Beständig in der Apostel
Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet! Apg. 2,42
DER
BEKENNTNIS-
LUTHERANER
Lutherisches Blatt für Bibelchristentum.
Mit Zustimmung der Lutherischen Kirchen der
Reformation (Lutheran Churches
of the Reformation, LCR)
herausgegeben von Roland Sckerl, Leopoldstr. 1, D-76448 Durmersheim; Tel.:07245/83062;
E-mail: Sckerl@web.de; Internet: www.lutherische-bekenntnisgemeinde.de
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28. Jahrgang 2020 Heft 1/2020
Inhaltsverzeichnis
Grundzüge lutherischer Erweckungstheologie
Wurde das römische „opus operatum“ missverstanden?
Roland Sckerl
1. Der Begriff
„Bekehrung“
Die Bekehrung ist „die berufende und
erleuchtende Tätigkeit des Heiligen Geistes“, wodurch der Sünder, an dem der
Heilige Geist zuvor durch Gesetz und Evangelium rechte lebendige Sünden- und
Gnadenerkenntnis gewirkt hat, zum rechtfertigenden Glauben an Jesus Christus
als seinen Heiland, Retter gebracht wird.1
Die grundlegenden biblischen Begriffe sind
im Alten Testament nichas, was soviel heißt wie: eines andern Sinnes werden; sowie schub, zurückkehren zu Gott, dessen Bund man durch
Sünden gebrochen und verlassen hat.2 Im Neuen Testament entsprechen diesen
Wörtern die griechischen Begriffe metanoein,
den Sinn ändern, eine Sinnesänderung eintreten lassen, etwas bereuen; und epistrefein, hinlenken, umkehren. Der Vers Apg.
3,19, in dem beide Begriffe vorkommen, würde in direkter Übersetzung lauten:
„So ändert nun euren Sinn und kehrt um!“3 Bekehrung beschreibt
dabei nicht nur eine Richtungsänderung, sondern auch eine Änderung unserer Stellung
vor Gott, nämlich aus dem Stand der Sünde in den Stand der Gnade; ebenso
eine Änderung unseres Zustandes, nämlich von einem verlorenen Sünder zu
einem begnadigten Sünder oder Heiligen. Und schließlich beschreibt sie auch die
Änderung unserer Beziehung zu Gott: von einem Fremden, Verlorenen zu
einem Kind Gottes und Erben mit Christus (Apg. 26,18).4
2. Bekehrung im weiteren und engeren, im transitiven und intransitiven Sinn
Der Begriff „Bekehrung“ wird dabei
im Neuen Testament in einem weiteren und in einem engeren Sinn verwendet. Im
weiteren Sinn bezeichnet er den gesamten Heilungsprozess des gefallenen
Menschen (Matth. 9,13 (Sünder zur Buße rufen); 1.
Petr. 2,25 (bekehrt euch zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen); Apg. 26,20
(sich zu Gott bekehren)).
Im engeren oder eigentlichen Sinn
bezeichnet dagegen Bekehrung die innere geistliche Veränderung und Umwandlung
des Sünders. Dieser Vorgang wird wiederum transitiv und intransitiv gefasst.5
„Die Bekehrung im transitiven Sinn ist
die von Gott geübte Wirksamkeit, wodurch der Sünder aus dem Zustand der Gottesferne
in den der Gottesgemeinschaft zurückgebracht wird; - vergl. Ps. 51,12; Jes.
31,18.“6 Das macht deutlich: Die Bekehrung ist völlig und ganz
das Werk Gottes, der Mensch ist rein passiv, „erleidet“ sie nur. Das kann auch
gar nicht anders sein, denn vor der Bekehrung ist der Mensch geistlich tot in
Übertretungen und Sünden (Eph. 2,1-3) und bedarf einer (geistlichen)
Auferweckung, Lebendigmachung (Eph. 2,4-9), die
allein der dreieinige Gott an ihm vollziehen kann („erste Auferstehung“). In
diesem Sinn ist die Bekehrung gleichbedeutend mit der Wiedergeburt und hat zu
ihrem Resultat die Rechtfertigung des Sünders aus Gnaden um Christi willen
mittels des Glaubens.7
„Die Bekehrung im intransitiven Sinne
ist der durch jene gewirkte Erfolg, - also … der hieraus resultierende
Zustand einer inneren geistlichen Veränderung im Denken, Wollen und Tun des
Menschen.“8
Die Bekehrung im intransitiven Sinn („der Mensch bekehrt sich“) bezeichnet also
tatsächlich die Wirkung des göttlichen Bekehrungshandelns am Menschen, nämlich
dass die von Gottes Geist durch das Evangelium gewirkte Bekehrung Denken,
Wollen und Tun des Menschen grundlegend verändert hat, so dass der bekehrte
Mensch jetzt eine völlig andere Einstellung zur Sünde (Hass, Ekel, Abscheu
gegen die Sünde, Kampf gegen die Sünde) und zu Christus hat (Glaube, Vertrauen,
Liebe) hat (Sinnesänderung), sich willentlich, bewusst nun von der Sünde ab-
und Christus zuwendet.9 (Der rettende Glaube ist dabei nicht
immer bewusst. Abgesehen von den Phasen, in denen der Mensch nicht in seinem
vollen Bewusstsein ist, etwa wenn er schläft, wenn er bewusstlos ist, im Koma
liegt oder dement geworden ist, kann es auch sein, dass der bekehrte Mensch
sich noch nicht bewusst ist, dass er rettenden Glauben hat: Etwa wenn er zuvor
sehr stark unter dem Eindruck des Gesetzes stand und sich nach der Gnade in
Christus sehnt – was ja schon der erste Funke rettenden Glaubens ist –, aber
dies noch gar nicht als Glauben wahrnimmt. Für eine gesunde geistliche
Entwicklung ist es aber wichtig, dass diese Phase recht kurz ist, weil sie
sonst die Versiegelung (Heilsgewissheit) hindert und in der Folge auch die
rechte Heiligung aus dem Evangelium. Auch bei den durch die Taufe
wiedergeborenen Säuglingen ist der Glaube noch unbewusst. Sie müssen aber im
Laufe ihrer Entwicklung zu einer immer klareren, bewussten Sünden- und
Verdorbenheits- sowie Christus- und Heilserkenntnis kommen, um in der Gnade zu
bleiben und bewusst im Glauben Christus nachzufolgen.)
3. Wiedergeburt und
Bekehrung
Unter dem Begriff der Wiedergeburt
kann das Handeln Gottes in der Bekehrung auch so beschrieben werden: „Wiedergeburt
(regeneratio, paliggenesia)
ist die ausschließliche Gnadenwirkung Gottes, durch welche der in Sünden
verderbte Mensch zur Wiederherstellung des verlornen
göttlichen Ebenbildes eine centrale Neuschöpfung
erfährt, ein neues Herz, eine neue Lebensrichtung empfängt und zu einer neuen
Kreatur umgeschaffen wird, also aus dem Stand der Sünde und des Zornes in den
Stand des Glaubens und der Gnade versetzt wird.“10 Diese Worte
dürfen nicht missverstanden werden, als werde die Natur verändert, weil hier
von „Neuschöpfung“ die Rede ist. Dieser Begriff ist grundsätzlich berechtigt
und knüpft an Ps. 51,12 an, wo im Hebräischen für „schaffe“ „bara“ steht, genau derselbe Begriff, den wir auch im ersten
Kapitel der Bibel für Gottes Schöpfung des Kosmos aus dem Nichts finden. Er
beschreibt Gottes Rettungshandeln und gibt an, dass es dazu keinerlei
Voraussetzungen von Seiten des Menschen gibt. Und er macht deutlich, dass hier
tatsächlich eine tiefgreifende Veränderung im Menschen bewirkt wird, von der
auch die Propheten, vor allem Jeremia und Hesekiel, bereits gesprochen haben,
die auch hervorhoben, dass der Mensch ein neues Herz und einen neuen Geist
bekommt (Jer. 31,31-34; Hes. 36,26-27) und so
allerdings eine völlig andere Lebensrichtung. Gott allein ist es, der die
Sinnesänderung (metanoia) bewirkt, so dass die Sünde
nicht mehr herrschend ist und Christus als Folge im Gläubigen Wohnung macht
(Gal. 2,20; 2. Kor. 5,15). Die Schrift spricht deshalb auch von davon, „von
Gott geboren“ zu sein (Joh. 1,13; 1. Joh. 5,1.4), „geboren werden aus Wasser
und Geist“ (Joh. 3,5.6), und spricht von dem bekehrten Menschen als einer neuen
Kreatur (2. Kor. 5,17; Gal. 6,15), einem neuen Menschen (Eph. 4,24).11
Der Mensch, der zu bekehren ist, ist also vor und in der Bekehrung völlig
passiv, kann nichts dazu beitragen und nur widerstreben, denn Herz und Verstand
sind völlig gottwidrig. Der Heilige Geist muss erst den nicht wollenden Willen
willig machen, also bekehren. Siehe dazu auch: Ps. 51,12 (schaffe in mir, Gott,
ein reines Herz; Hes. 36,26-27 (ich will euch ein
neues Herz geben; Jer. 17,14 (heile du mich, HERR, so werde ich heil); 31,18
(bekehre du mich, so werde ich bekehrt); Phil. 2,13 (Gott gibt das Wollen und
das Vollbringen); Phil. 1,6; Eph. 2,4-9; 2. Kor. 3,5; 2. Tim. 2,25-26; Joh.
6,44 (der Vater zieht zum Sohn); Joh. 16,8 ff.12
4. Leben aus der
Bekehrung
Dabei ist es wichtig, dass mit der
Bekehrung, der Wiedergeburt, wie bei der natürlichen Geburt, erst ein Anfang
gemacht wurde. Dieses neue, geistliche, Leben muss nun gefestigt, gestärkt,
entfaltet werden, was nur geschehen kann nur reichlichen Gebrauch der
Gnadenmittel, also Wort und Abendmahl, unter viel Gebet und wenn möglich
innerhalb rechtgläubiger Gemeinde. Der tägliche Kampf gegen die Sünde, die
tägliche Sündenerkenntnis, Umkehr, Ergreifen der Vergebung ist unbedingt nötig
(tägliche Buße oder Bekehrung), wie eben auch tägliche Bibellese, tägliche
Gebetszeit. Es geht um den neuen Gehorsam, die Erneuerung, Veränderung des
Lebens, des Denkens, der Haltung, was nun Schritt für Schritt durch Gottes Wort
geschieht (Röm. 12,2), gefolgt von guten Werken (Matth.
7,16-20; 3,8). Es ist völlig irrig, wenn behauptet wird, jemand, der getauft
sei und sich nicht bewusst von seiner Taufe losgesagt habe, sei immer noch in
der Gnade, auch wenn er vielleicht nur sporadisch in den Gottesdienst kommt,
die Bibel nicht oder nur sehr unregelmäßig liest, kein wirkliches Gebetsleben
hat, keine klare Sündenerkenntnis, keinen wirklichen Kampf gegen die Sünde.
Nein, so jemand ist längst aus der Taufgnade gefallen und bedarf der erneuten
Bekehrung (siehe: verlorener Sohn, Luk. 15,11-32).
5. Gottes Handeln in
der Bekehrung kann widerstanden werden
Wenn auch Gott allein es ist, der die
Bekehrung, Wiedergeburt bewirkt, so ist doch sein Handeln nicht
unwiderstehlich, wie Matth. 23,37 zeigt. Wir stehen
hier vor der für unseren Verstand nicht zu fassenden Tatsache, dass dem
allmächtigen Gott, wenn er in den Gnadenmitteln uns begegnet, widerstanden
werden kann, obwohl Gott doch will, dass alle Menschen gerettet werden und zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Tim. 2,4), er nicht will, dass irgendjemand
verloren gehe, sondern sich jedermann zur Buße kehre (2. Petr. 3,9). Wir stehen
hier vor der für uns letztlich nicht beantwortbaren
Frage, warum der eine gerettet wird, der andere aber nicht. Wir können und
dürfen nie über die Antwort der Bibel hinausgehen: Israel, du bringst dich
selbst ins Unglück; dass du gerettet wirst, ist lauter meine Gnade. (Hos. 13,9,
nach dem hebr. Text.) Wir haben es hier nicht nur mit
dem in Christus offenbaren, sondern auch dem verborgenen Gott zu tun. Wir
können uns aber nur an den in Christus und seinem Wort uns offenbarten Gott halten.13
(Der natürliche Mensch hat den freien Willen, Gottes Wort zu hören und zu
betrachten oder das auch nicht zu tun, aber er kann in keiner Weise irgendetwas
dazu beitragen, dass seine Herzenshaltung, sein Denken, sein Wille, sein ganzes
Wesen verändert wird.)14
6. Die Imperative
des Evangeliums
Wenn aber Gott es ist, der bekehrt, warum
finden wir dann in der Schrift Mahnungen, Aufforderungen wie: Bekehrt euch!?
Nun, mit diesen „Imperativen des Evangeliums“ verhält es sich wie mit den
Worten Jesu an den toten Jüngling zu Nain, die tote
Tochter des Jairus oder den Toten Lazarus, der im
Grab lag: Jüngling, ich sage dir, stehe auf! (Luk. 17,14); oder: Talitha kumi, Mägdlein,
ich sage dir: Stehe auf! (Mark. 5,41; Luk. 8,54); oder: Lazarus, komm heraus!
(Joh. 11,43). Keiner dieser Toten konnte aus eigener Kraft vom Tod zum Leben
kommen; aber diese Worte Christi waren Leben schaffende Worte, durch die er
ihre leibliche Lebendigmachung bewirkte. Nicht anders
verhält es sich mit den Imperativen des Evangeliums. Erst danach kann der
(bekehrte) Wille, wenn auch nur nachgeordnet, mit dem Heiligen Geist
zusammenwirken, und er soll dies auch unbedingt tun, gerade im täglichen Kampf
gegen die Sünde.15
7. Wie bekehrt Gott
einen Menschen?
