DIE HERAUSFORDERUNG DER LEHRE VON DER VERBALINSPIRATION DURCH DIE „HÖHERE“ KRITIK ODER HISTORISCH-KRITISCHE METHODE

Roland Sckerl

 

1. Einführung: Die Grundfrage der Theologie: Vernunft oder Schrift?

    Mit dem Thema „Die Herausforderung der Lehre von der Verbalinspiration durch die „höhere“ Kritik oder historisch-kritische Methode“ stehen wir vor einer Grundfrage der Theologie und damit auch des christlichen Glaubens und Lebens, nämlich der Frage, wie stehe ich als Christ und wie steht die Kirche Jesu Christi zur Bibel – ist sie Gottes durch seinen Geist eingehauchtes und deshalb absolut irrtumsloses, absolut wahres, absolut richtiges und widerspruchsloses Wort oder ist sie ein Buch wie jedes andere. Das hat weitreichende Folgen für den Umgang mit der Bibel: Ist sie so zu nehmen wie sie da steht oder ist sie in ihrem Verständnis der Vernunft und deren Kriterien unterworfen, die an sie herangeht wie an jedes andere antike Buch? Wilhelm Martin Oesch hat ganz zu Recht sein Referat bei einer Konferenz freier lutherischer Kirchen in Groß Oesingen 1946 unter das Thema gestellt: „Die Schicksalsfrage seit 200 Jahren: ‚Vernunft oder Schrift? Ungewissheit oder göttliche Gewissheit der Lehre?’“1

    Für einen Christen sollte diese Frage eigentlich grundsätzlich geklärt sein. Denn wer durch des Heiligen Geistes Wirken durch das Wort wiedergeboren ist zum rettenden Glauben an Jesus Christus, der ist damit auch bekehrt weg von der Selbstherrlichkeit der Vernunft hin zu Gott und seinem Wort, der Heiligen Schrift. Denn das Wort, durch das er den rettenden Glauben empfangen hat, der ihn entzündet hat, ist ja eben das Wort Gottes, das Wort, das wir allein in der Heiligen Schrift Gottes, der Bibel, haben, und das den Glauben nicht nur entzündet, sondern auch nährt, stärkt, erhält. Durch dieses Wort redet Gott selbst zu uns, bezeugt sich uns. Und dieses Wort hat sich auch in der Heilsgeschichte als zuverlässig erwiesen, denn wir haben im Alten Testament nicht nur eine Fülle von Weissagungen, sondern wir haben auch deren exakte Erfüllungen, im Alten wie im Neuen Testament, und haben die endgültige Bestätigung und Versiegelung durch die leibliche Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

    Wenn wir also jetzt das Thema Verbalinspiration einerseits und höhere Kritik andererseits betrachten, so kann dies allerdings nicht von einem „neutralen Standpunkt“ aus geschehen. Dies ist zum einen unmöglich, weil es nur zwei mögliche Standpunkte gibt: unter Gott oder gegen Gott. Einen dritten Bereich gibt es nicht. Und wer nicht unter Gott steht, der steht gegen Gott. Wer also meint, er könne oder müsse der Bibel gegenüber einen „neutralen Standpunkt“ einnehmen, wie es durchaus von den Vertretern der historisch-kritischen Methode (HKM) behauptet und auch verlangt wird2, der befindet sich entweder in tiefster Verblendung oder er sündigt bewusst, denn er sagt damit ganz eindeutig nein dazu, sich dem Wort Gottes beugen zu wollen, sagt eindeutig nein dazu, seine Vernunft dem Gehorsam Christi zu unterwerfen (2. Kor. 10,5) und wirft sich damit mit seiner verfinsterten Vernunft (Eph. 4,18; 5,8) zum Richter über Gott und sein Wort auf – das er tatsächlich gar nicht verstehen kann, denn „der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes, es ist ihm eine Torheit und kann es nicht erkennen, denn es muss geistlich gerichtet sein“ (1. Kor. 2,14).

    Darum kann der Standpunkt, von dem aus wir als Christen, und noch dazu als Christen des lutherischen Bekenntnisses, dieses Thema bedenken nur derjenige sein, dass wir uns ohne Einschränkungen zur Bibel als der Heiligen Schrift, dem vollständig und Wort für Wort geistgehauchten und deshalb absolut irrtumslosen, absolut richtigen, absolut wahren, absolut widerspruchslosen Gotteswort bekennen, das nur in seinem eigentlichen, dem buchstäblichen Sinn (sensus literalis) richtig verstanden wird, wie es durch die dogmatisch-historisch-grammatische Auslegung geschieht.

 

 

A. Die historisch-kritische Methode oder „höhere“ Kritik

 

2. Geistesgeschichtlicher Hintergrund

 

    Um die Aussagen der historisch-kritischen Methode oder „höheren“ Kritik besser zu verstehen, ist es wichtig, den geistesgeschichtlichen Hintergrund und das geistesgeschichtliche Umfeld näher zu betrachten, aus dem diese Haltung zur Heiligen Schrift Gottes erwachsen ist. Es ist daher unerlässlich, sich mit gut einem halben Jahrtausend europäischer Geistesgeschichte ein wenig zu beschäftigen.

 

2.1. Renaissance, Humanismus und Frührationalismus

    Die ersten Ansatzpunkte lassen sich bereits in der Renaissance und dem mit ihr verwandten Humanismus erkennen. Sie war die erste Geistesbewegung im christlichen Abendland, die bewusst unbiblisch, unchristlich, in Teilen auch antikirchlich war.1

    Prägend für diese Bewegungen sind vor allem: Anthropozentrismus, Historismus, Subjektivismus. Das heißt: Der Mensch wird in den Mittelpunkt gerückt, es wird alles unter einem sich verändernden, entwickelnden „geschichtlichen“ Gesichtspunkt betrachtet und nicht mehr nach vorgegebenen objektiven Maßstäben beurteilt, sondern nach den subjektiven des Betrachters: „Der Mensch ist fähig, sich seiner Welt durch geschichtliches Bewusstsein und mittels sowohl wissenschaftlich-begrifflicher als auch symbolisierender Vernunfthandlungen zu bemächtigen.“2 In dieser Aussage tritt ein weiteres entscheidendes Moment dazu, weshalb wir auch von Frührationalismus sprechen können: die Vernunft, die nicht mehr an Gott und sein Wort gebunden ist. Es geht dabei, wie dieser Satz sagt, darum, dass der Mensch sich der Welt „bemächtigt“, sich also zum Herrn macht – und zwar ohne göttlichen Auftrag, ohne göttliche Maßstäbe. Die vorgegebenen objektiven Größen – Gott und sein Wort – sind aufgegeben, die subjektiven Größen, „geschichtliches Bewusstsein“, „Vernunfthandlungen“ treten an ihre Stelle. Es ist wichtig, diesen Ausgangspunkt zu beachten. Es ist, das sei nur als wichtige Randbemerkung zu dieser Geistesbewegung noch vermerkt, nicht verwunderlich, dass wir gerade in dieser Zeit immer stärker eine Selbstverherrlichung des Menschen, die Hybris des Menschen gemäß dem Sündenfall, finden, anknüpfend an die Antike: Der Mensch ist das Maß aller Dinge.3

    Die Auswirkungen sind nicht verwunderlich: Die absolute Wahrheit, wie wir sie in der Bibel vorfinden, wird geleugnet, es wird dagegen von einem „offenen Wahrheitsideal“ gesprochen4, also einer Wahrheit, die entwicklungsfähig ist, sich geschichtlich erst entwickelt, damit auch ganz subjektiv erkannt wird, daher, als geschichtliche Überlieferung, auch zeit- und situationsabhängig ist.5 All diese Phänomene treten dann verstärkt in der Schriftbetrachtung seit dem 18. Jahrhundert auf (z.B. Wolff, Semler, Schleiermacher, Wellhausen, Dilthey, Heidegger, Bultmann, Gadamer).6

    So hat bereits Erasmus von Rotterdam, der bedeutendste Vertreter des Renaissance-Humanismus, den autonomen Menschen vertreten, also einen Menschen, der von Gott losgelöst ist, seine eigenen Werte und Wahrheiten hat. Übrigens war auch sein Frömmigkeitsideal losgelöst von der Bibel, von der Lehre der Bibel, auch von der Kirche, sehr privat ausgelegt, damit auch mit einem Hang zum Mystizismus, dem Schwärmertum.7

    Mit dem Gottesleugner Giordano Bruno und dem römischen Theologen Nikolaus von Kues (Cusanus) trat der Subjektivismus ganz deutlich hervor: Das Subjekt-Objekt-Verhältnis wurde aufgehoben. Gott und die Welt wurden als „Produkt der menschlichen Vorstellung“ betrachtet, objektive, vorgegebene Tatsachen, Wahrheit gab es nicht mehr. Das alles finden wir später auch im deutschen Idealismus wieder (Schelling, Hegel) und bei Ludwig Feuerbach.8 Francesco Patrizi behauptete, dass die Geschichte nur subjektiv verstanden werden könnte, die Wahrheit nur eine „Wahrheit der Geschichte“ sei, also veränderbar, entwickelbar, situationsabhängig.9

 

2.2. Calvinismus und Sozinianismus

    Den Einbruch der Vernunft als eines Faktors, der sich über Gottes Wort stellt, finden wir in der Theologie besonders im Calvinismus mit seinen Axiomen, mit denen er Aussagen des Wortes Gottes abschwächt bzw. aufhebt, etwa im „Extra Calvinisticum“, Axiome z.B., mit denen behauptet wird, gegen Kol. 2,9, dass die Gottheit nicht im menschlichen Leib sein könne, daher auch die Gemeinschaft der beiden Naturen in der einen Person geleugnet wird, wie auch die Mitteilung der Eigenschaften der göttlichen Natur an die menschliche. Das ist einer der Hintergründe der calvinistischen Irrlehre vom Abendmahl.10

    Weitaus stärker aber brach der Rationalismus, die Vorherrschaft der Vernunft, durch den Sozinianismus ein, der auch die Dreieinigkeit Gottes leugnete, die Erbsünde, die Verlorenheit des Menschen, den Fall der Vernunft, die Gottheit Christi und sein Verdienst für uns. So bekannten die Sozinianer sich zwar einerseits noch zur Verbalinspiration der Heiligen Schrift – aber hoben ihre Bedeutung gleich wieder auf, indem sie die Vernunft zur Richterin über die Schrift machten. Damit war tatsächlich die Autorität der Schrift und damit Gottes bei ihnen gebrochen, der Mensch erhob sich zum Gott. Diese Vernunft meinte dann, „wesentliche“ und „unwesentliche“ Aussagen der Heiligen Schrift unterscheiden zu können – ein Phänomen, das wir ja bis heute, bis hinein in konservativ-evangelikale Kreise antreffen können und eine der Grundlagen der konfessionsmenge-rischen Evangelischen Allianz ist. Die Offenbarung müsse durch die Vernunft verstanden werden, so ihre Behauptung. Sie beachteten natürlich nicht mehr, dass die natürliche Vernunft verfinstert ist, Eph. 4,18; 5,8 und der Erleuchtung durch den Heiligen Geist bedarf, und auch der Gläubige allein durch die Leitung durch den Heiligen Geist, dem sich die Vernunft unterwirft, die Bibel versteht, 1. Kor. 2,13; 2. Kor. 10,5. Es ist von da aus nur noch ein ganz kleiner Schritt, dass die Vernunft die Offenbarung beurteilt und somit zur Leugnung von Schriftaussagen führt. Die Sozinianer setzten die Vernunft an die Stelle des Heiligen Geistes und sahen die Offenbarung als sich in der Geschichte entwickelnd an, etwas, das sich dann im Existentialismus wiederfindet.11

 

2.3. Die Aufklärung – der Rationalismus

    Die Aufklärung oder der Rationalismus, wie sich dieses Zeitalter einer angeblichen „Erleuchtung“ (Illumination) besser bezeichnen lässt, musste nur anknüpfen an die in der Renaissance und dem Humanismus schon vorgegebenen Linien, insbesondere am Anthropozentrismus, der Zentralstellung des Menschen und seiner Vernunft. Der Mensch wird zum Richter über alles, auch über die Wahrheit. (Marin Mersenne)12 Die Wahrheit, so behauptete es Thomasius, komme aus der Vernunft.13

    Es wird, wie schon bei Erasmus, vom autonomen Denken gesprochen (Herbert von Cherburg, Locke, Lord Shaftesbury, David Hume, René Descartes, Pierre Bayle, Denis Diderot, G.E. Lessing, Voltaire): Der Mensch proklamiert sich als unabhängig von Gott.14 Er, der Mensch, ist im Zentrum, es geht um seine Gefühle, seine Erfahrung, seine Vernunft – der reine Subjektivismus15, der tatsächlich aber zum Nihilismus führt, weil er ja keine absoluten Bindungen mehr kennt. Seine Auswirkungen spüren wir besonders in unseren Tagen, in denen  im Anschluss an die neomarxistische 68er Bewegung alle Autorität, alle Werte, alle Maßstäbe über Bord geworfen werden.

