Einige Worte zur Kindertaufe

 

Von Gisle Johnson

 

Übersetzung der Ausgabe Christiania, Verl. Jacob Dybwad, 1857, mit deepL. Originaltitel: Nogle Ord om Barnedaaben

Herausgegeben von Roland Sckerl, Durmersheim 2024

(Zwischenüberschriften ergänzt vom Herausgeber)

 

Warum über die Kindertaufe sprechen?

    Was einen norwegischen Theologen in unseren Tagen dazu bewegen kann, ein paar Worte über die "Kindertaufe" in die Welt hinausgehen zu lassen, kann für jeden, der mit den religiösen Bewegungen und kirchlichen Kämpfen der Zeit nicht völlig unvertraut ist, kein Geheimnis sein. Seit einiger Zeit ist die Lehre von der heiligen Taufe einer der Punkte, die nicht nur Gegenstand der Aufmerksamkeit und des Nachdenkens waren, sondern auch Bewegung, Unruhe und Zwietracht unter denen hervorgerufen haben, die in diesem Land gläubige Christen sind oder als solche betrachtet werden. Wenn es auf der einen Seite diejenigen gab, die glaubten, dass dieses Mittel der Ernährung von vielen der "Erweckten" unserer Tage nicht voll genutzt wurde, und deshalb glaubten, dass sie den vergessenen und verachteten Schatz fleißig aus seinem Versteck holen und seinen Wert mit aller Kraft in das Herz der Gemeinde legen müssten, dann fehlte es auf der anderen Seite nicht an denen die behaupteten, dass der Taufe auf diese Weise mehr zugeschrieben wurde, als ihr nach dem Wort Gottes wirklich zusteht, oder dass ihr Wert wenigstens in einer Weise behauptet wurde, die nichts anderes bewirken konnte, als die Heilsordnung zu verwirren und zu stören und die schlummernden Gewissen noch tiefer in ihre Vision des Schlafes zu stürzen. Es würde zu weit führen, wenn ich mich hier auf eine eingehende Prüfung der Berechtigung oder Nichtberechtigung der Ansprüche einließe, die sich in diesem Streit gegenüberstanden; aber nicht zu diesem Zweck habe ich diese Tatsache hier erwähnt, sondern nur, um zu zeigen, dass die Umstände seit langem jeden ermutigen, der sich berufen fühlen mag, zu versuchen, etwas mehr Klarheit in diese wichtige Angelegenheit zu bringen. Dieser Ruf ist nun aber in diesen letzten Tagen dringender denn je geworden. Der besagte Streit hat nämlich keineswegs die strittige Frage klarer beleuchtet und damit zu einer Versöhnung oder Nivellierung der Differenzen geführt, sondern im Gegenteil eine der beiden streitenden Parteien zumindest teilweise in eine Extremität getrieben, in der ihre Abweichung von der Lehre der Kirche in dieser Frage offenkundig geworden ist. Jeder weiß, dass ich mich auf den schweren Schlag beziehe, der unsere Kirche im Laufe des letzten Jahres durch den Austritt mehrerer ihrer Mitglieder und die Bildung von "apostolischen Freikirchen" getroffen hat, deren Auslöser die Ablehnung der Kindertaufe war. Dieses Ereignis, wie auch immer man es beurteilen mag, hat zweifellos mehr als alles andere gezeigt, wie groß die Verwirrung unter uns in Bezug auf das wahre Wesen und die Bedeutung der Taufe gewesen sein muss, wie allgemein das Bedürfnis in der Gemeinde nach einer erneuten Diskussion dieser für den einzelnen Christen wie auch für die gesamte Kirchengemeinschaft so wichtigen Frage sein muss, und wie dringend notwendig ist es daher, dass jeder, der glaubt, etwas zur Linderung dieser Not beitragen zu können, bereitwillig seinen Teil dazu beiträgt, ohne sich durch die vielen Dinge davon abhalten zu lassen, die ihm unter anderen Umständen wohl als Entschuldigung dienen könnten, wenn er das Schweigen dem Reden vorzöge.

    So geht es mir jedenfalls in diesem Augenblick, wenn ich im Namen Gottes, wenn auch nicht ohne Furcht und Zittern, zur Feder greife, um "einige Worte über die Kindertaufe" an die Gemeinde zu senden, der ich mich auch berufen fühle, mit meinem Pfund zu dienen. Erst nach langem Zweifeln und Zögern habe ich mich zu diesem Schritt entschließen können. Ich habe zwar nie einen Augenblick an der Notwendigkeit eines Vortrages, wie ich ihn hier halten möchte, gezweifelt, aber umso unsicherer war ich über meine Berufung zu einer solchen Arbeit. Wenn es mir einerseits durch meine Stellung als theologischer Hochschullehrer leichter als vielen anderen zu fallen scheint, mich zu der vorliegenden Frage zu äußern, so konnte mich andererseits die Schwierigkeit der Aufgabe im Verhältnis zu meinen in mehr als einer Hinsicht schwachen Kräften und vor allem meine allzu natürliche Furcht, nicht die nötige Gabe zu besitzen, ganz klar und verständlich zu denen zu sprechen, die in dieser Angelegenheit in erster Linie Information und Anleitung zu brauchen schienen, von jedem Versuch in dieser Richtung nur abhalten. Was aber schließlich meine Zweifel überwunden und alle Bedenken zerstreut hat, ist vor allem der Umstand, dass ich in letzter Zeit von verschiedenen Seiten ausdrücklich aufgefordert worden bin, meine Meinung zu den beiden Fragen zu äußern, die im letzten Jahr so viele aufrichtige Herzen unter uns in Aufruhr und Angst versetzt haben, nämlich der Austritt aus der Staatskirche und die Kindertaufe. Ich habe solche Bitten nicht nur von Brüdern erhalten, die in der Beantwortung dieser Fragen mit mir übereinstimmten und von mir das ausgedrückt sehen wollten, was unsere gemeinsame Meinung und Überzeugung war, sondern sie kamen auch von solchen, die noch im Ungewissen waren, was sie glauben und tun sollten, und deshalb meine Meinung zu dem, was sie bedrückte, hören wollten, um, wenn möglich, etwas mehr Licht in die Sache zu bekommen. Vermutlich ist es die ausdrückliche Aufforderung der letzteren, die mich veranlasst hat, das zu versuchen, wozu mir der Herr hier die Gnade geben wird. Ich glaubte darin einen Schrei der Not zu hören, den ich um des Gewissens willen nicht ungehört zu lassen wagte, wie sehr Fleisch und Blut auch davor zurückschrecken mögen, ihm zu folgen.

    Was mich also wesentlich zu meinem Entschluss bewogen hat, ist in Verbindung mit der Erwägung der mir im Augenblick zur Verfügung stehenden Zeit und Kraft auch der bestimmende Faktor für die Art und Weise geworden, in der ich mich im Folgenden bemühen werde, das unverdiente Vertrauen, mit dem mir bei dieser Gelegenheit so viele bekannte und unbekannte Glaubensbrüder begegnet sind, nach bestem Vermögen zu beantworten.

    Dies ist also der erste Grund, warum ich mich hier nur mit einer der beiden Fragen befassen will, zu denen ich mich zu äußern aufgefordert worden bin. Wenn es auch einige geben mag, denen die Frage des Austritts aus der Staatskirche am nächsten, am wichtigsten und am dringlichsten erscheint, so muss ich doch nach allem, was ich erlebt habe, davon ausgehen, dass es die andere Frage der Kindertaufe ist, die gegenwärtig die Gewissen am meisten drückt und bedrückt, und da eine auch nur einigermaßen befriedigende Antwort auf diese eine Frage zweifellos alle Zeit und Energie erfordern wird, die ich für eine solche Arbeit erübrigen kann, so bleibt mir im Augenblick nichts anderes übrig, als mich auf das zu beschränken, was ich für das Notwendigste halten muss. Ob ich später Gelegenheit haben werde, mich, wenn ich es wünsche, auch über die "Resignation" zu äußern, liegt in der Hand des Herrn[1].

    Das ist aber auch der Grund, warum die folgenden "Worte zur Kindertaufe" keineswegs den Anspruch erheben, als eine umfassende, erschöpfende Antwort auf die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Kindertaufe angesehen zu werden. Mein Gedanke und meine Absicht mit diesen Zeilen ist es, ein offenes und einfaches Zeugnis dessen zu geben, was in diesem Stück mein Glaube und meine Lehre ist, von der ich glaube, dass sie fest auf dem Wort Gottes beruht. Als ein solches Zeugnis gehen sie unter den Brüdern weiter in seinem Namen, der Amen ist, der treue und wahre Zeuge. Ihm sei das Zeugnis empfohlen, auf dass es zur Ehre seines Namens und zur Ausbreitung seines Reiches diene.

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Die lutherische Kirche und die Kindertaufe

    Ich bin nach meiner Meinung zur Kindertaufe gefragt worden. Diese Frage ist, soweit ich weiß, eigentlich eine doppelte Frage. Sie wollen zum einen wissen, was ich über die Anwendung der Taufe auf kleine Kinder glaube und lehre, und zum anderen, worauf ich diesen Glauben und diese Lehre stütze.

    Die erste dieser beiden Fragen könnte ich wirklich sehr kurz beantworten, indem ich erkläre, dass ich in diesem Stück wie in jedem anderen mit aller Überzeugung des Herzens den Glauben und das Bekenntnis der Kirche teile, der ich angehöre und in deren Dienst ich arbeite. Ich bin durch die Gnade Gottes ein evangelisch-lutherischer Christ und finde keinen Grund, das gute Bekenntnis meiner Kirche in Bezug auf die Kindertaufe, wie auch in jedem anderen Glaubensartikel, aufzugeben oder davon abzuweichen. Bei dieser einfachen und geradlinigen Aussage könnte ich es belassen, wenn ich nicht zu befürchten hätte, dass die Meinung, in der ich mich damit der Kirche und ihrem Bekenntnis anschließe, von dem einen oder anderen missverstanden werden könnte, und auch annehmen müsste, dass es eher notwendig wäre, dass mehr Menschen etwas genauer erklärt und entwickelt bekommen, was die Lehre der lutherischen Kirche und damit auch meine Lehre zur Kindertaufe ist.

    Mir ist nicht unbekannt, womit ich mich leicht bei einigen von denen exponiere, denen dieses Zeugnis in erster Linie gegeben werden sollte, indem ich mich, wie ich es hier getan habe, auf die Kirche beziehe und mir darüber hinaus ihr Bekenntnis und ihre Lehre zu eigen mache. Es ist traurig, aber eine traurige Wahrheit, dass zu viele in unseren Tagen, sei es im Glauben oder im Unglauben, in törichtem Eifer oder in geistiger Unwissenheit, so von der Kirche, vom Glauben an sie und von der Bekehrung zu ihr sprechen, dass es nur diejenigen sehr gekränkt hat, die wissen, an wen sie als den Fels ihres Heils glauben, und den Hirten und Aufseher der Seelen kennen, zu dem sie sich bekehrt haben, sondern es hat auch bei vielen von ihnen das Wort "Kirche" in einen heiligen Verruf gebracht, dass sie selbst es wie eine Plage meiden und es kaum ertragen können, wenn es von anderen ausgesprochen wird, ohne dass sie sofort von Verdacht und Furcht vor päpstlichem Sauerteig ergriffen werden. Unter diesen Umständen muss ich natürlich darauf gefasst sein, dass die Aussage, die ich oben über mein Verhältnis zur Kirche gemacht habe, denselben Verdacht gegen mich erwecken und ein Vorurteil gegen dieses Zeugnis hervorrufen könnte, was dazu führen würde, dass das Ganze ungelesen und ungeprüft bleibt. Diese Möglichkeit veranlasst mich zwar nicht, ein Wort von dem, was ich gesagt habe, zurückzunehmen, aber sie verpflichtet mich, die Bedeutung des Gesagten etwas näher zu erläutern.

    Wenn ich hier also die Kirche erwähne, dann nur, weil es mir unsagbaren Trost und Freude bereitet, zu wissen, dass ich mit meinem armseligen Zeugnis nicht allein auf der Welt bin, sondern eine Vielzahl von Zeugen vor mir und um mich herum habe, mit denen ich den Glauben meines Herzens und das Bekenntnis meines Mundes teile. Ich weiß, dass es für den Menschen nicht gut ist, allein zu sein, denn von Anfang an wurde er von Gott geschaffen, um nicht nur mit ihm, sondern auch mit allen, die nach seinem Bild geschaffen sind, in Gemeinschaft zu sein. Ich weiß aber auch, dass diese ursprüngliche Gemeinschaft, nachdem sie durch die Sünde gestört worden war, nun von dem erneuert und wiederhergestellt worden ist, der unser Friede ist und hat durch den Tod alle, die an ihn glauben, zu einer Gemeinschaft mit Gott versöhnt hat. Deshalb kann ein Christ niemals allein stehen, sondern alle, die durch den Geist Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus haben, müssen auch untereinander Gemeinschaft haben. Jeder, der wirklich zum Herrn gehört und seinen Geist in seinem Herzen wohnen hat, ist auch Glied eines heiligen Leibes, der in ihm sein himmlisches Haupt hat, und dieser sein Leib auf Erden, diese Gemeinschaft derer, die in ihm ihren einen Herrn und Heiland haben, die Gemeinde, die er durch seinen Geist beruft, versammelt, erleuchtet, heiligt und erhält, und der er die Verwaltung der Gnadenmittel anvertraut hat, durch die er alle Sünder seines Heils teilhaftig machen will, diese "Versammlung der Heiligen oder Gläubigen, in der das Evangelium recht gepredigt und die Sakramente recht verwaltet werden", ist die Kirche, d.i. die Versammlung des Herrn. Wenn nun die Kirche ihrem Wesen nach die Versammlung der Gläubigen ist, so hat und besitzt sie die selige Wahrheit nicht nur im Wort, in dem Gott sie ein für allemal geoffenbart und begründet hat, sondern auch in ihrem Glauben, in dem einer das, was ihm so im Wort geoffenbart ist, angenommen und sich angeeignet hat, und in seinem Glaubensbekenntnis, in dem er zum Lobe seines Herrn und zur Ausbreitung seines Reiches wieder ausspricht, was er im Glauben erkannt hat. Solange er aber in dieser Welt ist, hat er diesen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen. Es genügt nicht, dass ihr Verständnis der Wahrheit immer nur bruchstückhaft und unvollkommen ist, so dass sie sich erst nach und nach, wenn sie immer tiefer in das geoffenbarte Wort Gottes eindringt, dem Ziel, der Reife des Menschen, dem Zeitalter der Fülle Christi, der vollen Einheit des Glaubens und der Anerkennung des Gottessohnes nähern kann. Aber in diesem Wettlauf zum Ziel der Vollkommenheit, in dieser schönen Erfahrung dessen, der das Haupt ist, wird sie auch auf vielerlei Weise gestört und behindert durch die Sünde, die sie leicht befällt, durch den Geist des Unglaubens, der Verblendung und der Falschheit, der nicht nur in Heuchlern oder falschen Gliedern in die äußere Kirche eindringen und sich Raum verschaffen kann, sondern der oft auch die wahren und aufrichtigen Glieder der Kirche zum Teil blenden kann, so dass sie sich nicht, wie es sich gehört, in allem der Wahrheit beugen und alle Gedanken unter den Gehorsam Christi gefangen nehmen. Daraus folgt, dass die Kirche nicht, wie sie sollte, in allen ihren guten Gliedern in der Erkenntnis der Wahrheit stetig von Klarheit zu Klarheit fortgeschritten ist, sondern dass stattdessen die Reinheit der Lehre in ihr sehr ungleich ist, je nach dem unterschiedlichen Gehorsam und der unterschiedlichen Treue, mit der das Wort der Wahrheit von ihren Gliedern zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten angenommen und bewahrt worden ist. In unseren Tagen sehen wir sie infolgedessen in viele verschiedene Kirchen oder Abteilungen von Kirchen geteilt, und wenn wir jemals vergessen sollten, dass die Gnadenmittel des Herrn mächtig und wirksam für die Rettung der Seelen sind, wo immer sie wirklich gebraucht werden, und dass er daher in jeder dieser Kirchen die Seinen haben kann, dürfen wir aber den Unterschied zwischen ihnen nicht mit Gleichgültigkeit betrachten, sondern müssen im Gegenteil an derjenigen von ihnen festhalten, auf die uns der Herr selbst durch seinen Geist und sein Wort hinweist, weil sie vor allen anderen das Licht des reinen Wortes und die rechte Verwaltung der Sakramente hat. Aus diesem Grund und in diesem Sinne bekenne ich mich zur evangelisch-lutherischen Kirche. Durch das Wort und die. Sakramente hat mich der Herr in seiner Barmherzigkeit zu dem gemacht, was ich bin, doch halte ich nichts für wahr, weil ich es von ihr verkündet finde oder mit ihrem Bekenntnis übereinstimme, sondern im Gegenteil halte ich sie für die wahre Kirche des Herrn über alle anderen, weil ich finde, dass sie den größten Gehorsam in der Beugung vor der in der Heiligen Schrift geoffenbarten Wahrheit und die größte Treue in der Bewahrung derselben gezeigt hat und daher mehr als alle anderen als "die rechte Säule der Wahrheit" oder als die Kirche bezeichnet werden muss, "in der das Evangelium recht gepredigt und die Sakramente recht verwaltet werden. "

    Dass ich mit einer solchen Sicht der evangelisch-lutherischen Kirche keinen papistischen Götzendienst mit ihr betreibe, bedarf kaum eines weiteren Beweises. Aber noch weniger ist der Mann, nach dem es üblich geworden ist, diese Kirche zu benennen, "als ein Götze aufgestellt und angebetet, als ein Hindernis für die volle Reformation und den Sieg der Wahrheit."[2] Luther ist so wenig wie Paulus derjenige, der für uns gekreuzigt wurde und auf dessen Namen wir getauft sind. Wie viel wir diesem großen Gottesmann auch zu verdanken haben mögen, wir sehen in ihm nichts anderes als einen geretteten Sünder, einen durch den Geist und das Wort Gottes erleuchteten Christen, der in der Hand der Gnade Gottes ein mächtiges Werkzeug geworden ist, um die Kirche von allem Irrtum und aller Falschheit zu reinigen, die zu seiner Zeit in ihr Fuß gefasst und Halt gefunden hatten, zu reinigen und sie zu einer Einsicht in das Wort Gottes und zu einer Erkenntnis der seligen Wahrheit zu führen, die an Tiefe, Vollständigkeit und Klarheit seit dem Weggang der heiligen Apostel auf Erden nicht mehr erreicht worden ist. Wenn sich unsere Kirche nach ihm evangelisch-lutherisch nennt, so will sie sich keineswegs als eine neue, von ihm erstmals gegründete Kirche bezeichnen. Sie ist im Gegenteil davon überzeugt, dass sie die wahre christliche Kirche, die wahre Erbin und Nachfolgerin der alten apostolischen Kirche ist, und würde daher gewiss jede andere Bezeichnung für völlig überflüssig halten, wenn sie es nicht für nötig hielte, sich dadurch von den vielen anderen christlichen Parteien zu unterscheiden, die sich nicht wie sie dem Wort Gottes beugen wollten, die aber mit all ihren mehr oder weniger großen Irrtümern so viel von der seligen Wahrheit bewahrt haben, dass wir ihnen einen Kirchennamen nicht zu versagen wagt. Wenn sie aber dann einen eigenen Namen haben muss, wird sie nicht daran denken, sich den anzueignen, der zuerst nur ein von ihren Feinden erfundener ketzerischer Name war, der sie aber jetzt noch an einen Mann erinnert, der zu bescheiden war, um sich für einen Kirchenvater zu halten, der aber in Wahrheit ein Führer war, der ihr das Wort Gottes verkündete, und dessen Glauben sie deshalb nachzufolgen berufen ist (Hebr. 13,7).

    Diese Kirche also, die unser Herr Jesus Christus vor 1800 Jahren gegründet hat, als er am Pfingsttag seinen Geist über die seinen Jünger ausgoss, die er seither treu bewahrt und aufgebaut hat auf dem Fundament der Apostel und Propheten, während er selbst der wichtigste Eckstein ist, und die er vor 300 Jahren durch Dr. Martin Luther zur reinen und immer fließenden Quelle der Wahrheit zurückführen wollte. Martin Luther gefiel es, sie zu der reinen und immer fließenden Quelle der Wahrheit im apostolischen und prophetischen Wort zurückzuführen und sie dadurch von dem Sauerteig der Falschheit zu reinigen, mit dem sie damals genährt wurde, das ist die Evangelisch-Lutherische Kirche unseres Herrn Jesus Christus, deren christlichen Glauben und Bekenntnis ich von ganzem Herzen teile, wie in allem anderen, besonders auch in Bezug auf die Kindertaufe.

    Wer nun wissen will, was der Glaube und die Lehre unserer Kirche in dieser Sache ist, der muss natürlich in erster Linie in ihrem öffentlichen und allgemeinen Bekenntnis, wie es uns in ihren symbolischen Büchern oder Bekenntnisschriften vorliegt, darüber Auskunft suchen.

    Das Augsburger Bekenntnis, oder das Bekenntnis, das die lutherische Kirche auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahre 1530 dem römischen Kaiser öffentlich vorgelegt hat, erklärt in seinem zweiten Artikel, "dass nach dem Fall Adams alle Menschen, die sich auf natürliche Weise fortpflanzen, mit Sünde, d.h. ohne Gottesfurcht, ohne Gottvertrauen und mit bösen Begierden geboren werden, und dass diese Krankheit oder angeborene Gebrochenheit in der Tat Sünde ist, die auch jetzt noch diejenigen verdammt und mit dem ewigen Tod bestraft, die nicht durch die Taufe und den Heiligen Geist wiedergeboren werden. "- Sodann lehrt sie im neunten Artikel, dass die Taufe zum Heil notwendig ist, dass Gottes Gnade in der Taufe angeboten wird und dass die Kinder getauft werden sollen, die dann, nachdem sie Gott durch die Taufe anbefohlen wurden, von ihm aus Gnade angenommen werden"; deshalb verurteilt sie auch "diejenigen, die die Kindertaufe ablehnen und vorgeben, dass die Kinder ohne die Taufe gesegnet sind." Schließlich lehrt sie im dreizehnten Artikel über den rechten Gebrauch der Sakramente oder der Taufe und des Abendmahls, "dass die Sakramente nicht nur als Zeichen des Bekenntnisses unter den Menschen eingesetzt sind, sondern viel mehr als Zeichen und Zeugnisse des Willens Gottes gegen uns, die den Glauben derer, die sie gebrauchen, wecken und stärken sollen. Deshalb sollen die Sakramente so verwendet werden, dass der Glaube zu denen kommt, die den Verheißungen glauben, die durch die Sakramente gemacht und gezeigt werden." In diesem Zusammenhang werden auch diejenigen verurteilt, "die lehren, dass die Sakramente durch die vollbrachten Werke rechtfertigen, und nicht lehren, dass der Glaube für den Gebrauch der Sakramente erforderlich ist, der glaubt, dass die Sünden vergeben werden."

    Luthers Kleiner Katechismus spricht nicht ausdrücklich darüber, wer getauft werden soll, sondern lehrt über das Wesen der Taufe, "dass sie nicht bloß Wasser ist, sondern Wasser, das in Gottes Gebot enthalten und mit Gottes Wort verbunden ist", und über ihren Nutzen, dass sie "Vergebung der Sünden wirkt, von Tod und Teufel befreit und ewiges Heil gibt allen, die daran glauben, nach Gottes Wort und Verheißung."

    Diese Lehre des Bekenntnisses und des Katechismus über die Taufe finden wir auch in anderen Bekenntnisschriften ausgedrückt, die zwar hierzulande keine Rechtsgültigkeit haben, aber dennoch für uns als Zeugnis des gemeinsamen und einmütigen Glaubens und Bekenntnisses der lutherischen Kirche immer von großer Bedeutung sein müssen.

    So heißt es in der Apologie oder Verteidigung des Augsburger Bekenntnisses, die von Luthers Mitarbeiter Melanchthon im Jahr 1530 verfasst wurde, "dass Kinder getauft werden sollen und dass die Kindertaufe nicht ungültig oder unnütz, sondern notwendig und wirksam zum Heil ist. Denn es ist wahr, dass die Verheißung des Heils auch für kleine Kinder gilt. Nun gilt sie aber nicht für die, die außerhalb der Kirche Christi sind, wo es weder Wort noch Sakrament gibt; denn das Reich Christi ist nur da, wo Wort und Sakramente sind. Darum ist es notwendig, die kleinen Kinder zu taufen, damit sie der Verheißung des Heils teilhaftig werden, wie Christus es geboten hat (Matth. 28,19): Tauft alle Völker." Hier wird die Taufe, wie das Heil, allen Männern und Frauen, Kindern und Säuglingen angeboten. Es ist also klar, dass Säuglinge getauft werden sollten, denn in der Taufe wird ihnen das Heil angeboten. Außerdem ist es offensichtlich, dass Gott sich an der Taufe von Kindern erfreut. Er beweist dies dadurch, dass er denen, die so getauft werden, den Heiligen Geist gibt. Denn wenn diese Taufe nichtig wäre, würde niemand den Heiligen Geist empfangen, niemand würde gerettet werden, und es gäbe keine Kirche."

    Ähnlich heißt es in den Schmalkaldischen Artikeln Luthers aus dem Jahr 1537: "Von der Kindertaufe lehren wir, dass kleine Kinder getauft werden sollen; denn auch sie gehören zu der verheißenen Erlösung durch Christus, und die Kirche schuldet ihnen die Taufe und die Botschaft dieser Verheißung."

    Die gleiche Lehre wird in Luthers Großem Katechismus ausführlicher dargestellt. Hier spricht er zuerst von der Natur und Würde der Taufe, oder was sie an sich ist; dann von ihrem Zweck und ihrer seligmachenden Kraft, oder was sie nützt, gibt und schafft; und schließlich von ihrem rechten Gebrauch, oder wer sie recht empfängt, und an wem sie ihrem Zweck gemäß wirken und ihre seligmachende Kraft wirklich ausüben kann. Seinem Wesen nach ist sie nicht bloßes Wasser, sondern ein Wasser, das in das Wort und den Befehl Gottes eingeschlossen und dadurch geheiligt ist, so dass es nichts anderes ist als ein Wasser Gottes; "es ist nicht bloß natürliches Wasser, sondern ein göttliches, himmlisches, heiliges und seliges Wasser, und das alles nur wegen des Wortes, das ein himmlisches und heiliges Wort ist, das niemand zu sehr rühmen kann, weil es alle Kraft und Macht Gottes in sich schließt." "Auf den Namen Gottes getauft zu werden, heißt, nicht von Menschen, sondern von Gott selbst getauft zu werden. Auch wenn es durch die Hand eines Menschen geschieht, so ist es doch wahrhaftig Gottes eigenes Tun." Als ein solcher Akt Gottes hat die Taufe also in sich selbst die Kraft, das zu vollbringen, wozu sie von Gott bestimmt ist, nämlich "die Menschen selig zu machen"; selig zu sein aber heißt, “von Sünde, Tod und Teufel erlöst zu werden, in das Reich Christi einzugehen und für immer mit ihm zu leben". Diese erlösende Kraft liegt in der Taufe selbst, in dem mit dem Wasser verbundenen Wort; was sie zu einem solchen "göttlichen, unwandelbaren, fruchtbaren und gnädigen Bad", zu einem solchen "Bad der Wiedergeburt" macht, ist nicht der Glaube des Empfängers, sondern das vermittelnde Wort Gottes, denn es ist nicht unser, sondern Gottes Werk." Es ist wahr, dass "die Taufe ohne Glauben nichts nützt", denn "der Glaube allein ergreift den Schatz, den Gott uns darin gibt". Aber "der Glaube muss etwas haben, woran er glauben kann, woran er sich klammern und worauf er seinen Fuß fest setzen kann. So hängt er hier am Wasser und glaubt, dass es eine Taufe ist, in der vollkommene Seligkeit und Leben ist, nicht wegen des Wassers, sondern weil sie mit dem Wort und Gebot Gottes verbunden ist und seinen Namen in sich hat", und dies zu glauben ist nichts anderes, als "an Gott als denjenigen zu glauben, der sein Wort in das Wasser gegeben und gelegt hat und uns nun dieses äußere Ding vorlegt, in dem wir einen solchen Schatz ergreifen könnten." Wir müssen also unterscheiden zwischen der seligmachenden Kraft, die Gott durch sein Wort in die Taufe gelegt hat, und der seligmachenden Wirkung, die sie kraft dieses Wortes auf uns ausübt, zwischen dem, was sie an sich ist, und dem, was sie demjenigen nützt, der sie empfängt. Was ihr Wesen und ihre Kraft betrifft, "so kommt es nicht darauf an, ob der Getaufte glaubt oder nicht; wenn das Wort mit dem Wasser verbunden ist, ist es eine rechte Taufe, auch wenn der Glaube nicht hinzutritt; denn mein Glaube bewirkt die Taufe nicht, sondern empfängt sie." "Die Taufe wird nicht unrecht, weil sie falsch empfangen oder gebraucht wird;" sie ist wie das Sakrament des Abendmahls, das auch keinen Schaden erleidet, weil man in böser Absicht zu ihm geht; "wer unwürdig zum Tisch des Herrn geht, empfängt das rechte Sakrament, auch wenn er nicht glaubt." Was die seligmachende Wirkung der Taufe betrifft, so wird gezeigt, dass "allein der Glaube den Menschen befähigt, das heilbringende, göttliche Wasser mit Wohlgefallen zu empfangen; ohne den Glauben nützt die Taufe nichts, obwohl sie an sich ein göttlicher, unschätzbarer Schatz ist." Sie ist ein Akt Gottes, der den Glauben nicht ausschließt, sondern durch ihn rettet;" sie ist kein Akt, den wir tun, sondern ein Schatz, den Gott uns gibt und den der Glaube ergreift. An diesem Schatz mangelt es nicht, aber es kommt darauf an, ihn zu ergreifen und festzuhalten. Darum gibt die Taufe jedem Christen genug zu lernen und zu üben sein ganzes Leben lang; denn er muss sich immer bemühen, voll und fest zu glauben, was sie hinzufügt und bringt, nämlich den Sieg über den Teufel und den Tod, die Vergebung der Sünden, den Ratschluss Gottes, Christus mit allen seinen Werken und den Heiligen Geist mit allen seinen Gaben." Die heilbringende Wirkung der Taufe ist der Tod des alten Adam und die Auferstehung des neuen Menschen, die sich beide in uns während unseres ganzen Lebens vollziehen müssen, so dass das Leben eines Christen nichts anderes ist als eine tägliche Taufe, die einmal begonnen wird, aber immer praktiziert werden muss. Der alte Mensch folgt immer seiner Natur, wenn er nicht durch die Kraft der Taufe gebändigt und gezähmt wird; wenn er aber Christ geworden ist, sinkt er täglich, bis er ganz untergetaucht ist. Und es ist richtig, in der Taufe untergetaucht zu werden und täglich wieder aufzustehen. "Daher ist auch die Bekehrung oder die Buße für die Getauften wirklich nichts anderes als die Taufe oder ihre beständige Ausübung. Denn was ist Buße anderes, als den alten Menschen mit Ernst anzugreifen und in ein neues Leben einzutreten? Wenn man also in der Buße lebt, wandelt man in der Taufe, die ein solches neues Leben nicht nur bedeutet, sondern auch bewirkt. Die Taufe bleibt allezeit; und wenn jemand abfällt und sündigt, so steht ihm immer der Weg offen, dass er sich wieder mit dem alten Menschen unterwirft. Mit Wasser aber soll er nicht mehr besprengt werden; denn wenn jemand hundertmal ins Wasser getaucht wird, so gibt es doch nicht mehr als eine Taufe, sondern ihre Wirkung und Bedeutung bleibt ewiglich. So ist denn die Bekehrung nichts anderes als eine Wiederkehr und Rückkehr zur Taufe, so dass man wieder sucht und übt, was man zuvor begonnen, aber wieder aufgegeben hat." Was also über die Taufe im Allgemeinen gesagt worden ist, gilt nun auch für die Kindertaufe. "Selbst wenn die Kinder nicht geglaubt haben, was nicht der Fall ist, war ihre Taufe dennoch eine richtige Taufe, und sie sollten nicht noch einmal getauft werden. Ich gehe nicht aufgrund meines Glaubens zur Kommunion, sondern aufgrund des Wortes Christi. So machen wir es nun auch bei der Taufe eines Kindes. Wir tragen das Kind im Glauben und in der Hoffnung, dass es glaubt, und beten, dass Gott ihm den Glauben schenkt; aber wegen dieses Glaubens taufen wir es nicht, sondern nur, weil Gott es befohlen hat. Warum ist das so? Weil wir wissen, dass Gott nicht lügt. Ich und mein Nächster und alle Menschen mögen irren und täuschen, aber das Wort Gottes kann nicht irren."

