notwendig die Historizität von dem Beschriebenen in Frage stelle (zum
Beispiel, dass die angebliche Midrash-Form der Kindheitserzählungen bei
Matthäus und Lukas andeute, dass tatsächlich keine Jungfrauengeburt
stattgefunden habe, oder dass die literarische Form von 1 Mose 3 gegen die
Historizität des Sündenfalles spreche).
4.d Wie kommt es dann aber, dass wir so
große Unterschiede in den Stilen der Bücher haben?
Es gibt eine große Vielfalt unter den
heiligen Schreibern im Blick auf den Stil und die Art zu sprechen, was von der
Tatsache herrühren dürfte, dass der Heilige Geist sich selbst der gewöhnlichen
Weise zu sprechen sich anbequemte, jeden bei seiner eigenen Art beließ. Damit
leugnen wir aber dennoch nicht, dass der Heilige Geist die einzelnen Worte
diesen Individuen eingab. (Quenstedt, I, 76)
Darlegung schrift- und bekenntnismäßiger
Grundsätze, IV. G:
Wir glauben,
lehren und bekennen, dass, weil derselbe Gott in der gesamten Heiligen Schrift
spricht, es eine organische Einheit sowohl innerhalb als auch zwischen dem
Alten und dem Neuen Testament gibt. Während wir auf der einen Seite anerkennen,
daß es eine reiche Vielheit an Sprache und Stil in der Schrift gibt, und
feststellen, dass es Unterschiede im Schwerpunkt in den verschiedenen Berichten
ein- und desselben Ereignisses oder Themas gibt, so bestätigen wir
nichtsdestoweniger, dass dieselbe Lehre des Evangeliums in all seinen Artikeln
in der gesamten Schrift dargeboten wird.
Wir verwerfen
die Ansicht, dass die Heilige Schrift uns innerhalb und zwischen den
verschiedenen Büchern und Schreibern widersprüchliche oder widersprechende
Lehren und Theologien darböte. Wir betrachten diese Sichtweise nicht nur als
etwas, welches dem Selbstverständnis der Schrift Gewalt antut, sondern auch als
etwas, das es der Kirche unmöglich macht eine einheitliche theologische
Position zu haben und zu bekennen, die wahrhaft biblisch und evangelisch ist.
4e. Aber muss die
Theologie nicht auf die Erkenntnisse der anderen Wissenschaften Rücksicht
nehmen?
Nein! Grundlage aller Theologie ist die
Lehre Gottes, die Rede Gottes in der Heiligen Schrift, die allein irrtumslos
ist, während alle Wissenschaft und Wissenschaftler irren und auch schon
vielfach geirrt haben und sich immer wieder korrigieren müssen. Abgesehen davon
sind viele Aussagen der „Wissenschaft“ rein hypothetisch, unbewiesen, oftmals
auf sehr fraglichen Grundlagen aufbauend. Vielmehr stellt die Theologie mit
ihren Erkenntnissen aus der Heiligen Schrift immer wieder eine Anfrage an die
profane Wissenschaft dar und ist ihr oftmals schon um Jahrhunderte voraus (Hiob
spricht bereits vom Gewicht der Luft, 28,25, was wissenschaftlich erst von
Torricelli im 17. Jahrhundert festgestellt wurde). Darum können wir getrost dem
Wort Gottes im Allem vertrauen und müssen nicht erst abwarten, dass die
Wissenschaft es bestätigt.
4f. Aber hat die Heilige
Schrift nicht ein bestimmtes Weltbild?
Ganz und gar nicht! Die Heilige Schrift hat
weder ein babylonisches, noch ein ptolemäisches noch ein kopernikanisches oder
sonst ein bestimmtes menschliches Weltbild, sondern sie stellt die Dinge so
dar, 1. wie die Menschen sie mit ihren Augen sehen konnten (Schlacht bei
Gibeon), 2. aus der absoluten Warte Gottes. Da Gott nicht lügt und alle Lüge
hasst, so hat er auch nicht zugelassen, dass sich Irrtümer, Fehler, menschliche
Weltbilder in sein Heiliges Wort einschleichen. Vielmehr haben immer wieder,
besonders in neuerer Zeit, Ausleger und Feinde des Wortes Gottes ihr Weltbild
in die Bibel hineingetragen. Es widerspricht deshalb auch der Gottheit Christi,
dass er sich an Weltbilder seiner Zeit angepasst habe und daher nicht alle
seiner Worte heute mehr buchstäblich zu nehmen seien. (Seine Aussagen in Markus
13,19 und Matthäus 19,4 ff passten beispielsweise gar nicht in das
mystisch-apokalyptische Weltbild der damaligen Juden.) Ebensowenig hat eine
Anpassung an die Religionen im Umfeld Israels stattgefunden. Etwaige
Ähnlichkeiten können herrühren entweder aus dem gemeinsamen Ursprung in Adam
und Noah oder aber daraus, dass die Heidenvölker Lehren des alttestamentlichen
Gottesvolkes übernahmen (wie etwa bei den Samaritanern). Wir haben also ein
festes, unwandelbares und zu allen Zeiten die gleiche Lehre verkündendes
Gotteswort.
Psalm 119,89-91: Herr, dein Wort bleibt
ewiglich, soweit der Himmel ist; deine Wahrheit währet für und für. Du hast die
Erde zugerichtet, und sie bleibt stehen. Es bleibet täglich nach deinem Wort;
denn es muss dir alles dienen.
Jesaja 40,8: Das Heu verdorret,
die Blume verwelket; aber das Wort unsers Gottes bleibet ewiglich.
4g. Wie beurteilst du die
historisch-kritische Methode der Bibelauslegung?
Die historisch-kritische Methode der
Bibelauslegung ist schon von ihrem Grundansatz her gegen das Wort Gottes
gerichtet und daher für eine bibeltreue Schriftauslegung gänzlich unbrauchbar.
Die Grundlage der modernistischen Bibelauslegung ist ja ein von Gott
losgelöstes innerweltliches Weltbild, das die Welt gegen Gott abschließt, das
aufbaut auf Wiederholung und Vergleichbarkeit von Ereignissen und somit Wunder
Gottes ausschließt. Auch die sogenannte ‚gemäßigte Bibelkritik’, die von vielen
sogenannten ‚positiven Theologen’ verwendet wird, kommt von dem Ansatz her,
dass die Bibel so, wie sie uns überliefert wurde, nicht als Gottes Wort zu
nehmen sei, sondern vielmehr Gottes- und Menschenwort nebeneinander enthalte,
‚Gemeindetheologie’ ausführe, eine Zusammensetzung aus verschiedenen
‚Überlieferungen’ darstelle (Redaktionskritik), unterschiedliche Stilformen
angeblich unterschiedliche Schreiber oder Überlieferer voraussetzten (Literar-
und Formkritik; tatsächlich verwendet jeder gute Schriftsteller aber
unterschiedliche Stile, je nachdem, wie es zum Inhalt passt). Die Aussagen der
historisch-kritischen Methode widersprechen auch an vielen Stellen den Aussagen
der Bibel, die eindeutige Hinweise gibt für die Einheit etwa der fünf Bücher
Mose (gegen die Pentateuchkritik) oder des Buches Jesaja (gegen die
Jesajakritik). Die angeführten Argumente der historisch-kritischen Methode sind
in sich nicht schlüssig, vor allem, da sie allesamt im Gegenteil die Einheit
der Bücher eigentlich unterstreichen, da sie verdeutlichen, wie für
unterschiedliche Aussagen auch unterschiedliche Stile, Worte gewählt wurden.
Kolosser 2,4.8: Ich sage aber davon,
dass euch niemand betrüge mit vernünftiger Rede. ... Sehet zu, dass euch
niemand beraube durch die Philosophie und Verführung nach der Menschen Lehre
und nach der Welt Satzungen und nicht nach Christus.
4h. Wie kommt es aber zu
solcher Kritik?
Letztlich ist alle Kritik an der Bibel ein
Werk des Diabolos, des Durcheinanderbringers, des Teufels, der damit der
Gemeinde Jesu Christi ihre Grundlage rauben will. Er benutzt dabei das
unbußfertige Herz des Menschen, das sich nicht beugen will unter die absolute
Autorität Gottes, sondern sich aufschwingt zum Richter über Gott und sein Wort.
2. Korinther 10,5b: Wir nehmen gefangen
alle Vernunft unter den Gehorsam Christi.
4i. Wie verstehen wir also
die Heilige Schrift Gottes richtig?
Sie ist Gottes Wort und Rede an uns, in der
er durch Gesetz und Evangelium zu uns spricht, um uns 1. unsere
Sündenverdorbenheit und Verlorenheit aufzuzeigen und so uns zu Reue und Buße zu
führen; 2. uns seine Gnade, Barmherzigkeit, Vergebung in Jesus Christus
anbietet, darreicht und zueignet; 3. seine Gläubigen im Einzelnen und die
Gemeinde insgesamt durch seinen Heiligen Geist durch Wort und Sakrament stärkt
und leitet. Kern und Stern der Heiligen Schrift aber ist Jesus Christus, der
für uns Gekreuzigte und Auferstandene, im alten Testament bereits verheißen,
was sich im Neuen Testament erfüllt hat.
2. Timotheus 2,15: Befleißige dich, Gott
zu erzeigen einen rechtschaffenen, unsträflichen Arbeiter, der da recht teile
das Wort der Wahrheit.
Sacharja 11,7: Und ich hütete die
Schlachtschafe um der elenden Schafe willen und nahm zu mir zwei Stäbe: einen
hieß ich Sanft, den andern hieß ich Weh; und hütete die Schafe.
Markus 1,15: Die Zeit ist erfüllet, und
das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium.
1. Korinther 1,23: Wir aber predigen den
gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit.
1. Korinther 2,2: Ich aber hielt mich
nicht dafür, dass ich etwas wüsste unter euch als allein Jesus Christus, den
Gekreuzigten.
Da das Neue
Testament der Schlusspunkt der geschriebenen Offenbarung Gottes ist, so
erklären wir mit Nachdruck, dass es entscheidend ist dafür, die Beziehung
zwischen den beiden Testamenten und die Aussage der alttestamentlichen
Prophetien im einzelnen festzulegen, da die Aussage einer Prophetie völlig erst
von ihrer Erfüllung her erkannt werden kann. Mit den lutherischen Bekenntnissen
erkennen wir, dass es messianische Weissagungen über Jesus Christus im ganzen
Alten Testament gibt. Dementsprechend erkennen wir, dass das Alte Testament
„verheißt den zukünftigen Christus und bietet ewigen Segen, Benedeiung, ewiges
Heil, Gerechtigkeit und ewiges Leben durch ihn an“ (Apol. 4,5) und dass die
Patriarchen und ihre Nachkommen sich getröstet haben mit solchen messianischen
Verheißungen (vgl. Konk. Formel, Ausf. Darl. 5,23) (Darl. schrift- und
bekenntnisgemäßer Grundsätze, IV, H)
4j. So unterscheidest du
also zwischen Gesetz und Evangelium in der Heiligen Schrift?
Unbedingt! Denn das ist allein der
Schlüssel zum rechten Verständnis des Wortes Gottes. Es ist falsch, ohne diesen
Unterschied nur von einer ‚Offenbarung Gottes’ zu sprechen und so diese
Unterschiede einzuebnen, wiewohl beides Gottes Wort ist, aber Jesus Christus
für uns ist die Mitte, des Alten wie des Neuen Testamentes. Das Alte Testament
weist hin auf Jesus Christus und seine Gemeinde, im Neuen Testament ist dann
die neue Zeit angebrochen, werden die Verheißungen des Alten Testamentes
erfüllt. (siehe die Erfüllungszitate etwa bei Matthäus)
4k. Können wir von innerer
und äußerer Schrift, innerem und äußerem Schriftsinn sprechen?
Nein. Die Schrift Gottes ist sein Wort,
durch das er mit uns redet, so, wie es in den Heiligen Büchern
niedergeschrieben ist. Wenn die Schrift Gottes es nicht selbst durch
Parallelstellen oder den Kontext anders angibt, ist Gottes Wort im
buchstäblichen Sinne zu verstehen. In und mit diesem Wort wirkt der Heilige
Geist Gottes, das Wort ist kein toter Buchstabe oder eine leere Hülse; der Geist
kommt auch nicht erst durch den Prediger oder Hörer hinzu.
Jesaja 55,8-11: Denn meine Gedanken sind
nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr,
sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher
als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Denn gleichwie der Regen
vom Himmel fällt und nicht wieder zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und
macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu
essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein. Es wird nicht
wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm
wird gelingen, wozu ich es sende.
Römer 10,17: So kommt der Glaube aus der
Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes.
Galater 3,2: Habt ihr den Geist
empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?
4L. Muss aber nicht nach
2. Korinther 3 zwischen Geist und Buchstabe unterschieden werden?
Das ist ganz richtig. Aber das besagt gerade
nicht, dass hinter dem Buchstaben des Bibelwortes noch eine andere, ‚mystische’
Aussage steckt, die man erst herausholen müsste, sondern, wie aus 2. Korinther
3 eindeutig hervorgeht, meint diese Unterscheidung die schon angesprochene
Unterscheidung zwischen Gesetz (hier als Buchstabe bezeichnet nach den
Steintafeln des Dekalogs) und Evangelium (hier als Geist bezeichnet, der durch
das Evangelium den rettenden Glauben schenkt).
4m. Wie ist also die
Heilige Schrift Gottes recht zu verstehen?
Als Regel gilt: Für ein Schriftwort gibt es
wegen ein- und desselben Urhebers aufgrund der Absicht und Gesinnung des
Heiligen Geistes nur den einen, durch ihn selbst beabsichtigen Sinn, nämlich
den buchstäblichen. (König: Theologia
positiva acroamatica. De Protheoria Speciali, Par. 95)
4n. Ist dieser
buchstäbliche Schriftsinn immer einer?
Der buchstäbliche Sinn ist entweder
eigentlich oder bildlich. (König, Par. 96)
4o. Was ist der
eigentliche buchstäbliche Sinn?
Der eigentliche ist dabei
derjenige, der genau so vom Heiligen Geist in den eigentlichen Worten
beabsichtigt ist. Bei ihm gilt folgende Theologenregel: Der eigentliche
buschtäbliche Sinn ist immer, vor allem aber da, wo ausdrücklich ein
Glaubensartikel überliefert wird, streng festzuhalten und niemals umzudeuten,
solange er nicht offensichtlich und wahrhaftig einen Glaubensartikel oder ein
Liebesgebot verletzt und zugleich eindeutig aus sich selbst oder aufgrund
anderer echter Parallelstellen als übertragene Redeweise erkannt und erwiesen
wird. (König, Par. 97-98)
4p. Und was ist der
bildliche buchstäbliche Sinn?
Der bildliche Sinn ist der, den der Heilige
Geist mit Worten, die irgendeine rhetorische Figur gebrauchen, als genau diesen
beabsichtigt. (König, Par. 99)
+5. Welches sind
apokryphe Bücher?
Diejenigen, deren dunkler Ursprung denen
nicht klar war, durch deren Zeugnis das Ansehen der wahren Schriften auf uns
gekommen ist. (Augustinus. Liberum 15. De Civitate Dei. cap. 23.
Chemnitz.)
+6. Gibt es noch andere
Einteilungen in der Heiligen Schrift?
Ja. So werden die biblischen Bücher
unterschieden nach den verschiedenen Zeiten und der verschiedenen
Beschaffenheit der Kirche eingeteilt in die Bücher des Alten und des Neuen
Testamentes. Ebenso werden sie nach der inneren Beschaffenheit unterschieden
in Gesetzbücher, Propheten und Evangelien usw.
[6.a In welcher Beziehung stehen denn Altes und Neues
Testament zueinander?
Die biblischen Bücher werden unterteilt in
die Bücher des Alten und des Neuen Testaments. Die Bücher des Alten Testaments
sind solche, die geschrieben wurden vor der Erscheinung Christi; die Bücher des
Neuen Testaments diejenigen, die geschrieben wurden nach der Erscheinung
Christi und adressiert an die Kirche. Es ist zu beachten, dass die Bücher des
Alten Testaments so genannt werden, nicht, weil sie nicht eindeutig etwas
enthielten von dem Wesen, der Gnade und Glückseligkeit des Neuen Testaments,
durch Christus denen verheißen, die an ihn glauben, sondern weil sie das als
zukünftig und in der bestimmten Zeit zu erfüllen vorhersagen und vorbilden, das
im Neuen Testament als vollendet verkündet wird. Röm. 3,21; 16,26. (Gerhard,
Loci theologici, II, 50)
Die Bücher des Alten Testaments wurden der
israelitischen Kirche anvertraut, diejenigen des Neuen Testaments der aus allen
Völkern gesammelten christlichen Kirche. Die christliche Kirche empfängt die
kanonischen Bücher des Alten Testaments wegen der höchst wunderbaren Harmonie
der prophetischen und apostolischen Schriften, aufgrund ihres großen Nutzens
und besonders im Gehorsam gegenüber Christi Befehl, Joh. 5,39. Es gibt einen
Unterschied zwischen dem Alten und Neuen Testament im Blick auf den Grad der
Klarheit, aber keine Verschiedenheit über den Gegenstand der Offenbarung, so,
als ob in dem einen Dinge als ausdrücklich notwendig zu glauben gelehrt würden,
verschieden von denen, die im anderen gelehrt werden, denn der Glaube ist in
beiden der gleiche. Eph. 4,16. (Hollaz, 129)
Darlegung schrift- und bekenntnismäßiger
Grundsätze, IV. H:
Da das Neue Testament
der Schlusspunkt der geschriebenen Offenbarung Gottes ist, so erklären wir mit
Nachdruck, dass es entscheidend ist dafür, die Beziehung zwischen den beiden
Testamenten und die Aussage der alttestamentlichen Prophetien im Einzelnen
festzulegen, da die Aussage einer Prophetie völlig erst von ihrer Erfüllung her
erkannt werden kann. Mit den lutherischen Bekenntnissen erkennen wir, dass es
messianische Weissagungen über Jesus Christus im ganzen Alten Testament gibt.
Dementsprechend erkennen wir, dass das Alte Testament „verheißt den zukünftigen
Christus und bietet ewigen Segen, Benedeiung, ewiges Heil, Gerechtigkeit und
ewiges Leben durch ihn an“ (Apol. 4,5) und dass die Patriarchen und ihre
Nachkommen sich getröstet haben mit solchen messianischen Verheißungen (vgl.
Konk. Formel, Ausf. Darl. 5,23)
Daher verwerfen wir folgende Ansichten:
1. Dass die neutestamentlichen Aussagen über
alttestamentliche Texte und Ereignisse nicht ihre Bedeutung feststellen würden
(zum Beispiel die Behauptung, dass Jesu Bezug auf Psalm 110 in Matthäus
22,53-44 weder die Schreiberschaft Davids noch den weissagenden messianischen
Charakter begründeten).
2. Dass alttestamentliche Weissagungen als messianische
Weissagungen nicht in dem Sinne zu betrachten seien, dass sie wesensmäßig
vorhersagend wären, sondern nur in dem Sinne, dass das Neue Testament sie
später auf neutestamentliche Ereignisse bezieht.
3. Dass die alttestamentlichen Propheten nie erkannten,
dass ihre Weissagungen über ihre eigene Zeit hinaus zur Zeit
Christi reichten.
6.b Was ist
grundlegend wichtig zum Verständnis der Heiligen Schrift?
Es wäre dem Inhalt und Selbstverständnis
der Heiligen Schrift nicht angemessen, wenn wir die verschiedenen Aussagen der
Einen Wahrheit einfach nebeneinander setzten. Sondern Jesus Christus, der um
unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen
auferweckt wurde (Röm. 4,25), ist vielmehr Zentrum, Kern und Stern der Heiligen
Schrift Alten und Neuen Testaments, 1. Kor. 2,2; Luk. 24,25-27, und damit die Lehre
von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden, allein um Christi
Verdienst willen, empfangen allein durch den Glauben, die Hauptlehre der ganzen
Heiligen Schrift. (Materialprinzip)
Darlegung schrift- und bekenntnismäßiger
Grundsätze, IV. B:
Wir glauben,
dass alle Schrift Zeugnis von Jesus Christus gibt und dass ihr vorrangiger
Zweck ist, Menschen weise zu machen zur Erlösung durch den Glauben an Jesus
Christus. Wir bekräftigen daher nachdrücklich, dass die Schrift nur dann
richtig gebraucht wird, wenn sie vom Gesichtspunkt der Rechtfertigung durch den
Glauben und mit der rechten Unterscheidung von Gesetz und Evangelium gelesen
wird. Da das Rettungswerk Jesu Christi erfüllt wurde durch seinen persönlichen
Eintritt in unsere Geschichte und sein echtes historisches Leben, Sterben und
Auferstehen, bestätigen wir, dass die Anerkennung des erlösenden
(soteriologischen) Zweckes der Schrift es uns in keiner Weise erlaubt, die
Historizität und Faktizität der Dinge, die in der Bibel berichtet werden, in
Frage zu stellen oder zu leugnen.
Wir verwerfen
daher folgende Ansichten:
1. Dass es ein angemessenes Herangehen an die Heilige
Schrift darstelle, die Fakten und Daten, die in der Schrift dargelegt werden,
zu kennen, ohne sie auf Jesus Christi und sein Erlösungswerk zu beziehen.
2. Dass das Alte Testament, in seinen eigenen Begriffen
gelesen, Jesus Christus nicht bezeuge.
3. Dass es zulässig sei, die Historizität von
Begebenheiten oder das Stattfinden von Wundern, wovon in der Schrift berichtet
wird, zu verwerfen, so lange Gesetz und Evangelium nicht vermengt würden.
4. Dass die Anerkennung des vorrangigen Zweckes der
Schrift es gleichgültig mache, ob solche Fragen nach Fakten wie die folgenden
bestätigend beantwortet werden: Waren Adam und Eva tatsächliche historische
Individuen? Durchquerte Israel das Rote Meer auf
trockenem Land? Hat das Wunder mit der ehernen Schlange tatsächlich
stattgefunden? Wurde Jesus wirklich von einer Jungfrau geboren? Hat Jesus all
die Wunder, die ihm zugeschrieben werden, vollbracht? Hat Jesu Auferstehung
tatsächlich eingeschlossen, dass sein toter Körper zum Leben zurückkehrte?
Darlegung schrift- und bekenntnismäßiger
Grundsätze, IV. C:
Wir glauben,
lehren und bekennen, dass das Evangelium der gnädigen Rechtfertigung des
Sünders durch den Glauben an Jesus Christus nicht nur die Hauptlehre der
Heiligen Schrift und eine grundlegende Voraussetzung für die Auslegung der
Schrift ist, sondern das Herz und die Mitte unseres christlichen Glaubens und
der Theologie (Materialprinzip). Wir glauben, lehren und bekennen auch, dass
„allein Gottes Wort stellt Artikel des Glaubens“ (Schmalkald. Art.. II,2,15)
und „dass die einzige Regel und Richtschnur, nach welcher zugleich alle Lehren
und Lehrer gerichtet und geurteilt werden sollen, sind allein die prophetischen
und apostolischen Schriften Alten und Neuen Testaments“ (Konk.Formel, Kurze
Darl., Zusammenf., 1) (Formalprinzip). Das Evangelium, das das Zentrum unserer
Theologie ist, ist das Evangelium, wovon die Schrift zeugt, wie auch die Schrift, aus der wir unsere
Theologie ziehen, uns ständig zum Evangelium
Jesu Christi weist.
Wir verwerfen
die folgenden Verfälschungen der Beziehung zwischen dem Evangelium und der
Bibel (dem Material- und Formalprinzip):
1. Dass die Annahme der Bibel an sich, anstatt des
Evangeliums, das Herz und die Mitte des christlichen Glaubens und der Theologie
und der Weg zur ewigen Erlösung sei.
2. Dass das Evangelium, nicht die Schrift, die Norm
sei, alle Lehre und Lehrer zu bewerten und zu beurteilen (so z.B., wenn eine
Entscheidung über die Zulassung, Frauen zum Predigtamt zu ordinieren, auf der
Grundlage des „Evangeliums“ anstatt der Lehre der Schrift selbst gefällt wird).
3. Dass die Geschichtlichkeit bestimmter biblischer
Berichte (wie die Sintflut oder der Sündenfall) in Frage gestellt werden
dürfte, wenn das nicht dem Evangelium schade.
4. Dass Christen nicht Dinge akzeptieren müssten, die
zwar in der Schrift gelehrt werden, aber nicht Teil des „Evangeliums“ seien.
7. Ist denn die Heilige
Schrift deutlich und verständlich?
Sie ist es in hohem Grad; vorzüglich an alle den Stellen, welche vom Glauben und unserer Rechtfertigung vor Gott und der ewigen Seligkeit handeln.
Psalm 119,105: Dein Wort ist meines Fußes
Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
2. Petrus 1,19: Und wir haben desto
fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet als auf
ein Licht, das da scheinet an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der
Morgenstern aufgehe in euren Herzen.
8. Ist denn die kanonische Schrift vollkommen und ausreichend, was die Unterweisung sowohl im Glauben als auch in den Sitten?
Ja, dem ist unbedingt so.
2. Timotheus 3,16 und 17: Denn alle
Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung,
zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, dass ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu
allem guten Werk geschickt.
Und zuvor Vers 15: Und weil du von Kind
auf die Heilige Schrift weißt, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit
durch den Glauben an Christus Jesus.
*9. So wird folglich die
kanonische Schrift auch Norm und Richter in kirchlichen Streitigkeiten sein?
Es gibt durchaus keine andere Norm und Regel, nach welcher alle Lehren und Lehrer geschätzt und beurteilt werden müssen, als die prophetischen und apostolischen Schriften, sowohl des Alten als des Neuen Testaments, wie geschrieben steht:
Psalm 119,105: Dein Wort ist meines
Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. Und
Galater 1,8: Aber wenn auch wir oder ein
Engel vom Himmel euch würde Evangelium anders predigen, als wir euch gepredigt
haben, der sei verflucht. Konk.Formel, Kurze Darl., 767,1
Konk. Formel, Kurze Darl.,
Summ. Begr. 1:
Wir
glauben, lehren und bekennen, dass die einige Regel und Richtschnur, nach
welcher zugleich alle Lehren und Lehrer gerichtet und geurteilt werden sollen,
sind allein die prophetischen und apostolischen Schriften Alten und Neuen
Testaments; wie geschrieben steht: "Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und
ein Licht auf meinem Wege", Ps. 119. Und St. Paulus: "Wenn ein Engel
vom Himmel käme und predigte anders, der soll verflucht sein", Gal. 1.
Konk. Formel, Ausf. Darl., Summ. Begr. 3:
Als erstlich: zu den
prophetischen und apostolischen Schriften Alten und Neuen Testaments, als zu
dem reinen, lautern Brunnen Israels, welche allein die einige, wahrhaftige
Richtschnur ist, nach der alle Lehrer und Lehre zu richten und zu urteilen
sind.
*10. Haben nicht die Schriften
der Väter und der Neuern gleiches Ansehen mit der Heiligen Schrift?
„Andere Schriften aber der alten oder neuen
Lehrer, wie sie Namen haben, sollen der Heiligen Schrift nicht gleichgehalten,
sondern alle zumal miteinander derselben unterworfen und anders oder weiter
nicht angenommen werden denn als Zeugen, welcher Gestalt nach der Apostel Zeit
und an welchen Orten solche Lehre der Propheten und Apostel erhalten worden.“ Konk.Formel, Kurze Darl., Summ., 1.
*11. Was hältst du von den
ökumenischen oder allgemeinen Symbolen (Glaubensbekenntnissen)?
Ich halte, dass sie zwar kurze, aber ganz vorzüglich fromme und im Wort Gottes fest gegründete Bekenntnisse des christlichen Glaubens sind: entgegengesetzt jenen Ketzern, welche teils bei Lebzeiten der Apostel, teils aber nach ihrer Zeit aufgestanden sind.
Konk.Formel, Kurze Darl., Summ., 2:
Und nachdem gleich nach der Apostel Zeit, auch noch bei ihrem Leben,
falsche Lehrer und Ketzer eingerissen, und wider dieselben in der ersten Kirche
Symbola, das ist, kurze, runde Bekenntnisse, gestellt, welche für den
einhelligen, allgemeinen christlichen Glauben und Bekenntnis der rechtgläubigen
und wahrhaftigen Kirche gehalten, als nämlich das Symbolum Apostolicum,
Symbolum Nicaenum und Symbolum Athanasii; bekennen wir uns zu
denselben und verwerfen hiermit alle Ketzereien und Lehren, so denselben
zuwider in die Kirche Gottes eingeführt worden sind.
*12. Wie viele dieser
Bekenntnisse gibt es?
Drei: das apostolische, das nicänische und das athanasianische Bekenntnis.
*13. Erkennen nicht
unsere Kirchen noch andere Bekenntnisschriften an?
Ja! Aber nicht anders, als dass sie, ebenso wie jene, Zeugnis geben, wie zu ihrer Zeit in der Kirche gelehrt wurde: jedoch in geringerem Grade, weil sie mit weniger Übereinstimmung der Zeiten angenommen sind.
*14. Welches sind diese
Bekenntnisse unserer Kirchen?
Es sind dies: 1. das Augsburgische
Bekenntnis in der ersten, in keiner Weise veränderten Fassung aus dem Jahr
1530, das der großen Reichsversammlung und dem Kaiser Karl V. in Augsburg
vorgelegt wurde; 2. deren Apologie (oder Verteidigung); 3. die Schmalkaldischen
Artikel; 4. die beiden Katechismen Luthers; 5. und schließlich die christliche
Konkordienformel. Konk.Formel, Kurze Darl. Summ., 4. [Dazu kommt aus neuerer Zeit
noch 6. die ‚Kurze Darlegung der Lehrstellung’, angenommen von der Evang.-Luth.
Synode von Missouri, Ohio u.a.St. im Jahr 1932. Anm. d. Hrsg.]
*15. Haben alle Bekenntnisschriften, die du bisher aufgezählt hast, gleiches Ansehen?
Nein. Denn diejenigen, welche mit einmü+tiger Zustimmung der ganzen allgemeinen Kirche angenommen sind, wie jene drei allgemeinen Bekenntnisse, haben ein weit größeres Ansehen als diejenigen, welche durch das Urteil und Zustimmung einiger weniger Partikular-Kirchen angenommen sind. Obgleich sie alle darin übereinkommen, dass sie in einem hohen Grade von der Heiligen Schrift zu unterscheiden sind.
Konk. Formel, Kurze Darl., Summ. Begr. 7-8:
Solchergestalt wird der Unterschied
zwischen der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments und allen andern
Schriften erhalten, und bleibt allein die Heilige Schrift der einige Richter,
Regel und Richtschnur, nach welcher als dem einigen Probierstein sollen und
müssen alle Lehren erkannt und geurteilt werden, ob sie gut oder bös, recht
oder unrecht seien.
Die andern Symbola aber und
angezogenen Schriften sind nicht Richter wie die Heilige Schrift, sondern
allein Zeugnis und Erklärung des Glaubens, wie jederzeit die Heilige Schrift in
streitigen Artikeln in der Kirche Gottes von den damals Lebenden verstanden und
ausgelegt und derselben widerwärtige Lehre verworfen und verdammt worden.
*16. Was ist denn der Unterschied zwischen Schrift und Bekenntnis?
Die Heilige Schrift wird allein anerkannt als Richter, Regel und Richtschnur, nach welcher, als dem einigen Probierstein, alle Lehren zu prüfen und zu urteilen sind, ob sie fromm oder böse, wahr oder falsch sind. Die Bekenntnisse oder andere Schriften aber haben nicht das Ansehen eines Richters: denn dies gebührt allein der Heiligen Schrift. Konk.Formel, Kurze Darl. 769,7.
*17. Welches ist nun der Nutzen und Zweck jener Bekenntnisschriften?
Dieser, dass nur für unsern Glauben sie Zeugnis ablegen, denselben erklären und zeigen, wie die Heilige Schrift in den einzelnen Zeiten in streitigen Artikeln in der Kirche von den Lehrern, welche damals lebten, verstanden und erklärt worden ist: und mit welchen Gründen die mit der Heilige Schrift streitenden Lehren verworfen und verdammt worden sind. Konk.Formel, Kurze Darl. Summ., 8.
[17a.
Haben die Bekenntnisschriften nur einen historischen, zeitbedingten Wert?
Nein. Wenn
sie als ‚historisch’ bezeichnet werden, dann deshalb, weil sie in einer
bestimmten Zeit entstanden sind, aufgrund der Streitfragen, die in jener Zeit
aufkamen. In dieser Zeit haben dann die Väter die schon immer vorhandene
biblische Lehre in Auseinandersetzung mit den Irrlehren bezeugt. Dieses
biblische Zeugnis aber ist, da es auf der Schrift gründet, immer gültig.
17b.
Was sagst du zu dem Argument, es herrsche heute eine andere Zeit, mit
anderen Streitfragen und auch einer anderen Glaubensauffassung?
Da die
Bekenntnisse die Lehre der Heiligen Schrift bekennen, kann ihre verbindliche
Bedeutung nicht zeitlich beschränkt werden. Neue Auseinandersetzungen können
dazu führen, dass weitere Bekenntnisse erarbeitet werden müssen, die aber die
früheren nicht aufheben.
Die
Behauptung, heute herrsche eine andere Glaubensauffassung oder die Verwerfungen
der Bekenntnisse träfen die heutige Zeit nicht mehr, ist falsch, denn damit
werden die Bekenntnisse selbst aufgehoben. Entweder sind die Bekenntnisse noch
gültig – dann sind sie auch uneingeschränkt verbindlich – oder sie sind es
nicht, dann müsste man sie mit Schriftbeweisen widerrufen.
17c.
Ist aber nicht das Leben wichtiger als die Lehre?
Beides ist
wichtig. Aber wir müssen die rechte biblische Gewichtung beachten. Die Lehre
ist nicht in unserer Hand, sondern uns von Gott vorgegeben, wir haben wir ihm
nur nach der Schrift nachzusprechen. Wir sind also keine Herren über die Lehre.
Außerdem ist es so, dass die Lehre auch angibt, wie das Leben nach Gottes
Willen formiert werden soll. Wenn also die Lehre abgeschwächt wird, so fällt
auch die Grundlage für ein Gott wohlgefälliges Leben.
Das Leben wird in dieser Zeit nie vollkommen sein, denn wir bleiben Sünder. Es
bedarf daher gerade immer wieder der Kritik unseres Lebens durch die Lehre (das
Gesetz), damit wir in Buße umkehren.
Johannes
8,31.32: So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten
Jünger und werdet die Wahrheit erkennen; und die Wahrheit wird euch frei
machen.
Matthäus
28,20a: Lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.
Apostelgeschichte
20,27: Ich habe euch nichts verhalten, dass ich nicht verkündiget
hätte alle den Rat Gottes.
1.
Timotheus 3,15: Die Gemeinde des lebendigen Gottes ist ein Pfeiler und eine
Grundfeste der Wahrheit.]
17d.
Welches ist daher unsere richtige Stellung zu unseren Bekenntnisschriften?
Wir bekräftigen erneut, dass wir die
Schrift annehmen als das inspirierte und irrtumslose Wort Gottes und dass wir
bedingungslos unterschreiben „alle symbolischen Bücher der
Evangelisch-Lutherischen Kirche als eine wahre und unveränderte Darlegung und
Darbietung des Wortes Gottes“. (Verfassung, Art. 2; vgl. auch Zusatz 4.21). Wir
nehmen die Bekenntnisschriften an, weil sie aus Gottes Wort genommen sind und
betrachten deshalb ihren Lehrgehalt aus einen wahre und bindende Darbietung der
Heiligen Schrift und als bindend für unsere Arbeit als Diener Jesu Christi und
Diener der Lutherische Kirche – Missouri- Synode.
Wir nehmen die folgende Verdeutlichung des
Wesens unserer Unterschrift unter die Bekenntnisse an:
1. Wir anerkennen, dass der Lehrgehalt der lutherischen
Bekenntnisse nicht nur diejenigen Lehren der Heiligen Schrift beinhaltet, die
ausdrücklich in den Bekenntnissen behandelt werden, sondern auch solche
biblische Lehren, die irgendwie indirekt oder gelegentlich nur gestreift
werden, wie die Lehren von der Heiligen Schrift, der Schöpfung, dem Heiligen
Geist und den Letzten Dingen.
2. Mit den Vätern geben wir zu, dass nicht alles in den
lutherischen Bekenntnissen Teil ihres Lehrgehaltes sind, aber wir verwerfen
alle Versuche, den Raum dieses Lehrgehaltes in willkürlicher oder subjektiver
Weise zu verkleinern. Wir geben zum Beispiel zu, dass die Unterschrift unter
die lutherischen Bekenntnisse uns nicht an jeden einzelnen exegetischen Punkt
in den Bekenntnissen bindet oder auch an den bekenntnismäßigen Gebrauch
bestimmter Bibelstellen, um eine bestimmte Lehrerklärung zu unterstreichen. Da
jedoch die Bekenntnisse als biblische Darlegungen verstanden werden wollen, so
verwerfen wir die Meinung, dass wir durch unsere Unterschrift unter die
Bekenntnisse nicht gebunden seien an die Darlegung der Schrift in den
Bekenntnissen oder an den Lehrgehalt, den die Bekenntnisse aus einzelnen
biblischen Abschnitten ziehen.
3. Wir geben zu, dass die Bekenntnisse gelesen und
studiert werden müssen mit Blick auf die historischen Situationen, in denen sie
geschrieben wurden, aber wir verwerfen die Ansicht, dass unsere Unterschrift
unter die Bekenntnisse nur bedeute, dass wir die Bekenntnisse als eine
historisch richtige Antwort betrachten auf die Probleme, die die Kirche
beschäftigte, als die Bekenntnisse geschrieben wurden.
4. Wir erklären, dass der Lehrgehalt der Bekenntnisse
im Zentrum Jesus Christus hat und das Evangelium von unserer Rechtfertigung aus
Gnaden durch den Glauben, aber wir verwerfen die Ansicht, dass der Lehrgehalt
der Bekenntnisse nur solche Bekenntnisdarlegungen einschließe, die ausdrücklich
und direkt von dem Evangelium von Jesus Christus handeln. Dem gemäß anerkennen
wir auch nicht den Gedanken, dass unsere Unterschrift unter die lutherischen
Bekenntnisse es uns erlaube, solche Bekenntnispositionen zu verwerfen wie die
Existenz des Teufels und der Engel oder dass Adam und Eva wirkliche historische
Personen waren, deren Sündenfall ein wirkliches historisches Ereignis war.
5. Wir anerkennen, dass die lutherischen Bekenntnisse
keinen besonderen Artikel über die Heilige Schrift und ihre Auslegung
enthalten, aber wir bestätigen und nehmen an das bekenntnisgemäße Verständnis
des Wesens der Heiligen Schrift und der rechten theologischen Grundsätze für
ihre Auslegung.
6. Wir anerkennen die lutherischen Bekenntnisse als
eine wahre Darlegung der Heiligen Schrift und verwerfen daher die Meinung, dass
unsere Unterschrift unter die lutherischen Bekenntnisse es uns frei lasse,
irgendeine Lehraussage der Bekenntnisse zu verwerfen, von der wir meinen, dazu
gäbe es keine erkennbare biblische Unterstützung.
7. Wir anerkennen, dass unsere Unterschrift unter die lutherischen
Bekenntnisse uns verpflichtet, in Übereinstimmung mit der gesamten Heiligen
Schrift zu predigen und zu lehren. Wir verwerfen daher die Meinung, dass alle
diejenigen biblischen Dinge, die nicht ausdrücklich in den lutherischen
Bekenntnissen behandelt seien, offene Fragen seien.
8. Wir bekennen, dass die Heilige Schrift die einzige
Regel und Richtschnur ist für Lehre und Leben, und dass andere Schriften „mit
der Heiligen Schrift nicht auf eine Stufe gestellt werden sollten“
(Konk.Formel, Kurze Darl., 1-2). Wir verwerfen daher
die Ansicht, dass es legitim sei, die Lehrfolgerungen der Bekenntnisse
festzuhalten, ohne ihre biblische Grundlage anzunehmen; oder die formale
Unterschrift unter die Bekenntnisse als einen angemessenen Schutz gegen
unsaubere exegetische Schlüsse anzusehen.
9. Schließlich bekräftigen wir, dass unsere Annahme der
lutherischen Bekenntnisse nicht nur bedeutet, dass wir den Lehrgehalt der
lutherischen Bekenntnisse als eine lebensfähige Möglichkeit für lutherische
Christen heute tolerieren, sondern dass wir tatsächlich predigen, lehren und
bekennen den Lehrgehalt der lutherischen Bekenntnisse als unseren eigenen.
(Darl. schrift- und bekenntnisgemäßer Grundsätze, VI)]
1. Was ist der allgemeine christliche Glaube von Gott?
„Dies ist der rechte christliche Glaube, dass wir eine einigen Gott in drei Personen und drei Personen in einiger Gottheit verehren: Und nicht die Personen ineinander mengen, noch das göttliche Wesen zertrennen. Denn eine andere Person ist der Vater, eine andere der Sohn, eine andere der Heilige Geist: Aber der Vater und der Sohn und der Heilige Geist ist ein einiger Gott, gleich in der Herrlichkeit und gleich in ewiger Majestät.“ Athanasianum 3-6.
2. Was ist also Gott?
Gott ist ein geistiges Wesen, voll Einsicht, ewig, wahrhaftig, gut, rein, gerecht, barmherzig, völlig frei, von unermesslicher Macht und Weisheit; der ewige Vater, der den Sohn, sein Ebenbild von Ewigkeit gezeugt hat; und der Sohn, das gleich ewige Ebenbild des Vaters; und der Heilige Geist, welcher ausgeht vom Vater und vom Sohn. Wie Gott sich offenbart hat im gewissen Wort und göttlichen Zeugnis, dass der ewige Vater mit dem Sohn und dem Heiligen Geist geschaffen habe und erhalte Himmel und Erde und alle Kreaturen, sofern er sie erhält, und sich sammle im menschlichen Geschlecht eine Kirche wegen des Sohnes und durch ihn, und sei Richter der Gerechten und Ungerechten. (Melanchthon, im Examen).
3. Beweise, dass Ein Gott sei!
5. Mose 6,5; Mark. 12,29: Höre, Israel, unser Gott, der Herr, ist einer.
Jes. 44,6: Ich bin der Erste und der Letzte und außer mit ist kein Gott. Und V. 8: Ist auch ein Gott außer mir?!
1. Kor. 8,6: Es ist kein Gott außer dem einen. Denn es sind wohl solche, die Götter heißen im Himmel und auf Erden, wohl sind viele Götter und Herren: Wir haben dennoch nur einen, der ist Gott, der Vater, von dem alles ist und wir in ihm.
+4. Sind es denn nicht drei Götter, so doch der Vater Gott ist und der Sohn Gott ist und der Heilige Geist Gott ist?
Zwar der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, der Heilige Geist ist Gott – das Wort ‚Gott’ persönlich genommen: Und sind dennoch nicht drei Götter, sondern Ein Gott ist es, das Wort ‚Gott‘ wesentlich genommen.
„So ist der Vater Herr und der Sohn ist Herr und der Heilige Geist ist Herr und sind doch nicht drei Herren, sondern es ist Ein Herr. Denn gleich wie wir müssen, nach christlicher Wahrheit, eine jegliche Person für sich Gott und Herrn bekennen: Also können wir im christlichen Glauben nicht drei Götter oder drei Herren nennen.“ Athanasianum 15 ff.
5. Wie viele Personen sind in der Gottheit?
Drei: der Vater, der von niemandem gemacht ist, weder geschaffen noch geboren; der Sohn, welcher allein vom Vater ist, nicht gemacht noch geschaffen, sondern von Ewigkeit geboren; der Heilige Geist, welcher ist vom Vater und vom Sohn, nicht gemacht, noch geschaffen, noch geboren, sondern ausgehend. Und diese drei Personen sind desselben Wesens und derselben Macht und gleicher Ewigkeit.
Athanasianum:
Der Vater ist
von niemand, weder gemacht, noch geschaffen, noch geboren.
Der Sohn ist allein vom Vater, nicht gemacht, noch
geschaffen, sondern geboren.
Der Heilige
Geist ist vom Vater und Sohn, nicht gemacht, nicht geschaffen, nicht geboren,
sondern ausgehend.
So ists nun
Ein Vater, nicht drei Väter; Ein Sohn, nicht drei Sahne; Ein Heiliger Geist,
nicht drei Heilige Geister.
Und unter
diesen drei Personen ist keine die erste, keine die letzte, keine die größte,
keine die kleinste; sondern alle drei Personen sind miteinander gleich ewig,
gleich groß.
Augsb. Bek. Art. 1:
Erstlich wird einträchtiglich
gelehrt und gehalten, laut des Beschlusses des Konzils von Nicäa, dass ein
einig göttlich Wesen sei, welches genannt wird und wahrhaftiglich ist Gott,
und sind doch drei Personen in demselben einigen göttlichen Wesen, gleich
gewaltig, gleich ewig, Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist, alle drei
Ein göttlich Wesen, ewig, ohne Stück, ohne End, unermesslicher Macht, Weisheit
und Güte, ein Schöpfer und Erhalter aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge.
Und wird durch das Wort Persona verstanden nicht ein
Stück, nicht eine Eigenschaft in einem andern, sondern das selbst bestehet; wie
denn die Väter in dieser Sache dies Wort gebraucht haben.
Schmalk. Art., 1. Teil, I-II:
Dass Vater, Sohn und Heiliger
Geist, in einem göttlichen Wesen und Natur, drei unterschiedliche Personen, ein
einiger Gott ist, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Dass
der Vater von niemand, der Sohn vom Vater geboren, der Heilige Geist vom Vater
und Sohn ausgehend.
+6. Gibt es Beweise für die Trinität aus der Schrift?
Ps. 33,6: Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes.
Matth. 28,19: Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
1. Joh. 5,7: Denn drei sind, die da Zeugnis geben: der Geist und das Wasser und das Blut, und diese drei stimmen überein (V. 8).
7. Was ist Gott der Vater?
Der Vater ist die erste Person der Gottheit, die nicht geboren ist, auch nicht ausgeht, sondern welche von Ewigkeit den Sohn, ihr Ebenbild, gezeugt hat, welche schafft, trägt, erhält und regiert alles zumal, das Sichtbare und Unsichtbare, Engel und Menschen, mit dem Sohn und dem Heiligen Geist, schickend den Sohn, dass er erlöse, und den Heiligen Geist, dass er heilige. (Chemnitz, Loci Theol. 1)
8. Was ist Gott der Sohn?
Der Sohn ist die zweite Person der Gottheit, nicht geschaffen aus dem Nichts, sondern von Ewigkeit geboren vom Vater, des Vaters Ebenbild und Abglanz seiner Herrlichkeit; durch den, im Heiligen Geist, der Vater erschaffen hat, trägt, erhält und regiert alles, das Sichtbare und das Unsichtbare, Himmel und Erde, die Engel und die Menschen; der vom Vater gesandt wurde in die Welt, dass er durch die angenommene menschliche Natur das Werk der Erlösung vollbringe. (Chemnitz, Loci Theol. 1)
9. Was ist Gott der Heilige Geist?
Der Heilige Geist ist die dritte Person der Gottheit, nicht gemacht, nicht geschaffen, noch geboren, sondern vom Vater und vom Sohn von Ewigkeit ausgehend, in welchem der Vater durch den Sohn alles erschaffen hat, das Sichtbare und Unsichtbare, die Engel und die Menschen; und noch schafft, trägt, erhält und regiert; der ausgegossen ist vom Vater durch den Sohn in sichtbarer Gestalt über die Apostel; und welcher noch heute unsichtbar ausgegossen wird vom Vater durch den Sohn in die Herzen der Gläubigen, dass er sie heilige durch das Wort und die Sakramente. (Chemnitz, Loci, ebd.)
*10. Was bezeichnen die Worte „Person“ und „Wesen“ in diesem Artikel?
Das Wort Person bezeichnet nicht einen Teil oder Beschaffenheit an etwas anderem, sondern das, was eigenes Bestehen hat, oder, Person ist ein lebendiges, ungeteiltes, vernünftiges Etwas, das sich nicht mitteilt und nicht getragen wird von etwas anderem; Wesen aber wird genannt, was in Wahrheit ist und besteht, ob es gleich mitgeteilt ist. (Melanchthon, Loci.)
Augsb. Bek. Art. 1:
Und wird durch das Wort
Persona verstanden nicht ein Stück, nicht eine
Eigenschaft in einem andern, sondern das selbst bestehet; wie denn die Väter in
dieser Sache dies Wort gebraucht haben.
11. Da man an der Gottheit des Vaters niemals gezweifelt hat, von der Gottheit des Sohnes aber der nächste Artikel handelt, könntest du da nicht, bitte, an diesem Ort dartun, dass der Heilige Geist wahrer Gott ist?
Dies erhellt sich aus der Heiligen Schrift:
Zum ersten nämlich wird dem Heiligen Geist zuschrieben jener große Name HERR (Jahwe), welcher dem Wesen nach nur dem alleinigen und einigen Gott zukommt. Denn der Heilige Geist ist jener HERR (Jahwe), der durch die Propheten gesprochen hat:
4. Mose 12,6: Und er sprach: Hört meine Worte. Ist jemand unter euch ein Prophet des HERRN, dem will ich mich kundmachen in einem Gesicht, oder will mit ihm reden in einem Traum.
Apg. 1,16: Ihr Männer und Brüder, es musste die Schrift erfüllt werden, welche zuvor gesagt hat der Heilige Geist durch den Mund Davids, von Juda, der ein Vorgänger war derer, die Jesus fingen.
Hebr. 3,7: Denn wie der Heilige Geist spricht: Heute, so ihr hören werdet seine Stimme.“
2. Petr.
1,21: Denn es ist noch nie eine
Weissagung aus menschlichen Willen hervorgebracht, sondern die heiligen
Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem Heiligen Geist.
Dann wird der Heilige Geist mit deutlichen Worten Gott genannt:
Apg. 5,3 und 4, als Petrus Ananias schilt: Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belögest und entwedetest etwas vom Gelde des Ackers? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen. Und Paulus 1. Kor. 3,16: Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnet?
Schließlich werden dem Heiligen Geist jene wesentlichen Eigenschaften zugesprochen, welche Gott allein zukommen, wie:
1. Ewigkeit: Hebr. 9,14: ... wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst als ein Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den Toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott.
2. Allwissenheit: Joh. 14,26: Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe. 1. Kor. 2,10.11: Der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes.
3. Allmacht: (Weish. 7,22: Ist in ihnen der Heilige Geist, Geist der Allmacht und aller Vorsorge?)
1. Kor. 12,6: Aber es ist ein Gott, der da wirket alles in allen.
4. Unendlichkeit: Ps. 139,7: Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
(Weish. 1,7: Der Geist des
Herrn erfüllt die ganze Erde.)
5. Wahrhaftigkeit: 1. Joh. 5,6: Und der Geist ist’s, der da Zeugnis gibt, denn der Geist ist die Wahrheit.
6. Anbetung: Denn Paulus bezeugt, dass die seligen Engel dem Heiligen Geist auch religiöse Verehrung bezeugen und gemeinsam singen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Gott Zebaoth. Jes. 6,3 und Apg. 28,25.
7. Erschaffung
und Bewahrung aller erschaffenen Dinge: Ps. 33,6: Der Himmel ist durch
des Herrn Wort gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes.
Schließlich Lebendigmachung, Wiedergeburt, Heiligung und solche andere Werke, welche nur dem göttlichen Wesen eigentümlich sind:
Joh. 3,5: Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
Matth.
12,28: So ich aber die Teufel durch den
Geist Gottes austreibe, so ist je das Reich Gottes zu euch gekommen.
1. Kor.
3,16: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes
Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnt.
(Hunnius im Art. Von der heil. Dreieinigkeit)
1. Wer ist Christus?
Christus ist die zweite Person der Gottheit, nämlich der Sohn Gottes, „Gott, aus des Vaters Natur vor der Welt geboren; und Mensch, aus der Mutter Natur in der Welt geboren“. (Athanasianum 29)
2. Warum wird von Christus genannt von Jesus oder Erlöser?
So antwortet der Engel Matth. 1,21: Und sie wird einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.
3. Warum wird er Christus genannt?
Weil er nach der menschlichen Natur gesalbt ist mit der unendlichen Fülle des Heiligen Geistes.
Ps. 45,8: Darum hat, dich, Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudenöle, mehr als deine Gesellen. Welche Worte der Brief an die Hebräer auf Christus bezieht: Kap. 1,9: Du hast geliebt die Gerechtigkeit und gehasst die Ungerechtigkeit; darum hat dich, o Gott, gesalbt dein Gott mit dem Öl der Freunde über deine Genossen.
Konk. Formel, Ausf. Darl. Art. VIII,72-74:
Sondern wir glauben, lehren und bekennen,
dass Gott der Vater seinen Geist Christo, seinem geliebten Sohn, nach der
angenommenen Menschheit, also gegeben (darum er denn auch Messias, das ist, der Gesalbte,
genannt [genannt] wird, dass er nicht mit dem Maß wie die andern Heiligen
desselben Gaben empfangen habe. Denn aus Christus dem HERRN nach seiner
angenommenen menschlichen Natur (weil er nach der Gottheit mit dem Heiligen
Geist eines Wesens ist): "ruhet der Geist der Weisheit und des
Verstandes, des Rats, der Stärke und der Erkenntnis", Jes. 11 und 61,
nicht also, dass er daher, als ein Mensch, nur etliche Dinge wusste und
vermöchte, wie andere Heilige durch Gottes Geist, welcher allein erschaffene
Gaben in ihnen wirkt, wissen und vermögen; sondern, weil Christus nach der
Gottheit die andere [die zweite] Person in der heiligen Dreifaltigkeit ist und
von ihm wie auch vom Vater der Heilige Geist ausgeht und also sein und des
Vaters eigener Geist ist und bleibt in alle Ewigkeit, von dem Sohne Gottes
nicht abgesondert, so ist Christo nach dem Fleisch, so mit dem Sohne Gottes
persönlich vereinigt ist, die ganze Fülle des Geistes (wie die patres
sagen) durch solche persönliche Vereinigung mitgeteilt, welche sich freiwillig
mit aller Kraft darin, damit und dadurch beweist und erzeigt, dass er nicht nur
etliches wisse und etliches nicht wisse, etliches vermöge und etliches nicht
vermöge, sondern er weiß und vermag alles, auf welchen der Vater ohne Maß den
Geist der Weisheit und Kraft ausgegossen, dass er als Mensch durch solche
persönliche Vereinigung alle Erkenntnis, alle Gewalt mit der Tat und Wahrheit
empfangen hat. Und also sind alle Schätze der Weisheit in ihm verborgen, also
ist ihm alle Gewalt gegeben, und er ist gesetzt zur Rechten der Majestät und
Kraft Gottes.
+4. Also behauptest du, dass in Christus zwei Naturen sind?
Gewiss: Nachdem nämlich der Sohn Gottes Mensch geworden ist in der Fülle der Zeit, „sind nunmehr in derselben einigen, unzertrennten Person Christi zwei unterschiedliche Naturen: die göttliche, die von Ewigkeit ist, und die menschliche, die in der Zeit, in Einigkeit der Person des Sohnes Gottes, angenommen. Und diese beiden Naturen in der Person Christi werden niemals wieder getrennt, noch vermengt, noch die eine in die andere verwandelt: sondern eine jede in ihrer Natur und Wesen in der Person Christi in alle Ewigkeit bleibt“. (Konkordienformel, Ausf. Darl., Art. VIII, 7.)
*5. Woher beweist du, dass Christus wahrer Gott ist?
Erstens beweise ich es daher, dass ihm in der Heiligen Schrift der wesentliche Name Gottes beigelegt und er HERR (Jahwe) genannt wird. Jer. 23,6: Und dies wird sein Name sein, damit er genannt wird: HERR, der unsere Gerechtigkeit ist. (Hunnius, im Art. v. d. heil. Dreieinigkeit)
Dann wird er ausdrücklich Gott genannt: Joh. 20,28, wo Thomas zu Christus sagt: Mein Herr und mein Gott.
Ebenso Paulus Röm. 9,5: Christus, sagt er, ist aus dem Vater ins Fleisch gekommen, er, der Gott, der gepriesen ist in die Ewigkeit.
Schließlich legt die Heilige Schrift Christus nicht nur religiöse Anbetung bei, sondern auch solche Werke, welche durchaus keiner Kreatur, sondern Gott allein zukommen.
Ps. 97,7: Betet ihn an, alle seine Engel; und was der Hebräerbrief, von Christus erkennend, bezeugt: Kap. 1,6.
Joh. 1,1-3: Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
+6. Hat denn der Sohn Gottes die wahre menschliche Natur, der unsern gleich, angenommen?
Ganz und gar, nur ohne Sünde. Deshalb verwerfen und verdammen unsere Kirchen folgerichtig jene Lehre, in der gelehrt wird, „dass Christus nicht eine wahrhaftige menschliche Natur von Leib und Seele, gehabt hat, wie Marcion gedichtet hat“. (Konk. Formel, Kurze Darl., Art. 8)
Joh. 1,14: Das Wort ward Fleisch.
Gal. 4,4: Als aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan.
Hebr. 2,14: Weil nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist er auch der gleichen Art teilhaftig geworden.
Und V. 16: Denn
er nimmt sich ja nicht der Engel an, der Kinder Abrahams nimmt er sich an.
Joh. 10,18: Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber (mein Leben; V. 17).
Matth. 26,38: Meine Seele ist betrübt bis in den Tod.
Luk. 23,46: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände. Und als er das gesagt hatte, verschied er. Matth. 27,50.
(Athanasium: Vollkommener Gott und vollkommener Mensch, aus vernünftiger Seele und menschlichem Leib bestehend.)
*7. Auf welche Weise wurde der Sohn Gottes Mensch?
Der Sohn
Gottes ist so Mensch geworden, „dass er vom heiligen Geist, ohne männliches
Zutun, empfangen, und von der reinen heiligen Jungfrau Maria geboren ist“.
Schmalk. Art., T. I. Art. 4.
*8. Wenn in Christus zwei vollständige Naturen sind, genehmigst du dann nicht auch, dass in ihm zwei Personen und somit zwei Christusse sind?
Keineswegs. Denn „nunmehr nach der Menschwerdung besteht nicht eine jede Natur in Christus für sich selbst also, dass eine jede eine besondere Person sei oder mache, sondern dass sie also vereint sind, dass sie eine einige Person machen, in welcher zugleich persönlich ist un besteht beide, die göttliche und die angenommene menschliche Natur, also, dass nunmehr nach der Menschwerdung zu der ganzen Person Christi gehöre nicht allein seine göttliche, sondern auch seine angenommene menschliche Natur, und dass, wie ohne seine Gottheit, also auch ohne seine Menschheit die Person Christi oder Filii Dei incarnati, das ist, Sohnes Gottes, der Fleisch an sich genommen und Mensch geworden, nicht ganz sei.“ „Denn gleichwie Leib und Seele ein Mensch ist, so ist Gott und Mensch ein Christus.“ Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 11. Athansianum.
+9. Wie ist diese Vereinigung der beiden Naturen in Christus beschaffen?
„Diese Vereinigung ist nicht eine solche Verknüpfung und Verbindung, dass keine Natur mit der andern persönlich, das ist um der persönlichen Vereinigung willen, etwas gemein haben soll; wie es wäre, wenn einer zwei Bretter zusammenleimt, da keines dem andern etwas gibt oder von dem andern nimmt.“ „So nämlich ist der Irrtum und Ketzerei der Nestorianer und der Samostratenser gewesen, welche, wie Suidas und Theodorus Presbyter Rethenensis bezeugen, gelehrt und gehalten haben, das ist, dass die Naturen ganz und gar keine Gemeinschaft miteinander haben, dadurch die Naturen voneinander abgesondert, und also zwei Christusse gemacht, dass ein anderer sei Christus und ein anderer Gott das Wort, so in Christus wohnt.“ Konkordienformel, Kurze Darl., VIII, 9; Ausf. Darl., VIII, 15.
+10. Was ist also die persönliche Vereinigung?
Es ist die höchste Gemeinschaft, durch welche die göttliche und menschliche Natur so in der einen Person Christi vereinigt sind, dass sie eine wahrhaftige Gemeinschaft unter sich haben, aus welcher alles das herfließt, was Menschliches von Gott und was Göttliches von dem Menschen Christus ausgesagt und geglaubt wird.
Konk. Formel, Kurze Darl., Art. VIII, 9:
Nachdem beide Naturen persönlich, das ist, in einer Person,
vereinigt [sind], glauben, lehren und bekennen wir, dass diese Vereinigung
nicht eine solche Verknüpfung und Verbindung sei, daß keine Natur mit der
andern persönlich, das ist, um der persönlichen Vereinigung willen, etwas
gemein haben soll; als, wenn einer zwei Bretter zusammenleimt, da keines dem
andern etwas gibt oder von dem andern nimmt, sondern hier ist die höchste
Gemeinschaft, welche Gott mit dem Menschen wahrhaftig hat, aus welcher
persönlichen Vereinigung und der daraus erfolgenden höchsten und
unaussprechlichen Gemeinschaft alles herfließt, was menschlich von Gott und
göttlich vom Menschen Christo gesagt und geglaubt wird; wie solche Vereinigung
und Gemeinschaft der Naturen die alten Kirchenlehrer durch die [durch das]
Gleichnis eines feurigen Eisens wie auch der Vereinigung Leibes und der Seele
im Menschen erklärt haben.
Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. VIII, 17-19:
Wider diese verdammte Ketzerei hat die
christliche Kirche je und aIlwege einfältig geglaubt und gehalten, dass die
göttliche und menschliche Natur in der Person Christi also vereinigt [sind],
dass sie eine wahrhaftige Gemeinschaft miteinander haben, dadurch die Naturen
nicht in ein Wesen, sondern, wie D. Luther schreibt, in eine
Person gemengt [werden]; inmaßen um solcher persönlichen Vereinigung und
Gemeinschaft willen die alten Lehrer der Kirche vielfältig, vor und nach dem Chalcedonischen
Konzil, das Wort mixtio, "Vermischung", in gutem Verstand und
Unterschied gebraucht (wie deshalben viele Zeugnisse der Väter, wo vonnöten,
angezogen werden möchten, welche auch vielfältig in der unsern Schriften zu
finden) und die persönliche Vereinigung und Gemeinschaft mit dem Gleichnis animae
et corporis und ferrl candentis (das ist, eines feurigen Eisens, des
Leibes und der Seele) erklärt [haben]. Denn Leib und Seele wie auch Feuer und
Eisen nicht per phrasin oder modum loquendi oder verbaliter,
das ist, dass es nur eine Weise zu reden und bloße Worte sein sollte, sondern vere
und realiter, das ist, mit der Tat und Wahrheit, Gemeinschaft
miteinander haben, und gleichwohl dadurch keine confusio oder exaequatio
naturarum, das ist, einige Vermischung oder Vergleichung der Naturen,
eingeführt [wird], als, wenn aus Honig und Wasser ein Met gemacht, welcher kein
Unterschieden Wasser oder Honig mehr, sondern ein gemengter Trank ist, da es
sich denn mit der göttlichen und menschlichen Natur Vereinigung in der Person
Christi viel anders [ver]hält. Denn es viel eine andere, höhere und
unaussprechlichere Gemeinschaft und Vereinigung ist zwischen der göttlichen und
menschlichen Natur in der Person Christi, um welcher Vereinigung und
Gemeinschaft willen Gott ist Mensch und
Mensch ist Gott, dadurch doch weder die Naturen noch derselben
Eigenschaften miteinander vermischt werden, sondern es behält eine jede Natur
ihr Wesen und Eigenschaften.
*11. Ist das nicht einerlei Art, was aus dieser Vereinigung herfließt?
Nein, sondern was aus dieser Vereinigung, gleichsam als Wirkung, folgt, kann und muss in zwei Arten unterschieden werden, deren erstere die innigste gegenseitige Gemeinschaft oder Mitteilung der Naturen, die letztere aber die wahrhaftige und wirklich Mitteilung der Eigentümlichkeiten beider Naturen genannt wird.
Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. VIII, 20-21:
Um dieser persönlichen Vereinigung willen,
welche ohne solche wahrhaftige Gemeinschaft der Naturen nicht gedacht werden
noch sein kann, hat nicht die bloße menschliche Natur für der ganzen Welt Sünde
gelitten, deren Eigenschaft ist leiden und sterben, sondern es hat der Sohn
Gottes selbst wahrhaftig, doch nach der angenommenen menschlichen Natur,
gelitten und ist (Vermöge unsers einfältigen christlichen Glaubens) wahrhaftig
gestorben, wiewohl die göttliche Natur weder leiden noch sterben kann; wie D.
Luther solches in seinem großen Bekenntnis vom heiligen Abendmahl wider die
gotteslästerliche alloeosin [Bedeutungsverwechslung] Zwinglis (da er
gelehrt, dass eine Natur für die andere genommen und verstanden werden solle),
die er als des Teufels Larven bis in Abgrund der Hölle verdammt, ausführlich
erklärt hat.
*12. Wie verhält sich’s mit der Gemeinschaft der Naturen?
Es verhält sich damit so, dass Gott wahrhaftig Mensch ist, was sich auf keinerlei Weise so verhalten würde, wenn die göttliche und die menschliche Natur ganz und gar keine wahrhaftige und wirklich Gemeinschaft unter sich hätten. „Denn wie könnte der Mensch, Marien Sohn, Gott oder Gottes des Allerhöchsten Sohn mit Wahrheit genannt werden oder sein, wenn seine Menschheit mit Gottes Sohn nicht persönlich vereinigt und also realiter, das ist, mit der Tat und Wahrheit nichts, als nur den Namen Gottes mit ihm gemein hätte?“ Konkordienformel, Kurze Darl., VIII, 10.11.