    Was das für die Theologie bedeutet, hatten die Sozinianer schon vorweggenommen, Hugo Grotius hatte es wieder aufgegriffen und der jüdische Philosoph Baruch Spinoza sprach in seinem „Theologisch-politischen Traktat“ vom Licht der Vernunft, die zur absoluten Richterin wird. Damit war tatsächlich ja, wie bei den Sozinianern, die Autorität der Schrift Gottes aufgehoben.16 Es ist dabei unerheblich, ob die Vernunft alleiniger Maßstab ist, oder ob sie, ähnlich der Tradition bei den Römisch-Katholischen, nur „nebengeordnet“ ist – beide Male werden Gottes Gottheit und die Autorität seines Wortes angegriffen und der sensus literalis, der buchstäbliche Schriftsinn, als allein maßgebend geleugnet.17

    Damals brach dann auch das evolutionistische Denken in die Theologie ein, was auch zur Ablehnung des Wesens Gottes als des ewig Unwandelbaren, ewig Gleichen, Unveränderlichen führte, bis dahin, dass Christian Wolff (1679-1754) überhaupt die Person Gottes leugnete und Gott als „höchste Vernunft“ proklamierte und folgerichtig die Wunder leugnete.18

    Damit brach auch, durchaus folgerichtig, die Bibelkritik endgültig durch, etwa durch Balthasar Bekker (1634-98), der die Vernunft zum Maßstab der Auslegung und überhaupt der Bibelbetrachtung machte. Er sprach auch von „unwichtigen“ Stellen in der Schrift und stellte die Behauptung auf, Christus habe sich seiner Zeit angepasst,19 alles Dinge, die ja bis heute immer wieder auftauchen, auch in konservativeren Kreisen (z.B. Sasse). Der Mensch macht sich dadurch zum Meister über die Schrift, die mit vielfältigen, immer wieder auch wechselnden, Vorgaben betrachtet wird, man nenne sie nun direkt Vernunft, oder Erfahrung, Wissenschaft, Tradition, Umwelt, Geschichte, Rasse, Klasse, Kultur. Tatsächlich wird die Göttlichkeit der Schrift oder doch ihre göttliche Autorität geleugnet. Mit dem Weltbild der Aufklärung, das Gott und sein Wirken in dieser Welt ausschließt oder doch sehr begrenzt, wird geleugnet, dass Gott durch Wunder in dieser Welt wirken kann, wird geleugnet, dass Gott überhaupt in seiner Schöpfung eingreift, wird vielmehr der Kosmos zu einem geschlossenen Gebilde erklärt, in dem nur das auftreten darf, was immer auftritt und man daher durch Wiederholung und Entsprechung (Korrelation) bestätigen kann.20 Ähnlich ging Richard Simon (1638-1712) vor, bei dem die Bibelkritik ganz umfassend auftritt. Er leugnete z.B. die Schreiberschaft des Mose für den Pentateuch und behauptete „Abschreibfehler im hebräischen Text“.21 Er leugnete die Verbalinspiration der Bibel und forderte, dass sie wie alle alten Handschriften zu behandeln sei.22

    Bei ihm begann es auch, dass dogmatische und historische Aussagen getrennt wurden und ungleich gewichtet. Den historischen Aussagen unterstellte er Irrtümer. Er ist ein Vorläufer der „Quellenhypothese“ und behauptete, dass die Bücher der Bibel nur Auszüge älterer Bücher seien.23

    Die entscheidenden Weichenstellungen hin zum Rationalismus in der Theologie kamen dann durch Johann Salomo Selmer (1725-91), der ebenfalls die Verbalinspiration leugnete und eine „Weite“ im Schriftverständnis forderte, die von der Bibel her nicht da ist.24 Er begann mit der historischen Kritik und forderte, dass alles angezweifelt, alles in Frage gestellt werden müsse. Außerdem behauptete er, die Schrift müsse aus einem „neuzeitlichen Wirklichkeits- und Vernunftdenken“ heraus ausgelegt, aus der Zeit des Lesers verstanden werden, unter Berücksichtigung der Umwelt und ihrer Weltbilder, womit er tatsächlich die ewig gültige, ewig gleiche Wahrheit, und damit auch den unveränderbaren buchstäblichen Schriftsinn leugnete.25 Bei ihm tritt dann auch die Zerreißung von Glaube und Theologie auf, beide hätten angeblich unterschiedliche Inhalte, Theologie sei eine rationale Wissenschaft, der Glaube Privatsache.26

    Die Bibel war ihm ein ganz gewöhnliches Buch, das unter bestimmten geschichtlichen Umständen entstanden und überliefert worden sei, beeinflusst von Umwelt und Zeitgeist, ohne einen allgemeinen, immer gleichen Anspruch. Den Urtext hielt er für nicht mehr feststellbar.27

    Eine weitere auch heute immer noch vertretene Irrlehre finden wir auch bereits bei Semler, nämlich dass er Christus, das fleischgewordene Wort Gottes, von der Bibel, dem Schrift gewordenen Wort Gottes trennte und Christus zu einem Kanon im Kanon machte. Tatsächlich hat er damit einen anderen, einen menschengemachten Christus, denn wir kennen keinen anderen als den, den die Heilige Schrift uns lehrt.28 Dass er behauptete, Offenbarung und Vernunft müssten übereinstimmen und er so die Bibel Gottes der menschlichen Vernunft unterwarf, ist nicht verwunderlich.29 Er konnte zwar davon sprechen, dass die Bibel nur eine Wahrheit enthalte, meinte damit aber eine „zeitgebundene Wahrheit“, womit dem Subjektivismus Tor und Tür geöffnet wurde.30

 

2.4. Idealismus und Existentialismus

    Der Idealismus hat im 19. Jahrhundert die Ichvergottung zu einem neuen Höhepunkt getrieben, einhergehend mit der Auflösung aller objektiven, vorgegebenen Wahrheit, der Förderung des Subjektivismus und der Entkirchlichung. Er stellt religiös zugleich, von Kant herkommend, die philosophische Seite des menschlichen Selbsterlösungsversuches dar. Es ist nur verständlich, dass er der biblischen Lehre, besonders der Erbsündenlehre, aber auch Christus selbst feindselig gegenüber steht.31 Auch in ihm finden wir wieder – was auch bis heute nachwirkt – den menschlichen Autonomismus, den Hang zur „Selbstschaffung“, „Selbstverwirklichung“, zur „autonomen Person“. Schleiermacher, der in diese Epoche einzuordnen ist, propagierte ja auch die „freie Religion“32.

    Friedrich Christian Baur (1792-1860) meinte, die Geschichte sei der „Offenbarungsort Gottes“, ginge immer weiter, Gottes Offenbarung würden wir also nicht in Christus, nicht in der Bibel finden, sondern in der Geschichte.33 Das Christentum war für ihn folgerichtig eine „geschichtliche Religion“, die einer „geschichtlichen Entwicklung“ unterliege.34 Er leugnete, wie viele der liberalen Theologen, die historischen Aussagen der Heiligen Schrift zu Christus und brachte die Theorie eines angeblichen Gegensatzes zwischen einer „Theologie des Judenchristentums“ und einer „Theologie des Heidenchristentums“ auf.35

    Die Weiterentfaltung des theologischen Liberalismus im 19. Jahrhundert führte zu einer immer stärkeren Verweltlichung des Christentums, einer Auslieferung von Theologie und Glaube an die Welt. Glaube und Theologie verkamen zu einer bürgerlichen Bildungsreligion (Kulturprotestantismus: Rothe, Ritschl, A. v. Harnack, E. Troeltsch), Moralismus, Werkerei, Anpassung an die Welt.36 Die Bibel war für Rothe nur noch eine „Urkunde der heilgeschichtlich verstandenen Offenbarungsgeschichte“ des Christentums, und die Theologie müsse „in Entwicklung, im Einklang mit der Kulturentwicklung der Zeit“ stehen.37 Das heißt ja nichts anderes, als dass die Bibel nicht mehr Gottes Wort ist, dass sie innerweltlich-historisch zu verstehen sei, überhaupt einer Entwicklung unterliege, und in Abhängigkeit von der Zeit verstanden werden müsse.

    Für die religionsgeschichtliche Schule (Wrede, Bousset, Heitmüller, Eichhorn, Gunkel, Wellhausen) war das Alte Testament nur „Teil der Religionsgeschichte der Heiden“, was zur Leugnung vieler Aussagen der Schrift führte, besonders im Blick auf Christus im Alten Testament (was sich auch in der Bibelrevision von 1884/1912 zeigt). Gottes Wort wollte man vom Heidentum her verstehen.38 Im Neuen Testament meinte man „Hellenismus“ zu finden – weil man es hineinlegte. Die Bibel war, verständlicherweise, für diese Leute nicht göttliche Offenbarung, sondern nur „irgendein religionshistorisches Dokument“.39 Dahinter steht die Auffassung, die dann im Existentialismus noch weiter ausgeführt wurde, dass die Wahrheit sich mit der Zeit ändere.40

    Lebensphilosophie (Dilthey) und Existentialismus ergänzten diese Irrwege nur noch mit einem weiteren Teilbereich des Subjektivismus, nämlich der Zentrierung auf die „Erfahrung“, die „Selbsterfahrung“, die „Selbstverwirklichung“. Wir haben es hier mit der totalen Diesseitigkeit zu tun, der Auflösung jeglicher objektiver Tatsachen in Erlebnis, Erfahrung.41 Die Wirklichkeit wird nur noch als Wirklichkeit des Subjekts gesehen (so etwa Gadamer in seiner Hermeneutik) – objektive, reale, unwandelbare Größen gibt es da nicht mehr, alles ist vielmehr relativ, veränderbar.42 Dies führt dann konsequent, etwa bei Bultmann und seinen Schülern, zur Leugnung des Personseins Gottes, besonders des Für-Sich-Seins Gottes.43

    Großen Einfluss auf die Theologie übte dabei auch der Existentialist Martin Heidegger aus, der Wahrheit als Geschichte begriff, also als etwas sich Entwickelndes, Veränderbares, damit Dynamisches, Zeitgebundenes, rein Subjektives.44 Dieser Wahrheitsbegriff hat mit dem unveränderbaren, ewigen, auf historischen Faktizitäten mit aufbauenden biblischen Wahrheitsbegriff nichts mehr zu tun. Die daraus dann abgeleitete „existentiale Interpretation“ der Bibel ist eine rein subjektivistische, situationsbedingte, umweltbedingte Aus- oder Besser „Einlegung“ in die Schrift.45

    Rudolf Bultmann (1884-1978) hat als ein Schüler Heideggers dessen Philosophie in dem, was er unter „Theologie“ verstand, umzusetzen versucht. Er leugnete konsequenterweise eine spezifische theologische Hermeneutik46 und nahm als Grundlage und Ausgangspunkt für seine Theologie auch nicht die Heilige Schrift Gottes, sondern das weltlich-philosophische Existenzverständnis, was auch seiner schon erwähnten Leugnung des Personseins Gottes Vorschub leistete.47 Er behauptete, das frühe Christentum und das Neue Testament müssten von der Antike her verstanden werden, was dann zu seiner Forderung einer „Entmythologisierung“ führte. Ganz deutlich auch hier wieder: Gott und sein heiliges Wort sind als ewige Autoritäten abgesetzt, der Mensch mit seinen Auffassungen, seinen Anschauungen, seinem Geschichtsverständnis, seinem Vorverständnis wird zur eigentlichen Autorität. Die Existentialtheologie ist also durch und durch anthropozentrisch und subjektivistisch, geht vom Menschen aus, dreht sich um den Menschen und legt sein Verständnis zugrunde.48

    Bultmann sprach von der „Geschichtlichkeit der Heiligen Schrift“, und zwar in dem Sinne, dass sie an einem bestimmten Ort, unter bestimmten Verhältnissen entstanden sei und daher von diesem Ort, von diesen Verhältnissen her verstanden werden müsse, denn sie enthalte dementsprechende Weltbilder, Anpassungen an den Zeitgeist, sei also „umweltbedingt“.49 Außerdem behauptete er, dass die Schrift, so, wie sie vorliege, Ergebnis menschlicher mündlicher und literarischer „Überlieferung“ sei, entstanden aus dem Verständnis der Menschen über Christus, sei also „Gemeindetheologie“ über Christus, sei aus verschiedenen so entstandenen Einzelteilen („Logien“) zusammengesetzt („Redaktion“), und zwar je nach der äußeren Situation („Sitz im Leben“).50 Die objektiv vorgegebenen Aussagen der Schrift, insbesondere historische, geographische, naturwissenschaftliche Angaben der Schrift werden verworfen.51 Das hängt auch zusammen mit dem subjektivistisch-existentialistischen Geschichtsbild, dass es die Geschichte als objektive Größe nicht gäbe, sondern nur subjektive Eindrücke, abhängig von Situation, Umständen, Weltbildern, was Bultmann alles auch auf die Bibel übertrug.52 Anders ausgedrückt heißt das: Die Heilige Schrift sei abhängig von Zeit, Raum, Kultur, enthalte entsprechende Weltbilder, sei zeitgebunden in ihrer Niederschrift und in ihrem Verständnis. Sie enthalte antike Weltbilder, etwa ein jüdisches und ein hellenistisches, ebenso gnostische Einflüsse.53

    Das führt dann zur „existentialen Interpretation“, ausgehend von einer an die Zeit gebundenen „Wirkungsgeschichte“ und einer ebenso subjektiven, zeit- und situationsgebundenen „Betroffenheit“, also wiederum einem anthropozentrischen Vorverständnis, das über die buchstäbliche Textaussage gestülpt wird.54 Es geht tatsächlich auch gar nicht um die wahre Schriftaussage, sondern, ganz existentialistisch, um das „Sich-Selbst-Verstehen“ des Menschen. Da dabei eine „Verwandtschaft mit dem Text“ gefordert wird, muss der Text entsprechend uminterpretiert werden, was Bultmann eben mit „Entmythologisierung“ bezeichnet. 55

    Da gemäß der existentialistischen Philosophie (z.B. Heidegger) die Existenz nichts Abgeschlossenes sei, so habe folglich auch die Heilige Schrift keine feste, ewig gleiche, unveränderbare Aussage, sondern alles sei im Fluss; die Heilige Schrift nur ein Buch der profanen Literatur.56

 

3. Auseinandersetzung mit der historisch-kritischen Methode oder „höheren“ Kritik

3.1. Die allegorische Schriftauslegung

    Die historisch-kritische Methode des Schriftverständnisses ist nicht die erste in der Theologiegeschichte, die vom buchstäblichen Schriftsinn (sensus literalis) abgegangen ist. Bereits in der frühen Kirche wurde die sogenannte allegorische Methode entwickelt, die letztlich aus der heidnischen Philosophie stammte, und mit deren Hilfe zunächst versucht wurde, alles das, was der Vernunft als „ärgerlich“ erschien wegzuinterpretieren. Schließlich gelang es dadurch, alles das in die Schrift hineinzulegen (Eisegese anstatt Exegese), was man wollte. So wurde die Bibel zu einem unklaren, undeutlichen Buch, bis die lutherische Reformation dann zum wahren, eben dem buchstäblichen, Schriftsinn zurückkehrte.58

