Was habe ich überhaupt mit Gott zu schaffen


GOTT LIEBT DICH!

Du kannst ihm vertrauen!

Eine Einladung

    Das ist vielleicht die Frage, liebe Leserin, lieber Leser, die Du ausrufst, die Dir durch den Kopf geht. Was geht mich Gott an? Ich glaube nicht an Gott! Und wenn es ihn gibt - ich habe nichts mit ihm zu schaffen! Und so meinst Du, die Sache ist für Dich erledigt, und Du möchtest Dich wieder anderen Dingen zuwenden.

    Nur ein wenig mit der Ruhe, nicht gar zu hastig, lieber Freund. Du denkst, Du hast nichts mit Gott zu schaffen und Gott mit Dir auch nicht? Sag, woher weißt Du das? Bist Du Dir wirklich so sicher? Du kümmerst Dich vielleicht nicht um ihn; Gott, sein Wort, seine Gebote erscheinen Dir gleichgültig. Du bist Dir selbst das Maß aller Dinge. Oder Du versuchst selbst, ein guter Mensch zu sein. Nun, dagegen ist zunächst in soweit ja nichts einzuwenden, wenn du wirklich gut in der Gesellschaft leben willst.

    Aber erlaube mir nun, Dir doch einmal einige Fragen zu stellen: Geht es Dir wirklich gut? Ich meine nicht so sehr jetzt den äußeren Wohlstand, nein, ich meine Dein Herz, Deine Seele - hast Du da Ruhe, Frieden? Oder ist da nicht vielleicht eine verborgene Unruhe, eine Rastlosigkeit, treibt Dich nicht vielleicht eine verborgene Angst, daß all Dein Glück doch nur von kurzer Dauer sein könnte, daß Du Frau, Mann, Kinder, Freunde, Arbeitsplatz verlieren könntest? Und daß dann irgendwie Dein Leben sinnlos wird? Du läßt vielleicht diese Gedanken gar nicht zu, willst sie nicht denken, um Dich nicht zu beunruhigen. Das ist aber kein Friede. Du sehnst Dich nach häuslichem Glück, nach Anerkennung, Wohlstand, auch Wegweisung für Dein Leben. Das ist alles an sich nicht schlecht - aber ist es alles? Nicht wahr, irgendwo in einer verborgenen Kammer Deines Herzens, da ruft es: Das kann doch nicht alles sein!

    Und: Das ist nur so ein Anzeichen, ein Symptom von einer tiefer sitzenden Angst. Vielleicht ist sie Dir bewußt, vielleicht verdrängst Du sie aber auch: Es ist die Angst vor dem Tod. Du meinst: da habe ich keine Angst davor. Alle Menschen müssen sterben. Richtig: wir müssen alle sterben. Aber warum? Und was kommt danach, für Dich? Du sagst: Das weiß ich nicht, aber das weiß ja niemand, es ist noch keiner wiedergekommen. Nun, darüber laß uns später nochmals reden, denn es ist tatsächlich jemand wiedergekommen. Und wenn Du einmal ganz ehrlich bist: Versuchst Du nicht, die Gedanken an den Tod zu verdrängen? Ist da nicht letztlich doch die Angst da? Und Du hast recht. „In der Welt habt ihr Angst.“ heißt es. Und warum? „Der Tod ist der Sünde Sold.“ Diese Angst in Dir, das ist nicht nur dieses beklommene Gefühl vor dem Ungewissen, das danach kommt, nein, das ist mehr: Es ist diese durchaus konkrete Angst davor, daß Du Dich für Dein Leben verantworten mußt. Du meinst, nun stark sein zu müssen: Das schaffe ich schon, das ist doch nur billig.

    Versuche nicht, diese Angst zu überspielen und den starken Mann, die starke Frau zu spielen. Wenn Du einmal auf dem Sterbebett liegst, dann spätestens ist es damit vorbei.

    Siehe, liebe Leserin, lieber Leser, diese Angst, diese durchaus konkrete Angst, sie hat einen Grund - und den nennen wir das Gewissen. Viele tun das heute damit ab, daß es anerzogen sei, daß Du es von Deinen Eltern, Geschwistern, Lehrern, Freunden bekommen hättest und es so immer schon gewesen sei. Aber das ist nur zu einem kleineren Teil richtig. Sie beeinflussen Dein Gewissen, ja, aber zum Schlechteren. In Dir selbst aber liegt dieses Gewissen - und Wort „Wissen“ steckt darin -, dieses Wissen, ein begrenztes Wissen um Gut und Böse, Recht und Unrecht, ein Gesetz in Dir: „des Gesetzes Werk sei beschrieben in ihrem Herzen, da ihr Gewissen sie bezeuget, dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder entschuldigen“. Und mit welchem Grund und Ziel? „auf den Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesum Christum richten wird laut meines Evangeliums“. Ja, Dein Gewissen in Dir weiß etwas darum, ahnt etwas, fürchtet sich davor, verklagt Dich, sucht, vor Anklage, Gericht, Urteil davonzulaufen.

    Du sagtest, Du hast nichts mit Gott zu schaffen? Nein, liebe Leserin, lieber Leser, das ist doch nicht ganz richtig, nicht wahr? Du willst nichts mit ihm zu schaffen haben, Du willst Dich nicht um ihn kümmern. Denn Du fürchtest Dich vor ihm. Und Du hast recht, Dich zu fürchten, denn wir Menschen sind allesamt, auch Du und ich, „Kinder des Zorns von Natur“, deren Gewissen weiß: „Schrecklich ist's, in die Hande des lebendigen Gottes zu fallen.“ Du willst von Gott vielleicht nichts wissen, Du willst Dich nicht um ihn kümmern, aber Du kannst ihn nicht abschütteln, liebe Leserin, lieber Leser. Er läßt Dich nicht los. Er geht Dir nach. Du fliehst ihn, Du fliehst die Anklage des Gewissens - aber irgendwo ahnst Du: Das ist kein Ausweg.

Mal ehrlich: das bin ich wirklich?

    Du hast recht, liebe Leserin, lieber Leser: Das ist kein Ausweg. Einmal wirst Du vor ihm stehen, „denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi“. Aber dann, glaube mir, dann ist es zu spät, dann gibt es keine Umkehr mehr. Dann bleibt nur noch Gottes Urteil über Dir, das nach Deinem jetzigen Leben gefällt wird.

    Du denkst: Na, so schlimm ist das ja auch wieder nicht. Ich habe niemanden umgebracht, habe niemanden bestohlen. Was sollte mir denn passieren? Nun, es ist recht, daß Du niemanden umgebracht oder bestohlen hast. Aber warum drückt Dich denn dann doch zuweilen Dein Gewissen? Das mißt genauer, nicht wahr? Mißgunst, Bitterkeit, Haß, Bosheit, Bösartigkeit, Neid, unreine Gedanken und Gelüste: auch das alles verklagt Dich, „denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerung“. Und: „Ich sage euch aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben am Jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben.“ Wegen all dem mußt Du Dich einst vor Gott verantworten, der doch verlangt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Sag mir einmal ehrlich: Bist Du vollkommen? Du wirst lächeln und selbst zugeben: Aber nein, natürlich nicht, kein Mensch ist vollkommen. Ja, niemand ist vollkommen - auch Du nicht. Aber wie willst Du dann bestehen? Denn: „Verflucht sei jedermann, der nicht bleibet in alledem, das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes, daß er's tue.“ „Denn so jemand das ganze Gesetz hält und sündiget an einem, der ist's ganz schuldig.“ Wie oft ist Dir vielleicht auch schon der Gedanke gekonunen: Wenn ich das doch nur nicht getan hätte; wenn ich es nur ungeschehen machen könnte? Oder gar: Wenn ich doch nur anders wäre! Und eventuell hast Du Dir auch, wie viele andere, vorgenommen, Dich zu bessern. Hast Du es geschafft? Nicht wahr, es ist beim Vorsatz geblieben, es hat nicht geklappt! Und laß es Dir gesagt sein, liebe Leserin, lieber Leser, es kann auch nicht klappen. „Das Dichten und Trachten des Herzens ist böse immerdar. Denn das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ Du stehst damit nicht allein. Mir geht es geradeso - und allen anderen Menschen auch. „Da ist nicht, der gerecht sei, auch nicht einer. ... Da ist nicht, der Gutes tue, auch nicht einer.“ Es gibt keinen natürlich gezeugten und gebornen Menschen auf Erden, hat auch nie einen gegeben, wird auch nie einen geben, der wahrhaft gut ist. Ist das nicht traurig?

    Du magst nun sagen: Na ja, so ist es dann eben. Und wenn es den anderen auch nicht besser geht als mir, dann ist's ja nicht so schlimm. Lieber - denkt Dein Gewissen auch so? Du versuchst, es mit solchen Redensarten zu beruhigen: aber in Wirklichkeit, im Innersten, weißt du: Damit komme ich nicht zurecht. Denn einst wirst Du selbst, für Dich, vor dem Richterstuhl Gottes stehen. Da kannst Du nicht mehr auf die anderen verweisen, da bleibst Du allein vor Gott. Und was willst Du antworten? Es geht Dir dann wie Hiob, daß Du auf tausend nicht eines antworten kannst.