*13. Pflegt denn auch die Heilige Schrift so zu reden?
Allerdings.
Jer. 23,5.6 und Kap. 33,15.16: Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass
ich dem David ein gerechtes Gewächs
erwecken will; und soll ein König sein, der wohl regieren wird, und Recht und
Gerechtigkeit auf Erden anrichten. Zu derselben Zeit soll Juda geholfen werden
und Israel sicher wohnen. Und dies wird
sein Name sein, dass man ihn nennen wird: Herr (Jahwe), der unsere
Gerechtigkeit ist.
Matth. 16,16: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.
Matth. 22,43.44: Er sprach zu ihnen: Wie nennt ihn denn David im Geist einen Herrn, da er sagt: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis dass ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße?
Luk. 1,32: Der wird groß und ein Sohn des Höchsten genannt werden.
Röm. 1,3: Von seinem Sohne, der geboren ist aus dem Samen Davids nach dem Fleisch.
1. Kor. 15,47: Der andere Mensch ist Herr vom Himmel.
Woraus die Konkordienformel richtig schließt, dass die Jungfrau Maria nicht einen bloßen purlauteren Menschen, sondern den wahrhaftigen Sohn Gottes empfangen und geboren habe: darum sie auch recht die Mutter Gottes genannt wird und auch wahrhaftig ist. (Konk. Formel, Kurze Darl., Art. VIII,13)
+14. Nun wollen wir zu der Mitteilung der Eigenschaften übergehen: Und da möchte ich zuerst wissen, welche Eigenschaften der göttlichen Natur sind?
Die Eigentümlichkeiten oder „die Eigenschaften der göttlichen Natur sind, allmächtig, ewig, unendlich, nach Eigenschaft der Natur und ihres natürlichen Wesens, für sich selbst allenthalten gegenwärtig sein, alles wissen usw. , welche der menschlichen Natur Eigenschaften nie werden“. (Konk. Formel, Kurze Darl., Art. VII, 7)
*15. Was sind die Eigenschaften der menschlichen Natur?
Die Eigentümlichkeiten oder „die Eigenschaften menschlicher Natur sind: ein leiblich Geschöpf oder Kreatur sein, Fleisch und Blut sein, endlich und umschrieben sein, leiden, sterben, auf- und niederfahren, von einem Ort zum andern sich bewegen, Hunger, Durst, Frost, Hitze leiden und dergleichen, welche der göttlichen Natur Eigenschaft nie werden. (Konkordienformel, Kurze Darl., VIII, 8.)
*16. Von welcher Art und Beschaffenheit ist nun die Mitteilung dieser Eigenschaften zu bestimmen?
Nicht als eine wesentliche oder natürliche, als welche nichts anders ist, als eine Vermischung der Eigenschaften, welche zu der Eutychianischen Ausgleichung der Naturen führt. (Konkordienformel, Kurze Darl., VIII, 18)
Konk. Formel, Kurze Darl., Art. VIII, 6:
Wir glauben,
lehren und bekennen, dass die göttliche und menschliche Natur nicht in ein
Wesen vermengt, keine in die andere verwandelt, sondern eine jede ihre
wesentlichen Eigenschaften behalte, welche der anderen Natur Eigenschaft nie
werden.
*17. Wie ist sie folglich beschaffen?
Die Mitteilung der Eigenschaften ist so zu bestimmen, wie sie in der Heiligen Schrift beschrieben wird: Nämlich als wahrhaftige oder wirkliche Mitteilung, die aus der persönlichen Vereinigung und Gemeinschaft der Naturen in Christus hervorgeht, wovon der Apostel Kol. 2,9 spricht: In Christus wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig. Das ist: in dem angenommenen Fleisch, gleich wie in seinem eigenen Tempel, wie es Athanasius erklärt.
*18. Nun möchte ich, dass du feste und unzweifelhafte Gründe der Mitteilung der Eigenschaften darlegst!
Dass diese Mitteilung nicht gleichsam nur eine Redeweise, sondern wahrhaftig und wesentlich zu verstehen ist, dies kann mit drei ganz festen Beweisen dargetan werden. Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 56.
*19. Wie lautet der erste?
„Zum ersten ist eine einhellige Regel der ganzen alten rechtgläubigen Kirche: Was die Heilige Schrift bezeugt, dass Christus in der Zeit empfangen habe, dass er dasselbe nicht nach der göttlichen Natur, nach welcher er alles von Ewigkeit her besitzt, sondern die Person Christi nach der angenommenen menschlichen Natur dasselbe in der Zeit empfangen habe.“ Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 57.
*20. Welches ist der zweite?
„Zum andern zeugt die Schrift klar, Joh. 5 u. 6, dass die Kraft, lebendig zu machen und das Gericht zu halten Christus gegeben sei, darum, dass er des Menschen Sohn ist, sofern er nämlich Fleisch und Blut hat.“ Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 58.
*21. Und der dritte?
„Zum dritten sagt die Schrift nicht allein insgemein von der Person des Menschen Sohns, sondern deutet auch ausdrücklich auf seine angenommene menschliche Natur, wenn sie sagt: ‚Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, reinigt uns von allen Sünden.‘“ [1. Joh. 1,7.] Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 59.
*22. Wie ist das zu verstehen?
„Nicht allein nach dem Verdienst des Blutes Christi, welches am Kreuz einmal verrichtet, sondern Johannes redet an demselben Ort davon, dass uns im Werk oder Handlung der Rechtfertigung nicht allein die göttliche Natur in Christus, sondern auch sein Blut, per modum efficaciae, das ist, wirklich, reinigt uns von allen Sünden. Also ist das Fleisch Christi eine lebendigmachende Speise.“ Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 59.
*23. Ist denn diese wirkliche Mitteilung der Eigenschaften nur einerlei Art?
Nein. Es werden in der Schrift drei unterschiedliche Arten der Mitteilung gegeben; von denen
die erste die ist, wenn das, „was gleich nur einer Natur Eigenschaft ist, nicht der Natur allein, als abgesondert, sondern der ganzen Person, welche zugleich Gott und Mensch ist, zugeschrieben wird“, wenn nun Gott oder Mensch genannt, dass nach dieser Natur etwas der ganzen Person zugeschrieben werde. Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. VIII, 36.
*24. Ich möchte gern die Beispiele dieser Art aus der Heiligen Schrift hören?
Röm. 1,3: ... der Sohn Gottes, geboren aus dem Samen Davids nach dem Fleisch.
Luk. 1,35: Das Heilige, dass von dir geboren wird, wir Gottes Sohn genannt werden.
Und hierher gehören auch diejenigen Zeugnisse der Heiligen Schrift, welche dartun, dass der Sohn Gottes, indem er die menschliche Natur an sich nahm, auch zugleich alle Eigenschaften derselben an sich genommen, und sich wirklich angeeignet habe. Und aus dieser Rücksicht wird in der Heiligen Schrift vom Sohn Gottes das ausgesagt, was der menschlichen Natur eigentümlich ist.
Apg. 20,28: Gott hat mit seinem eigenen Blut die Gemeinde erworben.
Gal. 2,20: Der Sohn Gottes hat sich selbst für mich gegeben.
Röm. 8,32: Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns alle dahin gegeben.
Gal. 4,4: Da aber die Zeit erfüllt ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, und unter das Gesetz getan.
1. Joh. 1,1: Das wir beschaut haben, und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens.
Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. VIII, 36-45:
Als
erstlich, weil in Christus zwei unterschiedliche Naturen an [in] ihrem
natürlichen Wesen und Eigenschaften unverwandelt und unvermischt sind und
bleiben, und aber [und demnach] der beiden Naturen nur eine einige Person ist,
so wird dasselbe, was gleich nur einer Natur Eigenschaft ist, nicht der Natur
allein, als abgesondert, sondern der ganzen Person, welche zugleich Gott und
Mensch ist (sie werde genannt Gott oder Mensch), zugeschrieben.
Aber in
hoc genere, das ist, in solcher Weise zu reden, folgt nicht, was der Person
zugeschrieben wird, dass dasselbe zugleich beider Naturen Eigenschaft sei,
sondern [es] wird unterschiedlich erklärt, nach welcher Natur ein jedes der
Person zugeschrieben wird. Also ist Gottes Sohn geboren aus dem Samen Davids nach
dem Fleisch, Röm. 1. Ebenso, Christus ist getötet nach dem Fleisch und hat
für uns gelitten im oder am Fleisch, l. Petr. 3 und 4.
Weil
aber unter den Worten (da gesagt wird, es werde der ganzen Person
zugeschrieben, was einer Natur eigen ist) die heimlichen und
öffentlichen Sakramentierer ihren schädlichen Irrtum verbergen, dass sie wohl
die ganze Person nennen, aber gleichwohl nur bloß die eine Natur darunter
verstehen und die andere Natur gänzlich ausschließen, als hätte die bloße
menschliche Natur für uns gelitten, wie denn D. Luther in seinem großen
Bekenntnis vom heiligen Abendmahl von des Zwingels alloeosis [Zwinglis
Bedeutungsverwechslung] geschrieben, wollen wir D. Luthers eigene Worte hie
setzen [hierhersetzen], damit die Kirche Gottes wider solchen Irrtum zum besten
verwahrt werden möge. Seine Worte lauten also:
"Das heißt Zwingel alloeosin, wenn etwas von der Gottheit
Christi gesagt wird, das doch der Menschheit zusteht, oder wiederum [oder
umgekehrt]. Als Luk. 24: ‘Musste nicht
Christus leiden und also zu seiner Herrlichkeit eingehen?’ Hie gaukelt er,
dass ‘Christus’ für .die menschliche Natur genommen werde. Hüte dich, hüte
dich, sage ich, vor der alloeosis. Sie ist des Teufels Larve; denn sie
richtet zuletzt einen solchen Christum zu, nach dem ich nicht gern wollte ein
Christ sein, nämlich, dass Christus hinfort nicht mehr sei noch tue mit seinem
Leiden und Leben denn ein anderer schlechter Heiliger. Denn wenn ich das
glaube, dass allein die menschliche Natur für mich gelitten hat, so ist mir der
Christus ein schlechter Heiland, so bedarf er wohl selbst eines Heilandes.
Summa, es ist unsäglich, was der Teufel mit der alloeosis sucht."
Und
bald hernach: "Ob die ist Wettermacherin, die Frau Vernunft, der alloeosis
Großmutter, sagen würde: Ja, die Gottheit kann nicht leiden noch sterben,
sollst du antworten: Das ist wahr; aber dennoch, weil Gottheit und Menschheit
in Christo eine Person ist, so gibt die Schrift um solcher persönlichen
Einigkeit willen auch der Gottheit alles, was der Menschheit widerfährt, und
wiederum. Und ist auch also in der Wahrheit; denn das musst du ja sagen, die
Person (zeiget Christum) leidet, stirbt; nun ist die Person wahrhaftiger Gott,
darum ist recht geredet: Gottes Sohn leidet. Denn obwohl das eine Stück (dass
ich so rede), als die Gottheit, nicht leidet, so leidet dennoch die Person,
welche Gott ist, am andern Stück, als an der Menschheit; denn in der Wahrheit
ist Gottes Sohn für uns gekreuzigt, das ist, die Person, die Gott ist; denn sie
ist, sie (sage ich), die Person, ist gekreuzigt nach der Menschheit."
Und
abermals bald hernach: "Wo die alloeosis soIl bestehen, wie sie
Zwingel führt, so wird Christus zwei Personen müssen sein, eine göttliche und
eine menschliche, weil er die Sprüche vom Leiden allein aus die menschliche
Natur zieht und allerdings von der Gottheit wendet. Denn wo die Werke geteilt
und gesondert werden, da muss auch die Person zertrennt werden, weil alle Werke
oder Leiden nicht den Naturen, sondern der Person zugeeignet werden. Denn die
Person ist’s, die alles tut und leidet, eines nach dieser Natur, das andere
nach jener Natur; wie das aIles die Gelehrten wohl wissen. Darum halten wir
unsern Herrn Christus für Gott und Mensch in einer Person, non confundendo
naturas nec dividendo personam, dass wir die die Naturen nicht mengen und
die Person auch nicht trennen."
Ebenso D. Luther "Von den Conciliis und Kirchen": "Wir
Christen müssen wissen, wo Gott nicht mit in der Wage ist und das Gewicht gibt,
so sinken wir mit unserer Schüssel zu Grunde. Das meine ich also: wo es nicht
sollte heißen: Gott ist für uns gestorben, sondern allein ein Mensch, so sind
wir verloren. Aber wenn Gottes Tod und Gott gestorben in der Waagschüssel
liegt, so sinkt er unter, und wir fahren empor als eine leichte, ledige [leere]
Schüssel; aber er kann auch wohl wieder emporfahren oder aus seiner Schüssel
springen. Er könnte aber nicht in der Schüssel sitzen, er müsste uns gleich ein
Mensch werden [wenn er nicht ein Mensch wie wir geworden wäre], dass es heißen
könnte: Gott gestorben, Gottes Marter, Gottes Blut, Gottes Tod. Denn Gott in
seiner Natur kann nicht sterben; aber nun Gott und Mensch vereinigt ist in einer
Person, so heißet’s recht Gottes Tod, wenn der Mensch stirbt, der mit Gott ein
Ding oder eine Person ist." Bis daher Lutherus.
Daraus offenbar, dass es unrecht geredet sei, wenn gesagt oder
geschrieben wird, dass hiervor gesetzte Reden: "Gott hat gelitten, Gott
ist gestorben", allein praedicatio verbalis, das ist, allein bloße
Worte [seien] und [es] nicht mit der Tat also sei. Denn unser einfältiger
christlicher Glaube weiset’s aus [zeigt’s an, beweist es], dass der Sohn
Gottes, so Mensch geworden, für uns gelitten, gestorben und mit seinem Blute
uns erlöst habe.
*25. Welches ist die andere Art der Mitteilung der Eigenschaften?
Die andere Art betrifft die Verrichtungen des Amtes Christi, wo „die Person nicht handelt oder wirkt in, mit, durch oder nach einer Natur allein, sondern in, nach, mit und durch beide Naturen, oder, wie das Konzil von Chalcedon redet: Eine Natur wirkt mit Gemeinschaft der andern, was einer jeden Eigenschaft ist.“ Konkordienformel, Ausf. Darl. VIII, 47
*26. Welche Stellen in der Heiligen Schrift gehören hierher?
Die, welche bezeugen, dass Christus sei unser Mittler, Erlöser, König, Hoherpriester, Haupt, Hirte usw., nicht nach einer Natur allein, es sei die göttliche oder die menschliche, sondern nach beiden Naturen. Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 47
*27. Beweis das aus der Schrift!
Die Schrift nennt Christus bald nach der göttlichen, bald nach der menschlichen Natur unsern Erlöser, damit sie zeige, dass Christus das Werk der Erlösung nach beiden Naturen zukomme, wie:
Jer. 23,6 und 33,16: Und dies wird sein Name sein, dass man ihn nennen wird: Herr (Jahwe), der unsere Gerechtigkeit ist.
1. Joh. 3,8: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.
1. Mose 3,15: Des Weibes Same soll dir den Kopf zertreten.
Luk. 9,56: Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er die Seelen verderbe, sondern dass er sie errette.
1. Tim. 2,5: Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gottes und den Menschen: nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat zur Erlösung für alle.
*28. Was ist nun die dritte Art der Mitteilung der Eigenschaften?
Die dritte Art hat zu tun mit denjenigen Aussprüchen der Schrift, welche gewaltig zeugen, „dass die menschliche Natur in Christus, darum weil sie mit der göttlichen Natur persönlich vereinigt ist, neben und über ihre natürliche, wesentliche und in ihr selbst bleibende menschliche Eigenschaften auch besondere, hohe, große, übernatürliche, unerforschliche, unaussprechliche und himmlische Vorzüge an göttlicher Majestät und Herrlichkeit, Kraft und Gewalt über alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser, sondern auch in der zukünftigen Welt empfangen habe.“ Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 51
*29. Bringe mir aus der Heiligen Schrift klare Beweise, mit welchen du dies bekräftigst!
Matth. 11,27: Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater.
Matth. 28,18: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Joh. 3,34: Denn Gott gibt den Geist (dem Sohne) nicht nach dem Maß.
Joh. 5,27: Der Vater hat dem Sohn die Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum, dass er des Menschen Sohn ist.
Eph. 1,20: Durch sie hat er ihn auch von den Toten auferweckt und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Herrschaft und was sonst genannt werden mag, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen.
Daniel
7,13.14: Ich sah in diesem Gesicht in
der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen
Sohn und gelangte zu dem, der uralt war und wurde vor ihn gebracht. Der gab ihm
Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so verschiedenen
Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich
hat kein Ende.
Konk. Formel, Ausf. Darl.,
Art. VIII, 61-65:
Indem
wir denn nichts Neues von uns selber erdenken [in dieser Sache erdenken wir
eben nichts Neues aus uns selbst], sondern nehmen an und erholen [wiederholen]
die Erklärungen, so die ist rechtgläubige Kirche aus gutem Grunde der Heiligen
Schrift hiervon gegeben hat, nämlich dass solche göttliche Kraft, Leben,
Gewalt, Majestät und Herrlichkeit der angenommenen menschlichen Natur in Christo gegeben sei, nicht also, wie der
Vater dem Sohn nach der göttlichen Natur sein Wesen und alle göttlichen
Eigenschaften von Ewigkeit mitgeteilt hat, daher er eines Wesens mit dem
Vater und Gott gleich ist; denn Christus ist allein nach der göttlichen Natur dem Vater gleich, aber nach der angenommenen menschlichen Natur ist er unter Gott;
daraus offenbar, dass wir keine confusionem. exaequationem. abolitionem,
das ist, keine Vermischung, Vergleichung oder Abtrennung der Naturen in
Christus machen; so ist auch die Kraft, lebendig zu machen, nicht also in dem
Fleisch Christi wie in seiner göttlichen Natur, nämlich als eine wesentliche
Eigenschaft.
Es
ist auch solche Kommunikation oder Mitteilung nicht geschehen durch eine
wesentliche oder natürliche Ausgießung der Eigenschaften der göttlichen Natur
in die menschliche, also dass Christus Menschheit solche für sich selbst und
von dem göttlichen Wesen abgesondert hätte, oder als hätte dadurch die
menschliche Natur in Christo ihre natürlichen, wesentlichen Eigenschaften gar
abgelegt und wäre nunmehr entweder in die Gottheit verwandelt oder derselben
mit solchen mitgeteilten Eigenschaften in und für sich selbst [*derselben]
gleich geworden, oder dass nunmehr beider Naturen einerlei oder ja gleiche
natürliche wesentliche Eigenschaften und Wirkungen sein sollten. Denn solche
und dergleichen irrige Lehren sind in den alten bewährten conciliis aus
Grund der Schrift billig verworfen und verdammt. Nullo enim modo vel
facienda vel admittenda est aut conversio aut confusio aut exaequatio sive
naturarum in Christo sive essentialium proprietatum. Das ist: Denn auf
keinerlei Weise soll gehalten oder zugelassen werden Verkehrung, Vermischung
oder Vergleichung der Naturen in Christo oder derselben wesentlichen
Eigenschaften.
Wie
wir denn auch die Worte realis communicatio oder realiter kommuniziert,
das ist, die Mitteilung oder Gemeinschaft, so mit der Tat und Wahrheit
geschieht, niemals von einer physica communicatione vel essentiali
transfusione, (das ist, von einer wesentlichen, natürlichen Gemeinschaft
oder Ausgießung, dadurch die Naturen in ihrem Wesen und derselben wesentlichen
Eigenschaften vermengt [werden]) verstanden [haben], wie etliche solche Worte
und Reden arglistig und boshaftig, die reine Lehre damit verdächtig zu machen,
wider ihr eigen Gewissen verkehrt haben; sondern [obige Worte] allein der verbali
communicationi, das ist, dieser Lehre entgegengesetzt haben, da solche
Leute vorgegeben, dass es nur eine phrasis und modus loquendi,
das ist, mehr nicht denn bloße Worte, Titel und Name sei, daraus sie auch so
hart gedrungen, dass sie von keiner andern Gemeinschaft [haben] wissen wollen.
Derwegen zu wahrhaftiger Erklärung der Majestät Christi wir solche Worte (de
reali communicatione) gebraucht und damit anzeigen wollen, dass solche
Gemeinschaft mit der Tat und Wahrheit, doch ohne alle Vermischung der Naturen
und ihrer wesentlichen Eigenschaften, geschehen sei.
So halten und lehren wir nun mit der alten,
rechtgläubigen Kirche, wie dieselbe diese Lehre aus der Schrift erklärt hat,
dass die menschliche Natur in Christo solche Majestät empfangen habe nach Art
der persönlichen Vereinigung; nämlich, weil die ganze Fülle der Gottheit in
Christo wohnt, nicht wie in andern heiligen Menschen oder Engeln, sondern leibhaftig, als in ihrem eigenen Leibe, dass sie mit aller ihrer Majestät, Kraft,
Herrlichkeit und Wirkung in der angenommenen menschlichen Natur freiwillig
(wann und wie er will) leuchtet, in
[und in], mit und durch dieselbe seine göttliche Kraft, Herrlichkeit und Wirkung
beweist, erzeigt und verrichtet, wie die Seele im Leibe und das Feuer in einem
glühenden Eisen tut (denn durch solche Gleichnisse, wie4 droben auch vermeldet,
hat die ganze alte Kirche diese Lehre erklärt); solches ist zur Zeit der
Erniedrigung verborgen und zurückgehalten worden, aber jetzund nach abgelegter
knechtischer Gestalt geschieht solches völlig, gewaltig und öffentlich vor
allen Heiligen im Himmel und Erden, und werden auch wir in jenem Leben solche
seine Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht schauen, Joh. 17.
*30. Wie ist nun diese Mitteilung beschaffen?
Sie ist wahrhaftig und wirklich; und durch sie hat die menschliche Natur göttliche Majestät empfangen, aus Grund der persönlichen Vereinigung. Denn da in Christus die ganze Fülle der Gottheit wohnt, nicht wie in den heiligen Menschen und Engeln, sondern leibhaftig, wie in ihrem eigenen Leibe: So ist diese menschliche Natur mit aller göttlichen Majestät, Kraft und Herrlichkeit wahrhaftig und wesentlich versehen: Und das Wort oder der Sohn Gottes übt, wirkt und vollbringt in ihr, mit ihr und durch sie seine göttliche Kraft, Majestät und Wirksamkeit. Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 64
*31. Bezeichnet denn nicht die Heilige Schrift im Besondern einige göttliche Eigenschaften, welche in und durch die angenommene Menschheit ganz vorzüglich hindurch leuchten?
Ja, denn obgleich die ganze Fülle der Gottheit in der angenommenen menschlichen Natur wohnt, als im eigenen Tempel, Kol. 2,9, so bezeichnet dennoch die Heilige Schrift einige göttliche Eigenschaften, welche durch die menschliche Natur ganz vorzüglich ihre Wirkungen offenbaren. Als welche sind:
I. Allmacht: Matth. 28,18: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Hebr. 2,8: Alles ist unter seine Füße unterworfen: Wenn er ihm alles unter die Füße getan hat, so hat er nichts ausgenommen, was ihm nicht untertan wäre.
II. Allwissenheit: Kol. 2,3: In welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Joh. 2,25: Und er bedurfte nicht, dass jemand ihm Zeugnis gäbe von einem Menschen; denn er wusste wohl, was im Menschen war.
III. Die Gewalt, lebendig zu machen: Joh. 6,51: Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, das ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.
1. Kor. 15,45: Der erste Mensch, Adam, ward zu einer lebendigen Seele und der letzte Adam zum Geist, der da lebendig macht.
IV. Die Gewalt, Sünden zu vergeben und Gericht zu halten: Matth. 9,6; Mark. 2,10; Luk. 5,24: Auf dass ihr aber wisset, dass des Menschen Sohn Macht habe, auf Erden die Sünden zu vergeben, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim.
Joh. 5,27: Der Vater hat dem Sohn Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum, dass er des Menschen Sohn ist.
V. Die göttliche Verehrung: Phil. 2,9 und 10: Darum hat ihn auch Gott erhöht und ihm den Namen gegeben, der über allen Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters.
Hebr. 1,6: Es beten ihn an alle Engel Gottes.
VI. Allgegenwart: Matth. 18,20: Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
Matth. 28,20: Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.
Eph. 1,22: ... und hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllt. (V. 23)
Eph. 4,10: Der hinuntergefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahrene ist über alle Himmel, auf dass er alles erfülle.
Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. VIII,67-74:
Deswegen verstehen wir solche Zeugnisse der Schrift, so von der Majestät
reden, die welcher die menschliche Natur in Christus erhöht ist, nicht also, dass solche göttliche Majestät, welche der
göttlichen Natur des Sohnes Gottes eigen ist, in der Person des Menschensohnes
schlecht nur allein nach seiner göttlichen Natur zugeschrieben soll werden,
oder dass dieselbe Majestät in der menschlichen Natur Christi allein dergestalt
sein sollte, dass seine menschliche Natur von derselben allein den bloßen Titel
und Namen, per phrasin et modum loquendi, das ist, allein mit Worten,
aber mit der Tat und Wahrheit ganz und gar keine Gemeinschaft mit ihr haben
sollte. Denn aus solche Weise (weil Gott ein geistlich, unzertrennt Wesen und
demnach allenthalben und in allen Kreaturen ist, und in welchen er ist,
sonderlich aber in den Gläubigen und Heiligen [in denen er] wohnt, daselbst
solche seine Majestät mit und bei sich hat) auch mit Wahrheit gesagt werden
möchte, daß in allen Kreaturen, in welchen Gott ist, sonderlich aber in den Gläubigen
und Heiligen, in welchen Gott wohnt, alle Fülle der Gottheit leibhaftig wohne,
alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen [seien], alle Gewalt im
Himmel und auf Erden gegeben werde, weil ihnen der Heilige Geist, der alle
Gewalt hat, gegeben wird; dergestalt denn zwischen Christus nach seiner
menschlichen Natur und den andern heiligen Menschen kein Unterschied gemacht
würde, und also Christus seiner Majestät, so er vor allen Kreaturen als ein
Mensch oder nach seiner menschlichen Natur empfangen hat, beraubt würde. Denn
sonst keine Kreatur, weder Mensch noch Engel, sagen kann oder soll: "Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden"; so doch Gott mit aller
Fülle seiner Gottheit, die er allenthalben bei sich hat, in den Heiligen ist,
aber nicht leibhaftig in ihnen wohnt
oder persönlich mit ihnen vereinigt
ist wie in Christus. Denn aus solcher persönlichen Vereinigung kommt’s, dass Christus auch nach seiner menschlichen Natur spricht
Matth. 28: "Mir ist gegeben alle
Gewalt im Himmel und auf Erden." Item Joh. 13: "Da Christus wusste,
dass ihm der Vater alles in seine Hand gegeben hatte." Ebenso Kol. 2:
"In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig." Ebenso:
"Mit Preis und Ehren hast du ihn gekrönt und hast ihn gesetzt über die Werke
deiner Hände; alles hast du untertan zu seinen Füßen. In dem, dass er ihm alles
hat untertan, hat er nichts gelassen, das ihm nicht untertan sei", Hebr.
2, "ausgenommen, der ihm alles untertan hat", 1 Kor. 15.
Wir
glauben, lehren und bekennen aber keineswegs eine solche Ausgießung der
Majestät Gottes und aller derselben Eigenschaften in die menschliche Natur
Christi, dadurch die göttliche Natur geschwächt [entkräftet werde] oder etwas
von dem ihren einem andern übergebe, das sie nicht für sich selbst behielte,
oder dass die menschliche Natur in ihrer Substanz und Wesen gleiche Majestät
empfangen haben sollte, von der Natur und Wesen des Sohnes Gottes abgesondert
oder unterschieden, als wenn aus einem Gefäß in das andere Wasser, Wein oder Öl
gegossen würde. Denn die menschliche Natur wie auch keine andere Kreatur weder
im Himmel noch auf Erden [denn die menschliche Natur ebenso wenig wie eine
andere Kreatur] solchergestalt der Allmächtigkeit Gottes fähig ist, dass sie
für sich selbst ein allmächtig Wesen würde oder allmächtige Eigenschaften an
und für sich selbst hätte, dadurch die menschliche Natur in Christus geleugnet
und in die Gottheit ganz und gar verwandelt würde, welches unserm christlichen
Glauben, auch aller Propheten und Apostel Lehre zuwider ist.
Sondern wir glauben, lehren und bekennen,
dass Gott der Vater seinen Geist Christo, seinem geliebten Sohn, nach der
angenommenen Menschheit, also gegeben (darum er denn auch Messias, das ist, der Gesalbte,
genannt wird, dass er nicht mit dem Maß
wie die andern Heiligen desselben Gaben empfangen habe. Denn aus Christus dem
Herrn nach seiner angenommenen menschlichen Natur (weil er nach der Gottheit
mit dem Heiligen Geist eines Wesens ist): "ruhet der Geist der
Weisheit und des Verstandes, des Rats, der Stärke und der Erkenntnis",
Jes. 11 und 61, nicht also, dass er daher, als ein Mensch, nur etliche Dinge
wusste und vermöchte, wie andere Heilige durch Gottes Geist, welcher allein
erschaffene Gaben in ihnen wirkt, wissen und vermögen; sondern, weil Christus
nach der Gottheit die andere [die zweite] Person in der heiligen Dreifaltigkeit
ist und von ihm wie auch vom Vater der Heilige Geist ausgeht und also sein und
des Vaters eigener Geist ist und
bleibt in alle Ewigkeit, von dem Sohne Gottes nicht abgesondert, so ist
Christus nach dem Fleisch, so mit dem Sohne Gottes persönlich vereinigt ist,
die ganze Fülle des Geistes (wie die patres sagen) durch solche
persönliche Vereinigung mitgeteilt, welche sich freiwillig mit aller Kraft
darin, damit und dadurch beweist und erzeigt, dass er nicht nur etliches wisse
und etliches nicht wisse, etliches vermöge und etliches nicht vermöge, sondern
er weiß und vermag alles, auf welchen der Vater ohne Maß den Geist der Weisheit und Kraft ausgegossen, dass er als
Mensch durch solche persönliche Vereinigung alle
Erkenntnis, alle Gewalt mit der Tat
und Wahrheit empfangen hat. Und also sind alle
Schätze der Weisheit in ihm verborgen, also ist ihm alle Gewalt gegeben, und er
ist gesetzt zur Rechten der Majestät und Kraft Gottes.
*32. Hat denn Christus nach seiner menschlichen Natur diese mitgeteilte göttliche Majestät immer ausgeübt und gebraucht?
Obgleich Christus die mitgeteilte göttliche Majestät, nach der angenommenen menschlichen Natur, gleich in seiner Empfängnis und im Mutterleibe gehabt, dieselbe auch nicht verloren oder abgelegt hat, so hat er sich doch, wie der Apostel Phil. 2,7 zeugt, derselben entäußert und sie, wie Dr. Luther lehrt, im Stande seiner Erniedrigung heimlich gehalten und nicht allezeit, sondern wenn er gewollt, angewandt. Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 26
*33. Befindet sich denn Christus noch jetzt in diesem Zustand der Entäußerung?
Nein. Denn nachdem er nicht schlicht, wie ein anderer heiliger, gen Himmel, sondern, wie der Apostel zeugt, über alle Himmel gefahren ist, dass er alles erfülle, Eph. 4,10, so regiert er schon deshalb, nicht allein als Gott, sondern auch als Mensch allenthalben gegenwärtig, von einem Meer zum andern und bis an der Welt Ende, wie einst die Propheten von ihm geweissagt haben und die Apostel bezeugen, dass Christus allenthalben mit ihnen gewirkt habe. Mark. 16,19.20. Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 27
*34. Dieser Behauptung scheint entgegen zu stehen, dass Christus gen Himmel gefahren ist und sitzt zur Rechten Gottes des Vaters?
Durchaus nicht. Denn Christus ist gen Himmel gefahren, dass er sitze zur Rechten des Vaters und immerdar regiere und herrsche über alle Kreaturen (wie Dr. Luther spricht) nach Art und Weise der Rechten Gottes, welche nicht ein bestimmter und eingeschlossener Ort im Himmel ist, sondern die allmächtige Kraft Gottes selbst, welche Himmel und Erde erfüllt, in welche Christus, nach seiner Menschheit, in der Tat und Wahrheit eingesetzt worden ist. Augsb. Bekenntnis, III; Konkordienformel, Ausf. Darl., VIII, 28
35. Was ist ferner in Christus zu betrachten?
Nachdem wir bisher die Person Christi betrachtet haben, müssen wir nun auch einen Blick auf sein Amt richten. Und dieses ist ein zweifaches, das königliche nämlich und das hohepriesterliche.
+36. Was ist das hohepriesterliche Amt Christi?
Es ist das Amt, nach welchem er sich Gott dem Vater für die Sünden der ganzen Welt, und zwar nicht bloß für die Erbschuld, sondern auch für alle Tatsünden der Menschen, als ein Opfer dargebracht und uns aus jeglicher Gefangenschaft der Sünde, des Todes und des Teufels zur Freiheit seiner Kindschaft angenommen hat.
Hebr. 9,12: Er ist auch nicht mit der Böcke oder Kälber Blut, sondern durch sein eigen Blut ein für allemal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.
Augsb. Bekenntnis, III,3:
… dass er ein Opfer wäre, nicht allein für die Erbsünde, sondern auch für alle andere Sünde und Gottes Zorn versöhnt.
Gr. Kat. Art. II, 27.31:
Wenn man nun fragt: "Was glaubst du im
zweiten Artikel von Jesus Christus?", so antworte aufs kürzeste: "Ich
glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gottessohn, mein Herr geworden
ist." Was ist nun das: "Ein Herr werden?" Das ist's, dass
er mich erlöst hat von der Sünde, vom Teufel, vom Tod und allem Unglück. Denn
vorher habe ich keinen Herrn noch König gehabt, sondern bin unter des Teufels
Gewalt gefangen, zum Tode verdammt, in der Sünde und Blindheit verstrickt
gewesen.
Das sei nun
die Zusammenfassung dieses Artikels: Das Wörtlein "Herr" heiße
ganz einfach so viel wie "ein Erlöser".
Das heißt einen, der uns vom Teufel zu Gott, vom Tod zum Leben, von der Sünde
zur Gerechtigkeit gebracht hat und dabei erhält.
+37. Was ist Christi königliches Amt?
Es ist das Amt, nach welchem Christus gen Himmel gefahren und das Regiment angenommen hat, sitzend zur Rechten des Vaters, dass ihm der Teufel und alle Gewalt muss untertan sein und zu Füßen liegen, so lange, bis er uns endlich am Jüngsten Tag gar scheide und sondere von der bösen Welt, Teufel, Tod, Sünde und mit ewigem Ruhm und Ehre uns kröne, wie Luther spricht im großen Katechismus. (Großer Katechismus, II, 31)
Ps. 110,2: Der Herr wird das Zepter deiner Macht ausstrecken aus Zion. Herrsche mitten unter deinen Feinden.
38. Wie ist das Reich Christi beschaffen?
Es ist geistlich und ewig.
Joh. 18,36: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.
Luk. 1,33: Er wird über das Haus Jakob regieren und seines Reiches wird kein Ende sein.
39. Welche Wohltaten ergießen sich aus beiden Ämtern Christi auf uns?
1. Der Glaube; 2. die Vergebung der Sünden; 3. die Rechtfertigung; 4. die Versöhnung mit Gott dem Vater; 5. Die ewige Errettung und Verherrlichung.
1. Was heißt „schaffen“?
Schaffen heißt entweder ganz und gar aus Nichts etwas machen oder aus einer rohen und ungeordneten Masse etwas hervorbringen. Wegen Ähnlichkeit des Begriffs aber wird es jedoch von dem Apostel auch für die geistliche Wiedergeburt und Heiligung verwendet, Eph. 2,10: Wir sind in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken. (Melanchthon und Hunnius)
2. Was ist die Schöpfung?
Die Schöpfung ist das äußerliche Handlung der ganzen Dreieinigkeit, in welcher Gott alle geschaffenen Dinge, sichtbare und unsichtbare, in dem Zeitraum von sechs Tagen, nach seinem völlig freuen und guten Willen aus Nichts gemacht hat.
+3. Womit beweist du, dass die Schöpfung das Werk der ganzen Dreieinigkeit ist?
Aus der Heiligen Schrift: 1. Mose 1,1: Am Anfang schuf Gott (Elohim) Himmel und Erde... Und Gott sprach und es ward Licht. Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Denn durch das Wort „er sagte“ darf nicht das äußere Wort, als Ausdruck des inneren Gedankens, oder das verwindende Wort, sondern es muss darunter verstanden werden das wesentliche Wort Gottes, das ist, der Sohn Gottes, wie Johannes im Evangelium bezeugt.
Joh. 1,1-3: Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
Hierher gehört auch Ps. 33,6: Der Himmel ist durch das Wort Gottes gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes.
Endlich muss man die Regel Augustins in Bekanntschaft halten: „Die äußerlichen Werke der Gottheit sind unteilbar.“
*4. Warum wird dann in dem apostolischen Glaubensbekenntnis das Werk der Schöpfung allein dem Vater zugeschrieben?
Weil in dem Werk der Schöpfung sich vorzüglich Gott, der Vater, offenbart hat als Vater, Schöpfer und Erhalter aller geschaffenen Dinge.
*5. Aus welcher Materie hat Gott die Welt geschaffen?
Gott schuf zuerst, weil keine Materie vorher da war, eine rohe und ungeordnete Masse, aus welcher er nachher Himmel und Erde und die übrigen Geschöpfe der Reihe nach hervorbrachte und bildete.
Ps. 148,5: Die sollen loben den Namen des Herrn; denn er gebietet, so wird’s geschaffen.
Hebr. 11,3: Durch den Glauben merken wir, dass die Welt durch Gottes Wort fertig ist, dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.
+6. Welches sind vorzüglich die Ursachen, warum Gott dies alles geschaffen hat?
Die antreibende Ursache war die unendliche Güte Gottes, der, weil er in sich das höchste Gut ist, so auch einen Teil dieser seiner Güte uns ganz freiwillig mitteilen wollte.
Joh. 1,3: Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
Hebr. 1,2: Er hat am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben über alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat.
Die Endursache ist, dass er von den Geschöpfen wiederum erkannt und verherrlicht würde.
Ps. 19,1.2: Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.
1. Kor. 3,22: Es sei die Welt, es sei das Leben oder der Tod, es sei das Gegenwärtige oder Zukünftige: Alles ist euer.
*7. Welches war die Reihenfolge der Schöpfung?
Obwohl Gott in seiner unendlichen Allmacht auch in einem einzigen Augenblick hätte alles, was im Himmel und auf Erden ist, schaffen und vollenden können, so wollte er doch lieber nach einer Ordnung vorschreiten und in sechs Tagen die Welt gründen und bereiten. Die einzelnen Tageswerke hat Georg Fabricius schön in diesen Versen zusammengefasst:
Am ersten Tag zeuget das Licht;/ es gründet der andere den Himmel.
Nach dem stehet die Erde;/ am vierten zwei Lichter erglänzen.
Am fünften erfüllt er die verödete Erde mit verschiedenen
Tieren;/ gleich dem göttlichen Bilde wird
Adam am sechsten gebildet.
[7.a Hat Gott durch Entwicklung (Evolution) geschaffen?
Nein; Schöpfung und Evolution oder Entwicklungstheorie
schließen sich vielmehr aus. Denn die Heilige Schrift bezeugt:
1. Gott hat alles durch sein allmächtiges Wort
erschaffen, und zwar ein jegliches nach seiner Art; die Arten sind nicht aus
einander entstanden durch Zufall, Veränderung und Auslese (Selektion), wie es
auch vor dem Sündenfall ja keinen Tod oder Zerstörung gab. (Weg der
Schöpfung) Das schließt auch eine
sogenannte theistische Evolution aus.
1. Mose 1,11.12: Und Gott sprach: Es lasse
die Erde aufgehen Gras und Kraut, die Samen bringen, und fruchtbare Bäume, da
ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei
sich selbst auf Erden. Und es geschah also. Und die Erde ließ aufgehen Gras und
Kraut, die Samen brachten, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da
Frucht trugen und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher
nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
2. Gott hat alles innerhalb von sechs Tagen (wie unsere
Tage sind) geschaffen und die Pflanzen und Lebewesen sind nicht durch zufällige
Entwicklungen in Jahrmillionen entstanden. (Dauer der Schöpfung)
1. Mose 1,5: Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.
1. Mose 2,2: Und so vollendete Gott am siebten Tage seine Werke, die er machte, und
ruhte am siebten Tage von allen seinen Werken, die er machte.
2. Mose 20,9-11: Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine
Dinge beschicken; aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines
Gottes. Da sollst du kein Werk tun, noch
dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein
Fremdling, der in deinen Toren ist. Denn
in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was drinnen ist, und ruhte am
siebenten Tage. Darum segnete der HERR
den Sabbattag und heiligte ihn.
3. Gott hat dabei zuerst die Wasser- und die Lufttiere erschaffen,
danach die Landtiere, alle jeweils nach ihrer Art, und als Krone der Schöpfung
den Menschen. (Reihenfolge der Schöpfung)
1. Mose 1,20-27: Und Gott sprach: Es bringe hervor das Wasser sich regende, lebendige
Tiere und Vögel, die auf Erden unter der Feste des Himmels fliegen. Und Gott
schuf große Wale und allerlei Tier, das da lebt und webt und vom Wasser erregt ward, ein jegliches
nach seiner Art; und allerlei
gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach:
Seid fruchtbar und mehret euch und
erfüllet das Wasser im Meer; und das Gevögel mehre sich auf Erden. Da
ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag. Und Gott sprach: Die Erde bringe
hervor lebendige Tiere, ein jegliches
nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tier auf Erden, ein jegliches
nach seiner Art. Und es geschah also.
Und Gott machte die Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und allerlei Gewürm
auf Erden nach seiner Art. Und Gott sah,
dass es gut war. Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich
sei, die da herrschen über die Fische im
Meer und über die Vögel unter dem Himmel
und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kreucht. Und Gott schuf den
Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und eine Frau.
4. Der gesamte Kosmos, also die gesamte Schöpfung, ist ein
hochkompliziertes Gebilde, in dem alle Teile aufeinander abgestimmt sind und
genauestens zusammen passen, was deutlich macht, dass allem ein genaues
Programm oder Plan zugrunde liegen muss, was eindeutig auf den allwissenden und
allmächtigen Schöpfer verweist. Gott, der Schöpfer, konnte beim Abschluss der
Schöpfung urteilen: „Siehe, es war sehr gut.“ (1. Mose 1,31) Krankheit, Leid,
Tod gehören nicht automatisch zum Kosmos dazu, sondern sind vielmehr eine Folge
des Sündenfalls. (Qualität der Schöpfung)
Röm. 1,19.20: Denn dass man weiß, dass Gott sei, ist ihnen offenbar; denn Gott hat
es ihnen offenbart damit, dass Gottes
unsichtbares Wesen, das ist, seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man des wahrnimmt
an den Werken, nämlich an der Schöpfung
der Welt, also dass sie keine Entschuldigung haben.
Röm. 6,23: Der Tod ist der Sünde Sold; Gottes Gabe aber das ewige Leben in
Christus Jesus, unserem Herrn.
5.
Die Evolutionstheorie stellt einen direkten Angriff auf den biblischen Glauben
und die biblische Lehre dar, denn die Bibel geht, etwa auch in der Lehre von
der Rechtfertigung (Röm. 5), von der geschichtlichen Tatsache von Adam und Eva
als den ersten Menschen aus. Sie leugnet letztlich den Sündenfall und damit die
Verantwortlichkeit des Menschen für die Sünde und ist der Versuch, die allen
Menschen innewohnende natürliche Gotteserkenntnis zu zerstören. Biblische Lehre
und Evolutionstheorie sind daher unvereinbar.
Röm. 1,22: Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden.
Ps. 19,2-4: Ein Tag sagt’s dem andern, und eine Nacht
tut’s kund der andern. Es ist keine Sprache noch Rede, da man nicht ihre Stimme
höre. Ihre Schnur gehet aus in alle Lande und ihre Rede an der Welt Ende;
er hat der Sonne eine Hütte in denselben
gemacht.]
+1. Sind denn Engel von Gott geschaffen?
Selbstverständlich.
Ps. 104,4: Der du machst deine Engel zu Winden und deine Diener zu Feuerflammen.
Kol. 1,16: Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Reiche oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.
Aber an welchem Tag nun genau Gott sie geschaffen hat, das wird in der Heiligen Schrift nicht ausdrücklich erwähnt: Doch ist die Unwissenheit in diesem Stück mit keinem Schaden für uns verbunden. (Hunnius)
2. Was sind die Engel?
Die Engel sind geistige Wesen, geschaffen von Gott nach seinem Bild, nämlich mit höchster Vollkommenheit, Weisheit, Gerechtigkeit und Heiligkeit, damit sie Gott dienen, die Auserwählten bewahren und endlich die ewige Seligkeit genießen. Hunnius.
*3. Aus welchem Stoff sind die Engel bereitet?
Gewiss nicht aus dem Wesen Gottes, sonst wären sie nämlich Götter; ebenso wenig aus jener rohen und ungeordneten Masse, sonst wären sie körperliche Wesen; sondern sie sind aus Nichts hervorgebracht, durch die Kraft des allmächtigen Gottes. Ders.
+4. Mit was für Beschaffenheit sind sie bereitet?
Sie sind mit Freiheit ihres Willens geschaffen, ganz gut. Doch so, dass sie diese Freiheit ihres Willens missbrauchen und sich zum Bösen wenden konnten. Ders.
5. Wie viele Gattungen von Engeln gibt es?
Zwei: gute und böse. Gute Engel werden jetzt diejenigen genannt, welche die gute Beschaffenheit, mit der sie am Anfang geschaffen wurden, nicht nur behalten haben, sondern auch im Guten schon so befestigt , dass sie in Ewigkeit nicht mehr fallen. Ders.
+6. Welcherart und wie groß ist die Vollkommenheit der guten Engel?
Groß zwar, doch steht sie der Vollkommenheit Gottes in vielen Stücken nach. Denn obwohl ihre Heiligkeit in ihrer Art vollendet ist, so ist sie doch nicht von einer solchen Art, dass sie diese jemandem mitteilen könnten. Darum konnten sie auch das Werk der Erlösung nicht vollbringen.
Ebenso ist auch ihre Weisheit unaussprechlich, aber doch von einer solchen Art, dass sie durch die Erkenntnis und Offenbarung der Geheimnisse des Evangeliums, welche, ehe sie aus dem ewigen Rat Gottes offenbart wurden, selbst den Engeln unbekannt waren, erhöht und vollendet werden kann. So ist auch ihre Macht zwar groß, doch also beschränkt, dass sie der Macht Gottes in allen Stücken nachsteht ihnen auch nicht aus natürlicher Eigenschaft zukommt. Ders.
*7. Gibt es gewisse Ordnungen der Engel?
Dass es gewisse Ordnungen der Engel gibt, erhellt daraus, dass die Heilige Schrift den Michael den Erzengel und einen von den ersten Fürsten nennt, Daniel 10,13. Und einige nennt sie Thronen, andere Fürstentümer, andere Herrschaften, andere Obrigkeiten, Kol. 1,16. Ob es übrigens neun Ordnungen der Engel gibt, wie die Scholastiker dichten, und wie jene Ordnungen unterschieden sind, darüber lasst sich nichts Gewisses festsetzen, weil die Heilige Schrift hierüber ein tiefes Schweigen beobachtet.
8. Was ist das Geschäft der guten Engel?
I. Dass sie ohne Unterlass Gott preisen:
Jes. 6,3: Seraphim standen und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!
II. Dass sie seine Befehle vollbringen und den Menschen Gottes Willen verkünden. Dies ist offenbar aus der Geschichte der Magd Hagar, Abrahams, Jakobs, der Empfängnis und der Geburt sowohl Johannes des Täufers als auch Christi des Erlösers selbst.
III. Dass sie über das Heil der Frommen wachen.
Hebr. 1,14: Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen?
Ps. 91,11: Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.
IV. Dass sie nach dem Tod die Seelen der Frommen in Abrahams Schoß oder das ewige Leben tragen.
Luk. 16,22: Es begab sich aber, dass der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß.
V. Endlich, dass sie am Jüngsten Tag Christus, dem Richter aller, zur Seite stehen und die Gottlosen sondern von den Gerechten und sie in den Feuerofen werfen.
Matth. 13,40-42: Gleichwie man
nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennet, so wird’s auch am Ende dieser Welt gehen. Des Menschen
Sohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die da
Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen;
da wird sein Heulen und Zähneklappen.
Matth. 13,49.50: Also wird es auch am Ende der Welt
gehen. Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden und
werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein.
Matth 25,31: Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in
seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf
dem Stuhl seiner Herrlichkeit.
1. Thess. 4,16: Denn er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel.
Matth. 24,31: Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andern.
+9. Ist es erlaubt, die Engel anzurufen oder anzubeten?
Nein, denn sie selbst verbitten sich ernstlich, dass ihnen solche Verehrung erwiesen werde.
Offenb.
19,10: Und er fiel vor ihn zu Füßen, ihn anzubeten. Und er sprach zu mir:
Siehe zu, tu es nicht; ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder und derer die
das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an!
Offenb. 22,9: Und er (der Engel) spricht
zu mir: Siehe zu, tue es nicht; denn ich bin dein Mitknecht; bete Gott an.
+10. Du hast aber gesagt, dass es böse Engel gebe; nun möchte ich wissen, was die bösen Engel sind?
Die bösen Engel oder die Teufel sind Geister, von Gott in eben derselben Vollkommenheit, Gerechtigkeit und Heiligkeit wie die andern geschaffen; aber sie haben sich von ihrem Werkmeister freiwillig abgewendet und sind seine Feinde geworden, weshalb sie denn in ewige Verdammnis geworfen und eingeschlossen sind. Ders.
+11. Womit beweist du das?
Aus der Heiligen Schrift. Denn so sagt Christus selbst Joh. 8,44: Der Teufel hat nicht bestanden in der Wahrheit. Und 2. Petr. 2,4 heißt es: Denn Gott selbst hat die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie in finstere Höhlen hinabgestoßen und übergeben, dass sie zum Gericht behalten werden.
Judas schreibt in seinem Brief V. 6: Auch die Engel, die ihren himmlischen Stand nicht bewahrten, sondern ihre Behausung verließen, hat er behalten zum Gericht des großen Tages mit ewigen Banden in der Finsternis.
*12. Was ist die Ursache, dass die Teufel sündigten?
Die Teufel sündigen nicht aus einer eingepflanzten oder anerschaffenen Schlechtigkeit, auch sind sie nicht aus einer Bestimmung des Schicksals oder aus einem Beschluss Gottes dazu angetrieben, sondern, Joh. 8,44: Wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem Eigenen.
*13. Aber woraus ist denn die Sünde der Teufel entsprungen?
Sie ist aus dem Missbrauch jenes freien Willens, mit dem er geschaffen war, entsprungen. Dieser freie Wille nämlich wurde vom Gegenstand abgewendet, als er, durch die Betrachtung und zu große Bewunderung seiner engelischen Würdigkeit und Vorzüglichkeit betrogen, es für unwürdig achtete, eines andern Herrschaft zu gehorchen. Ders.
*14. So hat sich denn auch der Teufel eine Schuld der Sünde zugezogen?
Ja, denn indem er in dieser seiner Selbstbewunderung dem Schöpfer den schuldigen Gehorsam zu leisten verweigerte, riss er sich selbst und sehr viele andere, die zur Teilnahme an der Sünde verführt waren, von Gott, dem Werkmeister, los. Also war Stolz die Sünde des Teufels; dies nämlich geht besonders daraus hervor, dass er nach seiner alten Geschicklichkeit den ersten Menschen dieselbe Sünde, nämlich das Verlangen, die Gottheit zu erreichen, einflößte.
1. Mose
3,4.5: Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet keineswegs des Todes
sterben; sondern Gott weiß, dass, an welchem Tage ihr davon esset, so werden
eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse
ist.
Luthers Erklärung zu 1. Mose 1.
15. Welches sind die Bestrebungen und Werke der bösen Engel?
Die Bestrebungen und Werke der bösen Engel sind in allem entgegengesetzt den Bestrebungen und Werken der guten Engel.
Denn 1. loben sie Gott nicht, sondern lästern ihn.
2. Sie verkehren die Befehle und den Willen Gottes oder hindern wenigstens, dass sie von den Menschen geschehen.
3. Sie bemühen sich, den Lauf des Evangeliums aufzuhalten.
4. Sie stellen den Frommen nach.
5. Sie freuen sich über die Schandtaten und ewige Verdammnis der Gottlosen. Hunnius.
*16. Was und wieviel wissen denn die Teufel?
Die Kenntnis zukünftiger Dinge, welche Gott allein eigen ist, kommt den Teufeln nicht zu, außer was ihnen etwa aus göttlicher Offenbarung bekannt ist oder was sie auf irgendeine berechnende Weise erschließen.
Dann durchschauen sie auch nicht die Gedanken der Menschen von vornherein. Denn auch dieses hat sich Gott allein vorbehalten. Auch kennen sie diejenigen Gedanken nicht, welche vom Heiligen Geist in den Frommen erregt werden.
*17. Was haben die Teufel für Gewalt?
Eine zwar große, doch durch die Herrschaft Gottes so beschränkte, dass sie, ohne seine Erlaubnis, auch nicht einmal in die Schweine fahren können, Matth. 8,31. Auch vermögen sie nicht, ein Ungeziefer zu schaffen, 2. Mose 8,18.
Matth.
8,31: Da baten ihn die Teufel und sprachen: Willst du uns austreiben, so
erlaube uns, in die Herde Säue zu fahren.
2. Mose 8,18: Die Zauberer taten auch also mit ihrem Beschwören, dass sie Läuse herausbrächten, aber sie konnten nicht.
*18. Haben denn die Teufel einige Hoffnung, erlöst zu werden?
Ganz und gar nicht. Denn sie können nicht selbst genug tun für ihre Sünden, noch erstreckt sich Christi Genugtuung auf sie, „denn er nimmt nirgend die Engel an sich, sondern den Samen Abrahams nimmt er an sich“, Hebr. 2,16. Auch kann kein anderes Lösegeld für die Teufel gegeben werden. Ferner sind sie „mit ewigen Banden in Finsternis“ in der Hölle gehalten, Jud. 6. Und obwohl sie schon jetzt ihre Strafen gar sehr fühlen, so werden sie doch weit härteren Strafen am Jüngsten Gericht unterliegen müssen.
Matth. 8,29: Und siehe, sie schrien und sprachen: Ach Jesu, du Sohn Gottes, was haben wir mit dir zu tun? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist?
Matth. 25,41.46: Dann wird er sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!... Und sie werden in die ewige Pein gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.
2. Petr. 2,4: Denn so Gott die Engel, die gesündigt haben, nicht verschonet hat, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis zur Hölle verstoßen und übergeben, dass sie zum Gerichte behalten werden.
+1. Was war das Ebenbild Gottes, nach dem der erste Mensch geschaffen ist?
Die ursprüngliche Gerechtigkeit bezieht sich nicht bloß auf die zweite Tafel der zehn Gebote, sondern auch auf die erste, welche Furcht Gottes, Vertrauen und Liebe zu Gott verlangt. Daher wird auch der Mensch, welcher nach diesem Bild Gottes geschaffen war, nicht nur eine ebene Beschaffenheit des Leibes gehabt haben, sondern auch eine gewissere Erkenntnis Gottes, Furcht Gottes und Vertrauen zu Gott, oder wenigstens die rechte Beschaffenheit und Kraft, dasselbe zu tun; ferner die Unsterblichkeit und Herrschaft über die Kreaturen.
Apologie, Art. II, 15-18:
Was ist aber justitia orginalis oder
die erste Gerechtigkeit im Paradies?
Gerechtigkeit und Heiligkeit in der Schrift heißt je nicht allein, wenn
ich die andere Tafel Moses halte, gute Werke tue und dem Nächsten diene,
sondern denjenigen nennt die Schrift fromm, heilig und gerecht, der die erste
Tafel, der das erste Gebot hält, das ist, der Gott von Herzen fürchtet, ihn
liebt und sich auf Gott verlässt. Darum ist Adams Reinigkeit und unverrücktes
Wesen nicht allein eine feine, vollkommene Gesundheit und allenthalben reines
Geblüt, unverderbte Kräfte des Leibes gewesen, wie sie davon reden, sondern das
Größte an solcher edlen ersten Kreatur ist gewesen ein helles Licht im Herzen,
Gott und sein Werk zu erkennen, eine rechte Gottesfurcht, ein recht herzliches
Vertrauen gegen Gott und allenthalben ein rechtschaffener, gewisser Verstand,
ein feines, gutes, fröhliches Herz gegen Gott und alle göttlichen Sachen. Und
das bezeugt auch die Heilige Schrift, da sie sagt, dass der Mensch nach Gottes
Bild und Gleichnis geschaffen sei. Denn was ist das anders, als dass
göttliche Weisheit und Gerechtigkeit, die aus Gott ist, sich im Menschen
bildet, dadurch wir Gott erkennen, durch welche Gottes Klarheit sich in uns
spiegelt, das ist, dass dem Menschen erstlich, als er geschaffen, diese Gaben
gegeben seien, recht, klare Erkenntnis Gottes, rechte Furcht, rechtes Vertrauen
und dergleichen?
+2. Beweise dies bitte aus der Heiligen Schrift!
Dies wird in der Schrift bezeugt, wenn sie sagt, dass der Mensch nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde, 1. Mose 1,26.27. Vgl. die oben angeführte Stelle aus der Apologie.
Ebenso zeigt Paulus in seinen Briefen an die Epheser und Kolosser, dass das Ebenbild Gottes Erkenntnis Gottes, Gerechtigkeit und Wahrheit ist, Eph. 4,24; Kol. 3,10.
Eph. 4,24: Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Kol. 3,10: Ziehet den neuen [Menschen] an, der da erneuert wird zu der Erkenntnis nach dem Ebenbilde des, der ihn geschaffen hat.
+3. Ist dies Ebenbild Gottes denn nach dem Fall im Menschen geblieben?
Nein! Denn die Erbsünde, welche durch den Fall der ersten Eltern in alle Menschen durchgedrungen, ist eine so tiefe und schreckliche Verderbnis der Natur. Dass sie mit keines Menschen Vernunft erkannt werden kann.
Daher sind die gegen diesen Artikel getriebenen Satzungen der Scholastiker, nach welchen gelehrt wird, dass die natürlichen Kräfte des Menschen nach Adams Fall unversehrt und unverdorben geblieben seien, eitel Irrtum und Fisternis.
Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. I, 8:
Zum dritten, was dieser
Erbschade sei, weiß und kennt die Vernunft nicht, sondern es muss, wie die
Schmalkaldischen Artikel reden, aus der Schrift Offenbarung gelernt und
geglaubt werden.
*4. Aber woher beweist du denn das?
Ich beweise es daraus, dass auf den Fall Adams sogleich ein völliges Nichtdasein oder Mangel oder Beraubung der im Paradies angeschaffenen Erbgerechtigkeit oder des Ebenbildes Gottes, nach welchem der Mensch im Anfang in Wahrheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit geschaffen war, folgte; und zugleich trat auch eine Ohnmacht, Unvermögen und Dummheit ein, durch welche der Mensch zu allem Göttlichen oder Geistlichen gänzlich ungeschickt ist, was aus den folgenden Artikeln von der Erbsünde und dem freien Willen deutlicher erhellt wird.
*5. Kann denn das verlorene Ebenbild Gottes im Menschen nicht wieder hergestellt werden?
Die menschliche Natur, welche durch dieses Übel verkehrt und ganz verderbt ist, kann anders nicht geheilt werden, als durch des Heiligen Geistes Wiedergeburt und Erneuerung. Welches Werk des Heiligen Geistes in diesem Leben doch nur angefangen, aber allererst in jenem Leben vollkommen sein wird. Konk.Formel, Art. I, 14
*1. Gibt es eine Sorgfalt
und Vorsehung Gottes für die geschaffenen Dinge?
Dass es eine göttliche
Vorsehung gebe ,und dass Gott sorge trage für die
Kreaturen, geht hervor
1. aus der Schrift:
Jer. 10,23: Ich weiß,
Herr, dass des Menschen Tun stehet nicht in seiner Gewalt und stehet in
niemands Macht, wie er wandele oder seinen Gang richte.
Joh. 5,17: Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch.
Apg. 17,25: Da er doch
selbst jedermann Leben und Odem und alles gibt.
Hebr. 1,3: Er trägt alle
Dinge mit seinem kräftigen Wort.
2. geht es hervor aus der
wunderbaren Erhaltung der geschaffenen Dinge, besonders aber der Kirche und der
Frommen, gegen das Wüten des Teufels und der Welt. (Melanchthon)
+2. Was ist die Vorsehung
Gottes?
Die Vorsehung ist eine solche Handlung Gottes, nach welcher Gott nicht nur schlechthin alles, sowohl das gute als das Böse, was geschieht und getan wird, weiß, sondern auch, mit welcher er alle Dinge, die er geschaffen hat, trägt und erhält, besonders aber für das Heil derer sorgt, die selig werden; die guten Taten der Menschen befiehlt, unterstützt, befördert, die bösen verhütet und verabscheut, und sie entweder verhindert oder so zulässt, dass er sie, in Bezug auf ihr Ende, auch gegen des Teufels und der Gottlosen Willen zu seiner Verherrlichung und der Auserwählten Heil lenkt.. (Hunnius, Art. von der Vorsehung)
*3. Warum sagst du, dass die Vorsehung nicht eine bloße Kenntnis sei?
Darum, dass der Unterschied zwischen der Vorsehung und dem Vorherwissen bezeichnet werde. Denn das Vorherwissen weiß nur die Dinge, sowohl die guten als die bösen, schlechthin voraus, ohne die Ursache der vorausgewussten Dinge zu bezeichnen. Aber die Vorsehung umfasst außer der Kenntnis der Dinge auch die wirksame Sorge, Einrichtung und Anordnung derselben.
*4. Gibt es denn gewisse Grade der göttlichen Vorsehung?
Es werden vorzüglich drei Grade bestimmt. Der erste von ihnen heißt die allgemeine Vorsehung, welche im Allgemeinen an derjenigen Erhaltung der Dinge wahrgenommen wird, in welcher Gott die Ordnung oder Wirkungsweise der Natur unversehrt bewahrt und erhält, wie z.B. die regelmäßige Ordnung in den Bewegungen der Himmelskörper, den Wechsel der Zeiten, die fortwährende Dauer der Flüsse, die Fruchtbarkeit der Erde, der Tiere und dergl. anderes.
Der zweite Grad wir die besondere genannt, nach welcher alle Kreaturen Gott, wenn er befiehlt und will, gehorchen und seine Gebote vollziehen.
Der dritte Grad heißt die ganz besondere Vorsehung, welche sich nur auf die Auserwählten bezieht und zu dem Artikel von der Prädestination gehört. D. Hunnius.
+5. In welchen Rücksichten trifft Gott mit seiner Vorsehung mit den Handlungen aller Menschen zusammen?
Vorzüglich auf drei Wegen: Denn erstens trägt Gott die tätige Natur, welche ohne diese Unterstützung Gottes nicht nur nichts tun, sondern nicht einmal einen Augenblick bestehen könnte: in ihm leben, weben und sind wir. Apg. 17,28.
Dann teilt er den Trieb mit oder die Kraft, etwas zu tun; also die Grundlage und Werkzeuge der Handlungen, den Verstand, den Willen und die übrigen Geistesvermögen und die Glieder des Leibes.
Endlich ist Gott auch zugleich tätig in Rücksicht der Endzwecke, was nämlich alle Handlungen der Menschen betrifft, welche er zu gewissen bestimmten, und zwar guten, nützlichen und heilsamen Endzwecken richtet.
*6. Aber scheint Gott nicht die Ursache der Sünde zu sein, wenn er den sündhaften Handlungen das Ziel gibt?
Ganz und gar nicht. Denn erstens gibt es keinen Widerspruch zwischen diesen beiden Dingen: Dass die Substanz von Gott geschaffen sei und getragen werde, und dass doch der verderbte Wille des Teufels und des Menschen die Ursache der Sünde sei. Dann ist ein sehr großer Unterschied zwischen dem Trieb selbst und der anhaftenden Sünde. Denn dass der Mensch seine Hand ausstrecken und mit derselben etwas ergreifen kann, davon ist die nächste Ursache gewiss die Seele des Menschen selbst, die entferntere aber und erste ist Gott selbst, welcher die Seele zu dergleichen Handlungen, welche durch leibliche Werkzeuge bewirkt werden müssen, geschickt gemacht und eingerichtet hat. Wenn aber der Dieb seine Hand ausstreckt nach einer unerlaubten Sache, so ist diese Unordnung, welche zum Trieb hinzutritt, gewiss nicht Gott, sondern dem verkehrten Willen des Diebes zuzuschreiben. Melanchthon. D. Hunnius.
*7. Aber in der Heiligen Schrift steht oft, dass Gott verhärte, blind mache, in einen verstockten Sinn dahin gebe: Also scheint Gott doch auf irgendeine Weise die Ursache der Sünde zu sein?
