Beständig in der Apostel
Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet! Apg. 2,42
DER BEKENNTNIS-
LUTHERANER
Lutherisches Blatt für
Bibelchristentum.
Mit Zustimmung der Lutherischen
Kirchen der Reformation (Lutheran Churches
of the Reformation, LCR)
herausgegeben von Roland Sckerl, Leopoldstr. 1, D-76448 Durmersheim; Tel.:07245/83062;
E-mail: Sckerl@web.de;
Internet: www.lutherische-bekenntnisgemeinde.de
25. Jahrgang 2017 Heft 3/2017
Inhaltsverzeichnis
UNTER
LUTHERS KANZEL UND KATHEDER
Roland Sckerl
Luther hat zwei Auslegungen des
Galaterbriefes, dem nach dem Römerbrief für das Zentrum der biblischen Lehre,
der Rechtfertigung allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst für uns
willen, empfangen allein mittels des Glaubens, wichtigsten biblischen Brief,
herausgegeben. Die erste, kürzere, bezieht sich auf seine Vorlesungen der Jahre
1516-17 und stellt noch die Zeit des Übergangs dar, also vor dem
reformatorischen Durchbruch. Luther selbst hat über diese Auslegung später sich
eher etwas entsetzt geäußert, weil ihr doch noch manches fehlt. Dagegen ist die
„große“ Galaterbriefvorlesung der Jahre 1531-32, die dann 1535 veröffentlicht
wurde, neben der Schrift „Vom unfreien Willen“ einer der bedeutendsten
reformatorischen Werke Luthers überhaupt, in der er sehr breit den
Zentralartikel des biblischen Christentums, die Rechtfertigung des Sünders
allein aus Gottes Gnade, allein um Christi Verdienst für uns willen, empfangen
allein mittels des Glaubens, breit entfaltet und gegen die römischen und
schwärmerischen Irrlehrer abgegrenzt und verteidigt hat. Darum bietet sich
gerade diese Vorlesung besonders an, Luthers Rechtfertigungslehre in ihren
Grundzügen darzustellen. Dabei habe ich mich besonders auf die Erklärung zu den
ersten beiden Kapiteln gestützt und vom dritten Kapitel auf die Darlegungen zu
den Versen 3 und 13 sowie seine Predigt zu den Versen 23 und 24.
1.
Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt: eine fremde oder leidende, allein
empfangene Gerechtigkeit
Wie bedeutsam dieser Artikel ist, hebt
Luther bereits in der Vorrede hervor: „Denn
in meinem Herzen herrscht allein dieser Artikel, nämlich der Glaube an
Christus, aus welchem, durch welchen und zu welchem bei Tag und bei Nacht alle
meine theologischen Gedanken fließen und zurückfließen. … Doch es zwingt mich,
diese Scham abzulegen und ohne Scham kühn zu sein, die endlose und schreckliche
Entheiligung und den Greuel, welcher in der Kirche
Gottes allezeit gewütet hat und auch heutzutage nicht aufhört zu wüten wider
diesen einigen und festen Fels, den wir die Lehre (locum)
von der Rechtfertigung nennen, das heißt, wie wir nicht durch uns selbst
(ohne Zweifel auch nicht durch unsere Werke, welche geringer sind als wir
selbst), sondern durch fremde Hilfe, durch den eingebornen
Sohn Gottes, Jesus Christus, von Sünde, Tod und Teufel erlöst und mit dem
ewigen Leben beschenkt sind.“1
Dass gerade dieser Brief des Paulus in
besonderer Weise diesen Artikel behandelt, hebt er in seiner Einführung in den
Galaterbrief hervor, in der er unterstreicht, was das Thema dieses Briefes ist:
„Vor allen Dingen muss gesagt werden, um
was es sich handelt, das heißt, womit Paulus in dieser Epistel zu schaffen
habe. Es handelt sich aber darum: Paulus will die Lehre vom Glauben, von der
Gnade, von der Vergebung der Sünden oder der christlichen Gerechtigkeit
befestigen, dass wir die völlige Erkenntnis und den gewissen Unterschied
zwischen der christlichen Gerechtigkeit und allen anderen Gerechtigkeiten
haben.“2 Und diese
Gerechtigkeit, durch die allein wir bestehen können im Jüngsten Gericht, ist
nicht unser Werk, kommt auch nicht aus unseren Werken, sondern ist völlig
losgetrennt von uns und unseren Werken. „Diese
aber, nämlich des Glaubens Gerechtigkeit, ist die allerköstlichste, welche Gott
uns um Christi willen ohne unsere Werke zurechnet, ist auch nicht eine
weltliche, noch eine zeremoniale, noch eine
Gerechtigkeit aus dem göttlichen Gesetze, hat auch nicht mit unseren Werken zu
schaffen, sondern ist völlig verschieden, das heißt, nur eine leidende
Gerechtigkeit (gleichwie jene zuvor genannten tätige Gerechtigkeiten
sind). Denn dabei wirken wir nichts, haben auch nichts, das wir Gott gäben,
sondern empfangen nur, und leiden, dass ein anderer, nämlich Gott, in uns
wirke. Deshalb kann man diese Gerechtigkeit des Glaubens oder die christliche
Gerechtigkeit wohl eine leidende Gerechtigkeit nennen.“3 Eben weil
diese Gerechtigkeit allein Gottes Werk ist, auf nichts in, an, bei uns beruht,
durch den herzlichen Glauben oder Vertrauen auf Jesus Christus nur empfangen
wird, darum haben wir durch sie, und allein durch sie, den rechten Trost im
Blick auf die Ewigkeit wie auch in allen Anfechtungen aufgrund unserer Sünden
und Verdorbenheit. „Deshalb hat ein
betrübtes Gewissen keine Hilfe wider die Verzweiflung und den ewigen Tod, wenn
es nicht die Verheißung der in Christus dargebotenen Gnade ergreift, das heißt,
diese leidende oder christliche Gerechtigkeit des Glaubens; wenn es diese
ergriffen hat, so kann es sich zufrieden geben und zuversichtlich sprechen: Ich
suche nicht die tätige Gerechtigkeit, die ich zwar habe und tun sollte; aber
wenn ich sie gleich hätte und täte, so kann ich doch darauf nicht mein
Vertrauen setzen, sie auch dem Gericht Gottes nicht entgegenstellen. Deshalb
entschlage ich mich aller tätigen und eigenen Gerechtigkeit und der
Gerechtigkeit des göttlichen Gesetzes, und ergreife allein die leidende
Gerechtigkeit, die da ist die Gerechtigkeit der Gnade, der Barmherzigkeit, der
Vergebung der Sünden, kurz, Christi und des Heiligen Geistes, welche wir nicht
tun, sondern leiden, nicht haben, sondern empfangen, indem Gott der Vater sie
uns gibt durch Jesus Christus.
Gleichwie die Erde selbst den Regen nicht hervorbringt, ihn auch nicht
hervorbringt, ihn auch nicht durch irgendein eigenes Werk, Arbeit oder Kräfte
erlangen kann, sondern ihn nur durch eine himmlische Gabe von oben empfängt
[Hebr. 6,7], so wird uns, ohne unser Werk und Verdienst, von Gott diese
himmlische Gerechtigkeit geschenkt. So viel daher die dürre Erde von sich
selbst etwas dazu wirken kann, dass ihr ein reichlicher und recht erwünschter
Regen zuteil werde, so viel können auch wir Menschen
aus unseren Kräften und Werken zuwege bringen, dass uns jene göttliche
himmlische und ewige Gerechtigkeit zuteil werde, es
sei denn, dass wir sie umsonst durch Zurechnung und durch die unaussprechliche
Gabe Gottes erlangen.“4
2.
Die rechte Unterscheidung von Gesetz und Evangelium, eine Grundvoraussetzung
zum Verständnis der Bibel und zum rechten Erfassen der Rechtfertigungslehre
Immer wieder in dieser Erklärung kommt
Luther auf die so wichtige und bedeutsame Unterscheidung von Gesetz und
Evangelium zu sprechen, darauf, wem das Gesetz und wem das Evangelium zu
predigen ist, weil sonst die Bibel insgesamt falsch verstanden wird, vor allem
aber die Lehre von der Rechtfertigung nicht begriffen wird. „Wiederum muss in der Welt so auf das Gesetz
und die Werke gedrungen werden, als ob durchaus keine Verheißung oder Gnade da
wäre, und zwar um der halsstarringen, stolzen und verhärteten Leute willen,
denen man nichts anderes vor Augen stellen muss als das Gesetz, damit sie
erschreckt und gedemütigt werden. Denn dazu ist das Gesetz gegeben, dass es
solche Leute gewaltig schrecke und töte und den alten Menschen wohl plage.
Beides, das Wort der Gnade und des Zorns, muss recht geteilt werden, wie der
Apostel lehrt 2. Tim. 2,15. … Wiederum, wer das Gesetz und die Werke dem alten
Menschen, die Verheißung aber und die Gnade dem neuen Menschen vorlegt, der
teilt recht.“5 Damit hängen auch die beiden Gerechtigkeiten
zusammen, die deutlich zu unterscheiden sind: die tätige, durch das Gesetz
gewirkte, und die leidende, allein aus Gnaden mittels des Glaubens empfangene. „Dies ist unsere Theologie, nach welcher wir
lehren, diese beiden Gerechtigkeiten, die tätige und
die leidende, deutlich zu unterscheiden, damit nicht Leben und Glaube, Werke
und Gnade, Weltregiment und Gottesdienst miteinander vermengt werden. Es ist
aber beiderlei Gerechtigkeit notwendig, doch muss man eine jegliche in ihren
Schranken lassen. Die christliche Gerechtigkeit gehört für den neuen Menschen,
aber die Gerechtigkeit des Gesetzes für den alten Menschen, der aus Fleisch und
Blut geboren ist.“6
In seinen Ausführungen zu 1,7 macht er
deutlich, dass es bei diesem Ringen des Paulus um die Galater um das wahre
Evangelium geht, dem die Werke in keiner Weise beigemischt werden dürfen, das
wir allein aus Gnaden haben. „Darnach
schien es ihnen noch unleidlicher zu sein, dass die Heiden, die gottlosen
Götzendiener, ohne Beschneidung, ohne Werke des Gesetzes, allein aus Gnaden und
durch den Glauben an Christus zu dieser Herrlichkeit und Würde kommen sollten,
dass sie Gottes Volk wären.“7 Darum aber konnte es bei den Judaisten,
die in Galatien die Verwirrung angerichtet hatten, zu
dieser Anschauung kommen? Doch deshalb, weil sie eben Gesetz und Evangelium
nicht recht unterschieden, wie es später auch im Papsttum und im Pietismus und
in vielen Kreisen immer wieder geschah und noch geschieht. „Aber weil sie das Gesetz mit dem Evangelium vermengen, so müssen sie
Zerstörer des Evangeliums sein. Denn entweder Christus wird bleiben und das
Gesetz fallen, oder das Gesetz wird bleiben und Christus fallen. Denn Christus
und das Gesetz können auf keine Weise miteinander stimmen und nicht zugleich im
Gewissen herrschen. Wo die Gerechtigkeit des Gesetzes herrscht, da kann die
Gerechtigkeit der Gnade nicht herrschen, und wiederum, wo die Gerechtigkeit der
Gnade herrscht, da kann die Gerechtigkeit des Gesetzes nicht herrschen. Eines
muss dem anderen weichen.“8 Und zu 2,13, wo er wiederum auf diese Unterscheidung
eingeht, da nun in der Auseinandersetzung des Paulus mit Petrus und Barnabas: „Dies sage ich um deswillen, damit wir den
Artikel von der Rechtfertigung mit dem höchsten Fleiß lernen und aufs reinste
das Evangelium vom Gesetze unterscheiden und in dieser Sache durchaus nichts in
heuchlerischer Weise tun, niemandem auch nur ein Haarbreit weichen, wenn wir
anders die Wahrheit des Evangeliums und den Glauben rein und unverletzt
behalten wollen, welche, wie ich gesagt habe, sehr leicht verletzt werden.
Deshalb bleibe hier die Vernunft, die Feindin des Glaubens, weit davon, welche
in den Anfechtungen der Sünde und des Todes sich nicht stützt auf die
Gerechtigkeit des Glaubens, weil sie dieselbe ganz und gar nicht kennt, sondern
auf eigene Gerechtigkeit oder höchstens auf die Gerechtigkeit des Gesetzes.
Sobald aber das Gesetz und die Vernunft sich miteinander verbinden, ist die
Jungfräulichkeit des Glaubens sofort dahin. Dem Glauben steht nichts stärker und
feindlicher entgegen als das Gesetz und die Vernunft, und diese beiden können
nicht ohne große Mühe und Anstrengung überwunden werden, und müssen doch
überwunden werden, wenn man anders selig werden will.
Darum, wenn dein Gewissen durch das Gesetz erschreckt wird und mit dem
Gerichte Gottes ringt, so ziehe weder die Vernunft noch das Gesetz zu Rate,
sondern gründe dich allein auf die Gnade und das Wort des Trostes. Da halte
dich ganz und gar nicht anders, als ob du vom Gesetze Gottes niemals irgendetwas
gehört hättest, sondern mache dich hinzu ins Dunkel [2. Mose 20,21], wo weder
das Gesetz noch die Vernunft leuchtet, sondern allein das dunkle Wort des
Glaubens, welcher [Glaube] sich gewisslich darauf verlässt, dass er selig werde
außer und über das Gesetz, in Christus.“9 Es geht also bei der rechten Unterscheidung von
Gesetz und Evangelium wirklich um Sein oder Nichtsein des rechten christlichen,
evangelischen Glaubens, ja, des ganzen biblischen Christentums. Dies wird ganz
evident in dem Moment der Anfechtung des Gewissens wegen der Sünden. Wenn es da
auf das Gesetz anstatt auf das Evangelium sieht, ist es verloren. Vielmehr muss
es da das Gesetz ganz ausschalten. „Wer
daher das Evangelium vom Gesetz wohl zu unterscheiden versteht, der danke Gott
und wisse, dass er ein Theologe sei. Ich verstehe dies freilich noch nicht in
der Anfechtung, wie ich sollte. Beides ist aber so zu unterscheiden, dass du
das Evangelium in den Himmel setzest, das Gesetz auf die Erde, dass du die
Gerechtigkeit des Evangeliums eine himmlische und göttliche nennst, die
Gerechtigkeit des Gesetzes eine irdische und menschliche, und dass du die
Gerechtigkeit des Evangeliums von der Gerechtigkeit des Gesetzes sorgfältig
unterscheidest, wie Gott den Himmel von der Erde, das Licht von der Finsternis,
den Tag von der Nacht mit aller Sorgfalt unterschieden hat. Die eine soll Licht
und Tag sein, die andere Finsternis und Nacht, und wollte Gott, wir könnten sie
noch weiter voneinander scheiden.
Deshalb, wenn man vom Glauben oder vom Gewissen handelt, so soll das
Gesetz gänzlich ausgeschlossen werden und auf der Erde bleiben; handelt man
aber von Werken, so zünde man die Leuchte der Werke oder der Gerechtigkeit des
Gesetzes bei der Nacht an. … Denn das Gewissen hat nichts zu schaffen mit dem
Gesetz, mit Werken und mit irdischer Gerechtigkeit.“10
Das Verständnis der Bibel, der ganzen
christlichen Lehre hängt an dieser rechten Unterscheidung von Gesetz und
Evangelium, die daher unbedingt notwendig ist. „Dieses Lehrstück vom Unterschied des Gesetzes und des Evangeliums muss
man notwendigerweise wissen, weil es die Summa der ganzen christlichen Lehre
enthält. Deshalb bestrebe sich ein jeder, der sich der Gottseligkeit
befleißigt, mit der größten Sorgfalt, dass er dies unterscheiden lerne, nicht
allein mit Worten, sondern auch in Wahrheit (affectu)
und in der Erfahrung, das heißt, im Herzen und Gewissen. Sonst, was die Worte
anbetrifft, so ist diese Unterscheidung leicht. Aber in der Anfechtung wirst du
inne werden, dass das Evangelium ein seltener Gast im
Gewissen ist, dagegen das Gesetz ein täglicher Hausgenosse. Denn die Vernunft
hat von Natur die Erkenntnis des Gesetzes.
