Beständig in der Apostel
Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet! Apg. 2,42
DER
BEKENNTNIS-
LUTHERANER
Lutherisches Blatt für Bibelchristentum.
Mit Zustimmung der Lutherischen Kirchen der
Reformation (Lutheran Churches
of the Reformation, LCR)
herausgegeben von Roland Sckerl, Leopoldstr. 1, D-76448 Durmersheim; Tel.:07245/83062;
E-mail: Sckerl@web.de;
Internet: www.lutherische-bekenntnisgemeinde.de
21.
Jahrgang 2013 Heft 3/2013
INHALTSVERZEICHNIS
Inhalt
BLUTZEUGEN DES CHRISTLICHEN GLAUBENS
Sebastian Martinez und vier andere
spanische Protestanten
Garcias Arias und weitere 21 Protestanten
von Sevilla
Abtreibung und Umerziehung der
Lehrerschaft
Roland Sckerl
Der rettende Glaube
Es sind vier Grundbereiche, die das
umfassen, was wir dann als „rettenden Glauben“ bezeichnen oder das „Material“
des rettenden Glaubens ausmachen.
Der erste Bereich beschäftigt sich mit der Existenz Gottes. Dabei geht es nicht
nur darum zu akzeptieren, dass es irgendein höheres Wesen gibt, sondern es geht
darum, ob du glaubst, dass der wahre Gott ein lebendiger, persönlicher Gott
ist. Und da der wahre, lebendige Gott sich uns offenbart hat, nämlich in seinem
Wort, der Bibel, und dann besonders in seinem Sohn Jesus Christus (den wir aber
auch nur durch die Bibel kennen), so geht es beim rettenden Glauben um den
Glauben an den wahren, lebendigen Gott, wie er sich uns offenbart hat. Und er
hat sich uns offenbart als der dreieinige
Gott, ein Wesen (Gott) in drei Personen (Vater, Sohn und Heiliger Geist; Matth. 28,18-20; 2. Kor. 13,13), die allesamt wahrhaft Gott
sind, Schöpfer sind, HERR sind, ewig sind, allgewaltig sind, allweise sind – und wir doch nicht drei Schöpfer, nicht
drei HERREN, nicht drei Ewige, nicht drei Allgewaltige und Allweise haben,
sondern nur einen Schöpfer, einen HERRN, einen Ewigen, einen Allgewaltigen,
einen Allweisen (1. Kor. 8,4; 5. Mose 6,4; Mark. 12,29). Und doch sind Vater, Sohn
und Heiliger Geist von einander zu unterscheiden: Der
Vater hat den Sohn von Ewigkeit her gezeugt (Ps. 2,7); der Sohn ist vom Vater
von Ewigkeit her gezeugt und hat alles vom Vater und ist wesenseins mit dem
Vater (Joh. 10,30) und dem Heiligen Geist; der Heilige Geist geht von Ewigkeit
her aus vom Vater und vom Sohn (Joh. 14,26; 15,26; 16,7), ist aber nicht
gezeugt. Nur der Sohn ist auch zugleich wahrer Mensch geworden (Joh. 1,14),
nicht der Vater, nicht der Heilige Geist. Wer also den rechten Glauben in
diesem primärfundamentalen Bereich haben will, der muss an den wahren Gott
glauben, eben den dreieinigen Gott. Denn wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt auch
den Vater nicht (Joh. 5,23), hat damit auch nicht den Vater, hat vielmehr einen
anderen Gott.1 2
Der zweite Bereich handelt von uns Menschen,
nämlich als Sünder. Es geht hier
nicht um irgendwelche „Schuldgefühle“, wie es uns die Psychologie einreden
will. Es geht nicht nur darum, dass du ganz allgemein akzeptierst, dass du, wie
alle andere Menschen auch, ein Sünder bist, sondern es geht vielmehr darum,
dass du bei dir selbst Sünde erkennst, konkrete Sünde (s. Röm. 1,18-3,20). Das
kann nicht anders geschehen als anhand des Gesetzes
Gottes, dessen Hauptaufgabe es ist, uns unserer Sünde zu überführen, damit
wir so recht uns vor Gott als Sünder erkennen (Röm. 7,7; Gal. 3,19-24). Aber
selbst wenn du konkrete Sünde an dir erkannt hast, hast du noch nicht die
Sündenerkenntnis, wie Gott sie wirken will durch sein Gesetz, wie du sie
brauchst, um wirklich zum rettenden Glauben zu kommen. Dann, wenn du konkrete
Sünde erkannt hast, wirst du vielleicht beginnen, gegen diese Sünde zu kämpfen,
wirst versuchen, selbst damit fertig zu werden, sie zu beseitigen. Du wirst
vielleicht sogar einige Erfolge im äußeren Bereich haben, grobe Ausbrüche der
Sünde unterdrücken. Aber wenn du ehrlich bist, wirst du zugleich feststellen,
dass die Sünde mit einer tiefen Wurzel in deinem Herzen festsitzt, dass du sie
nicht wirklich ausrotten kannst. Die Bibel sagt deshalb auch, dass wir tot sind in Übertretungen und Sünden
(Eph. 2,1), deshalb Kinder des Zorns von
Natur (Eph. 2,3) und damit tatsächlich abgrundtief verdorben, und zwar von
unserer Zeugung an, und somit unfähig, von uns aus an Gott zu glauben, ihn zu
lieben, ihn zu ehren, ihm zu dienen, seinen Willen zu tun. Und du willst das
alles von deinem natürlichen Menschen her auch tatsächlich nicht – und du
kannst es auch nicht. Wir umschreiben daher diese abgrundtiefe und völlige
Sündenverdorbenheit auch mit dem Begriff des unfreien Willens, nämlich dass ein Mensch, so
lange er nicht von Gott durch das Evangelium Jesu Christi zum rettenden
Glauben an Jesus Christus wiedergeboren, bekehrt, lebendig gemacht, auferweckt,
von Gott geboren wurde (Joh. 1,12.13; 3,3-6; Eph. 2,4-9; 1. Joh. 5,1.4), nicht
an Gott glauben kann, ihm nicht dienen, gehorchen kann – und auch nichts dazu
beitragen kann, dass dies anders wird. Und dies eben deshalb, weil du als
natürlicher, nichtwiedergeborener Mensch geistlich tot bist – und ein Toter
kann nun einmal nichts tun, er muss vielmehr von außen, von einer anderen
Person, aus dem (hier: geistlichen) Tode auferweckt werden. Du bist also, was
dich selbst angeht, darum dem Zorn des heiligen und gerechten Gottes
ausgeliefert und seinem Verdammungsurteil verfallen, denn der Sünde Sold ist der Tod (Röm. 6,23 a), damit ist nicht nur der
leibliche Tod gemeint, sondern gerade auch der geistliche Tod und als seine
Folge der ewige Tod oder die ewige Verdammnis, nie endende Qual und Pein (s. Matth. 25,41-46).
Das heißt: Du kannst keine eigenen
Anstrengungen zu deiner Errettung Gott bringen, nichts zu deiner Errettung
beitragen, nicht an deiner ewigen Erlösung mitarbeiten. Kurz: Du hast keinerlei
eigene Gerechtigkeit, die du Gott bringen könntest, kein gutes Werk, das du
vorweisen könntest (s. Röm. 3,21-28; Gal. 2,16; Eph. 2,8-9). Es ist zum rechten
rettenden Glauben unerlässlich, dass durch den Hammer des Gesetzes das alte Ich
mit seinem Stolz, seiner Ichzentriertheit, seiner Selbstliebe, seiner
Selbstgerechtigkeit und damit seinem Hang, Gott etwas zu bringen, zumindest
irgendwie an der Erlösung mitzuarbeiten, und sei es nur durch das Abmildern des
Widerstrebens, dass also dieses alte Ich zerbrochen wird, stirbt (Mark. 8,35).
Zur rechten Sündenerkenntnis gehört aber
auch, dass du nicht nur erkennst, dass du gesündigt hast und abgrundtief
verdorben bist, sondern dass du erkennst, dass Sünde nicht nur gegenüber
Menschen, sondern gerade und vor allem gegenüber Gott geschieht, und dass dir
deine Sünde leid ist, dass du sie gerne los wärest (und zwar nicht nur die
Folgen der Sünde, sondern die Sünde selbst), und du so einen rechten Hass,
Ekel, Abscheu immer mehr gewinnst gegen die Sünde. Das ist, was wir auch mit
Reue bezeichnen (s. Ps. 51).
Rettender Glaube in diesem Bereich hast: Du
glaubst, dass du nur ein elender Sünder, ein elender Bettler bist, der mit
nichts als seiner Sünde, sonst aber mit leeren Händen, vor Gott steht und
allein angewiesen ist, was seine Errettung, sein ewiges Heil, den Freispruch im
Jüngsten Gericht angeht, auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes in Jesus
Christus.3
Damit kommen wir nun zum dritten Bereich,
dem Zentrum des rettenden Glaubens: dem Glauben
an Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, dem einigen
Retter aller Menschen. Was dieser Glaube beinhaltet, ist geradezu klassisch
dargelegt von Luther in seinem Kommentar zum zweiten Glaubensartikel im Kleinen
Katechismus: „Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in
Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren,
sei mein HERR, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat, erworben
und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels; nicht
mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem
unschuldigen Leiden und Sterben; damit ich sein eigen sei und in seinem Reich
unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit;
gleichwie er ist auferstanden von den Toten, lebt und regiert in Ewigkeit. Das
ist gewisslich wahr.“
An Jesus Christus als den Retter glauben
heißt also zunächst einmal, glauben, dass er wahrer Gott ist von Ewigkeit. Das
ist die Lehre der Bibel, wie wir schon beim ersten Bereich gelesen haben: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich
gezeugt. (Ps. 2,7). Das ist auch das Zeugnis des Apostels Johannes: Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei
Gott, und Gott war das Wort. (Joh. 1,1). Dieses
Vers sagt aus, dass Christus schon am Anfang da gewesen ist, dass er selbst
Gott ist und in Gemeinschaft mit Gott dem Vater steht. Der Engel Gabriel, als
er Maria die Schwangerschaft und Geburt ihres Sohnes ankündigt, bezeichnet ihn
als Sohn des Höchsten (Luk. 1,32),
als Gottes Sohn (Luk. 1,35). Und auch
Jesus von Nazareth selbst hat Gott als seinen Vater bezeichnet (Joh. 5,17 ff.).
Die Ich-bin-Worte knüpfen eindeutig an die alttestamentliche Gottesbezeichnung
Jahwe an (Ich bin, der ich bin), und mit ihnen bezeugt Jesus Christus, dass er
wahrer Gott ist. In der Hirtenrede spricht er von der Wesenseinheit mit dem
Vater (Joh. 10,30). Jeremia spricht von ihm im Alten Testament als von dem
Jahwe Zedakah, dem HERRN, der unsere Gerechtigkeit
ist (Jer. 23,6). Und David, nachdem Nathan ihm den Messias als Nachkommen
geweissagt hat, betet staunend an: Das
ist eine Weise eines Menschen, der Gott der HERR ist. (2. Sam. 7,19; 1.
Chr. 18,17). Paulus spricht daher von Christus als dem Gott über alles, gelobt in Ewigkeit! Amen. (Röm. 9,5). Und Johannes
schreibt in seinem ersten Brief: Dieser
ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. (1. Joh. 5,20).
Dieser Jesus Christus, der der wahrhaftige
Gott ist, die zweite Person der heiligen Dreieinigkeit, ist aber zugleich auch
wahrer Mensch, geboren von der Jungfrau Maria. Dies nun, seit der Heilige Geist
Maria überschattet hatte und sie in schwanger
wurde in ihrem Leibe (Luk. 1,31). Mit diesem Ausdruck wird noch einmal
betont, dass Jesus Christus wirklich auch wahrer Mensch geworden ist, im Bauch
der Maria heranwuchs die zehn Monate wie jedes andere Kind auch. Maria ist also
wahrhaft seine richtige Mutter. Aber er hat keinen irdischen Vater, das ist
ganz wichtig. Gott selbst ist sein Vater. Er ist eben nicht nur wahrer Mensch,
sondern immer auch wahrer Gott. Darum ist so viel an der Jungfrauengeburt
gelegen. Jesus von Nazareth ist eben nicht gezeugt worden wie sonst ein Mensch
gezeugt wird. Er ist kein bloßer Mensch gewesen, der irgendwann von Gott
„adoptiert“ wurde, sondern ist Gott mit dem Vater und dem Heiligen Geist von
Ewigkeit. Schon Jesaja bezeugt die Jungfrauengeburt, wenn er ankündigt: Eine Jungfrau ist schwanger und wird einen
Sohn gebären; den wird sie heißen Immanuel. (Jes. 7,14). Der Begriff ‚almah’ heißt im biblischen Hebräisch nur Jungfrau. Der
Heilige Geist bestätigt dies auch, indem er beim Zitieren dieses Verses in Matth. 1,23 das griechische Wort ‚parthenos’
verwendet, das eindeutig nur ‚Jungfrau’ heißt. Es würde auch im Zusammenhang
von Jes. 7,14 gar keinen Sin machen, wenn man dort ‚junge Frau’ übersetzen
würde, wie es Einige tun, die die Jungfrauengeburt leugnen. Denn es ging ja um
ein besonderes Zeichen, das Gott setzen wollte. Dass aber eine junge Frau
schwanger wird, das ist gar nichts Außergewöhnliches. Dass aber eine Jungfrau
schwanger wird, das schon.
Jesus Christus ist also auch wahrer Mensch.
Als ein kleines Kind wurde er in Bethlehem geboren (Luk. 2,1-20), so, wie es
durch den Propheten Micha vorhergesagt war (Micha 5,1), wuchs dann in Nazareth
auf (Luk. 2,51). Er wurde vom Teufel versucht (Matth.
4,1-11); er war müde wie ein Mensch und schlief (Mark. 4,38); er hatte Gefühle
und konnte sehr betrübt sein (Joh. 11,33); am Kreuz hatte er Durst (Joh.
19,28); und als er in der Wüste war, hatte er Hunger (Matth.
4,2).
Wie aber ist das nun gemeint, dass Jesus
Christus zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist? Du darfst dir die
Verbindung der beiden Naturen in der einen Person Jesus Christus nicht
vorstellen wie zwei Bretter, die aneinandergeklebt werden. Vielmehr sind sie
verbunden wie Feuer und Eisen bei einem im Feuer erglühten feurigen Eisen. Die
beiden Naturen sind zwar unvermischt, aber auch ungetrennt; sie haben
miteinander Gemeinschaft, und die eine Natur gibt der anderen
Anteil an ihren jeweiligen Eigenschaften. Darum wird Maria auch von Elisabeth
die Mutter des HERRN (Luk. 1,43)
genannt, oder im Galaterbrief heißt es, dass Gott seinen Sohn sandte, geboren von der Jungfrau Maria (Gal. 4,4). Maria hat also nicht nur einen
Menschen geboren, sondern auch Gott selbst, weshalb sie zu Recht auch als
‚Gottesgebärerin’ oder ‚Gottesmutter’ bezeichnet wird. Und im Blick auf unsere
Erlösung heißt es, dass das Blut Jesu
Christi, des Sohnes Gottes, uns rein macht von aller Sünde (1. Joh. 1,7),
obwohl doch Gott Geist ist und die göttliche Natur für sich gesehen kein Blut
hat. Und der Jesus Christus, der sichtbar vor seinen Jüngern stand, konnte
ihnen sagen: Mir ist gegeben alle Gewalt
im Himmel und auf Erden. … Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt
Ende. Er bezeugt mit diesen Worten seine Allmacht und seine zeitliche wie
räumliche Allgegenwart.