Aber einen Ausweg muß es doch geben, magst Du denken. Nun, eines muß ich Dir sogleich sagen: Es gibt keinen Weg zu Gott, den wir gehen können, von uns, aus unserer Kraft. Es gibt keinen Weg, daß Du sagst: Nun gut, ich mache mich auf zu Gott. Das kannst Du nicht, Du kannst Gott nicht begegnen, denn er ist heilig, haßt alles, was nicht rein, vollkommen ist; ist wie ein verzehrendes Feuer, das alle Sünde verschlingt - und den Sünder ohne Glauben ebenso. Gott beschreibt uns, Dich, mich und einen jeden von uns, so: „tot in Übertretungen und Sünden“, „Kinder des Zorns von Natur“, „Fleisch, vom Fleisch geboren“ (das heißt: voll des widergöttlichen Wesens und Wollens). Und das heißt nichts anderes als: Wir können Gott gar nichts bringen, können überhaupt nicht zu Gott kommen, sind wirklich abgrundtief verdorben. „Ich weiß, daß in mir, das ist, in meinem Fleische, wohnet nichts Gutes.“ Wir sind unfähig zu allem wirklich Guten, wie nun gehört, dafür aber völlig hingeneigt zu allem Bösen, Argen, nämlich allem, was nicht aus der Liebe zu Gott kommt. Uns mag unser Wesen oft nicht so arg vorkommen, können wir doch auch freundlich, hilfsbereit sein. Aber Gott gibt sich nicht mit Halbheiten zufrieden: „Was nicht aus Glauben kommt, das ist Sünde.“ Von uns aus ist es so: Nichts Gutes. Wir sind tot hinsichtlich allem, was Gott angeht. Von unserer Vernunft, auf die wir oft so stolz sind, heißt es gar: „welcher Verstand ist verfinstert, und sind enffiremdet von dem Leeben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, so in ihnen ist, durch die Blindheit ihres Herzens“. Und ist es nicht tatsächlich so: Die so großartige Vernunft ist nicht in der Lage, den wahren Grund unseres Verderbens zu erkennen; sie kann Gott in seinem wahren Wesen nicht erkennen, sondern verführt uns Menschen nur, daß wir immer weiter von Gott und seinen Geboten wegkommen. Wieviel Revolution, wieviel Mord ist geschehen im Namen der Vernunft. Im Namen dieser Vernunft werden jährlich zigtausende von Kindern im Mutterleib ermordert; im Namen dieser Vernunft ist die „Sterbehilfe“ propagiert worden. Im Namen der „Vernunft“ werden Ehen geschieden oder gar keine mehr eingegangen - und wieviel Leid folgt daraus. Es ist so, wie Gott sagt: „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren worden.“ Das sind wir, ja, das sind wir wirklich. Wie kommen wir da heraus? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, da wir doch, was uns selbst betrifft, tot sind, geistlich tot sind, tot sind für Gott?

Warum denn Jesus?

    Gibt es den Ausweg? Halten wir uns doch, liebe Leserin, lieber Leser, noch einmal unsere Situation klar vor Augen: so, wie wir sind, sind wir in Gottes Augen abgrundtief verdorben, sind gänzlich anders, schlechter, als wir sein sollten (nämlich vollkommen) und wie Gott uns geschaffen hatte und damals über uns sagen konnte: „Und siehe da, es war sehr gut.“ Und vor Gott ist dies Schuld. Das ist es, was die Bibel auch mit Sünde bezeichnet, dieser furchtbare, abgrundtiefe Graben zwischen uns und Gott. Und Gott hat uns dafür das Gericht angekündigt, noch mehr: er hat uns den Tod, die ewige Verdammnis schon vorhergesagt: „Denn der Tod ist der Sünde Sold.“ „Und sie werden in die ewige Pein gehen.“ „... da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht.“ Das ist die Situation, in der wir uns ohne den Herrn Jesus Christus befinden. Wenn Du Dir sie recht vor Augen führst, wenn Du recht bedenkst, daß das Dich betrifft, daß das Dich angeht - mußt Du da nicht verzweifeln? Kommt Dich nicht ein Entsetzen an, wie König David, der schrie: „Meine Gebeine sind erschrocken, und meine Seele ist sehr erschrocken ... Ich bin müde vom Seufzen, ich schwemme mein Bette die ganze Nacht und netze mit meinen Tränen mein Lager. Meine Gestalt ist verfallen vor Trauern und ist alt worden; denn ich allenthalten geängstet werde.“ Ja, das ist so eine Verzweiflung, in die Gott Dich führt, wenn er Dir zeigt, wie Du bist und was Dich erwartet. Das ist die Sündenerkenntnis mit ihren Folgen.

    Aber ist das alles? Gibt es kein Entrinnen? Gibt es keinen Ausweg? Wenn wir die Heiligkeit Gottes und sie allein ansehen, so gibt es allerdings keinen Ausweg. Und sie ist es, die uns tatsächlich, wie Du gesehen hast, zuerst begegnet.

    Sie ist aber nicht alles, was Gott Dir zu sagen hat. Ja, mit ihr zeigt Gott Dir nicht einmal sein eigentliches Gesicht, sondern eher ein fremdes, aber notwendiges, ein Werk, das er an Dir ausführt, wenn er Dir Deine Sünden aufzeigt, Dich Deiner Schuld überführt und so all Dein Versagen, Deine ganze verzweifelte Lage Dir vor Augen führt. Er muß also, wie auch ein guter Vater, zuweilen streng und hart mit seinem Kind verfahren – nicht weil er es haßt, sondern vielmehr weil er es liebt und nicht will, daß es auf einen falschen Weg gerät. Aber nun schau einmal, was und die Bibel über Gott und seine Einstellung zu uns berichtet, ein Wort, das Dir vielleicht gar nicht so unbekannt ist: „Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ Wie zeigt sich Gott uns hier, liebe Leserin, lieber Leser? Er hat uns geliebt und er liebt uns, die Welt. Bedenken wir, was das heißt. Mit ‚Welt’ ist hier all das gemeint, was gegen Gott ist, alles Gottfeindliche, von dem er auch sagt: „Die Welt liegt im Argen.“ Aber er verstößt sie, er verstößt Dich und mich daher nicht einfach. Aber er läßt uns auch nicht bloß in Ruhe, ist nicht gleichgültig uns gegenüber, läßt uns nicht links liegen. Nein, er liebt uns. Verstehst Du das? Du bist sein großer Feind, denn „Fleischlich gesinnet sein [das meint: gegen Gottes Ordnung, Gebote, Willen sein] ist eine Feindschaft wider Gott“, beleidigst ihn täglich durch Dein Wesen, Deine Gedanken, Dein Tun, Dein Nichttun, schlicht: durch alles, was Du bist und machst - und er läßt Dich trotzdem nicht los, sondern liebt Dich. Und seine Liebe, das wirst Du sehen, ist eine sehr aktive Liebe, eben weil Du ihm nicht gleichgültig bist, sondern er um Dich ringt. An anderer Stelle ist da auch von „seiner Barmherzigkeit und Leutseligkeit“ die Rede, die uns erschienen sind. So äußert er seine Liebe. Er ist barmherzig zu uns. Er geht mit uns nicht um, wie wir es verdient haben, sondern wir dauern ihn, das heißt, wir tun ihm herzlich leid, er ist traurig über uns und sieht zu, wie er uns Gutes tun kann, wie er uns helfen kann. Anstatt mit der Rute und großem Zorn obwohl auch das zuweilen, vorübergehend geschehen kann (und dann abschließend über den Ungläubigen im Endgericht) - uns zu begegnen, tritt er lieber freundlich an uns heran, geht Dir nach, ruft Dich bei Deinem Namen, denn er kennt Dich. Ja, Gottes Liebe ist eine wahre Liebe, die sich gerade darinnen zeigt, daß er sich immer auch Deiner, trotz Deiner Verdorbenheit, annimmt.