Durchaus nicht. Denn in diesen und ähnlichen Sprüchen wird Gott nicht als Urheber und Ursache der Sünde eingeführt, sondern als gerechte Richter, der die vorhergehende unbesiegbare Hartnäckigkeit des Menschen so straft, dass er seine Gnade und den Heiligen Geist einem solchen Menschen nimmt und ihn der Gewalt des Teufels und seinem eignen Gutdünken überlässt. Und in dieser Hinsicht ist der Wille Gottes zwar zugleich tätig, aber nicht zur Sünde, sondern in Rücksicht des Endes, in welchem die Sünde von Gott bestimmt ist, wie aus der Geschichte des Pharao von Ägypten deutlich erhellt.
*8. Wenn in der Heiligen Schrift gesagt wird, dass nicht nur Gott, sondern auch der Teufel, ja auch der Mensch sich selbst verhärte und blind mache, so möchte ich wissen, wie dies verstanden werden müsse?
In ganz verschiedener Hinsicht wird von Gott, vom Teufel und vom Menschen der Verhärtungsakt ausgesagt. Denn Gott verhärtet nicht dadurch, dass er die Bosheit mitteilt, sondern teils dadurch, dass er die Gnade und Barmherzigkeit nicht mitteilt, teils, dass er den Menschen sowohl der Gewalt Satans als seinem eignen Gutdünken überlässt: Und dies aus völlig gerechtem Gericht, welches die vorhergegangene unüberwindliche Hartnäckigkeit des Menschen auf diese Weise straft.
2.
Thess. 2,9-11: Des, welches Zukunft geschieht nach der Wirkung des Satans,
mit allerlei lügenhaften Kräften und Zeichen und Wundern, und mit allerlei
Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden; dafür, dass
sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, dass sie selig würden. Darum
wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, dass sie glauben der Lüge.
*9. Wie wird vom Teufel gesagt, dass er verhärte?
Der Teufel verhärtet und macht blind dadurch, dass er antreibt, überredet und Gelegenheit zur Sünde darbietet.
1. Chr. 21,1: Und der Satan stand gegen Israel und gab David ein, dass er Israel zählen ließ.
*10. In wiefern kann vom Menschen gesagt werden, dass er sich selbst verhärtet?
Der Mensch verhärtet sich selbst und macht sich blind, indem er seinen Lüsten und den Einflüsterungen Satans gern und begierig folgt und sich durch eigenen Willen von Gott abwendet. Und so flüstert der Teufel ein, der Mensch stimmt zu, Gott verlässt.
1. Was ist die Sünde im Allgemeinen?
Die kurze Erklärung steht in dem Johannesbrief, 1. Joh. 3,4: Sünde ist das, was gegen das Gesetz Gottes ist. (Die Sünde ist das Unrecht. Luther) Oder, wie Melanchthon erklärt: Die Sünde ist ein Mangel oder eine Neigung oder eine Handlung, welche mit dem Gesetz Gottes streitet, Gott beleidigt, von Gott verdammt ist und schuldig macht des ewigen Zorns und der ewigen Strafen, wenn nicht Vergebung erfolgt ist. (Melanchthon: Loci commues)
+2. Was ist die Ursache der Sünde?
Gott gewiss nicht: Ps. 5,5: Du bist nicht ein Gott, dem gottloses Wesen gefällt, sondern zum Teil der Teufel, welcher auch selbst zuerst gesündigt und die ersten Eltern zum Sündigen verführt hat. Joh. 8,44: Der Teufel ist ein Lügner und der Vater der Lüge; teils die Menschen selbst, welche den Einflüsterungen und den bösen Begierden ihres Fleisches folgen: Röm. 5,12: Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und der Tod durch die Sünde. (Melanchthon: Loci communes)
Augsb.
Bekenntnis, Art. 19:
Von Ursach der Sünde wird bei uns
gelehrt, dass, wiewohl Gott der Allmächtige die ganze Natur geschaffen hat und
erhält, so wirkt doch der verkehrte Wille die Sünde in allen Bösen und
Verächtern Gottes; wie denn des Teufels Wille ist und aller Gottlosen, welcher
alsbald, so Gott die Hand abgetan, sich von Gott zum Argen gewandt hat, wie
Christus spricht Joh. 8,44: "Der
Teufel redet Lügen aus seinem Eigenen."
3. Wie viele Arten der Sünde gibt es?
Die Sünde wird verschieden eingeteilt; vorzüglich aber: 1. Erbsünde und Tatsünde, 2. tödliche und läßliche Sünde; 3) die Todsünde wird wieder eingeteilt in Sünden gegen das Gewissen, von denen die eine als Sünde gegen den Menschensohn, die andere als Sünde gegen den Heiligen Geist bezeichnet ist.
4. Was ist die Erbsünde?
Die Erbsünde ist die natürliche und allen Menschen angeborne Krankhheit, Seuche und Gebrechen, welches nicht nur bewirkt, dass wir ohne Furcht und Vertrauen gegen Gott und durch die böse Lust ganz verderbt sind, sondern uns auch der ewigen Verdammnis schuldig macht, wenn nicht die Wiedergeburt dazwischen kommt. (Augsb. Bek., Art. II; Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. I, 10)
Augsb.
Bekenntis, Art. 2,1-3:
Weiter wird bei uns gelehrt,
dass nach Adams Fall alle Menschen, so natürlich geboren werden, in Sünden
empfangen und geboren werden, das ist, dass sie alle von Mutterleibe an
voller böser Lust und Neigung sind und keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren
Glauben an Gott von Natur haben können; dass auch dieselbe angeborne Seuche
und Erbsünde wahrhaftiglich Sünde sei und verdamme alle die untern
ewigen Gottes Zorn, so nicht durch die Taufe und Heiligen Geist wiederum neu
geboren werden.
Hierneben werden verworfen die
Pelagianer und andere, so die Erbsünde nicht für Sünde haben, damit die Natur
fromm machen durch natürliche Kräfte, zu Schmach dem Leiden und Verdienst
Christi.
+ Oder: Dass die Erbsünde (an
der menschlichen Natur) nicht allein sei ein solcher gänzlicher Mangel alles
Guten in geistlichen, göttlichen Sachen, sondern dass sie zugleich auch sei
anstatt des verlornen Bildes Gottes in dem Menschen eine tiefe, böse,
greuliche, grundlose, unerforschliche und unaussprechliche Verderbung der
ganzen Natur und aller Kräfte, sonderlich der höchsten, vornehmsten Kräfte der
Seele im Verstand, Herzen und Willen (Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. I, 11)
5. Gibt es denn eine solche Erbsünde?
Ja. 1. Mose 6,5: Der Herr aber sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar.
1. Mose 8,21: Das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.
Psalm 51,7: Siehe, ich bin aus sündlichem Samen geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.
Hiob 14,4: Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen?
Hiob 15,14.15: Was ist der Mensch, dass er rein sein sollte, und dass der gerecht sein sollte, der vom Weibe geboren ist? Siehe, seinen Heiligen traut Gott nicht, und selbst die Himmel sind nicht rein vor ihm.
Joh. 3,6: Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch.
Röm. 5,12: Derhalben, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.
Röm. 8,7: Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft wider Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht.
Eph. 2,3: Wir waren alle
Kinder des Zorns von Natur.
Konk. Formel, Kurze Darl., Art. I, 21:
Denn
die Erbsünde ist nicht eine Sünde, die man tut, sondern sie steckt in der
Natur, Substanz und Wesen des Menschen; also wenngleich kein böser Gedanke
nimmer im Herzen des verderbten Menschen aufstiege, kein unnütz Wort geredet
[würde], noch böse Tat geschähe, so ist doch die Natur verderbt durch die
Erbsünde, die uns im sündlichen Samen angeboren wird und ein Brunnquell ist
aller andern wirklichen Sünden, als böser Gedanken, Worte und Werke, wie
geschrieben steht: "Aus dem Herzen kommen arge Gedanken"; ebenso:
"Das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf."
Matth. 15; 1. Mose 6.
Konk..
Formel, Ausf. Darl., Art. I, 9:
Dass dieser Erbschade sei die schuld, dass
wir allesamt von wegen des Ungehorsams Adams und Evas in Gottes Ungnade und
Kinder des Zorns von Natur sind, wie der Apostel zu den Römern im 5. Kapitel
zeugt.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., Art. I, 10:
Zum andern, dass es auch eine gänzliche
Entbehrung oder Mangelung der angeschaffenen Erbgerechtigkeit im Paradies oder
des Bildes Gottes, nach welchem der Mensch anfänglich in Wahrheit, Heiligkeit
und Gerechtigkeit geschaffen, und zugleich ein Unvermögen und Untüchtigkeit zu
allen Gottessachen sei.
+6. Also ist diese Sünde in alle Menschen ohne Ausnahme durchgedrungen?
Ohne Ausnahme. Denn „nach Adams Fall werden alle Menschen, so natürlich geboren [gezeugt] werden, in Sünden empfangen und geboren, das ist, alle sind von Mutterleib an voller böser Lust und Neigung und haven von Natur keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott“. Und dhaer kommt es, dass alle Menschen „in Gottes Ungnaden und Kinder des Zorns von Natur sind“. (Augsb. Bek., Art. II; Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. I)
7. Welche Strafen folgen auf diese Sünde?
Der ewige und der leibliche Tod. Und außer diesen andere leibliche, geistliche, zeitliche und ewige Plagen und Jammer, die Tyrannei und Herrschaft des Satans, welchem der Mensch, in Folge dieser Sünde, zur elendesten Knechtschaft dahin gegeben ist und von ihm gefangen gehalten wird.
Konk.Formel,
Ausfl. Darl., Art. I, 13:
Die Strafe und Pön der Erbsünde, so Gott
auf Adams Kinder und auf die Erbsünde gelegt, ist der Tod, die ewige
Verdammnis, auch ander leiblich und geistlich, zeitlich und ewig Elend,
Tyrannei und Herrschaft des Teufels, dass die menschliche Natur dem Reich des
Teufels unterworfen und unter des Teufels Gewalt dahingegeben und unter seinem
Reich gefangen [ist]. der manchen großen, weisen Menschen in der Welt
schrecklichem Irrtum, Ketzerei und anderer Blindheit betäubt und verführt und
sonst die Menschen zu allerlei Lastern dahinreißt.
*8. Welche Irrtümer muss man vermeiden, um diesen Artikel rein zu erhalten?
Vor allem zwei: Der eine ist der Irrtum der Pelagianer und der, zum Teil an ihre Seiten tretenden, Römischen; der andere aber der Irrtum der Manichäer und der neuen Flacianer. S. Konk. Formel, Ausf. Darl. Art. I.
*9. Wollest du nicht so gut sein, und mir die Irrtümer der Pelagianer nennen?
Erstens: Sie haben geträumt, dass die Erbsünde nur eine reatus oder Schuld sei, von wegen fremder Verwirkung, ohne unserer Natur Verderbung. Konk. Formel, Ausf. Darl. Art. I.
Zweitens: Dass die sündlichen bösen Lüste nicht Sünde seien, sondern gewisse Beschaffenheiten oder anerschaffene und wesentliche Eigenschaften der Natur.
Drittens: Dass jener Mangel und Erbschade nicht eigentlich und wahrhaftig vor Gott eine Sünde sei, um welcher willen der Mensch müsse verloren gehen, wenn er nicht von Christus erlöst wird.
Viertens: Dass die Natur, auch nach dem Fall, und zwar vorzüglich in Betreff der geistlichen Dinge, noch ganz gut und rein, und in ihren natürlichen Beschaffenheiten, das ist, in ihrem natürlichen Vermögen und Kräften, vollkommen und unverletzt sei.
Fünftens: Dass die Erbsünde nur ein äußerlicher, geringschätziger oder eingesprengter Fleck oder eine Verderbung der zufälligen Dinge und Eigenschaften an des Menschen Natur sei.
Sechstens: Dass die Erbsünde nicht eine Beraubung oder Mangelung, sondern nur ein äußerliches Hindernis der geistlichen guten Kräfte sei; als wenn ein Magnet mit Knoblauchsaft bestrichen wird, dadurch seine natürliche Kraft nicht weggenommen, sondern allein gehindert wird.
Siebtens: Dass die Natur durch den Fall des menschlichen Geschlechts zwar sehr geschwächt und verderbt sei, aber doch nicht durchaus alle Güte verloren habe, sondern dass der Mensch aus der natürlichen Geburt noch etwas Gutes übrig habe, so klein und wenig, gering und schwach es auch sei, nämlich die Fähigkeit, Geschicklichkeit, Tüchtigkeit, Vermögen und einige Kräfte, in geistlichen Dingen etwas anzufangen, zu wirken oder mitzuwirken. – Die Römischen und die Synergisten. - Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. I, 17-23
*10. Das Eine beunruhigt mich, dass ich nämlich aus dem eben Gesagten erkenne, dass du die Lust Sünde nennst; ich bitte dich, woher beweist du das?
Die Römischen stritten zur Zeit, als die Augsburgische Konfession übergeben wurde, gegen den sel. Luther, dass die Begierde Strafe und nicht Sünde sei. Hingegen aber verteidigte Luther, dass dieselbe Sünde sei, und zwar mit Recht, denn Paulus sagt, Röm. 7,7: Ich wusste nicht, dass die Lust Sünde sei, wenn nicht das Gesetz gesagt hätte: Lass dich nicht gelüsten. Ferner V. 23: Ich sehe einen ander Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in meinen Gliedern. Röm. 7. Apol., Art. II, 38.39.41
*11. Aber möchtest du die Lust nicht richtiger einen gleichgültigen Zunder nennen, wie die Römischen behaupten?
Durchaus nicht. Denn wer sollte, wenn auch die vollkommene Übereinstimmung nicht da ist, dies je gleichgültig nennen: Zweifeln an Gottes Zorn, an Gottes Gnade, unwillig werden, wenn Gott nicht gleich aus Betrübnis reißt, gereizt werden durch Zorn, Wollust, Ruhmsucht, Geldgeiz usw.?
Apol.,
Art. II,42-43:
Und wenn die Widersacher werden vorgeben,
dass fomes oder die böse Neigung weder gut noch böse sei, da werden nicht
allein viele Sprüche der Schrift darwider sein, sondern auch die ganze Kirche
und alle Väter. Denn alle erfahrenen, christlichen Herzen wissen, dass diese
Stücke leider uns in der Haut stecken, angeboren sind, nämlich dass wir Geld,
Gut und alle andern Sachen grösser denn Gott achten, sicher dahingehen und
leben; ebenso, dass wir immer nach Art fleischlicher Sicherheit also gedenken,
Gottes Zorn und Ernst sei nicht so groß über die Sünde, als er doch gewiss ist;
ebenso, dass wir den edlen, unaussprechlichen Schatz des Evangeliums und
Versöhnung Christi nicht von Herzen so teuer und edel achten, wie er ist;
ebenso, dass wir wider Gottes Werk und Willen murren, dass er in Trübsalen
nicht bald hilft und macht’s, wie wir wollen. Ebenso, wir erfahren täglich, dass es uns wehe tut, wie auch David
und alle Heiligen geklagt, dass es den Gottlosen in dieser Welt wohl geht.
12. Gehe nun über zu der anderen Klasse der Irrenden, welche die der alten und neuern Manichäer ist!
Die Irrtümer der alten Manichäer in der Lehre von der Erbsünde sind diese:
Erstens: Dass die menschliche Natur anfangs zwar rein und gut von Gtot geschaffen sei, allein nach dem Fall sei von außen her die Erbsünde (als etwas Wesentliches) durch den Satan in die Natur eingegossen und mit ihr vermischt, wie das Gift mit dem Wein vermischt wird. Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. I, 26
Zweitens: Dass nicht der verdorbene Mensch selber sündige, sondern etwas anderes und Fremdes im Menschen; und dass Gott durch das Gesetz nicht die Natur selbst, sondern nur die Erbsünde anklage und verdamme. Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. I, 30
*13. Du hast oben gesagt, dass dem manichäischen Irrtum das Dogma der Flacianer verwandt sei. Welches ist doch dieses?
Die Flacianer behaupten, „dass die Erbsünde sei eigentlich und ohne allen Unterschied des verderbten Menschen Substanz, Natur und Wesen selbst, also, dass kein Unterschied zwischen der verderbten Natur nach dem Fall an ihr selbst und der Erbsünde, sollte auch nicht gedacht noch mit Gedanken voneinander unterschieden werden können“. (Konk.Formel, Kurze Darl., Art. I, 19)
*14. Hast du nicht sichere Gründe in Bereitschaft, mit denen du die Flacianer widerlegen kannst?
Ja! Ich habe sie in Bereitschaft, und zwar sind sie aus den vorzüglichsten Artikeln des christlichen Glaubens genommen; nämlich aus dem Artikel von der Schöpfung, der Menschwerdung des Sohnes Gottes, der Erlösung, der Heiligung, der Auferstehung usw. (Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. I, 34)
*15. Wie bestätigst du dies aus dem Artikel von der Schöpfung?
Gott hat nicht nur vor dem Fall die menschliche Natur geschaffen, sondern er schafft, erhält und trägt sie auch nach dem Fall. (Konk. Formel, ebd.)
5. Mose 32,6: Ist er’s nicht allein, der dich gemacht und bereitet hat?
Hiob 10,8: Deine Hände haben mich gebildet und bereitet.
Apg. 17,28: Denn in ihm leben, weben und sind wir.
Jes. 45,9: Wehe dem, der mit seinem Schöpfer hadert, nämlich die Scherbe mit dem
Töpfer des Tons. Spricht auch der Ton zu seinem Töpfer: Was machst du? Du beweist
deine Hände nicht an deinem Werk.
Jes. 54,5: Der dich gemacht hat, ist dein Mann, Herr Zebaoth ist sein Name.
Jes. 64,8: Aber nun, Herr, du bist unser Vater; wir sind Ton. Du bist unser
Töpfer, und wir sind alle deiner Hände Werk.
Ps. 139,14 und 15: Ich danke dir darüber, dass ich wunderbar
gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und das erkennt meine Seele wohl. Es
war dir mein Gebein nicht verhohlen, da ich im Verborgenen gemacht ward, da ich
gebildet ward unten in der Erde.
Pred. 12,7: Denn der Staub muss wieder zu der Erde
kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.
Offenb. 4,11: Du hast geschaffen alle Dinge, und durch
deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.
Aber nun ist Gott nicht der Schöpfer oder Erhalter der Sünde. Folglich ist die Erbsünde nicht die Natur des Menschen selbst, sondern etwas von ihr Vreschiedenes. (Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. I, 34)
*16. Zeige dies auch aus dem Artikel von der Menschwerdung des Sohnes Gottes!
Der Sohn Gottes hat dieselbe unsere menschliche Natur, aber nicht die Erbsünde angenommen, und zwar so, dass er uns, seinen Brüdern, in allem ähnlich wurde, mit Ausnahme der Sünde.
Hebr. 2,17: Daher musste er allerdings seinen Brüdern
gleich werden.
Folglich sind auch nach dem Sündenfall die menschliche Natur und die Erbsünde nicht ein und dasselbe, sondern sind sorgfältig zu unterscheiden.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., Art. I, 44:
Wenn nun kein Unterschied wäre zwischen der
Natur oder dem Wesen des verderbten Menschen und zwischen der Erbsünde, so
müsste folgen, dass Christus entweder unsere Natur nicht angenommen, weil er
die Sünde nicht hätte angenommen, oder, weil er unsere Natur angenommen, dass
er auch die Sünde hätte angenommen, welches beides wider die Schrift ist. Weil
aber Gottes Sohn unsere menschliche Natur und nicht die Erbsünde an sich
genommen, so ist hieraus klar, dass die menschliche Natur (auch nach dem Fall)
und die Erbsünde nicht ein Ding seien, sondern unterschieden werden müssen.
*17. Geht dasselbe auch aus dem Artikel von der Erlösung hervor?
Ja. Denn was Christus an sich genommen hat, das hat er auch erlöst. Nun hat er aber nicht die Erbsünde erlöst. Also hat Christus auch die Erbsünde nicht an sich genommen, und somit ist zwischen unserer Natur, welche Christus angenommen und erlöst hat, und zwischen der Erbsünde ein deutlicher Unterschied zu setzen notwendig.
Konk.Formel,
Kurze Darl., Art. I, 5-7:
Es
hat auch der Sohn Gottes in Einigkeit seiner Person solche menschliche Natur,
doch ohne Sünde, und also nicht ein fremd, sondern unser Fleisch an sich
genommen, und [ist] nach demselben unser wahrhaftiger Bruder geworden. Hebr. 2:
"Nachdem die Kinder Fleisch und Blut haben, ist er’s gleichermaßen
teilhaftig worden." Ebenso: "Er nimmt nirgend die Engel an sich,
sondern den Samen Abrahams nimmt er an sich; daher muss er allerdinge seinen
Brüdern, ausgenommen die Sünde, gleich werden." Also hat es auch Christus
erlöst als sein Werk, heiligt es als sein Werk, erweckt es von den Toten und
ziert es herrlich als sein Werk. Aber die Erbsünde hat er nicht erschaffen,
nicht angenommen, nicht erlöst, nicht geheiligt, wird sie auch nicht erwecken
an den Auserwählten, weder zieren noch selig machen, sondern in der
Auferstehung gar vertilgt sein wird.
Daraus der Unterschied zwischen der verderbten Natur und der Verderbung,
so in der Natur steckt und die Natur dadurch verderbt worden, leichtlich zu
erkennen.
*18. Wird dieses auf gleiche Weise aus dem Artikel von der Heiligung dargetan werden können?
Ja. Denn Gott wäscht ab, reinigt, heiligt und macht selig nicht die Erbsünde, sondern den Menschen oder unsere menschliche Natur.
Folglich kann also die Erbsünde nicht der Mensch selbst sein, wenn nicht jemand aus gottloser und schrecklicher Ungereimtheit mit jenen neuen Manichäern behaupten will, dass die Erbsünde selbst im Namen der heiligen Dreieinigkeit getauft, geheiligt und endlich selig werde.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., Art. I, 45:
Zum dritten, im Artikel von der Heiligung
zeugt die Schrift, dass Gott den Menschen von der Sünde abwasche, reinige,
heilige, und dass Christus sein Volk von ihren Sünden selig mache. So kann ja
die Sünde der Mensch selber nicht sein; denn den Menschen nimmt Gott um
Christus willen zu Gnaden aus, aber der Sünde bleibt er in Ewigkeit Feind. Es
ist deshalb unchristlich und abscheulich, zu hören, dass die Erbsünde im Namen
der heiligen Dreifaltigkeit getauft, geheiligt und selig gemacht werde, und
dergleichen Reden mehr (damit [mit Anführung welcher] wir einfältige Leute
nicht verärgern wollen), so in der neuen Manichäer Schriften zu finden.
*19. Zeige eben dies aus dem Artikel von der Auferstehung!
Am letzten Tag wird das Wesen dieses unseres Fleisches, welches wir mit uns herumtragen, aber von der Sünde gereinigt, auferstehen; und im ewigen Leben werden wir dieselbe Seele, nur von der Sünde unbefleckt, haben und behalten.
Hiob 19,26: In meinem Fleisch werde ich Gott sehen. (Konk.Formel, Art. I, 45)
Wenn nun also kein Unterschied wäre zwischen unserer verderbten Natur und der Erbsünde, würde das daraus folgen: 1. Entweder wird dies Fleisch am Jüngsten Tag nicht auferstehen; oder 2. Die Sünde würde am letzten Tag wieder auferstehen und in jenem ewigen Leben in dem Auserwählten sein und bleiben; welches beides mit dem Artikel von der Auferstehung schnurstracks streitet. (Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. I, 47)
*20. Wenn die Sünde etwas von der Natur des Menschen selbst Verschiedenes ist, so möchte ich wissen, ob sie etwas Wesentliches oder Zufälliges sei?
Du fragst nicht ungeschickt; denn alles, was ist, ist entweder wesentlich oder etwas Zufälliges, was nicht an sich besteht, sondern an einer anderen Substanz ist und von ihr geschieden werden kann. Nun aber steht es bei allen, die gesunden Verstand haben, fest, dass die Sünde nicht eine Sache sei, welche an sich besteht, sondern dass sie am Menschen mit Veränderlichkeit hängt. Wer sollte also zweifeln, dass einfach, bestimmt und rund müsse geantwortet werden, dass die Erbsünde nicht etwas Wesentliches, sondern etwas Zufälliges sei.
Konk.Formel,
Ausf. Darl., Art. I, 54.57:
Was aber die lateinischen Worte substantia
und accidens anlangt, soll der einfältigen Kirche, weil solche Worte dem
gemeinen Manne unbekannt, mit denselben in öffentlichen Predigten billig
verschont werden. Wenn aber die Gelehrten unter sich oder bei andern, welchen
solche Worte nicht unbekannt, sich derselben in diesem Handel gebrauchen, wie
Eusebius, Ambrosius und sonderlich Augustinus, wie auch andere vornehme
Kirchenlehrer mehr, aus Not, diese Lehre wider die Ketzer zu erklären, getan,
so nehmen sie vor eine immediatam divisionem, das ist, sie nehmen vor
eine solche Teilung, dazwischen kein Mittel ist, dass alles, was da ist, müsse
entweder substantia, das ist, ein selbständig Wesen, oder accidens,
das ist, ein zufälliges Ding, sein, das nicht für sich selbst wesentlich
besteht, sondern in einem andern selbständigen Wesen ist und davon kann
unterschieden werden; welche Teilung auch Cyrillus und Basilius gebrauchen.
Und dieweil unter andern dieses auch ein
ungezweifelter, unwidersprechlicher Grundspruch in der Theologie ist, dass eine
jede substantia oder selbständiges Wesen, sofern es eine Substanz ist,
entweder Gott selber oder ein Werk und Geschöpf Gottes sei, so hat Augustinus
in vielen Schriften wider die Manichäer mit allen wahrhaftigen Lehrern
wohlbedacht und mit Ernst die Rede peccatum originis est substantia vel
natura, das ist, die Erbsünde ist des Menschen Natur oder Wesen, verdammt
und verworfen; nach welchem alle Gelehrten und Verständigen allezeit gehalten,
dass dasjenige, so nicht für sich selbst besteht, noch ein Teil ist eines
andern selbständigen Wesens, sondern in einem andern Ding wandelbarlich ist,
nicht eine substantla, das ist, etwas Selbständiges, sondern ein accidens,
das ist, etwas Zufälliges, sei. Also pflegt Augustinus beständig auf diese
Weise zu reden die Erbsünde sei nicht die Natur selbst, sondern ein accidens
vitium in natura, das ist, ein zufälliger Mangel und Schaden in der Natur.
56] Wie man denn auf solche Weise auch in unsern Schulen und Kirchen nach der
Dialektik vor diesem Zank frei und unverdächtig geredet hat und deswegen weder
von D. Luther noch einigem rechtschaffenen Lehrer unserer reinen evangelischen
Kirchen jemals gestraft worden [ist].
Weil denn die unwidersprechliche Wahrheit
ist, dass alles, was da ist, entweder eine Substanz oder ein accidens,
das ist, entweder ein selbständiges Wesen oder etwas zufälliges in demselben
ist, wie kurz zuvor mit Zeugnissen der Kirchenlehrer angezeigt und erwiesen
ist, und kein kein wahrhaft Verständiger jemals daran gezweifelt hat, so dringt
die Not, und kann hier keiner vorüber, wenn jemand fragen wollte, ob die
Erbsünde eine Substanz, das ist, ein solches Ding, das für sich selbst bestehe
und nicht in einem andern ist, oder ein accidens, das ist, ein solch
Ding sei, das nicht für sich besteht, sondern in einem andern ist und für sich
nicht bestehen noch sein kann so muss er und heraus bekennen, dass die Erbsünde
keine Substanz, sondern ein Akzidens sei.
21. Was ist die Tatsünde?
Die Tatsünde ist eine jede Handlung, sei sie eine innere oder eine äußere, welche mit dem Gesetz Gottes streitet, wie im Verstand die Zweifel an Gott, im Willen und Herzen die Flammen böser Begierden, in den äußeren Gliedern endlich alle Bewegungen und Handlungen, welche dem Gesetz Gottes zuwider sind. (Melanchthon, Loci)
+22. Was ist die Todsünde?
Todsünde wird jede Sünde bei Unwiedergeborenen genannt, sowohl die Erbsünde als die Tatsünden; seien es innere oder äußere. Bei den Wiedergebornen aber ist Todsünde entweder ein Irrtum in den Grundartikeln oder eine innere Tat, welche mit dem Gesetz Gottes streitet, und zwar gegen das Gewissen begangen, die die Gnade Gottes, den Glauben und den Heiligen Geist forttreibt. (Melanchthon)
+23. Was ist läßliche Sünde?
In ihrer Natur und an sich ist gar keine Sünde läßlich; sondern eine solche ist und wird sie genannt durch und wegen Christus. (Melanchthon)
Läßliche Sünde ist also ein Fall oder eine Handlung der Wiedergeborenen, welche mit dem Gesetz Gottes streitet, durch welche aber die Gnade, der Heilige Geist und der Glaube nicht verloren gehen; denn die Wiedergebornen widerstreiten im Geist, dass sie nicht gegen das Gewissen fehlen und sind betrübt über diesen Unflat und glauben, dass sie wegen des Mittlers Gott gefallen, und dass ihnen alle Sünden durch und wegen Christus ans Gnaden vergeben werden.
+24. Was ist die Sünde gegen das Gewissen?
Sie geschieht, wenn der Mensch, mit widersprechendem Gewissen, wissentlich und williglich Böses begeht.
*25. Was ist die Todsünde gegen den Menschensohn?
Sie ist die aus Unwissenheit geschehene Bestreitung der, entweder noch nicht erkannten, evangelischen Lehre, oder Verleugnung der schon erkannten Wahrheit aus Schwachheit oder Furcht der Gefahr, jedoch ohne irgendeine feindliche Lästerung derselben.
*26. Was ist eine Todsünde gegen den Heiligen Geist?
Sie ist der freiwillige und mit überlegtem Entschluss begangene gänzliche oder teilweise Abfall oder Verleugnung der erkannten evangelischen Wahrheit, welche feindlich streitet und lästert gegen das Zeugnis des eigenen Herzens und Gewissens, gegen das Amt des Heiligen Geistes oder die Mittel des Heils.
27. Warum heißt es, dass diese Sünde gegen den Heiligen Geist unvergebbar ist?
Gewiss nicht deshalb, weil sie unter eine solche einfache Unmöglichkeit der Vergebung fiele, dass sie durch ihre Größe die Barmherzigkeit Gottes des Vaters und das Verdienst Christi überträfe.
Röm. 5,20: Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade viel mächtiger geworden.
1. Joh. 1,7: Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde.
1. Joh. 2,2: Christus ist die Versöhnung für unsere Sünden; aber nicht allein für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.
28. In welcher Hinsicht wird sie also unvergebbar genannt?
1) Weil sie niemals in der Tat selbst vergeben wird, und dies zwar aus Schuld und Verbrechen desjenigen, welcher auf diese Weise sündigt, indem ein solcher von Christus, außer welchem kein Opfer für die Sünde übrig, freiwillig abfällt. 2) Weil der, welcher auf solche Weise sündigt, die Heilsmittel, ohne welche niemandem Vergebung der Sünde zuteil werden kann, hartnäckig vernachlässigt, verachtet und gleichsam mit Füßen tritt. Endlich 3) weil diese Sünde mit der endlichen Verhärtung des Herzens verbunden ist, so dass solche Sünder, nachdem schon ein gewisser Vorsatz in ihnen fest geworden, die erkannte Wahrheit mit Wissen und Willen auf schreckliche Weise zu befeinden und zu schmähen fortfahren.
*29. Gibt es denn
auch Sünden in den Heiligen?
Paulus selbst macht einen Unterschied zwischen den Sünden der Heiligen und der Nichtwiedergeborenen. Röm. 8,13: Denn wo ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben. Er bekennt also, dass in den Heiligen Geschäfte des Fleisches, das ist, viele sündige Neigungen, Zweifel, Sicherheit, Unglaube, irrtümliches Vertrauen, eitle Begierden sind; dass sie aber gegen dieselben im Geist, das ist, mit geistlichen Bewegungen, Anrufung Gottes, Glauben, Geduld, Keuschheit und andern Übungen der Gottseligkeit kämpfen. (Melanchthon, Loci)
1. Wird denn der menschliche Wille nur auf eine Weise betrachtet?
Nein, sondern er lässt eine vierfache Betrachtung zu: Erstens vor dem Fall; zweitens nach dem Fall; drittens nach der Wiedergeburt; viertens nach der Auferstehung des Fleisches. Konk.Formel, Kurze Darl., Art. II, 1
2. Was für einen freien Willen hatte der Mensch vor dem Fall?
Jenen, welcher oben im 6. Artikel, „Vom Ebenbild Gottes“, erklärt worden ist. Denn dies, dass der Mensch eben so nicht sündigen, als sündigen konnte, wenn er wollte, war nicht der letzte Teil des Ebenbildes Gottes.
3. Ist denn dem Menschen nach dem Fall noch einige Freiheit des Willens übrig geblieben?
„Der Mensch hat nach dem Fall etlicher Maßen einen freien Willen, äußerlich ehrbar zu leben und zu wählen unter den Dingen, so die Vernunft begreift.“ Denn er kann einigermaßen „von Gott reden, einen äußerlichen Gottesdienst oder heilige Gebärden erzeigen, Obrigkeit und Eltern gehorchen, nicht stehlen, nicht töten. Denn dieweil nach Adams Fall gleichwohl bleibt die natürliche Vernunft, dass ich Böses und Gutes kenne in den Dingen, die mit Sinnen und Vernunft zu begreifen sein, so ist auch etlicher Maßen unsers freien Willens Vermögen, ehrbar oder unehrbar zu leben.“ Augsb. Bek. Art. XVIII, 1; Apol., Art. XVIII, 4
+4. Warum sagst
du „einiger Maßen“?
Weil „die angeborne böses Lust so gewaltig ist, dass die Menschen öfter derselben folgen als der Vernunft. Und der Teufel, welcher kräftig wirkt in den Gottlosen, reizt ohne Unterlass die arme schwache Natur zu allen Sünden. Und das ist die Ursache, warum auch wenig, der natürlichen Vernunft nach, ein ehrbares Leben führen. Apol., Art. XVIII, 5
5. Hat denn der Mensch nach dem Fall auch einige Freiheit in geistlichen Dingen?
Nein; denn nach dem Fall hat der Mensch alle Kraft verloren, ohne den Heiligen Geist die Gerechtigkeit Gottes oder geistliche Gerechtigkeit zu wirken; „denn der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes“, 1. Kor. 2,14; sondern dies geschieht in dem Herzen, wenn durch das Wort der Heilige Geist empfangen wird.. Augsb. Bek., Art. XVIII, 2
*6. Kann denn der Mensch nicht aus den Kräften des Willens auch for der Bekehrung sich auf die Gnade vorbereiten, zu ihr sich hinneigen und, wenn auch nur auf schwache Weise, dem Wort Gottes beistimmen??
Er kann es nicht; denn die Heilige Schrift bezeugt, dass der verstand, das Herz und der Wille des unwiedergebornen Menschen in geistlichen und göttlichen Dingen aus eignen und natürlichen Kräften ganz und gar nichts erkennen, glauben, ergreifen, denken, wollen, anfangen, vollenden, tun, wirken oder mitwirken könne.
Konk.Formel,
Ausf. Darl., Art. II, 40-45:
Im Kleinen Katechismus D. Luthers steht
also geschrieben: "Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch
Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern
der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen, mit seinen Gaben
erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze
Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesus
Christus erhält im rechtem einigen Glauben" usw.
Und in der Auslegung des Vaterunsers, in
der andern Bitte, sind diese Worte: "Wie geschieht das?" nämlich dass
Gottes Reich zu uns komme. Antwort: "Wenn der himmlische Vater uns seinen
Heiligen Geist gibt, dass wir seinem heiligen Wort durch seine Gnade glauben
und göttlich leben" usw.
Diese Zeugnisse sagen, dass wir aus eigenen
Kräften zu Christus nicht kommen können, sondern Gott müsse uns seinen Heiligen
Geist geben, dadurch wir erleuchtet, geheiligt und also zu Christus durch den
Glauben gebracht und bei ihm erhalten werden, und wird weder unsers Willens
noch Mitwirkens gedacht.
Hierauf wollen wir einen Spruch setzen, da
sich D. Luther nachmals mit einer Protestation, dass er bei solcher Lehre bis an
sein Ende zu verharren gedenke, erklärt im Großen Bekenntnis vom heiligen
Abendmahl, da er also sagt: "Hiermit verwerfe und verdamme ich als eitel
Irrtum alle Lehren, so unsern freien Willen preisen, als die stracks wider
solche Hilfe und Gnade unsers Heilandes Jesus Christus streben. Denn weil
außerhalb Christo der Tod und die Sünde unsere Herren und der Teufel unser Gott
und Fürst ist, kann da keine Kraft noch Macht, kein Witz noch Verstand sein,
damit wir zu der Gerechtigkeit und Leben uns könnten schicken oder trachten,
sondern müssen Verblendete und Gefangene der Sünde und des Teufels eigen sein,
zu tun und zu gedenken, was ihnen gefällt, und Gott mit seinen Geboten zuwider
ist"
In diesen Worten gibt D. Luther, seligen und heiligen Gedächtnisses, unserm freien Willen
keine einige Kraft, sich zur Gerechtigkeit zu schicken oder danach zu trachten,
sondern sagt, dass der Mensch, verblendet und gefangen, allein des Teufels
Willen, und was Gott dem Herrn zuwider ist, tue. Darum ist hier kein Mitwirken
unsers Willens in der Bekehrung des Menschen, und muss der Mensch gezogen und aus Gott neugeboren werden;
sonst ist kein Gedanke in unsern Herzen, der sich zu dem heiligen Evangelium,
dasselbe anzunehmen, von sich selbst wenden könnte. …
Deshalb ist es unrecht gelehrt, wenn man
vorgibt, dass der unwiedergeborne Mensch noch so viele Kräfte habe, dass er
begehre, das Evangelium anzunehmen, sich mit demselben zu trösten, und also der
natürliche menschliche Wille in der Bekehrung etwas mitwirke.
*7. Kannst du das aus der Schrift beweisen?
Ja. Denn sie bezeugt, dass der Mensch zum Guten gänzlich verdorben und tot sei, so dass in seiner Natur nach dem Fall vor der Wiedergeburt nicht einmal ein Fünklein geistlicher Kräfte übrig geblieben oder noch da sei, mit welchen er aus sich selbst zu der Gnade Gottes sich vorbereiten oder die dargebotene Gnade ergreifen oder zu dieser Gnade (aus sich und durch sich) geschickt sein könne oder sich zur Gnade neigen oder mit seinen Kräften etwas zu seiner Bekehrung, sei es ganz oder zur Hälfte oder zum geringsten Teil beitragen, tun, wirken oder mitwirken könne; sondern der Mensch sei der Sünde Knecht und Eigentum des Satans, von welchem er getrieben wird.
8. Durch welche Stellen wird das erklärt?
Von dem Verstand oder der Erkenntnis des Menschen sind diese Zeugnisse klar:
1. Kor. 2,15: Der natürliche
Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und kann es
nicht erkennen; denn es muss geistlich gerichtet sein.
Eph. 4,17-19: Ihr dürft
nicht mehr wandeln wie die Heiden wandeln in der Nichtigkeit ihres Sinnes: Ihr
Verstand ist verfinstert und sie sind fremd geworden dem Leben, das aus Gott
ist, durch die Unwissenheit, die in ihnen ist, durch die Verstockung ihres
Herzens; in ihren Gewissen sind sie stumpf geworden.
Matth. 13,13: Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen’s auch nicht.
Röm. 3,12: Sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig geworden. Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer.
Eph. 5,8: Denn ihr waret vormals Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.
Apg. 26,18 und Joh. 1,5: Das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
Eph. 2,1: Auch ihr waret (nicht matt, nicht unwillig, nicht entkräftet, sondern) tot in euren Übertretungen und Sünden.
2. Kor. 3,5: Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu denken als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, das ist von Gott.
Röm. 8,6.7: Fleischlich gesinnt sein ist der Tod... Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft wider Gott.
Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. II, 10
9. Beweise eben dies vom Herzen oder Willen des Menschen?
Erstens: Dies ist klar aus den angeführten Sprüchen der Heiligen Schrift, denn wie kann in den geistlichen Dingen der unwiedergeborne Mensch etwas wollen, wenn er das, was jene geistlichen Dinge sind, nicht erkennt?
Zweitens: Die Heilige Schrift bezeugt klar und deutlich, dass der Wille des unwiedergebornen Menschen in göttlichen Dingen nicht nur gänzlich von Gott abgewendet, sondern auch gegen ihn gewendet, zu allem Bösen gekehrt und ganz und gar verderbt ist.
1. Mose 6,5; 8,21: Denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.
Jer. 17,9: Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen?
Röm. 8,7: Denn fleischlich gesinng sein ist Feindschaft wider Gott.
Gal. 5,17: Das Fleisch streitet wider den Geist.
Röm. 7,14: Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. V. 22.23: Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen; ich sehe aber ein ander Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüte und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in meinen Gliedern.
Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. II, 17
*10. Wenn die Beschaffenheit des unwiedergebornen Menschen eine solche ist, so scheint er nicht mehr zu seiner Bekehrung zu tun als ein Stein oder Baumstamm?
Die Heilige Schrift trägt in der Tat keine Bedenken, das Herz des unwiedergebornen Menschen einem harten Sein zu vergleichen, welcher, wenn er berührt wird, nicht nachgibt, sondern widersteht; ferner einem unbehauenen Baumstamm, zuweilen auch einem ungezähmten wilden Tier; aber solche Vergleiche sind im gesunden, rechtgläubigen Verstand zu fassen. Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. II, 19
*11. Welcher ist dieser gesunde Verstand?
Der Verstand ist nicht dieser, dass der Mensch nach dem Fall nicht mehr ein vernünftiges Geschöpf sei; oder dass er, ohne das göttliche Wort anzuhören und darüber nachzudenken, bekehrt werden; oder dass er in äußerlichen und bürgerlichen Dingen nichts Gutes oder Böses erkennen oder frei etwas zu tun oder unterlassen könne; sondern dass er in geistlichen und göttlichen Dingen aus eigenen Kräften nicht mehr zu seiner Bekehrung leisten könne als ein Baumstamm oder ein Stein. Ja, er ist weniger als ein Stein oder Baumstamm, welche wenigstens nicht widerstreben. Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. II, 19.20
*12. Also ist dem unwiedergebornen Menschen durchaus keine Geschicklichkeit zu seiner Bekehrung zuzugestehen?
Ich unterschiede mit dem sel. Luther zwischen tätiger und leidender Geschicklichkeit oder Fähigkeit. Jene spreche ich dem unwiedergebornen oder unbekehrten Menschen schlechthin ab; diese aber (die leidende) gestehe ich ihm zu. (Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. II, 23)
13. Welche Gründe hast du für diese Unterscheidung?
Weil Gott nach seinem so ernsten und gerechten Gericht die gefallenen bösen Geister in alle Ewigkeit verstoßen, nach seiner besondern Barmherzigkeit aber gewollt hat, dass die so elende Natur des gefallenen Menschen, der Bekehrung und Gnade Gottes und des ewigen Lebens wiederum fähig und teilhaftig werden sollte, nicht zwar aus eigner, natürlicher, tätiger oder wirksamer Geschicklichkeit, Geeignetheit oder Fähigkeit, sondern aus lauterer Gnade, durch die barmherzige und wirksame Tätigkeit des heiligen Geistes. So wird deshalb die leidende Fähigkeit dem unwiedergebornen Menschen ganz mit Recht zugeschrieben. Konk.Formel, Ausf. Darl., Art. II, 22
14. Wenn der Mensch nichts aus seinen eigenen Kräften zu seiner Bekehrung tut, wer bewirkt diese dann?
Des unwiedergebornen Menschen Bekehrung, Glaube an Christus, Wiedergeburt, Erneuerung und alles, was dazu gehört, sie wirksaym anzufangen und zu vollenden, wird in der Heiligen Schrift durchaus nicht in irgendeinem oder auch nur im geringsten Teil den menschlichen Kräften des natürlichen freien Willens zugeschrieben, sondern völlig, d.h. schlechthin der alleinigen göttlichen Wirkung und dem Heiligen Geist. (Konk.Formel, Ausf. Darl., II, 25)
15. Beweise dies aus der Schrift!
Phil. 2,13: Denn Gott ist’s, der da wirket beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.
Apg. 5,31: Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland, zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünde.
2. Tim. 2,25.26: Strafe die Widerspenstigen, ob ihnen Gott dermaleinst Buße gäbe, die Wahrheit zu erkennen, und sie wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick, von dem sie gefangen sind zu seinem Willen.
+Phil. 1,29: Euch ist die Gnade gegeben, an Christus zu glauben.
Eph. 2,8: Denn aus Gnaden seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.
Joh. 6,29: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubet, den er gesandt hat.
5. Mose 29,4: Und der Herr
hat euch bis auf diesen heutigen Tag noch nicht gegeben ein Herz, das
verständig wäre, Augen, die da sähen, und Ohren, die da hören.
Matth. 13,14: Mit den Ohren
werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen, und mit sehenden Augen werdet
ihr sehen und werdet es nicht vernehmen.
Der Heilige Geist ist der Geist der Wiedergeburt und Erneuerung:
Tit. 3,4.5: Da aber erschien
die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unsers Heilandes, nicht um der
Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner
Barmherzigkeit machte er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und
Erneuerung des Heiligen Geistes.
*Hes. 11,19: Ich will euch
ein einträchtiges Herz geben und einen neuen Geist in euch geben; und will das
steinerne Herz wegnehmen aus eurem Leibe und ein fleischernes Herz geben.
*Hes. 36,26: Und ich will
euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben; und will das steinerne
Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.
*5. Mose 30,6: Und der Herr,
dein Gott, wird dein Herz beschneiden und das Herz deines Samens, dass du den
Herrn, deinen Gott, liebest von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf dass du
leben mögest.
*Ps. 51,10: Schaffe in mir,
Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.
Eph. 2,10: Gott hat uns in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken.
Jak. 1,17: All gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben her, von dem Vater des Lichts.
Joh. 6,44: Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, dass ihn ziehe der Vater.
Matth. 11,27: Und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.
1. Kor. 12,3: Niemand kann Jesus einen Herrn heißen außer durch den Heiligen Geist.
Joh.15,5: Ohne mich könnt ihr nichts tun.
2. Kor. 3,5: Dass wir tüchtig sind, das ist von Gott.
1. Kor. 4,7: Was hast du, das du nicht empfangen hast? Warum rühmest du dich, als hättest du nicht empfangen? Konk.Formel, Ausf. Darl., II, 26
*16. Führt der Heilige Geist das Werk der Bekehrung durch Mittel oder ohne Mittel?
Durch Mittel. „Denn Gott will durch kein anderes Mittel als durch sein heiliges Wort, so man dasselbe predigen hört oder liest, und die Sakramente, gemäß seinem Wort gebraucht, die Menschen zur ewigen Seligkeit berufen, zu sich ziehen, bekehren, wiedergebären und heiligen.“ Konk.Formel, Ausf. Darl., II, 50
*17. Zeige dies aus der Schrift!
1. Kor. 1,21: Denn dieweil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt zu retten, die daran glauben.
Röm. 10,17: So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.
Joh. 17,20: Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden.
Apg. 11,14: Der wird dir die Botschaft sagen, dadurch du selig wirst und dein ganzes Haus.
Matth. 17,5: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich wohlgefallen habe, den sollt ihr hören. Konk.Formel, Ausf. Darl., II, 51
*18. Nun möchte ich, dass du die ganze Weise und Verfahren beschreibt, dessen sich Gott bei der Bekehrung der Menschen bedient!
„Dieweil die natürlichen Kräfte des Menschen zur wahren Bekehrung nichts tun oder helfen können (1. Kor. 2,14; 2. Kor. 3,5), so kommt Gott aus unermesslicher Güte und Barmherzigkeit uns zuvor und lässt sein heiliges Evangelium, dadurch der Heilige Geist solche Bekehrung und Erneuerung in uns wirken und ausrichten will, predigen und zündet durch die Predigt und Betrachtung seines Wortes den Glauben und andere gottselige Tugenden in den Hörenden an, so jedoch, dass es Gaben und Wirkungen des Heiligen Geistes allein sind.“ Konk.Formel, II, 71.
*19. Wie verhält sich denn der Wille des Menschen bei solcher Bekehrung?
Der menschliche Wille ist weder wirkende noch mitwirkende Ursache, noch auch diejenige Ursache, ohne welche die Bekehrung nicht geschehen könnte. Weshalb auch jene Lehre von den drei wirkenden, in der Bekehrung des unwiedergebornen Menschen zusammentreffenden Ursachen, welche bisher in den Schulen vorgetragen worden, mit Recht verworfen wird.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., Art. II, 90:
Weil auch in den Schulen die Jugend de tribus causis efficientibus, concurrentibus in conversione hominis non renati, das ist, mit der Lehre von den drei bewirkenden Ursachen der Bekehrung des unwiedergebornen Menschen zu Gott, heftig irregemacht worden, welchergestalt dieselben nämlich das gepredigte und gehörte Wort Gottes, der Heilige Geist und des Menschen Wille zusammenkommen, ist abermals aus hiervor gesetzter Erklärung offenbar, dass die Bekehrung zu Gott allein Gottes des Heiligen Geistes Werk sei, welcher der rechte Meister ist, der allein solches in uns wirkt, dazu er die Predigt und das Gehör seines heiligen Wortes als sein ordentlich Mittel und Werkzeug gebraucht. Des unwiedergebornen Menschen Verstand aber und Wille ist anders nichts denn allein subiectum convertendum, das ist, der bekehrt werden soll, als eines geistlich toten Menschen Verstand und Wille, in dem der Heilige Geist die Bekehrung und Erneuerung wirkt, zu welchem Werk des Menschen Wille, so bekehrt soll werden, nichts tut, sondern lasst allein Gott in ihm wirken, bis er wiedergeboren und alsdann auch mit dem Heiligen Geist in andern nachfolgenden guten Werken wirkt, was Gott gefällig ist, aus Weise und Maß, wie droben ausführlich erklärt worden.
*20. Wie verhält er sich denn?
Der menschliche Wille verhält sich nur als Subjekt, das bekehrt werden soll, in welchem der Heilige Geist die Bekehrung und Erneuerung wirkt; zu welchem Werk aber der Wille des zu bekehrenden Menschen nichts beiträgt, sondern lässt Gott in ihm wirken, bis er wiedergeboren wird. (Konk.Formel, Ausf. Darl., II, 90)
21. Sage mir bitte zum Abschluss, wie viele und welches sind die Ursachen der Bekehrung?
Es gibt nicht mehr als zwei Ursachen: Die eine, und zwar die ursprünglich wirkende, ist der Heilige Geist; die andere, welche das Mittel ist, ist das Wort Gottes, welches des heiligen Geistes Werkzeug ist, wodurch er die Bekehrung des Menschen bewirkt. Des unwiedergebornen Menschen Verstand aber und Wille sind nur das Subjekt, das bekehrt werden soll.
Konk.Formel,
Kurze Darl., II, 19:
Dass
also vor der Bekehrung des Menschen nur zwei wirkliche [bewirkende] Ursachen
sich finden, nämlich der Heilige Geist und das Wort Gottes, als das Instrument
des Heiligen Geistes, dadurch er die Bekehrung wirkt, welches der Mensch hören
soll, aber demselben nicht aus eigenen Kräften, sondern allein durch die Gnade
und Wirkung Gottes des Heiligen Geistes Glauben geben und es annehmen kann.
*22. In der Bekehrung ist also der Wille vollkommen passiv?
Ja, denn ich behaupte mit dem sel. Luther, dass der Wille des Menschen sich bei der Bekehrung nur leidend verhält, was nämlich jene neuen Bewegungen betrifft, welche der Geist Gottes durch das Wort und die Sakramente in den Herzen oder dem Willen des Menschen anzündet, und so die Bekehrung wirkt. Nach der Bekehrung aber ist dieser erneuerte Wille das Werkzeug und Instrument des heiligen Geistes, dass er nicht allein die Gnade ergreife, sondern auch in nachfolgenden Übungen des Glaubens mit dem Heiligen Geist zugleich wirke. (Konk.Formel, Ausf. Darl., II, 89)
1. Wie vielfach ist das Gesetz Gottes?
Dreifach: das Zeremonial-, Gerichts- und Sittengesetz.
2. Was ist das Zeremonialgesetz?
Es ist die äußerliche Ordnung von den Opfern und des gesamten levitischen Gottesdienstes, durch welchen nicht allein das jüdische Volk von andern Völkern unterschieden, sondern auch Christus mit seinen Wohltaten vorgebildet und durch den Glauben den Auserwählten und Gläubigen wahrhaft angeeignet wurde.
+3. Wurde das Zeremonialgesetz abgeschafft; und wenn ja: warum?
Es ist jetzt abgetan:
1. Weil Gott selbst wollte, dass es nur für eine gewisse Zeit und allein für das israelitische Volk heilig sein sollte, indem er öfter im zweiten und dritten Buch Mose diese Worte wiederholt: Dies sollt ihr halten in euren Geschlechtern.
2. Weil das Zeremonialgesetz nur das Vorbild und der Schatten war auf Christus, welcher mit der Zeit geboren werden sollte. Nachdem nun dieser in das Fleisch gekommen, mussten jene Schatten und Vorbilder aufhören.
Hebr. 10,1: Denn das Gesetz hat den Schatten von den zukünftigen Gütern, nicht das Wesen der Güter selbst.
3. Weil Gott selbst einen neuen Bund verheißen hat.
Jer. 31,31: Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen.
Hebr. 8,13: Indem er sagt: Ein neues, macht er das erste alt. Was aber alt und überjahret ist, das ist nahe bei seinem Ende. (Melanchthon: Loci und Examen)
4. Was ist das gerichtliche oder Rechtsgesetz?
Das ist die bürgerliche Verfassung, welche die Art und Weise vorschreibt, nach welcher die öffentlichen Gerichte und die äußerliche Zucht unter dem israelitischen Volk gehalten werden sollte.
+5. Ist dies Gesetz auch abgetan?
Ja, und zwar:
1. Weil es ebenfalls nur für eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Staat, den jüdischen nämlich, angeordnet war.
2. Weil der jüdische Staat nur bis auf Christus währen sollte. Daher konnte auch dieses Gesetz nicht beständig sein.
1. Mose 49,10: Es wird das Szepter von Juda nicht entwendet werden, noch ein Meister von seinen Füßen, bis dass der Held komme, und demselben werden die Völker anhangen.
3. Weil das Evangelium alle bürgerliche Ordnungen, wenn sie nur dem göttlichen Willen und der Billigkeit gemäß sind, nicht aufhebt.
Matth. 22,21: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist; und Gott, was Gottes ist.
Röm. 13,1: Es ist keine Obrigkeit, außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet.
6. Was ist das Sittengesetz oder die Zehn Gebote?
Das Sittengesetz ist die von Gott gegebene Lehre, welche vorschreibt, wie wir beschaffen sein, was wir tun und unterlassen sollen, und einen vollkommenen Gehorsam gegen Gott verlangt und verkündigt, dass Gott denen, welche den vollkommenen Gehorsam nicht leisten, zürne, und sie mit dem ewigen Tod bestrafe. (Melanchthon: Loci)
+7. Ist denn das Gesetz nicht von Natur bekannt? Warum also sagst du: Es ist die von Gott offenbarte Lehre?
Das göttliche Gesetz ist zwar in die Herzen der Menschen geschrieben, so dass die menschliche Vernunft auf natürliche Weise das Gesetz einigermaßen erkennt; allein, es ist eine Decke über das menschliche Herz gelegt, wie Paulus spricht, Röm. 2,14; 2. Kor. 3,13.14, das ist, es hat der falsche Wahn die Gemüter der Menschen eingenommen, als wenn äußerliche und bürgerlich-gesetzliche Werke dem Gesetz Gottes Genüge leisteten. Deshalb war eine neue Offenbarung nötig, welche durch die Bekanntmachung der Zehn Gebote vermittelst des Dienstes Moses in der Wüste geschehen ist. S. 2. Mose 20,1 ff. (Apol., IV, 7. 133; Konk.Formel, Ausf. Darl., V, 10)
Röm. 2,14.15: Denn so die Heiden, die das Gesetz nicht haben und doch von Natur tun des Gesetzes Werk, dieselben, dieweil sie das Gesetz nicht haben, sind sie sich selbst ein Gesetz damit, dass sie beweisen, des Gesetzes Werk sei beschrieben in ihrem Herzen, da ihr Gewissen sie bezeugt, dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder entschuldigen.
+8. Was fordern also die Zehn Gebote?
„Nicht allein ein äußerlich ehrbar Leben oder gute Werke, welche die Vernunft einigermaßen zu tun vermag, sondern auch etwas anderes, welches weit über alle Vernunft geht, nämlich, Gott wahrhaft zu fürchten, zu lieben, anzurufen.“ Apol. IV, 8; Konk.Formel, V
[8.a Was fordert Gott von dir im ersten Gebot?
Du
sollst keine anderen Götter haben neben mir.
8.
a1 Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten,
lieben und vertrauen.
8.
a2 Was heißt denn: „einen Gott haben“?
Das ist: du sollst mich allein für deinen Gott
halten. Was ist das gesagt, und wie versteht man‘s? Was heißt, einen Gott
haben, oder was ist Gott? Antwort: ein Gott heißt das, dazu man sich versehen
soll alles Guten und Zuflucht haben in allen Nöten; also dass einen Gott haben
nichts anders ist, denn ihm von Herzen trauen und glauben; wie ich oft gesagt
habe, dass allein das Trauen und Glauben des Herzens beide macht, Gott und
Abgott. Ist der Glaube und Vertrauen recht, so ist auch dein Gott recht; und
wiederum, wo das Vertrauen falsch und unrecht ist., da
ist auch der rechte Gott nicht. Denn die zwei gehören zu Haufe, Glaube und
Gott. Worauf du nun (sage ich) dein Herz hängst und verlässt, das ist
eigentlich dein Gott.
Darum ist nun die Meinung dieses Gebots,
dass es fordert rechten Glauben und Zuversicht des Herzens, welche den rechten
einigen Gott treffe und an ihm allein hange. Und will so viel gesagt haben:
siehe zu und lasse mich allein deinen Gott sein und suche ja keinen andern; das
ist was dir mangelt an Gutem, des versieh dich zu mir und suche es bei mir, und
wo du Unglück und Not leidest, kriech und halte dich zu mir. Ich, ich will dir
genug geben und aus aller Not helfen, lass nur dein Herz an keinem andern
hangen noch ruhen. (Gr. Kat., 1. Teil, 1. Gebot, 1-4)
8. b Was fordert Gott von dir im zweiten Gebot?
Du
sollst den Namen deines Gottes nicht unnütz führen.
8.
b1 Was ist das? Antwort:
Wir sollen
Gott fürchten und lieben, dass wir bei seinem Namen nicht fluchen, schwören,
zaubern, lügen oder trügen, sondern denselben in allen Nöten anrufen, beten,
loben und danken.
8. b2 Was heißt denn: „Gottes Namen missbrauchen“?
Gleichwie das erste Gebot das Herz
unterweist und den Glauben gelehrt hat, also führt uns dies Gebot heraus und
richtet den Mund und die Zunge gegen Gott. Denn das erste, so aus dem Herzen
bricht und sich erzeigt, sind die Worte.
Wie ich nun droben gelehrt habe zu
antworten, was da heiße einen Gott haben, also musst du auch den Verstand
dieses und aller Gebote lernen einfältig fassen und von dir sagen .Wenn man nun
fragt: Wie verstehst du das andere Gebot, oder was heißt Gottes Namen
vergeblich führen oder missbrauchen? Antworte aufs kürzeste also: Das heißt
Gottes Namen missbrauchen, wenn man Gott den HERRN nennt, welcherlei Weise es
geschehen mag, zur Lüge oder allerlei Untugend. Darum ist so viel geboten, dass
man Gottes Namen nicht fälschlich anziehe oder in den Mund nehme, da das Herz
wohl anders weiß oder je anders wissen soll; wie unter denen oft geschieht, die
vor Gericht schwören, und ein Teil dem anderen lügt. Denn Gottes Namen kann man
nicht höher missbrauchen, denn damit zu lügen und trügen. Das lasse das
Deutsche und leichtesten Verstand dieses Gebotes bleiben. (Gr. Kat. 1.Teil,
50-52)
8.
c Was fordert Gott von dir im dritten Gebot?
Du
sollst den Feiertag heiligen.
8.
c1 Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass
wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern dasselbe heilig halten,
gerne hören und lernen.
8. c2 Was ist denn mit „Feiertag“ gemeint?
„Feiertag“ haben wir genannt nach dem
hebräischen Wörtlein Sabbat, welches eigentlich heißt „feiern“, das ist müßig
stehen von der Arbeit. Daher wir pflegen zu sagen“ Feierabend machen“ oder
„heiligen Abend geben.“ Nun hat Gott im Alten Testament den siebenten Tag
ausgesondert und aufgesetzt zu feiern und geboten, denselben vor allen andern
heilig zu halten. Und dieser äußerlichen Feier nach ist dies Gebot allein den
Juden gestellt, dass sie sollten von groben Werken stillstehen und ruhen, auf
dass sich beide, Mensch und Vieh, wieder erholten und nicht von steter Arbeit
geschwächt würden. Wiewohl sie es hernach allzu eng spannten und gröblich
missbrauchten, dass sie auch an Christo lästerten und nicht leiden konnten
solche Werke, die sie doch selbst daran taten, - wie man im Evangelium liest
(Matth. 12,1-3; Mark. 2,23-28; 3,2-4; Luk. 6,1-10; 13,10-17; 14,1-6; Joh.
5,9-18; 7,22-23; 9,14-16). Gerade als sollte das Gebot damit erfüllt sein, dass
man gar kein äußerlich Werk täte; welches doch nicht die Meinung war, sondern
lediglich die, dass sie den Feier- oder Ruhetag heiligten, wie wir hören
werden.
Darum geht nun dies Gebot nach dem groben
Verstand uns Christen nichts an, denn es ein ganz äußerliches Ding ist, wie
andere Satzungen des Alten Testaments, an sonderliche Weise, Person, Zeit und
Stätte gebunden, welche nun durch Christum alle frei gelassen sind. Aber einen
christlichen Verstand zu fassen für die Einfältigen, was Gott in diesem Gebot
von uns fordert, so merke, dass wir Feiertage halten nicht um der verständigen
und gelehrten Christen willen, denn diese bedürfen nirgends zu, sondern erstens
auch um leiblicher Ursache und Notdurft willen, welche die Natur lehrt und
fordert für den Gemeinden Haufen, Knechte und Mägde, so die ganze Woche ihrer
Arbeit und Gewerbe gewartet, dass sie sich auch einen Tag einziehen, zu ruhen
und erquicken. Darnach allermeist darum, dass man an solchem Ruhetage (weil man
sonst nicht dazu kommen kann) Raum und Zeit nehme, Gottesdienstes zu warten;
also dass man zu Haufe komme, Gottes Wort zu hören und handeln, darnach Gott
loben, singen und beten.
Solches aber (sage ich) ist nicht also an
Zeit gebunden wie bei den Juden, dass es müsse eben dieser oder jener Tag sein;
denn es ist keiner an sich selbst besser denn der andere: sondern sollte wohl
täglich geschehen, aber weil es der Haufe nicht warten kann, muss man je zum
wenigsten einen Tag in der Woche dazu ausschießen. Weil aber von alters her der
Sonntag dazu gestellt ist, soll man‘s auch dabei bleiben lassen, auf dass es in
einträchtiger Ordnung gehe und niemand durch unnötige Neuerung eine Unordnung
mache. Also ist das die einfältige Meinung dieses Gebotes: Weil man sonst
Feiertag hält, dass man solche Feier anlege, Gottes Wort zu lernen; also dass
dieses Tages eigentliches Amt sei das Predigtamt um des jungen Volkes und armen
Haufens willen; doch das Feiern nicht so eng gespannt, dass darum andere
zufälligen Arbeit, so man nicht umgehen kann, verboten wäre.
Deshalb wenn man fragt, was da gesagt sei:
Du sollst den Feiertag heiligen? so antworte: Den Feiertag heiligen heißt
soviel wie heilig halten. Was ist denn heilig halten? Nichts anders denn
heilige Worte, Werke und Leben führen; denn der Tag bedarf für sich selbst keines
Heiligens, denn er ist an sich selbst heilig geschaffen; Gott will aber haben,
dass er dir heilig sei. Also wird er deinethalben heilig und unheilig, so du
heiliges oder unheiliges Ding daran treibst. Wie geht nun solches
Heiligen zu? Nicht also, dass man hinter dem Ofen sitze und keine grobe
Arbeit tue oder einen Kranz aufsetze und seine besten Kleider anziehe, sondern
(wie gesagt) dass man Gottes Wort handle und sich darin übe. (Gr. Kat., 1.
Teil, 79-88)
8. d Was fordert Gott von dir im vierten Gebot?
Du
sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dir's wohlgehe und du
lange lebest auf Erden.
8.
d1 Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass
wir unsere Eltern und Herren nicht verachten noch erzürnen, sondern sie in
Ehren halten, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert haben.
8.
d2 Was ist denn mit „Eltern“ gemeint?
