Aufsätze
zur christlichen Taufe,
mit besonderer
Berücksichtigung der
Kindertaufe
Herausgegeben
von
Roland
Sckerl
Inhaltsverzeichnis
DIE TAUFE - EIN
GNADENMITTEL DES HEILS GOTTES
„Was gibt oder
nützt die Taufe?“
„Wie kann Wasser
solche große Dinge tun?“
„Was bedeutet denn
solch Wassertaufen?“
DIE TAUFE IST
REINES EVANGELIUM
MYTHOS UND
WIRKLICHKEIT DER TAUFWIEDERGEBURT
DIE VERANTWORTUNG
AUS DER TAUFE
TAUFE - BEKEHRUNG
- TÄGLICHE BUSSE
(Dieses Heft soll sich besonders mit dem Thema der Taufe,
insbesondere der Kindertaufe, beschäftigen, die in der heutigen Zeit von vielen
Seiten, auch im konservativen oder evangelikalen Bereich, in Frage gestellt
wird. Nachfolgendes 'Gespräch' zwischen einem Baptisten (B.) und einem
Lutheraner (L.) ist der Versuch, in dialogischer Form einige Grundlinien der
unterschiedlichen Lehrauffassungen und der biblischen Grundlagen für die
Kindertaufe herauszustellen und so das Verständnis für diese fragen zu
vertiefen.)
B.:
Es wundert mich doch sehr, daß ihr als Bekenntnislutheraner Kinder tauft, denn
ihr besteht doch sonst so sehr auf der absoluten Irrtumslosigkeit und
Verbindlichkeit der Bibel. In der Bibel aber finde ich nicht, daß Jesus
Christus als Kind getauft wurde.
L.: Das
ist richtig; unser Herr Jesus Christus wurde nicht als Kind getauft. Aber: zu
dieser Zeit war die Taufe selbst als göttliche Ordnung noch gar nicht
eingesetzt. Vielmehr hat sie Jesus Christus ja erst kurz vor seiner
Himmelfahrt, im Zusammenhang mit dem Missions- oder Reichsbefehl Matth. 28
geordnet. Dagegen aber ist Jesus, wie alle jüdischen Knäblein, am achten Tage
beschnitten und damit in das Volk
Gottes aufgenommen worden, wie 1 Mose 17 aussagt - obwohl er doch selbst gar
nichts dazu tun konnte, Glied des Gottesvolkes zu sein. Wenn wir dazu noch
bedenken, daß die Beschneidung das Siegel der Gerechtigkeit ist, Röm. 4, so hat
ein jüdisches Knäblein dieses Siegel bekommen, lange bevor es rational denken
konnte, einen überlegenden, nachdenkenden Glauben ausüben konnte.
B.:
Gut, das war im Alten Testament so. Aber im Neuen Testament haben wir die
Beschneidung nicht mehr und von einer Taufe von Kindern finde ich da wirklich
nichts.
L.:
Sie sagen, daß die Beschneidung im Neuen Testament aufgehört hat. Das ist ganz
richtig. Aber warum ist das so? Wenn wir in den Kolosserbrief ins zweite
Kapitel sehen, finden wir da nicht einen ganz bedeutsamen Hinweis, der uns auch
im Blick auf die Taufe weiterhelfen könnte? Da heißt es doch: In welchem
[nämlich Christus] ihr auch beschnitten seid mit der Beschneidung ohne Hände,
durch die Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch, nämlich mit der
Beschneidung Christi, in dem, daß ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe.
Werden hier nicht Beschneidung und Taufe parallel gesetzt, ja, könnten wir
damit nicht die Taufe als die neutestamentliche Fortsetzung dieses
Bundeszeichens, der Beschneidung, erkennen? Wenn aber die Beschneidung an
achttägigen Knäblein vollzogen wurde, was sollte uns dann hindern, Säuglinge zu
taufen?
Sie haben
gesagt, Sie fänden keine Taufen von Kindern in der Bibel, deshalb seien sie
auch nicht recht. Nun, es ist richtig, daß nirgends ausdrücklich gesagt wird,
daß auch Kinder getauft werden sollten. War es aber gerade im Blick auf die
Beschneidung nicht schier selbstverständlich, daß die Taufe auch an Kindern
christlicher Eltern vollzogen wurde, so daß diese Frage in der frühen
christlichen Zeit gar nicht im Raume stand? Und: haben wir nicht mehrere
Hinweise, nämlich bei Hauptmann Cornelius, bei Lydia und bei dem
Gefängniswärter in Philippi (Apg. 10 und 16), bei denen es heißt, daß sie
getauft wurden mit ihren Häusern? Schließt aber nicht der Begriff 'Haus' gerade
auch die Kinder ein? Bedenken wir doch, was dieser Begriff in der Heiligen
Schrift Gottes, die doch für uns verbindlich sein soll, gebraucht wird. Nehmen
wir nur einmal 1 Mose 17, die Einsetzung der Beschneidung. Wem war sie denn
zugesagt als ein Siegel des Glaubens? Als Siegel des Glaubens war sie doch
gezielt auf Abraham - und doch soll sie nicht nur an ihm vollzogen werden,
sondern an allen, die seinem Hause als männliche Glieder angehören. Und so geht
die Verheißung auch ausdrücklich über seine Nachkommen. Übrigens: diese
Verheißung wird Apg. 2 durch Petrus nach seiner Bußpredigt gerade auch im Blick
auf die Taufe erneuert. Auf dem Landtag zu Sichem kann Josua, Jos. 23, ohne
Beratung mit seiner Familie klar aussprechen: Ich und mein Haus wollen dem
Herrn dienen. Josua konnte hier ganz klar für sein Haus sprechen. Und so finden
wir es immer wieder: Im Hausvater spricht Gott das ganze Haus an. Besonders
deutlich tritt dies doch hervor bei dem Gefängniswärter in Philippi. Nur von
ihm heißt es ausdrücklich, daß er gläubig wurde - und doch ließ er sein ganzes
Haus taufen, ja, wir haben dort diesen ganz da hineinpassenden Ruf des Paulus:
Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein Haus selig. Auch hier
wird das Haus hineingenommen, das nun unter der Verkündigung des Hausvaters
stehen sollte, um zum Glauben zu kommen. Wir haben also durchaus die biblische
Ordnung auch für die Kindertaufe. Und vorallem: Gehören die Säuglinge nicht mit
zu den Völkern, die zu Jünger gemacht werden sollen durch Taufen und Lehren,
Matth. 28?
B.:
Aber es hat ja schon in der frühen Kirche eindeutige Gegner der Kindertaufe
gegeben!
L.:
Sie denken sicher an Tertullian? Ja, er war ein Gegner der Kindertaufe. Aber
wenn Sie seine Argumente betrachten, so sind sie kaum aus der Bibel genommen -
und vorallem, eines hat er nicht gesagt, weil es einfach nicht möglich war,
nämlich daß die Apostel keine Kinder getauft hätten und die Kindertaufe später
aufgekommen sei. Nein, das konnte er nicht sagen. Aber wäre dem so gewesen, so
hätte er doch gerade das gesagt, denn welch stärkeres Argument hätte er sonst
noch haben können? Wir hören nirgends etwas von einer Taufdiskussion im 1. oder
2. Jahrhundert, weil es zu einer Änderung der Taufpraxis gekommen wäre. Aber
wäre nicht mit Sicherheit eine solche aufgekommen, wenn hier solch eine dann
doch tiefgreifende Änderung in der Taufpraxis und damit auch Taufauffassung
eingetreten wäre?
B.:
Gut, aber ich sehe doch von der Bibel her, daß erst der Glaube da sein muß und
dann soll die Taufe folgen, als eine Antwort, ein öffentliches Bekenntnis
dessen, der zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist. So haben wir doch in
Mark. 16 die Reihenfolge: erst Glaube, dann Taufe. Ist es nicht so?
L.: Gewiß
haben wir in Mark. 16 diese Reihenfolge, aber in Matth. 28 ist sie genau
umgekehrt. Diese Reihenfolge beweist doch daher nichts, nicht wahr?
B.: Aber
der Glaube muß doch da sein, das sagen Sie als Lutheraner doch auch, nicht
wahr? Ohne den Glauben kann doch niemand errettet werden! Aber so ein Säugling,
der kann doch gar nicht glauben. Also darf man ihn auch nicht taufen. Und
außerdem kann er ja auch gar nicht Buße tun, die doch dem Glauben vorangeht.
L.:
Ohne den Glauben an Jesus Christus kann niemand errettet werden. Das ist ganz
richtig, da stimmen wir überein. Aber wenn Sie sagen, daß ein Säugling nicht
glauben kann, so muß ich Ihnen entschieden widersprechen. Kann es nicht sein,
daß wir da ein völlig verschiedenes Glaubensverständnis vielleicht haben? Wenn
ich Sie so recht verstehe, so gehört bei Ihnen zum Glauben das Verstehen, das
Nachdenken, die Reflexion mit dazu, spielt also der Verstand eine große Rolle.
Und weil ein Säugling so etwas noch nicht kann, seinen Glauben auch noch nicht
für uns vernehmbar ausdrücken kann, so meinen Sie: er kann gar nicht glauben.
Aber ist der rettende Glaube ein Produkt unseres Verstandes? Ist die Bekehrung,
die Wiedergeburt denn ein Akt, der aus unserem Verstand kommt, eine
Entscheidung, die wir bewußt, überlegt treffen? Ist nicht vielmehr der Glaube
ein Geschenk Gottes durch sein Evangelium, Joh. 6; Eph. 2? Und ist nicht der
Glaube in seinem eigentlichen Kern Herzenssache, Röm. 10, also Vertrauen? Und
vertrauen, das kann auch ein Säugling, wie wir in seinem Verhältnis vorallem
zur Mutter sehen. Sicher, er überlegt nicht, stellt keine Untersuchungen an,
die dann zu dem Ergebnis führen: das ist meine Mutter, in ihrem Leib bin ich
gewesen, sie hat mich geboren, darum darf ich ihr vertrauen. Nein, all das ist
nicht da. Ein Kinder, auch ein Säugling, vertraut direkt. Und: ist das nicht
gerade das Schöne, ja, Vorbildhafte bei den Kindern?
B.: Das ist ja sehr interessant, was
Sie sagen, aber beweisen aus der Bibel können Sie es nicht!
L.: O doch! Gottes Wort schweigt nicht darüber! Denken wir nur an
die oft zitierte Stelle mit der Segnung der Kinder durch den Herrn Jesus Christus,
etwa Mark. 10. Hier sind dem Heiland ganz kleine Kinder gebracht worden, nach
dem Lukasevangelium so kleine, daß sie auf dem Arm getragen werden mußten.
Haben sie denken können? Konnten sie über ihren Glauben reflektieren? Die
Jünger haben wohl zunächst ganz ähnlich gedacht wie auch heute viele: Was
wollen die bei Jesus? Die können seine Predigt doch gar nicht aufnehmen! Aber
Jesus hat anders darüber gedacht. Er hat sie gesegnet - denn die Taufe war
damals noch gar nicht eingesetzt - und hat dann noch diesen bedeutsamen Zusatz
gemacht: Solcher ist das Himmelreich. Damit hat er eindeutig gesagt: sie haben
das Himmelreich. Nun sagt es die Heilige Schrift ganz klar, Joh. 3, und wir
beide bekennen es ja auch: ohne den Glauben kann niemand ins Reich Gottes
kommen. Damit aber spricht der Herr Jesus ihnen eindeutig den Glauben zu. Und
er bekräftigt dies noch, wenn er sagt, daß nur der, der das Reich Gottes wie
ein Kindlein empfängt, auch hineinkommt. Damit bezeugt er: Ein Kindlein kann
das Reich Gottes empfangen, kann hineinkommen; damit aber auch: es kann
glauben. An anderer Stelle spricht er von kleinen Kindern, die er zu sich
stellte, daß sie glauben können und warnt davor, ihren Glauben zu Fall zu
bringen. Ja, er betont, daß Gott nicht will, daß eines dieser Kleinen verloren
gehe, Matth. 19. Insofern ist die Säuglingstaufe sehr wohl eine Glaubenstaufe,
weil wir bitten und auch aufgrund des Wortes Gottes glauben, daß der dreieinige
Gott dem Säugling im Zusammenhang mit der Taufe durch sein Wort auch den Glauben
weckt, nicht durch eine magische Wirkung der Taufe, nein, sondern durch sein
Wort.
Übrigens,
Sie sagten vorhin noch, die Taufe sei ein öffentliches Bekenntnis, das wir
bringen, und das ein Säugling ja noch nicht bringen könne. Aber wo finden Sie
das in der Bibel? Wenn wir die Aussagen zur Taufe betrachten, Joh. 3, auch Röm.
6, Apg. 22, Eph. 5, Tit. 3, so lesen wir doch dort ganz deutlich, daß die Taufe
ein Handeln Gottes an uns ist, daß Gott uns Menschen da beschenkt: er reicht
uns die Wiedergeburt, die neue Geburt; der alte Mensch wird in der Taufe
gekreuzigt, und ein neuer Mensch steht auf aus der Taufe; in der Taufe werden
die Sünden abgewaschen. Zur Taufe gehört aber das Wort Gottes unbedingt dazu,
ja, es ist sogar das wichtigste Element in der Taufe. Dieses Wort ruft zum
Glauben, weckt den Glauben. Denn da stimmen wir beide sicher überein: all das,
was Gott darreicht, auch in der Taufe, haben wir nur durch den Glauben. Sehen
Sie, das sagen wir auch: wer nicht wirklich von Herzen an Jesus Christus als an
seinen Heiland glaubt, der hat auch all das nicht, was Gott im ihn der Taufe
dargereicht hat, der ist wieder unter Gottes Zorn und bedarf der Bekehrung,
sonst nutzt ihm die Taufe nichts, gar nichts.
B.:
Sehen Sie! Das betonen wir auch. Und wenn wir recht hinsehen, so müssen wir
doch sagen: Die Kindertaufe nutzt doch nichts, was ist denn geworden aus den
vielen, die als Säuglinge getauft wurden? Sie wird doch nur als ein Ruhekissen
mißbraucht!
L.: Sie
haben völlig Recht, wenn Sie sagen, daß, leider, an vielen nichts mehr von der
Taufgnade zu bemerken ist. Aber besteht die Gefahr nicht auch, wenn der Mensch
älter ist? Stehen wir nicht täglich in der Gefahr, uns durch Sünde wieder von
Gott zu entfernen? Es ist auch völlig falsch, wenn die Betonung weg von der
Taufe auf die Bekehrung, das Datum der Bekehrung, gelegt wird, und man meint:
nun ist alles in Butter, jetzt komme ich gewiß in den Himmel. Das ist geradeso
falsch wie die Meinung: Ich bin getauft, darum komme ich auf jeden Fall in den Himmel.
Nein, so einfach ist es nun wirklich nicht. Ruft uns nicht gerade im
Zusammenhang mit der Taufe Röm. 6 zu täglicher Buße, Vergebung und Glauben auf?
Wir bedürfen also täglich neu der Sündenerkenntnis, täglich neu der Vergebung,
die wir im Glauben ergreifen sollen, und daraus täglich neu der Hingabe an
Jesus Christus, unseren Herrn.
Und so
steht es nun doch beim Säugling auch. Nach der leiblichen Geburt ist er da -
aber wir stellen ihn doch nicht gleich an die Werkbank oder schicken ihn auf
die Universität, sondern er muß nun erst einmal heranwachsen und viel lernen.
Und mit jemandem, der die geistliche neue Geburt empfangen hat, da geht es doch
nicht anders. Auch hier ist viel Unterweisung, Erziehung, Hilfe nötig, daß er
gefestigt wird. Und das ist es, woran es so vielfältig fehlt. Hier ist die
Frage der Taufzucht aufgeworfen - und da haben Sie völlig recht, wenn Sie dann
meinen, daß vielfach nicht getauft werden sollte. O ja, wo die Erziehung im
Glauben nicht gewährleistet ist, und sei es nur durch ein Familienglied, da
kann nach Matth. 28 die Taufe auch nicht gewährt werden. Hier liegt tatsächlich
eine sehr große Not.
Übrigens,
die Buße, die Sie vorhin ansprachen, soll allerdings beim bewußten Menschen dem
Glauben vorausgehen, aber nicht in der Weise, daß sie eine Vorbedingung für die
Errettung ist. Denn auch sie ist ja nicht unser Werk, das wir Gott bringen,
sondern doch vielmehr ein vorbereitendes Werk Gottes durch das Gesetz in uns,
wie wir etwa Röm. 7 und Gal. 3 sehen.
B.:
Es ist richtig, daß auch nach der Taufe der Mensch in Buße und Glauben leben
muß. Da stimme ich Ihnen zu. Aber das andere kann ich doch noch nicht so
annehmen, so interessant und vielfach auch neu es mir ist.
L.:
Nun, ich denke, es war gut, daß wir uns überhaupt schon einmal darüber
austauschen konnten und aus Gottes Wort bedenken, was es über die Taufe
sagt.
Von
Menschen, die
als Erwachsene zum christlichen Glauben bekehrt wurden, haben Jesus Christus
als ihren persönlichen Retter von Sünden kennengelernt durch die Predigt vom
Glauben (Gal. 3,2), durch das Wort Gottes (Röm. 10,17). Sie bekennen
ihren Glauben, bevor sie getauft werden (Apg. 8,13.37), und danach
stärkt die Taufe ihren Glauben so, wie es das Heilige Abendmahl macht.
Erwachsene werden also erst unterwiesen und dann getauft (Apg.
2,41; 8,35-38; 10,47-48; 16,14-15. 30-34; 18,8).
Wenn es
sich aber um Kinder handelt, so ist das eine andere Sache. Kleine Kinder kommen
durch die Taufe in die christliche Kirche. Alle rechtgläubigen (orthodoxen)
Kirchen praktizieren die Säuglings- oder Kindertaufe. Einzig die Sekten, die
aus den häretischen Wiedertäufern (Anabaptisten) des 16. Jahrhunderts erwachsen
sind, verweigern den Kindern dieses Gnadenmittel. Die Augsburgische Konfession
der Evangelisch-Lutherischen Kirche lehrt, "daß man auch die Kinder taufen
soll, welche durch solche Taufe Gott überantwortet und gefällig [lat. Text: in
Gottes Gnade aufgenommen] werden. Derhalben werden die Wiedertäufer verworfen,
welche lehren, daß die Kindertaufe nicht recht sei." (CA IX, 2.3) Ebenso
sagt die Apologie der Augsburgischen Konfession: "Zum andern ists am Tage,
daß Gott der Herr sich gefallen läßt die Taufe der jungen Kinder; derhalben
lehren die Wiedertäufer unrecht, so dieselbige Taufe verdammen." (Apol.
IX, 53) Die Evangelisch-Lutherische Kirche praktiziert, auf festem biblischen
und historischen Grund stehend, die Kindertaufe aus folgenden Gründen:
1. Kleine
Kinder, Säuglinge, BENÖTIGEN die Taufe, weil sie, wie die Erwachsenen,
durch die Erbsünde von Natur abgrundtief verdorben sind. Schon Babies sind ja
bekannt dafür, daß sie aus reiner eifersüchtiger Selbstsucht schreien - ein
Zug, den sie nicht gelernt haben, der ihnen nicht gelehrt wurde, sondern den
sie in ihrer Natur haben. Von Natur aus sind Babies böse! Auch sie sind
Nachkommen - und von gleicher Natur - dieses diebischen Gärtners (Adam) und
ebenso dieses betrunkenen Seekapitäns (Noah). Die lutherischen Bekenntnisse
verdammen die folgenden falschen Lehren: "Daß Kinder, die nicht getauft
sind, vor Gott nicht Sünder, sondern gerecht und unschuldig seien, welche in
ihrer Unschuld, weil sie noch nicht zu ihrem Verstand kommen, ohne die Taufe
(derer, ihrem Vorgeben nach, sie nicht bedürfen) selig werden. Verwerfen also
damit die ganze Lehre von der Erbsünde und was derselben anhanget." Ebenso
sind diejenigen verdammt, die lehren, "daß Kinder nicht sollen getauft
werden, bis sie zu ihrem Verstand kommen und ihren Glauben selbst bekennen
können". Des weiteren ist der Gedanke verworfen "daß der Christen
Kinder darum, weil sie von christlichen und gläubigen Eltern geboren, auch ohne
und vor der Taufe heilig und Gottes Kinder seien; auch der Ursache der Kinder
halben Taufe weder hoch halten noch fördern gegen die ausdrücklichen Worte der
Verheißung Gottes, die sich allein auf die erstrecken, welche seinen Bund
halten und denselben nicht verachten, 1 Mose 17,7 ff." (Konkordienformel,
Epit. XII, Par. 6-8; s.a. Konkordienformel, Ausf. Darl. XII, Par. 11-13) Es
kommt auch vor, daß Säuglinge sterben. Die Bibel lehrt, daß der Tod ein Lohn
der Sünde ist (Röm. 6,23) - Babies sind also Sünder!
1 Mose 5,3; 8,21;
Psalm 25,7; 51,7; 58,4; Spr. 20,9.11; Hiob 14,1-4; 15,14; 25,4; 13,26; Pred.
7,20; Joh. 3,6; 9,34 a; Röm. 3,10-12. 19 b. 22 b. 23; 5,12. 15. 18-19. 22-23; Eph.
2,1-3; 1 Kor. 15,22; 2,14.
2.
Kleine Kinder sind ganz gewiß in den BEFEHL eingeschlossen, "alle
Völker" zu taufen. Kinder wurden in die Volkszählungen der alten Nationen
eingeschlossen. Wenn einige argumentieren, daß auf Kleinkinder nicht
ausdrücklich Bezug genommen wird in Jesu Einsetzung der christlichen Taufe,
dann könnten wir auch hervorheben, daß ebensowenig erwachsene Männer oder
Frauen bei den Worten "alle Völker" ausgewählt sind.
Matth.
28,18-20. (Es ist typisch für die
Baptisten, daß sie in diesen großen Auftrag Christi ein zeitliches Element und
eine Abfolge hineinbringen, was grammatisch nicht annehmbar ist. "Machet
zu Jüngern alle Völker" ist eine völlig richtige Übersetzung von 'mathateusate'.
Auf dieses Wort folgen dann die Partizipien 'baptizontes' [taufend] und
'didaskontes' [lehrend]. Bei dieser Konstruktion wird also die Bedeutung
weitergegeben: "machet Jünger durch taufen und lehren". Zwei
Handschriften (B und D) haben sogar 'baptizantes', das ist 'getauft
habend'. Die Baptisten nun erklären den Text als seien dies die Worte: 'mathateusantes'
(Partizip) ... 'baptizate' ... 'didaskete', nämlich,
"nachdem ihr sie zu Jüngern gemacht habt, tauft und lehrt sie", eine
falsche Auslegung, die, neben dem, daß sie wenig Sinn macht, tatsächlich
besagt, daß Jünger Christi gemacht werden könnten, bevor sie getauft und
gelehrt würden. Wie soll das geschehen? Welch möglichen Mittel und Methoden
könnten verwendet werden, um das zu erreichen? Leider wird keine vernünftige
Antwort gegeben und ist, wie wir meinen, auch nicht möglich. (aus: "Baptism
- Who and Why?" von S. Twenge, in: The Faithful Word, Vol. 13, Nr. 4, Nov.
1976, S. 6.))
3.
Die VERHEISSUNG der Erlösung durch die Taufe ist den Kindern gegeben:
"Peter sprach zu ihnen: Tut Buße und lasse sich ein jeglicher
taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr
empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euer und eurer Kinder ist
diese Verheißung und aller, die ferne sind, welche Gott, unser Herr, herzurufen
wird." Apg. 2,38.39. Das griechische Wort für "Kinder" ist hier
"teknois". Das ist ein Begriff, der Nachkommen und Kinder
jeglichen Alters, einschließlich kleiner Säuglinge, einschließt. (vgl. Luk. 1,17; 3,8;
Apg. 17,28.29)
4.
Das Sakrament der Taufe wird von St. Paulus MIT DER BESCHNEIDUNG VERGLICHEN.
Die Beschneidung war im Alten Testament das Sakrament, durch das kleine Kinder,
acht Tage alte männliche Säuglinge, in den Bund Israels, die Kirche, gebracht
wurden. Gal. 3,6-8 informiert uns, daß der Bund, den Gott mit Abraham machte,
eine Evangeliumsbeziehung war. Nach 1 Mose 17,9-14 sollte das sakramentliche
Zeichen dieses Gnadenbundes die Beschneidung sein. Es sollte von Abraham und
seinem Samen "bei seinen Nachkommen" gehalten werden. Es ist klar,
daß, wenn auch das Zeichen der Beschneidung verschwunden ist, kleine Kinder
immer noch in den Gnadenbund eingeschlossen sind (Gal. 3,15-17). Wie männliche
Kinder zu Teilhabern des Bundes im Alten Testament durch die Beschneidung
gemacht wurden, so sollen im Neuen Testament alle Kinder durch die Taufe zu
Empfängern der göttlichen Gnade gemacht werden. St. Paulus nennt die Taufe die
"Beschneidung ohne Hände, durch Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch,
nämlich mit der Beschneidung Christi, in dem, daß ihr mit ihm begraben seid
durch die Taufe; in welchem ihr auch seid auferstanden durch den Glauben, den
Gott wirket, welcher ihn auferwecket hat von den Toten". (Kol. 2,11.12) In
Röm. 2,28.29 spricht Paulus von der "Beschneidung des Herzens".
Die
Beschneidung war im Alten Testament befohlen (3 Mose 12,3), und es war eine
schwere Sünde, wenn sie von einem Israeliten unterlassen wurde (2 Mose
4,23-26). Wurden die männlichen Säuglinge nicht beschnitten, so war dies eine
Schande für das Volk (Jos. 5,2-9). Aber selbst das Alte Testament sprach von
der "Beschneidung des Herzens" und, darüber hinaus, gebot den Juden, "das
Herz deines Samens" zu beschneiden. Im Neuen Testament erfüllt die Taufe
genau dies alles. (vgl. 5 Mose 10,16; 30,6 mit Kol. 2,11.12)
5. In
Epheser 5,25-26 lesen wir von der HEILIGUNG DER GESAMTEN KIRCHE. Paulus
schreibt: "... gleichwie Christus auch geliebet hat die Gemeinde und hat
sich selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiligte, und hat sie gereiniget
durch das Wasserbad im Wort." Da auch Kinder Teil der Kirche sein sollen,
so müssen auch sie geheiligt und gereinigt sein durch das Wasserbad im Wort -
durch die Taufe.
6. Jüdische
Rabbiner und Kommentatoren sprechen von verschiedenen JÜDISCHEN TAUFEN
im Alten Testament. Maimonides sagt: "Auf dreierlei Weise trat Israel in
den Bund ein: durch Beschneidung und Taufe und Opfer. Die Beschneidung war es
in Ägypten, wie geschrieben steht: "Kein Unbeschnittener soll davon
essen." [2 Mose 12,48] Die Taufe war es in der Wüste vor der Gesetzgebung,
wie geschrieben steht: "Heilige sie heute und morgen, daß sie ihre Kleider
waschen." [2 Mose 19,10] (Waschen der Kleider meinte das Waschen des
gesamten Körpers.) Und vom Opfer gilt, was 2 Mose 24,5 geschrieben wird."
Im Neuen Testament lesen wir von der 'Lehre von den Taufen' (nämlich der
christlichen Taufe in Beziehung zu den jüdischen Waschungen) (Hebr. 6,2) und
'mancherlei Taufen' (Hebr. 9,10). Einige dieser Waschungen oder Taufen
beinhalteten das Abwaschen, Begießen und Besprengen mit Wasser oder Blut (2
Mose 29,4.21; 3 Mose 14,7-9; 16,14-19; 4 Mose 19,7.13-21). Wichtig ist hier,
daß Kinder in all diese Taufen eingeschlossen waren. Edward W. A. Koehler
schreibt: "Es ist für unseren jetzigen Zweck ohne Bedeutung zu zeigen, ob
diese Taufe (die oben von Maimonides erwähnte) eine göttliche Einsetzung war
oder nicht; es genügt zu sagen, daß die Juden glaubten, daß in der Wüste das
gesamte Volk, einschließlich der Kinder, getauft wurde. Sie hielten weiter
dafür, daß diese Taufe für alle ihre Nachkommen gültig sei; filius baptizati
habetur pro baptizato (die Kinder haben die Taufe um zu taufen)." Es wird
anerkannt, daß diese alttestamentlichen Taufen keine christliche Taufe waren.
Wenn jedoch das Volk gewohnt war, Kinder ebenso wie Erwachsene zu taufen, hätte
dann nicht Jesus, als er Seine Taufe einsetzte, die Kinder ausdrücklich
ausschließen müssen, wenn sie nicht mit eingeschlossen sein sollten? Koehler
stellt wiederum fest: "Immer dann, wenn ein Brauch fortgeführt wird, muß
nichts weiter dazu gesagt werden; wenn aber eine tiefgreifende Änderung
eingeführt wird, so muß das denen, die unter dem alten Brauch aufgewachsen
sind, gesagt werden." Taufen war nicht neu für die Juden. Jesus gab einem
alten Brauch, der auch Kinder betraf, eine neue Bedeutung und Kraft. Christus
hat die Kleinkinder nicht von Seiner Taufe ausgeschlossen; so dürfen wir es
auch nicht tun.
7. Ähnlich
zu dem vorangegangenen Argument ist die Sache der PROSELYTENTAUFE. Die
jüdischen Autoritäten berichten uns, daß, wenn ein heidnischer Proselyt zum
Judentum in diesen Glauben im Alten Testament eintrete, so würde er mit
seinen Kindern getauft. Die Gemara Babylon stellt fest: "Wenn mit
einem Proselyten seine Söhne und seine Töchter zu Proselyten gemacht werden, so
gereicht das, was durch ihren Vater geschieht, auch ihnen zum Guten."
"Sie sind gewohnt, einen solchen Proselyten in seiner Kindheit zu taufen
auf das Bekenntnis des Hohen Rates." Die Mishna sowohl des babylonischen
als auch des Jerusalemer Talmuds spricht von Proselyten, die in einem Alter
unter drei Jahren getauft wurden. Maimonides schreibt: "Der Heide, der zu
einem Proselyten gemacht wird, und der Sklave, der freigemacht wird, beide sind
sie wie ein neugebornes Kind." Diese durch eine Taufe vollbrachte neue
Geburt geht für Maimonides weiter: "Wenn ein Israelit ein kleines
Heidenkind nimmt oder findet ein heidnisches Kind und tauft es zum Proselyten,
so ist es ein Proselyt." Wiederum ist also dies der Punkt, daß dieser
allgemein übliche Brauch Erwachsene und Kleinkinder gleichermaßen betraf. Die
neue Bedeutung und Kraft, die mit dem alten Brauch verbunden wurde, schloß im
Neuen Testament die Kinder nicht aus.
8. Alle
Juden - Männer, Frauen und Kinder - wurden unter Mose getauft mit der Wolke und
mit dem Meer [1 Kor. 10,2]. Von diesem alttestamentlichen Bild lesen wir:
"Also zogen aus die Kinder Israel von Ramses gen Suchoth,
sechshunderttausend Mann zu Fuß ohne die Kinder." (2 Mose 12,37) 2 Mose 14
berichtet uns von der Durchquerung des Roten Meeres durch alle Kinder Israel.
Im Neuen Testament lesen wir: "Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht
verhalten, daß unsere Väter sind alle unter der Wolke gewesen und sind alle
durchs Meer gegangen und sind alle unter Mose getauft mit der
Wolke und mit dem Meer." (1 Kor. 10,1.2) Es ist selbstverständlich, daß
die Kinder daran teilhatten und nicht zurückgelassen wurden, um durch die Hände
der Ägypter dahingeschlachtet zu werden. Darüber hinaus sagt uns St. Paulus:
"Das ist aber uns zum Vorbilde geschehen." (1 Kor. 10,6)
9. Wie
schon oben erwähnt, GIBT ES KEINE BESONDERE STELLE IN DER SCHRIFT, DIE
BABIES VON DER TAUFE AUSSCHLIESST. Wir würden dies erwarten, wenn wir
bedenken, wie weit verbreitet der Brauch war, Kleinkinder von Juden und
Proselyten zum Judentum zu taufen. Auf der anderen Seite setzt die
Schlußfolgerung der eindeutigen Bibelstellen klar die Praxis der Kleinkindertaufe
voraus. Die Lehre ist klar, auch wenn wir zugegebenermaßen kein direktes Wort
der Art haben "Tauft Babies." Die Praxis der Kindertaufe ist
gegründet auf einer notwendigen, logischen Schlußfolgerung aus den Worten der
Bibel, die lehren, daß jedermann, die kleinen Kinder eingeschlossen, voll Sünde
ist, einen Erlöser braucht und daß die Taufe das Mittel ist, wodurch jegliche
Person den rettenden Glauben an Jesus Christus sich aneignen kann. (So findet
sich z.B. auch das Wort "Dreieinigkeit" nicht in der Bibel, aber die
Lehre davon ist dennoch schriftgemäß, denn sie folgt aus den eindeutigen
Bibelstellen, die uns lehren, daß es nur einen wahren Gott gibt, der sich
selbst in drei voneinander verschiedenen Personen - Vater, Sohn und Heiliger
Geist - offenbart hat, daher Dreieinigkeit, drei individuelle Personen in einem
göttlichen Sein oder Wesen.)
10.
Christus HAT NIE DIE KINDERSEGNUNG EINGESETZT. Einige Kirchen versuchen
den Leerraum, der dadurch entstanden ist, daß sie die Kindertaufe verwerfen, damit
zu füllen, daß sie die Babies vor die Gemeinde oder zum Altar bringen lassen,
um sie zu segnen und zu weihen. Dies mag ein lieblicher Brauch sein, aber er
ist ohne göttliches Mandat. Jesus hat weder die Erwachsenen-, noch die
Kindertaufe eingesetzt, sondern einfach nur die Taufe - die Taufe für alle.
Sie ist des Erlösers gnädige Einrichtung, die bestimmt ist für alle Einwohner
der Erde, die menschliche Seelen sind. Irgendwelche Ersatzmittel können das
nicht geben, was die Taufe gibt.