    Und wo kommt sie herrlicher, klarer, deutlicher zum Ausdruck als in dem Bild des Hirten? Da liest Du schon im Alten Testament bei dem Propheten Hesekiel: „Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe suchet, wenn sie von seiner Herde verirret sind, also will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Örtern, dahin sie zerstreuet waren. ... Ich will sie auf die beste Weide führen ... ; daselbst werden sie in sanften Hürden liegen und fette Weide haben. ... Ich will selbst meine Schafe weiden, und ich will sie lagern, spricht der Herr Herr.“ Und dann lies, was er mit diesen seinen Schafen machen will: „Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte wiederbringen und das Verwundete verbinden und des Schwachen warten; und was fett und stark ist, will ich behüten und ihrer pflegen, wie es recht ist.“ Laßt uns doch ein wenig näher dieses köstliche Bild betrachten, das uns Gott als den liebenden, umsichtigen, gütigen, besorgten Hirten zeigt und uns als seine Schafe. Er selbst nimmt sich seiner Schafe an. Er setzt keine Mietlinge, Vertragshirten ein, die, da die Schafe ihnen nicht gehören, auch kein rechtes Interesse an ihnen hätten. Er selbst nimmt sich seiner Schafe an. Und wir sind ja so recht wie Schafe, nicht wahr? Wir trotten normal dahin, wo es uns gerade gefällt, mal hier hin, mal dort hin - nur nicht auf Gottes Weg. Gott aber, Dein Hirte, sucht Dich. Nicht das Schaf sucht den Hirten, nicht Du suchst Gott, nein, auch wenn einige sagen, so müsse es sein, daß Du Gott suchtest, so, als könntest Du ihn finden. Aber dem ist nicht so. Er sucht Dich, um Dich zu erretten. Er macht das auf vielerlei Weise. Er hat vorbereitende Wege, die er anwendet: Bekannte, Freunde, Traktate, ein Zeugnis eines Christen, aber auch Krankheit, Not, Elend. Aber das sind nur äußere, vorbereitende Dinge, die Dich ja noch nicht zum Christen machen. Recht geht er Dir nach und errettet Dich durch die Taufe, durch das Evangelium im Wort, durch die Lossprechung, Absolution in der Beichte. Und durch das Heilige Abendmahl bestärkt er Dich darinnen. Durch all diese Mittel nämlich schenkt er Dir die Vergebung der Sünden, Erlösung vom ewigen Tod und gibt Dir das ewige Leben. Er führt Dich zur besten Weide. Das, was Gott Dir gibt, ist das wahre Leben, es ist die wirkliche Seligkeit: er vergibt Dir Deine Schuld, er ist Dein Vater dann und Du bist sein Kind. Er kümmert sich um Dich durch sein Wort und Sakrament, indem er Dich ermahnt, zurechtbringt, tröstet, stärkt, Dir den Weg weist, ein Christenleben zu führen. Und vor allem: Du kannst jederzeit zu diesem Vater im Himmel kommen im Gebet. Er ist für Dich da. Und er nimmt sich gerade derer an, die im Glauben schwach, betrübt, elend sind, derer nimmt er sich besonders an.

    Gott will dies alles wirklich auch bei Dir tun. Und, liebe Leserin, lieber Leser, er hat schon das Größte davon getan. Ja, das Größte, das Wichtigste ist schon getan. Und was ist das? Du erinnerst Dich ja: Gott ist ein heiliger Gott, einer, der die Sünde haßt, der Unrecht nicht leiden kann. Wie kann seine Liebe da bei uns bestehen, wie kann er, der doch Dein gestrenger und zorniger Richter ist, wie kann er gleichzeitig Dein guter Hirte sein? Wie ist das möglich? Gott selbst - und er allein - hat das möglich gemacht - aus lauter und unbeschreiblicher Liebe. Die Bibel selbst beschreibt ihn uns nämlich noch näher, diesen einen wahren guten Hirten. Es ist dies nän-flich niemand anders als Jesus Christus.

Er selbst stellt sich Dir und mir vor als Dein und mein guter Hirte. Was will er damit sagen? Er faßt es in den Worten zusammen: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben.“ Er will Dir das wahre Leben, ein erfülltes Leben, ein Leben im Frieden mit Gott geben, ein Leben, das schon hier und heute auch unter dem Lichte steht, daß Du das ewige Leben, ein Leben in der ewigen Herrlichkeit bei Gott gewiß hast. Und er verspricht Dir volles Genüge. Er will damit nicht sagen, daß Du Millionär wirst, sondern alles, was Du brauchst zu einem erfüllten Leben, das sollst Du auch bekommen, denn Gott ist Dein Vater im Himmel und Du bist sein Kind. Wie aber hat er Dir das ermöglicht? 0, er hat alles, wahrhaft alles getan, was dazu notwendig ist. „Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe.“ Hier, in unseren Breiten, kommt das heute kaum noch so kraß vor. Aber in früherer Zeit und auch im alten Israel waren die Schafe von vielerlei Seiten bedroht, insbesondere von wilden Tieren, Wölfen und Bären bei uns, Bären und Löwen in Israel. Und ein guter Hirte sah dann auch nicht einfach zu, lief noch viel weniger weg, sondern er stürzte sich auf diese Raubtiere, um ihnen das Schaf zu entreißen, dieses schwache Tier zu beschützen. So konnte auch der junge Hirte David bezeugen: „Dein Knecht hütete die Schafe seines Vaters, und es kam ein Löwe und ein Bär und trug ein Schaf weg von der Herde. Und ich lief ihm nach und schlug ihn und errettete es aus seinem Maul. Und da er sich über mich machte, ergriff ich ihn bei seinem Bart und schlug ihn und tötete ihn.“

Du fragst vielleicht: Was um alles in der welt hat das mit mir zu tun? Als der Herr Jesus dies darlegte, sprach er in einem Bild und wollte sagen: Wir sind wie Schafe der Herde des Hirten. Auch wir sind bedroht von wilden Tieren, nämlich dem Satan und seinen Engeln, „den Fürsten und Gewaltigen, nämlich den Herren der Welt, die in der Finsternis der Welt herrschen“ und damit auch von der Südne, von der Schuld – und schließlich: vom ewigen Tod und der ewigen Verdammnis. Und hier nun ist der Herr Jesus unser guter Hirte, Deiner wie meiner, geworden, indem er Deine und meine und unser aller Last, all unsere Sünde, Schuld, Versagen auf sich genommen hat: „Führwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. ... Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilet. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.“ Das heißt also: Wenn Du ans Kreuz blickst und da Jesus hängen siehst, so darfst Du wissen und im Glauben es fassen: Da hängt mein guter Hirte. Das hat er auch um meinetwillen gelitten. Er hat am Kreuz auch meine Schuld gebüßt, auch meine Sünden getragen. Er hat den Kampf auch für mich gekämpft. Ja, alles, was zwischen Dir und Gott ist, das hat er auch sich genommen – und hat es an seinem Leibe auf das Holz geopfert, damit der Schuldbrief, die Handschrift, die wider Dich war, nun auch ans Kreuz geheftet ist mit dem Vermerk: bezahlt! Darum sagte Jesus: „Ich lasse mein Leben für die Schafe.“ Der gute Hirte, der sein leben für Dich läßt – das ist Dein Heiland, Dein Erlöser. Er ist Dein Heiland, weil er Dich wirklich ‚heil’ gemacht, Dir wirklich das Heil gebracht, geschenkt hat: nämlich die Vergebung der Sünden, die Versöhnung mit Gott, das ewige Leben. Er hat damit Deinen Grundschaden geheilt, nämlich Deine Trennung von Gott, Deine Entfremdung von Gott, das, was zu Deinem völligen Versagen vor Gott geführt hat.

Und wie hat er das getan? Er hat es nicht mit Silber oder Gold getan, sondern mit seinem teuren Blut als dem eines unschuldigen und unbefleckten Lammes, also Schlachtopfers. Jesus ist nicht irgendein Mensch, sondern er ist es, von dem es heißt: „In ihm wohnet die Fülle der Gottheit leibhaftig.“ Er ist es, von dem gesagt wird: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“ Und später dann: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Jesus ist also nicht bloß irgendein Mensch, so wie es schon Milliarden gegeben hat. Nein, er ist von allem Anfang an, ja, ohne Zeit (denn er sagt: „Ehe denn Abraham war, bin ich.“) Er ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, er ist, wie wir auch gelesen, der Schöpfer aller Dinge. Er ist darum Gott, wahrer Gott - und wahrer Mensch zugleich. Hier sehen wir das größte aller Wunder, unaussprechlich: Gott ward Mensch, Dir, Mensch, zugute. Er hätte es um seinetwillen nicht nötig gehabt. Aber er ist um unseretwillen gekommen, aus reiner Liebe. „Daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, daß Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen.“ Und warum? „Da aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan, auf daß er die, so unter dem Gesetz waren, erlösete, daß wir die Kindschaft empfingen.“ Nun siehe, liebe Leserin, lieber Leser, was heißt das: Er ward unter das Gesetz getan? Das ist nichts anderes als dies: Gott selbst, Christus, wurde Mensch und unterwarf sich den Forderungen Gottes, dem Willen Gottes für uns Menschen, also dem Gesetz Gottes, dem, was jeder Mensch eigentlich tun sollte. Darum wurde er auch am achten Tage beschnitten wie jedes männliche israelitische Baby; darum war er seinen Eltern gehorsam und wohnte bei ihnen bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr. Und darum, liebe Leserin, lieber Leser, darum hat er sich dann auch taufen lassen von Johannes dem Täufer, taufen lassen mit der Taufe zur Buße - er, der doch keine Sünde getan hat. Es war nicht um seinetwillen, daß er sich taufen ließ, nein, es war um unseretwillen, unsere Sünde trug er dort, auch Deine und meine. Aber nicht nur das. Er tat ALLES, was in Gottes Gesetz gefordert wird. Und er tat es gerade auch darum, weil wir, Du und ich und jeder Mensch, es nicht tun können, weil wir seit dem Sündenfall unserer Ureltern Adam und Eva nicht mehr in der Lage dazu sind. Er hat es also für uns, an unserer Stelle, stellvertretend getan, damit Gottes Gesetz, Gottes Forderungen einmal erfüllet würden. „Denn was dem Gesetz unmöglich war (da es durch das Fleisch geschwachet ward), das tat Gott und sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und verdammte die Sünde im Fleisch durch Sünde, auf daß die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllet würde, die wir nun nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.“ Für uns! Das steht über allem, was Jesus getan. Für uns! Für Dich! Was immer Jesus getan hat - er hat es gerade auch für Dich getan. Denn Gottes Forderung, Gottes Willen steht fest im Raum. Davon geht er nicht ab; „denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott“ sagt Gott von sich selbst und fordert dies auch von uns, „ihr sollt heilig sein“. Und wer dies nicht erfüllt, für den gilt: „Verflucht sei jedermann, der nicht bleibet in alledem, das geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes, daß er's tue!“ Und wir haben ja erst gelesen, daß wir es nicht können, weil wir schon von Natur Kinder des Zorns sind, unser Herz abgrundtief verdorben ist und wir nur sündigen können.