    In Übereinstimmung mit dieser Lehre von der Kindertaufe äußert sich auch die Konkordienformel[3], die die Lehre der Täufer verwirft und verurteilt, dass "Kinder nicht getauft werden dürfen, bis sie die Jahre und das Alter des Mannesalters erreicht haben und selbst den guten Glauben bekennen können", und dass "ungetaufte Kinder keine Sünder sind, sondern gerecht und unschuldig vor Gott und in dieser guten Unschuld selig werden ohne die Taufe, die sie nicht begehren können."

 

Die Bedeutung der Taufe

    Dies ist also die Lehre unserer Kirche über die Kindertaufe, wie sie in ihren Bekenntnisschriften ausgedrückt ist. Mit ihr glaube und bekenne auch ich, und, Gott sei gelobt, viele mit mir, dass die Taufe wegen der menschlichen Sünde und der Anordnung und Verheißung Christi für das Heil aller Menschen, also auch für die kleinen Kinder, notwendig ist. Von Natur aus sind alle Menschen ohne Unterschied Sünder und der Macht des Todes unterworfen, und von dieser Erbsünde oder angeborenen sündhaften Verderbtheit und dem daraus folgenden ewigen Tod müssen sie daher alle gerettet werden. Solches Heil hat Christus ein für allemal für alle Menschen durch seinen Tod erkauft; was er aber so für alle erkauft hat, das wird er auch jedem einzelnen von ihnen schenken und mitteilen, und eines der äußeren, sichtbaren Mittel der Gnade, die er uns verordnet und gegeben hat, ist die heilige Taufe. Denn diese Handlung ist "nicht nur zum Zeichen des Bekenntnisses unter den Menschen, sondern viel mehr zum Zeichen und Zeugnis des Willens Gottes gegen uns" eingesetzt, nicht bloß ein sichtbares Zeichen seiner unsichtbaren Gnade oder ein äußeres Abbild seiner inneren Gnade, sondern ein wirkliches Gnadenmittel, das selbst wirkt und vollendet, was es bedeutet. Durch die Taufe macht uns Christus seiner Erlösung teilhaftig, indem er uns seinen Geist schenkt und uns zum ewigen Leben erneuert; wir sollen durch sie "erlöst werden von Sünde, Tod und Teufel und eingehen in das Reich Christi und leben mit ihm in Ewigkeit." Die äußere Handlung der Taufe ist nicht nur ein bildliches Zeichen für die innere Veränderung, die in einem Menschen bei der Wiedergeburt stattfindet, wenn die Verunreinigung der Sünde beseitigt wird, der alte Adam stirbt und ein neuer Mensch entsteht, sondern auch ein Mittel, durch das Gott diese Veränderung im Menschen kraftvoll wirkt und bewirkt, ein wirkliches Mittel der Wiedergeburt. Das Wasser der Taufe ist nicht nur einfaches, gewöhnliches Wasser, sondern Wasser, das mit dem allmächtigen Wort Gottes verbunden ist, und daher ein "göttliches, himmlisches und seliges Wasser". Aber obgleich die Taufe aufgrund des Befehls und der Verheißung Christi ihre seligmachende oder wiedergebärende Kraft in sich selbst hat, so kann sie doch ihre seligmachende Wirkung auf denjenigen nicht ausüben, der sie nicht recht empfängt; wer sie im Unglauben empfängt, wird ebenso in Sünde und Tod sterben wie derjenige, der sie im Unglauben ablehnt; "ohne Glauben nützt sie nichts". Diesen empfangenden Glauben aber, den die Taufe so voraussetzt, hat auch das Kindlein; "wir tragen es hinzu in der Meinung und Hoffnung, dass es glaube, und beten, dass Gott ihm den Glauben gewähre." So glauben wir denn, dass die kleinen Kinder nicht nur eine rechte Taufe empfangen, sondern auch die Taufe recht empfangen und ihres Segens teilhaftig werden; wir glauben, dass, wie sie wegen ihrer angeborenen Sünde der Erlösung Christi durch die Wiedergeburt des Heiligen Geistes teilhaftig werden müssen, so kann und wird er ihnen auch durch seine heilige Taufe "Vergebung der Sünden geben, sie von Tod und Teufel erlösen und ihnen ewiges Heil geben." Wir glauben, dass die Kinder von Eltern, die zur Kirche Christi gehören - denn im Blick auf sie sprechen wir hier von der Taufe - "getauft werden sollen, die dann durch die Taufe von Gott in die Gnade aufgenommen werden."[4]

    Wenn wir also die Taufe als notwendig für die Errettung selbst kleiner Kinder betrachten, so wollen wir ihr keineswegs eine absolute oder unbedingte Notwendigkeit zuschreiben. Es ist nicht so zu verstehen, als ob es nicht in Gottes Macht stünde, jemanden ohne die Taufe zu retten, als ob jemand, der gestorben ist, ohne sie angenommen zu haben, deshalb notwendigerweise ewig verloren sein müsste. Es geht nicht um die Frage, was Gott tun kann, sondern darum, was wir nach seinem geoffenbarten Bild tun sollen. Da Christus in seiner Barmherzigkeit und Weisheit uns die schöne Taufe als das Mittel der Wiedergeburt gegeben hat, durch das wir alle in sein Reich eingehen sollen, ist nicht er, sondern sind wir an dieses Mittel gebunden. Er hat uns durch sein Gebot und seine Verheißung der Taufe ein Gesetz und eine Ordnung gegeben, die wir nicht ungestraft verachten und übertreten könnten, aber er hat sich dadurch nicht selbst die Hände gebunden, damit er nicht in seiner Weisheit und Macht auf eine andere Weise, die es ihm nicht gefallen hat, uns zu offenbaren, denen das ewige Leben schenkt, die gerne sein Heil annehmen und in sein Reich kommen würden, aber wegen seiner eigenen Kontrolle über das Schicksal ihres Lebens nicht mit seiner Taufe getauft werden können. Wir glauben also mit Luther, "dass Gott sich nicht so an seine Sakramente gebunden hat, dass er nicht anders, ohne Sakramente, wirken könnte", und deshalb hoffen wir auch mit ihm, "dass der gute und barmherzige Gott etwas Gutes für totgeborene Kinder im Sinn hat, die unverschuldet der Taufe beraubt werden", und dass "wenn kleine Kinder unverschuldet der Taufe beraubt werden, der fromme und barmherzige Gott ihrer freundlich gedenken wird", weshalb ihre Seelen in den Händen und dem Willen ihres himmlischen Vaters belassen werden sollen. "In einem anderen Sinne als diesem hat die lutherische Kirche niemals die Notwendigkeit der Kindertaufe gelehrt. Wenn man das Gegenteil behauptet, wie es Olaus Nielsen kürzlich bei uns getan hat (Kirkelig Tidende. IX, 3.), beweist man nur, wie wenig man die Dinge kennt und versteht, die man zu beurteilen unternimmt. Wenn das Augsburger Bekenntnis, wie wir gesehen haben, "diejenigen verurteilt, die behaupten, dass Kinder ohne Taufe gerettet werden", dann ist die "Behauptung", die es hier befürwortet und zurückweist, natürlich nicht die Hoffnung, die Luther selbst in den oben zitierten Worten ausdrückt, "dass Gott in seiner Barmherzigkeit der kleinen Kinder freundlich gedenken wird, die ohne ihr Verschulden der Taufe beraubt sind", sondern die Lehre der Täufer, dass Kinder überhaupt keine Taufe brauchen, um gerettet zu werden. Die Frage nach dem Heil ungetaufter Kinder wird weder vom Bekenntnis noch von einer der anderen Bekenntnisschriften der Kirche beantwortet. Im Gegenteil, wir finden sie in der gleichen Weise wie Luther beantwortet, und zwar nicht nur von allen bekannteren Lehrern unserer Kirche, die alle darin übereinstimmen, den alten Satz aufrechtzuerhalten, dass nicht das Fehlen der Taufe, sondern die Verachtung der Taufe verdammt,"[5] sondern auch in einer kirchlichen Schrift, die zwar keine Bekenntnisschrift im eigentlichen Sinne des Wortes ist, von der man aber sagen kann, dass sie das Bekenntnis der Kirche ausdrückt, da sie den Gottesdienst auf der Grundlage des Bekenntnisses gestaltet. Ich denke hier an unser Kirchenritual, in dem es (S. 47) heißt es: "Stirbt ein Kind im Mutterleib oder bevor es zur Taufe und zum Christentum kommen kann, ohne dass die Eltern es in irgendeiner Weise verschuldet oder vernachlässigt haben, so haben sie ein gutes Gewissen und können sich versichern, dass es ein Kind Gottes ist und in Christo Jesu Gunst bei Gott gefunden hat nach seiner eigenen Verheißung, womit er verheißen hat, dass er nicht nur der Gott aller Gläubigen, sondern auch ihres Samens sein wird (Gen 17,7; Apg 2,39). Denn wenn sie auch nach Gottes unerforschlichem Willen nicht in den Genuss der rechtmäßig bestimmten und geordneten Heilsmittel kommen konnte, so besteht doch kein Zweifel, dass Gott, der nicht an Mittel gebunden ist, sie aus seiner unendlichen Gnade nach seiner unbegreiflichen Weisheit auf eine andere ungewöhnliche Art und Weise zum Heil angenommen hat."[6]

   Dass diese lutherische Lehre von der Kindertaufe offensichtliche Widersprüche enthalte, wird zwar behauptet (Lammers, Forsvar, S. 20, 24, 30), aber nicht bewiesen. Wenn wir mit dem 9. Artikel unseres Augsburger Bekenntnisses lehren, dass Kinder getauft werden sollen, die dann durch die Taufe Gott übergeben wurden und von ihm zur Gnade angenommen werden", und mit dem 13. Artikel desselben Bekenntnisses, dass wir behaupten, dass die Sakramente so gebraucht werden sollen, dass der Glaube entsteht", und dass deshalb, wie Luther hinzufügt, "niemand ohne seinen eigenen Glauben getauft werden soll", dann machen wir uns keineswegs eines Widerspruchs schuldig, solange wir mit Luther "das Kind in der Meinung und Hoffnung, dass es glaubt, hinzubringen". Wir könnten auch keinen Widerspruch darin sehen, dass wir einerseits mit Luther glauben, dass die Verbindung mit dem Wort eine rechte Taufe ist, auch wenn der Glaube nicht kommt, und dass es darauf ankommt, "ob der Getaufte glaubt oder nicht glaubt", und andererseits aber auch feststehen, dass "die Taufe ohne Glauben nichts nützt; "Denn wir stimmen mit Luther überein, dass das Wesen der Taufe und die segensreiche oder seligmachende Wirkung der Taufe zwei ganz verschiedene Dinge sind, die keineswegs verwechselt werden dürfen; wie die Sonne ist, was sie ist, und hat und behält ihr Licht in sich, ob ich ihr meine Tür öffne oder schließe, und kann doch nicht für mich scheinen, wenn ich nicht meine Tür ihrem Licht offen halte, so ist und wird auch die Taufe eine rechte Taufe, ein mächtiges Mittel der Wiedergeburt nach Gottes Willen und Anordnung, ob ich, der Getaufte, sie im Glauben oder im Unglauben empfange; aber sie kann ihre Kraft nicht ausüben und mir ihre Gnadengabe nicht schenken, wenn ich sie nicht im Glauben annehme und mir aneigne. Dass dies und nichts anderes als dies Luthers Absicht ist, wenn er, wo er vom Glauben in seiner Beziehung zur Taufe spricht, bald sagt, dass er notwendig ist, und bald, dass er nicht notwendig ist, ist für jeden sicher und klar, der bei der Lektüre von Luthers Schriften bedenkt, dass jede solche Aussage nach dem Zusammenhang und der Verbindung, in der sie steht, verstanden werden muss. Insbesondere ist zu bedenken, dass Luther hier die wahre Lehre gegen zwei gegensätzliche falsche Richtungen darzustellen und zu verteidigen hatte, nämlich gegen die Papisten, die in der Lehre vom rechten Gebrauch der Taufe irrten, und gegen die Heiden, die ihr Wesen und ihre Kraft leugneten, und dass er daher auch, da er es mit dem einen oder dem anderen dieser Gegner zu tun hatte, im Kampf die eine Seite der Sache mit besonderem Nachdruck und Nachdruck hervorheben konnte, ohne dass es deshalb im Geringsten seine Absicht war, die andere Seite zu leugnen, die im Augenblick vielleicht weniger Grund hatte, erwähnt zu werden.

    So wie ich keinen Unterschied zwischen Luthers und unserer Lehre von der Kindertaufe feststellen kann, so wenig weiß davon, dass es jemals eine Meinungsverschiedenheit in diesem Punkt zwischen den wahren Mitgliedern der lutherischen Kirche gegeben hat, noch dass sie selbst als Kirche jemals, wenn auch nur indirekt, die Meinung geäußert oder anerkannt hat, dass die Kindertaufe an und für sich eine unvollständige Taufe ist. Johan Arndt und Johan Gerhard, Heinrich Müller und Christian Scriver, Spener und Francke, Rambach und Fresenius, Jesper Brochmand und Beder Hersleb, Kingo und Brorson, Pontoppidan und Mossin, und wie sie alle hießen, die wir bisher gewohnt waren, als die obersten Zeugen der Wahrheit in unserer Kirche zu betrachten und als unsere eigentlichen Führer auf dem Weg der Wahrheit zum Heil zu gedenken, sie alle haben wie ein einziger die Lehre der Kirche auch in diesem Stück geglaubt und bekannt, alle fanden Trost und Freude in der Taufe ihrer Kinder, alle haben mit Freude und Kühnheit geholfen, die kleinen Kinder zu taufen, die am Taufbecken vorgestellt wurden. Bei keinem von ihnen war auch nur die Spur eines Zweifels an der vollen Rechtmäßigkeit und Gültigkeit und Vollständigkeit der Kindertaufe als solcher zu entdecken. Als sich mehrere von ihnen mit Wärme und Eifer für die Einführung der Konfirmation einsetzten, wie wir sie jetzt in unserer Kirche haben, war das, was sie dazu trieb, keineswegs ein solcher Gedanke, dass die Kindertaufe an und für sich nur eine unvollkommene Taufe sei und deshalb später durch die Konfirmation des getauften Kindes vollendet werden müsse, sondern allein die Erkenntnis, dass Wort und Taufe nach der Ordnung und Einsetzung des Herrn so zusammengehören, dass jedes getaufte Kind, wenn es das Jahr und Alter der Unterscheidung erreicht hat, wie es in unserer Kirchenagende steht (S. 36), "in der christlichen Lehre der Kindheit unterwiesen werden muss, damit es, wenn es heranwächst, in Christus bleibe, wie es ihm in der Taufe geschenkt worden ist." Erst in neuerer Zeit, als der Geist des Unglaubens und der religiösen Gleichgültigkeit in unserer Kirche allgemein geworden war, und als unter dem Einfluss dieses Geistes die Sakramentenlehre der reformierten Kirche selbst bei einigen ihrer gläubigen Mitglieder Fuß zu fassen begonnen hatte, erst dann war es, dass nicht nur die große tote und unwissende Masse mehr und mehr begann, die Konfirmation auf Kosten der Taufe in den Himmel zu heben, sondern auch einige Theologen mit der Lehre hervortraten, dass die Kindertaufe nur in Verbindung mit der Konfirmation eine vollständige Taufe sei. Diese Theologen haben aber gerade durch diese Lehre von der Taufe selbst hinlänglich bewiesen, dass sie keine lutherischen Theologen sind, und so können ihre Meinungen, die der lutherischen Kirche völlig fremd sind, wie Lammers es getan hat (Verteidigung, S. 25), nicht als ein Beweis gegen die völlige Einheit und Geschlossenheit dieser Kirche in dieser Sache angeführt werden.

 

Die Kindertaufe in der Geschichte der christlichen Kirche

    Aber unsere lutherische Kirche ist nicht nur in völliger Übereinstimmung mit sich selbst, was die Kindertaufe und ihre Rechtfertigung, Gültigkeit und Kraft betrifft, sondern ihr Glaube und ihr Bekenntnis wird auch, mit wenigen Ausnahmen, von der ganzen christlichen Kirche geteilt. Was die Lehre von der Kindertaufe betrifft, so ist es wahr, dass sie, wie die Lehre vom Heil des Sünders insgesamt, bis Luther nicht in ihrer vollen, vollständigen apostolischen Wahrheit und Reinheit dargelegt wurde, aber Luther fand, dass die Kindertaufe selbst ein allgemein anerkannter kirchlicher Brauch war, der seit den allerersten Tagen der Kirche in Gebrauch gewesen war. Auch wenn wir anerkennen, dass es in den neutestamentlichen Schriften keine Stelle gibt, die uns ausdrücklich und definitiv sagt, dass Kinder in der apostolischen Zeit getauft wurden, so haben wir doch aus der Zeit unmittelbar nach der Apostelzeit Belege für die Kindertaufe, die nicht nur mit unzweifelhafter Sicherheit beweisen, dass ihre Berechtigung damals allgemein anerkannt war, sondern es auch sehr wahrscheinlich machen, dass sie bereits in Gebrauch war, als die Apostel selbst noch die Kirche leiteten und regierten.

    So finden wir untrügliche Spuren der Säuglingstaufe bereits bei dem antiken Kirchenvater Irenäus, der als geistiger Enkel des Apostels Johannes, als Schüler des Apostelschülers Polykarp, in der letzten Hälfte des zweiten Jahrhunderts lebte und wirkte (gestorben im Jahr 202). An einer Stelle sagt er, dass Christus "gekommen ist, um alle durch sich selbst zu retten - alle, die durch ihn zu Gott wiedergeboren sind, Säuglinge und Kinder und Knaben und junge Männer und alte Männer. Darum ist er durch alle Zeitalter hindurchgegangen und ist den Säuglingen ein Kind geworden und hat die Säuglinge geheiligt; und den Jünglingen ein Kleines, und hat sie geheiligt, die in jenem Alter waren, und hat sie zu einem Beispiel der Frömmigkeit, der Rechtschaffenheit und des Gehorsams gemacht; und den Jünglingen ein Kleines, und hat sie zu einem Beispiel gemacht und sie dem Herrn geheiligt." Er lehrt also, dass Christus, indem er durch alle verschiedenen Zeitalter des menschlichen Lebens hindurchging, sie alle in seiner Person geheiligt hat, ihnen allen den Zugang zur Wiedergeburt und damit zur Teilhabe an der Erlösung eröffnet hat, die in seiner Gesellschaft zu finden ist. Aber mit dieser "Wiedergeburt", zu der auch die Säuglinge denselben Zugang haben wie alle anderen Menschen, meint er hier offensichtlich diejenige, die durch die Taufe bewirkt wird, nicht nur, weil es für Säuglinge natürlich kein anderes Mittel der Wiedergeburt gibt, sondern auch und vor allem, weil Frenæus die Gewohnheit hat, die Taufe mit dem Begriff "Wiedergeburt" zu bezeichnen; so sagt er z. B. an einer anderen Stelle: Christus gab seinen Jüngern die Kraft der Wiedergeburt zu Gott und sagte: Gehet nun hin und lehret alle Völker und taufet sie" usw.

    Mit ausdrücklichen Worten erwähnt Tertullian (gestorben 220) als nächstes die Taufe des Kindes. Dieser Kirchenvater spricht sich zwar nicht für, sondern gegen den Gebrauch der Kindertaufe aus, aber er tut dies in einer Weise, die deutlich macht, dass sie zu seiner Zeit weder eine Seltenheit noch ein neuer Brauch war. Wenn er rät, die Taufe nicht nur für Kinder, sondern auch für unverheiratete Frauen, Jungfrauen und Witwen aufzuschieben, so hat er dafür nichts weiter als seine persönliche Meinung darüber, was in dem einen wie in dem anderen Fall das "Nützlichste" ist; "Denn er scheint von der schon damals aufkommenden falschen Ansicht von der Taufe auszugehen, dass sie nur die vorher begangenen Sünden tilge, und findet es daher im Ganzen ratsam, sie auf eine Zeit zu verschieben, in der man mehr gestärkt und gegen Rückfall gesichert werden kann. Von der Schrift, die er sonst ständig benutzt, hat er nichts angeführt, um die Unrechtmäßigkeit der Kindertaufe zu beweisen, noch hat er irgendeinen allgemeinen oder von ihm behaupteten kirchlichen Brauch, auf den er sich stützen könnte; er erscheint hier keineswegs als einer, der etwas Bestehendes verteidigen und behaupten will, sondern als ein Reformator, der weiß, dass er die allgemeine Lehre und den Brauch in der Kirche gegen sich hat. Und so wie die Kirche schon damals in diesem Punkt gegen ihn war, so war sie es auch später. Mit seiner Ablehnung der Kindertaufe steht er unter den Kirchenvätern der Antike ziemlich allein da.

    Sein Schüler Cyprian (gest. 258) war so weit davon entfernt, die Meinung seines sonst hoch geachteten und bewunderten Lehrers in dieser Frage zu teilen, dass er sich im Gegenteil, als Zweifel aufkamen, nicht ob es richtig sei, Kinder überhaupt zu taufen, denn darüber waren sich alle einig, sondern ob sie sofort nach der Geburt oder erst am achten Tag getauft werden sollten, an der Spitze einer Kirchenversammlung in Karthago, die aus 66 Bischöfen bestand, entschieden für Ersteres aussprach. Er schreibt: "Wir waren alle der Meinung, dass die Gnade und Barmherzigkeit Gottes keinem Menschen versagt werden darf, der in die Welt geboren wird. Denn wenn der Herr in seinem Evangelium sagt: 'Der Menschensohn ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu verderben, sondern um sie zu retten', dann sollte, soweit es uns angeht, möglichst keine Seele verloren gehen. Wenn selbst die gröbsten Sünder, sobald sie glauben, Vergebung der Sünden empfangen, und niemandem die Taufe und die Gnade vorenthalten wird, wie viel weniger sollte dann ein Kind zurückgehalten werden, das, neu geboren, nichts gesündigt hat, sondern nur durch seine fleischliche Abstammung von Adam die Ansteckung des alten Todes mit sich brachte!"

    Einen weiteren, ebenso eindeutigen Beweis dafür, dass die Kindertaufe in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts in der Kirche allgemein anerkannt und angewandt wurde und damals schon so alt war, dass man keine andere Quelle dafür kannte als die apostolische Verordnung selbst, liefert Cyprians etwas älterer Zeitgenosse Origenes (gest. 254), der sich nicht nur oft auf diesen "Kirchenbrauch" als Stütze der Erbsündenlehre beruft, sondern an einer Stelle sogar ausdrücklich feststellt: "Die Kirche hat von den Aposteln die Tradition erhalten, auch Säuglinge zu taufen. "[7]

    Ein drittes bedeutsames Zeugnis für die Kindertaufe, das ebenfalls auf den Beginn des dritten Jahrhunderts zurückgeht, aber wahrscheinlich älter ist, haben wir schließlich in einer Sammlung von Kirchengesetzen, die in der alten Kirche als apostolische Überlieferung galt und deshalb "die apostolischen Konstitutionen" genannt wurde. Zu den Gesetzen, die hier als apostolische Weisungen für die Christen dargelegt werden, gehört auch dieses: "Tauft eure kleinen Kinder und erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn! Denn er sagt: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht".

    Es ist also sicher, so sicher wie alles andere aus dieser Zeit, dass am Ende des zweiten und zu Beginn des dritten Jahrhunderts, also etwa 100 Jahre nach der apostolischen Zeit, die Kindertaufe ein allgemein anerkannter kirchlicher Brauch war. Niemand bezweifelt ihre Legitimität und Gültigkeit; Tertullian bestreitet nur ihre Angemessenheit, und alle anderen, die sie erwähnen, bezeichnen sie als etwas, das sie nicht einmal zu verteidigen gedenken, sondern im Gegenteil als so fest etabliert und im allgemeinen kirchlichen Bewusstsein verwurzelt voraussetzen, dass sie ihre Anerkennung sogar als festes Fundament benutzen könnten, auf dem andere Lehren aufgebaut werden könnten. Wenn sie aber schon zu dieser Zeit eine so feste Stellung in der Kirche einnimmt, so gibt es doch allen Grund anzunehmen, dass Origenes recht hat, wenn er sie ohne Furcht vor jedem Widerspruch und, soweit wir wissen, auch völlig unwidersprochen zu einer Tradition erklärt, die die Kirche von den Aposteln erhalten hat. So wie wir keinen Beschluss oder keine Verordnung der Kirche kennen, durch die die Kindertaufe in sie eingeführt worden ist, so kennen wir auch keine Zeit, in der dies geschehen ist. Dass die Taufe am Anfang nur als Taufe der Erwachsenen vollzogen wurde, und dass diese dann durch die Kindertaufe ersetzt oder verdrängt wurde, ist eine Behauptung, die jeder Grundlage in der Geschichte der Kirche entbehrt. Im Gegenteil, nach ihrem Zeugnis müssen wir annehmen, dass es in der Kirche nie eine Zeit gegeben hat, in der die Taufe, je nach den Umständen, sowohl Erwachsenen als auch Kindern gespendet wurde; der Unterschied zwischen den früheren und den späteren Zeiten besteht höchstens darin, dass je nach den verschiedenen Umständen die eine Form der Taufe in der einen Zeit die nächstliegende und üblichste war, die andere in der anderen. Die Tatsache, dass weder die Apostel noch die Kirchenväter, die ihnen zeitlich am nächsten standen, die Kindertaufe ausdrücklich erwähnen, kann niemanden überraschen, der bedenkt, dass sie nach Auffassung der Kirche immer nur den Kindern von Eltern oder in Familien, die bereits zu ihrer Gemeinschaft gehörten, gespendet werden sollte und dass sie daher, selbst wenn sie in den Anfängen der Kirche neben der Taufe der Älteren stattfand, notwendigerweise seltener als diese verwendet werden musste, solange das Bestreben der Kirche vor allem darin bestand, das Christentum unter den heidnischen Völkern zu verbreiten, unter denen sie natürlich in erster Linie die Erwachsenen zu gewinnen suchen musste. Und so wie das Schweigen der Apostel und der ältesten Kirchenväter über die Kindertaufe nicht etwas gegen ihren apostolischen Ursprung beweisen kann, so kann man auch aus der Tatsache, dass es bis ins vierte Jahrhundert hinein christliche Eltern gab, die die Taufe ihrer Kinder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, nicht etwas gegen ihre allgemeine kirchliche Anerkennung finden. Aus dieser Tatsache kann man keineswegs den Schluss ziehen, dass es unter den damaligen Kirchenmitgliedern mehr als eine Meinung über die Rechtmäßigkeit der Kindertaufe an sich gab, denn davon ist heute so wenig zu spüren wie früher. Der Grund für diesen Aufschub der Taufe war nichts anderes als dieselbe irrige Auffassung von ihr, die wir schon bei Tertullian kennengelernt haben, die daraus resultierende Furcht, dass die einmal verspielte Gnade der Taufe nicht wiedergewonnen werden könnte, und der damit verbundene Wunsch, dieses Mittel der Geburt für ein reiferes Alter aufzusparen. Die Kirchenväter, die diesen Brauch erwähnen, bekämpfen ihn allein von dieser Seite her; so führt der berühmte Augustinus (gest. 430) eben dieses Vorurteil als Grund an, warum seine eigene Taufe auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde, wobei er sich mühsam mit der Überlegung aufhält, wie viel besser es für ihn gewesen wäre, wie viele Verirrungen ihm hätten erspart werden können, wenn er schon als Kind bei der Taufe in die Obhut seines Heilands übergeben worden wäre.

    Die völlige Ablehnung der Kindertaufe in der alten Kirche, wie auch später im Mittelalter, geschah nur durch solche, die die selige Wahrheit, die die Kirche inmitten aller ihrer Verderbtheit dennoch in ihrem Schoß bewahrte, in einem solchen Maße leugneten, dass wenigstens ein lutherischer Christ keinen Augenblick daran zweifeln kann, was für ein Geist sich in ihnen offenbarte. Das gilt nicht nur von den alten Gnostikern, die das Christentum mit den menschlichen Artefakten und Lügen des Heidentums so vermengten, dass kaum eine Spur davon übrig blieb, sondern auch von den verschiedenen Sekten, die im Laufe des Mittelalters aus dieser giftigen Wurzel hervorgingen, wie z. B. die Paulikaner Paulizianer, Bogomilen, Katharer. Gegner der Kindertaufe finden sich in dieser Zeit nur unter denen, die sich nicht damit begnügten, den in der Kirche herrschenden Verderbnissen entgegenzutreten und sie von den in ihr wuchernden Verblendungen und Missbräuchen zu reinigen, sondern die sie auch in ihrem tiefsten Inneren angriffen, da sie es nicht in Erwägung zog, das zu leugnen oder zu entstellen, was sie von Anfang an auf der Grundlage des Wortes als Weg der Wahrheit zum Heil unerschütterlich behauptet hatte, und so vor allem ihre sichtbaren Gnadenmittel, die Sakramente des Herrn, verwarfen oder zumindest verachteten. In der ganzen alten Kirche finden wir niemanden, und nur im späteren Mittelalter sehr wenige, die zu behaupten wagten, dass die Taufe nicht auch für Kinder bestimmt sei; die Kindertaufe wurde in der Regel nur von denen abgelehnt, die von einer Wassertaufe überhaupt nichts wissen wollten.

    Als neuer Spross dieser alten Wurzel traten in der Reformationszeit die Täufer oder die Wiedertäufer auf. Ihre Ablehnung der Kindertaufe konnte Luther nie in seiner Überzeugung von ihrer Rechtmäßigkeit erschüttern. Ihre ganze Lehre und ihr Leben zeigten, wer sie waren, und rechtfertigten voll und ganz das Urteil der Verwerfung, das er und mit ihm die lutherische Kirche nach der Regel des Wortes Gottes über ihr ganzes und schwärzestes Wesen gefällt hat. Ihre Ablehnung der Kindertaufe war nur ein einziger Ausdruck und eine natürliche Frucht desselben falschen Verhaltens, in dem sie in Wort und Tat ihre Verachtung für alle äußeren Ordnungen und Verordnungen Gottes zum Ausdruck brachten, in dem sie nicht nur die äußeren Mittel der Kirche mit Hohn und Spott überschütteten und die Heilige Schrift einen "toten Buchstaben" nannten, sondern auch die Taufe einen "Spritzer Wasser" nannten. Die Taufe ein "Wasserspritzer" oder ein "Hundebad", das Abendmahl "Wein und vom Bäcker gebackenes Brot", verachteten aber auch die von Gott eingesetzte Autorität und griffen nach ihrer Ehre, um mit ihr in der Hand alles "Unkraut" der Welt zu entwurzeln und auszurotten. - Ein Zweig dieser Wiedertäufer, der zwar von den gröbsten Verunreinigungen des alten Stammes gereinigt wurde, aber seine Herkunft nicht ganz verleugnen konnte, lebt noch in den sogenannten Mennoniten, die, in verschiedene uneinige Parteien gespalten, hier und da in Holland, Deutschland und Nordamerika verstreut zu finden sind.

    Aber sie sind nicht die einzigen, die in unseren Tagen die Kindertaufe ablehnen. Von weitaus größerer Bedeutung sind in dieser Hinsicht einige der Sekten, die in letzter Zeit aus der so genannten reformierten Kirche hervorgegangen sind. Auch in dieser Kirche finden wir Spuren einer schweren Verachtung der äußeren Gnadenmittel, wenngleich sie sich hier nicht in so grober Form wie bei den Wiedertäufern äußert. Eine gewisse Ehrfurcht vor der Einsetzung Christi und der Tradition seiner Kirche hat zwar die Mehrheit der Reformierten davon abgehalten, die Kindertaufe abzulehnen, aber es ist nicht zu leugnen, dass sie es sind, die durch ihre Sakramentenlehre die Verachtung der Kindertaufe, die in unseren Tagen unter den Christen immer mehr um sich zu greifen droht, herbeigeführt und daher auch zu verantworten haben. Wo man, wie in der reformierten Kirche, die Sakramente nicht als wirkliche Gnadenmittel anerkennt, sondern in ihnen nur bildliche Zeichen und sichtbare Zeichen der Gnade Gottes sieht, wo man glaubt, die Taufe wirke nicht, sondern bedeute und besiegle nur die Wiedergeburt des Sünders, da kann man offenbar nicht viel von der Notwendigkeit oder Wichtigkeit dieses Sakraments für Kinder halten, bei denen ja die Wiedergeburt ebenso wenig durch das Unterpfand der Taufe besiegelt werden kann, wie sie durch die Verheißung des Wortes an ihnen bewirkt werden kann. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Mitglieder dieser Kirche wirklich einen Schritt weiter gegangen sind als die anderen und das, was sie nicht als ein von Gott verordnetes und heilsnotwendiges Gnadenmittel anerkennen konnten, völlig abgelehnt haben. Am weitesten gingen die Quäker, die von sichtbaren Mitteln der Gnade nichts wissen wollten und deshalb sowohl die Taufe als auch das Abendmahl ablehnten. Weniger ausschweifend, weniger offensichtlich irrend, aber deshalb nicht weniger gefährlich ist eine andere reformierte Sekte, die sowohl im Hinblick auf das christliche Leben, das sich trotz aller Verblendungen doch immer darin bewegt, als auch wegen des Eifers und des Erfolgs, mit dem sie sich um die Verbreitung seiner Grundsätze bemüht, als die eigentliche Fahnenträgerin der Gegner der Kindertaufe in unseren Tagen bezeichnet werden kann, und das sind die sogenannten Baptisten.