Darum, wenn das Gewissen erschrickt vor der Sünde, die durch das Gesetz
angezeigt und groß gemacht wird, so sollst du sprechen: Sterben hat seine Zeit,
leben hat seine Zeit, das Gesetz hören hat seine Zeit, das Evangelium hören hat
seine Zeit, das Evangelium nicht wissen hat seine Zeit. Jetzt trolle sich das
Gesetz, und das Evangelium komme her, denn nun ist nicht die Zeit, das Gesetz
zu hören, sondern das Evangelium. Aber du hast nichts Gutes getan, vielmehr
schwer gesündigt. Das gebe ich zu, aber ich habe Vergebung der Sünden durch
Christus, um dessentwillen mir alle meine Sünden erlassen sind.“11
Nur in Jesus Christus ist für den Sünder
Trost. „Wiewohl ich ein Sünder am Gesetze
bin und es mir mangelt an der Gerechtigkeit des Gesetzes, so verzweifle ich
darum doch nicht, darum muss ich nicht sterben, denn Christus lebt, welcher
meine Gerechtigkeit und mein ewiges und himmlisches Leben ist. In dieser
Gerechtigkeit und in diesem Leben habe ich keine Sünde, kein [böses] Gewissen,
keinen Tod. Ich bin zwar ein Sünder, was das gegenwärtige Leben und seine
Gerechtigkeit anbetrifft, als ein Kind Adams, wo mich das Gesetz anklagt, der
Tod herrscht und mich endlich verschlingen wird; aber über dieses Leben habe
ich eine andere Gerechtigkeit, ein anderes Leben, welches ist Christus, der
Sohn Gottes, der von Sünde und Tod nichts weiß, sondern die Gerechtigkeit und
das ewige Leben ist, um dessentwillen auch dieser mein Leib, nachdem er
gestorben und zu Asche geworden ist, wieder auferweckt und von der Knechtschaft
des Gesetzes und der Sünde befreit und zugleich mit dem Geiste geheiligt werden
wird.“12 Darum hängt alles an dem Artikel von der
Rechtfertigung, nämlich deine gesamte ewige Zukunft, ja, schon dein Leben in
dieser Welt, ob du unter der Knechtschaft Satans und des Gesetzes bleibst oder
Eigentum deines Retters durch den Glauben wirst, und die christliche Kirche
überhaupt. Denn ohne den Artikel von der Rechtfertigung ist die Gnade dahin,
damit sind die Menschen wieder auf ihre Werke verwiesen und damit wieder auf
dem Boden des Heidentums. „Denn wenn
dieser Artikel von der Rechtfertigung verloren ist, dann ist auch zugleich die ganze
christliche Lehre verloren. Und alle Leute in der Welt, welche sie [die
Rechtfertigung] nicht festhalten, sind entweder Juden oder Türken oder Papisten
oder Ketzer, weil zwischen diesen beiden Gerechtigkeiten,
der tätigen des Gesetzes und der leidenden Christi, kein Mittel ist. Wer also
von der christlichen Gerechtigkeit abirrt, der muss in die tätige Gerechtigkeit
zurückfallen, das heißt, er muss, weil er Christus verloren hat, dahin fallen,
dass er sein Vertrauen auf seine eigenen Werke setze.“13 Darum
ist an der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium so viel, ja, alles,
gelegen: „Wenn wir daher Prediger und
Lehrer anderer sein wollen, so müssen wir auf diese Dinge mit der allergrößten
Sorgfalt Acht haben und diesen Unterschied der Gerechtigkeit des Gesetzes und
der Gerechtigkeit Christi wohl festhalten.“14
Hat das Gesetz dann am Christen überhaupt
noch eine Aufgabe? Ja, was sein Fleisch angeht, das zu dämpfen, zu töten, unten
zu halten im täglichen Kampf gegen die Sünde, damit es täglich ersäuft werde. „Wir haben aber oben gesagt, dass das Gesetz
in einem Christen seine Schranken nicht überschreiten, sondern seine Herrschaft
nur über das Fleisch haben dürfe, welches ihm unterworfen sein und unter ihm
bleiben soll. Wo dies geschieht, da bleibt das Gesetz in seinen Grenzen.“15
Wenn es aber um die Frage deiner Stellung
vor Gott, wenn es um dein Gewissen, wenn es um dein ewiges Heil, deine ewige
Rettung geht, da gilt allein das Evangelium, das in diesem Zusammenhang alle
irdische Gerechtigkeit verdammt, wie Luther zu 1,1 schreibt: „Hier haben wir nur beiläufig anzeigen
wollen, dass das Evangelium eine solche Lehre ist, welche alle Gerechtigkeit
verdammt und nur die Gerechtigkeit Christi predigt, und denen, welche sie
ergreifen, Frieden des Gewissens und alle Güter bringt.“16
3.
Gottes Geschenk: Gnade und Frieden des Gewissens
Was aber ist das biblische Evangelium? Es
ist nichts anderes als Gnade und Frieden des Gewissens, von Gott frei, umsonst,
um Christi willen uns geschenkt, dem Glauben, der sich allein an Christus hält,
zugerechnet. „Und diese beiden Wörter
‚Gnade‘ und ‚Friede‘ begreifen das ganze Christentum in sich. Die Gnade vergibt
die Sünde, der Friede macht das Gewissen ruhig. … Ferner kann man niemals
Frieden im Gewissen haben, wenn nicht die Sünde vergeben ist. Sie wird aber
nicht vergeben um der Erfüllung des Gesetzes willen, weil niemand dem Gesetze
ein Genüge tut, sondern das Gesetz zeigt vielmehr die Sünde an, verklagt und
erschreckt das Gewissen, verkündigt den Zorn Gottes und treibt zur
Verzweiflung. Viel weniger wird die Sünde weggenommen durch Werke und
Bemühungen, die von Menschen erdacht sind, als da sind gottlose
[Heiligen-]Verehrung, geistliche Stände (religiones),
Gelübde, Wallfahrten: Kurz, sie wird durch keine Werke weggenommen, sondern
vielmehr durch dieselben vermehrt. Denn je mehr die Werkheiligen sich bemühen
und es sich sauer werden lassen, die Sünde wegzunehmen, desto ärger wird es mit
ihnen. Sie wird aber allein durch die Gnade weggenommen, und durchaus auf keine
andere Weise. Deshalb stellt Paulus jedes Mal im Gruß in allen seinen Episteln
der Sünde und dem bösen Gewissen die Gnade und den Frieden usw. entgegen.“17
Gerade dann, wenn du deine Sünde und
Verdorbenheit recht erkannt hast, wenn du durch das Gesetz den Zorn Gottes vor
Augen hast, gerade dann gilt es, allein dich an Christus als deinen Erlöser zu
halten, denn dazu ist er uns von Gott gegeben. „So viel ihrer auch sind, die den Artikel von der Rechtfertigung nicht
kennen, die nehmen Christus, den Versöhner, aus dem Mittel, wollen Gott in
seiner Majestät durch die Urteilskraft der menschlichen Vernunft ergreifen und
ihn durch Werke begütigen.
Aber die christliche und wahre Theologie hält uns Gott nicht vor in
seiner Majestät, wie Mose und andere Lehren tun, befiehlt nicht, das Wesen
Gotts zu erforschen, sondern dass wir seinen Willen, den er uns in Christus
vorgelegt hat, erkennen sollen. Gott hat gewollt, dass Christus die menschliche
Natur (carnem) annähme, geboren würde und stürbe um
unserer Sünde willen, und dass dieses gepredigt werde unter allen Völkern. …
Wenn du daher mit der Lehre von der Rechtfertigung zu tun hast und darüber
disputierst, wie man Gott finden könne, der da rechtfertigt oder die Sünder
annimmt, wo und wie er gesucht werden müsse, dann sollst du durchaus von keinem
andern Gott wissen, außer diesem Menschen Jesus Christus. Den ergreife und
hange an ihm von ganzem Herzen und lass das Ergrübeln der Majestät anstehen.
Denn wer die Majestät erforschen will, der wird von ihrer Herrlichkeit
erdrückt. … Daher wirst du außer diesem Weg, Christus, schlechthin keinen
anderen Weg zum Vater finden, sondern Irrtum; nicht die Wahrheit, sondern
Heuchelei und Lüge; nicht das Leben, sondern den ewigen Tod. Darum sei dessen
wohl eingedenk, dass man in der Sache der Rechtfertigung, wo wir alle mit dem
Gesetz, der Sünde, dem Tod, dem Teufel und der Überwindung alles Übels zu tun
haben, keinen anderen Gott kennen soll als den menschgewordenen und
menschlichen Gott.“18
Dass dies überhaupt möglich ist, dass wir
Gnade erlangen können, hat seinen Grund
darin, dass Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person, sich für
uns dahingegeben hat. „Hier erhebt sich
die Frage, wie wir die Vergebung der Sünden erlangen können, sowohl der Sünden,
welche andere Leuchte, als auch derer, die wir selbst auf uns haben? Paulus
antwortet[1,4], der Mann, welcher Jesus Christus heißt, Gottes Sohn, habe sich
selbst für dieselben gegeben. Dies sind herrliche und tröstliche Worte, die
auch im alten Bunde verheißen sind, dass unsere Sünden auf keine andere Weise
weggenommen werden als durch den Sohn Gottes, der in den Tod dahingegeben ist.“19 Daran
hängt ja alles, darum ist das auch das höchste Wissen: Christus hat sich für
uns dahingegeben. „Dies ist daher das
höchste Wissen (scientia) und die rechte christliche
Weisheit, dass man diese Worte Pauli für ernstliche und ganz wahre halte,
nämlich dass Christus in den Tod gegeben sei, nicht um unserer Gerechtigkeit
und Heiligkeit willen, sondern um unserer Sünden willen, welche rechte, große,
viele, ja, unendliche und unüberwindliche Sünden sind.“20
Gerade in Anfechtungen um der Sünde willen
gilt es diese Tatsache festzuhalten und sich daran zu klammern im herzlichen
Vertrauen auf unseren Retter Jesus Christus. „Christus, Gottes Sohn, ist nicht für die Heiligen und Gerechten
gegeben, sondern für die Ungerechten und Sünder. Wenn ich gerecht wäre und
keine Sünde hätte, so bedürfte ich des Versöhners, Christi, nicht. … Da nun
meine Sünden so ernstlich, wahrhaftig, groß, unendlich, schrecklich und
unüberwindlich sind, und meine Gerechtigkeit mir vor Gott nicht nützt, sondern
vielmehr schadet, so ist deshalb Christus, Gottes Sohn, für dieselben in den
Tod dahingegeben, damit er sie austilgte und mich und alle, die dies glauben,
selig machte. … Deshalb, wenn du ein Sünder bist, wie wir sicherlich alle immer
sind, so bilde dir Christus nicht vor als einen Richter, der auf dem Regenbogen
sitzt, sonst wirst du erschrecken und verzweifeln; sondern ergreife seine
rechte Beschreibung, nämlich diese: dass Christus, Gottes und der Jungfrau
Sohn, eine solche Person sei, welche nicht schreckt, nicht plagt, uns Sünder
nicht verdammt, nicht Rechenschaft von uns fordert wegen unseres schändlich
verbrachten Lebens, sondern die sich selbst für unsere Sünden gegeben und durch
ein einziges Opfer die Sünden der ganzen Welt abgetan, gekreuzigt und in sich
selbst vertilgt hat.
Diese Beschreibung lerne mit Fleiß und besonders dies Fürwort ‚unsere‘
mache dir so zu eigen[, dass du wissest], dass diese drei Silben ‚unsere‘, im
Glauben ergriffen, auch deine Sünde ganz und gar wegnehmen und austilgen, das
heißt, dass du aufs allergewisseste wissest, dass Christus nicht allein die
Sünden einiger Menschen, sondern auch deine und die Sünden der ganzen Welt
hinweggenommen habe.“21
4.
Gerecht allein aus Gnaden, allein mittels des Glaubens, nicht durch Werke
Die Welt, in der wir leben, von der wir ein
Teil sind, liegt gemäß der Bibel im Argen, ist also voll Sünde – darum ist es
ganz unmöglich, durch Werke vor Gott gerecht werden zu wollen. „Denn in derselben ist nichts anderes als
Unwissenheit in Bezug auf Gott, Verachtung Gottes, Lästerung und Hass gegen
Gott, desgleichen Ungehorsam gegen alle Worte und Werke Gottes. In diesem
Reiche und unter seiner Herrschaft sind wir.
Hier siehst du wiederum, dass niemand durch seine Werke oder eigene
Kräfte die Sünden tilgen kann, weil diese gegenwärtige Welt arg ist, und, wie
Johannes [1. Ep. 5,19] sagt, ‚im Argen liegt‘. So
viele ihrer also in der Welt sind, die sind des Teufels gefangene Glieder, die
ihm dienen und alles nach seinem Willen tun müssen.“22 Gerade
deshalb können wir allein durch Christus errettet werden, nur durch ihn gerecht
vor Gott dastehen. „Mit diesen Worten
nun: ‚Dass er uns errettete‘ usw. zeigt Paulus, wovon dieser ganze Brief
handele, dass nämlich die Gnade und Christus vonnöten sei, und dass keine
Kreatur, weder Mensch noch Engel, den Menschen aus dieser argen Welt erretten
könne. Denn das sind Werke allein der göttlichen Majestät, die nicht in der
Gewalt eines Menschen oder eines Engels stehen, dass Christus die Sünde getilgt
und uns aus der Tyrannei und Herrschaft des Teufels errettet hat, das heißt,
aus der argen Welt, welche ein gehorsamer Sklave und williger Nachahmer ihres Gottes,
des Teufels, ist.“23 Darum können wir mit unseren Werken nichts
ausrichten. „Und zugleich wollen wir mit
Paulus bekennen, dass alle unsere Werke und Gerechtigkeit nur Schade und Dreck
seien, mit denen allen wir dem Teufel auch nicht ein Haar krümmen konnten.
Auch alle Kraft des freien Willens, alle pharisäische Weisheit und
Gerechtigkeit, alle Orden, Messen, geistliche Stände, Heiligendienst, Gelübde,
Fasten, härene Hemden usw. treten wir mit Füßen und speien sie an als das
abscheulichste unflätige Kleid und das verderblichste Gift des Teufels. Dagegen
wollen wir die Ehre Christi klar ans Licht stellen und verherrlichen, der uns
durch seinen Tod nicht bloß von der Welt, sondern von der argen Weg errettet
hat.“24
Der Glaube aber, der die Rechtfertigung,
die Gerechtsprechung empfängt, ist nicht aus uns, ist
nicht unser Werk, nicht eine Tugend, Qualität, die wir vorbringen, sondern ist
vielmehr Gottes Gabe durch das Wort des Evangeliums. „Darum schärfen wir beständig ein, dass die Erkenntnis Christi und der
Glaube nicht ein menschlich Ding oder Werk sei, sondern schlechthin eine Gabe
Gottes, der den Glauben in uns sowohl schafft als auch erhält.