11. Die
Praxis, ganze Haushaltungen im Neuen Testament zu taufen, schloß mit größter
Gewißheit die Kleinkinder ein. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Sklaven
mit ihren Kindern waren nach dem jüdischen, griechischen und römischen
Verständnis von Familie und/oder Haushalt eingeschlossen. In Apg. 10,24 lernen
wir, daß Cornelius "seine Verwandten und Freunde" zusammengerufen
hatte. Bei Petri Predigt "fiel der Heilige Geist auf alle, die dem Wort
zuhöreten". (V. 44) Petrus "befahl, sie zu taufen in dem Namen des
HErrn". (V. 48) Und Petrus verkündigte über Cornelius, daß dadurch
"du selig werdest und dein ganzes Haus". (Apg. 11,14) Gleicherweise
wurde Lydia "und ihr Haus getauft" (Apg. 16,15); der Gefängniswärter
in Philippi "ließ sich taufen und alle die Seinen alsobald" (Apg.
16,33); "Crispus aber, der Oberste der Schule, glaubte an den HErrn mit
seinem ganzen Hause; ... und ließen sich taufen" (Apg. 18,8); und Paulus
schreibt "Ich habe aber getauft des Stephanas Hausgesinde [griech.:
Haushalt]." (1 Kor. 1,16).
12. Die BEISPIELE
CHRISTI UND PAULI werden zuweilen dazu mißbraucht, die Notwendigkeit der
Taufe überhaupt, nicht nur für Kleinkinder, zu leugnen. Es wird gesagt, daß
Christus nie getauft habe, da Joh. 4,1-2 berichtet: "Da nun der Herr
inneward, daß vor die Pharisäer kommen war, wie Jesus mehr Jünger machte und
taufte denn Johannes (wiewohl Jesus selber nicht taufte, sondern seine Jünger),
verließ er das Land Judäa und zog wieder nach Galiläa." Aber die Taufe
durch Jesu Jünger war nichtsdestotrotz
eine gültige Taufe in seinem Namen. Joh. 3,22 sagt: "Danach kam
Jesus und seine Jünger in das jüdische Land und hatte daselbst sein Wesen mit
ihnen und taufete." Weiter: "Und [des Johannes Jünger] kamen zu
Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war jenseit des Jordans, von
dem du zeugetest, siehe, der taufet, und jedermann kommt zu ihm."
(Joh. 3,26) Jesu Taufe, von seinen Jüngern an allen vollzogen, die zu ihm
kamen, war allerdings seine von ihm autorisierte Taufe. Wenn auch Jesus selbst
niemals andere taufte, so hat er uns allen doch ein Beispiel gegeben, indem er
sich von Johannes taufen ließ (Matth. 3,13-17) und für Diener sorgte, die sie
an uns vollziehen sollen. Des weiteren, wenn auch St. Paulus schreibt
"Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu
predigen", so ist es doch eine Tatsache, daß Paulus "Crispus und
Gaius" und viele andere getauft hat (1 Kor. 1,14-17). Paulus selbst wurde
getauft (Apg. 9,18). Paulus machte seinen Einwurf zu den Korinthern im Hinblick
darauf, "daß nicht jemand sagen möge, ich hätte auf meinen Namen
getauft". (V. 15) So sind also die Beispiele Christi und St. Pauli
vielmehr eine Mahnung an alle, Kinder eingeschlossen, getauft zu werden.
13. Das ZEUGNIS
DER FRÜHEN KIRCHE zeigt, daß die Kleinkindertaufe praktiziert wurde. Die
apostolischen und Kirchenväter bezeugen ihren Gebrauch und ihre Akzeptanz.
Polycarp, Clemens von Rom, Justin Martyr, Irenäus, Tertullian (durch seine
Opposition), Origenes, Cyprian, Pelagius und Augustinus bezeugen alle ihren
Gebrauch von Anfang an. Hören wir einige ihrer Zeugnisse:
Augustinus,
354-430, tröstet einige, die beunruhigt waren, "daß einige ihre Kinder
nicht zur Taufe bringen, mit dem Glauben, daß sie durch geistliche Gnade zum
ewigen Leben wiedergeboren werden könnten".
Pelagius,
geboren 330, schreibt: "Ich habe selbst von keinem ungläubigen Häretiker
gehört, der behauptet hätte, das Kinder nicht zu taufen seien."
Auf dem
Konzil von Karthago, 254, sagten die sechsundsechzig Bischöfe: "Wir dürfen
niemanden am Getaufwerden und der Gnade Gottes hindern, denn er ist gnädig und
freundlich zu uns allen. Und diese Regel, da sie für alle gilt, sollte unserer
Meinung nach besonders im Hinblick auf die Kinder, auch die neugeborenen,
beachtet werden."
Origenes,
184-254, hält fest: "Gemäß der Praxis der Kirche, wird die Taufe auch
Kindern gegeben, denn, wenn in den Kindern nichts wäre, was Vergebung und Gnade
benötigte, so würde die Gnade der Taufe auch nicht notwendig erscheinen."
Weiter schreibt er: "Das ist auch der Grund, weshalb die Kirche von den
Aposteln her es überliefert bekommen hat, auch den Kindern die Taufe zu geben.
Denn die, denen die göttlichen Geheimnisse anvertraut waren, wußten, daß in
allen Personen eine natürliche Verunreinigung durch die Sünde ist, welche durch
Wasser und Geist hinweggetan werden muß, weshalb ja auch der Leib selbst ein
Leib der Sünde genannt wird." Weiter: "Kleinkinder sind um der
Vergebung der Sünden willen zu taufen."
Die
Evangelisch-Lutherische Synode von Missouri zitiert in ihrer Serie zum
hundertjährigen Jubiläum, The Abiding Word, Bd 2, S. 399-400,
zusätzliche historische Zeugnisse:
Zusätzliche Zeugnisse für die
Kindertaufe: Augustinus (+ 430):
"Die Pelagianer haben es nie gewagt, die Kindertaufe zu leugnen, da sie
wußten, daß, wenn sie sie geleugnet hätten, sie dann gewiß mit der ganzen
Kirche hätten kämpfen müssen" (s. Lib. I:26). Wieder sagt er im Hinblick
auf die Kindertaufe, daß "die gesamte Kirche sie gebraucht" und daß
der Brauch, Kleinkinder zu taufen, "von den heiligen Aposteln
herkommt". In seiner Zehnten Predigt ermahnt er seine Hörer:
"Laßt euch von niemandem durch falsche Lehre verführen. Die Taufe von
Kindern ist von der Kirche zu allen Zeiten praktiziert worden. ... und hat sie
bis auf diesen Tag fortwährend bewahrt." (zitiert in Rambachs
Erläuterungen, S. 681; für das gesamte Zitat s. Syn.Ber. d. Canada-Distr.,
1888, S. 45) Derselbe Bericht zitiert auch ein Dekret des Konzils von Karthago
(418): "Wer immer leugnet, daß neugeborene Kinder getauft werden sollen,
der sei verflucht" (ebd. S. 46). Der Bericht zitiert darüber hinaus
Tertullians Argument gegen die Kindertaufe (Tertullian, + ca. 220): "Von
der Natur und Anlage jedoch und auch dem Alter jeder Person, ist es viel
nützlicher, die Taufe hinauszuzögern; und das betrifft besonders kleine Kinder
... Laßt sie kommen, wenn sie heranwachsen; laßt sie kommen, wenn sie lernen
(das ist), wenn sie gelehrt sind, wozu sie kommen. Warum soll das unschuldige
Alter zur Vergebung der Sünden eilen? In irdischen Dingen gehen die Leute gewiß
weitaus vorsichtiger vor; sie vertrauen denen göttliche Dinge an, denen sie
nicht irdische Güter anvertrauen. Laßt die Kinder erst lernen, nach der
Erlösung zu fragen, damit es klar ist, daß wir sie denen geben, die danach
fragen. Aus dem gleichen starken Grund soll sie [die Taufe] auch bei den
Unverheirateten herausgezögert werden. Wenn jemand die Bedeutung der Taufe
betrachtet, so wird er ängstlicher sein, wenn er sie erhält, als wenn er sie
hinauszögert." (ebd. S. 48) Der Bericht zitiert Luther mit den Worten, daß
"Tertullian unter den Kirchenvätern ein richtiger Karlstadt war" (S.
47). [Abgesehen von der damals zwar weit verbreiteten Haltung der
Taufverzögerung, ist schon allein die Begründung dafür völlig unbiblisch, zeigt,
wie wenig Tertullian die Tiefe der Erbsünde und damit die Verdorbenheit des
Säuglings erkannt hatte, ebenso, wie sehr er im Gesetz verhaftet war und die
Heiligung ins Zentrum rückte und nicht das Evangelium als Zentrum des
christlichen Glaubens erfaßte und wie nötig jeder Mensch die Vergebung der
Sünden hat, die ihm in der Taufe zugeeignet wird und sie daher gar nicht zu
früh bekommen kann. Ein Argument aber führt Tertullian für seine Haltung nicht
an, was aber doch so bestechend, so durchschlagend gewesen wäre, wenn er es
hätte bringen können: nämlich, daß die Kindertaufe erst später aufgekommen sei,
etwa im zweiten Jahrhundert. Nein, das brachte er nicht, weil er es nicht
konnte, denn es hätte nicht der historischen Wahrheit entsprochen (ebenso kennt
die alte Kirche kein Taufdiskussion derart, daß eine Änderung des Taufmodus
stattgefunden hätte im Blick auf das Alter des Täuflings. Die Diskussion, die
in Tertullians Zeit aufkam, die auch als einzige bekannt ist, ging ja genau in
die entgegengesetzte Richtung, nämlich die Kinder von der Taufe
auszuschließen.) Anm. d. Übers.] - Cyprian, Bischof von Karthago (+ A.D. 258)
war ein Freund aber kein Gefolgsmann Tertullians. Dieser Cyprian wies einen
Presbyter in Numidien mit Namen Fidus zurecht, da er lehrte, die kleinen Kinder
sollten nicht vor dem achten Tag getauft werden, da im Alten Testament die
männlichen Kinder am achten Tag beschnitten wurden. Er [Cyprian] schreibt:
"Und dies war nun, liebster Bruder, das abschließende Urteil auf unserem
Konzil (in Karthago), daß niemand ausgeschlossen sein sollte von der Taufe und
der Gnade Gottes, der doch so gnädig und gut und treu zu allen ist. Da nun
dieser (gütige, göttliche) Vorsatz beachtet und erhalten werden soll im Blick
auf alle, so halten wir dafür, daß dieser Vorsatz umso mehr die jungen Kinder,
also auch die neugebornen, einschließt." (Ep. LIX. Ad Fidum. ebd. S. 49). Irenäus, ein Schüler Polycarps, der
seinerseits ein Schüler des Apostels Johannes war, war Bischof in Gallien
(Frankreich) seit A.D. 177. In seinem wohlbekannten Schreiben "Gegen die
Häretiker" sagt er (II,22): Christus ist gekommen, daß er alle durch sich
errette, ich sage: alle, die durch Ihn zu Gott wiedergeboren werden, die
Kleinkinder und die Kindlein nicht weniger als solche, die Knaben oder junge
Männer oder alte Männer sind." Irenäus erwähnt hier die Taufe nicht
ausdrücklich, aber, wie der Bericht zeigt, schreibt er immer von der
Wiedergeburt und Erlösung kleiner Kinder in einer solchen Weise, daß die
Kindertaufe vorausgesetzt werden muß (ebd. S. 49). Weiter zeigt der Bericht,
daß Justin Martyr (* A.D. 89; + A.D. 166) in seinem Dialog mit Tryphos, dem
Juden darlegt, daß die Taufe die Beschneidung des Neuen Testamentes ist,
und daß er in seiner Apologie, an Antonius Pius gerichtet (A.D. 81-166)
schreibt: "Sehr viele Personen im Alter von sechzig oder siebzig Jahren,
beides, Männer und Frauen, die als ein Kind zu Jüngern Christi (er verwendet
hier dasselbe Verb matheteuein, das Christus in Matth. 28,19 verwendet)
gemacht wurden, bleiben unbefleckt und unverheiratet." Ganz deutlich
bezieht sich Justin Martyr hier auf die Heilige Taufe. Aber das bedeutet, daß
die Kindertaufe nicht nur während seines Lebens (ca. A.D. 100) praktiziert
wurde, sondern schon, während einige der Apostel (z.B. St. Johannes) noch
lebten (ebd. S. 50).
Es ist
einfach eine Tatsache, daß diese Männer zeitlich weit näher an den Aposteln
waren, als wir es sind. Ihre überwältigende Stimme gibt ein klares Zeugnis
davon, daß die Säuglingstaufe praktiziert wurde. Sollen die Praktiken der
modernen Leugner der Säuglingstaufe (gegründet auf den extremen Spekulationen
der Wiedertäufer des 16. Jahrhunderts) uns als Führer dienen, oder sind die
konkreten Zeugnisse vieler gottesfürchtiger Männer (die mit der Schriftwahrheit
übereinstimmen) unser Vorbild?
14. Das BEISPIEL
JOHANNES' DES TÄUFERS sollte uns veranlassen, Babies zu taufen, denn es
steht geschrieben, es "ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und das
ganze jüdische Land und alle Länder an dem Jordan und ließen sich taufen von
ihm im Jordan und bekannten ihre Sünden" [Matth. 3,5.6]. Gewiß sind in
diese großen Mengen auch Kinder eingeschlossen.
15. Eines
der Hauptargumente derer, die gegen die Säuglingstaufe sind, ist ihre
Behauptung, daß Babies nicht glauben könnten. Die Bibel lehrt jedoch, daß
kleine Kinder glauben können - SÄUGLINGE, KLEINKINDER KÖNNEN GLAUBEN!
Natürlich ist der Glaube der Kleinkinder kein reflektierender Glaube (fides
reflexa), also kein bewußter und überlegender Glaube. Dennoch aber haben sie
einen tatsächlichen Glauben (fides actualis), der sich wirklich an sein
Gegenüber - Jesus Christus - hält. Dieser direkte Glaube (fides directa),
der sich direkt Christus aneignet, ist nicht bloß ein möglicher oder als
zukünftig möglicher Glaube, sondern ein wirklicher und rettender. Jesus sagt:
"Wahrlich, ich sage euch, es sei denn, daß ihr euch umkehret und werdet
wie die Kinder (paidia [d.i.: der Knabe, kleines Kind]), so
werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedri-get wie dies
[kleine] Kind (paidione), der ist der Größte im
Himmelreich. Und wer ein solches [kleines] Kind (paidione)
aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. Wer aber ärgert dieser Geringsten
(nikrone - mikroskopisch, winzig, die ganz Kleinen) einen, die an
mich glauben dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget und
er ersäuft würde im Meer, da es am tiefsten ist. ... Sehet zu, daß ihr nicht
jemand von diesen Kleinen verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel im
Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel." (Matth.
18,3-6.10) Weiter sagt der Heiland: "Also auch ist's vor eurem Vater im
Himmel nicht der Wille, daß jemand von diesen Kleinen (nikrone)
verloren werde." (V. 14) In Matth. 19,14 spricht Jesus von
"Kindlein" (paidia) und sagt: "solcher ist das
Himmelreich". Das heißt also, daß wir im Glauben werden sollten wie sie,
um Gottes Reich zu ererben. Sie sind das höchste Beispiel des Glaubens und
haben das Vertrauen, das wir nachahmen sollen. Jesus sagt: "Wahrlich, ich
sage euch, wer nicht das Reich Gottes nimmt wie ein Kind (paidione),
der wird nicht hineinkommen." (Luk. 18,17) In Luk. 10,21 (Matth. 11,25)
lesen wir: "Zu der Stunde freuete sich Jesus im Geist und sprach: Ich
preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß du solches verborgen hast
den Weisen und Klugen und hast es offenbart den Unmündigen (napiois)."
Matth. 21,15-16 erwähnt, daß "die Kinder (paidias) im Tempel
schreien und sagen: Hosianna dem Sohn Davids!" was den Hohenpriestern und
Schriftgelehrten mißfiel, und Jesus sie deshalb zurechtwies, indem er das Alte
Testament (Ps. 8,3) zitiert, so es heißt: "Habt ihr nie gelesen: Aus dem
Munde der Unmündigen und Säuglinge (napione kai thelazontone)
hast du Lob zugerichtet?" Luk. 18,15 erwähnt, daß "sie brachten auch junge
Kindlein (brephee) zu ihm, daß er sie sollte anrühren". Als die
Jünger sie zurückwiesen, sagte Jesus: "Lasset die Kindlein (paidia)
zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes."
(V. 16) Diese "jetzt gebornen Kindlein" (artigeneeta
brephee) sind "gierig nach der vernünftigen lautern Milch" des
Wortes (1 Petr. 2,2 [hier wird zwar nur vergleichsweise von den neugebornen
Kindern gesprochen, nämlich daß wir so begierig nach Gottes Wort sein sollen,
wie dies kleine Kinder nach der Muttermilch sind; aber es zeigt dies Wort, daß
der auch an anderen Stellen verwendete Begriff 'brephee' eben gerade auch
Säuglinge umschließt, Anm. d. Übers.]) Bedenken wir insbesondere, daß "Kindlein"
(brephee) auch den Fötus im Mutterleib einschließt (Luk. 1,41.44;
2,12.16; 18,15; Apg. 7,19; 2 Tim. 3,15). St. Johannes spricht Gläubige immer
wieder als "Kindlein" (teknia und paidia) in seinen
drei Briefen an (1 Joh. 2,1.13.18.28; 3,7.10; 4,4; 5,21; 2 Joh. 1,13; 3 Joh.
4). Es ist offensichtlich, daß die griechischen Worte für "Kinder" (teknois),
"Kindlein" (paidia), Babies (napione), "die
Kleinen" (mikrone), "kleine Kinder" (brephee) und
"Säuglinge" (thelazontone) wechselweise in der Schrift
verwendet werden, und es wird von diesen ausgesagt, daß sie
"glauben", "ihrer das Himmelreich ist", sie "Gott
preisen" und daß wir wie sie werden sollen. Wenn darauf bestanden wird,
daß rettender Glaube ein bewußtes vernünftiges Verstehen erfordert, dann fragen
wir, ob eine Person Glauben hat, während sie schläft, bewußtlos, verwirrt ist,
im Koma liegt oder geistig ernstlich behindert ist? Babies können glauben und
die Taufe wirkt in ihnen diesen Glauben.
16. Den
Christen ist es befohlen, DIE BABIES ZU JESUS CHRISTUS ZU BRINGEN. In
Mark. 10,13-16 (Matth. 19,13-15; Luk. 13,15-17) wird uns gesagt, daß wir es
nicht hindern sollen, sondern erlauben, daß kleine Kinder zu Jesus gebracht
werden. Zuvor hat Jesus gesagt: "Wer ein solches Kindlein in meinem Namen
aufnimmt, der nimmt mich auf." (Mark. 9,37) Bringen etwa christliche
Eltern ihre Babies nicht gerade dann zu Christus, wenn diese kleinen Kinder in
der Taufe "Christus anziehen" (Gal. 3,27)?
17. DIE
TAUFE IST NOTWENDIG, um in Gottes Reich einzutreten. In Joh. 3,3-6 lesen
wir: "Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage
dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes
nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Menschen geboren werden,
wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren
werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß
jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich
Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geist
geboren wird, das ist Geist." In Mark. 16,16 hebt der Herr hervor:
"Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber
nicht glaubet, der wird verdammt werden." Eltern, die sich weigern, ihre
Kinder zu taufen, sind wie die "Pharisäer und Schriftgelehrten", die
sich weigerten, "sich taufen zu lassen mit der Taufe des Johannes"
und so "verachteten Gottes Rat wider sich selbst und ließen sich nicht von
ihm taufen". (Luk. 7,29.30) Denen, die die Taufe verweigern und verwerfen,
können wir keinen Trost anbieten. Wir wagen es niemals, ihnen den Eindruck zu
geben, daß sie die Erlösung empfangen, wenn sie Gottes Sakrament verachten.
Wenn sie das Beispiel des Schächers am Kreuz aufwerfen, dem Christus das
Paradies verhieß, müssen wir fragen: 1) Woher wissen wir, daß er nicht während
seines Lebens mit der Taufe des Johannes getauft wurde (Seine Taufe wird nicht
erwähnt, ebensowenig aber auch abgewiesen)? 2) Kann eine Ausnahme, die Christus
von seiner Regel in Joh 3,5 zuließ und einem Einzelnen in Luk. 23,43 gewährte,
auf alle bezogen werden? (Wir sind an die Gnadenmittel gebunden, Christus
nicht.) [Wir müssen auch sehen, daß dieser Schächer, selbst wenn er nicht
getauft worden ist, die Taufe ja nicht deshalb nicht empfing, weil er sie
verachtete, sondern weil er nicht mehr die Gelegenheit dazu hatte, sie zu
empfangen. Der Glaube ist absolut, unbedingt notwendig zur Erlösung, die Taufe
ist notwendig als das Mittel, neben dem Evangelium im Wort, die Erlösung zu
empfangen; es sei denn, sie kann aus besonderen Umständen heraus nicht erlangt
werden und so Gott allein durch das Evangelium im Wort errettet. Anm. d.
Übers.] 3) Christus hatte seine Taufe noch nicht eingesetzt; dies machte er
erst unmittelbar vor seiner Himmelfahrt (Matth. 28,18-20).
18. Wir
müssen stets bedenken, daß die Heilige Taufe das WUNDER DER BEKEHRUNG
wirkt, hervorgebracht vom Heiligen Geist durch Gottes Wort, im Herzen eines
Kindes oder eines Erwachsenen. Diejenigen, die gegen die Kindertaufe sind,
kommen alle von einer synergistischen Sicht der Bekehrung her ('Synergismus'
kommt vom Lateinischen 'syn' = 'mit', 'argo' = 'arbeiten', meint also
Mitarbeiten und behauptet, daß der Mensch in seiner Bekehrung mit Gott
zusammenarbeiten könne. Es wird gesagt, daß eine Person erst so alt werden
müsse, daß sie Rechenschaft ablegen könne, die Verantwortung tragen, um sich
Jesus zu übergeben, für Jesus zu entscheiden, Jesus in ihr Leben einzuladen, zu
wählen zu glauben oder Jesus als ihren persönlichen Heiland suchen zu können.
Die Bibel sagt uns jedoch, daß die Errettung das Ergebnis von Gottes
Entscheidung über uns ist und niemals von uns im Blick auf Ihn. Sonst wäre ja
unsere "Entscheidung" ein gutes Werk von unserer Seite, das dem
Glauben voranginge und bedeuten würde, daß wir unsere Errettung verdienen
würden oder doch an ihr teilnähmen. Wir können aber die Erlösung nicht durch
Werke, Mittun bekommen (Röm. 3,24.28; 5,15.18; 11,6; Tit. 3,5; Eph. 2,8.9; Gal.
2,11); wir können sie nur als ein Geschenk durch den Glauben empfangen. Die
Erlösung ist einzig und allein und völlig Gottes Werk (Monergismus) durch sein
Wort (Joh. 6,44.65; 15,5.6; Röm. 9,16; Eph. 1,19.20; 2,13; 1 Kor. 12,3; Kol.
2,12). Die Taufe ist das Wasser mit Gottes Wort verbunden. Sie erlöst
wahrhaftig! Beachte die folgenden Segnungen, die die Taufe gibt:
Apg. 2,38: "... und lasse sich ein
jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so
werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes."
Apg. 22,16: "Stehe auf und laß dich taufen
und abwaschen deine Sünden und rufe an den Namen des Herrn."
Röm. 6,3-14: "Wisset ihr nicht, daß
alle, die wir in Jesum Christum getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?
So sind wir je mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie
Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also
sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. ... dieweil wir wissen, daß unser
alter Mensch samt ihm gekreuziget ist, auf daß der sündliche Leib aufhöre, daß
wir hinfort der Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist, der ist
gerechtfertiget von der Sünde. ... Denn die Sünde wird nicht herrschen können
über euch, sintemal ihr nicht unter dem Gesetze seid, sondern unter der Gnade."
1 Kor. 6,11: "Aber ihr seid abgewaschen,
ihr seid geheiliget, ihr seid gerecht worden durch den Namen des Herrn Jesu und
durch den Geist unsers Gottes."
1 Kor. 12,13: "Denn wir sind durch
einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen,
Knechte oder Freie, und sind alle zu einem Geist getränket."
Gal. 3,26.27: "Denn ihr seid alle
Gottes Kinder durch den Glauben an Christum Jesum. Denn wieviel euer getauft
sind, die haben Christum angezogen."
Eph. 4,3-6: "Seid fleißig, zu halten
die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens. Ein Leib und ein Geist, wie
ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eurer Berufung. Ein Herr, ein
Glauben, eine Taufe, ein Gott und Vater (unser) aller, der da ist über
euch alle und durch euch alle und in euch allen."
Eph. 5,25-27: "Ihr Männer, liebet
eure Frauen, gleichwie Christus auch geliebet hat die Gemeinde und hat sich
selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiligte und hat sie gereiniget durch
das Wasserbad im Wort, auf daß er sie sich selbst darstellete als eine
Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des
etwas, sondern daß sie heilig sei und unsträflich."
Tit. 3,5-7: "Nicht um der Werke
willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner
Barmherzigkeit machte er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und
Erneueurng des Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich
durch Jesum Christum, unsern Heiland, auf daß wir durch desselbigen Gnade
gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung."
1 Petr. 3,20.21: "... zu den Zeiten
Noahs, da man die Arche zurüstete, in welcher wenig, das ist, acht Seelen
behalten wurden durchs Wasser, welches nun auch uns selig macht in der Taufe,
die durch jenes bedeutet ist, nicht das Abtun des Unflats am Fleisch, sondern
der Bund eines guten Gewissens mit Gott duch die Auferstehung Jesu
Christi."
Ist es denn
so schwer zu glauben, daß der Gott, der die Herzen erwachsener Menschen
überwindet und sie durch sein Wort zum Glauben bringt, durch die Verbindung
seines Wortes im Gebrauch des Wassers im Herzen eines kleinen Kindes, eines
Säuglinges, eine Bekehrung wirken und seinen Heiligen Geist ihm senden kann?
Derselbe Geist ruft durch den Mund der Kindlein: "Abba, lieber
Vater". (Röm. 8,15-16)
Ist die
Taufe absolut notwendig? Was ist mit denjenigen Kindern christlicher
Eltern, die sterben, bevor sie getauft werden konnten? Wenn es sich bei den
Eltern dieser Kinder um gläubige (nicht ungläubige) Personen handelt, die
beabsichtigten, ihr Kind zu taufen und die Taufe nicht verwerfen, so
"befehlen wir dieses Kind der Barmherzigkeit des Herrn an", wie die
lutherische Liturgie sagt. Dafür haben wir gute Gründe:
1. Die Zusammenhänge
solcher Abschnitte, die scheinbar die absolute Notwendigkeit der Taufe lehren,
zeigen an, daß diese Worte Aussagen des Gesetzes sind, nicht des Evangeliums.
Joh. 3,5 und Luk. 7,29.39 wurden zu Ungläubigen gesprochen, zu Pharisäern, die
die Taufe verwarfen. In Mark. 16,16 fehlt die verwerfende Formel
"und derjenige, der nicht getauft wird, soll verdammt werden". Nur
der Unglaube verdammt. Luther sagt im Großen Katechismus, daß es die Verachtung
der Taufe ist, die verdammt, nicht ihr Mangel. Luther sagt: "Der
ungetaufte Gläubige wird nicht verdammt. Der ist verdammt, der nicht
glaubt." (St. Louis ed., XII, 1706)
2.
Wir sind wohl an die Gnadenmittel (Wort und Sakramente) gebunden, aber bedenke,
daß Gott nicht gebunden ist. Er kann, wenn er es so wählt, den Glauben
in einem Säugling auch außerhalb der Taufe schaffen, geradeso, wie er Kinder
Abrahams sich aus Steinen erwecken kann (Matth. 3,9). Es gibt verschiedene
Hinweise, daß Gott nicht nur Glauben ohne Mittel schaffen könnte, sondern es
auch tat: a) Johannes der Täufer, Luk. 1,15.41.44; b) kleine Mädchen im Alten
Testament; c) ein kleiner Junge im Alten Testament, der vor der Beschneidung
starb und dennoch in den Himmel ging, 2 Sam. 12,18.23; d) Babies und Säuglinge,
Matth. 21,15.16 (Ps. 8,2); e) die Babies der Heiligen, bevor der Bund der
Beschneidung gegeben wurde. Diese Beispiele dürfen allerdings niemals dazu
gebraucht werden, die Vernachlässigung oder Verwerfung der Taufe zu
rechtfertigen.
3.
Christliche Eltern bringen ungeborene und neugeborene Kinder Gott im Gebet;
nicht, daß er Glaube der Eltern auf das Kind übergeht, sondern das Gebet ist
kraftvoll (Jak. 5,16).
Diese
erwähnten Punkte sind als reiner Trost des Evangeliums christlichen Eltern
gegeben, deren Kinder nicht die Möglichkeit hatten, getauft zu werden und
starben. Wir lassen die letzte Sorge für ihre Seele in der Hand eines
barmherzigen Gottes. Das ist das Vertrauen, wozu uns das erste Gebot aufruft.
Ist die
lutherische Praxis, bei der Taufe "Paten" zu haben, biblisch?
Gemäß dem Kleinen Katechismus sollen Paten a) bezeugen, daß die Kinder richtig
getauft wurden; b) beistehen in der Sorge für die christliche Erziehung und
Unterweisung ihrer Patenkinder, besonders dann, wenn diese ihre Eltern
verlieren sollen; und c) sollen sie für sie beten. Da ein Pate verspricht, das
Kind im gleichen Glauben aufzuziehen und zu unterweisen, in welchem es getauft
wurde, ist es richtig, wenn die Kirche darauf besteht, daß die Paten aus der
gleichen Kirchengemeinschaft kommen, damit nicht das Gewissen einer Person
belastet wird und auch um sicher zu gehen, daß das Versprechen erfüllt wird.
Die Praxis, Zeugen zu haben, die
angeben, daß ein Akt wahrhaftig und tatsächlich stattgefunden hat, ist
allerdings biblisch. (5 Mose 19,15; Matth. 18,16; Joh. 8,17; 2 Kor. 13,1) [Das
Patenamt selbst ist dabei nicht eine göttliche biblische Ordnung, aber es hat
Vorbilder und ist eine feine kirchliche Einrichtung. Anm. d. Übers.]
Möge Gott allen, die diese Schrift lesen, schenken, daß sie das Bekehrungswerk des Heiligen Geistes hochschätzen, der durch das Mittel der Heiligen Taufe kleine Kinder zu Jesus, ihrem Heiland, bringt. Amen.
(entnommen
aus: Predigten über die Sonn- und Festtagsepisteln des Kirchenjahres.
Die
Epistel am zweiten Christtage.
Von
Wilhelm Sihler)
Tit. 3,4-7:
Da aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unsers
Heilandes, nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten,
sondern nach seiner Barmherzigkeit machte er uns selig durch das Bad der
Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat
über uns reichlich durch Jesus Christus, unsern Heiland, auf daß wir durch
desselbigen Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung.
III.
Welches ist
das eine Gnadenmittel, dadurch solches Heil uns zugeeignet wird? Darauf
antwortet unser Abschnitt: "Gott macht uns selig durch das Bad der
Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes." Die Taufschwärmer geben
sich zwar viel Mühe, dies Bad nicht als die Taufe anzusehen; denn sie stieren
mit ihren ungläubigen Vernunftaugen auf das Wasser allein hin und fragen
danach: "Wie kann Wasser solche großen Dinge tun?", nämlich, dass die
Taufe Vergebung der Sünde wirke, vom Tode und Teufel erlöse und die ewige
Seligkeit denen gebe, die da glauben, wie die Worte und Verheißungen Gottes
lauten: "Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig." Diese Frage
also hat Luther aus dem Munde der Schwärmer und der natürlichen fleischlichen
Vernunft aufgenommen und antwortet bekanntlich so darauf: "Wasser tut's
freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der
Glaube, der solchem Worte Gottes im Wasser trauet; denn ohne Gottes Wort ist
das Wasser nur Wasser und keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist es eine
Taufe, das ist ein gnadenreich Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt
im heiligen Geist." Die Schwärmer nämlich hassen von Grund des Herzens die
heilige Taufe, weil sie alle ihre menschlichen Werkereien und selbsterwählten
Gottesdienste und Geisttreiberei, um dadurch Gnade von Gott und Vergebung der
Sünde zu erlangen, als ohnmächtigen Menschentand zunichte macht und mit der
Majestät des göttlichen Wortes all ihre gesetztreiberischen Bekehranstalten in
Schreigebeten, Bußbank usw. [damals, im 19. Jahrhundert, vielfach die Art wie
durch methodistische Prediger missioniert wurde, Anm. d. Hrsg.] kräftig zu
Boden schlägt. Denn mögen die Schwärmer nach dem Hochmutsteufel, der sie
regiert, das äußerliche, geschriebene Wort Gottes in seiner einfältigen,
schlichten Gestalt, verglichen mit ihrem vorgeblichen inneren Wort und
vermeintlichen geistlichen Erleuchtungen und Offenbarungen, darin sich der
Satan verstellt in einen Engel des Lichts, noch so verächtlich anschauen und
gering schätzen - es ist und bleibt doch immer das lebendige und kräftige Wort
des allmächtigen majestätischen Gottes, welches allezeit das ausrichtet, was
der Herr durch dasselbe ausrichten will.