    Und nun siehe: Darum, wegen dieser unserer verzweifelten und völlig ausweglosen Lage ist der Herr Jesus, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist, in diese Welt gekommen, wie er selbst sagt: „Ich bin gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Und das sagt auch schon sein Name ‚Jesus’: ‚Hilfe’, ‚Helfer’ aus, „denn er wird sein Volk selig machen von ihren Sünden“. Und wie hat er es getan? Eben dadurch, daß er seinerseits für Dich den Willen Gottes, die Forderungen Gottes, die Du nicht erfüllen kannst und kein Mensch erfüllen kann, erfüllt hat - und dann, als der Reine, Unschuldige, alle Schuld und Sünde aller Menschen, also auch Deine, ohne Ausnahme auf sich genommen und gesühnt hat: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“ Und Gewaltiges hat er Dir damit erworben: nämlich den Freispruch von Deiner Schuld und Sünde vor Gott; er hat Gott mit Dir versöhnt; Gottes Zorn hat er abgewandt von Dir, Du BIST versöhnt. Deine Erlösung, Gerechtsprechung IST geschehen, voll und ganz, ohne daß noch etwas hinzuzutun wäre. „Christus, da wir schwach waren nach der Zeit, ist für uns Gottlose gestorben. ... Wir sind Gott versöhnet durch den Tod seines Sohnes, da wir noch Feinde waren.“ „Gott war in Christus und versöhnete die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu.“ Und warum? „Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.“ Eine vollkommene Erlösung, Gerechtsprechung hat er Dir und aller Welt erworben. Nichts, gar nichts brauchst Du mehr hinzuzutun. „Durch eines Gerechtigkeit ist die Rechffiertigung des Lebens über alle Menschen kommen.“ Wir „werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen IST.“,Er hat „ausgetilget die Handschrift, so wider uns war, welche durch Satzungen entstand und uns entgegen war, und hat sie aus dem Mittel getan und an das Kreuz geheftet“. Ja, das Schuldbuch, das Gott über uns, über Dich und mich, geführt, das hängt mit am Kreuz, ist da mit Christus angenagelt. Und da bleibt es auch für Dich, der Du an ihn glaubst, ihm von Herzen vertraust, daß er Dein Heiland ist. Wenn Du aber sagst: nein, das glaube ich nicht; oder: das ist mir zu billig; oder: das brauche ich nicht - dann wird Gott einst Dein Schuldbuch am Jüngsten Tag wieder abnehmen und aufschlagen und Dich richten, denn „wer dem Sohn nicht glaubet, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“. Wie traurig wäre das doch, will doch Gott eigentlich „ihrer Sünden und ihrer Ungerechtigkeit nicht mehr gedenken“. So hat Dir Jesus durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben Vergebung Deiner Sünden, Leben und Seligkeit erworben, also die ganze Fülle für dieses und das zukünftige, ewige Leben.

    Und der Vater im Himmel hat das besiegelt: Jesus ist nicht im Grab geblieben, er ist leiblich auferstanden. Weißt Du, was das bedeutet, gerade auch für Dich? Bedenke doch noch einmal, wo der Tod herkommt, warum er überhaupt in der Welt ist: „Der Tod ist der Sünde Sold.“ D.h.: Der Tod ist die Folge, die Strafe für die Sünde. Ohne die Sünde gäbe es den Tod gar nicht. Mit dem Tod aber wird nicht nur dieses Leben beendet, nein, er ist zugleich der Übergang in ein anderes - und ohne Christus und den Glauben an ihn der Übergang in die ewige Verdammnis, „da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht“, also zur Pein, Qual ohne Ende. Nun aber HAT Christus den Tod besiegt, der Tod hat ihn nicht in seinen Fängen behalten können, er, Christus hat vielmehr über ihn triumphiert. Und warum? Nun, deshalb, weil er als der Unschuldige, Reine stellvertretend den Tod erlitt, für Dich, für mich, für alle Menschen. Damit aber, mit Christi Auferweckung, hat der Vater im Himmel es auch besiegelt: Ja, dieser ist mein lieber Sohn; ja, sein Opfer für die Sünden aller Menschen ist voll gültig und angenommen; ja, die Sünden aller, wirklich aller Menschen sind gesühnt, er hat für alle ein vollkommenes Lösegeld bezahlt. So ist gerade Christi Auferstehung das Siegel auf unseren Freispruch, unsere Gerechtsprechung. Denn, nicht wahr, wäre Christus im Grabe geblieben, hätten wir dann nicht zu Recht die Konsequenz ziehen müssen, daß er selbst ein Sünder gewesen und wegen seiner Sünden bestraft wurde? Nun aber IST Christus auferstanden, IST der Erstling derer geworden, die leiblich auferstehen werden. Er „ist um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket“. „Er hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergänglich Wesen an das Licht gebracht durch das Evangelium.“

    Glaube an den Herrn Jesum als Deinen Heiland und Du mußt den Tod nicht mehr fürchten, mußt nicht mehr zittern vor Gottes Gericht, mußt Dich auch nicht mehr fragen, welchen Sinn, welche Gruundlage Dein Leben hat: denn als Gottes Kind bist Du auf dem Weg in Deine ewige, die himmlische Heimat.

Was hab'ich denn vom Christsein?

    Diese Frage steht Dir nun vielleicht vor Augen nach all dem, was Du gehört hast. Ja, was bringt Dir der christliche Glaube, was bringt Dir das Christsein ein, welche Auswirkungen hätte es in Deinem Leben? Manche denken ja, wenn sie Christen werden, so müßte alles leichter, einfacher werden, die Probleme müßten abnehmen, das Leben würde angenehm. Aber das hat Gott uns nirgends so verheißen. Wenn wir uns die Lebensbilder der Glaubensväter etwa im Alten Testament ansehen, so erkennen wir, wieviel Not in ihrem alltäglichen Leben war: ohne Heimstätte zogen sie umher, mußten um jeden Brunnen streiten, waren Anfeindungen, Betrug, Schändung der Tochter ausgesetzt, trauerten um den verschollenen Sohn. Das Leben wird nicht einfacher, wenn einer an Jesus Christus glaubt. Die Väter wurden dadurch auch nicht unbedingt äußerlich reicher. Wie sollten sie auch, sollte doch ihr Herz nicht nach Geld und Reichtum trachten, „denn Geiz ist eine Wurzel alles Übels“. Gott hat allerdings gerade den Altvätern zuweilen Reichtum beschert. Aber dafür gibt es keine allgemeine Verheißung. Sie haben auch nicht plötzlich alle Menschen zu Freunden gehabt, im Gegenteil, „alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden“, ja, es kann zu Anfeindungen selbst in der eigenen Familie kommen. „Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.“ Ja, liebe Leserin, lieber Leser, wirst Du nun sagen: Und da soll ich nun einen solchen Weg gehen?

    Ja, trotzdem rufe ich Dich zum Glauben an den Herrn Jesus Christus als an Deinen Heiland. Der Apostel Paulus, der viel um seines christlichen Glaubens willen gelitten hat, beschrieb seine Lage so: „ ... als die Verführer und doch wahrhaftig,- als die Unbekannten und doch bekannt,- als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts innehaben und doch alles haben.“ Das erscheint Dir wahrscheinlich zunächst sehr widersprüchlich. Und es ist allerdings paradox. Aber so ist es tatsächlich: Mit unseren normalen Augen betrachtet ist ein Christenleben oft nichts besonderes, ja, werden wir Christen oft als die Dummen betrachtet, die manches ertragen müssen; als die Geächteten, die nicht mit der Zeit gehen; als die Stillen, die sich nicht lautstark hervortun. Das ist tatsächlich so. Aber ebenso ist auch gerade das andere wahr, das Paulus geschrieben hat: daß sie wahrhaftig sind, daß ein Christenwort gilt; daß sie das Leben, das ewige Leben haben, Kinder Gottes sind, versöhnt mit Gott, eine Heimat im Himmel haben - selbst wenn ihnen hier auf Erden alles genommen wird; sie sind wohl oft traurig über die eigene Sünde, die Sünde und das Verhalten anderer - und dennoch haben sie die Freude, die ihnen niemand nehmen kann: Christus ist mein Heiland, er hat mich mit Gott versöhnt. Als Christen haben wir den größten Reichtum: die Vergebung der Sünden, das ewige Leben, den Vater im Himmel, der sich unser in allem annimmt, der uns wahrhaft verheißen hat, daß er uns bei unserem Namen kennt und uns hilft über alles Bitten und Verstehen. Und das ist der große Trost. Und das ist auch der Reichtum, den wir als Christen weitergeben können und sollen: diesen umfassenden Frieden mit Gott. Der Kern aber, gerade auch dieses Friedens mit Gott, ist die Vergebung der Sünden, die Versöhnung Gottes mit uns, auch der Grund, warum wir Frieden mit Gott haben. Und in diesem getrosten Frieden, der frohen Gelassenheit des Vertrauens auf Gott, können wir dann leben, weil wir einen Vater im Himmel haben.