Diesem Vater- und Mutterstand hat Gott
sonderlich den Preis gegeben vor allen Ständen, die unter ihm sind, dass er
nicht schlechthin gebietet, die Eltern lieb zu haben, sondern zu ehren. Denn
gegen Brüder, Schwestern und den Nächsten insgemein befiehlt er nichts Höheres,
denn sie zu lieben; also dass er Vater und Mutter scheidet und auszeichnet vor
allen anderen Personen auf Erden und neben sich setzt. Denn es ist ein viel
höheres Ding ehren denn lieben, da es nicht allein die Liebe begreift, sondern
auch eine Zucht, Demut und Scheu, als gegen eine Majestät, allda verborgen.
Auch nicht allein fordert, dass man sie freundlich und mit Ehrerbietung anspreche,
sondern allermeist, dass man sich beide, von Herzen und mit dem Leib, also
stelle und erzeige, dass man viel von ihnen halte und - nach Gott - für die
Obersten ansehe. Denn welchen man von Herzen ehren soll, den muss man wahrlich
für hoch und groß achten. Also dass man dem jungen Volk einpräge, ihre Eltern
an Gottes statt vor Augen zu halten und also zu denken, ob sie gleich gering,
arm, gebrechlich und seltsam seien, dass sie dennoch Vater und Mutter sind, von
Gott gegeben. Des Wandels oder Fehls halber sind sie der Ehren nicht beraubt.
Darum ist nicht anzusehen die Person, wie sie sind, sondern Gottes Willen, der
es also schafft und ordnet. Sonst sind wir zwar vor Gottes Augen alle gleich;
aber unter uns kann es ohne solche Ungleichheit und ordentlichen Unterschied
nicht sein. Darum sie auch von Gott geboten ist, zu halten, dass du mir als
deinem Vater gehorsam seiest und ich die Oberhand habe.
So lerne nun zum ersten, was die Ehre gegen
die Eltern heiße, in diesem Gebot gefordert, nämlich dass man sie vor allen
Dingen herrlich und wert halte als den höchsten Schatz auf Erden. Darnach auch
mit Worten sich züchtig gegen sie stelle, nicht übel anfahre, poche noch
poltere; sondern lasse sie recht haben und schweige, ob sie gleich zu viel tun.
Zum dritten auch mit Werken, das ist mit Leib und Gut, solche Ehre beweise,
dass man ihnen diene, helfe und versorge, wenn sie alt, krank, gebrechlich oder
arm sind, und solches alles nicht allein gern, sondern mit Demut und
Ehrerbietung, als vor Gott getan. Denn wer das weiß, wie er sie im Herzen
halten soll, wird sie nicht lassen Not noch Hunger leiden, sondern über und
neben sich setzen und mitteilen, was er hat und vermag. (Gr. Kat., 1. Teil,
105-111)
In dieses Gebot gehört auch weiter zu sagen von allerlei Gehorsam gegen
Oberpersonen, die zu gebieten und zu regieren haben. Denn aus der Eltern
Obrigkeit fließt und breitet sich aus alle andere. (Gr. Kat., 1. Teil, 141)
8. e Was fordert Gott von dir im fünften Gebot?
Du sollst
nicht töten.
8.
e1 Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass
wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm
helfen und fördern in allen Leibesnöten.
8. e2 Was heißt das für dein Verhalten gegenüber deinem Nächsten?
Wir haben nun ausgerichtet beide,
geistliches und weltliches Regiment, das ist göttliche und väterliche Obrigkeit
und Gehorsam. Hier aber gehen wir nun aus unserm Haus unter die Nachbarn, zu
lernen, wie wir untereinander leben sollen, ein jeglicher für sich selbst,
gegen seinen Nächsten. Darum ist in diesem Gebote nicht eingezogen Gott und die
Obrigkeit, noch die Macht genommen, so sie haben zu töten. Denn Gott sein
Recht, Übeltäter zu strafen, der Obrigkeit an der Eltern statt befohlen hat,
welche vorzeiten (als man in Mose liest) ihre Kinder selbst mussten vor Gericht
stellen und zum Tode urteilen. Deshalb, was hier verboten ist, ist einem gegen
den andern verboten und nicht der Obrigkeit.
Dies Gebot ist nun leicht genug und oft
behandelt, weil man‘s jährlich im Evangelium hört, Mattth 5,21, da es Christus
selbst auslegt und in eine Summa fasst, nämlich dass man nicht töten soll weder
mit Hand, Herzen, Mund, Zeichen, Gebärden noch Hilfe und Rat. Darum ist darin
jedermann verboten zu zürnen, ausgenommen (wie gesagt) die an Gottes Statt
sitzen, das ist, Eltern und Obrigkeit. Denn Gott und was in göttlichem Stand
ist gebührt zu zürnen, schelten und strafen, eben um derer willen, so dies und
andere Gebote übertreten. (Gr. Kat., 1. Teil, 180-182)
8. e3 Was heißt denn „nicht töten“?
So steht nun dies Gebot darauf, dass man
niemand ein Leid tue um irgendeines bösen Stückes willen, ob ers gleich
höchlich verdient. Denn wo Totschlag verboten ist, da ist auch alle Ursache
verboten, daher Totschlag entspringen mag. Denn mancher, ob er nicht tötet, so
flucht er doch und wünscht, dass, wer es sollte am Hals haben, würde nicht weit
laufen. Weil nun solches jedermann von Natur anhängt und im Gemeinden Brauch
ist, dass keiner vom andern leiden will, so will Gott die Wurzel und Ursprung
wegräumen, durch welche das Herz wider den Nächsten erbittert wird, und uns
gewöhnen, dass wir allezeit dies Gebot vor Augen haben und uns darin spiegeln,
Gottes Willen ansehen und ihm das Unrecht, so wir leiden, befehlen mit herzlichem
Vertrauen und Anrufen seines Namens und also jene feindlich scharren und zürnen
lassen, dass sie tun, was sie könnten. Also dass ein Mensch lerne den Zorn
stillen und ein geduldiges, sanftes Herz tragen, sonderlich gegen die, die ihm
Ursache zu zürnen geben, das ist gegen die Feinde.
Darum ist die ganze Summa davon (den
Einfältigen aufs deutlichste einzuprägen, was da heiße nicht töten): zum
ersten, dass man niemand Leid tue erstens mit der Hand oder Tat, darnach die
Zunge nicht brauchen lasse, dazu zu reden oder raten; über das keinerlei Mittel
oder Weise gebrauche noch bewillige, dadurch jemand könnte beleidigt werden,
und endlich, dass das Herz niemand feind sei noch aus Zorn und Hass Böses
gönne; also dass Leib und Seele unschuldig sei an jedermann, eigentlich aber an
dem, der dir Böses wünscht oder zufügt. Denn dem, der dir Gutes gönnt und tut,
Böses tun, ist nicht menschlich, sondern teuflisch.
(Gr. Kat., 1. Teil, 186-188)
8. e4 Was ist in dieses Gebot auch eingeschlossen?
Dieses Gebot verbietet damit auch die
Tötung der Leibesfrucht (Abtreibung), ausgenommen bei akuter Gefahr für das
Leben der Mutter, denn Leibesfrucht ist ein Geschenk Gottes (Ps. 127,3); die
aktive oder passive Beihilfe zum Selbstmord, also die Euthanasie und auch die sogenannte
„verbrauchende Embryonenforschung“ und die künstliche Befruchtung, wenn nicht
alle befruchteten Eizellen eingesetzt werden. Unsere Pflicht als Christen aus
der Nächstenliebe gebietet uns aber, nicht nur diese Dinge zu verwerfen,
sondern auch den Müttern in ihrer Bedrängnis wie auch den kranken und alten
Menschen beizustehen.
8. f Was fordert Gott von dir im sechsten Gebot?
Du sollst
nicht ehebrechen.
8.
f1 Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass
wir keusch und züchtig leben in Worten und Werken und ein jeglicher sein Gemahl
liebe und ehre.
8. f2 Warum ist dieses Gebot so nötig?
Diese Gebote sind nun an sich selbst leicht
zu verstehen aus dem nächsten, denn sie gehen alle dahin, dass man sich hüte
vor allerlei Schaden des Nächsten; sind aber fein ordentlich gestellt. Zum
ersten auf seine eigene Person; danach fortgefahren auf die nächste Person oder
das nächste Gut nach seinem Leibe, nämlich sein eheliches Gemahl, welches mit
ihm ein Fleisch und Blut ist, also dass man ihm an keinem Gut höheren Schaden
tun kann. Darum auch deutlich hier ausgedrückt wird, dass man ihm keine Schande
zufügen soll an seiner Ehefrau. Und lautet eigentlich auf den Ehebruch, darum
dass im jüdischen Volk so geordnet und geboten war, dass jedermann musste
ehelich erfunden werden, darum auch die Jugend aufs zeitlichste beraten ward,
also dass Jungfrauenstand nichts galt, auch kein öffentliches Huren- und
Bubenleben (wie jetzt) gestattet ward. Darum ist der Ehebruch die gemeinste
Unkeuschheit bei ihm gewesen.
Weil aber bei uns ein solches schändliches
Gemenge und Grundsuppe aller Untugend und Büberei ist, ist dies Gebot auch
wider alle Unkeuschheit gestellt, wie man sie nennen mag, und nicht allein
äußerlich die Tat verboten, sondern auch allerlei Ursache, Reizung und Mittel;
also dass Herz, Mund und der ganze Leib keusch sei, keinen Raum, Hilfe noch Rat
zur Unkeuschheit gebe, und nicht allein das, sondern auch wehre, schütze und
rette, wo die Gefahr und Not ist, und wiederum helfe und rate, dass sein
Nächster bei Ehren bleibe. Denn wo du solches nachlässt, so du könntest dafür
sein, oder durch die Finger siehst, als ging dich‘s nicht an, bist du eben
sowohl schuldig als der Täter selbst. Also ist, aufs kurze zu fassen, so viel
gefordert, dass ein jeglicher beide für sich selbst keusch lebe und dem
Nächsten auch dazu helfe; also dass Gott durch dies Gebot eines jeglichen
ehelich Gemahl will umschränkt und bewahrt haben, dass sich niemand daran
vergreife. (Gr. Kat., 1. Teil, 200-205)
8. f3 Was ist denn die Ehe?
Die Ehe ist die von Gott gestiftete, durch
rechtmäßiges öffentliches Ehegelöbnis geschlossene lebenslange Verbindung eines
Mannes und einer Frau zu einem Fleisch. (nach dem Schwan’schen Katechismus)
Eine ähnliche Verbindung anderer Personen miteinander, etwa von Mann mit Mann
oder Frau mit Frau, ist nicht die von Gott gestiftete Ehe, vielmehr Gott ein
Greuel, vgl. Röm. 1,24-32.
8. g Was fordert Gott von dir im siebten Gebot?
Du sollst
nicht stehlen.
8.
g1 Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass
wir unsers Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen noch mit falscher Ware oder
Handel an uns bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und
behüten.
8. g2 Was heißt denn „stehlen“?
Nach deiner Person und ehelichem Gemahl ist
zeitlich Gut das nächste; das will Gott auch verwahrt haben und geboten, dass
niemand dem Nächsten das Seine abbreche noch verkürze. Denn stehlen heißt nicht
anders denn eines andern Gut mit Unrecht zu sich bringen, damit kürzlich
begriffen ist allerlei Vorteil mit des Nächsten Nachteil in allerlei Händeln.
Das ist nun gar ein weitläufiges, allgemeines Laster, aber so wenig geachtet
und wahrgenommen, dass es über die Maßen ist, also dass, wo man sie alle an
Galgen hängen sollte, was Diebe sind und doch nicht heißen wollen, sollte die
Welt bald wüst werden und beide, an Henkern und Galgen, gebrechen. Denn es soll
(wie jetzt gesagt) nicht allein gestohlen heißen, dass man Kasten und Taschen
räumt, sondern um sich greifen auf dem Markt, in allen Kauf- und
Fleischerläden, Wein- und Bierkellern, Werkstätten und kürzlich, wo man
hantiert, Geld um Ware oder Arbeit nimmt und gibt.
Zum Beispiel nämlich, dass wir‘s für den
Gemeinden Haufen ein wenig grob ausstreichen, dass man doch sehe, wie fromm wir
sind; wenn ein Knecht oder Magd im Haus nicht treulich dient und Schaden tut
oder geschehen lässt, den sie wohl abwehren könnte, oder sonst ihr Gut
verwahrlost und versäumt aus Faulheit, Unfleiß oder Bosheit, zu Trotz und
Verdruss Herrn und Frauen, und wie solches mutwillig geschehen kann (denn ich
rede nicht von dem, das versehen und ungern getan ist): da kannst du ein Jahr
dreißig oder vierzig Gulden und mehr entwenden, welches, so ein anderer
heimlich genommen oder weggetragen hätte, müsste er am Strick erwürgen, aber
hier darfst du noch trotzen und pochen, und darf dich niemand einen Dieb
heißen. Desgleichen rede ich auch von Handwerksleuten, Arbeitern, Tagelöhnern,
die ihren Mutwillen brauchen und nicht wissen, wie sie die Leute übersetzen
sollen, und doch lässig und untreu in der Arbeit sind. Diese alle sind weit
über die heimlichen Diebe, vor denen man Schloss und Riegel legen kann, oder wo
man sie begreift, also mitfährt, dass sie es nicht mehr tun. Vor diesen aber
kann sich niemand hüten, darf sie auch niemand sauer ansehen oder eines Diebstahls zeihen, dass einer zehnmal lieber aus dem
Beutel verlieren sollte. Denn da sind meine Nachbarn, gute Freunde, mein
eigenes Gesinde, dazu ich mich Gutes versehe, die mich am allerersten berücken.
Also auch fort auf dem Markt und Gemeinden
Händeln geht es mit voller Macht und Gewalt, da einer den anderen öffentlich
mit falscher Ware, Maß, Gewicht, Münze betrügt und mit Behändigkeit und
seltsamen Finanzen oder geschwinden Ränken übervorteilt, weiter mit dem Kauf
übersetzt und nach seinem Mutwillen beschwert, schindet und plagt. (Gr. Kat.,
1. Teil, 223-227)
Das sei genug davon gesagt, was stehlen
heiße, dass man‘s nicht so enge spanne, sondern gehen lasse so weit, wie wir
mit dem Nächsten zu tun haben. Und kurz in eine Summa, wie in der vorigen, zu
fassen, ist dadurch verboten: erstens dem Nächsten Schaden und Unrecht zu tun
(wie mancherlei Weise zu erdenken sind), Habe und Gut abzubrechen, verhindern
und vorzuenthalten, auch solches nicht bewilligen noch gestatten, sondern
wehren, zuvorkommend und wiederum geboten, sein Gut fördern, bessern und, wo er
Not leidet, helfen, mitteilen, vorstrecken beiden, Freunden und Feinden.
Wer nun gute Werke sucht und begehrt, wird
hier übrig genug finden, die Gott von Herzen angenehm und gefällig sind, dazu
mit trefflichem Segen begnadet und überschüttet, dass es reichlich soll
vergolten werden, was wir unserm Nächsten zu Nutz und Freundschaft tun; wie
auch der König Salomo lehrt Spr. 19,17: Wer sich des Armen erbarmt, der leiht
dem HERRN, der wird ihm wiedervergelten seinen Lohn. Da hast du einen reichen
Herrn, der dir gewiss genug ist und nichts wird gebrechen noch mangeln lassen,
so kannst du mit fröhlichem Gewissen hundertmal mehr genießen, als du mit
Untreu und Unrecht zusammenscharrst. Wer nun den Segen nicht mag, der wird Zorn
und Unglück genug finden. (Gr. Kat., 1. Teil, 250-253)
8. h Was fordert Gott von dir im achten Gebot?
Du
sollst nicht falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten.
8.
h1 Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass
wir unsern Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten, nachreden oder bösen
Leumund machen, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles
zum Besten kehren.
8.
h2 Was will also Gott von dir in diesem Gebot?
Also haben wir nun die Summa und
allgemeinen Verstand von diesem Gebote, dass niemand seinem Nächsten, beide,
Freund und Feind, mit der Zunge schädlich sein noch Böses von ihm reden soll,
Gott gebe, es sei wahr oder erlogen, so nicht aus Befehl oder zu Besserung
geschieht; sondern seine Zunge brauchen und dienen lassen, von jedermann das
Beste zu reden, seine Sünde und Gebrechen zu decken, entschuldigen und mit
seiner Ehre beschönigen und schmecken. Ursache soll sein allermeist diese, so
Christus im Evangelium anzieht und damit alle Gebote gegen den Nächsten will
gefasst haben: Alles, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr
ihnen auch. (Gr. Kat., 1. Teil, 285-286)
8. i Was fordert Gott von dir im neunten und zehnten Gebot?
(9.
Gebot) Du sollst nicht begehren deines
Nächsten Haus.
8.
i1 Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass
wir unserm Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe oder Hause stehen noch mit
einem Schein des Rechts an uns bringen, sondern ihm dasselbe zu behalten
förderlich und dienstlich sein.
(10.
Gebot) Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh oder
alles, was sein ist.
8.
i2 Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott
fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten nicht seine Frau, Mitarbeiter
oder Vieh abspannen, abdringen oder abwendig machen, sondern dieselben
anhalten, dass sie bleiben und tun, was sie schuldig sind.
8. i3 Worum geht es Gott in diesen beiden Geboten?
Also lassen wir diese Gebote bleiben in dem
allgemeinenVerstand, dass vornehmlich geboten sei, dass man des Nächsten
Schaden nicht begehre, auch nicht dazu helfe noch Ursache gebe, sondern ihm
gönne und lasse, was er hat, dazu fördere und erhalte, was ihm zu Nutz und
Dienst geschehen mag, wie wir wollten uns getan haben; also dass es sonderlich
wider die Abgunst und den leidigen Geiz gestellt sei, auf dass Gott die Ursache
und Wurzel aus dem Wege räume, daher alles entspringt, dadurch man dem Nächsten
Schaden tut. Darum er‘s auch deutlich mit den Worten setzt: du sollst nicht
begehren usw. Denn er will vornehmlich das Herz rein haben, wiewohl wir‘s, so
lange wir hier leben, nicht dahin bringen können, also dass dies wohl ein Gebot
bleibt, wie die andern alle, das uns ohne Unterlass beschuldigt und anzeigt,
wie fromm wir vor Gott sind. (Gr. Kat., 1. Teil, 309-310)
8. j Was sagt nun Gott von all diesen Geboten?
Er
sagt also: Ich, der HERR, dein Gott, bin ein starker, eifriger Gott, der über die, so mich hassen, die Sünde der Väter
heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied; aber denen, so mich
lieben und meine Gebote halten, tue ich wohl in tausend Glied.
8.
j1 Was ist das? Antwort:
Gott droht zu strafen alle, die diese
Gebote übertreten; darum sollen wir uns fürchten vor seinem Zorn und nicht
gegen solche Gebote tun. Er verheißt aber Gnade und alles Gute allen, die
solche Gebote halten; darum sollen wir ihn auch lieben und vertrauen und gerne
tun nach seinen Geboten.
8. j2 Wie hängen diese Gebote alle am ersten Gebot?
Das ist auch eben der Sinn und die rechte
Auslegung des ersten und vornehmsten Gebotes, daraus alle anderen quellen und gehen
sollen; also dass dies Wort „du sollst nicht andere Götter haben“ nichts
anderes aufs einfältigste will gesagt haben, denn so viel hier gefordert: Du
sollst mich als deinen einigen rechten Gott fürchten, lieben und mir vertrauen.
Denn wo ein solches Herz gegen Gott ist, das hat dieses und alle andere
erfüllt; wiederum wer etwas andres im Himmel und auf Erden fürchtet und liebt,
der wird weder dieses noch keines halten. Also hat die ganze Schrift überall
dies Gebot gepredigt und getrieben, alles auf die zwei Stücke, Gottesfurcht und
Vertrauen, gerichtet, und vornehmlich der Prophet David im Psalter durch und
durch, als da er spricht: der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten und
auf seine Güte warten, als wäre das ganze Gebot mit einem Vers ausgestrichen
und ebensoviel gesagt: der HERR hat Gefallen an denen, die keine andere Götter
haben.
Also soll nun das erste Gebot leuchten und
seinen Glanz geben in die andern alle. Darum musst du auch dies Stück lassen
gehen durch alle Gebote, als die Schale oder Bügel im Kranz das Ende und Anfang
zu Haufe füge und alle zusammen halte, auf dass man‘s immer wiederhole und
nicht vergesse. (Gr. Kat., 1. Teil, 324-326)]
9. Welches ist der Nutzen des Sittengesetzes und wie vielfach ist er?
Der Nutzen des göttlichen Gesetzes ist im Allgemeinen ein dreifacher. Erstens, sofern es angewendet wird auf die bürgerliche Ordnung, damit die äußerliche Zucht und Ehrbarkeit gegen wilde und ungezogene Menschen einigermaßen erhalten werde. Zweitens, sofern es zur Erziehung gebraucht wird, damit die Sünder zur Erkenntnis der Sünden gebracht werden. Drittens wird es zur Unterweisung gebraucht, damit die, welche durch den Geist Gottes wiedergeboren und zu dem Herrn bekehrt sind, und denen schon die Decke Moses genommen ist, daraus belehrt werden, wie sie in wahrer Gottesfurcht wandeln und damit eine gewisse, sichere Regel haben, nach welcher sie ihr ganzes Leben einrichten können und sollen. Konk.Formel, Kurze Darl., VI, 1; Ausf. Darl., VI, 1
*10. Was bedürfen die Wiedergeborenen das Gesetz, da sie frei sind, und so, wie die Sonne, ohne fremden Antrieb, freiwillig, durch den Trieb des Heiligen Geistes tun, was Gott von ihnen fordert?
Obwohl die, welche gläubig und wahrhaft zu Gott bekehrt und gerechtfertigt, frei sind von dem Fluch des Gesetzes, und in dieser Rücksicht wahrhaft Freie sind und genannt werden; so müssen sie sich dennoch täglich im Gesetz des Herrn üben, Ps. 1,2.
Ps. 1,2: Er hat Lust zum Gesetz des Herrn und redet von seinem Gesetz Tag und Nacht.
Denn das Gesetz Gottes ist wie der klarste Spiegel, in welchem der Wille Gottes und das, was ihm wohlgefällt, deutlich vor unsere Augen gelegt wird. (Konk.Formel, Kurze Darl., VI, 2); Ausf. Darl. VI, 4)
*11. Aber dem Gerechten ist doch eigentlich kein Gesetz gegeben? 1. Tim. 1,9
Zwar ist nicht dem Gerechten, aber dem Ungerechten das Gesetz gegeben, wie der Apostel bezeugt: Doch darf man dies nicht schlechthin so verstehen, als wenn dem Gerechten ohne Gesetz zu leben erlaubt sei. Vielmehr ist dies der wahre und rechte Verstand der Worte Pauli: Dass das Gesetz die, welche durch Christus mit Gott versöhnt sind durch seinen Fluch nicht verderben; und dass es den Wiedergebornen durch seinen Zwang nicht beschwerlich sein kann, sofern sie nach dem inwendigen Menschen am Gesetz Gottes Wohlgefallen haben und freiwillig tun, was es verlangt. Konk.Formel, VI, 5
*12. Aber warum haben die Wiedergebornen den Dienst des Gesetzes nötig?
Weil die Erneuerung und Heiligung ihres Gemüts in diesem Leben nur angefangen, nicht vollendet wird, so dass der alte Adam ihrer Natur und allen ihren inneren und äußeren Kräften beständig anhängt. (Konk. Formel, Ausf. Darl., VI, 7)
*13. Beweise dies aus der Heiligen Schrift!
Also spricht der göttliche Apostel von sich selbst, als Wiedergebornen: Ich weiß, dass in mir, das ist, in meinem Fleisch, wohnet nichts Gutes: Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; aber das Böse, das ich nicht will, das tue ich. ... So sehe ich nun ein anderes Gesetz in meinem Gliedern, das da streitet gegen das Gesetz in meinem Geist und mich gefangen nimmt unter das Gesetz der Sünde. Röm. 7,18.19.23.
So auch in Gal. 5,17: Denn das Fleisch streitet wider den Geist und der Geist wider das Fleisch; dieselben sind gegeneinander, dass ihr nicht tut, was ihr wollt.
Deshalb bedürfen die Wiedergebornen nicht nur der beständigen Erinnerung, Lehre und Drohung des Gesetzes, sondern auch seiner Züchtigungen, damit jener Alte aus ihnen herausgetrieben werde und sie dem Heiligen Geist gehorchen, wie geschrieben steht: Es ist gut für mich, dass du mich gedemütigt hast, damit ich deine Gebote lerne. Ps. 119,71.
Ebenso 1. Kor. 9,27: Ich züchtige meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht den andern predige und selbst verwerflich werde. So auch Hebr. 12,8: Seid ihr aber ohne Züchtigung, welche sie alle erfahren haben, so seid ihr Ausgestoßene und nicht Kinder. (Konk.Formel, Ausf. Darl., VIII, 9)
*14. Ist noch eine andere Ursache, um welcher willen das Gesetz in der Kirche und bei den Wiedergebornen muss getrieben werden?
Ja freilich; denn es kann leicht geschehen, dass auch die Wiedergebornen, wegen des alten Adams, welcher noch in allen ihren Kräften drinnen ist, unter dem Vorgeben einer besondern Demut, religiöse Werke erdichten und Gottesverehrung erwählen, die im Worte Gottes nicht geboten sind; oder dass sie sich einbilden und überreden, dass ihr Leben und Ihre Werke ganz rein und vollkommen seien. Deshalb hält das Gesetz nicht nur durch Erinnerungen und Drohungen, sondern auch durch Strafen und Plagen den alten Adam in Schranken, dass er dem Geist gehorche und sich ihm gefangen gebe. Ja, gleich wie in einem Spiegel, zeigt es, dass bei den Wiedergebornen in diesem Leben alles noch unvollkommen und unrein sei; so dass sie mit dem Apostel bekennen müssen: „Ich bin mir nichts bewusst; aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt.“ 1. Kor. 4,4. (Konk. Formel, Kurze Darl., VI, 4; Ausf. Darl., VI, 21)
*15. Aber leistet denn das nicht das Evangelium an den Wiedergeborenen?
Zwar tut das Evangelium in diesem Stück sehr viel, aber in ganz anderer Weise als das Gesetz. Denn das Gesetz schärft zwar ein, es sei Gottes Wille und Befehl, dass wir in einem neuen Leben wandeln; allein Kräfte und Vermögen gibt es nicht, mit welchen wir den neuen Gehorsam anfangen und leisten könnten. Aber der Heilige Geist, welcher nicht durch die Predigt des Gesetzes, sondern durch die des Evangeliums gegeben und empfangen wird, der erneuert das Herz des Menschen. Konk.Formel, Ausf. Darl. VI, 11
*16. Vollbringt der Heilige Geist dies durch mittelbar oder unmittelbar?
Mittelbar; „denn er gebraucht das Gesetz dazu, dass er aus demselben die Wiedergebornen lehrt, und in den zehn Geboten ihnen zeigt und weist, welches da sei der wohlgefällige Wille Gottes (Röm 12,2), „in welchen guten Werken sie wandeln sollen, welche Gott zuvor bereitet hat.“ Eph. 2,10. Konk. Formel, Ausf. Darl., VI, 12
*17. Also unterscheiden sich die Werke des Gesetzes und die Werke des Heiligen Geistes?
Gar sehr. Dieser Unterschied aber rührt her aus der Verschiedenheit der Menschen, welche nach dem Gesetz und dem Willen Gottes zu leben sich bemühen, von denen einige unwiedergeboren, andere wiedergeboren sind. (Konk.Formel, Kurze Darl., VI, 7); Ausf. Darl. VI, 16
*18. Wie verhalten sich zu dem Gesetz Gottes die Werke der Unwiedergebornen?
Der unwiedergeborne Mensch, welcher einigermaßen nach dem Gesetz Gottes lebt und des Gesetzes Werke deshalb tut, weil sie auf diese Weise befohlen sind, und welcher solchen Gehorsam entweder aus Furcht vor der Strafe oder Hoffnung einiger Belohnung leistet, dieser ist noch unter dem Gesetz, wie ein Sklave, und seine Werke sind es eigentlich, welche Paulus Gesetzeswerke nennt. Konk.Formel, Ausf. Darl., VI, 16.
*19. Wie verhalten sich der Wiedergebornen Werke zu dem Gesetz Gottes?
Wenn der Mensch durch den Heiligen Geist wiedergeboren und von dem Gesetz, das ist von dem Zwang des Gesetzes, befreit ist und schon im Geist Gottes handelt, dann lebt er nach dem unwandelbaren Willen Gottes, der im Gesetz offenbart ist und tut, sofern er wiedergeboren ist, alles mit freiem und willigem Geist. Und solche Werke dürfen eigentlich nicht Gesetzeswerke genannt werden, sondern Werke und Früchte des Geistes. Denn diese Menschen sind ferner nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. Röm. 6,14. Konk.Formel, Ausf. Darl. VI, 17
+20. Kann denn das Sittengesetz von den Wiedergebornen beobachtet oder erfüllt und so der Mensch gerechtfertigt werden?
Er kann es nicht; was ja aus dem schon Gesagten aufs klarste hervorgeht. Denn auch die guten Werke der Wiedergebornen sind in diesem Leben, wegen der im Fleische klebenden Sünde, unvollkommen und unrein. Und ob sie gleich nach dem inwendigen Menschen tun, was Gott wohlgefällt, so müssen sie doch beständig und unablässig mit dem alten Adam kämpfen, welcher wie ein wilder und hartnäckiger Esel immerzu gegen den Geist gelüstet; und deshalb nicht nur durch die Lehre, Ermahnungen und Drohungen des Gesetzes, sondern auch durch seine Plagen und Strafen muss gezähmt werden, so dass viel daran fehlt, dass er könne das Gesetz halten oder erfüllen. (Konk.Formel, Ausf. Darl., VI, 23)
*21. Auf wie viele Weisen hat Christus das Sittengesetz erfüllt?
Auf viererlei Weisen vorzüglich: 1. Indem er den wahren Sinn des Gesetzes erklärt hat. Matth. 5.
2. Indem er ihm vollkommenen Gehorsam geleistet hat.
Röm. 5,19: Durch des Einen Ungehorsam sind die vielen zu Sündern geworden; aber durch des Einen Gehorsam werden die vielen gerecht.
3. Indem er den Fluch des Gesetzes auf sich genommen hat.
Gal. 3,13: Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes erlöst, indem er ward ein Fluch für uns.
4. Indem er uns seine eigene Gerechtigkeit und seinen dem Gesetz geleisteten Gehorsam schenkt.
2. Kor. 5,21: Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.
1. Was ist das Evangelium?
Das Evangelium ist die von Gott offenbarte Lehre, welche voll ist von Trost wegen der Barmherzigkeit Gottes und der Vergebung der Sünden aus Gnaden durch und wegen des Verdienstes Christi, sobald es der Glaube ergreift.
Konk. Formel, Kurze Darl., Art. V,5:
Das
Evangelium aber sei eigentlich eine solche Lehre, die da lehrt, was der Mensch
glauben soll, der das Gesetz nicht gehalten hat und durch dasselbe verdammt
[wird], nämlich das Christus alle Sünden gebüßt und bezahlt und ihm ohne alle
sein Verdienst erlangt und erworben habe Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit,
die vor Gott gilt, und das ewige Leben.
Konk.
Formel, Kurze Darl., Art. V, 7:
Wenn
aber das Gesetz und Evangelium, wie auch Moses selbst [als] ein Gesetzeslehrer,
und Christus als ein Prediger des Evangeliums gegeneinander gehalten [werden],
glauben, lehren und bekennen wir, dass das Evangelium nicht eine Buß= oder
Strafpredigt, sondern eigentlich anderes nichts denn eine Trostpredigt und
fröhliche Botschaft sei, die nicht straft noch schreckt, sondern wider das
Schrecken des Gesetzes die Gewissen tröstet, allein aus das Verdienst Christi
weist und mit der lieblichen Predigt von der Gnade und Huld Gottes, durch
Christus’ Verdienst erlangt, wieder aufrichtet.
Konk. Formel, Ausf. Darl., Art. V, 20.21:
Das Evangelium aber ist eigentlich eine
Lehre (nachdem der Mensch das Gesetz Gottes nicht gehalten, sondern dasselbe
übertreten, darwider seine verderbte Natur, Gedanken, Worte und Werke streiten,
und [er] der Ursachen dem Zorn Gottes, dem Tod, allen zeitlichen Plagen und der
Strafe des höllischen Feuers unterworfen [ist]), die da lehrt, was der Mensch
Glauben solle, dass er bei Gott die Vergebung der Sünden erlange, nämlich, dass
der Sohn Gottes, unser Her Christus, den Fluch des Gesetzes auf sich genommen
und getragen, alle unsere Sünden gebüßt und bezahlt [hat], durch welchen allein
wir bei Gott wieder zu Gnaden kommen, Vergebung der Sünden durch den Glauben
erlangen, aus dem Tod und allen Strafen der Sünden erledigt und ewig selig
werden.
Denn alles, was tröstet, die Huld und Gnade
Gottes den Übertretern des Gesetzes anbietet, ist und heißt eigentlich das
Evangelium, eine gute und fröhliche Botschaft, dass Gott die Sünde nicht
strafen, sondern um Christus’ willen vergeben wolle.
+2. Da mehrere Unterscheidungspunkte zwischen dem Gesetz und dem Evangelium sind, bitte ich, dass du sie der Reihe nach nennst!
Erstens. Unterscheiden sie sich durch die Erkenntnis (die art und Weise, wie sie bekannt werden). Denn das Gesetz ist von Natur bekannt, sofern nämlich einige Erkenntnis desselben von Gott dem menschlichen Versand eingepflanzt und eingegraben ist.
Röm. 2,14.15: Denn so die Heiden, die das Gesetz nicht
haben, und doch von Natur tun des Gesetzes Werk, dieselben, weil sie das Gesetz
nicht haben, sind sie sich selbst ein Gesetz, damit, dass sie beweisen, es
Gesetzes Werk sei beschrieben in ihrem Herzen, da ihr Gewissen sie bezeugt,
dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder entschuldigen.
Das Evangelium aber ist ein Geheimnis, das von der Welt her verborgen gewesen ist.
Röm. 16,25.26: Dem aber, der euch
stärken kann laut meines Evangeliums und Predigt von Jesu Christo, durch welche das Geheimnis
offenbaret ist, das von der Welt her
verschwiegen gewesen ist, nun aber offenbaret, auch kundgemacht durch der
Propheten Schriften aus Befehl des
ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden.
+3. Was ist der andere Unterschied zwischen dem Gesetz und dem Evangelium?
Zweitens. Sie unterscheiden sie sich durch den Inhalt. Denn das Gesetz hat es mit Geboten zu tun und lehrt, wie wir sein, was wir tun und was wir unterlassen sollen. 5. Mose 6,5.
Das Evangelium aber geht mit lauter Verheißungen der Gnade um.
Joh. 3,16.17: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.
+4. Zeige den dritten Unterschied zwischen dem Gesetz und dem Evangelium!
Drittens. Sie unterscheiden sich durch die Form der Verheißungen. Denn die Verheißungen des Gesetzes vergelten nach Verdienst, wo zwischen Arbeit und Lohn ein gerechtes Verhältnis ist.
Aber die Verheißungen des Evangeliums sind eitel Gnade; so dass auf unsere Werke nicht im geringsten Rücksicht genommen wird.
Röm. 4,4.5: Dem aber, der mit Werken umgehet, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glauben gerechnet zur Gerechtigkeit. (Melanchthon: Loci)
+5. Zeige den vierten Unterschied!
Viertens. Sie unterscheiden sich durch den Gegenstand. Denn das Gesetz bezieht sich auf sichere, freche, epikurische, heuchlerische Menschen, wie auch auf den alten Adam, sofern er noch in den Wiedergebornen die Herrschaft erstrebt.
1. Tim. 1,9.10: Und weiß solches, dass dem Gerechten kein Gesetz gegeben ist, sondern den Ungerechten undUngehorsamen, den Gottlosen und Sündern, den Unheiligen und Ungeistlichen, den Vatermördern und Muttermördern, den Totschlägern, den Hurern, den Homosexuellen, den Menschendieben und Lügnern, den Meineidigen, und so etwas mehr der heilsamen Lehre zuwider ist. Gal. 5,17.
Das Evangelium aber bezieht sich auf solche, die zerknirscht und durch das Gefühl und die Furcht des göttlichen Zorns niedergedrückt sind oder auf die Armen im Geist.
Jes.
61,1: Der Geist des HERRN HERRN ist über mir, darum hat mich der HERR
gesalbt. Er hat mich gesandt, den
Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen
zu verbinden, zu predigen den Gefangenen eine Erledigung, den
Gebundenen eine Öffnung. Luk. 4,18.
+6. Zeige den fünften Unterschied!
Fünftens. Sie unterscheiden sich durch die Wirkungen. Das Gesetz klagt an, schreckt, wirkt Zorn und Verdammnis.
Röm. 4,15: Das Gesetz richtet nur Zorn an.
„Das Evangelium aber ist eine Kraft Gottes die da selig macht alle, die daran glauben.“ Röm. 1,16.
Röm 5,16: Die Gabe aber hilft aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit.
+7. Um welchen Unterschied vorzüglich wird heutzutage gestritten?
Über diesen letzten Unterschied, oder, was dasselbe ist, über die Erklärung des eigentlich so genannten Evangeliums, erhoben in früheren Jahren die Antinomer Streit, indem sie behaupteten, dass das Evangelium eigentlich sei nicht nur die Lehre von der Gnade Gottes, sondern, dass es auch zugleich sei die Predigt von der Buße, welche die Sünde des Unglaubens strafe. Konk. Formel, Kurze Darl., V, 1; Ausf. Darl., V, 2
+8. Auf diese Weise scheinst du die Apologie des Augsburger Bekenntnisses eines Irrtums zu beschuldigen, welche im 12. Artikel deutlich behauptet, dass die Summe der Predigt des Evangeliums sei, Sünde zu strafen und Vergebung der Sünde anzubieten?
Nicht allein die Apologie des Augsburger Bekenntnisses, sondern auch selbst der sel. Luther und andere rechtgläubige Theologen haben so geschrieben und gelehrt, aber in einem ganz andern und verschiedenen Sinn, als nachher die Antinomer diese Redensarten gebrauchten. Denn die Apologie und andere gebrauchen das Wort „Evangelium“ im Allgemeinen für die ganze christliche Lehre, nicht aber im besondern Sinn, wie es die Antinomer fassten. (Konk.Formel, Ausf. Darl., V, 27)
*9. Ich sehe, dass die Entscheidung dieses Streits aus der Doppelsinnigkeit des Worts zu nehmen ist. Bitte, du wollest sie deshalb erklären!
Es begegnet uns eine zweifache Doppelsinnigkeit: Die eine ist die des Wortes „Evangelium“; die andere die des Wortes „Buße“. Das Wort Evangelium nämlich wird sowohl in der Heiligen Schrift als auch in den Schriften der Alten und Neuern auf zweierlei Weise gebraucht und gefasst: Denn erstens bezeichnet es die ganze Lehre Christi, welche er während sseines Amtes auf dieser Erde vorgelegt und im Neuen Bund vorzutragen befohlen hat, und welche des Gesetzes Erklärung und Verkündigung der Gnade Gottes umfasst. (Konk.Formel, Kurze Darl., V, 6; Ausf. Darl. V, 3)
So wird es Mark. 1,1 genommen: Dies ist der Anfang des Evangeliums von Christus Jesus. ... Johannes der Täufer war in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.(V. 4)
Mark. 16,15: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.
Zweitens aber wird das Wort Evangelium in einer andern, und zwar seiner eigentlichen Bedeutung gebraucht, sofern es dem Gesetz gerade entgegengesetzt wird, und bezeichnet die frohe Botschaft von der gnädigen Vergebung der Sünden um Christi willen. Und in dieser Rücksicht unterscheidet Christus selbst diese zwei Lehrgattungen voneinander, wenn er Mark. 1,15 spricht: Tut Buße, und glaubet an das Evangelium!
*10. Gib nun die Beziehung dieses Unterschiedes auf den vorliegenden Streit an!
Wenn das Wort „Evangelium“ im weiteren Sinne und ohne Unterschied des Gesetzes und Evangeliums, von der ganzen Lehre Christi genommen und gebraucht wird, so ist die Erklärung des Evangeliums, das es sei die Predigt von der Buße und Vergebung der Sünden, wahr; wenn aber Gesetz und Evangelium, so wie Mose selbst, als Lehrer des Gesetzes, und Christus, als Lehrer des Evangeliums, unter sich verglichen werden, und so das Evangelium in seiner besondern Bedeutung gebraucht wird: Dann ist das Evangelium nicht die Predigt von der Buße, welche die Sünden straft, sondern ist eigentlich nichts anderes als die fröhlichste Botschaft und predigt voll Trostes, welche nicht straft oder schreckt, sondern die Gewissen gegen die Schrecken des Gesetzes tröstet, sie zu dem alleinigen Verdienst Christi aufblicken lässt und mit der süßesten Verkündigung der Gnade und Huld Gottes, welche durch das Verdienst Christi erlangt ist, sie wiederum aufrichtet. (Melanchthon: Loci)
*11. Wie viele Bedeutungen hat das Wort ‚Buße’ in der Heiligen Schrift?
Das Wort „Buße hat in der Heiligen Schrift nicht immer eine und dieselbe Bedeutung. Denn an einigen Stellen der Schrift wird es für die ganze Bekehrung des Menschen zu Gott genommen, so, wenn Christus (Luk. 13,3): Ich sage euch: Nein, wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr auch alle so umkommen.
Luk. 15,7: Freude ist über einen Sünder, der Buße tut.
Matth. 3,2: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.
Luk. 3,8: Tut rechtschaffene Früchte der Buße.
2. Petr. 3,9: Gott will nicht, dass jemand verloren gehe, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre.
Dann aber wird es in andern Stellen der Schrift nur teilweise genommen und bezeichnet nur einen Teil der Bekehrung, nämlich wahre Reue und Leid oder die ernstliche Erkenntnis der Sünden. Konk.Formel, Ausf. Darl., V, 7-9
*12. Wie kann ich wissen, wann das Wort ‚Buße’ in seinem allgemeinen und wann in seinem engeren Sinn genommen wird?
Teilweise wird es dann genommen, wenn Buße und Glaube oder Buße und Vergebung der Sünden verbunden stehen, wo „Buße tun“ nichts anderes bezeichnet als die Sünden wahrhaft erkennen, ernstlich Leid tragen und künftighin von den Sünden abstehen.
Mark. 1,15: Tut Buße und glaubet an das Evangelium.
Luk. 24,47: Es muss gepredigt werden in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern.
Apg. 20,21: Ich habe bezeugt den Juden und Griechen die Bekehrung zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus. Konk.Formel, Ausf. Darl., V, 8
*13. Wende diese Unterscheidung gleicherweise auf die aktuelle Auseinandersetzung an!
Wenn das Wort „Buße“ im ersteren Sinn genommen wird, so bezieht es sich auf die Lehre des Gesetzes und Evangeliums zugleich, aber in verschiedener Rücksicht..
Im letzteren Sinn aber bezieht es sich allein auf das Gesetz, durch welches allein Erkenntnis der Sünden kommt.
Röm. 3,20: Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. (Konk. Formel, Ausf. Darl., V 7 ff.)
*14. Kann auch das Gesetz den Unglauben strafen, von welchem es doch nichts weiß?
Ja, freilich. Denn das Gesetz straft den Unglauben, sofern es jeden Zweifel oder Misstrauen an irgendeinem Wort Gottes, also auch am Wort des Evangeliums, straft, anklagt und verdammt. (Konk.Formel, Ausf. Darl., V,19)
[I.a Wie kommt denn ein Mensch zum rechtfertigenden Glauben?
Ein Mensch, der zuvor ein sicherer Sünder war,
kommt zum rechtfertigenden Glauben „nicht aus eigener Vernunft noch Kraft“,
sondern indem der Heilige Geist ihn zunächst durch das Gesetz erleuchtet, dass
er Sünden in seinem Leben erkennt und zu einem erweckten Sünder wird, der gegen
die Sünde kämpft, um dann zur Erkenntnis seiner abgrundtiefen
Sündenverdorbenheit und Verlorenheit zu kommen, zur Erkenntnis, dass er Gott
nichts, gar nichts bringen kann, und so zu einem verzweifelten oder
zerbrochenen Sünder geworden ist, der nun erleuchtet wird durch den Heiligen
Geist mittels des Evangeliums, dass er Jesus Christus lebendig erkennt als
seinen persönlichen Heiland, der auch für ihn Mensch wurde, auch für ihn Gottes
Gesetz stellvertretend erfüllte, auch seine Sünden als das Lamm Gottes auf sich
nahm, auch für ihn am Kreuz starb und so Gott auch mit ihm versöhnte, auch ihm
die Vergebung der Sünden und das ewige Leben erworben hat und so mittels des
Evangeliums den rechtfertigenden Glauben in ihm weckt, der die Gnade Gottes in
Christus für sich persönlich empfängt, ergreift, sich aneignet und der Mensch
so zu einem erretteten, gerechtfertigten Sünder wurde.
„Die Handlungen, um die Gnade zuzueignen,
gemäß der Ordnung, in der sie verbunden sind und aufeinander folgen, sind die
Berufung, die Erleuchtung, Bekehrung, Wiedergeburt, Rechtfertigung, mystische
Vereinigung mit dem dreieinigen Gott, Erneuerung, Bewahrung im Glauben und
Heiligung, Herrlichmachung. … Diese Ordnung und, wie gesehen, die verknüpften
Serien von Handlungen, die Gnade zuzueignen, lernen wir von Apg. 26,17[-18], wo
Christus zu Paulus sagt: ‚Ich sende dich unter die Heiden.‘, das ist die Gnade
der Berufung. ‚Aufzutun ihre Augen‘, das ist die Erleuchtung! ‚Dass sie sich
bekehren von der Finsternis zu dem Licht‘, das ist der Akt der Bekehrung! ‚Und
von der Gewalt Satans zu Gott‘, das ist die Wiedergeburt selbst, durch die wir
Kinder Gottes werden! ‚Zu empfangen Vergebung der Sünden‘, das ist die
Rechtfertigung! ‚Und das Erbe samt denen, die geheiligt werden durch den
Glauben an mich‘, das ist die Vereinigung mit Christus durch Glauben,
Heiligung, Bewahrung in der Heiligkeit und Herrlichmachung!“ (Hollaz, S. 795;
in: Schmid, Doctrinal Theology, S. 444)]
+1. Was bezeichnet in diesem Artikel das Wort „rechtfertigen“?
Es heißt nichts anderes als freisprechen von den Sünden und den ewigen Strafen der Sünden oder gerecht erklären In welchem Sinne dieses Wort hier und da in der Heiligen Schrift genommen wird.
Spr. 17,15: Wer den Schuldigen gerecht spricht und den Gerechten schuldig, die sind beide dem Herrn ein Gräuel.
Jes. 5,23: Weh denen, die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die im Recht sind!
Röm. 8,33: Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. (Konk. Formel, Kurze Darl., III, 7); Ausf. Darl., III, 17
2. Wie erklärst du die Rechtfertigung des Menschen vor Gott?
Die Rechtfertigung ist ein Werk Gottes, durch welches er der Sünder, der an Christus glaubt, aus bloßer Gnade oder umsonst von den Sünden freispricht, demselben Vergebung der Sünden schenkt und die Gerechtigkeit Christi ihm so zurechnet, dass er völlig versöhnt und, in die Kindschaft aufgenommen, von der Schuld und Strafe der Sünde befreist ist und die ewige Seligkeit erlangt.
+3. In wieviel Stücken nun wird unsere Rechtfertigung vor Gott vollbracht?
In zweien: Von denen das eine ist das privative (wegnehmende). Gott nämlich nimmt das hinweg, was in uns ist, d.i. er vergibt die Sünden aus bloßer Gnade, ohne irgendeine Rücksicht auf unsere Werke. Das andere ist das positive (gebende), indem Gott das gibt, was nicht in uns ist oder uns nicht anklebt, d.i. er rechnet uns zu die Gerechtigkeit des Gehorsams Christi. Diese beiden Stücke werden in der Heiligen Schrift Röm. 4 mit dem Einen Wort „Zurechnung“ ausgedrückt, weshalb unsere Gerechtigkeit auch die zugerechnete ist.
Röm. 4,2-6: Das sagen wir:
Ist Abraham durch die Werke gerecht, so hat er wohl Ruhm, aber nicht vor Gott. Was sagt denn die
Schrift? Abraham hat Gott geglaubet, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Dem aber, der
mit Werken umgehet, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit
Werken umgeht, glaubt aber an den, der die
Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur
Gerechtigkeit. Nach welcher Weise auch David sagt, dass die Seligkeit sei
allein des Menschen, welchem Gott
zurechnet die Gerechtigkeit ohne Zutun der Werke.
4. Um diese Dinge besser zu verstehen will ich wissen, wie viele und welche Ursachen unserer Rechtfertigung du festsetzt!
Es gibt drei Ursachen unserer Rechtfertigung: 1. die Gnade Gottes; 2. das Verdienst Christi; 3. den Glauben, welcher diese Wohltaten Gottes in der Verheißung des Evangeliums ergreift. Konk.Formel, Ausf. Darl., III, 25
+5. Was verstehst du unter der Gnade Gottes?
Nicht einen eingegossenen Zustand der Liebe, wie die Katholischen sich einbilden, sondern die freiwillige und wahrhaft väterliche Huld göttlicher Barmherzigkeit und die unendliche Liebe Gottes, durch welche er, durchaus nicht von unserem Verdienst bewogen, sich unser zu erbarmen angetrieben worden ist und beschlossen hat, wegen des alleinigen Verdienstes oder Gehorsams seines Sohnes, wenn es im Glauben ergriffen ist, die Gläubigen zu Gnaden wieder anzunehmen, ihnen die Sünden zu vergeben und endlich in Ewigkeit zu beseligen. (Konk.Formel, Ausf. Darl., III, 30. 62)
+6. Erklärt denn auch die Heilige Schrift die Gnade Gottes auf ebensolche Weise in diesem Artikel?
Ja.
Eph. 2,4.5.7: Aber Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, samt Christus lebendig gemacht, denn aus Gnaden seid ihr gerettet worden... auf dass er erzeigte in den zukünftigen Zeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte über uns in Christus Jesus.
2. Tim. 1,9: Er hat uns gerettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt.
Tit. 3,5: Er rettete uns, nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit.
Röm. 3,24: Sie werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.
*7. Warum zählst du das Verdienst Christi unter die Ursachen unserer Rechtfertigung?
Aus zwei Gründen. Erstens. Weil die Gnade und Barmherzigkeit Gottes in Christus gegründet ist und ohne dieses Verdienst Christi niemandem zuteil wird.
Zweitens. Weil Christus allein die Kelter des göttlichen Zornes getreten hat, Jes. 63,3; und uns erlöst hat von der Gewalt des Todes und der Hölle, Hos. 13,14; von dem Fluch des Gesetzes, Gal. 4,5; von der Knechtschaft des Todes und der Herrschaft dessen, welcher des Todes Gewalt hatte, nämlich dem Teufel, Hebr. 2,14-15; denn durch seinen Gehorsam und seine Gerechtigkeit hat er uns gerecht gemacht, Röm. 6,19; 10,4; und schließlich, weil das Verdienst Christi der göttlichen Gerechtigkeit genuggetan hat.
Jes. 63,3: Ich trete die Kelter alleine, und ist niemand unter den Völkern mit mir.
Hos. 13,14: Ich will sie erlösen aus der Hölle und vom Tod erretten. Tod, ich will dir ein Gift sein; Hölle, ich will dir eine Pestilenz sein!
Gal. 4,4.5: Da aber die Zeit
erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan, auf
dass er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste, dass wir die Kindschaft empfingen.
Röm. 5,19: Denn gleichwie durch eines Menschen Ungehorsam
viel Sünder geworden sind, also durch eines Gehorsam werden viel Gerechte.
Röm. 10,4: Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den
glaubt, der ist gerecht.
Gal. 3,13: Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch
des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns (denn es stehet geschrieben:
Verflucht sei jedermann, der am Holz hänget!)
+8. Was verstehst du unter dem Verdienst Christi?
Ich verstehe darunter den Gehorsam Christi, nicht nur den, mit welchem er dem Vater gehorsam war durch sein ganzes Leiden und den Tod, sondern auch den, mit welchem er sich, um unseretwillen, dem Gesetz Gottes freiwillig unterwarf und dasselbe durch solchen seinen Gehorsam erfüllte, so dass Gott wegen des ganzen Gehorsams Christi, welchen er im Tun und Leiden für uns geleistet hat, uns die Sünden vergibt, für gut und gerecht uns erklärt und mit ewigem Heil beschenkt.
Röm. 5,19: Denn gleichwie durch eines
Menschen Ungehorsam viel Sünder geworden sind, also durch eines Gehorsam werden
viel Gerechte.
Konk. Formel, Ausf. Darl., III, 14-15:
Dass also die Gerechtigkeit, die vor Gott
dem Glauben oder den Gläubigen aus lauter Gnade zugerechnet wird, ist der
Gehorsam, Leiden und Auferstehung Christi, da er für uns dem Gesetzgenuggetan
und für unsere Sünde bezahlt hat. Denn weil Christus nicht allein Mensch,
sondern Gott und Mensch in einer unzertrennten Person [ist], so ist er
ebenso wenig unter dem Gesetzgewesen (weil er ein Her des Gesetzes), als dass
er für seine Person hat leiden und sterben sollen. Darum uns denn sein Gehorsam
nicht allein im Leiden und Sterben, sondern auch dass er freiwillig an unserer
Statt sich unter das Gesetz getan und dasselbe mit solchem Gehorsam erfüllt
hat, uns zur Gerechtigkeit zugerechnet wird, dass uns Gott um solches ganzen
Gehorsams willen, so er im Tun und Leiden, im Leben und Sterben für uns seinem
himmlischen Vater geleistet, die Sünde vergibt, uns für fromm und gerecht hält
und ewig selig macht.
* 9. Ist Christus unsere
Gerechtigkeit nur nach seiner göttlichen Natur oder nur nach seiner menschlichen
Natur oder nach beiden?
Nicht nach der göttlichen allein, wie Osiander geträumt hat; nicht nach der menschlichen allein, wie Stancarus gefabelt hat; sondern nach beider Natur ist Christus unsere Gerechtigkeit, welcher nämlich als Gott und Mensch, in seinem einigen, ganzen und vollkommensten Gehorsam, unsere Gerechtigkeit ist. Denn die menschliche Natur allein, ohne die göttliche, kann dem ewigen und allmächtigen Gott weder durch Gehorsam noch durch Leiden fürdie Sünden der ganzen Welt genug tun und den unendlichen Zorn Gottes versöhnen. Die Gottheit aber allein, ohne die Menschheit, hätte das Amt eines Mittlers zwischen Gott und uns nicht zu erfüllen vermocht.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., Art. III, 55-56:
Demnach, weil in unsern Kirchen zwischen
den Theologen Augsburgischer Konfession bekannt, das alle unsere Gerechtigkeit
außerhalb unser und aller Menschen Verdienst, Werk, Tugend und Würdigkeit zu
suchen und allein auf dem Herrn Christus steht, so ist wohl zu betrachten,
welchergestalt Christus in diesem Handel der Rechtfertigung unsere
Gerechtigkeit genannt wird, nämlich, dass unsere Gerechtigkeit nicht auf die
eine oder die andere Natur, sondern auf die ganze Person Christi gesetzt,
welcher als Gott und Mensch in seinem einigen, ganzen, vollkommenen Gehorsam
unsere Gerechtigkeit ist.
Denn wenn Christus gleich vom Heiligen
Geist ohne Sünde empfangen und geboren und in menschlicher Natur allein alle
Gerechtigkeit erfüllt hätte und aber nicht wahrer ewiger Gott gewesen, könnte
uns solcher der menschlichen Natur Gehorsam und Leiden auch nicht zur
Gerechtigkeit gerechnet werden; wie denn auch, da der Sohn Gottes nicht Mensch
geworden, die bloße göttliche Natur unsere Gerechtigkeit nicht hätte sein
können. Demnach so glauben, lehren und bekennen wir, dass der ganzen Person
Christi ganzer Gehorsam, welchen er für uns dem Vater bis in den
allerschmählichsten Tod des Kreuzes geleistet hat, uns zur Gerechtigkeit
zugerechnet werde, Denn die menschliche Natur allein, ohne die göttliche,
[hätte] dem ewigen, allmächtigen Gott weder mit Gehorsam noch Leiden für aller
Welt Sünde genugtun, die Gottheit aber allein, ohne die Menschheit, zwischen
Gott und uns nicht vermitteln können
*10. Zeige aus der Bibel, dass Christus unsere Gerechtigkeit nach beiden Naturen ist!
Jes. 35,4: Gott selbst wird kommen und uns retten.
Jer. 23,6: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.
Röm. 8,32: Gott hat auch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns dahingegeben.
Gal. 4,4: Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan.
1. Joh. 3,8: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.
2. Kor. 5,18: Gott hat uns mit ihm selbst versöhnt durch Christus.
Kol. 1,20: Es ist Gottes Wohlgefallen gewesen, dass durch Christus alles versöhnt würde mit Gott, es sei auf Erden oder im Himmel, dadurch, dass er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz.
1. Tim. 2,5: Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus.
+11. Warum zählst du den Glauben unter die Ursachen unserer Rechtfertigung?
Weil allein der Glaube das Mittel und Werkzeug ist, mit welchem wir die Gnade Gottes, das Verdienst Christi und in demselben diejenige Gerechtigkeit, welche vor dem Gesetz Gottes bestehen kann, ergreifen und empfangen können. Konk.Formel, Kurze Darl., III, 5.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., Art. III, 13. 31:
Denn der Glaube macht gerecht nicht darum
und daher, daß er so ein gut Werk und schöne Tugend ist, sondern weil er in der
Verheißung des heiligen Evangeliums das Verdienst Christi ergreift und annimmt;
denn dasselbe muss uns durch den Glauben appliziert und zugeeignet werden, wenn
wir dadurch gerecht sollen werden
Es ist auch weder Reue oder Liebe oder
andere Tugend, sondern allein der Glaube das einige Mittel und Werkzeug, damit
und dadurch wir Gottes Gnade, das Verdienst Christi und Vergebung der Sünden,
so uns in der Verheißung des Evangeliums vorgetragen werden, empfangen und
annehmen können.
12. Was ist der rechtfertigende Glaube?
Der rechtfertigende Glaube ist „nicht eine bloße Erkenntnis der Historien von Christus, sondern eine solche Gabe Gottes, dadurch wir Christus, unsern Erlöser, im Wort des Evangeliums recht erkennen und auf ihn vertrauen, dass wir allein um seines Gehorsams willen, aus Gnaden, Vergebung der Sünden haben, für fromm und gerecht von Gott dem Vater gehalten und ewig selig werden. (Konk.Formel, Kurze Darl., III, 6)
*13. Behauptet die Heilige Schrift dasselbe von dem rechtfertigenden Glauben?
Durchaus dasselbe. Denn dass der Glaube nicht eine bloße Kenntnis der Geschichte sei oder nur eine allgemeine Zustimmung, welche auch in den Epicuräern, ja selbst in den Teufeln ist, die doch nicht gerechtfertigt werden, dies erhellt deutlich aus dem einzigen Wort Jakobus 1,19: Du glaubst, dass ein einiger Gott sei, du tust wohl daran; die Teufel glauben es auch und zittern. (Augsb. Bek. XX, 23; Apol. IV, 55)
*14. Also darf der rechtfertigende Glaube nicht erklärt werden durch Kenntnis der Geschichten?
Doch; denn solche Kenntnis selbst oder allgemeine Zustimmung wird beim rechtfertigenden Glauben so viel als möglich und gleichsam vorausgesetzt.
Jes. 53,11: Und durch seine Erkenntnis wird er, der Gerechte, viele gerecht machen.
*15. Woher beweist du, dass der Glaube auch festes Vertrauen sei?
Dass der rechtfertigende Glaube das Vertrauen sei, welches die Verheißung des Evangeliums ergreift, erhellt daher, dass die Schrift ihn nennt pleerophorian, das ist eine feste Überzeugung der Seele von unserm Heil.
Röm. 4,21: Und wusste aufs allergewisseste, dass, was Gott verheißet, das kann er auch tun.
Kol. 2,2: Auf dass ihre Herzen ermahnt und zusammengefasst werden in der Liebe zu allem Reichtum des gewissen Verstandes, zu erkennen das Geheimnis Gottes und des Vaters und Christi.
Hebr. 6,11: Wir begehren aber, dass euer jeglicher denselben Fleiß beweise, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende.
An anderen Stellen wird es pepoitheesis genannt, völliges Vertrauen.
Röm. 8,38.39: Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag mich scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
2. Kor. 3,4: Ein solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott.
Eph. 3,12: Durch welchen wir haben Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn.
Ebenso parreesia, eine Zuversicht, welche ohne alle Furcht und Zittern sich auf die göttliche Gnade und Barmherzigkeit verlässt.
Eph. 3,12: s.o.
Hebr. 3,6: Christus aber als ein Sohn über sein Haus; welches Haus sind wir, so wir anders das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis ans Ende fest behalten.
1. Jooh. 2,28: Und nun, Kindlein, bleibet bei ihm, auf dass, wenn er offenbar wird, dass wir Freudigkeit haben und nicht zuschanden werden vor ihm in seiner Zukunft.
Ebenso hopostasis und elenchthos, einen unbeweglichen Grund und Fundament und zweifellose Zuversicht, mit welcher der Gläubige in seinem Gewissen von der Gewissheit der Dinge, welche er glaubt, versichert wird.
Hebr. 11,1: Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hoffet, und nicht zweifeln an dem, das man nicht sieht.
+16. Was ist der wahre und eigentliche Gegenstand des rechtfertigenden Glaubens?
Es ist die eigentliche Verheißung des Evangeliums von der gnädigen Vergebung der Sünden durch und wegen des Verdienstes Christi mit festem Vertrauen ergriffen; oder was ebendahin ausgeht: Der Gegenstand des rechtfertigenden Glaubens ist das Verdienst Christi, welches in der Verheißung des Evangeliums dargeboten wird. (Konk.Formel, Ausf. Darl., III, 13.25)
17. Beweise aus der Heiligen Schrift, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird!
Röm. 3,28: So halten wir es nun, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Gal. 2,16: Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch des Gesetzes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir gläubig geworden an Christus Jesus, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch des Gesetzes Werke.
+Phil. 3,9: Und in Christus erfunden werde, damit ich nicht habe meine eigene Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus, nämlich die Gerechtigkeit, die aus Gott kommt aufgrund des Glaubens.
Eph. 2,8.9: Denn aus Gnaden seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und dasselbe nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, damit sich nicht jemand rühme.
Apol.
IV, 73-78; vgl. auch 93:
Wir
halten, die Widersacher müssen bekennen, dass vor allen Dingen zu der
Rechtfertigung vonnöten sei Vergebung der Sünden. Denn wir sind alle unter der
Sünde geboren. Darum so schließen wir nun also:
Vergebung der Sünden erlangen und haben,
dasselbe heißt vor Gott gerecht und fromm werden, wie der 32. Psalm sagt:
"Wohl dem, dem die Übertretung vergeben ist." Allein aber durch
den Glauben an Christus, nicht durch die Liebe, nicht um der Liebe oder
Werke willen, erlangen wir Vergebung der Sünden, wiewohl die Liebe folgt, wo
der Glaube ist, Deshalb muss folgen, dass wir allein durch den Glauben
gerecht werden. Denn gerecht werden heißt ja, aus einem Sünder fromm werden
und durch den Heiligen Geist neugeboren werden.
*18. Aber vielleicht wollen diese Zeugnisse nur das sagen, dass der Glaube den Anfang der Rechtfertigung gewähre, welche nachher durch die Werke zu Ende gebracht und vollendet wird?
Keineswegs! Denn das Gegenteil geht auch daraus auf’s deutlichste hervor, „dass S. Paulus schreibt, dass Abraham vor Gott gerecht sei geworden allein durch den Glauben um des Mittlers willen, ohne Zutun seiner Werke, nicht allein, da er erstlich von der Abgötterei bekehrt und keine guten Werke hatte (1. Mose 11,31), sondern auch, da er hernach durch den Heiligen Geist erneuert und mit vielen herrlichen, guten Werken geziert war“.
1. Mose 15,6: Und er glaubte dem Herrn, und das ward ihm gerechnet zur Gerechtigkeit.
Röm.
4,3-6: Was sagt denn die Schrift? Abraham hat Gott geglaubt, und das ist
ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Dem
aber, der mit Werken umgehet, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit
Werken umgehet, glaubt aber an den, der die
Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur
Gerechtigkeit. Nach welcher Weise auch David sagt, dass die Seligkeit sei allein
des Menschen, welchem Gott zurechnet die
Gerechtigkeit ohne Zutun der Werke. Hebr. 11,8 ff. Konk. Formel, Ausf.
Darl., III, 33.4
Durch den Glauben gehorchte Abraham, als er gerufen wurde,
an einen Ort zu geben, den er später als ein Erbteil erhalten sollte, usw. (Der
Apostel zeigt hier eine Reihe von Beispielen.)
Und der Apostel, indem er absichtlich die Frage erhebt:
„Worauf denn Abrahams Gerechtigkeit vor Gott, dadurch er einen gnädigen Gott
gehabt, ihm gefällig und angenehm gewesen zum ewigen Leben, gestanden sei,
antwortet also: Dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den,
der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur
Gerechtigkeit. Wie auch David sagt: Selig ist der Mann, dem Gott zurechnet
die Gerechtigkeit ohne Zutun der Werke.