Da sprach
er z.B. das Wort leiblicher Verheißung über unsere ersten Eltern im Paradiese,
1 Mose 1,28, aus und wiederholte es nach der Sintflut gegenüber Noah:
"Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde und machet sie euch
untertan." Und kraft dieses ein für allemal wirksamen und gültigen
Verheißungsworts, das zuvor auch die Tiere empfingen - kraft dessen geschah es
und geschieht es und wird bis an den jüngsten Tag geschehen, dass Menschen
gezeugt und geboren werden; denn der Akt der Zeugung, als Mittelursache, ist
nur die Wirkung dieses Wortes. Ferner, wenn Christus, der allmächtige und wahrhaftige
Sohn Gottes, das heilige Abendmahl in bestimmten Worten einsetzt, so ist es die
Kraft dieser Worte, wo sie gefaßt und verstanden werden, wie sie lauten, durch
welche überall und allezeit bis an den jüngsten Tag der Leib und das Blut
Christi auf sakramentliche Weise mit dem Brot und Wein in Gemeinschaft gesetzt
und vereinigt werden; und dadurch geschieht es, dass jeder Abendmahlsgenosse,
er sei gläubig oder nicht, mit, in und unter dem Brot und Wein auch den Leib
und das Blut Christi empfängt, wenn er gleich das Wie dieser Vereinigung nicht
begreifen kann und soll. Denn könnte er dies Wie gleich wie ein Rechenbeispiel
mit seinem Verstande begreifen, so wäre die Lehre vom Abendmahl kein im Wort
geoffenbartes Glaubensgeheimnis, kein Artikel des Glaubens, gleichwie die
persönliche Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in Christus; und
so wenig ich hier das Wie begreifen kann, so wenig vermag ich die
sakramentliche Vereinigung des Leibes und Blutes Christi mit dem Brote und Wein
im heiligen Abendmahl begreifen. Denn könnte ich das, so brauchte ich es nicht
zu glauben. Und es wäre fürwahr kein unendlicher, allmächtiger, majestätischer
Gott, der da überschwänglich tun kann über alles, das wir verstehen, sondern
ein sehr armer und armseliger Gott, den der endliche Verstand des zudem
gefallenen Menschen in seinem Wesen, Eigenschaften und Werken begreifen könnte.
Und so töricht und närrisch es wäre, wenn ein Mensch sich daran machte, mit
einem Löffel das Meer auszuschöpfen oder das uns rings umgebende Luftmeer in
eine Blase aufzufangen und darin einzusperren: ebenso kindisch und albern ist
es, wenn der endliche Verstand des hochmütigen Zwergleins und Gernegroß,
genannt Mensch, sich unterfängt, den unendlichen, allumfassenden Gott zu fassen
und zu begreifen.
Wie aber
bei dem Abendmahl, so verhält es sich in gleicher Weise bei der Taufe. Auch
hier ist es das Wort des allmächtigen und wahrhaftigen Sohnes Gottes, das mit
und bei dem Wasser ist und dadurch der dreieinige Gott mit dem Wasser sich
sakramentlich vereinigt, also daß es kraft dieses Worts ein durchgottetes,
durchchristetes, durchgeistetes Wasser ist. Möge es also vor den Augen der
Vernunft ebenso dürftig und unscheinbar aussehen wie der Zimmermannssohn aus
Nazareth, so ist doch dies unzweifelhaft wahr, daß, so gewiß in diesem, nach
dem Zeugnis des heiligen Geistes durch Paulus Kol. 2, die Fülle der Gottheit
leibhaftig wohnte, so gewiß ist mit dem Wasser der Taufe kraft des Wortes der
Einsetzung sakramentlich verbunden und vereinigt die Gnade des Vaters, das
Verdienst des Sohnes und die Kraft des heiligen Geistes. Es schließt also in
der heiligen Taufe, wo sie nach Christi Stiftung verwaltet wird, der dreieinige
Gott einen Gnadenbund mit den Menschen, sofern, dessen "Glaube solchem
Worte Gottes im Wasser trauet". Und so geschieht es, daß der gläubige
Täufling ein Kind des Vaters, ein Bruder oder Schwester des Sohnes, ein Tempel
und Wohnung des heiligen Geistes wird. Das ist nun in der Tat eine viel andere
und höhere Würde und Ehre, die dem Menschen in der Taufe widerfährt, als wenn
der zerlumpteste und verkommenste Bettler von dem mächtigsten Fürsten der Erde
an Kindes Statt angenommen, zu dem Bruder seines Erstgeborenen und Mitregenten
gemacht und mit allerlei Gütern und Schätzen reichlich beschenkt würde; denn
von Natur sind ja beide, der Fürst und der Bettler, vor Gott Sünder und Kinder
des Unglaubens und deshalb auch Kinder des Zornes; sodann können deshalb alle
jene Gaben und Güter dem Bettler keine Vergebung der Sünden und keine
Kindschaft Gottes verleihen und endlich würden beide gleicherweise verdammt,
wenn sie etwa beide die heilige Taufe verachten und im Unglauben gegen Christus
dahinführen.
Reich und
mannigfaltig sind aber die Zeugnisse der heiligen Schrift von der mächtigen und
gnadenreichen Wirkung der heiligen Taufe, eben um jenes Wortes Gottes willen,
damit mit und bei dem Wasser ist. Denn Eph. 5,26 sagt der heilige Geist durch
Paulus, daß Christus durch dies "Wasserbad im Wort seine Gemeinde
gereinigt habe", indem er nämlich dasselbe sühnende und von der Schuld und
Befleckung der Sünde reinigende Gottesblut, dadurch er am Kreuze seines
Gemeinde sich erkaufte und erwarb, der Kraft und Wirkung nach, in dies
Gnadenmittel der Taufe hineinlegte und dem gläubigen Täufling immerdar zueignet.
Ähnlich lautet es Apg. 22,16, wo paulus meldet, dass Ananias so zu ihm geredet
habe: "Stehe auf und lass dich taufen und abwaschen deine Sünden und rufe
an den Namen des Herrn." Desgleichen sagt Apg. 2,38 Petrus zu denen,
welchen sein Zeugnis von Christuss, dem Gekreuzigten und Auferstandenen,
durch's Herz ging, auf die Frage: "Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen
wir tun?" "Tut Buße (das ist, bereuet eure Sünden und glaubet an
Christus) und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung
der Sünde, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes." Und
besonders sind diese Schlußworte ein Donnerschlag gegen die Taufschwärmer; denn
aus ihnen ist klar ersichtlich, dass nicht durch ihre werkerischen und
stürmischen Schreigebete, sondern in Kraft der heiligen Taufe und mit der
Vergebung der Sünde um Christi willen aus Gnaden den Gläubigen auch die Gabe
des heiligen Geistes zu gnadenreicher Einwohnung verliehen und mitgeteilt
werde. Zudem lautet es Gal. 3,27 so: "Denn wie viele euer getauft sind,
die haben Christus angezogen", das ist, mittelst der Taufe ist ihnen durch
den Glauben Christi Gerechtigkeit so zugerechnet, dass sie darin als in die
Kleider des Heils und in den Rock der Gerechtigkeit völlig eingekleidet und vor
Gott also damit bedeckt sind, dass er keine Schuld und nichts Verdammliches
mehr an ihnen findet, ja, dass sie Christus als Gottes Kinder und seine Brüder
auch in der Gemeinschaft seiner Güter eingesetzt hat.
Ferner sagt
unser lieber Herr Christus Joh. 3,5 zu Nikodemus: "Wahrlich, wahrlich, ich
sage dir: Es sei denn, daß [Wenn] jemand [nicht] geboren werde aus dem Wasser
und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen." Mit einer
zweifachen Beteuerung fängt der werte Heiland diesen Spruch an, darin er dem
Nikodemus und seinem unruhigen Gewissen auf die Frage antwortet, die er bereits
in seinen Herzen wahrnahm, ehe Nikodemus sie über die Lippen brachte, nämlich:
"Was soll ich tun, dass ich selig werde?" Darauf erwidert ihm nun
Christus in den obigen Worten, dass dazu kein menschliches Tun etwas helfe,
sondern es gelte eine neue Geburt aus Gott, welche dieser aber durch die Taufe
wirke, dadurch der Mensch, der Sünder ist durch seine natürliche Zeugung,
sofern er glaubt, aus dem Reiche des Teufels in das Reich Gottes versetzt
werde.
Es bezeugt
also Christus in diesen Worten dasselbe, was Paulus in unserer heutigen Epistel
lehrt, dass Gott den Sünder selig mache durch das Bad der Wiedergeburt und
Erneuerung des heiligen Geistes. In den unmündigen Kindern geschieht nun diese
neue geistliche Geburt so, dass in der heiligen Taufe Gott den Glauben an
Christus in ihnen anzündet und in der Zueignung des Verdienstes Christi die
Schuld der Sünde hinwegnimmt und die neue Kreatur in ihnen wirkt und den
heiligen Geist mitteilt. In den Erwachsenen aber, die aus dem unvergänglichen
Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gtotes, dem Evangelium, nach 1 Petr.
1,23 bereits gläubig und wiederum geistlich geboren sind - in diesen ist die
Taufe, das Wasserbad im Wort, die jedem Einzelnen besonders zufließende
Bekräftigung und Versiegelung ihrer Wiedergeburt. In beiden Fällen aber sind
die Getauften und Gläubigen nach Gott geschaffenen in rechtschaffener
Gerechtigkeit und Heiligkeit, also dass das göttliche Ebenbild, dem Anfang nach,
wieder in ihnen vorhanden ist; denn es herrscht in ihnen nicht mehr der
Unglaube, sondern der Glaube, nicht mehr der Ungehorsam gegen die Gebote
Gottes, sondern der Gehorsam, nicht mehr die Selbstsucht, sondern die Liebe,
nicht mehr der Hochmut, sondern die Demut, nicht mehr der Zorn, sondern die
Sanftmut, nicht mehr die böse Lust nach des Nächsten Habe, Frau, Ehre usw.,
sondern die heilige Begierde, Gott und den Nächsten wahrhaft zu lieben,
desgleichen die heilige Lust an Gottes Namen, Ehre, Werken und Reich und
besonders an seinem Wort, darin dies alles befaßt ist. Aber leider findet sich
in einem Christenmenschen, nach seiner natürlichen Beschaffenheit, immer noch
hier auf dieser Erde der alte Mensch, das Fleisch, die erbsündliche verdorbene
Natur vor, und deshalb bedarf er auch stetig der "Erneuerung des heiligen
Geistes". Und diese besteht in dem Getauften und Gläubigen darin, daß der
heilige Geist durch das Gesetz den alten Menschen in täglicher Reue und Buße
immer mehr abschwächt und tötet mit all seinen Sünden und bösen Lüsten und
durch das Evangelium den neuen Menschen immer mehr stärkt und belebt, daß er in
Gerechtigkeit und Reinigkeit immer völliger vor Gott lebe.
Wenn es nun
heißt, dass Gott der Vater diesen "heiligen Geist ausgegossen hat über uns
reichlich durch Jesus Christus, unsern Heiland", so ist das die Meinung,
dass diese Ausgießung allein um Christi willen geschehen ist. Denn allein durch
sein Blut und Tod, durch seine stellvertretende Genugtuung hat er sie uns
erworben, und durch seine Auferstehung und Himmelfahrt hat er sie uns zuwege
gebracht. Ja, wie er in den Tagen seines Fleisches, Joh. 15,26, seine betrübten
und niedergeschlagenen Jünger damit tröstete, daß er ihnen einen anderen, den
bleibenden Tröster, den heiligen Geist, den Geist der Wahrheit, senden wolle:
also ist es denn an jenem Tage der ersten und zudem sicht- und hörbaren
Ausgießung des heiligen Geistes wirklich geschehen; und wie in unserer Epistel
dem Vater, so ist sie in Apg. 2,33 auch dem Sohne zugeschrieben, und zwar als
dem erhöhten und verherrlichten Gottmenschen, denn diesr ist nach vollbrachtem
Leiden nach seiner menschlichen Natur vom Vater zu dem völligen und
unaufhörlichen Gebrauch der göttlichen Majestät und Herrlichkeit erhöht worden,
die er schon im Augenblick der Empfängnis im Mutterleibe durch die An- und
Aufnahme der menschlichen Natur in die Person des Sohnes Gottes zu persönlicher
Vereinigung, nach dieser seiner angenommenen Menschheit, wirklich und
wahrhaftig besaß, im Stnade der Erniedrigung aber dieses Gebrauchs sich zumeist
entäußerte, um für uns leiden und sterben zu können. Denn so steht Apg. 2,33
geschrieben: "Nun er durch die Rechte Gottes erhöht ist und empfangen hat
die Verheißung des heiligen Geistes (das ist der verheißene heilige Geist, Matth.
3,11) vom Vater, hat er ausgegossen dies, das ihr sehet und höret." ...
Wir wollen
umso fester an dem trostreichen Evangelium und der Gnade der Taufe hängen und
haften; denn in ihr hat ja der treue und wahrhaftige Gott, dessen Geben und
Berufung ihn nicht gereuen mögen, einen Gnadenbund mit uns gemacht, und um
deswillen gibt er uns auch Gnade zu rechtschaffener Bekehrung durch die Buße zu
Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus Christus, wenn wir zeitweilig durch
Betrug des Teufels, der Welt und unseres Fleisches bundbrüchig geworden und
unsere Glaubenshand aus seiner Gnadenhand gezogen haben.
Von Georg Mezger
entnommen aus: Entwürfe zu Katechesen
über Luthers Kleinen
Katechismus
Einleitung: Es gibt in der Kirche des Neuen Testamentes zur zwei
Sakramente. Von dem ersten Sakrament der christlichen Kirche, von der heiligen
Taufe, handelt das vierte Hauptstück. Und zwar legt unser Katechismus uns die
Lehre der Heiligen Schrift von der Taufe in vier Fragen dar, deren Antwort er
dann aus Gottes Wort erweist... Die erste Frage handelt vom Wesen der
Taufe. Wir fragen: „Was ist die Taufe?“
1. In der Antwort auf diese Frage sagt unser Katechismus uns zunächst, was
die Taufe nicht ist. Er sagt: „Die Taufe ist nicht allein schlicht
Wasser.“ (Das Wort „allein“ gehört
nicht zu dem Worte „nicht“, als hätte Luther sagen wollen, was die Taufe nicht
allein, nicht nur sei, dann könnte nicht nur „sondern“ folgen, dann müsste
es „sondern auch“ heißen. „Allein“ gehört zu „schlicht Wasser“. Luther
sagt uns zunächst, was die Taufe nicht ist, nämlich „allein schlicht Wasser“.
Sie ist nicht gewöhnliches, natürliches Wasser. Daß dieses Luthers Meinung ist,
geht klar aus dem Großen Katechismus hervor, wo es so heißt: „Aus diesem lerne
nun einen richtigen Verstand fassen und antworten auf die Frage: was die Taufe
sei? nämlich so: dass sie nicht ein bloßes schlichtes Wasser, sondern
ein Wasser in Gottes Wort und Gebot gefasset“ usw. Demgemäß hat auch die
lateinische Übersetzung: „Baptismus non simpliciter est aqua.“) „Allein schlicht Wasser“ heißt: gewöhnliches,
natürliches Wasser. Das ist die Taufe nicht. Sie ist nicht einfach Wasser, wie
andere Wasser auch. So scheint es allerdings zu sein nach unserer Vernunft. Wir
sehen nichts anderes, als dass ein Kindlein begossen wird mit ein wenig Wasser
und hören ein paar Worte dabei aussprechen. Das scheint eine ganz geringe
Handlung zu sein. Die Ungläubigen, die Kinder dieser Welt, lachen und
spotten daher über die heilige Taufe. Ja, es gibt auch manche falschgläubige
Kirchen, manche Sekten, die die Taufe als ein geringes Ding ansehen, auf das
nicht viel ankomme. (s. Luther, X, 2057 ff.) Aber so steht es mit der Taufe
nicht. Sie ist nicht schlichtes, gewöhnliches Wasser, sondern etwas viel
Höheres. „Sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefasset und mit Gottes Wort
verbunden.“ Es ist also zweierlei in der Taufe, wodurch das Wasser ein
anderes wird: einmal Gottes Gebot und sodann Gottes Wort.
2. Die Taufe ist das Wasser in Gottes Gebot gefasset. Die Taufe
ist also Wasser, natürliches, irdisches Wasser. Das ist das äußerliche
Mittel, das wir bei der Taufe gebrauchen sollen. Anstatt des Wassers können
wir nichts anderes nehmen. Haben wir kein Wasser, so können wir nicht taufen. –
Aber dieses Wasser ist in der Taufe in Gottes Gebot gefasset. Bei dem
wasser ist Gottes Gebot. Gott hat uns geboten, mit Wasser zu taufen. Die Taufe
ist eine göttliche Ordnung. Gott selbst hat sie eingesetzt. Und was Gott
ordnet, das ist löblich und recht. Weil Gott die Taufe eingesetzt hat, so ist
sie etwas Großes und Herrliches, herrlicher als alle Gottesdienste, von
Menschen erdacht. (Gr. Kat. Par. 218.222). Den Befehl, den Gott uns gegeben
hat, zu taufen, finden wir Matth. 28,18-20. Sehen wir uns diese Worte genauer
an.
a. Wir sehen aus diesen Worten, wer der Stifter der heiligen Taufe
ist. Die Worte, die wir Matth. 28,18-20 lesen, hat der Herr Christus
seinen Jüngern gesagt kurz vor seiner Himmelfahrt. Da gibt er seinen Jüngern
den Befehl, alle Völker zu taufen. Die Taufe ist von Christus, unserm
Heiland, eingesetzt. Und wer ist doch Christus? Er weist seine Jünger
darauf hin, dass ihm gegeben ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Er ist
der allmächtige Gott. Er hat die Macht, den Menschen solche Befehle zu
geben. Er kann das auch tun und ausrichten, was er hier verheißt und zusagt.
Christus hat diesen Taufbefehl gegeben, so ist Gott selbst der Stifter der
heiligen Taufe. Er hat sie eingesetzt. – Allerdings sind nicht erst nach
der Himmelfahrt Christi Menschen getauft, sondern Johannes der Täufer hat
zuerst getauft, Luk. 3,2.3. Aber auch Johannes hat nicht aus eigenem Antriebe
getauft, sondern er bezeugt ausdrücklich, dass Gott ihn gesandt habe zu
taufen. Joh. 1,33. Auch Johannes hat auf Gottes Befehl getauft. So ist die
Taufe von Gott eingesetzt, sie ist Gottes Ordnung.
b. Aus den Worten der Einsetzung lernen wir aber auch, wem Christus
die Taufe befohlen hat. Zu seinen Jüngern hat Christus diese Worte
gesagt, Matth. 28,18-20. Seinen Jüngern hat Christus befohlen zu taufen. Jünger
Christi sind die gläubigen Christen, und zwar alle gläubigen Christen. Die
Gläubigen Christen in ihrer Gesamtheit nennen wir, wie wir im dritten Artikel
gelernt haben, die Kirche. Seiner Kirche hat Christus die Taufe befohlen.
Alle gläubigen Christen haben Recht und Macht zu taufen. – Aber daraus folgt
noch nicht, dass nun alle Christen ohne weiteres von diesem ihrem Recht
Gebrauch machen und selbst taufen dürfen. Dadurch würde mancherlei Unordnung
entstehen in der Kirche. Achten wir auf 1 Kor. 4,1. Der Apostel Paulus redet da
von sich und seinen Mitaposteln. Das sind jetzt die Prediger des Evangeliums.
Die sind Diener Christi und Haushalter
über Gottes Geheimnisse. Ein Haushalter ist ein Verwalter, ein Mann, der fremdes
Gut verwaltet. So sind die Prediger Haushalter. Sie sollen Gottes Geheimnisse
verwalten. Gottes Geheimnisse sind das Evangelium und die Sakramente. Die
Prediger sind also nicht Herren über die Sakramente, die Taufe. Christus hat
sie seiner Kirche gegeben. Aber die Diener Christi sollen sie im Namen Christi
und der Kirche verwalten. Dazu beruft die Gemeinde ihre Prediger. Wenn
also alles ordentlich zugeht, so sollen nur die taufen, die von der Gemeinde
dazu berufen sind, die berufenen Diener Christi. – Doch es können auch Notfälle
eintreten. Es kann geschehen, dass ein Kindlein schwer krank wird und in
Todesgefahr steht und man einen rechten Diener Christi in der Eile nicht haben
kann. Es kann ein Fall eintreten, dass ein Kindlein in Gefahr gerät zu sterben,
ohne die heilige Taufe empfangen zu haben. In solchem Notfalle kann und soll jeder
Christ die Taufe vollziehen. Eine solche Taufe nennt man auch wohl die
Nottaufe. Solche Nottaufe ist eine rechte Taufe. Es hat eben jeder Christ
Macht zu taufen. Eine Nottaufe darf daher nicht wiederholt werden, wenn das
Kindlein am leben bleibt, aber sie sollte öffentlich in der Kirche bestätigt
werden.
c. Der Herr befiehlt seinen Jüngern zu taufen. Was heißt nun das Wort taufen?
Wir lernen das aus Mark. 7,4. Das Wort „waschen“ , welches hier steht,
ist dasselbe Wort, das in dem Taufbefehl taufen heißt. Taufen heißt also
waschen, mit Wasser waschen. Daher heißt es auch: „Laß dich taufen und
abwaschen deine Sünden.“ Apg. 22,16. Mit dem Worte taufen gibt uns also
Christus das äußerliche Mittel an, das wir bei der Taufe verwenden sollen,
nämlich Wasser. Das Wasser ist das von Gott geordnete Mittel bei der
Taufe. – Wie soll nun aber das Wasser angewandt werden? Es gibt Sekten, z.b.
die Baptisten, die lehren, daß nur das eine rechte Taufe sei, wenn der Täufling
ganz ins Wasser hineingetaucht werde. Nun ist das eine rechte Taufe,
wenn so getauft wird. Aber das Wort taufen bedeutet nicht nur, in Wasser
hineintau-chen. Wir haben gesehen, es heißt einfach, mit Wasser waschen, wie
Tische gewa-schen werden. Auch wenn ein Kindlein mit Wasser begossen
wird, wie es in unserer Kirche geschieht, so ist das eine rechte Taufe.
Johannes der Täufer weissagt einmal, daß der Herr seine Jünger mit dem Heiligen
Geist und mit Feuer taufen werde. Matth. 3,11. Das hat sich erfüllt, als
der Herr seinen Heiligen Geist am Pfingstfest über die Apostel ausgegossen hat.
Da geschieht also das Taufen durch Ausgießung. So hat also Gott uns
hierin keine besonderen Vorschriften gegeben. Taufen heißt, mit Wasser
wa-schen, begießen, besprengen oder ins Wasser tauchen.
d. Der Herr sagt uns aber auch in seinem Taufbefehl, wen wir taufen
sollen. Der Herr hat uns den Befehl gegeben, wir sollen alle Völker,
das heißt, alle Menschen, taufen. Damit soll allerdings nicht dieses
gesagt werden, daß wir einfach Leute aus-senden sollen, die alle diejenigen,
welche noch nicht getauft sind, im Namen Gottes mit Wasser begießen und also
taufen sollen. Das wäre keine rechte Taufe. Der Herr Christus hat seiner Kirche
den Befehl gegeben, das Evangelium von Christus zu pre-digen, und fügt dann
hinzu: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig wer-den.“ Mark.
16,15.16. Wir sollen zunächst den Heiden das Evangelium predigen, sollen sie
also im christlichen Glauben unterrichten. Und alle, die da bekennen, daß sie
an Christus glauben und die Taufe begehren, sollen getauft werden im Namen des
Herrn. – Innerhalb der christlichen Kirche taufen wir allerdings nicht nur
Erwach-sene, sondern auch alle Christenkinder, die von ihren Eltern zur Taufe
gebracht wer-den. Daß wir Recht und Pflicht haben, solches zu tun, davon wollen
wir später noch besonders handeln.
3. Unser Katechismus sagt uns von der Taufe nicht nur, daß sie in Gottes
Gebot gefasset, sondern auch, daß sie das Wasser ist, „mit Gottes Wort
verbunden“. Auch dieses Wort Gottes, mit dem das Wasser in der Taufe
verbunden ist, geben uns die Einsetzungsworte an. Es sind diese Worte, da der
Herr sagt, daß wir taufen sollen „im Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes“. Das ist das Wort Gottes, das zum Wasser hinzukommen muß,
damit es eine Taufe, ein Sakrament wer-de. Was sollen nun aber diese Worte
sagen?
a. Wenn jemand etwas im Namen eines andern tut, so tut er es auf dessen
Befehl und Auftrag. Im Namen des dreieinigen Gottes taufen heißt also zunächst,
auf Gottes Befehl, in Gottes Auftrag taufen. Als Petrus im Namen Christi
jenen Lahmen vor der Tür des Tempels gesund gemacht hatte (Apg. 3,6), da hatte
eigentlich nicht er, son-dern Christus durch ihn dieses Wunder vollbracht. Wenn
wir im Namen Gottes tau-fen, so taufen nicht wir eigentlich, sondern Gott tauft
durch uns. Nachdem darum der Herr seinen Jüngern den Taufbefehl gegeben hatte,
setzte er noch hinzu, daß er bei den Seinen sein werde bis an der Welt Ende.
Matth. 28,18-20. („In Gottes Namen getauft werden, ist nicht von Menschen,
sondern von Gott selbst getauft werden; dar-um ob es gleich durch des Menschen
Hand geschieht, so ist es doch wahrhaftig Got-tes eigenes Werk. Daraus ein
jeglicher selbst wohl schließen kann, daß es viel höher ist als sonst ein Werk,
von einem Menschen oder Heiligen getan.“ Gr. Kat. Par. 219.) Auch hier zeigt es
sich wieder, welch ein hohes, herrliches Ding es ist um unse-re Taufe, ein
Werk, das der dreieinige gott selbst an uns tut.
b. Doch diese Worte haben einen tieferen Sinn. Im Namen Gottes getauft
werden heißt eigentlich, in den Namen Gottes hineingetauft,
hineingesenkt werden. („Denn auch ohne Zweifel in der deutschen Zunge das Wörtlien
‚Taufe’ herkommt von dem Worte ‚tief’, daß man tief ins Wasser senkt, was man
tauft.“ Luther,
X, 2113 f.) Der Name Gottes
bedeutet, wie wir schon im zweiten Gebot gelernt haben, Gott selbst, wie er
sich uns geoffenbart hat. In Gott werden wir hineingetauft, wir treten mit
ihm in Gemeinschaft, durch die Taufe werden wir in die Gemeinschaft
Gottes aufgenom-men. Das heißt: im Namen des Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes taufen, nach Christi Befehl durch die Taufe in die
Gemeinschaft des dreieinigen Gottes auf-nehmen. – In die Gemeinschaft des
dreieinigen Gottes werden wir durch die Taufe aufgenommen. Gottes Name bedeutet
Gott, wie er sich uns offenbart hat. Wir werden durch die Taufe nicht in
das Wesen Gottes aufgenommen, werden nicht etwa Gott, sondern in die
Gemeinschaft Gottes, wie er sich uns offenbart hat, werden wir aufge-nommen.
Wir bekommen in der Taufe Anteil an allem, was der dreieinige Gott für uns
getan hat. Wir bekommen Anteil an der Liebe Gottes des Vaters, der seinen Sohn
für uns dahingegeben hat, an der Gnade Gottes des Sohnes und an all seinem
Ver-dienst, an der Gemeinschaft des Heiligen Geistes, der uns heiligt mit
seinen Gaben. So werden wir in der Taufe Gottes Eigentum.
Schluß: Wir sehen also, daß die heilige Taufe wirklich ein Sakrament
ist. Bei ihr finden wir die drei Stücke, die ein Sakrament ausmachen. Hier
haben wir Gottes Be-fehl. Die Taufe ist eine heilige Handlung, von Gott
geordnet. Hier haben wir ein von Gott geordnetes äußerliches Mittel,
nämlich das Wasser. Dieses Mittel ist endlich mit einem bestimmten
Wort Gottes verbunden. („Die Taufe teilen wir in drei unterschied-liche
Stücke, welche sind: Wasser, Wort und Gottes Befehl oder Ordnung. Also, daß man
nicht allein das Wasser ansehe, wie anderes Wasser, sondern auch das Wort, das
da heißt Gottes Wort, bei oder mit dem Wasser, und zum dritten Gottes Willen
und Gewalt oder seinen Befehl und Einsetzung. Das sind die Stücke, so zum
vollkomme-nen Wesen und zur rechten Definiton der Taufe gehören. Und sollten
bei- und mitein-ander angsehen und nicht voneinander getrennt noch geschieden
werden, als die zu-gleich und miteinander eine rechte Taufe machen.“ Luther, X,
2059.)
Einleitung: Wir haben schon darauf
hingewiesen, daß in unserer Kirche die Kind-lein getauft werden, wenn sie uns
von ihren Eltern oder denen gebracht werden, die über sie Gewalt haben. Die
sogenannten Baptisten und andere mit ihnen verwandte Sekten verwerfen die
Kindertaufe. Sie sagen, es sei nicht recht, es sei gegen Gottes Wort, Kinder zu
taufen. Getauft werden dürften nur Erwachsene, die zuvor in Gottes Wort
unterrichtet wären und ihren Glauben an Christus bekannt hätten. Sie taufen
da-her solche, die sich ihrer Gemeinschaft anschließen, auch wenn sie in ihrer
Jugend ge-tauft waren, wieder. Auch ihr werdet wohl mit solchen Leuten
zusammentreffen. Und da müßt ihr wissen, was ihr ihnen antworten sollt, daß sie
euch eure Taufe nicht zwei-felhaft machen. Wir sollen daher besonders von der Kindertaufe
reden und sehen, wie wohl sie in Gottes Wort gegründet ist.
1. Wenn wir die Frage zu entscheiden
haben, wer getauft werden darf und wer nicht, so sehen wir vor allen Dingen in
die Worte der Einsetzung, in den Taufbefehl Christi, Matth. 28,18-20, hinein.
Da befiehlt uns der Herr, daß wir alle Völker taufen sollen. Alle Völker
sind alle Menschen, jung und alt. Wenn der Herr Christus be-fiehlt, daß wir
alle Völker taufen sollen, so schließt er gewißlich damit die Kinder nicht aus,
sondern ein. Auch die Kinder gehören zu „allen Völkern“. Zwar lesen wir
in der Heiligen Schrift nicht mit ausdrücklichen Worten, daß die Apostel gerade
Kin-der getauft haben, aber das wird uns gesagt, daß sie ganze Familien
getauft haben, so z.B. die Lydia und ihr Haus, Apg. 16,33. In diesen Familien
waren aber wahrschein-lich auch kleine Kinder.
2. Den Hauptbeweis dafür, daß auch kleine
Kinder getauft werden sollen, nehmen wir aus Mark. 10,13-15. Christus will, daß
die Kindlein zu ihm kommen, daß wir sie ihm bringen. Er sagt, daß ihrer das
Reich Gottes ist. So, wie unsere Kindlein von Na-tur sind, können sie aber
nicht in das Reich Gottes eingehen. Unser Heiland sagt aus-drücklich, daß nur
der in das Reich Gottes kommen kann, der wiedergeboren ist aus Wasser und
Geist. Denn was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und das Fleisch kann
das Reich Gottes nicht ererben. Joh. 3,5.6. Unsere Kinder sind Fleisch vom
Fleisch geboren. Sollen sie ins Reich Gottes eingehen, so müssen sie
wiederge-boren werden. Und wiedergeboren, von Gott geboren werden unsere Kindlein
aus Wasser und Geist, durch die heilige Taufe. Da zieht der Heilige Geist bei
ihnen ein und macht sie zu Gottes Kindern. Die heilige Taufe ist also das Mittel,
durch welches wir unsere Kindlein zu Jesus bringen, durch das sie aufgenommen
werden in das Himmelreich, das der Herr ihnen zugesagt hat. So ist es ohne
Zweifel Gottes Wille, daß unsere Kindlein getauft werden.
3. Die Gegner der Kindertaufe wenden aber
gewöhnlich dieses ein: Was soll und kann doch die Taufe dem Kinde nützen? Die
Kinder wissen gar nicht, was mit ihnen geschieht. Kleine Kinder können doch
auch nicht glauben, und ohne Glauben kann ih-nen die Taufe nichts
helfen. Wohl ist nun freilich wahr, daß zur Taufe der Glaube kommen muß, wenn
sie heilsam sein soll. Wir bekennen ja in unserm Katechismus, daß die Taufe
große, herrliche Dinge gibt „allen, die es glauben“. Wenn unsere
Kind-lein nicht glauben könnten, so könnte ihnen freilich die Taufe von keinem
Nutzen sein. Aber unsere Kindlein können glauben und glauben wirklich.
Das sagt uns Gott der Herr selbst Matth. 18,6. In der Taufe wirkt Gott der
Heilige Geist den Glauben in ihnen, und so wird die Taufe ihnen heilsam, so
erlangen sie den vollen Segen dersel-ben. So bleiben wir denn, was auch die
Sekten dagegen sagen mögen, bei unserer Kindertaufe. Sie ist dem Worte Gottes
gemäß, und Gott hat sich auch herrlich zu ihr bekannt und seine Christenheit
dadurch erhalten. (Vgl. Gr. Kat. Par. 231-236.)
4. Doch wir müssen noch kurz von einer Einrichtung reden, die sich bei der Taufe unserer Kindlein findet. Ihr habt oft gesehen, wie unsere Kinder getauft werden. Da finden sich Leute, die für das Kind, anstatt desselben antworten. Sie leihen dem Kinde gleichsam ihren Mund, daß es, da es selbst noch nicht reden kann, durch sie dem Teufel absage und seinen Glauben an den dreieinigen Gott bekenne. Man nennt diese Leute Paten. Wozu haben wir nun bei der Taufe unsere Kinder solche Paten einge-führt? Gottes Wort sagt uns zwar nichts von Paten bei der Taufe, aber die christliche Kirche hat diesen Gebrauch geordnet aus mehreren wichtigen Ursachen. Einen Grund, warum wir beid er Taufe unserer Kinder Paten bestellen, haben wir eben schon gehört. Sie sollen anstatt der Kinder die Fragen beantworten, die der Pastor an das Kind richtet. – Ein anderer Grund ist dieser: Es ist die Taufe ja äußerst wichtig für einen Christen sein ganzes Leben hindruch. Er soll sich seiner Taufe trösten in der Not seiner Sünden bis an seinen Tod. Ein Christ muß daher auch ganz gewiß sein, daß er getauft, und zwar in rechter Weise getauft ist. Nun wissen aber unsere Kindlein von der Taufe noch nichts. Da sollen ihre Paten es ihnen später bezeugen, daß sie richtig nach Gottes Befehl und Einsetzung getauft sind. Das sagt ja auch Gottes Wort, daß alle Sache, besoners eine so wichtige Sache, bestehen soll auf zweier oder dreier Zeugen Mund. Matth. 18,16. – Doch noch mehr. Sind unsere Kindlein getauft, so sollen sie auch gelehrt werden, zu halten alles, was der Herr uns befohlen hat (Matth. 28,20). Und dazu sollen die Paten mithelfen, sie sollen, besonders wenn die Eltern früh sterben, für die christliche Erziehung der Kinder Sorge tragen. – Wenn wir un-sere Kinder taufen, so beten wir auch. Wir legen Fürbitte ein für unsere Kinder. Und auch dazu sind die Paten bestellt, daß sie für die Kinder beten sollen. So ist es denn auch nicht einerlei, wen wir zu Paten unserer Kinder bestellen. Wir sollen hierbei nicht sowohl sehen auf die leibliche Verwandtschaft, wie es so viele tun, sondern wir sollen vor allen Dingen darauf sehen, daß wir solche Leute bekommen, die auch ihre Patenpflichten recht ausrichten können und auch wirklich erfüllen. Wir sollen solche Leute zu Paten für unsere Kinder bestellen, die ernste, gläubige Christen und mit uns eines Glaubens sind.