 

3.2. Die historisch-kritische Methode

    Die Bezeichnung „historisch-kritische Methode“ ist in sofern irreführend, da man meinen könnte, „historisch“ meine in diesem Zusammenhang, dass die Bibel als ein Buch anerkannt wird, das nicht zuletzt auch historische Darlegungen hat, weil ja Gott der HERR sich in der Geschichte der Menschen offenbart hat. „Historisch“ meint aber in diesem Zusammenhang vielmehr, dass die Heilige Schrift Gottes dem vernunftmäßigen historistischen Verständnis unterworfen wird, das heißt, dass man die Bibel versteht als ein in der Geschichte allmählich gewordenes Buch, das abhängig ist von Ort und Zeit der Entstehung der jeweiligen Bücher und daher auch die Umwelt- und Zeiteinflüsse, einschließlich der vorherrschenden Weltbilder und entsprechenden Irrtümer, aufgenommen habe. So gilt die Bibel dann als ein „Produkt der Geschichte“.59 „“Geschichte“ wird dabei als eine geschlossene Einheit gesehen, da diese Welt, dieser Kosmos als eine geschlossene Einheit gesehen werden, abgeschlossen gegen Gottes Wirken. Das führt dann sowohl dazu, dass Wunder als unmöglich gesehen werden (oder oftmals nur noch anerkannt, wenn man meint, sie rational erklären zu können) und ebenso auch Prophetie abgelehnt wird (was sich unter anderem darin zeigt, dass behauptet wird, Jes. 40 ff. stammten nicht von Jesaja, seien erst in der Zeit des babylonisches Exils oder danach geschrieben; selbst Jesu Vorhersagen seines Leidens, Sterbens und Auferstehens werden deshalb als nachträgliche Einfügungen der Jünger behauptet).60

    Nun ist es unzweifelhaft so, dass ja allerdings die Heilige Schrift Gottes nicht vom Himmel gefallen ist, sondern von den heiligen Schreibern im Laufe der Geschichte geschrieben wurde, im Zusammenhang mit bestimmten heilsgeschichtlichen Ereignissen. Aber weil der tatsächliche Urheber, Autor und Verfasser der Bibel nicht irrtumsfähige Menschen sind, sondern Gott der Heilige Geist selbst, der den heiligen Schreibern die Heilige Schrift eingehaucht hat, Wort für Wort. 2- Tim. 3,14-17, dass sie eben nicht menschliche Aussagen enthält, sondern der Heilige Geist durch sie redet, und zwar Wort für Wort (z.B. Apg. 1,16; 28,25), so dass sie also nicht das Buch von Menschen, sondern des Heiligen Geistes Buch ist, so hat sie auch die Eigenschaften Gottes, das heißt, sie ist ohne irgendeinen Fehler, ohne Irrtümer, ohne Anpassungen an Weltbilder oder zeitbedingte Auffassungen der Menschen – denn sonst wären ja Fehler, Irrtümer enthalten – und daher absolut wahr, absolut richtig, absolut irrtumslos in allen ihren Aussagen, ob sie nun theologische, historische, geographische oder sonstige natur- oder humanwissenschaftliche Dinge betreffen, denn die Schrift kann nicht gebrochen werden (Joh. 10,35).

    Der Terminus „kritisch“ macht die gesamte Grundeinstellung dieser Methode und ihrer Vertreter gegenüber der Bibel Gottes deutlich, nämlich es wird damit behauptet, dass der Mensch mit seiner Vernunft die Heilige Schrift Gottes untersuchen müsse, um festzustellen, was davon wirklich „historischer“ Fakt sei und was nicht; es müsse daher alles „kritisch“ hinterfragt und in Frage gestellt werden.60 Wie z.B. Edgar Krentz, ein Vertreter der HKM, behauptet, sei die Bibel nichts weiter als ein „historisches Dokument“, das genauso zu studieren sei wie andere antike Quellen.61 Es sei daher wichtig, nicht nur die Bibel zu studieren, sondern in diesem Zusammenhang auch die Zeit- und Religionsgeschichte, um dann die Bibel eben anhand dieser außerbiblischen Erkenntnisse zu verstehen und so festzulegen, was als historisch richtig oder falsch bzw. „Mythos“ oder „Gemeindebildung“ zu verstehen sei.62 Es wird sozusagen schon als Grundvoraussetzung verworfen, dass die biblischen historischen Aussagen richtig sind, zumindest wird es grundsätzlich in Frage gestellt.63 Sogenannte „Moderate“ mögen dann vielleicht schließlich zu dem Schluss kommen, dass sie die ganze Bibel akzeptieren – aber eben nicht, weil sie Gottes Wort ist, dem sie sich beugen, sondern weil sie mit ihrer Methode, also ihrer Vernunft, festgestellt hätten, dass sie sie so annehmen könnten. Daran wird schon deutlich, warum die HKM, gleichgültig, welche Ergebnisse sie hervorbringt, für uns als bibel- und bekenntnistreue Christen völlig unannehmbar ist, weil sie eine dem Wort Gottes absolut unangemessene, die Majestät des lebendigen und heiligen Gottes in seinem Wort angreifende, aus der Rebellion des Menschen gegen Gott kommende, die Hybris, die Überhebung des Geschöpfes über seinen Schöpfer widerspiegelnde und damit ganz und gar in der Ursünde wurzelnde Methode ist. Wer ihr folgt, kann eben nicht mehr uneingeschränkt mit Samuel sprechen: „Rede, HERR, denn dein Knecht hört!“, denn er hat sich zum Richter über Gott und sein Wort aufgeschwungen.64

    Wie bereits oben angemerkt, ist es zwar richtig, dass die Bibel in der Heilsgeschichte entstanden ist, aber eben, weil sie nicht Menschen-, sondern Gottes Buch ist, darum ist sie auch nicht geprägt vom Umfeld, vom Zeitgeist, von der Religionsgeschichte der Heiden, sondern von der Heiligkeit, der Gerechtigkeit, der Wahrheit und Wahrhaftigkeit Gottes, der nicht lügt (Tit. 1,2). Darum ist es auch völlig falsch, die Bibel durch außerbiblische Wissenschaften verstehen oder ihre Aussage interpretieren oder gar verändern zu wollen. Außerbiblische Wissenschaften können das eine oder andere verständlicher machen, aber sie können nie dazu dienen, die tatsächliche Aussage der Bibel festzulegen oder mit zu prägen oder zu verändern. Immer gilt als oberstes Gebot, dass der buchstäbliche Schriftsinn gilt – unter Beachtung natürlich, dass es auch bildhafte Rede gibt – und dass die Schrift sich selbst auslegt, also hellere Stellen die dunkleren. Weil die Heilige Schrift des Heiligen Geistes Buch ist, weil sie daher absolut irrtumslos, absolut wahr, absolut richtig und widerspruchslos ist, darum können wir ihren Aussagen in jedem Punkt unbedingt vertrauen, auch dann, wenn irdische Wissenschaften etwas anderes sagen – denn Menschen haben sich schon oft geirrt und ihre Wissenschaft korrigiert, Gott aber irrt sich nicht. (Übrigens: Warum muss denn die Bibel, im Blick auf die religionsgeschichtliche Auslegung der Schrift, von der heidnischen Umwelt abhängen? Ist es nicht vielleicht eher umgekehrt, dass die heidnische Umwelt noch Restbestände ursprünglicher Erkenntnis hatte, nur sehr verzerrt und menschlich verändert?)

    Einige sogenannte „Moderate“ machen einen Unterschied und sagen, dass die „theologischen Aussagen“ fest seien und nur die „historische Seite der Schrift“ untersucht werden müsse (z.B. Paul Bretscher, Hartmut Günther), die „theologische Wirklichkeit“ sei von Gott, die „historische Wirklichkeit“ dagegen vom Menschen. Zu letzterem zählen sie dann auch Angaben über die Schreiber biblischer Bücher, Aussagen über Personen in der Bibel, ebenso die Worte Jesu.65 Andere dagegen stellen alles in frage, auch die theologischen Aussagen, wie etwa Bultmann, der unter anderem die Existenz von Engeln, Geistern, Dämonen, der Hölle leugnete.66

    Aber unabhängig davon, ob nun alles oder nur ein Teil der „historischen Kritik“ unterworfen wird: Kein Mensch hat das Recht, festzulegen, welche Teile der Bibel er annehmen will oder nicht, welche er anerkennen will oder nicht. Wer auch nur eine einzige Aussage der Schrift nicht so annimmt, wie die Bibel sie sagt, der rebelliert gegen Gott, erhebt sich gegen die Majestät Gottes. Es ist auch völlig irrig zu sagen, die Bibel sei doch ein theologisches Buch, kein Geschichts- oder Biologiebuch. Das hat auch nie jemand behauptet, dass sie ein naturwissenschaftliches Buch sei. Aber das ändert nichts daran, dass die Aussagen, die sie macht, auch wenn diese historische, geographische oder sonstige natur- oder humanwissenschaftliche Dinge betreffen, eben weil sie Gottes Wort sind und Gottes alles auf das genaueste weiß, absolut richtig, absolut irrtumslos sind.67 Es ist daher auch unvereinbar mit der absoluten Irrtumslosigkeit der Schrift, sogenannte „kleine Fehler“ zuzulassen oder von einer „Unfehlbarkeit“ der Schrift zu sprechen und damit zu meinen, Gott komme mit seinem Wort an sein Ziel, erreiche den (geistlichen) Zweck, den er vor habe. Auch damit wird die absolute Irrtumslosigkeit der Schrift angegriffen und geleugnet. Das ist ebenso der Fall, wenn in völliger Irreführung und Missbrauch der Begriffe von etlichen „Moderaten“ behauptet wird, Irrtümer lägen nur dann vor, wenn absichtlich Falsches gesagt worden wäre; Anpassungen an den Zeitgeist z.B. wären keine Irrtümer.68 Tatsächlich wäre aber dann etwas Falsches in der Bibel. Der Heilige Geist aber lügt nicht, Tit. 1,2, er verführt uns Menschen nicht zu Falschem, eben Irrtümern, gleichgültig, ob sie wissentlich oder aus dem Zeitgeist, den Zeitumständen, Weltbildern entsprechen. Wir haben eben tatsächlich keinerlei Anpassungen an den Zeitgeist, an Weltbilder – und damit eben an Falsches, an Irrtümer, in der Bibel.

    Einige verwirren die Menschen, indem sie von einer „völligen Inspiration“ der Bibel sprechen, aber zugleich die absolute Irrtumslosigkeit leugnen, weil ja Gott sein Ziel erreiche, bzw. sie unter „Inspiration“ dann Gottes Wirken durch die Schrift an den Menschen verstehen, sie zum Glauben zu bringen.70

    In diesen Zusammenhang gehören dann auch Behauptungen, Christus habe sich in seinen Aussagen, etwa wenn er über die Schreiberschaft von Mose oder Jesaja sich äußerte oder über Besessenheit, den Anschauungen seiner Zeit angepasst.69 Dies greift nicht nur die absolute Irrtumslosigkeit der Schrift an, sondern auch Jesus Christus und seine wahre Gottheit und ist daher geradezu blasphemisch.

 

    Von ihrem Grundansatz her kann die HKM als eine Methode des Zweifels beschrieben werden, die zugleich die Hybris, die Überhebung des Menschen über Gott und sein Wort beschreibt und es grundsätzlich ablehnt, die Aussage aus dem Wortlaut des Textes (sensus literalis) zu nehmen, sondern selbst entscheiden will, was mehr oder was weniger wahrscheinlich, akzeptabel sei. Die Folge ist übrigens, dass es eine geradezu chaotisches Wirrwarr unter den Vertretern der HKM gibt, was wahrscheinlich ist und was nicht, was als ursprünglich angesehen wird und was nicht, bis dahin, dass sie sich gegenseitig ausschließende Aussagen machen, später ihre Aussagen wieder korrigieren. All das liegt allerdings in der HKM selbst begründet, nach deren Grundansatz ja nichts sicher, fest, beständig sei. (Aber warum soll dann eben gerade dieser Grundsatz, warum soll die HKM beständig sein?)70

 

    Da ja geleugnet wird, dass der Heilige Geist der Urheber, Autor und Verfasser der Heiligen Schrift Gottes ist, und in der Folge auch die Schreiberschaft der in der Schrift selbst angegebenen Personen, Propheten, Evangelisten, Apostel, Apostelschüler, bestritten wird, erhebt sich dann für die HKM die Frage, wie die Bibel denn entstanden sei.71 Wir als bibel- und bekenntnistreue Christen halten uns auch in diesem Punkt an die Aussagen der Bibel, weil wir wissen, dass Gott in allen Aussagen, also auch in diesen, absolut irrtumslos, absolut wahrhaftig ist. Weil die Bibel darüber Aussagen macht, sind das keine literarischen, sondern allerdings dogmatische Fragen. Sie hängen übrigens auch eng mit der Feststellung des Kanons zusammen, da dabei die Schreiberschaft eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat.72

    Als Zwischenbemerkung: Da von der Begrifflichkeit her der Terminus „Textkritik“ den Eindruck erwecken könnte, auch in den Bereich der HKM zu fallen, hier gleich der Hinweis: Die Textkritik oder „niedere“ Kritik ist kein Zweifel an der Aussage oder Glaubwürdigkeit der Aussagen der Bibel, sondern da geht es allein um die Erforschung der rechten, ursprünglichen Textgestalt anhand der vielfältigen Handschriften.73 So sehr bibel- und bekenntnistreue Christen aus historischen Gründen den Textus receptus achten und allerdings der Meinung sind, dass dieser, wie auch der byzantinische Mehrheitstext, mehr Beachtung finden müsste in der Textkritik, und gewiss manche der Kriterien, nach denen Textkritik betrieben wird, kritisch zu hinterfragen sind, wäre etwa eine Dogmatisierung des Textus receptus für das Neue Testament als einzig berechtigte Grundlage für die Arbeit an der Schrift und für Übersetzungen unangebracht und überzogen.