+19. Da in diesem Artikel die ausschließenden Worte allein durch den Glauben, nur durch den Glauben häufig verwendet werden, so möchte ich wissen, warum ihr Gebrauch beizubehalten sei?
Vor allem aus drei Gründen:
I. Dass alle eigenen Werke, die vorhergehenden sowohl wie die nachfolgenden und gegenwärtigen, und alle Würdigkeit und Vertrauen derselben in dem Artikel der Rechtfertigung gänzlich ausgeschlossen werden.
II. „Dass das Amt und die Eigenschaft des Glaubens allein bleibe, dass er allein und sonst nichts anderes sei das Mittel oder Werkzeug, damit und dadurch Gottes Gnade und Verdienst Christi in der Verheißung des Evangeliums empfangen, ergriffen, angenommen und appliziert und zugeeignet werde.“
III. „Dass weder die Erneuerung noch die Heiligung oder irgendwelche andere Tugenden, gleichsam als die Form oder ein Teil oder die Ursache der Rechtfertigung, unter welchem Schein, Titel und Namen es sei, in den Artikel der Rechtfertigung als dazu nötig und gehörig eingemengt werden sollen.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., III, 37-39
*20. Also kann der Glaube in dem Artikel der Rechtfertigung ohne gute Werke sein?
Durchaus nicht. Denn Glaube und gute Werke werden hierdurch nicht so voneinander geschieden, „dass ein wahrhaftiger Glaube unterweilen eine Zeitlang neben einem bösen Vorsatz sein und bestehen könnte, sondern es wird hiermit allein die Ordnung angezeigt der Ursachen und Wirkungen und wie eins dem andern vorgehe oder nachfolge“. Konk. Formel, Ausf. Darl., III,41
*21. Erkläre dies genauer!
I. Die guten Werke gehen nicht vor dem Glauben vorher, sondern folgen ihm nach. Denn erst, wen ein Mensch gerechtfertigt ist, wird er auch durch den Heiligen Geist erneuert und geheiligt. Und aus dieser Erneuerung folgen darauf die Früchte, das ist, die guten Werke.
II. Obgleich (wie Luther spricht) Glaube und Werke sich fein zusammenreimen und schließen und keines ohne das andere sein kann, so ist es doch der Glaube allein, welcher den Segen ergreift, ohne die Werke, und doch nimmer und zu keiner Zeit allein ist. Konk. Formel, Ausf. Dar,l., III, 41
*22. Noch beunruhigt mich das eine Bedenken, dass nämlich Jakobus Kap. 2,22 versichert, der Mensch werde nicht gerecht durch den Glauben, sondern durch die Werke?
Dass Jakobus dem Paulus nicht widerspricht, kann aus zwei Gründen dargetan werden. Denn erstens betrachtet Paulus den Glauben vor dem Angesicht Gottes (d.i. wie Gott ihn ansieht), wo er es allein ist, der das Verdienst Christi ergreift, und so von Gott zur Gerechtigkeit angerechnet wird. Jakobus aber untersucht, an welcher Sache und an welchem Zeichen der Mensch entweder bei sich selbst oder bei andern Menschen den wahren und lebendigen, ferner den toten und geheuchelten Glauben erkennen und unterscheiden könne. Und hier nennt Jakobus denjenigen einen toten Glauben (V. 20), dem nicht gute Werke und Früchte des Geistes folgen. Und deshalb leugnet er mit Recht, dass wir durch solchen Glauben, welcher ohne Werke, das ist, welcher tot ist, gerechtfertigt werden; ja, welcher eigentlich kein Glaube, sondern ein eitler Wahn und Heuchelei ist. Apol. IV, 244-246
*23. Was ist der andere Grund der Verschiedenheit zwischen Paulus und Jakobus?
Der andere Grund besteht darin, dass Paulus von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott handelt, wo der Glaube allein, welcher Gottes Gnade und Christi Verdienst ergreift, Statt hat. Jakobus aber handelt von Menschen, die schon durch den Glauben gerechtfertigt sind, welche aber durch die guten Werke auf dieser Erde erkannt werden sollen.
*1. Wie unterscheidet sich das ewige Vorherwissen Gottes von der ewigen Vorherbestimmung desselben?
Das Vorherwissen oder Vorhersehen Gottes, nach welchem er alles vorhersieht und vorherweiß, ehe es geschieht, erstreckt sich über alle Kreaturen, sowohl gute wie böse. Die ewige Wahl aber oder Gottes Verordnung zur Seligkeit, geht nicht zugleich über die Frommen und Bösen, sondern allein über die Kinder Gottes, die zum ewigen Leben erwählt und verordnet sind, ehe der Welt Grund gelegt ward, wie der Apostel spricht Eph. 1,4: Er hat uns erwählt in Christus und verordnet zur Kindschaft durch Jesus Christus. Konk.Formel, Kurze Darl., XI, 18,2-7; Ausf. Darl., XI, 65,4.5
*2. Woher ist die gesunde Lehre von der ewigen Wahl Gottes zu nehmen?
Gewiss nicht aus einem geheimen, himmlischen und unerforschlichen Ratschluss Gottes; als wenn nichts mehr zu der ewigen Vorherbestimmung Gottes verlangt würde, als dass Gott vorhergesehen habe, welche und wie viele Menschen das Heil erlangen, und wer und wie viele in Ewigkeit verloren gehen würden; oder, als wenn Gott eine militärische Musterung angestellt und gesagt hätte: Dieser soll selig, jener aber verdammt werden, dieser soll bis zum Ende beständig im Glauben beharren, jener aber soll nicht beharren. Solche Gedanken erzeugen und bestärken im menschlichen Herzen gewiss entweder Sicherheit und Unbußfertigkeit oder Angst und Verzweiflung. Konk.Formel, Ausf. Darl., XI, 9.10
*3. Wäre vielleicht das Urteil unserer Vernunft über die ewige Vorherbestimmung Gottes zu hören und zu befolgen?
In keinem Stücke. Denn dieses flüstert der Art Gedanken ein: „Hat mich Gott erwählt zur Seligkeit, so kann ich nicht verdammt werden, ich tue, was ich wolle. Und wiederum: Bin ich nicht erwählt zum ewigen Leben, so hilfts nichts, was ich Gutes tue, es ist doch alles umsonst.“ Diese und ähnliche Gedanken führen uns in der Tat in ein epikuräisches Leben oder stürzen uns in Verzweiflung. Konk. Formel, Kurze Darl., XI, 9.
+4. Woher nun muss die gesunde Lehre von der Wahl Gottes genommen werden?
Aus dem offenbarten Wort Gottes; aber nicht aus dem Wort des Gesetzes, denn das bewirkt Zorn, Röm. 4,15, sondern nur aus dem Wort des Evangeliums, das uns zu Christus führt, der jenes Buch des Lebens ist, in dem alle geschrieben sind, welche das ewige Heil erlangen, und welches den ganzen Vorsatz, Ratschluss, Willen und Verordnung Gottes erklärt. (Konk.Formel, Kurze Darl., XI, 13; Ausf. Darl., XI, 13.14)
5. Was ist die ewige Vorherbestimmung Gottes?
Die Vorherbestimmung oder Wahl ist der von Ewigkeit gefasste Vorsatz und Beschluss des göttlichen Willens, nach welchem Gott aus bloßer Barmherzigkeit alle diejenigen in Christus zum ewigen Leben [durch den Glauben an Jesus Christus] erwählt und zu retten beschlossen hat, [die er dann in der Zeit durch das Evangelium zum wahren Glauben an Jesus Christus führt und in diesem Glauben bis ans Ende erhält, während er beschlossen hat, alle diejenigen in Ewigkeit zu verdammen, die im Unglauben beharren].
*6. Damit ich diese Erklärung völliger verstehe, bitte ich zu zeigen, was denn Gott in diesem ewigen Ratschluss und Vorsatz beschlossen hat.
Der Ratschluss oder Vorsatz der göttlichen Vorsehung wird in acht verschiedenen Graden vollendet, nämlich: 1) Erlösung, 2) Berufung, 3) Bekehrung, 4) Rechtfertigung, 5) Heiligung, 6) Erhaltung in allen Anfechtungen, 7) Bestätigung bis ans Ende, 8) Verherrlichung.
*7. Was hat Gott über die Erlösung beschlossen?
Er hat beschlossen, dass das gesamte menschliche Geschlecht wahrhaft erlöst und mit Gott durch Christus versöhnt würde. Konk.Formel, Ausf. Darl., XI, 15
*8. Was hat Gott über die Berufung beschlossen?
„Dass das Verdienst und Wohltaten Christi durch sein Wort und Sakrament allen Menschen sollen vorgetragen, dargereicht und ausgeteilt werden.“ Konk.Formel, Ausf. Darl., XI, 16
*9. Was über die Bekehrung?
„Dass er mit seinem Heilligen Geist durch das Wort, wenn es gepredigt, gehört und betrachtet wird, in uns wolle kräftig und tätig sein, die Herzen zu wahrer Buße bekehren und im rechten Glauben erhalten.“ Konk.Formel, Ausf. Darl. XI, 17
*10. Was über die Rechtfertigung?
„Dass er alle die, so in wahrer Buße durch rechten Glauben Christus annehmen, gerecht machen, sie zu Gnaden, zur Kindschaft und Erbschaft des ewigen Lebens annehmen wolle.“ Konk.Formel, Ausf. Darl., XI, 18
*11. Was hat Gott über die Heiligung beschlossen?
„Dass er, die also gerechtfertigt, heiligen wolle in wahrer Liebe, wie S. Paulus Eph. 1,4 sagt.“ Konk.Formel, Ausf. Darl., XI, 19
*12. Was über die Erhaltung?
Gott hat in seinem ewigen Rat auch beschlossen, „dass er die Gerechtfertigten in ihrer vielfachen und verschiedenen Schwachheit gegen Teufel, Welt und Fleisch schützen und auf seinen Wegen regieren und führen, und wenn sie gefallen sind, wieder aufrichten wolle, damit sie im Kreuz und Versuchungen einen gewissen Trost empfangen und zum Leben erhalten werden.“ Konk.Formel, Ausf. Darl., XI, 20
*13. Was über die Bestätigung bis ans Ende?
„Es ist sein ewiger Beschluss, dass er in ihnen das gute Werk, so er angefangen hat, stärken, mehren und sie bis ans Ende erhalten wolle, wo sie an Gottes Wort sich halten, mit innigem Gebet seine Hilfe anrufen, an Gottes Gnade bleiben und die empfangenen Gaben treu gebrauchen.“ Konk.Formel, Ausf. Darl., XI, 21
*14. Was über die Verherrlichung?
„Dass er endlich dieselben, so er erwählt, berufen und gerecht gemacht hat, auch im ewigen Leben ewig selig und herrlich machen wolle.“ Konk.Formel, Ausf. Darl., XI, 22
*15. Aber vielleicht hat Gott das nur im Allgemeinen beschlossen, ohne besondere Rücksicht auf die Auserwählten?
„Gott hat auf diese Weises nicht im Allgemeinen nur die Seligkeit der Seinen bereitet, sondern auch alle und jede Personen der Auserwählten (welche durch Christus sollen selig werden) in Barmherzigkeit vorausgewusst und zur Seligkeit erwählt, auch verordnet, dass er sie (die Auserwählten) auf die Weise, wie jetzt gemeldet, durch seine Gnade, Gaben und Wirkung des ewigen Heils teilhaftig machen, dasselbe helfen und befördern, sie selbst stärken und erhalten wolle.“ Konk.Formel, Ausf. Darl., XI, 23
*16. Aber gehören alle diese acht Punkte zum Ratschluss der Erwählung?
Gewiss; „und es soll keines derselben ausgeschlossen noch unterlassen werden, wenn man redet von dem Vorsatz, Vorsehung, Wahl und Verordnung Gottes zur Seligkeit“. Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 24
+17. Wolltest du wohl aus der Heiligen Schrift beweisen, dass Gott des menschlichen Geschlechts sich also erbarmt habe, dass er will, dass alle gerettet werden?.
Deutlich lehrt das Evangelium, dass Gott alles unter dem Unglauben beschlossen hat, dass er sich aller erbarme. (Röm. 11,32)
Und Christus selbst sagt Joh. 3,16: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Ebenso Paulus:
1. Tim. 2,4: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Und Petrus:
2. Petr. 3,9: Gott hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre. Konk. Formel, Kurze Darl. Art. XI, 10; Ausf. Darl., Art. XI, 28
+18. Hat denn Gott auch gewollt, dass alle Menschen auf gleiche Weise durch seinen Sohn erlöst würden?
Ja, er hat es gewollt:
Jes. 53,6: Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.
Röm. 5,18: Wie nun durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung zum Leben über alle Menschen gekommen.
2. Kor. 5,15: Christus ist für alle gestorben.
1. Tim. 2,6: Christus hat sich selbst gegeben für alle zur Erlösung.
1. Joh. 2,2: Und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.
Konk.Formel,
Kurze Darl., XI, 8:
Dieser Christus ruft zu sich alle Sünder und verheißt ihnen Erquickung, und ist ihm Ernst, dass alle Menschen zu ihm kommen und sich helfen lassen sollen, denen er sich im Wort anbietet, und will, dass man es höre und nicht die Ohren verstopfen oder das Wort verachten soll; verheißt dazu die Kraft und Wirkung des Heiligen Geistes, göttlichen Beistand zur Beständigkeit und ewigen Seligkeit.
+19. Noch dies möchte ich, dass es bewiesen werde, nämlich dass Gott gesorgt habe, dass alle Menschen durch das Wort des Evangeliums zu Christus berufen würden!
Dies erhellt sich deutlich schon daraus, dass Christus befohlen hat, „predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern und anheben zu Jerusalem“, Luk. 24,47, Konk. Formel, Kurze Darl., XI, 8; „so ist ja in alle Lande ausgegangen ihr Schall und in alle Welt ihre Worte“, Röm. 10,18; Ps. 19,5; damit das Evangelium gepredigt ist unter aller Kreatur, Kol. 1,23; dass er befohlen hat, alle Völker zu taufen, Matth. 28,19; Mark. 16,15; dass er alle heißt trinken aus dem gesegneten Kelch, Matth. 26,27; dass er endlich verheißen hat, der Heilige Geist werde mit dem gepredigten, gehörten und fleißig betrachteten Wort gegenwärtig und wirksam sein. Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 28
Luk. 24,47: Und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern und anheben zu Jerusalem.
Kol. 1,23: So ihr anders bleibet im Glauben gegründet und fest und unbeweglich von der Hoffnung des Evangeliums, welches ihr gehört habt, welches gepredigt ist unter aller Kreatur, die unter dem Himmel ist.
Ps. 19,5: Ihre Schnur geht aus in alle lande und ihre Rede an der Welt Ende. Röm. 10,18.
Mark. 16,15: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur!
Matth. 26,27: Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus!
*20. Ist’s denn aber mit dieser allgemeinen Berufung Gott ein rechter Ernst?
Es sei fern, „dass wir solchen Beruf Gottes, so durch die Predigt des Wortes geschieht, sollten für ein Spiegelfechten halten, sondern sollen gewiss wissen, dass dadurch Gott seinen Willen, und zwar seinen ganz ernsten Willen, offenbart, dass er in denen, die er durch das Wort des Evangeliums beruft, wirken wolle, dass sie erleuchtet, bekehrt und selig werden mögen“. Und zwar ist dieser Wille Gottes so sehr ernst, dass er sogar mit Tränen der Unbußfertigkeit derer, welche verloren gehen, nachgeht und feierlich beteuert, dass er den Tod der Sterbenden nicht will, sondern dass er sie habe sammeln wollen, wie eine Henne ihre Jungen sammelt. Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 29
Hes. 18,23: Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht der HERR HERR, und nicht vielmehr, dass er sich bekehre von seinem Wesen und lebe?
Hes. 33,11: So wahr als ich lebe, spricht der HERR HERR, ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe. So bekehret euch doch nun von eurem bösen Wesen! Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?
Matth. 23,37: Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!
+21. Ist die ewige Wahl Gottes ebenso allgemein wie die Barmherzigkeit Gottes, die Erlösung und die Berufung allgemein ist?
Nein. Denn hier jenes Wort Christi Statt: Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. „und hat’s die Meinung in keinem Wege, dass auch diejenigen die Auserwählten sein sollten, wenn sie gleich das Wort Gottes verachten, von sich stoßen, lästern und verfolgen; aber, wenn sie es hören, ihre Herzen verstocken, dem heiligen Gott widerstreben, ohne Buße in Sünden verharren und an Christus nicht wahrhaft glauben.“ (Konk. Formel, Ausf. Darl. XI, 34); Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 39
+22. Aber warum so?
Weil, „wie Gott in seinem ewigen Rat verordnet hat, dass der Heilige Geist die Auserwählten durchs Wort berufen, erleuchten und bekehren, und dass er alle die, so durch rechten Glauben Christus annehmen, gerecht und selig machen wolle: Also hat er auch in seinem ewigen Rat beschlossen, dass er diejenigen, so durchs Wort berufen werden, wenn sie das Wort von sich stoßen und dem Heiligen Geist, (der in ihnen durchs Wort kräftig sein und wirken will) widerstreben und darin verharren, verstocken und verdammen wolle“. Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 40
*23. Somit ist also die Ursache dieser Sonderung nicht in Gott?
Ganz recht. Denn dass viele berufen, wenige aber auserwählt sind, kommt nicht daher, dass es mit Gottes Beruf, so durchs Wort geschieht, die Meinung haben sollte, als wollte Gott nicht, dass alle durch dasselbe bekehrt und selig gemacht würden. Denn das hieße, Gott widersprechende Willensmeinungen andichten; als wenn der, welcher die ewige Wahrheit ist, sich selbst zuwider wäre oder etwas anderes spräche, anderes aber im Herzen meinte, so doch Gott solche Untugend auch an Menschen straft. Ja, auf diese Weise wird sogar der Grund unseres Glaubens umgestürzt, welcher sich allein auf das Wort Gottes stützt, und uns aus demselben über den Willen Gottes, im Bezug auf unser Heil, Gewissheit gibt. (Konk. Formel, Kurze Darl., XI, 12; Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 39); Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 35.36
*24. [Warum ist es so, dass zwar viele berufen, aber nur wenige auserwählt sind?
Gott hat in seinem Rat verordnet, dass der
Heilige Geist die Auserwählten durchs Wort berufen, erleuchten, bekehren, und
dass er alle die, so durch rechten Glauben Christus annehmen, gerecht und selig
machen wolle. Ebenso hat er in seinem Rat auch beschlossen, dass er diejenigen,
so durchs Wort berufen werden, wenn sie das Wort von sich stoßen und dem
Heiligen Geist, der in ihnen durchs Wort kräftig sein und wirken will,
widerstreben und darin verharren, dass er sie verstocken, verwerfen, verdammen
wolle. Und so sind viele berufen und wenige auserwählt. Solche Verachtung des
Wortes ist nicht die Ursache der Vorsehung Gottes, sondern des Menschen
verkehrter Wille, der das Mittel und Werkzeug des Heiligen Geistes von sich
stößt oder verkehrt und dem Heiligen Geist widerstrebt. Wer aber gerecht wird,
der wird ohne alle unsere Werke und Verdienst, lauter aus Gnaden, allein um
Christi willen gerecht und selig. Denn vor der Zeit der Welt, ehe der Welt
Grund gelegt ward, da wir ja nichts Gutes haben tun können, sind wir nach
Gottes Vorsatz aus Gnaden in Christus zur Seligkeit erwählt, Röm. 9; 2. Tim. 1.
Wer also zum Glauben an Christus kommt, der kann das einzig und allein Gottes
gnädigen Erwählen und Wirken zuschreiben; wer verloren geht, geht allein aus
eigener Schuld verloren. Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 40.41.42.43]
+25. In wem ist die Erwählung geschehen?
In Christus allein:
Eph. 1,4: Gott hat uns in Christus erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm. V. 6: Er hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten.
„Also weist die ganze heilige Dreieinigkeit, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, alle Menschen auf Christus als auf das Buch des Lebens, in dem sie des Vaters ewige Wahl suchen sollen.“ Weshalb Christus selbst spricht: Niemand kommt zum Vater denn durch mich. Joh. 14,6. Und: Ich bin die Tür, wer durch mich eingeht, der wird gerettet werden. Joh. 10,9. Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 65-66
*26. Christus ist jedoch der Erlöser aller Menschen: Wenn nun die Erwählung in Christus geschehen ist, so sind alle Menschen in Christus erwählt und folglich ist eine allgemeine Erwählung festzusetzen?
[Keineswegs. „Das ist von Ewigkeit bei dem Vater beschlossen, wen er wolle selig machen, den wolle er durch Christus selig machen. … Christus aber, als der eingeborne Sohn Gottes, der in des Vaters Schoß ist, hat uns des Vaters willen und also auch unsere ewige Wahl zum ewigen Leben verkündigt, nämlich da er sagt]: Tut Buße und glaubt an das Evangelium, Mark. 1,15.
Und an anderer Stelle: Das ist der Wille des, der mich gesandt hat, dass, wer den Sohn Gottes sieht und glaubt ihm, hat das ewige Leben, Joh. 6,40.
Und anderswo: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab, , damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben, Joh. 3,16.
[„Dass aber nicht alle die, so es gehört, glauben und deshalb so viele desto tiefer verdammt werden, ist nicht die Ursache, dass ihnen Gott die Seligkeit nicht gegönnt hätte, sondern sie selbst sind schuldig dran, die solchergestalt das Wort gehört, nicht zu lernen, sondern dasselbe allein zu verachten, zu lästern und zu schänden, und dass sie dem heiligen Geist, der durchs Wort in ihnen wirken wollte, widerstrebt haben. … So unterscheidet der Apostel mit besonderem Fleiß das Werk Gottes, der allein Gefäße der Ehren macht, und das Werk des Teufels und des Menschen, der sich selbst aus Eingebung des Teufels und nicht Gottes zum Gefäß der Unehren gemacht hat.“] Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, [66.]67[.78.79]
*27. Ist also festzustellen, dass Gott in Vorsehung des Glaubens die Menschen erwählt hat?
[Keineswegs. Denn es ist falsch und unrecht, wenn gelehrt wird, dass nicht allein die Barmherzigkeit Gottes und das allerheiligste Verdienst Christi, sondern auch in uns eine Ursache der Wahl Gottes sei, um welcher willen Gott uns zum ewigen Leben erwählt habe. Denn nicht allein, ehe wir Gutes getan, sondern auch, ehe wir geboren werden, hat er uns in Christus erwählt, ja, ehe der Welt Grund gelegt war, und „auf dass der Vorsatz Gottes bestünde nach der Wahl, ward zu ihm gesagt, nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus Gnaden des Berufers, also: Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren.“
So ist der Glaube nicht Ursache der Wahl, sondern umgekehrt, die ewige Wahl ist Ursache des Glaubens, denn sie ist Erwählung in Christus zur Rettung um Christi willen durch den Glauben an Christus. Darum kann auch der Glaube getrost sein in aller Anfechtung und weiß, dass ohne den Glauben niemand selig wird, und soll im Glauben an Christus seiner Erwählung gewiss sein.
2. Thess. 2,13-14: Gott hat euch erwählt von Anfang zur Seligkeit in der Heiligung des Geistes und im Glauben der Wahrheit, darein er euch berufen hat durch unser Evangelium zum herrlichen Eigentum unsern HERRN Jesus Christus.
2. Tim. 2,9: Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt.
Konk. Formel, Kurze Darl., XI, 13; Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 87-88]1
*28. Aber Gott scheint Ursache zu sein, dass nicht alle glauben; denn er schenkt nicht allen den Glauben?
Es sei ferne von uns zu behaupten, dass Gott irgendeinem Menschen entweder den Glauben oder, als Folge davon, die Seligkeit nicht gönne. Nein, die Gottlosen selbst sind Ursache ihres Verderbens und tragen die Schuld, weil sie das Wort nicht mit der Aufmerksamkeit oder dem Vorsatz gehört haben, dass sie dasselbe mit Ernst oder mit Begierde lernten, sondernd ass sie es verachteten, lästerten und schändeten und dem heiligen Geist, welcher durch das Wort in ihnen wirken wollte, widerstanden. (Konk. Formel, Kurze Darl., XI, 12); Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 78
+29. Du hast oben unter die Merkmale der Auserwählten auch die Beharrlichkeit gestellt: Ich möchte daher wissen, ob die Auserwählten über ihre Beharrlichkeit im Glauben gewiss sein können?
Sie können deren ganz gewiss sein. Denn zum ersten wissen sie, dass ihre Erwählung und Seligkeit einzig und allein in Christus gegründet sind, den auch die Pforten der Hölle nicht überwältigen können.
Matth. 16,18: Und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., XI, 45-46:
Es
gibt auch also diese Lehre den schönen, herrlichen Trost, dass Gott eines jeden
Christen Bekehrung, Gerechtigkeit und Seligkeit so hoch sich hat angelegen sein
lassen und es so treulich damit gemeint, dass er, ehe der Welt Grund gelegt,
darüber Rat gehalten und in seinem Vorsatz verordnet hat, wie er mich dazu
bringen und darin erhalten wolle; item, dass er meine Seligkeit so wohl und
gewiss habe verwahren wollen, weil sie durch Schwachheit und Bosheit unsers
Fleisches aus unsern Händen leichtlich könnte verloren oder durch List und
Gewalt des Teufels und der Welt daraus gerissen und genommen werden, dass er
dieselbe in seinem ewigen Vorsatz, welcher nicht fehlen oder umgestoßen werden
kann, verordnet und in die allmächtige Hand unsers Heilandes Jesu Christi,
daraus uns niemand reißen kann, zu bewahren gelegt hat, Joh. 10; daher auch
Paulus sagt Röm. 8: "Weil wir nach dem Vorsatz Gottes berufen sind, wer
will uns denn scheiden von der Liebe Gottes in Christus?"
Zweitens. Dazu wohnt der Heilige Geist in den Auserwählten als in seinem Tempel; und er ist in diesen nicht müßig, sondern treibt sie zum Gehorsam gegen die Gebote Gottes; ja, er gibt ihnen Zeugnis, dass sie Gottes Kinder sind [,Röm. 8,17]. Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 73
Schließlich wissen sie gewiss, dass Gott, wenn sie ihn anrufen, sie erhört, Luk. 11,13: „So denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 72
30. So können folglich die Auserwählten nicht aus der Gnade Gottes fallen?
Wohl können sie es, doch so, dass sie durch wahre Buße und Glauben sich durch die Kraft des Heiligen Geistes wiederum zu Gott bekehren und zum Leben wieder kommen. Denn wenn sie nicht zurückkehrten, so wären sie nicht in der Zahl der Erwählten, sondern gehörten nur zu denen, welche eine Zeitlang glauben, aber in den Tagen der Verfolgung abfallen und verdammt werden.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., XI, 75:
Und
weil unsere Wahl zum ewigen Leben nicht aus unserer Frömmigkeit oder Tugend,
sondern allein auf Christus’ Verdienst und den gnädigen Willen seines Vaters
gegründet ist, der sich selbst nicht verleugnen kann, weil er in seinem Willen
und Wesen unwandelbar ist: derhalben, wenn seine Kinder aus dem Gehorsam treten
und straucheln, lässt er sie durchs Wort wieder zur Buße rufen, und will der
Heilige Geist dadurch in ihnen zur Bekehrung kräftig sein; und wenn sie in
wahrer Buße durch rechten Glauben sich wieder zu ihm bekehren, will er das alte
Vaterherz immer erzeigen allen denen, die sich ob seinem Wort fürchten und von
Herzen wieder zu ihm bekehren; wie geschrieben steht Jer.3: "Wenn sich ein
Mann von seinem Weibe scheiden lässt, und sie zieht von ihm und nimmt einen
andern Mann, darf er sie auch wieder annehmen? Ist’s nicht also, dass das Land
verunreiniget würde? Du aber hast mit viel Buhlern gehurt; doch komm wieder zu
mir, spricht der Herr“.
*31. Ist die Zahl der Erwählten bestimmt?
Ja, [allerdings, da ja Gott weiß, wen und wie viele er vor der Zeit der Welt in Christus zur Rettung durch den Glauben an Christus erwählt hat. Uns aber hat er diese Zahl nicht mitgeteilt.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., XI, 54-56:
Also
ist daran kein Zweifel, dass Gott gar wohl und aufs allergewisseste vor der
Zeit der Welt zuvor ersehen habe und noch wie, welche von denen, so berufen
werden, glauben oder nicht glauben werden; item, welche von den Bekehrten
beständig, welche nicht beständig bleiben werden; welche nach dem Fall
wiederkehren, welche in Verstockung fallen werden. So ist auch die Zahl, wie
viele derselben beiderseits sein werden, Gott ohne allen Zweifel bewusst und
bekannt.
Weil
aber solches Geheimnis Gott seiner Weisheit vorbehalten und uns im Wort davon
nichts offenbart, viel weniger solches durch unsere Gedanken zu erforschen uns
befohlen, sondern uns ernstlich davon abgehalten hat, Röm. 11, sollen wir mit
unsern Gedanken nicht folgern, schließen noch darin grübeln, sondern uns an
sein geoffenbartes Wort, darauf er uns weiset, halten.
Also
weiß auch Gott ohne allen Zweifel und hat einem jeden Zeit und Stunde seines
Berufs, Bekehrung bestimmt; weil aber uns solches nicht offenbart ist, haben
wir Befehl, dass wir immer mit dem Wort anhalten, die Zeit aber und Stunde Gott
befehlen sollen, Apg. 1.]
+1. Will Gott, dass die Gläubigen in guten
Werken wandeln?
Darüber ist kein Streit, dass alle
Menschen, vorzüglich aber diejenigen, welche durch den Heiligen Geist
wiedergeboren und erneuert sind, gute Werke zu tun schuldig sind.
Matth. 5,16: So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke
sehen und euren Vater im Himmel preisen.
2. Kor. 9,8: Ihr seid reich zu jedem guten Werk.
1. Thess. 4,7: Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur
Heiligung.
Eph. 2,10: Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken,
welche Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Und wie es unmöglich ist, dass ein guter
Baum schlechte Früchte trage, Matth. 7,18, ebenso ist es unmöglich, dass ein
durch den Glauben Gerechtfertigter der guten Werke ermangele. (Augsb. Bek., VI;
XX);
Konk.
Formel, Kurze Darl., IV, 8:
Wir
glauben, lehren und bekennen auch, das alle Menschen,
sonderlich aber die durch den Heiligen Geist wiedergeboren und erneuert sind, schuldig
seien, gute Werke zu tun.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., IV, 7:
Erstlich ist in diesem Artikel von folgende
Punkten unter den unsern kein Streit: als, dass es Gottes Wille, Ordnung und
Befehl sei, das die Gläubigen in guten Werken wandeln sollen
2. Was sind gute Werke?
Gute Werke sind die inneren und äußeren
Handlungen, welche von Gott geboten und in den Zehn Geboten zusammengefasst
sind, und welche von den Wiedergeborenen im Glauben durch den Heiligen Geist
geschehen, zur Verherrlichung Gottes, und um unsern Gehorsam sowohl als unsere
Dankbarkeit gegen Gott darzulegen.
3. Also behauptest du, dass keine Werke
wahrhaft gut sind, außer die, welche von Gott selbst
geboten sind?
Gewiss. Denn das sind keine wahrhaft guten
Werke, „die ihm ein jeder, aus guter Meinung, selbst erdenkt, oder die nach
Menschensatzung geschehen, sondern die Gott selber in seinem Wort
vorgeschrieben und befohlen hat.
5. Mose 12,8.32: Ihr sollt es nicht so halten, wie wir es heute hier tun, ein jeder, was
ihn recht dünkt. Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr halten und danach
tun. Ihr sollt nichts dazutun und nichts davon tun.
Konk. Formel,
Ausf. Darl., IV, 7
4. Wie geschehen wahrhaft gute Werke?
„Rechtschaffene gute Werke geschehen nicht
aus eigenen natürlichen Kräften, sondern also, wenn die Person durch den
Glauben mit Gott versöhnt, und durch den Heiligen Geist erneuert, oder, wie Paulus redet, Eph. 2,10, in Christus Jesus neu geschaffen wird zu
guten Werken“. Konk. Formel, Ausf. Darl., IV, 7
5. Gefallen Gott die guten Werke, und wenn
ja: Warum?
Die guten Werke gefallen Gott und sind ihm
angenehm wegen unsers Herrn Jesus Christus, der im Glauben ergriffen wird,
welcher Glaube macht, dass die Person Gott angenehm und wohlgefällig ist. (Apol.
IV, 189; Konk. Formel, Ausf. Darl., IV, 7)
*6. Folglich gefallen die guten Werke der
Heiden Gott nicht?
„Die Werke, so zur Erfüllung äußerlicher
Zucht gehören, welche auch von den Ungläubigen und Unbekehrten geschehen,
obwohl vor dieser Welt dieselben löblich, dazu auch von Gott in dieser Welt mit
zeitlichen Gütern belohnt werden, jedoch weil sie nicht aus rechtem Glauben
gehen, sind sie vor Gott Sünde, das ist, mit Sünden befleckt, und werden vor
Gott für Sünde und unrein gehalten, weil die Person mit Gott nicht versöhnt
ist, denn ein böser Baum kann nicht gute Früchte bringen. Und: Was nicht aus Glauben geht, das ist Sünde.
Röm. 14,23.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., IV, 8
7. Aus welchen Gründen müssen die guten
Werke geschehen?
Gute Werke sind geboten:
1. wegen des Befehls Gottes;
2. wegen der Übung des Glauben;
3. um des Bekenntnisses willen;
4. aus Dankbarkeit;
5. wegen der Belohnungen, welche ihnen aus
Gnaden verheißen und zugesagt sind.
Apol.
IV, 189:
Denn gute Werke müssen geschehen, wegen des
Befehls Gottes, ferner den Glauben zu üben, wegen des Bekenntnisses und des
Dankes. Aus diesen Ursachen müssen die guten Werke notwendig geschehen, welche,
obgleich sie im noch nicht völlig erneuerten Fleisch geschehen, das die
Bewegungen des Heiligen Geistes enthält und etwas von seiner Unreinigkeit
anspritzt, doch wegen des Glaubens heilige, göttliche Werke sind, Opfer und
Staatsregierung Christi, welcher sein Reich vor dieser Welt zeigt. Denn in
denselben heiligt er die Herzen und den Teufel zurück und setzt, damit er das
Evangelium unter den Menschen erhalte, dem Reich des Teufels das Bekenntnis der
Heiligen entgegen und offenbart in unserer Schwachheit seine Macht.
Anmerkung:
Diese Stelle der Apologie ist aus dem lateinischen Grundtext ganz wörtlich
übersetzt, weil sie im deutschen Original nur mehr den Sinn wiedergebend als
wortgetreu übertragen ist, und deshalb zur Erhärtung unserer Frage nicht
geeignet war. Sie steht in der Leipziger Ausgabe, S. 193 ff.
8. Sind diese Belohnungen der guten Werke
eben die Gnade selbst, durch welche wir gerechtfertigt werden?
Nein! Denn die Gnade Gottes, Vergebung der
Sünden, Rechtfertigung und ewiges Leben erlangen wir nur durch den Glauben,
nicht durch unsere Verdienste.
Richtig werden daher die Belohnungen der
guten Werke erklärt teils durch leibliche Güter dieses Lebens, teils durch die
Stufen der Herrlichkeit im ewigen Leben. Doch diese Belohnungen selbst hängen
nicht von dem Verdienst unserer Werke ab, sondern einzig und allein von der
Gnade Gottes, welcher sie zugesagt hat. Apol. IV, 189
+9. Können wir denn durch gute Werke
unsere Rechtfertigung und das ewige Leben verdienen?
Nicht im Geringsten. „Denn wir empfangen
Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit allein durch den Glauben an Christus, wie
Christus selbst spricht: Luk. 17,10: So
ihr dies alles getan habt, sollt ihr sprechen: Wir sind unnütze Knechte.
Zum
zweiten verdunkelt die Meinung vom Verdienst der guten Werke den Ruhm
Christi, weil die Menschen diese ihre Werke Gott vorlegen als den Preis und die
Versöhnung.
Ausgsb.
Bek. XX,10:
Wer nun meint, solches durch Werke auszurichten und
Gnade zu verdienen, der verachtet Christus und sucht einen eigenen Weg zu Gott,
wider das Evangelium.
Zum
dritten: „Erschrockene Gewissen finden keinen Frieden in solchen Werken;
sondern indem sie in wahrem Schrecken stets eines auf das andere häufen,
verzweifeln sie endlich, weil sie kein Werk finden, das rein genug sei; so dass
das Gesetz dieselben stets anklagt und verdammt.“ Apol. IV, 204-205
Zum
vierten: Diejenigen, die auf ihre Werke vertrauen, erlangen niemals die
Erkenntnis Gottes, sondern erzürnt fliehen sie vielmehr den zürnenden und
strafenden Gott, und meinen auch nie, dass sie erhört werden. Aber der Glaube
zeigt, dass Gott wegen des Sohnes umsonst vergebe und erhöre. Augsb. Bek., XX
Schließlich
widerspricht es der Heiligen Schrift, die bezeugt, dass wir gerechtfertigt und
gerettet werden allein durch den Glauben, ohne Werke, wie im vorigen Artikel
gezeigt ist.
Augsb. Bek. XX;
Apol. IV, 204-205
+10. Sind die guten Werke notwendig oder
freiwillig?
Dass die guten Werke notwendig sind, nicht
zwar zur Seligkeit, sondern aus andern Ursachen, geht aus dem schon Gesagten
deutlich genug hervor. Denn sie werden von den Gläubigen verlangt als Früchte
des Glaubens, und der Glaube ohne die Liebe ist tot, obgleich die Liebe nicht
die Ursache unserer Seligkeit ist. Konk. Formel, Ausf. Darl., IV, 1
*11. Dies scheint zu widerstreiten mit der
Freiheit der Kinder Gottes, da deren Werke nicht notwendig, sondern freiwillig
sind?
Diese zwei streiten durchaus nicht wider einander, was völlig klar wird, sobald man eine doppelte Unterscheidung beobachtet. Denn erstens wird das Wort „notwendig“ in dem Sinne gebraucht, dass es eine unumgängliche Notwendigkeit oder einen Zwang bedeutet. Zweitens wird das Wort „notwendig“ in einem bedingten Sinne gebraucht, so dass man darunter einen schuldigen Gehorsam versteht, der geleistet wird wegen Gottes Ordnung, (S. 98) Befehls und Willens. Im ersteren Sinne hebt die Notwendigkeit alle Freiheit zu handeln auf: im letzteren aber ist sie der Freiheit untergeordnet. Konk. Formel. Kurze Darl. Art. IV,1-4
*12. Was ist die andere Unterscheidung?
Diese betrifft das Wort frei, oder Freiheit, welches entweder eigentlich, oder uneigentlich gebraucht wird. In seinem eigentlichen Sinne genommen, wird es der sklavischen Notwendigkeit und dem Zwange entgegengesetzt: uneigentlich genommen aber wird es der Ordnung, dem Befehl und der Pflicht des Gesetzes gegenüber gestellt; denn das Gesetz ist der Freiheit nicht geradezu entgegengesetzt, sondern sie sind einander untergeordnet.
*13. Füge nun diese Unterscheidungen zu der vorliegenden Frage und zeige, ob die guten Werke notwendig sind oder frei?
Wenn jene Unterscheidungen beobachtet werden, so ist klar, dass die guten Werke der Wiedergeborenen sowohl freiwillige, als auch notwendige sind. Notwendige sind sie aber nicht aus Notwendigkeit des Zwanges: sondern nur aus der Notwendigkeit des Befehls, oder jenes schuldigen Gehorsams, welchen die Rechtgläubigen, so viel sie wiedergeboren, nicht aus Zwang oder Treiben des Gesetzes, sondern aus freiwilligem Geiste leisten, weil sie nicht mehr unter dem Gesetze, sondern unter der Gnade sind.“ Konk. Formel, Kurze Darl., Art. IV,10.11.
Wiederum sind dieselben Werke frei, das Wort Freiheit eigentlich genommen, sofern nämlich die Wiedergeborenen mit freiwilligem Geiste wirken: nicht aber sind sie auf solche Weise frei, „als ob es in des wiedergeborenen Menschen Willkür stehe, Gutes zu tun oder zu lassen, wenn er wolle, und gleichwohl den Glauben behalten möge, wenn er in Sünden vorsätzlich verharret.“ Konk. Formel, Kurze Darl., Art. IV, 16.17.
+14. Wenn die guten Werke notwendig sind, sind sie dann zur Seligkeit notwendig?
In den
vorigen Jahren, bald nach dem Tode unseres sel. Luthers, gab es Einige, welche
diese Redensarten gebrauchten: „Gute Werke sind nötig zur Seligkeit; Es ist
unmöglich, ohne gute Werke selig zu werden; Es ist niemals jemand ohne gute
Werke selig worden.“ Aber aus gewissen und wichtigen Gründen sind diese Sätze,
als solche, die von der Form der gesunden Worte abweichen, von den
Rechtgläubigen missbilligt und verworfen worden. S. Konk. Formel, Kurze Darl.,
Art. IV,2; – Ausf. Darl., Art IV,1.
+15. Nenne diese Gründe!
I. Diese
Redensarten streiten schlechthin wider die Lehre von den ausschließenden
Partikeln, d. i. den Worten, mit welchen St. Paulus unsere Werke und Verdienst
aus dem Artikel der Rechtfertigung ausschließt. Denn der heil. Paulus schließt
unsere Werke und Verdienste von jenem Artikel völlig aus, und schreibt Alles
der alleinigen Gnade und Barmherzigkeit Gottes und dem Verdienste Christi zu,
versichernd, dass der Seligkeit nur der Mensch teilhaftig werde, dem Gott die
Gerechtigkeit zurechnet ohne Werke. Röm. 4,6.
II. Diese
Sätze nehmen den angefochtenen und betrübten Gewissen den wahren Trost des
Evangeliums, und geben Ursache zum Zweifel an der Gnade Gottes.
III. Diese
Redensarten stärken die Vermessenheit und den falschen Wahn eigener
Gerechtigkeit, nebst dem Vertrauen auf eigene Würdigkeit.
IV. Sie sind
aus der Formel des Interims hervorgegangen, und haben daher offenbare Feinde
der Wahrheit zu Urhebern.
V. Der sel.
Luther hat diese Sätze an den falschen Aposteln, welche die Galater in Irrtum
führten, an den Papisten, Anabaptisten und endlich an einigen andern verworfen
und verdammt. Konk. Formel, Kurze Darl., Art. IV, 22-28.
*16. Erhalten denn die guten Werke nicht den
Glauben, die Gerechtigkeit und die Seligkeit?
Nein. „Denn
der Glaube ergreift die Gerechtigkeit und Seligkeit nicht also, dass er darnach
sein Amt den Werken übergebe, dass dieselben daraufhin den Glauben, die
Gerechtigkeit und Seligkeit erhalten müssen, sondern der Glaube ist das
eigentliche einige Mittel, dadurch Gerechtigkeit und Seligkeit nicht allein
empfangen, sondern auch erhalten wird.“
Konk.
Formel, Kurze Darl., Art. IV. – Ausf. Darl., Art. IV,34:
X. Wir glauben, lehren und bekennen auch,
dass den Glauben und die Seligkeit in uns nicht die Werke, sondern allein der
Geist Gottes die Seligkeit durch den Glauben erhalte, dass Gegenwärtigkeit und
Inwohnung die guten Werke Zeugen seien.
17. Lieber, beweise solches aus der
Heiligen Schrift!
„Der heil. Paulus gibt Röm. 5,1 und 2 dem
Glauben nicht allein den Eingang zur Gnade, sondern auch, dass wir in der Gnade
stehen und uns rühmen der zukünftigen Herrlichkeit; das ist, Anfang, Mittel und
Ende gibt er alles dem Glauben allein, indem er sagt: ‚Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir
Frieden mit Gott durch unsern HERRN Jesus Christus, durch welchen wir auch
einen Zugang haben im Glauben zu dieser Gnade, darinnen wir stehen, und rühmen
uns der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., Art.
IV,34.
Röm. 11,20: Sie sind zerbrochen um ihres Unglaubens willen; du stehst aber durch
den Glauben.
Kol. 1,22.23: Auf dass er euch darstellte heilig und unsträflich und ohne Tadel vor
ihm selbst; so ihr anders bleibt im Glauben gegründet und fest.
1.
Petr. 1,5: Euch, die ihr aus
Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit.
+18. Wenn die guten Werke zur Seligkeit
nicht notwendig sind, so werden sie schädlich und verderblich zur Seligkeit
sein?
„Wenn jemand die guten Werke in den Artikel
der Rechtfertigung ziehen, seine Gerechtigkeit oder das Vertrauen der Seligkeit
darauf setzen, damit die Gnade Gottes verdienen und dadurch selig werden
wollte: Hierauf sagt Paulus selbst, dass einem solchen Menschen seine Werke
nicht allein unnützlich und hinderlich, sondern auch schädlich sind.“ Konk.
Formel, Ausf. Darl., Art. IV,37.
Phil. 3,7.8: Aber was mir gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden
geachtet. Denn ich achte es alles für Schaden gegen die überschwängliche
Erkenntnis Jesu Christi, meines HERRN, um welches willen ich alles habe für
Schaden gerechnet und achte es für Dreck, auf dass ich Christus gewinne.
+19. Auf diese Weise wären die guten Werke
an sich schädlich und verderblich?
Du schließt schlecht von dem Zufälligen auf
das, was an sich ist. Denn durch das Zufällige geschieht es, dass die guten
Werke schädlich sind, sofern nämlich ein falsches Vertrauen gegen das
ausdrückliche Wort Gottes auf sie gesetzt wird. Doch deshalb ist es nicht
erlaubt, einfach und nackt zu behaupten: Gute Werke sind den Gläubigen zu oder
an ihrer Seligkeit schädlich. Denn diese Redensart, also bloß gesetzt, ist
falsch und ärgerlich, dadurch Zucht und Ehrbarkeit geschwächt, das rohe, wilde,
sichere, epikuräische Leben eingeführt und gestärkt wird. Konk. Formel, Ausf.
Darl., Art. IV, 38.39.
*1. Können die, welche nach der Taufe
gefallen sind, von neuem in die Gnade bei Gott zurückkehren?
Schon vor Zeiten leugneten die Novatianer,
dass die nach der Taufe Gefallenen zur Gnade zurückkehren könnten. Von solchen
nun geht unsre Kirche ab und lehrt: „Dass diejenigen, so nach der Taufe
gesündigt haben, zu aller Zeit, so sie zur Buße kommen mögen, Vergebung der Sünden
erlangen, und ihnen die Absolution von der Kirche nicht soll verweigert werden.
Augsb. Bek., Art. 12.
+2. Lehrt denn die Heilige Schrift ebenso?
Ja. Denn dies ist das eigentlichste Ziel
des Evangeliums, dass es den Reuigen die Gnade Gottes und gnädige Vergebung der
Sünden verkündige, und dies nicht einmal nur, sondern so oft ein armer Sünder
Buße tut und seine Sünden herzlich bereut. So spricht der Herr Hes. 18,30.32:
„Bekehrt euch von aller eurer Übertretung, auf dass ihr nicht fallen müsst um der
Missetat willen. Denn ich habe keinen Gefallen am Tode des Sterbenden. Darum
bekehrt euch, so werdet ihr leben!“
So vertraut Christus Matth. 18,18 den
Aposteln und Kirchendienern [und allen Christen] den Löseschlüssel an, indem er
spricht: Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen. Welchen aber
usw.“ Also nicht nur den noch nicht Wiedergebornen, sondern auch denen, die
nach der Taufe gefallen sind.
So haben auch Petrus, der über die
Verleugnung Christi, und Thomas, der über seinen Unglauben Reu und Leid hatte,
Gnade und Vergebung der Sünden erlangt.
3. Was ist die Buße?
Die Buße oder Bekehrung zu Gott ist die
Zerknirschung des Herzens über unsere Sünde und das Vertrauen, welches sich um
Christi willen die Vergebung der Sünden, Versöhnung, Rechtfertigung und
Lebendigmachung gewiss verspricht, verbunden mit dem festen Vorsatz, einen
neuen Gehorsam anzufangen. Melanchthon.
4. Wie viele Stücke gehören zur Buße?
Zwei: nämlich Reue und Leid über die Sünde
und der Glaube. Ebend. Augs. Bek. Art. 12, 4.5
5. Gehört denn der neue Gehorsam nicht
auch zu den Stücken der Buße?
Der neue Gehorsam oder die guten Werke
folgen auf wahre Reue und Leid und den Glauben. Daher machen sie nicht einen
Teil der Buße aus, sondern sind vielmehr deren Früchte und Wirkung.
Melanchthon. Augsb. Bek. Art. 12,6
6. Was verstehst du unter Zerknirschung
oder Reue und Leid?
„Wir sagen, dass Contritio oder rechte Reue
das sei, wenn das Gewissen erschreckt wird und seine Sünde und den großen Zorn Gottes
über die Sünde anhebt zu fühlen und ist ihm leid, dass es gesündigt hat.“ Apol.
Art. V (XII), 29.
+7. Kannst du das aus der Heiligen Schrift
beweisen?
Ja. Denn von diesen Schrecken des Gewissens
spricht die Heilige Schrift, Ps. 38,5: „Meine
Sünden gehen über mein Haupt, wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer
geworden.“ Ps. 6,3: „Heile mich,
HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken, und meine Seele ist sehr
erschrocken.“ Und Hiskia, Jes. 38,13: „Er
zerbrach mir alle meine Gebeine, wie ein Löwe.“
8. Was verstehst du unter dem Glauben?
Nichts anderes als das feste Vertrauen,
dass uns durch und wegen des Verdienstes Christi, umsonst, ohne irgend unser Verdienst, alle unsere Sünden vergeben werden.
+9. Woher kann und soll die wahre Reue
genommen werden?
Dies wird erhellt aus dem vorigen Artikel,
nämlich allein aus dem Gesetz, dessen Summe und Amt es ist, die Sünden zu
strafen. „Denn durch das Gesetz kommt
Erkenntnis der Sünde.“ Röm. 3,20. „Das
Gesetz richtet Zorn an.“ Röm. 4,15. „Und
ich erkannte die Sünde nicht außer durch das Gesetz.“ Röm. 7,7. – Apol. V
(XII),34.
*10. Verdient die Reue etwas?
Die Katholischen behaupten zwar, dass die
Menschen durch solche Schmerzen und Schrecken Gnade verdienen, sofern sie Gott
dabei lieben. Aber dies ist falsch und irrig, denn wie sollen die Menschen in
so großen Schrecken Gott lieben, wenn sie den schrecklichen und
unaussprechlichen Zorn Gottes fühlen. Ferner fehlt so viel daran, dass sie
Gnade verdienen, dass sie vielmehr, wenn sie allein sind und bleiben, den
Menschen zur Verzweiflung bringen, wie die Geschichten des Saul und Judas
bezeugen.
*11. Was wird daher zu dieser Reue mehr
erfordert, wenn sie heilsam sein soll?
Das andere Stück der Buße wird erfordert,
nämlich der Glaube an Christus. „Denn es muss in solchen Schrecken das
Evangelium von Christus vorgehalten werden, in welchem verheißen ist Vergebung
der Sünde, aus Gnaden, durch Christus.“ Apol. V (XII),35.
Daher müssen die so zerschlagenen Herzen
glauben, dass ihnen um Christi willen die Sünden aus Gnaden vergeben werden.
Dieser Glaube richtet die Zerknirschten auf, stärkt und belebt sie, nach dem
Wort: „So wir nun durch den Glauben
gerechtfertigt sind, haben wir Friede mit Gott durch unsern HERRN Jesus
Christus.“ Röm. 5,1. Dieser Glaube erlangt die Vergebung der Sünden; dieser
Glaube rechtfertigt vor Gott. Apol. V (XII),36.
*12. Welche und wie viele Stücke ihrer
Buße stellen die Katholischen auf?
Diese drei: Reue des Herzens, Bekenntnis
des Mundes und Genugtuung durch Werke. Mit solcher Vertröstung und Zusage: Wo
der Mensch recht bereut, beichtet, genug tut, so habe er damit Vergebung
verdient und die Sünde vor Gott bezahlt. Schmalk. Art., T. 3, Art. 3,12.13.
+13. Was hältst du von diesen drei
Stücken?
Ich meine, dass sie, so wie sie wenigstens
von den Katholischen erklärt werden, keinen Grund in Heiliger Schrift haben,
und dass es unmöglich, ja gottlos, ist, sie zu beobachten.
*14. Was für eine Reue fordern also die
Katholischen?
Erstens eine solche, welche nicht nur im
Allgemeinen über alle Sünden, sondern welche auch im Besonderen über jede
einzelne Sünde Leid trage, und zwar so, dass der Mensch für jede Sünde, über
welche er keine Reue empfindet, auch keine Vergebung bekommt.
Zweitens dichten sie, dass, wenn jemand
eine solche Reue nicht haben könne, er wenigstens die attritio haben müsse, das
ist die halbe Reue oder Anfang der Reue.
Endlich, wenn jemand sagt, dass er solche Reue
nicht haben könne, so fragen sie, ob er sich dieselbe nicht wünsche? Wenn er
antwortet, dass er sie wünsche, so nehmen sie es für Reue an und vergeben ihm
die Sünden wegen dieses seines guten Werkes. Schmalk. Art., T. 3, Art. 3,16.17.
*15. Was hältst du aber von dieser
katholischen Reue?
Ich halte dafür, dass solche Reue sei ein
gemachter und erdichteter Gedanke aus eigenen Kräften, ohne Glaube, ohne
Erkenntnis Christi, das ist, lauter Heuchelei, welche der Sünden Lust nicht
töten kann. Schmalk. Art., T. 3, Art. 3,18.
*16. Was für ein Bekenntnis des Mundes
erfordern die Katholischen?
Einst wurde und wird noch jetzt von den
Katholischen eine solche Beichte verlangt: „Ein jeglicher musste alle seine
Sünden erzählen, welche er aber vergessen hatte, wurden ihm sofern vergeben,
wenn sie ihm würden einfallen, dass er sie noch musste beichten.“ Schmalk.
Art., T. 3, Art. 3,19.
+17. Vermisst du bei dieser Beichte etwas?
Ja, denn erstens ist sie unmöglich. Denn
wer kann sich an alle Sünden, die er, ich will nicht sagen
in einem ganzen Jahr, sondern nur in einer Woche begangen hat, so erinnern,
dass er sie nach der Reihe und einzeln aufzählen könnte. Ganz anders betet
David: „Wer kann merken, wie oft er
fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Fehler.“ Ps. 19,13.
Zweitens war diese Beichte nichts anderes
als eine große Marter der Gewissen, welchen Stricke
übergeworfen wurden, indem sie überredet waren, dass sie, ohne diese genaue
Aufzählung, keine Vergebung der Sünden erlangen könnten.
Drittens führte eine solche Beichte die
Menschen zur Verzweiflung. Denn sie dichteten, dass sie, und zwar die ganze
vollständige Beichte aller Sünden, zur Seligkeit notwendig sei. Weil aber das
menschliche Gemüt niemals gewiss sein konnte, ob es alle Sünden gebeichtet
habe, so wurde es an seiner Seligkeit zu verzweifeln gezwungen.
Endlich dichteten sie, dass dieselbe
verdienstlich sei; nämlich je aufrichtiger und offener die Beichte sei, und mit
je größerer Scham sie vor dem Priester gesprochen wurde, desto völliger sei
auch die Genugtuung für die Sünde. Schmalk. Art., T. 3, Art. 3,19. – Apol. V
(XII),110.111.
+18. Du verwirfst also jedes Bekenntnis
des Mundes?
Nicht im geringsten.
Ja, ich glaube vielmehr, dass die Beichte in der Kirche müsse beibehalten
werden, wegen der Privatabsolution, welche ist Gottes Wort, das den Einzelnen,
welche ihre Sünden ernstlich bekennen, die Vergebung der Sünden auf göttlichen
Befehl verkündigt. Apol. VI (XII),99.
+19. Aber welche Beichte achtest du für
notwendig?
Gewiss achte ich nicht eine solche für
notwendig, welche in Aufzählung aller Sünden besteht; denn solche ist unmöglich
und beschwert die Gewissen. Sondern diejenige halte ich für notwendig, welche
vor Gott entweder unmittelbar
geschieht, wie die von David gesprochene, Ps. 32,5: „Darum bekenne ich dir meine Sünde und verhehle meine Missetat nicht.
Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretung bekennen. Da vergabst du mir
die Missetat meiner Sünde.“ Oder mittelbar,
und dies zwar entweder öffentlich vor der ganzen Gemeinde oder privat vor dem
Diener der Kirche, vor welchem die Beichte entweder im Allgemeinen über alle
Sünden oder auch im Besondern über die eine oder andere Sünde geschieht, wenn
etwa die Gewissensbisse eine solche spezielle Beichte erfordern. Augs. Bek.,
XI, 66; XXV,7. – Apol. VI (XII),99; Kl. Kat. Beichte.
+20. Was ist daher eine solche Beichte?
Sie ist nichts anderes als eine solche
Reue, in welcher man den Zorn Gottes fühlt, bekennt, dass Gott billig zürne,
auch nicht durch unsere Werke könne versöhnt werden, und zugleich
Barmherzigkeit und Vergebung der Sünden um Christi willen sucht. Apol. VI
(XXII), 107.108.
+21. Was ist von der Privatabsolution zu
halten?
Dass es Gottes Befehl sei, dass wird er
Absolution Glauben beimessen und fest dafür halten, dass wir so wahrhaftig mit
Gott versöhnt sind, als wenn wir eine Stimme vom Himmel hierüber gehört hätten.
Konk. Formel, Ausf. Darl., XI, 38.
+22. Was stellst du über das dritte Stück
der katholischen Beichte fest?
Ganz dasselbe wie über die katholische
Ohrenbeichte: Dass nämlich die gesetzlichen Genugtuungen, welche von den
Priestern zur Sühnung der Sünden aufgelegt werden, nicht göttlichen Rechtes und
also gar nicht nötig sind. Denn diese Lehre muss vor allen Dingen erhalten
werden und stehen bleiben, dass wir durch den Glauben Vergebung der Sünden
erlangen, nicht durch unsere Werke, die vorher oder nachher geschehen, wenn wir
bekehrt oder neu geboren sind in Christus. Apol. VI (XII), 116.
[A. Welches ist denn Christi evangelische Ordnung
zur öffentlichen Verwaltung der Gnadenmittel?
Christus hat dazu mit dem Apostelamt das
heilige Predigtamt eingesetzt oder gestiftet, also geordnet, dass die
christliche Versammlung oder Gemeinde Diener an Wort und Sakrament berufen
soll, die im Auftrag der Gemeinde, von Gemeinschaftswegen, Wort und Sakrament
nach innen (Gemeinde) und außen (Evangelisation und Mission) verwalten.
Apg. 20,28: So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, unter welche
euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes,
welche er durch sein eigen Blut erworben hat.
1.
Kor. 10,28: Und Gott hat gesetzt in der
Gemeinde aufs erste die Apostel, aufs andere die Propheten, aufs dritte die
Lehrer, danach die Wundertäter, danach die Gaben, gesund zu machen, Helfer,
Regierer, mancherlei Sprachen.
Eph.
4,11: Und er hat etliche zu Aposteln
gesetzt, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und
Lehrern.
Tit. 1,5: Derhalben ließ ich dich in Kreta, dass du solltest vollends anrichten,
da ich’s gelassen habe, und besetzten die Städte hin und her mit Ältesten, wie
ich dir befohlen habe.
1. Petr. 5,1: Die Ältesten, so unter euch sind, ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge
der Leiden, die in Christus sind, und teilhaftig der Herrlichkeit, die
offenbart werden soll.
1. Kor. 3,5: Wer ist nun Paulus? Wer ist Apollos? Diener
sind sie, durch welche ihr seid gläubig geworden; und dasselbe, wie der HERR
einem jeglichen gegeben hat.
Wir haben
eine gewisse Lehre, dass das Predigtamt vom allgemeinen Beruf der Apostel
herkommt. (Schmalk. Art., Tract. 10)
B. Wie viele Ämter oder Dienste hat Christus
eingesetzt?
Christus hat mit dem Apostelamt, von dem
alle anderen Dienste herkommen, nur ein Amt oder Dienst eingesetzt, nämlich den
Dienst des Wortes und des Sakramente, der sich aber, wie wir aus den
verschiedenen Diensten in Eph. 4,11 erkennen können, grundsätzlich in zwei
Hauptzweige aufgliedert, nämlich den Dienst in der Ortsgemeinde und den
missionarischen oder evangelistischen Dienst. Es steht in der Freiheit der
Gemeinde, wie sie diesen Dienst gestaltet, ob und in welcher Weise sie ihn
aufgliedert und welche Beziehungen die verschiedenen Dienste zueinander haben.]
1. Ist es auch erlaubt, nach dem heiligen
Predigtamt zu streben?
Es ist kein Hindernis vorhanden, dass man
nach dem heiligen Amt strebe und seine Dienste der Kirche anbiete. Denn „so jemand ein Bischofsamt begehrt, der
begehrt ein köstliches Werk“, 1. Tim. 3,1. Aber dass einer selbst laufe,
ist nicht erlaubt; und dies geschieht, wenn jemand sich selbst eindringt und
mit mancherlei Künsten, List und Bestechungen die Berufung erzwingt. Über solche
klagt der HERR selbst beim Propheten: „Ich
sandte sie nicht, doch liefen sie; ich redete nicht zu ihnen, doch weissagten
sie.“ Jer. 23,21.
2. Zu welchem Zweck ist das Predigtamt
eingesetzt?
„Den Glauben zu erlangen, hat Gott das
Predigtamt eingesetzt, Evangelium und Sakrament gegeben, dadurch er, als durch
Mittel, den heiligen Geist gibt, welcher den Glauben, wo und wann er will, in
denen, so das Evangelium hören, wirkt.“ Augsb. Bek. V.
+3. Kann denn der Heilige Geist nicht ohne
Wort den Menschen zuteil werden?
Nein. Denn diesen Irrtum hat die Kirche
schon längst an den Wiedertäufern verdammt, welche lehren, dass wir ohne das
leibliche Wort des Evangeliums den Heiligen Geist durch eigene Bereitung,
Gedanken und Werke erlangen. Ebend.
+4. Wie vielfach ist das Wort, mit welchem
es das Predigtamt zu tun hat?
Die ganze Heilige Schrift muss in diese
zwei Hauptteile geteilt werden: in das Gesetz und das Evangelium. Das
Evangelium gibt die Verheißung von der Gnade, von der Vergebung der Sünden, der
Rechtfertigung und dem ewigen Leben um Christi willen, wenn er im Glauben
ergriffen wird. Das Gesetz aber begreift in sich vornehmlich die zehn Gebote
und verlangt unsere Werke und Vollkommenheit.
Apol.
II (IV),5:
Die ganze Schrift beide
Alten und Neuen Testaments wird in die zwei Stücke geteilt und lehrt
diese zwei Stücke, nämlich Gesetz und göttliche Verheißungen. Denn an etlichen
Orten hält sie uns vor das Gesetz, an etlichen bietet sei Gnade an durch die
herrlichen Verheißungen von Christo; als, wenn im Alten Testament die Schrift
verheißt den zukünftigen Christum und bietet ewigen Segen, Benedeiung, ewiges
Heil, Gerechtigkeit und ewiges Leben durch ihn an, oder im Neuen Testament,
wenn Christus, seitdem er gekommen ist auf Erden, im Evangelium verheißt
Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und ewiges Leben.
5. Von wem ist das Predigtamt eingesetzt?
Gewiss nicht von Menschen, sondern von Gott
selbst; nach dem Zeugnis Christi, Joh. 20,21: „Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“
Matth. 28,19 und 20 sende Christus selbst
seine Jünger und spricht: Gehet hin in
alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet im Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie lehret halten alles, was
ich euch befohlen habe.
Mark. 16,15: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.
+6. Darf man sich des Predigtamts
bedienen, das von bösen und unfrommen Dienern verwaltet wird?
Wenn du unter bösen Dienern solche verstehst,
deren Wandel zwar unrein und deren Leben durch Laster oder Schande befleckt
ist, deren Lehre aber rein und richtig ist, dann glaube ich ganz gewiss, dass
man sich ihres Dienstes bedienen dürfe und dass ihr Amt wirksam sei. Ich
verwerfe deshalb den Irrtum der Donatisten, welche leugneten, dass man sich des
Amtes böser Diener in der Kirche bedienen dürfe, und dass das Amt derselben
unnütz und unwirksam sei.
Augsb.
Bek., VIII:
Ebenso, wiewohl die christliche
Kirche eigentlich nichts anderes ist als die Versammlung aller Gläubigen
und Heiligen, jedoch dieweil in diesem Leben viel falscher Christen und
Heuchler sind, auch öffentliche Sünder unter den Frommen bleiben, so sind die
Sakramente gleichwohl kräftig, obschon die Priester, dadurch sie gereicht
werden, nicht fromm sind; wie denn Christus selbst anzeigt Matth. 23,2:
"Auf dem Stuhl Moses sitzen die Pharisäer" usw.
Derhalben werden die
Donatisten und alle anderen verdammt, so anders halten.
+7. Was ist aber von solchen Predigern zu
halten, die falsche Lehre führen?
Deren Amt, behaupte ich, muss man fliehen.
Matth. 7,15: „Sehet euch vor vor den
falschen Propheten.“
Joh. 10,5: Einem Fremden folgen die Schafe Christi nicht, sondern fliehen von ihm.