Einleitung. Wir haben gelernt, was die
heilige Taufe ist, nämlich nicht ein bloßes schlichtes Wasser, sondern das
Wasser „in Gottes Gebot gefasset und mit Gottes Wort verbunden“, eine Handlung,
die Gott selbst geordnet und eingesetzt und in der er dem Wasser sein Wort
hinzugetan hat. Die Taufe ist daher etwas Großes und Herrliches, und sie wird
daher auch einen großen Segen und Nutzen haben für den, der sie emp-fängt.
Diesen Nutzen und Segen beschreibt uns unser Katechismus weiter, indem er uns
Antwort gibt auf die Frage: „Was gibt oder nützt die Taufe?“ Diese
Antwort sagt uns zweierlei, nämlich worin der Nutzen der Taufe besteht, und
sodann, wer densel-ben erlangt, und weist dabei darauf hin, daß wir solches den
Worten und Verheißun-gen Gottes gemäß lehren.
Unser Katechismus sagt uns zunächst,
worin der Nutzen der Taufe besteht.
Einen dreifachen Nutzen der Taufe
gibt uns der Katechismus an. Er sagt uns, daß sie Vergeung der Sünden wirke, daß
sie vom Tod und Teufel erlöse und daß sie die ewige Seligkeit gebe. Und zwar
gibt er diesen Nutzen an nach den Worten und Ver-heißungen Gottes: „wie die
Worte und Verheißungen Gottes lauten“. Auf die weitere Frage: „Welches
sind denn solche Worte und Verheißungen Gottes?“ führt der Kate-chismus den
Spruch Mark. 16,16 an. Da gibt uns Gott selbst den Nutzen der Taufe an. Wer
getauft ist, der soll selig werden. Der Nutzen der Taufe ist dieser, daß
er uns die Seligkeit gibt. Aber wie? Sagt unser Katechismus nicht mehr?
Er führt doch auch Vergebung der Sünden und Erlösung vom Tod und Teufel als
Nutzen der Taufe auf. Geht da der Katechismus nicht über Gottes Wort oder doch
wenigstens über diese Verheißung hinaus? Keineswegs. Wer selig werden will, der
muß zuvor Vergebung der Sünden haben. Wer selig wird, deer ist auch vom Tod und
von der Gewalt des Teufels erköst. Macht die Taufe uns selig, so wirkt sie eben
damit auch Vergebung der Sünden und erlöst vom Tod und Teufel. („Aufs andere,
weil wir nun wissen, was die Taufe ist und wie sie zu halten sei, müssen wir
auch lernen, warum und wozu sie eingesetzt sei, das ist, ways sie nütze, gebe
und schaffe. Solches kann man auch nicht besser denn aus den Worten Christi,
oben angezogen, fassen, nämlich: ‚Wer da glaubt und getauft wird, der wird
selig.’ Mark. 16,16. Darum fasse es aufs allerein-fältigste also, daß dies der
Taufe Kraft, Werk, Nutz, Frucht und Ende ist, daß sie se-lig mache. Denn man
taufet niemand darum, daß er ein Fürst werde, sondern, wie die Worte lauten,
daß er selig werde. Selig werden aber weiß man wohl, daß es nichts an-deres
heißt, denn von Sünden, Tod und Teufel erlöset, in Christi Reich kommen und mit
ihm ewig leben.“ Gr. Kat., Par. 223.) – Die Taufe wirkt also Vergebung der
Sünden, Erlösung vom Tod und Teufel und gibt uns die ewige Seligkeit. Im
zweiten Artikel bekennen wir, daß Jesus Christus uns erlöst hat und erworben
und gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels. Christus
hat uns alle diese Güter erworben durch sein Leben, Leiden und Sterben. Aber
diese großen Gü-ter, die Christus uns erworben hat, müssen nun auch unser
Eigentum werden, wenn sie uns nützen sollen. Und dazu hat Christus alle seine
großen Schätze und Güter, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, in die
Taufe hineingelegt, wie man köst-liche Kleinodien und Edelsteine in ein
Kästchen legt. Wenn wir getauft werden, dann erhalten wir diese Güter, die
Christus uns erworben hat. Der Heilige Geist eignet sie uns an. Die Taufe ist
die Hand Gottes, durch die uns Gott diese herrlichen Dinge dar-reicht
und schenkt. So ist die Taufe das Mittel, durch das der Heilige Geist uns
alle diese großen Dinge zu eigen macht. Die Taufe ist also ein Gnadenmittel,
durch welches der Heilige Geist die Güter seiner Gnade uns mitteilt. 1 Kor.
6,11.
Sehen wir uns nun den Nutzen der Taufe,
wie unser Kleiner Katechismus ihn an-gibt, noch etwas genauer an.
a. Es heißt zunächst, daß die Taufe Vergebung
der Sünden wirkt. Daß sie dieses tut, folgt schon, wie wir gesehen haben,
aus der allgemeinen Verheißung Mark. 16,16. Die Heilige Schrift sagt uns das
aber auch ganz ausdrücklich. So fordert Apg. 2,38 der Apostel die Juden auf,
daß sie sich taufen lassen sollen „zur Vergebung der Sünden“. Sollen wir
uns taufen lassen zu dem Zweck, daß wir Vergebung der Sünden haben, so muß die
Taufe das auch wirken. Auch der Spruch 1 Petr. 3,20.21 sagt uns dies. Da wird
die Taufe „der Bund eines guten Gewissens mit Gott“ genannt. Durch die
Taufe bekommen wir ein gutes Gewissen vor Gott. Ein gutes Gewissen können wir
vor Gott aber nur dann haben, wenn wir von der Schuld der Sünde frei geworden
sind, wenn wir Vergebung der Sünden haben. Gibt uns die Taufe ein gutes
Gewissen, so gibt sie uns Vergebung der Sünden.
Wie aber wirkt nun die Taufe Vergebung
der Sünden? Das lernen wir aus dem Spruch Gal. 3,26.27. In der Taufe haben
wir Christum angezogen, wie man etwa ein Kleid oder Gewand anzieht. Sind
wir getauft, so ist Christus unser Eigentum gewor-den, und zwar mit alle
dem, was er uns verdient und erworben hat. In der Taufe wird Christus mit
seinem ganzen Verdienst uns geschenkt. Aber Christus hat uns vor allen Dingen
auch Vergebung der Sünden erworben. So wirkt also die Taufe Vergebung
der Sünden, indem sie uns Christi Verdienst zueignet und schenkt.
b.
Unser Katechismus sagt uns weiter, daß uns die Taufe vom Tod und Teufel
er-löst. Sie erlöst uns vom Tode. Das kann ja nach dem
Vorhergehenden nicht anders sein. Der Tod ist durch die Sünde in die
Welt gekommen, ist der Sünde Sold. Wirkt die Taufe Vergebung der Sünden
und nimmt so die Sünde hinweg, so nimmt sie auch die Strafe der Sünde hinweg
und erlöst vom Tode. – Wir unterscheiden den ewigen und den zeitlichen
Tod. Der ewige Tod ist die ewige Verdammnis. Hat ein Christ keine Sünden
mehr, sind seine Sünden ihm durch die Taufe weggenommen, so hat er auch keine
Verdammnis zu fürchten. Und so hat auch der leibliche Tod für ihn keine
Schrecken mehr. Wohl müssen auch getaufte gläubige Christen noch sterben. Aber
der Tod hat für sie seine Schrecken verloren. Der Stachel des Todes, das, was
den Tod schrecklich und furchtbar macht, ist die Sünde. Wer noch keine
Vergebung der Sünde hat, hat nach dem zeitlichen tod den ewigen zu fürchten,
die schreckliche Ver-dammnis. Nun haben wir Christen durch die Taufe Vergebung
der Sünden erhalten. So hat der Tod seinen Stachel verloren. Der zeitliche Tod
ist den Christen ein Ein-gang ins ewige Leben. Sie können mit dem Apostel
rühmen, daß der Tod verschlun-gen ist in den Sieg Christi. 1 Kor. 15,55.57.
Wirkt die Taufe Vergebung der Sünden, so erlöst
sie uns auch vom Teufel. Der Teufel hat die ersten Menschen zur Sünde
verführt. Sie haben sich von ihm verführen lassen, haben gesündigt und haben
sich so in die Macht und Gewalt Satans begeben. Durch die Sünde hat der
Teufel Macht und Gewalt über die Menschen bekommen. Durch die Sünde sind wir in
das Reich und unter die Obrigkeit des Fürsten der Fin-sternis geraten. Solange
die Sünde auf uns liegt, bleiben wir in seinem Reich. Nun hat die Taufe unsere
Sünden hinweggenommen, und damit sind wir frei aus der Gewalt des Teufels.
Durch die Taufe hat Gott uns errettet von der Obrigkeit der Finsternis, das
heißt, aus dem Reiche Satans, und hat uns versetzt in das Reich Jesu Christi.
Kol. 1,12-14. In Christus haben wir Vergebung der Sünden. Diese von Christus
uns ver-diente Vergebung wird uns in der Taufe zugeeignet, und so haben wir in
der Taufe auch Erlösung vom Teufel. – Allerdings, der Teufel versucht auch nach
der Taufe noch die Christen, es gelingt ihm auch zuweilen, sie zu Fall zu
bringen. Aber er kann sie nicht mehr in seiner Macht halten, solange sie bei
ihrer Taufe bleiben. Die Christen wehren sich in der Kraft der Taufe gegen den
Teufel und seine Versuchun-gen und überwinden ihn mehr und mehr.
c. Endlich sagt uns unser Katechismus
noch, daß die Taufe auch die ewige Selig-keit gibt. Daß dieses der Fall
ist, sagt der Herr ja klar und deutlich in seiner Verhei-ßung. Mark. 16,16.
Auch Petrus sagt mit ausdrücklichen Worten, daß das Wasser uns selig macht in
der Taufe, 1 Petr. 3,20.21. Es heißt in unserm Katechismus, daß die Taufe uns
die Seligkeit gibt. Sie gibt sie uns jetzt schon, nicht erst im ewigen
Leben. Hier haben wir durch die Taufe die Seligkeit allerdings erst in
Hoffnung; dort werden wir sie dann vollkommen genießen mit allen ihren Gütern.
Der Segen der Taufe reicht so bis in den Himmel hinein.
Auch hier sehen wir wiederum, welch ein
groß, herrlich Ding unsere Taufe ist, da sie solch köstliche Güter mit sich
bringt, gegen die alle Güter dieser Erde wie nichts zu achten sind.
2. Der Katechismus zeigt uns aber
weiter, wer diesen Segen und Nutzen der Taufe empfängt.
a. Wer die Personen sind, die den Nutzen
der heiligen Taufe empfangen, sagt uns er Katechismus mit diesen Worten: „allen,
die es glauben“, nämlich, die das glauben, was hier von der Taufe ausgesagt
ist, daß sie Vergebung der Sünden, Erlösung vom Tode und Teufel wirkt und die
ewige Seligkeit gibt. Und auch das lehrt uns unser Ka-techismus dem Worte
Gottes gemäß. Das ist also, „wie die Worte und Verheißungen Gottes lauten“.
Der Herr sagt Mark. 16,16 nicht etwa nur: Wer getauft wird, der wird selig,
sondern er sagt: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig
werden.“ Der Glaube muß also zur Taufe hinzukommen, daß sie heilsam
werde. Al-lerdings macht der Glaube nicht erst die Taufe zur Taufe. Die
Taufe ist eine rechte Taufe, ein kräftiges Gnadenmittel, durch das Gott
uns Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit anbietet, ob wir das glauben oder
nicht glauben. Auch denen, die nicht glauben, wird in der Taufe gewißlich
Vergebung der Sünden, Erlösung vom Tod und Teufel und die ewige Seligkeit
angeboten und dargereicht. – Aber wir müssen nun auch diese Güter hinnehmen
und ergreifen. Was hilft es einem armen Mann, wenn zwar ein Reicher ihm eine
große Summe Geld schenkt, er sie aber nicht annimmt? Das Geld ist ihm zwar
geschenkt, es gehört wirklich ihm, aber er hat keinen Nutzen und Vorteil davon.
So ist es hier mit der Taufe. Die Taufe ist die Hand Gottes, durch die
er uns seine herrlichen Gnadengüter darreicht; aber diese Gnadengüter müssen
wir nun auch ergreifen mit dem Glauben. Der Glaube ist unsere Hand,
mit der wir diese Gnadengüter uns aneignen. („Denn weil solches allhier in den
Worten bei und mit dem Wasser vorgetragen und verheißen wird, kann es nicht
anders empfangen werden, als daß wir solches von Herzen glauben; ohne Glauben
ist es nichts nütze, ob es gleich an sich selbst ein göttlicher,
überschwenglicher Schatz ist.“ Gr. Kat. Par. 226. – „Also siehst du klar, daß
da kein Werk ist, von uns getan, sondern ein Schatz, den er uns gibt und der
Glaube ergreifet; so wohl wie der Herr Christus am Kreuz nicht ein Werk ist,
sondern ein Schatz, im Wort gefasset und uns vorgetragen und durch den Glauben
empfangen.“)
b. Doch der Herr fügt seinen Worten noch
hinzu: „Wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden.“ Da fällt uns
auf, daß der Herr nicht sagt: Wer aber nicht glaubet und nicht getauft ist,
sondern nur sagt: „Wer nicht glaubet, der wird ver-dammt werden.“ Damit zeigt
uns der Herr an, daß es der Unglaube ist, der eigentlich verdammt. Es
kann geschehen, daß ein Mensch von Herzen gläubig ist und doch die Taufe nicht
haben kann. Denken wir nur an den Schächer am Kreuz. Der war gläubig geworden,
aber er konnte nicht mehr getauft werden. Und doch versichert ihn der Herr, daß
er selig werde. Wenn also ein gläubiger Christ im Falle der Not die Taufe nicht
haben kann, so wird er doch durch den Glauben selig. Gott hat zwar uns, aber
nicht sich an seine Mittel der Gnade gebunden. – Anders steht es freilich, wenn
ein Mensch die Taufe zwar haben kann, aber dieses Mittel nicht gebrauchen will.
Solche Leute waren die Pharisäer und Schriftgelehrten, von denen wir Luk 7,30
lesen: Sie wollten sich von Johannes nicht taufen lassen. Und da heißt
es von ihnen: Sie ver-achteten Gottes Rat wider sich selbst.“ Wer die
Taufe haben kann und sie doch nicht haben will und nicht gebraucht, der verachtet
damit Gottes Rat, die Mittel, die Gott ihm zur Seligkeit gegeben hat. Durch
solche Verachtung zeigt er an, daß er nicht glaubt, was Gott in seinem
Wort gesagt hat. Und durch seinen Unglauben wird er verdammt. Wohl bei einem
Mangel der Taufe, aber nicht bei ihrer Verachtung, kann der seligmachende
Glaube bestehen.
c. Wir Christen sollen durch den Glauben
die Güter ergreifen und sie uns aneignen, die Gott in der Taufe uns schenkt.
Und zwar unseer ganzes Leben hindurch sollen wir das tun. Unsere Taufe hat
Geltung und Nutzen für unser ganzes Leben. Die Taufe ist, wie wir gehört
haben, ein Bund mit Gott. 1 Petr. 3,21. Gott hat in der Tau-fe einen
Bund mit uns gemacht. Gott hat uns versprochen, er will um Christi willen unser
Vater, und wir sollen seine lieben Kinder sein. Er will uns unsere Sünden
ver-geben und uns selig machen. Und Gott ist treu, er hält seinen Bund
(Jes. 54,10). Seine Gnade, die er in der Taufe zugesagt hat, bleibt bestehen.
Auch dann, wenn wir untreu werden. Denn so steht es leider mit uns. Wir sündigen
auch nach der Taufe gar mannigfach, sündigen aus Schwachheit unsers Fleisches
oder auch mutwillig, gegen unser Gewissen. Wenn dann unsere Sünden uns quälen
und drücken, so gehen wir wieder zurück zu unserer Taufe, nehmen im Glauben hin
die Güter, die Gott in der Taufe uns zugesagt hat, Vergebung der Sünden, Leben
und Seligkeit, und haben sie dann auch gewiß und wahrhaftig. So bekommen wir
immer wieder ein gutes Gewissen vor Gott, und die Taufe ist der Bund
eines guten Gewissens. So trösten wir uns unse-rer Taufe durch unser ganzes
Leben. (Vgl. Gr. Kat. Par. 229.230)
Einleitung. Große, herrliche Dinge haben
wir von der Taufe ausgesagt: „Sie wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom Tod
und Teufel und gibt die ewige Seligkeit al-len, die es glauben.“ Da fragen wir
billig: Woher kommt es doch, daß die Taufe sol-che große Wirkung hat? Was gibt
der Taufe solche große Kraft? Diese Frage stellt auch unser Katechismus und
gibt uns die rechte Antwort darauf und beweist sie uns aus Gottes Wort. Unser
Katechismus fragt weiter: „Wie kann Wasser solche große Dinge tun?“
1. Unser Katechismus zeigt uns
zunächst, woher die Taufe solche Kraft und Wir-kung nicht hat, nämlich nicht
vom Wasser.
a. „Wie kann Wasser solche große Dinge
tun?“ so fragt unser Katechismus. Er weist mit dieser Frage zurück auf das
vorige Stück. Die großen Dinge, von welchen hier die Rede ist, sind eben
die Dinge, von denen wir beim Nutzen der Taufe gehört haben: Vergebung der
Sünden, Erlösung vom Tod und Teufel und die ewige Seligkeit. Das sind wahrlich große
Dinge, die größten und herrlichsten Dinge, die es im Himmel und auf Erden gibt.
Sie sind so groß und herrlich, daß wir ihre Größe und Herrlichkeit gar nicht
ausdenken, geschweige denn aussprechen können. Es sind Din-ge, wie sie kein
Mensch durch seine Kunst und Gelehrsamkeit zustande bringen, wie sie kein
Mensch mit allen Reichtümern und Schätzen dieser Welt sich erkaufen kann. Die
Taufe ist es, die solche Güter uns gibt.
b. Da fragt unwillkürlich unsere
menschliche Vernunft: „Wie kann Wasser solche große Dinge tun?“ Wie kann das
möglich sein, daß ein wenig Wasser solches an uns wirkt? Die Sekten und
Schwärmer, die ja nicht glauben, daß die Taufe solches aus-richtet, sondern sie
als eine leere Zeremonie ansehen, werfen diese Frage immer wieder auf. Sie
verlachen vielfach unsern Glauben und damit die Lehre der Schrift von dem
Nutzen und Segen der Taufe. Sie sagen wohl: Was kann einem Kinde hel-fen, daß
man ihm ein wenig Wasser auf den Kopf gießt oder es ins Wassert taucht? Wie
kann das solches zuwege bringen, daß es Vergebung der Sünden hat, Gottes Kind
wird und die ewige Seligkeit erlangt? Auf solche Fragen antwortet unser
Katechismus zunächst: „Wasser tut’s freilich nicht.“ Das Wasser
an sich selbst ist nicht so kräftig. Das Wasser an sich selbst kann solche
Dinge nicht zustande bringen. Wasser kann wohl unsern Leib reinigen von
äußerlichem Schmutz, aber es kann die Seele nicht rei-nigen von dem Schmutze
der Sünden und also auch nicht vom Tode und Teufel er-lösen und selig machen.
Wenn nichts anderes in der Taufe wäre als Wasser, dann könnte sie freilich
solche große Dinge nicht tun.
2. Unser Katechismus zeigt uns nun aber
weiter, woher die Taufe solch große Wir-kung hat.
a. „Wasser tut’s freilich nicht“,
antwortet unser lieber Katechismus auf unsere Fra-ge und fährt dann fort: „sondern
das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist“. Es ist Gottes Wort, das
der Taufe ihre große Kraft gibt, aber – und das sollen wir uns wohl merken –
das Wort Gottes, „so mit und bei dem Wasser ist“. Das Wasser muß also
auch mit dabei sein. Das Wasser ist auch nötig zur Taufe und Seligkeit. So hat
es Gott befohlen und angeordnet, Wasser zu nehmen und zu taufen. Wer ohne
Wasser taufen wollte und sagen: Ich halte mich eben an Gottes Wort, darauf
kommt es ja hauptsächlich an, der würde allerdings keinen Segen und Nutzen
davon haben. Der würde Gottes Rat gegen sich selbst verachten. Die Taufe ist,
wie der Apostel sagt Eph. 5,25.26, „das Wasserbad im Wort“. Wasser und Wort
müssen allezeit beisam-men sein. Aber von diesen beiden ist es nicht das Wasser,
sondern das Wort Gottes, welches der Taufe ihre große Kraft gibt. Das
gibt der Taufe ihre Kraft, daß wir auf Gottes Befehl im Namen des Vaters,
des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft sind. In der Taufe werden wir
in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes versetzt. („Da siehst du abermals,
wie teuer und wert die Taufe zu halten sei, weil wir solchen un-aussprechlichen
Schatz darin erlangen; welches auch wohl anzeigt, daß es nicht kann schlicht
lauter Wasser sein, denn lauteres Wasser könnte solches nicht tun. Aber das
Wort, tut’s, und daß, wie oben gesagt, Gottes Namen darin ist. Wo aber
Gottes Name ist, da muß auch Leben und Seligkeit sein, daß es wohl ein
göttlich, selig, fruchtbar und gnadenreich Wasser heißt; denn durchs Wort
kriegt sie die Kraft, daß sie ein Bad der Wiedergeburt ist, wie sie Paulus
nennt an Tit. 3,5.“ Gr. Kat., Par. 223) Und Gott hat dem Wasser ein Wort der
Verheißung hinzugefügt, daß, wer glaubt und getauft ist, selig werden soll.
Gott hat es verheißen, daß er durch sein Wort in die Taufe solch große Kraft
und Wirkung legen will. Gott aber ist allmächtig. Er kann tun, was er
will. Gott ist wahrhaftig. Was er zusagt, hält er gewiß. Das Wort
Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, bringt die großen Dinge in die Taufe
hinein.
b.
Doch unser Katechismus setzt noch hinzu: „und der Glaube, so solchem Wort
Gottes im Wasser trauet“. Zum Worte Gottes in der Taufe muß dann auch der Glaube
kommen, damit die Taufe uns heilsam ist. Der Katechismus will damit nicht
sagen, daß der Glaube diese großen Dinge in die Taufe hineinbringe und
sie wirke. Das kommt allein her durch das Wort Gottes, so mit und
bei dem Wasser ist, daß die Taufe Vergebung der Sünden, Erlösung vom Tod und
Teufel und die ewige Seligkeit gibt. Durch Gottes Wort sind diese herrlichen
Güter in die Taufe gelegt, und sie wer-den angeboten und dargereicht, auch wenn
wir dem Worte Gottes nicht glauben. Wir dürfen unsere Taufe nicht auf unseren
Glauben gründen. – Aber wir müssen diese großen Schätze, die Gott uns in der
Taufe durch sein Wort gibt, hinnehmen. Und das tut, wie wir schon früher
hörten, der Glaube. Der Glaube traut dem Worte Gottes. Der Glaube traut,
das heißt, er setzt seine Zuversicht nicht sowohl auf das Wasser, sondern auf Gottes
Wort, aber auf das Wort Gottes im Wasser. Der Glaube trennt nicht in
der Taufe Wasser und Wort. Er baut und traut auf Gottes Wort und Verhei-ßung,
und das äußerliche Element ist ihm ein Siegel und Unterpfand dieser
Verhei-ßung. Und indem so der Glaube dem Worte Gottes im Wasser traut, nimmt er
aus der Taufe alle Gnadengüter, die Gott hineingelegt hat, und hat also
Vergebung der Sün-den, Leben und Seligkeit. So gründen wir nicht unsere Taufe
auf unsern Glauben, sondern unsern Glauben auf unsere Taufe. („Das
wollen aber die blinden Leiter nicht sehen, daß der Glaube etwas haben muß, das
er glaube, das ist, daran er sich halte und darauf stehe und fuße. Also hanget
nun der Glaube am Wasser und glaubt, daß es die Taufe sei, darin eitel
Seligkeit und Leben ist, nicht durchs Wasser, wie genug ge-sagt, sondern
dadurch, daß damit Gottes Wort und Ordnung einverleibt ist und sein Name darin
klebet. Wenn ich nun solches glaube, was glaube ich anders als an Gott, als an
den, der sein Wort darein gegeben und gepflanzet hat und uns dies äußerliche
Ding vorschlägt, darin wir solchen Schatz ergreifen könnten?“ Gr. Kat. Par.
224) – Es ist wahr, wir haben es oft gelernt, daß wir allein durch dan Glauben an
Christus Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit erlangen. Aber das steht
nicht damit im Widerspruch, wenn wir sagen, daß der Glaube aus der Taufe
Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit nimmt. Es sind eben die Güter, die
Christus uns erworben hat, die Gott in die heilige Taufe hineingelegt hat. Wenn
unser Glaube auf das Wort Gottes im Wasser traut, dann glauben wir eben an
Christus, unsern Heiland, der diese Güter uns verdient hat.
3. Unser Katechismus weist uns endlich
nach, daß es gar nicht anders sein kann, als daß die Taufe durch Gottes Wort so
große Kraft und Wirkung hat.
a. „Denn ohne Gottes Wort ist das
Wasser schlicht Wasser und keine Taufe“, so heißt es weiter. Unser
Katechismus sagt nicht: ohne Gottes Wort und Glauben ist das Wasser
schlicht Wasser, sondern nur: „ohne Gottes Wort“. Daraus sehen wir, daß es Gottes
Wort allein ist und nicht auch der Glaube, durch welches die Taufe Kraft und
Wirkung hat. – Das wäre wahr, wenn kein Wort Gottes in der Taufe wäre, dann
wäre das Wasser schlicht, das heißt, nur gewöhnliches, irdisches Wasser. Dann
wäre sie keine Taufe, kein Sakrament; dann könnte die Taufe nicht mehr wirken
als sonst irdisches Wasser tut.
b. „Mit dem Worte Gottes ist es
eine Taufe, das ist, ein gnadenreich Wasser des Lebens“, so sagt unser
Katechismus weiter. In der Taufe ist beim Wasser Gottes Wort, der Name
des dreieinigen Gottes; und da ist es wirklich eine Taufe, ein Sakra-ment, das
große Dinge in uns wirkt und tut. Nun ist die Taufe nicht mehr schlicht Wasser,
sondern ein gnadenreich Wasser, das ist ein Wasser, das reich ist an
Gnade. Wo Gottes Wort und Name ist, da muß ja eitel Gnade sein. Durch
Gottes Wort liegen in der Taufe alle die reichen Güter der Gnade Gottes. Durch
Gottes Wort ist die Tau-fe ein Wasser des Lebens, das heißt, ein Wasser,
das neues, geistliches Leben in uns wirkt. Darum heißt auch die Taufe
c. „ein Bad der neuen Geburt im
Heiligen Geist“. Daß wir mit Recht die Taufe so nennen, beweist unser
Katechismus aus der Heiligen Schrift. Paulus nennt in seinem Briefe an Titus im
dritten Kapitel die Taufe „das Bad der Wiedergeburt und Erneue-rung des
Heiligen Geistes“. Was soll damit gesagt werden, wenn die Taufe das Bad der
Wiedergeburt genannt wird? Damit soll gesagt werden, daß die Taufe die
Wieder-geburt in uns wirkt. Wir haben schon im dritten Artikel unsers
Glaubens von der Wie-dergeburt gehört. Da haben wir gesehen, daß Wiedergeburt
dasselbe ist wie Bekeh-rung. Die Bekehrung oder die Wiedergeburt geschieht
durch den Glauben an Chri-stus. Wie wir durch unsere natürliche Geburt
Kinder unserer natürlichen Eltern sind, so werden wir durch diese Wiedergeburt
oder durch den Glauben an Christus Kinder Gottes. Diesen Glauben an Christus
wirkt in uns die Taufe, und darum heißt sie das Bad der Wiedergeburt. – Die
Taufe ist das Bad der Wiedergeburt. Unserer natürli-chen Geburt verdanken wir
unser leibliches, irdisches Leben. Auch der Wiedergeburt verdanken wir ein
leben, ein neues, geistliches Leben. Der Apostel sagt uns (Eph. 2,1),
daß wir tot sind in Sünden und Übertretungen. So sind alle Menschen von
Natur beschaffen. Durch den Glauben an Christus kommen aus dem Tode der Sünden
her-aus, ein neues, geistliches Leben wird in uns angezündet. Im Glauben an
Christus können wir nun anfangen, das Gute zu tun und nach Gottes Wort und
Geboten zu wandeln. Daher heißt die Taufe auch das Bad der Erneuerung, weil
sie zugleich mit dem Glauben ein neues, geistliches Leben in uns wirkt. –
Allerdings haben wir im dritten Artikel
gelernt, daß der Heilige Geist es ist, der uns zum Glauben an Christus
bringt und uns also wiedergebiert und erneuert. Aber wir haben auch gehört, daß
der Heilige Geist dieses Werk nicht unmittelbar ausrich-tet, sondern
durch bestimmte Mittel. Und eins dieser Mittel ist auch die heilige
Taufe. Durch die Taufe wirkt der Heilige Geist in uns die Wiedergeburt,
dadurch, daß er uns zum Glauben an Christus bringt, und zugleich auch die
Erneuerung, indem er ein neu-es, geistliches Leben in uns anzündet. So ist die
Taufe das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.
Darum nennt die Heilige Schrift sie so, weil der Heilige Geist in der Taufe
den Glauben und damit zugleich ein neues, geistliches Le-ben wirkt. – So
ist die heilige Taufe wirklich ein Gnadenmittel, das heißt, ein Mittel,
durch welches der Heilige Geist in uns wirkt. Gott hat in die Taufe die
Gnadengüter gelegt, die Christus uns durch Leiden und Sterben erworben hat. In
deer Taufe wer-den sie uns angeboten, dargereicht und zugeeignet. Aber durch
die Taufe wirkt der Heilige Geist auch in uns den wahren Glauben, daß
wir diese großen Gnadengüter an-nehmen, daß sie in Wahrheit unser Eigentum
werden. So werden wir durch die Gnade unsern Herrn Jesus Christus gerecht und
Erben des ewigen Lebens nach der Hoff-nung.
Schluß. Es ist äußerst wichtig, daß wir
gegen alle Sekten, wwelche die heilige Tau-fe herab setzen und verkleinern und
zu einer bloßen Zeremonie machen wollen, dieses festhalten, daß die Taufe
wirklich ein Gnadenmittel ist, durch welches der Heilige Geist in unsern
Kindlein den Glauben wirkt und sie so zu Gottes Kindern macht und zu Erben der
ewigen Seligkeit. So wird die Taufe unser Trost für unser ganzes Leben.alte
Einleitung. Wir haben gar mancherlei von
der Taufe gehört. Wir haben ihr Wesen, ihre Frucht und ihre Kraft
kennengelernt. Doch unser Katechismus enthält noch eine vierte Frage. Er fragt
endlich: „Was bedeutet denn solch Wassertaufen?“ Der Kate-chismus sagt
nicht: Was bedeutet die Taufe? sondern er sagt: „solch Wassertaufen“. Er
weist uns damit hin auf die äußerliche Handlung in der Taufe, die mit Wasser
voll-zogen wird. („Aufs letzte ist auch zu wissen, was die Taufe bedeutet und
warum Gott eben solch äußerlich Zeichen und Gebärde ordnet zu dem
Sakrament, dadurch wir erstlich in die Christenheit aufgenommen werden.“ Gr.
Kat., Par. 237) Daß Gott es so geordnet hat, daß wir mit wasser begossen und
gleichsam damit abgewaschen oder ins Wasser hineingetaucht werden, das hat eine
gar schöne geistliche Bedeutung. – Wollen wir aber die Worte unsers Katechismus
recht verstehen, so müssen wir wis-sen und uns daran erinnern, wie in alter
Zeit vielfach getauft wurde. Der Täufling wurde in das Wasser hineingetaucht
und wieder herausgezogen. Diese Handlung, daß man einen Menschen ins Wasser
hineintaucht und wieder herauszieht, hat eine geist-liche Bedeutung, und zwar
eine doppelte. Sie bedeutet und bildet uns ab das Töten des alten Menschen und
das Zunehmen und Wachsen des neuen Menschen. („Das Werk aber oder Gebärde ist
das, daß man uns ins Wasser senket, das über uns hergehet, und danach wieder
herauszieht. Diese zwei Stücke: unter das Wasser sinken und wieder
herauskommen, bedeutet die Kraft und Werk der Taufe, welches nichts anderes ist
als die Tötung des alten Adams, danach die Auferstehung des neuen Menschen,
welche beide unser Lebenlang in uns gehen sollen, also, daß ein christlich
Leben nichts anders ist als eine tägliche Taufe, einmal angefangen und immer
darin gegangen.“ Gr. Kat., Par. 237)
1. Solch Wassertaufen bedeutet
zunächst, daß der alte Adam in uns soll ersäuft werden.
a. „Es bedeutet“, so sagt Luther, „daß
der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und
sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten.“ Das ist die erste Bedeutung,
welche solch Wassertaufen hat und haben soll. Der alte Adam soll in uns
ersäuft werden. Wer ist der alte Adam? Ihr wißt alle, wer Adam war, näm-lich
der erste Mensch. Gott hatte ihn geschaffen nach seinem Ebenbild, in Heiligkeit
und Gerechtigkeit. Aber Adam ist in Sünde gefallen und hat dadurch Gottes
Ebenbild verloren. Durch die Sünde ist seine ganze Natur verdorben. Er ist von
Gott abgefallen und Gottes Feind geworden. – Und Adam zeugte nun Söhne und
Töchter nach seinem Bilde (1 Mose 5,3). Alle Menschen sind nun Adam
ähnlich. Sie sind auch in Sünden verdorben. Von Adam her ist dieses sündliche
Verderben auf alle Menschen vererbt, so ist es auch zu uns gekommen. Wir werden
alle in Sünden empfangen und geboren. Daher sagt auch der Katechismus, daß der
alte Adam in uns sterben soll „mit allen Sünden und bösen Lüsten“. Wir
haben Sünden und böse Lüste an uns. Wir sind zu allem Bösen geneigt. So sind
wir Menschen beschaffen. Und dieses sündliche Ver-derben unserer Natur, das
von Adam her auf uns gekommen und uns angeboren ist, nennen wir den alten Adam,
oder auch: den alten Menschen, Eph. 4,22 („Was ist denn der alte Mensch?