Warum aber wurde Gott überhaupt auch
zugleich wahrer Mensch? Das geschah um deinet- und
meinetwillen, um uns Menschen willen, weil Gott uns so sehr liebt (Joh. 3,16),
und nicht will, dass irgendjemand
verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre (2. Petr. 3,9).
Er wurde wahrer Mensch, um nun für uns alle stellvertretend sich dem Gesetz Gottes
zu unterwerfen (Gal. 4,4.5) und es stellvertretend für uns vollkommen zu
erfüllen, damit es einmal erfüllt wurde (aktiver Gehorsam). Sich dem Gesetz
unterwerfen konnte er nur als wahrer Mensch. Aber es erfüllen, und zwar
stellvertretend für uns, dazu musste er auch wahrer Gott sein. Denn nur als
wahrer Gott war er nicht Geschöpf, nicht als solches dem Gesetz unterworfen,
sondern über dem Gesetz. Aber nicht nur das. Er, der also
vollkommen rein ist, er wurde zum Generalsündenträger, das Lamm Gottes, das der Welt Sünden trägt (Joh. 1,29), die Sünden aller Menschen aller
Zeiten, um für sie am Kreuz zu bezahlen, stellvertretend für uns. Darum ist er um unserer Sünde willen dahingegeben
(Röm. 4,25 a, passiver Gehorsam). All das konnte er nur tun, weil er sich für
uns erniedrigt hat, also den Glanz seiner göttlichen Majestät, an der auch
seine menschliche Natur seit der Zeugung Anteil hat, zumeist verborgen hielt
und als ein einfacher Mensch, ja, ein Knecht, über diese Erde ging (Phil.
2,5-8).
Gott der Vater hat das Opfer seines Sohnes
angenommen und dies bezeugt, indem er ihn am dritten Tag wieder auferweckt hat
und somit ihn und in ihm und mit ihm alle, für die er gestorben ist, gerecht
gesprochen hat. Er ist um unserer
Rechtfertigung willen auferweckt (Röm. 4,25 b). So ist durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung
des Lebens über alle Menschen gekommen (Röm. 5,18).
Darum liegt auch an der leiblichen
Auferstehung Jesu Christi so viel. Sie ist unaufgebbar.
Denn nur durch sie ist es eindeutig, dass Jesus von Nazareth nicht nur ein
bloßer Mensch war, nicht um eigener Sünde willen daher sterben musste, sondern
zugleich wahrer Gott, absolut gerecht – und Gott der HERR hat dies mit der
Auferweckung seines Sohnes bezeugt. Ohne die leibliche Auferstehung Jesu
Christi gäbe es keinen christlichen Glauben und damit auch keine christliche
Gemeinde, denn es gäbe keine Sündenvergebung (1. Kor. 15,14-20).
Wenn du an Jesus Christus glaubst, so
glaubst du an den Gott, der zugleich in der Zeit wahrer Mensch wurde, Mensch
geboren an einem bestimmten irdischen Ort (Bethlehem), zu einer bestimmten Zeit
(zur Zeit des Augustus, als Cyrenius Statthalter in
Syrien war, Luk. 2,1), von einer bestimmten Mutter (Maria, aus dem Geschlecht
Davids), also eine historische Person wurde, zu einer bestimmten Zeit wirkte
(als Tiberius Kaiser war, Luk. 3,1), ans Kreuz genagelt wurde, qualvoll starb, wirklich
begraben wurde (von Joseph von Arimathia und Nikodemus, Joh. 19,38-42) und tatsächlich leiblich
auferstand (Matth. 28; Mark. 16; Luk. 24; Joh. 20; 1.
Kor. 15) und schließlich gen Himmel fuhr, also auffuhr und dann von einer Wolke
umhüllt wurde und für unsere Augen nicht mehr sichtbar ist (Mark. 16,19; Luk.,
24,50.51; Apg. 1,1-11), aber allgegenwärtig, zur Rechten des Vaters (Eph.
1,20), und der für alle Menschen sichtbar in der Herrlichkeit seiner göttlichen
Majestät mit seinen Engeln wiederkommen wird zum Jüngsten Gericht und
Auferweckung aller Toten (Matth. 24,30-31; Joh.
5,28-29).4
Damit sind wir auch schon bei dem
entscheidenden vierten Bereich, den wir als die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden, allein um Christi
Verdienst willen, allein durch den Glauben bezeichnen. Denn es geht im
christlichen Glauben ja nicht nur darum, dass du all das, was bisher dargelegt
wurde, weißt, auch vernunftmäßig bejahst, nein, es geht vielmehr darum, dass du
das als für dich selbst relevant, als dich persönlich betreffend auch
empfängst, ergreifst.
Jesus Christus hat durch seinen Gehorsam,
durch sein Leiden und Sterben Gott mit der ganzen Welt, mit allen Menschen,
grundsätzlich versöhnt (2. Kor. 5,18-19), so dass Gott nun in Christus uns
Menschen unsere Sünden nicht zurechnet, sondern in Jesus Christus für alle
Menschen die Vergebung der Sünden, der Freispruch im Jüngsten Gericht schon
bereitet ist (2. Kor. 5,19.21). Das hat Gott der Vater mit der Auferweckung
seines Sohnes auch öffentlich proklamiert (Röm. 4,25; 1. Tim. 3,16). Wir nennen
das auch die allgemeine Rechtfertigung. Das besagt auch, dass du zu deiner
Erlösung, zu deiner ewigen Errettung nichts Eigenes hinzutun kannst. Denn das
ist alles aus lauter Gnade geschehen. ‚Gnade’ meint nicht eine Kraft, die dir
gegeben wird, damit du nun mit dieser Kraft, die dir geschenkt wurde, dich
entsprechend anstrengen und mitarbeiten kannst, um einst in den Himmel zu
kommen. Nein, das ist nicht notwendig. Denn durch Christi einmaliges Opfer sind
wir alle geheiligt, weil es für alle Sünden ewiglich gilt und nichts weiter
mehr nötig ist (Hebr. 10,10.12.14.18). Gnade ist vielmehr die Freundlichkeit
und Leutseligkeit Gottes (Tit. 3,4), sein grundloses Erbarmen gegenüber dem
Sünder, völlig unverdient (Eph. 2,8.9). Denn Christus ist für Gottlose
gestorben, für Sünder (Röm. 5,6.8). Hinter dieser Gnade steht Gottes grundlose
Liebe, mit der er die Welt geliebt hat. Aus dieser Liebe heraus hat er seinen
Sohn Jesus Christus dahingegeben, in diese Welt gesandt, zur Versöhnung für
unsere Sünden (1. Joh. 4,9-10).
Wie aber hast du das nun? Wie wird das, was
Jesus Christus auch für dich einst auf Golgatha erworben hat, auch dein
Eigentum? Du kannst es dir nicht verdienen, etwa durch eigene Werke,
Anstrengungen. Das ist völlig unmöglich. Durch
des Gesetzes Werke wird kein Mensch gerecht (Röm. 3,20; Gal. 2,16; Eph.
2,8-9). Gott spricht eben nicht den gerecht, der es verdient hat oder doch
zumindest daran mitgearbeitet hat, sondern den Gottlosen, der gar nichts als
Verdammnis verdient hat (Röm. 4,4-5; siehe auch das Gleichnis vom Pharisäer und
Zöllner, Luk. 18,9-14). Das ist Gnade (Röm. 11,6). Du hast es also nicht anders
als allein durch den Glauben, also diesem herzlichen Vertrauen, dass du Sünder
dich um deiner Sünden willen, um deiner ewigen Errettung willen ganz auf Jesus
Christus wirfst, dich an ihn hältst, klammerst, das empfängst, im Glauben
ergreifst, an dich reißt, was er dir erworben hat (s. Röm. 3,21-28). Der Glaube
rettet also nicht, weil er ein Gehorsamsakt wäre, oder weil er etwas
Tugendhaftes wäre. Er rettet auch nicht, weil er dann durch die Liebe tätig
ist. Alles eigene Handeln, alles Wirken, überhaupt alles, was du Gott bringen
kannst, willst, ist aus diesem Glauben völlig ausgeschlossen, das zeigen die
entsprechenden Worte in Römer 3 und 4: ohne
Zutun des Gesetzes; ohne Verdienst; ohne des Gesetzes Werke; der nicht mit
Werken umgeht. Der Glaube rettet also, wie wir so sagen, nur
‚instrumental’, als die ‚Nehmehand’, die das
empfängt, ergreift, sich aneignet, was ihr aus Gnaden dargereicht, zugeeignet
wird. Denke dir als Beispiel einen Bettler, der zu dir kommt, und dich um etwas
zu essen bittet. Und du bereitest ihm ein großes Wurstbrot und gibst es ihm,
und er nimmt es mit seiner Hand und steckt es sich so Stück für Stück in den
Mund. Hat er irgendetwas beigetragen, dass er nun ein Wurstbrot hat? Hat er es
in irgendeiner Weise sich verdient, oder zumindest einen Beitrag dazu
geleistet? Nein, nichts. Du hast es ihm geschenkt, und er hat es mit seiner
Hand nur empfangen, ergriffen. Und diese Hand, nun wieder ins Geistliche
übertragen, ist der rettende Glaube.
Dieser dein rettender Glaube empfängt,
ergreift es also, dass du, der du doch qualitativ wirklich ein Sünder bist, vor
Gott nun, um Christi Gehorsam, Leiden und Sterben willen, als rein, sündlos
dastehst, eben weil Gott dir, der du an Christus glaubst, deine Sünden nicht
zurechnet, sondern sie dir bedeckt hat. Er rechnet dir also deine Sünden nicht
zu, sondern die Gerechtigkeit, die Christus für dich erworben hat. Das ist
Rechtfertigung. Nicht eine qualitative Veränderung des Menschen, sondern ein
Freispruch, ein Gnadenurteil Gottes, ein Begnadigungsspruch (s. Röm. 4,4-17).5
Der rettende Glaube ist also der Glaube,
der das, was Jesus Christus getan hat, als für sich persönlich relevant
annimmt: Er bekennt sich zunächst vor Gott schuldig, als ein Sünder, bekennt
seine konkreten Sünden und seine abgrundtiefe Verdorbenheit und dass er aus
eigener Kraft nichts, gar nichts daran ändern kann und fleht deshalb Gott um
Gnade und Vergebung um Christi willen an (Buße). Und er glaubt und bekennt
dann, dass Jesus Christus für mich
als Mensch geboren wurde, für mich sich
dem Gesetz unterwarf, es für mich
erfüllt. Er glaubt und bekennt, dass dieser Reine Unschuldige nicht nur die
Sünden der ganzen Welt, sondern damit auch meine
Sünden auf sich genommen und am Kreuz bezahlt hat und so Gott nicht nur mit
der Welt, sondern auch mit mir
versöhnt hat und so nicht nur der Welt, sondern auch mir in Christus die Sünden vergeben sind, so dass ich elender Sünder nun um Christi Willen
Gottes liebes Kind bin und einst im Jüngsten Gericht freigesprochen werde und
in Ewigkeit, für immer, mit Jesus Christus in seiner Herrlichkeit leben werde.
Wenn so etwas bei einem Menschen geschehen ist, so sagt die Bibel, dass er
wiedergeboren, dass er bekehrt ist (grundsätzliche Bekehrung oder
Wiedergeburt), etwas, das allein Gott in dem Menschen gewirkt hat (auch der
rettende Glaube ist Gottes Werk, durch das Evangelium (Joh. 6,29; Eph. 2,8-9),
während der Mensch dabei völlig passiv ist, dies sozusagen ‚erleidet’).
Die Gnadenordnung oder Gottes Werk der
Bekehrung des Menschen
Nachdem wir nun bedacht haben, was der
rettende Glaube ist, was er also beinhaltet, was unerlässlich zu glauben ist,
damit jemand wirklich die Rettung, das Heil hat, das Jesus Christus ihm
erworben hat, so ist es gut, ein wenig inne zu halten, um noch einmal näher zu
bedenken, wie Gott der HERR sein Werk
ausführt, um einen Menschen zu erretten, das, was wir sonst auch unter dem
Begriff der Gnaden- oder Heilsordnung bezeichnen, und zwar in ihrem ersten
Teil, der also zur Rechtfertigung oder Wiedergeburt führt. Dies sind nun nicht
mehr Bestandteile des rettenden Glaubens, die zu erkennen und zu ergreifen
unerlässlich sind, sondern hier geht es mehr in die Tiefe, um näher zu sehen,
wie der HERR vorgeht.
Das ist also noch einmal zu betonen: Dass
ein Mensch wiedergeboren, bekehrt wird, das ist allein und einzig Gottes Werk,
heißt es doch auch, er wird von Gott
geboren (Joh. 1,13; 1. Joh. 5,1.4). Darum bekennen wir ja auch in der
Erklärung zum dritten Glaubensartikel: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener
Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen HERRN, glauben oder zu ihm kommen
kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit
seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie
er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und
bei Jesus Christus erhält im rechten einigen Glauben; …“
Wir sprechen da zunächst von der Berufung,
nämlich dass Gott den Menschen aus der Sündenknechtschaft ruft durch das Wort
allein und durch das Wort in der Taufe (2. Tim. 1,9; 1. Petr. 2,9). Mit diesem
Begriff der Berufung kann das ganze Rettungswerk des HERRN umschrieben werden.
Und es kann auch sein, dass schon der erste Ruf so tief eindringt in das Herz
des Sünders, dass er zur klaren Sünden- und Verlorenheitserkenntnis kommt und
dann Christus erkennt, empfängt und ergreift als seinen Heiland und somit von
oben, von Gott geboren, neu geboren ist.
Oft aber ist es so, dass dieser Ruf zwar an
das Herz geht, aber darum noch nicht voll durchdringt. Der Heilige Geist kann
ein erster Interesse am Christlichen, an Jesus Christus wecken. Du willst gerne
ein Christ sein, beginnst vielleicht, in der Bibel zu lesen, willst mehr über
Jesus wissen. Das ist eine erste Erweckung, wenn auch noch sehr schwach. Wenn
es jemanden wirklich ernst ist mit Jesus Christus in dieser Phase des
Erwachens, dann fängt er an, erste Sündenerkenntnis zu bekommen, ja, das Gesetz
bekommt für ihn überhaupt eine wichtige Bedeutung. Wir sprechen dann von der
‚Erleuchtung durch das Gesetz’. Sie führt dazu, dass du immer deutliche
Sündenerkenntnis hast, dass du gegen die Sünde kämpfst, durchaus auch mit
einigem Erfolg. Die groben Ausbrüche der Sünde kannst du eindämmen, dich auch
von manchem Sündlichen trennen. Wenn die Erleuchtung
durch das Gesetz aber weiter geht, dann kommst du zu dem Punkt, an dem du
feststellst: Ich kann die Sünde nicht besiegen. Sie hat eine Wurzel, die tief
in meinem Herzen darinnen steckt. Es ist einfach unmöglich, sie auszureißen.