    Als Christ lebst Du wohl noch hier in dieser Welt - und sollst es auch bewußt tun, in den Ordnungen, die Gott gesetzt hat: Ehe und Familie, Kirche, Staat. Und doch heißt es zugleich vom Christen: „Unser Wandel aber ist im Himmel, von dannen wir warten des Heilands Jesu Christi, des Herrn.“ So geht der Blick des Christen auf die Ewigkeit zu, die ewige Herrlichkeit im Himmel, ja, „wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde“. Anders, liebe Leserin, lieber Leser, kannst Du als Christ gar nicht in dieser Welt bestehen.

    Aber sei getrost: Als Christ weißt Du um Deinen Vater im Himmel, hast die Verheißung: „Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei.“ Denn wir haben einen Vater, der nicht nur unser Schöpfer ist, sondern uns auch alles gibt, was wir zum täglichen Leben benötigen: Essen und Trinken, Kleider und Schuhe, Haus und Hof, Frau, Kind und alle Güter, alle Nahrung und was wir sonst benötigen und der uns auch bewahrt. Darum kannst Du bei allem als Christ getrost sein.

    Und immer wieder, daß es Dir auch fest und gewiß sei: Er schenkt Dir nicht nur den Glauben, er erhält und bewahrt ihn auch und Dich in ihm zum ewigen Leben, damit er auch Dich einst auferweckt, verwandelt und mit sich führt in den Himmel.

Nochmals von vorne anfangen - geht das denn?

    Du hast, liebe Leserin, lieber Leser, gehört, was Gott über Dich, wie über jeden Menschen, aber eben auch über Dich, gesagt hat: Daß Du ein Sünder bist, daß Du abgrundtief verdorben bist, daß Gottes Urteil über Dich feststeht: verdammt; wenn Du so bleibst, wie Du natürlich geboren wurdest - nämlich als ein Kind des Zorns. Und ich frage Dich: betrübt Dich das, treibt Dich das um, daß Du so bist, so ganz anders als Gott einst den Menschen geschaffen, daß Du so voll Bösem, Bitterem, Argen bist? Oder gefällt es Dir gar oder läßt es Dich kalt, gleichgültig? Dann wehe über Dich, denn dann bist auf dem breiten Weg, der geradewegs in die Hölle führt.

    Aber vielleicht treibt es Dich um, bedrückt Dich, hat in Dir die Sehnsucht geweckt: wenn ich doch nur anders sein könnte, so, wie Gott mich haben will. Wenn ich doch nur noch einmal von vorne anfangen könnte. Und Du fragst Dich: geht das denn?

    Ja, liebe Leserin, lieber Leser, das geht! Es gibt einen neuen Anfang. Und schon das Sehnen ist ein Anzeichen dafür, daß Gott am Arbeiten ist in Deinem Leben. Aber damit ist sein Werk mit Dir noch nicht zum Ziel gekommen. Denn alles Erwecktsein aus dem Sündenschlaf ist nichts, wenn Du nicht schließlich zum Glauben an Jesus kommst. Alle Deine Reue, alle Deine Traurigkeit über Dein bisheriges Leben, alle Deine Tränen nützen Dir vor Gott gar nichts und erwerben Dir auch nichts. Judas hat all das auch gehabt - und hat sich schließlich doch erhängt und ist zur Hölle gefahren.

    Es gibt aber doch einen neuen Anfang? Ja, gewiß! Aber wie kann ich zu ihm finden, wirst Du fragen? Mancherlei Antworten sind da schon gegeben worden: Du mußt ernsthaft Deine Sünden bereuen, darüber traurig sein, das sei eine Vorbedingung, die Du zu erfüllen hättest - und also prüfe und beobachte Dich. Andere sagen: Du mußt erst Dein Widerstreben gegen Gott mildern. Wieder andere: Du mußt Dich entscheiden, welchen Weg Du gehen willst - mit oder ohne Gott. Du mußt Dich ihm hingeben. Was stimmt denn nun? An welche Antwort kannst Du Dich alten?

    All diese Antworten, wenn Du sie genauer betrachtest, haben eines gemeinsam: Sie betonen Dein Mitwirken. Du mußt etwas dazutun zu Deiner Erlösung, mal mehr, mal weniger, manchmal nur ganz, ganz wenig, aber eben doch etwas. Und ich frage Dich: Kannst Du das tun? Erinnerst Du Dich noch, was Gott über Deinen Zustand gesagt hat, darüber, wie Du vor der Bekehrung, als natürlicher Mensch, bist? Steht es Dir noch lebendig vor Augen? „Ihr waret TOT in Übertretungen und Sünden.“ schreibt Paulus an die Epheser. „Ihr waret TOT in den Sünden und in der Vorhaut eures Fleisches“, so erläutert er es den Kolossern. Höre: TOT! Geistlich tot! Ja, so ist Dein Zustand ohne den herzlichen Glauben an Christus. Und nun frage ich Dich: Was kann ein Toter dazutun, daß er wieder lebendig wird? Kann er denn irgendetwas dazutun? Nein, wirst Du antworten, gar nichts. Und geradeso ist es auch mit der Bekehrung. So wenig ein leiblich Toter zu seiner leiblichen Auferweckung beitragen kann, so wenig ein geistlich Toter zu seiner geistlichen Auferweckung. Hat Lazarus irgendetwas zu seiner Lebendigmachung beitragen können? Nein! Er wurde von den (leiblich) Toten auferweckt durch Jesu Ruf. Und genauso beschreibt Gott auch die Bekehrung, die neue Geburt (und welches Kind gebärt sich selbst oder trägt dazu etwas bei?) eines Menschen, das Anzünden des Glaubens an den Herrn Jesus: als Auferweckung von den Toten (die 'erste Auferstehung'), als Lebendigmachung: „Da wir tot waren in Sünden, hat er uns samt Christus lebendig gemacht (denn aus Gnaden seid ihr sell worden) und hat uns samt ihm auferwecket und samt ihm in das himmfische Wesen gesetzt in Christo Jesu.“ „Denn aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben, und dasselbige nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme.“ Was ist es also, das Du dazutust, ein Christ zu werden? Es ist nichts, gar nichts. Du kannst es auch nicht. Jesus vergleicht uns einmal mit Bäumen und sagt, daß ein fauler Baum keine gute Frucht bringen kann, eben weil er faul ist. Um gute Früchte zu bringen, müßte er zuvor gut sein. Das kann nur durch eine Änderung seines Wesens geschehen. So ist es auch bei uns. Wir sind wesensmäßig abgrundtief verdorben, gänzlich in der Sünde gefangen und können ohne den Glauben an Christus nichts anderes als nur sündigen. „Denn was nicht aus Glauben kommt, das ist Sünde.“ Auch die Reue, auch das Erschrecken über Deine Sünde, Dein Verzweifeln an Dir selbst: all dies ist nicht Dein Werk. Das ist Gottes Werk, das er durch das Gesetz erreicht. Viele meinen, weil es heißt: „Tut Buße [d.i.: kehret um] und glaubet an das Evangelium“, daß wir dies dann einfach so tun könnten. Aber so wenig Lazarus, als er tot im Grabe lag, dem Ruf " Lazarus, komm heraus!" Folge leisten konnte aus sich, vielmehr dieser Ruf Jesu auch bewirkte, was er forderte, so wenig können wir aus uns umkehren oder auch nur irgendetwas dazu beitragen. „Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst, zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.“ Wer ein Christ ist, wer an Jesus als seinem Heiland glaubt, der tut dies allein aus Gottes Wirken.