Gal. 1,9: So jemand euch Evangelium predigt anders, als das ihr empfangen habt,
der sei verflucht.
+8. Wer darf das Evangelium predigen und
die Sakramente verwalten?
„Niemand soll in der Kirche öffentlich
lehren oder predigen oder Sakrament reichen ohne ordentlichen Beruf.“ Augsb.
Bek., XIV
[8.a Wie verhält sich das heilige Predigtamt zum
allgemeinen Priestertum aller Gläubigen?
Das heilige Predigtamt oder Pfarramt ist
ein von dem Priestertum, welches alle Gläubigen haben, verschiedenes Amt. (Walther,
Kirche und Amt, Zweiter Teil, These I)
1. Kor. 12,29: Sind sie alle Apostel? Sind sie alle Propheten? Sind sie alle Lehrer?
Röm. 10,15: Wie sollen sie aber predigen, wo sie nicht gesandt sind?
Jak. 3,1: Liebe Brüder, unterwinde sich nicht jedermann, Lehrer zu sein, und
wisse, dass wir desto mehr Urteil empfangen werden.
8.b Wie
verhält sich das heilige Predigtamt zur Gemeinde?
Dem Predigtamt gebührt Ehrfurcht und
unbedingter Gehorsam, wenn der Prediger Gottes Wort führt, doch hat der
Prediger keine Herrschaft in der Kirche; er hat daher kein Recht, neue Gesetze
zu machen, die Mitteldinge und Zeremonien in der Kirche willkürlich
einzurichten und den Bann allein ohne vorhergehende Erkenntnis der ganzen
Gemeinde zu verhängen und auszuüben. (Walther, Kirche und Amt, Zweiter Teil,
These IX) Das heilige Predigtamt steht also in der Gemeinde, nicht über der
Gemeinde; die Gemeinde ist Versammlung um Wort und Sakrament, nicht um den
Pastor oder Prediger.
Luk. 10,16: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet
mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.
1. Thess. 5,12-13: Wir bitten euch aber, liebe Brüder, dass ihr erkennt, die an euch
arbeiten und euch vorstehen in dem HERRN und euch ermahnen. Habt sie desto
lieber um ihres Werkes willen und seid friedsam mit ihnen.
Hebr. 13,17: Gehorcht
euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen über eure Seelen, als die da
Rechenschaft dafür geben sollen; auf dass sie das mit Freuden tun und nicht mit
Seufzen, denn das ist euch nicht gut.
1. Tim. 5,17: Die Ältesten, die wohl vorstehen, die halte man zweifacher Ehre wert,
besonders die da arbeiten im Wort und in der Lehre.
Matth. 23,8: Einer ist euer Meister, Christus, ihr aber seid alle Brüder.
1. Petr. 5,2.3: Weidet die Herde Christi … nicht als die über das Volk herrschen,
sondern werdet Vorbilder der Herde.
Matth. 18,15-18: Sündigt aber dein Bruder an dir, so gehe hin
und strafe ihn zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast du einen
Bruder gewonnen. Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf
dass alle Sache bestehe auch zweier oder dreier Zeugen Mund. Hört er die nicht,
so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so halte ihn als einen Heiden
und Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll
auch im Himmel gebunden sein; und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im
Himmel los sein.
Schmalk. Art., Tract. 24:
Derhalben ist
das bischöfliche Amt nach göttlichen Rechten das Evangelium predigen, Sünde
vergeben, Lehre urteilen und die Lehre, so dem Evangelium entgegen, verwerfen
und die Gottlosen, deren gottloses Wesen offenbar ist, aus christlicher
Gemeinde ausschließen, ohne menschliche Gewalt, sondern allein durch Gottes
Wort. Und diesfalls sind die Pfarrleute und Kirchen schuldig, den Bischöfen
gehorsam zu sein, laut dieses Spruchs Christi, Lukas 10: „Wer euch hört, der
hört mich.“ (Augsb. Bek., Art. 28, 20-22)
1. Kor. 3
macht Paulus alle Kirchendiener gleich und lehrt, dass die Kirche mehr sei als
die Diener. Darum kann man mit keiner Wahrheit sagen, dass Petrus einige
Obrigkeit oder Gewalt vor andern Aposteln über die Kirchen und alle andern
Kirchendiener gehabt habe. Denn so spricht er: „Es ist alles euer, es sei
Paulus oder Apollos oder Kephas“, d.h. es darf weder Peter noch andere Diener
des Worts sich zumessen irgendeine Gewalt oder Obrigkeit über die Kirche.
Niemand soll die Kirche beschweren mit eignen Satzungen, sondern hier soll es
heißen, dass keines Gewalt noch Ansehen mehr gelte als das Wort Gottes.
(Schmalk. Art., Tract. 11)
Und Christus
spricht bei diesen Worten: „Was ihr binden werdet“ usw. und deutet, wem er die
Schlüssel gegeben, nämlich der Kirche: „Wo zwei oder drei versammelt sind in
meinem Namen“ usw. Ebenso, Christus gibt das höchste und letzte Gericht der
Kirche, da er spricht: „Sags der Gemeinde.“]
9. Wie vielfach ist die Berufung zum
Predigtamt?
Sie ist eine zweifache: Einmal eine
unmittelbare, wie die Berufung der Propheten und Apostel war, welche von Gott
selbst ohne Mittel geschehen ist, und mit den Propheten und Aposteln aufgehört
hat. Dann ist sie eine mittelbare, wie sie jetzt geschieht durch die Kirche,
welche besteht aus den Kirchendienern und den Zuhörern, welche gewöhnlich das
Volk oder die Laien genannt werden.2
+10. Also gehört die Berufung der Prediger
der ganzen Kirche an?
Ja, und zwar nach der apostolischen Praxis.
Denn da dem Verräter Judas ein Nachfolger gewählt werden sollte, so geschah
dies nicht von den Aposteln allein, sondern von der versammelten Menge der
Gläubigen, Apg. 1,21. Ebenso wurden die sieben Diakone von dem Volk gewählt und
vor die Apostel zur Bestätigung gestellt, Apg. 6,5 [, denn Christus hat die
Schlüsselgewalt nicht nur Einzelnen oder einem Stand, sondern allen Gläubigen
gegeben, Matth. 18,15-18; Joh. 20,21-23; 1. Petr. 2,9].
[10.a Vom wem also empfangen die Diener an Wort und
Sakrament die Vollmacht zum Dienst?
Das Predigtamt wird von Gott durch die
Gemeinde, als Inhaberin aller Kirchengwalt oder der Schlüssel, und durch deren
von Gott vorgeschriebenen Beruf übertragen. (Walther, Kirche und Amt, Zweiter
Teil, These VI a)
Joh. 20,21-23: Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch. Gleichwie mich der
Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nehmet hin den Heiligen Geist. Welchen
ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen, und welchen ihr sie behaltet,
denen sind sie behalten.
Apg. 14,23: Und sie ordneten [Griech: durch stimmwählen] hin und her Älteste in den
Gemeinden, beteten und fasteten und befahlen sie dem HERRN, an den sie gläubig
geworden waren.
Schmalk. Art., Tract., 67:
Denn
gleichwie die Verheißung des Evangeliums gewiss und ohne Mittel der ganzen
Kirche zugehört, also gehören die Schlüssel ohne Mittel der ganzen Kirche,
dieweil die Schlüssel nichts anders sind, als das Amt, dadurch solche
Verheißung jedermann, wer es begehrt, wird mitgeteilt; wie es denn im Werk vor
Augen ist, dass die Kirche Macht hat, Kirchendiener zu ordinieren. (Schmalk.
Art., Tract., 24)
Denn wo die
Kirche ist, da ist ja der Befehl, das Evangelium zu predigen; darum müssen die
Kirchen die Gewalt behalten, dass sie Kirchendiener fordern, wählen und
ordinieren; und solche Gewalt ist ein Geschenk, welches der Kirche eigentlich
von Gott gegeben und von keiner menschlichen Gewalt der Kirche kann genommen
werden, wie St. Paulus zeugt Eph. 4, da er sagt: „Er ist in die Höhe gefahren
und hat Gaben gegeben den Menschen.“ Und unter solchen Gaben, die der Kirche
eigen sind, zählt er die Pfarrherrn und Lehrer, und hängt daran, dass solche
gegeben werden zur Erbauung des Leibes Christi. Darum folgt, wo eine rechte
Kirche ist, dass da auch die Macht sei, Kirchendiener zu wählen und ordinieren;
wie denn in der Not auch ein schlichter Laie einen andern absolvieren und sein
Pfarrherr werden kann.]
+11. Was ist daher ein Prediger?
Er ist eine auf göttlichen Befehl durch die
Kirche ordentlich berufene Person, welche das Wort Gottes rein lehren und die
Sakramente nach der Einsetzung Christi verwalten soll.
[11.a Was ist also das heilige Predigtamt?
Das heilige Predigtamt ist die von Gott
durch die Gemeinde als Inhaberin des Priestertums und aller Kirchengewalt
übertragene Gewalt, die Rechte des geistlichen Priestertums in öffentlichem Amt
von Gemeinschafts wegen auszuüben. (Walther, Kirche und Amt, Zweiter Teil,
These VII)
Schmalk. Art., Tract., 69:
Zum letzten
wird solches auch durch den Spruch Petri bekräftigt, da er spricht: „Ihr seid
das königliche Priestertum.“ Diese Worte betreffen eigentlich die rechte
Kirche, welche, weil sie allein das Priestertum hat, muss sie auch die Macht
haben, Kirchendiener zu wählen und ordinieren.]
[12. Was ist die Ordination?
Die Ordination der Berufenen mit Handauflegung
ist nicht göttlicher Einrichtung, sondern eine apostolische kirchliche Ordnung,
und nur eine öffentliche feierliche Bestätigung jenes Berufs. (Walther, Kirche
und Amt, Zweiter Teil, These VI b)
Obgleich die Ordination die Vokation nicht
macht, jedoch, wenn jemand rechtmäßig berufen worden ist, so ist jener Brauch
eine Erklärung und öffentliche Bestätigung, dass jene Berufung, welche
vorhergegangen ist, eine rechtmäßige sei. (Chemnitz, Loci theologici, de
ecclesia, f. 126)
Das Amt des Wortes und der Sakramente hat
göttliche Verheißungen, und darauf gründet sich das Gebet bei der Ordination:
Aber diese Verheißungen sind nicht an den Gebrauch der Handauflegung zu binden,
für welchen es weder einen Befehl Christi noch eine solche Verheißung gibt, wie
für die Zeremonie der Taufe und des Abendmahls des HERRN. (Chemnitz, Ex. Trid.
II. loc. XIII de sacramento ordinis)
Schmalk. Art., Tract., 69-70
Diese Worte
betreffen eigentlich die rechte Kirche, welche, weil sie allein das Priestertum
hat, muss sie auch Macht haben, Kirchendiener zu wählen und ordinieren. Solches
zeugt auch der allgemeine Brauch der Kirche; denn vorzeiten wählt das Volk
Pfarrherrn und Bischöfe; dazu kam der Bischof am selben Ort, oder in der Nähe
gesessen, bestätigt den gewählten Bischof durch Auflegen der Hände, und ist
dazumal die Ordination nichts anders gewesen als solche Bestätigung.
(Zu Apologie
13 sagt Johann Gerhard: Ein jeder sieht ein, dass die Apologie nicht sowohl von
der Zeremonie der Ordination, sondern von dem Amt des Worts und der Sakramente
selbst handle. Conf. cath. fol. 1328.)
13. Können auch Frauen ins heilige Predigtamt
berufen werden?
Christus hat durch seinen Heiligen Geist in
seinem Wort deutlich geordnet, dass nur Männer ins heilige Predigtamt berufen
werden dürfen, denn die Frau schweige in der Gemeinde; der Frau ist es nicht
gestattet, in der Gemeinde zu lehren oder Herr des Mannes zu sein. Sie kann
dagegen Aufgaben wahrnehmen in der Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen,
im Unterricht anderer Frauen und in der Diakonie.
1. Kor. 14,34-35: Eure Frauen lasst schweigen unter der Gemeinde; denn es soll ihnen
nicht zugelassen werden, dass sie reden, sondern untertan sein, wie auch das
Gesetz sagt. Wollen sie aber etwas lernen, so lasst sie daheim ihre Männer
fragen. Es steht den Frauen übel an, unter der Gemeinde zu reden.
1. Tim. 2,12: Einer Frau aber gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass
sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei.]
*1. Gibt es eine Kirche auf dieser Erde?
Ja. Denn ich halte es weder mit den
epikurischen, gottlosen Weltkindern, welche träumen, dass sich Gott nicht um die
menschlichen Angelegenheiten bekümmere, noch mit andern Klüglingen und
Spöttern, welche sagen, die ganze Welt sei die Kirche Gottes, und auf gottlose
Weise faseln, dass ein jeder in seinem Glauben und seiner Religion selig könne
werden. Auch träume ich mir keinen platonischen Staat, sondern behaupte, dass
eine Kirche wahrhaftig sei und bleibe, nämlich einige wahrhaft Gläubige und
Gerechte, welche durch die ganze Erde zerstreut sind.
Apol.,
IV (VII), 20:
Und
wir reden nicht von einer erdichteten Kirche, die nirgend zu finden sei,
sondern wir sagen und wissen fürwahr, dass diese Kirche, darin Heilige leben,
wahrhaftig auf Erden ist und bleibt, nämlich dass etliche Gotteskinder sind hin
und wieder in aller Welt, in allerlei Königreichen, Inseln, Ländern, Städten,
vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang, die Christum und das Evangelium recht
erkannt haben.
*2. Hast du
einen gewissen Grund dieser deiner Versicherung?
Ich habe ihn, nämlich die
unerschütterlichen Verheißungen #Gottes, wie Jes. 55,10: „Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin
kommt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend; also
soll das Wort, so aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir
leer kommen, sondern tun, das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich es
sende.“ Kap. 59,21: „Ich mache
solchen Bund mit ihnen, spricht der HERR: Mein Geist, der bei dir ist, und
meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, sollen von deinem Mund nicht
weichen noch von dem Munde deines Samens und Kindeskindes, spricht der HERR,
von nun an bis in Ewigkeit.“
3. Was
bezeichnet das Wort Kirche?
Eigentlich heißt es nichts anderes als eine
Versammlung. In unserem apostolischen Bekenntnis aber wird es erklärt durch
„Gemeinschaft der Heiligen“, das ist eine solche Gemeinde, in welcher sich
Heilige befinden, eine Gemeinde der
Heiligen, oder noch bezeichnender, eine
heilige Gemeinde, nicht aber eine
Gemeinschaft der Heiligen. Gr. Kat. 3. Artikel.
[3.a Was ist die christliche Kirche?
Die christliche Kirche ist die Gemeinschaft
der Heiligen oder an Christus Gläubigen oder der Christen, also der Menschen,
die an ihrer eigenen Gerechtigkeit vor Gott verzagt sind und glauben, dass Gott
ihnen um Christi willen die Sünde vergibt. Die christliche Kirche im
eigentlichen Sinne besteht also nur aus Gläubigen, Apg. 5,14; 26,18, und keinem
Menschen, der durch die Wirkung des Heiligen Geistes das Evangelium, oder, was
dasselbe ist, die christliche Lehre von der Rechtfertigung glaubt, ist die Gliedschaft
in der christlichen Kirche abzusprechen; und keinem Menschen, in dessen Herzen
dieser Glaube nicht wohnt, ist die Gliedschaft in der christlichen Kirche
zuzusprechen. Kurze Darl. 24
Eph. 1,22-23: Und (Gott) hat alle Dinge unter seine Füße getan, und hat ihn
(Chrsitus) gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, welche da ist sein Leib,
nämlich die Fülle des, der alles in allem erfüllt.
Apg. 5,14: Es wurden aber je mehr zugetan, die da glaubten an den HERRN.
Röm.
8,9: Ihr aber seid nicht fleischlich,
sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist
nicht hat, der ist nicht sein.
1. Kor. 1,2: Der Gemeinde Gottes zu Korinth, den Geheiligten in Christus Jesus, den
berufenen Heiligen samt allen denen, die anrufen den Namen unsers HERRN Jesus
Christus an allen ihren und unsern Orten.
Schmalk. Art., Teil III, Art. XII, 2-3:
„Denn es
weiß, Gott Lob, ein Kind von sieben Jahren, was die Kirche sei, nämlich die
heiligen Gläubigen und die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören. Denn also
beten die Kinder: ‚Ich glaube eine heilige christliche Kirche.’ Diese
Heiligkeit steht nicht in Chorhemden, Platten, langen Röcken und andern ihrer
Zeremonien, durch sie hinausgehend über die Heilige Schrift erdichtet, sondern
im Wort Gottes und rechtem Glauben.“
Apol., VII/VIII, 10.11:
„Dagegen,
dass wir gewiss sein mögen, nicht zweifeln, sondern fest und gänzlich glauben,
dass eigentlich eine christliche Kirche bis an das Ende der Welt auf Erden lebe
und sei, welche Christi Braut sei, obwohl der gottlose Haufe mehr und größer
ist; dass auch der HERR Christus hier auf Erden in dem Haufen, welcher Kirche
heißt, täglich wirke, Sünden vergebe, täglich das Gebet erhöre, täglich in
Anfechtungen mit reichem, starkem Trost die Seinen erquicke und immer wieder
aufrichte: So ist der tröstliche Artikel im Glauben gesetzt: ‚Ich glaube eine
allgemeine christliche Kirche’, damit niemand denken möchte, die Kirche sei,
wie eine andere äußerliche Polizei, an dieses oder jenes Land, Königreich oder
Stand gebunden, wie der Papst von Rom sagen will, sondern dass [es] gewiss wahr
bleibt, dass der Haufe und die Menschen die rechte Kirche seien, welche hin und
wieder in der Welt, vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang, an Christus
wahrlich glauben, welche denn e i n Evangelium,
e i n e n Christus, einerlei
Taufe und Sakramente haben, durch e i n
e n Heiligen Geist regiert werden, ob
wie wohl ungleiche Zeremonien haben.“
Apol. VII/VIII, 12-13:
„Denn man
muss je recht eigentlich wissen, wodurch wir Christi Gliedmaß werden und was
uns macht zu lebendigen Gliedmaßen der Kirche. Denn so wir würden sagen, dass
die Kirche allein eine äußerliche Polizei wäre, wie andere Regimente, darin
Böse und Gute wären usw., so würde niemand daraus lernen noch verstehen, dass
Christi Reich geistlich ist, wie es doch ist, darin Christus inwendig die
Herzen regiert, stärkt, tröstet, den Heiligen Geist und mancherlei geistliche
Gaben austeilt, sondern man wird gedenken, es sei eine äußerliche Weise,
gewisse Ordnung etlicher Zeremonien und Gottesdiensts.“
3.b So
macht also allein der rettende Glaube zu einem Glied der Kirche?
So ist es. Der rechtfertigende oder
rettende Glaube ist daher das konstituierende Element der Kirche im eigentlichen
Sinne. Weil aber dieser Glaube dem menschlichen Auge verborgen ist und allein
Gott bekannt, 1. Kge 8,39; Apg. 1,24; 2. Tim. 2,19, darum ist auch die wahre
oder eigentliche christliche Kirche hier auf Erden verborgen, Luk. 17,20, und
bleibt dem menschlichen Auge verborgen bis zum Jüngsten Tag, Kol. 3,3.4, denn
die Kirche im eigentlichen Sinne besteht nur aus gläubigen Menschen, Eph.
2,19.20; Apg. 5,14. Kurze Darl. 25
Luk. 17,21 b: Das Reich Gottes ist inwendig in euch.
2. Tim. 2,19: Aber der feste Grund Gottes besteht und hat dieses Siegel: Der HERR
kennt die Seinen, und: Es trete ab von der Ungerechtigkeit, wer den Namen
Christi nennt.
Kol. 3,3-4: Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christus in
Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr
auch offenbar werden mit ihm in der Herrlichkeit.
Apol. VII/VIII, 28:
„Darum sagen
und schließen wir nach der Heiligen Schrift, dass die rechte christliche Kirche
sei der Haufe hin und wieder in der Welt derjenigen, die da wahrlich glauben
dem Evangelium Christi und den Heiligen Geist haben.“
Apol. VII/VIII, 16:
„Derhalben
sind die allein nach dem Evangelium Gottes Volk, welche die geistlichen Güter,
den Heiligen Geist empfangen, und dieselbe Kirche ist das Reich Christi,
unterschieden von dem Reich des Teufels. Denn es ist gewiss, dass alle
Gottlosen in der Gewalt des Teufels sind und Gliedmaßen seines Reichs, wie
Paulus zu den Ephesern sagt, dass ‚der Teufel kräftig regiere in den Kindern des
Unglaubens’. … Darum, die rechte Kirche ist das Reich Christi, das ist, die
Versammlung aller Heiligen; denn die Gottlosen werden nicht regiert durch den
Geist Christi.“
3.c Wo
ist denn nun diese Kirche im eigentlichen Sinne?
Diese Kirche im eigentlichen Sinne, die
Gemeinschaft der an Christus Gläubigen, ist nicht an eine bestimmte äußere
Kirchengemeinschaft gebunden, ist auch nicht nur dort zu finden, wo Gottes Wort
in allen Stücken rein gelehrt wird, sondern auch dort, wo neben Irrtümern noch
so viel von Gottes Wort vorhanden ist, dass Menschen zur Erkenntnis ihrer
Sünden und zum Glauben an die Vergebung der Sünden, die Christus für uns
erworben hat, kommen können, Mark. 16,16; Luk. 17,16; Joh. 4,25. Kurze Darl. 26
1. Petr. 1,23: Als die da wiederum geboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus
unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewiglich
bleibt.
Jak. 1,18: Er hat uns gezeugt nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, auf
dass wir wären Erstlinge seiner Kreaturen.
Joh. 3,5: Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so
kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
Tit. 3,5 c: Er machte uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des
Heiligen Geistes.
3.d Wo
kann denn die christliche Kirche gefunden werden, wenn sie verborgen ist?
Die christliche Kirche im eigentlichen
Sinne als die Gemeinschaft der an Christus Gläubigen ist zwar dem menschlichen
Auge verborgen, aber ihr Vorhandensein kann durch die Kennzeichen der Kirche,
nämlich die Gnadenmittel, das Evangelium in Wort und Sakrament, erkannt werden.
Die christliche Kirche ist also dort, und nur dort, zu finden, wo Gottes Wort
im Gebrauch ist. Kurze Darl. 25
Denke dir das so: Wenn Christen an einem
Ort leben, so sind sie bestrebt, herauszufinden, ob noch weitere Christen an
diesem Ort leben, um dann miteinander Gemeinschaft im Glauben zu haben und die
Schätze der Kirche, die Gott der HERR einem jeden Christen, jedem, der den
Heiligen Geist hat, gegeben hat, Joh. 20,21-23, öffentlich zur eigenen Erbauung
und zur Errettung noch Unbekehrter zu verwalten. Das heißt: Die Christen, die
einander finden und feststellen, dass sie eins sind in der biblischen Lehre,
finden sich zu einer äußeren unmittelbaren Christenversammlung zusammen, in der
Gottes Wort gepredigt und die Sakramente verwaltet werden. Zu diesem Zweck
berufen sie auch Diener ins öffentliche Amt des Dienstes an Wort und Sakrament.
Solche äußeren unmittelbaren Christenversammlungen nennen wir auch ecclesia
simplex oder Ortsgemeinde oder Ortskirche. Im eigentlichen Sinne sind nur
diejenigen Glieder dieser Ortskirche, die an Christus als ihren Heiland gläubig
sind. Im uneigentlichen Sinne gehören aber auch solche zu dieser äußeren
Versammlung, die, obwohl sie nicht von Herzen an Jesus Christus als ihren
Heiland glauben, sich äußerlich zu dem Bekenntnis dieser Versammlung halten.
Wir sprechen deshalb von diesen äußeren Versammlungen auch von Kirchen im
weiteren oder uneigentlichen Sinne. Kurze Darl. 27
Apol. VII/VIII, 5:
„Es wird auch
gelehrt, dass allezeit müsse eine heilige christliche Kirche sein und bleiben,
welche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein
gepredigt und die heiligen Sakramente laut des Evangeliums gereicht werden.“
(Augsb. Bek., VII, 1)
„Und dieselbe
Kirche hat doch auch äußerliche Zeichen, dabei man sie kennt, nämlich, wo
Gottes Wort rein geht, wo die Sakramente demselben gemäß gereicht werden, da
ist gewiss die Kirche, da sind Christen, und dieselbe Kirche wird allein
genannt in der Schrift Christi Leib.“
Augsb. Bek., VIII, 1-3:
„Ebenso,
wiewohl die christliche Kirche eigentlich nichts anderes ist als die Versammlung
aller Gläubigen und Heiligen, jedoch dieweil in diesem Leben viel falsche
Christen und Heuchler sind, auch öffentliche Sünder unter den Frommen bleiben,
so sind die Sakramente gleichwohl kräftig, obschon die Priester, dadurch sie
gereicht werden, nicht fromm sind; wie denn Christus selbst anzeigt Matth.
23,2: ‚Auf dem Stuhl Moses sitzen die Pharisäer.’ usw. Derhalben werden die
Donatisten und alle andern verdammt, die anders halten.“]
4. Gibt es nur eine Kirche oder mehrere
Kirchen?
Es gibt nur eine, denn so sagt Paulus: „Ein
Leib und ein Geist, einerlei Hoffnung des Berufs, ein HERR, ein Glaube, eine
Taufe, ein Gott und Vater aller.“ Eph. 4,4-6. Augs. Bek., VII.
+5. Also kann die Kirche nicht in
Gattungen unterschieden werden?
Dem Wesen nach ist die wahre Kirche immer
nur Eine und kann nicht in Gattungen unterschieden werden. Aber weil in diesem
Leben vieles zur wahren Kirche hinzukommt, so lässt sie, rücksichtlich des
Zufälligen und der Umstände, ja auch der äußeren Gestalt, eine Unterscheidung
zu, aber nur, was das Zufällige betrifft.
+6. Wolltest du nicht diese
Unterscheidungen selbst darlegen?
Weil der Heilige Geist vorhergesagt hat,
dass falsche Propheten kommen werden, Matth. 24, deshalb wird die Kirche
unterschieden in die wahre und falsche oder die Kirche der Bösen. Ps. 26,5: „Ich hasse die Versammlung der Boshaften und
sitze nicht bei den Gottlosen.“ Apol. VIII,1.2.
*7. Sind denn die Gottlosen Glieder der
wahren Kirche?
Sie sind zwar Glieder der Kirche nach der
äußeren Gemeinschaft der Zeichen der Kirche, das ist, des Wortes, des
Bekenntnisses und der Sakramente, besonders wenn sie nicht exkommuniziert sind.
Weil aber die wahre Kirche nicht allein steht in Gesellschaft äußerer Zeichen,
wie Staatsverfassungen, sondern weil sie
vornehmlich steht in Gemeinschaft des Glaubens und Heiligen Geistes, in
Rücksicht welcher Gemeinschaft diese Kirche allein der Leib Christi genannt wird: So sind diejenigen, in welchen
Christus nicht wirkt, auch keine Glieder Christi und also auch nicht Glieder
der wahren Kirche. Apol. IV (VII),3-5.
*8. Hast du noch einen anderen Grund zur
Hand?
Ja. Denn weil die wahre Kirche das Reich
Christi ist, unterschieden vom Reich des Teufels, es aber gewiss ist, dass die
Gottlosen in der Gewalt des Teufels und Glieder seines Reiches sind, wie Paulus
lehrt, wenn er Eph. 2,2 sagt, dass der
Teufel kräftig regiere in den Kindern des Unglaubens, so folgt hieraus mit
Gewissheit, dass die Gottlosen, weil sie dem Reich des Teufels angehören, keine
Glieder der wahren Kirche sind. Apol. IV (VII),16.
+9. Gibt es noch eine andere
Unterscheidung der wahren Kirche?
Ja, wenn man die wahre Kirche betrachtet
dem Ort und zustand nach: Denn in dieser Rücksicht wird sie unterschieden in
die triumphierende, welche die
Auserwählten Gottes, die schon im ewigen Leben sind, in sich begreift, und in
die streitende Kirche, welche die
Auserwählten umfasst, die noch auf dieser Erde unter der Fahne Christi gegen
den Teufel, die Welt und das Fleisch streiten. Dr. Hunnius.
*10. Von der triumphierenden erwähne ich
nichts; aber im Bezug auf die streitende Kirche frage ich: Ob sie noch eine
andere Unterscheidung zulasse?
Ja. Und dies geht ja schon aus dem Obigen
hervor. Denn in Betrachtung der äußeren Gemeinschaft der Zeichen und Gebräuche
der Kirche, wird die streitende Kirche sichtbar
genannt und umfasst alle die, welche sich in der Gemeinde der Berufenen
befinden, seien sie fromm oder gottlos, erwählt oder verworfen. Aber wenn man
die Kirche betrachtet, soweit sie die Gemeinschaft des Glaubens und des
Heiligen Geistes ist, welcher in den
Herzen der Gläubigen wohnt, sofern wird sie verborgen [Hutter: unsichtbar] genannt und die eigentliche Kirche
der Auserwählten. Apol. IV (VII),4.
+11. Kann denn vielleicht die sichtbare
Kirche wieder in Unterabteilungen gebracht werden?
Ja, sie kann eingeteilt werden in
Partikular- oder Ortskirchen und in allgemeine oder katholische Kirche. Eine
Partikularkirche ist die, welche sich nur an einem gewissen Ort befindet;
allgemeine oder katholische Kirche diejenige, welche durch den ganzen Erdkreis
zerstreut ist und alle die Menschen in sich befasst, welche durch das Wort und
die Sakramente zu dem Reich Christi berufen werden. Apol. IV (VII),10.
[11.a Sind denn die Kirche als die Gemeinschaft
aller Gläubigen und die Ortskirche zwei verschiedene Arten von Kirche?
Keineswegs. Der Heilige Geist verwendet im
Neuen Testament den gleichen Begriff „ecclesia“ sowohl für die universale Kirche
aller an Christus Gläubigen (Universalkirche) wie auch für die lokale
Gemeinschaft der an Christus Gläubigen und ihre äußere unmittelbare
Christenversammlung. Sie (Universal- und Lokalkirche) sind also wesensmäßig
völlig identisch; ja, du findest die Eine Kirche Jesu Christi nicht anders als
in den äußeren Christenversammlungen. Allerdings sind die äußeren
Christenversammlungen gemischte Versammlungen, denen neben den wahrhaft
Gläubigen auch Heuchler und Scheingläubige beigemischt sind.
1. Kor. 1,2: Der Gemeinde Gottes zu Korinth, den Geheiligten in Christus Jesus, den
berufenen Heiligen samt allen denen, die anrufen den Namen unsers HERRN Jesus
Christus an allen ihren und unsern Orten.
Kurze Darlegung der Lehrstellung, 11,27:
27. Die Ortskirchen
oder Ortsgemeinden. Die Heilige Schrift redet aber nicht nur von der einen
Kirche, die die Gläubigen an allen Orten umfasst, wie Matth. 16,18; Job.
10, 16, sondern auch von Kirchen in der Mehrzahl, nämlich von Ortskirchen,
wie 1 Kor. 16, 19; 1, 2; Apost. 8, 1: von den Kirchen in Asien, der Kirche
Gottes in Korinth, der Kirche in Jerusalem. Das ergibt aber nicht zwei Arten
von Kirchen, weil auch die Ortskirchen, sofern sie Kirchen sind, nur aus
gläubigen bestehen, wie aus den Briefadressen der Ortskirchen klar hervorgeht,
z. B.: "Der Gemeinde Gottes zu Korinth, den Geheiligten in Christo
Jesu, den berufenen Heiligen", 1 Kor. 1, 2; Röm. 1, 7 usw. Der gemischte
äußere Haufe wird im uneigentlichen Sinne Kirche genannt, Matth. 13, 47-50.
24-30. 38-43.
11.b Ist es denn der Wille
Gottes, dass es solche äußeren Christenversammlungen gibt?
Gewiss. Denn die Gnadenmittel können nur
verwaltet werden, wenn die Christen zusammenkommen, besonders das Heilige
Abendmahl. Außerdem heißt es, dass der HERR täglich „hinzutat, die da selig
wurden, zu der Gemeinde“, Apg. 2,41.47. Beim Abschied von den Ältesten oder
Bischöfen der Gemeinde in Ephesus spricht Paulus davon, dass der Heilige Geist
sie zu Bischöfen in dieser Gemeinde gesetzt hat, das heißt, Gott hat dieser
äußeren unmittelbaren Christenversammlung diese Bischöfe als Gaben gegeben,
Apg. 20,28. Und dem Titus auf Kreta befiehlt Gott der HERR durch Paulus, dass
er städteweise Älteste einsetzen soll, Tit. 1,5. So wird auch der Begriff
„ecclesia“ außer für die Universalkirche als Gemeinschaft aller an Christus
Gläubigen in der Bibel nur noch für die Ortskirche der an einem Ort an Christus
Gläubigen verwendet und für die lokale äußere Christenversammlung. Dies ist
aber kein Gebot oder Gesetz, sondern eine evangelische Ordnung.
Apg.
2,47: Der HERR aber tat hinzu täglich,
die da selig wurden, zu der Gemeinde.
Tit. 1,5: Derhalben ließ ich dich in Kreta, dass du solltest vollends anrichten,
da ich’s gelassen habe, und besetzten die Städte hin und her mit Ältesten, wie
ich dir befohlen habe.
11.c Welche weiteren
Ordnungen hat Gott denn für die äußeren Christenversammlungen gegeben?
Das alttestamentliche Zeremonialgesetz mit
seinen genauen Bestimmungen für den Gottesdienst und das Priestertum sind mit
dem Alten Bund beendet. Im Neuen Testament hat Christus kein neues
Zeremonialgesetz aufgerichtet. In sofern ist auch die Bildung äußerer
Christenversammlungen kein Gesetz Gottes, um dadurch selig zu werden, sondern
Gottes Wille und Ordnung, um Wort und Sakrament nach innen und außen zu
verwalten, Matth. 28,18-20; Mark. 16,15.16; Luk. 24,47; Joh. 20,21-23. Über die
weitere Ordnung dieser Christenversammlungen hat Gott nur vorgegeben, dass es
in ihnen ehrbar und ordentlich zugehen soll, 1. Kor. 14,40, und dass das öffentliche
Predigtamt aufrichten sollen, also Diener an Wort und Sakrament berufen, Tit.
1,5, und dass die Frau schweigen soll in der Gemeinde und nicht des Mannes
Haupt sein, 1. Kor. 14,34 f.; 1. Tim. 2,8 ff. und die Jünger den Lehrern und
Predigern gehorchen sollen, soweit sie Gottes Wort austeilen, Hebr. 13,13. Wir
können also nur sagen, dass es der Wille Gottes ist, dass die Christen in
unmittelbaren, direkten regelmäßigen Christenversammlungen zur
Gnadenmittelverwaltung zusammenkommen; wir können dies aber nicht in gleicher
Weise sagen im Blick auf die äußere Gestalt solcher Christenversammlungen, die
von Ort zu Ort, Zeit zu Zeit sehr variieren kann.
Über die Bildung weiterer Versammlungen,
sei es innerhalb der lokalen Christenversammlungen, sei es durch die Verbindung
lokaler Christenversammlungen zu größeren Gemeinschaften (z.B.
Synodalverbänden) sagt die Bibel dagegen nichts. Sie stehen in der Freiheit der
Christen und kommen sowohl was ihre Gründung als auch was ihre äußere
Gestaltung angeht aus menschlicher Übereinkunft, unter Beachtung der Ordnung
Gottes für die Versammlung der Christen. Wir können daher nicht sagen, dass
solche weiteren christlichen Versammlungen in gleichem Maße Gottes Zeugnis
haben wie die lokalen unmittelbaren Christenversammlungen. Sie sind aber, wenn
in ihrer Mitte die Gnadenmittelverwaltung stattfindet, auch Kirche.]
*12. So wird also in dieser einen
Rücksicht die Kirche eine katholische genannt?
Nein; sondern sie wird auch katholisch
genannt in Rücksicht der Einheit in dem Glauben und der Religion; aber so, dass
diejenigen „katholische Kirche“ genannt werden, welche, ob sie gleich durch die
ganze Erde hin und her zerstreut leben, doch in der Lehre des Evangeliums
übereinstimmen, denselben Christus, denselben Heiligen Geist, dieselben
Sakramente, denselben Glauben und dieselbe reine und unverfälschte Religion
haben, mögen nun die Zeremonien verschieden sein oder nicht. Apol. IV (VII),10.
*13. Soviel ich einsehe, behauptest du,
dass die Kirche Eine sei und genannt werde vorzüglich in Rücksicht des
Glaubens?
Du schließt ganz recht: Denn zur wahren
Einheit der Kirche ist die Übereinstimmung in der Lehre des Evangeliums und in
der Verwaltung der Sakramente hinreichend, doch so, dass alle, welche durch das
Band des Glaubens und Heiligen Geistes verbunden sind, in dieser Einheit
begriffen werden. Apol. IV (VII),31.
*14. Ist aber die Einheit der Kirche nicht
auch zu beurteilen nach der Ähnlichkeit oder Gleichheit der Gebräuche und
Zeremonien?
Nein. „Denn wie die Einigkeit der Kirchen
dadurch nicht getrennt wird, ob in einem Lande, an einem Orte, die Tage
natürlich länger oder kürzer sind als am andern, also wird die Einigkeit der
Kirchen auch dadurch nicht getrennt, ob solche Menschensatzungen an einem Ort
diese, am andern jene Ordnung haben.“ „Auch wird keine Kirche die andere
deshalb verdammen, dass eine weniger oder mehr äußerlicher, von Gott nicht
gebotener, Zeremonien als die andere hat, wenn sonst in der Lehre und allen
derselben Artikeln, wie auch im rechten Gebrauch der heiligen Sakramente, mit
einander Einigkeit gehalten, nach dem wohl bekannten Spruch: Ungleichheit des
Fastens soll die Einigkeit im Glauben nicht trennen.“ Apol. IV (VII), 33. Konk.
Formel, Kurze Darl., X,7; Ausf. Darl. X,31.
*15. Wir bekennen im Glauben, dass wir
eine heilige Kirche glauben: Worin nun besteht die Heiligkeit der Kirche?
Gewiss besteht sie nicht „in Chorhemden,
Platten, langen Röcken und anderen Zeremonien, welche die Katholischen ohne die
Heilige Schrift erdichtet haben“; sondern sie besteht teils in der durch den
Glauben empfangenen Heiligkeit und Gerechtigkeit Christi, teils in der
Erneuerung und Heiligung der Herzen durch den Heiligen Geist. Von beiderlei
Heiligkeit spricht der Apostel Eph. 5,25: „Christus
hat geliebt die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben, auf dass er sie
heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, auf dass er sie
ihm selbst darstellte eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen
Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern dass sie heilig sei und
unsträflich.“ Schmalk. Art., T. 3, XII,3; Apol. IV (VII),7.8.
*16. Wenn die Kirche auf die eben beschriebene
Weise heilig ist, so muss, was du oben zugestanden hast, falsch sein, dass
nämlich viele Gottlose und Heuchler in der Kirche seien?
Dass viele Böse, Gottlose und Heuchler
beständig in der Kirche sind, lehrt Christus deutlich genug in jenem Gleichnis,
wo er die Kirche mit einem Netz vergleicht, in welchem Fische aller Art
gefangen werden, und deren Sonderung erst auf dem Ufer, das ist, am Ende der
Welt, geschehen wird. Matth. 13,47. Aber ob diese gleich, nach den äußerlichen
Gebräuchen, Genossen der wahren Kirche sind, so sind sie doch nicht Glieder
dieser Kirche, wie oben dargetan ist. Augs. Bek.,
VIII; Apol. IV (VII),3.19.
*17. Es sei. Aber aus der Heiligkeit der
Kirche wird doch dies Andere hervorgehen, nämlich dass sie nicht irren kann?
Solchen Schluss machen die Katholischen und
beziehen das mit Unrecht auf ihre Kirche, was der wahren Kirche Eigentum ist,
dass sie nämlich eine Stütze der Wahrheit und untrüglich ist. Apol. IV
(VII),27.
*18. Die Kirche kann also irren?
Ja. „Denn obwohl klare Verheißungen Gottes
in der Schrift stehen, dass die Kirche allzeit soll den Heiligen Geist haben,
also stehen auch ernste Drohungen in der Schrift, dass falsche Lehrer und Wölfe
werden einschleichen“, welche, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten in
Irrtum verführen würden. Apol. IV (VII), 22.
*19. Wolltest du dies nicht deutlicher
erklären?
Man muss allerdings behaupten, dass die
Kirche, nämlich die ganze und allgemeine oder katholische, nicht irren könne.
Denn diese hat die untrügliche Verheißung von dem Heiligen Geist, der sie
einführen werde in alle Wahrheit, Joh. 16,13. Ferner ist ihr verheißen, dass
die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden, Matth. 16,18; und dass sie
eine Säule und Stütze der Wahrheit sein werde, 1. Tim. 3,15. Aber was diese
oder jene Partikularkirche, ja, was den größten Teil derselben betrifft, so
kann sie irren und hat sehr oft auf erstaunliche Weise geirrt, wie dies das
Beispiel der Kirche zur Zeit der Sintflut, zur Zeit des Propheten Elia, der Geburt
Christi und zur Zeit des Arianismus lehrt, welcher die ganze Kirche im
Morgenland durchdrang.
*20. Warum behauptest du, dass die ganze
katholische, allgemeine Kirche nicht könne zugleich irren?
Weil, wenn die ganze allgemeine Kirche
irrte, sie dann auch untergehen und so von den Pforten der Hölle überwältigt
werden würde. Aber dies würde mit der Verheißung Christi, Matth. 16,18,
streiten, wo er sagt: „Du bist Petrus,
und auf diesen Fels will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle
sollen sie nicht überwältigen.“
*21. Also behauptest du, dass die Kirche
bis an das Ende der Welt dauern werde?
Ja, das behaupte ich. Denn ob in der Kirche
gleich die Menge der Gottlosen, welche sie zu unterdrücken begehren, unendlich
ist, so muss man doch fest behaupten, dass die Kirche beständig bleiben werde,
und dass Christus der Kirche, was er versprochen hat, auch halten, Sünden
vergeben, Gebete erhören und den Heiligen Geist schenken werde, wie er
verheißen hat Matth. 16,18: „Die Pforten
der Hölle sollen die Gemeinde nicht überwältigen.“ Und Kapitel 28,20: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an
der Welt Ende.“ Ja, wenn die Kirche der Leib ist, dessen Haupt Christus
ist, so würde Christus das Haupt seiner Kirche auf dieser zu sein aufhören,
wenn sie ganz untergehen könnte. Apol. IV (VII), 9.
22. Welches sind die Merkmale, an denen
die wahre Kirche erkannt werde?
Zwei setze ich fest: nämlich das reine Wort
Gottes und den rechten Gebrauch der heiligen Sakramente. Apol. IV (VII),5
23. Gib für beide Merkmale den Beweis aus
der Heiligen Schrift!
Von dem ersten sagt Christus Joh. 10,16: „Meine Schafe hören meine Stimme“, und
Joh. 8,31: „So ihr bleiben werdet an
meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger.“ Joh. 15,3: „Ihr seid jetzt rein um des Worts willen,
das ich zu euch geredet habe.“ Das letztere nennt der Apostel, indem er die
Sakramente als Siegel der Gerechtigkeit
des Glaubens bezeichnet, Röm. 4,11.
24. Was ist daher die wahre Kirche?
„Die rechte Kirche ist die Versammlung
aller Gläubigen, bei welchen das
Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut des Evangeliums
gereicht werden.“ Augsb. Bek. VII.
+Oder: Die sichtbare Kirche in diesem Leben
ist die sichtbare Versammlung derjenigen, welche dem reinen Wort des
Evangeliums zugetan sind und die Sakramente recht gebrauchen; in welcher
Versammlung der Sohn Gottes wirksam ist und durch das Wort des Evangeliums und
den heiligen Geist viele wiedergebärt zum ewigen Leben. Doch sind in dieser
Versammlung viele andere, die nicht heilig sind, aber dennoch in der Lehre und
dem äußerlichen Bekenntnis übereinstimmen. Melanchthon im Exam.
[24.a Ist es denn gleichgültig, welcher äußeren
Kirchengemeinschaft ein Christ angehört?
Obgleich Gott sich da, wo Gottes Wort nicht
ganz rein gepredigt wird und die heiligen Sakramente nicht völlig der
Einsetzung Jesu Christi gemäß verwaltet werden, eine heilige Kirche der
Auserwählten sammelt, wenn da Gottes Wort und die Sakramente nicht gar
verleugnet wird, sondern beides wesentlich bleibt; so ist doch ein jeder bei
seiner Seligkeit verbunden, alle falschen Lehrer zu fliehen und alle
irrgläubigen Gemeinschaften oder Sekten zu meiden und sich hingegen zu den
rechtgläubigen Gemeinden und ihren rechtgläubigen Predigern zu bekennen und
resp. Zu halten, wo er solche findet. (Walther, Kirche und Amt, Erster Teil,
These VIII)
Matth. 7,15: Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch
kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.
Matth. 24,23.24: So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus oder da,
so sollt ihr nicht glauben. Denn es werden falsche Christusse und falsche
Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, dass verführt werden in den
Irrtum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten.
Joh. 10,5: Einem fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen von ihm; denn
sie kennen der Fremden Stimme nicht.
Röm. 16,17-18: Ich ermahne aber euch, liebe Brüder, dass
ihr aufseht auf die, die da Zertrennung und Ärgernis anrichten, neben der
Lehre, die ihr gelernt habt, und weicht von denselben. Denn solche dienen nicht
dem HERRN Jesus Christus, sondern ihrem Bauch, und durch süße Worte und
prächtige Rede verführen sie die unschuldigen Herzen.
2. Kor. 6,14-18: Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen! Denn was hat die Gerechtigkeit für Genieß mit der
Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für
Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial? Oder
was für ein Teil hat der Gläubige mit
dem Ungläubigen? Was hat der Tempel Gottes für Gleichheit mit den Götzen? Ihr
aber seid der Tempel des lebendigen
Gottes, wie denn Gott spricht: Ich will in
ihnen wohnen und in ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie
sollen mein Volk sein. Darum gehet aus
von ihnen und sondert euch ab, spricht der HERR, und rühret kein Unreines an, so will ich euch
annehmen. und euer Vater sein, und ihr sollet meine Söhne und Töchter sein,
spricht der allmächtige HERR.
Gal.5,9: Ein
wenig Sauerteig versäuert den ganzen Teig.
Schmalk. Art. Tract., 41-42:
„Doch soll
man falsche Lehrer nicht annehmen oder hören, denn dieselben sind nicht mehr an
Christi Statt, sondern sind Widerchristi. Und Christus hat klar befohlen:
„Hütet euch vor den falschen Propheten.“ Und Paulus zu den Galatern: „Wer euch
ein anderes Evangelium predigt, der sei verflucht.“ (Apol. VII und VIII, 48)
Weil nun dem
also ist, sollen alle Christen aufs fleißigste sich hüten, dass sie solcher
gottlosen Lehre, Gotteslästerung und unbilliger Wüterei sich nicht teilhaftig
machen, sondern sollen vom Papst und seinen Gliedern oder Anhang, als von des
Antichrists Reich, weichen und es verfluchten, wie Christus befohlen hat:
„Hütet euch vor den falschen Propheten.“ Und Paulus gebietet, dass man falsche
Prediger meiden und als ein Greuel verfluchen soll. Und 2. Kor. 6, spricht er:
„Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen, denn was hat das Licht für
Gemeinschaft mit der Finsternis usw.“ Schwer ist es, dass man von so viel
Landen und Leuten sich trennen und eine besondere Lehre führen will. Aber hier
steht Gottes Befehl, dass jedermann sich soll hüten und nicht mit denen
einhellig sein, so unrechte Lehre führen oder mit Wüterei zu erhalten
gedenken.“
Kurze Darlegung der Lehrstellung, 11,28-29:
„28. Weil es
göttliche Ordnung ist, dass in der christlichen Kirche nur Gottes Wort, ohne Beimischung von Menschenlehren, gelehrt
und geglaubt wird, 1 Petr. 4, 11; Joh. 8, 31. 32; 1 Tim. 6, 3. 4, so haben alle
Christen Gottes Befehl, zwischen rechtgläubigen und irrgläubigen
Kirchengemeinschaften zu unterscheiden, Matth. 7, 15, kirchliche Gemeinschaft
nur mit rechtgläubigen Gemeinschaften zu haben und, wenn sie sich bereits in
irrgläubige Gemeinschaften verirrt haben, diese zu verlassen, Röm. 16,17. Den Unionismus, das ist, die kirchliche
Gemeinschaft mit falscher Lehre, verwerfen wir als Ungehorsam gegen Gottes
Ordnung, als ein Trennung anrichten in der Kirche, Röm. 16, 17; 2 Joh. 9, 10,
und als eine stete Gefahr, Gottes Wort ganz zu verlieren, 2 Ilm. 2, 17 21.
29. über die
rechtgläubige Beschaffenheit (Orthodoxie) einer Kirche entscheidet nicht der
äußere Name, auch nicht die äußere Verpflichtung auf ein rechtgläubiges
Bekenntnis, sondern die Lehre, die tatsächlich
von der Kanzel, in theologischen Schulen und in Schriften gelehrt wird.
Dagegen verliert eine Kirche nicht ihre rechtgläubige Beschaffenheit durch
Irrlehre, die gelegentlich in ihr auftritt, aber bekämpft und durch Lehrzucht
beseitigt wird, Apost. 20, 30; 1 Tim. 1, 3.“
24.b Was folgt denn daraus
für das Verhältnis der Kirchengemeinschaften zueinander?
Kirchengemeinschaft kann nur zwischen
solchen Kirchenkörpern festgestellt werden, die wahrhaft eins sind in allen
Artikeln der göttlichen Lehre und daraus folgenden Praxis. Bricht in einem
zuvor rechtgläubigen Kirchenkörper falsche Lehre ein und wird diese nicht
bekämpft und beseitigt, und wird sie auch nach erfolgter Ermahnung nicht
bekämpft und beseitigt, so ist die Kirchengemeinschaft mit solch einem Kirchenkörper
als gemäß Gottes Wort aufgrund dessen Abweichens von Gottes Wort als nicht mehr
gegeben aufzuheben. (Schrift- und Bekenntnisstellen siehe oben.)
25. Wer ist denn der eigentliche und ursprüngliche
Inhaber aller geistlichen Gaben und Rechte, die Christus seiner Kirche erworben
hat?
Die wahre Kirche der Gläubigen und Heiligen
ist es, welcher Christus die Schlüssel des Himmelreichs gegeben hat, und sie
ist daher die eigentliche und alleinige Inhaberin und Trägerin der geistlichen,
göttlichen und himmlischen Güter, Rechte, Gewalten, Ämter usw., welche Christus
erworben hat, und die es in seiner Kirche gibt. (Walther, Kirche und Amt,
Erster Teil, These IV)
Matth. 18,15-18: Sündigt aber dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn
zwischen dir und ihm allein. Höret er
dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Höret er dich nicht, so nimm noch
einen oder zwei zu dir, auf dass alle
Sache bestehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund. Höret er die nicht, so
sage es der Gemeinde. Höret er die Gemeinde nicht, so halt ihn als einen Heiden und Zöllner.
Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden
lösen werdet, soll auch im Himmel los
sein.
Matth. 23,8 b: Einer ist euer
Meister, Christus, ihr aber seid alle Brüder.
Joh. 20,21-23: Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie
mich der Vater gesandt hat, so sende ich
euch. Und da er das sagte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet
hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die
Sünden erlasset, denen sind sie erlassen, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
1. Petr. 2,9: Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum,
das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die
Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren
Licht.
Schmalk. Art., Teil III, Art. VII:
„Die Schlüssel sind ein Amt und Gewalt, der
Kirche von Christus gegeben.“
Schmalk.
Art., Tract. 11:
„1. Kor. 3 macht Paulus alle Kirchendiener
gleich und lehrt, dass die Kirche mehr sei als die Diener. … Denn so spricht
er: „Es ist alles euer, es sei Paulus oder Apollos oder Kephas“, das ist: Es
dürfen weder Peter noch andere Diener des Wortes sich zumessen einige Gewalt
oder Obrigkeit über die Kirchen.“
Schmalk.
Art., Tract., 67-69:
„Wo die Kirche ist, da ist je Befehl, das
Evangelium zu predigen, darum müssen die Kirchen die Gewalt behalten, dass sie
Kirchendiener fordern, wählen und ordinieren, und solche Gewalt ist ein
Geschenk, welches der Kirche eigentlich von Gott gegeben und von keiner
menschlichen Gewalt der Kirche kann genommen werden, wie St. Paulus zeugt Eph.
4, da er sagt: Er ist in die Höhe gefahren und hat Gaben gegeben den Menschen.
Und unter solche Gaben, die der Kirche eigen sind, zählt er die Pfarrherren und
Lehrer, und hängt daran, dass solche gegeben werden zur Erbauung des Leibes. …
Hierher gehören die Sprüche Christi, welche zeugen, dass die Schlüssel der
ganzen Kirche und nicht etlichen besonderen Personen gegeben sind, wie der Text
sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter
ihnen“ usw. Zum letzten wird solches auch durch den Spruch Petri bekräftigt, da
er spricht: „Ihr seid das königliche Priestertum.“ Diese Worte betreffen
eigentlich die rechte Kirche, welche weil sie allein das Priestertum hat, muss
sie auch die Macht haben, Kirchendiener zu wählen und zu ordinieren.“
26. Wie übt denn die Gemeinde Christi diese ihre Vollmacht aus?
Auf verschiedenerlei Weise:
1. Indem sie Diener an Wort und Sakrament
beruft gemäß der evangelischen Ordnung Christi in das von Christus eingesetzte
heilige Predigtamt. Apg. 14,23; Tit. 1,5.
2. Indem sie alle Lehre und Lehrer auf das
genaueste prüft und nötigenfalls falsche Lehre rügt und solche, die sich nicht
korrigieren lassen, absetzt, sich von ihnen trennt. Joh. 10,5; Röm. 16,17-18;
2. Kor. 6,14-18.
3. Indem sie dafür sorgt, dass die
frohmachende Botschaft hinausläuft in alle Welt in Evangelisation und Mission,
a) durch persönliche Evangelisation; b) durch Evangelisation und Mission der
Ortsgemeinde; c) indem sie, gegebenenfalls zusammen mit anderen Gemeinden,
Missionare aussendet. 1. Petr. 2,9; Matth. 28,18-20; Mark. 16,15-16; Luk.
24,47.
4. Indem sie die offenbaren Sünder ermahnt
und nötigenfalls, wenn sie in ihrer Sünde beharren, sie aus der Gemeinde und
damit dem Reich Gottes ausschließt, wenn sie Buße tun sie aber auch wieder
absolviert und aufnimmt. Matth. 18,15-18; 1. Kor. 5,1-5; 2. Kor. 2,1-11.]
1. Was ist die christliche Freiheit?
Sie ist das Recht, nach welchem die
wahrhaft Gläubigen von der Knechtschaft der Sünde, der Tyrannei des Teufels,
vom Fluch des Gesetzes und dem ewigen Tod, ja auch von dem Joch der levitischen
Zeremonien und Menschensatzungen durch Christus befreit sind.
+2. Wie viele Grade der christlichen
Freiheit gibt es?
Vier: Der erste ist die Befreiung von dem
Gesetz und der ewigen Verdammnis. Der zweite ist die Gabe der Gnade Gottes, das
ist, die Wirksamkeit Christi in den Gläubigen, welche geschieht durch das
Evangelium und den Heiligen Geist, durch welche der neue Gehorsam angefangen
wird, und die gottgefälligen Werke geschehen aus einem freien und willigen
Geist. Der dritte Grad ist die Freiheit von den mosaischen Zeremonien und
Menschensatzungen in der Kirche, nämlich in der Art, dass solche Satzungen
keinen Grund der Gottesverehrung, des Verdienstes oder der unumgänglichen
Notwendigkeit abgeben, sondern ohne Sünde versäumt und unterlassen werden
können, wenn dadurch nur kein Ärgernis gegeben wird.
+3. Was sind die kirchlichen Satzungen?
Es sind menschliche Anordnungen von
Zeremonien und äußerlichen Gebräuchen, welche zur Erhaltung der gehörigen
Ordnung und frommen Zucht in der Kirche getroffen worden sind.
+4. Wolltest du nicht einige solcher
Satzungen nennen?
Die Gebräuche, welche im Betreff des Unterschiedes
der Zeiten, der Feste, der Kleider; ferner die, welche hinsichtlich der Lieder,
der sonntäglichen Episteln und Gebete beobachtet werden, und einige andere
fromme Übungen der Art, sind solche kirchliche Satzungen.
+5. Hältst du nicht dafür, dass
dergleichen Gebräuche oder kirchliche Satzungen in der Kirche müssen
beibehalten werden?
Gewiss ist dies meine Meinung, dass man
diejenigen Anordnungen halten muss, so ohne Sünde können gehalten werden und
zum Frieden und guter Ordnung in der Kirche dienen, wie gewisse Feiern, Feste
und desgleichen. Doch dürfen durch diese Kirchenordnungen die Gewissen nicht
beschwert werden, als wenn ein solcher Gottesdienst zur Seligkeit notwendig
wäre. Augs. Bek. XV, 1.
*6. Welche Gefahr wäre denn dabei, wenn man
meinte, dass die kirchlichen Satzungen oder Gebräuche gottesdienstlich,
verdienstlich und notwendig seien?
In der Tat: Eine sehr große Gefahr wäre
hierbei. Denn dadurch wird erstens die Lehre von der Gnade und der
Gerechtigkeit aus dem Glauben verdunkelt, welche doch der vornehmste Teil des
Evangeliums ist und in der Kirche am meisten getrieben werden muss, damit der
Glaube weit über alle Werke gestellt und den Werken nicht das zugeschrieben
werde, das dem Glauben allein gehört.
Dann werden dadurch die Gebote Gottes
verdunkelt, ja umgestürzt. Denn wenn man die Meinung hat, dass
Menschensatzungen Gottesdienst seien, dann werden sie den Geboten Gottes
vorgezogen. Und dies ist es, was der HERR Christus an den Pharisäern tadelt,
wenn er spricht: „Wohl fein habt ihr
Gottes Gebot aufgehobene, auf dass ihr eure Aufsätze haltet.“ Mark. 7,9;
Matth. 15,6.
Endlich entsteht daraus Gefahr für die
Gewissen. Denn es ist unmöglich, alle Satzungen zu halten. Wenn daher
festgesetzt würde, dass dieselben zu beobachten notwendig wären, so würde in
der Tat ein Strick über die Gewissen geworfen, sobald einige solche Satzungen
nicht gehalten werden. Und hieraus muss endlich Verzweiflung entstehen.
Augsb.
Bek. XV,3.4:
Darüber wird gelehrt, dass
alle Satzungen und Traditionen, von Menschen dazu gemacht, dass man dadurch
Gott versöhne und Gnade verdiene, dem Evangelium und der Lehre vom Glauben an
Christus entgegen seien; derhalben seien Klostergelübde und andere Traditionen
von Unterschied der Speise, Tage usw., dadurch man vermeint, Gnade zu verdienen
und für Sünden genug zu tun, untüchtig und wider das Evangelium.
Augsb.
Bek. XXVI8-16:
Daraus sind
viel schädlicher Irrtümer in der Kirche gefolgt.
Erstens ist dadurch die Gnade Christi und
die Lehre vom Glauben verdunkelt, welche uns das Evangelium mit großem Ernst
vorhält, und treibet hart darauf, dass man das Verdienst Christi hoch und teuer
achte und wisse, dass glauben an Christum hoch und weit über alle Werke zu
setzen sei. Derhalben hat St. Paulus heftig wider das Gesetz Moses und
menschliche Traditionen gefochten, dass wir lernen sollen, dass wir vor Gott
nicht fromm werden aus unsern Werken, sondern allein durch den Glauben an
Christus, dass wir um Christus willen Gnade erlangen. Solche Lehre ist schier ganz
verloschen dadurch, dass man gelehrt, Gnade zu verdienen mit gesetzten Fasten,
Unterschied der Speisen, Kleidern usw.
Zum andern haben auch solche
Traditionen Gottes Gebot verdunkelt; denn man setzte diese Traditionen weit
über Gottes Gebot. Dies hielt man allein für christliches Leben: wer die Feier
also hielt, also betete, also fastete, also gekleidet war, das nannte man
geistliches, christliches Leben. Daneben hielt man andere, nötige, gute Werke
für ein weltliches, ungeistliches Wesen, nämlich diese, so jeder nach seinem
Beruf zu tun schuldig ist, wie: dass der Hausvater arbeitet, Frau und Kind zu
ernähren und zur Gottesfurcht aufzuziehen, die Hausmutter Kinder gebiert und
wartet ihrer, ein Fürst und Obrigkeit Land und Leute regiert usw. Solche Werke,
von Gott geboten, mussten ein weltliches und unvollkommenes Wesen sein; aber
die Traditionen mussten den prächtigen Namen haben, daß sie allein heilige,
vollkommene Werke hießen. Derhalben war kein Maß noch Ende, solche Traditionen
zu machen.
Zum dritten: Solche Traditionen sind zu
hoher Beschwerung der Gewissen geraden. Denn es war nicht möglich, alle
Traditionen zu halten und waren doch die Leute in der Meinung, als wäre solches
ein nötiger Gottesdienst, und schreibt Gerson, dass viele hiermit in
Verzweiflung gefallen, etliche haben sich auch selbst umgebracht, derhalben,
dass sie keinen Trost von der Gnade Christi gehört haben.
+7. Nimmt denn aber auch die Heilige
Schrift den Menschensatzungen allen Schein der Gottesverehrung, des Verdienstes
und der Notwendigkeit?
Ja. Matth. 15,9: Vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts
als Menschengebote sind.
Und V. 11: Was zum Munde eingeht, das verunreinigt den Menschen nicht.
Röm. 14,17: Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken.
Kol. 2,16: So lasst nun niemand euch Gewissen machen über Speise oder über Trank
oder über bestimmte Feiertage oder Neumonden oder Sabbathe.
Und V. 20: So ihr aber abgestorben seid mit Christus den Satzungen der Welt (d.i.
wenn ihr durch Christus befreit seid von der Beobachtung der mosaischen
Zeremonialgesetze); was lasst ihr euch denn fangen mit Satzungen, als lebtet
ihr noch in der Welt (d.i. in den Zeiten des Alten Bundes), die da sagen: Du
sollst das nicht angreifen, du sollst dies nicht kosten, du sollst das nicht
anrühren.
Und 1. Tim. 4,3 nennt der Apostel das
Verbieten der Speisen Teufelslehre.
*8. Wenn jegliche Meinung, dass die
Menschensatzungen Gottesdienst und notwendig seien, vernichtet wird, so scheint
es, dass damit zugleich alle Zucht und Tötung des Fleisches genommen wird?
Nicht im Geringsten. Denn die Tötung des
Fleisches wird in unseren Kirchen sehr wohl beibehalten, zwar nicht jene geheuchelte,
der Katholischen, sondern die wahrhaftige. Und diese besteht im Kreuz, dass
nämlich die Christen Drangsale geduldig ertragen, die Arbeiten, welche ein
jeglicher Beruf mit sich bringt, verrichten, sich einer beständigen
Nüchternheit und Enthaltsamkeit befleißigen und auch nach Umständen und
Erfordernissen fasten müssen. Doch muss dies alles so geschehen, dass man nicht
meint, als sei es verdienstlich, und keinen Unterschied macht zwischen Speisen
und Tagen, als wäre derselbe ein notwendiger Gottesdienst.
Augs.
Bek., XXVI,30-39:
Dass man aber den Unsern hier
schuld gibt, als verbieten sie Kasteiung und Zucht, wie Jovinianus, wird sich
viel anders aus ihren Schriften befinden. Denn sie haben allezeit gelehrt vom
heiligen Kreuz, dass Christen zu leiden schuldig sind; und dieses ist rechte,
ernstliche und nicht erdichtete Kasteiung.
Daneben wird auch gelehrt,
dass ein jeglicher schuldig ist, sich mit leiblicher Übung, wie Fasten und
anderer Arbeit, so zu halten, dass er nicht Ursache zur Sünde gebe, nicht, dass
er mit solchen Werken Gnade verdiene. Diese leibliche Übung soll nicht allein
etliche bestimmte Tage, sondern stetig getrieben werden. Davon redet Christus
Luk. 21,34: "Hütet euch, dass eure Herzen nicht beschweret werden mit
Völlerei", ebenso Mark. 9,29: "Die Teufel werden nicht ausgeworfen
denn durch Fasten und Gebet." Und Paulus spricht 1 Kor. 9,27, er kasteie
seinen Leib und bringe ihn zum Gehorsam, damit er anzeigt, daß Kasteiung dienen
soll, nicht damit Gnade zu verdienen, sondern den Leib geschickt zu halten,
dass er nicht verhindere, was einem jeglichen nach seinem Beruf zu schaffen
befohlen ist. Und wird so nicht das Fasten verworfen, sondern dass man einen
nötigen Dienst daraus auf bestimmte Tage und Speisen zur Verwirrung der Gewissen
gemacht hat.
Apol.