 

    Der Begriff der „Quellenkritik“ beschreibt den Versuch, feststellen zu wollen, welche angebliche „Quellen“ denjenigen zugrunde gelegen hätten, die dann die biblischen Bücher zusammengestellt hätten. Hier wird von dem Ansatz ausgegangen, dass die einzelnen biblischen Bücher nicht jeweils als eine literarische Einheit konzipiert seien, sondern vielmehr aus vielerlei „Quellen“ im Laufe der Zeit zusammengesetzt worden seien. Richard Simon und Jean Astruc haben damit im 18. Jahrhundert bereits begonnen und sich dabei vor allem auf den Pentateuch, die fünf Bücher Mose, gestürzt. Astruc hatte dabei festgestellt, dass darin verschiedene Bezeichnungen für „Gott“ verwendet werden, nämlich „Elohim“ und „Jahwe“ und schloss daraus, dass die Bücher unterschiedliche Schreiber als Ursprung haben müssten, nämlich die namentlich nicht näher zu fassenden „Elohisten“ (E) und „Jahwisten“ (J). Außerdem meinte er, „unnötige Wiederholungen“ entdeckt zu haben und schloss daraus, dass an den betreffenden Stellen Dokumente unterschiedlicher Herkunft zusammengefügt worden seien und kam so schließlich zu 13 angeblichen „Quellen“ für den Pentateuch.

    Andere haben diese Theorie aufgegriffen, die dazu geführt hat, dass allgemein die Schreiberschaft Moses für die ersten fünf Bücher der Bibel geleugnet wird. Allerdings ist die Anzahl der angeblichen „Quellen“ sehr unterschiedlich. Heute werden hauptsächlich vier behauptet (JEDP, d.i. Jahwist, Elohist, Deuteronomist (5. Buch Mose) und Priesterschrift (da geht es um levitische Dinge, Opferdienst)). Diese angeblichen Quellen seien dann durch Editoren oder Redaktoren zusammengesetzt worden, und das Ganze habe erst im Verlauf der babylonischen Gefangenschaft sein einheitliches Bild bekommen. Mit dieser zeitlichen Festlegung hängt zusammen, dass als eine der Grundvoraussetzungen der HKM Prophetie geleugnet wird und daher alle Aussagen, die spätere Zeiten weissagend betreffen als erst in jener Zeit entstanden verlegt werden. Übrigens ist keine der angeblichen Quellen jemals irgendwo entdeckt worden.74 Sie sind reine Phantasieprodukte der verführten menschlichen Vernunft. (Übrigens sind die Fragen sowohl nach den Gottesnamen als auch den Wiederholungen leicht zu klären: Die unterschiedlichen Gottesnamen haben unterschiedliche Bedeutungen, Aussagen und stehen deshalb in unterschiedlichen Zusammenhängen: Elohim beschreibt Gott mehr als den Schöpfer, Jahwe mehr als den HERRN; Wiederholungen sind in der hebräischen Literatur üblich, vor allem wenn es um die Verbindung verschiedener, aber zusammenhängender, Ereignisse geht, wie es etwa bei den Toledoten oder Generationenberichten im ersten Buch Mose der Fall ist.)

    Die „Quellenkritik“ hat auch nicht vor dem Neuen Testament Halt gemacht. Dort sind vor allem die sogenannten Synoptiker betroffen, also die ersten drei Evangelien, die auf den ersten Blick manche Ähnlichkeit aufweisen. Da wird dann behauptet, entgegen den Aussagen der frühen Kirche, die ja sehr direkt noch an der Apostelzeit dran war, dass das Markusevangelium das erste gewesen sei. Außerdem stellte man fest, dass es Gemeinsamkeiten zwischen Matthäus und Lukas gäbe, die aber nicht bei Markus zu finden seien, dafür kreierte man dann eine Quelle „Q“, für das sogenannte „Sondergut“ bei Matthäus eine Quelle „M“ und bei Lukas eine Quelle „L“. Auch diese angeblichen Quellen sind nirgends je gefunden worden; keine der vielfältigen Handschriften bietet irgendwelche Anhaltspunkte dafür.75 Dass die Gemeinsamkeiten bei den Passionsberichten am größten sind, ist eigentlich einfach zu erklären, da wir uns da im Zentrum der neutestamentlichen Geschichte befinden und diese Berichte sicher sehr häufig auch gerade von den Aposteln erzählt wurden. Und dennoch sind die tatsächlichen textlichen Übereinstimmungen, wenn man genauer hinsieht, keineswegs so groß, wie immer behauptet. Es gibt vielmehr sehr viele Unterschiede im Satzbau, in der Wortwahl.76

    Was im Blick auf „Quellen“ richtig ist, ist dies, dass die heiligen Schreiber unter der Leitung des Heiligen Geistes an einzelnen Stellen auch schon vorliegende außerbiblische Bücher verwendet haben (z.B. 4. Mose 21,14; 2. Sam. 1,18; 1. Chr. 9,1), aber auch davon nur das und in der Form übernahmen, wie es der Heilige Geist ihnen eingab, so dass auch diese Stellen tatsächlich verbalinspiriert sind. Auch haben die Propheten gewiss die früheren biblischen Bücher gekannt, auch die der anderen Propheten, und sich auch darauf bezogen, wie wir an verschiedenen Stellen, etwa bei Hesekiel (14,14), bemerken. Das ist aber etwas ganz anderes als das, was die „Quellenkritik“ behauptet.

 

    Aufgrund der Probleme, die die Quellenkritik auch für ihre Vertreter der HKM darstellt, kam als Fortführung die sogenannte „Formkritik“ oder „Formgeschichte“ auf, die beim Neuen Testament ansetzte. Ihr Ansatz ist der, dass behauptet wird, dass die biblische Geschichte in der Frühzeit mündlich weitergegeben worden sei. Bei dieser Weitergabe sei sie dann aber auch entsprechend den Bedürfnissen und dem Verständnis der Menschen verändert worden. Das hätte zur Folge, dass etwa in den Evangelien man kaum „echte“ Jesus-Worte hätte, sondern zumeist angebliche „Gemeindetheologie“, also das, wie die Menschen Jesus verstanden hätten, bzw. wie sie seine Worte aufgenommen, verarbeitet, in ihren Alltag umgesetzt hätten. Die Texte der Evangelien würden daher also solche verformten, auf „Gemeindeauffassung“ beruhenden Stücke der Tradierung enthalten. Deshalb enthielten die Evangelien keine tatsächliche Darstellung des Lebens Jesu, sondern vielmehr eine Darstellung des Glaubens der frühen Gemeinde über Jesus. Aufgabe der Theologie sei es unter anderem, nun „echte“ bzw. „unechte“ Jesusworte festzustellen.77

    Auch auf das Alte Testament wurde dies dann übertragen. Es heißt dann z.B., dass die Berichte einen „geschichtlichen Kern“ haben können, aber die heutige Fassung so geworden sei aufgrund der Erfahrungen der Menschen mit den Geschehnissen und wie sie diese verarbeitet hätten.78

    Was die mündliche Überlieferung oder Tradierung angeht, so ist es nicht unrichtig, dass in den ersten Jahren die Botschaft mündlich weitergegeben wurde, in erster Linie durch die Apostel, dann aber auch durch Gemeindeglieder. Das heißt aber damit nicht, dass sie dadurch verändert wurde bzw. dass das, was dann schließlich von den Aposteln und Evangelisten unter Leitung (Inspiration) des Heiligen Geistes niedergeschrieben wurde, nicht die ursprünglichen Ereignisse gewesen seien, sondern irgendeine Auffassung von Menschen über diese Ereignisse. Zum einen ist rein profan die orientalische Weise der Tradierung zu bedenken, bei der es durch vermehrte Wiederholung der Botschaft zu einer wortwörtlichen Verfestigung kommt, die dann auch entsprechend treu weitergegeben wird; zum anderen aber hat ja eben der Heilige Geist den heiligen Schreibern die Wörter eingehaucht, so dass sie eben selbst dann, wenn es irgendwo durch irgendwelche Menschen zu einer Veränderung der Lehre und Darstellung der Geschehnisse gekommen sein sollte, tatsächlich das geschrieben haben, was absolut richtig, absolut wahr, absolut den Ereignissen entsprechend ist und wir allerdings in den Evangelien nur echte Jesusworte haben, eben weil der Heilige Geist sie eingegeben hat.

    Das schließt nicht aus, dass, wie wir Lukas 1,1-4 lesen, die Apostel und Evangelisten auch Nachforschungen unter Leitung des Heiligen Geistes angestellt haben und Material sammelten. Aber was sie davon verwendeten, mit welchem Gesamtkonzept für das jeweilige Buch (denn jedem der biblischen Bücher liegt ein je eigenes Gesamtkonzept zugrunde mit entsprechender Gliederung zugrunde)79, was sie dann wo und wie in dem Buch schrieben, all das hat der Heilige Geist eingegeben. Er hat sich dabei in soweit seiner Geschöpfe akkomodiert, als er sich ihrem Wortschatz, ihrer Art zu sprechen, ihrer Art zu arbeiten angepasst hat, soweit es möglich war, denn er hat ja seine Geschöpfe weder vergewaltigt noch in Trance oder Ekstase versetzt, sondern sie als eigene Persönlichkeiten behandelt, die er in seinen Dienst nahm. Daher auch die unterschiedlichen Stile, Schreibweisen, Aufbauten in den verschiedenen biblischen Büchern; ebenso übrigens auch Änderungen im Stil je nachdem, ob eine Sache mehr dramatisch, mehr berichthaft dargestellt wurde.

    In Verbindung mit der „Formgeschichte“ wurde dann von angeblichen unterschiedlichen „Literaturtypen“ gesprochen, wobei auch hier je nach Theologe wieder sehr große Variationen von Art und Anzahl dieser angeblichen „Typen“ auftreten. Diese „Typen“ würden Entwicklungsstufen in der Ausformung des Evangeliums darstellen, in dem Bild, das sich die Gemeinde von Jesus gemacht hätte. Letzteres wird dann mit dem Schlagwort „Sitz im Leben“ bezeichnet, was Ort und Umstände für die Entstehung der Geschichte beschreiben soll. Das geht dann so weit, dass es heißt, wenn eine bestimmte Gruppe ein Interesse an einer bestimmten Geschichte in bestimmter Darstellung haben könne, könne die Darstellung nicht ursprünglich sein, sondern sei entsprechend nach dem Interesse der Gruppe geformt.80 Das heißt, die verfinsterte menschliche Vernunft erdreistet sich, festlegen zu wollen, ob ein bestimmtes in der Bibel berichtetes Ereignis sich in Palästina, etwa zu Jesu Zeiten, so ereignen konnte, wie es in der Bibel dargestellt ist.

 

    Die „Redaktionskritik“ versucht, einigen Schwächen der „Formkritik“ aufzuhelfen, indem sie stärkeres Gewicht darauf legt, dass z.B. die Evangelien literarische Produkte sind. Aber auch sie behauptet z.B. dass wir keine Tatsachenberichte in der Bibel hätten, sondern dass eine Edition vorläge, der zwar ursprüngliche Fakten irgendwo zugrunde liegen können, die aber dann frei geformt und zusammengestellt worden seien. Auch hier ist das Ergebnis der einzelnen Theologen sehr unterschiedlich.81

   

    Was bei der HKM, gleich, welche Teilmethode nun verwendet wird, durchgängig ist, ja, als Ausgangspunkt, als Grundsatz gilt, ist dies: Der Mensch entscheidet, was in der Bibel menschlich und was göttlich sei. Grundsätzlich also stellt sich der Mensch über die Schrift, schwingt sich zum Richter auf.82 Daher ist die HKM in allen ihren Formen schon vom Grundansatz her völlig inakzeptabel, kann und darf in keiner Weise in bibel- und bekenntnistreuer evangelisch-lutherischer Kirche geduldet werden. Die HKM ist also keineswegs eine „neutrale Methode“, die man auch in bibel- und bekenntnislutherischer Kirche, eben nach den Prämissen des lutherischen Bekenntnisses, verwenden könnte. Nein, denn sie ist nicht neutral, sondern von ihrem Ausgangspunkt her bereits ein Angriff auf die Verbalinspiration, Irrtumslosigkeit und Klarheit der Heiligen Schrift Gottes und auf Gott selbst und daher für bibel- und bekenntnistreue lutherische Kirche unannehmbar. Und selbst wenn sie neutral wäre: Wie schon in der Einleitung dargelegt kann es für einen Christen keine „neutrale“ Stellung zur Schrift geben. Eine solche einnehmen zu wollen, wäre bereits Sünde, da dies bedeutete, sich nicht mehr Gott und seinem Wort zu unterwerfen. Es kann keine Neutralität geben zwischen der Weisheit Gottes und der Weisheit irgendwelcher Menschen.83

    Die HKM stellt, wie schon mehrfach erwähnt, das Wort Gottes auf eine Stufe mit menschlichen Büchern und akzeptiert auch von diesem Ansatz her nicht, dass es sich bei der Bibel um ein besonders, nämlich des Heiligen Geistes, Buch handelt.84

 

    Die HKM, auch das ist immer wieder deutlich geworden, leugnet vom Grundansatz her schon die absolute Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift Gottes, denn sie geht ja von ihrem Ansatz her schon davon aus, dass alles in der Bibel falsch sein könne.85 Umso deutlicher muss bibel- und bekenntnistreue evangelisch-lutherische Kirche auf dem Bekenntnis zur Verbalinspiration und absoluten Irrtumslosigkeit bestehen.

    Wer dagegen die Verbalinspiration und absolute Irrtumslosigkeit der Schrift leugnet, kann die Heilige Schrift Gottes damit nicht mehr wirklich als Gottes Wort betrachten. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass dann wieder begonnen wird, zwischen Gottes Wort und der Heiligen Schrift zu unterscheiden.88 Nun hat es Zeiten in der Heilsgeschichte gegeben, in denen Gottes Wort über die Schrift hinausgegangen sein mag, nämlich zu Zeiten der Propheten und Apostel, wenn Gott der HERR zu ihnen gesprochen hat, ohne dass sie es aufschreiben sollten. Aber seit den Zeiten der Apostel haben wir Gottes Wort einzig und allein in der Heiligen Schrift. Deshalb identifizieren bereits die Apostel in ihren Schriften Gottes Wort und Heilige Schrift (z.B. 2. Thess. 2,15).