Wie geht Gott vor, welche Mittel wendet er
an, um einen Menschen zu bekehren? Die grundsätzlichen Mittel sind dabei Taufe
und Wort. Die Taufe ist der erste Ruf Gottes an einen Menschen, wenn er als
kleines Kind getauft und dabei Christus übereignet, mit Christus gekreuzigt und
ihm durch den Heiligen Geist ein neues Leben gegeben wird (Röm. 6,3-6; Tit.
3,4-7). Aber damit er das dann, wenn er heranwächst und zu seinem Bewusstsein
kommt, auch versteht, bedarf es der Erleuchtung durch das Wort, und zwar durch
das Gesetz und das Evangelium. Die Predigt des Gesetzes soll dabei das sündliche Verderben aufdecken, deutlich machen (Joh.
16,8-11; Röm. 3,10-12.20; 7,7), zu rechter Sündenerkenntnis und Entsetzen über
die Sünde führen (Jer. 3,13; Ps. 52,5-6), dann aber auch zur Erkenntnis seiner
abgrundtiefen Verdorbenheit, dass also die Sünden nicht nur ein Ausrutscher,
ein Fehler, ein Unfall waren, sondern das Herz selbst, der Mensch selbst durch
und durch Sünder ist und deshalb sündigt, abgrundtief verdorben, daher unfähig,
Gott zu lieben, ihm zu vertrauen, ihn zu ehren, an ihn zu glauben, ihm zu
dienen. Das führt zum Zerbruch des alten Menschen,
seiner Selbstgerechtigkeit, seines Stolzes, seines geistlichen Hochmuts,
überhaupt allem, was er meint, Gott vorweisen zu können (Ps. 51,19). So wirkt
der Heilige Geist im Gewissen tiefe, zuweilen auch schmerzliche Reue (KL 1,14; Matth. 5,4), Scham, Ekel, Abscheu über die Sünde und über
sich, den Sünder, selbst (Esra 9,6; 2. Kor. 7,10; Ps. 97,10; 6.9). Das Ziel
ist, dass der Sünder seine Sünden vor Gott bekennt, sich selbst also vor Gott
anklagt, nichts mehr verniedlicht, beschönigt (Luk. 18,13). Es wäre also völlig
falsch, wollte man sich mit bloßer Erweckung begnügen, also einem Aufwecken aus
der Sicherheit des Sünderschlafes, einem erste Erschrecken über die Sünde,
einem beginnenden Kampf gegen einzelne Sünden oder zumindest deren Auswüchse.
So wichtig und wertvoll das alles ist, so ist es doch nur der Beginn des
Wirkens des Heiligen Geistes durch das Gesetz und damit noch keineswegs am Ziel
angelangt, nämlich rechte Verdorbenheits- und Verlorenheitserkenntnis, rechte
Reue, Traurigkeit über die Sünde, Hass, Ekel, Abscheu gegen die Sünde.16
Diese Vorgänge im Menschen können bei den
einzelnen Personen sehr unterschiedlich sein, je nachdem, ob sie durch eine
treue und liebevolle christliche Erziehung immer mehr hineingewachsen sind in
lebendige Sünden- und Christuserkenntnis oder ob sie erst in der Sünde gelebt
haben. Und auch da können sie wieder verschieden sein, ob der Mensch nun wohl
bürgerlich ordentlich, aber eben ohne Gott oder nur oberflächlich religiös
gelebt hat oder ob er tief in Sünden versunken war. Es kommt auch darauf an, wie
der Mensch mit seiner Lage, seiner Sünde konfrontiert wird und darauf reagiert,
was auch mit von seinem Temperament abhängen kann. Der Phlegmatiker hat eher
keine tiefergehenden Gefühle; Gottes Wort, wenn es ihn anspricht, wirkt eher
Schritt für Schritt, erleuchtet ihn, ändert dann den Willen, wie bei einem
Saatkorn, das allmählich aufgeht. Der Sanguiniker dagegen wird eher tief
empfinden, vielleicht schnell tief erschrocken werden. Bei dem Einen lässt es
der HERR plötzlich wie Schuppen von den Augen fallen, so dass er zu sofortiger
klarer Sündenerkenntnis kommt; bei dem anderen ist dies ein langer Prozess,
vielleicht auch mit mancherlei inneren Kämpfen verbunden. Gerade bei denen, die
in tiefen Sünden sind, kann es zuweilen heftige innere Kämpfe geben, aber oft
auch sofortige tiefgreifende Umbrüche. Es gibt da kein Schema. Die Heftigkeit
von Bußkämpfen sind so wenig irgendein Gradmesser wie irgendwelche Gefühle bei
der Sünden-, Verlorenheitserkenntnis oder bei der Christuserkenntnis. (Gefühle
sind überhaupt oft trügerisch, da den Schwankungen der menschlichen Stimmung
unterworfen. Gott kann sie schenken, aber wir sollten uns von ihnen unabhängig
machen.) Es ist überhaupt sehr wichtig, dass wir zwar einerseits von rechter,
lebendiger Sünden-, Verdorbenheits-, Verlorenheits- und Christus- und
Heilserkenntnis bei uns sagen können, aber die Gewissheit unserer Errettung
nicht an dieser Erkenntnis festmachen, sondern allein an dem für mich
gekreuzigten und auferstandenen Christus, seinem Wort und den Sakramenten und
der Absolution. Es ist nämlich gefährlich, sich selbst zu sehr zu betrachten;
viel wichtiger ist es, Christus und sein Wort zu betrachten. Dadurch kommt
rechte Veränderung zustande.
Obwohl so der Heilige Geist mit dieser Erleuchtung
durch das Gesetz schon sehr kräftig am Wirken ist, ist der Mensch darum
noch nicht bekehrt. Würde er in diesem Zustand sterben, wäre er dennoch
verloren. Er wäre nicht weiter gekommen als Saul oder Judas, die zwar über ihre
Sünde verzweifelt waren, aber nicht zur Vergebung der Sünden, zur Gnade Gottes
im Messias durchdrangen. Er hat auch vor der Bekehrung noch keinen befreiten
Willen, mit dem er das Gute Wollen oder sich zu Gott, Christus wenden, für ihn
entscheiden könnte.
Darum ist die Erleuchtung durch das
Evangelium so grundlegend wichtig, nämlich dass der Sünder nicht nur seine
abgrundtiefe Schuld, Verdorbenheit und Verlorenheit erkennt, sondern auch
Christus, den Retter, Heiland der Welt. Und zwar eben nicht nur als den Heiland
der Welt, sondern als meinen Retter, meinen Heiland, der für
mich Mensch wurde (Luk. 2,1-20), für mich das Gesetz erfüllt hat
(Gal. 4,4-5), meine Sünden auf sich nahm (Joh. 1,29) und an seinem Leib
auf dem Holz opferte (1. Petr. 2,24), für mich am Kreuz starb und so
Gott mit mir versöhnte (2. Kor. 5,19), so dass Gott in Christus auch mir
meine Sünden vergeben hat, in Christus auch für mich Vergebung der
Sünden, damit Frieden mit Gott (Röm. 5,1), Gotteskindschaft (Röm. 8,14),
Freispruch im Jüngsten Gericht (Joh. 5,24) und ewiges Leben (Joh. 6,40.54)
vorhanden sind – und darauf von Herzen vertraut. Es kommt also alles darauf an,
dass der Glaube nicht ein Kopfglaube bleibt, der um Christus weiß, um das, was
er für die Welt getan hat, der die Bibel und den Katechismus kennt – sondern es
muss zur persönlichen Anwendung, zur persönlichen Aneignung, Inanspruchnahme,
kommen, also zu persönlicher Erfahrung einschließender Glaubensüberzeugung. Nur
das ist rettender Glaube. Da aber, wo der Heilige Geist diesen Glauben gewirkt
hat, da ist die Bekehrung, die Wiedergeburt vollzogen, da ist der Sünder
gerechtfertigt, das heißt, sieht Gott seine Sünden nicht mehr an, sondern hat
ihn um Christi willen trotz der eigentlich vorhandenen Sünden für gerecht
erklärt (Röm. 4,7 ff.), hat den Gottlosen gerecht gemacht (Röm. 4,5). Käme es
nicht zu diesem persönlichen Empfang, dieser persönlichen Aneignung der
Vergebung, wäre auch die Reue und Traurigkeit nur eine Traurigkeit zum Tod (2.
Kor. 7,10). Darum ist es so wichtig, dass der Heilige Geist sein Werk durch das
Evangelium vollenden kann.
Bekehrung umfasst also beides: Abwendung
von der Sünde und Hinwendung zu dem lebendigen Gott, Buße (Sündenerkenntnis,
Reue und Traurigkeit über die Sünde) und Glauben an Christus, den Heiland
(1. Thess. 1,9), ist ein Kommen aus dem (geistlichen) Tod zum Leben (Kol.
2,12). Es ist auch nicht notwendig, dass jemand einen Zeitpunkt angeben kann,
wann er zu rechter Sünden- und wann zu rechter Christuserkenntnis gekommen ist
(oftmals, nicht immer, fällt das auch zusammen). Wichtig ist aber, dass jeder
weiß, dass er wiedergeboren, dass er bekehrt ist, dass er rechte Sünden-,
Verdorbenheits-, Verlorenheits- und lebendige Christuserkenntnis hat und im
täglichen Kampf gegen die Sünde und in täglicher Sündenvergebung steht. Das ist
es, was auch mit der „Versiegelung durch den Heiligen Geist“ gemeint ist (2.
Kor. 1,22; Eph. 1,13).17
8. Taufe und
Bekehrung
Wie steht es nun mit denen, die als
Säuglinge durch die Taufe, das Bad der Wiedergeburt (Tit. 3,4) ja von Gottes
Geist bereits wiedergeboren wurden? Benötigen sie auch eine Bekehrung? Gehen
wir einmal vom Idealfall aus, so sind sie in einem christlichen Elternhaus
aufgewachsen, und die Eltern sind auch gewissenhaft ihrer christlichen Pflicht
nachgekommen und haben sie eifrig in der biblischen Geschichte und dem
Katechismus unterrichtet. Wenn sie dies alles auch von Herzen angenommen haben,
so sind sie hineingewachsen in lebendige Sündenerkenntnis,
Verdorbenheitserkenntnis ohne Christus, in eine lebendige Christus- und
Heilserkenntnis. Sie vertrauen von Herzen allein auf Christus als ihren Retter,
wenn es um ihr ewiges Heil geht, stehen im steten Kampf gegen die Sünde und
leben bewusst mit Gottes Wort, Gebet und empfangen reichlich das heilige
Abendmahl und sind so vom unbewussten zum bewussten Glauben gekommen, haben
sich damit bewusst das angeeignet, was Gott ihnen in der Taufe zugeeignet hat.
Solche bedürfen nicht einer erneuten grundsätzlichen Bekehrung, wie sie oben
beschrieben wurde. Sie sind in der Taufgnade geblieben und vom unbewussten Glauben
zum bewussten Glauben gewachsen, wandeln in bewusster Jüngerschaft. Sie leben
in täglicher Sündenerkenntnis und Umkehr (tägliche Bekehrung). Bei dem einen
oder anderen kann es dabei so sein, dass er wohl allmählich wächst in der
biblischen Erkenntnis, aber vielleicht doch dann zu einem bestimmten Zeitpunkt
es ihm wie Schuppen von den Augen fällt, warum er getauft wurde, was ihm da
zugeeignet wurde, und er zu klarer bewusster Sünden-, Verdorbenheits- und
Christuserkenntnis kommt und dann sehr deutlich von einem davor und danach im
Blick auf seine Erkenntnis, im Blick auf den bewussten Glauben sprechen kann.18
Viele aber, selbst dann, wenn sie eine
sorgfältige christliche Unterweisung genossen haben, fallen aus der Taufgnade
und gewinnen die Sünde wieder lieb. Sie bedürfen
allerdings einer erneuten Bekehrung, sonst nützt ihnen ihre Taufe nichts. Denn
es nutzt ihnen nichts, dass der Bund von Gottes Seite weiter besteht, dass Gott
sie liebt, wenn sie das, was in der Taufe geschehen ist und ihnen zugeeignet
wurde, nicht persönlich sich aneignen und glauben und so sich grundsätzlich und
täglich erneuern lassen.19
Darum ist es notwendig, dass gerade auch
gegenüber denen, die als Säuglinge getauft wurden, der Ruf zur Umkehr
erschallt, sei es, dass sie das, was sie einst unbewusst empfangen haben nun
auch bewusst ergreifen, sei es, dass sie zurückkehren zu dem, was ihnen einst
geschenkt ward und sie inzwischen verloren hatten (erneute Bekehrung).
9. Wem gilt der Ruf
zur Bekehrung?
Wem also gilt der Ruf zur Umkehr,
Bekehrung? Grundsätzlich also jedem Menschen, denn alle Menschen sind von Natur
abgrundtief verdorben (Ps. 51,7; Eph. 2,1-3; Röm. 3,10-12.23-24), entfremdet
dem Leben, das aus Gott ist, und in ihrem Verstand verfinstert, haben ein
blindes Herz (Eph. 4,18) und bedürfen, um nicht ewig verloren zu gehen und der
Verdammnis anheim zu fallen, der Umkehr (Mark. 1,15). Denn dazu ist Christus ja
gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist (Luk. 19,10; Matth. 18,11).
Gibt es auch die Möglichkeit, dass eine
Bekehrung nicht mehr möglich ist? Luk.
23,40; Röm. 5,20; Jes. 65,2 zeigen den Rettungswillen Gottes für alle Menschen.