VIII (XV),45-47:
Und die Kasteiung des Fleisches oder alten
Adams lehren wir also, wie unsere Konfession meldet, dass die rechte Kasteiung
dann geschieht, wenn uns Gott den Willen bricht, Kreuz und Trübsal zuschickt,
dass wir lernen seinem Willen gehorsam sein, wie Paulus zu den Römern am 12.
sagt: "Begebet eure eigenen Leiber zu einem heiligen Opfer." Und das
sind rechte heilige Kasteiungen, also in Anfechtungen lernen
Gott kennen, ihn fürchten, lieben usw.
Über dieselben Trübsale, welche nicht in unserm Willen stehen, sind auch
noch die leiblichen Übungen, da Christus von sagt: "Hütet euch, dass eure
Leiber nicht beschweret werden mit Fressen und Saufen!" und Paulus zu den
Korinthern: "Ich zähme meinen Leib" usw. Die Übungen sollen darum
geschehen, nicht dass es nötige Gottesdienste seien, dadurch man vor Gott fromm
werde, sondern dass wir unser Fleisch im Zaum halten, damit wir durch Völlerei
und Beschwerung des Leibes nicht sicher und müßig werden, des Teufels Reizungen
und des Fleisches Lüsten folgen. Dasselbe Fasten und Kasteien sollte nicht
allein auf gewisse Zeit, sondern allezeit geschehen. Denn Gott will, dass wir
allezeit mäßig und nüchtern leben.
*9. Was aber antwortest du hinsichtlich
der Zucht?
Was zu rechter Zucht und guter Ordnung,
auch zu Wohlstand in der Kirche dient, ist unserer Kirche gar nicht zuwider;
denn sie beobachtet die meisten Satzungen, wenn sie nur erträglich und nützlich
sind und zur Ordnung und Wohlanständigkeit dienen.
*10. Wolltest du wohl, damit ich über die
Natur der Satzungen oder Kirchengebräuche zu größerer Gewissheit gelange,
deutlicher auseinander setzen, wie dieselben beschaffen sein müssen?
Erstens dürfen sie nicht gottlos sein,
sondern der Art, dass sie ohne Sünde können behalten werden. Wenn also einige
Gebräuche mit dem Wort Gottes nicht übereinkommen, sondern dagegen streiten, so
sind sie, als gottlos, zu verwerfen. Augsb. Bek., XXVI; Konk. Formel, Ausf.
Darl., X.
Zweitens müssen sie nützlich sein, das ist,
zur Ruhe und guten Ordnung in der Kirche beitragen, nach dem Befehl des
Apostels 1. Kor. 14,40: Lasst alles
ehrlich und ordentlich zugehen. Ebd.
Drittens dürfen sie die Gewissen nicht
beschweren durch ihre zu große Menge oder durch die falsche Meinung, als wären
sie verdienstlich, ein Gottesdienst, oder notwendig.
*11. Ich sehe ein, dass du solche
Gebräuche ganz zu freien Mitteldingen machst. Daher wird es einem jeden
freigestellt sein, sie zu unterlassen oder zu beobachten?
Durchaus nicht. Denn obwohl solche Gebräuche
ihrer Natur nach freigestellt sind, sofern sie nämlich Gott weder befohlen noch
verboten hat, werden sie doch, ein jeder in seiner Art, notwendig, nicht als
wenn er zur Seligkeit nötig wäre, sondern um die Ordnung zu erhalten. Konk.
Formel, Ausf. Darl. X,8-9.
*12. Erkläre dies deutlicher!
Das lehrt die Vernunft selbst. Denn wenn
die Kirche auf rechtmäßige Weise in den gottesdienstlichen Gebräuchen etwas
anordnet oder auch verbietet, was seiner Natur nach zwar freigelassen und
gleichgültig ist, so muss es doch in diesem Fall durchaus beobachtet oder
unterlassen werden, damit auf solche Weise alles ordentlich und anständig in
den Kirchen geschehe und auch das Volk in einer feinen Zucht gehalten werde.
Apol. VIII (XV),20-21.
*13. Aber was ist im Fall der Verfolgung
und des Bekenntnisses zu tun? Ist es da erlaubt, zugunsten der Gegner neue
Mitteldinge anzunehmen oder alte abzuschaffen?
Keines von beiden ist erlaubt. Denn solche
Gebräuche sind nicht mehr unter die Mitteldinge zu zählen, welche irgendwie den
Schein eines Abfalls zu den Widersachern geben oder durch welche (um der
Verfolgung zu entfliehen) äußerlich wenigstens vorgegeben wird, als wenn unsere
Religion von der Lehre der Widersacher nicht viel unterschieden sei.
Konk.
Formel, Ausf. Darl., X,5-6:
Nämlich, wenn solche Dinge unter dem Titel und Schein der äußerlichen
Mitteldinge vorgegeben werden, welche (ob ihnen gleich eine andere Farbe
angestrichen würde) dennoch im Grunde wider Gottes Wort sind, dass dieselben
nicht als freie Mitteldinge gehalten, sondern als von Gott verbotene Dinge
gemieden sollen werden; wie auch unter die rechten freien adiaphora oder
Mitteldinge nicht sollen gerechnet werden solche Zeremonien, die den Schein
haben oder, dadurch Verfolgung zu vermeiden, den Schein vorgeben wollten, als
wäre unsere Religion mit der papistischen nicht weit voneinander, oder wäre uns
dieselbe ja nicht hoch entgegen, oder wenn solche Zeremonien dahin gemeint,
also erfordert oder aufgenommen [verstanden werden], als ob damit und dadurch
beide widerwärtigen Religionen verglichen und ein Korpus geworden, oder
wiederum ein Zutritt zum Papsttum und ein Abweichen von der reinen Lehre des
Evangeliums und wahren Religion geschehen oder gemächlich daraus erfolgen
sollte.
Denn in
diesem Fall soll und muss gelten, das Paulus schreibt 2 Kor.6: "Ziehet nicht am fremden Joch; Was hat
das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Darum gehet aus von ihnen und
sondert euch ab, spricht der Herr" usw.
*14. Also behauptest du, dass man zur Zeit
der Verfolgung den Widersachern in den Mitteldingen nicht nachgeben dürfe?
Gewiss. Wenn nämlich zur Zeit, wo das
Bekenntnis der göttlichen Wahrheit erfordert wird, die ganze Kirche, und jeder
einzelne Christi, vorzüglich aber die Diener des Worts, schuldig sind, die
unverfälschte Lehre nach dem Wort Gottes und alles, was zur reinen Religion
gehört, frei und öffentlich nicht nur mit Worten, sondern auch mit der Tat zu
bekennen, so behaupte ich, dass man zu einer solchen Zeit auch in Dingen, die
wahrhaftig und an sich Mitteldinge sind, den Widersachern nicht nachgeben
dürfe.
Konk.Formel,
Ausf. Darl., X,10:
Wir
glauben, lehren und bekennen auch, dass zur Zeit des Bekenntnisses, da die
Feinde Gottes Worts die reine Lehre des heiligen Evangeliums begehren
unterzudrücken [zu unterdrücken], die ganze Gemeinde Gottes, ja ein jeder
Christenmensch, besonders aber die Diener des Worts als die Vorsteher der
Gemeinde Gottes schuldig seien, vermöge Gottes Worts die Lehre und was zur
ganzen Religion gehört, frei öffentlich nicht allein mit Worten, sondern auch
im Werk und mit der Tat zu bekennen; und daß alsdann in diesem Fall auch in
solchen Mitteldingen den Widersachern nicht zu weichen, noch leiden sollen,
ihnen [sich] dieselben von den Feinden zur Schwächung des rechten
Gottesdienstes und Pflanzung und Bestätigung der Abgötterei mit Gewalt oder
hinterlistig aufdringen zu lassen.
*15. Wolltest du mir nicht feste Gründe
für diese deine Überzeugung geben?
So hat der Apostel gelehrt, Gal. 5,1: So besteht nun in der Freiheit, damit uns
Christus befreit hat, und lasst euch nicht wiederum in das knechtische Joch
fangen.
Und Kap. 2,4: Da etliche falsche Brüder sich mit eingedrungen und neben
eingeschlichen waren, zu auszukundschaften unsere Freiheit,, die wir haben in
Christus Jesus, dass sie uns gefangen nähmen, wichen wir denselben nicht eine
Stunde, untertan zu sein, auf dass die Wahrheit des Evangeliums bei euch
bestünde. S. Konk. Formel, Ausf. Darl., X,11.
*16. Aber diese Sache scheint nicht so
wichtig zu sein, da es sich doch nur um gleichgültige Mitteldinge handelt?
Und doch ist es bei einem solchen Stand der
Dinge nicht mehr um die äußerlichen Mitteldinge zu tun, welche ihrer Natur und
Wesen nach für sich selbst frei sind und bleiben, sondern es ist zu tun um den
hohen Artikel unseres christlichen Glaubens, wie der Apostel spricht: Auf dass die Wahrheit des Evangeliums
bestehe. Denn die Wahrheit des Evangeliums wird verdunkelt und verkehret,
sobald entweder neue Mitteldinge durch Befehl und Zwang den Gewissen zur
Beobachtung aufgelegt oder ihnen alte abzuschaffen befohlen wird; besonders
wenn es zu dem Ende geschieht, dass der Aberglaube, die falsche Lehre und der
Götzendienst, bestätigt, die christliche Freiheit aber und die reine Lehre
unterdrückt werde. Konk. Formel, Ausf. Darl., X,14.
[16.a Muss jemand, der getauft wurde, noch bekehrt werden?
Wir glauben gemäß dem Zeugnis der Heiligen
Schrift Gottes, Joh. 3,5; Eph. 5,26; Tit. 3,5; Röm. 6,3-4, dass in der Heiligen
Taufe mittels der Worte der Heilige Geist den alten Menschen in den Tod gibt
und ein neuer Mensch aus der Taufe hervorgehe. Das eignet der Heilige Geist in
der Taufe dem Täufling zu – aber dieser hat den geistlichen Segen allein durch
den Glauben. Bei den kleinen Kindern glauben wir, dass der Heilige Geist
aufgrund der Gebete mittels des Wortes auch den, bei diesen Kindlein noch
unbewussten, rechtfertigenden Glauben wirkt. Wenn aber die Kinder aufwachsen,
müssen sie gemäß Christi Reichsbefehl Matth. 28,18-20 auch im christlichen Glauben
unterwiesen werden, damit sie, wenn sie zu ihrem Bewusstsein kommen, wissen,
dass sie getauft sind und warum sie getauft sind. Vor allem aber ist es
wichtig, dass sie zu einer lebendigen Erkenntnis ihrer Sünden und ihrer
Sündenverdorbenheit und Verlorenheit ohne Christus kommen und einer lebendigen
Erkenntnis Jesu Christi als ihres Heilandes, der auch für ihre Sünden am Kreuz
starb, Gott auch mit ihnen versöhnt, auch ihnen die Vergebung der Sünden und
damit das ewige Leben erworben hat und im Evangelium anbietet, darreicht,
schenkt, zueignet, im Wort wie in der Taufe und im Abendmahl und dies nun
bewusst für sich im persönlichen Glauben empfangen, ergreifen, sich aneignen.
Bei dem einen kann dies ein Herüberwachsen aus dem Kinderglauben ohne irgendeinen
Bruch sein; bei dem anderen, der aus der Taufgnade gefallen war, ist dies eine
erneute Bekehrung, erneute Wiedergeburt. Wichtig aber ist, dass ein jeder zu
lebendiger persönlicher Sünden-, Verdorbenheits-, Verlorenheitserkenntnis und
persönlicher rettender Christuserkenntnis kommt. (Dieser rettende Glaube kann
mitunter zunächst noch unbewusst sein, gerade wenn jemand stark vom Gesetz
geprägt oder bestimmt war; aber er sollte schließlich zu einem bewussten
Glauben werden, wenn er wirklich gesund ist, zur Versiegelung oder
Heilsgewissheit gekommen ist.)]
*17. So scheint auf diese Weise auch der
Artikel von der christlichen Freiheit in Gefahr zu kommen?
Gar sehr. „Denn alsbald Menschengebote mit
Zwang der Kirche, als nötig, aufgedrungen werden, als wäre Unterlassung
derselben Unrecht und Sünde, sobald ist die christliche Freiheit schon
vernichtet, der Abgötterei der Weg bereitet; dadurch nachmals Menschengebote
gehäuft und für einen Gottesdienst, nicht allein den Geboten Gottes gleich
gehalten, sondern auch über diese gesetzt werden“. Konk. Formel, Ausf. Darl.,
X,15.
*18. Hast du vielleicht noch einige andere
Gründe in Bereitschaft, mit welchen du dies bestätigst?
Ja. „Denn durch solches unzeitige Nachgeben
und Vergleichen in äußerlichen Dingen, da man zuvor in der Lehre nicht
christlich vereinigt ist, werden die Abgöttischen in ihrer Abgötterei gestärkt,
dagegen die Rechtgläubigen betrübt, geärgert und in ihrem Glauben geschwächt;
welches beides ein jeder Christ, bei seiner Seelen Heil und Seligkeit, zu
meiden schuldig ist, wie geschrieben steht: Wehe
der Welt der Ärgernisse halben. Ebenso: Wer
den Geringsten ärgert derer, die an mich glauben, dem wäre es besser, dass ihm
ein Mühlstein an seinem Hals hinge und er ersäugt würde im Meer, da es am
tiefsten ist.“ Matth. 18,6.7. – Konk. Formel, Ausf. Darl., X,16.
Besonders aber ist zu bedenken, dass
Christus sagt: Wer mich bekennt vor den
Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischenVater. Matth.
10,32. – Konk. Formel, Ausf. Darl., X,17.
+1. Wer hat Macht und Gewalt, Sakramente
zu stiften?
Kein Mensch hat Macht und Gewalt, Gnade zu
verheißen, sondern Gott allein. Da nun die Sakramente Siegel der Gnade sind, so
müssen sie durchaus Gott allein zum Stifter und Urheber haben. Daher sind
Sakramente, welche ohne Befehl Gottes eingesetzt sind, keine
gewisse, feste Zeichen der Gnade, wiewohl das einfältige Volk etlicher
Maßen durch dieselben könnte erinnert und unterwiesen werden. Apol. Art. VII
(XIII), 3.
2. Was sind die Sakramente, im Allgemeinen
betrachtet?
Gewöhnlich werden die Sakramente erklärt,
dass sie sind „äußerliche Zeichen und Zeremonien, die da haben Gottes Befehl
und haben eine angeheftete göttliche Zusage der Gnaden“. Ebend.
+3. Kannst du nicht noch eine andere
Erklärung geben?
Richtiger wird Sakrament erklärt, dass es
sei eine heilige Handlung, von Gott eingesetzt, welche aus einem Element oder
äußerlichen Zeichen und aus einer himmlischen Sache besteht; durch welche
Handlung Gott nicht allein die dem Evangelium eigentümliche Verheißung der
Gnade, d.i. der gnädigen Vergebung der Sünden, versiegelt, sondern auch
himmlische Güter, die er bei der Einsetzung der einzelnen Sakramente verheißen
hat, durch die äußerlichen Zeichen einem jeden, der das Sakrament genießt,
wahrhaftig mitteilt, den Gläubigen aber zur Seligkeit zueignet.
4. Wie viele Arten der Sakramente gibt es?
Zwei. Die einen nämlich gehören dem Alten,
die andern gehören dem Neuen Bund an. Jene hatten den Schatten der zukünftigen
Güter, das ist, das Vorbild des Leibes und Blutes Christi, diese aber haben das
Wesen oder den Leib selbst. Kol. 2,17; Hebr. 10,1.
+5. Was wird zur Vollständigkeit der
Sakramente erfordert?
Die Vollständigkeit der Sakramente besteht
sowohl in ihrem Wesen als auch in ihrer Frucht und kräftigen Wirkung.
+6. Worin besteht das Wesen oder die
Substanz der Sakramente?
In zwei Dingen: Nämlich in einer irdischen und in einer himmlischen Sache. Die irdische Sache
ist das sichtbare Element, welches bei der Beschneidung in dem Abschneiden der
Vorhaut, beim Osterlamm in dem Genießen des Lammes bestand; bei der Taufe aber
ist es das Wasser und bei dem Abendmahl das Brot und der Wein.
Die geistliche oder himmlische Sache ist
der Leib und das Blut Christi, welches bei den Sakramenten des Alten Bundes nur
vorbildlich, in den Sakramenten des Neuen Bundes aber wesentlich gegenwärtig
ist.
+7. Was beschreibt den Nutzen und die
Wirkung der Sakramente?
Das
Wort, und zwar ein doppeltes: Nämlich 1) der Befehl, welcher sich auf die Form
oder Handlung des Sakraments bezieht, wie: Esset, Trinket, Taufet usw. 2) Das
Wort der Verheißung, welches Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit und ewiges
Leben jedem verspricht, welcher im wahren Glauben des Sakraments sich bedient,
wie: Wer da glaubt und getauft wird, der
wird selig. Ferner: Das ist mein Leib, der
für euch gegeben wird; und: Dies ist der Kelch des Neuen Testaments in
meinem Blut, das für viele vergossen wird
zur Vergebung der Sünden.
8. Wie viele Sakramente gibt es im Neuen
Bund?
Nur zwei, wenn man das Wort „Sakrament“ im
eigentlichen Sinne nimmt, nämlich die Taufe und das heilige Abendmahl.
Apol.
VII (XIII),4:
So sind nun rechte Sakramente die Taufe
und das Nachtmahl des Herrn, die Absolution. Denn diese haben
Gottes Befehl, haben auch Verheißung der Gnade, welche denn eigentlich gehört
zum Neuen Testament und ist das Neue Testament. Denn dazu sind die äußerlichen
Zeichen eingesetzt, dass dadurch bewegt werden die Herzen, nämlich durchs Wort
und äußerliche Zeichen zugleich, dass sie glauben, wenn wir getauft werden,
wenn wir des Herrn Leib empfangen, dass Gott uns wahrlich gnädig sein will
durch Christus.
*9. Ist denn die Absolution nicht auch ein
Sakrament?
Die Apologie stellt die Absolution zwar
auch unter die Zahl der Sakramente, doch nur indem sie uneigentlich redet und
sie nach der Ähnlichkeit betrachtet, welche sie mit den andern eigentlich so
genannten Sakramenten hat.
*10. Welches ist diese Ähnlichkeit?
Diese besteht darin, dass die Absolution,
ebenso wie die eigentlich so genannten Sakramente, 1) von Gott befohlen ist, 2)
die Verheißung der Gnade jedem Gläubigen zueignet und 3) weil an einigen Orten
bei derselben die äußerliche Zeremonie der Handauflegung üblich und
gebräuchlich ist.
*11. Was fehlt daher der Absolution, dass
sie nicht unter die eigentlich so genannten Sakramente gesetzt wird?
Weil die Absolution einer von Gott selbst
geordneten Zeremonie, und zwar eines äußerlichen Elements, welches doch bei
jedem Sakrament erforderlich wird, ermangelt, so erhellt, dass sie nur
uneigentlich und im weiteren Sinne das Sakrament der Buße genannt wird. Dies
erkennt auch die Apologie selbst an, indem sie sagt (Art. XIII,16.17): „So man
die Dinge wollte mit so herrlichem Titel Sakrament nenne darum, dass sie Gottes
Wort und Befehl haben, so sollte man billig das Gebet, die Almosen, das Kreuz,
alle Stände der Menschen, von Gott geordnet und gesetzt, Sakrament nennen.“
*12. Können denn vielleicht die
Konfirmation und die letzte Ölung eigentliche Sakramente genannt werden?
Nein: Denn die Konfirmation und die letzte
Ölung sind Zeremonien, welche nicht von Gott geordnet sind, sondern von den
alten Vätern herkommen, welche auch die Kirche niemals für nötig zur Seligkeit
geachtet hat. Dann haben sie auch nicht die Verheißung der Gnade, und daher
passt die Erklärung, was ein Sakrament sei, gar nicht auf sie. Apol. VII
(XIII),6.
*13. Behauptest du dies auch von dem
Priesterstand, welchen die Katholischen ebenfalls unter die Sakramente zählen?
Ganz dasselbe. Denn obgleich das Predigtamt
von Gott eingesetzt ist und herrliche Verheißungen hat, so kann doch dieser
Stand oder der Dienst des Worts nur uneigentlich und in der allgemeinen Bedeutung
ein Sakrament genannt werden, weil die durch Handauflegung geschehende
Zeremonie der Ordination weder den Befehl noch die Verheißung Gottes hat.
Ebend.
*14. Aber was urteilst du von der Ehe?
Auch diese halte ich nicht für ein
eigentliches Sakrament des Neuen Bundes. Denn einmal ist der eheliche Stand
nicht erst eingesetzt im Neuen Testament, sondern bald, als das menschliche
Geschlecht geschaffen war. Dann ist er wohl von Gott befohlen, hat auch
göttliche Zusagen, aber diese gehören nicht zu dem Neuen Testament oder zu
unserer Seligkeit, sondern gehen mehr das leibliche Leben an. Apol. VII
(XIII),14.15.
*15. Wie kann man sich der Sakramente mit
Nutzen bedienen?
Zum rechten Gebrauch der Sakramente gehört
der Glaube, welcher den Verheißungen glaubt, die in den Sakramenten angeboten
werden, das ist, welcher fest glaubt, dass die in den Sakramenten verheißenen
Dinge mitgeteilt und empfangen werden. Augsb. Bek. Art. 13; Apol. VII (XIII),9.
*16. Also meinst du, dass die Sakramente
nichts zu Seligkeit nützen als äußere Werke und Zeremonien (opus operatum)?
Diese Meinung der Katholischen, welche
behaupten, dass die Sakramente demjenigen, welcher nur keinen Riegel
vorschiebt, wenn er auch sonst ohne gute Herzensbewegung hinzutritt, Gnade
bringen, bloß wegen der äußerlichen Handlung und des Gebrauchs, diese Meinung
verdamme ich geradezu. Apol. VII (XIII),18.
*17. Wolltest du wohl die Meinung der
Katholischen deutlicher erklären?
Sie haben festgesetzt: Es werde nicht
verlangt, dass der Mensch zu dem heilsamen Gebrauch des Sakraments sich
vorbereite; auch werde eine gute Bewegung in dem Herzen dessen, welcher das
Sakrament empfängt, nicht erfordert, sondern schon dadurch, dass dieses Werk,
nämlich das Sakrament, getan und angenommen wird, widerfahre denen, die es
gebrauchen, Gnade, wenn nur kein Riegel vorgeschoben werde, das ist, wenn nur
nicht die Schuld einer Todsünde oder der Vorsatz, eine solche zu begehen, da
sei.
+18. Aus welchen Gründen verwirfst du die
Meinung der Katholischen?
1) „Ist es ein jüdischer Irrtum, so sie
halten, dass wir sollen durch ein Werk und äußerliche Zeremonien gerecht und
heilig werden, ohne Glauben, und wenn das Herz schon nicht dabei ist.“ Apol.
VII (XIII),18.
2) „Paulus schreit dagegen und sagt, dass Abraham
sei vor Gott gerecht geworden nicht durch die Beschneidung, sondern die
Beschneidung sei ein Zeichen gewesen, den Glauben zu üben und zu stärken.“
Ebend.
3) „Die göttliche Zusage kann niemand
fassen als allein durch den Glauben. Und die Sakramente sind äußerliche Zeichen
und Siegel der Verheißung. Darum zum rechten Gebrauch derselben gehört Glaube.“
Ebend.
4) Die hässliche, ungöttliche Lehre vom
opere operato, da sie gelehrt, dass, wenn ich die Sakramente gebrauche, so
macht das getane Werk mich vor Gott fromm und erlangt mir Gnade, obgleich das
Herz keinen guten Gedanken dazu hat, hat unendlich viel Missbräuche in der
Kirche erzeugt, besonders jene vielfachen Greuel der Messen. Ebend.
5) „Und sie können keinen Titel noch
Buchstaben aus der Heiligen Schrift und den alten Büchern anzeigen, dadurch der
Katholischen Meinung bewiesen werde. Ja,
Augustinus sagt stracks dagegen, dass der Glaube im Gebrauch des Sakraments, nicht das Sakrament, vor Gott
uns fromm mache. Und Paulus: ‚Mit dem
Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit.‘ Röm. 10,10.“
Ebend.
1. Was ist die Taufe?
Die Taufe ist nicht allein schlicht Wasser,
sondern sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefasst und mit Gottes Wort
verbunden. Kl. Kat., IV,1
2. Welches ist dies Wort Gottes?
Matth. 28,19: „Gehet hin in alle Welt und
machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Und Mark. 16,16: „Wer da glaubt und getauft
wird, der wird selig; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt.“ Gr. Kat., IV
3. Ist denn die Taufe zur Seligkeit
notwendig?
Ja freilich; und zwar wegen des Gebotes
Gottes. „Denn was Gott eingesetzt und gebietet, kann nicht vergeblich, sondern
muss eitel köstlich Ding sein, wwenn es auch dem Ansehen nach geringer als ein
Strohhalm wäre.“ Gr. Kat., IV,7.8; Augsb. Bek. IX [Sie ist allerdings, im Unterschied zum Wort, nicht
absolut heilsnotwendig, das ist, wer durch das Wort zum rechtfertigenden
Glauben kommt, aber nicht die Möglichkeit hat, getauft zu werden, ist daher
dennoch gerettet; nur wer die Taufe verachtet, obwohl er sie bekommen könnte,
und um Gottes Ordnung weiß, der geht ohne Taufe verloren.]
4. Was gibt oder nützt die Taufe?
„Sie wirkt
Vergebung der Sünden, erlöst vom Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit
allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten.“ Kl. Kat..
IV,5.6.
Gr.
Kat., IV,23-25:
Aufs andere, weil wir nun wissen, was die Taufe
ist und wie sie zu halten sei, müssen wir auch lernen, warum und wozu sie
eingesetzt sei, das ist, was sie nütze, gebe und schaffe. Solches kann man auch
nicht besser denn aus den Worten Christi, oben angezogen, fassen, nämlich:
"Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig." Darum fasse es
aufs allereinfältigste also, dass dies der Taufe Kraft, Werk, Nutz, Frucht und
Ende ist, dass sie selig mache. Denn man tauft niemand
darum, dass er ein Fürst werde, sondern, wie die Worte lauten, dass er selig
werde. Selig werden aber weiß man wohl, dass es nichts anderes heiße, denn von
Sünden, Tod, Teufel erlöst, in Christus’ Reich kommen und mit ihm ewig leben.
5. Lehrt die Heilige Schrift von dem
Nutzen und der Wirkung der Taufe ebenso?
Ja. Denn so spricht Paulus zu Tit., Kap. 3, V. 6: „Nach seiner Barmherzigkeit hat er
uns selig gemacht, durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen
Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesus Christus,
unsern Heiland; auf dass wir durch desselben Gnade gerecht und Erben seien des
ewigen Lebens, nach der Hoffnung.“
Und Christus
selbst bestätigt dies, indem er Joh. 3,5 sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage
dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann
er nicht in das Reich Gottes kommen.“
Und Petrus
im 1. Brief, Kap. 3,21: „Die Taufe macht uns selig; nicht das Abtun des Unflats
am Fleisch, sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott, durch die
Auferstehung Jesu Christi.“
6. Wie kann Wasser solche große Dinge tun?
„Wasser tut’s freilich nicht, sondern das
Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Wort
Gottes im Wasser traut. Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser
und keine Taufe; aber mit dem Wort Gottes ist’s eine Taufe, das ist, ein gnadenreiches
Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist, wie Paulus
sagt zu Titus im 3. Kapitel.“ Kl. Kat., IV; Gr. Kat., IV,14
+7. Also darf das Wasser bei der
Taufhandlung von dem Wort Gottes nicht getrennt werden?
Das Wasser darf bei der Taufhandlung wohl
von dem Wort Gottes unterschieden, aber nicht von demselben getrennt werden.
Denn dieses Wasser ist durch Gottes Wort so geheiligt, dass es nichts anderes
ist als göttliches Wasser; nicht als wenn dieses Wasser, in sich und an sich,
trefflicher sei als jedes andere Waser, sondern weil das Wort und der Befehl
Gottes zu ihm kommt. Wenn man daher das Wort von dem
Wasser trennt, so ist es kein anderes Wasser als das, was man im gewöhnlichen
Leben gebraucht; aber wenn dies Wort mit ihm verbunden wird,, dann ist es ein
Sakrament und Christi Taufe.
Gr.
Kat., IV,14-18:
Aus
diesem lerne nun einen richtigen Verstand fassen und antworten auf die Frage,
was die Taufe sei, nämlich also, dass sie nicht ein bloß, schlecht Wasser ist, sondern
ein Wasser in Gottes Wort und Gebot gefasst und dadurch geheiligt, dass sie
nichts anderes ist denn ein Gotteswasser; nicht dass das Wasser an ihm selbst
edler sei denn andere Wasser, sondern dass Gottes Wort und Gebot dazukommt.
Darum
ist’s ein lauter Bubenstück und des Teufels Gespött, dass jetzt unsere neuen
Geister, die Taufe zu lästern, Gottes Wort und Ordnung davonlassen und nicht
anders ansehen denn das Wasser, das man aus dem Brunnen schöpft, und danach
daher geifern: Was sollte eine Hand voll Wassers der Seele helfen? Ja, Lieber,
wer weiß das nicht, dass Wasser Wasser ist, wenn es Voneinandertrennens soll
gelten? Wie darfst du aber so in Gottes Ordnung greifen und das beste Kleinod
davon reißen, damit es Gott verbunden und eingefasst hat und nicht will
getrennt haben? Denn das ist der Kern in dem Wasser, Gottes Wort oder Gebot und
Gottes Name, welcher Schatz grösser und edler ist denn Himmel und Erde.
Also
fasse nun den Unterschied, dass viel ein ander Ding ist Taufe denn alle andern
Wasser: nicht des natürlichen Wesens halben, sondern dass hier etwas Edleres
dazukommt; denn Gott selbst seine Ehre hintansetzt, seine Kraft und Macht daran
legt. Darum ist es nicht allein ein natürlich Wasser, sondern ein göttlich,
himmlisch, heilig und selig Wasser, und wie man’s mehr loben kann, alles um des
Worts willen, welches ist ein himmlisch, heilig Wort, das niemand genug preisen
kann; denn es hat und vermag alles, was Gottes ist. Daher hat es auch sein
Wesen, dass es ein Sakrament heißt, wie auch St. Augustinus gelehrt hat: Accedat verbum ad elementum et fit
sacramentum; das ist, wenn das Wort
zum Element oder natürlichen Wesen kommt, so wird ein Sakrament daraus, das
ist, ein heilig göttlich Ding und Zeichen.
*8. Wer soll getauft werden?
Die Kinder, welche jüngst geboren sind. S.
Augsb. Bek., IX,2; Apol. IV (IX),1; Gr. Kat., IV,47-50.
*9. Beweise mit starken Gründen, dass man
die kleinen Kinder taufen soll!
1) Christus hat alle Völker zu taufen
befohlen, also auch die Kinder.
2) Das Reich Christi ist nur da, wo das
Wort und die Sakramente sind: Es sei
denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in
das Reich Gottes kommen. Joh. 3,5. Wenn also die Kinder dem Reich Christi
einverleibt werden sollen, so kann dies nicht anders geschehen als durch
Vermittlung der Taufe.
3) Die Verheißung der
Seligkeit gehört auch den Kindern, nach jenem Wort Matthäus 19,14; Mark, 10,14:
Lasst die Kindlein zu mir kommen, denn
solcher ist das Himmerlreich. Und Matth. 18,14: Also auch ist es vor eurem Vater im Himmel nicht der Wille, dass jemand
von diesen Kleinen verloren werde. Daher gehören für dieselben Kleinen auch
die Mittel, durch welche die Verheißung der Seligkeit zugeeignet und versiegelt
wird.
4) Gott hat selbst bezeugt,
dass ihm die Taufe der Kinder angenehm sei, indem er durch so viele
Jahrhunderte hindurch aus dem menschlichen Geschlecht eine Gemeinde gesammelt
hat, während dieses Sakrament auf die Kinder angewendet wurde, indem er den so
Getauften den Heiligen Geist gab und endlich die meisten selig machte.
5) Die Taufe ist an die
Stelle der Beschneidung getreten, Kol. 2,12. Wie nun die Beschneidung bei den
Kindern als Bundeszeichen angewendet wurde, ebenso muss es mit der Taufe
geschehen. S. Apol. Art. IV (IX),2; Gr. Kat., IV,50
+10. Also behauptest du, dass alle
getauften Kinder wahrhaft widergeboren und in die Gnade Gottes aufgenommen
werden?
Ja, das behaupte ich, denn so
sagt der Apostel: „Alle, die wir in Christus getauft sind, die sind in seinen
Tod getauft.“ Röm. 6,4.
Und: „Wie viele euer getauft
sind, die haben Christus angezogen.“ Gal. 3,27.
Ja Christus selbst spricht:
„Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig.“ Mark. 16,16. Augsb. Bek., IX.
*11. Auf diese Weise scheinst du zu behaupten,
dass die getauften Kinder wahrhaft an Christus glauben?
Ganz recht; denn dass die
Kinder durch die Taufe, in Kraft des Heiligen Geistes, mit dem wahren Glauben
beschenkt werden, erhellt schon daraus, dass sie wiedergeboren werden. Die
Wiedergeburt aber kann nicht ohne Glauben geschehen. Und Christus versichert
auch selbst deutlich, dass die Kinder an
ihn glauben, Matth. 18,6.
*12. Dürfen denn auch Erwachsene getauft
werden?
Ja, so viele ihrer zu unserer
Kirche [ohne bisher getauft zu sein] hinzukommen und ein Bekenntnis des rechten
Glaubens ablegen können.
+13. Behauptest du aber, dass auch alle
getauften Erwachsenen ebenso wiedergeboren werden wie die Kinder?
Hier ist ein Unterschied zu
machen: Wenn nämlich die Erwachsenen im Herzen wahrhaftigen Glauben haben, wie
sie mit dem Mund das Glaubensbekenntnis ablegen, so empfangen sie eine wahrhaft
heilsame Taufe; wenn sie aber List oder Heuchelei hegen, dann empfangen sie
zwar die Taufe, dem Wesen nach, vollständig, aber nicht auf heilbringende
Weise. Denn ohne Glauben nützt die Taufe nichts; und nur der Glaube macht den
Menschen würdig, dieses heilsame und göttliche Wasser nützlich zu empfangen.
Gr. Kat., IV,32-34:
Aufs
dritte, weil wir den großen Nutzen und Kraft der Taufe haben, so lass nun
weiter sehen, wer die Person sei, die solches empfange, was die Taufe gibt und
nützt. Das ist abermals aufs feinste und klarste ausgedrückt eben mit den
Worten: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig." Das ist,
der Glaube macht die Person allein würdig, das heilsame, göttliche Wasser
nützlich zu empfangen. Denn weil solches allhier in den Worten bei und mit dem
Wasser vorgetragen und verheißen wird, kann es nicht anders empfangen werden,
denn dass wir solches von Herzen glauben. Ohne Glauben ist es nichts nütz, ob
es gleich an ihm selbst ein göttlicher, überschwänglicher Schatz ist. Darum
vermag das einige Wort ("wer da glaubet") so viel, dass es
ausschließt und zurücktreibt alle Werke, die wir tun können der Meinung, als
dadurch Seligkeit zu erlangen und verdienen. Denn es ist beschlossen, was nicht
Glaube ist, das tut nichts dazu, empfängt auch nichts.
*14. Kann denn die Taufe wiederholt
werden?
Nein. Denn die Taufe ist und
bleibt immerdar wahr und ihr Wesen unverändert. Denn was Gott einmal geordnet
hat, das kann durch den Unglauben der Menschen nicht umgestoßen und aufgehoben
werden.
Gr. Kat., IV,60:
Darum sei beschlossen, dass die Taufe
allezeit recht und in vollem Wesen bleibt, wenngleich nur ein Mensch
getauft würde und dazu nicht rechtschaffen glaubte. Denn Gottes Ordnung und
Wort lässt sich nicht von Menschen wandelbar machen noch ändern.
*15. Aber wenn der Getaufte aus der Gnade
Gottes fällt, muss dann nicht die Taufe wiederholt werden?
Nein. Denn ob jemand gleich
die heilsame Frucht der Taufe durch Sünden verliert, so kann er doch alsbald zu
derselben zurückkehren, wenn er nämlich den alten Menschen durch Buße tötet und
ersäuft. Dass er aber wieder mit Wasser begossen werde, ist nicht notwendig.
Gr. Kat., IV, 77.
*16. Warum?
Weil, wenn ein solcher auch
hundertmal in das Wasser getaucht würde, er doch nur eine Taufe empfängt, jene nämlich, welche ist der Bund eines guten
Gewissens mit Gott. Denn dieser Bund bleibt von Seiten Gottes stets
unverändert. Wenn daher einer, nach empfangener Taufe, wieder aus Gottes Gnade
fällt, aber durch wahre Reue und Buße zurückkehrt, so fängt die Taufe, die er
einmal empfangen hat, sogleich wie an, ihm heilsam zu sein.
17. Was bedeutet bei der Taufhandlung das Untertauchen
in das Wasser und das Herausziehen aus demselben?
„Es bedeutet, dass der alte
Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit
allen Sünden und bösen Lüsten, und wieder täglich herauskommen und auferstehen
ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewig lebe. Denn Paulus spricht zu den Römern im 6.
Kapitel: Wir sind samt Christus durch die Taufe begraben in den Tod, dass,
gleich wie Christus ist von den Toten auferweckt durch die Herrlichkeit des
Vaters, so sollen wir auch in einem neuen Leben wandeln. Kl. Kat., IV,11-14;
Gr. Kat., IV,65.
1. Was ist das heilige Abendmahl?
Es ist ein Sakrament des
neuen Testaments, von Christus selbst eingesetzt, in welchem der wahre Leib und
das wahre Blut unsers HERRN Jesus Christus in und unter dem Brot und Wein
allen, die solches essen und trinken, wahrhaft mitgeteilt und die Verheißung
der Gnade jedem Gläubigen durch dasselbe zugeeignet und versiegelt wird. Kl.
Kat., VI,1; Gr. Kat. V,8
2. Auf welchen Grund stützt sich diese
Erklärung?
Das sagen uns die Worte der Einsetzung:
Matth. 26,27.28; Mark. 14,22-24; Luk. 22,19.20 und des Paulus Worte 1. Kor. 10,16 und Kap. 11,23-25.
Unser
HERR Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte
und brach’s und gab’s seinen Jüngern und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das tut
zu meinem Gedächtnis.
Desselbengleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und
gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus, dieser Kelch ist das neue
Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.
Solches tut, so oft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis.
+3. Müssen diese Worte im eigentlichen und
buchstäblichen oder im bildlichen und uneigentlichen Sinn verstanden werden?
„Wir glauben, lehren und bekennen, dass die
Worte des Testaments Christi nicht anders zu verstehen sind, als wie sie nach
dem Buchstaben lauten, also, dass nicht das Brot den abwesenden Leib, und der
Wein das abwesende Blut Christi bedeute,
sondern dass es wahrhaftig, um
sakramentlicher Einigkeit willen, der Leib und Blut Christi ist.“ Konk. Formel,
Kurze Darl., VII,7.
*4. Verstehen denn nicht auch die Calvinisten die
Einsetzungsworte in demselben Sinn?
Nein. „Denn sie die Worte des Abendmahls:
"Esset, das ist mein Leib", nicht eigentlich, wie sie lauten, nach
dem Buchstaben, sondern als verblümte Reden (figurate) verstehen, also
dass essen den Leib Christi nichts anderes heiße als glauben und Leib so viel
wie Symbolum, das ist, ein Zeichen oder Figur des Leibes Christi, welcher nicht
im Abendmahl auf Erden, sondern allein im Himmel sei; das Wort ist sacramentaliter
seu modo significativo deuten, ne quls rem cum signis ita putet
copulari, ut Christi quoque caro nunc in terris adsit modo quodam invisibili et
incomprehensibili; das ist, der Leib Christi sei mit dem Brot sakramentlich
oder bedeutlich vereinigt, also dass die
gläubigen, frommen Christen, so gewiss wie sie das Brot mit dem Munde essen, so
gewiss auch den Leib Christi, so droben im Himmel ist, mit dem Glauben geistlich genießen, und leugnen
geradezu, dass die Sache so mit den Zeichen verbunden werde, dass der Leib
Christi auch jetzt auf der Erde wesentlich, wiewohl unsichtbar und
unbegreiflich, gegenwärtig sei.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,7.
*5. Aber
woher beweist du, dass die Einsetzungsworte im eigentlichen, buchstäblichen
Sinn verstanden werden müssen?
Dies beweise ich ersten daher,
„dass unser Her und Heiland Jesus Christus, von welchem, als unserm einigen
Lehrmeister, dieser ernste Befehl vom Himmel herab allen Menschen gegeben wird,
Luk. 9: Hunc audite, "Den sollt ihr hören", welcher nicht ein
bloßer Mensch oder Engel, auch nicht allein wahrhaftig, weise und mächtig,
sondern die ewige Wahrheit und Weisheit selbst und allmächtiger Gott ist, der
gar wohl weiß, was und wie er reden soll, und kann auch alles dasjenige, was er
redet und verheißt, kräftiglich ausrichten und ins Werk setzen, wie er spricht
Luk. 21,33: "Himmel und Erde müssen vergehen, aber meine Worte müssen
nicht vergehen.““ Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,43.
*6. Kannst
du noch einen anderen Beweis geben?
Ja: „Dieweil nun dieser wahrhaftige,
allmächtige HERR, unser Schöpfer und Erlöser Jesus Christus, nach dem letzten
Abendmahl, da er jetzt sein bitter Leiden und Sterben für unsere Sünden
anfängt, zu der traurigen letzten Zeit, mit großem Bedacht und Ernst in
Einsetzung dieses hochwürdigen Sakraments, welches bis ans Ende der Welt mit
großer Reverenz und Gehorsam gebraucht werden und ein stetes Gedächtnis seines
bitteren Leidens und Sterbens und aller seiner Guttaten, eine Versiegelung des
neuen Testaments, ein Trost aller betrübten Herzen und stetes Band und
Vereinigung der Christen mit ihrem Haupt Christo und unter sich selbst sein
sollte, diese Worte in Stiftung und Einsetzung des heiligen Abendmahls von dem
gesegneten und dargereichten Brot gesprochen hat: "Nehmet hin und esset;
das ist mein Leib, der für euch gegeben wird", und von dem Kelch oder
Wein: "Das ist mein Blut des neuen Testaments, welches für euch vergossen
wird zur Vergebung der Sünden":
So sind
wir ja schuldig, diese des ewigen, wahrhaftigen und allmächtigen Sohnes Gottes,
unsers HERRN, Schöpfers und Erlösers Jesus Christus, Worte nicht als verblümte,
figürliche, fremde Reden anders zu deuten und auszulegen, wie es unserer
Vernunft gemäß scheint, sondern die Worte, wie sie lauten, in ihrem
eigentlichen, klaren Verstand mit einfältigem Glauben und schuldigem Gehorsam
anzunehmen und uns durch keine Einrede oder menschlich Widersprechen, aus
menschlicher Vernunft gesponnen, wie lieblich sie auch der Vernunft scheinen,
davon abwenden zu lassen.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,44-45.
*7. Hast du noch einen dritten Beweisgrund?
Ja,
und diesen geben alle Umstände der Einsetzung des heiligen Abendmahls ab. „Denn
dieweil Christus diesen Befehl von dem Essen seines Leibes und dem Trinken
seines Bluts über Tisch und bei dem Nachtmahl tut, ist ja kein Zweifel, dass er
vom rechten natürlichen Brot und vom rechten natürlichen Wein, auch von mündlichem Essen und Trinken redet.“
Konk. Formal, Ausf. Darl., VII, 48
„So verwahrt es
auch Christus selbst, dass keine Metonymia, das ist, gleicher Gestalt auch
keine Veränderung des Verstandes im Wort "Leib" sei, und dass er
nicht von einem Zeichen seines Leibes oder von einem bedeuteten oder
figürlichen Leib oder von der Kraft seines Leibes und Wohltaten, die er mit
Ausopferung seines Leibes erworben hat, redet, sondern von seinem wahren,
wesentlichen Leib, den er für uns in den Tod gegeben, und von seinem wahren,
wesentlichen Blut, das er für uns am Stamm des Kreuzes zur Vergebung der Sünden
vergossen hat.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,49.
*8. Gib
noch einen vierten Beweisgrund!
„Derhalben auch alle drei
Evangelisten, Matth. 26; Mark 14; Luk. 22, und Paulus, der nach der Himmelfahrt
Christi dasselbe empfangen, 1. Kor. 11, einhellig und mit einerlei Worten und
Silben viele helle, klare, feste und wahrhaftige Worte Christi: "Das ist
mein Leib" ganz aus einerlei Weise von dem gesegneten und dargereichten
Brot ohne alle Deutung und Änderung wiederholen.“ Konk. Formel, Ausf. Darl.,
VII,52.
*9. Ich
erkenne die Deutlichkeit dieser Gründe an: Du aber fahre fort und zeige, worin
das Wesen dieses Sakraments besteht!
Wir bekennen, laut den Worten
des Irenäus, dass in diesem Sakrament
zwei Dinge sind, ein irdisches,
nämlich Brot und Wein, und ein himmlisches,
nämlich der Leib und das Blut Christi.
*10. Also
behauptest du, dass der Leib und das Blut Christi mit dem Brot und Wein
wahrhaftig gegenwärtig sind?
Allerdings. Denn nicht die
Elemente allein, sondern die Elemente mit der himmlischen Sache sakramentlich
vereinigt und wesentlich gegenwärtig, machen das Sakrament des Abendmahls auf
dieser Erde aus. S. Augs. Bek., X; Konk., Formel, Ausf. Darl., VII,9.
*11. Lehrt
denn das Augsburger Bekenntnis ebenso?
Ja, denn
es sagt im 10. Artikel: „Vom Abendmahl
des HERRN wird so gelehrt, dass wahrer Leib und Blut Christi wahrhaftig
unter der Gestalt des Brots und Weins im Abendmahl gegenwärtig sei und da
ausgeteilt und genommen wird. Derhalben wird auch die Gegenlehre verworfen.“
Und deutlicher die Apologie derselben, Art. IV (X),1: „Wir bekennen, dass unsers Herrn Christi Leib und Blut
wahrhaftig im Nachtmahl Christi zugegen und mit den sichtbaren Dingen, Brot und
Wein, dargereicht und genommen wird.“ Vgl. Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,9.
*12. Nun möchte ich, dass du mit deutlichen
Gründen beweist, dass der Leib und das Blut Christi in diesem Sakrament mit dem
Brot und dem Wein wahrhaftig auf Erden gegenwärtig sind!
Den ersten und hauptsächlichen Grund geben
die Einsetzungsworte selbst. Denn Christus sagt ausdrücklich: Nehmet, esset, das ist mein Leib. Trinket
alle daraus, denn dies ist der Kelch des Neuen Testaments in meinem Blut.
An diesen Worten halten wir standhaft fest und behaupten, dass Christus nicht
anders tut, wie er gesprochen hat. Gr. Kat., V,13; Konk. Formel, Ausf. Darl.,
VII,22.
*13.
Willst du noch die übrigen Gründe nennen?
Der zweite Grund ist, dass, wenn Paulus sagt, das Brot sei die
Gemeinschaft des Leibes und der Wein die Gemeinschaft des Blutes Christi,
folgen würde, dass das Brot nicht die Gemeinschaft des Leibes und der Wein
nicht die Gemeinschaft des Blutes sei, sondern nur des Geistes Christi, wenn
der Leib und das Blut des HERRN nicht wahrhaftig zugegen wären. Konk. Formel,
Ausf. Darl., VII,9-11
Konk. Formel, Ausf. Darl., VII, 54-56:
So ist auch diese Wiederholung, Bestätigung
und Erklärung der Worte Christi, die St. Paulus 1 Kor. 10 tut, als ein
besonders helles Zeugnis der wahren, wesentlichen Gegenwärtigkeit und
Austeilung des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl mit allem Fleiß und Ernst
zu betrachten, da er also schreibt: "Der gesegnete Kelch, welchen wir
segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir
brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?" Daraus wir
klärlich lernen, dass nicht allein der Kelch, den Christus im ersten Abendmahl
gesegnet, und nicht allein das Brot, welches Christus gebrochen und ausgeteilt
hat, sondern auch, das wir brechen und segnen, sei die Gemeinschaft des Leibes
und Blutes Christi, also dass alle die, so dies Brot essen und aus dem Kelch
trinken, wahrhaftig empfangen und teilhaftig werden des wahren Leibes und
Blutes Christi. Denn wo der Leib Christi nicht wahrhaftig und wesentlich,
sondern allein nach seiner Kraft und Wirkung gegenwärtig wäre und genossen
würde, so würde das Brot nicht eine
Gemeinschaft des Leibes, sondern des Geistes, Kraft und Guttaten Christi müssen
genannt werden, wie die Apologie [Artikel X. 54] argumentiert und schließt. 56]
Und so Paulus allein von der geistlichen Gemeinschaft des Leibes Christi durch
den Glauben redete, wie die Sakramentierer diesen Spruch verkehren, so würde er
nicht sagen, das Brot, sondern der Geist oder Glaube wäre die Gemeinschaft des
Leibes Christi. Nun sagt er, das Brot sei die Gemeinschaft des Leibes Christi,
dass alle, die des gesegneten Brotes genießen, auch des Leibes Christi
teilhaftig werden: So muss er ja nicht von geistlicher, sondern von
sakramentlicher oder mündlicher Nießung des Leibes Christi, die den wahren und
falschen Christen gemein ist, reden.
Und
drittens gehören hierher die vier Gründe, mit welchen der selige Luther die
Gegenwart des Leibes und Blutes Christi
im Abendmahl aufs deutlichste dartut und beweist.
*14. Willst du diese nennen?
„Der erste ist der Artikel
unsers Glaubens: Jesus Christus ist wesentlicher, natürlicher, wahrhaftiger,
völliger Gott und Mensch in einer Person, unzertrennt und ungeteilt.“
„Der zweite, dass Gottes
rechte Hand allenthalben ist.“
„Der dritte, dass Gottes Wort
nicht falsch ist oder Lügen.“
„Der vierte, dass Gott
mancherlei Weise hat und weiß etwa an einem Ort zu sein und nicht allein die
eine, da die Schwärmer von gaukeln, welche die Philosophen die räumliche
nennen.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,94-98.
+15. Wenn der Leib und das Blut Christi im Sakrament wahrhaft
gegenwärtig sind, auf welche Weise werden sie dann mit dem Brot und dem Wein
ausgeteilt und empfangen?
Dies geschieht gewiss nicht durch eine Verwandlung, welche die Katholischen
behaupten, „da gelehrt wird, dass das konsekrierte oder gesegnete Brot und Wein
im heiligen Abendmahl seine Substanz und Wesen ganz und gar verlieren und in
die Substanz des Leibes und Blutes Christi verwandelt werden, so dass allein
die bloße Gestalt des Brots und Weins oder das Außerwesentliche ohne das Wesen
übrig bleiben.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,108.
Auch geschieht es nicht durch eine räumliche Einschließung des Leibes
und Blutes Christi im Brot und Wein; noch durch eine Vereinigung, welche auch
nach vollendeter Feier des Sakraments fortdauerte. Sondern es geschieht durch
die sakramentliche Vereinigung, welche durch die Kraft der Verheißung Christi
bewirkt, dass, wenn das Brot dargereicht wird, auch der Leib Christi zugleich
wahrhaftig da ist und ausgeteilt wird, und dass, wenn der Wein dargereicht
wird, auch das Blut Christi zugleich wahrhaftig da ist und ausgeteilt wird.
Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,14.
*16. Was ist denn die sakramentliche Vereinigung?
Sie
ist eine Wirkung der göttlichen Kraft, durch welche zwei verschiedene Dinge,
nämlich ein irdisches, das Brot und der Wein, und ein himmlisches, der Leib und
das Blut Christi, bei dem rechten, im Essen und Trinken bestehenden, Genuss des
Abendmahls auf sakramentliche, das ist, übernatürliche und unaussprechliche
Weise miteinander verbunden sind, und nach der Einsetzung Christi zugleich
ausgeteilt und empfangen werden.
*17. Warum aber und in welchem Sinne gebraucht unsere Kirche die
Wörter in, mit und unter dem Brot und dem Wein?
Erstens, dass dadurch die papistische Verwandlungslehre verworfen werde.
Dann, um damit die sakramentliche Vereinigung des Zeichens mit dem
Bezeichneten, das ist, der irdischen mit der himmlischen Sache, anzuzeigen.
Endlich zum Zeugnis, dass die Worte Christi: das ist mein Leib, einfach und wie die Worte lauten, genommen und
verstanden werden müssen. Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,35.38.
*18. Kann denn hieraus erkannt werden, was die sakramentlichen Formeln
für eine Natur und Eigenschaft haben?
Ja.
Denn die sakramentlichen Formeln sind nicht von der Art, dass durch sie dem
irdischen Element nur vermöge einer gewissen Ähnlichkeit oder Figur der Name
der sinnlichen Sache gegeben wird, so dass das eine Wort nur für das andere
steht, wie die Calvinisten träumen; sondern sie sind von der Art, dass, wenn
durch die sakramentliche Vereinigung des irdischen Elements mit dem himmlischen
das, was mit dem Brot genossen wird, der Leib Christi, und das, was mit dem
Wein getrunken wird, das Blut Christi genannt wird, dies mit der wahrsten und
wesentlichsten Benennung geschieht. Solche sakramentlichen Formeln sind: Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut; ferner:
das Brot ist die Gemeinschaft des Leibes
Christi, der Wein ist die Gemeinschaft des Blutes Christi. Konk. Formel,
Ausf. Darl., VII,35-38.108 ff.
19. Behauptest du, dass der Leib und das Blut Christi im Sakrament mit
dem leiblichen Mund empfangen werden?
Ich
glaube und behaupte fest, „dass der Leib und Blut Christi nicht allein geistlich
durch den Glauben, sondern auch mündlich,
doch nicht auf kapernaitische, sondern übernatürliche himmlische Weise, um der
sakramentlichen Vereinigung willen, mit dem Brot und Wein empfangen werde“.
Konk. Formel, Kurze Darl., VII,15.
+20. Also gestehst du, soweit ich einsehe, eine doppelte Genießung des
Leibes Christi zu?
Ja.
„Denn die eine Genießung des Leibes Christi ist geistlich, davon Christus
Joh. 6 vornehmlich handelt, welche nicht anders als mit dem Geist und Glauben,
in der Predigt und Betrachtung des Evangeliums, ebenso wohl als im Abendmahl
geschieht, und für sich selbst nützlich und heilsam und allen Christen zu allen
Zeiten zur Seligkeit nötig ist. Denn solches geistliche Essen ist nichts
anderes als der Glaube an Christus.“
Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,61-62
*21. Welches ist die andere Genießung des Leibes Christi?
„Das andere Essen des Leibes
Christi ist mündlich oder sakramentlich, da im heiligen Abendmahl
der wahre, wesentliche Leib und Blut Christi von allen, die das gesegnete Brot
und Wein im Abendmahl essen und trinken, mündlich empfangen und genossen wird.“
Ebend.
*22. Kann denn diese sakramentliche Genießung auch ein geistliches
Essen genannt werden?
Sie
kann so genannt werden, aber nicht in dem Sinne, in welchem es die
Sakramentierer wollen, als wenn nämlich im Sakrament des Abendmahls nur der
Geist, oder die Kraft des abwesenden Leibes Christi und dessen Verdienst
gegenwärtig sei und von den Gläubigen empfangen werde; sondern durch das Wort
„geistlich“ verstehen wir die übernatürliche, himmlische Weise, nach welcher
Christus bei dem heiligen Abendmahl gegenwärtig ist. Und zwar verwerfen wir
durch dieses Wort die kapernaitischen Gedanken von der groben fleischlichen
Gegenwart. Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,108.
Konk. Formel, Kurze
Darl., VII,3-5:
Zur
Erklärung dieses Streits ist anfänglich zu merken, dass zweierlei
Sakramentierer seien. Etliche sind grobe Sakramentierer, welche mit deutschen,
klaren Worten vorgeben, wie sie im Herzen halten, dass im heiligen Abendmahl
mehr nicht denn Brot und Wein gegenwärtig sei, ausgeteilt und mit dem Munde
empfangen werde. Etliche aber sind verschlagene und die allerschädlichsten
Sakramentierer, die zum Teil mit unsern Worten ganz scheinbar reden und
vorgeben, sie glauben auch eine wahrhaftige Gegenwärtigkeit des wahrhaftigen,
wesentlichen, lebendigen Leibes und Blutes Christi im heiligen Abendmahl, doch
solches geschehe geistlich, durch den Glauben; welche doch unter diesen
scheinbar wahren Worten eben die erste grobe Meinung behalten, dass nämlich
nichts als Brot und Wein im heiligen Abendmahl gegenwärtig sei und mit dem
Munde empfangen werde; denn geistlich heißt ihnen anders nichts als der Geist
Christi oder die Kraft des abwesenden Leibes Christi und sein Verdienst, welches
gegenwärtig sei; der Leib Christi aber sei aus keinerlei Weise noch Wege
gegenwärtig, sondern allein droben im obersten Himmel, zu dem wir mit den
Gedanken unsers Glaubens in [den] Himmel uns erheben und daselbst, aber gar
nicht bei Brot und Wein des Abendmahls, solchen seinen Leib und Blut suchen
sollen.
*23. Sind
nicht beiderlei Essen in dem Gebrauch dieses Sakraments zusammen?
Ja, bei den Frommen oder
Gläubigen, nicht bei den Gottlosen oder Ungläubigen. Denn die Gläubigen
empfangen das Sakrament nicht nur auf sakramentliche Weise und mit dem Mund,
sondern auch geistlich, das ist, sie empfangen dessen heilsame Frucht durch den
Glauben, zum gewissen Pfand und Siegel, dass ihnen die Sünden vergeben sind.
Die Gottlosen aber ermangeln dieses geistlichen und heilsamen Essens wegen
ihrer Ungläubigkeit und genießen nur sakramentlich, das ist, nur mit dem Mund
denselben Leib und dasselbe Blut Christi, aber zum Gericht und zur Verdammnis.
Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,63.
+24. Beweise,
dass der Leib und das Blut Christi mit dem leiblichen Mund empfangen werden!
„Wie die Worte
der Einsetzung Christi ausdrücklich lauten, da er über Tisch und ob dem
Nachtmahl seinen Jüngern natürlich Brot und natürlichen Wein reicht, welche er
seinen wahren Leib und sein wahres Blut nennt und dabei sagt: "Esset und
trinket"; so kann ja solcher Befehl vermöge der Umstände nicht anders als
von dem mündlichen Essen und Trinken, aber nicht aus grobe, fleischliche,
kapernaitische, sondern aus übernatürliche, unbegreifliche Weise, verstanden
werden.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,64; vgl. Konk. Formel, Kurze Darl.,
VII,15.
+25. Hast
du nicht noch einen anderen Beweis?
Ja.
Denn Paulus 1. Kor. 10,16 sagt: „Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen,
ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi, das Brot, das wir brechen,
ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“ wodurch er das
mündliche Essen auf das deutlichste lehrt. „Denn wenn Paulus allein von der
geistlichen Gemeinschaft des Leibes Christi durch den Glauben redete, wie die
Sakramentierer diesen Spruch verkehren, so würde er nicht sagen: das Brot,
sondern: der Geist oder Glaube wäre die Gemeinschaft des Leibes Christi. Nun
sagt er: Das Brot ist die
Gemeinschaft des Leibes Christi, dass alle, die das gesegnete Brot genießen,
auch des Leibes Christi teilhaftig werden; so muss er ja nicht von geistlicher,
sondern von sakramentlicher oder mündlicher Nießung des Leibes Christi, die den
frommen und gottlosen Christen gemeinsam ist, reden.“ Konk. Formel, Ausf.
Darl., VII,56.
26. Essen und trinken denn die Unwürdigen, Gottlosen und Ungläubigen
ebenfalls mit dem Mund den heiligen Leib und das heilige Blut Christi?
„Dass nicht allein die gottseligen, frommen und gläubigen Christen,
sondern die unwürdigen gottlosen Heuchler auch
den wahren Leib und Blut Christi mündlich im Sakrament empfangen und sich mit
ihrem unwürdigen Essen und Trinken am Leib und Blut Christi schwer versündigen,
lehrt Paulus ausdrücklich 1. Kor.
1,27. Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,60.
+27. Ehe du dies beweist, so zeige, welche würdig und welche unwürdig
sind!
Unwürdige sind und heißen, „die ohne
wahre Reue und Leib über ihre Sünden und ohne wahren Glauben und guten Vorsatz,
ihr Leben zu bessern, zu diesem Sakrament gehen“. Würdige aber sind die Gläubigen an Christus, und diese nicht
allein, sondern auch „die schwachgläubigen, einfältigen, betrübten Christen,
die von wegen der Größe und Menge ihrer Sünden von Herzen erschrocken sind und
denken, dass sie in dieser ihrer großen Unreinigkeit dieses edlen Schatzes und
der Guttaten Christi nicht wert seien und ihre Schwachheit des Glaubens
empfinden und beklagen und von Herzen begehren, dass sie mit stärkerem,
freudigerem Geist und reinem Gehorsam Gott dienen möchten.“ Konk. Formel, Ausf.
Darl., 68-69.
+28. Nun beweise, dass alle Unwürdigen in diesem Sakrament den Leib
Christi mit dem Munde empfangen!
Dies bestätigt der Apostel 1. Kor. 11,27 und 29, wenn er sagt: „Welcher unwürdig von diesem Brot isst oder von
dem Kelch des HERRN trinkt, der ist schuldig an dem Leib und Blut des HERRN.
Welcher aber unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt ihm selber das
Gericht, damit, dass er nicht unterscheidet den Leib des HERRN.“
Mit
welchen Worten der Apostel deutlich bezeugt, dass die, welche von diesem Brot
(welches ist die Gemeinschaft des Leibes Christi) unwürdig essen und von dem
gesegneten Kelch (welcher ist die Gemeinschaft des Blutes Christi) unwürdig
trinken, sich nicht allein am Brot und Wein, nicht allein an Zeichen oder
Symbolen und Figur des Leibes und Blutes versündigen, sondern schuldig werden am Leib und Blut des HERRN Jesus Christus
selbst, welchen sie allda gegenwärtig verunehren, missbrauchen und
schänden. Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,60.
*29. Was hältst du von den Einsetzungsworten? Haben sie die Kraft, das
Sakrament zu machen?
„Was sodann die Konsekration belangt,
glauben, lehren und bekennen wir, das solche Gegenwärtigkeit des Leibes und
Blutes Christi im heiligen Abendmahl nicht schaffe einiges Menschenwerk oder
sprechen des Dieners, sondern dass solche einig und allein der allmächtigen
Kraft des HERRN Jesus Christus zugeschrieben werden soll.“ Konk. Formel, Kurze
Darl., VII,8.
„Denn
die wahrhaftigen und allmächtigen Werke Jesu Christi, welche er in der ersten
Einsetzung gesprochen, sind nicht allein im ersten Abendmahl kräftig gewesen,
sondern währen, gelten, wirken und sind noch kräftig, dass an allen Orten, da
das Abendmahl nach Christi Einsetzung gehalten und seine Worte gebraucht
werden, aus Kraft und Vermögen derselben Worte, die Christus im ersten
Abendmahl gesprochen, der Leib und Blut Christi, wahrhaftig gegenwärtig,
ausgeteilt und empfangen wird. Denn Christus selbst, wo man seine Einsetzung
hält und seine Worte über dem Brot und Kelch [über das Brot und den Kelch]
spricht und das gesegnete Brot und Kelch austeilt, durch die gesprochenen
Worte, aus Kraft der ersten Einsetzung, heute noch durch sein Wort, welches er
da will wiederholt haben, kräftig ist.“ Konk. Formel, Ausf. Darl., VII,75.
*30. Daher
können die Einsetzungsworte beim Gebrauch dieses Sakraments ganz und gar
weggelassen werden?
Sie dürfen durchaus nicht
weggelassen, sondern sie müssen öffentlich gesprochen werden, so, wie
geschrieben steht: Der gesegnete Kelch,
welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi?
Dieses Segnen aber geschieht durch die Wiederholung der Worte Christi.
Dann muss man dem Befehl
Christi nachkommen und Gehorsam leisten, welcher sagt: Das tut! Daher darf nicht unterlassen werden, was Christus selbst
im heiligen Abendmahl getan hat.
Drittens müssen die Worte
Christi auch deshalb wiederholt werden, damit der Zuhörer Glaube, vom Wesen und
Frucht dieses Sakraments, durch die Worte des Testaments Christi erweckt, gestärkt und vergewissert werde.
Und endlich, dass die Elemente
des Brotes und Weines zu diesem heiligen Gebrauch geheiligt oder gesegnet und
von den anderen Elementen dieser Art ausgesondert werden. Konk. Formel, Ausf.
Darl., VII,80.
[30.a So bewirkt Christus also mittels der Konsekration die sakramentale
Vereinigung?