    Wenn Vertreter der HKM von der Bibel als Gottes Wort sprechen, so meinen sie das nicht in einem direkten, unmittelbaren, sondern nur in einem übertragenen Sinn, nämlich dass in sofern es von Jesus spreche, oder den Glauben an Jesus hervorbringe.89 Das aber ist unannehmbar. Die Bibel ist nicht nachträglich von Gott so angenommen, als sein Wort akzeptiert worden, sondern sie ist das durch ihn, seinen Heiligen Geist, gehauchte Wort, und zwar jedes einzelne Wort darinnen (Wörterinspiraton) und zwar die gesamte Schrift (Voll- oder Plenarinspiration).

    Wenn die Bibel nicht mehr uneingeschränkt als Gottes Wort anerkannt wird, weil sie Wort für Wort von Gott Geist eingehaucht wurde und deshalb absolut irrtumslos ist, dann ist die Autorität der Schrift selbst aufgehoben, dann besagt der Satz: „Es steht geschrieben“ nichts mehr.90 Extreme Vertreter der HKM wie C.H. Dodd gehen dann so weit, dass sie sagen, nur das könne aus der Schrift angenommen werden, was rational, also vernunftmäßig, akzeptiert werden könne. Damit ist dem Subjektivismus jegliche Tür geöffnet.91 Moderate Vertreter gehen zwar nicht so weit, aber auch sie haben tatsächlich keine wirkliche Grundlage mehr, warum sie die Schrift für glaubwürdig halten. Wenn sie dann z.B. auf die Bekenntnisse verweisen und behaupten, sie fühlten sich an diese gebunden, so ist dies zum einen falsch, weil die lutherischen Bekenntnisse eindeutig die Verbalinspiration lehren, zum anderen aber ist mit solch einem Argument die Autorität von der Schrift auf die Bekenntnisse verschoben, der Schrift Gottes also auf jeden Fall genommen.

 

4. Die Lehre von der Verbalinspiration und absoluten Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift Gottes92

These 1: Christus, das fleischgewordene Wort, kennen wir nicht anders als durch das Schrift gewordene Gotteswort, die Heilige Schrift; Christus, das fleischgewordene Wort, finden wir nirgends anders als allein in dem Schrift gewordenen Gotteswort, der Heiligen Schrift. Das Schrift gewordene Gotteswort ist die Rede, Lehre Jesu Christi, des fleischgewordenen Wortes.

    1. In der Theologie werden aus der Tatsache, dass Christus das Wort ist und die Heilige Schrift Gottes Wort vielfach falsche, gegen die Autorität der Heiligen Schrift gerichtete Schlüsse gezogen. Es wird behauptet, dass Christus das eigentliche Wort sei, dem wir zu folgen hätten, nicht die Bibel. Dabei wird aber vergessen, dass wir Christus allein durch die Heilige Schrift kennen, dass wir keinen anderen Christus kennen als eben den, den die Heilige Schrift Gottes uns offenbart. Und: es wird vergessen, dass Christus nichts anderes gelehrt, geredet hat, als eben das, was die Heilige Schrift lehrt, dass also die Heilige Schrift Christi Lehre ist. Wer daher meint, er könne - letztlich damit aus „innerer Eingebung“ - Christus ohne der Schrift folgen, der hat weder den wahren, biblischen Christus noch die Schrift.

These 2: Die Heilige Schrift ist das geistgehauchte, absolut irrtumslose Wort Gottes an uns, nicht deshalb, weil Christus ihr Kern und Stern ist, was er allerdings ist, sondern weil Gott, der Herr, ihr alleiniger Urheber, Autor und Verfasser ist und die heiligen Schreiber geschrieben haben, getrieben durch den Heiligen Geist (Formalprinzip). Die Heilige Schrift enthält deshalb auch nicht nur Gottes Wort, sondern sie ist Gottes Wort.

    2. Es besteht zum weiteren eine Auseinandersetzung und Spannung über das Verhältnis von Material- und Formalprinzip zueinander, nämlich wie die Schrift und ihr Inhalt sich zueinander verhalten. So sagen einige, die Bibel sei Gottes Wort, oder sei nur in soweit Gottes Wort, weil sie oder in soweit sie Christus im Zentrum habe, bzw. sie habe nur deshalb oder in soweit göttliche Autorität.

    Dem gegenüber bekennt die evangelisch-lutherische Kirche, dass Christus, der Christus für uns, der Kern und Stern, das Zentrum der gesamten Schrift Alten und Neuen Testamentes ist, 1 Kor. 2,2; Joh. 20,31; Luk. 24,15; Joh. 16,13-15, und daher alles in der Schrift, direkt oder indirekt, stärker oder schwächer, auf Christus hinweist. Die Heilige Schrift ist das unter Eingebung vom Heiligen Geist durch die Propheten, Evangelisten und Apostel schriftlich niedergelegte Wort Gottes, damit die Sünder aus demselben die Erkenntnis des ewigen Lebens gewinnen sollen, 2 Tim. 3,14-17; Röm. 1,16; 10,14-17; 1 Petr. 1,23; Joh. 20,31 (Materialprinzip).

    Aber die Heilige Schrift ist nicht deshalb Gottes Wort, weil sie Christus im Zentrum hat, auch nicht bloß Gottes Wort, insoweit sie Christus im Zentrum hat, sondern es ist vielmehr so, dass wir allein durch Christus, das ist: durch den seligmachenden Glauben an ihn, sie, die Heilige Schrift, erkennen als das, was sie, unabhängig von uns und unserem Glauben, ist: nämlich Gottes absolut irrtumsloses Wort.

    3. Die evangelisch-lutherische Kirche bekennt damit, daß die Bibel die heilige, absolut irrtumslose, absolut widerspruchslose, absolut in allen Teilen richtige Schrift Gottes darum ist, weil Gott der alleinige Autor und Verfasser der Bibel ist, 2 Tim. 3,14-17; 2 Petr. 1,20.21. Und darum, weil er der alleinige Urheber, Autor und Verfasser ist, darum allein hat sie auch göttliche Autorität und Kraft und ist Gottes in sich kräftiges, wirkmächtiges Wort, das zu seiner Kraft und Gültigkeit keinen Zusatz benötigt durch Glauben oder Erkenntnis des Verkündigers, Röm. 1,16.17; 1 Petr. 1,23; Hebr. 4,12; Matth. 1,22-23; 2,15; Apg. 28,15; Hbr. 3,7; Apg. 4,25.

    4. Die Autorität der Schrift und damit auch die Majestät Gottes im allgemeinen und Jesu Christi im besonderen wird auch da angegriffen und umgestoßen, wo die Schreiberschaft der in der Schrift Gottes angegebenen Schreiber angezweifelt oder geleugnet wird, etwa im Blick auf Mose und den Pentateuch (Matth. 8; 19; Mark. 12; Luk. 2; Joh. 5; 7; Röm. 10; 2 Chron. 34) oder Jesaja und sein prophetisches Buch (Matth. 3; 4; 8; 12; 13; 15; Apg. 28; Röm. 9; 10; 15).

These 3: Wenn die evangelisch-lutherische Kirche bekennt, dass Gott, der Herr, der alleinige Urheber, Autor und Verfasser der Heiligen Schrift ist, so heißt dies auch: die Heilige Schrift enthält nicht nur Gottes Offenbarung, sie ist vielmehr Gottes Offenbarung; die Heilige Schrift enthält nicht nur Gottes Wort, etwa neben Menschenwort, sondern sie ist Gottes Wort; die Heilige Schrift ist ganz und gar gemäß Gottes Wollen, Planen, Ordnen durch Einhauchen bei den heiligen Schreibern entstanden, nicht aus menschlichem Planen, Verstehen, Zusammensetzen. Sie ist damit auch kein Ineinander von Gottes- und Menschenwort.

    Gott der Heilige Geist hat den heiligen Schreibern nicht nur die Themata angegeben, auch nicht nur Gedanken eingegeben (die es aber auch ohne Worte nicht geben kann), auch nicht nur die Person an sich inspiriert oder vor Irrtum bewahrt, sondern er hat ihnen die Wörter eingehaucht (Wörterinspiration), 1 Kor. 2,13; Apg. 2,4; 1,16; 2 Sam. 23,2; Röm. 3,2; 2 Petr. 1,21; 1 Petr. 1,11; 1 Thess. 2,13; Luk. 1,70; Jer. 36,1.2.28; Pred. 12,11; Röm. 15,18; Jer. 30,2.

    5. Die Heilige Schrift enthält nicht, wie von etlichen behauptet wird, Menschenwort oder auch Menschenwort; sie ist auch nicht das Ergebnis der Zusammensetzung aus verschiedensten Quellen (Logien, Traditionen, Stränge) oder von Abschreibung; ebenso wenig ist sie das Resultat des Gemeindeverständnisses der Botschaft Jesu oder der Apostel (‚Gemeindetheologie’).

    Die evangelisch-lutherische Kirche bekennt, dass die ganze Heilige Schrift Gottes Wort ist, und zwar jedes Wort in ihr; dass der Heilige Geist nicht nur die Sachen angegeben hat, auch nicht nur Gedanken, die es aber auch ohne Worte nicht gibt, auch nicht nur vor Irrtum bewahrt hat, sondern tatsächlich die Wörter eingehaucht hat (Wörterinspiration). Dies gilt allerdings nur für den Urtext, nicht auch für die Übersetzungen (Urtextinspiration), die nicht inspiriert sind. Darum trägt die Heilige Schrift auch ganz und gar den Charakter ihres Urhebers, Autors, Verfassers: absolut irrtumslos, absolut richtig, absolut wahr.

    6. So wie Christus, der wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person ist, ohne Sünde blieb und ist, 2 Kor. 5,21, als er die menschliche Natur in die göttliche Person aufnahm, so hat sich Gott auch nicht der Sünde oder deren Folgen angepasst, hat nicht Falsches, falsche Weltbilder, irrigen Zeitgeist übernommen, denn Gott lügt nicht, 4. Mose 23,19; 1 Sam. 15,29; Tit. 1,2.

    Die Heilige Schrift hat darum auch nur in soweit eine „menschliche Seite“, als Gott in menschlicher Sprache zu uns redet, damit wir ihn verstehen; sich dabei heiliger Männer als seiner Schreiber, Feder bediente; sich auch an deren Stil, zu reden und zu schreiben, akkomodiert hat (da ja die Schreiber seine Geschöpfe sind, deren Persönlichkeit er nicht vergewaltigt hat), ebenso wie er den Stil an den jeweiligen Inhalt angepasst hat (wie dies auch in guter Literatur üblich ist). Die „menschliche Seite“ hat dabei also nur instrumentalen Charakter. Es ist dabei aber nicht zufällig, welche Sprache Gott gewählt hat, um sich auszudrücken, noch, wie er es getan, weshalb die Grundtexte Grundlage der Theologie sind.

    Die heiligen Schreiber waren aber nicht bewusstlos, auch nicht in Ekstase, auch nicht in allem ohne Kenntnisse, sondern der Herr hat zugleich sie auch hineingenommen mit all ihrem Wissen, ihrer Erkenntnis, ihrem Forschen, Luk. 1,1-3, hat sie nicht als willenlose, tote Werkzeuge gebraucht - und doch haben sie das vom Heiligen Geist eingehauchte Wort geschrieben, ist das Einhauchen des Heiligen Geistes die Ursache der Schrift, nicht Kenntnisse, Wissen, Willen der Schreiber.

    7. Weil die Heilige Schrift Gottes irrtumsloses und widerspruchsloses Gotteswort ist, darum können und dürfen auch die verschiedenen Berichte über das gleiche Ereignis harmonisiert werden. 

    8. Die ‚Inspiration’ der Heiligen Schrift an die heiligen Schreiber kann  nicht gleichgesetzt werden mit der ‚Erleuchtung’, die ein Christ von Gott wohl haben kann, also dem tiefen Verstehen der Heiligen Schrift. Die Inspiration ist vielmehr ein besonderer, den heiligen Schreibern nur zum Zweck der Niederschrift der Heiligen Schrift vom Heiligen Geist widerfahrener Akt. Gegenstand der Inspiration sind also nicht die heiligen Schreiber, Gegenstand der Inspiration oder Geistgehauchtheit ist die Schrift, 2 Tim. 3,14 f., die Schreiber sind die Werkzeuge des Heiligen Geistes, denen die Inspiration zuteil wurde, die vom Heiligen Geist getrieben wurden, 1 Petr. 1,21.

These 4: Weil die Heilige Schrift das geistgehauchte, absolut irrtumslose Gotteswort ist, darum ist sie absolut irrtumslos, widerspruchslos, richtig und verbindlich in allen ihren Aussagen, sie betreffen heilsmäßige oder profane Bereiche, denn die Schrift kann nicht gebrochen werden, Joh. 10,35. 

    9. Weil das Evangelium Christi Kern und Stern der Heiligen Schrift ist und das Heil des Sünders in Christus der eigentliche und hauptsächliche Zweck der Schrift, ist behauptet worden, die Schrift sei nur insofern unfehlbare Autorität, sei auch nur in sofern zu gebrauchen, als sie eben vom Heil des Sünders spreche (heilsgemäßes Schriftverständnis). Es ist daraus folgend weiter behauptet worden, es sei falsch oder sogar ein Missbrauch der Schrift, aus ihr naturwissenschaftliche, historische oder andere ‚profane’ Erkenntnis zu ziehen.

    Dem gegenüber bekennt die evangelisch-lutherische Kirche, dass, weil die gesamte Heilige Schrift Gottes Wort ist, von Gott eingegeben, eingehaucht, dass, weil Gott der alleinige Urheber, Autor und Verfasser der Schrift ist, so auch die gesamte Schrift, in allen ihren Aussagen, sie betreffen nun heilsmäßige, historische, naturwissenschaftliche oder sonstige Bereiche, absolut irrtumslos, absolut widerspruchslos, absolut richtig ist, kurz: göttliche Eigenschaft und Autorität hat, Joh. 10,35. Wenn die Heilige Schrift auch nicht eigentlich ein Physik- oder Geographie- oder Geschichtsbuch ist, so sind doch alle Aussagen, gleich welchen Bereich sie betreffen, unbedingt absolut richtig, absolut irrtumslos, absolut vertrauenswürdig und daher auch eine rechte Hilfe für jede Wissenschaft.