    Während der heftigen Bewegungen und Kämpfe, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts die reformierte Kirche Englands erschütterten und spalteten, gab es unter den so genannten Puritanern oder denjenigen, die aufgrund ihrer besonderen Ansichten, insbesondere über die Verfassung der Kirche, von der vorherrschenden Episkopalkirche abwichen, nicht wenige, die glaubten, die Kindertaufe als unapostolisch ablehnen zu müssen, während sie ansonsten an der puritanischen Lehre festhielten. Diese Baptisten schlossen sich dann in ihren eigenen Gemeinden zusammen und verbreiteten sich allmählich nicht nur in England, sondern vor allem in Nordamerika, wo sie gegenwärtig eine der zahlreichsten und mächtigsten kirchlichen Parteien bilden und von wo aus sie sich in jüngster Zeit auch nach Deutschland, Dänemark und Schweden auszubreiten begonnen haben. Unter sich spalten sie sich wiederum in verschiedene Parteien; es gibt einige von ihnen, die an eine ewige unbedingte Gnadenwahl glauben, andere hingegen, die diese Lehre ablehnen und dem freien Willen des Menschen einen gewissen Anteil an seiner Bekehrung zugestehen; während die meisten von ihnen sehr eifrig für die Missionssache sind, gibt es einige von ihnen, die nichts dafür tun würden, weil, wie sie glauben, das Schicksal des Menschen durch Gottes ewigen Ratschluss bestimmt ist und daher durch keine menschliche Tätigkeit geändert werden kann; einige von ihnen halten den Samstag statt des Sonntags, andere finden die sechs Hauptprinzipien des Christentums in Hebr. 6,1.2, wieder andere meinen, das Christentum bestehe nur in gewissen Bewegungen des Geistes, und lehnen daher alle gewisse kirchliche Lehre und Ordnung ab. Bei all diesen  gegenseitigen Meinungsverschiedenheiten sind sie sich jedoch alle darin einig, die Kindertaufe abzulehnen und die sogenannte "Kirche", in der sie stattgefunden hat und noch stattfindet, als "monströsen ketzerischen Pöbel" zu bezeichnen, der sich durch seinen Kampf gegen die "Kirche Jesu" als "die Pforten der Hölle" erwiesen hat. Sie glauben, dass die Taufe nur für diejenigen bestimmt ist, die durch Reue zur Wiedergeburt und zum Glauben an Christus gekommen sind, und nicht für kleine, unreife Kinder. Denn sie ist ihrer Meinung nach nicht ein Akt Gottes, ein Mittel, durch das er den sündigen Menschen wiedergebiert, sondern ein Akt des bekehrten und wiedergeborenen Sünders, durch den er seinen Gehorsam gegenüber dem Herrn beweist und bekräftigt, dass er seine Hoffnung allein auf ihn setzt, also ein äußeres Zeichen und ein Beweis seiner inneren Wiedergeburt und nur insofern auch eine "Besiegelung" derselben, wie jedes Bekenntnis des christlichen Glaubens eine belebende und stärkende Rückwirkung auf den Glauben selbst hat. So ist also die Taufe für die Baptisten wirklich nichts anderes als ein christliches Bekenntnis; in ihrer äußeren Form wird sie zu einer bloßen und äußerlichen menschlichen Zeremonie ohne jede sakramentale Bedeutung. Ja, es gibt unter ihnen solche, die offen und freimütig erklären, dass sie überhaupt keine erneuernde Kraft hat und dass sie nicht wissen, wozu sie überhaupt gut ist. Ein Beispiel dafür ist der Baptist Pengilly, der auf die Frage, wozu die Taufe dienen soll, wenn sie uns weder von der Sünde reinigt noch ein Recht auf den Himmel gibt, folgende seltsame Antwort gibt "Was hat die Taufe unserem Herrn genützt? Sie konnte ihn nicht von der Sünde reinigen; er war ohne Sünde. Sie konnte ihm nicht das Recht auf den Himmel geben; er hatte alle Macht im Himmel. Und doch ging Jesus zum Jordan, um sich taufen zu lassen, und sagte von sich selbst und von seinem Volk: "So sollen wir alle Gerechtigkeit erfüllen." Da unser Herr und Meister die Taufe nicht für überflüssig hielt, ist es ungehörig, wenn jemand von uns anders als er über diese heilige Handlung denkt! Ich sage nicht, dass die Taufe dich retten und selig machen wird; es genügt, dass Jesus sie angenommen und seinen Jüngern feierlich befohlen hat. Was sie uns nützen wird, weiß er am besten."

    Wir sehen also, dass es der Kindertaufe unter denen, die sich zum Glauben an den Namen Christi bekennen, gewiss nicht an Gegnern gefehlt hat; aber wenn wir ihre Stellung in der Kirche als Ganzes beschreiben wollen, können wir nicht anders sagen, als dass ihre Ablehnung mit ihrer Anerkennung als seltene Ausnahme von einer allgemeinen Regel zusammenhängt, und dass sie außerdem, wo immer sie sich durchgesetzt hat, aus einer Auffassung von der Taufe im Allgemeinen resultiert, die unserer evangelisch-lutherischen Kirche nicht nur völlig fremd ist, sondern sich auch grundlegend von dem gesamten Glauben und Bekenntnis der alten Kirche in dieser Sache unterscheidet. Die Kindertaufe ist von der Kirche anerkannt worden, von der wir bekennen müssen, dass sie inmitten der größten Verderbtheit immer das Wort und die Sakramente des Herrn bewahrt hat und durch den Gebrauch und die Verwaltung dieser Mittel die Mutter der Gläubigen geworden ist. Sie wurde von jenen abgelehnt, deren gesamte geistliche Ausrichtung, wie sie sich nicht nur in ihrer Lehre, sondern mehr oder weniger auch in ihrem Leben offenbart hat, so beschaffen ist, dass sie kaum geeignet ist, uns zu verführen, in diesem Werk in ihre Fußstapfen zu treten.

    So steht es also um die Sache. Wenn wir als lutherische Christen glauben, "dass Kinder getauft werden sollen, die dann durch die Taufe von Gott in Gnaden angenommen werden", dann haben wir, von den wenigen genannten Ausnahmen abgesehen, die ganze christliche Kirche von Anfang an auf unserer Seite. Und das ist für uns keine kleine oder unwichtige Angelegenheit. Es gilt für uns in Bezug auf die Taufe, was Luther über die Gegenwart des Leibes Christi im Abendmahl sagt: "Dieser Artikel ist von Anfang an bis auf diese Stunde in aller Welt fest geglaubt und gehalten worden, und dieses ganze Zeugnis der heiligen christlichen Kirche muss, wenn wir sonst nichts hätten, uns genügen, bei diesem Artikel zu bleiben. Denn es ist gefährlich und schrecklich, etwas gegen das ganze Zeugnis, den Glauben und die Lehre der heiligen christlichen Kirche zu hören oder zu glauben, die sie von Anfang an festgehalten hat. Nun ist dieser Artikel von Anfang an und so weit die ganze Christenheit geht, fest gehalten worden; wer nun daran zweifelt, der glaubt keiner christlichen Kirche, und verdammt dadurch nicht allein die ganze heilige christliche Kirche als einen verdammten Ketzer, sondern auch Christus selbst mit allen Aposteln und Propheten, die diesen Artikel gegründet und mächtig bezeugt haben: "Ich glaube eine heilige christliche Kirche." Wir glauben mit Luther, dass es sehr gefährlich ist, zu denken, dass die Kirche so viele Jahrhunderte hindurch, dass die ganze Christenheit nicht das wahre Verständnis des Sakraments gehabt hat, da wir alle bekennen, dass die Sakramente und das Wort in ihr geblieben sind, obwohl sie mit vielerlei Gräueln bedeckt sind. Wir halten wie Luther die Kirche nicht für unfehlbar, aber wir sind mit ihm gewiss, dass der Herr das Wort, das er einst seiner Gemeinde gegeben hat, bei ihr zu sein alle Tage bis an das Ende der Welt, gedacht und bewahrt hat, und in dieser Gewissheit fällt es uns schwer zu glauben, dass er, der überdies seine schützende Hand über sie gehalten und inmitten ihrer Schwachheit und ihres Elends noch eine "Säule und Grundfeste der Wahrheit" in ihr bewahrt hat, dass er sie von Anfang an und bis auf diesen Augenblick in einem so grundlegenden Punkt gewähren ließ, den wir aber richtig halten müssen: bei der Verwaltung des Sakraments der Taufe, in dem Maße in die Irre zu gehen, dass die große Mehrheit ihrer Mitglieder gelebt hat und gestorben ist, ohne eine richtige Taufe angenommen zu haben. Dass viele dieser Seelen, die keine andere Taufe als die Säuglingstaufe empfangen haben, wirklich den Heiligen Geist empfangen haben und durch ihn zum ewigen Leben wiedergeboren wurden, wagen nicht einmal die Gegner der Säuglingstaufe zu leugnen. Aber wenn wir auch nicht leugnen könnten, dass der Herr auch ohne Taufe die Macht hat, jeden wiederzugebären und zu segnen, der sich seinem Geist nicht widersetzt, so könnten wir doch nicht so wenig von der Taufe halten, die er selbst seiner Kirche als Bad der Wiedergeburt gegeben hat, dass wir glauben könnten, er habe alle ihre Seelen auf andere Weise gerettet als durch "Glauben und Taufe". " Wir wissen sehr wohl, dass die große Mehrheit der äußeren Glieder der Kirche mehr als einmal vom Weg der Wahrheit abgekommen ist, und dass deshalb alles, was hier und da für die Lehre der Kirche veröffentlicht wurde, keineswegs die Wahrheit ist; aber wir wissen auch, dass es etwas gibt, das von allen Christen zu allen Zeiten und an allen Orten geglaubt und bekannt worden ist, und wir glauben, dass es eine sehr gefährliche und fragwürdige Angelegenheit ist, das aufzugeben oder zu leugnen, was die Kirche so von Anfang an bis zu dieser Stunde beharrlich als Wahrheit zum Heil behauptet hat.

 

Die Lehre der Heiligen Schrift von der Taufe

    Aber so sehr es uns in diesem Stück auch gefällt, das eindeutige Zeugnis der ganzen Kirche vor uns zu haben, so sehr wir auch fürchten mögen, von dem abzuweichen, was wir als den allgemeinen Glauben und das allgemeine Bekenntnis der Kirche anerkannt haben, so ist dies doch keineswegs die Grundlage, auf der unser Glaube und unsere Überzeugung von dem göttlichen Recht und der Gültigkeit der Kindertaufe ruhen. Wir können, wie gesagt, die Kirche nicht für unfehlbar halten, und deshalb können wir ihr Bekenntnis nicht für die grundlegende Quelle und Regel der unverfälschten Wahrheitserkenntnis halten. Wir sind mit Luther völlig einig, dass "Gewohnheit und lange Übung" keineswegs ausreichen; wir sagen mit ihm: “Alle Menschen können irren und täuschen, aber das Wort Gottes kann nicht irren." Wir glauben mit ihm, dass das Wort Gottes die einzige sichere Regel ist, die nicht täuschen kann," und darum glauben wir der Kirche nicht bedingungslos in ihrem Wort, sondern wo wir finden, dass sie nach dem Wort Gottes gesetzt und beschlossen ist, da nehmen wir sie auch an, "nicht um ihrer selbst willen, sondern um des Wortes willen, auf das sie sich gründet und auf das sie uns verweist." Wir glauben, was unsere lutherische Kirche in der Konkordienformel bekräftigt, dass die Heilige Schrift allein der Richter, die Regel und der Maßstab ist, an dem als einzigem Prüfstein alle Lehren zu prüfen und zu beurteilen sind, ob sie gut oder schlecht, wahr oder falsch sind", und dass deshalb auch "die Bekenntnisse der Kirche und alle anderen Schriften alter oder neuer Lehrer, von denen Namen genannt werden können, nicht Richter sind, wie die Heilige Schrift, sondern nur Zeugen des Glaubens, nicht der Heiligen Schrift gleichgestellt sind, sondern ihr alle zusammen unterworfen sind und nicht anders angenommen werden, als als Zeugnis von der Form und den Orten, in denen die Lehre der Propheten und Apostel nach der Zeit der Apostel bewahrt worden ist. " Wir glauben, dass Luther Recht hat, wenn er sie "verrückte, teuflische Teufel" nennt, die die Schrift als ein totes Wort verachten und deshalb etwas anderes an ihre Stelle setzen wollen, sei es ihr eigener Herzenswunsch oder die Tradition der Kirche. Für uns ist die Schrift "von Gott eingegeben" und darum auch ein Wort Gottes, lebendig und mächtig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und ein Richter der Gedanken und Ratschläge des Herzens" (Hebr. 4,12). Ein solcher Richter ist es aber nicht nur über den Glauben eines jeden einzelnen Herzens, sondern auch über das Bekenntnis der ganzen Kirche, das deshalb auch zu den Dingen gehört, über die es notwendig ist, "die Schrift zu erforschen", um "alles zu prüfen und das Gute zu bewahren" (Apg. 17,11; 1. Thess. 5,21). Dass die Kirche, soweit sie die Versammlung der Gläubigen" ist, im guten Glauben auch die selige Wahrheit besitzt, ist gewiss; aber ebenso gewiss ist es, dass sie nichts anderes glauben soll, als was ihr von Gott geoffenbart worden ist, und was sie nach seinem Willen glauben soll, hat er nicht nur einmal mündlich verkündet, damit es von da an in den gläubigen Herzen bewahrt und durch das Glaubensbekenntnis von Generation zu Generation weitergegeben werde, sondern er hat es auch in heiligen Schriften niederschreiben lassen, damit die Kirche während ihres ganzen Weges hier in der Fremde in ihnen eine Leuchte für ihren Fuß und ein Licht auf ihrem Pfad habe, eine immerwährende Quelle der Wahrheit, an die sie sich stets wenden muss, um aus ihren reinen Wassern neue, immer reichere, klarere und tiefere Erkenntnisse zu schöpfen, eine unerschütterliche und unverrückbare Glaubensregel, der sie sich stets unterwerfen muss und an der sie ihren Glauben und ihr gutes Bekenntnis, ihre gute Lehre und ihr taugliches Leben stets prüfen muss. Deshalb kann die Kirche in diesem Fall nicht unser höchster oder einziger Richter sein. Die Tatsache, dass die Kindertaufe in ihr "Gewohnheit und lange Übung und Brauch" ist, kann uns nicht in dem Sinne genügen, dass wir damit allein zufrieden sein sollten, ohne uns darum zu kümmern, was der Heilige Geist darüber urteilen könnte. Auch ist der Grund, auf den wir hier unseren Glauben bauen, kein anderer als Gottes eigenes Wort, wie es uns in der Heiligen Schrift gegeben ist "zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit". Wenn wir das Zeugnis der Kirche über die Taufe annehmen, so tun wir es "nicht um seiner selbst willen, sondern um des Wortes willen, auf das es sich gründet und auf das es uns verweist"; wir tun es, weil wir es am rechten Prüfstein geprüft und gefunden haben, dass es auch in diesem Teil fest in der Heiligen Schrift gegründet ist. Es steht also für uns außer Zweifel, dass die Kirche die Wahrheit spricht, wenn sie lehrt, dass "die Kinder getauft werden sollen"; "Wir sind aber auch von Herzen bereit, uns mit Kühnheit und Ehrfurcht vor allen zu verteidigen, die von uns Rechenschaft verlangen über die Hoffnung, die in uns ist, und wenn wir dann sehen, dass unser Glaube und unser Bekenntnis von anderen als der Heiligen Schrift widersprechend angegriffen werden, so scheuen wir uns nicht, durch ihr Zeugnis zu beweisen, dass die Behauptung unserer Gegner unbegründet ist, dass nicht sie, sondern wir das Wort Gottes für uns haben.

    Wenn wir nun untersuchen, was die Heilige Schrift über die Kindertaufe lehrt, ob es nach ihr richtig oder falsch ist, Kinder zu taufen, müssen wir sofort zugeben, dass die Schrift keine ausdrückliche Anweisung oder sogar ein Gebot enthält, das wir als Stütze für die Lehre und Praxis der Kirche in dieser Angelegenheit geltend machen könnten. Wir finden nirgendwo in der Schrift ein solches Gesetz wie das, das wir oben (S. 10) in den apostolischen Konstitutionen gefunden haben: "Tauft eure kleinen Kinder". Aber damit ist die Sache noch lange nicht erledigt. Die Heilige Schrift enthält auch kein ausdrückliches Verbot der Kindertaufe, und obwohl dies als entscheidender Beweis dafür angeführt werden kann, dass sie mit dem Wort Gottes übereinstimmt, kann aus dem Fehlen einer ausdrücklichen Anweisung in diesem Sinne ebenso gut geschlossen werden, dass sie dem in der Heiligen Schrift offenbarten Willen Gottes widerspricht. Die Kindertaufe ist nicht das Einzige in unserer Kirche, für das sich keine solche spezifische biblische Vorschrift nachweisen lässt, und es ist auch nicht unsere Kirche allein, die also sowohl in der schönen Lehre als auch in den schönen Sitten viele Dinge hat, für die man in der Schrift keine ausdrücklichen oder spezifischen Worte findet. Es hat wohl solche gegeben, die meinten, alles solche müsse als unbiblisch, unapostolisch, unchristlich verworfen werden; aber die Erfahrung hat hinlänglich bewiesen, dass selbst diejenigen, die eine solche Behauptung als erste aufstellten, sie nie im Leben zu verwirklichen vermochten. Einen Beweis dafür haben wir in der Verwaltung unseres anderen Sakraments, des heiligen Abendmahls; denn es gibt niemanden, der bezweifelt, dass es dem in der Schrift geoffenbarten Willen Gottes entspricht, dass Frauen wie Männer am Abendmahl teilnehmen, und doch gibt es in der ganzen Heiligen Schrift kein einziges Wort darüber, keinen ausdrücklichen Befehl, dass dies geschehen soll, kein Zeugnis, dass so etwas in der apostolischen Kirche wirklich stattgefunden hat. Aber die Meinung, dass nur das wahrhaft apostolisches Christentum sei, was durch ausdrückliche Worte in der Heiligen Schrift vorgeschrieben oder angeordnet ist, ist nicht nur unmöglich zu verwirklichen, sondern auch in sich selbst völlig falsch. So wie Christus nicht gekommen ist, um uns ein neues Gesetz anstelle des alten zu geben, so ist auch die Schrift, die von ihm zeugt, kein Buch von Gesetzen, das uns in jedem Fall buchstabengetreu vorschreibt, was wir tun und lassen sollen. Was sie für uns sein soll und wird, ist ein lebendiges und kraftvolles Zeugnis der in Christus geoffenbarten Gnade und Wahrheit, das wir uns im lebendigen Glauben aneignen sollen, das uns dann aber auch den erleuchteten Verstand gibt, um die Dinge, die durch den Glauben beurteilt werden müssen, richtig zu prüfen und zu beurteilen und zu erkennen, was der gute und annehmbare und vollkommene Wille Gottes ist (Eph. 1,17.18; 1. Kor. 2,14; Röm. 12,2). Wenn dies aber bei der Heiligen Schrift der Fall ist, dann spricht natürlich nichts dagegen, dass sie uns den Willen Gottes bezüglich der Kindertaufe offenbart, auch wenn sie ihn nicht ausdrücklich erwähnt; nichts spricht dagegen, dass die Kindertaufe in Gottes Wort gut begründet ist, auch wenn sie keine ausdrückliche Vorschrift darüber enthält. Und so fragen wir weiter: Ist es nach Gottes Wort richtig, Kinder zu taufen? Wer soll getauft werden? Für wen hat Gott selbst seine heilige Taufe verordnet?

    Die Antwort auf diese Frage müssen wir gerade erwarten, an der Stelle in der Heiligen Schrift zu finden, an der Christus selbst vor seinem Weggang seinen Jüngern den Befehl und die Vollmacht zum Taufen gibt und die deshalb immer die Grundlage unseres ganzen Glaubens und unserer Lehre von der Taufe sein muss, Matth. 28, 19.20. Die Worte des Herrn lauten hier: "Macht alle Völker zu meinen Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch befohlen habe."[8]

    Mit diesen Worten gibt er seinen Jüngern den Auftrag, durch Taufe und Lehre alle Völker zu seinen Jüngern zu machen, soweit sie dazu in der Lage sind. Wie er ihnen zuvor gesagt hatte, dass sein Evangelium allen Völkern gepredigt werden soll (Matth. 24,14), und dass, wenn dieses Ziel erreicht ist, alle Völker zu seinem Gericht versammelt werden sollen (Matth. 25,32). ), so erklärt er ihnen auch hier abschließend, dass ihm alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist, dass alle Völker der Erde ihm gehören und daher alle ihm, dem König der Macht und Gnade, untertan sein sollen und alle durch Taufe und Unterweisung zu seinen Jüngern gemacht werden sollen. Damit hat er nun auch gesagt, für wen seine Taufe bestimmt ist; es ist nicht ein einziges auserwähltes Volk, für das er diese Gabe vorgesehen hat, sondern alle Völker der Erde, nicht Israel allein, sondern auch die Heiden. Nun kann aber ein Volk natürlich nur in seinen einzelnen Gliedern getauft werden, und die Frage ist dann, wer von diesen nach dem Urteil des Herrn an seiner Taufe teilhaben soll. Wenn er sagt, sie sei für alle Menschen bestimmt, so scheint das zu bedeuten, dass sie nicht einzelnen, hier und da nach eigenem Gutdünken ausgewählten Menschen zuteil werden soll, sondern jedem Volk als Volk, als einer Gemeinschaft von Menschen in verschiedenen Lebensbereichen, verschiedenen Geschlechts und verschiedenen Alters, d.h. allen, die zu einem solchen Volk gehören, ohne Rücksicht auf alle Unterschiede, die in zeitlicher oder natürlicher Hinsicht zwischen ihnen als Gliedern des großen Volkskörpers bestehen mögen, hohen und niedrigen, reichen und armen, gelehrten und ungelehrten, großen und kleinen, Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern. So wenig der Herr irgendein Volk auf der Erde von der Gnade und dem Segen der Taufe ausschließen möchte, so wenig möchte er sie im Voraus auf eine einzige Klasse von Menschen oder eine bestimmte Auswahl von Menschen beschränken.

    So verstehe ich diese Worte des Herrn in der Apologie (Art. 10). Es ist möglich, dass der eine oder andere meint, man finde in ihnen mehr, als wirklich in ihnen ist; aber selbst wenn dies der Fall wäre, was ich nicht glaube, würde es nicht viel bedeuten. Es geht hier nicht um diese oder irgendeine andere einzelne Schriftstelle; es ist die Lehre der Schrift in ihrem Zusammenhang, die wir untersuchen müssen, um unsere Frage beantwortet zu bekommen, und wenn wir das tun, wird die Antwort sicher nicht zweifelhaft sein. Es stimmt, dass die Heilige Schrift nicht viel darüber sagt, wer getauft oder nicht getauft werden soll, aber wir würden dennoch alle notwendigen Informationen darüber finden, wenn wir darauf achten, was sie uns über den Zweck und die Wirkung der Taufe lehrt; Wenn wir zuerst wissen, was sie nach Gottes Willen wirken und vollbringen soll, dann muss sie auch dem gegeben werden, für den sie von Gott bestimmt ist; denn das kann nur der sein, der sie einerseits braucht und andererseits geeignet ist, sie zu empfangen, und zwar in einem solchen Zustand, dass sie bei ihm ihr gutes Werk tun und nach ihrem Zweck wirken kann. Denn wenn ich oben gesagt habe, dass die Taufe nach dem Willen Christi für alle Menschen ohne Rücksicht auf alle zeitlichen und natürlichen Unterschiede zwischen ihnen bestimmt ist, so folgt daraus natürlich nicht, dass sie nun auch an alle ohne Rücksicht auf ihren geistlichen Zustand ausgeteilt werden muss. Er, der nicht wollte, dass seine Jünger das Heiligtum den Hunden gäben oder ihre Perlen vor die Säue würfen (Matth. 7,6), will gewiss nicht, dass seine heilige Taufe solchen gegeben werde, von denen aus seinem Wort klar und deutlich hervorgeht, dass sie nicht fähig sind, den Segen zu empfangen, den er gewiss bereit ist, allen Menschen dadurch zu gewähren.

    Wenn wir nun die Schrift fragen, was die Taufe nach dem Willen und der Verheißung des Herrn bewirken und vollbringen soll, so antwortet sie uns klar, dass sie ein Mittel ist, durch das Gott die Sünder retten oder selig machen will. Denn wie Christus verheißen hat: "Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden" (Mark. 16,16), so bezeugt auch der Apostel Paulus, dass Gott uns nicht um der Werke willen, die wir der Gerechtigkeit halber getan haben, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt selig gemacht hat (Tit. 3,5). ); ebenso sagt auch Petrus, dass die Taufe uns rettet, und ist damit ein Bild des Wassers, durch das acht Seelen in der Arche in den Tagen Noahs gerettet wurden (1. Petr. 3,20.21), wie er auch die durch seine Rede erweckten Seelen ermahnte, Buße zu tun und sich gleich nach der Ausgießung des Geistes am Pfingstfest taufen zu lassen, um so von dem bösen Geschlecht gerettet zu werden (Apg. 2,38-40). Da nun die Taufe ein solches Mittel zur Errettung ist, muss auch für sie gelten, was für die Errettung selbst allgemein gilt. Wenn Gott sagt, dass alle Menschen gefallen sind, und will, dass niemand verloren geht, der nicht selbst verloren gehen will (Hes. 28,32; 1. Tim. 2,4; 2. Petr. 3,9; Joh. 3,36. ), dann muss es sicher seine Meinung sein, dass die Mittel der Errettung durch die Taufe keinem Sünder verweigert oder vorenthalten werden sollen, der diese seine Gabe nicht selbst verachtet und verschmäht oder, obwohl er sie begehrt, sich doch offensichtlich unfähig zeigt, die Errettung zu empfangen, die sie bringen soll.

 

Das Heil, das Christus uns schenkt

    Was aber ist dann dieses Heil? Was ist die rettende oder die wiedergebärende Wirkung der Taufe? In welchem Sinne ist sie ein solches Mittel des Heils?

    Jesus Christus ist unser Heiland (2. Tim. 1,10; Tit. 1,4; 2,13; 3,6), und nicht nur unser Heiland, sondern der Heiland der ganzen Welt (Joh. 4,42; 1. Joh. 4,14), denn er wurde von seinem himmlischen Vater in die in Sünde und Tod verlorene Welt gesandt und gebracht, damit sie durch ihn gerettet werde (Joh. 3,17; 12,47; Matth. 18,11; Luk. 19,10). Dieses Werk als Retter der Welt hat er zum Teil schon hier auf Erden vollbracht. Als er am Kreuz ausrief: "Es ist vollbracht", und dann sein Haupt beugte und seinen Geist in die Hände seines Vaters übergab, war die Welt durch ihn gerettet; er hatte ihre Sünde getragen und sie mit Gott versöhnt, als das Lamm Gottes ohne Schuld und ohne Ärgernis (Joh. 1,29; 1. Petr. 1,19; 2. Kor. 5,19); er, der keine Sünde kannte, wurde von Gott für sie zur Sünde gemacht und dadurch zum Sühnopfer für alle ihre Sünden (2. Kor. 5,21; 1. Joh. 2,2); er hat durch seinen vollkommenen Gehorsam im Leben und im Sterben die Handschrift, die gegen sie war, ausgelöscht und weggenommen (Kol. 2,14), hat die Forderungen der ewigen Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes an alle erfüllt, die durch die Sünde dem Gesetz und seinem Fluch unterworfen waren, und hat so allen die Rettung vor der ewigen Verdammnis ermöglicht. Doch damit hatte er nur einen Teil seines Erlösungswerkes vollbracht. Zwar war damit der Zugang zum Heil für die ganze Welt eröffnet, aber kein Sünder war wirklich gerettet, sondern es blieb noch übrig, alle einzelnen Sünder an dem so erworbenen und für sie bereiteten Heilsschatz teilhaben zu lassen. Darum glauben wir auch, dass Christus nicht nur einmal geopfert wird, um die Sünden vieler wegzunehmen, sondern immer lebt, um alle, die durch ihn zu Gott kommen, vollkommen zu retten (Hebr. 9, 28. 7, 25). Sein Heilswerk ist nicht mit seinem Abscheiden von der Erde beendet, sondern er ist durch seinen Tod auferstanden als Fürst des Heils, als Quelle des ewigen Heils für alle, die ihm gehorchen (Hebr. 2, 10. 5, 9 ), denn Gott hat ihn zum Fürsten und Heiland zu seiner Rechten erhöht (Apg. 5, 31), wo er jetzt, da der Tag des Heils noch nicht gekommen ist (2. Kor. 6, 2), nicht nur als unser Fürsprecher und Hoherpriester, sondern auch als Fürsprecher für alle Sünder beständig vor seinem Vater erscheint (Hebr. 6, 20. 7, 25. 8, 1. 9, 24. Röm. 8, 34. 1. Joh. 2, 1), sondern auch als König der Barmherzigkeit sucht er sie alle durch seine Gnade zu sich zu ziehen (Joh. 12, 32), sie aus der Macht der Finsternis zu befreien und in sein Reich zu bringen (Kol. 1,13) und sie dann in einer tauglichen Gesellschaft zu stärken und zu bewahren (2. Thess. 2,17; 3,3. Joh. 10,28.29), bis er sie schließlich in seinem himmlischen Reich erlösen kann (2. Tim. 4,18).

    Als Versöhnung der Welt mit Gott ist das Heil also etwas, das Christus hier auf Erden ein für alle Mal vollbracht hat. Als vollkommene Erlösung einzelner Sünder wird er sie in einer anderen Welt vollenden. Jetzt aber ist der Tag des Heils (2. Kor. 6, 2); deshalb muss jeder, der das Heil ererben soll, das in der letzten Zeit geoffenbart werden soll (Hebr. 1, 14; 1. Petr. 1, 5), schon hier Christi teilhaftig geworden sein (Hebr. 3, 18), schon hier durch ihn gerettet werden (Eph. 2, 5; 8; 2. Tim. 1, 9. Tit. 3, 5. 1 Petr. 3, 21.), und dieses Heil, wodurch ein Sünder hier auf Erden Teilhaber des einst von Christus vollbrachten Heils und damit auch Erbe des von ihm bereiteten Heils wird, ist das, was allein gemeint ist, wenn wir von der Taufe als einem Mittel des Heils sprechen.

 

Der neue Mensch in Christus

    Dieses Heil hat, genauer betrachtet, zwei verschiedene Seiten. Es ist die Erlösung des Sünders teils von der Schuld und Strafe der Sünde, teils von der Macht und Herrschaft der Sünde. Die erste ist die Rechtfertigung des Sünders durch das Wort Gottes; die zweite ist seine Lebenigmachung oder Wiedergeburt.

    Alle Menschen sind von Natur aus Kinder des Zorns (Eph. 2,3). Sie sind alle unter der Sünde und entbehren daher des Ruhms, den sie an Gott haben sollten (Röm. 3,9.23); sie sind alle von Gottes heiligem Gesetz abgewichen und konnten daher Gott nicht gefallen (Röm. 3,12, 8, 8), sondern stehen im Gegenteil, Gal. 3, alle unter seinem Fluch (5. Mose 27,26.10.); sie sind alle schuldig vor dem Gericht Gottes (Röm. 3,19.), und all ihr Elend in Zeit und Ewigkeit ist nichts anderes als die Manifestation von Gottes Zorn und gerechtem Gericht, denn der Tod ist der Lohn der Sünde (Röm. 6,23.). Daher ist Gottes Zorn und die Schuld und Strafe der Sünde das, wovon der sündige Mensch in erster Linie gerettet werden muss, und das geschieht dadurch, dass Gott in seiner Gnade dem Sünder die vollkommene Genugtuung Christi für alle Sünden der Welt aufgrund des Sühnopfers Christi zurechnet und zueignet und dann aufgrund dessen nicht mehr zurechnet, sondern vergibt und verzeiht seine Sünde, spricht ihn von aller Schuld und Strafe frei, hält ihn für völlig unschuldig und gerecht und nimmt ihn als Kind und Erbe an (Röm. 4, 6.7.8.11; 8,17. Gal. 4, 8.). Wenn ein Sünder so Vergebung der Sünden, Sohnschaft und Erbe bei Gott und Frieden mit ihm durch den Herrn Jesus Christus (Apg. 26, 18; Gal. 4, 6; Röm. 5, 1) empfangen hat, so ist er damit auch "ohne Verdienst gerechtfertigt durch die Gnade Gottes durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist" (Röm. 3, 24), und insofern dann auch gerettet.