Gleichwie aber Gott den Glauben zuerst durch das Wort schenkt, so übt,
mehrt, befestigt und vollendet er ihn darnach auch durch das Wort. Deshalb ist
das der höchste Gottesdienst und der allerheiligste Sabbath, dass man sich in der
Gerechtigkeit übe, mit dem Worte umgehe und es höre. Dagegen ist nichts
Gefährlicheres als Überdruss am Worte Gottes.“25
Christus aber, der für uns gelitten hat,
der unsere Sünden auf sich nahm, ist nicht ein neuer Gesetzgeber, sondern ist
vielmehr das Opfer für uns. „Aber das
Evangelium lehrt, dass Christus nicht gekommen sei, um ein neues Gesetz zu
geben und Gebote zu lehren, wie man recht wandeln solle (de moribus),
sondern es sagt, er sei darum gekommen, dass er das Opfer würde für die Sünden
der ganzen Welt, und dass uns die Sünden vergeben werden sollen, und uns um
seinetwillen das ewige Leben geschenkt werden soll, nicht um der Werke des
Gesetzes oder unserer Gerechtigkeit willen. Von diesem überschwänglichen
Schatze, der uns umsonst geschenkt ist, predigt recht eigentlich das
Evangelium. … Christus aber ist recht eigentlich nicht ein Gesetzgeber, sondern
ein Versöhner und Heiland. Dies ergreift der Glaube und glaubt ohne Zweifel,
dass er die Werke und Verdienste nach Willigkeit und nach Würden mehr als
überflüssig zuwege gebracht habe, denn er hätte mit einem einzigen Tröpflein
seines Blutes für die Sünden der Welt genugtun können. Nun aber hat er
reichlich für uns genuggetan. Hebr. 9,12: ‚Durch sein eigenes Blut ist er
einmal in das Heilige eingegangen’ usw., und Röm.3,24 f.: ‚Wir werden ohne
Verdienst gerecht aus seiner Gnade, durch die Erlösung, so durch Christus Jesus
geschehen ist, welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl, durch den
Glauben in seinem Blut‘ usw. Darum ist es etwas Großes, dass man Christus im
Glauben ergreife, der da trägt die Sünde der Welt, und allein dieser Glaube
wird zur Gerechtigkeit gerechnet, Röm. 3,28; 4,5.“26
Darum ist es auch ganz falsch zu behaupten,
dass die Gerechtigkeit Christi allein nicht ausreiche, sondern zusätzlich auch
noch das Halten des Gesetzes nötig sei, womit alles auf den Kopf gestellt wird.
„Mit diesen Worten [Gal. 2,17] klagt er
die falschen Apostel und alle Werkheiligen auf das schwerste an, dass sie alles
verkehren, weil sie aus dem Gesetz die Gnade, aus der Gnade das Gesetz, aus
Mose Christus, aus Christus einen Mose machen. Denn sie lehren, dass nach Christus
und nach aller Gerechtigkeit Christi noch die Beobachtung des Gesetzes
notwendig sei, wenn man gerecht werden wolle. So wird durch eine unerträgliche
Verkehrung das Gesetz zu Christus, weil dem Gesetz das beigelegt wird, was
recht eigentlich Christus zukommt. Sie sagen: Wenn du die Werke des Gesetzes
tust, so wirst du gerecht. Wenn du sie nicht tust, so wirst du nicht
gerechtfertigt, magst du auch noch so sehr an Christus glauben.“27
Übrigens ist damit auch alle Vorbereitung
unsererseits auf die Gnade, auf die Bekehrung ausgeschlossen, weil der
geistlich tote Mensch sich ja gar nicht darauf vorbereiten kann. „Denn hier sind wir ganz in Sünden ersoffen.
Alles, was in unserm Willen ist, ist böse, alles, was in unserem Verstand ist,
ist Irrtum. Darum hat ein Mensch in göttlichen Dingen nichts als Finsternis,
Irrtum, Bosheit und Verkehrtheit im Willen und Verstand. Wie sollte er also
Gutes wirken können, Gott lieben usw.?“28
5.
Gerecht mittels des Evangeliums, nicht des Gesetzes
Unsere Gerechtigkeit, das kann nicht zu oft
betont werden, kommt allein mittels des Glaubens, ohne die Werke des Gesetzes. „Es ist aber die Wahrheit des Evangeliums,
dass unsere Gerechtigkeit allein aus dem Glauben kommt, ohne die Werke des
Gesetzes. Die Unwahrheit (falsitas) oder die
Verfälschung des Evangeliums ist, dass wir durch den Glauben gerecht werden,
aber nicht ohne die Werke des Gesetzes. Mit dieser angehängten Bedingung
predigten die falschen Apostel das Evangelium.“27 Es ist
eine falsche Lehre, wenn behauptet wird, die Rechtfertigung erhalte der, der
den Glauben und die Werke aufweisen könne. „Eben
dasselbe [nämlich die Einmengung des Gesetzes ins
Evangelium, Anm. d. Hrsg.] haben auch die Schultheologen (sophistae
= Scholastiker) und unsere Papisten getan, nämlich, man müsse an Christus
glauben, und der Glaube sei der Grund der Seligkeit, aber er rechtfertige
nicht, wenn er nicht durch die Liebe eine Gestalt gewonnen habe (fides formata caritate).
Dies ist nicht die Wahrheit, sondern ein Schein und erdichtetes Vorgeben des
Evangeliums. Das wahre Evangelium aber ist, dass die Werke oder die Liebe nicht
der Schmuck oder die Vollendung des Glaubens seien, sondern dass der Glaube, an
sich, die Gabe Gottes und das Werk Gottes im Herzen sei, welches darum gerecht
macht, weil es den Heiland Christus selbst ergreift.“28
Der rechtfertigende Glaube hält sich allein
an das, was Christus, und zwar für uns, getan hat, nicht an das, was Menschen,
wir selbst oder andere, tun bzw. getan haben. „Die menschliche Vernunft hat es mit dem Gesetz zu tun (objectum habet legem): Dies habe ich getan, das habe ich
nicht getan. Der Glaube aber, wenn er in seinem eigentlichen Amte ist, hat es
durchaus mit nichts Anderem zu tun als mit Jesus
Christus, dem Sohne Gottes, der für die Sünden der ganzen Welt dahingegeben
ist. Er hat nicht auf die Liebe sein Augenmerk gerichtet, er sagt nicht: Was
habe ich getan? Was habe ich gesündigt? Was habe ich verdient? Sondern: Was hat
Christus getan? Was hat er verdient? Da spricht die Wahrheit des Evangeliums:
Er hat dich von der Sünde, vom Teufel, vom ewigen Tode erlöst. Darum erkennt
der Glaube, dass er in dieser Person, Jesus Christus, Vergebung der Sünden und
ewiges Leben habe. Wer aus diesem Kreise (objecto =
Gegenstande, mit welchem der Glaube zu tun hat) heraustritt, der hat nicht den
wahren Glauben, sondern einen leeren Schein und Wahn und wendet die Augen von
der Verheißung auf das Gesetz, welches Schrecken erregt und zur Verzweiflung
treibt … Denn der Glaube, welcher Christus, den Sohn Gottes, ergreift und durch
ihn geschmückt wird, rechtfertigt; nicht der Glaube, welcher die Liebe mit
einschließt. Denn wenn der Glaube gewiss und fest sein soll, so darf er nichts
ergreifen als Christus allein und kann sich im Kampf und Schrecken des
Gewissens auf nichts anderes stützen als auf diese Perle. Deshalb kann
derjenige, welcher Christus im Glauben ergreift, wie sehr ihn auch das Gesetz schrecken mag, wie sehr
ihn auch die Last der Sünden beschwert, sich dennoch rühmen, dass er gerecht
sei. Wie oder wodurch? Durch den Edelstein Christus, den er im Glauben
besitzt.“29
Gerade angesichts der Last der Sünden, der
damit verbundenen Anfechtungen und Anklagen des Gesetzes gilt es, sich ganz und
völlig an das Evangelium zu halten. „Hier
soll ich das Evangelium zu Rate ziehen und hören, welches lehrt, nicht, was ich
tun solle, denn das ist das eigentliche Amt des Gesetzes, sondern, was Jesus
Christus, der Sohn Gottes, für mich getan habe, nämlich, dass er für mich
gelitten hat und gestorben ist, um mich von Sünde und Tod frei zu machen. Dies
anzunehmen und zu glauben befiehlt mir das Evangelium, und dies ist und heißt
die Wahrheit des Evangeliums. Und dies
ist der Hauptartikel der ganzen christlichen Lehre, in welchem die Erkenntnis
der ganzen Gottseligkeit besteht.“30
Denn: Wo man das Gesetz einmengt in der
Frage der Rechtfertigung, wo also das Halten des Gesetzes als notwendig für die
Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, betrachtet wird, da ist der Glaube zerstört. „Denn wenn dieser Zwang aufrecht erhalten
wird, oder gelehrt, dass die Beobachtung des Gesetzes notwendig sei, so muss
der Glaube notwendigerweise abgetan werden; wenn aber dieser abgetan und
zerstört ist, so sind alle Verheißungen Gottes vergeblich, alle Gaben des
Heiligen Geistes sind unter die Füße getreten, und alle Menschen müssen
schlechtweg verloren gehen und verdammt werden.“31 Denn das
Gesetz macht nicht gerecht. „Und
so waren Petrus und Paulus und die andern Apostel zwar Kinder Gottes, gerecht
nach dem Gesetz, ja, Apostel Christi, darum waren sie aber dennoch nicht
gerecht vor Gott. Wenngleich du daher wie ein Bündel dies alles zusammenfassen
würdest, das Gesetz, die Werke und die Gerechtigkeit des Gesetzes, die
Beschneidung, die Kindschaft, die Testamente, die Verheißungen, das Apostelamt
usw., so überkommt man dadurch dennoch nicht die christliche Gerechtigkeit,
weil dies alles nicht der Glaube an Christus ist, welcher, wie im Text folgt
[nach 2,15.16, Anm. d. Hrsg.]allein rechtfertigt, nicht das Gesetz.“ 32 Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, die
Gerechtigkeit, durch die wir bestehen können am Jüngsten Tag im Gericht, die
wird dem Glauben zugerechnet von Gott, ohne Verdienst. „Die Gerechtigkeit des Glaubens aber rechnet Gott uns zu, ohne
Verdienst, aus Barmherzigkeit, um Christi willen. Darum hat er nachdrucksvoll
und mit einer gewissen Heftigkeit gesagt: ‚Durch des Gesetzes Werke.‘ [2,15-16.] Denn es ist kein Zweifel, weil das Gesetz
heilig, gerecht und gut ist, so sind folglich auch die Werke des Gesetzes
heilig, gerecht und gut, und dennoch wird der Mensch durch dieselben vor Gott
nicht gerechtfertigt. … Nach der Rechtfertigung tun Petrus, Paulus und alle
Christen Werke des Gesetzes, aber sie werden durch dieselben nicht gerechtfertigt.
Paulus sagt [1. Kor. 4,4]: ‚Ich bin mir nichts bewusst, aber darinnen bin ich
nicht gerechtfertigt.‘ Es ist also offenbar, dass er
vom ganzen Gesetz und von den Werken des Gesetzes rede, nicht von den Sünden
wider das Gesetz.“33
Die Aufgabe des Gesetzes ist es, von Sünde
zu überführen. „Es ist also das
eigentliche Amt des Gesetzes, dass es uns aus unserem Lager führe, das heißt,
aus dem Frieden und Vertrauen auf uns selbst, und uns vor das Angesicht Gottes
stelle und uns seinen Zorn offenbare. Da wird dann das Gewissen inne, dass es
dem Gesetz nicht genuggetan habe noch genugtun könne, auch den Zorn Gottes
nicht zu ertragen vermöge, den das Gesetz offenbart; wenn es uns so vor Gottes
Angesicht stellt, das heißt, wenn es schreckt, anklagt und die Sünde aufdeckt,
da ist es unmöglich, dass wir dann bestehen können. Darum fliehen wir
erschrocken und schreien mit Israel: Wir müssen sterben, wir müssen sterben!
Der Herr rede nicht mit uns, rede du mit uns usw.“34 Das
Evangelium dagegen schenkt uns die Gnade, die Christus uns durch seinen
Gehorsam, Leiden und Sterben erworben hat. „Dagegen
ist die rechte christliche Weise zu lehren diese: Dass der Mensch zuerst durch
das Gesetz erkennen soll, dass er ein Sünder sei, dem es unmöglich ist,
irgendein gutes Werk zu tun. Denn das Gesetz spricht: Du bist ein böser Baum,
deshalb streitet alles wider Gott, was du denkst,
redest und tust. Daher kannst du mit deinen Werken die Gnade nicht verdienen.
Wenn du dies dennoch unternimmst, so machst du aus Übel Ärgeres, denn, weil du
ein böser Baum bist, so kannst du nichts als böse Früchte bringen, das heißt,
Sünden, denn ‚was nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde‘ [Röm.14,23].
Deshalb, wer durch vorhergehende Werke Gnade verdienen will, der will Gott
durch Sünden versöhnen, das ist nichts anderes, als Sünden auf Sünden häufen,
Gott verlachen und seinen Zorn herausfordern.
Wenn der Mensch durch das Gesetz so unterrichtet, geschreckt und
gedemütigt wird, und in Wahrheit die Größe seiner Sünde sieht, und nicht die
geringste Spur von Liebe gegen Gott bei sich findet, so gibt er Gott recht in
seinem Wort und bekennt, dass er des ewigen Todes und der Verdammnis schuldig
sei. … Wenn der Mensch aber durch das Gesetz gedemütigt und dazu gebracht
worden ist, dass er sich selbst erkenne, dann ist er wahrhaft bußfertig
geworden (denn die wahre Buße fängt an der Furcht und dem Gericht Gottes an),
und sieht, dass er ein so großer Sünder ist, dass er durch seine Kräfte,
Bemühungen und Werke von den Sünden nicht befreit werden könne. Erst dann
versteht er recht, was Paulus meine, da er sagt: Der Mensch sei ein Knecht und
Gefangener der Sünde; desgleichen: Gott habe alles unter die Sünde beschlossen,
die ganze Welt sei schuldig vor Gott usw. [Röm. 7,23; 6,20; Gal. 3,22]. … Hier erhebt
sich nun ein solches Seufzen: Wer kann hier helfen? Denn so verzweifelt der
Mensch, welcher durch das Gesetz erschreckt ist, ganz und gar an seinen
Kräften, sieht umher und seufzt um Hilfe nach einem Mittler und Heiland. [Einschübe aus Sp.180.] … Der erste Teil der christlichen Lehre ist also die Predigt von der
Buße und von der rechten Selbsterkenntnis.
Der zweite Teil [dieser Lehre] ist: Wenn du selig werden willst, so
kannst du die Seligkeit nicht durch Werke überkommen, sondern ‚Gott hat seinen eingebornen Sohn in die Welt gesandt, dass wir durch ihn
leben sollen‘ [1. Joh. 4,9]. Der ist für dich gekreuzigt und gestorben und ‚hat
deine Sünden an seinem Leib geopfert‘ [1. Petr. 2,24]. Da ist nichts, was Gott
billigerweise ansehen müsste (nullla congruitas) oder irgendein Werk vor der Gnade, sondern
nichts als Zorn, Sünde, Schrecken und Tod. Daher zeigt das Gesetz die Sünde nur
an, erschreckt und demütigt und bereitet auf diese Weise zur Rechtfertigung und
treibt zu Christus hin. Denn Gott hat durch sein Wort offenbart, dass er ein
gnädiger Vater sein Werde, welcher uns, da wir nichts verdienen können, ohne
unser Verdienst umsonst die Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit und ewiges
Leben schenken wolle. … Da kommt denn das heilsame Wort des Evangeliums zu
gelegener Zeit und spricht: Sei getrost, mein Sohn, dir sind deine Sünden
vergeben. Glaube an Jesus Christus, der für deine Sünden gekreuzigt ist usw.
Wenn du deine Sünden fühlst, so siehe sie nicht an dir an, sondern gedenke,
dass sie auf Christus gelegt sind, dessen Wunden dich geheilt haben usw. Jes.