Aber wir erkennen an Pharao und Judas, dass es auch Menschen gibt, die Gottes Heilsruf ablehnen und sich dann im Laufe ihres Lebens gegen
Gottes Rufen immer mehr verhärten und schließlich verstocken, so dass Gott auf
diese Selbstverstockung mit dem Gericht der
Verstockung antwortet – dann ist eine Umkehr allerdings ausgeschlossen. Darum
ist es der Ruf aus Ps. 95,7-9 und Hebr. 3,7; 4,7 so ernst: Heute, wenn ihr
seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht! Gott ruft durchaus auch
öfter, das ist möglich. Aber was weiß der Mensch, ob er den morgigen Tag
überhaupt noch erlebt? Und wenn er ihn erlebt, ob er dann noch so hörbereit
sein wird wie heute?20
10. Bekehrungs- oder
Heilsgewissheit
Kann ein Mensch wissen, ob er bekehrt ist?
Unbedingt, und er sollte es auf jeden Fall wissen, denn es geht da um Zeit und
Ewigkeit. Dabei geht es nicht darum, ob er den Zeitpunkt und die Art und Weise
seiner Bekehrung angeben kann. Das ist nicht notwendig. Was aber wichtig ist,
ist dies, ob er täglich, regelmäßig mit Gottes Wort umgeht, wirklich aus dem
Wort lebt, und ob er ein regelmäßiges Gebetsleben hat. Und was er vor allem
wissen muss ist, ob er seine Sünden erkennt, ob sie ihn kränken, betrüben, er
sie hasst und verabscheut? Ob es ihm wichtig ist, sie los zu werden? Ob er
daher im täglichen Kampf gegen die Sünde steht, ob er täglich zu Christus eilt
und ihm seine Sünden bekennt und Christi Vergebung neu empfängt, ergreift und
sich im Blick auf das Jüngste Gericht einzig an Jesus Christus als seinen
Retter hält? Wer all das bejahen kann, vor allem, dass er sich als ein elender
Sünder an Jesus Christus als seinen Retter, Heiland hält, der hat die
Kennzeichen eines Bekehrten und kann seiner Bekehrung, seines Heils gewiss
sein.
Wer das aber so nicht oder nicht mehr von
sich sagen kann, der ist noch oder wieder in einem unbekehrten Zustand. Der
sage auch nicht, dass er doch in der Vergangenheit dies oder jenes erlebt hat,
in der Vergangenheit intensiv mit Christus lebte. Das mag alles sein. Aber es
geht doch darum, was heute ist. Niemand betrüge sich also über seinen wahren
Stand vor Gott, sondern lasse sich, wo nötig, durch den Heiligen Geist durch
Gesetz und Evangelium wieder oder erstmalig zu Christus als dem Retter für Zeit
und Ewigkeit ziehen (Joh. 16,8-11; 6,44).21
Vor allem in Anlehnung an Traugott Hahn d.J.
Roland Sckerl
Leider ist auch im Luthertum das, was Gott
der HERR durch die Erweckungen im 19. Jahrhundert geschenkt hat, weithin wieder
verloren gegangen. Die klare Sicht, dass es für jeden, auch für den als
Säugling Getauften, darum geht, im späteren, bewussten Leben auch zu klarer
Sünden-, Verdorbenheits- und Verlorenheitserkenntnis einerseits und lebendiger
Christus- und Heilserkenntnis andererseits und daraus zu entschiedener,
willensmäßiger bewusster Hingabe und Nachfolge Jesu Christi zu kommen, ist
leider zumeist nicht mehr im Blick. Das klare Entweder-Oder
für jeden Menschen, den Weg der Welt oder den Weg Christus nach zu gehen, wird
kaum noch thematisiert. Vielfach wird vielmehr der Eindruck erweckt, dass mit
der Taufe doch bereits alles erledigt sei; jeder Getaufte doch sozusagen einen
„Freifahrtschein“ in den Himmel habe. Sowohl in Skandinavien als auch in
Nordschleswig und im Baltikum hatte sich eine eindeutig lutherische
Erweckungstheologie entwickelt, die all das, was in den Erweckungen wieder neu
klar geworden war, dargelegt und entfaltet hat. Sie ist für
evangelisch-lutherische biblisch-reformatorische Arbeit, der es wirklich um die
in bewusster Nachfolge stehende christliche Persönlichkeit geht, wichtig und
hilfreich. Dies umso mehr, als sie ja für das volkskirchliche Umfeld
herausgearbeitet wurde, also ein Umfeld, wie es auch bei den freien Gemeinden
spätestens ab der zweiten oder dritten Generation üblich ist, mit frommer
Sicherheit einerseits, oberflächlichem (eingebildetem) „Christsein“ und entkirchlichtem Umfeld andererseits. Es soll im Folgenden
versucht werden, einige Grundaspekte herauszuarbeiten.
(Dass hierbei nicht
zuletzt auf die Dorpater Theologie zurückgegriffen
wird, heißt nicht, dass diese Theologie insgesamt empfohlen oder als gut
angesehen wird. Sie ist sehr stark von der subjektivistischen Erlanger
Theologie und ihrem Organismusdenken beeinflusst
(z.B. spricht von Oettingen von „Glaubenskeimen“ beim
getauften Säugling, S. 546, anstatt eindeutig den unbewussten Glauben als
rechten Glauben stehen zu lassen) und außerdem, nicht zuletzt durch Wilhelm Volck und seine Nachfolger, auch bibelkritisch ausgerichtet
gewesen, wenn auch nicht extrem liberal. (Thomas Ehlert führt in seinem Buch
aus, dass Traugott Hahn d.J. zwar von einer Personeninspiration sprach, aber
nicht von einer Wörterinspiration und von einer Anpassung der Schrift an den
zeitgeistige Auffassungen ausging (S. 285).) Auch sind bei ihm, leider,
synergistische Tendenzen vorhanden, wenn er ein Mitwirken des Menschengeistes
an der Bekehrung einräumt (Evangelisation … S. 163-167). All diese Grundlinien
der Dorpater Theologie sind für bibel- und
bekenntnistreue Lutheraner nicht akzeptabel. Was aber diesen speziellen Bereich
der erwecklichen Arbeit angeht, so hat hier gerade
die Dorpater Theologie viele interessante und
hilfreiche Ansätze entwickelt.)
Lutherische Erweckungstheologie oder,
vielleicht besser, erweckliche lutherische Theologie,
gründet in der Tatsache, dass jeder Mensch Sünder ist (Röm. 3,10-12.24),
abgrundtief verdorben, das ist, tot in Übertretungen und Sünden, der Sünde
verfallen (Eph. 2,1-3) und daher unfähig, von sich aus, aus eigener Kraft, oder
auch nur mitwirkend, irgendetwas zu seiner Erlösung, Bekehrung beizutragen, die
vielmehr eine geistliche Lebendigmachung,
Auferweckung ist, und zwar einzig und allein Gottes Werk (Eph. 2,4-9). Dazu
gehört auch: Gott ist der souveräne HERR, sowohl der Welt und Geschichte
überhaupt, als auch im Leben des Einzelnen, der mit dem Einzelnen je seine
besonderen Wege geht, um seine Heilsabsicht zum Ziel zu bringen. Vor allem
aber, und das ist ganz wichtiger: Gott ist ein Feind der Sünde, ist
heilig und gerecht (Ps. 145,17). Er ist auch der Gesetzgeber und Richter, der
nicht nur einst strafen wird (Jüngstes Gericht), sondern auch schon hier in
diesem Leben heimsucht, mit dem Ziel, den Einzelnen (oder auch ganze Völker)
zur Umkehr zu bringen (Matth. 23,37).1
Erweckliche
lutherische Theologie gründet weiter in der Tatsache, dass Gott in Christus
Jesus zugleich auch wahrer Mensch geworden ist, sich uns offenbart hat, uns
begegnet, uns zur Sündenerkenntnis, Umkehr, zum Glauben und zur Nachfolge ruft2
(Mark. 1,15), und dass der dreieinige Gott sein Heilswerk am Menschen ordentlicherweise nur durch sein Wort und die Sakramente,
Taufe und Abendmahl (bei denen auch das Wort im Zentrum steht), ausführt (Röm.
1,16-17; 10,14-17; 1. Petr. 1,23; Jak. 1,18; Joh. 3,3-5; Röm. 6,3-6; Eph. 5,26;
Tit. 3,4-7; 1. Kor. 11,23-32) und zwar in Gesetz und Evangelium (Erleuchtung
durch das Gesetz und durch das Evangelium, Joh. 16,8-11; Apg. 26,18) mit dem Ziel
der bewussten Jüngerschaft oder Nachfolge Jesu Christi, oder, wie Traugott
Hahn es ausdrückte, mit dem Ziel der Formung der in die Gemeinschaft der
Kirche eingewurzelten christlichen Persönlichkeit, die dort ihre jeweils
eigenen Gaben einbringt.3 Die Bekehrung des Sünders weg von
dem Leben unter der Sündenmacht hin zum rettenden Glauben an Jesus Christus ist
dabei allein das Werk des dreieinigen Gottes mittels der Gnadenmittel. Der zu
bekehrende Mensch ist dabei völlig passiv, das heißt, er kann zu seiner ewigen
Errettung gar nichts beitragen, nur widerstreben. Darum wird die neue Geburt
auch bezeichnet: von Gott geboren (Joh. 1,13; 1. Joh. 5,1.4), vom Geist geboren
(Joh. 3,6); er ist eine neue Kreatur (2. Kor. 5,17). Das neue Leben, das gilt
es dann zu entfalten, zum Wachsen und Gedeihen zu bringen, was nicht ohne Kampf
geht.4
Erst die bekehrte Person, mit bekehrtem Willen, kann dann auch willensmäßig das
neue Leben leben, bewusst Christus nachfolgen, den
täglichen Kampf gegen die Sünde in der Kraft Christi aufnehmen (Eph. 6,10 ff.).
Erweckliche
lutherische Theologie hat als Grundlage und Ausgangspunkt allein die
Bibel, das vom Heiligen Geist Wort für Wort eingegebene, absolut
irrtumslose Gotteswort, nicht Erfahrung oder das fromme Ich5. Sie will
nichts weiter sein, als Auslegung und Verkündigung der biblischen Wahrheit mit
dem Ziel, Sünder zum rechtfertigenden Glauben an Jesus Christus und dann zu
einer willentlichen, bewussten Nachfolge Christi zu führen. Erwecklicher
lutherischer Theologie geht es, gemäß dem Wahlspruch
von Valentin Ernst Löscher, um „veritas et pietas“, Wahrheit und Frömmigkeit6.
Erweckliche
lutherische Theologie hat im Blick dabei sowohl diejenigen, die als Säuglinge
einst getauft wurden und im rechten Glauben in herzlicher Liebe unterwiesen
wurden, als auch solche Getaufte, die dann wieder aus der Taufgnade gefallen
sind (und das sind doch die allermeisten), teilweise auch entkirchlicht
sind, wie auch solche, die noch völlig außerhalb der Kirche stehen. Sie strebt
für alle gleichermaßen, da es allen gleichermaßen gilt, als die missionarische
Aufgabe der Kirche an, Seelen zum Glauben an Christus zu bringen, wobei
sie sich bewusst ist, dass allein Gott der Heilige Geist es ist, der das
Glaubenslicht anzündet7, und zwar durch die Gnadenmittel.8
Lutherische Erweckungstheologie geht dabei davon aus, dass auch der als
Säugling getaufte Mensch, wenn er heranwächst, zu seinem Bewusstsein kommt,
dahin geführt werden muss, dass er das, was er einst in der Taufe von Gott
zugeeignet bekommen hat, dann im persönlichen Glauben sich bewusst aneignet, um
in bewusster, gewollter Jüngerschaft Christus nachzufolgen. Dabei sollte es
innerhalb der christlichen Gemeinde eigentlich das Normale sein, dass die als
Säugling getaufte Person durch liebevolle und klare biblische Unterweisung
hineinwächst zu rechter Sünden- und Heilserkenntnis und dann auch zur bewussten
Jüngerschaft kommt. Hahn führt als Beispiele Spener,
Zinzendorf, Wichern, Löhe,
F.B. Meyer an. Leider ist es heute weithin aber eher die Ausnahme.9
Aber auch für die, die in der Taufgnade geblieben sind, gilt, dass sie zu
bewusster Jüngerschaft kommen müssen.10
„Unbewusstes Christentum“ ist gänzlich unbiblisch. Es mag zwar in Form einer christianisierten
Kultur, Gesellschaft noch einige Zeit existieren, aber solch eine „Kultur“ ist
zum Sterben verurteilt, wenn ihr nicht durch bewusstes, gelebtes Christentum,
echtes Glaubens- und Gebetsleben immer wieder echtes Leben aus der Quelle
zugeführt wird. Darum ist die Unterweisung aller, sowohl der als Säuglinge
Getaufter, wie auch der noch nicht Getauften, in der christlichen Lehre
notwendig, mit dem Ziel der bewussten Jüngerschaft, Nachfolge als Sache des
persönlichen (bekehrten) Willens.11 Denn, wie es Louis
Harms formuliert hat: „Obgleich wir alle Christen heißen, so ist doch ein
Unterschied zwischen Christ und Christ. Die bekehrten Christen sind allein die
rechten Christen, die unbekehrten Christen sind weiter nichts als Heiden. … Nur
der bekehrte Christ wird selig.“12 (Für Harms war daher die Bekehrung
grundsätzlich, für jeden, absolut notwendig. Auch Bo Giertz
hat betont: „Eine Volkskirche, welche ihre Aufgabe ernst nimmt, kann nie
aufhören zu evangelisieren, das heißt: die Bekehrung zu predigen.“13)
Es kann also nicht nur um Erweckung gehen,
das wäre ein erstes Wachrütteln aus dem Sünderschlaf, Wecken eines religiösen
Interesses (religiös interessierter Sünder), erstes Aufrütteln des Gewissens zu
Sündenerkenntnis (erweckter Sünder), sondern es muss weiter gehen über
Verdorbenheits- und Verlorenheitserkenntnis (zerbrochener Sünder) hin zum
bewussten rettenden Glauben an Christus (gerechtfertigter Sünder) und der
Nachfolge, die gegründet ist auf erfahrener Glaubensüberzeugung.14
Damit hängt dann ein Bruch mit der bisherigen Lebensrichtung zusammen,
eine tiefgreifende Sinnesänderung15, was solche betrifft, die nicht
praktisch aus der Taufgnade, dem unbewussten Glauben, hineinwachsen zu immer
klarerer Sünden-, Verdorbenheits- und Christuserkenntnis. Aber auch sie müssen
zu einem bewussten Nein zur Welt, zu den Zeitgeistern, den Sünden ihrer Umwelt
kommen. Louis Harms betonte, dass der Heilige Geist durch die Heilsordnung
wirkt, die daher zu beachten ist (Taufe, Bekehrung, Heiligung, Erhaltung).16
Es geht, und das ist ganz wichtig, um
bewussten persönlichen Heilsglauben, darum, als Frucht davon, mit dem
erneuerten Kindessinn, willentlich und entschieden mit Ernst Christ sein
zu wollen.17 Erweckliche Verkündigung
muss daher auch verbunden sein mit einem Ruf zur Umkehr, einem Ruf zum Glauben,
gefolgt von einem Ruf zur Hingabe, Bruch mit der Sünde. Der Ruf zur Hingabe
muss das klare Entweder-Oder deutlich machen:
entweder den Weg der Welt weiter gehen, was Verleugnung Christi wäre, oder den
Weg Christi gehen. Es geht um eine Entscheidung über den Lebensweg, die auch
für die Ewigkeit Relevanz hat. Der Ewigkeitsernst muss bewusst gemacht werden,
der Mensch vor Christus als dem wahren Gott und wahren Menschen, den Erretter
und Richter gestellt werden. Es geht um die Rettung von Seelen.18
Es ist wichtig, dass deutlich gemacht wird, dass ein grundsätzlicher
Unterschied ist zwischen denen, die im bewussten Glauben stehen und somit
wiedergeboren, bekehrt sind, und denen, bei denen das nicht der Fall ist.