    Aber dieses Heil, das dem Sünder in der Rechtfertigung zuteil wird, ist doch nur der erste Teil des Heils, das er schon hier auf Erden erlangen kann und muss. Er muss nicht nur von der Schuld und Strafe der Sünde befreit werden, sondern auch von der Sünde selbst, von der Macht und Herrschaft, die sie über ihn hat (Joh. 8,32. 36. Röm. 6,18. 22. 8,2. ); eben darum ist er ein Kind des Zorns, das durch die Gnade Gottes gerechtfertigt werden muss, weil er fleischlich, unter die Sünde verkauft, von Natur ein Sklave der Sünde ist, der in allem, was er tut, nichts anderes tun kann als sündigen, und sich daher nicht von den Banden und Ketten der Sünde befreien kann (Röm. 7,14; 6,17-20. 8,7.). Er ist tot in seiner Sünde (Eph. 2,1.5; 5,14. Kol. 2,13; Luk. 15,24.32. 1. Joh. 3,14. Offb. 3,1.); deshalb muss dieselbe rettende Gnade, die den Ungerechten gerechtfertigt hat, auch den Toten lebendig machen (Eph. 2,5; Kol. 2,13.). Er ist ein fauler Baum, der keine gute Frucht bringen kann (Matth. 7,19); er wurde in Sünde gezeugt und in Ungerechtigkeit geboren (Ps. 51,7), und was so aus dem Fleisch geboren wird, ist und bleibt Fleisch (Joh. 3,6), bis es wiedergeboren oder aus dem Geist geboren wird (Joh. 3,6), bis es wiedergeboren oder von neuem geboren wird (1. Petr. 1,3.23; Tit. 3,5; Joh. 3,3.7), nicht aus Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Menschen, sondern aus Gott (Joh. 1,13; 1. Joh. 2,29; 3,9; 4,7; 5, 1.4.18; Joh. 1,18). Er ist von Natur nicht nur ein Kind des Zorns, sondern auch des Teufels; denn wer Sünde tut und so der Sünde verfallen ist, der ist des Teufels (1. Joh. 3,10.8. Joh. 8,34. ); deshalb kann er nur dann als gerettet gelten, wenn er nicht nur durch Gottes rechtfertigende Gnade den Charakter und die Rechte eines Kindes Gottes empfangen hat, sondern auch durch seine erneuernde Gnade die Kraft erhalten hat, selbst ein Kind Gottes zu werden (Joh. 1,12), oder wenn er verändert, verwandelt, umgewandelt worden ist in ein wirkliches, lebendiges Kind Gottes (1. Joh. 3,1.2.10; 5,2). Wenn aber ein Sünder auf diese Weise durch die Gnade Gottes wiedergeboren wird, dann wird er auch vom Tod zum Leben hindurchgeführt, von der Macht der Finsternis befreit und in das Reich des Sohnes Gottes gebracht (1. Joh. 3,14. Kol. 1,13. ); dann ist das Alte vergangen, und alles ist neu geworden; dann ist er eine neue Kreatur (2. Korinther 5,17; Galater 6,15), ein neuer Mensch, geschaffen nach dem Bilde Gottes (Eph. 4,24; Kol. 3,10), ein Mensch Gottes, vollkommen in jedem guten Werk (1. Tim. 6,11; 2. Timotheus 3,17). Er ist nicht mehr ein fleischlicher, sondern ein geistlicher Mensch (1. Korinther 2,15; 3,1; Galater 6,1; Röm. 8,9), denn er hat einen neuen Lebensgeist angenommen, der ihn von dem Gesetz der Sünde und des Todes befreit hat, und nun drängt ihn das Gesetz seines Geistes, Gott in der neuen Natur des Geistes zu dienen, in einer neuen Lebensweise zu wandeln, nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist (Röm. 6,4. 7,6. 23. 8,1 ff. Gal. 5,16 ff.). Kraft dieses neuen Geistes sündigt der Wiedergeborene nicht mehr, sondern bewahrt sich selbst, überwindet die Welt, tut Gerechtigkeit, liebt seine Brüder (1. Joh. 2,29; 3,9.10; 4,7; 5,4.18; 1. Petr. 1,22.23). Zwar ist die Sünde noch nicht gänzlich aus ihm getilgt (1. Johannes 1,8); sie wohnt noch in seinem Fleisch, von wo aus sie stets mit seinem Geist im Streit liegt und nicht nur seine besten Werke verunreinigt, sondern auch leicht sein Herz in Sünden der Schwachheit verunreinigt und gefangen nimmt (Röm. 7,15 ff. Gal. 5,17. Hebr. 12,1. 1. Johannes 2,1. 5. 16. Jakobus 3,2). Nun aber hat sie diese Macht nur noch über sein Fleisch, seinen alten, äußeren Menschen, der zwar nicht ganz tot, aber zum Sterben gekreuzigt ist (Röm. 6,6; Gal. 5,24; Kol. 3,9) und nur noch als ein altes Kleid zu betrachten ist, das jeden Tag mehr und mehr abgenutzt und abgelegt wird (Eph. 4,22; Röm. 13,12; Kol. 3,8; 1. Petr. 2,1). Nach seinem neuen inneren Menschen begehrt er das Gesetz Gottes, nach seinem Gemüt dient er ihm (Röm. 7,22. 25), und während sein äußerer Mensch vergeht, wird sein Geist, sein innerer Mensch, Tag für Tag erneuert und durch die Kraft der Gnade Gottes in ihm mächtig bestätigt (2. Kor. 4,16; Röm. 12,2; Eph. 3,6; 4,23, 24; Kol. 3,10). In diesem Kampf zwischen Fleisch und Geist, zwischen dem Alten und dem Neuen, darf er dann, wenn er sich und seine Schwachheit betrachtet, seufzen und klagen: "Ich bin fleischlich, ich bin unter der Sünde. Ich elender Mensch, wer wird hat mich erlösen aus diesem Leib des Todes?" so hat er stets allen Grund, hinzuzufügen: "Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Gelobt sei der, der mich nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel für mich aufbewahrt ist" (Röm. 7,14.24.25; 1. Petr. 1,3.4). In all seiner Schwachheit und seinem Elend hat er jedoch, solange er im Kampf gegen das Böse nicht versagt und in die Knechtschaft der Sünde zurückfällt, einen Samen Gottes in sich, der in dem neuen Geist wohnt, den er bei der Wiedergeburt empfangen hat (1. Joh. 3,9), einen geistigen, himmlischen Sauerteig, der nach und nach den ganzen Menschen durchdringt (Matth. 13,33), ein Same des ewigen Lebens, der unter der Obhut und Pflege der Gnade, deren Kraft sich in der Schwachheit vervollkommnet, sein göttliches Wachstum entfaltet und in Geduld Frucht bringt (1. Petr. 2,2; Eph. 4,15; Kol 2,19; Matth. 4,26 ff; Luk. 8,15).

    Die Wiedergeburt8A des Sünders ist also etwas ganz anderes als seine Rechtfertigung. Durch diese wird er ein Geist für Gott, dadurch ein Geist in sich selbst. Bei der Rechtfertigung findet eine Veränderung im Urteil Gottes über den Menschen statt; sie vollzieht sich gleichsam in Gottes eigenem Herzen im Himmel. Bei der Wiedergeburt hingegen ändert sich der Zustand des Herzens des Menschen hier auf der Erde, wodurch er befähigt wird, ein neues Leben zu führen. Doch so unterschiedlich diese beiden Elemente des Heils auch sein mögen, so stehen sie doch in engster und innigster Verbindung zueinander. Was dem Sünder die Kraft gibt, ein solches neues Leben in heiliger Liebe zu führen, ist nichts anderes als die lebendige Erkenntnis und gläubige Aneignung der Liebe Gottes zu ihm, die sich darin offenbart, dass Gott zu seinem Heil seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat (1. Joh. 4,9.16). Erst wenn diese rettende Liebe Gottes zu den Sündern in seinem Herzen ausgegossen ist (Röm. 5,5), erst wenn er das Zeugnis Gottes über seinen Sohn und das ewige Leben, das er uns in ihm geschenkt hat, im Glauben angenommen hat (1. Joh. 5,9 ff. ), und dadurch sein Herz mit dem Blute Jesu besprengt und von dem bösen Gewissen und seiner Furcht vor Knechtschaft gereinigt worden ist, so dass er in der vollen Gewissheit des Glaubens vor Gott treten kann, dass er ein Kind Gottes ist und nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade steht (Hebr. 9, 14. 10, 22. Röm. 6, 14. 8, 16.), dann erst ist er auch, als Christi teuer erkauftes Eigentum, als von seiner Liebe überwunden und besiegt, von der Sünde befreit, dass sie nicht mehr über ihn herrsche, und befähigt, für den Heiland zu leben, der für ihn gestorben ist, den Gott zu lieben, der ihn zuerst geliebt hat (Röm. 6, 14, 14, 7 ff. 1 Kor. 6, 20. 2 Kor. 5, 14 f. 1 Joh. 4, 19). Das ganze neue Leben des Wiedergeborenen ist ein Leben des Glaubens an den Sohn Gottes, der ihn geliebt und sich für ihn hingegeben hat (Gal. 2, 20); dieser Glaube ist sein. (2. Kor. 10,15), denn er ist die Wurzel des Lebens; er ist das, was durch die Liebe wirkt (Gal. 5,6); in ihm überwindet er die Welt (1. Joh. 5,4 f.); in ihm hat er das ewige Leben (Joh. 3,15. 16. 36. 5,24), denn es ist das ewige Leben, den allein wahren Gott zu erkennen und den, den er gesandt hat, Jesus Christus (Joh. 17,3). Und wie sein ganzes Leben ein Glaubensleben ist, so ist auch der Geist, den er bei der Wiedergeburt empfängt und aus dem sein Leben entspringt, ein Geist des Lebens, weil er ein Geist des Glaubens ist (2Kor 4,13), ein Geist der Erlösung (Röm 8,15), ein Geist, in dem er die Gnade Gottes in Christus in der Gewissheit des Glaubens ergreift und die Rechtfertigung oder Erlösung erlangt, die er ihm verschafft hat. Jeder, der diesen Glauben hat, ist aus Gott geboren (1. Joh. 5,1).

    Das neue Leben, in dem sich der Glaube des Wiedergeborenen an die Gnade Gottes in Christus offenbart, ist nun als heiliges Leben der Liebe wesentlich nichts anderes als das Leben Christi, das ihm bei seiner Wiedergeburt mitgeteilt wurde und nun in ihm lebt und sich entfaltet. Es ist nicht nur ein Abbild des Lebens Christi, das ihm nachgebildet ist (Röm 8,29; 2 Kor 3,18), sondern es hat diese Ähnlichkeit mit seinem Leben gerade deshalb, weil er selbst in den Wiedergeborenen lebt (Gal 2,20). Er ist, wie die Wahrheit und der Weg, so auch das Leben (Joh. 14,6); denn wie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er dem Sohn gegeben, das Leben in sich selbst zu haben (Joh. 5,26); in ihm allein ist also das Leben zu finden für den in der Sünde toten Menschen (1. Joh. 5,11; 2 Tim 1,1). Die ganze neue Natur des wiedergeborenen Sünders entspringt einer innigen Verbindung, einer geheimnisvollen Lebensgemeinschaft, in der er mit Christus steht (1. Kor. 1,9; Hebr 3,14), indem er in Christus ist und Christus in ihm. Durch seine Wiedergeburt hat er Christus als ein neues geistliches Gewand angezogen; in ihm ist er, in ihm wandelt er, in ihm steht er fest (Gal. 3:27, 28; Röm. 16,11; 1. Kor. 1,30; Kol. 2,6; Phil. 4,1; 1 Thess. 3,8). Er ist in Christus als Glied des Leibes, zu dem er gehört (Röm. 12,5; 1. Kor. 12,12.27; Eph. 5,30), als Rebe in seinem Weinstock (Joh. 15,1 ff.); wie die Rebe keine Frucht bringen kann, wenn sie nicht im Weinstock bleibt, so kann auch der Wiedergeborene nichts ohne Christus tun, wenn er nicht in ihm bleibt (Joh. 15,4.5). Nur in ihm ist er eine neue Schöpfung (2. Kor. 5,17); nur in ihm ist er befreit von dem Gesetz der Sünde und des Todes durch das Gesetz des Geistes des Lebens (Röm. 8,2). Wer also in Christus ist, der hat auch Christus in sich (Johannes 6,56); Christus ist in ihm (Röm. 8,10; 2. Kor. 13,5; Kol. 1,27), wohnt in ihm (Eph. 3,17), lebt in ihm (Galater 2,20) und wird immer mehr in ihm offenbar (Gal. 4,19); und nur wer Christus hat, hat das ewige Leben in sich (1. Johannes 5,12). Wo aber Christus ist, da ist auch der dreieinige Gott. Die Einheit des Wiedergeborenen ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus (1. Joh. 1,3), denn er hat sowohl den Vater als auch den Sohn (2. Johannes 9); mit dem Sohn hat auch der Vater seine Wohnung bei ihm gemacht (Johannes 14,23), denn der Sohn und der Vater sind eins, der eine in diesem und der andere in jenem (Joh. 10,30.38; 14,10.11). Er ist also in Gott und Gott in ihm (1. Joh. 3,24. 4,13. 15.), und seine Gemeinschaft mit Gott ist so innig, so vollkommen, dass er in ihr sogar selbst der göttlichen Natur teilhaftig ist (2. Petr. 1,4.), teilhaftig des heiligen Lebens Gottes (Hebr. 12,10.). Aber in dieser Gemeinschaft mit dem Wiedergeborenen stehen beide, der Vater und der Sohn, nur im Heiligen Geist wieder, der von beiden ausgeht und in das menschliche Herz eintritt. Wie niemand zum Vater kommen kann außer durch den Sohn (Joh. 14,6), so kann auch niemand zum Sohn kommen außer durch den Heiligen Geist (1. Kor. 12,3); daher kann man nur durch die Teilhabe am Heiligen Geist (Hebr. 6,4) an Christus teilhaben und nur in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes (2. Kor. 13,13) Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn haben. Es ist der Heilige Geist, in dem Christus und in ihm der Vater wohnt (Röm. 8,9-11; 1. Kor. 3,16; 6,19; 2. Tim. 1,14), und in eben diesem Geist, den Gott ihm durch Jesus Christus geschenkt hat (Röm. 5,5; Gal. 4,6; Tit. 3,6), hat er deshalb auch ein Zeichen, dass Gott in ihm und er in Gott bleibt (1. Joh. 3,24; 4,13). Durch diesen Geist hat Gott seine Liebe in sein Herz ausgegossen und ihm seine Sohnschaft zugesichert (Röm. 5,5; 8,16. Gal. 4,6. 1. Joh. 5,6.9-11.), und derselbe Geist ist es, der ihn in alle Wahrheit leitet und zu jedem guten Werk antreibt (Joh. 16,13. Röm. 8,14.). Durch den Heiligen Geist ist er alles, was er ist, denn durch ihn ist er wiedergeboren (Joh. 3,5.6.8; Tit. 3,5).

    Wir sehen also, dass die Wiedergeburt des Sünders nach dem Wort Gottes dadurch zustande kommt, dass der dreieinige Gott ihn in die Gemeinschaft aufnimmt und ihm sein Leben schenkt, wenn der Vater durch seinen Sohn Jesus Christus den Heiligen Geist in das Herz des gerechtfertigten Sünders sendet (Gal. 4,6). ) und ihm durch diesen Geist des Sohnes einen neuen Geist des Glaubens und des Lebens schenkt, in dem er dann ein neuer Mensch ist, der durch den Glauben befähigt ist, die in Christus offenbarte väterliche Gnade Gottes anzunehmen und sich anzueignen, und kraft dieses Glaubens ein neues geistiges, heiliges Leben in Liebe zu dem zu führen, der die Liebe ist.

 

Die Gnadenwirkung der Taufe

    Wenn wir nun, nachdem wir auf diese Weise erkannt haben, was es mit einem Heil auf sich hat, das nach dem Wort Gottes in dieser Welt erlangt werden kann und muss, zur Taufe zurückkehren und genauer untersuchen würden, was dasselbe Wort Gottes uns über ihre wiedergebärende Wirkung lehrt, würden wir feststellen, dass die Wiedergeburt des Sünders gerade das Heil ist, das sie bewirken soll.

    Nach der Heiligen Schrift ist die Taufe das Mittel, durch das der Sünder die Gabe des Heiligen Geistes durch die Hand Gottes empfängt (Apg. 2,38; 9,17.18; 1. Kor. 12,13; vgl. Joh. 3,5; Titus 3,5.6), mit Christus bekleidet und in seinen Leib aufgenommen wird (Gal. 3,27; 1. Kor. 12,13). Deshalb wird er auch durch sie wiedergeboren (Tit. 3,5. Joh. 3,5.) oder zum Jünger Christi gemacht (Matth. 28,19.); durch sie wird er von einem bösen Gewissen gereinigt durch den Erlass der Sünden (Apg. 2,38; 22,16; Eph. 5,26; Hebr. 10,22; 1. Petr. 3,21. ); darin wird er getötet und mit Christus begraben, aber auch zu einem neuen Leben auferweckt; darin wird er seines alten Menschen entkleidet und zieht einen neuen Menschen an (Röm. 6,3. 4. Kol. 2,11.12. vgl. Kol. 3,9.10.).

    Wir werden einige dieser Aussagen über die Gnadenwirkung der Taufe etwas genauer betrachten. 

    Als diejenigen, denen die Rede des Petrus nach der Ausgießung des Geistes am Pfingstfest wie ein Dorn im Herzen war, ängstlich fragten, was sie tun sollten, um gerettet zu werden, antwortete der Apostel: "Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen" (Apg. 2,38). Diese Worte sind offensichtlich von größter Bedeutung für uns; denn wir müssen erwarten, in ihnen zumindest die Summe der apostolischen Lehre über den Weg zum ewigen Leben ausgedrückt zu finden. Und was finden wir in ihnen? Wo ist der Weg? Durch Buße und Taufe. Jeder reuige Sünder, der sich im Namen Jesu Christi, im Glauben an Jesus Christus, wie er sich in Wort und Tat, in seinem Tod und in seiner Auferstehung als Retter der Welt geoffenbart hat, zur Vergebung der Sünden taufen lässt, in der Absicht, dadurch Vergebung aller seiner Sünden zu erlangen, in herzlicher Sehnsucht und im Verlangen nach Frieden mit Gott, wird dadurch gewiss sein Ziel erreicht, seine Sehnsucht erfüllt haben; Gott wird ihm durch die Taufe Frieden mit Gott gewähren. Gott wird ihm durch die Taufe denselben Heiligen Geist schenken, der durch unmittelbare Mitteilung über die am Pfingstfest versammelten Jünger ausgegossen wurde, und mit dieser Gabe des Geistes auch den Sündenerlass, den sein Herz begehrt; denn der Geist gießt die Liebe Gottes in das Herz des Menschen aus, der Geist bringt den von Christus errungenen Sündenerlass vom Himmel auf die Erde, vom Herzen Gottes in das Herz des Sünders. Die Schrift kann nichts anderes meinen als diese Mitteilung des Sündenerlasses durch den Heiligen Geist und die Adoption im Glauben, wenn sie hier und an anderen Stellen (Apg. 22,16; Eph. 5,26) den "Sündenerlass" oder die "Reinigung" des Sünders von der Verunreinigung durch die Sündenschuld als die seligmachende Wirkung der Taufe darstellt. Die Erfüllung selbst findet, wie wir bereits gesehen haben, nicht auf der Erde, sondern im Himmel statt, nicht im Herzen des Menschen, sondern im Herzen Gottes. Was aber so im Himmel zum Heil des Sünders gewirkt wird, soll er auch hier auf Erden genießen; Gott hat sein himmlisches Freispruchsurteil über den Sünder [in Christus] gesprochen, und so schenkt er ihm in der Taufe seinen Geist, der ihm die gnädige Vergebung aller seiner Sünden verheißt und ihm Kraft gibt, sich diese gnädige Verheißung im Glauben anzueignen. Diese Ausgießung der Liebe und rechtfertigenden Gnade Gottes in das Herz des Sünders durch den Heiligen Geist, die ihm zuteil wird, ist aber wiederum nichts anderes als seine Wiedergeburt, und so haben wir schon in diesen Worten des Petrus am Pfingstfest eine unzweifelhafte biblische Grundlage für die Behauptung, dass die Taufe ein Mittel der Wiedergeburt ist.

    In ausdrücklichen Worten finden wir dies beim Apostel Paulus, wenn er sagt: "Als die Barmherzigkeit und Liebe Gottes, unseres Retters, zu den Menschen offenbar wurde, hat er uns gerettet, nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan haben, sondern nach seiner Barmherzigkeit, durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes[9], Diesen (Heiligen Geist) hat er reichlich auf uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Heiland, damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben seien nach der Hoffnung auf das ewige Leben" (Tit. 3, 4-7.). Hier ist von einem Bad die Rede, das Gott als Mittel zu unserer Rettung einsetzt, und dieses rettende Bad wird dann wiederum seiner Wirkung nach ein "Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes" genannt, ein Bad, durch das der Sünder wiedergeboren oder, wie es weiter heißt, durch den ihm mitgeteilten Heiligen Geist erneuert, in einen neuen Menschen verwandelt wird, der im Glauben und in der Hoffnung die rechtfertigende Gnade Gottes und das Erbe des ewigen Lebens ergriffen hat. Dieses Bad ist nach Meinung des Apostels nichts anderes als das "Wasserbad", durch das Christus sein Volk reinigt (Eph. 5,26), die "Taufe", in der Christus angezogen wird, der alte Mensch stirbt und ein neuer Mensch geboren wird (Gal. 3,27. Röm. 6,3.4; Kol. 2,11.12.). So muss es doch jedem klar sein, der nicht selbst seine Augen vor dem Lichte der Wahrheit verschließt, und so haben wir hier die klaren Worte des Apostels, dass die Taufe ein Mittel der Wiedergeburt ist, und ebenso ein Mittel des Heils.

    Diese Lehre der Apostel über die seligmachende Wirkung der Taufe hat wiederum ihre feste Grundlage in den eigenen Worten Christi.

    Der Gedanke kommt hier dem Gespräch des Herrn mit Nikodemus in Johannes 3 am nächsten, in dem unsere gläubigen Väter seit den frühesten Zeiten der Kirche eine Hauptstütze für ihren Glauben an die erneuernde Kraft der Taufe gefunden haben. In letzter Zeit sind bei uns jedoch Zweifel aufgekommen, ob die Worte des Herrn an dieser Stelle wirklich auf die Taufe der christlichen Kirche[10] zutreffen, und es ist daher notwendig, diese Worte hier in ihrem Zusammenhang genauer zu betrachten: - Der Herr liest im Herzen des Nikodemus, dass er zu ihm, dem von Gott gesandten Lehrer, gekommen ist (V. 2), um ihn zu fragen, was er tun muss, um in das Reich Gottes zu gelangen. Auf diese Frage seines aufgewühlten Herzens antwortet Jesus nun: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen." (V. 3.). Für einen sündigen Menschen, wird er sagen, um am Reich Gottes teilhaben zu können, ist es notwendig, dass er nicht etwas tut, sondern dass er etwas wird, wiedergeboren wird, ein ganz neuer Mensch wird. Nikodemus erschrickt, als er begreift, dass er, ein alter, also gelehrter und edler Mann, noch einmal ganz von vorne anfangen und wiedergeboren werden müsste, und als er nun ungläubig fragt, wie so etwas möglich sei (V. 4), antwortet ihm Jesus: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist" (V. 5, 6). Der Heiland wiederholt damit seine feierliche Behauptung von der Notwendigkeit der Wiedergeburt, erklärt aber auch, dass er nicht eine fleischliche, sondern eine geistliche Geburt meint. Der natürliche Mensch, der aus dem Fleisch, aus der durch die Sünde verderbten menschlichen Natur geboren ist, ist selbst Fleisch und nichts als Fleisch, ohne Geist (Judas 19); nur was aus dem Geist geboren ist, ist selbst Geist, und nur ein so aus dem Geist Gottes wiedergeborener, geistiger Mensch kann in das Reich Gottes eingehen. Nun sagt der Herr aber nicht: "Ohne aus dem Geist geboren zu sein", sondern: "Ohne aus einem Wasser und einem Geist geboren zu sein", und hier stellt sich die Frage: Was meint er mit diesem Bad, das er so im Zusammenhang mit dem Geist als Quelle, Ursprung oder Ursprung der Wiedergeburt nennt? Es ist einleuchtend, dass reformierte oder halbreformierte Schriftgelehrte, wie die von Lammers (Verteidigung S. 41) zitierten, dass Männer wie Calvin, Grotius, Lücke, Tholuck und Olshausen, die davon ausgehen, dass das Wasser der Taufe nur ein Zeichen der inneren Reinigung ist, ebenso große Schwierigkeiten haben müssen, zu glauben, dass die Rede hier von der Taufe handelt, wie der jüdische Schriftgelehrte, zu erkennen, dass er wiedergeboren werden musste. Die verschiedenen Versuche, die sie unternommen haben, um die Worte des Herrn über etwas anderes als die Taufe zu erklären, sind jedoch bis zu diesem Zeitpunkt nicht besonders erfolgreich gewesen. Sie scheinen alle von der großen Schwierigkeit zu zeugen, in der sich ihre Verfasser hier befunden haben, und gleichen in einem solchen Maße verzweifelten Ausflügen, dass sie mit Recht als ein starker Beweis für die Wahrheit des alten christlichen Glaubens angeführt werden können, dass der Herr hier gerade von seiner Taufe spricht, und dass wir hier sein eigenes klares und ausdrückliches Wort vor uns haben, wenn wir die Taufe als ein wirkliches Mittel der Wiedergeburt betrachten. Erstens ist es klar, dass "Wasser" und "Geist" zwei ganz verschiedene Dinge sind, so dass es nicht möglich ist, "Wasser" nur als einen anderen bildlichen Ausdruck für den Heiligen Geist zu nehmen; "Wasser und Geist" kann weder, wie Calvin will, ein "geistiges Wasser" bedeuten, noch, wie Grotius meint, einen "Wassergeist", einen Geist der Reinigung. Aber ebenso willkürlich und unglücklich ist Olshausens Marotte, dass das Bad ein symbolischer Ausdruck der inneren Bekehrung oder der durch die Bekehrung gereinigten und damit für die Wiedergeburt des Geistes empfänglichen Seele sein soll; denn weder kann das Bad die Bekehrung der Seele oder die bekehrte Seele bedeuten, noch ist hier die Rede von dem, was im Menschen der Wiedergeburt vorausgehen muss, sondern offensichtlich von dem, was selbst seine Wiedergeburt bewirkt. Das "Wasser" kann nichts anderes sein als tatsächliches, reales Wasser, und die Frage kann nur lauten, welcher Art von Waschung der Herr hier eine solche Wiedergeburtskraft zuschreibt. Nikodemus konnte Jesus schon mit voller Ehre vorwerfen, dass er, ein Lehrer in Israel, nicht verstehen konnte, wie ein Mensch aus Wasser und Geist wiedergeboren werden kann. hatte die alttestamentlichen Schriften und darin nicht nur das allgemeine Zeugnis des Herrn, der kommen würde, um sein Volk von allen Sünden zu reinigen (Jer. 33,8; Mal 3,3), sondern auch solche Verheißungen wie diese: "An jenem Tag wird für das Haus David und für die Bewohner Jerusalems ein offener Brunnen sein gegen Sünde und Unreinheit" (Sach. 13,1), oder wie diese: Ich will reines Wasser über euch sprengen, und ihr sollt rein sein; ich will euch reinigen von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen; ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; und ich will meinen Geist in euch geben und will euch veranlassen, in meinen Satzungen zu wandeln und meine Gebote zu halten und zu tun" (Hes.. 36,25-27). Er kannte auch die Taufe des Johannes; ob er sie nun selbst angenommen hatte oder ob er bis dahin zu den Pharisäern gehörte, die den Ratschluss Gottes über sich selbst verachteten und sich nicht taufen ließen (Luk. 7,30), so muss er doch von dem gewusst haben, der in der Wüste mit Wasser zur Buße taufte und sagte: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen" (Matth. 3,1 ff.). Aber vielleicht war es gerade diese Taufe des Johannes, die der Herr mit diesen Worten meinte, so dass er Nikodemus nur ermahnen wollte, diese Taufe zu empfangen, die er bis dahin verachtet hatte? Johannes der Täufer selbst gibt uns die Antwort auf diese Frage. Wenn es wirklich seine Taufe war, die der Herr hier meinte, so würde daraus nur folgen, dass sie, wie die Taufe Christi, ein wirkliches Mittel der Wiedergeburt war; denn es ist klar, dass hier von einem Bad die Rede ist, das mit dem Heiligen Geist verbunden ist und in seiner Kraft wirklich wieder einen Menschen gebären kann. Nun aber sagt Johannes selbst von seiner Taufe: "Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen" (Matth. 3,11; Mark. 1,8; Luk. 3,16; Joh. 1,26). Daraus ist ersichtlich, dass die Taufe des Johannes keine Taufe mit "Wasser und Geist" war (vgl. Joh 7,39; Apg 1,5; 19,2 ff. ), und so musste Nikodemus, obwohl er durch die Worte des Herrn an die Wassertaufe des Johannes erinnert wurde, wissen, dass der Herr nicht diese meinte, sondern eine andere Wassertaufe, die auch eine Taufe mit dem Heiligen Geist war und als solche mächtig, das zu vollbringen, was er noch nicht zu tun vermochte. Er muss erkennen, dass der Herr von einer Wassertaufe sprach, die er geben würde, durch die er die Menschen zu einem neuen Leben erneuern und sie zu Bürgern des Reiches machen würde, das er zu errichten gekommen war. Dass er vielleicht noch nicht in der Lage war, die Worte des Herrn in ihrer vollen, vollständigen und tiefen Bedeutung zu erfassen, kann daran nichts ändern; der Herr sagte auch seinen engsten Jüngern viele Dinge, die sie noch nicht ganz verstanden, die sie aber dennoch in ihren Herzen bewahren sollten wie ein Samenkorn, das zu gegebener Zeit aufgehen und Frucht tragen würde. Auch kann uns der Umstand nicht daran hindern, die Worte des Herrn über die Taufe als Bad der Wiedergeburt zu verstehen, dass "die ganze folgende Rede und Entwicklung des Gesagten zu Nikodemus den Glauben und das Anschauen des erhöhten Menschensohnes im Glauben betrifft" (Lammers, Verteidigung, S. 42). Wenn Jesus, veranlasst durch den Unglauben des Nikodemus, V. 11 ff. den Glauben als notwendige Bedingung für das Heil des Sünders hervorhebt, will er damit nicht sagen, dass die Geburt des Menschen aus Wasser und Geist nichts anderes ist als sein Glaube an ihn, und dass Nikodemus nun einen Schlussstrich unter das "Wasser" ziehen und nur an den Geist und den Glauben denken soll, sondern er will ihm nur zeigen, wie eng und innig der Glaube mit seiner Geburt aus Wasser und Geist verbunden ist; er ersetzt die Taufe nicht durch den Glauben, sondern fügt ihn im Gegenteil hinzu, damit Nikodemus weiß: "Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden" (Mark. 16,16.). Was aber so zu Nikodemus gesprochen wird, ist zu unserer Lehre geschrieben (Röm. 15,4). Und was sollen wir nun daraus lernen? Die Worte des Herrn sind klar und deutlich; seine Antwort an Nikodemus enthält, wie zu erwarten, im Wesentlichen dasselbe wie die Antwort des Petrus an die beunruhigten Juden (S. 61). Kein Mensch kann das Reich Gottes sehen oder es betreten, ohne wiedergeboren zu werden, und diese Wiedergeburt, die für jeden fleischlichen oder sündigen Menschen notwendig ist, wird durch Wasser und Geist, durch die Wassertaufe bewirkt, die der Herr schon damals vorhatte, uns zu schenken, und uns später tatsächlich als "Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes" geschenkt hat. Wir haben hier eine Verheißung aus dem Munde des Herrn, die er später erfüllt hat, und kraft dieser Verheißung ist seine Taufe nicht bloßes Wasser, sondern ein Wasser, das mit seinem Geiste vereinigt ist und in dieser feinen Vereinigung mit dem Heiligen Geiste auch Kraft hat, den sündigen Menschen für das Reich Gottes zu erneuern. - Wenn Lammers (Vorwort S. 42.) aus dem Ausdruck "aus Wasser und Geist geboren" folgert, dass diese Verbindung auch vom Geist getrennt werden können muss, so ist mir nicht klar, was er damit eigentlich meint. Dass es in der Macht des Herrn steht, den Geist auf andere Weise als durch die Taufe mitzuteilen, wird ebenso wenig geleugnet wie die Tatsache, dass es in der Macht eines Sünders steht, dem Heiligen Geist zu widerstehen und ihn auszuschließen und somit die Taufe zu empfangen, ohne dabei auch den Geist zu empfangen. Davon ist aber an dieser Stelle gar nicht die Rede; weder das eine noch das andere liegt in dem Ausdruck "aus Wasser und Geist". Das Wort "und" wird aber gewöhnlich nicht gebraucht, um zu trennen, sondern im Gegenteil, um zu verbinden und zu vereinigen; und was Gott vereinigt hat, das kann kein Mensch trennen (Matth. 19,6). Wir glauben nicht, dass Gott durch diese Vereinigung seine eigenen Hände gebunden hat, so dass "jeder Mensch ohne Ausnahme, der nicht getauft war, gerettet werden konnte"; aber er hat in der Tat durch dieses kleine "und" unsere Hände gebunden, so dass wir weder mitmachen können noch wagen, "Wasser und Geist" zu trennen.