Das kann zur Verzweiflung führen. Du erkennst das, was wir auch als
abgrundtiefe Verdorbenheit bezeichnen, daher auch als Verlorenheit, was alles
herrührt von der Erbsünde – und dass du daher als natürlicher Mensch tot bist in Übertretungen und Sünden
(Eph. 2,1-3).
Damit erkennst du auch, dass du selbst zu
deiner Rettung nichts, gar nichts beitragen kannst, dass eben durch des
Gesetzes Werk kein Mensch gerecht wird (Röm. 3,20; Gal. 2,16). So kommt der
Heilige Geist mit der Erleuchtung durch das Gesetz zu seinem Ziel, nämlich dass
du rechte Sündenerkenntnis, rechte Erkenntnis deiner abgrundtiefen
Verdorbenheit und Verlorenheit bekommst und alle eigene Gerechtigkeit, alles
eigene Verdienst, das du Gott bringen willst, einfach dahinfällt, zerbricht.
Ja, so zerbricht der HERR dein stolzes, in sich selbst verliebtes, sich um sich
selbst drehendes und zur Sünde geneigtes Herz, wirkt einen zerschlagenen,
demütigen Geist und Gemüt (Ps. 51,18). Dabei erkennst du auch, dass Gottes Zorn
und Strafe über die Sünde ganz gerecht ist, wie der Schächer am Kreuz (Luk.
23,41) und empfindest tiefes Leid, Reue über deine Sünde, willst sie gerne los
sein, bekommst mehr und mehr Abscheu vor der Sünde.
Nun ist es aber wichtig, dass du nicht
verzweifelst, nicht dich abwendest von Gottes Wort in der Meinung, es habe doch
alles keinen Sinn. Nein, gerade dann, wenn der Heilige Geist mit der Erleuchtung
durch das Gesetz zu seinem Ziel gekommen ist, ist der Ackerboden deines Herzens
recht vorbereitet für den Samen des Evangeliums, dass nun die Erleuchtung durch
das Evangelium dir Jesus Christus als deinen Heiland, deinen Retter, Erlöser
recht vor Augen stellen und so dann den rettenden Glauben wecken kann (2. Kor.
4,6). Da erkennst du dann, dass Jesus Christus das Lamm Gottes ist, das der Welt Sünde trägt (Joh. 1,29) und somit
auch deine getragen hat. Du erkennst, dass Gott ihn, Jesus Christus, für uns – und
damit auch für dich – zur Sünde gemacht hat, damit wir – und somit auch du – in
ihm würdest (durch den Glauben) die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (2. Kor.
5,21). Du erkennst die Liebe Gottes, die nicht Reaktion ist auf etwas in, an,
bei dir, sondern grundlos ist, die für Gottlose, für Sünder (Röm. 5,6.8) den eingebornen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das
ewige Leben haben (Joh. 3,16). Und weil Gott dabei die Welt geliebt hat, so
bist du wiederum mit eingeschlossen. Und so erkennst du auch, dass Gott uns mit ihm selber versöhnt hat durch
Jesus Christus; … dass Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm
selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu …(2. Kor. 5,18-19) – und er
somit auch mit dir in Christus versöhnt ist, auch dir in Christus deine Sünden
nicht zurechnest. Wenn du Sünder das nun für dich in Anspruch nimmst, Jesus
Christus deine Schuld bekennst und um Vergebung bittest und es aufgrund der
Schrift annimmst und ergreifst, dass Gott ja durch ihn auch mit dir versöhnt
ist, so ist das der rettende Glaube, dann bist du bekehrt, das heißt, Gott hat
dich umgekehrt von dem Weg der Finsternis, dem Weg der Sündenknechtschaft (2.
Kor. 4,6), hat dich versetzt aus dem Reich Satans in das Reich Christi (Kol.
1,13; 1. Thess. 1,9). Damit hat er auch eine rechte Sinnesänderung bewirkt,
dass du keine Lust, keine Freude mehr an der Sünde hast, dass du dich abkehrst
von der Sünde, hinwendest zu Jesus Christus, seinem Wort, seinem Willen.
Die Heiligung oder der Christ als
Gerechter und Sünder zugleich
Das hat dann auch zur Folge oder Frucht,
was die Bibel auch Heiligung nennt, nämlich dass du nicht mehr für dich lebst,
deinen Plänen, Sehnsüchten, Willen, Lüsten, Begierden, sondern dass du Gott
lebst in Christus Jesus (Röm. 6,11), dass du ihm, deinem Retter, Erlöser, dich
selbst, dein ganzes Leben zum Opfer übergibst (Röm. 12,1), ihm weihst, damit er wahrhaft und in allem dein HERR sei, unter
dessen Führung und nach dessen Willen du lebst. Das Augsburger Bekenntnis
spricht im 6. Artikel vom „neuen Gehorsam“ und sagt: „Auch wird gelehrt, dass
solcher Glaube gute Früchte und gute Werke bringen soll, und dass man müsse
gute Werke tun, allerlei, so Gott geboten hat, um Gottes willen, doch nicht,
doch nicht auf solche Werke zu vertrauen, dadurch Gnade vor Gott zu verdienen.
Denn wir empfangen Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit durch den Glauben an
Christus …“
Dieses Werk des Heiligen Geistes ist nun
nicht ein einmaliges, sondern geht täglich weiter, wiewohl zu unterscheiden ist
zwischen der grundsätzlichen Bekehrung und der dann folgenden täglichen
Bekehrung oder Buße. Denn täglich fällst du auch als Christ weiter in Sünde,
weil dein sündliches Fleisch, der alte Mensch, noch
in dir ist, nur nicht mehr herrschend, du also als Christ nun Gerechter und
Sünder zugleich bist (simul iustus
et peccator) (s. Röm. 7,14-25) und deshalb täglich
gegen die Sünde kämpfen musst, aber nicht aus eigener Kraft, sondern aus der
Kraft Gottes (Gal. 5,16-18), du täglich darum dein Fleisch kreuzigen, den alten
Menschen in den Tod geben musst (Gal. 5,24), also das täglich ausleben, was in
der Taufe und Bekehrung grundsätzlich schon geschehen ist, nämlich dass dein
alter Mensch mit Christus gekreuzigt wurde (Röm. 6,3-11). Es wäre also völlig
falsch, wenn du der Meinung wärst, wenn du Christ bist, so würdest du nicht
mehr sündigen, mit dem alten Menschen, das hättest du nun hinter dir. Nun ginge
es nur noch Stück für Stück bergauf in der Heiligung. Du kommst nie in diesem
Leben darüber hinaus, dass du ein Sünder bist, der allein aus der Gnade und
Rechtfertigung als seinem Lebenselexier leben kann.
Gottes Wort warnt daher auch: So wir
sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist
nicht in uns. … So wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum
Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. (1. Joh. 1,8.10) Nur darf die Sünde
nicht wieder herrschend werden in deinem Leben. Denn wenn sie die Herrschaft
wieder übernimmt, dann bist du aus der Gnade gefallen und bedarfst dann wieder
einer erneuten grundsätzlichen Bekehrung. Darum brauchst du täglich rechte
Sündenerkenntnis durch das Gesetz, auch Wegweisung, was Gottes Willen ist, aber
auch die Vergebung Christi und Stärkung zur Nachfolge. So heißt es im 12.
Artikel des Augsburger Bekenntnisses: „Von der Buße wird gelehrt, dass
diejenigen, so nach der Taufe gesündigt haben, zu aller zeit,
so sie zur Buße kommen, mögen Vergebung der Sünden erlangen und ihnen die
Absolution von der Kirche nicht soll verweigert werden. Und ist wahre, rechte
Buße eigentlich Reu und Leid oder Schrecken haben
über die Sünde und doch daneben glauben an das Evangelium und Absolution, dass
die Sünde vergeben und durch Christus Gnade erworben sei; welcher Glaube
wiederum das Herz tröstet und zufrieden macht. Darnach soll auch Besserung
folgen, und dass man von Sünden lasse; denn hier sollen die Früchte der Buße
sein, wie Johannes spricht Matth. 3,8: Wirket
rechtschaffene Früchte der Buße. Hier werden verworfen die, so lehren, dass diejenigen,
so einst sind fromm geworben, nicht wieder fallen können. Dagegen werden auch
verdammt die Novatianer, welche die Absolution denen,
so nach der Taufe gesündigt haben, verweigerten. Auch werden die verworfen, so
nicht lehren, dass man durch Glauben Vergebung der Sünde erlange, sondern durch
unser Genugtun.“ Und im vierten Teil zum Hauptstück über die Taufe heißt es
über deren Bedeutung oder Wirkung, Entfaltung im Christenleben: „Es bedeutet,
dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und
sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten und wiederum täglich herauskommen und
auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott
ewiglich lebe.“ So erklärt Luther ja auch schon in der Ausführung zum zweiten Glaubensartikel,
welche Frucht auf die Rechtfertigung folgen soll: „… auf dass ich sein eigen
sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit,
Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden von den Toten, lebt und
regiert in Ewigkeit. Das ist gewisslich wahr.“
Die Gnadenmittel Gottes
Wodurch aber, durch welche Mittel, führt
der dreieinige Gott sein Werk der Bekehrung des Menschen und seiner Erhaltung
in der Gnade aus? Im 5. Artikel des Augsburger Bekenntnisses heißt es dazu:
„Solchen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, Evangelium
und Sakramente gegeben, dadurch er als durch Mittel den heiligen Geist gibt,
welcher den Glauben, wo und wann er will, in denen, so das Evangelium hören,
wirkt, welches da lehrt, dass wir durch Christi Verdienst, nicht durch unser
Verdienst, einen gnädigen Gott haben, so wir solches glauben. Und werden
verdammt die Wiedertäufer und andere, so lehren, dass wir ohne das leibliche
Wort des Evangeliums den Heiligen Geist durch eigene Bereitung, Gedanken und
Werk erlangen.“ Hier wird es also deutlich gesagt, welches diese Mittel oder
Gnadenmittel, wie wir sie daher auch nennen, sind: nämlich das Evangelium und
die Sakramente. Es wäre also völlig falsch, weil hier der Begriff „Predigtamt“
vorkommt, zu meinen, dass damit das Pfarramt oder sonst ein Mensch gemeint
wäre, sondern es geht hier um die Gnadenmittel – die zwar durch Menschen
verwaltet werden, die aber rein instrumentale Funktion dabei haben – als den
Mitteln, durch die Gott rettet und erhält. Der Glaube ist in keiner Weise
abhängig von irgendwelchen Menschen, wer immer sie auch seien. Ja, wir sind
nicht einmal auf irgendwelche menschlichen Mittler
angewiesen, um Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, den rettenden Glauben
zu erlangen. Die Gnadenmittel haben Kraft in sich selbst, weil sie Gottes
Mittel sind, und bekommen von den Menschen keine zusätzliche Kraft verliehen.
Lasst uns nun die Gnadenmittel im Einzelnen betrachten:
Wenn wir vom Wort Gottes sprechen, so müssen
wir da, wie schon bei dem Werk der Erleuchtung angezeigt, scharf unterscheiden
zwischen dem Gesetz und dem Evangelium als einer grundlegenden Regel zum
rechten Verständnis des Wortes Gottes. Beide, Gesetz und Evangelium, sind ja
Gottes Wort, aber beide haben ganz unterschiedliche Aufgaben: Das Gesetz soll
in seinem ersten Gebrauch den groben Ausbrüchen der Sünde wehren, so dass
überhaupt Menschen zusammenleben können, ist daher den Menschen auch im
Gewissen eingeschrieben (Röm. 2,14-15). In seinem Hauptgebrauch aber soll es
dazu dienen, uns der Sünde zu überführen (Röm. 7,7; Gal. 3,19-25), ist daher
den Sündern gegeben (1. Tim. 1,9-10). Das Evangelium dagegen ist die frohe
Botschaft von der Gnade und Liebe Gottes in Jesus Christus, uns gegeben, dass wir
dadurch gerettet werden. Und dieses Evangelium ist nun das eigentliche
Gnadenmittel, denn allein durch das Evangelium kann ein Mensch gerettet werden.
Das ist nun in zweierlei Hinsicht wichtig.
Zum einen, dass niemand meine, er könne ohne Gottes
Wort gerettet werden. Das ist ganz unmöglich.6
Das betont auch Paulus im Römerbrief, wenn er schreibt: Wie sollen sie aber glauben, von dem sie nichts gehört haben? … So
kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes.
(Röm. 10,14-17) Darum besteht die lutherische Kirche auch in den
Schmalkaldischen Artikeln, Teil III, Art. VIII, 3.10, darauf: „Und in diesen Stücken,
die das mündliche, äußerliche Wort betreffen, ist fest darauf zu bleiben, dass
Gott niemand seinen Geist oder Gnade gibt als allein durch oder mit dem
vorhergehenden äußerlichen Wort. … Darum sollen und müssen wir darauf beharren,
dass Gott nicht will mit uns Menschen handeln als nur durch sein äußerlich Wort
und Sakrament.“ Darauf verweist ja auch Luther schon in der Erklärung zum
dritten Glaubensartikel, wenn er betont, dass der Heilige Geist durchs
Evangelium beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält
im rechten einigen Glauben.
Zum andern aber ist es ganz wichtig, dass
wir Gottes Wort, und das Evangelium im Besonderen, nicht nur ansehen als eine
historische Erzählung, einen Bericht und eine Anweisung, was wir nun zu tun
hätten, wie wir nun gerettet werden könnten. Nein, das Evangelium ist wirklich
Gnadenmittel, hat wirklich göttliche Kraft in sich, die auch bewirkt, wovon das
Wort spricht. Darum heißt es ja auch, dass Gottes Wort nicht leer zurück kommt
(Jes. 55,10.11); dass das Evangelium eine
Kraft Gottes ist, die da selig macht alle, die daran glauben (Röm. 1,16).
Darum heißt es ja auch bei Petrus, dass wir wiederum
geboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen,
nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewiglich bleibt (1. Petr.
1,23); und Jakobus bezeugt, Gott hat uns
gezeugt nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit (Jak. 1,18). So ist
es nicht eines Menschen Werk, dass ein anderer Mensch bekehrt wird, sondern
allein Gottes Werk, durch das Wort. Unsere Aufgabe ist es nur, das Wort
auszuteilen, rein und lauter, unverkürzt und unverfälscht (s.a. Apg. 20,27; Matth. 28,18-20), recht geteilt in Gesetz und Evangelium
(2. Tim. 2,15; Sach. 11,7) – Gott aber ist es, der dann das gedeihen gibt (s.a.