    Wie also kommt es zu einem neuen Leben? Dadurch, daß Gott Dir zunächst Dein ganzes Verderben vor Augen stellt und so Deine Reue über Deine Schuld, Deine Sünde, Dein Versagen wirkt - und dann Dir den Herrn Jesus als Deinen Retter, Deinen Erlöser vor Augen malt, als den, der stellvertretend für Dich Gottes Willen erfüllte und die Strafe trug, die Dir galt. Und Gott ruft Dir zu: Glaube an diesen Jesus, den Gekreuzigten, daß er das für Dich getan hat, daß er für Dich am Kreuz starb, daß er so auch Dich mit Gott versöhnte, auch für alle Deine Schuld und Sünde vollkommen bezahlte; auch Dir so die Gerechtsprechung, die Vergebung Deiner Schuld, den Freispruch erwirkte. Als der Gefängniswärter in Philip i die Apostel verängstigt fragte: „Liebe Herren, was soll ich tun, daß ich selig werde?“ so trösteten sie: „Glaube an den Herrn Jesus Christus.“ Denn: „Durch des Gesetzes Werke wird kein Fleisch [d.i.: Mensch] gerecht, denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbaret und bezeuget durch das Gesetz und die Propheten. Ich sage aber von solcher Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesum Christum zu allen und auf alle, die da glauben. Denn es ist hie kein Unterschied; sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den sie an Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist. ... So halten wir nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ Und darum rufe ich Dir auch zu: Glaube an den Herrn Jesus Christus, Deinen Retter.

    Wie also, um die Frage nochmals aufzugreifen, wie also kommst Du zu dem neuen Leben, dem wahren Leben, dem Leben aus Gott? Nicht durch irgendeine Vorbereitung Deinerseits, auch nicht durch irgendein Mittun Deinerseits, einer Hineabe oder Entscheidung - sondern vielmehr dadurch, daß Gott in Dir, in Deinem Herzen das Vertrauen an den Herrn Jesus als an Deinen Heiland, an den, der Dich erlöst hat, der Deine Schuld getragen hat und Dir nun zu einem neuen Leben hilft, daß Gott also dieses Vertrauen denn nichts anderes ist ja der Glaube - erweckt, anzündet, zueignet, schenkt, nachdem er Dich zuvor auch durch die Anklage des Gesetzes zutiefst erschreckt hat. Es ist also Gottes Werk allein. Du kannst nichts machen, Du kannst nur widerstreben. Wenn Du also nicht gläubig wirst an Jesus, so ist das allerdings nicht Gottes, sondern allein Deine Schuld.

    0, liebe Leserin, lieber Leser, wie trostvoll ist doch das, daß wir nicht selbst auch nur irgendetwas dazutun müssen. Denn bedenke doch, wenn auch nur das Allergeringste von Deiner Seite käme - könntest Du jemals froh werden, könntest Du jemals gewiß sein, daß Dir Deine Sünden vergeben, daß Du ein Kind Gottes bist? Nicht wahr, das wäre doch gar nicht möglich, denn immer wieder würde ja die Frage auftauchen: Reicht das aus, was ich getan habe? War es richtig, wie ich es tat? War die Motivation richtig, vollkommen? Wie, wenn es bei mir doch nicht ganz gestimmt hat? Du siehst: die Verzweiflung wäre die Folge - oder Du überspielst es mit pharisäischer Heuchelei. Aber das willst Du gewiß nicht!

    Ja, Deine Gewißheit ist nicht auf irgendetwas in, an, bei Dir gegründet; Du glaubst nicht an Dich selbst, nicht an Erlebnisse, Erfahrungen, Gefühle - auch nicht an Deine Reue, ebensowenig an Deinen Glauben. Nein, Du glaubst an den Mann außerhalb von Dir, an Jesus Christus, der stellvertretend für Dich am Kreuze starb. Du weist einst im Jüngsten Gericht Gott nicht auf Deine eigene, doch so unzulängliche Gerechtigkeit hin – „Denn all unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflätig Kleid“ - als wollest Du sagen: ‚Siehe, Gott, das habe ich vollbracht. Nun mußt du mich doch darum annehmen.’ Sondern Du weist vielmehr hin auf eine fremde Gerechtigkeit, auf die Jesu Christi: ‚Ja, ich bin wohl ein elender Sünder, der alle Strafe verdient hat, aber Jesus Christus hat all meine Schuld getragen. Das glaube ich gewiß.’ Und Christus selbst tritt als Dein Rechtsanwalt, als Dein Fürsprecher beim Vater ein: ‚Dieser Mensch ist allerdings ein elender Sünder. Das ist wohl wahr. Aber, mein Blut ist doch auch für ihn geflossen und hat auch ihn reingewaschen. Er ist doch Kind um meinetwillen.’ Und so hast Du Einlaß in die ewige Herrlichkeit.

    Darum: Glaube an den Herrn Jesus, vertraue ihm, und Du bist gerettet.

    Du hast vielleicht auch das Bedürfnis, Deinen Glauben in einem Gebet anszudrücken, etwa so: Ich danke Dir, Herr Jesus, daß Du auch für mich in diese Welt gekommen bist und auch meine Schuld und Sünden auf Dich genommen hast. Ich danke Dir, daß Du auch mich mit dem Vater versöhnt und mir den Glauben geschenkt hast. Du kennst mich und weißt, was für ein Sünder ich bin. (Hier kannst Du konkret einzelne Sünden aufzählen.) Bitte vergib mir. Danke, daß Du mich erlöst hast und ich ein Kind Gottes bin durch Dich. Erhalte mich im Glauben, Herr Jesus; wohne Du immer in meinem Herzen und hilf mir, als Dein Jünger zu leben. Amen.

Jesus ja - aber die Kirche?

    Es gibt nicht wenige, die sagen: Glauben an Jesus, ja, das ist gut - aber die Kirche: ‚Was soll ich mit der Kirche, die brauche ich doch nicht?! Ich kann doch auch ohne die Kirche Christ sein. Ich habe die Bibel, ich habe gute Predigtliteratur - da brauche ich doch keine Kirche!’ Und andere: ‚Und überhaupt: was die Kirche alles angerichtet hat im Laufe ihrer Geschichte. Nein, mit der Kirche möchte ich nichts zu tun haben.’

    Wie ist es nun: Brauchen wir die Kirche überhaupt? Können wir nicht auch ohne sie leben? Viele meinen es ja und geben den Anschein, als gehe dies auch. Die Fragen aber sind so doch nicht ganz richtig gestellt. Denn wenn wir Christen sein wollen, so geht es nicht mehr darum, was wir meinen, was vielleicht nützlich ist und anscheinend praktikabel - sondern allein darum: Was sagt Gott dazu, welche Hinweise gibt uns Gott, was lernen wir von ihm für unser christliches Leben?

    Und wenn wir die Bibel daraufhin betrachten, so stellen wir, um es schon einmal zu sagen, fest: Es gibt - von extremen Ausnahmen abgesehen - kein Christentum ohne Gemeinschaft, ohne Gemeinde.

    Laßt uns die ersten Christen im Neuen Testament ansehen. Was hatte ihnen Jesus kurz vor seiner Himmelfahrt befohlen? Sie sollten sich trennen, jeder nach Hause gehen, für sich warten, was kommen werde? Nein! sie sollten vielmehr nicht von Jerusalem weichen. Und wir lesen dann von ihnen, daß „diese alle waren stets beieinander einmatig mit Beten und Flehen“. Stets waren sie beieinander, einmütig, mit Flehen und Beten. Das machte schon diese Urgemeinde, wenn wir sie so nennen wollen. Auch vom Pfingsttage heißt es: „Sie waren alle einmütig beieinander.“ Und wie wird uns dann die Jerusalemer Gemeinde geschildert, die an diesem Pfingsten aus Petri Predigt erwuchs? „Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. ... Alle aber, die gläubig waren worden, waren beieinander und hielten alle Dinge gemeinsam. ... Und sie waren täglich und stets beieinander einmütig im Tempel und brachen das Brot hin und her in den Häusern.“ Auch hier sehen wir wieder: sie waren nicht für sich, vereinzelt, isoliert, nein, sie waren beieinander. Christenleben ist vorallem auch Gemeindeleben. Und wir lernen auch warum: um der Unterweisung zunächst. Es wurde ihnen gepredigt über die Lehre der Apostel, sie wurden darüber unterrichtet; sie beteten zusammen, denn gerade auch auf das gemeinsame Gebet hat

    Christus große Verheißungen gelegt: „Wo zwei unter euch eins werden auf Erden, warum es ist das sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.“ Und sie feierten zusammen das Heilige Abendmahl, das ja auch ein Gemeindemahl ist, bezeugend: ‚Die, die da zusammen Christi Leib und Blut in, mit und unter Brot und Wein empfangen, die gehören zusammen, die sind eins im Bekenntnis, in der Lehre.’ Und wir lesen weiter, wie die Gemeinde auch im äußeren Leben zusammengestanden hat, daß sie einander halfen, dienten, so die rechte Nächstenliebe übten. Schon im Alten Testament zeigt er uns ja: „So ist es je besser zwei denn eins; denn sie genießen doch ihre Arbel wohl. Fällt ihrer einer, so hilft ihm sein Gesell auf. Wehe dem, der allein ist! Wenn er fällt, so ist kein anderer da, der ihm aufhelfe.“ 0, wie wichtig ist es gerade im Glauben, austauschen zu können, miteinander zu sprechen, für einander beten zu können, Seelsorge zu empfangen und zu üben, die Vergebung zugesprochen zu bekommen, einander zu beraten, über Fragen, Pläne zu sprechen, einander zu ermutigen und zu helfen. Das alles soll in der Gemeinde geschehen, in der nicht von ungefähr das Wort ‚gemeinsam’ darinnen steckt: sie soll Geschwisternschaft im rechten Sinne sein. Der Kern aber, wie wir gesehen haben, woraus die Gemeinschaft erwächst, worinnen sie gegründet ist, wodurch sie bewahrt, gereinigt, gefestigt wird, das ist die Predigt des Wortes Gottes, des Evangeliums Christi vornehmlich, und die Austeilung der Sakramente, Taufe und Abendmahl und dann, als Antwort: das gemeinsame Gebet.