 

Taufe und Wort Gottes

    Da wir nun aber nach Gottes Wort an der wiedergebärenden Kraft der Taufe festhalten, ist damit keineswegs gesagt, dass die Taufe das einzige Mittel der Wiedergeburt ist. Wenn Lammers sagt, die Taufe sei nicht das einzige oder eigentliche Mittel der Wiedergeburt" (Verteidigung E. 33.), dann verbindet er, soweit ich das verstehe, zwei Dinge, die im Grunde ganz verschieden sind und keinen notwendigen Zusammenhang miteinander haben. Warum die Taufe nicht ein tatsächliches Mittel der Wiedergeburt im vollen Sinn des Wortes sein soll, ohne deshalb das einzige zu sein, ist nicht leicht zu verstehen. Aber was wir auch immer verstehen oder nicht verstehen, wir müssen auch hier glauben, was uns die Schrift als Regel und Prüfstein unseres Glaubens lehrt, und wenn wir in ihr suchen, werden wir finden, dass, wie Lammers ihr Zeugnis gegen sich hat, wenn er glaubt, dass die Taufe kein eigentliches Mittel der Wiedergeburt ist, so gibt sie ihm darin Recht, wenn er behauptet, dass sie nicht das einzige ist. Die gegenteilige Behauptung, die Taufe sei das einzig wahre Mittel der Wiedergeburt, ist nicht nur unserer Kirche völlig fremd, sondern steht auch in offenkundigem Widerspruch zum klaren und deutlichen Wort Gottes. Dieselbe Schrift, die uns lehrt, dass Gott uns nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes gerettet hat und dass niemand in das Reich Gottes eingehen kann, ohne aus Wasser und Geist wiedergeboren zu sein, bezeugt mit gleicher Festigkeit und Deutlichkeit, dass Gott uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt hat, damit wir die Erstlinge seiner Werke seien (Jak. 1,18), dass wir wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, durch das Wort Gottes, das lebt und bleibt in Ewigkeit (1. Petr. 1,23). Und über das, was dieses Wort der Wahrheit Gottes ist, können wir nicht einen Augenblick lang im Zweifel oder in Ungewissheit sein. So töricht und grundlos es wäre, unter diesem "Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes" etwas anderes zu verstehen als die Taufe, so wahnsinnig wäre es, unter diesem wiedergebärenden "Wort der Wahrheit" etwas anderes zu verstehen als "das Evangelium unseres Heils" (Eph. 1,13; Kol. 1,5). Gesteht Paulus den Christen in Korinth nicht zu, dass er sie in Christus Jesus durch das Evangelium gezeugt hat (1. Kor 4,15)? Und erklärt Petrus nicht ausdrücklich, dass dieses lebendige und ewige Wort Gottes, durch das wir wiedergeboren werden, genau das Wort ist, das uns durch das Evangelium verkündet wird (1 Petr 1,25)? Kommt die erneuernde Kraft dieses Wortes Gottes nicht auch in jenen Stellen zum Ausdruck, die uns lehren, dass der Heilige Geist dem Menschen durch die Predigt des Wortes mitgeteilt werden kann (Gal 3,2; Apg. 10,44), und dass dieses Wort daher auch der Same ist, der, wenn er in einem reinen und guten Herzen angenommen und bewahrt wird, in Geduld Frucht bringt (Luk. 8,11.15)? Dann haben wir nach der Lehre der Heiligen Schrift nicht nur ein, sondern zwei Mittel der Wiedergeburt, das Taufbad und das Wort des Evangeliums. Es ist nicht so, dass das Wort das einzige wirkliche Mittel der Wiedergeburt ist und die Taufe nur ein äußeres Zeichen, das hinzugefügt werden muss, um die durch das Wort gewirkte Wiedergeburt zu besiegeln; aber es ist auch nicht so, dass die Taufe allein das wiedergebärende, belebende und erneuernde Mittel der neuen Geburt ist und das Wort nur ein informatives Zeugnis, das hinzugefügt wird, um die Kraft und Wirkung der Taufe zu erklären. Wenn die Schrift diesen beiden Gnadenmitteln dieselbe seligmachende Kraft zuschreibt und damit beide völlig gleichstellt, sind wir nicht berechtigt, das eine auf Kosten des anderen zu verherrlichen, wie das eine zu wählen und das andere zu verwerfen. Wie wenig letzteres mit dem Sinn übereinstimmen würde, in dem der Herr uns diese beiden Mittel der Wiedergeburt geschenkt hat, zeigen deutlich die Worte, in denen wir seine eigene ausdrückliche Anordnung und Einrichtung in dieser Hinsicht haben. Denn wenn er an der Stelle, von der öfter die Rede ist, Matth. 28, 19. 20. seinen Jüngern befiehlt, alle Menschen zu seinen Jüngern zu machen, indem sie sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen und sie lehren, alles zu halten, was er ihnen geboten hat, so hat er damit offenbar nicht nur die Taufe und das Wort als wirkliche Mittel der Wiedergeburt bezeichnet, sondern es auch zu seinem Willen erklärt, dass sie als solche Mittel der Wiedergeburt beide in Verbindung gebraucht werden sollen, nicht das eine unter Ausschluss oder Verdrängung des anderen. Daraus sehen wir zunächst, dass Christus die Menschen nicht allein durch die Taufe und auch nicht allein durch das Wort zu guten Jüngern machen und in sein Reich aufnehmen lassen will, sondern durch die Taufe und das Wort zusammen, und dass jeder, der nur eines dieser Mittel anwenden würde, gegen die eigene Anordnung des Herrn verstoßen würde, indem er trennt, was er zusammengefügt hat. Aber dieser klar ausgesprochene Wille und Erlass des Herrn über den rechten Gebrauch dieser Mittel enthält auch den entsprechenden Erlass über ihre Kraft und Wirkung. Nur wo sie nach seiner Eingebung gebraucht werden, können sie auch nach seiner Verheißung wirken. Obwohl er uns beide als Mittel der Wiedergeburt gegeben hat, hat er doch nicht versprochen, irgendeine Sünde durch das eine oder das andere zu erneuern, sondern nur durch beide zusammen. Wenn wir aber glauben sollen, dass die Wiedergeburt des Sünders nach der eigenen Einsetzung des Herrn nicht eine Wirkung der Taufe allein oder des Wortes allein ist, sondern eine Frucht des Zusammenwirkens dieser beiden Mittel, dann müssen wir auch die Stellen betrachten, wo seine Apostel die Wirkung der Gnade dem einen oder dem anderen von ihnen zuschreiben. Wenn also Paulus sagt, dass Gott uns durch das Bad der Wiedergeburt gerettet hat, kann er das Wort nicht ausschließen, als ob es keinen Anteil an unserer Wiedergeburt hätte; ebenso wenig kann Petrus die Taufe ausschließen, wenn er sagt, dass wir durch das lebendige Wort Gottes wiedergeboren werden. Welches dieser beiden Mittel sie auch ausdrücklich erwähnen, ihre Meinung kann nur sein, dass die Wiedergeburt durch beide zusammen bewirkt wird; Wo sie die Taufe erwähnen, meinen sie die Taufe und das Wort, und wo sie das Wort erwähnen, meinen sie das Wort und die Taufe; und dass sie so ohne Furcht vor einem Missverständnis das eine erwähnen und das andere verschweigen konnten, beweist nur, wie innig und unauflöslich die vom Herrn zwischen beiden Mitteln hergestellte Verbindung sowohl für sie selbst als auch für ihre Leser, für die Apostel des Herrn und für die ganze apostolische Kirche war.

    Da aber die Wiedergeburt die Frucht des Zusammenwirkens von Wort und Taufe ist, welchen Anteil hat jedes dieser beiden Gnadenmittel an ihrer gemeinsamen Gnadenwirkung? Wie trägt jedes von ihnen dazu bei, sie hervorzubringen? Diese Frage ist sicherlich eine der schwierigsten in der Lehre von der Taufe, aber sie ist auch von solcher Bedeutung für das richtige Verständnis der Taufe im Allgemeinen und der Kindertaufe im Besonderen, dass es unbedingt notwendig ist, sie zumindest hier zu berühren. Was ist nun damit? Was das erste Wort Gottes anbelangt, so ist es ja seiner Natur nach dazu bestimmt, auf das Bewusstsein des Menschen einzuwirken. Das Wort ist im Allgemeinen das Mittel, das bewusste oder persönliche Wesen benutzen, um einander Gedanken mitzuteilen und dadurch einen gewissen Einfluss auf das Erkennen, Wollen oder Fühlen des anderen auszuüben. Das gilt für das Wort, das ein Mensch zu einem anderen spricht, es gilt aber ebenso für das Wort, das Gott in seiner wunderbaren Gnade zu den Menschenkindern zu sprechen sich herablässt; er offenbart ihnen darin die neugebärende Wahrheit, um dadurch auf ihr Erkennen und durch dieses dann auch auf ihr Wollen und Fühlen, mit einem Wort auf ihr Herz einzuwirken. - Eine solche Wirkung des Wortes Gottes auf das Herz des Menschen muss nun zuallererst seiner Wiedergeburt vorausgehen und sie vorbereiten. Denn wo, wie hier, von der Wiedergeburt eines Menschen die Rede ist, der ins Bewusstsein getreten oder in die Jahre und das Alter der Unterscheidung gekommen ist, hat diese Gnadenwirkung ihren festen, bestimmten Platz in der Reihenfolge der Seligsprechung. Damit Gott einen solchen Menschen neu gebären kann, muss er ihn zuerst dafür empfänglich gemacht, seine Gnade auf ihn herabfallen lassen und ihn dadurch aus seinem natürlichen Sündenschlaf erweckt und zu einer wahren Reue, zu einer lebendigen, von Schmerz und Trauer begleiteten Sündenerkenntnis und zu einer herzlichen, von der Sehnsucht nach Gnade und Erlösung begleiteten Anerkennung der in Christus offenbarten Wahrheit gebracht haben; Gott kann nur diejenigen mit seiner Gnade sättigen, die in solch einer gewirkten Reue und Buße nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten (Matth. 5,6; Luk. 6,21.25); nur wer zum Herrn umkehrt, im Gehorsam des Glaubens sein Wort annimmt und um seinen Heiligen Geist bittet, dem kann er diese Gabe schenken, die die Welt nicht empfangen kann (Apg. 2,38; 5,32; Luk. 11,13; Hiob 14,17); nur wer Jesus im Glauben annimmt, dem kann er Kraft geben, ein Kind Gottes zu werden (Joh. 1,12). Diese Veränderung, die also der eigentlichen Wiedergeburt vorausgehen muss, kann aber der Natur der Sache nach im Wesentlichen nur durch das Mittel des Wortes, durch Gesetz und Evangelium zusammen, bewirkt werden; durch das Wort des Gesetzes wirkt Gott in uns die Erkenntnis der Sünde (Röm. 3,20; 7,7), durch das Wort des Evangeliums ruft er uns zur Rettung in der Heiligung des Geistes und im Glauben der Wahrheit (2. Thess. 2,13. 14). Dies kann aber offensichtlich nicht das Einzige sein, was das Wort zur Wiedergeburt des Sünders beiträgt. Es kann unmöglich so sein, wie ja nicht wenige in unseren Tagen zu meinen scheinen, dass die Wiedergeburt nur durch das Wort vorbereitet, aber durch die Taufe bewirkt wird; damit kämen wir wieder zu der falschen Ansicht, dass das Wort kein wirkliches Mittel der Wiedergeburt sei, denn die Wiedergeburt eines Menschen vorzubereiten ist etwas ganz anderes als ihn zu erneuern. Ist das Wort nach der Lehre der Heiligen Schrift ein wirkliches. ein Mittel der Wiedergeburt wie die Taufe, dann muss es auch zur Wiedergeburt selbst beitragen und nicht nur zu ihrer Vorbereitung. Dasselbe scheint mit Notwendigkeit aus dem zu folgen, was wir zuvor als die Lehre der Schrift über das Wesen der Wiedergeburt anerkannt haben. Demnach ist es die wesentliche Frucht und Wirkung der Wiedergeburt, dass der Wiedergeborene in der Kraft des Heiligen Geistes, der sein Freund ist, seine Rechtfertigung um Christi willen im lebendigen Glauben ergreift und sich zu eigen macht; wie aber soll er den Glauben finden, von dem er nicht gehört hat, und wie soll er den hören, der predigt (Röm 10,14)? Der Glaube kommt durch das Hören des Wortes Gottes. (Röm. 10,17) und ist daher auch in erster Linie eine betende Annahme des gehörten Wortes, der Glaube an das Zeugnis und die Verkündigung des Wortes (1. Thess. 1,6; 2,13; 2. Thess. 1,10; 1. Tim. 1, 15. 4, 9. cf. Joh. 2,22; 3,39; 4,50; 17,8. Apg. 2,41. 8,12. 14. 11,1. 17,11.); dies gilt nicht nur für den Glauben, der in der Sehnsucht des reuigen Sünders nach der rechtfertigenden Gnade Gottes enthalten und doch gleichsam verborgen ist, sondern auch für die gläubige Aneignung dieser Gnade durch den Wiedergeborenen. Wenn dies aber so ist, dann ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ein Mensch, der die Jahre und das Alter der Unterscheidung erreicht hat, überhaupt nicht wiedergeboren werden kann, außer durch die Mittel der Gnade. Dasselbe Evangelium, das die Wiedergeburt eines Menschen vorbereitet hat, muss, sobald es sein erstes Werk getan hat, auch seine Wiedergeburt bewirken; dieselbe Botschaft von der Gnade Gottes in Christus, die den Hunger des reuigen Herzens nach Gnade geweckt hat, ist auch allein imstande, ihn zu stillen.

    Wenn aber das Wort des Evangeliums an und für sich eine solche wiedergebärende Kraft hat, welcher Raum bleibt dann neben ihm für die Taufe als Mittel der Wiedergeburt? Dem menschlichen Verstand könnte es scheinen, als ob das Wort auf diese Weise die Taufe völlig überflüssig machen müsse, als ob ein Mittel der Wiedergeburt ausreichen müsse. Für den christlichen Glauben, der alles Denken dem Gehorsam Christi unterwirft, ist es dagegen nach dem Wort Gottes gewiss, dass der Herr, in dessen Haus es nichts Überflüssiges oder Unnützes gibt, selbst das Wort und die Taufe als das Mittel eingesetzt hat, durch das er alle Menschen zu seinen Jüngern machen will, und darf es dann auch in Demut erkennen, dass er hier vor einem Geheimnis der Gnade steht, dessen Tiefe er hier im Staube niemals zu ergründen vermag, so wird er es deshalb nicht unterlassen, es mit anbetendem Staunen im Lichte des Wortes zu betrachten und mit dankbarer Freude jeden erleuchtenden Strahl zu empfangen, der von ihm auf die Finsternis fallen mag.

   Dass es in Gottes Macht steht, einen Menschen allein durch das Wort ohne die Taufe neu zu gebären, kann freilich niemand bestreiten, der überhaupt erkennt, dass er uns, und nicht sich selbst, an gewisse bestimmte Mittel der Gnade gebunden hat. So wie es an sich nicht leicht einzusehen ist, warum er nicht durch die Predigt des Evangeliums einem reuigen Sünder den Heiligen Geist schenken und seine Liebe in sein Herz ausgießen können sollte, so fehlt uns auch nicht das ausdrückliche Zeugnis der Schrift, dass dies wirklich geschehen ist; ein Beispiel für eine solche Mitteilung des Geistes allein durch das Wort haben wir in der Geschichte des Kornelius (Apg. 10,44 ff. 11,15). Es ist aber aus allem ersichtlich, dass dieses Ereignis nur als eine einzige Ausnahme von einer allgemeinen Regel dasteht; wenn der Heilige Geist, dessen Mitteilung sonst überall[11] mit dem Mittel der Taufe verbunden ist (Joh. 3,5; Apg. 2,38; 9,17; 18; 1. Kor. 12,13; Tit 3,5; 6), ohne die Taufe mitgeteilt wird, dann zeigt der ganze Zusammenhang des Geschehens, dass dies etwas ganz Ungewöhnliches war, ein ganz außergewöhnliches Mittel, zu dem der Herr greifen musste, um Petrus und die anderen Judenchristen zu überzeugen, dass er, der keine Rücksicht auf Personen nimmt, auch den Heiden die Bekehrung zum Leben und den Zugang zu seinem Reich geben würde (Apg. 10, 34. 35. 11, 18.). Er hat uns damit gezeigt, was er tun kann, wenn es ihm gefällt, aber keineswegs damit Auskunft darüber gegeben, wie er die Sünder im Allgemeinen selig machen wird. Das sind, wie wir schon vorher gesehen haben (S. 21), zwei ganz verschiedene Dinge. Was Gott in seiner großen Macht an und für sich tun könnte, ist das eine, aber was er angesichts unserer großen Schwachheit wirklich zu tun sich herablässt, ist etwas ganz anderes. Und gerade in dieser unserer Schwachheit müssen wir den Grund suchen, warum der Herr sich nicht damit begnügt hat, uns geeignete Worte als Mittel zur Wiedergeburt zu geben, sondern auch eine schöne heilige Taufe hinzugefügt hat. Er kannte unsere große Schwachheit und wusste, wie träge wir im Herzen sind, alles zu glauben, was er gesagt hat, wie schwer es uns fällt, das, was in seinem Wort zu allen im Allgemeinen gesprochen wird, in fester Überzeugung aufzunehmen, und wie natürlich es daher ist, dass wir gewisse sichtbare Zeichen, gewisse äußere Handlungen begehren, durch die er uns seine unsichtbare Gnade auf eine äußerlich merkwürdige Weise schenkt. Gerade dieser unserer Schwachheit, diesem unserem Verlangen hat er entsprochen, indem er uns die schönen Sakramente gegeben hat, die eben solche äußerlichen, sichtbaren Handlungen sind, durch die er jedem einzelnen in seiner Kirche das schenkt und mitteilt, was er in seinem Wort verkündet und allen anbietet, damit wir wissen, dass wir den großen Schatz wirklich bekommen haben, wissen, wann, wo und wie wir ihn bekommen haben. Dies gilt sowohl für die Taufe als auch für das Abendmahl. Unter diesem Gesichtspunkt sind beide "Zeichen und Zeugnisse des Willens Gottes gegen uns", wie sichtbare Siegel oder Unterpfänder der unsichtbaren Gnade Gottes, die er seinem Wort um unserer Schwachheit willen beigefügt hat, um die Kraft zu vergrößern und zu verstärken, die es schon in sich selbst hat, um den Glauben zu erwecken und zu stärken, um den sündigen Menschen zu erneuern und den Wiedergeborenen in seinem Gnadenstand zu erhalten und zu bestätigen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Taufe vor allem dazu bestimmt, jedem Menschen ein für allemal die durch Christus erwirkte Vergebung der Sünden zu gewähren und ihn in den neuen Bund aufzunehmen, den Gott in und durch ihn, den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, mit dem ganzen Volk geschlossen hat. Aber das ist nur die eine Seite der Sache. Wenn das Sakrament nichts anderes wäre als ein solches sichtbares Zeichen der Gnade, wenn es nur dazu bestimmt wäre, den im Wort eingeschlossenen Gnadenschatz äußerlich sichtbar zu bezeichnen und darzustellen und es dadurch in seinem Wirken zu unterstützen, dann muss offenbar auch für das Wort gelten, dass es seine Gabe nur dort mitteilen kann, wo es die nötige geistige Aufnahmefähigkeit findet; dann hätten wohl diejenigen recht, die meinen, dass ein ungläubiger Mensch in der Taufe nichts empfängt als das bloße Wasser, und im Abendmahl nichts als das Brot und den Wein, aber dann müsste man denen zustimmen, die behaupten, dass eine Taufe, die nicht im Glauben angenommen wird, gar keine wirkliche Taufe ist und daher notwendig wiederholt werden muss. Wenn unsere lutherische Kirche diese Auffassung von den Sakramenten für falsch erklärt, kann sie sich, zumindest was das Abendmahl betrifft, auf das klare und eindeutige Zeugnis der Heiligen Schrift stützen. Nach den eigenen Worten des Herrn ist das, was er uns im Abendmahl zu essen und zu trinken gibt, nicht nur Brot und Wein, sondern auch sein eigener heiliger Leib und sein Blut, und nach der Erklärung des Apostels ist das Abendmahlsbrot die Gemeinschaft des Leibes Christi und der Abendmahlswein die Gemeinschaft des Blutes Christi in dem Sinne, dass jeder, der Brot und Wein empfängt, damit auch den Leib und das Blut Christi annimmt. Daraus folgt, dass derjenige, der dann unwürdig isst und trinkt, des Leibes und Blutes des Herrn schuldig wird und sich selbst zum Gericht isst und trinkt, weil er keinen Unterschied zwischen dem Leib des Herrn macht; es ist so weit, dass er nicht nur Brot und Wein empfängt, sondern im Gegenteil sich selbst zum Gericht isst und trinkt, weil es der Leib und das Blut des Herrn ist, das er ebenso missbraucht und begehrt wie andere gewöhnliche Speisen und Getränke (1. Kor. 10,16; 11,27.29). Es ist also klar, dass das heilige Abendmahl dazu bestimmt ist, das Wort zu unterstützen, nicht nur dadurch, dass es in sichtbarer, bildlicher Weise die erhaltende und stärkende geistige Speise bezeichnet, die es enthält und mitteilt, sondern auch dadurch, dass es in und mit jener irdischen Gabe, dem Brot und dem Wein, eine besondere Bedeutung hat. Es vermittelt auch eine besondere, göttliche, himmlische Gabe, den Leib und das Blut Christi, die von jedem, der Brot und Wein genießt, angenommen wird, aber natürlich nur dort zur Erhaltung und Festigung des christlichen Glaubens beitragen kann, wo dieser Glaube im Empfänger wirklich vorhanden ist. Wenn dies aber für das Abendmahl festgestellt wird, dann scheint aus dem Verhältnis, in dem Taufe und Abendmahl in der Schrift zueinander stehen (1. Kor. 10,2-4; 12,13), zu folgen, dass dasselbe auch für die Taufe gelten muss. Wenn sie wirklich ein Sakrament in diesem Sinne sein soll, muss sie auch etwas mehr sein als ein bloßes Siegel oder Unterpfand der Gnade, die das Wort bringt. Als Sakrament ist sie nicht nur ein Wort, sondern eine Handlung des zur Rechten des Vaters erhobenen Erlösers; sie ist nicht etwas, was er zu uns sagt, sondern etwas, was er an uns tut, damit sie, wie das Wort, das er zu uns spricht, auf ihre Weise zu unserem Heil beiträgt. Wenn es also in der Schrift ein Bad der Wiedergeburt genannt und als Mittel der Wiedergeburt dargestellt wird, so kann dies nicht so verstanden werden, dass es zur Wiedergeburt des Sünders insofern beiträgt, als es die innere Veränderung, die das Wort bewirken soll, äußerlich und bildlich bezeichnet und dadurch einen stärkeren und tieferen Eindruck auf das menschliche Herz machen kann. Der Sinn hiervon ist offenbar, dass die Taufe dazu bestimmt ist, in einer eigentümlichen Weise zusammen mit dem Wort für unsere Wiedergeburt zu wirken, und die Eigentümlichkeit dieser Wirkungsweise kann dann nur darin bestehen, dass sie, wie das Abendmahl, eine Wirkung auf den Menschen ausübt, die an sich ganz unabhängig von seiner geistigen Aufnahmefähigkeit ist, wenn sie auch keine seligmachende Gnadenwirkung in ihm werden kann, es sei denn, dass er wirklich im Besitz der erforderlichen Aufnahmefähigkeit ist.

 

Die sakramentale Wirkung der Taufe

    Die Taufe hat also, wie das Abendmahl, eine doppelte Wirkung, eine seligmachende Gnadenwirkung, die sie zwar auf jeden ausüben soll, der sich taufen lässt, die sie aber in Wirklichkeit nur auf diejenigen ausüben kann, bei denen sie die nötige geistige Aufnahmefähigkeit findet, und eine zweite, sakramentale Wirkung, die sie unterschiedslos auf jeden ausübt, der sie annimmt, die aber deshalb auch dem Getauften sowohl zum Gericht als auch zum Segen werden kann und daher nicht untrennbar und unauflöslich mit der seligmachenden Wirkung der Gnade verbunden sein kann, die nach Gottes Willen und Absicht wohl immer ihre Begleiterin sein soll. Eine seligmachende Gnadenwirkung ist der Taufe und dem Wort gemeinsam, nämlich die Wiedergeburt des Sünders; diese herbeizuführen ist Ziel und Zweck beider Gnadenmittel, und zu diesem Zweck wirkt jedes von ihnen auf seine Weise, das Wort durch seine Wirkung auf das menschliche Herz, die Taufe teils durch den Eindruck, den auch sie als "sichtbares Wort", als sichtbare Darstellung ihres Inhalts und ihrer das Wort begleitenden Kraft, auf das Herz zu machen vermag, teils auch durch ihre eigentümliche sakramentale Wirkung. Worin aber besteht diese? Was bewirkt die Taufe in jedem Getauften, ob er glaubt oder nicht?

    Wenn wir in der Heiligen Schrift nach einer Antwort auf diese Frage suchen würden, würden wir feststellen, dass sie nicht mit der gleichen Klarheit und Gewissheit davon spricht wie von der entsprechenden sakramentalen Wirkung des Abendmahls. Dass es der Leib und das Blut Jesu ist, das in und mit und unter Brot und Wein jedem Gast am Tisch des Herrn mitgeteilt wird, wird in der Schrift mit so klaren und deutlichen Worten gesagt, dass es schwer verständlich ist, wie jemand daran zweifeln kann. Aber bei der Taufe ist das nicht ganz so. So viel die Schrift auch von ihrer seligmachenden Gnadenwirkung spricht, so wenig wird uns doch mit klaren und deutlichen Worten über ihre sakramentale Wirkung gesagt. Aber auch darüber würden wir alle notwendigen Informationen finden, wenn wir sie nur mit offenem, einfältigem Urteil suchen und uns nicht von vorgefassten Meinungen helfen lassen würden, die so weit von jeder Grundlage in Gottes Wort entfernt sind, dass sie im Gegenteil in offenkundigem Widerspruch zu seinem klaren Zeugnis stehen.

     Eine solche Meinung haben wir in der, wie es scheint, in unseren Tagen recht verbreiteten Auffassung, dass die Wiedergeburt selbst die sakramentale Wirkung der Taufe sei, so dass jeder Getaufte ohne Unterschied auch wiedergeboren sei und als solcher einen geistlichen Lebenskeim besitze, der zwar von der Sünde so überwältigt und zurückgezogen ist, dass er für menschliche Augen völlig unsichtbar ist, aber dennoch immer da ist und nur von dem hemmenden Einfluss der Sünde befreit werden muss, um seine verborgene Lebenskraft zu entfalten. Dass diese Ansicht der lutherischen Kirche, wie sie sich sowohl in den schönen Bekenntnisschriften als auch durch alle Zeiten hindurch durch rechtgläubige, allgemein anerkannte Kirchenlehrer geäußert hat, völlig fremd ist, ist wohl bekannt und leicht zu beweisen; ich will hier nur daran erinnern, wie das Augsburger Bekenntnis (Art. XII. ) ausdrücklich diejenigen verurteilt, "die behaupten, dass diejenigen, die einmal gerechtfertigt sind, den Heiligen Geist nicht verlieren können", ebenso wie es meines Wissens die einhellige Lehre unserer älteren Kirchenlehrer ist, dass ein Mensch Schuldner sein kann, ohne auch wiedergeboren zu werden, ob er nun durch Widerstand gegen den Heiligen Geist seine Wiedergeburt zuerst verhindert oder durch Abfall wieder verwirkt hat. Es ist aber nicht schwer zu zeigen, wie sich diese Auffassung mit der Heiligen Schrift verhält. Es gibt sicherlich einige Stellen, an denen sie eine gewisse Unterstützung zu finden scheint. Wenn es heißt, dass alle, die auf Christus getauft sind, Christus angezogen haben (Gal 3,27), oder dass wir alle durch einen Geist oder in einem Geist in einen Leib getauft sind (1. Kor. 12,13), könnte man auf den ersten Blick annehmen, dass alle Getauften wiedergeboren sind. Dass dies aber in Wirklichkeit gar nicht die Bedeutung dieser Worte ist oder sein kann, ergibt sich schon aus dem Zusammenhang, in dem sie an den genannten Stellen ausgesprochen werden, mehr aber noch aus der ganzen Lehre der Schrift über die Wiedergeburt, wie sie oben (S. 19-25) kurz dargestellt ist. Danach steht fest, dass Christus allein denen, die ihn [im Glauben] annehmen, die Kraft geben kann, Kinder Gottes zu werden (Joh. 1,11.12), und dass die so zu Kindern Gottes gewordenen, zum ewigen Leben Wiedergeborenen nun auch kraft dessen glauben, dass Jesus Christus ist, und Gottes Zeugnis vom Leben in Christus in sich haben (1. Joh. 5,1.9-11). 5,1.9-11), und in dieser Glaubensgewissheit die Welt überwinden (1. Joh. 5,4.), sich von der Sünde fernhalten (1. Joh. 5,18; 3, 9), Gerechtigkeit tun (1. Joh. 2,29; 3,10), ihren Nächsten lieben (1. Joh. 4,7); keine andere Wiedergeburt als diese ist dem Wort Gottes bekannt. Wenn es aber wirklich so ist, dass nach der Lehre der Schrift die Wiedergeburt eine seligmachende Wirkung der Gnade ist, die weder eintreten kann, ohne dass die notwendige geistige Empfänglichkeit vorhanden ist, noch eingetreten ist, ohne dass sie auch ihre Kraft in einem neuen Leben bewiesen hat, dann kann aber kein Zweifel daran bestehen, dass sie dennoch nicht die sakramentale, notwendige und unentbehrliche Wirkung der Taufe sein kann, obwohl anerkannt werden muss, dass ein Mensch sowohl Schuldner werden kann, ohne die rechte Empfänglichkeit für die Gnade der Taufe zu besitzen, als auch getauft werden kann, ohne ein geistliches Leben zu führen. Die Taufe steht offensichtlich in derselben Beziehung zur Wiedergeburt oder zur Erschaffung des neuen Lebens, wie das Abendmahl zur täglichen Erneuerung oder zum Fortbestand und zum Wachstum des neuen Lebens; die Wiedergeburt ist die Gnadenwirkung der Taufe, aber gerade deshalb nicht ihre sakramentale Wirkung.