1. Kor. 3,5-11). Es geht das alles ja nicht auf Menschenweisheit, nicht auf
Beeindruckung menschlicher Sinne, Gefühle, nicht auf Befriedigung der
Sensationsgier, auch nicht auf rhetorische Kunst, sondern in Beweisung des Geistes und der Kraft, auf
dass euer Glaube bestehe nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft
(1. Kor. 2,4-5). Und das bezeugt auch wiederum die Konkordienformel, wenn sie
sagt in der Ausführlichen Darlegung im II. Artikel, 48: „So wollen wir nun
ferner aus Gottes Wort berichten, wie der Mensch zu Gott bekehrt werde, wie und
durch welche Mittel (nämlich durch das mündliche Wort und die heiligen
Sakramente) der heilige Geist in uns kräftig sei und
wahre Buße, Glauben und neue geistliche Kraft und Vermögen zum Guten in unseren
Herzen wirken und geben wolle, und wie wir uns gegen solche Mittel verhalten
und dieselben gebrauchen sollen.“ Und die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
betont, Art. XXIV, 70: „Durch die zwei, durchs Wort und äußerliche Zeichen,
wirkt der heilige Geist.“
Damit ist auch darauf hingewiesen, dass
Gott der HERR nicht nur durchs bloße Wort, sondern auch durchs Wort, verbunden
mit den von Christus eingesetzten Zeichen, also durch die Sakramente, wirkt.
Das geht besonders auf die heilige Taufe, die Christus für seine Gemeinde kurz
vor seiner Himmelfahrt eingesetzt hat, Matth.
28,18-20; Mark. 16,15.16. Sie ist, und das ist nun ganz wichtig, nach dem Wort
Gottes kein Teil des Gesetzes, keine Forderung Gottes an uns Menschen, nicht
etwas, in dem wir Gott etwas bringen. Hier geht es nicht um einen Gehorsams-
oder Bekenntnisakt des Menschen, wie von so vielen gemeint wird. Denn wie hat
doch schon unser Retter Jesus Christus bei ihrer Einsetzung gesagt: Wer da glaubt und getauft wird, der wird
selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. (Mark.
16,16). Hier spricht er der Taufe zu, dass sie die Rettung zueignet – die aber,
und das ist nun auch ganz wichtig, nur der auch wirklich hat, der sie im
Glauben empfängt, ergreift. Ohne den Glauben nutzt niemandem die Taufe etwas,
er mag auch zehnmal getauft sein. Und als die Hörer der Pfingstpredigt des
Petrus zutiefst erschrocken über ihre Sünden waren und nun fragten, was sie tun
müssten, um gerettet zu werden, antwortet ihnen der Apostel: Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen
auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen
die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euer und eurer Kinder ist diese Verheißung
und aller, die ferne sind, welche Gott, unser HERR, herzurufen wird. (Apg.
2,38.39). Auch hier ist es deutlich: Die heilige Taufe ist Taufe zur Vergebung
der Sünden und Gabe des Heiligen Geistes und gilt allen, auch den Kindern.
Darum forderte auch Ananias Saulus auf: Und
nun, was verziehst du? Stehe auf und lass dich taufen und abwaschen deine
Sünden und rufe an den Namen des HERRN. (Apg. 22,16). Hier sagt Gottes Wort
uns ganz klar, dass in der Taufe die Sünden abgewaschen werden. Darum nennt sie
Paulus in Eph. 5,26 ein Wasserbad im Wort,
durch das Christus uns gereinigt hat und spricht im Brief an Titus davon, dass
Gott nach seiner Barmherzigkeit uns selig
machte durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes
(Tit. 3,5), wie ja auch unser Heiland und HERR Jesus Christus dem Nikodemus gegenüber betonte (damals noch auf die von Gott
geordnete Johannestaufe bezogen): Wenn
jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich
Gottes kommen. (Joh. 3,5).
Darum spricht Paulus auch von dem, was uns
in der Taufe gegeben wird davon, dass wir
je mit ihm [Christus] begraben sind durch die Taufe in den Tod, auf dass,
gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des
Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. (Röm. 6,4; s.a.
Kol. 2,11-13) und sagt zwei Verse weiter, dass unser alter Mensch mit Christus
gekreuzigt ist. In der Taufe wird also unser alter Mensch mit Christus
gekreuzigt und kommt der neue Mensch hervor. Das geschieht dort grundsätzlich –
will aber dann im täglichen Leben entfaltet, in die Praxis umgesetzt werden (s.
Eph. 4,22-24). Auch hier gilt natürlich wieder: Nur der hat das auch, der es im
Glauben für sich persönlich empfangen und ergriffen hat, nicht nur einst im
unbewussten Glauben als Säugling, sondern später, als er zu seinem Bewusstsein
kam, dann auch bewusst. All diese Gottesworte machen sehr deutlich, dass auch
die Taufe ein Gnadenmittel Gottes ist, in dem, mit dem Gott der HERR, durch das
Wort dabei, wie im bloßen Wort, seine Rettung anbietet, darreicht, zueignet.
Darum heißt es auch im Kleinen Katechismus Luthers über das, was die Taufe gibt
oder nützt: „Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöst vom Tod und Teufel und gibt
die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißungen
Gottes lauten.“ Dabei aber, und das kann nicht oft genug betont werden, geht es
nicht um eine magische Handlung, die etwas bewirkt, ob der Täufling nun glaube
oder nicht. Es geht auch nicht darum, dass man deshalb irgendein besonders
Wasser benötige oder dieses Wasser besonders geweiht werden müsse, sondern die
Kraft liegt allein im Wort – und das, was Gott in der Taufe schenkt, das
empfängt allein der Glaube. Darum wieder im Kleinen Katechismus auf die Frage:
Wie kann Wasser solche große Dinge tun? „Wasser tut’s freilich nicht, sondern das
Wort Gottes, das mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, der diesem Wort
Gottes im Wasser traut. Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser
und keine Taufe; aber mit dem Wort Gottes ist es eine Taufe, das heißt, ein
gnadenreiches Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist,
wie Paulus sagt zu Titus im dritten Kapitel: ‚Gott macht uns selig durch das
Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist, den er ausgegossen hat
über uns reichlich durch Jesus Christus, unsern Heiland, damit wir durch dessen
Gnade gerecht seien und Erben des ewigen Lebens nach der Hoffnung. Das ist
gewisslich wahr.’“
Mit der Taufe, das machen die Worte des
Paulus aus Römer 6 und der Zusammenhang dieser Worte deutlich, ist es auch
nicht getan. Die Taufe würde falsch verstanden, wenn man ihre Bedeutung auf den
Tauftag beschränken würde. Nein. Sie will nun in
ihrer Kraft und Bedeutung entfaltet werden im christlichen Leben, indem wir in
täglicher Buße unsere Sünden erkennen, bereuen, bekennen, von ihnen umkehren,
die Vergebung Christi ergreifen und anfangen in Reinheit und Heiligkeit vor
Gott zu leben; oder, anders ausgedrückt, den täglichen Kampf des Glaubens gegen
die Sünde kämpfen und unser Fleisch kreuzigen samt den Lüsten und Begierden und
uns täglich von Christus reinigen lassen von unseren Sünden (s. Gal.
5,16-18.24; Joh. 13,8-11). Auch darauf weist der Kleine Katechismus im letzten
Abschnitt über die Taufe hin, wenn es um die Frage geht: „Was bedeutet denn
dies Wassertaufe? Es bedeutet, dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue
und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten, und
wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in
Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewig lebe.“
Aber nicht nur durch die heilige Taufe,
auch durch das heilige Abendmahl bietet Jesus Christus uns, hier nun aber
denen, die schon gläubig sind, die Vergebung, Vergewisserung der Vergebung, an,
reicht sie dar, eignet sie zu. Das wird ja schon an den Einsetzungsworten
deutlich: Da sie aber aßen, nahm Jesus
das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern
und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte,
gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus! Das ist mein Blut des Neuen Testaments,
welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. (Matth. 26,26-28) Und
er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen
und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem
Gedächtnis! Desgleichen auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Das ist
der Kelch, das neue Testament in meinem Blut, das für
euch vergossen wird.“ (Luk. 22,19-20) Diese Einsetzungsworte sind ja das
Entscheidende, denn mit ihnen hat Jesus Christus dieses heilige Abendmahl oder
Herrenmahl eingesetzt.
Die Frage, die ja immer wieder die Menschen
beschäftigt hat, ist ja: Was wird uns im Abendmahl gereicht? Die einen sprechen
davon, dass nur Leib und Blut Christi gegenwärtig sei, während Brot und Wein
verwandelt worden wären (Transsubstantiation, Römisch-katholische Kirche), die
anderen, dass nur Brot und Wein gereicht würden, die ein Bildnis oder Zeichen
seien für Christi Leib und Blut, die nur geistlich, also im Glauben empfangen
würden, da sie ja abwesend seien im Himmel (der damit räumlich-örtlich gedacht
wird, Reformierte Kirchen). Die evangelisch-lutherische Kirche betont dagegen,
dass beides, Brot und Christi Leib, Wein und Christi Blut, im heiligen
Abendmahl aufgrund der Einsetzung, Ordnung und Befehls Christi gereicht und
empfangen werden, kraft seiner Einsetzungsworte, die über den irdischen
Elementen gesprochen werden und sie absondern zum sakramentlichen Gebrauch. Die
lutherische Kirche bekennt dabei, dass wahrhaft, substantiell, in den irdischen
Elementen, mit und unter ihnen, Christi Leib und Blut gereicht und empfangen
werden – aber nicht in einem fleischlichen oder „kapernaitischen“
Sinn, also nicht so, dass Kannibalismus stattfände, wie einige uns vorgeworfen
haben, sondern mündlich und doch übernatürlich, sakramentlich, in, mit und
unter Brot und Wein gereicht, empfangen und genossen werden – und zwar von
allen Abendmahlsteilnehmern, sie glauben oder glauben nicht, sie seien würdig
oder unwürdig. (Wobei allerdings diejenigen, die nicht glauben oder sonst durch
falsche Lehre oder Sünde unwürdig sind, es sich zum Gericht nehmen, s. 1. Kor.
11,27-29.) Im Kleinen Katechismus Luthers wird daher das heilige Abendmahl so
beschrieben: „Es ist der wahre Leib und Blut unseres HERRN Jesus Christus,
unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christus
selbst eingesetzt.“
Was sagt nun die Schrift? Die
Einsetzungsworte, die ja allerdings ein Vermächtnis Christi an seine Gemeinde,
ein Testament sind, sind klar und eindeutig: Jesus Christus spricht hier ja von
dem Leib, den er für uns gibt, von dem Blut, das er für uns vergießt – das
reicht er uns im heiligen Abendmahl. Und dass dies auch in unseren
Abendmahlsfeiern so ist, das zeigt ja Paulus an, wenn er die Einsetzungsworte
im 1. Korintherbrief wiederholt (11,23-25). Und ein Kapitel zuvor hebt er
hervor: Der gesegnete Kelch, welchen wir
segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir
brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Wenn er hier
also von der koinonia oder Gemeinschaft des Blutes
bzw. Leibes Christi spricht, einmal im Blick auf den Kelch, das andere Mal auf
das Brot, so unterstreicht er damit, dass Christi Leib und Blut gegenwärtig
sind. Denn zu einer Gemeinschaft gehören mindestens zwei Elemente. So müssen
also zur „Gemeinschaft des Blutes Christi“ Wein und Christi Blut gehören und
zur „Gemeinschaft des Leibes Christi“ Brot und Leib Christi. Damit ist zugleich
auch klar ausgesagt, dass nicht nur Christi Leib und Blut, sondern eben auch
Brot und Wein tatsächlich im heiligen Abendmahl gereicht, empfangen und
genossen werden, tatsächlich, substantiell, nicht nur deren äußere Gestalt.
Natürlich ist das heilige Abendmahl eine
Gedächtnisfeier, wie es manche sehr betonen. Die Frage ist ja nur: Was sollen
wir zu Christi Gedächtnis dort tun? Eben in, mit und unter Brot und Wein
Christi Leib und Blut genießen, seinen Tod verkündigen und so im Glauben daran,
dass er uns durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben die Vergebung der Sünden
erworben hat, gestärkt, gefestigt werden. Denn es geht, wie unser Heiland in
seinen Einsetzungsworten betont, ja allerdings um die Vergebung der Sünden.
Denn der Leib, den er uns reicht, das Blut, das er uns gibt, die hat er ja für
uns dahingegeben zur Vergebung der Sünden. Diese Vergebung der Sünden, die
allerdings empfangen wir nur geistlich, also nur durch den Glauben. Wer ohne
den rettenden Glauben das heilige Abendmahl genießt, der hat deshalb auch diese
geistliche Gabe im heiligen Abendmahl nicht, so wenig, wie er sie aus der
Predigt des Evangeliums hat, die er hört und der er doch nicht glaubt. Im
Kleinen Katechismus heißt es deshalb über den Nutzen des Essens und Trinkens im
heiligen Abendmahl: „Was nützt denn dies Essen und Trinken? Das zeigen uns die
Worte: ‚für euch gegeben’ und ‚vergossen zur Vergebung der Sünden’; nämlich
dass uns im Sakrament Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit durch solche
Worte gegeben wird. Denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und
Seligkeit.“ Im Katechismus wird aber auch stark betont, dass nur der diese
geistliche Gabe wirklich empfängt, wer sie im Glauben ergreift: „Wie kann
leibliches Essen und Trinken solche großen Dinge tun? Essen und Trinken tut’s
freilich nicht, sondern die Worte, die da stehen: ‚für euch gegeben’ und
‚vergossen zur Vergebung der Sünden’. Diese Worte sind neben dem Essen und
Trinken das Hauptstück im Sakrament; und wer diesen Worten glaubt, der hat, was
sie sagen und wie sie lauten, nämlich: Vergebung der Sünden.“
Ganz wichtig auch hier wieder: Christus
handelt. Er ist der Gastgeber im heiligen Abendmahl, er lädt uns ein, und er
ist es, der durch den Diener uns seinen Leib unter dem Brot und sein Blut unter
dem Wein reicht, um uns der Vergebung der Sünden zu vergewissern. Er hat ja
alles schon für uns getan durch sein einmaliges Opfer auf Golgatha vollbracht
(Joh. 19,30; Hebr. 10,10.12.14.18). Wenn deshalb die römisch-katholische Kirche
von ihrer Messe als von einem „unblutigen Opfer“ spricht, das der „Priester“
dort darbringe (und das sich verbinde mit dem Hingabeopfer der Gemeinde), so
ist dies zum einen eine völlige Umkehrung des gesamten Sakraments, da dann ja
nicht mehr Christus der ist, der uns mit der vollbrachten Versöhnung beschenkt,
sondern vielmehr die Menschen Gott etwas bringen, um die Versöhnung zu erlangen.