53,5; 1. Petr. 2,24. Dies ist der Anfang der Seligkeit. Auf diese Weise werden
wir von der Sünde befreit, wir werden gerechtfertigt, und das ewige Leben wird
uns geschenkt, nicht um unserer Verdienste und Werke willen, sondern um des
Glaubens willen, durch welchen wir Christus ergreifen. [Einschub aus Sp. 180 f.] … Denn er ist ein Gott, der allen umsonst
seine Gaben schenkt, und das ist der Ruhm, dadurch seine Gottheit gepriesen
wird. Aber diese seine Gottheit kann er gegen die Werkgerechten nicht
verteidigen, denn sie wollen Gnade und ewiges Leben von ihm nicht umsonst
annehmen, sondern mit ihren Werken verdienen; darum wollen sie ihm
schlechterdings die Ehre der Gottheit rauben. Damit er diese nun behalten
könnte, musste er das Gesetz vorher senden, um diese überaus harten Felsen zu
schrecken und zu zerschmettern, wie durch einen Blitz und Donnerschlag vom
Himmel. Dies ist in der Kürze unsere Theologie von der christlichen
Gerechtigkeit.“35
Die Vergebung der Sünden ist also reines
Geschenk.
Darum ist der, der den Glauben Abrahams
nicht hat, unter dem Fluch (Gal. 3,10), auch dann, wenn er mit Eifer dem
Buchstaben des Gesetzes folgt. „Hier
siehst du, dass der Fluch eine Art Sündflut ist, welche alles dahinrafft, was
außerhalb Abrahams ist, das heißt, außerhalb des Glaubens und der Verheißung
des Segens, die dem Abraham gegeben ist. Wenn aber selbst das Gesetz, welches
auf Gottes Befehl durch Mose gegeben ist, die dem Fluch unterwirft, die unter dem
Gesetz sind, so werden die Gesetze oder Satzungen, welche durch die menschliche
Vernunft erfunden sind, dies viel mehr tun. Wer daher dem Fluch entgehen will,
der ergreife die Verheißung des Segens oder den Glauben Abrahams, oder er wird
unter dem Fluch bleiben. Aus diesem Spruch: ‚In dir sollen gesegnet werden‘
usw. folgt, dass alle Völker vor, unter und nach Abraham verflucht seien und in
Ewigkeit dem Fluch unterworfen bleiben, wenn sie nicht im Glauben Abrahams
gesegnet werden, denn die Verheißung des Segens durch seinen Samen gegeben
worden ist, die in der ganzen Welt ausgebreitet werden sollte.
Es ist sehr nützlich, dieses zu wissen, denn es dient dazu, die Gewissen
zu trösten, dann auch, dass wir lernen, die Gerechtigkeit des Glaubens aufs
weiteste von der Gerechtigkeit des Fleisches oder der bürgerlichen
Gerechtigkeit zu scheiden. … Bei der weltlichen Gerechtigkeit muss man auf
Gesetze und Werke sehen, aber bei der geistlichen, göttlichen und himmlischen
Gerechtigkeit müssen alle Gesetze und Werke aus dem Auge gesetzt werden, und
man muss allein auf die Verheißung und den Segen Abrahams sehen, welche uns
Christus, den Segenspender, den Geber der Gnade und den Heiland vorhält, so
dass die göttliche Gerechtigkeit ohne Gesetz und Werke ganz allein (pure) die
Gnade und den Segen ansehe, der uns durch Christus angeboten wird, wie er dem
Abraham verheißen worden war und von ihm geglaubt wird.“36 Es geht,
das ist ganz wichtig zu unterscheiden, um geistliche, nicht um weltliche
Sachen. „Es sind also zweierlei Täter des
Gesetzes: Die einen sind diejenigen welche mit den Werken des Gesetzes umgehen,
wider welche Paulus in dieser ganzen Epistel handelt und kämpft; die anderen
sind des Glaubens; von diesen wollen wir bald hernach reden. Aber des Gesetzes
sein oder mit den Werken des Gesetzes umgehen, und des Glaubens sein, das sind
einander völlig entgegengesetzte Dinge, wie Teufel und Gott, Sünde und
Gerechtigkeit, Tod und Leben einander entgegengesetzt sind. Denn des Gesetztes
sind die, welche durch das Gesetz gerecht werden wollen; des Glaubens sind die,
welche sich darauf verlassen, dass sie allein aus Barmherzigkeit um Christi
willen gerecht werden. Wer da sagt, dass die Gerechtigkeit aus dem Glauben sei,
der verflucht und verdammt die Gerechtigkeit der Werke. Dagegen, wer da sagt,
dass die Gerechtigkeit aus dem Gesetz sei, der verdammt und verflucht die
Gerechtigkeit des Glaubens. Sie sind also stracks wieder einander.“37 Geistlich
aber kann niemand das Gesetz wirklich vollkommen halten, aufgrund unserer Sünde.
„Wer dies beachtet, der erkennt leicht,
dass das Gesetz tun nicht bloß äußerlich sei, zum Schein, wie die Heuchler
träumen, sondern im Geiste, das heißt, dass man in Wahrheit und vollkommen das
leiste, was im Gesetz befohlen wird. Aber wo werden wir einen solchen Finden,
der das Gesetz in solcher Weises tut?“38 Darum
sind die Werkheiligen, also diejenigen, die dennoch meinen, das Gesetz halten
und so die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, erwerben zu können, Leugner der
wahren Gerechtigkeit, der des Glaubens. „Deshalb
verleugnen die Werkheiligen, indem sie das Gesetz tun, gerade dadurch die
Gerechtigkeit des Glaubens und sündigen gegen das erste, zweite und dritte
Gebot und gegen das ganze Gesetz, weil Gott geboten hat, dass man ihm dienen
soll im Glauben und in der Furcht gegen ihn. Dagegen machen sie, ohne Glauben
und wider den Glauben, aus den Werken die Gerechtigkeit. Also gerade dadurch,
dass sie das Gesetz tun, tun sie am meisten wider das Gesetz und sündigen am
schwersten und schrecklichsten, denn sie verleugnen Gottes Gerechtigkeit,
Barmherzigkeit und Verheißungen, verleugnen Christus mit allen seinen Wohltaten
und richten in ihrem Herzen eine bloße Erdichtung und einen Götzen des Gesetzes
auf, nicht aber die Gerechtigkeit des Gesetzes, welche sie nicht verstehen,
viel weniger tun. Darum ist es notwendigerweise so, dass sie durch Tun des
Gesetzes es nicht allein nicht tun, sondern auch sündigen und die göttliche
Majestät in allen ihren Verheißungen verleugnen. Dazu ist das Gesetz sicherlich
nicht gegeben.“39
Wir können das Gesetz tatsächlich nicht
erfüllen. Erst der Glaube, der die von Christus stellvertretend für uns
geleistete Gesetzeserfüllung zugerechnet bekommt, erst der Glaube kann dann
anfangen, das Gesetz wirklich zu tun, nicht um gerecht zu sein vor Gott,
sondern weil er die Gerechtigkeit Gottes schon zugesprochen bekommen hat. „Deshalb, weil Gott wusste, dass wir das
Gesetz nicht tun können, hat er dieses lange vor dem Gesetz zuvor ersehen und
dem Abraham die Verheißung zugesagt, indem er sprach: ‚In dir sollen alle
Völker gesegnet werden‘ usw., und hat so bezeugt, dass alle Völker nicht durch
das Gesetz, sondern durch die dem Abraham gegebene Verheißung den Segen
erlangen sollten. Daher sind diejenigen verflucht, welche die Verheißung verachten
und das Gesetz um deswillen ergreifen, damit sie dadurch gerecht werden.
Darum ist ‚das Gesetz t u n ‘
vor allen Dingen (primum) glauben, und so durch den
Glauben das Gesetz erfüllen. Wir müssen zuerst den Heiligen Geist empfangen,
durch den erleuchtet und erneuert wir anfangen, das Gesetz zu tun, das heißt,
Gott und den Nächsten zu lieben. Der Heilige Geist aber wird nicht durch das
Gesetz empfangen (denn die unter dem Gesetz sind, sagt Paulus, die sind unter
dem Fluch), sondern durch die Predigt vom Glauben, das heißt, durch die
Verheißung. Wir müssen schlechterdings mit Abraham und durch seinen Glauben an
die Verheißung gesegnet werden. Darum muss man vor allen Dingen zuerst die
Verheißung hören, welche Christus vorhält, und ihn zu denen bringt, die da
glauben; wenn der im Glauben ergriffen wird, so wird um seinetwillen der
Heilige Geist geschenkt. Da wird dann Gott und der Nächste geliebt, es
geschehen gute Werke, da nimmt man sein Kreuz auf sich. Das ist das Gesetz in
Wahrheit tun; sonst bleibt das Gesetz in Ewigkeit unerfüllt.“40 Das
heißt: Erst muss die Person, durch den Glauben, anders, neu werden, damit dann
diese erneuerte Person auch das Gesetz, die von Gott gewollten Werke, tut. „So schafft (facit)
der Glaube zuerst die Person, welche darnach Werke tut. Darum, wenn jemand ohne
Glauben das Gesetz tun will, so heißt das, Früchte hervorbringen ohne einen
Baum, aus Holz und Ton; das ist aber nicht Früchte, sondern bloße Trugbilder
machen. Wenn aber der Baum gesetzt ist, das heißt die Person oder der Täter,
welcher herkommt (fit) aus dem Glauben an Christus, dann folgen die Werke. Denn
es muss der Täter vor den Taten da sein, nicht die Taten vor dem Täter.“41 Die
Werke, die ohne den Glauben getan werden, mögen zwar äußerlich einen ganz
ähnlichen, oft nicht zu unterscheidenden, Charakter, Aussehen haben, aber sie
kommen, als Werke des Gesetzes, aus einer falschen Haltung. „Da es aber zweierlei Täter des Gesetzes
gibt, wie ich gesagt habe, rechte und heuchlerische, so muss man die rechten
von den heuchlerischen scheiden. Die rechten sind, die durch den Glauben ein
guter Baum sind, ehe sie Frucht tragen, und Täter sind, ehe sie Werke tun. Von
diesen redet auch Mose, und wenn sie nicht so beschaffen sind, so sind sie
unter dem Fluch. Alle Heuchler sind aber nicht derartig, denn sie haben die
Meinung, dass sie durch ihre Werke die Gerechtigkeit zuwege bringen wollen und
durch dieselben die Person gerecht machen. Denn sie denken so: Wir Sünder und
Ungerechte wollen gerecht werden. Wie? Aus den Werken. Darum tun sie ebenso wie
ein törichter Baumeister, der aus dem Dach die Grundlage, aus den Früchten den
Baum zu machen bestrebt ist. Denn da sie suchen durch Werke gerecht zu werden,
so wollen sie aus den Werken einen Täter machen, was geradezu wider Mose ist,
welcher einen solchen Täter dem Fluch in gleicher Weise unterwirft wie auch
Paulus.42
Die Werke zur Gerechtigkeit einführen, auf
Werken zur Gerechtigkeit bestehen, das ist dagegen eine durch und durch
antichristliche Haltung. „Daher konnte
Paulus aus dem ersten Gebot leicht vorherverkündigen, dass Greuel
sein würden, welche durch den Antichrist in die Kirche eingeführt werden
würden. Denn diejenigen, welche lehren, dass außer
dem Gottesdienst des ersten Gebotes, der da ist Furcht, Glaube und Liebe gegen
Gott, noch ein anderer Gottesdienst zur Seligkeit notwendig sei, die sind
Antichristi und setzen sich an Gottes Statt. … Darum
unternehmen es alle Heuchler und Götzendiener, die Werke zu tun, welche
eigentlich der Gottheit zugehören und einzig und allein Christus zustehen. Sie
sagen zwar nicht mit dem Munde: Ich bin Gott; ich bin Christus; doch dabei
maßen sie sich in der Tat die Gottheit und das Amt Christi an. … Deshalb kann
niemand mit Worten aussprechen, etwas wie Schreckliches und Verfluchtes das
sei, wenn man seine Gerechtigkeit außerhalb des Segens im Gesetz und den Werken
suchen will. Denn es ist der Greuel, der da steht an
heiliger Statt, der Gott verleugnet und die Kreatur
an die Stelle des Schöfpers setzt.43
6.
Der rechtfertigende Glaube
Der
rechtfertigende Glaube, also der Glaube, das herzliche Vertrauen, wodurch der
Sünder die Vergebung der Sünden empfängt, ergreift, ist also ganz auf Christus
gerichtet. „Darum ist der christliche
Glaube nicht eine müßige Eigenschaft (qualitas) oder
eine leere Hülse im Herzen, welche auch bei einer Todsünde vorhanden sein
könnte, bis dass die Liebe hinzukomme und ihn lebendig mache, sondern wenn es
der rechte Glaube ist, so ist er eine gewisse Zuversicht des Herzens und ein
festes Vertrauen, durch welches Christus ergriffen wird, so dass Christus der
Gegenstand ist, auf welchen sich der Glaube richtet, ja, nicht der Gegenstand,
sondern, dass ich so sage, Christus ist im Glauben selbst gegenwärtig. … Es
rechtfertigt also der Glaube, weil er diesen Schatz ergreift und besitzt,
nämlich den gegenwärtigen Christus.“44 Der Glaube
rechtfertigt also nicht als ein menschliches Werk (denn er ist ja Gottes
Geschenk), auch nicht als eine Tugend, eine Qualität, sondern allein instrumentarisch, als die Nehmehand.
„Dies ist die rechte, christliche Weise
zu lehren, nämlich dass wir durch den Glauben an Christus gerecht werden, nicht
durch die Werke des Gesetzes. … Darum soll man sie [diese Glosse, dass die
Liebe hinzukommen müsse]meiden wie ein höllisches Gift und mit Paulus
schließen, dass wir allein durch den Glauben gerecht werden, nicht durch d e n
Glauben, der durch die Liebe eine Gestalt gewonnen hat (fide formata caritate).
… Hier aber ist das die Frage, wodurch wir gerechtfertigt werden und das ewige
Leben erlangen? Hier antworten wir mit Paulus, dass wir allein wegen des
Glaubens an Christus für gerecht erklärt werden, nicht wegen der Werke des
Gesetzes oder wegen der Liebe; nicht, dass wir die Werke oder die Liebe
verwerfen, wie die Widersacher uns Schuld geben, sondern wir wollen uns von dem
Hauptpunkt, um welchen der gegenwärtige Handel sich dreht, nicht ablenken
lassen, was der Satan gerne wollte. Da wir es nun mit dem Lehrstück von der
Rechtfertigung zu tun haben, so verwerfen und verdammen wir die Werke, denn
dieser Artikel lässt es ganz und gar nicht zu, dass man von guten Werke
handele.“45
Der Glaube, Christus und das zurechnende
Handeln Gottes gehören also zusammen. „Hier
ist wohl zu merken, dass diese drei Dinge, der Glaube, Christus und [Gottes] Annehmen
oder Zurechnen [der Gerechtigkeit Christi] zusammen gehören. Der Glaube
ergreift Christus und hat ihn gegenwärtig und hält ihn eingeschlossen, wie ein
Ring einen Edelstein umfasst, und ein jeglicher, der gefunden wird, dass er
Christus mit dieser Zuversicht im Herzen ergriffen habe, den rechnet Gott für
gerecht. Dies ist die Weise und das Verdienst, dadurch wir zur Vergebung der
Sünden und zur Gerechtigkeit erlangen. Weil du an mich glaubst, sagt Gott, und
dein Glaube Christus ergreift, den ich dir geschenkt habe, damit er dein
Mittler und Hoherpriester wäre, darum sollst du
gerecht sein.