    Um herauszufinden, worin diese besteht, müssen wir wieder zu den Worten zurückkehren, mit denen der Herr das Sakrament der Taufe eingesetzt hat. Er befiehlt seinen Jüngern, alle Völker zu taufen "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Matth. 28,19). Nun ist der "Name Gottes" klar und richtig das, was wir ihn nennen; aber indem wir ihm einen Namen geben, drücken wir damit aus, was wir von ihm glauben und wissen, und was wir auf diese Weise von ihm glauben und wissen können, muss er selbst zuvor offenbart haben. Daher bedeutet der "Name Gottes" in der Schrift dasselbe wie Gottes geoffenbartes Wesen, Gott selbst, wie er uns sein Wesen in Wort und Tat offenbart hat, und der "Name des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" ist nichts anderes als Gott selbst, wie er sich uns in und durch Christi Erlösung als dreieiniger Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, offenbart hat. Wenn es nun heißt, dass wir auf den Namen dieses dreieinigen Gottes getauft werden sollen, oder, wie es nach dem Grundtext eigentlich heißt, in den Namen dieses dreieinigen Gottes, so ist damit gemeint, dass wir durch die Taufe zu ihm gebracht, mit ihm in Verbindung gebracht, in seine Gesellschaft aufgenommen und eingegliedert werden sollen. Die Taufe hat also den Zweck, den Täufling zu einem Jünger Jesu oder zu einem Kind Gottes zu machen, indem sie ihn in Verbindung oder Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott bringt; wie das erstere ihre rettende Gnade ist, so ist das letztere ihre sakramentale Wirkung. Nicht jeder, der getauft wird, wird dadurch ein Jünger Jesu oder ein Kind Gottes, aber andererseits wird jeder durch die Taufe in eine Beziehung zum dreieinigen Gott gestellt, die zwar nicht an und für sich eine selige Lebensgemeinschaft ist, wie auch der Genuss des Leibes und Blutes Jesu im Abendmahl nicht an und für sich selig macht, aber doch ein mächtiges Mittel ist, den Menschen in die selige Gemeinschaft mit Gott zu bringen und ihn zum ewigen Leben zu erneuern. Wer die Taufe mit bußfertigem und gläubigem Herzen empfängt, wird dadurch nicht nur in diese gleichsam sakramentale Verbindung mit dem dreieinigen Gott gestellt, sondern kraft der Taufe auch in die selige Lebensgemeinschaft mit ihm aufgenommen, in der er Kind des Vaters, Bruder und Miterbe des Sohnes, Wohnung und Werkstatt des Heiligen Geistes und damit auch Teilhaber der göttlichen Natur ist, wiedergeboren zum ewigen Leben. Wer dagegen die Taufe mit einem unheiligen und ungläubigen Herzen empfängt, den kann Gott zwar nicht dadurch neu gebären, ebenso wenig wie er ihm seine Sünden vergeben kann; aber dennoch stellt er ihn dadurch in jene sakramentale Verbindung mit sich selbst, und darin hat er vom Augenblick der Taufe an gleichsam einen rührenden Griff auf den Getauften, den er nicht loslässt, solange die Gnadenzeit währt, und den er, sobald der Unbußfertige durch das Wort zur Buße gebracht worden ist, als ebenso mächtiges Mittel benutzt, um das Wort in seiner wiedergebärenden Tätigkeit zu unterstützen. So verliert die Taufe nicht ihre wiedergebärende Kraft, auch wenn sie durch die geistige Unempfindlichkeit des Getauften daran gehindert wird, ihr Werk der Wiedergeburt wirklich zu tun. Nicht nur der in der Taufe geschlossene Bund bleibt also von Gott unerschüttert, nämlich als Angebot der Gnade und des Heils, als Ruf der Gnade, den Er, der Treue und Wahre, nicht bereut, als offene Tür, durch die der Getaufte, sobald er bereut, immer in das Reich Gottes eintreten kann. Dasselbe gilt auch für die sakramentale Verbindung, die durch die Taufe zwischen Gott und dem Getauften hergestellt wird, und für die Kraft, die dieser Verbindung innewohnt, um die Wiedergeburt des Sünders zu bewirken. Wenn ein Mensch, der entweder die Taufe im Unglauben angenommen hat und dadurch nicht wiedergeboren wurde, oder wenn er einmal in der Taufe wiedergeboren wurde, später aber wieder aus seinem Taufbund herausgefallen ist, - wenn ein solcher getaufter, aber dennoch nicht wiedergeborener Mensch durch die kräftige Gnade Gottes zu dem bekehrt wird, der der Hirte und Bischof der Seelen ist, und so von ihm die Kraft erhält, ein Kind Gottes zu werden, oder wiedergeboren wird, dann geschieht dies gewiss nicht ohne das Wort Gottes, aber auch nicht durch das Wort allein, sondern durch das Wort und die Taufe in Verbindung. Wenn ein solcher Mensch auch noch keine Anschauung von seiner Taufe und ihrer Kraft hat, so ist es doch ganz gewiss, dass die geheime sakramentale Verbindung, in der er von der Taufe an mit dem dreieinigen Gott steht, insgeheim dazu beiträgt, die Gnadenwirkung hervorzubringen, die er nach seinem Gefühl für die Sache ausschließlich den Gnadenmitteln des Wortes zuzuschreiben geneigt ist. - So verstehe ich die Worte des Herrn über die Taufe "auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes". Wenn mich jemand fragen sollte, worin die sakramentale Verbindung zwischen dem dreieinigen Gott und dem Getauften in diesen Worten eigentlich besteht, wenn sie etwas ganz anderes ist als die vervollkommnende Lebensgemeinschaft mit Gott, in die man durch die Wiedergeburt aufgenommen wird, so schäme ich mich nicht zu antworten, dass ich es nicht weiß. Die heiligen Sakramente sind gewiss mehr als alles andere im Christentum "Geheimnisse", die wir uns im Glauben aneignen müssen, insofern sie uns im Wort geoffenbart werden, die sich uns aber erst dann vollständig offenbaren können, wenn wir nicht mehr im Glauben, sondern im Schauen wandeln, nicht mehr durch einen Spiegel, in dunkler Rede, sondern von Angesicht zu Angesicht sehen (2. Kor 5,7; 1. Kor. 13,12). Vor allem aber könnte dies auf das zutreffen, was ich die sakramentale Wirkung der Taufe genannt habe, und deshalb muss ich mich hier nicht schämen, meine Unwissenheit über das zu bekennen, was Gott in seinem Wort nicht gefallen hat, uns zu offenbaren, aber weise zu sein in dem, was geschrieben steht (1. Kor 4,6).

 

Wer soll getauft werden?

    Nachdem wir so gesehen haben, was die Taufe nach dem Wort Gottes bewirken soll und auf welche Weise sie ihr Werk vollbringt, wird es nun nicht mehr so schwer sein, das zu finden, was wir eigentlich gesucht haben, nämlich die Antwort auf die Frage: Für wen ist die Taufe bestimmt? Wer soll getauft werden? Ist es besonders richtig, die kleinen Kinder zu taufen?

    Wenn die Taufe nach der Einsetzung und Verheißung des Herrn dazu bestimmt ist, zum ewigen Leben zu erneuern, dann ist es selbstverständlich, dass sie generell für alle bestimmt sein muss, die der Wiedergeburt durch sie bedürfen und sie empfangen können, und die Frage lautet dann konkret, ob die kleinen Kinder auch zu denen gehören, die sowohl der Wiedergeburt bedürfen als auch die notwendige Empfänglichkeit für die Gnade dieser Taufe haben.

    Das Bedürfnis des Menschen nach Wiedergeburt ist, wie wir bereits gesehen haben (S. 16), im Allgemeinen in und mit seiner Sünde gegeben; "alles, was Fleisch ist", muss wieder geboren werden, um in das Reich Gottes zu gelangen (Joh. 3,3.5.6). Nun wissen wir aber, was "Fleisch" in diesem Sinne ist

    Alles, was "aus dem Fleisch geboren" ist (Joh. 3,6); wir wissen, dass jeder natürliche Mensch "in Sünde gezeugt und in Ungerechtigkeit geboren" ist (Ps. 51,7), dass sein "Herz von Jugend auf böse ist" (1. Mose 8,21) und dass er deshalb von Natur aus ein Kind der Sünde ist (Eph. 2,3). Die Sünde ist also nicht etwas, das erst mit den Jahren kommt oder ihre Ursache im Missbrauch des freien Willens des Einzelnen hat, sondern sie ist etwas, das jedem Menschen angeboren ist, das zur Natur des Menschen gehört, wie sie ist11A, und das sich daher auch beim Neugeborenen wie beim Erwachsenen findet. Wenn nun aber alle ohne Unterschied der Macht der Sünde unterworfen sind, so scheint es sich von selbst zu ergeben, dass alle ohne Unterschied, Kinder wie Erwachsene, neu geboren werden müssen, um in das Reich Gottes zu gelangen. Dass dies, was die kleinen Kinder betrifft, vom Herrn nicht ausdrücklich gesagt wird, da er im Gespräch mit Nikodemus von der Notwendigkeit der Wiedergeburt und der Taufe spricht (Joh. 3,3.5.), kann an der Sache nichts ändern, obwohl er keine Gelegenheit oder Aufforderung hatte, die kleinen Kinder ausdrücklich zu erwähnen. Dass seine Worte an und für sich sie einschließen, kann niemand bestreiten. Seine Ausdrücke sind so allgemein und umfassend wie möglich; zum Beispiel nicht: "Ohne dich, Nikodemus", auch nicht: "Ohne einen erwachsenen Mann wie dich", sondern ganz allgemein: "Wenn jemand", jeden Menschen. Wenn man aber bestreiten kann, dass diese seine Worte (V. 3. 5.) sowohl von Säuglingen als auch von Erwachsenen verstanden werden können, so finden wir in dem, was unmittelbar folgt (V. 6.), eine Aussage, aus der klar hervorgeht, dass er die Notwendigkeit der Wiedergeburt und der Taufe wirklich auf alle Menschen ohne Unterschied, ohne Ausnahme, ausgedehnt sehen will. Denn was ist es, das “aus Fleisch geboren ist", also “Fleisch" ist und als solches der Wiedergeburt bedarf? Ist es nicht alles, was aus Blut oder aus dem Willen des Fleisches oder aus dem Willen des Menschen geboren ist (Joh. 1,13)? Sind es nicht alle Menschen, die auf natürliche Weise in die Welt geboren werden? - Wir sehen also, dass es nicht nur eine menschliche Schlussfolgerung aus der allgemeinen Lehre von der Erbsünde in der Schrift ist, sondern das klare Wort des Herrn selbst, wo er ausdrücklich von der Wiedergeburt spricht, das uns zu der Überzeugung führt, dass es die Erbsünde ist, die die Wiedergeburt für die Menschen notwendig macht, und dass sie daher für die kleinen Kinder ebenso notwendig ist wie für die Erwachsenen. Nun ist aber die Wiedergeburt, von der in der obigen Stelle die Rede ist, natürlich nichts anderes als "die Geburt aus Wasser und Geist" (Joh. 3,5), und so meinen wir, Gottes klares und deutliches Wort für uns zu haben, wenn wir glauben, dass das Kind die Taufe ebenso nötig hat wie der Erwachsene. Ja, wir müssen noch einen Schritt weiter gehen; wenn das Kind der Wiedergeburt bedarf und Gott uns kein anderes Mittel zur Wiedergeburt gegeben hat als das Wort und die Taufe, dann können wir wohl sagen, dass die Taufe für das Kind gewiss notwendiger ist als für die Älteren, da sie das einzige dieser beiden Mittel der Wiedergeburt ist, das der Säugling, das unbewusste Kind, empfangen kann.

    Wie jemand den Wunsch des Kindes nach der Taufe leugnen und dennoch an der Lehre der Heiligen Schrift über die Erbsünde des Menschen und die Notwendigkeit der Wiedergeburt festhalten kann, ist nicht leicht zu begreifen. Und doch hat das Unbegreifliche Bestand. So hat nun unter uns besonders O. Nielsen kürzlich (Kirkelig Tid. IX, 3.) die Behauptung aufgestellt, dass die Kindertaufe wegen der Erbsünde nicht notwendig sei, und bei dieser Gelegenheit hat er nicht weniger als 14 Beweise gesammelt, von denen seiner Meinung nach "jeder einzelne ausreicht, um jeden Grund zu stürzen, auf dem die Lehre von der heiligen Notwendigkeit der Kindertaufe errichtet worden ist." Aber man braucht nur einen Blick auf diese "vierzehn Punkte" zu werfen, um zu sehen, wie er mit allen von ihnen "wie einer, der den Wind schlägt" (1. Korinther 9,26), umherfegt.

    Erstens stellt man fest, dass er seine Schläge zumeist gegen etwas richtet, das es gar nicht gibt. Was er sich zur Aufgabe gemacht hat, ist, die Lehre der lutherischen Kirche von der absoluten Notwendigkeit der Kindertaufe zu bekämpfen, aber das ist, wie ich bereits gezeigt habe (S. 7), etwas, was die lutherische Kirche nie gelehrt hat, und in dieser Hinsicht hat er sich eine Unannehmlichkeit gemacht, die er sich hätte ersparen können. Die Frage ist, um es immer wieder zu wiederholen, gar nicht, ob Gott die Kindlein ohne Taufe selig machen kann, sondern allein, ob er uns einen anderen Weg gezeigt hat, auf dem er sie in das Reich führen will; das eine ist die verborgene Macht der Gnade Gottes, das andere sein geoffenbarter Gnadenwille, und nur von diesem ist hier die Rede. Niemand behauptet hier, dass jedes Kind, das ohne Taufe stirbt, deshalb verloren ist; was wir glauben und lehren, ist, dass der Säugling der Taufe wegen der Erbsünde ebenso bedarf wie der erwachsene Mensch, oder dass die Taufe für alle Menschen ohne Unterschied gleich notwendig ist. Wenn es also die absolute Notwendigkeit der Kindertaufe wäre, die O. Nielsen bekämpfte, dann hätten wir hier nichts mehr mit ihm zu tun, denn in diesem Punkt sind wir uns nicht uneinig. Aber so ist es nun einmal; in Wirklichkeit leugnet er das Bedürfnis des Kindes an der Taufe überhaupt, und deshalb ist es notwendig, seine 14 Punkte etwas genauer zu prüfen. Sie sind in den folgenden Abschnitten enthalten: Röm. 5, 6-8.18.19.21: Jes. 53,4.5; 2. Kor. 5,19; Eph. 1,4; Joh. 3,35; Luk. 10,22. Matth. 11,27; 28,18; Joh. 17,2; Ps. 2,8; 8,7; Hebr. 1,22.7. Gal. 3,15; Röm. 11, 32. Mt. 18, 11. 14. Was er an all diesen Stellen feststellt, ist die Wahrheit, dass Christus durch seinen Gehorsam bis zum Tod eine Erlösung bewirkt hat, die ausnahmslos für alle Menschen gilt, auch für die Kinder; und aus dieser Wahrheit zieht er nun folgende Schlussfolgerung: Wenn Christus die kleinen Kinder gerettet hat, sind sie gerettet und brauchen daher nicht durch die Taufe gerettet zu werden. Dies ist, kurz gesagt, der Inhalt der vierzehn Punkte; dies soll also der unumstößliche Beweis für die Unnötigkeit der Kindertaufe sein. Es ist schwer zu erkennen, was man glauben soll, wenn man so etwas liest. Ist es wirklich so, dass derjenige, der durch Christus gerettet ist, nicht durch die Taufe gerettet werden muss? Ist es wirklich der Fall, dass O. Nielsen Lehrer in Israel werden will und doch nicht weiß, dass Heil und Errettung zwei Dinge sind, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Erwerb des Heils und dem Erwerb des erworbenen Heils? Dass Christus durch sein Opfer und seine Erfüllung ein für allemal die ganze Welt gerettet, eine für alle Menschen geltende Erlösung bewirkt und damit allen den Zugang zum Reich Gottes eröffnet hat, bestreitet natürlich niemand (s. o. S. 15). Aber folgt daraus, dass alle Menschen nun auch darüber hinaus gerettet sind? Treten sie dann alle ohne Unterschied in das Reich Gottes ein, zu dem Christus ihnen die Tür geöffnet hat? Der Schatz des Heils ist für sie alle da, aber "muss er nicht auch jedem von ihnen zu eigen gemacht werden? Muss nicht jeder Einzelne für seine eigene Person Teilhaber dieses Heils werden, bevor er selbst als gerettet gelten kann? Ist dies nicht die Teilhabe des Sünders an der Erlösung Christi durch seine Rechtfertigung und Wiedergeburt? Muss nicht jeder vernünftige Mensch wiedergeboren werden? Oder gilt das vielleicht nur für die Unsrigen11B? Worin besteht dann der Unterschied zwischen einem Kind und einem Erwachsenen? Wenn wir die Erbsünde anerkennen, so besteht der Unterschied im Wesentlichen nur darin, dass die Sünde beim Kinde noch eine unbewusste Neigung, ein heimliches Verlangen nach dem Bösen ist, während sie sich beim Menschen, der die Jahre und das Alter der Unterscheidung erreicht hat, offenkundig als das zeigt, was sie ist, als eine Macht, die seinen ganzen Willen beherrscht und sich in bewusstem Handeln in Gedanken, Worten und Taten offenbart. Das ist ein Unterschied, der gewiss nicht gering zu schätzen ist; er zeigt sich besonders dort, wo wir von der Heilsempfänglichkeit des Menschen sprechen, denn hier ist das Kind dem unsrigen offenbar voraus, dass es sich nicht wie wir von Natur aus der Gnade des Heiligen Geistes widersetzt. Aber wie groß der Unterschied auch sein mag, wenn wir von der Heilsbedürftigkeit des Menschen sprechen, so muss für das Kind offensichtlich dasselbe gelten wie für uns. Das Kind ist "aus dem Fleisch geboren" und daher wie wir "fleischlich, unter die Sünde verkauft" (Röm 7,14). Deshalb muss es ebenso wie wir der Erlösung teilhaftig werden, die in Christus Jesus für es bereitet ist, um nicht nur von der Schuld und Strafe der Sünde, sondern auch von ihrer Macht und Herrschaft gerettet zu werden, um nicht nur gerechtfertigt um Christi willen, sondern auch wiedergeboren zu werden durch den Geist Christi. Wenn es dem Heiligen Geist nicht widersteht, macht er es lebendig; wenn es noch nicht bekehrt ist, muss es wiedergeboren werden. Die Gabe des Geistes muss also mit ihm geteilt werden; es muss wiedergeboren werden, ein neuer Mensch, eine neue Kreatur werden, und wie soll das geschehen, wenn nicht durch die Taufe, die der Herr selbst eingesetzt und uns als Mittel der Wiedergeburt geschenkt hat? - Wenn das Kind ein Sünder ist, braucht es Erlösung; wenn es Erlösung braucht, braucht es Wiedergeburt; wenn es Wiedergeburt braucht, braucht es die Taufe. Wenn irgendetwas fest und unumstößlich im Wort Gottes verankert ist, dann ist es dies. Jeder, der die Kindertaufe ablehnt, muss entweder leugnen, dass das Kind Sünde hat, oder er muss leugnen, dass die Taufe ein Mittel der Wiedergeburt ist, und in beiden Fällen hat er das klare Zeugnis von Gottes Wort gegen sich.

 

Kann ein Kind die Taufe wirksam empfangen?

    Dass die Schrift also das Verlangen des Kindes nach Wiedergeburt und Taufe lehrt, ist so offensichtlich, dass es niemandem in den Sinn käme, es zu leugnen oder zu bezweifeln, wenn es nicht für nötig gehalten würde, dem Kind die notwendige Empfänglichkeit für die Gabe der Taufgnade abzusprechen; es ist diese Leugnung, die zur Leugnung dessen geführt und so bewirkt hat, dass man seine Augen vor all dem verschließt, was in Gottes Wort so offensichtlich dafür spricht. Wenn wir uns nun der zweiten Frage zuwenden, der Frage nach der Empfänglichkeit des Kindes für die Taufe, so können wir sofort wissen, dass dies der Punkt ist, an dem die Gegner der Kindertaufe wahrscheinlich einen guten Angriff machen werden, dass dies der Punkt ist, an dem der Kampf wirklich geführt werden muss. Denn es ist klar: Wenn das Kind wirklich, wie die Gegner behaupten, für die gnadenhafte Wirkung der Taufe völlig unempfänglich ist, dann kann diese Handlung wirklich nichts in ihm bewirken, wenn sie wirklich ohne jeden Sinn für es ist, dann kann sie auch nicht von Gott für es gewollt sein; ein völlig sinn- und zweckloser Gebrauch der heiligen Taufe kann unmöglich in Übereinstimmung mit Gottes Willen sein.

    Die Gegner versuchen, ihre Behauptung über die Unempfänglichkeit des Kindes für die Taufe zu rechtfertigen, indem sie darauf anwenden, was die Schrift über den Zustand lehrt, in dem sich ein reifes menschliches Wesen befinden muss, um die Taufe richtig zu empfangen und ihrer Gnade teilhaftig zu werden. Wir haben die Lehre der Schrift zu diesem Thema bereits im Vorangegangenen kennengelernt. Wir haben gesehen, dass ein Mensch, der die Jahre und das Alter der Unterscheidung erreicht hat, nicht von Natur aus für die Wiedergeburt des Geistes empfänglich ist, sondern dass er, um es zu werden, eine Veränderung durchmachen muss, die wir Buße nennen (S. 22). Die Macht, die die Sünde über einen solchen Menschen hat, zeigt sich vor allem darin, dass er von Natur aus nichts anderes tun kann, als der rettenden Gnade Gottes zu widerstehen, wenn sie ihm begegnet, und diesen natürlichen Widerstand gegen die Gnade zu brechen, zu durchbrechen und zu überwinden, um sein Verlangen nach Erlösung zu wecken, Ihn in eine geistliche Armut zu bringen, in der er, von allem Eigenen entkleidet, von ganzem Herzen wünscht, Christus anzuziehen und den Greuel der Verwüstung mit der vollkommenen Gerechtigkeit Gottes überdecken zu lassen, das ist also der Zweck der vorbereitenden, eintretenden, demütigenden, umkehrenden Tätigkeit der Gnade. Erst dann, wenn dies vollbracht ist, ist der Sünder für die Gnaden des Heiligen Geistes und das neue Leben empfänglich geworden, erst dann ist er tauffähig. Daher finden wir auch, dass, wie Petrus am Pfingstfest den beunruhigten Seelen befahl, Buße zu tun und sich taufen zu lassen, und ihnen nur unter dieser doppelten Bedingung die Gabe des Geistes versprach (Apg. 2,38), so wurden bei dieser Gelegenheit wie auch später nur diejenigen getauft, die das Wort des Evangeliums freudig annahmen und dadurch ein reuiges und gnadenhungriges Herz offenbarten (Apg. 2,41; 8,12.27-38; 9,3-18; 16,14; 15,30-33; 18,8). Wenn man nun das, was also nach der Schrift für unseren Herrn gilt, als eine allgemeine, alle Menschen ohne Unterschied erfassende Regel aufstellt und damit von jedem Täufling verlangt, dass er zuvor Buße getan und das Wort des Evangeliums angenommen haben muss, wo man sogar davon ausgeht, dass "die Taufe weder davon noch dazu tun vermag, ehe nicht zuvor die gesunde und bewusste Verkündigung des Evangeliums stattgefunden und gewirkt hat" (Lammers, Forsvar, S. 40), nun, dann ist die Sache klar, es kann ja kein Zweifel daran bestehen, dass die Taufe gar nicht für die kleinen Kinder bestimmt ist, die freilich weder Buße tun noch das Wort annehmen können.

    Wenn wir zu dieser Schlussfolgerung nicht gelangen können, so liegt das einfach daran, dass wir uns nicht für berechtigt halten könnten, von allen ohne Unterschied das zu verlangen, was die Schrift von den Menschen verlangt, die zu den Jahren und dem Alter Christi gekommen sind. Wir kennen kein ausdrückliches Wort Gottes, das uns dazu berechtigen würde. Dass kein Mensch in das Reich Gottes eingehen kann, ohne aus Wasser und Geist wiedergeboren zu sein, steht geschrieben Joh. 3,3.5. Aber dass niemand aus Wasser und Geist wiedergeboren werden kann, ohne sich zu bekehren, steht nirgends geschrieben. Auf der anderen Seite finden wir in der Schrift einige Dinge, die ziemlich deutlich in die entgegengesetzte Richtung weisen. Ich denke hier besonders an die Stellen, an denen von der Empfänglichkeit des Kindes für das Reich Gottes die Rede ist.

    Eine solche Stelle haben wir vor allem in Matth. 18,3, wo der Herr zu seinen Jüngern sagt: "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen." Die Rede ist hier gerade von dem, was notwendig ist, damit ein Mensch, wie die Jünger des Herrn, also ein erwachsener Mensch, in das Himmelreich eingehen kann; aber während der Herr darüber spricht, gibt er uns auch Auskunft über das Verhältnis, in dem die kleinen Kinder zum Reich Gottes stehen, und den Unterschied, der in diesem Abschnitt zwischen ihnen und den Unsrigen stattfindet. Wenn ein Erwachsener, um in das Reich Gottes zu kommen, "Buße tun und werden muss wie ein Kind", so ist damit gegeben, dass ein Kind schon als solches, was es [sonst] nur durch Buße werden kann, tauglich ist, in das Reich Gottes zu kommen, dass es schon von Natur aus, so wie es ist, für dasselbe empfänglich ist, was es nur durch Buße erlangen kann.

    Der Herr lehrt uns im Wesentlichen dasselbe an einer anderen Stelle, wo er nicht nur beiläufig, sondern direkt und ausdrücklich über die Beziehung der kleinen Kinder zum Reich Gottes spricht. Die ersten drei Evangelien berichten, dass kleine Kinder zu ihm gebracht wurden, damit er sie segne, dass die Jünger sie bedrohten, dass er sie aber umarmte, ihnen die Hände auflegte und sie segnete und zu den Jüngern entrüstet sagte: “Lasst die kleinen Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein kleines Kind, der wird auch nicht hineinkommen" (Mark. 10,13 ff; Luk. 18,15 ff; Matth. 19,13 ff). Im Gegensatz zu den Jüngern, die meinten, der Herr habe mit den kleinen Kindern nichts zu tun, erklärt er hier, dass es sein Wille sei, dass sie frei und ungehindert zu ihm kommen dürfen; er begründet dies damit, dass das Reich Gottes ihnen und ihresgleichen gehöre, und er erklärt schließlich seinen Sinn, indem er den Jüngern erklärt, dass jeder, der in das Reich Gottes eingehen will, es annehmen muss, wie ein kleines Kind es annimmt. Diese Worte lehren uns also zwei Dinge. Erstens sagen sie ganz allgemein, dass das Reich Gottes nicht etwas ist, das der Mensch in sich hat oder aus eigener Kraft erwerben kann oder soll, sondern ein Geschenk aus der Hand Gottes, das man nur annehmen oder empfangen muss, wenn es angeboten und übergeben wird. Zweitens lehren sie uns besonders auch über das Verhältnis der kleinen Kinder zu dieser Gabe, dass es so weit geht, dass es nicht so ist, dass sie sie nicht annehmen könnten, dass sie sie im Gegenteil in der richtigen Weise annehmen und daher auch ein Recht darauf haben, das niemand berechtigt ist, sie ihnen zu verweigern. Denn wenn es heißt, dass das Reich Gottes "ihnen gehört", so zeigt der ganze Zusammenhang der Stelle, dass damit nicht gemeint sein kann, dass sie die Gabe schon angenommen haben, schon in das Reich eingegangen sind und daher nichts mehr zu tun brauchen, um hineinzukommen; ob sie nun "aus der Macht der Finsternis befreit und in das Reich des Sohnes Gottes gebracht" werden müssen (Kol. 1,13.), davon ist an dieser Stelle überhaupt nicht die Rede. Die Bedeutung kann nur sein, dass die Gabe für sie bestimmt ist, dass sie befähigt sind, zum Herrn zu kommen, sein Reich anzunehmen und hineinzugehen; darum darf sie niemand daran hindern, zu Jesus zu kommen, sondern im Gegenteil muss jeder von ihnen lernen, das Reich Gottes in der rechten Weise anzunehmen. Dies wird aber nicht von Kindern gesagt, die schon so weit an Jahren und Alter gekommen sind, dass von einer Bekehrung oder bewussten Aneignung des Evangeliums vom Reich Gottes bei ihnen die Rede sein kann, sondern von Kleinkindern[12], und was der Herr seine Jünger mit diesen Worten lehren will, ist gerade das, was, wie ihre Erfahrung zeigte, bisher vor ihren Augen verborgen war, dass nämlich auch der unbewusste, ungeborene Säugling die notwendige Empfänglichkeit für das Reich Gottes hat und daher auch dazu bestimmt ist, in dieses aufgenommen zu werden. Diese Empfänglichkeit kann, wie wir gesehen haben, nur durch eine Bekehrung erlangt werden, durch die seine natürliche Unempfindlichkeit in Empfänglichkeit umgewandelt wird (Matth. 18,3). Ein ohnmächtiges Kind dagegen, das gar nicht umkehren kann und folglich auch nicht umkehren muss, kann kein solches natürliches Hindernis haben, das es zu bekämpfen und zu überwinden gilt, wie das unsere; es ist schon als solches, schon von Natur aus empfänglich für das Reich Gottes. Daher kann der Herr von allen solchen Kindern ohne Unterschied sagen, dass ihnen das Reich Gottes gehöre, während er es andererseits, wenn er von Kindern spricht, es ausdrücklich auf die Armen im Geiste beschränkt (Matth. 5,3; Luk. 6,20.24. ); denn die Kindlein sind von Natur aus, und daher auch, was nur einige von uns durch Buße werden, arm im Geiste, frei von allem eigenen geistlichen Reichtum, frei von allem, was uns hindert, "durch die enge Pforte zu gehen" und uns in einem geistlichen Sinne zu einem "Kamel" macht, das nur durch die Kraft der wiederkehrenden Gnade Gottes tauglich gemacht werden kann, durch das "Nadelöhr" zu gehen, das in das Reich Gottes führt (Matth. 7,14.19.24.26.).

   Es ist also nicht so, dass der Mensch ursprünglich, von Geburt an, für das Reich Gottes unempfänglich oder gänzlich untauglich wäre. Zwar ist er von Geburt an von der Sünde durchdrungen und beherrscht und daher, solange dies der Fall ist, noch außerhalb der Reichweite Gottes, doch hat er eine Empfänglichkeit für sie, die erst allmählich, wenn sich sein freier Wille entwickelt und, sich selbst überlassen, immer mehr zum Sklaven der angeborenen Sünde wird, verschwindet und jener Unempfänglichkeit Platz macht, zu deren Überwindung es eines besonderen Einflusses der vorbereitenden Gnade bedarf. Das Kindlein ist zwar schon als solches fleischlich, unter die Sünde verkauft und bedarf daher wirklich der Befreiung aus der Macht der Finsternis und der Überführung in das Reich des Gottessohnes, doch ist es, solange es noch "ein Kind im Verstande" ist, auch "ein Kind in Bezug auf das Böse" (1. Kor. 14, 20) und als solches geeignet, die Gabe der rettenden Gnade zu empfangen, nach der es sich sehnt.