Außerdem wird damit behauptet, dass Christi Opfer auf Golgatha nicht ausreiche,
sondern vielmehr weitere Opfer nötig seien. Das ist ein entsetzlicher Angriff
auf Christi vollbrachtes Erlösungswerk und eine furchtbare Beleidigung und
Lästerung unseres Heilandes. Wenn auch Rom deshalb noch so die leibliche
Gegenwart von Christi Leib und Blut betonen mag (die sie, auch schriftwidrig,
über die Feier des Abendmahls hinaus verlängern und behaupten, die
sakramentliche Vereinigung zu haben, also Christi Leib und Blut, auch wenn gar
keine Austeilung stattfindet, etwa wenn sie bei Prozessionen die Hostie
umhertragen), so ist ihre Messe eine grausame Entstellung des biblischen
Abendmahls, noch mehr als die Feier bei den Reformierten, die doch immerhin an
Christi Erlösungswerk festhalten, auch wenn sie aufgrund ihrer Abendmahlslehre
tatsächlich gar kein Abendmahl haben.
Ein Gebrauch der Gnadenmittel oder der
Schlüsselgewalt der Kirche, wie aufgrund Matth. 16
und 18 und Joh. 20,21-23 die Vollmacht auch genannt wird, sei hier auch noch
genannt, auch wenn es sich dabei um kein Sakrament, keine biblische Ordnung,
keine evangelische Ordnung Christi handelt, sondern um eine kirchliche Ordnung,
abgeleitet aus der Vollmacht, die Jesus Christus seiner Gemeinde gegeben hat: Nehmet hin den Heiligen Geist! Welchen ihr
die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet,
denen sind sie behalten. (Joh. 20,22.23). Es geht hier um die Absolution
oder Lossprechung von den Sünden und die kirchliche Ordnung der
(Privat-)Beichte. Viele meinen ja, kein Mensch könne dem
anderen Sünden in dem Sinne vergeben, dass sie bei Gott vergeben seien. Diese
Vollmacht stehe nur dem dreieinigen Gott selbst zu. Das ist grundsätzlich
völlig richtig. Aus eigener Vollmacht, aus eigener Kraft kann dies kein Mensch,
auch kein Christ tun. Aber, und das ist nun das wichtige, unser Retter und HERR
Jesus Christus, das Haupt seiner Gemeinde, hat diese Vollmacht, wie die oben
zitierten Verse zeigen, allen denen verliehen, die den Heiligen Geist haben,
also allen Christen, allen, die wahrhaft an ihn, Jesus Christus, von Herzen
gläubig sind. Allen denen hat er die Vollmacht verliehen, denen, die bußfertig,
also in Sündenerkenntnis, in Leid und Reue über ihre Sünden, kommen und klagen,
wie beschwert sie sind durch die Sünden, und sich bessern wollen und die
Vergebung Christi begehren, dass sie denselben auch die Sünden erlassen oder
lossprechen sollen, was vom Lateinischen her ‚absolvieren’ oder mit dem
Hauptwort ‚Absolution’ genannt wird.
Diese Vollmacht, auch das macht dieser Vers
deutlich, übrigens auch Matth. 18,15-18, steht jedem
Christen zu, nicht nur solchen, die zum heiligen Predigtamt ordiniert wurden.
So kann ein Bruder dem anderen, der zu ihm mit der Last seiner Sünden kommt,
die Vergebung zusprechen und ebenso eine Schwester der anderen – und das ist
gültig, so, als ob Christus selbst direkt es ausspräche, denn das betont er ja
in den Versen, dass das gültig, kräftig ist (wenn das Lossprechen, wie das
Behalten der Sünden, schriftgemäß ausgeübt wird). In Matth.
16,19 heißt es ja: Ich will dir des
Himmelreichs Schlüssel geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch
im Himmel gebunden sein; und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im
Himmel los sein. (Dies Wort galt nicht nur Petrus, sondern allen Jüngern;
denn dass Petrus hier gesprochen hatte, geantwortet, das geschah ja für alle
Jünger, so galt auch dies Wort, das auf das Bekenntnis hin gesagt wurde, allen,
was auch Matth. 18 bestätigt.) Darum heißt es im Kleinen
Katechismus im Blick auf das Lossprechen und das Binden: „Das Amt der Schlüssel
ist die besondere Vollmacht, die Christus seiner Kirche auf Erden gegeben hat,
den bußfertigen Sündern die Sünde zu vergeben, den unbußfertigen aber die Sünde
zu behalten, so lange sie nicht Buße tun. … Ich glaube: Was die berufenen
Diener Christi aus göttlichem Befehl mit uns handeln – auch dann, wenn sie die
öffentlichen und unbußfertigen Sünder von der christlichen Gemeinde
ausschließen und die, die ihre Sünden bereuen und sich bessern wollen, wieder
lossprechen –, das ist ebenso kräftig und gewiss auch im Himmel, als handelte
unser lieber Herr Christus selber an uns.“
Aus diesem Grund hat die christliche Kirche
die Beichte eingerichtet als eine Möglichkeit, ein Angebot, dass diejenigen,
die von ihren Sünden sehr beschwert sind und keine Ruhe, keinen Trost finden
können, mit dieser ihrer Last dann zu ihrem Pastor kommen können, um in seiner
Gegenwart ihre Sünden vor Gott zu bekennen und dann von ihm die Vergebung der
Sünden zugesprochen bekommen – und diesem Zuspruch nun auch glauben sollen,
dass nämlich ihnen ihre Sünden vor Gott im Himmel vergeben sind. Der Kleine
Katechismus definiert also die Beichte so: „Die Beichte besteht aus zwei
Stücken: Das erste, dass man seine Sünden bekenne, das zweite, dass man die
Absolution oder Vergebung vom Beichtvater empfange als von Gott selbst, und ja
nicht daran zweifle, sondern fest glaube, dass die Sünden dadurch vergeben sind
vor Gott im Himmel.“
Das macht deutlich: Die Beichte ist kein
Zwang, kein Gesetz, darf es auch gar nicht sein, denn sie ist ja eine
kirchliche, keine göttliche, Ordnung, gehört in die Ausübung des Evangeliums,
nicht des Gesetzes. Deshalb kann auch kein Zwang ausgeübt dahingehend, ob und
wie oft jemand zur Beichte gehen muss. Die Beichte ist auch kein gutes Werk,
das wir Gott bringen. Sie unterscheidet sich damit grundlegend von der
römisch-katholischen Ohrenbeichte, die ein Kirchengesetz ist und den römischen
Katholiken als Zwang auferlegt, wenigstens einmal im Jahr, vor Ostern, zur
Beichte zu gehen. Außerdem ist sie belastet mit vielerlei Druck, der auf den
Katholiken in diesem Zusammenhang lastet, nämlich dass sie die rechte Reue
bringen müssen (so, als ob ein Mensch Reue als gutes Werk Gott bringen müsse),
dass sie alle Sünden bekennen müssen (denn nach römischer Auffassung könnten
nur diejenigen vergeben werden, die auch bekannt wurden, da der „Priester“
nicht als Verkündiger des Evangeliums angesehen wird, sondern als ein Richter, der
über die Sünder zu Gericht sitze, die Sünden beurteile und die Strafen
festsetze. Gottes Wort aber bezeugt, dass wir unsere Sünden gar nicht alle
wissen können und deshalb auch bitten sollen: Verzeihe mir die verborgenen Fehler. Ps. 19,13.) und dann auch noch
Genugtuung leisten, also „gute Werke“ vollbringen müssen, um für ihre Sünden zu
büßen (abgesehen von angeblichen „zeitlichen Strafen“, die sie im „Fegfeuer“
abbüßen müssten. Die Bibel kennt aber kein Fegfeuer und auch keine „zeitlichen
Strafen“, sondern die volle Vergebung, die Christus auf Golgatha erworben hat
und die auch dem Schächer am Kreuz sogleich zuteil wurde,
Luk. 23,43.)
Maria de Bohorques und andere Mitglieder der evangelischen Gemeinde
in Sevilla
(+ 24. September 1559)
Am 24.
September 1559 wurden 23 Mitglieder der kleinen evangelischen Gemeinde von Sevilla auf das Betreiben der
Inquisition hingerichtet. Am festesten blieb wohl Maria de Bohorques
beim evangelischen Glauben. „Freundlich empfing sie die besuchenden
Beichtväter, willig gab sie sich in ihr Schicksal, aber keinen Zoll breit gab
sie den Bekehrungsversuchen der Mönche nach, so sehr diese sich, einer nach dem
andern, bemühten, die tapfere Bekennerin von dem ‚Irrtum’ zu überzeugen, in dem
sie befangen sei. Morgens früh am Sonntag den 24. öffneten sich die Tore des Trianonschlosses, um eine großartige, ernste Prozession
herausschreiten zu lassen, welche die Feier des Autodafé eröffnete. Voran
gingen etwa fünfzig Geistliche mit dem Kreuz der Kirche Santa Anna, ihnen
folgten zwanzig Gerichtsdiener, darnach die lange, traurige Reihe der Büßer,
nach der Härte der Strafe geordnet, alle mit ihren Bußabzeichen versehen,
Bußgewänder, Kerzen, größere Kreuze und Stricken. Die Reihe der Büßenden wurde
geschlossen durch die Statue des geflüchteten Francisco de Zafra.
Es waren nicht nur ‚Lutheraner’, die man in dem düsteren Zuge sah, sondern auch
zahlreiche Moslems, Bigamisten und solche, die üble Rede geführt oder sich
gegen die Inquisition vergangen hatten. Hinter den Pönitenten erschien die
Inquisition mit ihren Ehrengästen, dem Magistrat von Sevilla und dem
Domkapitel. Dem hl. Offizium wurde seine Standarte voraufgetragen, die man
speziell für diese Hinrichtung erneuert hatte, um es an Prachtentfaltung nicht
fehlen zu lassen. Auf der Plaza de San Francisco wurde
die Prozession von einer ungeheuren Volksmenge erwartet, zahlreiche Granden und
ihre Damen scheuten sich nicht, der Verurteilung ihrer Standesgenossen zum
schimpflichen Tode zuzuschauen. Nachdem die Pönitenten auf ihre Plätze verteilt
waren, begann sofort die feierliche Handlung mit dem allgemeinen Schwur der
treue gegen die Kirche und das heilige Offizium, der von einem Beamten des
letzteren vorgelesen und von dem Volke durch „Ja und Amen“ bekräftigt wurde.
Der darauf gehaltenen Glaubenspredigt folgte die
Verlesung der Urteile und die Degradation der beiden priesterlichen Gefangenen
Juan Gonzales und Fray Francisco Morcillo.
Furchtlos bekannte der erstere seinen Glauben und forderte seine Schwester zu
gleicher Treue auf, so dass man ihm, um den treuen Bekenner zum Schweigen zu
bringen, einen Knebel in den Mund steckte. Don Juan Ponce de Leon, ebenfalls
ein Mitglied der evangelischen Gemeinde, versuchte die junge Maria de Bohorques zur Verleugnung ihres evangelischen Glaubens zu
überreden. Sie antwortete aber auf dies kein Wort, bis er aufhörte zu sprechen,
dann antwortete sie ihm mit kurzen Worten, nannte ihn einen Idioten und
Schwätzer, jetzt sei nicht die Stunde, so viel zu reden, sondern vielmehr
sollte ein jeder in seinem Herzen an den Heiland denken. Und dann schwieg sie
und antwortete den Mönchen, die sie begleiteten, nur, dass sie eine gute
Christin sei und auf Gott vertraue und fest glaube, erlöst zu werden, und es
schien immer, als ob sie sehr zufrieden und andächtig sei, und man merkte, dass
sie im Herzen das tat, was sie dem genannten Don Juan gesagt hatte.“ So der
katholische Bericht über das Autodafé. Gewiss eine unverdächtige Quelle in
Bezug auf das Verhalten der Jungfrau, die mit ihrem freudigen Bekenntnis und
ihrer stillen Gottergebenheit auch die Teilnahem der Gegner in solchem Maße
erweckt hatte.
Mehrere der
Verurteilten sind wahrscheinlich wegen fortgesetzter Halsstarrigkeit lebendig
verbrannt worden, so der Juan Gonzales und seine Schwestern, vielleicht auch
Hernando de San Juan und Maria de Bohorques, während
Don Juan Ponce de Leon und die übrigen
wegen hinlänglich bewiesener Reue den leichteren Tod durch das Halseisen
erlitten und nur ihre Leichname den Flammen übergeben wurden.
Am folgenden
Tage wurde das Haus der Isabel de Boena, in dem hin
und wieder Konventikel stattgefunden hatten, als warnendes Exempel dem Erdboden
gleich gemacht, die Stätte mit Salz bestreut und eine Säule errichtet, deren
Inschrift den Grund der Zerstörung verkündete.
(Nach Schäfer: Sevilla und Valladolid. Halle 1903. in:
Otto Michaelis: Protestantisches Märtyrerbuch. Stuttgart: J.F. Steinkopf 1927.
S 186-188)
(+ 26. April 1562)
Zweimal
bereits hatte die Inquisition in der spanischen Stadt Sevilla ein Autodafé abgehalten, über 60 Lutheraner waren der
Strafe verfallen. Aber immer noch war es nicht gelungen, der „Ketzer“ Herr zu
werden. Daher überlieferte man am Sonntag Kantate des Jahres 1562 Sebastian
Martinez und vier andere spanische Protestanten dem Märtyrertode. Sebastian
Martinez wird in den Prozessakten bezeichnet als „Geistlicher, gebürtig aus Alcala de Henares, Buchdrucker, degradiert und in Person relaxiert als lutherischer Ketzer, Ketzerlehrer und Begünstiger von Ketzern. Derselbe hat eine große Anzahl
häretischer und verdammungswürdiger Blätter und Verse in Sevilla, Toledo und an
anderen Orten gedichtet, geschrieben, gedruckt und verbreitet.“
(Aus: Otto Michaelis: Protestantisches Märtyrerbuch.
Stuttgart: J.F. Steinkopf 1927. S 188 f.)
(+ 28. Oktober 1562)
Garcia Arias
war der letzte Führer der evangelischen Bewegung in Sevilla, der für seinen Glauben den Feuertod erlitt. Sein Freund
Dr. Constantino hatte ihm geweissagt: „Ich bezeuge dir vor Gott, dass du, wenn
man dereinst die Stiere auf den Platz lässt, das Gefecht nicht als Zuschauer sehen
wirst, wie du denkst, sondern dass du auch noch in der Arena stehen wirst.“
Ungläubig hatte er zu den Worten des Freundes gelächelt, auf seine Gewandtheit
vertrauend, aber schließlich hatte den Wetterwendischen doch die Kraft des
Evangeliums dennoch in solcher Weise erfasst, dass er, wie Montanus
erzählt, die Inquisitoren Eseltreiber gescholten haben soll, würdiger, hinter
den Lasttieren herzugehen, als Glaubensdinge zu beurteilen, von denen sie
nichts verständen. So bestieg schließlich auch er den Scheiterhaufen. Mit ihm
21 andere Protestanten von Sevilla, dazu 16 Ausländer.