„Lutherisches Erweckungschristentum ist also durch und durch
Bekehrungschristentum.“19
Es geht bei dieser erwecklichen
Arbeit also zunächst vor allem darum, dass das Gewissen geweckt wird
durch Gottes Wort, durch eine klare, unverkürzte Predigt des Gesetzes. Dabei
können die ersten Weckrufe, gerade bei denen, die entkirchlicht
sind oder überhaupt weit außerhalb des Christentums stehen, auch durch
vorlaufendes Handeln Gottes geschehen, Schicksalsschläge etwa wie Tod in der
Verwandtschaft oder Bekanntschaft, schwere Krankheiten, Katastrophen,
Arbeitslosigkeit, oder auch durch außerordentliches Glück, oder durch die
Bekanntschaft mit christlichen Persönlichkeiten, wodurch dann vielleicht
überhaupt erst einmal ein religiöses Interesse, ein erstes Interesse am
Christentum geweckt und somit dem Wort Gottes Raum verschafft wird.20
Ansatzpunkt kann nicht das Gefühl sein, denn das ist sehr unbeständig, ist von
vielerlei äußeren Faktoren abhängig, die mit dem Gewissen, der Vernunft, dem
Willen nichts zu tun haben. Um das Gewissen zu wecken, ist es nötig, dass die
Menschen ein rechtes Verständnis von Gott, seiner Allmacht, Allweisheit,
seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit bekommen, wie sie vor allem im Gesetz
dargelegt wird und wie Gott sich selbst besonders im Alten Bund in Vorbereitung
auf das Kommen des Retters und damit in Vorbereitung auf das Evangelium
offenbart hat. Ohne dass die Menschen einen klaren Begriff von der Heiligkeit
und Gerechtigkeit Gottes einerseits und ihrer eigenen Sündenverdorbenheit und
Verlorenheit andererseits haben, können sie nicht zu einem rechten lebendigen
Verständnis des Evangeliums Jesu Christi und damit auch nicht zu einem rechten,
gesunden biblisch-christlichen Glauben kommen.21 Die Verkündigung des
Wortes Gottes in Gesetz und Evangelium zielt also auf das Gewissen und dann,
wenn der Mensch zu rechter Sünden-, Verdorbenheits- und Verlorenheitserkenntnis
sowie zu lebendiger Christus- und Heilserkenntnis gekommen ist, auf den
bekehrten Willen, um ihn zur Selbsthingabe des Herzens, zur willentlichen
Hingabe an Christus zu entschiedener Nachfolge, mit dem Bruch mit der
Sünde, zu führen. Das kann allerdings ein Weg sein, der Zeit und Geduld
erfordert.22
Erweckliche
lutherische Theologie weiß aber weiter auch um die Tatsache, dass auch der
Christ weiterhin nicht nur Gerechter, sondern auch Sünder ist (s. Röm. 7; 1.
Joh. 1; 2)23 und daher schon von seiner Taufe her zur
Heiligung gerufen ist, zum täglichen Kampf gegen die Sünde (Gal. 5,16 ff.),
zu täglicher Sündenerkenntnis, täglicher Reue, Umkehr, täglichem erneuten
Ergreifen der Vergebung, täglicher erneuter Hingabe an Christus. Rechtes
Christenleben ist also ein Leben in täglicher Buße, täglicher Bekehrung.
Dazu gilt es, die Gewissen zu schärfen, damit sie zu rechter Sündenerkenntnis,
zur rechten Erkenntnis des Wirkens der Sünde im Menschen kommen, auch zum
Sündenbekenntnis (Angebot der Beichte) und zur entschiedenen Abkehr von der
Sünde, zum Bruch mit der Sünde. Es geht darum, dass der Wille zum
Sündigen gebrochen wird, dass der bekehrte Wille immer mehr konform wird dem Willen
Gottes. Das schließt nicht aus, dass jemand, der diesen Weg geht, doch immer
wieder auch fällt, aber er bleibt nicht in der Sünde liegen, sondern kämpft aus
Christi Kraft (Eph. 6,10 ff.) gegen sie und ergreift täglich neu die Vergebung
Christi.24
Erweckliche lutherische Theologie, die auf die Prägung
einer christlichen Persönlichkeit abzielt, einer Person, die bewusst aus
Glauben Christus nachfolgt (Röm. 6,16-23), zielt auch ab, Grundvollzüge
christlichen Glaubenslebens einzuüben bzw. zu ihnen hinzuführen:
persönliche, regelmäßige Bibellese; persönliches Gebetsleben; regelmäßiger
Gottesdienstbesuch; häufiger Abendmahlsempfang; geistliche Selbstbeobachtung
und Selbsterkenntnis mit Sündenerkenntnis (gerade auch im Blick auf Neigungen,
Phantasie, Gedanken, Willen und Tat als Einfallstor der Sünde),
Sündenbekenntnis, Kampf gegen die Sünde, lebenslange tägliche Buße, Umkehr und
Hingabe; Möglichkeit der Privatbeichte; Leben in der Heiligung mit guten
Werken; auf die Dauer auch Leidensbereitschaft und Sterbensfreudigkeit. Dazu
gehört auch ein rechter Heiligungsernst und Heiligungskampf gegen den
Eigenwillen, gegen all das, was nicht Gottes Willen entspricht, damit die Sünde
nicht zu einer chronischen Größe wird, die die seelische Gesundheit blockiert.25
Die Bedeutung der Taufe sowohl für
die erweckliche Verkündigung als auch für das
Glaubensleben darf nicht zu gering veranschlagt werden. Sie ist Gnadentat
Gottes im Leben des Menschen, auch des Säuglings, der getauft wird. Sie ist das
Ja des Heilswillens Gottes zu der jeweiligen Person.26 Es ist aber
notwendig, wie schon oben gesagt, dass das, was Gott in der Taufe zugeeignet
hat, dann durch die christliche Erziehung, Unterweisung und Verkündigung beim
heranwachsenden und zu seinem Bewusstsein kommenden Menschen entfaltet wird,
damit er es sich im persönlichen Glauben aneignet und zu bewusster Nachfolge
kommt.27
Denn ohne das, auch das ist wichtig, fällt die Person sonst wieder aus der
Taufgnade, steht wieder unter der Sündenmacht, denn die Taufe ist auf Glauben
angelegt; das, was Gott in der Taufe darreicht, zueignet, haben wir nur durch
den Glauben. Das jährliche Taufgedächtnis wie auch sonst die Erinnerung
an die Taufe in der Verkündigung ist zum einen ein Weckruf zur Umkehr zu
Gott, zu entschiedener Heiligung (Röm. 6,3 ff.). Ebenso aber ist die Taufe
Hilfe bei der Vergewisserung der Gnade Gottes, besonders in Zeiten der
Anfechtung, denn sie ist ein Fixpunkt der Gnade Gottes im eigenen Leben.28
Traugott Hahn der Vater schrieb dazu: „Das war mir bei der Taufe das
Durchschlagende geworden: dass sie die ganz persönliche Darbietung und
Zusicherung der Erlösungsgnade Gottes sei, viel persönlicher als das Wort oder
vielmehr, dass in der Taufe der ganze Inhalt des Wortes persönlich dem
einzelnen Menschen dargeboten und zugesagt wird, vor allem der Heiland selbst.
… Da kam es zu den schönsten Erfahrungen von der Trostkraft, die in der
heiligen Taufe liegt.“29 „‚Das bedeutet doch nicht mehr und
nicht weniger, als dass von Gottes Seite noch alles feststeht, was er in
der Taufe Euch zugesagt und versprochen hat. Da hat er Euch für Euer ganzes
Leben, bis zu dieser Todesstunde seine Gnade geschenkt und es Euch zugesagt,
dass der Herr Jesus für Eure Sünde gestorben ist. Und der Herr Jesus hat es
Euch zugesagt, dass, wenn Ihr ihn braucht und zu ihm kommt, so wird er Euch
nicht hinausstoßen. Das hat er in der Taufe mit dem Taufwasser, wie mit einem
Siegel, Euch ganz persönlich auf Euren Kopf und Euren Namen
verschrieben. … Das Wasser der Taufe ist auch heute noch ein Zeuge an Euch,
dass der Heiland noch jetzt bereit ist, Euch zu erretten.‘
… Er … bekannte alle seine Sünden … und bat um
Vergebung und Tilgung der Schuld um Jesu willen und auf Grund der
heiligen Taufe.“30 Er weist ebenso darauf hin, dass die heilige Taufe
der „eigentliche Gnadengrund für unser Kindschaftsverhältnis
zu Gott und für die Gewissheit der Sündenvergebung“ ist, und dass dann
aber auch „das neue Leben und die Heiligung des Christenstandes auf die Taufe
zurückgehe, weil sie uns verbindet mit dem auferstandenen Heilande“.31
Gerade die Taufe, wie das Abendmahl und das
Wort, sind die rechte Grundlage für Glauben und Heilsgewissheit, weil sie
Gottes objektive Gnadenmittel sind. „Da wurde mir, erst instinktiv, aber dann
auch ganz bewusst klar, dass es nicht die Gefühle sind, welche vor Gott
entscheiden über die Echtheit der Buße und über das Ergreifen und den Besitz
der Gnade; sondern dass es vor allem ankomme auf das aufrichtige, ehrliche
Selbstgericht ohne Rückhalt bis zum völligen Preisgeben der ganzen Person und
des ganzen Wesens, und dann auf das demütige Ergreifen des uns im Evangelium
von Jesus Christus unserm Heiland dargebotenen Heils, bezeugt durchs Wort,
grundlegend geschenkt in der Taufe und neu versiegelt im heiligen Abendmahl.“32
Lutherische erweckliche
Arbeit ist nicht auf die großen Massen aus, wie dies bei den Revivals in
den USA etwa der Fall war. (Gott hat durch die klare lutherische Verkündigung
auch Erweckungen in großem Umfang geschenkt, etwa in Schweden, Norwegen,
Dänemark, Nordschleswig, Lüneburger Heide, Ostfriesland, Minden-Ravensberger Land, Nassau, Elsass, Franken, Muldental. Aber
es geht bei erwecklicher lutherischer Verkündigung
nicht nur um diese besonderen Ereignisse, die notwendig werden, wenn über
längere Zeit eine Gegend geistlich verdorrt ist, sondern es geht um die
geistliche Arbeit an den einzelnen Menschen zu jeder Zeit, damit es zu
Sündenerkenntnis, Umkehr, Glauben und Nachfolge kommt und die Christen darin
bewahrt werden.) Sie zielt daher auch nicht auf Erlebnis, Vergnügen ab, auch
nicht darauf, den (noch unbekehrten und daher geistlich unfreien) Willen des
Sünders zu bearbeiten.33 Sie verkürzt auch nicht den Inhalt
der Verkündigung, um den Hörern zu gefallen, ihren „Bedürfnissen“ nachzukommen
(das wäre die Linie der Gemeindewachstumsbewegung), sie nicht zu ärgern oder
vor den Kopf zu stoßen. Sondern sie verkündigt Gottes Wort in Gesetz und
Evangelium unverkürzt und zielt ab auf die Gewissen, um rechte Sünden-,
Verdorbenheits- und Verlorenheitserkenntnis zu bewirken und dann bei den so
vorbereiteten, verzweifelten, zerbrochenen Sündern durch das Evangelium den
rechtfertigenden Glauben an Jesus Christus zu wirken und ist bewusst
unterweisende, lehrhaft-auferbauende Predigt. Es geht
dabei aber nicht um bloße Lehrweitergabe, sondern darum, dass das Gelehrte auch
verinnerlicht, zur rechten Glaubenserfahrung wird.34 Ziel ist ja,
wie schon dargelegt, dass der Sünder zum rechtfertigenden Glauben kommt und als
dessen Frucht zu willentlicher, bewusster Nachfolge Jesu Christi.