    Wäre es da nicht traurig, ja: wäre es nicht ein großer Verlust, wenn Du, liebe Leserin, lieber Leser, Dich nicht einer rechtgläubigen Gemeinde anschlössest? Es wäre ein gewaltiger Verlust für Dich selbst und für die Gemeinde. Denn „in einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zu gemeinem Nutzen“. Du hast Gaben, Talente, Fähigkeiten, die andere so nicht haben und die darum die Gemeinde benötigt. Und andere haben Gaben, Fähigkeiten, die Du nicht hast, die aber Dir gut dienen. Darum hat euch Gott zusammengestellt. Darum auch vergleicht Gott die Gemeinde mit einem ‚Leib’ mit vielen Gliedern, Augen, Ohren, Beinen, Händen: jeder ist anders, jeder hat seine Bedeutung, sie sind einander zugeordnet.

    Es ist Gott darum nicht gleichgültig, ob Du, wenn es örtlich möglich ist, Dich einer rechtgläubigen Gemeinde anschließt oder nicht. Gott hat es nicht in Dein Belieben gestellt, sondern es ist Gottes Ordnung und Befehl. Das hat, wie wir sahen, schon Jesus gezeigt, als er den Jüngern befahl, in Jerusalem zu bleiben und Pfingsten zu erwarten. Wir lesen auch, im Zusammenhang mit der sichtbaren Gemeinschaft oder Versammlung um Wort und Sakrament: „Der Herr aber tat hinzu täglich, die da selig wurden, zu der Gemeinde.“ Damit zeigt Gott an: Er hat es niemandem in seine Beliebigkeit gestellt, ob er Glied einer rechtgläubigen Ortsgemeinde ist oder nicht, sondern Gott setzt uns hinein in solche Gemeinde.

    Dies zeigt sich auch noch an etwas anderem. Gott hat seiner Kirche, d.h. der Gemeinschaft derer, die an den Herrn Christus als an ihren Heiland, Erlöser, Erretter glauben, die Kirchen- oder Schlüsselgewalt gegeben, also die Vollmacht, Menschen in ihren Sünden zu binden, also sie in der Verdammnis zu belassen, und Menschen aus ihren Sünden zu lösen, also ihnen die Vergebung ihrer Schuld, die Gotteskindschaft zuzueignen. Das ist recht eigentlich DIE Vollmacht, Gewalt der Kirche und jedes einzelnen Christen, die sich zeigt im Gebrauch der Predigt von Gesetz und Evangelium und der Verwaltung der Sakramente. Gott aber hat nicht nur die Kirche insgesamt mit dieser Vollmacht ausgerüstet und ihr befohlen, die frohe Botschaft auszubreiten - es wird das auch das allgemeine Priestertum genannt, das jeder Christ durch die Bekehrung, Wiedergeburt hat. Gott hat, um bei unserer Schwachheit, Wankelmütigkeit, Lauheit sicherzustellen, daß diese absolut lebenswichtige Botschaft vom wahren Leben, vom ewigen Leben, von der Erlösung von Sünde, Schuld und Verdammnis auch wirklich ausgebreitet wird, und damit dies auch in rechter Ordnung geschieht, das Amt des Wortes und der Lehre, d.i.: das heilige Predigtamt in der örtlichen Gemeinde eingesetzt, das die Gemeinde aufrichten und in das sie berufen muß. Dieses öffentliche Amt ist also durchaus unterschieden vom allgemeinen Priestertum, denn nicht alle sind Pastoren, nicht jeder soll sich aufwerfen zu lehren; es ist ein Amt, in das nur der Mann kommt, der von Gott durch die Gemeinde hineinberufen wird und wozu auch besondere Gaben nötig sind. Er handelt dann auch anstelle der Gemeinde, von Gemeinschaftswegen. Wenn Gott nun dieses Amt befohlen hat - wie können wir uns dann von der Gemeinde, durch die es aufgerichtet wird, in der es wirkt, fernhalten?

    Und Gott hat es ja um nichts anderes als um Deinet- und meinetwillen eingesetzt, nämlich daß er uns durch die Predigt von Gesetz und Evangelium und die Verwaltung der Sakramente zum Glauben an Jesus helfe, uns darinnen erhalte, stärke, festige und so geleite zur ewigen Herrlichkeit.

    Und aus keinem anderen Grund hat er ja auch die Ortsgemeinde als Haus der Christen geordnet, befohlen: eben damit darinnen wir diese von Gott eingesetzten Gnadenmittel gebrauchen, die Absolution, also die Vergebung der Sünden, die Lossprechung von unserer Schuld, den Freispruch empfangen. Ja, liebe Leserin, lieber Leser, das behalte bei allem im Auge, das ist auch das Zentrum der Heiligen Schrift, der Bibel, und des ganzen christlichen Glaubens: das Evangelium, die frohe Botschaft von der Erlösung, Errettung durch Christus. Um Dich und mich und noch viele Menschen zu erretten, zu erlösen für die Ewigkeit, darum hat Gott die Kirche gegründet, hat ihr das Evangelium in Wort, Taufe und Abendmahl gegeben und hat das Predigtamt in der örtlichen Gemeinde eingesetzt; darum taufen wir Säuglinge und ungetaufte Erwachsene; darum wird Gottes Wort gepredigt, darum die Absolution, die Lossprechung Einzelnen und der versammelten Gemeinde zugesprochen, darum feiert die Gemeinde das heilige Abendmahl und empfängt Christi Leib und Blut in, mit und unter Brot und Wein zum mündlichen Genuß: den Leib, den Christus für uns dahingab, das Blut, das er für uns vergoß.

    Und darum hat uns Gott auch sein Wort gegeben, die Bibel: „Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt.“ „Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben.“ Ist es nicht so, liebe Leserin, lieber Leser, wenn wir ein wichtiges Wort von jemand bekommen, so bewahren und behüten wir es besonders. Und so sollen wir es mit Gottes Wort auch machen, sollen es nicht fälschen, nicht anders lehren, als er gelehrt hat. Christus selbst sagt uns: „Wenn ihr an meiner Rede bleibet , so seid ihr meine rechte Jünger; und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euchfrei machen.“ Und Gott ermahnt uns: „Ich ermahne aber euch, liebe Brüder, daß ihr aufsehet auf die, die da Zertrennung und Argernis anrichten neben der Lehre, die ihr gelernt habt, und weichet von denselbigen.“ denn: „Die Gemeinde des lebendigen Gottes“ ist „ein Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit.“ Darum wacht Gott eifersüchtig über seinem Wort und will, daß wir es ebenso tun. Darum gibt es Trennungen: weil viele abweichen von Gottes Wort und sich somit von seiner Lehre trennen. Gott aber will, daß wir in rechtgläubiger Gemeinde Glied sind, will uns den ganzen Segen seines Wortes geben.

Als Christ leben - aber wie?

    Was ist denn ein Christ für ein Mensch? Unterscheidet er sich denn von anderen Menschen oder ist er nicht geradeso wie alle anderen auch? Das sind wichtige Fragen, die von Christen ebenso gestellt werden wie von Nichtchristen, die, wie ihr selbst gut wißt, die Christen sehr genau beobachten. Was ist nun ein Christ?

    Das, was Dich im Kern ausmacht, wenn Du ein Christ bist, ist, daß Du an den dreieinigen Gott glaubst als an Deinen himmlischen Vater, Deinen Schöpfer, an Jesus Christus, Deinen Heiland und Erlöser, als an den, der für Dich gestorben und auferstanden ist, an den Heiligen Geist als dem, der Dich durch Wort und Sakrament zum Glauben gebracht hat und auch darinnen erhält: daß Du also gewiß bist: wie sehr auch das Gesetz Dich verklagt wegen Deiner Schuld, Sünde, Deinem Versagen - und Du mußt ihm recht geben -, daß Du dennoch Gottes liebes Kind bist: nicht, weil doch noch etwas Gutes an Dir sei, sondern weil der Herr Jesus alle Deine Sünde und Schuld am Kreuz getragen hat.