Mit diesem
vierten großen Autodafé war die Vernichtungsarbeit des heiligen Offiziums gegen
die Sevillaner Vereinigung im wesentlichen
getan, über hundert Angehörige derselben, also reichlich vier Fünftel, waren
mit dem Tode oder mehr oder weniger schweren Strafen für ihren „Abfall von der
Kirche“ bestraft worden. Vom Jahre 1563 an zeigen sich nur noch einige wenige
Nachzügler.
(E. Schäfer: Sevilla und Valladolid. Halle 1903. in:
Otto Michaelis: Protestantisches Märtyrerbuch. Stuttgart: J.F. Steinkopf 1927.
S 189)
Wie
kommt es, dass wir im heiligen Abendmahl nicht nur Brot und Wein, sondern auch
Christi Leib und Blut in, mit und unter Brot und Wein empfangen? Dies geschieht
durch das, was wir die Konsekration oder Segnung oder Weihung der Elemente
nennen, und zwar im Rahmen der durch Christi Ordnung oder Befehl vorgegebenen
sakramentalen Handlung. Denn dass wir ein Sakrament haben, dazu gehört die
Einsetzung durch Christus mit den entsprechenden Worten, die damit verbundene
Verheißung und der Befehl oder Ordnung, dass die Gemeinde des HERRN die durch
Ihn beschriebene Handlung entsprechend ausführen soll.
Für das heilige Abendmahl finden wir all
dies in den Berichten von der Einsetzung des Sakramentes durch Jesus Christus
bei den Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas und dann nochmals bei Paulus an
zwei Stellen im ersten Korintherbrief. Wenn also die Frage aufkommt, was das
heilige Abendmahl ist und wie es das ist, was es ist, und wie es zu verwalten
ist, so haben wir dazu Christi eigene Worte und die seiner Apostel, die uns
darüber Auskunft geben.
Wie also kommt es, dass
wir im heiligen Abendmahl mit und unter den irdischen Elementen auch die
himmlischen empfangen, die einen mündlich auf natürliche, die anderen mündlich
auf übernatürliche Weise? Eben nicht anders als durch das Wort, nämlich die von
Christus vorgegebenen Einsetzungsworte. Augustinus hat dies ja klassisch so
ausgedrückt: Accedat verbum
ad elementum et fit sacramentum.
(Das Wort kommt zum Element und macht so das Sakrament.) Ohne das Wort haben
wir kein Sakrament, ohne die Konsekration oder Segnung durch Christi Worte
bleiben Brot und Wein Brot und Wein und es liegt kein heiliges Abendmahl vor.1 Das heißt ganz klar: Was nicht
konsekriert ist, das ist auch nicht Sakrament, da liegt keine Realpräsenz vor.2 Das ist ganz wichtig für die
Abendmahlsverwaltung, nämlich wenn nicht genug Elemente gesegnet wurden: Es
muss nachkonsekriert werden, andernfalls liegt kein Sakrament mehr vor.
Welche Worte es nun sind, durch die mit
Brot und Wein auch Leib und Blut Christi gegenwärtig sind und ausgeteilt,
empfangen und mündlich genossen werden, das entscheidet nicht menschliche
Vernunft, nicht Tradition, sondern ebenfalls allein die Schrift, und auch da
eben wieder die Berichte über die Einsetzung, wie wir sie bei den Evangelisten
und dem Apostel Paulus finden. Und da sind uns die Einsetzungsworte klar
vorgegeben, die auch die gesamte sakramentale Handlung umschreiben. Diesen ist
auch kein menschliches Wort hinzuzusetzen, diese sind auch nicht einzurahmen
mit menschlichen Gebeten und Worten, durch die sie schier erdrückt werden und
ihren herausgehobenen Charakter verlieren.3
4 Ebenso wenig dürfen sie verkürzt
werden, etwa reduziert werden auf die Worte ‚Das ist mein Leib’, ‚Das ist mein
Blut’, wie es römisch-katholische Theologen vorgeben, die ja damit allerdings
einen Zweck verfolgen: Denn damit zerreißen sie tatsächlich Christi Befehl und
leugnen damit, dass Christi Befehl die gesamte sakramentale Handlung
einschließt. Rom aber schneidet die Konsekration ab, um danach die Hostie
einsperren, zeigen, umhertragen, anbeten zu können. Solch eine „Konsekration“
ist tatsächlich gar keine und hat auch kein Sakrament zur Folge.5 Was zu tun ist, das ist uns also klar
und unmissverständlich durch unseren Heiland und HERRN Jesus Christus
vorgegeben. Und durch das Wort haben wir das Sakrament. Die Einsetzungsworte,
das ist also ganz wichtig, haben nicht bloß einen rezitierenden Charakter für
die Abendmahlsteilnehmer, sondern, und das ist das Entscheidende, sie haben
konsekrierende Wirkung auf die Elemente Brot und Wein, damit in, mit und unter
ihnen gereicht und empfangen werden Leib und Blut Christi. So hat es übrigens
auch schon die alte Kirche bezeugt, etwa Irenäus.6
Dabei ist zu beachten: Diese Worte werden
wohl durch Menschen, den Pastor oder Pfarrer oder Prediger oder
Abendmahlsdiakon, gesprochen, aber es ist Christus selbst, der diese Worte
durch sie spricht, der durch diese von seinen Dienern gesprochenen Worten
wirksam ist, das zu bewirken, was er auch im ersten Abendmahl bewirkt hat,
nämlich dass er in, mit und unter Brot und Wein auch seinen Leib und sein Blut,
für uns vergossen zu Vergebung der Sünden, uns gibt. Denn die Worte: Das ist
mein Leib. Das ist mein Blut. Sind die Worte Christi, nicht die des Pastors,
wie auch Chrysostomos anmerkte.7
Es wäre also völlig falsch, hier von einer
magischen Wirkung der Worte zu sprechen. Nein, der Diener im heiligen Abendmahl
handelt als Diener und Botschafter Christi, durch den Christus spricht „Das ist
mein Leib“, „Das ist mein Blut“ – und darum sind die Worte wirkkräftig, weil es
Seine Worte sind. Nicht der Diener im Abendmahl bewirkt die Konsekration,
sondern Christus mittels der von seinem Diener, Botschafter gesprochenen Worte,
durch die er, Christus, wirkend gegenwärtig ist.8
Damit wir aber wirklich das von Christus
eingesetzte Sakrament haben, muss auch die gesamte von Christus eingesetzte
sakramentale Handlung durchgeführt werden, die uns in den Einsetzungsworten
eindeutig beschrieben wird: Er nahm das Brot, dankte oder segnete es, brach’s und gab’s seinen Jüngern und sprach: ‚Nehmet hin
und esset, das ist mein Leib.’ ‚Nehmet hin und trinket, das ist mein Blut des
Neuen Testaments.’ Die sakramentale Handlung würde also zu kurz beschrieben,
wenn sie einzig auf das Nehmen, Essen und Trinken beschränkt würde, aber
ebenso, wenn sie nur auf die Konsekration bezogen würde.9 Wenn diese sakramentale Handlung aber
nicht durchgeführt wird, dann liegt auch kein Sakrament vor, eben weil Christi
Befehl und Ordnung nicht befolgt wurde. (Deshalb haben die Römisch-Katholischen
in ihren Sakramentshäusern auch nur Brot und nicht Christi Leib, tragen auch
nur Brot, nicht Christi Leib umher, beten Brot an, nicht Christi Leib.) Denn
das heilige Abendmahl ist eine bestimmte Handlung, und zwar eine bestimmte von
Christus in den Einsetzungsworten vorgegebene Handlung – und nur in Verbindung
mit dieser Handlung haben wir die Verheißung, dass er uns seinen Leib und sein
Blut reicht zum mündlichen Genuss.10
Heißt das aber nun, und diese Frage ist ja
aufgeworfen worden – und durch Ägidius Hunnius ist mir ihrer falschen
Beantwortung auch eine falsche Richtung hineingekommen in die lutherische
Theologie, mit einem oftmals falschen Konsekrationsverständnis und falschen
Verständnis von der sakramentalen Handlung, und zwar stark beeinflusst durch
die von der Schrift und Luther abweichende Theologie Philipp Melanchthons –
heißt das also nun, dass erst dann das Sakrament vorhanden ist, dass erst dann
die Realpräsenz vorliegt, wenn Brot und Wein mit dem Munde genossen werden?
Nein! Denn die Worte Christi „Das ist mein Leib“, „Das ist mein Blut“ beziehen
sich ja auch die gesamte von ihm beschriebene sakramentale Handlung (usus, actio), die als eine
Einheit zu sehen ist und nicht zerrissen werden darf.11
Das heißt also, das Brot, das gesegnet wurde, das ausgeteilt, das genommen, das
mit dem Munde verzehrt wird, das ist auch Christi Leib; der Wein, der gesegnet
wurde, der ausgeteilt, der genommen, der getrunken wird, der ist auch Christi
Blut, denn Christus ist in der gesamten sakramentalen Handlung wirkend gegenwärtig.12
Charles Porterfield
Krauth betont gegenüber der Behauptung von Kahnis, lutherische Lehre sei, dass vor dem Essen und
Trinken nur Brot und Wein im Abendmahl vorhanden wäre, dass dies gegen die
Worte Christi ist: Das IST mein Leib, das IST mein Blut. Denn sie lauten eben
nicht, wie Kahnis richtig kritisch angemerkt hatte:
Das wird sein mein Leib, wird sein mein Blut, auch nicht bei Paulus, bei dem
wir ja die Abendmahlsfeier in der Gemeinde haben. Und Krauth
verweist auch darauf, dass es gemäß der rechten lutherischen Lehre in den
Bekenntnisschriften heißt, dass Christi Leib und Blut im heiligen Abendmahl
gegenwärtig ist und gereicht und empfangen wird, was ja besagt, dass es zuvor
schon da ist, d.h. dass die Bekenntnisschriften von einer Gegenwart von Christi
Leib und Blut ausgehen im Sakrament, und zwar von seinem Beginn, nach den
Worten der Segnung, bis zu seinem Ende, also bis die Feier beendet ist. Als
Jesus Christus seine Worte sagte, da war die Gegenwart auch vorhanden – aber
der mathematische Moment, der braucht uns nicht zu interessieren. Tatsache ist
nur, das betont Krauth auch, dass die Realpräsenz
gebunden ist an die Ordnung, Einsetzung und Befehl Christi, wir also das
Sakrament nur haben, wo auch tatsächlich nach der Konsekration sogleich die
Austeilung und der mündliche Genuss folgen.13
Die Frage also, wann nun die sakramentale
Vereinigung beginnt, kann aber nicht absolut beantwortet werden. Was wir gemäß
der Schrift sagen können und die lutherischen Bekenntnisse bestätigen, ist
dies: Die praesentia von Leib und Blut Christi in rebus, also in den Elementen, geschieht allein mittels der
Konsekration, durch die Christus mittels des Liturgen sie bewirkt. Sie hat
statt während der sakramentalen Handlung, die Konsekration, Austeilung und
Nießung umfasst. In den Berichten in den Evangelien lesen wir, dass Christus
während der Austeilung die Worte sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib;
nehmet, trinket, das ist mein Blut. Daher haben wir die absolute Gewissheit
über die Realpräsenz für die Austeilung und den mündlichen Genuss. Darum ist es
auch recht und wichtig, dass der Liturg bekennt, was er da austeilt: Nimm hin
und iss, das ist der wahre Leib deines HERRN und Heilandes Jesus Christus, für
dich dahingegeben, der stärke und erhalte dich im
wahren Glauben zum ewigen Leben. Nimm hin und trink, das ist das wahre Blut
deines HERRN und Heilandes Jesus Christus, vergossen zur Vergebung deiner
Sünden, das stärke und erhalte dich im wahren Glauben zum ewigen Leben.
Wir können aber keinen festen Moment
aussagen. Das macht die Schrift nicht; deshalb machen es auch die lutherischen
Bekenntnisse nicht. Diese Frage, wann genau die Realpräsenz beginnt und wann
genau sie endet, die ist offen und wird offen bleiben. Es wäre aber auch
falsch, sie einfach auf die Nießung zu beschränken, wie dies durch Ägidius Hunnius
geschehen ist. Auch dafür liegt kein Schriftwort vor. Was wir lehren und
bekennen können ist, dass im heiligen Abendmahl, gemäß der Einsetzung, Ordnung
und Befehl Jesu Christi, aufgrund der Konsekration zur Austeilung und Nießung,
die sogleich folgen, in der sakramentalen Handlung gegenwärtig ist, gereicht
und genommen wird in, mit und unter dem Brot Christi wahrer und wesentlicher
Leib und in, mit und unter dem Wein Christi wahres und wesentliches Blut. Mehr
kann darüber nicht ausgesagt werden. (Es ist ja interessant, dass in all den
Schriften von Luther wie von Chemnitz diese Frage des Momentes nur eine ganz
untergeordnete Rolle spielt.)
Aktuelles:
Linke
Gender-Ideologen versuchen Abtreibung und Homosexualität durch die
EU-Mitgliedsstaaten zum Recht zu erklären und zu sponsern: Der Estrela-Bericht,
der alle EU-Mitgliedsstaaten zwingen will, Abtreibung und Homosexualität zu
sponsern, wurde am vergangenen 22. Oktober vom Europäischen Parlament zurückgewiesen.
Das Plenum verwies ihn an den zuständigen Ausschuss zurück. Mit dem Estrela-Bericht möchte die Linke das
Europäische Bürgerbegehren One of Us – Einer von uns, das
soeben von 1,8 Millionen EU-Bürgern unterstützt wurde, aushebeln. Der Ausschuß für Frauenrechte hat den Bericht bereits am
kommenden Dienstag wieder auf die Tagesordnung. Er soll ohne jede Änderung vom Ausschuß erneut beschlossen und dann sofort wieder ins
Plenum gebracht werden, wahrscheinlich noch im Dezember.
Der Erfolg
vom 22. Oktober war nur von kurzer Dauer. Die Gender-Ideologen wollten nicht
lockerlassen. Der Estrela-Bericht will die Tötung
ungeborener Kinder als „Menschenrecht“ festschreiben. Ebenso verlangt er
Zwangsschulsexualerziehung, in deren Rahmen die Kinder zur Homosexualität
„erzogen“ werden sollen. Und schließlich fordert der Bericht eine Umerziehung
der Lehrer im Sinne der Gender-Ideologie.
Obwohl das
Europäische Parlament den nach einer portugiesischen Sozialistin benannten
Bericht abgelehnt hat, wurde er bald wieder in das Parlamentsplenum zurückgebracht.
Am 10. Dezember 2013 aber wurde er endgültig abgewiesen, als eine knappe
Mehrheit von 334 Stimmen zu 327 bei 35 Enthaltungen einen alternativen Antrag
der Europäischen Volkspartei (EVP) und der Konservativen und Reformer annahm.