Roland Sckerl
Luther und die lutherischen
Bekenntnisschriften, vor allem die Apologie, positionierten sich eindeutig
gegen die römisch-katholische Auffassung im Abendmahl vom „opus
operatum“, also dass allein der Vollzug der
Sakramente auch ohne Glauben Gnade verdiene. Haben sie damit Rom missverstanden
(obwohl Luther doch immerhin viele Jahre als römischer Priester gedient hatte
und römischer Theologieprofessor war)? Diese Meinung vertrat etwa der
römisch-katholische Theologe Erwin Iserloh, der dabei
aber wichtige Aussagen der scholastischen Theologie ausblendete.1
Aber auch von evangelisch-lutherischer Seite wurde die Frage aufgeworfen, ob
nicht der Gedanke des opus operatum
einen Platz haben könnte in Luthers Sakramentsverständnis, etwa von Grützmacher
oder Sommerlath2 oder später von Gottfried Martens3. Man hat dann
gemeint, Luther argumentiere doch auch damit, dass Gottes Handeln und die
Gültigkeit des Sakraments unabhängig seien vom menschlichen Glauben oder
Unglauben. Und genau das sei doch mit dem Begriff des „opus
operatum“ (vollzogenes Werk) gemeint. Was ist dazu zu
sagen?
Der Grundansatz Luthers in der
Sakramentslehre überhaupt und in der Abendmahlslehre im Besonders ist der, dass
Gott der Gebende, Handelnde ist in der Messe – und dass diese Gabe zum
Glauben ruft und Glauben fordert. Damit werden alle menschlichen Werke im Blick
auf das Sakramentsverständnis getilgt.4 Mit dieser Auffassung
ist allerdings die römische Grundauffassung von der Messe als einer
menschlichen Handlung, in der der Mensch Gott etwas bringe, opfere,
unvereinbar. Das hängt auch ganz eng mit dem vermittelten Gottesbild zusammen,
und zwar dem Bild von Gott, das dominiert. Für Luther ist es der in Christus
uns barmherzige, uns liebende Gott. Wenn aber Menschen Gott ein Opfer bringen
müssen, dann gehen sie von einem zornigen Gott aus, den sie zu besänftigen
suchen. Vor allem aber: Rom hat aus der Messe ein menschliches Werk gemacht.
Damit hat Rom tatsächlich den christlichen Gottesdienst auf den Kopf gestellt.5
Die römische Messe steht für Werkgerechtigkeit, für einen Gesetzesweg zum Heil.
Dagegen steht das biblische Abendmahl, in dem Christus seinen Leib und sein
Blut FÜR UNS gegeben hat.6 „Da gehen nun an die edlen Worte,
… die haben sie auch hinzu geschmiert, lassen aber dennoch draußen, dass
Christus hinzu setzt: ‚Der für euch gegeben wird‘; denn darnach fragen sie
nicht.“7
Rom hat die Worte „Das tut“ ins Zentrum gestellt und hat darüber, gegen die
Schrift, aus dem Abendmahl ein menschliches Werk gemacht.8
Die Grundfrage ist, auf die Begriffe der
Scholastik reduziert: opus operatum (vollzogenes Werk) oder opus
operantis (Werk des Vollziehenden, in dem Sinn,
dass der Glaube entscheidend ist, d.h., für die Wirkung ist nicht das Ritual,
der Vollzug an sich, entscheidend, sondern der Glaube, der es empfängt).9
Nach römischer Auffassung war zwar für die alttestamentlichen Sakramente der
Glaube entscheidend, da sie nur durch den Glauben wirkten, während bei den
neutestamentlichen der Vollzug an sich entscheidend sei, d.h. der Vollzug würde
Gnade verdienen. Luther hat dem entgegen gesetzt, dass auch die
neutestamentlichen Sakramente Glauben fordern, so wie die alttestamentlichen,
und hat dem römischen opus operatum
darum das opus operantis
entgegen gesetzt. Es geht also um die geglaubte, nicht die von Menschen
gemacht Messe. Das ist der tiefgreifende Unterschied. Das opus operatum hat allein in dem
selektiven Bereich seinen Sinn, seine Berechtigung, in dem es darum geht, dass
das Sakrament gültig ist unabhängig vom Glauben oder Unglauben des Spendenden
bzw. Empfangenden. Luther aber hat den Begriff nie so isoliert betrachtet,
sondern immer im Gesamtzusammenhang der Abendmahlsauffassung.10
Luthers Kritik gilt also dem, dass der
Mensch in der Messe mitwirke, die doch
allein Gottes Gabe ist, die der Mensch mit Danksagung nimmt. Das opus operatum steht dabei für ein
von Menschen vollbrachtes Werk, das Gott allein aufgrund des Vollzugs gefallen
soll, aber tatsächlich doch nur durch den Glauben gefallen kann. „Es sind
ihrer viel, die … sich darauf verlassen, dass die Messe oder das Sakrament sei,
wie sie sagen, Opus gratum opere
operati, das ist, ein solches Werk, das von sich
selbst Gott wohlgefällt, obschon die nicht gefallen, die es tun. Daraus sie
dann schließen, dass dann gut sei, viele Messen zu haben, wie unwürdig sie auch
gehalten werden, denn der Schade sei der, dass wie unwürdig halten oder
gebrauchen. Ich lasse einem jeden seinen Sinn, aber solche Fabeln gefallen mir
nicht. … Welche Frucht kommt davon, so man Brot, Wein, Gold und alles Gut übel
gebraucht, wie wohl sie an sich selbst Gott wohlgefallen?
Ja, Verdammnis folgt daraus. So auch hier: Je edler das Sakrament, desto
größerer Schaden aus seinem Missbrauch kommt über die ganze Gemeinde.“11
Der Gegensatz opus operatum
– opus operanti ist für
Luther also der Gegensatz zwischen Werk und Glaube.12 „Und
ist zu sorgen, dass mit solchen gefährlichen Glossen des Sakraments Kraft und
Tugend von uns gewandt werden, und der Glaube ganz untergehe durch falsche
Sicherheit des menschlich gemachten Sakraments.“13 Dabei fasst aber
Luther das opus operanti
nicht scholastisch auf als „Disponiertheit“ des Menschen, denn dann gälte der
Glaube ja als menschliche Leistung, die Gott gebracht
würde. Denn Gott handelt souverän, unabhängig vom Menschen. Er wirkt also
vielmehr den Glauben im Sakrament. Gott allein ist der Handelnde, Gebende in
der Messe.14 Der Glaube darf also nicht als eine menschliche
Eigenschaft gesehen werden, die unabhängig von Gott besteht, sondern er wird
vielmehr durch Gottes Handeln in Christus gewirkt und beherrscht.15
Die Scholastik hatte die gnadenvolle
Wirkung in den Vollzug gelegt, nicht in den Glauben. Das opus
operatum, das sah Luther klar, trennte Gnade und
Glauben, machte das Sakrament zu einem Werk, das Glauben hindert, während der
Gebrauch im Unglauben Gottes Gericht mit sich bringt.16 Er sah auch,
welch einen Rattenschwanz von menschlichen Werken und Irrtümern das opus operatum nach sich zog,
nämlich die Priesterherrschaft, die Messen für Tote, Abwesende. Es geht beim opus operatum also um das
Verlassen auf das eigene, einwandfrei vollzogene Werk.17
Nach römischer Auffassung handelt es sich
also bei der Messe um einen Akt zwischen Gott und dem Priester, bei dem der
Priester aus ihm verliehener Vollmacht die Gegenwart Christi bewirke und Gott
als Sühne vorweise. Es geht also bei der römischen Messe um Christi Gegenwart
vor Gott und für Gott. Der Mensch will sich damit Gott verfügbar machen. Für
Luther dagegen ist in der Messe gemäß der Bibel Christus für uns gegenwärtig
und wird im Glauben empfangen. Das Sakrament ist also ein Handeln Gottes, das der
Mensch in der Passivität des Glaubens „erleidet“. Das Sakrament, anders
ausgedrückt, ist eine Gabe der Liebe Gottes und gibt dem
Glaubenden Sündenvergebung, während den Unglauben Gottes Zorn trifft.18
Aus
anderen Kirchen:
John MacArthur
spricht sich klar gegen weibliche Prediger aus: John
MacArthur, einer der Prediger und Ältesten der reformiert-baptistischen
Grace Community Church, sprach sich in einer Sonntagspredigt klar und eindeutig
auf der Grundlage von 1. Kor. 14,34 gegen weibliche Prediger und Älteste aus
und wies auch darauf hin, dass die Frau dem Mann untertan sein soll und nicht
über ihn herrschen. Er ging auch auf die Ausartung der westlichen Kultur ein,
in der es immer mehr zu einer Dominanz von Jugend und Frauen kommt und hob
hervor, dass dies zu schwachen Männern und schließlich zu einem schwachen,
angreifbaren Land führt. (nach. https://www.christianheadlines.com/contributors/mikaela-matthews/john-macarthur-speaks-out-on-women-preachers-after-beth-moore-controversy.html)
MacArthur ist in diesem Punkt voll zuzustimmen. Gottes Wort ist in 1. Kor. 11; 14
und 1. Tim. 2 ganz klar und eindeutig.
Keith Getty
hat sich deutlich gegen die moderne Gottesdienstbewegung ausgesprochen:
In „Christ Alone“ hat sich Keith Getty sehr deutlich
gegen die modernen Gottesdienstformen und die modernen Lieder ausgesprochen. Er
sieht eine Tendenz, „kulturrelevant“ sein zu wollen. Tatsächlich führe es dazu,
dass durch die modernen Lieder die Christen entchristlicht
werden. Er erläuterte dies damit, dass er darlegte, dass über 75 % der alten
Lieder sich mit Himmel, Hölle, Ewigkeit und dem Frieden mit Gott beschäftigen,
während dies bei den modernen Liedern nur 5 % machten. Die meisten modernen
Lieder seien sehr irdisch ausgerichtet. So wachse eine Generation heran, die
nicht mehr in der Lage sei, den christlichen Glauben zu verteidigen. Keith
Getty und seiner Frau Kristyn geht es um eine
„Reformation“ der Gottesdienstmusik. Sie sollte das Evangelium erklären und
auch gute Kunst sein. (nach: https://www.christiantoday.com/article/keith-getty-says-modern-worship-songs-are-so-dangerous-theyre-de-christianizing-christians/133595.htm)
Ehemaliger venezoelanischer Präses ermordet: Der
ehemaligen Präses der Lutherischen Kirche von Venezuela (Iglesia
Luterana de Venezuela, ILV), die zum Internationalen
Lutherischen Rat gehört, Pastor Luis Gregorio Coronado, der seit dem 12.12.2019
vermisst worden war, wurde am 16.12.2019 an Händen und Füßen gefesselt ermordet
in einem verlassenen Missionsgebäude der ILV gefunden. Er war 2009 für eine
zweijährige Amtszeit zum Präses gewählt worden und war über zwei Jahrzehnte
Pastor in Puerto Ordaz gewesen. (nach: https://ilc-online.org/2019/12/18/former-president-of-the-lutheran-church-of-venezuela-murdered/)
Methodistische
Kirche vor Spaltung: Nach längeren Verhandlungen haben Vertreter
der Vereinigten Methodisten-Kirche der im Mai 2020 tagenden Generalkonferenz
ein Papier vorgelegt, das die Aufteilung der Methodistischen Kirche in
(mindestens) zwei Kirchen vorsieht, eine konservativere, die die Homo-„Ehe“ und
Homo-Pfarrer ablehnt und eine liberale, Zeitgeist-Kirche, die Homosexualität
nicht mehr als Sünde ansieht. (nach: https://www.evangelisch.de/inhalte/164550/05-01-2020/umgang-mit-homosexuellen-weltweite-methodisten-vor-trennung)
Es bleibt offen, wie „konservativ“ die neue Kirche wirklich sein wird. Denn
leider ist die Methodistenkirche ja tief von der Bibelkritik zerfressen
(zumindest diejenige in der BRD; die hatte sich auch für die Homo-Ehe
ausgesprochen) und praktiziert auch die bibelwidrige Frauenordination.
Oldenburger
Versöhnungsgemeinde schafft Gottesdienst ab: Die
Versöhnungsgemeinde in Oldenburg hat den sonntäglichen Gottesdienst
abgeschafft. Stattdessen bietet sie am Samstagabend ein Zusammensein mit
externen Gästen an, bei dem über Politik, Gesellschaft, Kultur gesprochen
werden kann. Pastor Olaf Latzel von der Bremer
St.-Martini-Gemeinde äußerte dazu, dass dies der völlig falsche Weg ist. Wenn
eine Kirche nur noch sich auf Sozialdiakonisches beschränke, die Bibel nicht
mehr als Gottes Wort gelten lasse und entsprechend verkündige, brauche sie sich
nicht zu wundern, wenn die Menschen weg blieben. Er selbst hat bei seiner
klaren Verkündigung sonntäglich etwa 500 Besucher in seinem Gottesdienst.
(nach: https://www.bild.de/regional/bremen/bremen-aktuell/wirbel-um-gottesdienst-bei-pastor-latzel-ist-die-kirche-voll-67462446.bild.html)
Das Handeln der Oldenburger Versöhnungsgemeinde ist zwar selbst für die
Landeskirche schon extrem, aber nur folgerichtig. Eine Kirche, die von Schrift
und Bekenntnis abgefallen ist, für die die Bibel nicht mehr Gottes Wort ist,
hat allerdings nichts mehr zu sagen.