    Absolute Irrtumslosigkeit, absolute Richtigkeit, absolute Wahrheit meint, dass es keinerlei Fehler, keinerlei Irrtümer, keinerlei Anpassung an falsche Denkweisen oder Weltbilder in den Aussagen der Schrift gibt, auch keine ‚leichten’ Irrtümer oder ‚Inkorrektheiten’. Jede Aussage der Schrift ist absolut vertrauenswürdig, gültig, Joh. 8,31.32; 10,35; 17,17.

These 5: Während früher, in der Zeit der Propheten und Apostel, Gottes Offenbarung über die Schrift hinaus ging, da Gott direkt zu den heiligen Gottesmännern redete, haben wir seit der Apostel Zeiten Gottes Wort und Offenbarung einzig und allein in der Heiligen Schrift als der Offenbarung Gottes an uns.

    10. Im Hinblick auf die Bibel als die kanonischen Bücher oder die von Gott gegebene Richtschnur gibt es eine Auseinandersetzung, a) ob es noch Gottes Wort und Offenbarung außerhalb der Heiligen Schrift gibt; b) wie der Begriff und Umfang des Kanons zu verstehen ist (das bezieht sich sowohl auf die Abgeschlossenheit der Offenbarung als auch den Zusammenhang von kanonischen Büchern und Schreiberschaft, also den Zusammenhang von Geistgehauchtheit, Schreiberschaft und Kanonizität).

    So ist behauptet worden, Gott sei auch unabhängig von seinem Wort in der Schrift in seinem Wirken in der Geschichte zu finden, dass es also besondere 'Zeitpunkte Gottes' in der Geschichte gäbe (Kairostheologie). Von etlichen wird auch behauptet, dass Gott sich auch heute noch außerhalb der Schrift offenbare. Die historisch-kritische Methode leugnet a) dass Gott in dieser Welt und in der Geschichte wirkt und sein Wort erfüllt; b) dass es Prophetie Gottes, also Vorhersagen von Zukünftigem, geben kann; c) dass der Heilige Geist Ursache, Ursprung, Urheber, Autor und Verfasser der Heiligen Schrift ist und löst so den Zusammenhang zwischen Geistgetriebenheit, 2 Petr. 1,21 und Geistgehauchtheit, 2 Tim. 3,16, zwischen Schreiberschaft, Inspiration und Kanonizität auf, d.i.: sie zerstört die Heilige Schrift als Gottes Wort.

    11. Seit den Zeiten der Apostel haben wir keinerlei Verheißung, dass Gott direkt, unmittelbar zu uns redet, sondern er redet zu uns nur durch die heilige Schrift, der Apostel und Propheten Wort, Joh. 17,20; Eph. 2,18-20. Christus und sein Evangelium finden wir daher allein in der Heiligen Schrift Gottes. Wer außerhalb der Schrift sucht, der geht in die Irre. Das Gesetz hat Gott auch ins Herz geschrieben, wenn es auch seit dem Sündenfall uns nur noch verzerrt bekannt ist, aber das Evangelium, das allein die Gemeinde zur Gemeinde Christi macht, ist etwas, was keine Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Sinn gekommen ist - was wir also allein durch Gottes Offenbarung in Christus und seinem Wort haben, 1 Kor. 2,13.

    Die evangelisch-lutherische Kirche bekennt, dass Gottes Offenbarung an uns Menschen abgeschlossen ist mit dem Tode der Apostel. Gott hat zuvor durch die Propheten zu uns gesprochen - in der letzten Zeit aber durch den Sohn, von dem die Apostel und ihre Schüler reden, Hebr. 1,1, das heißt: nach Christus und seinen Aposteln haben wir keine Offenbarung mehr zu erwarten und sollen es auch nicht. Christus verweist daher auch die Gemeinde bis zum Jüngsten Tag an das Wort der Apostel, das Glauben erzeugt, Joh. 17,20, also an die Bibel als dem Wort der Apostel und Propheten, da Christus der Eckstein ist, Eph. 2,20, das ist Altes und Neues Testament, da Jesus Christus der Eckstein ist. Auch die Apostel binden uns allein an das Wort, 2 Tim. 3,14-17; 2 Thess. 2,13. Außerhalb der Schrift haben wir keine Offenbarung Gottes mehr zu erwarten, sollen es auch nicht, Luk. 16,29, haben auch keine Verheißung dazu. Weitere Offenbarungen sind uns auch nicht vonnöten.

    12. Wenn wir bekennen, dass die Heilige Schrift der Kanon ist, so heißt dies: sie allein ist die Regel und Richtschnur zur Beurteilung der Lehre und Lehrer; sie ist dies, weil sie Gottes absolut irrtumsloses Wort ist; die Offenbarung Gottes ist abgeschlossen und außerhalb der kanonischen Bücher haben wir keine Offenbarung Gottes zu erwarten.

    Die evangelisch-lutherische Kirche bekennt, dass die kanonischen Bücher nicht deshalb Autorität haben, weil die Gemeinde sie als kanonisch anerkannt hat, sondern vielmehr umgekehrt: die Gemeinde stellte ihre Kanonizität fest, weil sie, die Heiligen Bücher, göttliche Autorität haben, das ist, geistgehaucht sind. Die Gemeinde hat also keine Bücher in den Kanon aufgenommen, sondern nur die Kanonizität festgestellt.

    Der Maßstab für die Feststellung der Kanonizität war dabei in erster Linie die Feststellung, ob es sich um inspirierte Schrift handelte, was sie wiederum hinsichtlich der Niederschrift an die vom Geist Gottes getriebenen Männer band (Propheten, Apostel, Apostelschüler), durch die Gott zu uns geredet hat. Deshalb ist die Schreiberschaft eine grundlegend dogmatische Frage, 2 Petr. 1,20.21; Hebr. 1,1; Gal. 1,1.8 f. 11 f., da andere Schriften zu verwerfen sind, 2 Thess. 2,2; 1 Joh. 2,18 f.; 4,1-3; 2 Kor. 11,13. Da diese Frage nicht bei allen Büchern sogleich mit letzter Sicherheit geklärt werden konnte (weshalb es zeitweilig von etlichen Seiten gegen einige Bücher Widerspruch gab, Antilegomena), ist die Kanonizität eines Buches weiter daran festgestellt worden daran, dass es selbst seine göttliche Autorität bezeugt, geistliche Kraft erweist, Hebr. 4,12; 2 Tim. 3,14-17; 1 Petr. 1,23; 2.2, und dass es dogmatisch wahrhaft rechtgläubig ist.

    Daher hat die Gemeinde solche Bücher verworfen, die a) eindeutig nicht prophetischen oder apostolischen Ursprungs sind; b) die nicht mit göttlicher Autorität reden; c) die mit den unzweifelhaften Büchern nicht in lehrmäßiger Übereinstimmung stehen.

These 6: Die Heilige Schrift als das geistgehauchte Wort des lebendigen Gottes ist die einzige und alleinige Autorität in der Kirche, die Regel und Richtschnur und der rechte Prüfstein für alle Lehre, Lehrer und Praxis in der Gemeinde Jesu Christi, Jes. 8,20; Joh. 8,31.32; Matth. 28,18-20; Eph. 2,18-20; 2 Thess. 2,15; Röm. 16,17.18.

    13. Die evangelisch-lutherische Kirche bekennt daher auch, dass die Heilige Schrift Gottes die alleinige Autorität in der Gemeinde Jesu Christi ist, die alleinige Regel und Richtschnur und der allein rechte Prüfstein, nach der alle Lehre und Lehrer und alle Praxis in allen Bereichen der Kirche zu prüfen ist, Jes. 8,20; Eph. 2,20; 2 Tim. 3,14-17; 2. Thess. 2,15; Joh. 20,31. Dies kommt auch darinnen zum Ausdruck, dass Gott, der Herr, selbst von uns Menschen unbedingten Gehorsam gegenüber seinem Wort der Schrift fordert, wenn er sagt, dass er uns lehren will, Ps. 25,9; 32,8; 94,10; Jes. 48,17, und zwar durch sein Wort, Ps. 94,10-12; Jes. 8,20; Joh. 20,31; 2 Petr. 1,19; Röm. 15,4; Luk. 16,29-31; und wenn er unter Androhung von Strafe uns auffordert, uns unbedingt an seine Schrift, seine Lehre zu halten, Jes. 8,20; Spr. 4,20 ff.; 5 Mose 5,29 ff.; Jes. 30,20.21; Hos. 4,6; Offenb. 22,18.19; 1 Sam. 15,23; 2 Joh. 9. 

    Diese einzige und alleinige Autorität der Heiligen Schrift wird aber nur dann wahrhaft erhalten, wenn die Schrift Gottes nicht in ihrem Verständnis, direkt oder indirekt, anderen Autoritäten oder Wissenschaften unterworfen wird oder diese neben sie gestellt werden, sei es nun die Tradition, sei es die Geschichte, Psychologie, Sozialwissenschaft, Linguistik, Vernunft, Philosophie o.a. Weiter wird die Autorität der Schrift Gottes nur dann gewahrt, wenn sie in ihrem einen Sinn, nämlich dem Literalsinn, verstanden wird.   

    14. Die evangelisch-lutherische Kirche bekennt, dass die Autorität der Heiligen Schrift darinnen begründet liegt, dass sie das Wort des lebendigen Gottes ist, d.i. er ihr alleiniger Urheber, Autor und Verfasser ist, Matth. 1,23; 2 Tim. 3,14-17; Hebr. 1,1. Die ganze Heilige Schrift hat nur diesen einen Urheber, Autor und Verfasser, ist also des Heiligen Geistes Wort. Die Verbindlichkeit des Wortes hängt nicht davon ab, ob wir das Wort verstehen oder nicht.

    Ob nun eine Aussage der Schrift nur für eine bestimmte Person oder Zeit gilt oder für alle Zeiten verbindlich ist, das ist aus dem Text und seinem Zusammenhang selbst zu entnehmen. (So ist es z.B. aus 1. Mose 22 eindeutig, dass der Befehl zur Opferung des Sohnes nur Abraham allein galt und niemandem sonst; ebenso geht aus 2. Mose 18 ff. hervor, dass die mosaischen Gesetze für das alte Bundesvolk sein sollten, bis das Szepter Judas auf Christus gekommen ist, 1. Mose 49, bis also der Alte Bund zu seinem Ziel und Ende gekommen ist und der Neue Bund begonnen hat, Jer. 31,31 f; 2 Kor. 3,6 ff; Hebr. 7,18-22; 8,6.8-13.

    Dagegen widerspricht es der Lehre der Schrift, die als Grundeinteilungen nur den Alten und den Neuen Bund kennt, wenn darüber hinaus von ‚Heilszeiten’, ‚Bünden’, ‚Haushaltungen’ Gottes gesprochen wird (deren Abgrenzungen zudem willkürlich sind) und die Autorität des Bibelwortes nur für die jeweiligen Haushaltungen oder Heilszeiten gelten soll (Dispensationalismus).

    Die Autorität des Wortes Gottes wird auch da umgestoßen und die Majestät Gottes angegriffen, wo eine Stelle nicht so angenommen und verstanden wird, wie sie aus sich selbst und ihrem Kontext zu verstehen ist; oder wenn behauptet wird, die heiligen Schreiber oder Jesus selbst oder der Heilige Geist hätten sich dem Denken, dem Verständnis, dem Weltbild der jeweiligen Zeit angepasst, weshalb ihre Aussagen nur 'relativ', nicht absolut irrtumslos seien, also nicht absolut richtig seien (womit unserem Herrn und Heiland Jesus Christus auch unterstellt wird, er hätte Falsches gesagt, bzw. uns in falscher Denkweise bestärkt; oder es wird in diesem Zusammenhang behauptet, er sei nicht allwissend gewesen während seines Erdenlebens, womit seine wahre Gottheit angegriffen wird).

    Die Autorität der Schrift Gottes und damit die Majestät Gottes wird auch da angegriffen, wo behauptet wird, die Aussagen der Schrift müssten mit den sonstigen innerweltlichen Erfahrungen korrespondieren (Korrelation), sie müssten sich wiederholen lassen, unser Welt sei ein abgeschlossenes System, in das von außen gar nicht oder nur punktuell eingegriffen werden könne.

    Die Autorität der Schrift wird auch da angegriffen, wo behauptet wird, die Schrift sei aus dem jeweiligen historischen Kontext und Umfeld, in dem sie entstanden sei, zu verstehen (Religionsgeschichte) oder aus dem Verständnis, das die Schreiber gehabt hätten oder aus ihrer Wirkung auf den Leser, die sich mit Zeit, Umfeld, Weltbild, Erkenntnis, Kultur, Volk, Klasse ändere (damit würde nämlich der Literalsinn faktisch aufgehoben).

    Die Autorität der Heiligen Schrift wird auch da angegriffen, wo behauptet wird, die einzelnen Schriftstellen seien nach einem (tatsächlich imaginären) 'Schriftganzen' auszulegen.

    Die Autorität der Heiligen Schrift und die Majestät Gottes wird auch da in besonderem Maße angegriffen und umgestoßen, wo die Verbindlichkeit aller Schriftaussagen, aller Lehrartikel, grundsätzlich oder in der Praxis geleugnet wird, sei es, dass zwischen ‚wesentlichen’ und ‚unwesentlichen’ Aussagen unterschieden wird (wobei man behauptet, bei letzteren müsse für die Gemeinschaft keine Übereinstimmung herrschen; Allianz) oder daß faktisch unterschiedliche Lehren in einer Kirchengemeinschaft zugelassen (Union) oder geduldet werden (Pluralismus, Ökumene, 'versöhnte Verschiedenheit'), Matth. 28,18-20; Joh. 8,31.32; Röm. 16,17.18; 2 Kor. 6,14-18; 1 Tim. 3,15; 2 Joh. 8-11; Offenb. 22,18.19.