Edite Estrela selbst kündigte den
neuen Anlauf an. In einem Interview gab sie vor wenigen Tagen bekannt, daß am 26. November der Bericht erneut vom Ausschuß Rechte der Frau und Gleichstellung der Geschlechter,
in dem Estrela eine der stellvertretenden
Vorsitzenden ist, behandelt wird. Das Europäische Parlament hatte eine
Überarbeitung des Textes verlangt. Doch Estrela sieht
dafür „keinen Bedarf“. Ganz im linken Kampfvokabular gefangen, gibt es für Estrela einige „konservative Rechtsextremisten, die die
Frauenrechte um 30 Jahre zurückdrehen wollen“, und denen müsse man „Widerstand“
leisten. Was Estrela unter „Widerstand“ versteht,
wurde inzwischen bekannt und spricht der Demokratie und einem Parlament Hohn. Sie
übte kommissionsintern Druck aus, daß es keine
Diskussion über den Text gibt und keine Überprüfung, sondern daß der Text unverändert und ohne Debatte neu abgestimmt
wird. Die Zustimmung des Ausschusses gilt als sicher. Damit soll, so die
Absicht Estrelas, der Text bereits im Dezember erneut
ins Parlamentsplenum kommen. Ein genaues Datum steht noch nicht fest.
Der Text
fordert die EU-Mitgliedsstaaten auf, freien Zugang zur vorgeburtlichen
Kindestötung sicherzustellen, auch für minderjährige Mädchen und ohne
Zustimmung der Eltern. Gefördert werden sollen Verhütungsmittel, künstliche
Befruchtung, Umerziehung der Lehrer im Sinn der Homo- und Gender-Ideologie,
Zwangskurse für Lehrer über Geschlechteridentität und gegen Diskriminierung von
LGBT-Personen. Lehrpersonen sollen verpflichtet werden, über Homosexuelle,
Trans- und Bisexuelle eine „positive Meinung“ zu vermitteln. Und das ganze
Paket soll als Zwangsbeglückung erfolgen, weshalb er eine gesetzliche Einschränkung
der Gewissensverweigerung verlangt. Und natürlich wollen Estrela
und KonsortInnen ihre Kampfmaßnahmen im Name der
neuen „Menschenrechte“ verstanden wissen.
Mitglieder im
Ausschuß Rechte der Frau und Gleichstellung der
Geschlechter sind für die Bundesrepublik Deutschland: Silvana Koch-Mehrin (FDP) Angelika Niebler
(CSU), Christa Klass und Doris Pack (CDU), Cornelia
Ernst (Die Linke); und für Österreich Ulrike Lunacek
(Grüne) und Angelika Werthmann (parteilos, ehemals Liste Martin, Mitglied der
Liberalen Fraktion).
Text: Giuseppe Nardi (aus: http://www.katholisches.info/2013/11/22/estrela-bericht-am-dienstag-im-ausschuss-im-dezember-wieder-im-plenum-des-europaparlamets/)
Dieser Bericht und die Vorgehensweise im EU-Parlament zeigt einmal mehr, wie
verrottet und verkommen der bürgerlich-kapitalistische Westen inzwischen ist,
wie bar jeglicher Werte, welch ein Ausbund der Gottlosigkeit und Rebellion
gegen Gottes Ordnungen. Von „Freiheit“ kann in diesem System schon lange keine
Rede mehr sein. Tatsächlich stellt die EU eine linkstotalitäre Einrichtung dar,
die scheindemokratisch ausstaffiert ist. Für Christen heißt dies, zum einen,
solange es noch möglich ist, Parallelstrukturen zu schaffen in allem, was mit
Erziehung und Bildung zu tun hat, um diese Einrichtungen dann mit biblischem
Gedankengut zu prägen. Zum anderen aber: sich auf Verfolgung einstellen, denn
die totalitären Kräfte werden je länger je stärker massiv gegen die vorgehen,
die sich ihren Anschauungen widersetzen. Und keiner sei so blauäugig und hoffe
auf „bürgerliche“ Kräfte in der Politik. Die Gier nach Macht ist gerade auch in
diesen Kreisen so groß, dass sie inzwischen bereit sind, alles für ein wenig
Einfluss und ein paar Posten zu opfern.
Aus anderen Kirchen:
Russisch-Orthodoxe Kirche übt massive
Kritik am Westen: Hohe Repräsentanten
der Russisch-Orthodoxen Kirche erblicken – mit Recht – im Westen eine
fortschreitende Verweltlichung sowie einen Niedergang der moralischen Autorität
sowie einen Übergang in einen Überwachungsstaat. Sie bezeichneten die Trauung
gleichgeschlechtlicher Paare als ein „apokalyptisches Symptom“. Patriarch
Kyrill I., das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, hat Homosexualität
klar als Sünde bezeichnet, ganz gemäß der Bibel. Der Moskauer Außenamtsleiter
sprach von einer Diktatur, die sich im Westen vollziehe, weil die Legalisierung
der „Homo-Ehe“, etwa in Großbritannien und Frankreich, gegen den Willen der
Bevölkerung durchgesetzt wurde. Die Russisch-Orthodoxe Kirche will ihre
Beziehungen zu denjenigen Kirchen einstellen, die die „Homo-Ehe“ eingeführt
haben. (nach: Informationsbrief Nr. 281, Okt. 2013, der Bekenntnisbewegung
„Kein anderes Evangelium“, S. 29)
Papst Franziskus hat sein Pontifikat der
„Gottesmutter“ von Fatima geweiht: Der
von den Evangelikalen so umjubelte Papst Franziskus hat in einem Interview vor
katholischen Journalisten am 28.07.2013 erklärt, dass er sich ganz und gar in
seiner „Spiritualität“ als Jesuit sieht, geprägt von den jesuitischen
Exerzitien. Er fühle als Jesuit und denke als Jesuit. Es darf dabei nicht
vergessen werden, dass Ignatius von Loyola, dessen Fest der Papst mit den
Jesuiten feierte, ein fanatischer Gegner der Reformation war und sich als
„Anti-Luther“ bezeichnete, Erscheinungen hatte und seine Exerzitien auch
okkulte Inhalte haben.
Papst Franziskus hat sein Pontifikat der
„Gottesmutter von Fatima“ geweiht, was eindeutig zeigt, wie tief er in der
antichristlichen, okkult vermischten römisch-katholischen Irrlehre steckt.
(nach: Topic 10/2013, S. 3)
Lebensrecht:
Patent auf Designer-Babys in den USA: Die Firma 23andMe hat in den USA ein Patent zur
Selektion von menschlichen Samen- und Eizellen. Demnach sollen interessierten
Eltern die genetischen Daten von potentiellen Spendern unterbreitet werden,
damit diese „Eltern“ dann anhand eines Auswahlverfahrens bestimmte Kriterien
festlegen können, wie etwa Augenfarbe, Langlebigkeit, athletische Fähigkeiten.
Die Firma hat eine entsprechende Patentanmeldung auch für Europa eingereicht,
die aber aufgrund des europäischen Rechts, glücklicherweise, keine Aussicht auf
Erfolg hat. (nach: ALfA-Newsletter 37/2013 vom
06.10.2013)
Sterbehilfe in Belgien vor Ausweitung? In Belgien, wie in den anderen Benelux-Staaten, ist
die aktive „Sterbehilfe“, also der Mord auf Wunsch des Opfers, erlaubt. Nun ist
die Diskussion ausgeweitet worden, nämlich im Blick auf Minderjährige, die
unter einer unheilbaren Krankheit leiden und selbst nicht in der Lage sind, den
Wunsch nach Sterbehilfe zu äußern, und auf Demenzkranke. Bei einer „Umfrage“
sprachen sich etwa Dreiviertel der Befragten für die aktive Sterbehilfe bei den
Minderjährigen und 79 Prozent bei Demenzkranken aus. (nach: ALfA-Newsletter
37/2013, vom 06.10.2013). Die Sterbehilfe, ob aktiv oder passiv, ist nach biblischen
Maßstäben völlig indiskutabel und jeweils gegen das fünfte Gebot gerichtet.
Gott der HERR allein ist auch HERR über Leben und Tod. Dass es „Umfragen“ über
die Tötung von Menschen gibt, zeigt, wie tief geistlich, geistig und ethisch
westliche Staaten bereits gesunken sind. Es wird damit gerechnet, dass die von
Gottlosigkeit geprägten Parteien der Sozialisten und Liberalen einen
entsprechenden Vorstoß zur Gesetzgebung unternehmen werden.
Einnahme von „Pille danach“ nimmt zu: Im Jahr 2011 wurde die „Pille danach“ insgesamt
370.000 Mal verkauft, mit steigender Tendenz. Während also einerseits die Zahl
der offiziellen Abtreibungen zurückgeht, nimmt die Ermordung der Kinder durch
die Pille zu. (nach: Informationsbrief Nr. 281, Okt. 2013, der Bekenntnisbewegung
„Kein anderes Evangelium“, S. 4)
Litauen verbietet Abtreibungen: Während bisher in Litauen in den ersten drei Monaten
Abtreibungen straffrei waren, hat das litauische Parlament mit 46 gegen 19
Stimmen bei 25 Enthaltungen beschlossen, Abtreibungen künftig zu verbieten,
ausgenommen bei Gefahr für das Leben und die Gesundheit der Mutter. (nach:
Informationsbrief Nr. 281, Okt. 2013, der Bekenntnisbewegung „Kein anderes
Evangelium“, S. 4) Es geht also auch in diese Richtung. Es ist erfreulich, dass
ein Land umkehrt, weg von dem Mord an den Kindern. Nun wäre es wichtig, dass
die Schwangeren und die Familien auch entsprechend unterstützt werden.
EU will weiter embryonale Stammzellen
fördern: Das EU-Parlament hat am
21.11.2013 das Programm „Horizonte 2020“ beschlossen, das unter anderem die
Förderung von Forschung an embryonalen Stammzellen vorsieht. Es dürfen zwar im
Rahmen dieser Forschung nicht unmittelbar Babys getötet werden, aber es dürfen
solche Stammzellen verwendet werden, die aus Tötungen in früherer Zeit stammen.
Alle Gegenstimmen, etwa von kirchlichen Stellen, der Bürgerinitiative „Einer
von uns“ oder auch des Ausschusses für rechtliche Angelegenheiten des
EU-Parlaments, wurden einfach beiseite geschoben. Und
das obwohl man feststellen musste, das die Ergebnisse der bisherigen
Forschungen in diesem Bereich „eher enttäuschend“ sind.
Skandalös
in diesem Zusammenhang das Vorgehen des weit links angesiedelten Präsidenten
des EU-Parlaments, Martin Schulz, der Änderungsanträge der Abgeordneten Anna Zaborska, die ethische Mindeststandards in das Programm
aufgenommen haben wollte, durch Verfahrenstricks gar nicht zur Abstimmung
stellte. (nach: ALfA newsletter
44/2013 vom 23.11.2013)
Religionsfreiheit,
politisch-ideologische Tendenzen, Schulen:
Angriff auf Beschneidung: Die Parlamentarische Versammlung des Europarates hat in
einer Resolution am 01.10.2013 sich unter anderem gegen die nun über 6000 Jahre
alte Beschneidung von männlichen Säuglingen bzw. Kindern, wie sie im Judentum
und im Islam sowie bei messianischen Juden praktiziert wird, gewandt. In der
gleichen Resolution stellte sich die Versammlung auch gegen die
Genitalverstümmelung von Mädchen (diese Ablehnung ist völlig in Ordnung), gegen
medizinische Eingriffe um angeblich „intersexuelle“ Kinder in ihrer
Geschlechtlichkeit eindeutig festzulegen (diese Ablehnung ist eindeutig unbiblisch und gegen die natürliche Ordnung, die nur zwei
Geschlechter kennt, seit der Schöpfung, nämlich Mann und Frau, und zeigt, die
pervertiert das westliche Denken inzwischen ist), gegen körperliche Strafen
sowie das Erzwingen von Piercing, Tattoos oder Schönheitsoperationen. Diese
Dinge überhaupt alle in eine Resolution zu packen zeigt, wie wenig diese vom
westlichen Ungeist bestimmte Versammlung zu differenzieren versteht und wie
weit totalitäres Denken und Verhalten, mit dem Ziel, alle Bereiche dem Staat zu
unterwerfen und zu bestimmen, bereits fortgeschritten ist.
Afrikanische Kirchen beklagen den Druck
westlicher Kirchen: Afrikanische
Kirchen beklagen, dass sie von den vom westlichen antichristlichen Ungeist
bestimmten Kirchen im Blick auf „Moral“ (soweit man davon im Westen überhaupt
noch sprechen kann) immer mehr unter Druck gesetzt werden, vor allem
dahingehend, Homosexualität zu akzeptieren. So werde etwa mit
Finanzierungssperre gedroht, wenn sich die Afrikaner nicht fügen. Der
Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, sprach in
diesem Zusammenhang völlig zu Recht von einem neuen ethischen Imperialismus.
(nach: http://www.idea.de/detail/gesellschaft/detail/homosexualitaet-der-westen-uebt-druck-auf-afrika-aus-25969.html)
Es wäre wichtig, dass die afrikanischen Kirche, wie es die
evangelisch-lutherische Mekane-Yesu-Kirche
in Äthiopien bereits gemacht hat, die Beziehungen zu solchen westlichen
Kirchen, die gegen Schrift und Bekenntnis lehren und handeln, beendet und dagegen
die Gemeinschaft mit denen sucht, die treu zu Schrift und Bekenntnis stehen und
sie daher in ganz anderer Weise unterstützen können.
Zwang zu Schulveranstaltungen mit
okkulten Inhalten: Das
Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat ein Urteil des Oberwaltungsgericht
in Münster aufgehoben, nachdem Schüler nicht an schulisch veranstalteten
Filmvorführungen teilnehmen müssen, wenn diese Filme sich mit okkulten Inhalten
auseinandersetzen oder sie propagieren (es handelte sich konkret um den
Kinofilm „Krabat“, der auf einer Romanvorlage von
Otfried Preußler basiert, der von sich selbst sagt, dass er sich mit
satanischen Mächten verbündet habe). Laut Bundesverwaltungsgericht, seien
Beeinträchtigungen der religiösen Vorstellung typische, von der Verfassung
einberechnete Begleiterscheinungen des staatlichen Bildungs- und
Erziehungsauftrages. (nach: Topic, 10/2013, S. 2 f.) Einen „staatlichen
Bildungs- und Erziehungsauftrag“ gibt es aber gar nicht, das ist vielmehr eine
Machtanmaßung eines sich immer totalitärer gebärdenden staatlichen Monstrums.
Den Bildungs- und Erziehungsauftrag haben die Eltern, die ihn staatlichen
Einrichtungen als Hilfseinrichtungen delegieren können, nicht umgekehrt. Das
Urteil macht deutlich, dass die Bundesrepublik Deutschland Lichtjahre davon
entfernt ist, ein freies Land zu sein und vielmehr immer mehr einen
antichristlich-totalitären Charakter annimmt.