Also Gott nimmt uns an oder rechnet uns für gerecht allein wegen des
Glaubens an Christus usw., und dieses Annehmen oder Zurechnen ist sehr
notwendig, erstens, weil wir noch nicht vollkommen gerecht sind, sondern uns in
diesem Leben noch die Sünde im Fleisch anhängt. Diese Sünde, welche im Fleisch
noch übrig ist, fegt Gott in uns aus. Zum andern werden wir bisweilen auch vom
Heiligen Geist verlassen und fallen in Sünde, wie Petrus, David und andere
Heilige. Doch haben wir immer wieder einen Zugang zu diesem Artikel, dass uns
unsere Sünden bedeckt sind, und dass Gott sie uns nicht zurechnen wolle, Ps.
32,1.2; Röm. 4,7, nicht, dass keine Sünde mehr da sei (wie die Sophisten
gelehrt haben, dass man so lange gute Werke tun müsse [bene
operandum esse], bis wir uns keiner Sünde mehr
bewusst wären), vielmehr, die Sünde ist wahrhaftig da, und die Gottseligen
fühlen sie, aber sie ist verborgen und wird uns von Gott um Christi willen
nicht zugerechnet; weil wir ihn im Glauben ergreifen, müssen alle Sünden nicht
Sünden sein. Wo aber Christus und der Glaube nicht da ist, da ist keine
Vergebung der Sünden, kein Bedecken derselben, sondern nur Zurechnung und
Verdammnis der Sünde. So will Gott, dass der Sohn verherrlicht werde, und er
selbst will in uns durch ihn verherrlicht werden.“46
Was nun den Christen im Blick auf seinen
Glauben angeht, so hat er, nach dem neuen Leben, nichts mehr mit dem Gesetz zu
tun, sondern ist frei von ihm. „…
desgleichen, dass ein Christ ganz und gar nichts mit dem Gesetz und mit der
Sünde zu schaffen habe solle, besonders in Anfechtungen. Sofern er ein Christ
ist, steht er über dem Gesetz und der Sünde. Denn er hat in seinem Herzen
gegenwärtig und eingeschlossen Christus, den HERRN des Gesetzes, wie ein Ring
einen Edelstein umfasst. Wenn ihn daher das Gesetz anklagt, die Sünde ihn
erschreckt usw., so sieht er Christus an. Wenn er den im Glauben ergriffen hat,
so hat er bei sich den Sieger über das Gesetz, über Sünde, Tod und Teufel, der
über alle diese herrscht, dass sie ihm keinen Schaden tun können.
Deshalb ist ein Christ, in der eigentlichen Bedeutung des Wortes (proprie definitus), frei von
allen Gesetzen und durchaus niemandem weder innerlich noch äußerlich
unterworfen. Doch sage ich mit ganz besonderem Nachdruck: sofern er ein Christ
ist (nicht sofern er ein Mann oder eine Frau ist), das heißt, sofern er ein
Gewissen hat, das angetan, geschmückt und reich gemacht ist durch diesen
Glauben, durch diesen großen und unermesslichen Schatz, oder, wie Paulus sagt,
diese unaussprechliche Gabe, welche nicht hoch genug erhoben und gelobt werden
kann, weil sie Kinder und Erben Gottes macht.“47 Gerade das Gewissen darf nicht vom Gesetz beherrscht
werden, sonst geht der Glaube zugrunde. „Ferner,
es darf kein Gesetz im Gewissen herrschen, sondern nur der Geist des Lebens,
durch den wir in Christus befreit sind von dem Gesetz des Buchstabens und des
Todes, von seinen Werken und seinen Sünden; nicht, dass das Gesetz böse wäre,
sondern weil es nicht rechtfertigen kann, da es die ganz entgegengesetzte
Wirkung hat.“48
Daher: Wer sich auf die Werke anstatt
allein auf Christus verletzt, der ist verloren, verdammt, er mag sein, wer er
will, römischer Katholik oder Moslem oder Jude. „Sie können aufs gewisseste urteilen, dass der Türke mit seinem Alkoran verdammt sei, weil er nicht auf der rechten Straße
geht, das heißt, nicht erkennt, dass er ein elender und verdammter Sünder sei,
Christus auch nicht im Glauben ergreift, dass er glaube, ihm seien um Christi
willen seine Sünden vergeben. So spricht er auch zuversichtlich gegen den Papst
das Urteil aus, dass er verdammt sei mit seinem ganzen Reich, weil er mit allen
seinen Mönchen und Hochschulen darauf fußt, dass wir durch das Verdienst nach
Billigkeit die Gnade erlangen, nachher aber durch das Verdienst nach Würden in
den Himmel aufgenommen werden.“49 Das gleiche
gilt auch im Bezug auf die, die zwar meinen, durch
den Glauben gerecht zu werden, aber durch den
Glauben, der die Liebe dabei hat, also mit der Liebe vermengt wird im Blick auf
die Rechtfertigung. „Hier aber ist das
die Frage, wodurch wir gerecht werden und das ewige Leben erlangen? Hier
antworten wir mit Paulus, dass wir allein wegen des Glaubens an Christus für
gerecht erklärt werden, nicht wegen der Werke des Gesetzes oder wegen der
Liebe; nicht dass wir die Werke oder die Liebe verwerfen, wie die Widersacher
uns Schuld geben, sondern wir wollen uns von dem Hauptpunkt, um welchen der
gegenwärtige Handel sich dreht, nicht ablenken lassen, was der Satan gerne
wollte. Da wir es nun mit dem Lehrstück von der Rechtfertigung zu tun haben, so
verwerfen und verdammen wir die Werke, denn dieser Artikel lässt es ganz und
gar nicht zu, dass man von guten Werke handele.“50 Kein Werk, was immer es auch sei, hilft irgendwie zu
Gerechtigkeit. „Kurz, so weise und
gerecht die Menschen auch sein mögen nach der Vernunft und dem göttlichen
Gesetz, so werden sie doch durch alle ihre Werke, Verdienste, Messen, höchste
Gerechtigkeit und Gottesdienste nicht gerechtfertigt.“51
Wenn daher Tuomo Mannermaa
im Blick auf Luthers Theosis- oder Vergottungslehre
behauptet, dass die Einwohnung Christi im Glauben die Rechtfertigung ausmache
und Rechtfertigung und Heiligung oder Erneuerung nicht zu trennen seien51a, so ist diese Lehre grundfalsch und eine Anpassung an
die falsche Vergottungslehre der Ostkirche, die allerdings, ähnlich der
römisch-katholischen Kirche, Rechtfertigung und Heiligung vermengt. Gerade die
ausführliche Auslegung des Galaterbriefes, die Mannermaa
ja hauptsächlich für seine Aussagen zu Luthers Vergottungslehre heranzieht,
besagt das Gegenteil. Das ist nämlich der rechtfertigende Glaube, dass ist
gewiss bin, dass meine Sünde und mein Tod mit Christi Tod, weil er dabei auch
meine Sünden getragen hat, abgetan sind, allein der Glaube rechtfertigt (zu
Gal. 2,19). „Aber wir müssen diese
Wohltat Christi mit festem Glauben erfassen, denn wie weder das Gesetz noch
irgendein Werk, sondern allein Christus uns angeboten wird, so wird von uns
auch nichts anderes verlangt, als der Glaube, der ergreifen und glauben soll,
dass meine Sünde und mein Tod verdammt und abgetan worden sei in der Sünde und
dem Tod Christi. So haben wir immer ganz gewisse Beweisgründe, aus welchen mit
Notwendigkeit geschlossen werden muss, dass allein der Glaube rechtfertige.
Denn wie sollten das Gesetz und die Werke mitwirken zur Rechtfertigung, da
Paulus wider das Gesetz und die Werke streitet (agat)
und klar sagt, dass wir dem Gesetze gestorben sein müssen, wenn wir Gott leben
wollen? … Du aber setze jetzt das Gesetz und die Liebe
beiseite an einen anderen Ort und für eine andere Zeit, und richte deine
Aufmerksamkeit auf die Sache, um welche es sich hier handelt. Das ist aber die
Sache, dass Jesus Christus, Gottes Sohn, am Kreuze stirbt und meine Sünde trägt
an seinem Liebe, das Gesetz, den Tod, den Teufel und die Hölle.“51b
Das macht auch diese Aussage deutlich (zu
Gal. 2,20): „Da zeigt er klar, wie er
lebe, und lehrt, welches die christliche Gerechtigkeit sei, nämlich diejenige,
durch welche Christus in uns lebt, nicht die, welche in unserer Person ist.
Deshalb muss, wenn von der christlichen Gerechtigkeit zu handeln ist, die
Person gänzlich beiseite gesetzt werden. Denn wenn ich an der Person hafte oder
von ihr sage, so wird aus der Person ein Werkheiliger, welcher dem Gesetz
unterworfen ist, ich mag wollen oder nicht. Aber hier muss aus Christus und
meinem Gewissen Ein Leib werden, so dass ich nichts anderes vor Augen behalte
als den gekreuzigten und auferstandenen Christus.“51c Da hebt
Luther ganz deutlich hervor, dass auch der Christus, der in uns wohnt, unsere
Gerechtigkeit nur in der Hinsicht ist, dass er es ist als der Christus für uns,
der uns unabhängig von uns eine fremde Gerechtigkeit erworben hat, eben durch
seinen Gehorsam, Leiden und Sterben am Kreuz und seine Auferstehung. Die bringt
er mit sich, an die hängt sich der Glaube, und durch den Glauben wohnt er dann
ja in mir und bin ich in ihm. In der Auslegung zu Gal. 5,16 betont der Reformator
deshalb auch, dass die Rechtfertigung nicht der Liebe zugeschrieben werden
darf, sondern allein dem Christus, der keine Sünde getan, in dessen Mund auch
kein Betrug erfunden war, also dem für uns leidenden Christus und der
Gerechtigkeit, die er so für uns erworben hat. „Denn es ist ein großer Irrtum, dass man die Rechtfertigung der Liebe
zuschreibt, welche doch nichts ist, oder wenn sie etwas ist, so ist sie doch
nicht so groß, dass sie Gott versöhne, weil auch die Heiligen, wie ich gesagt
habe, in diesem Leben unvollkommen und nicht rein lieben. Es wird aber nichts
Unreines ins Himmelreich eingehen. Doch unterdessen werden wir durch diese
Zuversicht aufrecht gehalten, dass Christus, welcher allein keine Sünde getan
hat, und in dessen Munde kein Betrug erfunden worden ist, uns mit seiner
Gerechtigkeit überschattet.“51d
7.
Christus, unser Erlöser
Christus ist für uns, wie 3,13 sagt, zu
einem Fluch geworden, und zwar deshalb, weil er unsere Sünden auf sich genommen
hat. Dadurch aber trifft ihn nun das Gesetz mit voller Wucht. „Paulus hat seine Worte wohl befestigt und
deutlich geredet. Hier muss man aber wiederum einen Unterschied machen, wie die
Worte Pauli genugsam anzeigen. Denn er sagt nicht, dass Christus ein Fluch
geworden sei für sich, sondern ‚für uns‘. Es liegt also der Nachdruck auf dem
Wort ‚für uns‘. Denn Christus, was seine Person anbelangt, ist unschuldig,
hätte also nicht an das Holz gehängt
werden sollen. Weil aber nach dem Gesetz jeder Mörder gehängt werden sollte, so
musste auch Christus nach dem Gesetz Moses gehängt werden, weil er die Person
eines Sünders und Mörders an sich genommen hatte, und zwar nicht eines
einzelnen, sondern aller Sünder und Mörder. Denn wir sind Sünder und Mörder,
und darum des Todes und der ewigen Verdammnis schuldig. Aber Christus hat alle
unsere Sünden auf sich genommen und ist für dieselben am Kreuz gestorben. Darum
musste er ein Übeltäter werden und, wie Jesaja, Kap. 53,12, sagt, ‚unter die
Übeltäter gerechnet werden‘.52 Das, und nur das, ist der Weg, wie er uns erlöst hat.
„Sicherlich sind das nicht leere Worte
bei Paulus: ‚Christus ward ein Fluch für uns‘ [Gal. 3,13]. ‚Gott hat Christus,
der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in
ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.‘ 2. Kor.
5,21.
Auf ebendieselbe Weise nennt ihn Johannes der Täufer [Joh. 1,29] ‚Gottes
Lamm, welches der Welt Sünde trägt‘. Er ist zwar unschuldig, weil er das
unbefleckte und tadellose (incontaminatus) Gotteslamm
ist, aber weil er die Sünden der Welt trägt, wird seine Unschuld mit den Sünden
und der Schuld der ganzen Welt belastet. Alle Sünden, die ich, du und wir alle
getan haben und künftig noch tun werden, sind Christi eigene Sünden, so, als ob
er sie selbst getan hätte. Kurz, unsere Sünde muss Christi eigene Sünde werden,
oder wir müssen in Ewigkeit verloren sein. … Und dies ist der höchste Trost der
Gottseligen, dass Christus meine, deine und der ganzen Welt Sünde anziehe und
sich da hineinwickele, und dass wir sehen, dass er alle unsere Sünden trägt, da
er ja, wenn er auf diese Weise angesehen wird, leicht die schwärmerischen
Meinungen der Sophisten von der Rechtfertigung aus den Werken hinwegnimmt. Denn
sie erträumen sich einen durch die Liebe gestalteten Glauben und behaupten,
dass durch denselben die Sünden weggenommen und die Menschen gerecht werden,
was nichts anderes ist, als Christus ganz und gar aus den Sünden herausziehen
und herauswickeln und ihn unschuldig machen, dagegen uns selbst mit unseren
eigenen Sünden beschweren und überschütten, und sie nicht an Christus sehen
wollen, sondern an uns; das ist in Wahrheit Christus wegnehmen und unnütz
machen.
Denn wenn es wahr ist, dass wir mit Werken des Gesetzes und durch die
Liebe die Sünden abtun, dann nimmt Christus sie nicht weg. Wenn aber er das
Lamm Gottes ist, von Ewigkeit dazu vorherverordnet, dass er die Sünden der Welt
wegnehmen sollte, sodann auch sich freiwillig so in unsere Sünden eingewickelt
hat, dass er ein Fluch für uns wurde, so folgt mit Notwendigkeit, dass wir
durch die Liebe nicht gerecht werden und die Sünden nicht abtun können. Denn
Gott hat unsere Sünden nicht auf uns gelegt, sondern auf seinen Sohn Christus,
damit wir, indem die Strafe auf ihm läge, Frieden hätten, und wir durch seine
Wunden geheilt würden [Jes. 53,5]. Darum können sie nicht durch uns
hinweggenommen werden, und das bezeugt die ganze Schrift, und wir bekennen und
beten es auch im christlichen Glauben, da wir sprechen: Ich glaube an Jesus
Christus, Gottes Sohn, der für uns gelitten hat, gekreuzigt und gestorben ist.“53
In Jesus Christus zeigt uns Gott der HERR
seine Barmherzigkeit, seine Liebe. Aus diesen Motiven hat uns Jesus Christus
gereinigt von unseren Sünden. „Hieraus
ist offenbar, dass die Lehre des Evangeliums, die allerlieblichste Lehre und
die so überaus voll ist des reichsten Trostes, nicht predige von unseren oder
des Gesetzes Werken, sondern von der unbegreiflichen und unaussprechlichen
Barmherzigkeit und Liebe Gottes gegen uns unwürdige und verlorene Menschen,
nämlich, dass der barmherzige Vater, da er sah, dass wir durch den Fluch des
Gesetzes unterdrückt und so darunter gehalten würden, dass wir uns selbst mit
unseren Kräften niemals daraus hätten befreien können, seinen eingebornen Sohn in die Welt gesandt und alle Sünden aller
Menschen auf ihn gelegt habe und gesagt: Du sollst Petrus sein, der da
verleugnet hat; Paulus, der da verfolgt, gelästert und Gewalt geübt hat; David,
der die Ehe gebrochen hat; der Sünder, der den Apfel im Paradies gegessene hat;
der Schächer am Kreuz: Kurz, du sollst die Person sein, die alle Sünden aller
Menschen getan hat; gedenke also, dass du bezahlst und für genugtust.