Das ist er, so uns angeboren ist von Adam, zornig, gehässig, neidisch,
unkeusch, geizig, faul, hoffärtig, ja ungläubig, mit allen Lastern besetzt, und
von Art kein Gutes an sich hat.“ Gr. Kat., Par. 237)
b. Dieser alte Adam soll in uns ersäuft
werden, er soll sterben. Darauf deutet das Wassertaufen hin. Wenn
ein Mensch ins Wasser hineingetaucht und eine längere Zeit unter Wasser
gehalten wird, so muß er ertrinken und sterben. Daß bei der Taufe der Mensch
gleichsam ins Wasser getaucht wird, das deutet darauf hin, daß auch bei und in
uns geistlicherweise etwas ersäuft und sterben soll, nämlich der alte Adam. –
Der alte Adam soll ersäuft werden und sterben. Daraus folgt, daß der
alte Adam auch nach der Taufe in uns lebt. Wohl sind wir in der Taufe
neue Menschen geworden. Es ist ein neues, geistliches Leben in uns
gewirkt. Aber der alte Adam, der alte Mensch, oder unser Fleisch ist immer noch
da. Das wird in der Taufe nicht vollends getötet. Auch nach der Taufe ist der
alte Adam, unser Fleisch, böse. Sünden und böse Lüste hat der
alte Adam. Allerlei böse Lüste, Lust zu allem Bösen steigt in uns auf, und
die-se böse Lust will uns in Sünden allerlei Art stürzen. Dieser alte Adam in
uns muß im-mer mehr ersäuft werden, daß er sterbe mit allen seinen Sünden und
bösen Lüsten. – Was das heißt, den alten Adam ersäufen, erklärt uns der Apostel
Eph. 4,22. Wir müs-sen den alten Menschen ablegen. Böse Lüste und Begierden
steigen in dem alten Men-schen auf. Dadurch legen wir ihn ab und töten ihn,
wenn wir diesen Lüsten und Begierden nicht nachgeben, sondern sie immer
mehr unterdrücken und alle Sünden fliehen und meiden. Das fordert auch
der Apostel Paulus Gal. 5,24. „Die Christus an-gehören“, sagt er. Wir gehören Christus
an durch die Taufe. Als getaufte Christen sollen wir unser Fleisch
kreuzigen samt seinen Lüsten und Begierden. Unser Fleisch ist eben unser alter
Adam, der durch Lüste in Irrtum sich verdirbt. Unser Fleisch sol-len wir kreuzigen.
Der Apostel gebraucht hier ein anderes Bild. Wir sollen den alten Adam ans
Kreuz schlagen und ihn so töten. Der Kreuzestod war eine sehr schmerzli-che
Todesart. Es geht ohne Schmerzen nicht ab, wenn unser alter Adam in uns
ster-ben soll. Wir müssen unserm Fleische oft bitter weh tun, wenn es seine
bösen Begier-den fahren lassen soll. So wird der alte Adam in uns ersäuft,
daß wir den bösen Be-gierden desselben widerstehen und sie unterdrücken.
Unser Katechismus sagt uns auch, wie das
geschieht: „durch tägliche Reue und Buße“. Durch Reue und Buße wird der
alte Adam in uns getötet. Reue ist dieses, daß wir unsere Sünden
erkennen und es uns von Herzen leid sein lassen, daß wir immer wiedeer Gott mit
unsern Sünden beleidigen und erzürnen. Wir müssen von Herzen traurig und sein
über unsere Sünden und Gottes Zorn. Buße besteht darin, daß wir uns
immer wieder von unsern Sünden abwenden und uns zu Gott hinwenden durch den
Glauben an Christus. So wird der alte Adam in uns getötet, daß wir Gott bitten
um Vergebung unserer Sünden im Vertrauen auf Christi Verdienst, daß wir ihn um
Kraft bitten, den bösen Begierden des Fleisches zu widerstehen und sie zu
unterdrücken und also immer mehr die Sünde zu fliehen und zu meiden. Und es
soll eine tägliche Reue und Buße sein. Täglich müssen wir unsere Sünden
erkennen und uns von unsern Sün-den ab- und zu Gottes Gnade wenden. Unser
ganzes Leben soll eine stete Buße, ein steter Kampf gegen die Sünde sein.
(„Denn was heißt Buße anders, als den alten Men-schen mit Ernst angreifen und
in ein neues Leben treten?“ Gr. Kat. Par. 239) Täglich müssen wir in der Buße
zu unserer Taufgnade zurückkehren, so daß, wie Luther so schön sagt,
„ein christlich Leben nichts anders ist als eine tägliche Taufe, einmal
an-gefangen und immer darin gegangen“.
2. Doch die Taufe hat noch eine andere
Bedeutung. Nachdem der Mensch in der Taufe unter das Wasser getaucht war, daß
das Wasser über ihm zusammenschlug, so stieg er dann aus dem Wasser heraus.
Darum wird dadurch bedeutet und abgebildet, daß „wiederum täglich herauskomme
und auferstehe ein neuer Mensch, der in Ge-rechtigkeit und Reinigkeit vor Gott
ewiglich lebe“.
a. Der neue Mensch soll
herauskommen und auferstehen. Da erhebt sich zuerst die Frage: Was ist der
neue Mensch? Wir haben gehört, daß die Taufe das Bad der Wie-dergeburt
ist. Durch die Taufe werden wir wiedergeboren, und zwar dadurch, daß sie uns
zum Glauben an Christus bringt. Ist aber jemand in Christus, so sagt 2 Kor.
5,17, das heißt, steht jemand im Glauben an Christus, so ist er eine neue
Kreatur. Durch die Taufe sind wir wiedergeboren zu einer neuen Kreatur, da
ist etwas Neues in uns geschaffen, ein neues, und zwar geistliches
Leben und Wesen. In der Taufe haben wir neue Gnadenkräfte empfangen, daß
wir das Gute tun können. Dieses neue, geistliche Leben und Wesen nennen wir den
neuen Menschen. Das ist also der neue Mensch, das neue, geistliche Wesen und
Leben, welches durch das Bad der Wiedergeburt in uns geschaffen ist.
b. Dieser neue Mensch soll nun herauskommen
und auferstehen. Er soll herauskommen und auferstehen. Er ist also schon
da. Er ist in der Taufe wirklich ge-schaffen. Unser Katechismus beschreibt uns
auch weiter diesen neuen Menschen, zeigt uns, wie er beschaffen ist. Er lebt
in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott. Er lebt in Gerechtigkeit vor
Gott, das heißt, in einer Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Vor Gott gilt nur
die Gerechtigkeit, die Christus uns erworben hat und die uns in der Tau-fe
zugeeignet wird. Diese Gerechtigkeit ergreifen wir durch den wahren Glauben
an Christus. In Gerechtigkeit leben heißt so viel wie: in wahrem Glauben
leben. Und er lebt in Reinigkeit. Er flieht und meidet die Sünde, er
dient nicht mehr, wie der alte Mensch, den bösen Lüsten, er dient vielmehr Gott
in einem reinen, heiligen Leben, in guten Werken. So ist der neue Mensch
beschaffen, der in der Taufe geboren wird.
Dieser neue Mensch muß herauskommen
und auferstehen. Er ist eben noch schwach. Wenn ein Kindlein
geboren ist, so ist es ein wahres Menschenkindlein, aber es ist noch klein und
schwach, es muß wachsen und zunehmen und stark werden. So geht es mit dem neuen
Menschen. Er ist im Anfang noch klein und schwach und muß daher wachsen,
zunehmen und stärker werden. Er soll wachsen und zunehmen in
Ge-rechtigkeit und Reinigkeit. Wie das geschieht, sehen wir aus Eph. 4,24. Wie
man ein Kleid anzieht und sich darin einhüllt, daß man ganz davon bedeckt wird,
so sollen wwir Christen uns immer mehr einhüllen in Gerechtigkeit und
Reinigkeit, sollen darin wandeln, wandeln im wahren Glauben und in guten Werken
vor Gott, daß man immer mehr nur Glauben und gute Werke bei uns sieht. Und zwar
täglich, jeden Tag aufs neue, soll das geschehen. So kommt der neue Mensch
immer mehr bei uns heraus und nimmt zu, bis er endlich in jenem Leben ganz
vollkommen ewiglich lebt in Gerechtig-keit und Reinigkeit vor Gott. So soll der
neue Mensch bei uns herauskommen und auferstehen, daß wir alle Tage in
wahrem Glauben und guten Werken vor Gott wan-deln und wachsen.
3. Dieses alles bedeutet solch
Wassertaufen.
a. Wenn der Katechismus sagt, daß solch
Wassertaufen das tägliche Ersäufen des alten und Herauskommen des neuen
Menschen bedeute, so will er damit nicht etwa nur dieses sagen, daß die Taufe
nur ein schwaches Sinnbild von alle diesem sei, es uns nur abbilde. Wie dieses
zu verstehen ist, zeigt uns Luther dadurch, daß er noch einen Spruch hinzufügt,
Röm. 6,4. Unmittelbar vor diesen Worten hatte der Apostel gesagt, daß wir in Christi
Tod getauft sind. Wir sind in der Taufe in Christus und sei-nen Tod
hineingesenkt, wir haben teil an Christus und an all seinem Verdienst.
Und dann fährt der Apostel fort: „Wir sind samt Christus durch die Taufe
begraben in den Tod.“ Nach seinem Tode ist Christus begraben und hat unsere
Sünden gleichsam be-graben. Wir sind mit ihm begraben in der Taufe. So sollen
auch wir unsere Sünde begraben, sie täglich fliehen und meiden. Christus
ist nach seinem Tode aber auch wieder auferstanden. Er ist auferweckt durch
die Herrlichkeit des Vaters, er lebt nun vor Gott. Durch die Taufe haben
wir Teil an seiner Auferstehung und sollen in einem neuen Leben vor Gott
täglich wandeln. Das heißt zunächst, die Taufe bedeutet dieses alles: die Taufe
verpflichtet uns dazu, daß wir täglich die Sünde fliehen und in einem
neuen Leben wandeln.
b. Aber die Taufe verpflichtet uns nicht
nur dazu, sondern sie gibt uns auch Kraft dazu. Durch die Taufe haben
wir Teil an Christus. Wie Christus durch seinen Tod die Sünde begraben und
hinweggetan hat, so können wir, die wir in seinen Tod getauft sind, in
der Kraft Christi unsere Sünde begraben, sie fliehen und meiden. Wie er
auf-erstanden ist und lebt, so können wir, die wir durch die Taufe teilhaben an
seiner Auferstehung, täglich von den Sünden auferstehen und in einem neuen
Leben wan-deln. Die heilige Taufe gibt uns also auch Kraft, daß wir täglich
die Sünde begraben und meiden und in einem neuen Leben wandeln können.
(„Darum, wenn du in der Buße lebest, so gehest du in der Taufe, welche solch
neues Leben nicht allein bedeu-tet, sondern auch wirkt, anhebt und treibt.
Denn darin wird gegeben Gnade, Geist und Kraft, den alten Menschen zu
unterdrücken, daß der neue hervorkomme und stark werde.“ Gr. Kat., Par. 239)
c. Da es nun so steht, daß die heilige Taufe uns verpflichtet und uns Kraft gibt zum Kampf gegen die Sünde und zu einem neuen Leben, so haben wir in der Taufe durch unsere Paten Gott ein Gelübde abgelegt. Worin dieses Taufgelübde besteht, das habt ihr bei der Taufe anderer Kinder oft gehört. Wir entsagen darin dem Taufel und allen seinen Werken und allem seinem Wesen, wir versprechen, dem dreieinigen Gott al-lein zu dienen. Dieses Taufgelübde soll uns besonders zu heiligem Leben und Wandel antreiben. An dieses Taufgelübde sollen wir uns täglich erinnern, täglich dem Teufel und der Sünde aufs neue entsagen, täglich Gott aufs neue dienen in Heiligkeit und Ge-rechtigkeit. Fallen wir dann in Sünden aus Schwachheit unsers Fleisches, so trösten wir uns wieder der Taufe mit ihren Verheißungen und nehmen aus ihr immer wieder Kraft zu neuem Leben. „Das heißt“, wie Luther einmal sagt, „recht in die Taufe ge-krochen und täglich wieder herausgekommen.“ (Vgl. auch Gr. Kat. Par. 241.)
(entnommen
aus:
Wir
glauben, lehren und bekennen.
Das
evangelisch-lutherische Bekenntnis
des
christlichen Glaubens.
Von
Roland Sckerl)
1. Wir
glauben, lehren und bekennen, daß die Taufe nicht einfach nur Wasser ist,
sondern vielmehr Wasser in Gottes Gebot gefaßt und mit Gottes Wort verbunden, ,
Matth. 28,19.20; Mark. 16,15.16, eben das 'Wasserbad im Wort', Eph. 5,26, eine
von Christus eingesetzte, bis zum Jüngsten Tag gültige Ordnung, ein
Gnadenmittel, das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung durch den Heiligen
Geist, Tit. 3,5, durch das der Heilige Geist uns die Vergebung der Sünden und
damit Leben und Seligkeit darreicht und zueignet, Apg. 2,38; 22,16, was alle
die wahrhaft haben, die an Jesus Christus als ihren Heiland glauben, Mark.
16,15.16. Wo daher entweder nicht mit Wasser oder nicht im Namen Gottes des
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (mit dem rechten Bekenntnis der
biblischen Dreieinigkeit) 'getauft' wird, da wird tatsächlich gar nicht
getauft.
2. Wir
glauben, lehren und bekennen aufgrund der Lehre Gottes in der Heiligen Schrift,
daß die Taufe nicht in erster Linie ein menschlicher Bekenntnisakt vor Gott und
den Menschen ist, auch nicht bloß ein leeres Zeichen für etwas, das unabhängig
von der Taufe geschieht, sondern daß Gott selbst der eigentlich Handelnde in
der Taufe ist durch den Täufer ('in seinem Namen'), in der Taufe die Sünden abgewaschen,
der alte Mensch in Christi Tod hineingetauft wird, damit ein neuer Mensch aus
der Taufe hervorgehe, der Christus angezogen hat, nämlich bekleidet ist mit
Christi Kleid der Gerechtigkeit, Christi Eigentum ist, weil Christus ihn durch
sein heiliges teures Blut und sein unschuldiges Leiden und Sterben erworben hat
und der Mensch nun hineingetauft wurde in den Namen Gottes des Vaters, des
Sohnes und des Heiligen Geistes, den Heiligen Geist empfangen hat, und somit
hineingestellt in die Lebensgemeinschaft mit dem dreieinigen Gott, Glied des
Leibes Christi. Das Wasser an sich hat diese Kraft nicht, sondern das
Taufwasser ist 'Wasser in Gottes Gebot gefaßt und mit Gottes Wort verbunden',
was heißt, daß Gottes Wort und Verheißung diese großen Dinge, Sündenvergebung,
Leben und Seligkeit, in die Taufe hineinbringen, denn ohne Gottes Wort ist es
keine Taufe, Mark. 16,15.16; Eph. 5,26; Tit. 3,5-8.
3. Wir
glauben, lehren und bekennen, daß die Taufe ist die Übereignung des Täuflings
an den gekreuzigten und auferstandenen Heiland und Herrn Jesus Christus, denn
sie ist Taufe in Jesu Namen (das ist der Täufer handelt im Auftrage Jesu, also
Jesus durch ihn, Apg. 10,48); sie ist Taufe in den Namen oder auf den Namen
Jesu (Apg. 2,38; 8,16; 19,5; 1 Kor. 6,11; Röm. 6,3) und versiegelt so den
Täufling als Christi Eigentum. Wird der Täufling aber Christi Eigentum, so
erhält er zugleich all das, was Christus zugehört, nämlich das ganze Heil, das
er uns erworben hat. Der Täufling übereignet nicht sich selbst, sondern wird übereignet,
durch den lebendigen Gott aus der Herrschaft der Sünde genommen, der Herrschaft
Jesu Christi unterstellt und somit gerettet vor dem künftigen Zorn, Kol. 1,13;
Röm. 5,10.
4. Wird der
Täufling Christi Eigentum, so heißt dies: er soll nun, als Frucht, auch im
Glauben, aus dem Glauben seinem neuen Herrn leben und ihm dienen in ewiger
Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit und in der Kraft des Heiligen Geistes
gegen die Sünde kämpfen, Gal. 5,16 ff., und täglich neu sich seinem Heiland
hingeben, ihm zu dienen, in täglicher Buße, Umkehr und Vergebung den alten
Menschen ausziehen und den neuen Menschen anziehen, Eph. 4,22-24.
5. Wir
glauben, lehren und bekennen weiter, daß der Täufling in der Taufe in Christi
Tod und Auferstehung hineingegeben wird, Röm. 6,3 ff. Übereignung an Christus
ist also gerade und zuerst Hineingenommenwerden in seinen Kreuzestod, nämlich
daß der alte Mensch, der Mensch der Sünde, in den Tod gegeben wird, Röm. 6,6.8,
er Anteil bekommt an dem Gericht, das Christus stellvertretend für uns auf
Golgatha ertragen hat. Wird aber der alte Mensch mit Christus begraben, so geht
aus der Taufe der neue Mensch hervor, auf daß er als Frucht aus dem Glauben
Gott lebe und diene, Röm. 6,4 ff. und hat im Glauben das Angelt der zukünftigen
leiblichen Auferstehung.
6. Wir
glauben, lehren und bekennen, daß die Taufe auf den Namen Jesu Christi Taufe
dufch den Heiligen Geist ist, 1 Kor. 6,11; 12,13 a; Tit. 3,5, und damit alles
menschliche Wirken im Blick auf seine Wiedergeburt ausgeschlossen ist. In der
Taufe wirkt der Heilige Geist die Geburt von oben, Joh. 3,5, als die Geburt aus
dem Geist. Der Geist Gottes schafft uns neu, nicht wir selbst, wie auch David
betet, Ps. 51,12, und Gott es verheißen hat, Hes. 36,26. Da nur der Christus
angehört, der Christi Geist hat, Röm. 8,4, so heißt 'in Christus sein' zugleich
immer: 'im Geist sein', Röm. 8,4; 1 Kor. 1,7.
7. Wir
glauben, lehren und bekennen, daß durch die Taufe als dem Bad der Wiedergeburt
der Heilige Geist den, der da glaubt an Jesus Christus, hinzutut zur Gemeinde
Gottes als der verborgenen Gemeinschaft des Glaubens, die nicht ein
menschlicher Zusammenschluß ist, nicht aus menschlichem Willen kommt, sondern
Gottes Werk ist, Apg. 2,41.47; 1 Kor. 12,13. Somit wird der Täufling durch die
Taufe Teil des Leibes Christi, des heiligen Gottesvolkes. Damit ist er aber
auch hineingestellt mit der Gemeinde unter Gottes Reden und Handeln an der
Gemeinde durch sein Wort und Sakrament, ist gerufen unter die Verkündigung,
hineingestellt in den Pilgerpfad der Gläubigen unter dem Kreuz. Ebenso aber ist
er auch mit der Gemeinde hineingestellt in den Dienst und mit ihr gesandt, im
Gebet und Bekenntnis die frohe Botschaft, das Evangelium Jesu Christi zu
bezeugen, Matth. 28,18-20; Luk. 24,47; Mark. 16,15.16; Apg. 1,8.
8. Wir
glauben, lehren und bekennen aber auch, daß wir das, was Gott in der heiligen
Taufe darreicht und zueignet allein durch den Glauben an Jesus Christus haben
und nicht durch den bloßen Vollzug der Taufe, Mark. 16,15.16. Der Glaube macht
die Taufe nicht erst zur Taufe, sie ist vielmehr gültig und darf nicht
wiederholt werden, wenn der Täufling auch nicht geglaubt hat; aber der Täufling
hat das, was ihm Gott in der Taufe schenken will, nur, wenn er es im Glauben
ergreift und in täglicher Reue und Buße auch immer wieder in die Taufgnade
zurückkriecht. Wer nicht an Jesus Christus als seinen Heiland glaubt, wenn er
auch getauft ist, der ist aus der Taufgnade gefallen und steht unter dem Urteil
der Verdammnis, wenn er nicht Buße tut.
9. Wir
glauben, lehren und bekennen, daß die Bedeutung der Taufe nicht nur den Tauftag
selbst betrifft, auch nicht nur die Zeit bis zur Taufe, sondern das ganze Leben
des Täuflings, nämlich daß wir uns täglich in der Taufe üben sollen, also
täglich in Reue und Buße uns reinigen von unseren Sünden, den alten sündigen
Menschen in uns in den Tod geben sollen und täglich neu die Vergebung in
Christus Jesus in Anspruch nehmen, uns ihm als unserem Erlöser neu hingeben,
daß er auch unser Herr und Regent sei, somit täglich der Heilige Geist die
Kraft unserer Taufe an uns zur Geltung bringen kann (tägliche Buße oder
Erneuerung des Taufbundes). So, wie mit der Geburt der Mensch nicht sogleich
ausgewachsen und vollendet ist, sondern noch wachsen und lernen muß, so steht
auch die Taufe als das Bad der Wiedergeburt am Anfang des neuen Lebens und
enthält alle Kraft, dieses neue Leben nun auch zu bewahren und zu entfalten,
Röm. 6,3-23, wenn es aus dem Glauben entfaltet wird. Die Wiedergeburt geschieht
wohl ganz in der Taufe, aber sie ist zugleich nur der Anfang des neuen Lebens,
das täglich angefochten und bekämpft wird von dem Widersacher, der versucht,
die an Christus Gläubigen zu verschlingen, 1 Petr. 5,8. Außerdem hat auch der
Getaufte und an Christus Gläubige die Erbsünde noch an sich und ist und bleibt
Sünder und Gerechtfertigter zugleich, Röm. 7, und fällt oftmals noch in Sünde
und bedarf darum täglich neu der Buße, der Bekehrung, Erkenntnis der
abgrundtiefen Verdorbenheit und Verlorenheit ohne Christus, Erkenntnis der völligen
Erlösung durch Christus, Abkehr von der Sünde, Ergreifen der Vergebung in
Christus, erneute Hingabe an seinen Heiland, Röm. 6,3-23; 1 Tim. 6,11; Hebr.
12,10; Phil. 2,12; Eph. 4,22-24. Die Taufe ist dabei auch Mahnung und Aufruf,
Christus im neuen Leben nachzufolgen. Sie wird uns zum Gericht, wenn wir sie
und damit unseren Heiland Jesus Christus durch unseren Wandel verleugnen, also
Abfallen von der Gnade und der Sünde wieder dienen.
10. Wir
glauben, lehren und bekennen auch gemäß der Schrift Gottes, Matth. 28,18-20,
daß daher Taufe und Lehre zusammen gehören, nämlich die Lehre die Gabe der
Taufe entfalten und auch immer wieder zur Taufe zurückführen muß. Es ist
unabdingbar, daß der Täufling, er sei nun jung oder alt, ein Säugling oder ein
Erwachsener, unterwiesen wird in der Heiligen Schrift Gottes, auf daß er immer
besser erkenne, warum er getauft wurde und was er in der Taufe empfangen hat.
Jeder, er sei als Säugling getauft worden oder später, muß durch die
Unterweisung zur lebendigen Erkenntnis seiner Sündenverdorbenheit und seiner
Verlorenheit ohne Christus geführt werden und zur lebendigen Erkenntnis der
Vergebung der Sünden allein um Christi vollbrachter Erlösungstat willen, daß er
im rechten, bewußten lebendigen Glauben immer wieder von neuem das
Gnadengeschenk in Anspruch nimmt und aus Dankbarkeit dafür seinem Heiland und
Herrn nachfolgt und bedarf dieser klaren Erkenntnis täglich neu, um täglich neu
der Sünde zu sterben und aus der Vergebung im Glauben an Christus als neuer
Mensch aufzustehen (tägliche Erneuerung des Taufbundes, tägliche Bekehrung). Wo
die rechte biblische Unterweisung des Täuflings nicht sichergestellt ist (durch
die Angehörigen oder die Gemeinde), kann die Gemeinde Jesu Christi daher die
Taufe nicht gewähren.
11. Wir glauben,
lehren und bekennen, daß es gemäß der Schrift und Ordnung Jesu Christi ist, daß
die Gemeinde Jesu Christi auch die im Haus der Gemeinde, also in zur Gemeinde
gehörenden Familien (auch wenn eventuell nur ein Glied der Familie zur Gemeinde
gehört) geborene Säuglinge tauft: 1) Auch die Säuglinge sind bereits Sünder,
nämlich in Sünden gezeugt und geboren, Ps. 51,7, und bedürfen daher der
Wiedergeburt. 2) Gott will, daß auch nicht eines dieser Kleinen verloren gehe,
Matth, 18,14. 3) Die heilige Taufe gehört mit der Lehre zu den Mitteln, wie aus
allen Völkern Menschen zu Jüngern gemacht werden sollen, Matth. 28,18.19. Der
Begriff 'Völker' umschließt dabei nicht nur Männer und Frauen, sondern auch
Menschen aller Altersgruppen ohne Einschränkungen. 4) Auch die kleinen Kinder
und Säuglinge (der in Luk. 18,15 gebrauchte Begriff 'breephos' bezeichnet
Kinder, die so klein waren, daß sie getragen werden mußten) können glauben,
denn Jesus Christus spricht ihnen den Glauben zu. (Der Glaube ist in seinem
Kern, als rettender Glaube, nicht ein reflektierend Ding, bedarf auch nicht der
ihm vielmehr im Wege stehenden Vernunft dabei, sondern ist das unbedingte
Vertrauen auf Christus als den Heiland. Solches Vertrauen allerdings kann auch
ein Säugling haben, wenn auch für ihn selbst nicht bewußt, reflektierend. Daß
ein Mensch glaubt, ist auch nicht das Ergebnis seiner Reflexion, seiner
Vernunft, sondern bleibt immer ein durch den Heiligen Geist allein durch das
Wort hervorgebrachtes Wunder, es sei beim Säugling oder bei einem Erwachsenen,
Eph. 2,8.9.) Es ist gerade dieser kindliche Glaube, der ohne Zweifel und Fragen
der Vernunft direkt und unmittelbar glaubt, der den Erwachsenen als Vorbild vor
die Augen gestellt wird Matth. 18,3; 19,14; Mark. 10,15; Luk. 18,17. 5) Die
Taufe ist das der Beschneidung des Alten Testamentes entsprechende Gnadenmittel
im Neuen Testament, Kol. 2,11-14. 6) Die Apostel haben 'ganze Häuser' getauft,
Apg. 16,15.33, wobei es eher wahrscheinlich ist, daß auch Kinder dabei waren.
(Der biblische 'Haus' (oikos)-Begriff umfaßt dabei immer die Einheit des Hauses
vom Hausvater her, der in Verantwortung vor Gott auch für die Seinen steht, die
er zum Herrn bringt und ihm anbefiehlt.) 7) Die heilige Taufe ist das einzige
Gnadenmittel, wodurch auch die Säuglinge, die, wie dargelegt, der Erlösung
bedürftig sind, die Vergebung der Sünden, die Wiedergeburt erlangen können; und
wir glauben, daß Gott der Herr seiner Verheißung gemäß, die 'euch und euren
Kindern' gilt, Apg. 2,38, durch das Wort bei der Taufe auch den Glauben wirkt,
der die Taufe empfängt.
12. Wer zum
Glauben durch das Wort kommt, ehe er getauft wird, der bedarf dennoch der
Taufe, 1) da die gleiche Kraft des Evangeliums in der Taufe, die rettet, auch
notwendig ist, den Glauben zu festigen und zu bewahren und die Taufe ihr Werk
tun soll an ihm sein ganzes Leben lang, Röm. 6,3 ff; 1 Kor. 6,11; Eph. 1,19.20;
2) da sie Christi Ordnung ist, Matth. 28,18.19; Mark. 16,15.16.
13. Wer
wieder aus der Taufgnade gefallen ist, also nach der Taufe wieder vom Glauben
an Christus fällt oder die Taufe nicht im Glauben empfangen hat, der bedarf,
soll er tatsächlich der rettenden Gaben der Taufe teilhaftig werden, der
Bekehrung, nämlich der Weckung der Herzensbuße durch rechte Sündenerkenntnis
und dann der Anzündung des wahren Glaubens durch das Evangelium von der
Vergebung in Jesus Christus.
14. Wir
glauben, lehren und bekennen, daß es einer von der heiligen Taufe getrennten
Geistestaufe nicht bedarf, da die Taufe 'das Bad der Wiedergeburt und
Erneuerung des Heiligen Geistes' ist, Tit. 3,5, und Gott uns seinen Heiligen
Geist gibt durch das Evangelium im Wort, im bloßen Wort wie im Wort in der
Taufe, Gal. 3,2.5.14. (Davon zu unterscheiden ist die Bitte um den Heiligen
Geist, seine Bevollmächtigung, seine Zurüstung, was wir allerdings immer wieder
brauchen, um in rechtem Glauben zu beharren, zu bekennen, gegen die Sünde zu
kämpfen, Christus nachfolgen zu können, Luk. 11,13.) Wir bedürfen auch keiner
besonderen 'Feuertaufe', denn der Heilige Geist kommt allerdings zu uns durch
das Gesetz mit dem Feuer des Zornes Gottes und wird auch dieses Feuer, das ein
verzehrendes Feuer ist, kommen lassen über die, die Christus verwerfen, Luk.
3,17; die anderen aber reinigen durch die Glut des Evangeliums, Jes. 6,6; Mark.
9,49; 1 Petr. 1,7.
15. Wir
glauben, lehren und bekennen, daß die äußere Form der Taufe, nämlich Begießen
oder Untertauchen, von Christus nicht vorgeschrieben wurde, sondern frei ist,
wie auch das griechische Wort 'baptizein' jegliche Art von Waschung beschreibt,
sie geschehe durch Eintauchen ins Wasser, durch Besprengen mit Wasser oder
Begießen.
Eph. 5,26: Christus hat sie [die Gemeinde] gereiniget
durch das Wasserbad im Wort.
Matth. 28,18-20: Und JEsus trat zu ihnen, redete mit
ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum
gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie im Namen des Vaters und
des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch
befohlen habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Mark. 16,15.16: Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in
alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur! Wer da glaubet und getauft
wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden.
Apg. 2,38.39: Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und
lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen JEsu Christi zur Vergebung der
Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euer und
eurer Kinder ist diese Verheißung und aller, die ferne sind, welche GOtt, unser
HErr, herzurufen wird.
Apg. 22,16: Stehe auf und laß dich taufen und
abwaschen deine Sünden und rufe an den Namen des HErrn.
Röm. 6,3-6: Wisset ihr nicht, daß alle, die wir in
JEsus Christus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir je mit
ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist
auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch
wir in einem neuen Leben wandeln. So wir aber samt ihm gepflanzet werden zu
gleichem Tode, so werden wir auch der Auferstehung gleich sein, dieweil wir
wissen, daß unser alter Mensch samt ihm gekreuziget ist, auf daß der sündliche
Leib aufhöre, daß wir hinfort der Sünde nicht dienen.
1 Kor. 6,11: Ihr seid abgewaschen, ihr seid
geheiliget, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des HErrn JEsus und durch
den Geist unsers GOttes.
Gal. 3,26.27: Ihr seid alle GOttes Kinder durch den
Glauben an Christus JEsus. Denn wieviel euer getauft sind, die haben Christus
angezogen.
Tit. 3,5: Nach seiner Barmherzigkeit machte er uns
selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.
Ps. 51,7: Siehe, ich bin aus sündlichem Samen
gezeuget und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.
Mark. 10,13-15: Und sie brachten Kindlein zu ihm,
daß er sie anrührete. Die Jünger aber fuhren die an, die sie trugen. Da es aber
JEsus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die Kindlein zu mir
kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich GOttes. Wahrlich, ich
sage euch: Wer das Reich GOttes nicht empfänget wie ein Kindlein, der wird
nicht hineinkommen.
Matth. 18,6: Wer aber ärgert dieser Geringsten
einen, die an mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals
gehänget und er ersäufet würde im Meer, da es am tiefsten ist.
Matth. 18,14: Also auch ist's vor eurem Vater im
Himmel nicht der Wille, daß jemand von diesen Kleinen verloren werde.
Kol. 2,11-13: In welchem [Christus] ihr auch
beschnitten seid mit der Beschneidung ohne Hände, durch Ablegung des sündlichen
Leibes im Fleisch, nämlich mit der Beschneidung Christi, in dem, daß ihr mit
ihm begraben seid durch die Taufe; in welchem ihr auch seid auferstanden durch
den Glauben, den GOtt wirket, welcher ihn auferweckt hat von den Toten und hat
euch auch mit ihm lebendig gemacht, da ihr tot waret in den Sünden und in der
Vorhaut eures Fleisches und hat uns geschenket alle Sünden.
Apg. 16,15.33: Als sie aber und ihr Haus getauft
ward, ermahnte sie uns... Und er nahm sie zu sich in derselbigen Stunde der
Nacht und wusch ihnen die Striemen ab; und er ließ sich taufen und alle die
Seinen alsobald.
Eph. 1,19.20: Welche da sei die überschwengliche
Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben nach der Wirkung seiner mächtigen
Stärke, welche er gewirket hat in Christus, da er ihn von den Toten auferwecket
hat und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel.