    Aber der Glaube, der ja in seinem Wesen nichts anderes ist als herzliches, inniges Vertrauen, der meint nicht nur den Glauben an Christus als Deinen Heiland: das ist der Kern, der Stamm, der rechtfertigende, seligmachende Glaube, von dem alle anderen Glaubens-, Vertrauenszweige herkommen. Er meint nämlich auch dann, als Folge, das ganze herzliche Vertrauen auf Gott in allen Dingen: daß er als Dein Dich liebender Vater für Dein geistliches Wohlergehen sorgt, sich um Dich kümmert, Dich im Glauben bewahrt zur ewigen Seligkeit durch Wort und Sakrament. Aber er will auch Dein Vater sein in den leiblichen Dingen, der Dir Arbeit, Auskommen, Nahrung, Wohnung, Ehefrau, Familie gibt und Dich durch alle Anfechtungen, Nöte, Verzweiflungen des Lebens führt. Glaubst Du ihm das? Es ist immer wieder von neuem ein großer Glaubensschritt, ein Schritt ins Ungewisse. Aber: diese Brücke trägt - Du wirst es jedoch nur merken, wenn Du sie auch betrittst.

    Wie aber kannst Du in diesem Glauben im Alltag fortschreiten, bestehen in den Anfechtungen, stärker, bewahrt werden? Das ist nicht anders möglich, als daß Du Dich wirklich von Gott an der Hand nehmen und führen läßt durch dieses Leben, die Schritte vertrauensvoll tust, die nötig sind. Das kannst Du aber nur, kannst auch Deinen Heiland und Vater und seinen Willen nur immer besser erkennen, wenn Du aus seinem und in seinem Wort lebst. Lies die Bibel täglich, in der Frühe, wenn möglich, am Abend, tagsüber einmal, wenn sich die Gelegenheit bietet. Lies sie betend, bitte um Gottes Heiligen Geist, daß er Dein Herz aufschließe für Gottes Wort und Dich willig mache, ihm nachzufolgen. Bewege Gottes Wort in Deinem Herzen, denke darüber nach - und halte es fest im schlichten, einfältigen Glauben.

    Aber lies es nicht nur für Dich: Rede auch darüber in Deiner Familie, bete mit den Deinen; wenn ihr in einer Gemeinde seid, komme mit anderen in Deiner Gemeinde zusammen zu Austausch und Gebet, nimm regelmäßig am Gottesdienst teil und empfange das Heilige Abendmahl. Und: Diene gemeinsam mit den anderen Gliedern in Deiner Gemeinde, etwa bei Evangelisationen; sage Gottes frohe Botschaft weiter, wo immer Du Gelegenheit findest; beteilige Dich an missionarischen Aktivitäten Deiner Gemeinde und unterstütze die Missionstätigkeit Deiner örtlichen Gemeinde und Deines Gemeindeverbandes.

    Christ sein, das heißt dann auch: Dein ganzes Leben, Dein Alltag ist geprägt vom Glauben an den Herrn Jesus, ist geprägt von seinem Wort, der Bibel. Ja, liebe Leserin, lieber Leser, sei ein rechter Christ, ein Bibelchrist, also einer, der aus der Bibel lebt. Das meint wirklich alle Bereiche des Lebens. Ob Du arbeitest, wie und mit welcher Haltung, das lernst Du aus Gottes Wort, das gerade auch in dieser Hinsicht sagt: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen.“ Die Welt um Dich her mag an vorehelichem und außerehelichem Geschlechtsverkehr, an Ehebruch und Scheidung, an Karrieredenken, Ehrgeiz, Gewinnstreben, an Stolz oder Neid, an Betrug und Diebstahl nichts auszusetzen finden: Du aber weißt aus Gottes Wort: „Du sollst nicht ehebrechen.“ „Du sollst nicht stehlen.“ „Du sollst nicht begehren.“ „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Du weißt also z.B., daß Du keusch und züchtig in Gedanken, Worten und Werken leben sollst, ehrlich und wahrhaftig, nicht an dieser Welt kleben, sondern an Gott und auf ihn all Dein Vertrauen setzen. Auch Abtreibung und Homosexualität sind heute gesellschaftsfähig Du aber hast Gottes Wort vor Augen: „Du sollst nicht töten.“ und daß Homosexualität „Schande“ ist, ein „Dahingegebensein“ in schreckliche Sünde. Bitterkeit und Grimm, Haß und Zorn, Arger und Bosheit sitzen tief in unserem Herzen - aber durch Gottes Wort weißt Du: das alles ist Sünde und bekennst es vor Deinem Heiland und bittest ihn, daß er Dich doch mit seiner Liebe erfüllen und Dir zu Nächstenliebe helfen möge. Als Christ kannst Du nicht betrügen oder stehlen, auch da nicht, wo es so sehr üblich geworden ist in der heutigen Gesellschaft - etwa im Steuerbereich, Sozialbereich, Lohnwesen, Betriebseigentum. Dein Gewissen ist geprägt von Gottes Wort, dadurch auch Deine Gedanken, Worte, Deine Taten. Darum ist es so wichtig, daß Du im Wort Gottes lebst. Sehr hilft Dir dabei auch Luthers Kleiner Katechismus und zur Vertiefung sein Großer Katechismus, wo er die Grundlinien anschaulich darlegt.

    Wenn Du nun so lebst, konsequent, bewußt, so sei gewiß: Kreuz, Anfechtung, auch Feindschaft und Verfolgung werden nicht auf sich warten lassen: „Denn wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen. " und: "Alle, die gottselig leben wollen, müssen Verfolgung leiden.“ Denn: „Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb, dieweil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählet, darum hasset euch die Welt.“ Ja, wenn Du wahrhaft als Salz der Erde und Licht der Welt lebst, so merkt das die Welt und spüren die Menschen, daß sie selbst nicht so sind. Und das gibt ihnen einen Stich ins Herz. Mancher wird dadurch zu weiterem Fragen bewegt und durch Gottes Gesetz zu Reue und Buße geführt - aber nicht wenige werden böse, wollen die Anklage nicht dulden und verstocken sich - und hassen.

    Es gibt mancherlei Gruppen, die sagen: Wenn Du erst Christ bist, so geht es Dir gut, dann hast Du immer Freude, dann wirst Du nicht mehr krank, dann regeln sich alle Deine Probleme. Glaube ihnen nicht. Das sind alles infame Lügen. Jesus hat das, wie Du gehört hast, nicht verheißen. Wer ihm nachfolgen will, wer ein Christ, ein Jünger Jesu sein will, der, so hat Jesus gesagt, soll sein eigenes Kreuz auf sich nehmen und ihm nachfolgen. Die Kirche in dieser Welt und das Christsein in dieser Welt sind keine triumphalen Sachen, sondern Leben unter dem Kreuz: nämlich als Sünder aus der Vergebung; . als Menschen in Anfechtung, auch Krankheit, äußerer Not, Bedrängnis, inneren Qualen: und immer wieder ringend um den Trost von dem Gekreuzigten, „der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde“. Darum können wir „hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Gnadenstuhl, auf daß wir Barmherzijkeit empfangen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not sein wird“.

    Und warum geschieht solches? Siehe: Das ist Gottes Schule an uns, der uns so immer mehr reinigen will von allem Weltwesen, von aller Kraft der Sünde, von allem Verkehrten, das uns durchzieht, „auf daß euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde denn das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewähret wird, zu Lobe, Preis und Ehren, wenn uns offenbaret wird Jesus Christus“.

Die getroste und gewisse Hoffnung: Das Schönste kommt erst noch

    Müssen wir darum nun betrübt in die Zukunft blicken, bedrückt und besorgt sein hinsichtlich dessen, was noch kommen wird7 Nein! Durch Paulus lenkt Gott vielmehr unseren Blick auf die wahre, die ewige Zukunft, die uns bevorsteht, gegenüber der unser Erdenleben nur eine kurze Wegstrecke ist: „Ich halte dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbaret werden.“ „Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und aber alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“ Das, liebe Leserin, lieber Leser, laßt uns immer vor Augen haben: wir sind hier nur auf der Pilgerschaft, auf der Wanderschaft in die Heimat, den Himmel, Gottes ewiges Haus, eine Wanderschaft durch die Fremde. Und dort hat unser lieber Herr Christus uns längst die Stätte bereitet, die Wohnung hergerichtet, und es erwartet uns eine Herrlichkeit, die nicht zu beschreiben ist. Gott zeichnet uns einige Züge: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“

    Wann wird das sein? Wir würden natürlich so gerne wissen, wann es soweit ist. Aber Gott hat uns den Zeitpunkt wohlweislich verschwiegen, damit wir nicht lässig und lau werden. Aber es wird bald sein. Von den Zeichen der Zeit her können wir sagen: der Jüngste, der Letzte Tag wird bald sein, der Tag, an dem Jesus wiederkommt zum Gericht über alle, die nicht an ihn glauben oder schon im Unglauben verstorben sind; zum Heil aber, zur Errettung, zur Freude für alle, die an ihn glauben oder schon im Glauben entschlafen sind.

    Darum laßt uns im rechten herzlichen Glauben stehen an ihn, der uns so sehr liebt, daß er am Kreuz für uns starb und so unsere Schuld, Sünde und Strafe trug - und laßt uns glauben an ihn und im Vertrauen auf ihn durch dieses Leben gehen, der ewigen Herrlichkeit entgegen; laßt uns „Die Häupter erheben, darum, daß sich unsere Erlösung nahet“.