Da kommt das Gesetz und spricht: Ich finde ihn als einen Sünder, und
zwar einen solchen, der die Sünden aller Menschen auf sich genommen hat, und
ich sehe außerdem keine Sünde als allein auf ihn, darum soll er am Kreuze
sterben; und so greift es ihn an und tötet ihn.
Da dies geschehen ist, ist die ganze Welt von allen Sünden gereinigt und
gesühnt, also auch befreit vom Tode und von allem Übel.“54
Christus allein konnte die Sünde nicht nur
tragen, sondern auch überwinden, weil er wahrer Gott ist und daher seine
Gerechtigkeit unüberwindlich. „Und hier
siehst du, wie notwendig es sei, dass man den Artikel von der Gottheit Christi
glaube und bekenne. Als Arius dies leugnete, musste er notwendigerweise auch
den Artikel von der Erlösung leugnen. Denn die Sünde der Welt durch sich selbst
überwinden, den Tod, den Fluch und den Zorn Gottes,
das ist nicht das Werk irgendeiner Kreatur, sondern der göttlichen Macht. Darum
muss der, welcher dieses durch sich selbst überwunden hat, wahrhaftig und von
Natur Gott sein. Denn es muss dieser überaus großen Gewalt (der Sünde, dem Tod,
dem Fluch), welche schlechterdings in der Welt und in aller Kreatur herrscht,
eine andere, höhere Macht entgegengestellt werden, welche nirgends anders
gefunden werden oder sein kann als bei Gott.
Darum die Sünde abtun, den Tod zerstören, den Fluch wegnehmen durch sich
selbst und Gerechtigkeit schenken, das Leben ans Licht bringen, den Segen
geben, das heißt, jene Dinge zunichte machen und
diese schaffen: Das sind allein Werke der göttlichen Macht. Weil aber die
Schrift dies alles Christus zuschreibt, darum ist er selbst das Leben, die
Gerechtigkeit und der Segen, der von Natur und wesentlich Gott ist. Deshalb
verlieren diejenigen, welche die Gottheit Christi leugnen, schließlich das
ganze Christentum, werden ganz und gar Heiden und Türken.“55 Das
zeigt, wie wichtig es auch in der heutigen Zeit ist, die wahre Gottheit Christi
unbedingt und auch gegen alle Angriffe festzuhalten, auch und gerade gegenüber
all dem, was da vom Judentum und vom Islam an Angriffen kommt, die ja beide die
Dreieinigkeit und damit auch die wahre Gottheit Christi leugnen und einen
anderen als den wahren, den biblischen dreieinigen Gott haben.
Jesus Christus hat also all das, was auf
uns lag, auf sich genommen, er hat mit uns gewechselt, unsere sündliche Person an sich genommen und uns seine
unschuldige, gerechte Person geschenkt. Nur so werden wir befreit von dem Fluch
des Gesetzes. Weil er wahrer Gott ist, konnte der Tod ihn aber nicht halten,
sondern er hat ihn siegreich für uns überwunden – und an dem Sieg gibt er uns
Teil, wir haben ihn mittels des Glaubens an Jesus Christus als unserem
alleinigen Erlöser. Darum haben wir die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt,
allein durch den Glauben, nicht durch die Liebe oder die Werke. „Aber weil er unsere Sünden, nicht
gezwungen, sondern freiwillig auf sich genommen hatte, so musste er die Strafe
und den Zorn Gottes tragen, nicht für seine Person, welche gerecht uns [für die
Sünde] unüberwindlich war, darum konnte diese Person nicht schuldig werden,
sondern für unsere Person.
So hat er zu unserem Besten mit uns gewechselt und unsere sündliche Person an sich genommen und uns seine unschuldige
und siegreiche Person geschenkt. Mit dieser angetan und bekleidet, werden wir
von dem Fluch des Gesetzes befreit, weil Christus selbst willig für uns ein
Fluch geworden ist. … Und da er nun in unserer Gestalt die Sünde der ganzen
Welt trug, ist er ergriffen worden, hat gelitten, ist gekreuzigt, gestorben und
für uns ein Fluch geworden. Weil er aber eine göttliche und ewige Person war,
war es unmöglich, dass der Tod ihn hätte halten können. Darum stand er am
dritten Tage wieder auf vom Tode und lebt jetzt in Ewigkeit, und an ihm wird
keine Sünde, kein Tod, und unsere Gestalt nicht mehr gefunden, sondern nur
Gerechtigkeit, Leben und ewiger Segen.
Dies Bild müssen wir anschauen und in festem Glauben ergreifen. Wer das
tut, der hat diese Unschuld und diesen Sieg Christi, wie ein großer Sünder er
auch sein mag. Aber dies Bild kann nicht ergriffen werden durch die Liebe,
welche in unserem Willen steht (voluntate delictionis), sondern nur durch die Vernunft, die durch den
Glauben erleuchtet ist. Also werden wir allein durch den Glauben
gerechtfertigt, weil allein der Glaube diesen Sieg Christi ergreift. Sofern du
nun dieses glaubst, sofern hast du es. Wenn du glaubst, dass Sünde, Tod und
Fluch abgetan sind, so sind sie abgetan, weil Christus diese in sich selbst
besiegt und hinweggenommen hat und will, dass wir glauben, dass, gleichwie in
seiner Person keine Gestalt des Sünders, keine Spur des Todes mehr vorhanden
ist, so auch in unserer Person dessen nichts mehr sei, da er alles für uns
ausgerichtet hat usw.“56
Durch den Glauben wohnt Christus im Glauben
in uns, nicht nur geistlich, sondern real: Er in uns und wir in ihm, dass wir
geradezu eine Person mit ihm werden, vergottet werden. Das ist aber logisch
(nicht zeitlich) eine Frucht der Rechtfertigung, nicht Voraussetzung der
Rechtfertigung oder die Rechtfertigung selbst. Daraus können wir großen Trost
ziehen, weil Christus seine Reinheit, seine Gnade, seinen Frieden mit sich
bringt und unsere Sünde, unsere Not, unsere Gottlosigkeit auf sich nimmt. „Da aber Christus in mir lebt, so tut er das
Gesetz ab, verdammt die Sünde, tötet den Tod, weil diese, wo er gegenwärtig
ist, notwendigerweise verschwinden müssen. Denn Christus ist der ewige Friede,
Trost, Gerechtigkeit und Leben; diesen aber muss der Schrecken des Gesetzes,
Betrübnis der Seele, Sünde, Hölle und Tod weichen. So nimmt Christus, der in
mir bleibt und lebt, alles Übel, was mich quält und plagt, hinweg und
verschlingt es. Deshalb bewirkt dieses Innewohnen [Christi], dass ich von den
Schrecken des Gesetzes und der Sünde befreit werde, aus meiner Haut herausgenommen
und in Christus und in sein Reich versetzt werde, welches ein Reich ist der
Gnade, der Gerechtigkeit, des Friedens, der Freude, des Lebens, der Seligkeit
und der ewigen Herrlichkeit. Da ich aber in ihm lebe, kann mir kein Unglück
schaden.“57 Damit habe ich Teil an allem, was Christus hat. „Aber weil er in mir lebt, darum gehört
alles, was in mir ist an Gnade, Gerechtigkeit, Leben, Frieden, Seligkeit,
Christus selbst zu, und dennoch ist es auch mein durch die enge Verbindung und
das Innewohnen, welches durch den Glauben geschieht, wodurch Christus und ich
gleichsam Ein Leib im Geiste werden. Weil daher Christus in mir lebt, so muss
zugleich mit ihm Gnade, Gerechtigkeit, Leben und ewige Seligkeit da sein, und
das Gesetz, die Sünde, der Tod weg sein, ja, das Gesetz muss vom Gesetz, die
Sünde von der Sünde, der Tod vom Tode, der Teufel vom Teufel gekreuzigt,
verschlungen und abgetan werden.“58 Aber diesen Christus in uns haben wir nicht in
Herrlichkeit, sondern Gott offenbart sich uns weiter in Niedrigkeit und bedeckt
seine Kirche mit Schwachheit, Sünden und anderen Weisen des Kreuzes.
Auch in seiner Auslegung von Ps. 51 betont
Luther diese reale Gegenwart Christi, überhaupt des dreieinigen Gottes, im
Gläubigen. „Es wohnt also der wahre (verus) Geist in den Gläubigen nicht allein durch die Gaben,
sondern nach seinem Wesen (substantiam). Denn er gibt
seine Gaben nicht in solcher Weise, dass er selbst anderswo sei, oder schlafe,
sondern er ist bei seinen Gaben und bei seiner Kreatur mit Erhalten, Regieren,
Stärkegeben usw.“59
Alles, was ich aufgrund der Rechtfertigung
habe, habe ich allein im Blick auf Christus, nicht aus mir. Nicht ich steige
empor zu Gott, sondern Gott kommt vielmehr in Christus zu mir herunter, nimmt
meine Sünde, mein Elend, meinen Tod auf sich, hat das Gesetz für mich erfüllt
und hilft mir nun, weil er in mir lebt (Gal. 2,20), in den Niedrigkeiten
und Schwachheiten dieses Lebens zu stehen. „Denn
sofern sie auf sich selbst sehen, haben sie das Gesetz und die Sünde, sofern
sie aber auf Christus sehen, sind sie dem Gesetz abgest9rben, haben keine Sünde
usw. Darum, wenn du in der Sache der Rechtfertigung einen Unterschied machst
zwischen der Person Christi und deiner Person, so bist du unter dem Gesetz und
bleibst darunter, und lebst in dir, nicht in Christus, was nichts anderes ist,
als vom Gesetz verdammt werden und tot sein vor Gott, weil du einen solchen
Glauben hast, wie die Sophisten in ihrer läppischen Weise davon reden, der
durch die Liebe gestaltet worden ist (informatam caritate). … Deshalb muss der Glaube rein gelehrt werden,
nämlich dass du durch denselben mit Christus so eng verbunden werdest, dass aus
dir und ihm gleichsam Eine Person werde, welche von ihm nicht getrennt werden
könne, sondern ihm beständig anhangen, so dass du zuversichtlich sagen könnest:
Ich bin Christus, das heißt, Christi Gerechtigkeit, Sieg, Leben usw. ist mein;
und Christus wiederum sage: Ich bin jener Sünder, das heißt, seine Sünden, Tod,
usw. sind mein, weil er an mir hangt, und ich an ihm, denn wir sind durch den
Glauben zu Einem Fleisch und Bein verbunden, Eph. 5,30: ‚Wir sind Glieder des
Leibes Christi, von seinem Fleisch und von seinem Gebein‘, so dass dieser
Glaube Christus und mich enger verbindet, als ein Ehemann mit seiner Ehefrau
verbunden ist.“60
Die Gerechtigkeit Gottes ist also in keiner
Weise etwas, woran der Mensch in irgendeiner Weise beteiligt ist, sondern
reines Geschenk um Christi willen. „Deshalb
seid dessen eingedenk, dass die Gerechtigkeit Gottes
die sei, durch welche wir gerecht gemacht werden, oder die Gabe der Vergebung
der Sünden. Diese Gerechtigkeit Gottes ist eine angenehme, denn sie macht aus
Gott nicht einen gerechten Richter, sondern einen verzeihenden Vater, der
seiner Gerechtigkeit gebrauchen will, nicht um die Sünder zu richten, sondern
um sie gerecht zu machen und loszusprechen. … David … scheidet von allen diesen
Gottesdiensten [der Religionen] diesen Einen, der da geschieht durch den
Glauben an Christus, durch welchen die Sünden vergeben werden, und die
Gerechtigkeit mit dem ewigen Leben geschenkt wird, ohne Werke und ohne
Verdienste, nur um deswillen, weil Gott barmherzig ist und durch Christus
verzeiht.“61
Hat
Luther recht getan, dass er bei seiner Übersetzung von Römer 3,28 das Wort
„allein“ eingefügt hat? (Der
nachfolgende Text ist entnommen aus: Georg Stöckhardt:
Commentar über den Brief Pauli an die Römer. St.
Louis, Mo.: Concordia Publishing House. 1907. S. 164-167) Was das heißt, dass
der Mensch durch den Glauben gerecht wird, [in]wiefern
der Glaube rechtfertigt, was es um den rechtfertigenden Glauben ist, das macht
der Apostel nun noch klarer und deutlicher, indem er hinzufügt chooris ergoon nomou. „Ohne des Gesetzes Werke“, abgesondert von des
Gesetzes Werken wird der Mensch gerecht. Des Gesetzes Werke konkurrieren
hierbei in keiner Weise, bestimmen Gott nicht im mindesten, auch nicht zum
geringsten Teil, dem Sünder ein günstiges Urteil zu sprechen, kommen vor Gott,
wenn er den Menschen rechtfertigt, gar nicht in Betracht. „Dass dadurch alle
eigenen Werke, Verdienst, Würdigkeit, Ruhm und Vertrauen aller unserer Werke in
dem Artikel von der Rechtfertigung ganz und gar ausgeschlossen werden, also
dass unser Werk weder Ursach noch Verdienst der
Rechtfertigung, darauf Gott in diesem Artikel und Handlung sehen, oder wir uns
darauf verlassen möchten und sollten, noch zum Ganzen, noch zum Halben, noch
zum wenigsten Teil gesetzt und gehalten sollen werden.“ Konkordienformel, Ausf. Darl., Art. 3. Müller S.
618. Diese Näherbestimmung chooris ergoon nomou schließt in sich,
dass der Mensch allein durch den Glauben gerecht wird. Entweder wird der Mensch
durch den Glauben oder durch die Werke gerecht. Tertium
non datur. [Etwas Drittes gibt es nicht.] Nun sind
die Werke gänzlich abgesondert und ausgeschlossen. Also bleibt nur der Glaube
übrig. So ist das sola, sola
fide, das „allein durch den Glauben“ in der
Lutherischen Übersetzung nicht nur dem Kontext entsprechend, sondern vom Text
selbst gegeben. „Wir glauben, lehren und bekennen, dass zur Erhaltung reiner
Lehre von der Gerechtigkeit des Glaubens vor Gott über den particulis
exclusivis [ausschließende Worte], das ist über
nachfolgende Worte des heiligen Apostels Pauli, dadurch der Verdienst Christi
von unsern Werken gänzlich abgesondert und Christus die Ehre allein gegeben,
mit besonderm Fleiß zu halten sei, da der heilige
Apostel Paulus schreibt: Aus Gnaden, ohne Verdienst, ohne Gesetz, ohne Werke,
nicht aus den Werken, welche Worte alle zugleich so viel heißen wie: allein
durch den Glauben an Christus werden wir gerecht und selig.“ Konkordienformel,
Kurze Darl., Art. 3, Müller S. 529. So haben wir auch
schon vor Luther die italienischen Übersetzungen zu Genua 1476 und Venedig 1538
per la sola fede, auch die
katholische Nürnberger Bibelausgabe 1483 „nur durch den Glauben“ (auch Gal.
2,16, wo Luther das „allein“ nicht hat).
… Es möge hier noch die klassische Stelle aus Luthers Sendbrief vom
Dolmetschen, in welcher derselbe seine Übersetzung von Röm. 3,28 rechtfertigt,
einen Platz finden. „Ich habe eure Schrift empfangen mit den zwei Quästionen
oder Fragen, darin ihr meines Berichts begehrt; erstlich,
warum ich in Römer im 3. Kapitel die Worte St. Pauli Arbitramur,
hominem justificari ex fide absque operibus
so verdeutscht habe: Wir halten, dass der Mensch gerecht werde ohne des
Gesetzes Werk, allein durch den Glauben. Und zeigen daneben an, wie die
Papisten sich über die Maßen unnütze machen, weil im Text Pauli nicht steht das
Wort sola, allein, und sei solcher Zusatz von mir
nicht zu leiden in Gottes Worten usw. Ich habe hier Röm. 3 sehr wohl gewusst,
dass im lateinischen und griechischen Text das Wort solum
nicht steht, und hätten mich solches die Papisten nicht müssen lehren. Wahr
ist’s, diese vier Buchstaben, sola, stehen nicht
drinnen, welche Buchstaben die Eselsköpfe ansehen, wie die Kuh ein neues Tor.