16. Wir
verwerfen als falsche Lehre: daß die Taufe nicht Christi Befehl und Ordnung für
die Gemeinde sei bis zum Jüngsten Tag; daß die Taufe kein Gnadenmittel sei, das
die Vergebung der Sünden darbiete und zueigne; daß die Taufe nur ein äußeres
Zeichen sei; daß die Taufe vorallem ein menschlicher Bekenntnisakt sei; daß der
Täufling die Gnade habe aus dem bloßen Vollzug der Taufe, auch ohne den
Glauben; daß die Taufe der Seele ein unauslöschliches Zeichen aufdrücke; daß
eine nicht im Glauben empfangene Taufe ungültig sei und zu wiederholen
(Wiedertaufe); daß die Taufe keine weitere Bedeutung habe für das
Glaubensleben; daß die Taufe nur relevant sei für die Zeit vor der Taufe; daß
die Säuglinge nicht getauft werden sollten; daß es in die Freiheit der Gemeinde
gestellt werden sollte, ob Säuglinge getauft werden; daß die kleinen Kinder
christlicher Eltern schon aufgrund ihrer Eltern heilig seien und der Erlösung
von Sünden nicht bedürften; daß Säuglinge und kleine Kinder nicht glauben
könnten; daß wir noch eine besondere Geistes- oder Feuertaufe bäruchten; daß
nur die durch Untertauchen vollzogene Taufe gültig sei; daß die Taufe nur durch
ordinierte Pastoren ausgeführt werden dürfte; daß die Taufe Vergebung nur wirke
als ein vollzogener Gehorsamsakt.
17. Wir
glauben, lehren und bekennen, daß die Konfirmation nicht von Christus
eingesetzt oder befohlen wurde, sondern eine gute kirchliche Ordnung ist, in
der die in ihrer Kindheit Getauften nach dem Jugendunterricht vor der Gemeinde
geprüft, an ihren Taufbund erinnert und der Gnade Gottes mit Gebet empfohlen
werden.
18. Wir
verwerfen daher als falsche Lehre: die Firmung sei ein von Christus
eingesetztes Sakrament, das den Heiligen Geist mitteile und der Seele ein
unauslöschliches Zeichen aufdrücke.
von
Pastor Kenneth K. Miller
(gehalten
am 9. Sonn. n. Trin. aus Anlaß der Taufe seines Enkels Triston Titus Miller in
Christ Lutheran Church, Fort Wayne, IN)
(übers.
vom Hrsg.)
Tit. 3,5-7:
Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern
nach seiner Barmherzigkeit machte er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt
und Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich
durch Jesus Christus, unsern Heiland, auf daß wir durch desselbigen Gnade
gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung.
Die heilige
christliche Kirche hat zwei Sakramente: die Taufe und das heilige Abendmahl.
Einige andere Kirchen zählen mehr als zwei auf. Einige zählen die Fußwaschung
zu den Sakramenten oder das Gebet oder die Eheschließung oder die sieben
Sakramente der römischen Katholiken. Wie können wir sicher sein, daß wir das
Richtige tun, wenn wir die anderen sogenannten Sakramente verwerfen? Können wir
denn nicht das, was wir wollen, ein Sakrament nennen, da es doch kein
biblisches Wort ist, sondern ein kirchliches? Es ist richtig, daß es nicht um
das Wort selbst geht; aber eine der Gründe, warum wir Worte haben, ist der, daß
wir damit alle wissen, wovon wir sprechen. Es kann nicht sein, daß jeder seine
Worte auf seine Weise definiert, wenn ihn irgendjemand verstehen soll. Wenn
Menschen das machen, dann führt das nur zu Verwirrung oder Irreleitung. Alle
erkennen die Taufe und das Abendmahl als Sakramente an. Ihnen wird zuerkannt,
daß sie in der Bibel gegründet sind. Wenn wir also andere Sakramente hinzufügen
wollen, müssen wir erst in die Bibel gehen und die beiderseitigen
Wesensmerkmale von Taufe und Abendmahl finden. Erst dann können wir
feststellen, ob noch etwas anderes ein Sakrament sein kann, wenn wir sehen, ob
es dieselben Wesensmerkmale hat. Wenn wir so handeln, so finden wir, daß es
keine anderen gibt. Solche drei Wesensmerkmale sind: göttliche Einsetzung,
Verbindung mit einem sichtbaren Element und Vergebung der Sünden. Einige der
sogenannten Sakramente haben eines oder zwei dieser Wesensmerkmale, aber keines
hat sie alle. Daher gibt es, biblisch gesprochen, nur zwei Sakramente.
Alle beide
Sakramente sind das reine Evangelium, nicht nur symbolische Handlungen, nicht
nur Einführung in die Kirche, nicht ein menschliches Werk im Gehorsam gegenüber
Gott, sondern ein Werk Gottes, in dem er seine Gnade den Menschen gibt. Die
Sakramente sind Gnadenmittel.
Die Lehre von
den Gnadenmitteln ist eine biblische Hauptlehre. Es ist wichtig für jeden
Christen, daß er sie versteht. Dennoch können viele Lutheraner dir nicht sagen,
was ein Gnadenmittel ist, noch können sie dir sagen, welches die Gnadenmittel
sind. Die Bibel lehrt uns, daß Gott sein gesamtes geistliches Werk in uns durch
das Evangelium vollbringt; und das Evangelium kommt in der Form des Wortes
Gottes, der Taufe und des Abendmahls. Sie werden 'Gnadenmittel' genannt, weil
sie die Mittel sind, die Gott verwendet, seine rettende Gnade, die Vergebung
der Sünden, mitzuteilen, von seinem Herzen zu unseren.
Heute
konzentrieren wir uns auf die Heilige Taufe, die, wie unser Katechismus sagt,
"ist nicht bloß Wasser, sondern das Wasser in Gottes Gebot gefaßt und mit
Gottes Wort verbunden" und daß dieses Wort ist "Gehet hin in alle
Welt und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und
des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch
befohlen habe." Das Wort "taufen" meint einfach waschen oder
Wasser verwenden. So wenden wir in der Taufe an Personen Wasser an und "waschen"
so, wie es Paulus sagt, "die Sünden ab".
Die
Baptisten und andere sagen, wir würden es mit der Taufe völlig falsch machen.
Man sollte meinen, daß eine Kirche, die sich "baptistisch" nennt,
ganz glühend und eifrig sein müßte, die Taufe zu verwalten, aber tatsächlich
behindern sie sie. Sie bestehen darauf, daß die Taufe durch untertauchen
geschieht, was die Bibel nicht lehrt, und sie bestehen auch darauf, daß kleine
Kinder nicht getauft werden dürften, sondern warten müßten, bis sie das Alter
der Unterscheidung erreicht hätten und ihren eigenen Glauben bekennen können.
Viele ihrer Kinder bleiben ungetauft, und viele von ihnen werden nie getauft,
weil sie meinen, die Taufe sei nicht sehr wichtig. Sie sehen sie überhaupt
nicht als ein Gnadenmittel an, sondern als ein Akt ihres eigenen
Glaubensbekenntnisses odeer als einen Gehorsamsakt, ein Werk des Gesetzes. Da
die Bibel saygt, daß du getauft werden mußt, um gerettet zu werden, so kommt
daraus eine Lehre der Rettung durch Werke, obwohl doch die Bibel sagt: "Durch
des Gesetzes Werke wird kein Fleisch gerecht." Sie leiten ihre Kinder
fehl.
Unser Text
antwortet ihnen, indem er uns lehrt, daß die Taufe allerdings ein Gnademittel
ist. Sie ist nicht ein Werk des Gesetzes, sondern das reine Evangelium, wie wir
sehen werden.
1. Die
Taufe ist Sündenvergebung. Das wird hier in unserem Text gelehrt, so es
heißt: "sondern nach seiner Barmherzigkeit machte er uns selig durch
das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes,... auf daß wir
durch desselbigen Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der
Hoffnung". Uns retten heißt, uns zu Erben des ewigen Lebens zu machen.
Und wie rettete er uns? "Durch das Bad der Wiedergeburt." Das
ist die Taufe und nichts anderes. Im Epheserbrief sagt Paulus, daß Jesus sich
selbst hingab für die Gemeinde, auf daß er sie heiligte, und hat sie
gereiniget durch das Wasserbad im Wort. Die Taufe heiligt und reinigt.
Es heißt: "Er
rettete uns durch das Bad der Wiedergeburt ..., auf daß wir durch desselbigen
Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung." Wo
kommt dieses Rechtfertigen her? Es kommt durch das Bad der Wiedergeburt. Wenn
du getauft wirst, wirst du gerechtfertigt. Die Taufe gibt dir die Vergebung der
Sünden. Die Taufe ist die Vergebung der Sünden. Da sollst du nach ihr
suchen. Sie erzählt dir nicht nur über die Vergebung oder symbolisiert sie,
sondern die Taufe gibt sie wirklich.
Wie macht
sie das? Sie gibt sie dir persönlich. Die Taufe ist nicht eine allgemeine
Ankündigung, sondern eine persönliche Zueignung dieses Bades der Wiedergeburt.
Sie vergewissert dich dessen, daß Gott dir vergibt und dir die
Verdienste Christi zueignet. Petrus sagt uns, daß die Taufe rettet und erklärt
es: "Nicht das Abtun des Unflats am Fleisch, sondern der Bund eines
guten Gewissens mit Gott." Mit anderen Worten: sie ist nicht ein bloß äußerliches
Waschen, das dir den Schmutz an deiner Außenseite wegnimmt; sie ist ein
geistliches Waschen, sie ist die Vergebung der Sünden, so daß dein Gewissen vor
Gott gereinigt ist. Natürlich kannst du nicht durch Waschen oder irgendetwas
anderes deine Sünden, die du begangen hast, ungeschehen machen, aber du kannst
von deiner Schuld befreit werden. Gott vergibt deine Sünden in der Taufe; das
heißt: Er rechnet dir deine Sünden nicht zu. Noch mehr: Er sieht dich gar nicht
mehr als einen Sünder an, obwohl du doch einer bist, sondern sieht dich an
durch die Augen Christi und seiner Genugtuung. In seinem Herzen vergibt er dir,
daß du vorallem ein Sünder bist und daß du diese und jene Sünde getan hast.
Die Taufe
ist nicht ein Werk des Gesetzes, das du tust. Sie ist Gottes Werk, das er an
dir vollbringt. Du kannst dich nicht selbst taufen, sondern mußt durch jemand
anders getauft werden, und darum weißt du, daß es Gott ist, der deine Schuld
abwäscht.
Es kommt
auch nicht darauf an, auf welche Art und Weise du getauft wirst, wenn es nur
mit Wasser ist. Wenn du im Wasser untergetaucht wirst, so ist das fein; wenn du
dreimal untergetaucht wirst, für den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, so
ist das auch fein.Wenn das Wasser über dich gegossen wird, sei es nun über
deinen ganzen Körper oder nur einen kleinen Teil deines Kopfes, so ist auch das
eine gültige Taufe. Wenn du mit einigen Tropfen Wasser besprengt wirst, so wird
immer noch Wasser verwendet, es ist eine gültige Taufe. Wenn du, wie einige
Babies, mit einem Tropfenspender getauft wirst, so ist auch das eine wirkliche
Taufe. Die Art und Weise der Taufe ist nicht das Entscheidende; was wichtig
ist, ist die Kraft und der Nutzen der Taufe. Einige Kirchen legen sehr viel
gewicht auf die Art und Weise der Taufe, aber sie leugnen, daß sie wirklich
etwas bewirkt, wie die Bibel sagt: "Sie haben einen Schein der
Gottseligkeit, aber ihre Kraft verleugnen sie: solche meide."
2. Die
Taufe gibt den Glauben und das ewige Leben. Es wird heute oft gelehrt, daß
niemand getauft werden sollte, bevor er nicht gläubig sei. Dieser Grundsatz
macht es nicht nur schwer für den Täufer, denn er kann nicht mit letzter
Sicherheit wissen, ob da wahrer Glaube im Herzen ist, sondern dieser Grundsatz
unterhöhlt auch die Taufe selbst. Es stimmt, daß wir Erwachsene erst taufen,
wenn sie den christlichen Glauben bekannt haben, gewöhnlich in den Worten des
Apostolischen Glaubensbekenntnisses, das schon bei Taufen in der Apostelzeit
verwendet wurde, aber da ist von den Kindern abgesehen. Ohne die Taufe gibt es
für sie keinen Weg, gerettet zu werden. Die Baptisten versuchen dies zu
umgehen, indem sie behaupten, daß die Kinder noch nicht verantwortlich seien
oder nicht Sünder seien, bevor sie das Alter der Unterscheidung erreicht haben
oder wenigstens wenn sie das Evangelium verstehen können und vernünftig genug
sind, ihre Sünden zu erkennen und zu bereuen. Von solch einer Lehre finden wir
in der Bibel keine Spur; und diese Lehre widerspricht der Bibellehre von der
Erbsünde. Und sie widerspricht auch Jesu Worten: "Wahrlich, wahrlich,
ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus dem Wasser und Geist, so kann
er nicht in das Reich Gottes kommen." Er sagte auch: "Wer da
glaubet und getauft wird, der soll selig werden; wer aber nicht glaubet, der
soll verdammt werden." Wenn kleine Kinder nicht getauft werden
könnten, weil sie noch nicht glauben könnten, so könnten sie auch nicht
gerettet werden, denn "wer nicht glaubt, der soll verdammt werden."
Für diese Ordnung ist keine Altersbegrenzung gegeben. Es ist wahr, daß Gott
Erbarmen mit denen haben wird, die nicht getauft werden konnten, wie Davids und
Bathsebas Sohn in den Himmel ging, nachdem er am siebenten Tag gestorben war,
noch bevor er beschnitten wurde; aber es gibt keine solche Verheißung für
diejenigen, deren Eltern sich weigern, sie zu taufen. Es ist die Pflicht der
Eltern, ihre Kinder zur heiligen Taufe zu bringen, wie Jesus sagt: "Lasset
die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich
Gottes."
Können Babies
glauben? Sie können, wenn Gott den Glauben in ihren Herzen wirkt. Er hat uns
das Sakrament gegeben, um genau das zu vollbringen, denn es ist das "Bad
der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes". Das heißt: Es
ist das Waschen, das wiedergebärt. Das gibt die neue Geburt. Ein ungläubiges
Kind wird durch das Wort Gottes, das in und mit dem Wasser ist, zu einem
Gläubigen gemacht. Es ist nicht das Wasser, das die neue Geburt hervorbringt,
sondern das Wort Gottes. Unser Katechismus sagt: "Wasser tut's freilich
nicht, sondern das Wort Gottes, das mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube,
der solchem Wort Gottes im Wasser trauet."
Wir hören
oft ein anderes Argument von den Baptisten, nämlich daß wir gerechtfertigt und
errettet werden durch den Glauben, nicht durch die Taufe. Das ist eine falsche
Alternative. Tatsächlich werden wir gerechtfertigt und errettet durch Taufe und
Glauben. "Wer da glaubet und getauft wird, der soll selig werden."
"Welches nun auch uns selig macht in der Taufe." Und hier in
unserem Text: "Er machte uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und
Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich
durch Jesus Christus, unsern Heiland, auf daß wir durch desselbigen Gnade
gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung." Daher
sind wir errettet durch den Glauben, und die Taufe gibt uns diesen Glauben,
auch Kindern, denn Jesus sprach von "diesen Kleinen, die an mich
glauben".
3. Wir
sollen Trost aus unserer Taufe schöpfen. Petrus schrieb "welches
nun auch uns selig macht in der Taufe". Das "nun auch"
ist wichtig und darf nicht übersehen werden. Deine Taufe ist nicht nur eine
historische Sache, das irgendwann in deiner Kindheit geschah. Sie ist heute
immer noch lebendig, wirkkräftig und kraftvoll. Gott versichert dich, daß Seine
Vergebung dein gesamtes Leben gilt; alle deine Schuld ist abgewaschen. Du bist
immer noch rein in seinen Augen. Du darfst dich allerdings nicht selbst
beschmutzen, sondern du mußt täglich Buße tun und zu deiner Taufe zurückkehren.
Gedenke, daß du von deinen alten Sünden gereiniget wurdest und daß du Gott
gehörst. Daraus schöpfe Trost. Obwohl du ein Sünder bist, obwohl du Gott
beleidigt und seinen Zorn und Mißgunst verdient hast, obwohl du verdienst,
verdammt zu werden, hat er alle deine Sünden abgewaschen. Er will dich in alle
Ewigkeit nicht verdammen, sondern er hat dich in der heiligen Taufe als sein
Eigentum in Anspruch genommen. "Ich habe dich bei deinem Namen
gerufen", sagt er, "du bist mein."
Wir können
aus unserer Taufe Kraft holen gegen Verzweiflung und Versuchung. Wenn Krankheit
deinen Körper niederwirft, so denkst du an deine Sünden. Wenn Versuchung oder
Prüfung auf dir lastet, dann liegt die Sünde vor der Tür, wie Ärger,
Selbstmitleid oder Verzweiflung. Wenn du deine Sünden betrachtest, so kannst du
nur verzweifeln. Aber die Taufe gibt uns Christus durch den Glauben. "Denn
wie viele euer getauft sind, die haben Christus angezogen. ... Seid ihr aber
Christi, so seid ihr Abrahams Samen und nach der Verheißung Erben." Er
stärkt dein herz durch die heilige Taufe, jenem Tag, als die Sünden deines
Lebens alle abgewaschen wurden. Gott legte dann seine Hand auf dich und vergab
dir alles. Er vergibt dir noch immer alles.
Gedenke deiner
Taufe und schöpfe aus ihr Trost. Sie ist das Werk Gottes; noch mehr: Sie ist
das ganze Herz Gottes, der seinen eingeborenen Sohn gab, dich zu erlösen, auf
daß wir durch desselbigen Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach
der Hoffnung". "So lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem
Herzen, in völligem Glauben, besprenget in unsern Herzen und los von dem bösen
Gewissen und gewaschen am Leibe mit reinem Wasser." Amen.
Martin Luther
(aus der Predigt zum
Evangelium auf den dritten Sonntag nach Epiphanias, Matth. 8, 1 ff. aus dem
Jahr 1525)
„Herr, ich
bin dein nicht wert.“
Das ist der
große Glaube dieses Heiden, dass er weiß, wie die Seligkeit nicht an der
leiblichen Gegenwart Christi liegt. Denn dieselbe hilft nicht, sondern es liegt
am Wort und Glauben. Das wussten aber die Apostel noch nicht, die Mutter auch
nicht vielleicht. Sondern sie hielten fest an seiner leiblichen Gegenwart,
ließen ihn auch nicht gerne von sich, Joh. 16,6, hielten so nicht bloß allein an
seinem Wort. Aber dieser Heide lässt sich so reichlich am Wort begnügen, dass
er seine Gegenwart nicht wünscht, noch sich wert dünkt, dazu mit einem
Gleichnis solchen seinen mächtigen Glauben beweist und spricht: Ich bin Mensch
und kann mit einem Wort schaffen bei den Meinen, was ich will. Sollst du denn
nicht mit einem Wort schaffen, was du willst, weil ich gewiß weiß, und du auch
beweisest, dass Gesundheit und Krankheit, Tod und Leben dir untertan sind, wie
mir meine Knechte sind? Darum wird auch sein Knecht gesund von Stund an durch
die Kraft dieses Glaubens.
Und weil es
hier die Zeit und das Evangelium gibt, müssen wir ein wenig von dem fremden
Glauben und seiner Macht sagen, umso mehr als sich viel damit bekümmern
allermeist um der jungen Kinder willen, die man in der Taufe hält nicht durch
eigenen Glauben, sondern durch fremden Glauben zu selig werden, wie hier dieser
Knecht nicht durch eigenen Glauben, sondern durch seines Herrn Glauben gesund
geworden ist. Die Sache haben wir noch nie behandelt, darum müssen wir hier um
künftiger Gefahr und Irrtum willen, so viel an uns ist, zuvorkommen und
handeln.
Auf das
erste müssen wir den Grund lassen fest und gewiß sein, dass niemand selig wird
durch anderer Glauben oder Gerechtigkeit, sondern durch seinen eigenen.
Wiederum, niemand wird verdammt um eines andern Unglauben oder Sünden, sondern
um seines eigenen Unglaubens willen, wie das Evangelium hell und klar sagt,
Mark. 16,16: „Wer glaubt und getauft wird, der wird selig. Wer nicht glaubt,
der wird verdammt.“ Und Röm. 1,17: „Der Gerechte wird seines Glaubens
leben.“ Und Joh. 3,16 ff.: „Wer an ihn glaubt, wird nicht verloren
werden, sondern hat das ewige Leben.“ Ebenso: „Wer an ihn glaubt, der
wird nicht gerichtet, wer nicht an ihn glaubt, der ist schon gerichtet.“
Das sind helle, deutliche Worte, dass ein jeglicher muß für sich selbst
glauben, und kann ihm keiner helfen durch fremden Glauben ohne eigenen Glauben.
Von diesen Stellen darf man nicht weichen noch sie leugnen, es treffe, was es
treffe. Und sollen eher lassen alle Welt verderben, ehe man diese göttliche
Wahrheit ändere. Und ob etwas Scheinbares wurde dagegen aufgebracht, das du
nicht könntest verantworten, so sollst du eher bekennen, dass du es nicht
verstehest und Gott befiehlest, ehe du gegen diese klaren Sprüche etwas
zulässt. Es bleiben Heiden, Juden, Türken, junge Kinder und alles, was da ist,
wo es kann, diese Worte sollen und müssen recht haben und wahr sein.
Nun ist die
Frage, wo die jungen Kinder bleiben, so sie doch noch keine Vernunft haben und
für sich selbst nicht können glauben, weil geschrieben stehet Röm. 10: „Der
Glaube kommt durchs Hören. Das Hören aber kommt durchs Predigen des Wortes
Gottes.“ (V. 17) Nun hören noch verstehen ja die jungen Kinder Gottes Wort
nicht, so können sie auch keinen eigenen Glauben haben. Auf diese Frage haben
die Sophisten in hohen Schulen und des Papstes Rotte eine solche Antwort
erdichtet: Daß die jungen Kinder werden ohne eigenen Glauben getauft, nämlich
auf den Glauben der Kirche, welchen die Paten bekennen bei der Taufe. Darnach
in der Taufe werde dem Kindlein aus Kraft und Macht der Taufe die Sünde
vergeben und eigener Glaube eingegossen mit Gnaden, dass ein neugeborenes Kind
wird aus dem Wasser und Heiligen Geist.
Wenn man
sie aber fragt um den Grund solcher Antwort und wo das in der Schrift stehe, so
findet man es im finsteren Rauchloch oder sie weisen auf ihr Barett und sagen:
Wir sind die hochgelehrten Doktoren und sagen solches, darum ist es recht, da
darfst du nicht weiter fragen. Wie denn fast alle ihre Lehre keinen anderen
Grund hat als ihre eigenen Träume und Dünkel. Und wenn sie aufs höchste sich
rüsten, so bringen sie etwa einen Spruch herzu mit den Haaren aus St.
Augustinus oder sonst einem Heiligen Vater. Aber das ist uns nicht genug in den
Sachen, die der Seelen Heil betreffen. Denn sie selbst und alle Heiligen Väter
sind Leute und Menschen gewesen. Wer will mir Bürge und gut dafür sein, dass
sie recht sagen? Wer will darauf sich verlassen und darauf sterben, weil sie es
ohne Schrift und Gottes Wort sagen? Heilige hin, Heilige her, wenn mir’s die
Seele gilt ewiglich zu verlieren oder zu erhalten, kann ich mich nicht auf alle
Engel und Heiligen verlassen, geschweige denn auf einen Heiligen oder zwei,
wenn sie mir nicht Gottes Wort zeigen.
Aus diesen
Lügen sind sie weitergefahren und so fern gekommen, dass sie haben gelehrt und
auch noch halten: Die Sakramente haben solche Kraft, dass, ob du keinen Glauben
hast und das Sakrament empfängst (sofern du nicht im Vorsatz bist zu sündigen),
so kriegst du doch die Gnade und Vergebung der Sünden ohne allen Glauben. Das
haben sie aus der vorigen Meinung eingeführt, mit der Begründung, dass die
jungen Kinder so ohne Glauben, allein aus der Macht und Kraft der Taufe, Gnade
empfangen, wie sie träumen. Darum messen sie es auch den Alten und allen
Menschen so zu und reden solches aus ihrem eigenen Kopf, damit sie den
christlichen Glauben gar meisterlich ausgerottet, zunichte und unnötig gemacht
und allein unser Werk mit der Kraft der Sakramente aufgerichtet haben. Davon
habe ich genugsam geschrieben über die Artikel der Bulle Leos.
Die
heiligen alten Väter haben doch ein wenig mehr davon. Wiewohl nicht klar genug,
geredet, die nicht sagen von solcher erdichteter Kraft der Sakramente, sondern sagen
so, dass die jungen Kinder getauft werden im Glauben der christlichen Kirche.
Aber weil sie nicht dasselbe gründlich darlegen, wie derselbe christliche
Glaube den Kindern zu Hilfe komme, ob sie dadurch eigenen glauben bekommen oder
nur so auf den christlichen Glauben, sie selbst ohne Glauben, getauft werden,
fahren die Sophisten herzu, deuten der heiligen Väter Wort dahin, dass die
Kinder ohne eigenen Glauben getauft werden, allein in den Glauben der Kirche
Gnade erlangen. Denn sie sind dem Glauben feind. Wo sie nur die Werke erheben
können, muß sich der Glauben unterordnen. Denken nicht einmal, ob die heiligen
Väter irreten oder sie selbst die heiligen Väter recht verstünden.
Vor diesem
Gift und Irrtum hüte dich, wenn es gleich aller Väter und Konzile ausdrückliche
Meinung wäre, denn sie hat keinen Bestand, hat keinen Grund in der Schrift für
sich, sondern ist bloß Menschendünkel und Träume. Dazu ist sie stracks und
deutlich gegen die vorigen Hauptsprüche, da Christus spricht: „Wer glaubt
und getauft wird“ usw., das kurzum beschlossen ist: Die Taufe hilft
niemandem, ist auch niemandem zu geben, er glaube denn für sich selbst; und
ohne eigenen Glauben ist niemand zu taufen, wie auch St. Augustinus selbst
spricht: Nicht das Sakrament rechtfertigt, sondern der Glaube des Sakramentes
[der Glaube, der die Verheißung im Sakrament ergreift, Anm. d. Hrsg.]
Über diesen
sind etliche andere, wie die Brüder der Waldenser genannt, die halten, dass ein
jeglicher müsse für sich selbst glauben, und mit eigenem Glauben die Taufe oder
Sakramente empfangen, wo nicht, so sei ihm die Taufe oder das Sakrament nichts
nütze. Sofern reden und halten sie recht. Aber dass sie fortfahren und taufen
gleichwohl die jungen Kinder, welche nach ihrer Meinung auch keinen Glauben haben,
das ist ein Spott der heiligen Taufe und ein Sündigen gegen das andere Gebot,
dass sie Gottes Namen und Wort unnütz und vergeblich führen mit Gewissen und
Mutwillen. Es hilft ihnen auch nicht aus der Rede, dass sie sagen, die Kinder
taufe man auf ihren zukünftigen Glauben, wenn sie zur Vernunft kommen. Denn der
Glaube muß vor oder doch in der Taufe da sein, sonst wird das Kind nicht los
vom Teufel und den Sünden.
Darum, wenn
ihre Meinung recht wäre, so müsste das alles eitel Lüge und Spötterei sein,
dass mit dem Kind in der Taufe gehandelt wird. Denn da fragt der Täufer, ob das
Kind glauben, und man antwortet „Ja“ an seiner Statt und ob es wolle getauft
werden, da antwortet man auch „Ja“ an seiner Statt. Nun wird dennoch niemand an
seiner Statt getauft, sondern es wird selbst getauft. Darum muß es auch selbst
glauben, oder die Paten müssen lügen, wenn sie sagen an seiner Statt „Ich
glaube“. Ebenso, wenn der Täufer rühmt, es ist neu geboren, die Sünden
vergeben, vom Teufel los und zieht ihm zum Zeichen dafür ein weißes Hemd an und
handelt aller Dinge mit ihm wie mit einem neuen heiligen Gotteskinde, welches
müsste falsch sein, wenn nicht eigener Glaube da wäre, und wäre besser, nie ein
Kind zu taufen, als so mit Gottes Wort und Sakrament narren und gaukeln, as
wäre er ein Götze oder Narr.
Es hilft
auch nicht, dass sie das Gottesreich dreiteilen. Einmal sei es die christliche
Kirche, das andere Mal das ewige Leben, zum dritten das Evangelium. Und darnach
sagen sie, die Kinder werden zum Himmelreich getauft, auf die dritte und erste
Weise, das ist, sie werden getauft, nicht dass sie dadurch selig seien und
Vergebung der Sünden haben, sondern sie werden in die Christenheit aufgenommen
und zum Evangelium gebracht. Das ist alles nichts geredet und aus eigenem
Dünkel erdichtet. Denn das hilft nicht ins Himmelreich kommen, dass sie unter
die Christen kommen und das Evangelium hören, welches auch die Heiden tun
können und ohne Taufe geschieht. Solches heißt auch nicht ins Himmelreich
kommen, wenn du auf die erste, andere oder dritte Weise vom Himmelreich redest,
wie du willst. Sondern das heißt im Himmelreich sein, wenn ich ein lebendiges
Glied der Christenheit bin und das Evangelium nicht allein höre, sondern auch
glaube. Sonst wäre ein Mensch ebenso im Himmelreich, als wenn ich einen Klotz
und Block unter die Christen würfe oder wie die Teufel unter ihnen sind. Darum
taugt dies gar nichts.
Auch folget
daraus, dass die christliche Kirche zweierlei Taufe hätte und die Kinder nicht
die gleiche Taufe hätten mit den Alten. So doch Paulus sagt Eph. 4,5: „Es
ist nur eine Taufe, ein Herr, ein Glaube.“ Denn wo die Taufe nichts
ausrichtet und gibt den Kindern, was sie den Alten tut und gibt, so ist es
nicht dieselbe Taufe, ja, ist keine Taufe, sondern ein bloßes Spiel und Spott
der Taufe, umso mehr keine Taufe mehr als diejenige, die da selig macht. Wo man
weiß oder hält, dass sie nicht selig macht, da soll man sie nicht geben. Gibt
man sie aber, so gibt man nicht die christliche Taufe, denn man glaubt nicht,
dass sie wirke, was die Taufe wirken soll. Darum ist es eine andere und fremde
Taufe. Daher wäre es schier nötig, dass sich die Waldenser selbst anders taufen
ließen, wie sie die unsrigen anders taufen, weil sie nicht allein ohne Glauben
die Taufe empfangen, sondern auch gegen den Glauben und Mit Gottes Missachtung
und Unehre eine andere, fremde, unchristliche Taufe geben.
Wo wir nun
nicht besser könnten auf diese Frage antworten und beweisen, dass die jungen
Kinder selbst glauben und eigenen Glauben haben, da ist mein treuer Rat und
Urteil, dass man stracks abstehe, je eher, je besser, und taufe nie mehr ein
Kind, auf dass wir nicht die hochgelobte Majestät Gottes mit solchen Possen und
Gaukelwerk, da nichts dahinter ist, spotten und lästern.
Darum sagen
wir hierauf und schließen, dass die Kinder in der Taufe selbst glauben und
eigenen Glauben haben. Denselben Glauben Gott in ihnen wirkt durch die Fürbitte
und das Herzubringen der Paten im Glauben der christlichen Kirche. Und das
heißen wir die Kraft des fremden Glaubens. Nicht, dass jemand durch denselben
möge selig werden, sondern dass er dadurch als durch seine Fürbitte und Hilfe
möge von Gott selbst einen eigenen Glauben erlangen, dadurch er selig werde.
Gleich, wie
es mit meinem natürlichen Leben und Sterben zugehet. Soll ich leben, so muß ich
selbst geboren werden und kann niemand für mich geboren werden, dass ich
dadurch lebe. Aber die Mutter und Hebamme kann durch ihr Leben mir wohl helfen
zu meiner Geburt, dass ich auch dadurch lebe. Also muß ich selbst den Tod
leiden, soll ich sterben, und kann niemandes Tod mir tun, dass ich daran
sterbe. Aber er kann mir wohl helfen zum eigenen Tode, etwa wenn er mich
erschreckt, auf mich fiele, mich ersticket oder ertränket oder erstänket.
Ebenso kann niemand für mich in die Hölle fahren. Er kann mich aber verführen
mit irriger Lehre und leben, dass ich selbst hineinfahre durch eigenen Irrtum,
aufgrund jenes Irrtum, der in mich gebracht wurde. Ebenso kann niemand für mich
in den Himmel fahren. Er kann mir aber dazu helfen, predigen, lehren, regieren,
bitten und bei Gott erlangen zu glauben, dadurch ich möge gen Himmel fahren.
Und dieser Hauptmann ist nicht gesund geworden von der Gicht seines Knechtes.
Aber er hat es dennoch erworben, dass sein Knecht die Gesundheit erlangt hat.
Also sagen
wir auch hier, dass die Kinder nicht werden im Glauben der Paten oder der
Kirche getauft. Sondern der Paten und der Christenheit Glaube bittet und erwirbt
ihnen ihren eigenen Glauben, in welchem sie getauft werden und für sich selbst
glauben. Dafür haben wir starke und feste Stellen. Matth. 19,13 ff.; Mark.
10,13 ff.; Luk. 18,15 ff. Da etliche dem Herrn Jesus Kindlein hinbrachten, dass
er sie anrührte und die Jünger ihnen wehrten, strafte er die Jünger und herzet
die Kinder und legt die Hände auf sie und segnet sie und sprach: Solcher ist
das Reich Gottes usw. Diese Sprüche wird uns niemand nehmen noch sie mit gutem
Grund widerlegen können. Denn hier steht es, dass Christus will es nicht
verboten haben, die Kindlien zu ihm zu bringen. Ja, er heißt sie zu ihm bringen
und segnet sie und gibt ihnen das Himmelreich, das lasst uns wohl merken.