These 7: Die Heilige Schrift, das geistgehauchte Wort Gottes, ist gegeben, damit die Sünder aus ihr die seligmachende Erkenntnis zum ewigen Leben empfangen durch den rettenden Glauben an Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Kern und Stern der Heiligen Schrift ist daher der Christus für uns, zentrale Lehre und das rechte Licht zum Verständnis der Schrift die Rechtfertigungslehre, Joh. 5,39; 20,31; Röm. 10,14-17; 15,4; 1 Kor. 2,2; 1 Joh. 5,13; 2 Tim. 3,14-17.

    15. Die evangelisch-lutherische Kirche glaubt, lehrt und bekennt daher, dass der Kern und Stern der Heiligen Schrift Gottes, ihr Haupt- und eigentlicher Inhalt, ja, der rechte Zweck der Schrift, das Evangelium Christi zur Erlösung der Sünder ist und dass darum alles in der Schrift uns zu Christus ziehen oder unser Herz dazu vorbereiten will, Joh. 5,39; 1 Kor. 2,2; 2 Tim. 3,16; Röm. 1,16; 10,14-17; Joh. 20,31; 1 Joh. 5,13, nicht dagegen allgemein die Ehre Gottes oder die Souveränität des Gehorsam fordernden Gottes oder die Teilhabe am göttlichen Leben oder ein Gottesreich auf Erden oder eine bessere Welt. Die Heilige Schrift Gottes ist uns geschrieben zur Lehre, 2 Tim. 3,16; Röm. 15,4; zur Ermahnung, 1 Kor. 1011; zur Sündenerkenntnis, Röm. 7,7; zur Erlösung, Joh. 5,39; 20,31; zum Trost, Röm. 15,4.

    Darum kann die Heilige Schrift richtig  allein vom Evangelium, von der Rechtfertigungslehre, her verstanden werden. Wer sie nicht von diesem Zentrum her versteht, der versteht sie insgesamt falsch und hat einen anderen Christus, ein anderes Evangelium, einen anderen Glauben, eine andere Religion, Gal. 1,3-10. 

    Das Formalprinzip, nämlich die Autorität des geistgehauchten Gotteswortes, wird auch da aufgehoben, wo das Materialprinzip, nämlich der Kern und Stern der Schrift, falsch ist, denn wer dieses aufhebt oder verschiebt, kommt zu einer anderen Bibel, einem anderen Evangelium, einem anderen Christus.

    16. Wenn die evangelisch-lutherische Kirche bekennt, dass das Evangelium Kern und Stern der Schrift und der Schlüssel zu ihr ist, so heißt das nicht, dass die einzelnen Lehrartikel der Schrift von dieser einen Lehre abzuleiten wären; vielmehr hat jeder Lehrpunkt seinen Sitz in der Schrift, dem er zu entnehmen ist. Aber ohne das rechte Verständnis des Evangeliums, der Rechtfertigungslehre, können auch die anderen Lehrpunkte nicht recht verstanden werden.

    Da das Evangelium von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst für uns willen, allein durch den Glauben Kern und Stern der Schrift ist, so heißt das allerdings, dass keine Lehre, eingeschlossen ihre Stellung in der Schrift, ihr widersprechen kann. In diesem Sinne ist das Materialprinzip allerdings negative Abgrenzung gegenüber falscher Schriftauslegung, ohne damit aber zu indizieren, was die betreffende Schriftstelle aussagt.

These 8: Weil die Heilige Schrift, das geistgehauchte Wort Gottes, von sich selbst aussagt, dass sie einem Menschen die zur Seligkeit nötige Erkenntnis zueignen kann, so bekennen wir, dass die Heilige Schrift klar und deutlich ist, Ps. 19,9; Ps. 119,104.105.130; 2 Petr. 1,19; 2 Tim. 3,15; Joh. 5,39.

    17. Nach den klaren, oben angeführten, Aussagen der Schrift, hat das Wort Gottes, die Heilige Schrift, in sich selbst die Kraft, dass es erleuchtet, dass es klug macht, dass es ein Licht ist auf dem Weg, dass sie, die Heilige Schrift, unterweist zur Seligkeit, dass sie das ewige Leben hat und gibt. Darum ist jeder auch aufgerufen, anzuhalten mit Lesen, 1 Tim. 4,13, in der Schrift zu forschen, Joh. 5,39, der Lehre aus der Schrift recht zuzuhören, Luk. 8,18, damit Gott durch sein Wort, in dem er, Gott der Heilige Geist, wirkend gegenwärtig ist, sein Werk an uns tut, Jes. 55,10.11; Röm. 1,16.17; 10,14-17.

    Wir bekennen dabei mit der Schrift, dass allerdings kein Mensch aus sich selbst die Schrift Gottes verstehen kann, sondern dass das rechte innere oder geistliche Verständnis der Schrift ein Werk des Heiligen Geistes ist, das er in einem Menschen wirkt, 1 Kor.2,14; Luk. 24,27 (innere Deutlichkeit), ohne dass damit gleichermaßen zwangsläufig oder unwiderstehlich der Verstand jedes unwiedergeborenen Menschen beim Lesen der Schrift mit geistlicher Erkenntnis erfüllt wird. Dieses Wirken des Heiligen Geistes bleibt, im Blick darauf, dass es bei dem einen geschieht, beim anderen nicht, ein Geheimnis. Unter dieser mit ihr ordentlicherweise verbundenen Wirkung des Heiligen Geistes aber wird ihr geistlicher Sinn erschlossen, ohne dass dazu noch weitere Hilfsmittel und Helfer nötig wären.

    Die objektive Klarheit der Schrift bewirkt aber darum nicht zwangsläufig, dass auch jeder gläubige Leser sie in allen Stücken und unter allen Umständen richtig versteht, noch weniger der ungläubige.

    Auch sind nicht alle Abschnitte der Schrift für uns in gleicher Weise klar. Aber jede Stelle, die eine Glaubenslehre enthalte oder die sogar Sitz der Lehre ist, ist entweder in sich selbst klar und verständlich (Sitz der Lehre) oder wird im Vergleich mit anderen, helleren Stellen verständlich. Die Lehre selbst ist also immer eindeutigen, klaren Stellen zu entnehmen, nicht dunklen Stellen, die erst durch andere zu erklären sind. Die dunkleren Stellen sind aber durch die helleren zu erklären, was auch möglich ist, da wir wissen, dass Gott, der Herr, sich nicht widerspricht. Weil die Schrift sich selbst eine Leuchte für unsere Füße nennt, Ps. 119,105, darum halten wir die gewisse Wahrheit fest, dass eine Stelle, die wir nicht auszulegen vermögen, weil sie zu dunkel ist, gewiss keinen zur Seligkeit nötigen Glaubensartikel beinhaltet, der sonst an keiner anderen Stelle offenbart wäre und dass andererseits alles zum Heil und gottseligen Leben Notwendige, ob Glaubenslehre oder Lebensvorschrift, so klar in der Schrift gelehrt ist, dass es ohne Irrtum erkannt werden kann.

These 9: Indem wir aufgrund der Schrift erklären, lehren und bekennen, dass die Schrift deutlich ist und ohne von außen kommende Hilfe ihren Sinn einem Menschen erschließt, erklären, lehren und bekennen wir auch, dass die Heilige Schrift ihre eigene Auslegerin ist und dass nur so, dass wir die Schrift sich uns selbst auslegen lassen, der eine wahre Sinn der Schrift offenbar werden kann.

    18. Ein Bibelspruch hat immer nur einen Sinn. Das folgt aus der Deutlichkeit der Schrift und wird erwiesen aus den Stellen, die auch die Deutlichkeit der Schrift erweisen, Ps. 119,105; 2 Petr. 1,19; 2 Tim. 3,15, denn ein doppelsinniges Wort ist nicht deutlich, noch weniger kann es Wegweiser sein, noch Klarheit über den Willen den Herrn geben. Gottes Wort aber ist ein festes Wort, 2 Petr. 1,19.

    Auf dieser Deutlichkeit und Eindeutigkeit der Schrift beruht auch die Heilsgewissheit, überhaupt alle Gewissheit, die der Glaube aufgrund der Schrift hat und die es ohne diese Deutlichkeit und Eindeutigkeit nicht geben könnte. Dieser eine, wahre, echte Sinn einer Bibelstelle ist der buchstäblich-grammatische und dogmatische, der sich aus der Stelle selbst notwendig nach Wortbedeutung und grammatisch-syntaktischer Regel, zusammen mit dem Zusammenhang und dem Zweck des Gesagten, ergibt und der Widerspruchslosigkeit der Schrift (analogia fidei, Glaubensähnlichkeit) und bei dunkleren Stellen durch die Erläuterung aus helleren geklärt wird. Einen weiteren Schriftsinn kennt die Schrift nicht. Wenn wir, insbesondere im Alten Testament, auch von Typen oder Vorbildern auf Christus sprechen, so kann dies in rechter Weise nur von solchen Stellen bzw. Dingen, Ereignissen gesagt werden, die der Heilige Geist in der Schrift selbst uns als solche zeigt; solche allein können auch nur Beweiskraft haben.

    19. Den einen, wahren, echten Schriftsinn gibt uns die Schrift selbst, 2 Tim. 3,15; 2 Petr. 1,20; der Heilige Geist, als der wahre Verfasser der Schrift, ist auch der rechte Ausleger. Und er legt sie uns nicht aus durch ein Organ außerhalb, neben der Schrift, sondern er weist uns an die Schrift selbst: sie ist das Licht, das in den finsteren Ort scheinet, bis es da Licht wird. Das Verständnis der Schrift, die Erleuchtung des Geistes, ist nirgends anders als durch die Schrift selbst zu erwarten, denn die Weissagung der Schrift kann nicht durch Menschen erklärt werden, 2 Petr. 1,20. Denn es ist der Heilige Geist, der von Jesus Christus zeugt, Joh. 15,26, und es ist die Schrift, die es tut, Joh. 5,39, eben weil es der Heilige Geist durch sie macht. Darum verweist uns der Herr, damit wir dieses Zeugnis erlangen, auch nirgendwo anders hin als allein an die Schrift. s.a. Apg. 11,18/Luk. 16,29-31.

    20. ‚Glaubensähnlichkeit’ meint nicht nur die Summe der vornehmsten Glaubenswahrheiten, sondern die Summe der offenbarten Glaubenslehren der Schrift überhaupt, welche mit hellen, klaren Worten gelehrt sind. Dies heißt aber nicht, dass eine klar gelehrte Glaubenslehre durch eine andere, ebenso klar gelehrte, angegriffen oder relativiert werden darf.

    21. Dass die Schrift nur einen, eindeutigen, Schriftsinn hat, gilt auch für die bildhaften und Gleichnisaussagen, da auch hier der vom Heiligen Geist intendierte, aus dem Bild zu entnehmende, Sinn der einzige, eigentliche Schriftsinn ist. Ob Bildrede vorliegt, ergibt sich entweder aus der Stelle selbst oder dem engeren oder weiteren Zusammenhang.

These 10: Die Lehre und Botschaft der Heiligen Schrift ist eine und unveränderbar, gleich, welcher Zeit, welchem Volk, welcher Kultur, welcher Rasse, welcher sozialen Schicht sie gelehrt und verkündigt wird. Was Inhalt und Schwerpunkt der Lehre und Predigt zu sein hat, das ist in der Schrift Gottes unzweideutig dargelegt, nämlich vom lebendigen Gott selbst: Gesetz und Evangelium, und ist nicht von den Bedürfnissen und Einstellungen der Menschen abhängig zu machen oder entsprechend zu verändern. Dem steht nicht entgegen, daß Gesetz und Evangelium dabei aber recht zu gebrauchen sind, nämlich das Gesetz in erster Linie dem hartnäckigen, das Evangelium dem bußfertigen Sünder, 2 Tim. 2,15; Sach. 11,10 ff. Die Art und Weise der Verkündigung ist nicht neutral, sondern muss der Heiligkeit, dem heiligen Ernst und der Kostbarkeit der göttlichen Botschaft entsprechen und Ausdruck des Reiches Gottes sein, das mit dem heiligen Gotteswort in diese Welt hereinbricht, und daher von dem Wesen dieser Welt unterschieden sein, 2 Tim. 4,1-5.

    22. In der Gemeinde Jesu Christi ist die Frage aufgebrochen, ob und in wieweit die Botschaft der Heiligen Schrift (und damit auch die Verkündigung in Inhalt und Art und Weise)  dem modernen Menschen angepasst werden könne, dürfe, müsse. Es geht dabei darum, a) ob Christus aus seinem historischen Umfeld herausgenommen werden kann; b) ob die Botschaft den ‚Bedürfnissen’, der ‚Empfänglichkeit’ der Menschen angepasst werden darf, oder, anders ausgedrückt, ob die Gemeinde der Welt gleich werden solle, um sie zu gewinnen. Von vielen wird dabei 1 Kor. 9,19-23 als Begründung angeführt.