Sehen aber nicht, dass gleichwohl die Meinung des Textes in sich hat, und wo
man’s will klar und gewaltig verdeutschen, so gehört es hinein. Denn ich habe
deutsch, nicht lateinisch noch griechisch reden wollen, da ich deutsch zu reden
im Dolmetschen vorgenommen hatte. Das ist aber die Art unserer deutschen
Sprache, wenn sich eine Rede begibt von zwei Dingen, der man eins bekennt und
das andere verneint, so braucht man das Wort solum,
allein, neben dem Wort nicht oder kein. Als wenn man sagt: Der Bauer bringt
allein Korn und kein Geld. Nein, ich habe wahrlich jetzt kein Geld, sondern
allein Korn. Ich habe allein gegeben und noch nicht getrunken. Hast du allein
geschrieben und nicht übergelesen? Und dergleichen unzählige Weise im täglichen
Gebrauch. In diesen Reden allen, ob’s gleich die lateinische oder griechische
Sprache nicht tut, so tut’s doch die deutsche, und ist ihre Art, dass sie das
Wort allein hinzusetzt, auf dass das Wort nicht oder kein desto völliger und
deutlicher sei. Denn wiewohl ich auch sage: Der Bauer bringt Korn und kein
Geld, so lautet doch das Wort kein Geld nicht so völlig und deutlich, als wenn
ich sage: Der Bauer bringt allein Korn und kein Geld; und hilft hier das Wort
allein dem Wort kein so viel, dass es eine völlige deutsche klare Rede wird.
Denn man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man
soll deutsch reden, wie diese Esel tun, sondern man muss die Mutter im Hause,
die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem Markt darum fragen, und
denselben auf das Maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetschen, so
verstehen sie es dann und merken, dass man deutsch mit ihnen redet. … Aber nun
habe ich nicht allein der Sprachen Art vertraut und gefolgt, dass ich Röm. 3,28
solum, allein, habe hinzugesetzt; sondern der Text
und die Meinung St. Pauli fordern und erzwingen’s mit
Gewalt. Denn er handelt ja daselbst das Hauptstück christlicher Lehre, nämlich
dass wir durch den Glauben an Christus, ohne alle Werke des Gesetzes, gerecht
werden, und schneidet alle Werke so rein ab, dass er auch spricht, des
Gesetzes, das doch Gottes Gesetz und Wort ist, Werke nicht helfen zur
Gerechtigkeit. … Wo man aber alle Werke so rein abschneidet, da muss ja die
Meinung sein, dass allein der Glaube gerecht mache. Und wer deutlich und dürre
von solchem Abschneiden der Werke reden will, der muss sagen: allein der
Glaube, und nicht die Werke machen uns gerecht. Das zwingt die Sache selbst
neben der Sprachen Art. Lieber, was soll man sagen, ist’s nicht viel
ärgerlicher, dass St. Paulus selbst nicht sagt, allein der Glaube, sondern schüttet’s wohl gröber heraus und stößt dem Fass den Boden
aus und spricht, ohne des Gesetzes Werke? Und Gal. 2,16: Nicht durch die Werke
des Gesetzes, und des viel mehr an andern Orten. Denn das Wort, allein der
Glaube, möchte noch eine Glosse finden, aber das Wort, ohne Werke des Gesetzes,
ist so grob, ärgerlich, schändlich, dass man mit keiner Glosse helfen kann. Wie
viel mehr möchten hieraus die Leute lernen, keine guten Werke zu tun, da sie
hören mit so dürren, starken Worten von den Werken selbst predigen: keine
Werke, ohne Werke, nicht durch Werke. Ist nun das nicht ärgerlich, dass man,
ohne Werke, keine Werke, nicht durch Werke, predigt, was sollt’s
denn ärgerlich sein, so man dies, allein der Glaube, predigt? … Sage mir doch,
ob Christi Tod und Auferstehen unser Werk sei, das wir tun, oder nicht? Es ist
ja nicht unser Werk, noch einiges Gesetzes Werk. Nun macht uns ja allein
Christi Tod und Auferstehen frei von Sünden und fromm, wie St. Paulus sagt Röm.
4: Er ist gestorben um unserer Sünde willen und auferstanden um unserer
Gerechtigkeit willen. Weiter sage mir, welches ist das Werk, damit wir Christi Tod und Auferstehung fassen
und halten? Es kann ja kein äußerlich Werk, sondern allein der einige Glaube im
Herzen sein; derselbe allein, ja gar allein, und ohne alle Werke, fasst solchen
Tod und Auferstehen, wo es gepredigt wird durchs Evangelium. Was ist’s denn
nun, dass man so tobt und wütet, ketzert und brennt, so die Sache im Grunde
selbst klar da liegt und beweist, dass allein der Glaube Christi Tod und
Auferstehung fasse ohne alle Werke, und derselbe Tod und Auferstehen sei unser
Leben und Gerechtigkeit? … Auch bin ich’s nicht allein, noch der erste, der da
sagt, allein der Glaube macht gerecht; es hat es vor mir Ambrosius, Augustinus
und viele andere gesagt. Und wer St. Paulus lesen und verstehen soll, der muss
wohl so sagen, und kann nicht anders, seine Worte sind zu stark und leiden
kein, ja gar kein Werk. Ist’s kein Werk, so muss es der Glaube allein sein.“
Aus
anderen Kirchen:
Evangelikale
öffnen sich Yoga und damit dem Heidentum: In der Zeitschrift
DRAN NEXT des linken Bundesverlages ist unter dem Titel „Mit Gott auf der
Matte“ ein Artikel erschienen, der sogenannten „Holy Yoga“ propagiert, das
heißt, die okkulten Praktiken des in Hinduismus und Buddhismus verwurzelten und
beheimateten Yoga nun auch unter „evangelikalen“ Christen verbreiten will. Der
Hintergrund des Yoga, die geistlichen, seelischen und medizinischen Gefahren,
die damit verbunden sind, werden völlig ausgeblendet.
(nach: Topic 08/2017, S. 4) Die Blindheit gerade im evangelikalen Bereich,
nimmt immer mehr zu und geradezu erschreckende Ausmaße an. Das ist das
Ergebnis, wenn die biblische Lehre, die unteilbare biblische Wahrheit nicht
hochgehalten und geehrt wird, sondern wenn man letztlich immer eine
unionistische, ökumenische Linie gefahren ist, die nun auch noch synkretistisch
erweitert wird.
Reformierte
und evangelikale Kreise veröffentlichen Erklärung zur Reformation:
Mit dem „Reforming Catholic
Confession“ haben reformierte und evangelikale Kreise
versucht, eine „Einheit“ auf der Grundlage der Reformation darzustellen, die
mehr Anspruch auf Katholizität vermitteln soll, als ihn Rom oder der Ostkirche
zukommt. Nun ist es ja allerdings richtig, dass das Gros der christlichen
Kirchen allerdings aus dem reformierten Umfeld kommen
und diese oftmals nur in geringfügigeren Dingen sich unterscheiden. Allerdings
bietet auch dieses Papier keine wirklich Grundlage für eine wahre „Einheit“
dieser Kreise dar, da etwa die Lehren der völligen Verdorbenheit des
natürlichen Menschen, des unfreien Willens, der Bekehrung als alleinigem Werk
Gottes – alles Punkte, in denen Reformierte sich von Evangelikalen
unterscheiden – gar nicht angesprochen werden; ebenso wird die Lehre von der
Taufe nur sehr oberflächlich behandelt, wie auch die Lehre von den letzten
Dingen.
Von irgendeinem Zugehen
auf das Luthertum – immerhin ist Martin Luther das Werkzeug Gottes für die
Kirchenreformation gewesen und die lutherische Kirche und Theologie daher eines
ihrer bedeutendsten Früchte – kann dagegen überhaupt nicht die Rede sein. Es scheint
auch keinerlei Versuche einer Gesprächsaufnahme zu konservativen lutherischen
Kirchen in den Staaten gegeben zu haben. Insofern ist die Erklärung eine
Anmaßung, da hier – wieder einmal, in der Geschichte der Kirche leider nichts
Neues, sondern sehr Geläufiges – reformierte Kreise für sich in Anspruch
nehmen, die Reformation zu vertreten. Die Unterscheidungslehren zwischen
Luthertum und Reformierten sind in dieser Erklärung verständlicherweise nicht
angesprochen und noch weniger ausgeräumt. (Die Erklärung kann gefunden werden
unter: http://reformingcatholicconfession.com/about/)
Lebensrecht:
Kinder
eine Umweltbelastung? In einer Studie
von „Forschern“ der Universität Lund in Schweden, Seth Wynes
und Dr. Kimberly Nicholas, wird behauptet, Familien mit Kindern seien die
„größte menschengemachte Umweltbelastung“. Die Studie empfiehlt deshalb den
Verzicht auf Kinder. Angeblich läge die C02-Belastung durch ein Kind im Jahr
bei 58 to, während sie durch einen Pkw nur auf 2,4 to käme (wobei natürlich verschwiegen wurde, dass CO2 zum
„Klimawandel“ gar nichts mehr beiträgt, da schon seit gut drei Jahrzehnten die
Atmosphäre im Blick auf CO2 gesättigt ist). Die „Forscher“ empfehlen daher,
beim „Kampf gegen den Klimawandel“ vor allem die Familienplanung in den Blick
zu nehmen und auch in den Lehrbüchern und Schulen zu verbreiten. Die
traditionelle kinderreiche Familie sei als „klimafeindlicher Lebensstil“ zu
brandmarken. (nach: https://www.patriotpetition.org/2017/08/07/kinderkriegen-ist-keine-umweltsuende/) Diese „Studie“ zeigt, wie zutiefst gottlos und
antichristlich die EU, besonders Schweden, bereits ist, wie sehr die
Menschenverachtung einerseits und die Vergötzung von
Klima und Natur verbreitet ist, was ja beim Abfall von Gott kein Wunder ist.
Dieser Westen ist wahrhaft gerichtsreif!
FDP
will Leihmutterschaft ermöglichen: Die
brutalkapitalistischen Freien Demokraten sprechen
sich in ihrem Wahlprogramm dafür aus, unter Auflagen Leihmutterschaft
zuzulassen. Bisher ist dies durch das Embryonenschutzgesetz, das der
austragenden Mutter automatisch auch rechtlich die Mutterschaft sichert,
verboten. Leihmutterschaft stellt eine rücksichtslose und menschenverachtende
Ausbeutung von Frauen dar und zerstört die von Gott vorgegebene
Mutter-Kind-Bindung, die nicht zuletzt durch die zehnmonatige Schwangerschaft
in besonderer Weise wächst. (nach: https://www.civilpetition.de/kampagne/nein-zur-leihmutterschaft/startseite/aktion/181876Z14694/) Hier wird einmal mehr der zunehmend gottlose und
dadurch menschenverachtende Charakter des westlichen Ungeistes deutlich, dem
auch Mutterschaft nichts ist, dagegen Profit alles, und der aus allem ein
Geschäft macht und auch skrupellos die Not von Menschen in der sogenannten
Dritten Welt oder in Osteuropa ausbeutet.
Abtreibung
ist Rassismus: Das sagte Alveda King, eine Nichte von Martin Luther King, und fügte
hinzu, dass durch Abtreibung den Kindern im Mutterleib ihr Menschenrecht
genommen wird. Sie äußerte dies im Zusammenhang mit den rassistischen Vorgängen
in Charlottesville, die sie ebenso klar verurteilte,
und dann hinzufügte, dass ebenso auch Abtreibung Rassismus ist. (nach: http://www.lifenews.com/2017/08/14/martin-luther-king-jrs-niece-alveda-king-abortion-is-racism-and-takes-away-the-civil-rights-of-unborn-babies/)
Gesundheitsvorsorge
als Vehikel für Abtreibung: Unter dem
Schlagwort „Medicare for
All“ haben linke US-Senatoren der Demokraten eine Gesetzesinitiative
eingebracht, mit deren Hilfe sie Abtreibung für alle, bezahlt von
Steuermitteln, durchsetzen und zugleich Einschränkungen des Abtreibungsrechts,
wie etwa das Hyde Amendment, aushebeln wollen. Durch
das Hyde Amendment wurde bisher in den meisten Fällen
verhindert, dass es Abtreibung auf Kosten der Steuerzahler gibt, wodurch, nach
Schätzungen der Lebensrechtsorganisationen, wohl an eine Million Kinder vor
Ermordung geschützt wurden. Würde das Hyde Amendment
gekippt, das jahrelang eine breite Unterstützung in der Bevölkerung und bei
beiden Parteien hatte, so würden ca. 33.000 Kinder mehr jedes Jahr durch
Abtreibung getötet. Der von Bernie Sanders ausgearbeitete Entwurf läuft darauf
hinaus, das gesamte Gesundheitswesen faktisch staatlich zu lenken und mit
Steuermitteln zu finanzieren und so die Zentralisierung weiterer Teile des
Lebens voranzutreiben. Die Washington Post hatte zu diesem, schon während des
Präsidentschaftswahlkampfes von Sanders vorgelegten, Plan geschrieben, dass er
wohl innerhalb von 10 Jahren 32 Billionen US-Dollar kosten und zu gewaltigen
Steuererhöhungen führen würde, laut CNN wären es 1,4 Billionen Dollar jährlich,
eine Erhöhung der Einkommenssteuer um 2,2 % und weitere Steuererhöhungen.
(nach: http://www.lifenews.com/2017/09/14/democrat-senator-lets-pass-medicare-for-all-and-force-americans-to-fund-abortions/)
US-Regierung
will Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod schützen: Die Administration von US-Präsident Trump hat erklärt,
dass sie das Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod schützen möchte.
Das gibt die Linie vor, die im Bereich der Gesundheits- und Bevölkerungspolitik
von der US-Regierung verfolgt wird und die vor allem Abtreibungsbefürwortern
missfällt. (nach: http://www.lifenews.com/2017/10/13/trump-administration-changes-obama-policy-now-confirms-human-life-begins-at-conception/)
Angriff
auf Embryonenschutzgesetz: 16
„Wissenschaftler“ in der BRD haben in der Reihe „Leopoldina
Diskussion“ eine völlige Überarbeitung des Embryonenschutzgesetzes gefordert,
die Öffnung für Leihmutterschaft und Eizellspende sowie künstliche Befruchtung
für Homosexuelle und Single-Embryo-Transfer (bei dem nach der
In-Vitro-Fertilisation einer der Embryonen besonders behandelt wird, der als
„erfolgversprechend“ gilt, damit nur dieser dann eingepflanzt wird, weil
Mehrlingsschwangerschaften als „Risiko“ gelten). (nach: ALfA-newsletter
vom 22.10.2017) Das ist deutlicher Ausdruck einer gottlosen, am Profit
orientierten unmoralischen bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, wie sie im
Westen im Allgemeinen und der BRD im Besonderen vorzufinden ist. Aber was der
Mensch sät, das wird er ernten; denn Gottes Mühlen mahlen wohl langsam, aber
trefflich gut.