Es ist ohne
Zweifel von den natürlichen Kindern geschrieben und geht nicht, dass man
Christi Wort wollte deuten, als hätte er geistliche Kinder gemeint, die vor
Demut klein sind. Denn es wahren leibliche kleine Kinder, die Lukas infantes
nennet und sein Segen geht über dieselben und spricht von denselben, das Himmelreich
ist ihrer. Was wollen wir hier sagen? Wollen wir sagen, sie seien ohne eigenen
Glauben gewesen, so sind die vorigen Stellen falsch. Wer nicht glaubt, der ist
verdammt usw. So würde Christus lügen und spiegelfechten, da er sagt, das
Himmelreich ist ihrer und würde nicht mit Ernst vom rechten Himmelreich reden.
Deute nun diese Worte Christi, wie du willst, so haben wir, dass die Kinder
sind zu Christus zu bringen und man soll ihnen nicht wehren. Und wenn sie zu
ihm gebracht sind, so zwingt er uns hier zu glauben, dass er sie segnet und
ihnen das Himmelreich gibt, wie er diesen Kindlein tut. Und wir dürfen uns
nicht anmaßen, einen anderen weg zu tun und zu glauben, solange das Wort steht:
„Laßt die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht.“ Nicht weniger
will uns gebühren zu glauben, wenn sie zu ihm gebracht sind, dass er sie herze,
seine Hand auf sie lege, sie segne und ihnen den Himmel gebe, solange der Text
steht, dass er die Kindlein, die zu ihm gebracht wurden, segnete und ihnen den
Himmel gab. Wer kann sich über diesen Text hinwegsetzen? Wer will dagegen so
kühn sein, und die Kindlein nicht zur Taufe kommen lassen oder nicht glauben,
dass er sie segnete, wenn sie dahinkommen?
Nun ist er
in der Taufe ja ebenso gegenwärtig wie er damals war, das wissen wir Christen
gewiß, darum dürfen wir den Kindlein die Taufe nicht verwehren. So dürfen wir
auch nicht zweifeln, dass er sie alle segne, die dahin kommen, wie er jenen
tat. So bleibt nun hier nicht mehr als der fromme Wunsch und der Glaube derjenigen,
die die Kindlein zu ihm brachten; dieselben machen und helfen durch ihr
Bringen, dass die Kindlein gesegnet werden und das Himmelreich erlangen.
Welches nicht sein kann, sie haben denn eigenen Glauben für sich selbst, wie
gesagt ist. Also sagen wir auch hier, dass die Kinder zur Taufe gebracht werden
wohl durch fremden Glauben und Werke. Aber wenn sie dahingekommen sind und der
Priester oder Täufer mit ihnen handelt an Christi Statt, so segnet er sie und
gibt ihnen den Glauben und das Himmelreich. Denn des Priesters Wort und Tat
sind Christi eigene Worte und Tat.
Hierzu
stimmt auch St. Johannes in seiner ersten Epistel, wo er spricht: „Ich
schreibe euch Vätern. Ich schreibe euch Jünglingen. Ich schreibe euch Kindern“
(1 Joh. 2,14), lässt sich nicht begnügen, dass er den Jünglingen schreibt,
schreibt auch den Kindern. Und schreibt, sie haben den Vater erkannt. Daraus
folget ja, dass die Apostel haben auch die Kinder getauft und dafür gehalten,
sie glauben und kennen den Vater, gerade, als wenn sie zur Vernunft gekommen
sind und könnten lesen. Wiewohl das Wort „Kinder“ jemand möchte deuten auf die
Alten wie Christus seine Jünger etwa nennt, so ist es doch gewiß, dass er hier
redet von denen, die jünger sind als die Jünglinge, dass es den Anschein hat, er
redet von dem jungen Haufen, der unter 15 oder 18 Jahren ist und nimmt niemand
aus von den Jahren bis aufs erste Jahr hinab. Denn das heißen alles Kinder.
Aber wir
wollen doch sehe ihre Ursache, warum sie die Kinder nicht für gläubig halten.
Sie sprechen, weil sie noch nicht zur Vernunft gekommen sind, können sie Gottes
Wort nicht hören. Wo aber Gottes Wort nicht gehört wird, da könne kein Glaube
sein. Röm. 10,17: „Der Glaube kommt durch das Hören, das Hören aber kommt
durch das Wort Gottes“ usw. Sage mir, ist das auch christlich geredet, so
von Gottes Wort zu urteilen, nach unserem Dünken? Die Kinder sind nicht zur
Vernunft gekommen, darum können sie nicht glauben? Wie, wenn du durch solche
Vernunft wärest schon vom Glauben abgekommen und die Kinder durch ihre
Unvernunft zum Glauben gekommen? Lieber, was tut denn die Vernunft Gutes zum
Glauben und Gottes Wort? Ist es nicht sie, die dem Glauben und Gottes Wort aufs
Höchste widersteht, dass niemand nach ihr zum Glauben kommen kann, nach Gottes
Wort leiden will, sie werden denn geblendet und geschändet, dass der Mensch muß
ihr absterben und gleich werden einem Narren und ja so unvernünftig wie ein
junges Kind, soll er anders gläubig werden und Gottes Gnade empfangen, wie
Christus spricht Matth. 18,3: „Wenn ihr nicht umkehren werdet und werdet wie
die jungen Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Wie oft
hält uns Christus vor, dass wir zu Kindern und Narren werden müssen und
verdammt die Vernunft?
Ebenso sage
mir, was hatten die Kindlein für eine Vernunft, die Christus herzte und segnete
und ihnen den Himmel zuteilte? Wo haben sie solchen Glauben her, der sie zu
Kindern des Himmelreichs macht? Ja, eben weil sie ohne Vernunft und närrisch
sind, sind sie besser zum Glauben geschickt als die Alten und Vernünftigen,
welchen die Vernunft immer im Wege liegt und will ihren großen Kopf nicht durch
die enge Tür stoßen. Man darf hier nicht die Vernunft noch ihre Werke ansehen,
wenn man vom Glauben und Gottes Werk redet. Hier wirkt Gott allein und die
Vernunft ist tot, blind und gegen dieses Werk wie ein unvernünftiger Block, auf
das besteht die Schrift und sagt: Wunderlich ist Gott in seinen Heiligen.
Ebenso Jes. 55,9: „Wie der Himmel über die Erde erhaben ist, so sind meine
Wege über eure Wege erhaben.“
Aber weil
sie so tief in der Vernunft stecken, müssen wir sie mit ihrer eigenen Klugheit
angreifen. Sage mir, warum taufst du den Menschen, wenn er zur Vernunft
gekommen ist? Antwortest du: Er hört Gottes Wort und glaubt, frage ich: wie
weißt du das? So sprichst du: Er bekennt es mit dem Munde. Was soll ich sagen,
wenn er nun lügt oder trügt? Du kannst ja sein Herz nicht sehen. Wohlan, so du
denn hier taufest auf keinen anderen Grund, als dass der Mensch sich äußerlich
beweiset und bist seines Glaubens ungewiß und musst denken, wo er nicht
inwendig im Herzen mehr hat als du außen siehst, so hilft weder sein Hören noch
Bekennen noch Glauben. Denn es mag ein lauter Wahn sein und nicht ein rechter
Glaube. Wer bist du denn, dass du sagest, äußerlich hören und bekennen sei
nötig zur Taufe, wo das nicht sei, solle man nicht taufen, wo es sei, solle man
taufen und musst hier selbst bekennen, solches Hören und Bekennen ist ungewiß,
dazu auch nicht genug, dass er die Taufe empfange. Worauf taufst du nun? Wie
willst du bestehen, dass du die Taufe so wegschleuderst in den Zweifel?
Ist es
nicht so, du musst hierher kommen und sagen, dir gebühre nicht mehr zu tun noch
zu wissen, als dass man dir den zubringe, den du taufen sollst und von dir die
Taufe fordere, und musst glauben oder ja Gott anbefehlen, ob er inwendig recht
glaube oder nicht, damit bist du entschuldigt und taufest recht. Warum willst
du denn das hier den Kindern nicht tun, die Christus heißet zu ihm bringen und
will sie segnen? Sondern willst vorher das äußerliche Hören und Bekennen haben,
das du doch als ungewiß und dem Getauften nicht genug zur Taufe bekennest? Und
lässt das Wort Christi fahren (da er selbst heißet die Kinder zu ihm bringen)
um deines ungewissen äußerlichen Hörens willen.
Dazu sage
mir, wo bleibt die Vernunft des Christgläubigen, wenn er schläft, so doch sein
Glaube und Gottes Gnade ihn nimmer lässt? Kann hier der Glaube ohne Zutun der
Vernunft bleiben, dass sie es nicht gewahr wird, warum sollte er nicht auch
anfangen in den Kindern, ehe die Vernunft davon etwas weiß? Ebenso möchte ich
auch fragen von allen Stunden, darinnen ein Christ lebt und etwas arbeitet oder
sonst zu schaffen hat, dass er des Glaubens und der Vernunft nicht gewahr wird
und doch darum der Glaube nicht ablässt. Gottes Werke sind verhüllt und
wunderlich, wo und wann er will. Wiederum auch deutlich genug, wo und wann er
will, dass uns darüber zu urteilen zu hoch und zu tief ist.
Weil er
denn hier heißet nicht wehren die Kindlein, zu ihm zu kommen, dass er sie segne
und von uns nicht gefordert wird, dass wir gewiß sein müssten, wie der Glaube
inwendig steht, und das äußerliche Hören und Bekennen dem Getauften nicht genug
ist, so sollen wir es dabei lassen bleiben, dass unserethalben, nämlich der
Täufer, genug ist, des Getauften Bekenntnis zu hören, die von sich selber
kommen. Und das darum, auf dass wir das Sakrament nicht geben gegen unser
Gewissen, als denen, da keine Frucht zu hoffen ist. Wenn sie aber unser
Gewissen versichern mit ihrem Suchen und Bekennen, dass wir es mögen geben als
ein Sakrament, das Gnade gibt, so sind wir entschuldigt. Ist sein Glaube nicht
recht, dass sei Gott befohlen. Wir haben es doch nicht gegeben als ein unnütz
Ding, sondern mit solchem Gewissen, dass es nützlich sei.
Das rede
ich alles darum, dass man nicht so gedankenlos taufe, wie jene tun, die es auch
mit mutwilligem Wissen so geben, dass es nichts tun noch nütze sein soll. Denn
damit versündigen sich die Täufer, dass sie Gottes Sakrament und Wort
wissentlich unnütz gebrauchen oder haben ja ein solches Gewissen, dass es nicht
schaffen soll und kann, welches ist ein gar unwürdiges Handeln mit dem
Sakrament und Gott versuchen und lästern. Denn das ist nicht Sakrament geben,
sondern mit dem Sakrament Spott treiben. Wo aber der Getaufte leugnet und nicht
glaubt, wohlan, so hast du doch recht getan und ein rechtes Sakrament gegeben
mit gutem Gewissen, das da sollte Nutzen schaffen.
Welche aber
nicht von sich selbst herzu kommen, sondern herzugebracht werden, wie Christus
heißt die Kindlein herzubringen, deren Glaube befiehl dem, der sie heißt
herzubringen und taufe sie auf desselben Befehl und sprich: Herr, du bringest
sie her und heißest sie taufen, so wirst du wohl für sie die Verantwortung
übernehmen. Da verlasse ich mich darauf. Ich darf sie nicht wegtreiben noch
ihnen wehren, haben sie das Wort nicht gehöret, dadurch der Glaube kommt, wie
es die Alten hören, so hören sie es aber wie die jungen Kindlein. Die Alten
fassen es mit den Ohren und Vernunft oft ohne Glauben. Sie aber hören es mit
Ohren ohne Vernunft und mit Glauben. Und der Glaube ist so viel näher, so viel
weniger Vernunft da ist und stärker der ist, der sie herzubringt. Denn der
Wille ist von den Alten, die von sich selbst kommen.
Es ficht
solche Dichter das am meisten an, dass in den Alten Vernunft ist, die sich
stellet, als glaube sie dem Wort, das sie höret, das heißen sie dann Glauben,
wiederum sehen sie, dass in den Kindern noch nicht Vernunft ist, und es stellet
sich, als glauben sie nicht.
Aber darauf
sehen sie nicht, dass Glauben an Gottes Wort gar viel ein anderes und tieferes
Ding ist als das, was die Vernunft mit Gottes Wort tut, denn jenes ist allein
Gottes Werk über alle Vernunft, welchem das Kind so nahe ist wie der Alte, ja
viel näher und der Alte so ferne wie das Kind, ja viel ferner.
Dies aber
ist ein menschliches Werk, aus der Vernunft gemacht, dass mich dünkt, sollte
eine Taufe gewiß sein, so ist die Kindertaufe die allergewisseste, eben um des
Wortes Christi willen, da er sie heißet zu sich bringen, während die Alten von
selbst kommen. Und dass in den Alten manche Trügerei ist der offenen Vernunft
halben, in den Kindern keine Trügerei sein kann der verborgenen Vernunft
halben, in welchen Christus einen Segen wirkt, da er sie hat heißen zu sich
bringen. Es ist gar ein trefflich Wort und nicht so in den Wind zu schlagen,
dass er die Kinder heißet zu ihm bringen und strafet, die es wehren.
Damit
wollen wir aber das Predigtamt nicht wollen geschwächt oder niedergelegt haben.
Denn freilich auch Gott nicht lässt predigen um des vernünftigen Hörens willen,
umso mehr da keine Frucht heraus kommt, sondern um des geistlichen Hörens
willen, welches, wie gesagt, auch die Kinder haben und wohl besser als die
Alten. So hören sie j auch das Wort. Denn was ist die Taufe denn anderes als
das Evangelium, dazu sie gebracht werden? Wiewohl sie das einmal nur hören. Sie
hören es aber desto kräftiger, weil Christus sie aufnimmt, der sie hat heißen
bringen. Denn die Alten haben hier einen Vorteil, dass sie oft hören und wieder
daran denken können. Doch geht es auch mit den Alten so zu ihm geistlichen
Hören, dass es nicht durch viele Predigt eingehet, sondern es mag einmal
treffen in einer Predigt, so hat er es genug ewiglich. Was er danach höret, das
höret er entweder, das erste zu verbessern oder wieder zu verderben.
Summa, der
Kinder Taufe und Trost steht in dem Wort „Lasset die Kindlein zu mir kommen und
wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes“. Das hat er geredet und
lügt nicht. So muß es recht und christlich sein, die Kindlein zu ihm zu
bringen, das kann nicht anders geschehen als in der Taufe, so muß auch gewiß
sein, dass er sie segne und ihnen das Himmelreich gebe, allen, die so zu ihm
kommen, wie die Worte lauten: „Solcher ist das Reich Gottes.“ Das sei davon
genug diesmal.
Von
Pastor Kenneth K. Miller
(Predigt,
gehalten am 19. Sonntag nach Trinitatis, 10. Oktober 1999, in Christ Lutheran
Church, Fort Wayne, IN)
(übers.
vom Hrsg.)
Matth. 18,1-6: Zu derselben Stunde traten die
Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist doch der Größte im Himmelreich? Jesus
rief ein Kind zu sich und stellete das mitten unter sie und sprach: Wahrlich,
ich sage euch, wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr
nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedriget wie dies Kind,
der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem
Namen, der nimmt mich auf. Wer aber ärgert dieser Geringsten einen, die an mich
glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget und er
ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.
Ein neugebornes Baby ist ein erstaunliches Ding; oder anders:
so klein es auch sein mag, es ist eine Person. Es ist ein besonderes Wunder
Gottes, eine Schöpfung, die bis ins Kleinste so sorgfältig geplant und geformt
wurde, daß die moderne medizinische Wissenschaft noch gar nicht begonnen hat,
die Kompliziertheiten des menschlichen Körpers zu erforschen, ganz zu schweigen
von den Sinnen, vom Willen, den Gefühlen oder der Seele. Der Psalmist bekennt: Ich
danke dir darüber, daß ich wunderbarlich gemacht bin; wunderbarlich sind deine
Werke, und das erkennet meine Seele wohl. Es war die mein Gebein nicht
verhohlen, da ich im Verborgenen gemacht ward, da ich gebildet ward unten in
der Erde. Deine Augen sahen mich, da ich noch unbereitet war, und waren alle
Tage auf dein Buch geschrieben, die noch werden sollten, und derselben keiner
da war. Aber wie köstlich sind vor mir, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihrer so
eine große Summa! Sollt' ich sie zählen, so würde ihrer mehr sein als des
Sandes. Wenn ich aufwache, bin ich noch bei dir. [Ps. 139,14-18]
Viele Menschen denken heute, Kinder zu haben gehe automatisch.
Wenn die Umstände dafür richtig sind, so werde ein Kind empfangen und dann
wächst es irgendwie, bis es geboren wird. Andere denken, ein Kind sei etwas wie
ein Zufall, der gerade "passierte", und zuweilen ein unglücklicher
Zufall, den man auslöschen müsse. Oder daß man ein Kind haben oder nicht haben
könne, wann und wie man es wolle. Aber jedes Kind, wie auch immer die Umstände
sein mögen, ist von Gott einzigartig erschaffen. Jedes einzelne ist verschieden
im Aussehen, in der Körpergestalt, dem Erbgut, den Fingerabdrücken, der Persönlichkeit
und der Reaktion auf die Dinge dieses Lebens. Jeder hat seine starken Seiten
und seine schwachen Seiten, Talente und Gaben, Fähigkeiten und Mängel, immer
einzigartig. Kein Mann und keine Frau kann ein Kind haben, wenn es der Herr
nicht gibt. Jakobs Frau Rahel gebar Jakob keine Kinder. Sie beneidete ihre
Schwester und sagte Jakob: "Gib mir Kinder, oder ich sterbe!" Und
Jakobs Ärger erhob sich gegen Rahel, und er sagte: "Bin ich doch nicht
Gott, der dir deines Leibes Frucht nicht geben will." Gott gibt Kinder,
wann und wie es ihm gefällt. Uns scheint es nicht recht zu sein, wenn feine
christliche Ehepaare keine haben, während gottlose und selbstsüchtige Menschen
ein Kind nach dem andern bekommen und dann nicht rechte Sorge um sie tragen,
ja, sie zuweilen sogar mißbrauchen. Gott weiß, was er macht, auch wenn wir die
Weisheit darinnen nicht sehen können. Zuweilen hält er etwas besseres für ein
Ehepaar bereit; manchmal hat er andere Aufgaben für sie im Leben; manchmal will
er, daß sie dieses Kreuz mit rechtem christlichem Frohsinn tragen und einfach
Gottes Gnade und Liebe in Christus trauen; und manchmal wartet er nur darauf,
ihre Gebete zu erhören.
Die Jugend ist wunderbar. Den Jugendlichen scheint dies
natürlich oft nicht so, da sie sich schnell langweilen oder ihnen viele Dinge
verboten werden, die sie gerne tun wollen, während sie langweilige Sachen
machen müssen wie Hausaufgaben, Hausarbeit; etwas essen müssen, das sie nicht
wollen, oder zu Bett gehen müssen. Ihnen würde es gefallen, wenn das Leben eine
große, aufregende, endlose Party wäre. Wenn sie älter werden, bemerken wie, daß
das Leben ganz und gar nicht so ist. Die meisten Menschen werden ernster, wenn
sie älter werden. Manchmal wollten die Eltern sie schon ernster machen, wenn
sie noch klein sind, wollen kleine Erwachsene aus ihnen machen.
Aber die Jugendzeit ist die Zeit zum Spielen. Salomo schreibt:
"So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und laß dein Herz guter
Dinge sein in deiner Jugend. Tue, was dein Herz lüstet und deinen Augen gefällt;
und wisse, daß dich Gott um dieses alles wird vor Gericht führen. Laß die
Traurigkeit aus deinem Herzen und tue das Übel von deinem Leibe; denn Kindheit
und Jugend ist eitel."
Nichtsdestoweniger, obwohl es heißt "Torheit steckt dem
Knabem im Herzen", so gibt es auch eine ernste Seite ihres Lebens. Sie
müssen von Gott und Christus lernen und sich dessen erinnern, daß Er immer bei
ihnen ist, auf sie acht hat und sie behütet; und es darf nicht sein, daß sie
aufwachsen, ohne auf Ihn zu achten. Wie Salomo auch sagt: "Gedenk an
den Schöpfer in deiner Jugend, ehe denn die bösen Tage kommen und die Jahre
herzutreten, da du wirst sagen: Sie gefallen mir nicht." Sie müssen so
früh wie möglich Gott wohlgefällig werden. Sie müssen an Christus, ihren Retter
glauben, je früher, desto besser. So laßt uns nun den Glauben der kleinen
Kinder betrachten.
1. Kinder können glauben. Das sagt Jesus in unserem
Text, und er muß es wissen. Er ist der Schöpfer, und er kennt uns in- und
auswendig. Ja, er ist einer von uns, wahrer Mensch wie auch wahrer Gott. Er war
dort, wo jedes Kind war. Er glaubte von genau dem Moment an, als er im Leibe
der Jungfrau Maria empfangen und Mensch wurde. Nun mag man natürlich entgegnen,
daß das doch ein Unterschied war, weil er Gott war und als Gott
selbstverständlich seinen himmlischen Vater kannte, da sie doch ein Wesen sind.
Das ist alles richtig, aber er kannte seinen Vater auch als Mensch, als ein
kleines Kind. Er war Gott, das ist wahr; aber er war doch von uns nicht so
unterschieden, daß er nicht das innere Leben der Seele erfahren hätte. Er war
auch ein wahrer Mensch, und er hatte nach allem auch eine wahre menschliche
Seele. Er war in jeder Hinsicht gleich wie wir, ausgenommen die Sünde.
Er sagt: "Wer aber ärgert dieser Geringsten einen, die
an mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget,
und er ersäufet würde im Meer, da es am tiefsten ist." Diese Kleinen
glauben an mich. Sie glauben nicht nur, sondern sie glauben an Ihn, den
verheißenen Messias und Erretter von Sünde, Tod und Verdammnis. Kleine Kinder
glaubten an ihn. Einige mögen natürlich erwidern, daß Jesus doch von etwas
älteren Kindern sprach, die vielleicht sieben oder zehn Jahre alt waren. Im
Blick auf diesen Text können wir das sogar zugeben, aber Lukas berichtet uns,
daß sie "Kleinstkinder" zu Jesus brachten, damit er sie anrühre, und
Jesus sagte: "Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht;
denn solcher ist das Reich Gottes." Das Reich Gottes wird mit Menschen
gebaut wie diesen kleinen Babies. Er hat nicht gesagt, daß es mit solchen
gebaut werden würde, wenn sie größer, verständiger würden und im Denken und
Verstehen sich entwickelten oder wenn sie das Alter der Verantwortung erreichen
würden. Jene Babies vor ihm waren das wahre Vorbild des Glaubens. Sie mußten
nicht erst wie die Erwachsenen werden, sondern vielmehr muß jeder Erwachsene,
der gerettet werden will, wie sie werden. Sie müssen den Glauben jener Babies
nachahmen.Sie müssen sich erniedrigen und emütigen, wie ein Baby demütig ist
und müssen einfach Christus und seiner gerechtigkeit vertrauen, wie ein Baby
seiner Mutter vertraut. Jesus fügt hinzu: "Sehet zu, daß ihr nicht
jemand von diesen Kleinen verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel
sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel." Sie haben
Schutzengel; nicht deshalb, weil Babies so nette und liebe kleine Dinger wären,
nicht deshalb, weil Engel so lieblich wären und einfach mit den kleinen Babies
gingen, sondern vielmehr deshalb, weil diese Kleinen Gottes Eigentum sind und
in seiner Gunst.
Kleine Kinder können glauben, nicht aus irgendeiner eigenen
natürlichen Kraft, auch nicht deshalb, weil es für Babies natürlich ist, daß
sie ohne Skeptik vertrauen, sondern aus der Kraft des Heiligen Geistes im
Sakrament der heiligen Taufe. In diesem Sakrament eignet Gott ihnen die
Verheißung der Erlösung zu, die Gaben und Gerechtigkeit Christi, und sie werden
geistlich wiedergeboren und empfangen die große Gabe des Glaubens. Kann ein
Kind dann gerettet werden, wenn es nicht getauft wird? Ja, Gott kann seine
Wunder selbst in den Ungebornen und Totgebornen wirken, denn er hat sie nicht
erschaffen, um sie zu verdammen, sondern daß sie unter ihm in seinem Reich
wohnen, denn die Verheißung, gepredigt durch Petrus, gilt "euch und
euren Kindern". Wenn dagegen Eltern sich weigern ihre Kinder taufen zu
lassen oder darüber gleichgültig sind, dann sind solche Kinder in tötlicher
Gefahr der ewigen Verdammnis, denn bevor sie glauben sind sie nicht gerettet,
und es gibt kein anderes Mittel, sie zu retten. In diesem Fall, mag man sagne,
ist Gott unfair, wenn er arme, liebe Babies nur deshalb verdammt, weil sie
nicht getauft wurden. Aber sei nicht so schnell, Gott darüber zu kritisieren.
Er hat befohlen, daß alle Eltern ihre Kinder zu ihm bringen sollen. "Lasset
die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht." Die Eltern sind
verantwortlich, wenn ihre Kinder verloren gehen, so, wie sie auch
verantwortlich sind, wenn sie ihnen die medizinische Versorgung verweigern,
wenn sie krank sind, und sie deshalb sterben.
Ja, Babies können glauben, aber nicht aus eigener Kraft. Sie
sind alle Sünder von Geburt, geistlich blind, tot und Feinde Gottes. Bevor sie
glauben, müssen sie erst von ihren Sünden reingewaschen werden.
2. Der Glaube ist die
einfachste Sache der Welt. Diese kleinen Kinder glaubten an Jesus. Diese
Wahrheit zeigt, daß der Glauben nicht eine Sache der überlegenden Vernunft oder
der Logik ist, auch nicht eine tiefe Einsicht erfordert, sondern daß die
einfältigsten, kindlichsten Menschen glauben können - wenn Gott ihnen den
Glauben durch sein Wort und die Taufe gibt. Er hat sie mit der Fähigkeit
erschaffen, ihre Milch zu saugen, zu sehen, zu hören, ihre Speisen zu verdauen
und die Mutter zu kennen und sich zu ihr zu halten. Das ist, wenn man so will,
das Vertrauen auf eine körperliche Weise, das jedes Kind hat. Wenn sie all das
können, dann können sie gewiß auch glauben - wenn Gott ihnen den Glauben gibt.
Geistig behinderte Menschen, die nicht für sich selbst sorgen oder eine Predigt
verstehen können, die normalerweise so eingeschätzt werden, daß sie den
Verstand eines Drei- oder Fünfjährigen haben, oder weniger, können dennoch an
Jesus glauben, wenn Gott ihnen den Glauben gibt. Es ist doch eine Tatsache, daß
du auch glaubst, wenn du schläfst oder im Koma liegst.Du sagst dein Gebet und
legst dich selbst für die Nacht in Gottes Hand und schläfst ein und vertraust
ihm. Dein Glaube hört nicht auf, wenn du einschläfst. DEr Glaube an Christus
muß nicht aus logischen Schlüssen und theologischem Nachdenken kommen,
ebensowenig mußt du das Athanasianische Glaubenbekenntnis oder die Fülle der
Lehre eines Dogmatikbuches kennen. Du mußt nur wissen, daß du ein Sünder bist
und daß Gott dir deine Sünden vergibt um Jesu willen. Das ist ein sehr
einfacher und direkter Glaube, nicht zu vergleichen mit unserem Glauben, der
angefochten ist und von verschiedenem Wind der Lehre getrieben wird, von
Zweifeln und Angst oder Unglück im Leben. Ein Baby zweifelt nicht und fürchtet
sich nicht; es ist gewiß, daß Gott es um Jesu willen liebt. Es ist in
Gemeinschaft mit Gott. Das kleinste Kind kann Jesus kennen und ihm vertrauen -
wenn Gott ihm den Glauben gibt. Und er gibt den Glauben durch die heilige
Taufe. Er kann den Glauben auch auf andere Weise zueignen, aber das soll uns
nicht beschäftigen, denn er hat uns nicht verheißen, es so zu machen. Er hat
uns aber die heilige Taufe gegeben, wobei sehr einfache Worte und ein wenig
Wasser verwendet werden, die gewöhnlichste Substanz auf Erden, und dadurch
macht er uns zu seinen Kindern, zu Gläubigen an Christus. Das geht so einfach,
daß wie es nicht verstehen können, wie es geschieht, aber es geschieht. Der
Glaube ist nicht eine geistige Errungenschaft; er ist auch nicht ein Gefühl des
Entzückens; er ist eine Aktivität der Seele, und nur Gott kennt die Seele des
Menschen.
Der Glaube ist die einfachste Sache der Welt; aber es ist
überhaupt nicht einfach zu glauben, wenn Gott den Glauben nicht gibt. Dann kann
niemand glauben. Du kannst nicht durch einen Akt deines Willens zu einem
Gläubigen werden oder entscheiden, es zu werden. Gott eignet den Glauben zu,
wann und wie er will durch das Evangelium und das Sakrament der Taufe. Wenn du
dich diesen verweigerst, so kannst du nicht glauben. Es ist eigenartig, wie
einige sehr unwissende und törichte Menschen an Christus glauben, während
einige hochintelligente Menschen es nicht tun. Das kommt daher, daß sie denken,
sie seien zu klug, als daß sie Gott oder Christus bräuchten, und weil sie
meinen, sie könnten ohne Buße auskommen. Darum spricht die Bibel von der
Torheit der Weisheit dieser Welt. Die Menschen wissen so viel, aber sie wissen
die falschen Dinge und kennen nicht die Weisheit Gottes.
3. Ihr Glaube muß
behütet werden. Jesus sagte: "Wer aber ärgert dieser Geringsten
einen, die an mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals
gehänget, und er ersäuft würde im Meer, da es am tiefsten ist." Es ist
also besser, ertränkt zu werden als Gottes Zorn darüber zu erregen, daß man ein
Kind von Jesus fernhält. Das Wort 'Ärgernis' meint, eine Person zu veranlassen
zu sündigen oder nicht zu glauben. Wenn Eltern ihren Kindern sagen, daß es
keinen Gott gebe, das ist ein Ärgernis; wenn sie ihm ein böses Beispiel
vorsetzen, so ist das ein Ärgernis; wenn sie sie nicht zu Jesus bringen, so ist
das ein Ärgernis: denn das lehrt die Kinder, daß Gottes Wort und die Kirche
nicht wichtig wären. Schlechte Reden oder falsche Lehre sind auch ein Anstoß
für die Kleinen und treiben sie weg von Christus.
Wir sind alle daran schuldig, daß wir ihnen Ärgernis geben. Die
Eltern schaffen es nicht, ihre Pflicht zu tun, sie begehen Fleischessünden, sie
haben sündige Haltungen und Gewohnheiten. Freunde und Verwandte und
Schulkameraden und Spielgefährten beeinflussen die Kleinen auch im schlechten
Sinne. Es ist kein Wunder, daß viele Kinder vom Wege abkommen. Es wäre für uns
alle besser, wenn wir ertränkt würden in der Tiefe des Meeres. Wenn nicht
Gottes große Gnade und Vergebung da wäre, so gingen wir alle verloren.
Laßt es uns alle zu einer besonderen Aufgabe in unserem Leben
machen, den Kleinen kein ärgernis zu geben, sondern sie vorallem aufzuerbauen
und ihnen bei Worten und taten zu lehren, gute Christen zu sein, auf Jesus zu
vertrauen und auf das ewige Leben zu hoffen. Amen.
Von Roland Sckerl
1. Wenn gesagt wird: Es ist falsch, daß
durch den Ritus, den bloßen Vollzug der Taufe, jemand wiedergeboren wird – so
ist dem nur zuzustimmen.
2. Wenn gesagt wird: Es ist falsch, daß
durch die Taufe ohne den Glauben das Kind wiedergeboren sei, so ist dem
zuzustimmen.
3. Wenn gesagt wird: Es ist falsch, daß
jeder, der getauft ist, auch in den Himmel kommt, so ist dem zuzustimmen.
4. Wenn aber gesagt wird: Die Taufe ist
nur eine symbolische Handlung, so ist das falsch.
5. Wenn aber gesagt wird: Die Taufe sei
nur ein Scheck auf die Zukunft, so ist das falsch.
6. Wenn aber gesagt wird: Die Taufe ist
ein menschliches Bekenntnis, so ist das falsch.
7. Wenn gesagt wird: Die Taufe wirke als
Tatsache an sich, es komme nur darauf an, daß man sich ihr nicht völlig
verschließe, aber es komme nicht darauf an, ob man sie im Glauben ergreife, so
ist das falsch.
8. Wenn gesagt wird, die Taufe hinge in
ihrem Nutzen ab von der Absicht der Kir-che und des Spenders, so ist das
falsch, denn die Gültigkeit ist allein abhängig von ih-rem
stiftungsgemäßen Gebrauch, der Nutzen allein vom Glauben.
Wir glauben lehren und bekennen:
9. In der Taufe handelt der dreieinige
Gott selbst an dem Täufling, denn er wird im Namen Gottes des Vaters,
des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft, Matth. 28.
10. In der Taufe wird der Täufling Gott
zum Eigentum übergeben, denn er wird hineingetauft in Christus, in den
dreieinigen Gott, Matth. 28; Röm. 6.
11. In der Taufe bekommt der Täufling
angeboten, dargereicht und geschenkt alles, was Christus durch sein Leiden,
Sterben und Auferstehen uns erworben hat, Röm. 6; Gal. 3; Eph. 5,26; Kol. 2;
Apg. 2; 22; Tit. 3.
12.
Der Täufling hat all das, was Gott ihm anbietet und darreicht allein
durch den Glauben, Mark. 16.
13. Daher ist der Glaube absolut
heilsnotwendig, die Taufe aber nur relativ not-wendig.
14. Auch der Säugling, der getauft wird,
hat das, was Gott ihm darreicht, allein durch den Glauben.
15. Auch der Säugling kann glauben, denn
Christus spricht den Armkindern, die zu ihm gebracht wurden, das Himmelreich
zu, Mark. 10.
16. Der rechtfertigende Glaube ist nicht
absolut notwendig der reflektierende, be-wußte Glauben, sondern der Kern des
Glaubens ist das Vertrauen des Herzens, Röm. 10.