Lebensrecht:
Californisches Gericht verurteilt
Lebensschützer wegen Undercover-Journalismus: Ein californisches Gericht in San Francisco hat den
Lebensschützer David Daleiden und seine Organisation
Center for Medical Progress (CMP) wegen einer
Undercover-Recherche über die Arbeit der Tötungsfabriken von Planned Parenthood (der
Schwesterorganisation von Pro Familia; Planned Parenthood ist eine der größten Abreibungsorganisationen in
den USA), vor allem im Blick auf den Handel mit menschlichen Körperteilen und
Organen. Die dabei aufgenommenen Videos wurden veröffentlicht. Obwohl Planned Parenthood zugeben
musste, dass die veröffentlichten Videos korrekt sind und den Tatsachen
entsprechen, hat es dennoch auf Schadensersatz geklagt, da mit diesen Videos
ihr Ruf geschädigt werden soll. Der Planned Parenthood wohl nahestehende Richter William Orrick III hatte die Jury beschworen, unbedingt David Daleiden und CMP schuldig zu sprechen. Das Urteil dieser
Instanz lautet auf 2 Mio US-Dollar Schadenersatz. Es
ist damit zu rechnen, dass Daleiden in Berufung geht.
(nach: https://christiannews.net/2019/11/16/jury-pro-life-group-must-pay-2-million-in-damages-to-planned-parenthood-for-undercover-videos/)
Zahl der Fetozide in der BRD nimmt zu:
Die Zahl der Fetozide hat in der BRD von 2010 bis
2017 von 346 auf 656 angestiegen. Als Fetozide gelten
sogenannte „Spätabtreibungen“, also nach der 12. Woche. Sie werden
durchgeführt, wenn man eine Behinderung des Kindes feststellt oder meint,
festgestellt zu haben, oder bei Mehrlingsschwangerschaften, da man davon
ausgeht, dass die Gefahr der Behinderung oder Krankheitsanfälligkeit bei
Mehrlingsschwangerschaften erhöht ist. Nach der perversen Denkweise der
„Reproduktionsmediziner“ sei damit das „Behandlungsziel“ einer erfolgreichen
„Ein-Kind-Schwangerschaft“ und die „Zufriedenheit der Kunden“ gefährdet.
Mehrlingsschwangerschaften treten gehäuft (20-fach) bei künstlicher Befruchtung
auf. Bereits Zwillinge und Drillinge fallen bei dieser gottlosen Denkweise
unter Schwangerschaften, bei denen Kinder ermordet werden. Beim Fetozid durchsticht der Arzt die Bauchdecke der Mutter und
spritzt dem Kind eine Kalium-Chlorid-Lösung ins Herz, woran das Kind innerhalb
von zwei Minuten stirbt. (nach: iDAF-Nachricht 4/2019)
Diese Vorkommnisse zeigen einmal mehr den grundsätzlich antichristlichen und
dadurch immer stärker inhumanen, verbrecherischen Grundcharakter der auf den
westlichen Ungeist gegründeten Systeme, die dadurch geradezu Gottes Gericht
herausfordern. Nur eine umfassende Erweckung vom Umfang der Reformation oder
etwa der methodistischen Erweckung in Großbritannien im 18. Jahrhundert, mit
tiefgehender Buße und Umkehr, die dann auch zu einer christlich geprägten
Kulturrevolution führte, könnte noch eine wirklichen Umschwung bewirken.
Bundesverfassungsgericht
erlaubt Sterbehilfe: Das Bundesverfassungsgericht hat in einem
Urteil vom 26.02.2020 erklärt, dass der § 217 des Strafgesetzbuches der BRD,
gemäß dem gewerbliche Sterbehilfe verboten ist, „verfassungswidrig“ sei. Es sah
zwar die Problematik, die von diesem Urteil ausgeht, meinte aber, für die
„Selbstbestimmung“ des Menschen und ein „Sterben in Würde“ eintreten zu müssen.
(nach: https://www.idea.de/menschenrechte/detail/bundesverfassungsgericht-kirchen-kritisieren-urteil-zur-sterbehilfe-112057.html)
Dieses Urteil öffnet die Tür zur Euthanasie ganz weit, die ja bereits durch die
Freigabe der Abtreibung bei Babys, die unter Umständen behindert sein könnten,
aufgemacht wurde. Damit wird endgültig deutlich: Die BRD ist kein christlich
geprägter Staat, sondern ein durch und durch gottloses, heidnisches Gebilde.
Der Schutz des menschlichen Lebens ist nicht mehr Staatsziel. Selbstmord,
früher ein Delikt, wird jetzt als Teil der „Selbstbestimmung“ definiert. Dass
der Mensch unter Gott und seinen Geboten leben soll, ist in diesem Land
inzwischen weithin fremd. Christen sollten endlich begreifen, dass sie in
diesem Staat wirklich Fremdlinge sind und sich vor dem Zeitgeist und der
veröffentlichten Meinung in der BRD hüten und sich strikt davon absondern.
Kinder, die
ihre Abtreibung überleben, sollen medizinisch behandelt werden:
Der Gouverneur von West Virginia, Jim Justice, hat am 02.03.2020 in Charleston
das von Senat und Abgeordnetenhaus des Bundesstaates zuvor angenommene Gesetz
unterzeichnet, das Ärzte verpflichtet, Babys, die ihre Abtreibung überlebt
haben, medizinisch zu betreuen. (Der Gouverneur von North Carolina hatte so
etwas im vergangenen Jahr noch verweigert.) (nach: https://www.christianpost.com/news/west-virginia-governor-signs-law-requiring-medical-care-for-babies-who-survive-abortion.html)
Ein ähnliches bundesweites Gesetz ist bisher an die 80mal im Abgeordnetenhaus
an den „Demokraten“ gescheitert, die vehemente Vertreter des Massenmords an den
Kindern im Mutterleib bis zur Geburt sind und denen, die ihre Abtreibung
überlebt haben, jegliche Hilfe verweigern. Auch alle Kandidaten dieser Partei
für die Präsidentschaft unterstützen diese menschenverachtende Politik.
Schweden darf
Hebammen zur Abtreibung zwingen: Wie der sogenannte
„Europäische Gerichtshof für Menschenrechte“ auf eine Klage zweier schwedischer
Hebammen entschieden hat, habe der schwedische Staat das Recht, ihnen ihre
Berufsausübung zu verweigern, wenn sie nicht an Abtreibungen teilnehmen, da
Abtreibung dort mit zur „Gesundheitsvorsorge“ gehöre. (nach: https://www.idea.de/menschenrechte/detail/lebensschutz-menschenrechtsgerichtshof-weist-hebammen-ab-112232.html)
Damit ist wieder einmal deutlich geworden, dass dieser Gerichtshof nichts
weiter ist als ein Instrument des gottlosen, antichristlichen und
unmenschlichen westlichen Systems, in dem Mord zum staatlich gewollten Alltag
gehört. Das heißt für uns als Christen, dass es immer mehr Bereiche geben wird,
in denen wir nicht mehr arbeiten können bzw. dass wir in den Untergrund gehen
müssen, im Untergrund arbeiten oder in Weltgegenden auswandern, wo es noch möglich
ist, frei als Christ zu leben und zu arbeiten.
Religionsfreiheit,
politisch-ideologische Tendenzen, Schulen:
Gericht in Florida ermöglicht Gebet vor Football-Spiel zweier
christlicher Schulmannschaften. Cambridge
Christian School in Tampa, Florida, war es von einem Bezirksgericht untersagt
worden, das Football-Spiel gegen University Christian School aus Jackson mit
Gebet über den Stadionlautsprecher zu beginnen. Ein US-Berufungsgericht hob
dies Urteil auf und wies daraufhin, dass es sich um eine Veranstaltung zweier
christlicher Mannschaften handelt, die beide gewohnt sind, ihre Spiele mit
Gebet zu begehen, daher niemand dadurch geärgert wird und dass das Urteil der
unteren Instanz einen Eingriff gegen die Freiheitsrecht nach dem ersten
Verfassungszusatz darstellte. (nach: https://www.christianheadlines.com/contributors/will-maule/appeals-court-overturns-ban-on-prayer-before-florida-high-school-football-games.html)
High School verweigert Anerkennung eines Pro-Life-Clubs: Gulf Coast High School in Naples,
Florida, hat die Registrierung eines Pro-Life-Clubs der Studenten gegen
US-Bundesrecht verweigert, während andererseits LGTBQ-Clubs anerkannt werden,
mit der Begründung, der Club sei „zu politisch“, „zu kontrovers“. (nach: https://www.christianheadlines.com/contributors/michael-foust/florida-high-school-bans-pro-life-club-allows-lgbtq-group-it-s-blatantly-illegal.html) Nachdem die Alliance Defending
Freedom einen Brief an die Erziehungsabteilung des
County schickte, wurde die Pro-Life-Gruppe anerkannt. (nach: https://www.christianpost.com/news/high-school-accused-threatening-fire-teacher-pro-life-student-group.html) Dies zeigt, wie wichtig und nötig es ist, und, wie
wir von Paulus lernen, auch berechtigt, sich auf die verfassungsmäßig
verbrieften Rechte zu berufen und sie auch einzufordern.
Kirche von Schottland suspendiert Pastor wegen Äußerungen gegenüber
Jeremy Corbyn:
Pastor Richard Cameron wurde suspendiert, nachdem er gegenüber dem wegen seiner
antisemitischen Haltung umstrittenen britischen Oppositionsführer bei dessen
Besuch in der Stadt gerufen hatte, ob es wohl Recht sei, dass der künftige
Premierminister ein Sympathisant von Terroristen sei und welches wohl der erste
Terrorist sei, den er nach seiner Wahl einladen werde. Später wurde auch
bekannt, dass P. Cameron sich in den sozialen Medien sehr deutlich zur Gewalt
im Islam geäußert habe, nämlich dass der Islam damit ein Problem hat und daran
arbeiten müsse, und dass Inzest und Homosexualität unnatürlich sind. Daraufhin
hat die Kirche von Schottland ihn suspendiert, weil sie gegen „islamophobe“ und
„homophobe“ Äußerungen sei. (nach: https://www.christiantoday.com/article/church-of-scotland-minister-who-heckled-jeremy-corbyn-is-suspended/133616.htm) Nun ist die Vorgehensweise gegenüber Herrn Corbyn allerdings nicht akzeptabel. Die anderen Äußerungen
aber sind von den Fakten und der Bibel eindeutig gedeckt. Dass die „Kirche von
Schottland“ sich dagegen stellt, zeigt nur, wie weit sie selbst inzwischen von
der Bibel entfernt ist. P. Cameron sollte wegen der Art und Weise, wie er sich
gegenüber Herrn Corbyn geäußert hat, Buße tun und die
Kirche von Schottland verlassen und sich einer bibeltreuen Freikirche
anschließen. Dieselbe Kirche hat „Destiny Ministries“, einer Vereinigung, der es um Gemeindewachstum
geht, die Benutzung kirchlicher Einrichtungen verboten, weil sie
„fundamentalistisch“ sei. Einer Veranstaltung dieser Vereinigung mit Pastor
Stockstill, Baton Rouge, Louisiana, wurden in Edinburgh die Halle gekündigt,
weil P. Stockstill sich – ganz biblisch – gegen Homosexualität ausgesprochen
hat. (nach: https://www.christianheadlines.com/blog/edinburg-cancels-christian-conference-over-pastors-views-on-lgbt-relationships.html)
Trump hat eine Vielzahl neuer Richter ernannt: US-Präsident Trump hat in seiner bisherigen Amtszeit
234 Richter vorgeschlagen, von denen 174 bisher auch bestätigt wurden. Da diese
Richter auf Lebenszeit ernannt werden, hat dies längerfristige Auswirkungen.
Die linksliberale Ausrichtung der US-Gerichte, die zu einer immer stärker
lebens- und christenfeindlichen Ausrichtung der Politik und Justiz geführt
hatte, wird so immer stärker revidiert, wie das auch der linksliberale Kanal
MSNBC mit Schrecken feststellen musste. (nach: https://www.lifenews.com/2019/12/23/president-trump-is-ending-the-liberal-domination-of-the-courts-and-msnbc-is-unhinged/) Es gibt sehr vieles, sowohl in der Art, wie er
Politik betreibt, als auch in dem, was er sagt, wie er mit Mitarbeitern und dem
politischen Gegner umgeht, als auch, was er teilweise an politischen
Entscheidungen, nicht zuletzt in der Außenpolitik, trifft, mit dem man als
christlich Konservativer unmöglich einverstanden sein kann. Aber gerade diese
langfristigen Entscheidungen, sowohl was die Besetzung des Obersten
Gerichtshofs (Supreme Court) als auch der anderen Gerichte angeht, ist es wohl,
wozu Gott diesen Mann hat Präsident werden lassen, damit es, vielleicht, noch
einmal eine wirklich konservative Erneuerung geben kann, gegen den
neomarxistischen linken Trend, der sonst zumeist die westliche Welt bestimmt.
Arzt in UK von Anklage wegen christlichem Zeugnis im Dienst entlastet: Dr. Richard Scott war angezeigt worden, weil er mit
einem Patienten gebetet hatte. Die Anzeige ist schließlich niedergeschlagen
worden. Er war wegen einer ähnlichen Sache bereits 2010 verwarnt worden, mit
fünf Jahren „Bewährung“. Wie Dr. Scott sagte, ist das Klima im Vereinigten
Königreich immer unfreier geworden, sodass junge Kollegen sich kaum noch
trauen, im Dienst, wo es die Situation ergibt, Zeugnis von ihrem Glauben
abzulegen. (nach: https://www1.cbn.com/cbnnews/world/2019/december/uk-doc-cleared-of-wrongdoing-for-sharing-faith-but-freedom-of-christian-professionals-under-fire)
Arzt im UK aus ideologischen Gründen entlassen: Während Dr. Scott entlastet wurde, wurde Dr. David Mackereth 2018 nach 26 Jahren im Dienst entlassen, weil er
in einem Gespräch, das ihm von seinem Vorgesetzten aufgezwungen worden war,
darauf bestanden hatte, keine Transgender-Begriffe zu verwenden und einen Mann
nicht als Frau zu bezeichnen. Im Jahr 2017 war im Vereinigten Königreich die
Krankenschwester Sarah Kuteh nach 15 Jahren Dienst
entlassen worden, da sie angeboten hatte, mit Patienten zu beten. (nach: https://www1.cbn.com/cbnnews/world/2019/december/uk-doc-cleared-of-wrongdoing-for-sharing-faith-but-freedom-of-christian-professionals-under-fire) Diese Vorfälle zeigen, dass das UK immer mehr zu
einem dezidiert antichristlichen, linkstotalitären System wird, in dem die
Religions- und Meinungsfreiheit immer mehr mit Füßen getreten wird.