     Paulus selbst, der hier als ‚Kronzeuge’ für eine ‚Kontextualisierung’ der Botschaft nach Inhalt und Art und Weise der Verkündigung angegeben wird, hat an vielen Stellen als Botschafter, Gesandter (Apostel) Christi deutlich gemacht, dass die Botschaft, das Eine Evangelium, unveränderbar ist und es kein anderes Evangelium gibt, Gal. 1,3-10, und damit auch keinen anderen Christus, als den uns in der Schrift offenbarten, 'historischen' Christus, Joh. 1,14; 14,6; Apg. 4,12, und dass darum in keiner Weise irgendein Abstrich an Gesetz oder Evangelium gemacht werden darf, dass wir nicht Menschen, sondern Christus zu gefallen zu lehren haben, Gal. 1,9.10, dass wir also nicht der Menschen, sondern Christi Knecht sind und das Evangelium verkündigen sollen, es sei zur Zeit oder zur Unzeit, 2 Tim. 4,2. Das Amt der Kirche - und das umfasst damit ja alle Verkündigung - ist also christuszentriert, nicht menschenzentriert, es geht um Christi Botschaft, nicht (vorgebliche) Bedürfnisse der Menschen. Abstriche an der Botschaft von Gesetz und Evangelium werden aber da gemacht, wo z.B. das Gesetz nicht mehr in seiner ganzen Schärfe gepredigt, die Menschen nicht mehr als ohne Christus abgrundtief verdorbene und verlorene Menschen bezeichnet, der völlige geistliche Tod des natürlichen Menschen nicht mehr in seiner ganzen Radikalität gelehrt, irgendwo noch ein im geistlichen freier oder zumindest nicht völlig unfreier Wille intendiert wird. Abstriche an Gesetz und Evangelium werden weiter da gemacht, wo das Evangelium nicht in seiner vollen Süßigkeit, mit seinem vollen Trost und der durch es geschenkten Gewissheit der Vergebung, des ewigen Lebens, des Freispruchs im Jüngsten Gericht gepredigt wird. Abstriche an Gesetz und Evangelium werden weiter da gemacht, wo nicht mehr deutlich Buße und Glaube, Hölle und Himmel, Verdammnis und Rechtfertigung gemäß der Schrift gepredigt werden; wo der Mensch aufgrund der Lehre oder der Art und Weise, wie sie gelehrt wird, den Eindruck erhält, dass sein natürliches, weltliches Leben nicht rundweg und grundsätzlich der Schrift zuwider ist und er so die Meinung bekommt, Buße und Glauben beinhalteten nicht auch eine völlige Erneuerung des Wollens, Denkens, Handelns; wo also dem Menschen der Eindruck vermittelt wird, zwischen dem Reich Gottes und dem Reich der Welt bestünden keine unüberbrückbaren Gegensätze, sondern nur graduelle Unterschiede. Abstriche an der Botschaft von Gesetz und Evangelium werden aber auch da gemacht, wo der Mensch den Eindruck erhält, dass er durch eigene Anstrengungen oder die Erfüllung bestimmter Voraussetzungen oder Forderungen ins Reich Gottes kommen könne oder dass bestimmte äußere Verhaltensweisen, auch wenn sie nicht in der Schrift gefordert werden, dennoch zum Christsein absolut notwendig wären.

    23. Die Lehre der Heiligen Schrift wird auch da grundsätzlich zerstört und die historische Realität der Offenbarung geleugnet, wenn versucht wird, den dreieinigen Gott oder eine Person der Dreieinigkeit zu einer Frau zu machen, denn Gott hat sich unzweideutig als der ‚HERR’, der ‚HERR der Heerscharen’, der ‚Vater’ u.a. uns offenbart; Christus ist kein geschlechtsloser Mensch gewesen, sondern ein Mann - der aber die gesamte Menschheit, Frauen und Männer, erlöst hat.

 

 



1 siehe: Hans Kirsten: Einigkeit im Glauben und in der Lehre. Bd. 1. Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms. 1980. S. 205-214.

Vergleiche zur Auseinandersetzung mit der HKM auch die Arbeiten von Eta Linnemann: Wissenschaft oder Meinung? Neuhausen-Stuttgart: Hänssler. 1986. (Tagesfragen. Bd. 29.);  Original oder Fälschung. Historisch-kritische Theologie im Lichte der Bibel. Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung; Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft. 1994; Bibelkritik auf dem Prüfstand. Wie wissenschaftlich ist die „Wissenschaftliche Theologie“? Nürnberg: VTR. 1998

2 vgl. Siegbert W. Becker: The Historical-Critical Method of Bible Interpretation. http://www.wlsessays.net/files/BeckerHistorical.pdf S. 18. Solche Theologen behaupten ja, man müsse sich der Bibel „ohne Vorurteil“ nähern, um so zu entscheiden, ob etwas „richtig“ oder falsch“, „faktisch“ oder „fiktiv“ sei. Um das festzustellen, müsse es „historisch“ erforscht werden. Es ist letztlich immer das Gleiche: Der Mensch stellt sich über Gott und sein Wort und legt fest, ob und in wieweit eine Geschichte, ein Wort Gottes glaubwürdig ist.

1 vgl. dazu: Roland Sckerl: Die biblische Lehre von der Heiligen Schrift. Teil 1. Dogmengeschichtliche Abhandlung. Unterschleißheim-Lohhof 1987. S. 6

2 Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung. Bd. 3. Stuttgart 1984. S. 32. (Zitierweise: GPh 3); in: Sckerl, a.a.O., S. 7

3 vgl. GPh 3, S. 33, in: Sckerl, ebd.

4 vgl. GPh 3, S. 32, in: Sckerl, ebd.

5 vgl. Sckerl, ebd.

6 vgl. GPh 3, S. 34, in: Sckerl, ebd.

7 vgl. Sckerl, ebd. S. 7 f.

8 vgl. GPh 3, S. 40; in: Sckerl, ebd. S. 8

9 Patrizi in: Dieci dialogi della historia; vgl. GPh 3, S. 196. 206, in: Sckerl, ebd. S. 9

10 vgl. Sckerl, ebd.

11 vgl. Walter Nigg: Geschichte des religiösen Liberalismus. Zürich und Leipzig 1937. S. 43-45; in: Sckerl, ebd. S. 9 f.

12 vgl. Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung. Bd. 5. Stuttgart 1984. (Reclam Universalbibliothek. Bd. 9915.) S. 92. 94 (Zitierweise: GPh 5), in: Sckerl, ebd. S. 12

13 vgl. GPh 5, S. 325, in: Sckerl, ebd.

14 vgl. Robert Stupperich: Religion und Christentum in der deutschen Aufklärung. Gladbeck 1959. S. 5; in: Sckerl, ebd.

15 vgl. Stupperich, ebd. S. 6, in: Sckerl, ebd.

16 vgl. Nigg, a.a.O., S. 72-45; Stupperich, a.a.O., S. 5, in: Sckerl, ebd. S. 12 f.

17 vgl. Sckerl, ebd. S. 13

18 vgl. Stupperich, ebd. S. 13, in: Sckerl, ebd. S. 13 f.

19 vgl. Nigg, a.a.O., S. 77, in: Sckerl, ebd. S. 14

20 vgl. Sckerl, ebd. S. 14 f.

21 vgl. Klassiker der Theologie. Hrsg. von Heinrich Fries und Georg Kretzschmar. Bd. 2. München 1983. S. 11; in: Sckerl, ebd. S. 18

22 vgl. Klassiker, ebd. S. 15, in: Sckerl, ebd.

23 vgl. Klassiker, ebd. S. 16, in: Sckerl, ebd.

24 vgl. Klassiker, ebd. S. 43, in: Sckerl, ebd. S. 19

25 vgl. Klassiker, ebd. S. 45, in: Sckerl, ebd.

26 vgl. Klassiker, ebd. S. 46, in: Sckerl, ebd.

27 vgl. Klassiker, ebd. S. 47, in: Sckerl, ebd.

28 vgl. Klassiker, ebd. S. 48, in: Sckerl, ebd. S. 20

29 vgl. Sckerl, ebd.

30 vgl. Klassiker, ebd. S. 49, in: Sckerl, ebd. S. 21

31 vgl. Nigg, ebd. S. 115. 116, in: Sckerl, ebd. S. 15

32 vgl. Nigg, ebd. S. 116. 122. 133, in: Sckerl, ebd.

33 vgl. Klassiker, a.a.O., S. 95, in: Sckerl, ebd. S. 22

34 vgl. Klassiker, ebd. S. 97, in: Sckerl, ebd.

35 vgl. Klassiker, ebd. S. 105.106, in: Sckerl, ebd.

36 vgl. Nigg, ebd. S. 200-216, in: Sckerl, ebd. S. 15

37 vgl. Friedrich Wilhelm Kantzenbach: Der Weg der evangelischen Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Gütersloh 1968. (Evangelische Enzyklopädie. Bd. 19. 20) S. 23-24; in: Sckerl, ebd. S. 16

38 vgl. Sckerl, ebd., S. 24

39 vgl. Theodor Loerenzmeier: Exegese und Hermeneutik. Hamburg 1968. S. 145, in: Sckerl, ebd. S. 24 f.

40 vgl. Kerygma und Mythos. Hrsg. von Hans Werner Barth. 5., erw. Aufl. Bd. 1. Hamburg 1967. S. 16, in: Sckerl, ebd. S. 25

41 vgl. Sckerl, ebd.

42 vgl. Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung. Bd. 7. Stuttgart 1985. (Reclam Universalbibliothek. Bd. 9917.) S. 22 (Zitierweise: GPh 7), in: Sckerl, ebd.

43 vgl. GPh 7, S. 204, in: Sckerl, ebd. S. 17

44 vgl. Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung. Bd. 8. Stuttgart 1984. (Reclam Universalbibliothek. Bd. 9918.) S. 12 (Zitierweise: GPh 8), in: Sckerl, ebd.

45 vgl. GPh 8, S. 167, in: Sckerl, ebd.

46 vgl. Klassiker, ebd. S. 299, in: Sckerl, ebd. S. 26

47 vgl. Lorenzmeier, a.a.O., S. 61.62, in: Sckerl, ebd.

48 vgl. Klassiker, ebd. S. 299, in: Sckerl, ebd.

49 vgl. Lorenzmeier, ebd. S. 63-67. 69; Kerygma und Mythos, a.a.O., S. 16; in: Sckerl, ebd. S. 26 f.

50 vgl. Klassiker, ebd., in: Sckerl, ebd. S. 27

51 vgl. Klassiker, ebd. S. 300, in: Sckerl, ebd.

52 vgl. Lorenzmeier, ebd. S. 21, in: Sckerl, ebd.

53 vgl. Horst Seebaß: Biblische Hermeneutik. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1974. (Kohlhammer-Urban TB. Bd. 199.) S. 66; Kerygma und Mythos, a.a.O., S. 16; in: Sckerl, ebd.

54 vgl. Lorenzmeier, ebd. S. 42, in: Sckerl, ebd. S. 27 f.

55 vgl. Sckerl, ebd. S. 28

56 vgl. Klassiker, ebd. S. 305, in: Sckerl, ebd.

58 vgl. Becker, a.a.O., S. 3-4

59 vgl. Faithful to Our Calling. Vol. II. St. Louis. Mo: Faculty of Concordia Seminary. o.J. S. 111, in: Becker, ebd. S. 4

60 vgl. Becker, ebd. S. 31 f.

60 vgl. Faithful … II, S. 45, in: Becker, ebd. S. 4

61 vgl. Faithful … II, S. 30, in: Becker, ebd. S. 5

62 vgl. Paul Tillich: Systematic Theology. Vol. II. Chicago: University of Chicago Press. 1957. S. 101, in: Becker, ebd.

63 vgl. Marten H. Woudstra: Event and Interpretation in the Old Testament, in: Simon Kistemaker: Interpreting God’s Word Today. Grand Rapids: Baker. 1970. S. 70, in: Becker, ebd.

64 vgl. Becker, ebd.

65 vgl. Paul Bretscher: After the Purifying. River Forest: Lutheran Education Association. 1975, S. 87, in: Becker, ebd. S. 6. 21

66 vgl. Kerygma and Myth. By Rudolf Bultmann et al. Tr. By Reginald H. Fuller. Ed. Hans Werner Bartsch. New York: Harper Torchbooks. 1961. S. 4, in: Becker, ebd.

67 vgl. Becker, ebd. S. 21 f. Faithful to Our Calling I, S. 36, in: Becker, ebd. S. 26

68 vgl. Becker, ebd. S. 25 f.

70 vgl. Faithful … I, S. 36, in: Becker, ebd. S. 26; John Warwick Montgomery: Crisis in Lutheran Theology. Bd. 1. Grand Rapids: Baker. 1967. S. 17, in: Becker, ebd. S. 27

69 vgl. C.H. Dodd: The Authority of the Bible. New York: Harper. 1958. S. 237, in: Becker, ebd. S. 6

70 vgl. Becker, ebd. S. 6-9

71 vgl. Becker, ebd. S. 10

72 vgl. So entstand die Bibel … Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung e.V. 1992. S. 77 f.

73 vgl. Becker, a.a.O., S. 10

74 vgl. Becker, ebd. S. 11

75 vgl. Becker, ebd. S. 12

76 vgl. dazu die Arbeit von Eta Linnemann: Gibt es ein syoptisches Problem? Neuhausen-Stuttgart: Hänssler 1992. (Theologie für die Gemeinde. 2.)

77 vgl. Becker, ebd. S. 13-14

78 vgl. Woudstra, a.a.O., in: Kistemaker, a.a.O., S. 58, in: Becker, ebd. S. 15

79 vgl. dazu z.B.: Wilhelm Möller: Einleitung in das Alte Testament. Zwickau (Sachsen): Verlag von Johannes Herrmann. 1934; Hans Möller: Alttestamentliche Bibelkunde. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt. 1983; Heinrich Ernst Ferdinand Guericke: Historisch-kritische Einleitung in das Neue Testament. Leipzig: K.F. Köhler. 1843. [„historisch-kritisch“ hat hier nichts mit der HKM zu tun, sondern meint historisch im Sinne der Verständnisses der Bibel als eines Buches, das historische Tatsachen ausdrückt]

80 vgl. Otto Kaiser and Werner Camel (!) [an anderer Stelle: Kümmel]: Exegetical Method. Tr. by E.V.N. Goetchius. New York: Seabury Press. 1967. S. 22, in: Becker, a.a.O., S. 16

81 vgl. Becker, ebd. S. 17

82 vgl. Kurt Marquart: In the Name of God … What ‚False Doctrine’? in: Christian News, VIII, 2 (Apr. 5, 1976). S. 7, in: Becker, ebd. S. 18

83 vgl. Becker, ebd. S. 21

84 vgl. Becker, ebd. S. 20

85 vgl. Becker, ebd. S. 21

88 vgl. Becker, ebd. S. 27

89 vgl. Becker, ebd. S. 29

90 vgl. Becker, ebd. S. 30

91 vgl. Dodd, a.a.O., S. 233, in: Becker, ebd.

92 Die nachfolgenden Ausführungen sind entnommen: Roland Sckerl: Die Bibel – Gottes heiliges, irrtumsloses Wort an uns. Durmersheim 1999.