    Die Art der Empfänglichkeit dieses Kindes für das Reich Gottes ist nicht so schwer zu verstehen, wenn wir uns nur mit den Hinweisen begnügen, die uns Gottes Wort darüber gibt. Wenn das Hindernis des Älteren in dem Widerstand seines Herzens gegen die Gnade des Heiligen Geistes besteht, so kann die Empfänglichkeit des Kindes natürlich darin bestehen, dass es dem Geiste keinen solchen Widerstand entgegensetzt, und dies, was bei dem bekehrten Kinde ein Werk der vorbereitenden Gnade Gottes ist, beruht darauf, dass es noch kein Selbstbewusstsein und keine freie Selbstbestimmung entwickelt hat, noch nicht "zwischen rechts und links unterscheiden", noch nicht zwischen Gut und Böse wählen kann. Dass damit ein gewisser Unterschied zwischen der Empfänglichkeit des Kindes und der des unbekehrten Älteren besteht, ist klar. Das eine ist eine unbewusste Empfänglichkeit, das andere eine bewusste Empfänglichkeit. Im reifen Menschen muss sie sich als das bewusste Verlangen und die Suche des armen, hungrigen, durch die lebendige Erkenntnis der Sünde entleerten Herzens nach der Nahrung, die für das ewige Leben reicht, als die bewusste Sehnsucht des reuigen Herzens nach Frieden mit Gott und ewigem Leben in seiner Gemeinschaft durch Jesus Christus offenbaren. Beim unbewussten Kinde dagegen kann sie nur in einem unbewussten Verlangen nach dem Reiche Gottes, einem unbewussten Verlangen nach Erlösung, einem unbewussten Gebet und Flehen um Erbarmen, einem unbewussten Hunger und Durst nach Gott bestehen, der ihm ebenso natürlich ist wie sein unbewusster Hunger und Durst nach leiblicher Nahrung, weil er ihm ebenfalls von dem eingepflanzt ist, durch den und für den es geschaffen wurde. So groß dieser Unterschied auch zu sein scheint, so ist er doch nicht anders als der, der sich zwischen einem Kind und einem zum Bewusstsein entwickelten Menschen besteht. Es ist in der Tat das Bewusstsein, das den Menschen zum Menschen macht, denn auch das unbewusste Kind ist ein Mensch, wenn auch nur ein menschliches Kind, und so kann es nicht auf das Bewusstsein ankommen, wenn wir von der Empfänglichkeit des Menschen für das Reich Gottes sprechen. Wie der Mensch nicht anders wird, als er ist, indem er sich seiner selbst bewusst wird, so kann auch das Verlangen nach Erlösung, das dem Menschen von Natur aus eingepflanzt ist und so das unbewusste Kind für das Reich Gottes empfänglich macht, nicht dadurch etwas wesentlich anderes werden, als es ist, dass der Mensch, wenn er die Jahre und das Alter der Seele erreicht hat, durch den Einfluss der umkehrenden Gnade "zu sich selbst kommt" (Luk. 15,17), aus seinem Schlaf erwacht und sich des Verlangens bewusst wird, das von Anfang an im Grunde seines Herzens ruhte. Deshalb wird sich bei näherer Betrachtung auch herausstellen, dass der Unterschied nicht so groß ist, wie er auf den ersten Blick erscheinen mag. Das unbewusste Kind kann gar nichts tun, um das ihm angebotene Gnadengeschenk zu ergreifen; seine Empfänglichkeit dafür, sein unbewusstes Verlangen nach Erlösung, zeigt sich eigentlich nur darin, dass es sich der Gnade mit völligem Leiden aussetzt und sie ohne Widerstand wirken lässt, was sie will, einfach annimmt, was sie gibt. Bei den Unsrigen kann das Ganze freilich nicht so still und ruhig ablaufen; hier muss sich das Heilsverlangen in einem Kampf gegen die Sünde offenbaren, in dem das Herz bewusst den Herrn "sucht", indem es sich "von seinem Bösen abwendet" und "sich ernstlich bemüht, durch die enge Pforte einzugehen" (Apg. 3,26. Luk. 13,24). Aber auch hier gilt: "Nicht dem, der will, noch dem, der läuft, sondern Gott, der sich erbarmt" (Röm. 9,16); auch hier ist und bleibt aber das Reich Gottes ein Geschenk aus der Hand der Gnade, das nicht verdient oder erworben, sondern nur "angenommen" wird, und das nur angenommen werden kann, wie es "ein kleines Kind" annimmt. Wenn das aber so ist, dann kann auch das Ringen der Buße mit all seinem Sehnen, Suchen und Streben nur dann zum rechten Ziel führen, kann nur dann den Sünder ganz empfänglich machen für das Reich Gottes, wenn er dadurch "wie ein kleines Kind" wird, so dass er weder etwas von Gott fordert noch selbst etwas leisten oder erwerben will, sondern, sich selbst verleugnend, alles, auch den feinsten Widerstand gegen die Gnade und damit auch alle eigene Arbeit für das Heil aufgebend, nur "still" ist für den, von dem er sein Heil erwartet (Ps. 62,2.6.), lässt ihn mit sich machen, was er will, und nimmt so in kindlicher Einfalt einfach "an", was er gibt.

    Es ist freilich nicht leicht, sich eine Vorstellung von dem zu machen, was sich in den verborgenen Tiefen eines Kinderherzens regt; aber wenn aus Gottes Wort klar hervorgeht, dass das Kind von Natur aus im Wesentlichen dieselbe Empfänglichkeit für das Reich Gottes hat, wie wir sie durch Umkehr erlangen können und müssen, so scheint es sich von selbst zu ergeben, dass wir uns bemühen müssen, wie oben geschehen, diese Empfänglichkeit bei dem Kind in derselben Weise zu denken, wie wir sie bei einem reifen Menschen finden könnten. Daher können wir nicht zögern, sie mit demselben Namen zu bezeichnen, mit dem wir sie nach der Weisung des Wortes Gottes zu bezeichnen pflegen. Wenn wir die bewusste Sehnsucht des reuigen Herzens nach der Barmherzigkeit Gottes und die vollkommene Hingabe an ihn in der Annahme seines Wortes "Glaube" nennen, so sehen wir nicht, was uns daran hindern könnte, diesen Ausdruck auch für die unbewusste Empfänglichkeit des Kinderherzens für das Reich Gottes zu verwenden. Wir könnten zwar keine einzige Stelle in der Schrift angeben, die mit ausdrücklichen Worten von einem solchen unbewussten Kinderglauben spricht[13]; aber wenn die Schrift einerseits ganz allgemein und ohne jede Einschränkung erklärt, dass es ohne Glauben unmöglich ist, Gott zu gefallen, und dass, wer nicht glaubt, verdammt wird (Hebr. 11,6; Mark. 16,16 ), und dann andererseits ebenso fest und ausdrücklich lehren, dass die kleinen Kinder freien Zugang zum Reich Gottes haben und daher Gott gefallen und die Verdammnis vermeiden müssen, scheint es über jeden Zweifel erhaben zu sein, dass wir volle Autorität im Wort Gottes haben, wenn wir mit Luther unsere kleinen Kinder zur Taufe führen “in der Meinung und Hoffnung, dass sie glauben," und uns versichern, dass sie in diesem Glauben, so weit sie fähig sind, um die Gabe der Taufe bitten und durch die geistliche Wiedergeburt Gottes ewige Gnade begehren" (Kirkeritual. S. 30). Auf den Namen kommt es uns aber nicht so sehr an, wenn nur die Tatsache feststeht, dass das unbewusste Kind für das Reich Gottes empfänglich ist, und dass dieses ihm ebenso bestimmt ist wie dem bekehrten Erwachsenen.

    Wenn nur dies feststeht, so ist uns auch gegeben, dass das Kind im Säuglingsalter tauglich ist, wiedergeboren zu werden aus Wasser und Geist", tauglich, die heilige Taufe zu empfangen, und in dieser Hinsicht müssen wir auch in den obigen Worten des Herrn (Matth. 18,3; Mark. 10,14 f.) eine Hauptstütze für unseren Glauben und unsere Lehre von der Richtigkeit und Gültigkeit der Kindertaufe finden. Die Gegner der Kindertaufe haben oft Anstoß genommen an der Art und Weise, wie die Kirche diese Worte des Herrn in Matth. 10,14 f. auf die Taufe der Kleinen anwendet. Sie weisen darauf hin, dass der Herr hier weder von der Taufe spricht noch sich selbst oder durch seine Jünger verpflichtet, die herbeigeführten Kinder zu taufen. Sie behaupten daher, dass diese Worte so weit davon entfernt sind, ein Zeugnis für die Kindertaufe zu enthalten, dass sie vielmehr dagegen sprechen, und dass die Meinung des Herrn auf jeden Fall viel eher akzeptiert wird, wenn man seinem Beispiel folgt und den kleinen Kindern die Hände auflegt und für sie betet. Es ist jedoch nicht schwer zu erkennen, dass diese Behauptung völlig unbegründet ist. Dass der Herr selbst die Kleinen, die zu ihm gebracht wurden, nicht getauft hat, mag zumindest gegen die Kindertaufe sprechen; denn wir wissen, dass er überhaupt nicht getauft hat (Joh. 4,2). Aber wir könnten daraus immer noch schließen, dass er seinen Jüngern nicht befohlen hat, sie zu taufen; denn die Taufe, die seine Jünger vor seiner Verherrlichung vollzogen, war, wie die Taufe des Johannes (S. 20) nur eine "Bußtaufe" und daher auch nur für solche bestimmt war, die Buße tun konnten, während die Taufe mit Wasser und Geist, von der hier nur die Rede ist, vom Herrn erst am Vorabend seiner Himmelfahrt (Matth. 28,19) eingesetzt und daher von seinen Jüngern erst am darauf folgenden Pfingstfest vollzogen wurde (Apg. 2,38.41). Dieser Umstand, dass die Taufe, die nach dem Willen des Herrn den kleinen Kindern gespendet werden sollte, zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal eingeführt war, muss wohl auch als Erklärung dafür ausreichen, dass er auch bei dieser Gelegenheit nicht von der Taufe spricht. Es gibt auch niemanden, der behauptet, dass wir hier eine ausdrückliche Anweisung über die Anwendung der Taufe auf Kinder haben. Wenn wir diese Stelle zur Unterstützung der Kindertaufe anführen, dann nur insofern, als sie uns klar und deutlich die Empfänglichkeit der kleinen Kinder für das Reich Gottes lehrt. Nichts anderes steht in den Worten, und deshalb wäre es niemandem in den Sinn gekommen, in ihnen einen Beweis für die Kindertaufe zu finden, wenn wir nicht auch ein anderes Wort Gottes hätten, auf das wir uns stützen könnten. Wenn wir aber hier lesen, dass das Reich Gottes den kleinen Kindern gehört, dass sie mit Recht geeignet sind, es anzunehmen und hineinzugehen, so finden wir an anderer Stelle ebenso klar und ausdrücklich gesagt, dass niemand in das Reich Gottes eingehen kann, wenn er nicht aus Wasser und Geist wiedergeboren wird, wie alles, was aus Fleisch geboren ist, Fleisch ist, so scheint es uns von selbst zu folgen, dass das Reich Gottes dem Kinde nicht gehören kann, ohne dass ihm auch die Taufe gehört, dass es nicht empfänglich dafür sein kann, ohne auch fähig zu sein, es anzunehmen. Wenn es das Reich Gottes annehmen kann, muss es auch fähig sein, denjenigen anzunehmen, der der König dieses Reiches ist, und von ihm die Kraft empfangen, ein Kind Gottes zu werden oder durch Wasser und Geist wiedergeboren zu werden (Joh. 1,12; 3,5) – Als Jesus bei dieser Gelegenheit den kleinen Kindern, die zu ihm gebracht wurden, die Hände auflegte und sie segnete, gab er uns keineswegs ein Gebot, dies auch zu tun, oder ordnete das Handauflegen als Mittel an, durch das die kleinen Kinder in sein Reich aufgenommen werden sollten. Die Handauflegung ist auch hier nur eine bildliche Handlung, die die Fürbitte begleitet und sichtbar anzeigt, dass derjenige, dem die Hände aufgelegt werden, auch derjenige ist, für den gebetet wird, und dass die Fürbitte tatsächlich ein Mittel ist, die Fürbitte ist zwar ein Mittel, durch das wir nach dem Willen des Herrn sowohl die Kleinen als auch die Großen vor seinen Gnadenthron bringen sollen, aber sie ist deshalb ebenso wenig ein Mittel der Gnade im eigentlichen Sinne des Wortes, wie der Gutschein ein Mittel ist, durch das der Gnadenkönig uns seine Gnade schenkt und mitteilt. Das eine ist die offene, leere Hand, die der arme Sünder auf Erden ausstreckt, um die himmlische Gabe zu empfangen, aber etwas anderes ist die volle Hand, die die rettende Gnade vom Himmel zur Erde ausstreckt, um den Armen die Fülle ihres Reichtums mitzuteilen, Und gerade eine solche himmlische Gnadenhand, ein solches Gnaden- und Heilsmittel glauben wir in der Taufe zu haben, die der Herr selbst eingesetzt hat, um allen Armen im Geiste den Geist der Gnade und der Wahrheit mitzuteilen, sie zu einem ewigen Leben zu erneuern und ihnen Anteil an dem ihnen zustehenden Besitz zu geben.

    Wenn die Gegner der Säuglingstaufe behaupten, das bewusstlose Kind sei nicht empfänglich für die Gnade der Taufe, könne nicht aus Wasser und Geist wiedergeboren werden, dann beruht diese Behauptung wohl meistens auf einem völligen Missverständnis des Wesens der Wiedergeburt. Dem einen oder anderen mag es vielleicht so vorkommen, als könne er sich zur Untermauerung seiner Behauptung auf einiges von dem stützen, was im Vorangegangenen als biblische Lehre von der Wiedergeburt dargelegt wurde (S. 16 ff.). Dass dem aber in Wirklichkeit nicht so ist, wird jeder bald erkennen, der zu unterscheiden versteht zwischen dem, was nach Gottes Wort das wahre Wesen der Wiedergeburt ist und daher bei allen wiedergeborenen Sündern zu finden sein muss, und dem, was der Natur der Sache nach allein für die Wiedergeburt von Erwachsenen oder für wiedergeborene Kinder gelten kann. Wenn also die Schrift lehrt, dass jeder wiedergeborene Mensch im bewussten Glauben eine gute Rechtfertigung um Christi willen erwirbt und kraft dieses Glaubens als wahrer Jünger Jesu ein neues Leben in heiliger Liebe zu seinem Gott und seinem Nächsten führt, dann ist klar, dass hier nur davon die Rede ist, was die wesentlichen Wirkungen, Früchte und Merkmale der Wiedergeburt bei jedem sind, der in bewusste Jahre und Alter gekommen ist, während andererseits nichts darüber gesagt wird, worin die Wiedergeburt des Sünders nach der Empfänglichkeit überhaupt besteht; Wenn wir dadurch gezwungen sind zuzugeben, dass ein Geschöpf, in dem diese Merkmale überhaupt nicht vorhanden sind, nicht wiedergeboren werden kann, so sind wir keineswegs berechtigt, dasselbe von einem unbewussten Kind zu sagen, in dem ein solches bewusstes Glaubensleben nicht vorhanden ist, weil es nach der Ordnung der Natur noch nicht existieren kann. Die Wiedergeburt des Sünders besteht ja darin, dass der dreieinige Gott ihn in die passende Gemeinschaft aufnimmt und ihm sein Leben mitteilt, indem der Heilige Geist sich in seinem Herzen niederlässt und ihm einen neuen Geist des Glaubens und des Lebens schenkt, kraft dessen er sich nun im Glauben die Gnade Gottes aneignen und ein neues geistliches Leben führen kann. Was in jedem wiedergeborenen Menschen ohne Unterschied vorhanden sein muss, ist dieser neue Geist, diese neue geistige Lebenskraft oder Lebenskeim, den der natürliche, nicht wiedergeborene Mensch nicht besitzt. Wo diese Lebenskraft wirklich vorhanden ist, kann sie gewiss nie untätig sein, aber wie sie wirksam wird, hängt immer in hohem Maße von der Natur des Wiedergeborenen ab, die durch die Wiedergeburt nicht zerstört, sondern wiedergeboren, erneuert, umgewandelt, gereinigt und geheiligt wird. Ein nicht unbeträchtlicher Unterschied hinsichtlich der Form, in der sich das geistige Leben der Wiedergeborenen offenbart, ist also schon aus dem Unterschied ersichtlich, der sich von Natur aus zwischen ihnen in Bezug auf Geschlecht, Temperament, Charakter usw. einstellen kann. Besonders aber muss der Unterschied in dieser Hinsicht groß und auffallend sein zwischen dem Älteren, in dem das neue geistige Leben immer so erscheinen muss, wie wir es in der Schrift geschildert finden, und dem noch unbewussten Kinde, in dem es überhaupt nicht in irgendeiner für menschliche Augen sichtbaren Form erscheinen kann. Sollten wir dann aber leugnen, dass ein solches Kind in der Taufe wiedergeboren werden kann, weil wir mit unseren Augen nicht dieselben Früchte der Wiedergeburt entdecken konnten, die wir nach dem Wort Gottes von einem wiedergeborenen Kind verlangen können müssen? Sollen wir also nur das glauben, was wir sehen? Ist denn der Glaube eine feste Überzeugung von dem, was man nicht sieht, während es ein Zeichen des Unglaubens ist, Zeichen und Gesichte zu begehren (Hebr. 11,1; Joh. 20,29; Matth. 12,39.)? Und haben wir hier nicht wirklich allen Grund, den ungläubigen Verstand unter den Gehorsam des Glaubens gefangen zu nehmen, wo wir nicht nur allgemein das ausdrückliche Zeugnis der Schrift über die Empfänglichkeit des Kleinkindes für das Reich Gottes haben, sondern besonders auch Gottes klares Wort, dass ein Kind schon im Mutterleib mit dem Heiligen Geist erfüllt werden kann (Luk. 1,15)? Wenn Gott ein ungeborenes Kind ohne Taufe mit dem Heiligen Geist erfüllen kann, muss er dazu auch in der Lage sein, diesen Geist durch die Taufe in das Herz eines neugeborenen Kindes zu gießen. Oder sollte das, was da unter dem alten Bund möglich war, hier unter dem neuen Bund unmöglich sein?

    In dieser letzten Frage glauben wir auch alle notwendigen Antworten auf einen anderen Einwand gegeben zu haben, der nicht selten gegen die Empfänglichkeit des Kindes für die Taufe erhoben wird. Es wird daran erinnert, dass die Taufe dazu bestimmt ist, einen Bund zwischen Gott und Mensch zu schließen, und es wird nun behauptet, dass ein solcher Bund nicht mit einem bewusstlosen Kind geschlossen werden kann. Wenn diese und ähnliche Behauptungen nur bedeuten, dass wir nicht verstehen, wie so etwas möglich ist, dann haben wir dazu nichts zu sagen; es gibt wohl viele Dinge, die wir nicht verstehen und doch glauben müssen. Wenn es hingegen heißt, dass es an und für sich völlig unmöglich ist, dann müssen wir in der Tat fragen: Warum? Die Tatsache, dass wir es mit unserem Verstand nicht begreifen könnten, kann aber nicht entscheidend sein; die Frage muss wohl auch hier bleiben: Was steht da geschrieben? Nun lesen wir in der Schrift, dass Gott in alten Zeiten mit jedem israelitischen Knaben einen Bund schloss, als er acht Tage alt war (1. Mose 17,10 ff. 1. Mose 3,12; Apg. 7,8). Warum sollte er dann nicht jetzt durch die Taufe tun können, was er damals durch die Beschneidung tun konnte? Ist sein Arm seit damals verkürzt worden? Aber wir wollen die Sache etwas genauer betrachten und sehen, worin der Bund, von dem hier die Rede ist, wirklich besteht. Dass durch die Taufe ein Bund zwischen Gott und dem Menschen geschlossen wird, entspricht gewiss der Lehre der Schrift, auch wenn sie nicht so sehr von dem "Taufbund" spricht, wie es viele in unseren Tagen tun. Als Gott in Christus die Welt mit sich versöhnte, schloss er auch einen Bund mit ihr, dass jeder Sünder, der ihn, der das Mittel dieses neuen Bundes ist, im Glauben annimmt, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben soll. Wenn er nun einen Sünder wahrhaftig der Erlösung Christi teilhaftig macht, so schließt er ihn damit in diesen Bund ein, den er in Christus ein für allemal mit der ganzen Welt geschlossen hat; er schreibt ihm damit zu, was er in Christus allen reuigen und gläubigen Sündern verheißen hat, dass er nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben soll. Aber all dies geschieht, wie wir wissen, durch die Rechtfertigung und Wiedergeburt des Sünders. Dass Gott mit einem Menschen einen Bund schließt, ist nur ein anderer Ausdruck dafür, dass er ihm um Christi willen alle seine Sünden vergibt und ihn durch seinen Geist zu einem neuen und ewigen Leben erneuert; und wenn er, wie wir zuvor gesehen haben, auf diese Weise ein ohnmächtiges Kind rechtfertigen und erneuern kann, so kann ihn natürlich nichts daran hindern, mit einem solchen einen Gnadenbund zu schließen. Auch hier geht es eigentlich nur um die Frage, ob ein unbekehrtes Kind ebenso wie ein bekehrter Erwachsener Christus annehmen und in sein Reich eingehen kann, und die Antwort auf diese Frage hat uns Gottes Wort bereits in Matth. 18,3 und Mark. 10,15 gegeben.

    Aber wir könnten auch an einen anderen Einwand gegen die Empfänglichkeit des Kindes für die Taufe denken. Man könnte seine Empfänglichkeit für die Gnadenwirkung der Taufe zugeben und dennoch seine Empfänglichkeit für die Taufe selbst leugnen. Man könnte meinen, dass Gott einem unbewussten Kind die Gabe des Heiligen Geistes schenken und es dadurch in sein Reich aufnehmen kann, dass dies aber durch die Taufe ebenso wenig geschehen kann wie durch das Wort, weil sie, wie das Wort, nur auf diejenigen wirken kann, die bewusst aufnehmen können, was dadurch angeboten und mitgeteilt wird. Unsere Antwort darauf ist bereits in dem enthalten, was oben (S. 23 ff.) allgemein über das Wesen und die eigentümliche Wirkungsweise der Taufe gesagt worden ist. Wenn es wirklich so wäre, wie viele glauben, dass die Taufe nur insofern zur Wiedergeburt des Sünders beiträgt, als sie ein "sichtbares Wort", ein Zeichen und Unterpfand der Gnade Gottes ist, das als solches das Wort in seiner Wirkung auf das Herz des Menschen unterstützt und es durch die gewirkte Wiedergeburt besiegelt, dann käme seine Anwendung auf ein unreifes Kind, das noch nicht einmal die Verheißung des Wortes annehmen und damit natürlich noch weniger das Unterpfand der Taufe erwerben kann, sicher nicht in Frage. Wenn dagegen das Wort Gottes, so wie ich es verstehe, klar lehrt, dass die Taufe auch zur Wiedergeburt des Sünders beiträgt, indem sie ihn in eine besondere, geheimnisvolle Verbindung mit dem dreieinigen Gott stellt, die als solche völlig unabhängig von seiner geistlichen Empfänglichkeit für die Gnade der Wiedergeburt ist, dann sieht die Sache anders aus. Dann müssen wir fragen: Wenn selbst ein reueloser und ungläubiger Sünder, der sich hartnäckig gegen die wiedergebärende Gnade des Heiligen Geistes sträubt, durch die Taufe in eine solche Verbindung mit Gott eintreten kann, warum nicht auch ein unbewusstes Kind, das der Gnade keinen Widerstand leistet und leisten kann und deshalb, was es mit all seinem Bewusstsein und Verstand nicht ist, zum Eintritt in das Reich Gottes geeignet ist? Dann müssen wir zugeben, dass das Kind, so wie es für die Gnade der Taufe empfänglich ist, auch für die Taufe selbst empfänglich ist. Wenn es überhaupt fähig ist, den Heiligen Geist zu empfangen, wiedergeboren zu werden und in das Reich Gottes einzugehen, dann kann nichts verhindern, dass all dies in und durch die Taufe geschieht, die nicht nur dazu bestimmt ist, dies zu bewirken, sondern auch so wirkt, dass sie gleichermaßen geeignet ist, ihr Werk sowohl in uns als auch in den Kindern zu vollbringen.

    Wir sehen also, dass der Säugling nach dem Wort Gottes sowohl die Taufe braucht als auch geeignet ist, sie zu empfangen. Wenn uns das aber klar ist, dann können wir natürlich keinen Augenblick an der Rechtmäßigkeit der Säuglingstaufe zweifeln, dann können wir nicht im Zweifel darüber sein, was Gottes Wille für uns in Bezug auf die Taufe und Wiedergeburt der jüngeren Kinder ist, dann kann es uns nicht einfallen, um eine weitere Offenbarung darüber zu bitten, dann verstehen wir auch, wie Gott es in seinem Wort unterlassen haben kann, uns eine solche zu geben. Mit der Säuglingstaufe verhält es sich in der Tat ganz ebenso wie mit der Frauenkommunion, für die wir, wie zuvor (S. 13 f.) bemerkt wurde, keine ausdrückliche göttliche Anordnung haben, auf die wir uns stützen können; wie letztere ohne besondere Offenbarung ganz natürlich und einfach aus dem folgt, was uns die Schrift im allgemeinen über den Zweck des Abendmahls und die Beziehung der Frau zum Reiche Gottes lehrt, so folgt sie ebenso einfach und natürlich aus dem, was uns dieselbe Schrift über den Zweck der Taufe und die Beziehung des ohnmächtigen Kindes zum Reiche Gottes lehrt. Wenn es im Wort Gottes begründet ist, 1) dass das Kind ebenso wie wir selbst der Wiedergeburt bedarf, um in das Reich Gottes zu gelangen, und ebenso wie jeder zu bekehrende Erwachsene für die Gnade der Wiedergeburt empfänglich ist, und 2) dass wir in der Taufe ein wirkliches Mittel der Wiedergeburt haben, das als solches ebenso fähig ist, an dem Kind zu wirken wie an uns selbst: Dann haben wir auch ein festes und untrügliches Fundament, auf das wir bauen können, wenn wir als lutherische Christen glauben und bekennen, dass Kinder getauft werden sollen, die dann durch die Taufe, die von Gott gegeben ist, von ihm zur Gnade genommen werden.

 

Welche Kinder sollen getauft werden?

    Das einzige, was noch in Frage gestellt werden könnte, ist, ob es auch Gottes Wille ist, dass die Taufe allen Kindern ohne Unterschied gespendet wird. Es könnte scheinen, als ob das, was wir oben über die Empfänglichkeit des Kindes für die Taufe erkannt haben, uns zwingen müsste, auch diese Frage zu bejahen. Wenn diese Empfänglichkeit etwas Natürliches ist, dann muss sie auch etwas allen Kindern Gemeinsames sein; wenn es in der Natur des Kindes liegt, dass es sich der Gnade nicht widersetzen kann, dann kann dies natürlich ein Kind ebenso wenig wie das andere, so dass das eine wie das andere die Taufe in der richtigen Weise annehmen und an ihrem Segen teilhaben muss. Wenn es aber keinen Unterschied zwischen den Kindern hinsichtlich ihrer Empfänglichkeit für die Taufe gibt, könnte man meinen, dass es auch keinen Unterschied zwischen ihnen hinsichtlich ihres Zugangs zur Taufe geben kann, dass sie für alle bestimmt sein muss und folglich auch allen ohne Unterschied gespendet werden muss. Doch damit ist die Sache nicht erledigt. Wenn wir auch bei der Taufe der Armen keine unwürdige Annahme des Heiligen zu befürchten haben, wie bei unserer eigenen Taufe, so müssen wir doch bedenken, dass es nicht nur um die Annahme der Gnade geht, sondern auch um die Bewahrung des Angenommenen, und deshalb auch bei der Verkündigung der Taufe an Kinder überlegen, ob wir hinreichenden Grund zu der Hoffnung haben, dass der Lebenskeim, der ihnen dadurch eingepflanzt wird, auch beim Heranwachsen erhalten, bewahrt und zu einem bewussten Glaubensleben entwickelt wird, oder ob wir nicht im Gegenteil allen Grund haben, das Gegenteil zu befürchten. Die Wiedergeburt als die Geburt eines solchen bewussten Glaubenslebens ist eine Wirkung nicht der Taufe allein, sondern des Wortes und der Taufe zusammen (S. 10 ff.); diese beiden Mittel der Ernährung werden durch das ausdrückliche Gebot des Herrn (Matth. 28,19.20.) in einen Zusammenhang gestellt, der für uns offenbar von größter Bedeutung sein muss, wenn es um die Frage geht, wem die Taufe mit Recht mitgeteilt werden soll. Das gilt sowohl für die Taufe von Erwachsenen als auch von Kindern. Es kann nicht richtig sein, unsere Leute oder diejenigen, die das Wort annehmen können und es deshalb auch wirklich annehmen müssen, um wiedergeboren zu werden, zu taufen, ohne vorher zu versuchen, sie durch die Verkündigung des Wortes darauf vorzubereiten und, soweit möglich, dafür zu sorgen, dass sie wirklich empfänglich geworden sind - für die Gnadenwirkung der Taufe. Wo man es dagegen mit Kindern zu tun hat, die weder das Wort annehmen können noch einer solchen Vorbereitung auf die Taufe bedürfen, kann natürlich von einer Predigt des Wortes vor derselben keine Rede sein. Aber dennoch muss auch hier die Anordnung des Herrn über die Verbindung der Taufe mit dem Wort gelten und auch hier zum Tragen kommen. Wenn das Wort nicht vor der Taufe kommen kann, so muss es zu gegebener Zeit nach der Taufe kommen, damit die Getauften dadurch lernen, "in der schönen Taufe zu wandeln."[14] Nur für denjenigen, der das Wort noch gar nicht annehmen kann, kann die Taufe allein genügen. Da im getauften Kinde das Bewusstsein wächst, muss es, wenn es in demjenigen bleiben soll, dem es durch die Taufe eingepflanzt worden ist, sich auch bewusst, im bewussten Glauben, das aneignen, was ihm in der Taufe geschenkt worden ist, und ... zu einer solchen bewussten Aneignung der Gnadengabe der Taufe kann es dann nur dadurch kommen, dass das Wort in das Herz kommt und durch seine Wirkung auf das Herz seine schon durch die Taufe mitgeteilte, aber bisher schlummernde Glaubenskraft zu bewusstem Glaubensleben erweckt. Der geistige Lebenskeim, der dem unbewussten Kind bei der Taufe eingepflanzt wurde, ist also schon von Anfang an dazu bestimmt, sich durch die Wirkung des Wortes zu einem solchen bewussten Glaubensleben zu entwickeln; das unbewusste Glaubensleben, das dem Kind eingepflanzt wurde, die unbewusste Wiedergeburt, die durch die Taufe gewirkt wird, ist dazu bestimmt, zu gegebener Zeit durch die Hilfe des Wortes zu einer bewussten Wiedergeburt zu werden, und so muss dann auch von der Säuglingstaufe selbst gesagt werden, dass sie prädestiniert ist, in Vereinigung mit dem Wort zu wirken, was nur eine Frucht des gemeinsamen Wirkens dieser beiden Mittel sein kann. Wenn dies aber so ist, dann kann es unmöglich dem Willen Gottes entsprechen, die Kindertaufe zu verkünden, wenn keine Gewissheit besteht, dass auch das Wort zu seiner Zeit kommen wird, um sein Werk zu vollbringen. Die Kirche kann nicht dazu verurteilt sein, alle Kinder ohne Unterschied zu taufen, sondern nur solche, von denen sie Grund zu der Hoffnung hat, dass sie, wenn sie in die Jahre und das Alter der Unterscheidung kommen, auch “in der Zucht und Ermahnung des Herrn und "in der christlichen Kinderlehre erzogen" werden, damit sie, wenn sie erwachsen sind, in Christus bleiben können, wie sie ihm in der Taufe eingepfropft wurden. "Und diese Hoffnung kann sie dann freilich wieder nur über solche Kinder haben, die schon vor der Taufe, schon von Geburt an, in einem solchen Verhältnis zu ihr stehen, das sie ihnen die nötige christliche Erziehung so weit wie möglich sichern kann, also nur über solche, die als Kinder christlicher Eltern oder Mitglieder christlicher Familien in einem gewissen Sinne schon als heilig bezeichnet werden können." Dem Herrn geweiht, zu ihm und seiner Kirche gehörend (1. Kor. 7,14). Nur solche Kinder meinen wir also, wenn wir mit der Kirche glauben und bekennen, dass "die Kinder getauft werden sollen". Die Kinder, die die Kirche nicht taufen kann, weil sie nicht zu ihr gehören, müssen wir mit Luther “in die Hände und den Willen des himmlischen Vaters legen", in der Hoffnung, dass der barmherzige Gott derer, die so unverschuldet der Taufe beraubt sind, freundlich gedenkt und sie auf einem Weg, den er uns nicht offenbart hat, in das himmlische Reich führt, das solchen gehört (S. 6 f.). Die Kinder dagegen, die die Kirche als ihr Eigentum betrachten kann und muss, ist sie auch nach Gottes Wort nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet, ihnen die Taufe zu spenden; über sie müssen wir mit Luther und der lutherischen Kirche glauben und lehren, dass sie so zu der verheißenen, durch Christus bewirkten Erlösung gehören, dass die Kirche ihnen "die Taufe und die Botschaft ihrer Verheißung sendet" (S. 5). Und wie wir deshalb anerkennen müssen, dass nicht die Säuglingstaufe, sondern die Erwachsenentaufe die natürliche, richtige und regelmäßige Form des Taufgebrauchs ist, wo es darum geht, die Kirche in Kreisen zu pflanzen oder zu gründen, die bisher außerhalb ihrer Sphäre waren, so glauben wir auch, dass die Säuglingstaufe überall dort die richtige Taufe ist und sein wird, wo es um den Aufenthalt und die weitere Ausbreitung der Kirche in Kreisen geht, in denen sie bereits festen Fuß gefasst hat. –

 

Abschließende Zusammenfassung

    Ich glaube also, nach meinen Fähigkeiten und Möglichkeiten bewiesen zu haben, was hier zu beweisen war, nämlich dass die Lehre unserer lutherischen Kirche über die Kindertaufe so weit davon entfernt ist, in irgendeinem Widerspruch zur Heiligen Schrift zu stehen, dass sie im Gegenteil ihre feste, unerschütterliche und unverrückbare Grundlage gerade in ihrer Lehre über die Bestimmung und den richtigen Gebrauch der Taufe hat. Wir haben gesehen, dass die Heilige Schrift weder ein ausdrückliches Gebot der Kindertaufe noch ein ausdrückliches Verbot derselben enthält. Wir haben aber auch gesehen, dass ihre ganze Lehre über die Bestimmung der Taufe einerseits und über die Beziehung des Säuglings zum Reich Gottes andererseits mit einer Kraft, die zumindest für mich unwiderstehlich ist, uns zu der Überzeugung führt, dass die Anwendung der Taufe auf die zur Kirche gehörenden Personen ganz dem Willen Gottes entspricht, und dass daher jeder, der ihnen dieses Gnadenmittel vorenthalten will, sich damit das Missfallen des Herrn zuzieht, so wie es seine Jünger erfahren mussten, als sie bei dieser Gelegenheit die Kinder nicht an ihn heranlassen wollten.