„Demnach sage ich in Gottes Furcht, dass
ich nicht anders weiß und verstehe, denn dass, wenn man in der Administration
des Abendmahls ist und die Worte Christi gesprochen werden, diese
Propositiones, Lehre und Worte recht, wahrhaftig und tröstlich sind, dass
allda, wie die Worte Christi lauten, nicht allein Brot und Wein sei, sondern
auch der wahre, wesentliche, gegenwärtige Leib Christi, doch unsichtbarer
Weise. Dergleichen ist auch vom Kelch zu halten. Ebenso, dass im Nachtmahl des
HERRN das gesegnete Brot sei der wahre Leib Christi in sakramentlicher
Vereinigung (wie Lutherus redet) auch vor dem Essen, welches doch ordentlich
und alsbald folgen soll, und dass der gesegnete Wein im Kelch sei das wahre
Blut Christi, auch ehe des getrunken wird, welches Trinken dennoch ordentlich
und alsbald allda geschehen soll. Es ist aber auch diese Erinnerung dabei
nötig, dass nicht eine papistische Transsubstantiation noch eine lokalis oder
durabilis inclusio zu träumen sei. Denn es viel ein anderes Ding ist, so man
nicht austeilet dasjenige, was Christus laut seiner Worte gibt und mitteilet.
Denn es hat Christus sein Testament nicht zu hinsetzen und um zu tragen
verordnet, sondern dass man seinen Leib essen und sein Blut trinken soll.“
(Wigand über den Saliger’schen Streit in Rostock; in: Diestelmann, Actio
Sacramentalis, S. 286)
„Der Segen, wie ihn etliche nennen, oder
die Erzählung der Worte der Einsetzung Christi, wo nicht die ganze Aktion des
Abendmahls, wie sie von Christus geordnet, gehalten wird, als wenn man das
gesegnete Brot nicht austeilet, empfängt und genießt, sondern einschließt,
aufopfert oder umherträgt, macht allein nicht ein Sakrament, sondern es muss
der Befehl Christi: ‚das tut’, welcher die ganze Aktion (oder Verrichtung)
dieses Sakraments, dass man in einer christlichen Zusammenkunft Brot und Wein
nehme, segne, austeile, empfange, esse, trinke und des HERRN Tod dabei
verkündige, zusammenfasset unzertrennt und unverrückt gehalten werden, wie uns
auch St. Paulus die ganze Aktion des Brotbrechens oder Austeilens und
Empfangens vor Augen stellet, 1. Kor. 10.“ (Abschied der mecklenburgische
Herzöge und Kirche über den Saliger’schen Streit; in: Diestelmann, Actio
Sacramentalis, S. 291) Daher müssen alle irdischen Elemente, die im heiligen
Abendmahl ausgeteilt werden, konsekriert werden, auch solche, die nachträglich
hinzugetan werden (Nachkonsekration).
30.b Wie wird das heilige Abendmahl auch
beschrieben?
Das heilige Abendmahl ist „eine solche
Handlung, darin Brot und Wein genommen, gesegnet, gereicht, empfangen, gegessen
und getrunken werde. Und von dem, das also gesegnet, gereicht, empfangen,
gegessen und getrunken wird, spricht Christus: Das ist mein Leib, das ist mein
Blut. Wenn nun das Brot gesegnet, aber nicht ausgeteilt, nicht empfangen noch
genossen, sondern eingesperrt, gezeigt, umhergetragen wird, so kommt das Wort
der Einsetzung nicht ganz zum Element; denn es fehlt an dem: Er gab ihnen und
sprach: nehmt und esst. Und wo es am Wort fehlt, das ist kein rechtes
vollkommenes Sakrament, gleichwie keine Taufe ist, wo nicht die Worte übers
Wasser gesprochen werden und niemand getauft wird.“ (Chemnitz, Enchiridion) Die
heilige Handlung oder die actio sacramentalis oder der usus, Gebrauch des
Sakraments umfasst also, dass Brot und Wein gesegnet, gereicht, empfangen und
genossen werden, als eine unzertrennliche Handlung.
30.c Was ist mit dem, was beim heiligen
Abendmahl übrig bleibt (reliquae sacramenti)?
„Gott ist nicht mit ihnen [den irdischen
Zeichen, Anm. d. Übers.] untrennbar verbunden, sondern aufgrund des Bundes und
gemäß dem Wort sind sie kein Sakrament außerhalb ihres Gebrauchs. Wenn diese
Sakramente vollendet sind, so gehen sie [die Zeichen, Anm. d. Übers.] hinweg,
wie Augustinus sagt, oder werden von der sakramentalen Vereinigung getrennt.“
(Chemnitz, Die zwei Naturen Christi) Das heißt: Nach der actio sacramentalis,
wenn die Feier beendet ist, ist auch kein Sakrament, damit auch keine
sakramentale Vereinigung mehr vorhanden.
„Ich halte aber, dass nicht recht gesagt
werde, dass solch heiliges Brot, das ist, so zur heiligen Aktion und Handlung
des Abendmahls geordnet, der Leib und der gesegnete Kelch so weggesetzt und
verwahrt worden, das Blut Christi sei und bleibe. Denn diese Elemente sind
gleich als außerhalb des Testaments aufgehoben, da keiner ist, der sie
empfängt. Darum man Christus nicht daran binden soll. … Darnach, wo sich etwa
ein Fall zutragen möchte, dass irgend aus unvermeidlicher Not etwas vom heiligen
Abendmahle übrig bliebe, halte ich, dass in der neuen Aktion recht gesagt sei,
dass man solch Brot, so nun zum Gebrauch oder Nießung verordnet halten sollte
(gleichs Urteil ist auch vom Wein) und das in der nächsten oder zukünftigen
Administration und Ausspendung des heiligen Abendmahls auch diese
übriggebliebenen Teile, so nach Gottes Wort schon zur Aktion geordnet,
hingereicht und ausgeteilt werden sollen, doch also, dass die Worte des
Testaments wiederum wiederholt werden.“ (Aus: Gutachten Wigands für Danzig; in:
Diestelmann, Actio sacramentalis, S. 227)
Es darf also kein Gesetz daraus gemacht
werden, dass alle Elemente zu verzehren sind, wiewohl dies ein löblicher Brauch
ist, der lange Zeit auch in der lutherischen Kirche beachtet wurde. Es ist ebenso
gut, sie für ein nächstes Abendmahl aufzubewahren, wobei sie dann wieder zu
konsekrieren sind.]
*31. Was
hältst du nun davon, dass die Römisch-Katholischen dies Sakrament nur unter
einer Gestalt austeilen?
Ich behaupte, dass ein großer und
schrecklicher Raub begangen wird, „wenn den Laien nur eine Gestalt des
Sakraments gegeben und gegen die offenbare Worte des Testamentes Christi der
Kelch ihnen vorenthalten und sie seines Blutes beraubt werden“. Konk. Formel,
Kurze Darl., VII,21.24; Augsb. Bek., XXII; Apol. XXIII,1-5; Schmalk. Art., T.
III, VI.
*32. Gib
die Gründe dieser deiner Behauptung!
Erstens, „Christus hat
beiderlei Gestalt eingesetzt, nicht allein für einen Teil der Kirche, sondern
für die ganze Kirche. So nun Christus
für die ganze Kirche das ganze Sakrament hat eingesetzt, warum nehmen sie denn
der Kirche die eine Gestalt? Warum ändern sie die Ordnung Christi“? Apol., X
(XXIII),1.
Dann hat Christus deutlich
befohlen, dass alle aus dem Kelch
trinken sollen, Matth. 26,27. Und damit niemand diese Worte anfechten und
glossieren könne, als gehöre es allein den Priestern zu, so zeigt Paulus 1.
Kor. 11,24 ff. an, dass die ganze Versammlung der Korinther Kirche beide Gestalt verwendet hat. Augsb. Bek., XXII,21.
*33. Hegen
denn die Katholischen noch andere Irrtümer von diesem Sakrament?
Ja; denn 1) ein Irrtum ist ihre
Phantasie von der Transsubstantiation oder die Lehre von der Verwandlung der
Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes und der Substanz des Weines in
die Substanz des Blutes Christi.
2) Ein Irrtum ist, dass sie
dichten, der Leib Christi sei unter der Gestalt des Brotes wahrhaftig
gegenwärtig auf sakramentliche Weise, auch außerhalb der Handlung des heiligen
Abendmahls, da doch nichts ein Sakrament sein kann ohne Gottes Befehl und
geordnetem Gebrauch [welcher besteht in Segnung, Austeilung und mündlichem
Genuss].
3) Ein Irrtum ist, wenn das
Brot (von dem sie dichten, dass es in den Leib Christi verwandelt sei) in das
Sakramentshäuschen eingeschlossen oder in feierlichem theatralischen Pomp, was
sie eine Prozession nennen, zur Anbetung herumgetragen wird.
4) Ein Irrtum endlich ist’s,
dass sie das Sakrament des Altars verwandeln in ein eigentliches Opfer, und
zwar in ein Sühnopfer für Lebende und Tote, was sie Messe nennen. Konk. Formel,
Ausf. Darl., VII,108-110.
+34. Was
ist für uns der Zweck und Nutzen der Einsetzung des heiligen Abendmahls?
Es ist deshalb eingesetzt, dass
der Glaube in denen, welche das Sakrament verwenden, erinnert werde, welche
Wohltaten er durch Christus empfängt, und dass es die erschrockenen Gewissen
aufrichte und tröste. Denn an Christus sich erinnern heißt: seiner Wohltaten
gedenken und glauben, dass sie uns wahrhaftig mitgeteilt werden. Augs. Bek.,
XXIV,30-33; Apol. XXIV,370.372.
+35. Soll
man das Sakrament oft empfangen?
Ja. Denn erstens haben wir
Christi Worte: Das tut zu meinem
Gedächtnis, welche Worte ein Befehl sind. Kl. Kat., V,22; Gr. Kat., V,45.
Dann, je öfter du zum heiligen
Abendmahl gehst, desto mehr wird das Herz von der Liebe Gottes erwärmt und
entzündet. Gr. Kat., V,54-55.
Zum dritten ist über das Gebot
auch eine Verheißung, die uns aufs allerstärkste zu dem häufigen Gebrauch
dieses Sakraments reizen und treiben soll; denn da stehen die freundlichen und
lieblichen Worte: Das ist mein Leib, für
euch gegeben; das ist mein Blut, für euch vergossen zur Vergebung der Sünde.
Gr. Kat., V, 64.72.
[36. Wem darf denn das Abendmahl gereicht bzw. nicht gereicht werden?
„Was die Kommunikanten betrifft, so sind
nur die zum heiligen Abendmahl zuzulassen: 1. Welche bereits getauft sind, 2.
die sich selbst prüfen können, 3. denen man nicht beweisen kann, dass sie
Unchristen oder Irrgläubige sind, und die daher das Sakrament unwürdig nehmen
würden, und bei denen endlich 4. sich kein Grund findet, dass sie notwendig
sich vorher zu versöhnen oder Wiedererstattung zu tun haben. … Da nach Gottes
Wort ein jeder, welcher zum Tisch des HERRN gehen will, sich vorher prüfen und
den Leib des HERRN unterscheiden soll (1. Kor. 11,28.29), so ist das heilige
Abendmahl den Kindern, welche dessen noch nicht fähig sind, nicht zu reichen. …
Zu denen, welche sich nicht prüfen können und daher zum heiligen Abendmahl
nicht zugelassen sind, gehören ferner Schlafende, Bewusstlose, in den letzten
Zügen ohne Besinnung liegende, Wahnsinnige u. dgl. …
Wer den Glauben nicht bekennt, dass im
heiligen Abendmahl der wahre Leib Jesu Christi wirklich und wahrhaftig
gegenwärtig sei und daher von allen Kommunikanten, würdigen und unwürdigen, genossen
werde, kann den Leib des HERRN nicht unterscheiden (1. Kor. 11,29), und ist
daher unter keinen Umständen zum heiligen Abendmahl zuzulassen. Aber selbst
der, welcher dies bekennt, kann ordentlicherweise nicht zugelassen werden, wenn
er nicht ein Glied unserer rechtgläubigen Kirche, sondern ein Separatist, ein
Römischer, Reformierter, ein s.g. Evangelischer oder Unierter, Methodist,
Baptist, kurz, Glied einer irrgläubigen Gemeinschaft sein und bleiben will, da
das Sakrament, wie es Siegel des Glaubens ist, so auch das Banner der
Gemeinschaft ist, innerhalb welcher es verwaltet wird.“ (Walther, Pastorale, S.
190.191.193)
„Glieder irrgläubiger Kirchen werden durch
ihre Abweisung von der Feier des heiligen Abendmahls in Gemeinschaft mit der
lutherischen Kirche nicht in den Bann getan, viel weniger verdammt, sondern nur
suspendiert, bis sie sich durch Abtun
der falschen Gemeinschaft, in der sie stehen, mit der rechtgläubigen Kirche
versöhnt haben.“ (Walther, Thesen zur Abendmahlsgemeinschaft, These 11)]
1. Was ist ein eigentliches Opfer?
„Ein Opfer ist eine Zeremonie oder ein Werk, von Gott befohlen, das wir
Gott geben, ihn damit zu ehren.“ Apol. XII (XXIV),18.
2. Wie unterscheidet sich das Opfer von dem Sakrament?
„Das
Sakrament ist eine Zeremonie oder ein Werk, dadurch uns Gott gibt dasjenige, so
die göttliche Verheißung, welche dieser Zeremonie angeheftet ist, anbietet“,
das Opfer aber ist, wie schon gesagt, ein Werk, wodurch wir Gott etwas
darbringen. Apol. XII (XXIV),18.
3. Wie viele Arten von Opfern gibt es?
Es
gibt nur zwei Arten von Opfern: „Das eine ist ein Versöhnopfer, dadurch genug getan wird für Pein und Schuld, Gottes
Zorn gestillt und versöhnt und Vergebung der Sünden für andere erlangt.“
Solches Opfer ist nur ein einziges in der Welt dargebracht worden, und zwar nur
einmal, kann und soll auch nicht wiederholt werden, nämlich das Opfer des Todes
Christi. Hebr. 7,27 und 10,12.
Die
andere Art ist „ein Dankopfer,
dadurch nicht Vergebung der Sünde oder Versöhnung erlangt wird, sondern
geschieht von denjenigen, welche schon versöhnt sind, dass sie für die erlangte
Vergebung der Sünde und andere Gnaden und Gaben danksagen“. Der Art Opfer waren
im Alten Bund das Schuldopfer, Speisopfer, das Dankopfer, die Erstlinge und der
Zehnte. Apol. XII (XXIV),21.
+4. Waren denn einige levitische Opfer auch Sühnopfer?
Ja.
Aber sie wurden so genannt um der Bedeutung willen, nicht dass sie durch ihre
Kraft oder an sich Vergebung der Sünden vor Gott verdienten, sondern teils
deshalb, weil sie Vorbilder waren des verheißenen, reinen, einzigen und wahren
Sühnopfers des Messias, teils deshalb, weil sie eine Sühnung der Sünden waren
nach dem Gesetz. Denn diejenigen, für welche sie geschahen, wurden durch solche
Opfer versöhnt, dass sie nicht aus der Gemeinde des Volkes Israel verstoßen
würden. Und in dieser kirchlichen Rücksicht wurden sie Sühnopfer für Sünde und
Vergehen und Brandopfer genannt. Ebend.
+5. Finden diese levitischen Sühnopfer noch jetzt in der Kirche Gottes
statt?
Nein. Denn weil das levitische Gesetz mit der Offenbarung des
Evangeliums aufhören musste, so hörten auch diese Opfer auf. Oder sie waren
vielmehr deshalb nicht wahre Sühnopfer, weil das Evangelium zu dem Zweck
gegeben wurde, dass es die wahre Versöhnung bringe.
+6. Sind die Dankopfer nur von einerlei Art?
Nein. Denn einige waren nur äußerliche Opfer, welche im 3. Buch Mose
beschrieben und schon längst veraltet sind. Andere aber sind geistliche
Dankopfer, und diese sind beiden Testamenten gemeinsam und werden bis zum Ende
der Welt dauern, zu welcher Art die Lobopfer gehören, wie: die Predigt des
Evangeliums; der Glaube, das Gebet, die Danksagung, das Bekenntnis und Kreuz
der Heiligen, kurz: alle Werke der Heiligen.
Apol. XII
(XXIV),31.25:
Und
von diesen Opfern redet Maleachi, da er sagt: "Vom Aufgang der Sonne bis
zu ihrem Niedergang ist mein Name groß unter den Heiden, und an allen Orten
soll meinem Namen geopfert werden ein rein Opfer."
Wie
Petrus der Apostel 1 Petr. 2 sagt: "Ihr seid ein heilig Priestertum, dass
ihr opfert geistliche Opfer."
*7. Verdienten
die levitischen Opfer etwas, ex opere operato, d.i. bloß dadurch, dass sie
geschahen, ohne Rücksicht auf den Opfernden?
Nein. Denn die Propheten des Alten
Testaments selbst verdammten die Meinung, dass die Opfer an sich genug täten,
und verlangten die Gerechtigkeit und Opfer des Geistes.
Jer. 7,23-24: Denn ich habe euren Vätern des Tages, da ich
sie aus Ägyptenland führte, weder gesagt
noch geboten von Brandopfern und andern Opfern, sondern dies Wort habe ich
ihnen geboten: Hört meine Stimme, und ich will euer Gott sein.
Ps. 50,13.15: Meinst du, dass ich Ochsenfleisch essen wolle, oder Bocksblut trinken? …
Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.
Ps. 51,18: Du hast nicht Lust zum Opfer. … Die Opfer,
die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstetes und
zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.
*8. Ist denn die katholische Messe ein eigentliches Opfer?
Die
Katholischen sagen zwar Ja dazu, indem sie behaupten, dass in der Messe, d.i.
in der Feier des heiligen Abendmahls, der Leib und das Blut Christi von dem
Priester Gott dem Vater dargebracht werde, für die Sünden der Lebenden und
Toten. Aber diese Meinung verwerfe und verdamme ich als gottlos und lästerlich.
S. Augsb. Bek., XXIV,22.
*9. Warum denn?
Erstens, weil Christus, nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift, nur
einmal, in seinem Leiden am Kreuz, dargebracht werden musste und dargebracht
worden ist, Hebr. 7,27; 9,12; 10,2 und 12. Daher kann es nicht geschehen, dass
er in der Messe, und zwar unablässig, dargebracht werde. Ebend.
Zweitens lehrt die Heilige Schrift, dass wir vor Gott gerechtfertigt
werden durch den Glauben an Jesus Christus, wenn wir nämlich glauben, dass uns
die Sünden um Christi willen vergeben werden. Wenn nun die katholische Messe,
an und für sich, bloß als Werk, die Sünden der Lebenden und Toten tilgte, so
käme wahrlich die Rechtfertigung nicht aus dem glauben, sondern aus dem Werk
der Messe.
Drittens wird in den Einsetzungsworten ein doppelter Gebrauch des
heiligen Abendmahls ausgedrückt: 1) ein äußerlicher, welcher im Essen und
Trinken besteht; 2) ein innerlich, dass es nämlich geschehe zum Gedächtnis des
HERRN. Aber keiner dieses zweifachen Gebrauchs kann die Andeutung zu einer
Opfer-Einsetzung sein, ja, der letztere wirft das ganze Messopfer von Grund aus
um. Denn wenn hier das Gedächtnis eines Opfers begangen wird, so kann das
heilige Abendmahl gewiss nicht dieses Opfer selbst sein.
Viertens endlich hat diese katholische Messe, gleichwie ein
Drachenschwanz, vielen Missbrauch und Götzendienst erzeugt, wie: die Lehre vom
Fegfeuer, Geistererscheinungen, Wallfahrten, Brüderschaften, Heiligenreliquien,
auch Ablass, der zugunsten der Lebenden und Toten für Geld verkauft wurde.
1. Was ist Ärgernis?
Ärgernis ist eine Rede oder Handlung, wodurch jemand schlechter wird,
entweder, weil er in einem Irrtum bestärkt wird, oder weil er ein böses
Beispiel nachahmt, oder auch weil er mit größerem Hass gegen das Evangelium
erfüllt wird. Melanchthon.
2. Wie viele Arten des Ärgernisses gibt es?
Zwei: 1) Das pharisäische oder genommene: Dieses ist, wenn die
Ungläubigen auf die wahre Lehre des Evangeliums oder auf ehrbare und notwendige
Handlungen zornig sind, wenn sie nicht leiden wollen, dass die wahre Lehre
getrieben, die Irrtümer gestraft oder Götzendienst abgeschafft werde. Ebend.
2) Das gegebene Ärgernis. Dies ist entweder
falsche Lehre oder böses Beispiel, welches anderen Schaden bringt, weil es in
ihnen entweder die Frechheit bestärkt oder sie zur Nachahmung anreizt oder vom
Evangelium abschreckt und Gelegenheit gibt, Christus und die Kirche Gottes zu
schmähen, oder weil es der Same zu weiteren anderen Sünden ist.
+3. Welche Regeln müssen im Bezug auf das Ärgernis beobachtet werden?
Vor
allem zwei: 1) Im Blick auf das gegebene Ärgernis, dass es mit der größten
Sorgfalt und Aufmerksamkeit von den Gläubigen muss vermieden werden, nach der
Drohung Christi Matth. 18,7: „Wehe dem
Menschen, durch welchen Ärgernis kommt.“
+4. Welche ist die zweite Regel?
Diese bezieht sich auf das genommene Ärgernis. Dies nämlich sollen die Gläubigen
nicht so hoch achten, dass sie deswegen unterlassen, was fromm, was ehrbar oder
notwendig ist; sondern den Heuchlern und Feinden der Wahrheit sollen sie nicht
einen Augenblick nachgeben, vielmehr tapfer und unerschrocken in der Freiheit
bestehen, zu welcher sie durch Christus berufen sind, wie dies im 18. Abschnitt
„Vom rechten Gebrauch der christlichen Freiheit“ ausführlich dargelegt ist.
+5. Kann denn das gegebene Ärgernis nicht verhütet werden?
Wohl kann es verhütet werden, wenn nämlich 1) die Lehre des Evangeliums
rein, klar und deutlich vorgetragen wird, so dass widerstreitende Irrtümer aus
Grund der Heiligen Schrift tüchtig und richtig widerlegt werden.
2)
Wenn die in der Kirche eingeführten Gebräuche und alle die, welche ohne Sünde beibehalten
werden können, nicht leichtsinnig geändert werden.
3)
Wenn ein jeder nach Reinheit des Lebens und Wandels strebt, besonders aber die
Diener des Worts sich bemühen, tadellos und ein Vorbild der Gläubigen zu sein.
4)
Wenn jeder unzeitige Gebrauch der christlichen Freiheit vermieden wird.
5)
Wenn gute Zucht und Ehrbarkeit allgemein und bei einem jeden besonders erhalten
werden.
1. Warum lässt Gott zu, dass die Gläubigen durch mancherlei Angst und
Not geübt werden?
Davon könnten sehr viele Ursachen angegeben werden; aber vorzüglich
geschieht es aus folgenden Gründen:
1)
Weil in den Gläubigen auch noch Sünde übrig ist und ihnen größere
Fleischesbegierden, die gegen den Geist streiten, ankleben. Deshalb reizt sie
Gott durch mancherlei Kreuz zur Buße, zum Glauben, Gebet, zur Erneuerung des
Lebens und anderen dergleichen gottseligen Übungen. Jes. 28,19: Die Anfechtung lehrt aufs Wort merken.
2)
Weil Gott will, dass die Gläubigen auch in diesem Leben gleich sein sollen dem
Ebenbild seines Sohnes, Röm. 8,29.
3)
Weil Gott auf diese Weise seine Gegenwart, Liebe und Allmacht den Gläubigen
herrlicher erweist, Jes. 37,20: „Nun
aber, HERR, unser Gott, hilf uns von seiner Hand, auf dass alle Königreiche auf
Erden erfahren, dass du HERR seist allein.“
4)
Weil er will, dass die Frommen Zeugnis ihres Glaubens und Bekenntnisses
ablegen, dass sie keine Heuchler sind, sondern in Wahrheit so glauben und
halten und nicht ihres Nutzens wegen eine erdichtete Lehre verbreiten. Ps.
116,10: „Ich glaube, darum rede ich. Ich
werde aber sehr geplagt.“
2. Wie muss das Kreuz ertragen werden?
Erstens in wahrer Demut, welche in ernster und inniger Erkenntnis der
Sünden besteht.
Zweitens in wahrem Glauben an Christus, so dass wir durch ihn allein
Linderung des Kreuzes von Gott erbitten.
Dann in wahrer Geduld, welche still sich in den Willen Gottes ergibt.
Endlich in festem Trost, mit welchem wir uns selbst unter dem Kreuz
aufrichten.
+3. Woher ist solcher Trost zu nehmen?
Aus
dem Wort Gottes, nach dem Spruch Davids Ps. 119,92: „Wo dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in
meinem Elend.“
*4. Gibt denn die Philosophie nicht auch gewissen Trost?
Sie
gewährt zwar Trost, aber sehr schwachen, welcher in schwereren Anfechtungen
nicht bestehen kann. So tröstet sie 1) mit der Notwendigkeit; woher das
bekannte [Wort stammt]: Was du nicht ändern kannst, das trage mit Geduld; 2)
mit dem Wert der Tugend, dass wir nicht etwas Unrechtes tun, wegen des
Schmerzes; 3) mit dem guten Gewissen; 4) mit dem Beispiel anderer; 5) mit der
Hoffnung eines fröhlichen Ausgangs; 6) mit unsterblichem Ruhm, und mit noch
einigem andern, was diesen ähnlich ist. Melanchthon.
*5. Gib festere Trostgründe aus der Heiligen Schrift!
Die
Heilige Schrift gewährt vor allem fünf Trostgründe. Der erste ist: der gute
Gotteswille; denn nicht von ungefähr
oder aus Zufalle werden wir geplagt, sondern weil es Gott so ordnet. Matth.
10,29-30: „Kauft man nicht zwei Sperlinge
um einen Pfennig? Dennoch fällt derselben keiner auf die Erde ohne den Willen
eures Vaters. Nun aber sind eure Haare auf dem Haupte all gezählt.“
*6. Welches ist der zweite?
Das
gute Ende des Kreuzes, Röm. 8,28: „Wir
wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen.“
*7. Der dritte?
Die
Verheißung der göttlichen Hilfe und Gegenwart in allen Drangsalen; Ps. 91,15: „Ich bin bei ihm in der Not ich will
herausreißen und zu Ehren machen.“
*8. Nenne den vierten!
Dieser ist: ein gutes Gewissen, welches im Unglück ein großer Trost ist,
2. Kor. 1,12: Unser Ruhm ist der (in
Drangsal), nämlich das Zeugnis unsers Gewissens.“
*9. Und den fünften?
Der
ist das feste Vertrauen auf die Vergebung der Sünden in Christus, welches
macht, dass wir bei Gott in Gnaden sind, mögen wir geprüft werden, durch welche
Drangsal es auch sei, Röm. 8,33: „Wer
will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht.
Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch
auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. Wer will uns
scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Trost oder Verfolgung oder Hunger
oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Aber in dem allen überwinden wir weit, um
des willen, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch
Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch
Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur kann uns
scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm HERRN.“
+1. Ist der Mensch zu beten schuldig oder steht es, wie ein anderes
Mittelding, in seiner Willkür?
Das
Gebet ist durchaus notwendig, wegen des Gebotes Gottes. Denn so hören wir im
zweiten Gebot: Du sollst den Namen Gottes
nicht missbrauchen. Mit welchen Worten zugleich gefordert wird, dass wir
den heiligen Namen Gottes loben und ihn in aller Not betend anrufen. Denn anrufen
ist nichts anderes als beten. Gr. Kat. II,5.19.
Ps. 50,15: Und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, so sollst du
mich preisen.
Matth. 7,7: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet
an, so wird euch aufgetan.
So muss uns auch
das Bedürfnis und die Not von uns selbst und anderer zum Gebet zu Gott
antreiben.
Matth 26,41: Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt. Der Geist
ist willig; aber das Fleisch ist
schwach.
1. Tim. 2,1: So ermahne ich nun, dass man vor allen
Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte
und Danksagung für alle Menschen.
2. Was ist das Gebet oder die Anrufung Gottes?
Das
Gebet ist eine Bitte an Gott, dass er, um des im wahren Glauben ergriffenen
Mittlers Christus willen, notwendige Güter geben wolle; welche Bitte aber nicht
bloß mit dem Mund, sondern mit dem Herzen geschehen muss. Und zugleich muss mit
ihr die schuldige Danksagung für die empfangenen Wohltaten verbunden sein.
+3. Was sind das Ziel und die Wirkung des Gebets?
„Das sollen wir wissen, dass alle unser Schirm und Schutz allein in dem
Gebet steht. Denn wir sind dem Teufel viel zu schwach, samt seiner Macht und
Anhang, so sich gegen uns legen, dass sie uns wohl könnten mit Füßen
zertreten.“ Weshalb wir allein durch die Stütze des Gebets stärker als der
Teufel und sein Anhang sind. Gr. Kat. III,30.
Ps. 145,18: Der HERR ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst
anrufen.
Spr. 18,10: Der Name des HERRN ist ein festes Schloss; der
Gerechte läuft dahin und wird beschirmt.
4. Was wird zum wahren Gebet gefordert?
Vorzüglich diese drei Stücke: 1) dass Gott allein angerufen wird, Matth.
4,10: Du sollst anbeten Gott, deinen
HERRN, und ihm allein dienen. Jes. 42,8: Ich will meine Ehre keinem andern geben.
2)
Dass Gott in dem Namen Jesu Christi, unseres Erlösers, angerufen wird, Joh.
14,14: Was ihr bitten werdet in meinem
Namen, das will ich tun. Kap. 16,23: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet
in meinem Namen, so wird er es euch geben.
3)
Dass sich unser Gebet mit Zuversicht stütze auf die Verheißungen, welche uns im
Wort gegeben sind.
5. Also ist es erlaubt, jede Art von Gütern von Gott zu bitten?
Es
ist dies zwar erlaubt, aber nicht auf eine und dieselbe Weise. Denn geistliche
Güter, wie den heiligen Geist, Vergebung der Sünden, Beharrlichkeit im Glauben,
Geduld und anderes dergleichen, was zum Glauben und zur Seligkeit gehört,
sollen wir, auf die Verheißung Gottes gestützt, ohne Bedingung bitten und ohne
Zweifel erwarten, wie aus dem 51. Psalm zu ersehen. Leibliche Güter aber sollen
wir bedingt erbitten: Wenn es nämlich der gute Gotteswille sei. Matth. 8,2: HERR, so du willst, kannst du mich
wohl reinigen. Kap. 26,39: Mein
Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch von mir, doch nicht wie ich
will, sondern wie du willst.
6. Was muss mit dem wahren Gebet verbunden sein?
Die
Danksagung; Ps. 50,15: Rufe mich an in
der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.
Kol.
3,17: Alles, was ihr tut, mit Worten oder
mit Werken, das tut alles in dem Namen des HERRN Jesus und dankt Gott und
dem Vater durch ihn.
*7. Sind wir denn nicht auch den verstorbenen Heiligen diese Ehre der
Anbetung schuldig?
Wir
können wohl der Heiligen gedenken, damit wir ihren Glauben nachahmen, Hebr.
13,7; dann, damit wir Gott Dank sagen, dass er der Kirche solche Lehrer gegeben
hat; und endlich, dass ein jeder, nach seinem Beruf, ihre Tugenden nachahme,
Jak. 5,10. Aber dass wir sie sollen anrufen oder irgendeine Hilfe von ihnen
erbitten, das lehrt die Schrift nirgends. Augsb. Bek. XXI,2-4; Apol. XXI, 4-7.
+8. Wieso?
„Weil allein ein einiger Versöhner und Mittler ist, gesetzt zwischen Gott und den Menschen, Jesus
Christus, 1. Tim. 2,5, welcher ist der einige Heiland, der einige oberste
Priester, Gnadenstuhl und Fürsprecher vor Gott, Röm. 3,25 und
8,24. Und der hat allein zugesagt, dass er unser Gebet erhören wolle, Hebr.
11,11. Das ist auch der höchste Gottesdienst nach der Schrift, dass man
denselben Jesus Christus in allen Nöten und Anliegen von Herzen suche und
anrufe, 1. Joh. 2,1: Und ob jemand
sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der
gerecht ist. Und derselbe ist die Versöhnung für unsere Sünden; nicht allein
aber für die unsere, sondern auch für der ganzen Welt.“ Augsb. Bek.,
XXI,2-4.
Dann, „weil man weder Gebot noch Zusage noch Beispiel von der
Heiligenanbetung aus der Schrift kann vorbringen, so folgt, dass kein Herz noch
Gewissen darauf sich verlassen kann“. Apol. XXI,10.
Endlich muss das Gebet aus dem Glauben gehen. Nun aber bestätigt die
Heilige Schrift nirgends, weder dass Gott jene Anbetung billige, noch dass die
Heiligen die Gebete der Einzelnen hören.
*9. So behauptest du, dass die Heiligen unsere Gebete nicht hören?
Ob
wir gleich den heiligen Himmelsbürgern zugestehen, dass sie, wie die Lebenden
für die ganze Kirche im Allgemeinen beten, ebenso auch in dem Himmel für die
Kirche im Allgemeinen beten, obwohl davon, dass die Verstorbenen beten, kein
Beispiel in der Heiligen Schrift gefunden wird (außer jenem Traum 2. Makk.
15,12 ff.), so leugnet die Heilige Schrift doch geradezu, dass sie im
Besonderen die Seufzer und Bitten der Betenden hören und verstehen, Jes. 63,16:
Abraham weiß von uns nicht, und Israel
kennt uns nicht. Du aber, HERR, bist unser Vater und unser Erlöser; von Alters
her ist das dein Name. Apol. XXI,9.
+10. Können die Heiligen auch ihre Verdienste uns zueignen?
„Die Katholischen zwar reden nicht allein von Anrufen der Heiligen,
sondern sagen auch: Dass Gott der Heiligen Verdienst annehme für unsere Sünde,
und machen also aus den Heiligen nicht allein Fürbitter, sondern Mittler und
Versöhner. Das ist nun gar nicht zu leiden, denn da geben sie die Ehre, so
Christus allein gebührt, den Heiligen, denn sie machen aus ihnen Mittler und
Versöhner.“ Apol. XXI,14.
+11. Machen denn aber die Katholischen nicht den Unterschied, dass sie
die Heiligen nicht zu Mittlern machen, die uns versöhnen, sondern nur zu Mittlern,
die für uns bitten?
So
unterscheiden sie zwar; „aber aus ihren Schrift erhellt, dass sie die Heiligen
auch zu Mittlern machen, die uns versöhnen. Und dass sie sagen, die Heiligen
sind Mittler, für uns zu bitten, das sagen sie auch ohne alle Schrift. Denn
durch solche Lehre wird doch Christus und seine
Wohltat unterdrückt, und sie vertrauen auf die Heiligen, da sie auf Christus
vertrauen sollten. Denn sie erdichten sich selbst einen Wahn, als sei Christus
ein strenger Richter und die Heiligten gnädige, gütige Mittler, fliehen also zu
den Heiligen, scheuen sich vor Christus, vertrauen mehr auf die Güte der
Heiligen als auf die Güte Christi, laufen von Christus und suchen der Heiligen
Hilfe. So machen sie im Grunde aus den Heiligen doch Mittler, die uns
versöhnen.“ Apol. ebend.
Abschnitt 26: Von den
Mönchsgelübden und sogenannten evangelischen Ratschlägen
*1. Weil die Untersuchung über die Mönchsgelübde die Frage über die
Klöster in sich schließt: So sage mir doch, was für Nutzen gewährten ist die
Klöster?
Zur Zeit Augustins waren die Klöster freie Kollegien oder Schulen der
Heiligen Schrift und anderer Künste, die der Kirche nützlich sind; auch wurden
aus ihnen die Pastoren und Bischöfe genommen. Augsb. Bek. XXVII,2.15; Schmalk.
Art. II,3,1.
*2. Was sind aber heutzutage die Mönchs- und Nonnenklöster?
Jetzt bindet der Papst die Freiheit des Mönchslebens in die Banden der
Gelübde und macht jene Kollegien zu reinen Gefängnissen, indem er vorgibt, dass
man durch diese Lebensart Gnade und Gerechtigkeit verdienen könne. Ja, er
predigt sogar, dass es ein Zustand der Vollkommenheit sei, der allen andern
Lebensarten, die doch von Gott verordnet sind, vorgezogen werden müsse, so dass
er auf unverschämte Weise versichert, die Mönchsgelübde seien der Taufe gleich,
ja, noch besser als sie. Augsb. Bek. XXVII,16; Schmalk. Art., II,14.
*3. Welche sind denn diese Mönchsgelübde?
Ob
es gleich drei Gattungen der Mönchsgelübde gibt, nämlich Keuschheit, Armut und
Gehorsam, so pflegen sie doch das erstere, nämlich die Keuschheit und
Enthaltsamkeit, vorzüglich mit dem Namen des Gelübdes zu bezeichnen.
*4. Was also nennen die Katholischen ein Gelübde?
Bei
den Katholischen ist und wird das ein Gelübde genannt, wenn die Mönche, nachdem
sie der Ehe für immer abgeschworen, sich durch ein Gelübde zum ehelosen Leben
verpflichten, so dass sie, nachdem dies Gelübde einmal getan ist, bei Strafe
der ewigen Verdammnis das ehelose Leben niemals mit einem ehelichen vertauschen
können.
+5. Was hältst du von diesen Mönchsgelübden?
Dass sie gottlos und nichtig sind. Denn erstens befiehlt Gottes Gesetz,
dass sich die, welche die Gabe der Keuschheit nicht haben, in die Ehe begeben.
1. Kor. 7,2: Um der Hurerei willen habe
ein jeglicher seine eigene Frau, und eine jegliche habe ihren eigenen Mann.
Dann dringt und zwingt Gottes Geschöpf und Ordnung alle die zur Ehe,
welche die Gabe der Enthaltsamkeit nicht besitzen, 1. Mose 2,18: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein
sei. Daher muss dies höhere und göttliche Gesetz mit Recht dem niederen
oder menschlichen vorgezogen werden; und diejenigen sündigen nicht, welche dem
Befehl und der Ordnung Gottes gehorchen. Und es kann auch kein Gelübde Gottes
Befehl und Ordnung zunichte machen. Augsb. Bek. XXVII,19-21.
+6. Also können diese Gelübde, auch wenn sie schon getan sind,
geändert und aufgelöst werden?
Ja.
„Denn die Doktoren sagen, dass die Gelübde auch gegen des Papsts Recht nicht
binden; wieviel weniger sollen sie denn binden, Statt und Kraft haben gegen
Gottes Gebot? Wo die Pflicht der Gelübde keine andere Ursache hätte, dass sie
könnten aufgehoben werden, so hätten die Päpste auch nicht dagegen dispensiert
oder erlaubt; denn es gehört keinem Menschen, die Pflicht, so aus göttlichen
Rechten herwächst, zu zerreißen.“ Augs. Bek. XXVII,23-24.
+7. Gib noch einen andern Grund an, womit du bestätigst, dass solche
Mönchsgelübde aufgehoben werden können!
Bei
jedem Gelübde, wenn es soll fest und unveränderlich sein, muss die Natur des
Gelübdes beachtet werden, dass es nämlich in einer möglichen Sache willig und
ungezwungen geschieht. Aber bei den Mönchsgelübden wird hiervon nichts
beobachtet. Also sind sie nichtig. Dass aber bei den Mönchsgelübden hiervon
nichts beobachtet wird, geht daraus hervor, 1) dass es
in keines Menschen Gewalt steht, beständige Keuschheit zu geloben. 2) Dass nur
sehr wenige mit freiem Willen und Entschluss das Gelübde ablegen. Denn die
Jungfrauen und Jünglinge werden, ehe sie eignes Urteil haben, zu dem Gelübde
beredet, bisweilen sogar gezwungen. Daher zerreißen etliche canones und
päpstliche Rechte die Gelübde, die unter 15 Jahren geschehen sind; ja, ein
anderer canon verbietet, das Klostergelübde unter 18 Jahren zu tun. Augsb. Bek.
XXVII,27-33.
*8. Kannst du wohl noch einen dritten Grund nennen?
„Aller Gottesdienst von den Menschen, ohne Gottes Gebot und Befehl
eingesetzt und erwählt, Gerechtigkeit und Gottes Gnade zu erlangen, ist gegen
Gott und dem Evangelium und Gottes Befehl entgegen. Wie denn Christus selbst
sagt Matth. 15,9: Sie dienen mir
vergebens mit Menschen-Geboten. So lehrt es auch Paulus überall, dass man
Gerechtigkeit nicht soll suchen aus unsern Geboten und Gottesdiensten, so von
Menschen erdichtet sind, sondern dass Gerechtigkeit und Frömmigkeit vor Gott kommt
aus dem Glauben und Vertrauen, dass wir glauben, dass uns Gott um seines
einigen Sohnes Christus willen zu Gnaden annimmt. Nun ist es ja am Tage, dass
die Mönche gelehrt und gepredigt haben, dass die erdachte Geistlichkeit, und
besonders die Mönchsgelübde, genug tun für die Sünde und Gottes Gnade und
Gerechtigkeit erlange. Darum folgt, dass solche Gelübde unrechte, falsche
Gottesdienste gewesen. Deshalb sind sie auch nicht bindend.“ Augsb. Bek.
XXVII,36-40.
*9. Also behauptest du, dass kein Gelübde ein Gottesdienst sein könne?
Im
Alten Testament musste die Art und Weise der Gelübde nach gewissen Gesetzen
eingerichtet werden, so dass nicht allen erlaubt war, zu geloben, was sie
wollten. Und daher konnte das nicht ein Gottesdienst sein, was vermöge eines
Gelübdes geschehen war. Im Neuen Bund aber, wo die ganze Art und Weise des
Gottesdienstes in das Wort Gottes gefasst ist, können und sollen die Gelübde
nicht für Gottesdienst gehalten werden. Denn was von Gott nicht befohlen ist,
sondern aus menschlichem Willen geschieht, das kann kein Gottesdienst sein.
Röm. 14,23: Was nicht aus Glauben geht,
das ist Sünde. Apol. XIII (XXVII),23.
Dann wird im Neuen Testament auch durchaus kein Beispiel gefunden, dass
Gott die Gelübde als einen angenehmen Gottesdienst sich gefallen lasse. Ebend.
*10. Können denn aber heutzutage nicht auch Gelübde getan werden, wenn
man nur die Meinung des Verdienstes, des Gottesdienstes und der Notwendigkeit
nicht an sie bindet?
Ja,
wenn man sie tut, um Sünden sorgfältiger zu vermeiden oder rum die
Berufsgeschäfte treuer zu vollbringen oder andere Zwecke, welche für Kirche und
Staat nützlich und erlaubt sind, zu erreichen; wie wenn z.B. jemand gelobt,
sich des Weins oder Spiels zu enthalten, weil er sieht, dass ihm und andern daraus
viel Schaden erwächst usw.
*11. Kann das Mönchsleben auf die evangelischen Ratschläge bezogen
werden?
„Auch dies ist falsch und erlogen, dass das Mönchsleben, also
Keuschheit, freiwillige Armut und Gehorsam, sollte sein eine Erfüllung der
Ratschläge oder Räte im Evangelium. Denn das Evangelium hat nirgends geraten
solchen Unterschied der Kleider, der Speise, oder durch solchen Bettelstab der
Leute Güter auszusaugen. Denn das sind nichts als Menschensatzungen, von
welchen Paulus sagt 1. Kor. 8,8: Die Speise macht uns nicht heiliger vor Gott
usw. Darum sind es auch nicht Gottesdienste, die vor Gott fromm machen,
sind auch nicht eine evangelische Vollkommenheit.“ Apol. XIII (XXVII),26.
*12. Aber was hältst du von dem Gehorsam, den doch Christus selbst
Matth. 19,21 unter die evangelischen Ratschläge zu stellen scheint?
Die
Worte Christi lauten so: Willst du
vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, so
wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komme und folge mir nach. Aber
hiermit versteht er nicht einen Gehorsam, der auf menschlichen Rat und Willen
übernommen ist, sondern den, welcher nach eines jeden Beruf geschieht. Apol.
XII (XXVII),47-50.
*13. Wie ist das zu verstehen?
Es muss
so verstanden werden, dass, wie die Berufe ungleich sind, so auch dieser Beruf,
von welchem Christus dort spricht, nicht für alle ist, sondern nur der Person
angehört, mit welcher Christus daselbst zu tun hat; gleich wie wir den Beruf
Davids, ein König zu sein, oder den Abrahams, seinen Sohn zu opfern, nicht
nachahmen dürfen. Ebend.
*14. Wieso?
Weil zwischen den Berufen und dem Gehorsam genau unterschieden werden
muss. Denn die Berufe gehen die einzelnen Personen an, so, wie die Geschäfte
selbst nach Zeiten und Personen verschieden sind. Aber das Beispiel des
Gehorsams ist ein allgemeines, das alle Menschen angeht. Daher würde jenem
Jüngling, mit welchem Christus spricht, die Vollkommenheit zuteil geworden
sein, wenn er diesem Beruf geglaubt und gefolgt wäre. So gereicht es uns zur
Vollkommenheit, wenn ein jeder seinem Beruf in wahrem Glauben Folge leistet.
1. Was ist die weltliche Obrigkeit?
Sie
ist ein von Gott geordneter Stand, welcher das Gesetz, [und zwar das natürliche
Gesetz Gottes, das für alle Menschen aller Zeiten gilt,]3
in äußerlicher Zucht erhalten und den Frieden verteidigen soll.. Auch hat sie die Macht, mit leiblicher Gewalt zu
bestrafen.
2. Welches sind die vorzüglichsten Pflichten der weltlichen Obrigkeit?
Vier: Die erste, dass sie Sorge trage für [das natürliche Recht], soweit
es die äußerliche Zucht angeht. Die zweite, über bürgerliche und häusliche
Angelegenheiten Gesetze zu geben, welche mit dem göttlichen und natürlichen
Recht übereinstimmen. Die dritte, dass sie sorgfältig
darauf achte, dass die gegebenen Gesetze auch vollzogen werden. Die vierte,
dass sie die Sünder, nach Maßgabe ihrer Verbrechen, bestrafe, den Gehorsamen
aber begünstige und belohne.
3. Ist es erlaubt, ein obrigkeitliches und andere bürgerliche Ämter zu
übernehmen?
„Von Polizei und weltlichem Regiment wird
gelehrt, dass alle Obrigkeit in der Welt und geordnete Regimente und Gesetze
gute Ordnung, von Gott geschaffen und eingesetzt sind; und dass Christen können
in Obrigkeit, Fürsten- und Richteramt ohne Sünde sein, nach kaiserlichen und
andern üblichen Rechten Urteil und Recht sprechen, Übeltäter mit dem Schwert
strafen, gerechte Kriege führen, streiten, kaufen und verkaufen, aufgelegte Eide
tun, Eigenes haben, ehelich sein usw.“ Augsb. Bek. XVI,1-3.
4.
Also hebt das Evangelium die bürgerlichen Verfassungen nicht auf?
Nein. Denn das Evangelium handelt vom Reich
Christi, welches geistlich ist, d.i. welches „mehrt in uns den Glauben, Gottesfurcht,
Liebe, Geduld inwendig im Herzen und fängt hier auf Erden in uns Gottes Reich
und das ewige Leben an. So lange aber dieses währt, lässt es uns
nichtsdestoweniger gebrauchen die Gesetze, die Ordnung und Stände, so in der
Welt gehen, danach eines jeden Beruf ist, gleich wie es uns lässt gebrauchen
die Arznei, ebenso bauen und pflanzen, die Luft, das Wasser.“
„Und das Evangelium bringt nicht neue
Gesetze im Weltregiment, sondern gebietet und will haben, dass wir den Gesetzen
sollen gehorsam sein und der Obrigkeit, darunter wir wohnen, es seien Heiden
oder Christen, und dass wir in solchem Gehorsam unsere Liebe erzeigen sollen.“
Apol., XVIII (XVI),54-55.
+5.
Beweise aus der Heiligen Schrift, dass der Gebrauch bürgerlicher Dinge
erlaubt ist!
Den Stand der weltlichen Obrigkeit
bestätigt erstens der Befehl Gottes 5. Mose 16,18: „Richter und Amtleute sollst
du dir setzen in allen deinen Toren – dass sie das Volk richten mit rechtem
Gericht.“
Den Gehorsam aber, den wir der Obrigkeit
schuldig sind, bestätigt Paulus Röm. 13,1 und 2: Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. – Wer
sich nun gegen die Obrigkeit setzt, der widerstrebt Gottes Ordnung. usw.
Kl. Kat. Haustafel, 4.
*6.
Ist es erlaubt, Gericht zu halten?
Dass es erlaubt sei, Gericht zu halten,
geht deutlicher hervor aus dem Beispiel des HERRN selbst, Joh. 18,23, und des
Apostels Paulus, welcher sich im Gericht verteidigt, Apg. 23,5, und an das
römische Recht, Apg. 22,25, ja, an den Kaiser selbst, appelliert, Apg. 25,11.
+7.
Ist es Recht, die Sünde mit dem Tod zu bestrafen?
Das Recht, über die Gottlosen die
Todesstrafe zu verhängen, geht wiederum aus dem Wort des Apostels hervor, Röm.
13,5: Tust du Böses, so fürchte dich;
denn sie trägt das Schwert nicht umsonst, sie ist Gottes Dienerin, eine
Rächerin der Strafe über den, der Böses tut.
+8. Ist es erlaubt, Krieg zu führen?
Ja.
Denn Gott selbst hat durch Mose die Kriegsweise vorgeschrieben, 5. Mose 20,1.
Auch kommen hier und da in der Heiligen Schrift Beispiele von Kriegern vor, von
denen bekannt ist, dass sie Gott angenehm gewesen, wie Abraham, 1. Mose 14;
Mose, David usw. Und sogar Johannes der Täufer bestätigt die Kriegsordnung,
indem er den Soldaten gebietet, dass sie mit ihrem Sold zufrieden sein sollen,
Luk. 3,13.
*9. Aber erlaubt die Heilige Schrift auch, bürgerlichen Handel und
Wandel zu führen?
Die Heilige Schrift billigt solchen Handel und Wandel, wenn sie auf
rechtmäßige Weise geführt werden, 1. Thess. 4,6: Dass niemand zu weit greife noch übervorteile seinen Bruder im Handel;
denn der HERR ist der Rächer über das alles. Apol. VIII (XVI),63.
*10. Darf ein Christ Eigentum besitzen?
Den
Besitz irdischer Güter hebt das Evangelium nicht auf, und der Apostel befiehlt
denen, welche an solchem reich sind, nicht, das zu entäußern, sondern untersagt
ihnen nur, ihr Vertrauen auf diese Schätze zu setzen, 1. Tim. 6,17. So sagt
Salomo Spr. 5,15: Trink Wasser aus deiner
Grube, und Bäche aus deinem Brunnen mögen aus deinen Quellen herausfließen auf
die Gasse und Flüsse auf die Straßen. Habe du sie aber allein, und kein
Fremder mit dir. Und dasselbe deutet auch das siebte Gebot an: Du sollst nicht stehlen. Apol. VIII (XVI),63.
+11. Darf der Christ schwören?
Dass dem Christen erlaubt ist zu schwören, geht schon daraus hervor,
dass Gott selbst vorhersagt, dies werde auch ein Kenn- und Merkzeichen der
Bürger des Reiches Gottes sein, dass sie bei dem Namen des wahren Gottes
schwören würden, Jes. 65,15. Jer. 4,2; 12,19. Ja, Gott selbst schwört: Du sollst den HERRN, deinen Gott, fürchten
und ihm dienen und bei seinem Namen schwören. 5. Mose 6,13. Gr. Kat.
I,65-38.
+12. Kannst du dasselbe auch von der Ehe darlegen?
Ja,
denn die Ehe ist in der Heiligen Schrift nicht nur als nützlich und löblich gepriesen,
sondern sogar als notwendig befohlen.
1. Mose 2,24: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an
seiner Frau hängen, und sie werden Sein
ein Fleisch.
Matth. 19,4-5: Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, dass,
der im Anfang den Menschen gemacht hat,
der machte, dass ein Mann und eine Frau sein sollten, und sprach: Darum wird
ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und werden die zwei ein Fleisch
sein?
Hebr. 13,4: Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen und das Ehebett
unbefleckt; die Hurer aber und
Ehebrecher wird Gott richten. – Vgl. den ganzen 128. Psalm.
*13. Ist
denn aber der Gebrauch solcher bürgerlicher Dinge nicht der christlichen
Vollkommenheit entgegen?
So lehren zwar die Wiedertäufer, welche den
Christen solche bürgerlichen Dinge geradezu untersagen, weil sie mit der
christlichen Vollkommenheit im Widerspruch seien. Aber dies ist eine klare Lüge
und Betrug; „denn christliche Vollkommenheit besteht nicht darin, dass ich mich
äußerlich fromm stelle und von den Weltkindern mich absondere; sondern der
Glaube und die rechte Gottesfurcht im Herzen sind die Vollkommenheit. Denn
Abraham, David, Daniel sind im königlichen Stand, in großen Fürstenräten und
Ämtern gewesen, haben auch große Reichtümer gehabt, und sind doch heiliger,
vollkommener gewesen als je ein Mensch oder Karthäuser ist
auf Erden gekommen. Apol. VIII (XVI),61; Augsb. Bek. XVI,3.
+14. Muss
man der Obrigkeit in allen Stücken gehorchen?
„Die Christen sind schuldig, der Obrigkeit
untertan und ihren Geboten gehorsam zu sein, in allem, so ohne Sünde geschehen
kann. Denn so der Obrigkeit Gebot ohne Sünde nicht geschehen kann, soll man Gott mehr gehorsam sein als den
Menschen, Apg. 4,9.“ Augsb. Bek. XVI,6-7; vgl. Gr. Kat. I,150.
+15. Wenn
man immer mit dem Urteil der Obrigkeit zufrieden sein muss, so darf ja wohl die
Privatrache nicht mehr stattfinden?
Ganz recht; denn die Privatrache wird nicht
durch einen Rat, sondern durch einen Befehl verboten, Matth. 5,44: Liebet
eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet
für die, so euch beleidigen und verfolgen.
Röm. 12,17.19: Vergeltet niemand Böses mit Bösem; rächet euch selber nicht, sondern
gebt Raum den Zorn; denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein, ich will
vergelten, spricht der HERR.
Die öffentliche Rache aber, welche die
Obrigkeit amtshalber vollzieht, wird nicht verboten, sondern geboten und ist
ein Werk Gottes, Röm. 13,2. Dahin gehören: Gerichte, Todesurteile, Kriege,
Wehrdienst usw.
1. Was ist die Ehe?
Die
Ehe ist die gesetzmäßige und unauflösliche Verbindung eines Mannes und einer
Frau, von Gott selbst eingesetzt zur Gemeinschaft des ganzen Lebens und
Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts.
2. Wer ist der Urheber der Ehe?
Gott selbst, 1. Mose 2,18: Und
Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich will ihm
eine Gehilfin machen, die um ihn sei.
+3. Warum erklärst du die Ehe durch die Verbindung eines Mannes und einer Frau?
Damit dadurch ausgeschlossen werde, dass ein Mann zwei oder mehrere
Frauen auf einmal haben könne, weil, der im
Anfang den Mann und die Frau gemacht hat, sprach: Darum wird ein Mensch Vater
und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und werden die zwei ein Fleisch
sein.
+4. Warum nennst du die Ehe eine gesetzmäßige Verbindung?
Weil die Personen, welche sich durch die Ehe verbinden können, durch
gewisse Grade unterschieden sind, so dass im verbotenen Grad nicht erlaubt ist,
die Ehe zu schließen, wie man sehen kann 3. Mose 18 und 20.
+5. Darf man sich verheiraten?
„Erstens lehren sie bei uns von denen, die zur
Ehe greifen, also, dass alle die, so zum ledigen Stand nicht geschickt sind,
Macht, Fug und Recht haben, sich zu verehelichen. Denn die Gelübde vermögen
nicht, Gottes Ordnung und Gebot aufzuheben. Nun lautet Gottes Gebot so 1 Kor.
7,2: Um der Hurerei willen habe ein
jeglicher seine eigene Frau, und eine jegliche habe ihren eigenen Mann.
Dazu dringt, zwingt und treibt nicht allein Gottes Gebot, sondern auch Gottes
Geschöpf und Ordnung alle die zum Ehestand, die ohne besonderes Gotteswerk mit
der Gabe der Jungfrauschaft nicht begnadet sind, laut dieses Spruchs Gottes
selbst 1 Mose 2,18: Es ist nicht gut,
dass der Mensch allein sei; wir wollen ihm eine Gehilfin machen, die um ihn
sei.“ Augsb. Bek., XXVII,18-21.
+6. Ist denn die Ehe ihrer Natur nach
nicht unrein?
Gewiss nicht, denn sie ist Gottes Ordnung.
Und ob sie gleich öfter unrein wird durch das Hinzutretende, nämlich durch die
Unreinigkeit der gottlosen Menschen selbst, so ist sie doch bei den Gläubigen
rein, weil sie durch das Wort Gottes geheiligt ist. Und Christus selbst nennt
die Ehe eine göttliche Verbindung, wenn er spricht: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Matth.
19,6. Und Paulus sagt von der Ehe, den Speisen und ähnlichen Dingen: Es wird geheiligt durch das Wort Gottes und
Gebet. 1. Tim. 4,5. Und 1. Kor. 7,14: Der
ungläubige Mann ist geheiligt durch die (gläubige) Frau. Und Tit. 1,15: Dem Reinen ist alles rein. Das ist denen, die an Christus glauben und
durch den Glauben gerecht sind. Wie daher die Jungfrauschaft bei den
Ungläubigen unrein ist, so ist bei den Gläubigen die Ehe rein, wegen des Wortes
Gottes und des Glaubens.
*7. Sonach würde also auch den Priestern
erlaubt sein, sich zu verheiraten?
Ganz gewiss, denn auf sie eben so gut wie
auf andere bezieht sich das Wort des Apostels 1. Kor. 7,2: Die Unzucht zu vermeiden, habe ein jeglicher seine eigene Ehefrau. Ebenso
V. 9: Es ist besser, ehelich zu werden
als zu brennen. Und nachdem Christus sagt: Sie fassen nicht alle das Wort (Matth. 19,11), da zeigt Christus an
(welcher wohl gewusst hat, was am Menschen sei), dass wenig Leute die Gabe,
keusch zu leben, haben, denn Gott hat den
Menschen als Mann und Frau geschaffen. 1. Mose 1,28. Augsb. Bek.,
XXIII,5-9.
*8. Kannst du mit anderen Gründen deine
Behauptung beweisen?
Ja, denn das päpstliche Gesetz von der
Ehelosigkeit der Priest er widerstreitet dem göttlichen und natürlichen Recht:
Dem göttlichen deshalb, weil Mose im 1. Buch 1,28 lehrt, dass Mann und Frau so
von Gott geschaffen sind, dass sie sollen fruchtbar sein, Kinder zeugen usw.,
die Frau geneigt ist zum Mann, der Mann zur Frau; dem natürlichen Recht aber,
weil diese Ordnung und Erschaffung des Menschen natürlich Recht und Gesetz ist.
Weshalb die Rechtsgelehrten richtig gesagt haben, dass das Beieinandersein und
Zusammengehören von Mann und Frau ist natürlich Recht. So aber das natürliche
Recht niemand verändern kann, so muss ja einem jeden die Ehe frei sein. Denn wo
Gott die Natur nicht verändert, da muss auch die Art bleiben, die Gott der
Natur eingepflanzt hat, und sie kann mit Menschengesetz nicht verändert werden.
Apol., XI (XXIII),7.9.
*9. Hast du noch einen andern Beweisgrund?
Den, welchen Paulus angibt: Zu vermeiden die Hurerei habe ein jeglicher
seine eigene Ehefrau. 1. Kor. 7,2. Das ist ein allgemeiner Befehl und Gebot
und geht alle diejenigen an, die nicht vermögen, ohne Ehe zu bleiben, und
verpflichtet mithin alle, welche die Gabe der Enthaltsamkeit nicht haben. Apol.
XI (XXIII),14.
*10. Aber könnten die Priester sich diese
Gabe nicht vielleicht erwerben?
Die Katholischen sagen zwar: Man soll Gott
um Keuschheit bitten und anrufen, man soll den Leib mit Fasten und Arbeit
kasteien. Aber sie meinen diese Sache nicht mit Ernst, sie spielen und scherzen
ihres Gefallens. Wenn Jungfrauschaft einem jeden möglich wäre, so bedürfte es
keiner solchen Gottesgabe. Nun sagt der HERR Christus Matth. 19,11, es sei eine
besondere hohe Gottesgabe, und nicht
jedermann fasse das Wort. Die andern nur will Gott, dass sie sollen den Ehestand gebrauchen, den Gott hat eingesetzt. Denn Gott
will nicht, dass man sein Geschöpf und Ordnung verachten soll. – Und Gerson
zeigt an, dass viele fromme, große Leute gewesen sind, die durch Leibeskasteien
haben wollen Keuschheit halten, und haben dennoch nichts geschafft. Apol. XI
(XXIII), 18.20.
*11. Lobt denn aber nicht Christus selbst
die, welche sich wegen des Himmelreichs verschneiden?
Er lobt sie zwar, fügt aber sogleich hinzu:
Nicht alles fassen dieses Wort.
Matth. 19,12. Das ist, nicht alle haben die Gabe der Ehelosigkeit. Und sogleich
setzt er hinzu: Wer es fassen kann, der
fasse es, womit er nicht undeutlich andeutet, dass ihm eine rechte Ehe mehr
gefalle als eine unreine Ehelosigkeit, wie die der Priester im Papsttum meistens
ist. Apol. XI (XXIII), 21.22.
*12. Hast du vielleicht noch andere
Gründe, mit denen du das päpstliche Gesetz von der Ehelosigkeit der Priester
umstoßen kannst?
Folgende habe ich noch: 1) Dies Gesetz ist
abergläubisch, indem es vorgibt, dass die Ehelosigkeit die Gerechtigkeit und
Seligkeit mehr verdiene als die Ehe.
2) Ist es mit Seelegefahr und öffentlichem
Ärgernis verbunden, indem es unzählige Laster und schändliche Lüste gebiert.
3) Ist es ganz heuchlerisch. Denn dieses
Gesetz ist von den Katholischen gegeben, nicht der Religion, sondern der
Herrschaft halber, welcher auf gottlose Weise die Religion zum Vorwand dienen
muss. Apol. XI (XXIII),36.
1. Was ist der Tod des Leibes?
Der
leibliche Tod ist nichts anderes als die Auflösung der natürlichen Vereinigung,
wodurch der Leib von der Seele getrennt wird. (Dieser Artikel ist aus den
Schriften des D. Heerbrand und Hunnius entnommen.)
2. Was ist die Ursache des Todes?
Die
vornehmste Ursache ist die Sünde, 1. Mose 2,17: An welchem Tag du davon (vom Baum der Erkenntnis von Gutem und Bösem)
isst, wirst du des Todes sterben.
Röm. 6,23: Der Tod ist der Sünde
Sold.
Röm. 5,12: Durch einen Menschen
ist die Sünde gekommen in die Welt und der Tod durch die Sünde.
3. Wer ist dem Tod unterworfen?
Alle Menschen, welche auf natürliche Weise gezeugt und mit der Sünde
befleckt sind.
Röm. 5,12: Der Tod ist zu allen
Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben.
Hebr. 9,27: Und wie dem Menschen
ist gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.
+4. Ist denn aber niemand von diesem Gesetz des Todes ausgenommen?
Ja:
Erstens sind Henoch und Elia davon ausgenommen, welche lebendig in den Himmel
versetzt sind. 1. Mose 5,24; 2. Kge 2,11.
Zweitens diejenigen, welche beim Eintritt des letzten Tages noch leben
werden. Denn diese werden nicht sterben, sondern wie sie mitten durch die
Flammen dieser brennenden Welt dem HERRN entgegen gerückt werden, werden sie
verwandelt werden und etwas empfinden, das dem Tod ähnlich ist. 1. Kor. 15,51: Wir werden nicht alle entschlafen; wir
werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich in einem Augenblick,
zu der Zeit der letzten Posaune.
+5. Welchen Trost können die Gläubigen den Schrecken des Todes,
welcher doch von allen Übeln das Schrecklichste ist, entgegen halten?
Die
Frommen, welche an Christus glauben, wissen, dass der Tod für sie nicht Tod
ist, sondern eine Pforte und Durchgang zum Leben.
Joh. 5,24: Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat
das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum
Leben hindurchgedrungen.
*6. Sterben die Seelen zugleich mit den Leibern?
Nein, sondern sie sind unsterbliche Geister, welche, nachdem sie aus
diesem sterblichen Leib herausgegangen sind, in Wahrheit fortleben.
Pred. 12,7: Der Staub muss wieder
zu der Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn
gegeben hat.
Matth. 10,28: Fürchtet euch nicht
vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht können töten. Fürchtet euch
aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.
Matth. 22,32: Ich bin der Gott
Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Gott aber ist nicht ein Gott
der Toten, sondern der Lebenden.
+7. In welchem Zustand aber befinden sich die Seelen, wenn sie von dem
Leib durch den Tod getrennt sind?
Die
Seelen der Frommen, welche an Christus glauben, sind in der Hand Gottes und
erwarten da die herrliche Auferstehung ihrer Leiber und den vollen Genuss der
ewigen Seligkeit.
Luk.
16,22 und 25: Die Seele des Lazarus wird in den Schoß Abrahams getragen und da
getröstet.
Die
Seelen der Gottlosen oder Ungläubigen aber sind am Ort der Qual und erwarten da
unter Schrecken und Angst die schmachvolle Auferstehung ihrer Leiber und das
vollkommene Gefühl der ewigen Verdammnis.
Luk. 16,22: Der Reiche starb und kam in die Hölle und ist in Qual u