17. Der Glaube ist nicht die
menschliche Antwort auf Gottes Handeln, also menschliches Werk, sondern immer
ein Wunder und eine Gabe Gottes, gewirkt durch das Wort, Eph. 2; Kol. 2; 1
Petr. 1,23.
18. Darum kann auch ein Säugling glauben,
weil Gott dies in ihm wirken kann; umso mehr, als der Säugling nicht wie ein
Erwachsener vernunftmäßig widerstrebt.
19. Daß schon diese Kleinstkinder glauben
können, bezeugt Christus damit, daß er uns diesen direkten, unreflektierenden
Glauben zum Vorbild hinstellt, Mark. 10; Matth. 18.
20. Ebenso gilt die Gnadenverheißung
Gottes „euch und euren Kindern“, Apg. 2.
21. Weiter wird die Taufe der
alttestamentlichen Beschneidung an achttägigen Säuglingen parallel gesetzt,
Kol. 2.
22. Wenn gesagt wird, daß mit der
geschehenen Wiedergeburt oder Bekehrung der Himmel endgültig sicher sei, so ist
das falsch.
23. Wenn gesagt wid, daß mit der
vollzogenen Taufe alles gesichert sei, so ist das falsch.
24. Das Jüngermachen umfaßt nicht nur das
Taufen, sondern auch das Lehren alles des, was Christus uns anbefohlen hat,
Matth. 28.
25. Darum darf die Gemeinde Christi nur
dann taufen, wenn sie nach menschli-chem Ermessen erwarten kann, daß auch das
Lehren folgt, ansonsten muß sie die Tau-fe verweigern.
26. Weil auch Säuglinge schon glauben
können, so bitten wir in der Taufe, daß Gott durch sein Wort – denn die Taufe
ist Wasser in Gottes Gebot gefaßt und mit Gottes Wort verbunden; und das Wort
ist die Hauptsache in der Taufe mit dem Wasser, wobei das Wort das Primäre ist
– den Glauben wirkt und glauben, daß er dies tut.
27. Das schöpferische Gotteswort kann für
sich alleine stehen, die Sakraments-handlung ohne das Wort nicht, sondern
bedarf unbedingt des Wortes.
28. Die Wiedergeburt ist erst der Anfang
des neuen Lebens, das dann, aus der Kraft der Taufe, entfaltet werden muß, Röm.
6. Darum muß der Taufe notwendig die Unterweisung folgen, damit der Glaube sich
entfalten kann, Matth. 28; Röm. 6.
29. Wenn der Mensch zum Bewußtsein
gekommen ist, so ist es unabdingbar, damit er in der Taufgnade bleibt, daß er
zur Erkenntnis seiner abgrundtiefen Sündenverdor-benheit und seiner
Verlorenheit ohne Christus kommt und erkennt, daß er in Christus das ganze Heil
hat, ihm in der Taufe schon dargereicht und geschenkt, und es so nun auch mit
bewußtem Glauben ergreift, Röm. 6. Dies muß nicht nur einmal im Leben geschehen
(das grundsätzlich auch), sondern gehört zur täglichen Sündenerkenntnis, Buße
und Vergebung. Wo es nicht dazu kommt, wird dem Menschen die Taufe zu Fluch und
Gericht werden. Wo es aber geschieht, da ist es allein Gottes Werk, Eph. 2; Kol.
2.
30. Da, wo der Mensch aus der Taufgnade
gefallen und vom Glauben abgekom-men ist, bedarf es der grundsätzlichen
Bekehrung, in der er erneut diese ihm auch in der Taufe schon angebotene Gnade
ergreift, damit er selig wird.
31. Ohne tägliche Sündenerkenntnis, Reue,
Buße und Ergreifen der Vergebung der Sünden (tägliche Bekehrung) kann niemand
im Glauben bleiben und damit ewig erret-tet werden; Eph. 4; Kol. 3.
32. Biblisches Christentum ist darum, wenn
es richtig Christentum ist, immer Sa-kraments- und
Bekehrungschristentum.
33. Die Taufe als Gnadenmittel Gottes
reicht uns nichts anderes und nicht mehr dar, als Gott im bloßen Wort uns
darreicht. Beide Male muß es im Glauben ergriffen werden, sonst haben wir es
nicht.
34. Die Taufe ist nicht eine magische
Handlung, in der uns ohne den Glauben etwas „eingegossen“ wird, sondern ein
großartiges Ereignis der Gnade, Apg. 2; 22; Röm. 6; Eph. 5; Tit. 3.
Von
Pastor Kenneth K. Miller
(Predigt, gehalten am 10. Sonntag nach Trinitatis, 08.
August 1999, in Christ Lutheran Church, Fort Wayne, IN, aus Anlaß der Taufe von
Ashley Weaver)
(übers. vom Hrsg.)
Matth. 18,1-11: Zu derselben Stunde traten die Jünger zu
Jesus und sprachen: Wer ist doch der Größte im Himmelreich? Jesus rief ein Kind
zu sich und stellete das mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch,
wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins
Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedriget wie dies Kind, der ist der
Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der
nimmt mich auf. Wer aber ärgert dieser Geringsten einen, die an mich glauben,
dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget und er ersäuft würde
im Meer, wo es am tiefsten ist. Wehe der Welt der Ärgernisse halben! Es
muß ja Ärgernis kommen; doch wehe dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!
So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von
dir. Es ist dir besser, dass du zum Leben lhm oder als ein Krüppel eingehest,
als dass du zwei Hände oder zwei Füße habest und werdest in das ewige Feuer
geworfen. Und so dich dein Auge ärgert, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist
dir Besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, als dass du zwei Augen habest
und werdest in das höllische Feuer geworfen. Sehet zu, dass ihr nicht jemand
von diesen Kleinen verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen
allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel. Denn des Menschen Sohn ist
gekommen, selig zu machen, was verloren ist.
Am vergangenen Sonntag haben wir uns damit beschäftigt, dass
die Taufe ein Gnadenmittel ist, ein Weg oder Instrument Gottes, durch das er
dir die Vergebung der Sünden gibt. Wir erwähnten, dass die Bibel sagt, daß die
Taufe errettet. Sie gibt die ewige Seligkeit - oder nicht? Gewiss, sie errettet
Sünder nicht automatisch. Sie ist nicht ein magischer Akt, wie die römische
Kirche sie behandelt, oder viele Menschen meinen. Da sie ein Gnadenmittel und
die Gnade Vergebung der Sünden ist, so arbeitet sie, indem sie dir die
Vergebung der Sünden darreicht und dir den Heiligen Geist gibt, der im
Evangelium zu dir kommt. Es ist das etwas, das an dir getan wird; damit es dir
aber nützt, muss es im Glauben ergriffen werden. Luther sagt in seinem
Katechismus, dass die Taufe "wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tod
und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte
und Verheißungen Gottes lauten", und dies sind im letzten Kapitel bei
Markus: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden! wer aber
nicht glaubet, der wird verdammt werden." Noch einmal erklärt unser
Katechismus, daß das Wasser nicht der aktive Bestandteil in der Taufe ist,
"sondern das Wort Gottes, das mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube,
der diesem Wort Gottes im Wasser traut".
Es gibt viele Menschen, die meinen, dass die Taufe eine Art
guter Zauber sei, der die Kinder bewahren werde; oder so lange ihre Kinder
getauft seien, seien sie richtig vor Gott; oder wenn sie selbst getauft seien,
so seien sie richtig vor Gott. Sie vergessen, wie wichtig der Glaube ist, dass
wir nämlich gerettet sind aus Gnade durch den Glauben. Die Gnade Gottes schafft
dir nichts Gutes, wenn sie nur an die Tore deiner Ohren gelangt und ihr nicht
erlaubt wird, in dein Herz zu kommen; sie ist dann nicht mit dem Glauben bei
dem verbunden, der sie hört. Der Glaube ist das Mittel, durch das wir Gottes
Gnade und den Heiligen Geist empfangen. Darum erwiderte Philippus, als er von
dem äthiopischen Eunuchen um die Taufe gebeten wurde: "Glaubest du von
ganzem Herzen, so mag's wohl sein. Er antwortete und sprach: Ich glaube, daß
Jesus Christus Gottes Sohn ist." Wenn der Glaube fehlt, wie bei einem
Heuchler, so handelt es sich dennoch um eine wirkliche und gültige Taufe, aber
der Segen wird nicht empfangen; die Vergebung der Sünden wird nicht empfangen,
auch nicht der Heilige Geist, nicht leben, nicht Seligkeit. All das wird durch
den Glauben erlangt. Die Taufe gibt, und der Glaube empfängt. (Hervorh.
durch Hrsg.)
Die meisten Menschen, deren Taufe im Neuen Testament berichtet
wird, waren Erwachsene. Sie wurden zum Glauben an Christus bekehrt durch die
Predigt des Wortes Gottes, des Gesetzes und des Evangeliums. "So kommt
der Glaube aus der Predigt [griech: dem Hören], das Predigen [griech:
das Hören] aber durch das Wort Gottes." Sie kamen zur Taufe mit dem
Glauben in ihrem Herzen und empfingen so das Bad der Wiedergeburt und die
Erneuerung der Heiligen Geistes, der reichlich über ihnen ausgegossen wurde.
Aber Kinder wurden auch getauft; Und seit der Zeit des Neuen Testamentes wurden
Millionen und selbst Milliarden von Kindern getauft. Kamen sie im Glauben?
Niemand kann das beantworten. Die Bibel sagt es nicht. Es kann wohl sein, dass
sie ihn hatten, da Johannes der Täufer schon im Bauche seiner Mutter glaubte.
Die Babys wurden zum Taufbecken von ihren Eltern oder anderen gebracht.
Jesus sprach von "dieser Geringsten einen, die an mich
glauben" und sagte: "Sehet zu, daß ihr nicht jemand von diesen
Kleinen verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das
Angesicht meines Vaters im Himmel." Babys haben Schutzengel, bestimmt,
über sie zu wachen. Wer waren diese Kleinen, die an ihn glaubten? Sie waren kleine
jüdische Kinder und Babys. Sie waren am achten Tage beschnitten und waren so
Erben des Bundes geworden. Aber man kann den Bund nur durch den Glauben
ererben; so müssen wir daraus schließen, daß sie den Glauben durch dieses
alttestamentliche Sakrament empfingen. Paulus erklärt, daß die Taufe die neue
Weise der Beschneidung ist. Er sagt: "In Christus seid ihr auch
beschnitten mit der Beschneidung ohne Hände, durch Ablegung des sündlichen
Leibes im Fleisch, nämlich mit der Beschneidung Christi, in dem, dass ihr mit
ihm begraben seid durch die Taufe; in welchem ihr auch seid auferstanden durch
den Glauben, den Gott wirket, welcher ihn auferwecket hat von den Toten und hat
euch auch lebendig gemacht, da ihr tot waret in den Sünden und in der Vorhaut
eures Fleisches, und hat uns geschenket alle Sünden."
So ist die Taufe nicht eine leere, wirkungslose Zeremonie; aber
ebenso ist sie nichts Magisches, das wirkt, weil es vollzogen wurde. Sie wirkt
durch den Glauben, den es auch in den Herzen kleiner Babys wirkt. Wie hätte
Jesus sonst sprechen können von den Kleinen als solchen "die an mich
glauben"? Wie hätten sie sonst den Glauben haben können? Sie sind zu
jung, um die Worte zu verstehen, aber die Worte, die mit dem äußerlichen
Zeichen verbunden sind, wirken den Glauben in ihren Herzen. Wie kann das sein,
wenn sie doch nicht verstehen? Weil 1. es ein zweifaches Verstehen gibt: das
Verstehen der Vernunft und das Verstehen des Herzens. Ein Baby kann nicht ein
Regierungsprogramm verstehen, aber es kann die Liebe einer Mutter verstehen und
bezieht sich auf diese Liebe. 2. Das Wort Gottes ist die Kraft Gottes zur
Seligkeit, und es kann wirken, wo immer Gott will, selbst an den Toten. Jesus
sagte: "Lazarus, komm heraus!" Und Lazarus, der schon vier
Tage tot war und dessen Körper schon verweste, kam heraus. Es ist ein großes
Wunder, wenn Gott durch die Taufe den rettenden Glauben in dem Herzen eines
Babys schafft; aber es ist dies kein größeres Wunder, als wenn er durch das
Evangelium den rettenden Glauben im Herzen irgendeines Menschen schafft, da wir
von Natur blind, tot und Feinde Gottes sind. Nichtsdestoweniger ist es ein
großes Wunder, über das wir uns freuen und das wir sehr kostbar halten sollten.
Weil es so kostbar ist, sollten wir auch treu die Verantwortung ausüben, die
sie uns auflegt, die Verantwortung des Kindes, der Eltern, der Paten und der
gesamten Gemeinde. Laßt uns diese Pflichten betrachten.
1. Die Verantwortung des Kindes: Wenn ein Kind getauft
wird, so legt es vor dem Herrn ein feierliches Gelübde ab. Wenn auch das Kind
dieses Gelübde noch nicht selbst sprechen kann, so legt es dieses
nichtsdestoweniger dennoch ab. Dieses Kind ist wiedergeboren oder bekehrt in
der Heiligen Taufe. Er oder sie ist ein an Christus Glaubender. Wo der Glaube
ist, da ist auch die Liebe zu Gott. Kann ein Säugling Gott lieben? Ja, gerade
so gewiß wie er seine Mutter lieben kann. Jesus sagt: "Liebet ihr mich,
so haltet meine Gebote." Dieses getaufte Baby, wenn auch die Zunge
diejenige der Paten oder Eltern ist, verspricht, Gott sein ganzes Leben lang
treu zu sein, Gottes Wort zu gebrauchen, an seiner Taufe zu hängen und
späterhin das Abendmahl in bußfertigem Glauben zu empfangen. Es entsagt auch
dem Teufel und allen seinen Werken und allem seinem Wesen. Obwohl der Teufel mit
"groß Macht und viel List" wirkt und obwohl seine Versuchungen
zahlreich und sehr unterschiedlich und klug sind, so weist das Kind in seiner
Taufe sie hier und jetzt doch zurück und erklärt sich als Feind Satans. Es
verspricht, daß es mit des Herrn Hilfe den Versuchungen des Teufels widerstehen
und sein Leben dem Herrn und seiner Ehre weihen will.
Die Taufe verpflichtet das Kind, dieses Versprechen zu halten.
Durch die Taufe wird dieses Kind von neuem geboren, "nicht von dem
Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes,
sondern von Gott". Es ist ein Kind Gottes. Es ist wiedergeboren und in
Gottes eigener geistlicher und himmlischer Familie angenommen. Die Bibel sagt:
"Ihr seid gekommen zu dem Berge Zion und zu der Stadt des lebendigen
Gottes, zu dem himmlischen Jerusalem und zu der Menge vieler tausend Engel und
zu der Gemeinde der Erstgebornen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu
Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten und
zu dem Mittler des Neuen Testaments, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung,
das da besser redet als Abels." So ist der Wille dieses Kindes nicht
mehr ihm eigen, daß es seinen Einfällen und Launen folgen darf, sondern es
weiht ihn seinem Herrn und Heiland. "Ihr seid nicht euer selbst,"
sagt die Bibel, "denn ihr seid teuer erkauft." Und dieser
Preis ist nicht Gold oder Silber, sondern das heilige teure Blut Christi und
sein unschuldiges Leiden und Sterben. Das Kind ist ein Glied der heiligen
christlichen Kirche. So, wie ein Ehemann oder eine Ehefrau kein Verfügungsrecht
über ihren eigenen Körper haben, sondern er dem Gemahl gehört, so auch Jesu
Braut, die Kirche und jeder in ihr, hat kein Verfügungsrecht an sich selbst,
sondern gehört jetzt dem Herrn Jesus.
Dieses Gelübde ist tatsächlich ein Gelübde zu Buße und Glauben.
Es sagt tatsächlich: Ich sage nicht nur ab dem Teufel, sondern ich hasse und
kämpfe gegen die Sünde in meinem Leib und seinen Gliedern. Und ich befehle
meine Seele meinem Herrn Jesus und seiner vergebenden Gnade an. Ich glaube, daß
er mich abhalten und befreien soll von jeder bösen Tat. Er gibt mir seinen
Heiligen Geist, daß er in mir ein reines Herz schaffe und gebe mir einen neuen
Geist. Das ist das Gelübde eines getauften Babys. Wir sind alle verpflichtet,
all unsere Gelübde und Versprechen zu halten. Wenn du einmal getauft bist,
kannst du den Herrn nicht ohne tiefgreifende Konsequenzen mißachten.
2. Die Verantwortung der Eltern und Paten. Ein Pate zu
sein, wird heute als eine soziale Ehrung oder Vorrecht angesehen oder sogar als
ein Anrecht. Manche Personen sind geärgert oder beleidigt, wenn sie nicht dazu
erwählt oder zugelassen werden, als Paten zu dienen. Ebenso erwählen viele
Menschen Paten, als ob es eine familiäre oder soziale Verpflichtung wäre und
sonst nichts. Aber es ist eine ernste Verantwortung, und sie hat Folgen in die
Ewigkeit. Die erste Pflicht eines Paten ist einfach, Zeugnis dafür zu geben,
daß das Kind richtig in schriftgemäßer Weise getauft wurde. Jeder kann zu
dieser Pflicht berufen werden, sofern er nur weiß, was eine richtige Taufe ist.
Die Hauptpflicht eines Paten ist aber, darauf zu achten, dass
das Kind in Zucht und Ermahnung zum Herrn erzogen wird. Das ist natürlich
zuerst die Pflicht der Eltern, wenn sie aber dieser Aufgabe nicht nachkommen,
so müssen die Paten sie ermahnen, es zu tun, ihnen das Evangelium von Christus
zu lehren, sie beten zu lehren und darauf zu achten, daß sie es treu tun, und
darauf zu achten, daß sie zur Kirche und Sonntagsschule gehen, um in der
Gerechtigkeit und dem Heilsweg unterwiesen zu werden. Die Taufe strahlt nicht
durch die Jahre in sie Gottseligkeit aus, sondern die Eltern müssen eifrig
sein, sie zu berichtigen und sie aauf dem Weg der Gerechtigkeit anzuleiten. Und
die Paten müssen darauf achten, dass sie es tun. Die Paten müssen mit Gebet und
viel Liebe acht haben auf die Eltern und Kinder, wie die Schrift sagt: "O
Jerusalem, ich will Wächter auf deine Mauern bestellen, die den ganzen Tag und
die ganze Nacht nimmer stille schweigen sollen und die des Herrn gedenken
sollen, auf daß bei euch kein Schwweigen sei." Aus diesem Grund können
wir nicht solche Paten akzeptieren, die eine andere Lehre haben als die Gottes
Wort lehrt, denn wie könnten wir erwarten, daß solche Menschen darauf achten,
daß die Kinder richtig gelehrt werden, wenn sie eine völlig andere Ansicht
haben? Besonders wenn die Kinder ihre Eltern verlieren, und die Paten auf ihre
religiöse Unterweisung achten sollen?
Beide, Eltern und Paten, sollen dem Kind auch ein gutes
Beispiel geben. Sie sollen treu zur Kirche gehen und durch ihre Gegenwart ihre
Kinder ermutigen, gerne zum Haus Gottes zu kommen. Ihre Haltung sollte die des
Psalmisten sein: "Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den
Ort, da deine Ehre wohnt." Dann werden die Kinder lernen, daß Gottes
Wort und die Gemeinde das wichtigste im Leben sind. Wenn sie zu Hause gelassen
werden, so werden sie lernen, daß solche Dinge nicht so wichtig sind.
Kinder sind nicht euer Eigentum, auch wenn das Gesetz sie im
allgemeinen so ansieht. Sie gehören dem Herrn, der sie gemacht und erkauft hat.
Es ist eine ernste Verantwortung, sie treu zu Ihm zu bringen, wie Hanna schon
den kleinen Samuel dem Herrn weihte und ihn zum Hause Gottes brachte.
3. Die Verantwortung der Gemeinde. Auch die Gemeinde hat
hier Verantwortung. Sie hat dafür Sorge zu tragen, dass getauft wird. Darum
muss die Gemeinde ihren Gottesdienstplatz, das heilige Predigtamt und
regelmäßiges Predigen und Lehren des Wortes Gottes unterhalten. Wenn möglich,
soll sie auch eine Schule für die Kinder einrichten. Darum müssen die Glieder
ihre Gemeinde mit ihren Gaben unterstützen. Sie müssen auch den Gottesdienst
treu besuchen, sowohl für sich selbst als auch um ihrer Patenkinder willen,
aber auch um der übrigen Gemeinde willen, als eine Ermutigung für sie. Wo die
Kirche voll ist, da ist jeder ermutigt zu kommen; wo sie aber halb leer ist, da
werden sie entmutigt zu kommen.
Die Gemeinde ist nicht nur da für die gegenwärtigen Glieder,
sondern auch für die Kinder, für die nächste Generation und für deren Kinder.
Wir wollen, daß auch sie Gottes Wort in seiner Wahrheit und Klarheit haben, das
einzige, was wie sicher durch dieses Tal der Tränen zum ewigen Leben bringen
kann. Salomo sagt: "Der Gute wird vererben auf Kindeskind." Welch
größeres Erbgut könntest du deinen Kindern hinterlassen als eine Gemeinde, wo
sie klar den Heilsweg erfahren können und lernen, Ihm in bußfertigem Glauben zu
dienen? Möge der Herr dich befähigen zu beidem, zu wollen und zu nach seinem
Wohlgefallen! Amen.
Der Nutzen der Taufe, besonders der Kindertaufe, wird vielfach bezweifelt,
da so viele als Kinder (aber auch als Erwachsene) Getaufte später ein Leben
ohne Gott, ohne Jesus Christus führen - und die Schuld dafür wird der
Säuglingstaufe gegeben. Aber selbst da, wo die Kindertaufe noch akzeptiert
wird, wird ihre wirkliche Bedeutung gering geschätzt, die der Bekehrung dagegen
sehr hoch, so daß die Taufe praktisch ihr gegenüber bedeutungslos wird. Von
etlichen wird die Kindertaufe sogar als ein Hindernis für Erweckung angesehen.
Das ist allerdings schon rein kirchengeschichtlich völlig verkehrt, denn die
großen Erweckungen haben fast alle im Bereich der säuglingstaufenden Kirchen
stattgefunden und haben diese Taufe bejaht, sei es nun die lutherische
Reformation, sei es das Great Awakening durch Jonathan Edwards (Presbyterianer)
und George Whitefield (ebenfalls Presbyterianer) oder der pietistische und der
methodistische Aufbruch oder die umfangreiche Erweckungsbewegung in Deutschland
und Skandinavien im 19. Jahrhundert (Claus Harms, Johann Gottfried Scheibel,
Friedrich Brunn, Martin Stephan, Carl Ferdinand Wilhelm Walther, Wilhelm Löhe,
Johann Hinrich Volkening, Louis Harms, Carl Büchsel, Gustav Knak, Martin Görke,
Ludwig Hofacker, Friedrich Wilhelm Horning, Theodor Schmalenbach, Christian
Jensen, Emil Wacker, Gisle Johnson, Hans Nielsen Hauge, Henning Schartau, Carl
Olof Rosenius, Paavo Ruotsalainen, August Huhn u.a.)
In welchem Zusammenhang stehen denn nun Taufe, Bekehrung und
tägliche Buße oder Bekehrung aufgrund der Lehre der Heiligen Schrift Gottes?
Es fällt sofort das Zeugnis der Schrift ins Auge, daß die Taufe
des öfteren in den Briefen erwähnt wird, gerade auch im Zusammenhang mit der
Aufforderung, Ermahnung, in der Heiligung zu leben, gegen die Sünde zu kämpfen,
Röm. 6; 1 Kor. 6; Eph. 5,; Kol. 2; Tit. 3; 1 Petr. 2. Daran allein wird schon
deutlich: Bei der Taufe handelt es sich nicht nur um ein punktuelles Ereignis,
das seine Bedeutung nur für den Tag der Taufe selbst hat, sondern vielmehr
umspannt die Taufe unser ganzes Leben.
Im sechsten Kapitel des Römerbriefes ist ja die Ausgangsfrage
die, ob denn, weil die Gnade doch viel größer ist als die Sünde, nun der Mensch
einfach weiter darauf lossündigen soll, ja, auf Gnade sündigen soll. Mit
Entschiedenheit wehrt der Heilige Geist dies durch Paulus ab und unterstreicht,
bekräftigt dieses Nein dann ab Vers 3 mit der Taufe: In der heiligen Taufe sind
wir in Christus hineingetauft worden, also ihm übereignet worden, sind Christi
Eigentum geworden - wie sollten wir da gegen Christus leben können? Wir wurden
in seinen Tod hineingetauft, wurden, wie es in den weiteren Versen heißt, mit
Christus gekreuzigt. In der Taufe haben wir also Anteil bekommen an Christi Tod
am Kreuz und damit an allem, was er mit diesem seinem Kreuzestod uns erworben
hat, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Das heißt: In der taufe wurde
unser alter Mensch, der Mensch der Sünde, mit Christi Tod am Kreuz verbunden,
wurde mitgekreuzigt, in den Tod gegeben, wurde, wie es Vers 4 heißt, mit
Christus begraben in den Tod. Und wozu? Damit der Getaufte in einem neuen Leben
wandeln soll, in einem Leben, das nun ganz Gott gehört, ganz ihm geweiht ist,
ihm zu Lob und Ehre dient. Damit aber ist eindeutig: Das Gewicht, die bedeutung
der Taufe geht weiter über den Tauftag hinaus, umfasst vielmehr unser gesamtes
Leben, denn sie ist sowohl Gottes Gnadenhandeln an uns zur Errettung, als auch
sein Anspruch an unser gesamtes Leben, nämlich nun gegen die Sünde zu kämpfen.
Dies aber ist ja nicht nur ein einmaliger Akt, sondern, wie wir auch an den
Ermahnungen in den paulinischen Briefen immer wieder feststellen können,
durchzieht unser ganzes Leben, ist ein täglicher Kampf zwischen Geist und
Fleisch, Gal. 5, der aber seine Kraft gerade aus der Taufe und den Tatsachen
der Taufgnade ziehen kann und soll, denn durch die Taufe ist der alte Mensch
gekreuzigt, Röm. 6,6.
Auch im Kolosserbrief wird dies betont, wo die Taufe mit der
Beschneidung verglichen und als 'Beschneidung ohne Hände' bezeichnet wird, 2,10
ff.Auch hier ist vom 'Begraben mit Christus' die Rede, also sowohl dem
Hineingeben des alten Menschen in den Tod als auch der Teilhabe an Christi Tod
und dem dadurch erworbenen Heil. Mit der Taufe wird auch hier verbunden die
'Ablegung des sündlichen Fleisches', das Abwaschen der Sünden, Apg. 22. Damit
weist auch hier die Taufe auf unser ganzes Leben hin als ein Kampfesleben gegen
die Sünde und eine tägliche Erneuerung des Taufbundes als In-den-Tod-geben des
alten Menschen und Auferstehen des neuen, aus Christus geborenen Menschen.
Damit wird deutlich, dass die tägliche Buße oder tägliche
Bekehrung unabdingbar mit der Taufe verbunden ist, ja, dass sie ihr, der Taufe,
unbedingt folgen muss, wenn wir wirklich aus der Taufe leben und die Taufe
ernst nehmen. Die evangelisch-lutherische Reformation hat dies stets betont,
etwa im Kleinen Katechismus mit dem vierten Abschnitt im Hauptstück von der
Taufe.
Hier gehört auch der unaufgebbare Zusammenhang hin zwischen
Taufen und Lehren, wie er gerade im Reichs- oder Missionsbefehl Jesu Matth. 28
zum Ausdruck kommt: "Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle
Völker: Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe." Zum Jüngermachen
gehört also beides: Taufen und Lehren. Darum muß die Taufe - bei Kindern wie
bei Erwachsenen - die Unterweisung im Wort zur Folge haben, damit einerseits
rechte Sündenerkenntnis erwächst, auch rechtes Erkennen der Gnade Gottes in
Christus, dann aber wir auch immer wieder angereizt werden, Christus konsequent
nachzufolgen - und auch angeleitet, was dies im Einzelnen heißt. Leben aus der
Taufe heißt also immer: Wachsen in der Sündenerkenntnis, in der Erkenntnis der
eigenen Verdorbenheit und Verlorenheit, Wachsen in der Erkenntnis Jesu Christi
als meines Heilandes, in der Liebe zu ihm und daraus in der Hingabe an ihn, in
der kosequenten Nachfolge, im konsequenten Kampf gegen die Sünde, der aber
vorallem heißt: im Licht wandeln, 1 Joh. 1, nämlich die Schuld vor Gott
bekennen, die Vergebung in Anspruch nehmen, also tägliche Buße oder Umkehr von
der Sünden weg, hin zu Christus.
Es ist also völlig verkehrt, wenn der Taufe die Schuld gegeben,
daß Menschen wieder abfallen. Das alte Testament hat auch nicht der
Beschneidung die Schuld daran gegeben, durch die die Knäblein am achten Tage in
das Reich Gottes aufgenommen wurden, 1 Mose 17. Vielmehr ist es so, daß alle
Getauften ständig bedroht sind von Satan und seinem verführerischen Wirken und
alle Getauften darum täglich viel sündigen und daher auch tägliche Umkehr, Buße
nötig haben. Wie oft aber sind sie gar nicht unterrichtet worden von ihrer
Taufe und dem Wert, dem Grund und der Herausforderung ihrer Taufe?! Wie oft hat
überhaupt die Verkündigung und Unterweisung gefehlt, die rechte
Sündenerkenntnis, Erkenntnis der Verlorenheit ohne Christus, dann Erkenntnis
Christi als des Sünderheilandes zum Ziel hat? Und wie oft meint nicht auch ein
jugendlicher oder erwachsener Christ, mit der Bekehrung sei alles getan - und
vergißt, daß er in täglicher Buße und Umkehr leben muß, in täglichem Sterben,
damit Christus sein Leben immer mehr in ihm entfalten kann, Gal. 2,20. Der
Mensch hört, wie Röm. 7 deutlich sagt, mit der Wiedergeburt nicht auf, ein
Sünder zu sein.
Und wie viele fallen von ihrer Taufe wieder ab (Kinder und Erwachsene),
und auch von ihrer Bekehrung als Erwachsene? Das sehen wir schon im Alten Bund.
Darum der immer wiederkehrende Bußruf im Alten wie im Neuen Testament: Denn
wenn wir auch untreu werden, so bleibt ER doch treu, denn er kann sich selbst
nicht verleugnen, er steht zu dem, was er in der Taufe dargereicht und
zugeeignet hat (oder im Alten Bund in der Beschneidung), 2 Tim. 2, und geht uns
darum nach, damit wir zurückkehren zum Vaterhaus. Das Gleichnis vom verlorenen
Sohn, Luk. 15, hat gerade diese Dimension. Es fehlt leider so sehr in der
Verkündigung dieses Moment, die verlorenen, aber doch einst getauften, Menschen
zurückzurufen ins Vaterhaus, in das sie aufgrund ihrer Taufe eigentlich
hineingehören, das sie aber mutwillig verlassen haben und dadurch, wie der
verlorene Sohn, geistlich wieder gestorben sind; Gott aber will sie wieder
lebendig machen, heimholen.
Darum schon im Alten Testament diese Betonung der Beschneidung
des Herzens, 5 Mose 10,16. Damit wurde die Beschneidung, wie sie am achten Tage
vollzogen wurde, nicht herabgemindert in ihrer Bedeutung - aber es wurde davor
gewarnt, sie ritualistisch, magisch zu verstehen, nämlich dass wir durch den
bloßen Vollzug schon alles hätten, auch ohne wahrhaftigen Glauben. Immer geht
es darum, von Herzen Gott nachzufolgen, ihn von ganzem Herzen zu lieben und uns
von der Sünde abzukehren, 5 Mose 30,6.
Darum ist die Aufforderung zur Herzensbeschneidung verknüpft
mit dem Ruf zur Bekehrung, Jer. 4,1 ff., mit dem Ruf, ein Neues zu pflügen.
Darum ist auch den Beschnittenen immer wieder Bekehrung gepredigt worden, wie
wir an vielen Stellen des Alten Testamentes sehen: z.B. 5 Mose 4,30; 1 Sam.
7,3; 2 Chro. 24,19; Jes. 55,7; Jer. 3,7.14; 25,5; Hos. 12,7; 14,2.3; Joel 2,13.
Gerade dann, wenn wir die Taufe in ihrer Kraft und der
Herrlichkeit ihrer Gaben, aber auch der Herausforderung für das Glaubensleben,
ernst nehmen - und ebenso auch die Tatsache ernst nehmen, daß auch der
wiedergeborene Christ noch Sünder ist, immer wieder fällt, auch abfallen kann,
gerade dann sehen wir, wie wichtig es ist, auch Bekehrung zu predigen, Buße zu
predigen, sowohl die grundsätzliche Bekehrung als auch die tägliche. Das nimmt
der Taufe nichts von ihrer Gültigkeit und ihrer Gabe. Sie ist die ganze
Wiedergeburt - aber damit zugleich auch erst der Anfang des geistlichen
neuen Lebens, in dem es durch viel Fallen und Aufstehen geht. Darum muß es auch
immer um wahre Bekehrung gehen, auch wahre tägliche Buße, damit die Taufe recht
in ihrer Kraft stehe. Die grundsätzliche Bekehrung ist in diesem Zusammenhang
dann die Rückkehr zur Taufgnade, ist die erneute, persönliche Aneignung der
Taufgnade.
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
Sckerl,
Roland: Gespräch über die Kinder-
taufe 3
Kinery, Jeffrey
C.: Warum wir Kinder taufen! 7
Sihler,
Wilhelm: Die Taufe - ein Gnadenmit-
tel des
Heils Gottes 22
Mezger, Georg:
Von der Taufe 27
Sckerl,
Roland: Von der heiligen Taufe 46
Miller,
Kenneth K.: Die Taufe ist reines
Evangelium 53
Luther,
Martin: Vom Kinderglauben 58
Miller,
Kenneth K.: Kinder glauben 67
Sckerl,
Roland: Mythos und Wirklichkeit der Tauf-
Wiedergeburt 72
Miller,
Kenneth K.: Die Verantwortung aus
der Taufe 75
Sckerl,
Roland: Taufe - Bekehrung - täg-
liche Buße 80