Öffentliche Schule ändert christliches Lied für Feier: Der leitende Lehrer der Whitehall
Primary School in East London hat angeordnet, dass in dem Lied „Away in a manger“ es nicht mehr
heißen darf „Lord Jesus“, sondern es müsse heißen „baby
boy Jesus“, damit auch Kinder anderer Religionen an
der Feier teilnehmen könnten. Proteste von Eltern und des anglikanischen
Bischofs haben daran nichts geändert. Der Bischof hatte mit Recht angemerkt,
dass dies ein christliches Lied sei, bei einer christlichen Feier. Wenn Schüler
an solch einer Feier nicht teilnehmen wollte, könnte die Schule für diese
Schüler ja eine zusätzliche andere Feier veranstalten. Der leitende Lehrer
behauptete, die Schule würde „britische Werte“ vertreten, was Toleranz
gegenüber anderen Religionen einschlösse. (nach: https://www1.cbn.com/cbnnews/world/2019/december/parents-outraged-as-london-school-tells-kids-to-say-baby-boy-jesus-instead-of-lord-jesus-when-singing-away-in-a-manger) Tatsächlich geht es im Vereinigten Königreich immer
so, dass Christen diskriminiert werden. Eine eigenartige Weise von Toleranz.
Niemand sollte sich wundern, wenn dieses Land „den Bach runter geht“, denn Gott
lässt sich nicht spotten. Was der Mensch sät, das wird er ernten.
Verschärfung der Unterdrückung der Religionen in Rot-China: Das von den westlichen Kapitalisten hofierte
kommunistische Regime in Festlandchina verschärft die Maßnahmen der
Unterdrückung und Totalüberwachung jeglicher religiöser Aktivitäten weiter, wie
der am 01.02.2020 in Kraft tretende Erlass besagt, der vor allem christliche
Gemeinden trifft. Prediger und Pastoren werden dadurch faktisch zu
Transmissionsriemen der KP, denn sie sollen deren Politik und Prinzipien in den
Gemeinden vertreten. Die örtlichen Religionsbehörden müssen über jegliche
Veranstaltung, die Ernennung von Amtsträgern, die Lösung von Konflikten in der
Gemeinde informiert werden. Für sämtliche Aktivitäten ist eine behördliche Genehmigung
nötig. Ziel des Unterdrückerregimes ist es, alle Lebensbereiche unter
Totalkontrolle der KPCh zu bringen. Alle Gemeinden
und Pastoren müssen registriert werden. Wer ohne Registrierung tätig ist, wird
Straflager bedroht, in denen die Kommunisten versuchen, die Menschen durch
Terror in ihrem Sinn „umzuerziehen“. Besonders solche Hauskirchen, die nicht
registriert, aber in der Öffentlichkeit präsent sind, sind von den neuen
Maßnahmen betroffen. (nach: https://www.idea.de/menschenrechte/detail/china-neue-vorschriften-fuer-religionsgemeinschaften-treten-in-kraft-111585.html)
Betreiber des ACC in Liverpool sagt Veranstaltung mit Franklin Graham
ab: Im Rahmen einer
Acht-Städte-Tournee in Großbritannien sollte der Evangelist Franklin Graham am
12.06.2020 in Liverpool im ACC auftreten. Nachdem dortige LGBTQ-Gruppen
aufgrund der biblisch begründeten Äußerungen Grahams zu Homosexualität und zum
Islam vehement gegen seinen Auftritt protestierten, knickte der ACC-Betreiber
jetzt ein und stornierte die Buchung für die Veranstaltung. Der Bürgermeister
von Liverpool begrüßte das. (nach: https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/gesellschaft/2020/01/29/wegen-aussagen-zu-homosexualitaet-event-mit-franklin-graham-abgesagt/) (Danach haben sechs weitere Veranstalter die Verträge
gekündigt oder nicht unterzeichnet.) Das zeigt einmal mehr, wie geistig und
geistlich verkommen viele westliche Länder inzwischen sind und wie sehr im angeblich „freien Westen“ die Meinungs- und Redefreiheit
mit Füßen getreten wird. – Ein eindeutiges Ergebnis der Tyrannei der 68er.
Verfolgung der Ostkirche in Montenegro: Die postkommunistische Dukanovic-Regierung
in Montenegro hat ein Gesetz erlassen, das dazu führen soll, die
Serbisch-Orthodoxe Kirche, die die größte Kirchengemeinschaft im Land ist, in
Montenegro zu enteignen und zu zerstören und an ihre Stelle eine am staatlichen
Gängelband hängende montenegrinische Kirche aufzubauen. Das Regime verbietet
auch religiöse Grundschulen sowie die elterliche religiöse Erziehung von
Kindern über 11 Jahren ohne deren Zustimmung. Das Europäische Zentrum für
Gesetz und Recht hat sich der Sache mit dem Europarat angenommen.
Familienmitgliedern von führenden Oppositionellen wurden vom Regime verhaftet.
(nach: https://eclj.org/religious-autonomy/coe/montenegro-protect-the-orthodox-church-against-neo-communist-attack?lng=en)
Football-Coach entlassen, weil er nach Spielen auf dem Platz betete: Der Bremerton School District, State Washington, hat 2015 den Football-Trainer
Joe Kennedy entlassen, weil er nach den Spielen auf dem Platz gebetet hatte.
Die Die Schulverwaltung wie auch gerichtliche Instanzen sehen darin ein Verstoß
gegen das First Amendment der US-Verfassung, in der
es darum geht, dass es keine Staatskirche in den USA geben darf. Kennedy will
bis vor den Supreme Court gehen. US-Präsident Trump hatte schon mehrfach sich
dahingehend geäußert, dass es Lehrern (und Schülern) möglich sein müsse, ihren
Glauben auch im öffentlichen Bereich zu äußern. In den letzten Jahren sind
schulische Einrichtungen immer wieder gegen Trainer und auch ganze Teams
vorgegangen, die öffentlich vor oder nach Spielen gebetet haben. (nach: https://www.christianpost.com/news/high-school-football-coach-fired-for-praying-after-games-loses-again-in-federal-court.html) Da zeigt sich einmal mehr der antichristliche linke
westliche Ungeist, der sich immer mehr ausbreitet. Denn das First Amendment spricht sich nur gegen die Errichtung einer
Staatskirche aus; nirgends ist es in der US-Verfassung verboten, öffentlich
seinen Glauben zu praktizieren. Linke antichristliche Gruppen versuchen
allerdings (nicht nur in den USA, auch in der BRD und anderen westlichen
Ländern) dies immer mehr zu verbieten bzw. zu verhindern.
Zensurgesetz in der Schweiz angenommen: In der Schweiz haben die Bürger mehrheitlich einer
Erweiterung der sogenannten „Anti-Rassismus-Strafnorm“ zugestimmt, was besagt,
das sogenannte „Diskriminierung“ und „Hass“ im Zusammenhang mit „sexueller
Orientierung“ (sprich: Homosexualität und anderen von Gott verworfenen,
unnatürlichen Praktiken) unter Strafe bis zu drei Jahren Gefängnis gestellt
werden. Die zumeist weit links ausgerichteten Schweizer Medien hatten die
Kampagne zuvor völlig einseitig geführt und gesteuert und Christen zugleich ins
Abseits gestellt. Die LGBTQ-Gruppen wollen so auch die Kirchen zwingen, in
Verbindung mit diesen von Gott klar als Sünde bezeichneten Praktiken nicht mehr
über die ewige Verdammnis als Gottes Strafe zu predigen und bei der Verlesung entsprechender
Bibelstellen die Gemeinde sich ausdrücklich von deren Inhalt distanzieren
müsste. Damit ist klar, dass dieses Gesetz eindeutig eine massive Einschränkung
der Meinungs- und Religionsfreiheit darstellt. Die von Schrift und Bekenntnis
abgefallenen „Kantonalkirchen“ haben dieses antichristliche Zensurgesetz
ausdrücklich unterstützt. (nach: Topic, März 2020, S. 6 f.)
Französische Freimaurer wollen Einfluss in der BRD: Da die angelsächsisch-deutsche Freimaurerei in der BRD
sich im Abschwung befindet, will die stark linkspolitisch ausgerichtete
französische Freimaurerei in der BRD Fuß fassen, nicht zuletzt unterstützt von
der Springerpresse (deren Gründer, Axel Springer, war selbst Freimaurer). Sie
haben in Berlin bereits einen Stützpunkt eröffnet und wollen politisch und
gesellschaftlich Einfluss nehmen. So hat die französische Freimaurerei die
Legalisierung der Anti-Baby-Pille befürwortet, ebenso die „Ehe für alle“, künstliche
Befruchtung, umfassende Sterbehilfe. Sie wolle „Werte“ außerhalb der Religionen
vermitteln. (nach: Topic, März 2020, S. 7) Die Freimaurerei, gleich welcher
Ausrichtung, ist, gemessen an Gottes Wort, eine antichristliche, okkulte
Vereinigung, die oftmals, vor allem in ihren Werbeorganisationen wie Rotary
Club und Lions Club, als humanitäre Einrichtung in Erscheinung tritt,
tatsächlich aber eine zutiefst antichristliche, widergöttliche Zielrichtung hat
und Gottes Ordnung in allen Bereichen umstoßen will. Christlicher Glaube und
Freimaurerei sind daher unvereinbar.
Islam
und islamische Welt:
Christen in Nordost-Kenia von islamischen Terroristen ermordet: In Mandera im Nordosten
Kenias sind Anfang Dezember 2019 neun Christen in einem Bus von muslimischen
Terroristen, wahrscheinlich Angehörigen der Al-Shabab-Miliz,
ermordet worden, nachdem diese zuvor den Bus entführt und dann die Insassen
anhand ihrer Kleidung nach Herkunft „sortiert“ hatten und alle zwangen, das
islamische Glaubensbekenntnis zu sprachen (wodurch nach koranischer
Ordnung jemand zu einem Moslem wird). Die Ermordeten hatten sich geweigert, auf
diese Weise ihren christlichen Glauben zu verleugnen. Im Nordosten Kenias sind
Überfälle islamischer Terroristen leider sehr häufig und haben schon zu vielen
toten Christen geführt. (nach: https://www1.cbn.com/cbnnews/2019/december/9-christians-murdered-in-kenya-for-refusing-to-recite-islamic-creed)
-
Luthers Theologie in Grundzügen. Dargelegt in Anlehnung an Kurt Dietrich
Schmidt und Bengt Hägglund. Von Roland Sckerl. Durmersheim 2020. 109 S. Diese Darstellung will die wichtigsten Grundlinien der Theologie
des Reformators aufzeigen, untermauert durch zahlreiche Zitate von Luther. Dies
erscheint umso wichtiger, um dadurch Hilfestellung zu geben zu einer Rückkehr
zu wirklich biblisch-reformatorischer lutherischer Theologie in einer Zeit, die
einerseits von einem immer extremeren Liberalismus in der Theologie
gekennzeichnet ist, andererseits aber konservative reformierte Kreise immer
stärker den Begriff „reformatorisch“ für sich reklamieren, wohl im Anschluss an
die alte Behauptung der Reformierten, mit ihnen sei sozusagen die Reformation
„vollendet“ worden.
1
vgl. Wilhelm Rohnert:
Die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Braunschweig. Leipzig: Hellmuth Wollermann. 1902. S. 351
2 vgl. ebd.
3 vgl. ebd.
4 vgl. George Henry Gerberding: The Way of Salvation. Philadelphia, Pa.:
Lutheran Publication Society. 1887. Chapter XVIII.
5 vgl. Rohnert, a.a.O., S. 352
6 ebd.
7 vgl. ebd.; Concerning Conversion.
Our Faith, Teaching, and Confession in the disputed points.
Theses adopted by the Norwegian Synod 1884. Prepared by Ulrik Vilhelm Koren.
Th. 8-10
8
Rohnert, a.a.O.
9
Das Zitat aus Rohnert
ist mit Absicht nicht vollständig wiedergegeben worden, da der mittlere Teil
(„also der Akt, in welchem sich der Mensch in Kraft des heiligen Geistes von
der Sünde abwendet und glaubend dem Heil zuwendet“) Anlass zu einem grundlegend
falschen Bekehrungsverständnis geben könnte, nämlich so, als ob der Schlussakt
in der Bekehrung doch beim Menschen liege, der „in der Kraft des heiligen
Geistes“ sich nun von der Sünde ab- und dem Heil zuwende und erst so die
Bekehrung vollendet werde. Da wäre aber völlig falsch. Vielmehr muss erst
Gottes Bekehrungshandeln (Bekehrung im transitiven Sinn) zu seinem Ziel
gekommen sein, eben der Bekehrung des Menschen zu rechtfertigendem Glauben
(geistliche Auferweckung oder Lebendigmachung); erst
dann kann dieser bekehrte Mensch mit seinem geänderten Denken und Wollen nun
auch handeln und sich bewusst von der Sünde ab- und Christus zuwenden. Dies ist
das gewollte und notwendige Ergebnis des Bekehrungshandelns Gottes. Wer dem
letztlich widerstrebt, der wird irgendwann wieder aus der Gnade fallen.
10 Rohnert,
a.a.O., S. 352 f.
11 vgl.
dazu ebd. S. 353
12 vgl.
ebd. S. 355
13 vgl.
dazu auch ebd.