Bio“ethiker“ will Ermordung von Babys im Mutterleib mit Down-Syndrom forcieren: Der niederländische Bio“ethiker“
Marcel Zuijderland hat gefordert, die Ermordung von
Kindern im Mutterleib, die Hinweise auf Down-Syndrom haben, zu forcieren, denn
das Rijksinstituut voor Volksgezondheid habe festgestellt, dass es sich bei
Down-Syndrom um die teuerste Krankheit handele – und man müsse doch Verständnis
haben, dass Eltern es „als moralische Pflicht ansähen“ dem Gesundheitssystem
nicht solche Kosten zumuten zu wollen. (nach: ALfA-newsletter
vom 22.10.2017) Allein schon diese Sprache ist widerlich und zeigt das völlig
perverse, gottlose, materialistische Denken, das im Westen immer mehr um sich
greift und entlarvt immer mehr den verbrecherischen Grundcharakter des von
jeglichen ethisch-religiösen Bindungen gelösten Materialismus/Kapitalismus.
Mutter
in Michigan inhaftiert, weil sie ihren Sohn nicht mit Impfstoff, der Zellen
abgetriebener Babys enthält, impfen lassen wollte. In Michigan wurde kürzlich Rebecca Bredow für sieben
Tage inhaftiert, weil sie sich weigerte, ihren Sohn mit einem Impfstoff impfen
zu lassen, der Zellen abgetriebener gesunder Babys enthält. Das Problem in
diesem Bereich ist, dass aufgrund der weitverbreiteten Gottlosigkeit die
kapitalistischen Firmen zunehmend bei der Herstellung von Impfstoffen auf die
Zellen im Mutterleib ermordeter Babys zurückgreifen, obwohl alle Impfstoffe
auch durch Zellen aus anderen Zell-Linien hergestellt werden könnten. Für
bestimmte Impfungen, wie gegen Windpocken, Hepatitis A, Mumps, Masern und
Rubella, gibt es, zumindest in den USA, keine alternativen Impfstoffe. (nach: http://www.lifenews.com/2017/10/27/mom-jailed-for-not-vaccinating-her-son-with-vaccine-that-uses-cells-from-aborted-babies/)
Religionsfreiheit,
politisch-ideologische Tendenzen, Schulen:
Multikulturelle Gesellschaft als Staatsdogma: Die UN, die EU, Weltbank und viele
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) haben die multikulturelle Gesellschaft zum
Dogma erhoben und sehen in der nationalen Souveränität ein Feindbild und wollen
sie daher mit allen Mitteln zerstören. Dahinter stehen nicht zuletzt auch die
multinationalen Großkonzerne (nicht zuletzt Männer wie George Soros, der ja
alles daran setzt, nationale Staaten und Einrichtungen zu zerstören, um
sogenannte „offene Gesellschaften“ durchzusetzen), die nur in einer
globalisierten Multikulti-Welt hoffen, das Ausbeutungspotential am besten
ausschöpfen zu können. Darum wollen sie die volkliche und kulturelle Identität
vernichten. Gerade der internationalen Finanzwelt geht es darum, Kredite und
Staatsanleihen ins Unermessliche zu steigern. Und wenn alle nationalen und
kulturellen Schranken gefallen sind, hoffen sie, das umso besser umsetzen zu
können. Das ist der Hintergrund, warum gerade in den angeblich „freien“ Ländern
des Westens konträre Meinungen massiv unterdrückt und diffamiert werden.
Der derzeitige
UN-Migrations-Sonderberichterstatter und ehemalige EU-Kommissar Peter
Sutherland hat schon vor fünf Jahren behauptet, die EU solle die ethnische
Homogenität der Völker in der EU auflösen. Solche Forderungen bilden auch den
Hintergrund für die Migrationsströme aus dem Nahen Osten und dem nördlichen
Afrika. Sie sollen gerade dazu dienen. Daher auch die faktische Gleichschaltung
der Medien, vor allem in der BRD, die Sprachregelungen, die aus Asylanten
plötzlich Flüchtlinge machte und es als unmenschlich bezeichnete, sie
abzulehnen.
Auch ein weiteres Phänomen hängt damit
zusammen: Die immer stärker werdende und verbreitete Kritik am Christentum,
während Kritik am Islam nach Möglichkeit unterdrückt, ja sogar verfolgt wird.
So wurde etwa der Atheist Richard Dawkins von der
US-Elite-Universität Berkeley dieses Jahr ausgeladen, weil er nicht nur am
Christentum, sondern auch am Islam Kritik übte. (nach: http://www.freiewelt.net/reportage/un-eu-weltbank-und-ngos-haben-die-multikulti-gesellschaft-zum-dogma-gemacht-10071641/)
Staatstrojaner als Instrument der umfassenden Ausspähung: Als eine seiner letzten Amtshandlungen hat der
Bundestag der BRD den Staatstrojaner zugelassen. Er ermöglicht die umfassende
Ausspähung von Menschen. Wie etwa Mexiko oder die Vereinigten Arabischen
Emirate zeigen, wird er schnell auch gegen dem Staat missliebige Personen
eingesetzt, um sie auszuspähen und etwas gegen sie zu sammeln. Er ist ein
weiterer Schritt zur totalen Überwachung in einem totalitären Zwangsstaat.
(nach: Email Beatrix von Storch vom 12.08.2017)
Chip für jeden Menschen? Der
Soziologe Noelle Chelsley von der University of Wisconsin in Milwaukee ist der Ansicht, dass, zwar nicht
in kurzer, aber absehbarer Zeit, allen Menschen ein Chip eingepflanzt werde,
vielleicht zunächst ohne GPS, auf dem alle seine Daten, einschließlich
Kontodaten, enthalten seien, über den auch die Bezahlung laufe. (nach: http://www.freiewelt.net/nachricht/us-professor-es-sei-nur-eine-frage-der-zeit-bis-allen-ein-microchip-implantiert-ist-10071759/) Das wäre dann der totale Überwachungsstaat, der ja
von vielen westlichen Politikern anscheinend angestrebt wird, ein totalitäres
System, gegenüber dem Hitlers und Stalins Regime und auch Mielkes System in der
DDR hinsichtlich Überwachung und Ausspähung geradezu Kinderkram waren, selbst
George Orwell noch übertroffen würde.
Ukraine feiert Nazi-Größen:
Seit dem vom Westen, vor allem den USA, inszenierten Umsturz in der Ukraine
werden nicht zuletzt solche Gestalten der jüngeren ukrainischen Geschichte, die
für Massenmorde an Polen, Juden und Russen verantwortlich sind, wie Stepan Bandera, Roman Shukhevych oder
auch Dmytro Paliiv gefeiert, und zwar mit staatlicher
Hilfe. So wurde jüngst eine Straße in Kalusch, in der
Nähe Lembergs, nach Dmitro Paliiv benannt, der
Kommandeur der 14. Grenadierdivision der Waffen-SS, auch 1. Galizische Division
genannt, war und verantwortlich für unzählige Morde an Juden. Kritiker solcher
Entscheidungen, wie der Veteran Mikhail Voroniak,
werden massiv bedroht. (nach: https://www.timesofisrael.com/activist-threatened-for-opposing-ukraine-citys-honoring-of-nazi-ss-officer/?utm_source=The+Times+of+Israel+Daily+Edition&utm_campaign=c200ebf393-EMAIL_CAMPAIGN_2017_10_14&utm_medium=email&utm_term=0_adb46cec92-c200ebf393-54510473) Es ist schon sehr bezeichnend, auf welche Verbündete
der Westen in seinem krankhaften Russenhass setzt.
Grüne geben sich mütterfeindlich:
Die grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann,
lässt in einer Broschüre, in der es um sexistische und frauenfeindliche Werbung
geht, unter anderem als diskriminierend aufführen, wenn Frauen als fürsorglich
oder als mit Freude im Haushalt wirkend dargestellt werden (S. 6). Ebenso sei
es „diskriminierend“, wenn Jungen mit der Farbe blau und mit Technik spielend,
Mädchen mit der Farbe rosa und mit Puppen spielend dargestellt würden (ebd.)
Die Richtung wird weiter deutlich in der Sprache, wenn immer wieder vom
„biologischen und sozial konstruierten Geschlecht“ die Rede ist. (nach: Broschüre
„Sexism shouldn’t sell“; einsehbar über: https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/politik-und-verwaltung/beauftragte/gleichstellung/frauenfeindliche-werbung/) Damit wird im Rahmen der linken Genderideologie
geleugnet, dass die Unterschiede von Mann und Frau, körperlich wie seelisch,
und damit auch im Blick auf ihre verschiedenen Aufgaben in Familie, Volk und
Staat vorgegeben und von Gott gewollt sind. Vielmehr sollen diese Unterschiede
gewaltsam nivelliert und alle vorgegebenen Ordnungen sollen zerstört werden.
Damit outen sich die Grünen einmal mehr als menschenfeindlich und linksextrem.
Islam
und islamische Welt:
Antisemitismus
bei Migranten in Österreich stark verbreitet: Laut einer Studie der Donau-Universität in Krems, die dazu 1.100
„Migranten“ aus Afghanistan, Irak, Syrien, Tschetschenien, Somalia und dem Iran
befragte, ist der Antisemitismus bei denjenigen aus dem Nahen Osten, den Iran
ausgenommen, weit verbreitet. Ein Viertel der Befragten meinte, dass die
Scharia in Österreich berücksichtigt werden sollte. Dass sie Mehrzahl nur
muslimische Ehepartner heiraten will, ist verständlich und sollte umgekehrt bei
Christen genauso sein. Mehr als die Hälfte war allerdings auch der Meinung,
dass Männer Frauen aus religiösen Gründen nicht die Hand geben sollte, was mit
unserer Kultur völlig unvereinbar ist. (nach: http://www.freiewelt.net/nachricht/studie-in-oesterreich-antisemitismus-bei-migranten-stark-ausgepraegt-10071757/)
Erdogan-Regime raubt christliche Güter: Mindestens 100 historische Güter der
aramäisch-sprachigen Kirchen in der Südost-Türkei sind in den vergangenen fünf
Jahren durch das Erdogan-Regime geraubt worden, Kirchengebäude, Klöster,
Friedhöfe, Ländereien, Monumente. Sie ging dabei jeweils so vor, diese Güter
zunächst der Staatskasse einzuverleiben, um dann die Ländereien den Kommunen zu
übertragen, die Kirchengebäude der staatlichen Religionsbehörde.
Kirchengebäude, die 2017 geraubt wurden, wurden inzwischen aufgrund
internationalen Protestes zurückgegeben, die Ländereien dagegen nicht. Außerdem
wurden in Diyabakir nach dem Terror der Türkenarmee
in der kurdischen Stadt die sechs christlichen Kirchen, die allesamt in der
Altstadt sind, per Kabinettsbeschluss beschlagnahmt, unter dem Vorwand einer
„Neuentwicklung“ der Altstadt. Die Enteignung der Kathedrale Surp Gigaros wurde zwar durch den
Staatsrat im April 2017 aufgehoben, aber die Sperrung der Kirche nicht. Wie
heimlich aufgenommene Bilder belegen, wurde sie inzwischen verwüstet und
entweiht.
Ähnlich versucht man in Istanbul
(Konstantinopel) vorzugehen, wo im Rahmen von neuen Bebauungsplänen der
Prinzeninseln Kirchen, Klöster und Synagogen Straßen und Wohnblöcken zum Opfer
fallen sollen. Auch die 1971 vom Türkenregime geschlossene griechisch-orthodoxe
Hochschule liegt auf den Prinzeninseln. (nach: pro 5/2017, S. 40-41)
- Gott kennen ist Leben. Von Roland Sckerl. Evangelistisches Heft, das die Grundaussagen des christlichen Glaubens wiedergibt. 13 S. € 0,32
- Fragen und Antworten zur christlichen Lehre. Von Carl Johann Otto Hanser. Aus dem Amerik. übers. von Roland Sckerl. C.J.O. Hanser hatte das Heft mit 99 Fragen zu christlichen Lehre konzipiert, um gerade auch denen, die Schwierigkeiten haben, umfangreichere Dinge zu lernen, die Grundlagen des christlichen Glaubens beizubringen. Dies Heft ist um 32 Fragen ergänzt worden und enthält im ersten Teil Luthers Kleinen Katechismus als Grundlage des Unterrichts. 40 S. € 1,68
- Christliche Lehre zu Luthers Kleinem Katechismus. Von Roland Sckerl. Dies Heft soll zur Vertiefung der Lehraussagen des Kleinen Katechismus in der Unterweisung dienen. 61 S. € 2,48
- Der Große Katechismus Dr.
Martin Luthers, zusammengestellt mit seinem Kleinen Katechismus. Herausgegeben von Roland Sckerl.
In dieser Ausgabe ist der Text des Kleinen Katechismus jeweils den
entsprechenden Aussagen des Großen Katechismus vorgeschaltet. Der Große
Katechismus selbst ist durch Zwischenüberschriften gegliedert, um so das
schrittweise Lesen zu erleichtern. Im Anhang ist Luthers Bekenntnis von 1529
mit abgedruckt. 142 S. € 5,68
1
Dr. Martin Luthers sämtliche Schriften. Hrsg. von
Joh. Georg Walch. Nachdr. der 2., überarb.
Aufl. Bd. 9. Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen
Buchhandlung Heinrich Harms. 1987. Sp. 8-9
2
ebd. Sp. 16
3
ebd. Sp. 18
4
ebd. Sp. 19-20
5
ebd. Sp. 20.21
6
ebd. Sp. 21
7 ebd. Sp. 81
8
ebd. Sp. 82
9
ebd. Sp. 157
10 ebd. Sp. 159 f.
11 ebd. Sp. 161 f.
12 ebd. Sp. 23 f.
13 ebd. Sp. 24
14 ebd. Sp. 25
15 ebd. Sp. 26
16 ebd. Sp. 30
17 ebd. Sp. 45 f.
18 ebd. Sp. 48.49.50
19 ebd. Sp. 54
20 ebd. Sp. 58
21 ebd. Sp. 58.59.61
22 ebd. Sp. 64
23 ebd. Sp. 65 f.
24 ebd. Sp. 66 f.
25 ebd. Sp. 95
26 ebd. Sp. 106.181
27 ebd. Sp. 194
28 ebd. Sp. 236
27 ebd. Sp. 124 f.
28 ebd. Sp. 125
29 ebd. Sp. 125 f.
30 ebd. Sp. 128 f.
31 ebd. Sp. 165
32 ebd. Sp. 167
33 ebd. Sp. 169.170
34 ebd. Sp. 204
35 ebd. Sp. 173 f.
36 ebd. Sp. 329.330
37 ebd. Sp. 334 f.
38 ebd. Sp. 335
39 ebd. Sp. 335 f.
40 ebd. Sp. 336 f.
41 ebd. Sp. 338
42 ebd. Sp. 340
43 ebd. Sp. 340 f. 342. 343
44 ebd. Sp. 177.178
45 ebd. Sp. 186.187
46 ebd. Sp. 181 f.
47 ebd. Sp. 183
48 ebd. Sp. 189
49 ebd. Sp. 184
50 ebd. Sp. 187
51 ebd. Sp. 191
51a vgl. Kurt E. Marquart: Luther and
Theosis. In: Concordia Theological
Quarterly. Vol. 64:3, 2000. S. 203
51b Luther, a.a.O., Sp. 217
51c ebd. Sp. 225
51d ebd. Sp. 676 f.
52 ebd. Sp. 368 f.
53 ebd. Sp. 370.371 f.
54 ebd. Sp. 372 f.
55 ebd. Sp. 376
56 ebd. Sp. 378 f.
57 ebd. Sp. 226
58 ebd. Sp. 227
59 Dr. Martin Luthers sämtliche Schriften. Hrsg. von Joh.
Georg Walch. Nachdr. der 2., überarb.
Aufl. Bd. 5. Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen
Buchhandlung Heinrich Harms. 1987. Sp. 574.
60 Luther, Bd. 9, a.a.O., Sp.
227 f.
61 Luther, Bd. 5, a.a.O., Sp.
594. 600 (zu Ps. 51,16 und 18)