    Da wir aber so fest davon überzeugt sind, dass unsere lutherische Kirche Gottes Wort für sich hat, wenn sie sowohl lehrt, dass Kinder getauft werden sollen, als auch die Kleinen, die zu ihr gehören, tauft, so freuen wir uns von Herzen, zu sehen wie sie sich auch in diesem Stück als "die Kirche des reinen Wortes und des reinen Sakramentes" erweist, so ist es keineswegs unsere Absicht, mit dieser "Reinheit" der Lehre die Unreinheit des Lebens schmücken, zudecken oder entschuldigen zu wollen. Es ist eine Sache, die richtige Erkenntnis der unverfälschten Wahrheit zu haben, aber es ist etwas anderes, die erkannte Wahrheit in das Herz eindringen zu lassen und die befreiende Kraft im Leben zu offenbaren, die vom Herzen ausgeht. Es ist eine Sache, die richtige Taufe zu haben, eine andere, diese Taufe in der richtigen Weise zu gebrauchen, und was dieses Zweite betrifft, so müssen wir mit Widerwillen bekennen, dass es bei uns nicht annähernd so ist, wie man es von einer Kirche "mit reinem Wort und reinem Sakrament" vernünftigerweise erwarten könnte.

     Wenn die Gegner der Kindertaufe uns fragen, "welchen Nutzen wir von unserer Taufe gehabt haben", können wir nicht leugnen, dass sie mit dieser Frage unsere Kirche dort angreifen, wo sie ihre schwache Seite, ihre schwache Stelle hat. Gewiss müssen wir zugeben, dass, wie zerbrechlich das geistliche Leben in ihr auch sein mag, dies nicht das Geringste gegen die Wahrheit ihrer Lehre von der göttlichen Gültigkeit und der seligmachenden Kraft der Kindertaufe beweisen kann. Wie wenige es auch sein mögen, die etwas über den Nutzen zu sagen haben, den sie aus ihrer Taufe gezogen haben, so muss doch jedem klar sein, dass nicht unsere Erfahrung oder das Fehlen von Erfahrung, sondern Gottes Wort entscheiden muss, was Wahrheit ist, so muss auch in diesem Fall die Ursache eines solchen Mangels an persönlicher Erfahrung mit der Kraft der Taufe nicht in der Taufe selbst liegen, sondern sie muss ebenso bei denen liegen, die ihre Taufe nicht richtig erhalten haben, die sie entweder nicht haben wirken lassen, was sie konnte und sollte, oder die sich wenigstens nicht durch Gottes Wort über ihre wahre Grundlage und Kraft richtig haben "unterrichten lassen". Aber wie sehr wir auch durch diese Frage in unserer Überzeugung von der Rechtmäßigkeit der auf Gottes Wort gegründeten Kindertaufe erschüttert werden mögen, so behält sie doch ihren Nutzen für uns, solange wir zugeben müssen, dass sie nicht annähernd die Frucht im Leben bringt, die sie bringen sollte. Mit Dank an den Herrn, dessen reine Gnade unserer Kirche bis zu dieser Stunde jeden Morgen neu geschenkt wird, wagen wir in der Tat zu hoffen, dass es unter ihren Gliedern immer solche gibt, die auf eine solche Frage mit Wahrheit antworten können, dass sie in ihrer kindlichen Geburt wirklich ein Bad der Wiedergeburt gefunden haben, in und durch das Gott durch Jesus Christus seinen Heiligen Geist in ihre Herzen ausgegossen, sie von einem bösen Gewissen gereinigt und zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren hat. Aber es ist nicht zu leugnen, dass es unter den Getauften zu viele gibt, die nicht auf diese Weise antworten können, zu viele, die ihre Taufe nicht richtig gebrauchen und daher nicht den Nutzen aus ihr ziehen, den sie haben könnten und sollten, zu viele, die nicht wissen, welchen Schatz sie ihnen geschenkt hat, zu viele, denen sie zum Gericht statt zum Segen wird.

    Auf der einen Seite gibt es nicht wenige unter uns, die nicht nur getauft, sondern nach menschlichem Ermessen auch wirklich durch die Taufe und das Wort zu einem bewussten Glaubensleben wiedergeboren sind, die aber dennoch nicht ganz klar erkennen, wie ihnen diese Gnade zuteil geworden ist, und daher vor allem die Kraft und Bedeutung der Taufe nicht richtig einschätzen, sondern allein dem Wort zuschreiben, das in Wirklichkeit eine Frucht des vereinten Wirkens von Taufe und Wort ist. Nicht wenige, die deshalb auch den Segen der Taufe in erheblichem Maße verfehlen, weil ihnen der feste Halt, der unerschütterliche Halt fehlt, den die Taufe im Namen des dreieinigen Gottes für den ringenden und schwankenden Glauben des reuigen Herzens sein soll, und so sind sie ausgesetzt, ihre Heilshoffnung, wenn nicht auf ihre eigenen Bemühungen, so doch auf ihre eigenen flüchtigen und unvollkommenen Irrtümer und wahrscheinlichen Erfahrungen zu bauen, statt auf den Grund, der nicht versagt, Jesus Christus, wie er uns in seinem Wort und Sakramenten gegeben ist, derselbe gestern und heute, auch in Ewigkeit (Hebr. 13, 8.).

    Andererseits gibt es unter uns viele, die zwar mit der richtigen Taufe getauft sind, deren ganzes Leben aber deutlich zeigt, dass sie durch ihre Untreue die in der Taufe empfangene Gnadengabe vergeudet und später durch ihren hartnäckigen Widerstand gegen die ihnen begegnende und wiederkehrende Gnade des Heiligen Geistes verhindert haben, dass er durch die Taufe und das Wort wieder in ihre Herzen einzieht und sie für das Reich Gottes erneuert, so viele, für die Christus nicht nur gestorben ist, sondern denen er einst auch die Macht gegeben hat, Kinder Gottes zu werden, von denen wir jetzt unter Tränen sagen müssen, dass sie als Feinde des Kreuzes Christi wandeln und sich selbst den Sohn Gottes kreuzigen, das Blut des Bundes verachten und den Geist der Gnade verachten (Phil. 3,18; Hebr. 6,6; 10,29).

    Das alles können wir nicht leugnen, ohne uns selbst zu täuschen; das alles müssen wir erkennen und bekennen, und zwar als eine Schuld, die nicht nur der Einzelne, auf dem sie am meisten lastet, sondern wir alle, die ganze Kirche, zu tragen haben.

    Die Ursache all dieses Elends liegt nicht in der Taufe Christi, denn sie ist gut genug, sondern in unserem Missbrauch dieser guten Gabe des Herrn, und dieser Missbrauch der Taufe besteht nicht so sehr darin, dass die Kirche tut, was sie nicht tun sollte, sondern vielmehr darin, dass sie nicht tut, was sie tun sollte. Was sie dabei versäumt und unterlässt, kann eigentlich alles in einem einzigen Wort zusammengefasst werden, und dieses Wort ist "Züchtigung". Es ist die erzieherische evangelische Züchtigung, ohne die ein christliches Leben nicht möglich ist, ohne die der alte Mensch nicht abgelegt und der neue Mensch nicht angezogen werden kann, die aber deshalb auch die Welt immer gehasst hat und von der sie in diesen Tagen der Freiheit am wenigsten etwas hören will. - Es ist diese Züchtigung der christlichen Liebe, die die Kirche in ihrer Schwäche nicht so ausübt, wie sie sollte. Der Fehler liegt nicht darin, dass sie die Kinder, die zu ihr gehören, tauft, sondern vor allem darin, dass sie ihre mütterliche Pflicht gegenüber diesen kleinen Kindern Gottes, die ihr himmlischer Vater ihrer Obhut anvertraut hat, nicht erfüllt, indem sie nicht, wie es sich gehört, dafür sorgt, dass sie, wenn sie erwachsen werden, in Christus bleiben können, so wie sie ihm in der Taufe eingepfropft wurden. Dass es nicht in der Macht der Kirche liegt, jeden Getauften zu zwingen, in seinem Taufbund zu bleiben, weiß ich. Aber es ist ebenso wahr, dass dieses traurige, dieses furchtbare Elend, das wir in unseren Tagen an unseren Kindern sehen, dass Tausende und Abertausende von denen, die als Säuglinge in der Taufe in Christus eingepfropft und zum ewigen Leben wiedergeboren wurden, heranwachsen, nicht in der Erkenntnis des Glaubens und der Aneignung des Gnadenschatzes, sondern in einer geistlichen Unwissenheit, in einer Verstockung des Herzens, in der sie, wie andere Heiden, offenbar in der Eitelkeit ihres Herzens wandeln, verfinstert im Verstand, fremd dem Leben Gottes, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt (Eph. 2, 12. 4, 17 ff.). - Dieses Elend wäre nicht denkbar, wenn die erzieherische Zucht in der Kirche so wäre, wie sie sein sollte, wenn die Kirche in allen ihren einzelnen Gliedern, denen die Erziehung der getauften Kinder unmittelbar oder mittelbar obliegt, wirklich ihre Pflicht in dieser Sache täte. Vor hundert oder mehr Jahren, wenn die Geschichte stimmt, war es nicht so schwer, Christen zu finden, die durch die Gnade Gottes vom Augenblick der Taufe an im Bund bewahrt worden waren. Aber wo findet man solche in unseren Tagen? Und was ist der Grund dafür, dass es nur noch wenige oder gar keine solchen mehr gibt? Liegt es nicht daran, dass das Kind, anstatt in der Züchtigung und Ermahnung des Herrn im Haus, in der Schule und in der Gemeinde erzogen zu werden, heute allzu oft entweder sich selbst überlassen wird oder sogar durch falsche Lehren und ein böses Leben vom Herrn weggetrieben wird? Liegt es nicht daran, dass jeder in der Gemeinde tut, was er will, dass diejenigen, die die Kleinen züchtigen sollten, selbst in höchstem Maße gezüchtigt werden, ohne das zu bekommen, was sie brauchen? Ich weiß sehr wohl, dass es in unseren Tagen viele gibt, die eine gewisse ganz natürliche Morbidität und Abneigung gegen alles haben, was auch nur im Entferntesten mit der Züchtigung der Kirche zusammenhängt; aber deshalb ist und bleibt es ebenso sicher und wahr, dass die Kirche die Züchtigung der Kinder nur durch eine rechte Durchsetzung des Wortes Gottes ausführen kann. Die Kirche kann den schrecklichen Missbrauch der Kindertaufe, der sich jetzt in ihr ausbreitet, vermeiden und verhindern. So wie sie nur dadurch die christliche Keuschheit der Kinder sichern kann, die als unabweisbare Forderung im Akt der Kindertaufe selbst liegt, so kann sie auch nur dadurch vermeiden, in offenkundigen Widerspruch zum Wort Gottes zu geraten, indem sie die Taufe denen spendet, für die sie nicht bestimmt ist. Denn es ist klar: Wenn die Kirche berufen ist, die Kinder zu taufen, die zu ihr gehören, dann ist es im Grunde ebenso unvertretbar, wenn unsere Kirche die Kinder von Eltern tauft, die durch offensichtliche Sünde und Verleugnung der Wahrheit zeigen, dass sie nicht zu ihr in die Kirche gehören, und deshalb auch durch eine rechte Durchsetzung der Kirchenzucht notwendig von ihr ausgeschlossen werden müssen, als dass sie wie Missionare der römischen Kirche mit allerlei List heidnische Kinder zu taufen suchen, die weiterhin der Erziehung ihrer heidnischen Eltern überlassen bleiben.

    So steht die Sache für mich. Was man unserer Kirche vorwerfen kann, ist nicht, dass sie eine falsche Lehre über die Taufe lehrt, sondern vielmehr, dass sie ihre wahre Lehre über die Taufe nicht so im Leben offenbar werden lässt, wie sie es sollte. Die Ursache ihres Elends und ihrer Erbärmlichkeit liegt nicht darin, dass sie Kinder tauft, sondern darin, dass sie die christliche Zucht, die zur Kindertaufe gehört und im Wort geboten wird, nicht ausübt, dass sie Kinder von Eltern taufen lässt, die aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen werden sollten, und dass sie nicht, wie es sich gehört, dafür sorgt, dass die getauften Kinder in ihrer Gesellschaft die notwendige christliche Erziehung erhalten.

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    Dies ist mein Zeugnis über die Taufe. Es ist ausführlicher geworden, als ich es ursprünglich beabsichtigt hatte. Ich muss mich dafür entschuldigen, dass es nicht möglich ist, die Lehre unserer lutherischen Kirche über die Kindertaufe zu begründen, ohne etwas tiefer auf die Lehre der Heiligen Schrift über die Taufe im Allgemeinen einzugehen, was im Übrigen hier umso notwendiger erscheinen muss, je mehr ich befürchten musste, dass dieser wichtige Punkt vielen meiner Leser weniger klar sein könnte. Dazu wage ich hinzuzufügen, dass diese Zeilen während vieler und langer Unterbrechungen geschrieben wurden, während eines Kampfes mit geistiger und körperlicher Gebrechlichkeit, von der sie wohl auch viele andere Spuren tragen. Wenn ich hoffen könnte, dass die Zerbrechlichkeit des menschlichen Zeugnisses der Verwirklichung der göttlichen Wahrheit kein nennenswertes Hindernis in den Weg legt, wie es hier der Fall ist, dann wäre dies eine volle Entschädigung für die Mühe, die diese Arbeit einer ungeübten Hand und eines schweren Herzens gekostet hat.

    Seinen Glauben zu bekennen und ihn zu verteidigen, wo man zur Rechenschaft gezogen wird, kann an und für sich nur dem eine Freude sein, der durch die Gnade Gottes weiß, an wen er glaubt, und die Wahrheit erkannt hat, die den Sünder frei und selig macht. Menschlich aber muss es wenigstens zugegeben werden, wenn das Herz dabei ein wenig schwer wird bei der Betrachtung des Zustandes der Gemeinde, die zwar an sich "die Kirche mit reinem Wort und reinem Sakrament" ist, aber in menschlichen Augen jetzt mehr einem "zerbrochenen Rohr" und einem "glimmenden Docht" gleicht, als einer "Säule und Grundfeste der Wahrheit", einem "Licht der Heiden zum Heil bis an das Ende der Erde. " Zumindest ist es mir so ergangen. Je mehr es mir gefallen hat, zu erkennen, wie die erneute Prüfung dessen, was die Schrift über die Taufe im Allgemeinen und ihre Anwendung auf die Kinder im Besonderen lehrt, nur dazu beigetragen hat, mich in der Überzeugung zu bestätigen und zu stärken, dass unsere lutherische Kirche auch in ihrer Lehre von der Kindertaufe in vollem Einklang mit dem geoffenbarten Wort Gottes steht, desto schwerer ist es mir auch gefallen zu sehen, wie wenig diese Wahrheit, zu der sich die Kirche bekennt, in ihr Leben eingedrungen ist und in ihr eine lebensspendende Kraft offenbart hat, wie wenige es sind, die sie sich recht angeeignet haben, wie viele es gegen diejenigen gibt, die sie in Wort und Tat offenkundig leugnen und lästern, wie sehr auch dies dazu beigetragen hat, unsere Kirche für viele ihrer aufrichtigen Mitglieder, die den Schaden Josephs schmerzlich erkannten und fühlten, zu einem Ärgernis zu machen, zu einem Spott für die Feinde der Wahrheit, zu einem "Abschaum der Welt und Feind aller bis jetzt. "

    Mit solchen Gedanken ist dieses Zeugnis entstanden, und es ist durchaus möglich, dass es auch in dieser Hinsicht Spuren und Zeichen seiner Entstehung trägt. Seinem Zweck entsprechend sollte es aber keine Disputation sein, sondern nur ein einfaches, geradliniges Bekenntnis meines Glaubens, ein Zeugnis für die Wahrheit, die Gott mir in seinem Wort offenbart hat. Aber die Wahrheit ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn man die Wahrheit sagen will, dann muss man sich bei allem Bemühen um "Wahrheitstreue in Liebe" auch bewusst sein, dass das Schwert sowohl nach rechts als auch nach links schneiden kann. Mein Zeugnis richtet sich nicht gegen Personen; doch wenn ich es nicht vermeiden konnte, wenigstens am Rande die Männer zu berühren, die in letzter Zeit in unserer Mitte als Gegner dessen aufgetreten sind, was ich als eine im Wort Gottes begründete Wahrheit aufrechterhalten muss, so wage ich zu sagen, dass dies in Liebe geschehen ist, nicht nur für die Wahrheit, die ich zu verteidigen hatte, sondern auch für die Personen, gegen die ich sie verteidigen musste. Ebenso muss ich über die Gegner der Kindertaufe in unserem Lande erklären, dass ich nach meiner Bekanntschaft mit ihnen keinen Grund habe, an ihrer christlichen Aufrichtigkeit, Ernsthaftigkeit und ihrem Eifer zu zweifeln, und deshalb auch zutiefst bedauern muss, dass unsere Kirche solche Mitglieder verlieren sollte. Ich schäme mich nicht, zu bekennen, dass die Last dieses Zeugnisses für mich umso schwerer geworden ist, als ich damit gegen einen Mann vorgehen musste, der mir wie kaum ein anderer am Herzen lag und trotz allem, was uns trennt, noch liegt.

    Wenn mein Zeugnis, wie ich hoffe, vom Glauben der Kirche getragen ist, deren Glied und Diener ich bin, dann wird das himmlische Haupt und der Herr dieser Kirche, der keine Witwenschaft verachtet, sich auch dazu in dessen ganzer Zerbrechlichkeit bekennen und es nach seinem Gutdünken als ein wenn auch noch so kleines Mittel zur Erbauung und Stärkung seiner Gemeinde unter uns verwenden. Es geht darum, dass wir festhalten, was wir haben, aber auch, dass wir daran denken, wovon wir gefallen sind, dass wir umkehren und die ersten Werke tun, damit der Herr nicht bald über uns kommt und unseren Leuchter von seinem Platz entfernt. Lasst uns von ihm gezüchtigt werden, und lasst uns in Liebe fallen und uns ihm zuwenden. Dann würde er sich wieder über uns erbarmen, das zerbrochene Rohr nicht zertreten und den glimmenden Docht nicht auslöschen, sondern wieder den Tau der Gnade über den trockenen Kirchhof gießen. Dann würden wir wieder mit Freude singen: "Die Ströme des Flusses machen die Stadt Gottes froh. Gott ist in ihrer Mitte, sie soll nicht erschüttert werden. Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht. Gott stärkt sie für immer."

 



[1] Ich kann hier nur ganz allgemein meine Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass der Austritt - nicht aus der evangelisch-lutherischen Kirche, sondern aus der norwegischen Staatskirche - ein Schritt ist, zu dem ich zwar durch die Kraft der Umstände gezwungen werden könnte, für den aber die Zeit noch nicht gekommen ist, solange unsere Staatskirche trotz aller Brüchigkeit und Not für mich noch als eine wahre evangelisch-lutherische Kirche mit reinem Wort und Sakrament dasteht, - ein Schritt, den ich unter allen Umständen als ein Unglück ansehen würde, von dem ich Gott bitten muss, dass er mich davor bewahrt, es durch mein eigenes Vergehen zu verursachen, und den ich daher natürlich niemals wagen könnte, ohne die ernsthafteste und gründlichste Erwägung der gegenwärtigen Umstände und der vielen verschiedenen Fragen, die dabei zu berücksichtigen wären, zu tun. - Der Austritt, der kürzlich unter uns stattgefunden hat, ist ein Austritt nicht nur aus der norwegischen Staatskirche, sondern auch aus der lutherischen Kirche im Allgemeinen; aber gerade deshalb ist er in meinen Augen doppelt bedauerlich, nicht nur für die Ausgetretenen selbst, sondern auch für die Gemeinschaft, die sie verlassen haben. Es ist durchaus möglich, dass es Menschen gibt, die dieses Ereignis mit Freude als eine Morgenröte des Heils für unsere Kirche begrüßt haben, als einen vielversprechenden Anfang zu ihrer vollständigen Reinigung von allen wimmelnden Geistern und aufgewühlten Köpfen. Ich für meinen Teil kann die Angelegenheit jedoch nicht in diesem Licht sehen. Für mich ist es ein großes Unglück für unsere Kirche, ja einer der schwersten Schläge, eine der schwersten Strafen, mit denen der Herr sie bisher für alle ihre Sünden, für ihre Untreue und Nachlässigkeit im Festhalten an dem, was sie hatte, geplagt hat. Möge seine gnädige Absicht in dieser schönen väterlichen Züchtigung verstanden und erfüllt werden! Möge sie uns zu "Eifer und Reue" (Offb 3,19) führen!

[2] Lammers, Forsvar for den frie apostolisk christelige Menighed. S. 6.

[3] Für diejenigen Leser, die mit der Kirchengeschichte weniger vertraut sind, sei darauf hingewiesen, dass die Konkordienformel oder Einigkeitsformel die letzte in der Reihe der Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche ist, ebenso wie sie auch die ausführlichste und gründlichste von allen ist. Sie ist etwa 50 Jahre jünger als das Augsburger Bekenntnis und enthält meist nur eine ausführlichere Erläuterung der Punkte dieses Bekenntnisses, die nach Luthers Tod Gegenstand von Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten innerhalb der von ihm reformierten Kirche waren.

[4] Wenn Lammers meint, dass er trotz seiner Ablehnung der Taufe dennoch "der lutherischen Auffassung von den Sakramenten Tribut zollt" (Verteidigung, S. 25), so fürchte ich, dass er sich irrt. Zu glauben, dass die Taufe kein "eigentliches Mittel der Wiedergeburt" ist, sondern nur dazu bestimmt ist, die Wiedergeburt zu "besiegeln", die bereits durch das im Glauben empfangene Wort bewirkt worden ist (Verteidigung, S. 33), ist sicherlich ebenso unlutherisch wie die Ablehnung der Kindertaufe. Die Sakramente sind zwar nach der Lehre der lutherischen Kirche dazu bestimmt, in denen, die sie gebrauchen, den Glauben zu wecken und zu stärken", aber daraus folgt keineswegs, dass die Taufe nur "zur Belebung und Stärkung des Glaubens dient" (Verteidigung S. 26). Wenn Lammers meint, diese Schlussfolgerung aus diesen Worten des Bekenntnisses ziehen zu können, scheint er zu übersehen, dass sie von beiden Sakramenten sprechen, also nicht nur von der Stärkung des Glaubens, was der Zweck des Abendmahls ist, sondern auch von der Erweckung des Glaubens, was der eigentliche Zweck der Taufe ist. Dass dieses letzte Sakrament nach der Lehre unserer Kirche ein "eigentliches Mittel der Wiedergeburt" ist, sehen wir besonders aus dem zweiten Artikel des Augsburger Bekenntnisses, wo es ausdrücklich heißt, dass die Erbsünde "den ewigen Tod denen zufügt, die nicht durch die Taufe und den Heiligen Geist wiedergeboren werden". Lammers' Auffassung von der Taufe ist, soweit ich weiß, nicht die lutherische, sondern die calvinistische.

[5] Dies ist auch der Fall in: E. Pontoppidan, Sandhed til Gudfrygtighed. Sp. 663. [d.i. Ponoppidans Katechismus „Wegweiser zur Gottseligkeit“]

[6] Dazu gehören auch die Worte, die Lammers (Forsvar S. 39) zur Unterstützung seines Verständnisses der Stelle Hr. 10, 13 ff. nach einem schwedischen Autor irrtümlich als Luthers Worte angegeben hat. Sie sind in der Tat, wie die auf S. 42 erwähnten, einer Erklärung des 29. Psalms entnommen, die zwar in Walchs Ausgabe von Luthers Schriften enthalten ist, aber nicht von ihm, sondern von Joh. Bugenhagen. Dieser Freund und Mitarbeiter Luthers spricht hier unter anderem davon, wie christliche Eltern ihre ungeborenen Kinder im Gebet zum Herrn bringen können und sollen und sicher sein, dass er sie annimmt, auch wenn sie vor der Geburt und damit ohne Taufe sterben sollten. Die wahre Bedeutung der von Lammers zitierten Worte wird schon durch diese Worte selbst hinreichend offenbart, aber vielleicht noch deutlicher durch eine andere Stelle in derselben Schrift, die wie folgt lautet: "Wir könnten unsere Kinder allein durch unser Gebet zu Christus bringen, bevor wir sie taufen könnten, was nicht genügen würde, wenn wir sie taufen könnten, denn dann sollten wir sie in der Taufe zu Christus bringen, wie er es angeordnet hat. Das nicht zu tun, wenn wir es könnten, wäre nichts anderes, als das Wort und die Verordnung Gottes zu verachten." Die Rede ist also nicht von denen, die kleine Kinder nicht taufen würden, weil sie es für falsch halten, sondern im Gegenteil von denen, die es gerne täten, es aber aus zwingender Notwendigkeit nicht tun können und sich deshalb damit begnügen müssen, die Kleinen allein im Gebet zum Herrn zu bringen. - Wie Joh. Bugenhagen über die Kindertaufe urteilt, hat er in diesen Worten hinreichendes Zeugnis hinterlassen: "Wir würden lieber sterben, als der Kindertaufe beraubt zu werden."

[7] Um das Gewicht dieses Zeugnisses abzuschwächen, sagt D. Nielsen (Kirk. Tidende IX, 9), Origenes sei "ein Heide von Geburt und Erziehung und auch ein heidnischer Gelehrter" gewesen, der als solcher nicht viel über den Ursprung der Kindertaufe wissen konnte. Bisher habe ich nichts Besseres gewusst, als dass dieser Mann nicht nur "der vornehmste christliche Schriftsteller seiner Zeit, der gelehrteste und gewiss einer der vornehmsten Lehrer der alten Kirche" war, sondern auch ein lebendiger Christ, der schon als Jugendlicher vor Sehnsucht brannte, das Martyrium mit seinem Vater zu teilen, von dem er in seiner späten Kindheit zum Herrn geführt worden war, und schließlich auch wirklich an den Qualen starb, mit denen die Heiden ihn vergeblich zur Verleugnung Christi zu zwingen versucht hatten (Guerickes Kirchengeschichte I. S. 154 f. Westermeiers Kirkehist. I. S. 149. 304.).

[8] In unserer gewöhnlichen Bibelübersetzung werden diese Worte bekanntlich wie folgt wiedergegeben: Lehrt alle Völker und tauft sie und lehrt sie, usw." Aber jeder, der die Sprache versteht, in der die neutestamentlichen Schriften verfasst sind, weiß auch, dass diese Übersetzung nicht ganz korrekt ist. Hier haben wir zweimal dasselbe Wort: "Lehrer"; der Grundtext hingegen hat an letzter Stelle ein Wort (didaskein), das "lernen, lehren" bedeutet, an erster Stelle aber ein ganz anderes Wort (matheteuein), das eigentlich nicht "lehren", sondern "einen Jünger machen" bedeutet (Apg 14,21; vgl. Joh 4,1). Außerdem heißt es im Grundtext nicht: "und taufen und lehren", sondern: "taufen und lehren", so dass offensichtlich gemeint ist, dass Taufe und Lehre oder Unterweisung die beiden Mittel sind, durch die nach dem Willen des Herrn alle Menschen zu seinen Jüngern gemacht werden sollen.

8A Gisle Johnson gebraucht den Begriff „Wiedergeburt“ anders, als Luther und andere alte lutherische Theologen, nämlich mit dem Blick auf das neue Leben, das durch die Lebendigmachung, durch die Rechtfertigung, hervorgebracht wird, während Luther ihn synonym mit Rechtfertigung verwendet hat. (Anm. d. Hrsg.)

[9] In unserer gängigen Bibelübersetzung lauten diese Worte weniger genau: "Durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung durch den Heiligen Geist."

[10] So folgert Lammers (Verteidigung S. 41. 42): "Es ist (an dieser Stelle) vielleicht nicht einmal von der Taufe die Rede, sondern nur von der Wiedergeburt, von oben oder von neuer Geburt. Wenn von der Taufe die Rede ist, dann ist und kann nur von der Taufe des Johannes die Rede sein." Dass Lammers unsere christliche Taufe an dieser Stelle nicht erwähnt findet, scheint aus diesen Worten deutlich zu werden. Andererseits war es mir nicht möglich, mich damit abzufinden, wie er diese wichtige Stelle nun verstanden und erklärt haben will.

[11] Gal. 3,2 spricht zwar von denen, die den Geist durch "die Predigt des Glaubens", d. h. durch das Wort des Evangeliums, empfangen haben, aber das schließt natürlich die Taufe nicht aus, obwohl sie nicht ausdrücklich erwähnt wird (siehe S. 74).

11A Nicht, dass die Sünde zur Substanz der Natur gehört, sondern sie durchzieht die Natur so völlig, wie die Fäulnis einen faulen Apfel ganz und gar durchzieht. (Anm. d. Hrsg.)

11B Mit „Unsrigen“ meint Gisle Johnson hier die Erwachsenen, zu denen er ja auch gehörte, im Unterschied zu den Kindern. (Anm. d. Hrsg.)

[12] Luk. 18,15 gibt es ein Wort (brephos) in der Wurzel, das "Fötus" bedeutet "neugeborenes Kind"," "Säugling"; an den anderen Stellen wird ein anderes Wort (paidion) verwendet, das allgemein ein "Kindlein" bezeichnet und damit zwar an sich eine unbestimmtere Bedeutung hat, nach dem Zusammenhang hier aber nur dasselbe bezeichnen kann wie der erstere Ausdruck.

[13] Matth. 18,6 wird oft als eine solche Stelle zitiert: "Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, beleidigt" usw. Aber hier ist die Rede von denen, die "beleidigt" werden könnten, wenn auch kaum von unbewussten Kindern.

[14] Dass diese Verwendung des Wortes zuerst nach der Taufe in keinem Widerspruch zu Mt. 28:19, 20 steht, scheint zumindest jedem klar zu sein, der diese Worte des Herrn im Grundtext lesen kann. In unserer gewöhnlichen Übersetzung ("lehret alle Völker und tauft") hat man zwar eine Stütze für die Behauptung finden wollen, dass das Wort notwendig der Taufe vorausgehen müsse, aber dass diese Übersetzung nicht ganz zutreffend ist, wurde bereits oben (S. 14 f.) dargelegt und ist heute allgemein anerkannt. Wenn Lammers, der dies ebenfalls einräumt, dennoch dieselbe Bedeutung in diesen Worten ausgedrückt findet (Forsvar, S. 32 f.), so beruht dies auf einem offensichtlichen Missverständnis derselben. Dass der Ausdruck “gaar hen" (etwa. "hinausgehen") nicht, wie die beiden folgenden "taufenden Lehrer", eine Art und Weise bezeichnen soll, in der, in, oder ein Mittel, durch das Menschen zu Jüngern Jesu gemacht werden sollen, ergibt sich aus der Tatsache, dass er 1) nicht parallel zu den beiden anderen steht (der erste steht im Aorist, die anderen im Präsens) und 2) nichts anderes bedeuten kann als "hinausgehen", schon gar nicht "hinausgehen und das Evangelium predigen". "Es steht hier genau so geschrieben wie an so vielen anderen Stellen (Matth. 2, 8; 9,13; 10,7; 11,4; 18,12; 22,15; 25,16; 26, 14; 27, 66; 28, 7. Mark. 16,10.15; Luk. 7,22; 9,12.13.52; 13, 32; 14,10; 15,15; 17,14; 22,8.), zu beginnen, die folgende Haupthandlung: "Macht alle Völker zu meinen Jüngern:" Als Mittel, wodurch dies geschehen soll, werden nur zwei genannt, die Taufe und das Wort, und da wir nun von diesen beiden hier die Taufe vor dem Wort, und Mark. 16,15.16 die Umkehrung des Wortes vor der Taufe finden, so glauben wir, auch abgesehen von dem, was die Schrift schon vorher und über die Anwendung der Taufe auf uns selbst und auf die Kinder gelehrt hat, in unserem guten Recht zu sein, sie, wie es die Umstände erfordern, sowohl vor dem Wort als nach demselben zu spenden. [Mark. 10,16 spricht nicht vom „zum Glauben kommen“, sondern vom „Glauben bis ans Ende“; Hrsg.]