14 vgl. dazu
auch: Norwegian Synod, a.a.O., Th.
4-6
15 vgl. Rohnert, a.a.O., S. 356 f.; Norwegian Synod, a.a.O.,
Th. 7
16 vgl.
dazu auch: Thomas Ehlert: Traugott Hahn (1875-1919). Erlangen: FAU University
Press. 2018 (FAU Studien aus der Philosophischen Fakultät. Bd. 10.) S. 202,
Anm. 744. Hahn stellt dabei auch im Anschluss an Finney fest (S. 206), dass so
ein erstes Aufwecken aus dem Sünderschlaf, das vielfach dann erst einmal ein Interessiertwerden am Religiösen überhaupt bzw. am
Christlichen bedeutet, oftmals nicht durch ein Bibel- oder Predigtwort bewirkt
wird, sondern Gottes Geist viel weiter ausholen muss, etwa durch
Schicksalsschläge, Krankheit, Arbeitslosigkeit, erschütternde Zeitereignisse,
aufrüttelnde Vorkommnisse bei Verwandten, Freunden, Bekannten; oder auch durch
den Eindruck christlicher Persönlichkeiten, Erlebnisse in einem christlichen
Umfeld. Das ist dann aber nur gerade einmal ein erster Weckruf, dem dann das
Wirken des Geistes durch Gottes Wort in Gesetz und Evangelium folgen muss,
damit es zu richtiger Erweckung, Erleuchtung durch Gesetz und Evangelium und
damit zum rettenden Glauben, zur Bekehrung kommt.
17 vgl. zur
Erleuchtung durch Gesetz und Evangelium auch Rohnert,
a.a.O., S. 357-359; Ehlert, a.a.O., S. 202, Anm. 744; Gerberding, a.a.O., Chapter
XIX; Norwegian Synod, a.a.O., Th.
1-21
18 vgl.
dazu auch: Gerberding, a.a.O., Chapter XVIII
19 vgl.
dazu auch: Ehlert, a.a.O., S. 203, Anm. 747
20 vgl. Rohnert, a.a.aO., S. 356, Anm. *)
21 vgl.
dazu auch Gerberding, a.a.O., Chapter XIX
1 vgl.
Thomas Ehlert: Traugott Hahn (1875-1919). Erlangen: FAU University Press. 2018.
(FAU Studien aus der Philosophischen Fakultät. Bd. 10.) S. 221 (Zitierweise:
TE)
2 vgl.
ebd. S. 222
3 vgl.
ebd. S. 196 f.
4 vgl.
auch: Alexander von Oettingen: Die Moralstatistik und
die christliche Sittenlehre. 2. Teil: Die christliche Sittenlehre. Erlangen:
Andreas Deichert. 1873. S. 518 f.
5 Dies
steht allerdings im klaren Gegensatz zum Ansatzpunkt Traugott Hahns, für den
der Glaube „Quelle der christlichen Wahrheit“ war und die Bibel nur „zweite
Quelle der christlichen Wahrheit“ (vgl. TE, S. 445). Bei Hahn wird darin seine
starke Prägung durch die Dorpater theologische
Fakultät deutlich, die wiederum sehr von der Erlanger Theologie bestimmt war,
einer allerdings im „frommen Ich“, in der Erfahrung gegründeten Theologie, die
daher bereits im 19. Jahrhundert nicht unumstritten war.
6 vgl.
dazu: Realencyclopädie für protestantische Theologie
und Kirche. Hrsg. von Albert Hauck. 3., verb. und verm. Aufl. Leipzig: J.C. Hinrich’sche Buchhandlung. 1902. Bd. 11. S. 595 f.
7 vgl. TE,
a.a.O.
8 vgl.
ebd. S. 198
9 vgl.
Traugott Hahn [d.J.]: Evangelisation und Gemeinschaftspflege. Teil 1: Die
Evangelisation. Reval: Franz Kluge. 1909. S. 15 f.
10 „Sicher
ist aber auch eine ‚Bekehrung‘ bei vielen zu wünschen, die nicht eigentlich in
theoretischem Unglauben oder auf Sündenwege geraten, vielmehr wirklich fromm
und kirchlich geblieben sind. Es ist dringend nötig, dass bei ihnen das
Christentum nicht nur das Aufnehmen einzelner Gnadenwirkungen bleibt. Die
Jüngerschaft Jesu muss einmal bei allen die Sache ihres klar überlegten und
fest entschlossenen eigenen Wollens werden, auf Grund aller erfahrenen
göttlichen Einflüsse. Ein solcher Fortschritt von kindlichem Christentum zu
entschiedener Sündenfeindschaft wie bewusster Jüngerschaft Jesu ist freilich
bei allen Christen zu wünschen. In diesem Sinn können wir S. Keller voll
zustimmen, dass es in jedem Christenleben ein Einst und Jetzt geben müsste,
doch ist im letzten Fall eigentlich nicht von Bekehrung, sondern von Erhebung,
Ausreifung zu reden.“ Ebd. S. 16, Anm. 1. [Ich würde das eher „Hingabe“ nennen.
Anm. d. Hrsg.]
11 vgl. TE,
a.a.O., S. 201 f.
12 Hugald Grafe:
Die volkstümliche Predigt des Louis Harms. 2., durchges.
Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 1974.
(Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens. 14.) S. 182.184
13 Bo Giertz: Evangelisch glauben. 2., unveränd.
Aufl. Erlangen: Martin-Luther-Verlag. 1983. S. 119
14 vgl. TE,
a.a.O., S. 202, Anm. 745. (Die Begriffe, die die einzelnen Stadien des ordo salutis, der Gnadenordnung,
angeben, sind angelehnt an die Lehre von der Gnaden- oder Heilsordnung im
skandinavischen Luthertum, vor allem bei Henric Schartau und Bo Giertz.) Auch
Louis Harms betonte die Notwendigkeit der Gesetzespredigt, damit das
selbstgerechte Ich zerschlagen wird: „Es gibt keine Himmelfahrt des Glaubens
ohne die Höllenfahrt der Buße.“ Vgl. Grafe, a.a.O., S. 186.
Traugott
Hahn d.J. betonte auch, dass zwischen Erweckung und Bekehrung klar zu
unterscheiden sei. Erweckung sei noch ohne völligen Bruch mit der Sünde, Glaube
mehr als Zustimmung und Empfangen einzelner Wohltaten Gottes, aber eben noch
kein völliges Ausliefern, Vertrauen zu Gott, da auch noch Sünde festgehalten
wird, während bei der Bekehrung doch ein entschiedenes Aufgeben der Sünde, ein
Bruch mit der Sünde und ein herzliches Vertrauen zu Gott bestimmend ist. Vgl.
Evangelisation … S. 26-28
15 vgl.
ebd. S. 203 f.
16 vgl.
Grafe, a.a.O., S. 177
17 vgl. TE,
a.a.O., S. 204
18 vgl.
ebd. S. 207.234.259
19 Bo Giertz: Fundamente einer lebendigen Kirche. Bielefeld:
Missionsverlag der ev.-luth. Gebetsgemeinschaften; Gießen, Basel: Brunnen-Verl.
1995. S. 98
20 vgl. TE,
a.a.O., S. 206
21 vgl.
dazu auch: Trevor McIlwain, Nancy Everson:
Auf festen Grund gebaut. 2., überarb. Aufl.
Hückeswagen: NTM e.V. 2004. S. 34-41. (New Tribes
Mission (NTM) ist keine lutherische Mission; aber viele Grundsätze, die McIlwain erkannt hat, sind eindeutig biblisch-lutherisch
und daher gut verwendbar.)
22 vgl. TE,
a.a.O., S. 226
23 vgl.
auch: Oettingen, a.a.O., S. 515
24 vgl. TE,
a.a.O., S. 230 f.
25 vgl.
ebd. S. 235.242.244.259.264; Grafe, a.a.O., S. 187 f.
26 vgl. Oettingen, a.a.O., S. 535. Es wird in der Taufe, wie in der
Wiedergeburt durch das Wort allein, allerdings nicht nur ein „Keim“ eines neuen
Lebens gegeben, wie es Oettingen (z.B. S. 538) und
andere im 19. Jahrhundert behauptet haben, sondern wahrhaft das neue Leben, so,
wie auch das leiblich neu geborene Kind tatsächlich Mensch ist, das ganze Leben
hat, auch wenn er dann noch wachsen und sich entfalten muss. Allerdings ist die
Heiligung nicht etwas, das schon vollkommen ist, sondern sie ist, im
Unterschied zu Wiedergeburt, Rechtfertigung, ein Prozess, der sich durch unser
ganzes Leben hinzieht. Auch Traugott Hahn d.J. hat leider zwischen Wiedergeburt
und Bekehrung in der Hinsicht unterschieden, dass er, gerade im Blick auf die
Säuglingstaufe, behauptete, die Wiedergeburt sei dort nur die Ausrüstung mit
einer „inneren Kraft zur Bekehrung“. (Evangelisation …, a.a.O., S. 22) Dafür
gibt es keine biblischen Belege.
Wie wohl
Oettingen im Blick auf den rettenden Glauben ihn als
„göttliche Geisteswirkung“ bezeichnet (S. 544), spricht er andererseits im
gleichen Atemzug von „freier Herzenszustimmung“, „freie
Selbstentscheidung“. Das ist ein Widerspruch in sich. Der rettende Glaube ist
ganz Geschenk des Heiligen Geistes, gewirkt mittels des Evangeliums. Alle
Selbstentscheidung, im Blick auf die Hingabe, Nachfolge, Bruch mit der Sünde ist Folge dieses geschenkten
Glaubens. Dass es der Mensch ist, nicht der Heilige Geist, der glaubt, ist
unumstritten.
27 vgl.
auch ebd. S. 546. Entschieden zurückzuweisen ist Oettingens
Lehre, dass beim Säugling durch die Taufe noch nicht die Wiedergeburt bewirkt
worden sei, sondern nur „der Same der Wiedergeburt in einen entsprechenden
Boden zu weiterem organischem Wachstum“ (S. 547). Das ist das unbiblische, aus der Philosophie übernommene Organismusdenken. Die Wiedergeburt ist kein Prozess,
wie Oettingen S. 548 weiter ausführt. Richtig ist
sein Hinweis, dass der Vollzug der Kindertaufe nur berechtigt ist, wenn die
christliche Familie oder eine entsprechende Patenschaft vorhanden ist, damit
die christliche Erziehung im Wort Gottes gewährleistet ist (S. 547).
28 vgl. TE,
a.a.O., S. 264
29 Traugott
Hahn: Lebenserinnerungen 1848-1939. Stuttgart: Chr. Belser
Verl. 1940. S. 304
30 ebd. S.
306.307
31 vgl.
ebd. S. 361
32 ebd. S.
361 f. Ganz ähnlich sah das auch Louis Harms. Vgl. Grafe, a.a.O., S. 180
33 Die bibel-
und bekenntnistreue erweckliche lutherische Theologie
grenzt sich damit deutlich ab vom Revivalismus, der
in vielen evangelikalen und pietistischen Kreisen zumindest hoch geachtet wird.
Bereits das First Great Awakening war im Blick auf
die Verkündigung stark auch vom Gefühl, von der Arbeit am Willen geprägt,
sowohl bei Jonathan Edwards (vgl. Gerberding, a.a.O., Chap.
XXVI) als auch, noch wesentlich stärker, bei George Whitefield (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Great_Awakening). Noch viel stärker war dies beim
Second Great Awakening der Fall, das nicht zuletzt
von Charles Finney und seiner arminianischen, auf
einem angeblichen „freien Willen“ bei unbekehrten Menschen gründenden Theologie
und der schwarmgeistigen Art und Weise der Methodisten geprägt war („new measures“). Allerdings gab es
auch da Ausnahmen, wie Asahel Nettleton,
der konsequent die alte reformierte Predigtweise fortsetzte (vgl. http://articles.ochristian.com/article3096.shtml). Auch die Arbeit des lutherischen Erweckungspredigers Henric Schartau in Lund hebt sich
klar ab vom Revivalismus (vgl. dazu u.a.: Henric Schartau: Stadien des
Heilsweg. Bielefeld: Missionsverlag der Evangelisch-Lutherischen
Gebetsgemeinschaften. 1979.)
34 Dies war
auch der korrekte Ansatz des norwegischen Theologen und Erweckungspredigers Gisle Johnson (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gisle_Johnson).
1 vgl.
Vilmos Vajta: Die Theologie des Gottesdienstes bei
Luther. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht. 1959. (Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte. Bd. 1.) S. 78,
Anm. 124; 80, Anm. 127.
2 vgl.
ebd. S. 76 und Anm. 116
3 vgl.
Gottfried Martens: Ex opere operato .- Eine
Klarstellung. In: Jürgen Diestelmann (Hrsg.):
Einträchtig lehren. Groß Oesingen: Verlag der
Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms. 1997. S. 311-323
4 vgl.
Vajta, a.a.O., S. 73
5 vgl.
dazu auch: Kurt Dietrich Schmidt: Grundriss der Kirchengeschichte. 7. Aufl. 2.,
unveränd. Nachdr. der 5., durchges. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck
& Ruprecht. 1979. S. 129-133
6 vgl. Vajta,
a.a.O., S. 74
7 WA 30 I 224:33 und 30 I
317:20. – 18, 28:31; in: Vajta, a.a.O., Anm. 109
8 vgl. Vajta,
a.a.O., S. 75
9 vgl. ebd.
10 vgl. ebd. S. 76
11 WA 2,751:18; in: Vajta, a.a.O., S. 78
12 vgl. Vajta, a.a.O.,
ebd.
13 WA 2,751:38; in: Vajta, a.a.O., S. 81, Anm. 130
14 vgl. Vajta,
a.a.O., S. 79.81
15 vgl. ebd. S. 82
16 vgl. ebd. S. 81
17 vgl. ebd. S. 83 f.
18 vgl. ebd. S. 172