Boykottaufrufe gegen israelische Waren: Im 75. Jahr nach den Novemberprogromen
der Nationalsozialisten 1938 mehren sich die Aufrufe zum Boykott israelischer
Waren, nicht zuletzt auch von Seiten christlicher Kreise, wie etwa der
Methodisten in Großbritannien. Vielfach richten sich diese Aufrufe
vordergründig gegen Waren aus israelischen Siedlungen in den besetzten
Gebieten, sollen auch aber solche Firmen treffen, die unter anderem in den
Siedlergebieten produzieren. So verständlich und berechtigt die Kritik an den
Siedlungen in den besetzten Gebieten ist, die gegen das Völkerrecht verstoßen,
das eindeutig verbietet, den Charakter besetzter Gebiete zu verändern (und
diese Gebiete haben rechtlich nie zum Staat Israel gehört und sind daher von
ihm besetzt. Die Meinung, Grundlage dieses Staates seien die Ergebnisse der
San-Remo-Konferenz von 1920, bei der es um Gesamtpalästina ging, ist falsch,
denn a) umfasste damals Palästina auch Jordanien; b) sprachen weder die
Balfour-Erklärung, noch das Völkerbundmandat auf der Grundlage der
San-Remo-Konferenz von einem jüdischen Staat, sondern nur einer nationalen
Heimstätte für die Juden; c) sprachen sie auch nicht von historischen
„Rechten“, sondern nur von historischen Verbindungen der Juden zu dem Land; d)
ist nur von lokaler Selbstverwaltung, nicht von einem jüdischen Staat dort die
Rede; e) hat Ben Gurion sich 1948 bei der Staatsgründung nicht auf das Völkerbundmandat
und die San-Remo-Konferenz berufen, sondern auf die Resolution 181 der
UNO-Generalversammlung von 1947, und damit auf den Teilungsplan für Palästina,
der übrigens Israel sogar noch kleiner auf der Karte hatte als es in den
Grenzen von 1967 war).
Dennoch sind diese Boykott-Aufrufe mehr als
heuchlerisch: Zum einen kommen sie zumindest zum Teil von Kreisen, die an sich
aus ihrer antisemitischen bzw. anti-israelischen Haltung nie ein Hehl gemacht
haben und das jetzt nur als Vorwand benutzen (z.B. NPD), oder von Seiten, die
ihre völlig einseitige, anti-israelische Haltung im Blick auf den
Nahost-Konflikt zur Genüge zur Schau gestellt haben (z.B. römisch-katholische
Kirche, Ökumenischer Rat der Kirchen). Zum anderen hört man keine solche Aufrufe
im Blick auf palästinensische Waren, obwohl die beiden führenden
palästinensischen Terrororganisationen, Hamas wie El
Fatah/PLO als Ziel die Vernichtung des Staates Israel haben und auch in den
Autonomie-Gebieten die Schüler zum Hass auf Israel und der Vernichtung Israels
und Herstellung eines Palästinenser-Staates vom Jordan bis zum Mittelmeer
erzogen werden. Keiner der betreffenden Kreise wendet sich gegen die viel
massiveren Menschenrechtsverletzungen, die tagtäglich in den islamischen
Ländern gegen Mädchen und Frauen sowie Andersgläubige verübt werden, oder gegen
die widerrechtliche Annexion Irian Djajas durch Indonesien oder der West-Sahara durch Marokko
oder die Unterdrückung nationaler Minderheiten im kommunistischen China und
Vietnam. Es bleibt daher der nicht unbegründete Verdacht, dass bei einem
Großteil der Aufrufe, die sich vordergründig gegen die Siedlungspolitik
richten, tatsächlich Antisemitismus in einem neuen Gewand auftritt, der,
leider, wie eine Sendung der ARD zeigte (http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/hr/28102013-die-story-im-ersten-antisemitismus-heute-100.html)
bereits bis tief in die „bürgerliche Gesellschaft“ reicht.
Gender-Ideologie auf dem Vormarsch –
BRD-Regierung führt „drittes Geschlecht“ ein: Ab 1. November 2013 gibt es in der Bundesrepublik Deutschland, die
damit mal wieder im Antichristlichen Vorreiter in der EU ist, in den
Geburtsurkunden ein „drittes Geschlecht“, das heißt, ein Kind kann als
„geschlechtsneutral“, oder, wie es auch heißt, „Intersex“, eingetragen werden.
Zunächst gilt dieses Gesetz für sogenannte Hermaphroditen oder Kinder, die
„atypischen Sexualorganen“ zur Welt gekommen sind und die nun nicht „gezwungen“
werden sollen, ein bestimmtes Geschlecht anzunehmen. Dass dies nur ein erster
Schritt ist, haben Homosexuellenorganisationen schon deutlich gemacht. Sie
wollen erreichen, dass grundsätzlich die Eintragung eines Geschlechts offen
gelassen werden kann, weil ja nach der Gender-Ideologie die Geschlechteridentität
eine „Diskriminierung“ und „Zwang“ sei. (nach: http://www.katholisches.info/2013/08/19/intersex-deutschland-fuehrt-ab-1-november-drittes-geschlecht-ein-homo-und-genderideologen-jubeln/)
Tatsächlich aber gibt es in der von Gott geschaffenen Natur kein drittes
Geschlecht. Was bei einigen Kindern vorliegt, ist eine Störung der
Geschlechtsidentität im Kindesalter, die also medizinisch behandelt werden
müsste. Genau das aber soll nun verhindert werden. Denn gemäß den
Gender-Ideologen läge keine Störung der Geschlechtsidentität vor, sondern nur
eine Störung der Geschlechtswahrnehmung durch Dritte. So wird durch die
Ideologen alles verdreht.
Islam
und islamische Welt:
Terrorgruppe zerstört Kirchen im Irak und
Syrien: Die Terrorgruppe „Islamischer
Staat“ ist für die Zerstörung der christlichen Kirche in Al-Rakka
wie auch von Kirchen an anderen Orten in Syrien und im Irak verantwortlich.
Innerhalb der Aufrührer in Syrien breitet sich der Einfluss der extremen
Moslems, die bewusst auf einen Scharia-Staat abzielen – was ja von
Saudi-Arabien und den Golfemiraten, die den Aufruhr mit initiiert haben und
unterstützen, angestrebt wird – immer mehr zu. Ob die neugegründete
„Vereinigung der syrischen Demokraten“ sich dem wirklich entgegenstellen kann,
ist sehr fraglich. (nach: proKompakt 40/2013, S. 9)
Söldnertruppen eines „heiligen Krieges“ (Dschihadisten)
aus allen möglichen Ländern tummeln sich derzeit in Syrien, darunter auch 120
aus der Bundesrepublik Deutschland, die in Syrien mit Al-Quaida-Gruppen
Kontakt haben. (nach: proKompakt 40/2013, S. 10)
Zunehmender Terror in Sansibar: Zum wiederholten Mal ist es in Sansibar zu Angriffen
auf Christen oder gemäßigte Moslems gekommen. So wurde bereits 2011 ein
Priester niedergeschossen und eine Kirche niedergebrannt; dieses Jahr ein
Pastor ermordet. Zwei britische Kindergärtnerinnen einer katholischen
Einrichtung wurden Opfer eines Säureattentats. Gerade die Säureattentate nehmen
zu. Auch der Moslem Sheik Soraga,
die rechte Hand des Mufti, wurde Opfer eines
Säureattentats, das ihn lebensgefährlich verletzte und zu bleibenden
Entstellungen führte. Hinter den Attentaten wird die Gruppierung „Uamsho“ (Erwachen) vermutet, die für die Unabhängigkeit
Sansibars (als islamischen Staat) eintritt. Als einen der Gründe für die
zunehmende Gewalt – allein sechs Attentate in 18 Monaten – nennt Soraga Studienhilfen der (immer stärker islamistischen)
Regierung und von religiösen Vereinigungen, die ein „Studium“ in den
extremistischen Staaten Saudi-Arabien und Iran ermöglichen, wo die Studenten
dann islamisch aufgerüstet und extrem ausgerichtet werden. (nach: proKompakt 40/2013, S. 11) Die Lage in Tansania, zu dem
Sansibar gehört, spitzt sich insgesamt immer mehr zu, da die islamistisch
ausgerichtete Regierung die Verfassung ändern und zumindest teilweise die
Scharia einführen will und christliche Mission zunehmend behindert wird.
Verfolgung der Christen im Orient nimmt
zu: Die Verfolgung der christlichen
Minderheit im Orient, dem Ursprungsgebiet der Gemeinde Jesu Christi, nimmt
immer mehr zu. In Syrien versuchen islamistische Aufrührer, in den bis jetzt
noch aramäischen Regionen die Menschen zwangsweise zu islamisieren; in Ägypten
strebt die Muslimbruderschaft einen islamischen Staat an und die Übergriffe auf
die koptischen Christen (die sich unklugerweise auch vermehrt in politische
Belange eingemischt haben) häufen sich immer mehr. Auch in Pakistan wird die
Lage immer bedrohlicher. Im Irak ist aufgrund der Golfkriege der USA die Zahl
der Christen schon heute stark dezimiert und eine staatliche Ordnung praktisch
nicht mehr vorhanden. Auch in der Türkei nimmt der Druck zu; war es früher
durch den türkischen Nationalismus der Jungtürken und Kemalisten, so jetzt
durch die Islamisierung des Staates. (nach: proKompakt
40/2013, S. 12)
Boko Harram wütet weiter in Nigeria: In Gujba im nordöstlichen
Bundesstaat Yobe haben am 29.09.2013 etwa 30
Angehörige der muslimischen Terrororganisation Boko Harram eine Landwirtschaftsschule überfallen, etwa 50
Schüler im Schlaf ermordet und Klassenräume in Brand gesteckt. Am 26.09.2013
waren in Dorawa im Bundesstaat Yobe
ein Pastor und seine zwei Kinder von Angehörigen der Terrorbande erschossen
worden. Boko Harram ist vor
allem gegen Christen und will in Nigeria einen „islamischen Gottesstaat“
errichten. Seit Mitte September sind bei Terroranschlägen 195 Menschen ermordet
worden, allein 142 bei einem Massaker in der Stadt Benisheik.
(nach: http://www.idea.de/detail/menschenrechte/detail/nigeria-islamische-terrororganisation-erschiesst-schueler-im-schlaf-25991.html) Es ist nicht bekannt, dass es
irgendeine Reaktion westlicher Staaten auf diese fortwährenden Verbrechen durch
Moslems gibt, Staaten, die sonst sich wegen wesentlich geringerer Dinge
einmischen.
Christenverfolgung in der
Zentralafrikanischen Republik: Die
muslimische Rebellen-Allianz, die vor einiger Zeit die Macht in der
Zentralafrikanischen Republik übernommen hat, plündert und zerstört
systematisch Kirchen und Missionsstationen im Land. Christen werden gefesselt,
zusammengeschlagen und gezwungen, Lösegeld zu bezahlen, um ihr Leben zu retten.
Nach zuverlässigen Quellen sollen zahlreiche Pastoren auf der Abschussliste der
Terroristen stehen. (nach: Informationsbrief Nr. 281, Okt. 2013, der
Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“, S. 3)
Lage der Christen in Indonesien
verschlimmert sich: In Indonesien
wurden zwei Christen zu jeweils drei Jahren Gefängnis verurteilt, wegen
„Evangelisierung von Muslimen“. Die beiden Inhaftierten sind selbst ehemalige
Moslems. Angriffe gegen Christen, besonders Evangelisten, sind jetzt üblich in
Indonesien; andererseits kommen aber auch viele Moslems zum rettenden Glauben
an den Heiland der Welt. (nach: Stimme der Märtyrer, 11/2013, S. 5)
Der Islam ist nicht die ursprüngliche
Religion Indonesiens, sondern durch indische, arabische und persische Händler
dorthin gebracht worden, die sich dort niederließen, Sprache und lokale Sitten
annahmen und einheimische Frauen heirateten, die sie dann zum Islam bekehrten.
Durch verwandtschaftliche Beziehungen kam es zu weiteren Übertritten. Am
heftigsten war der Widerstand gegen den Islam unter den kannibalischen Batak. Erst durch grausame Massaker verschaffte sich der
Islam Eingang – und zerstörte das bis dahin intakte Familienleben. Denn bis
dahin galt bei den Batak strikt die Einehe, Unzucht
wurde mit dem Tode bestraft. Mit dem Islam aber kam die Vielehe, das Konkubinat
sowie die Unzucht und Scheidung.
Wie im Islam üblich, waren auch in
Indonesien die Moslems, solange sie keine Mehrheit stellten, zu Kompromissen
bereit, bis hin zu unislamische religiösen und anderen Sitten. Erst ab Mitte
des 18. Jahrhunderts kamen Prediger aus Arabien, um den indonesischen Islam zu
arabisieren. Und nachdem die Niederländer die Macht im Land übernommen hatten,
verboten sie christliche Mission unter Moslems, um die Unterjochten nicht zu
verärgern. Ja, sie erlaubten 1882 sogar die Errichtung von Scharia-Gerichten. All das führte aber nur dazu, dass der Islam
unter den Animisten sich ausbreitete, die Moslems
aber keineswegs den Besatzern wohl gesonnen waren. Vor allem in Aceh kam es
immer wieder zu Aufständen.
Auch die Japaner förderten während des
zweiten Weltkriegs den Islam und halfen ihm, sich zu organisieren. Die von
General Sukarno eingeführte „pancasila“, die fünf
Religionen gleichberechtigt zulässt – Islam, Protestantismus, Katholizismus,
Buddhismus und Hinduismus – wurde von den Moslems nicht gern gesehen. Auf
Sumatra und Sulawei kam es zwischen 1959 und 1965
immer wieder zu Terrorakten und Aufständen. Nach dem missglückten kommunistischen
Putschversuch 1965 ermordete die islamische Organisation Nahdat
mit anderen Moslemgruppen etwa 3 Millionen als Kommunisten verdächtigte
Indonesier.
Seit Ende der 1980er Jahre wurde die
Islamisierung intensiviert, zum einen durch arabische Lehrer, die nach
Indonesien kamen, zum anderen aber auch dadurch, dass hunderte von Indonesiern
an der Al-Azhar-Universität in Kairo studierten und an den Scharia-Fakultäten
in Saudi-Arabien. Auch wurden die wichtigsten islamistischen Schriften ins
Indonesische übersetzt. Seit 1989 können Scharia-Gerichte eingerichtet werden;
seit Anfang der 1990er Jahre kam es erstmals in Indonesien dazu, dass Frauen
sich verschleierten. Nach dem „Übergang zur Demokratie“, die tatsächlich zu
einer Machtergreifung der Islamisten führte, forderten 75 % der Moslems, dass
die Scharia Grundlage der Gesetzgebung sein sollte.
Die ersten Opfer dieser Pseudo-Demokratie
sind die Christen, die systematisch an der Ausübung ihres Glaubens gehindert
werden. Um etwa eine Kirche zu bauen, ist nicht nur die Zustimmung von 90
Personen der eigenen Gemeinde nötig, sondern auch noch die von 60 Angehörigen
anderer Religionsgemeinschaften, zumeist Moslems. Und dann muss das lokale Amt
für Religiöse Angelegenheiten und das örtliche „Forum für Religiöse Harmonie“
den Bau empfehlen. Umgekehrt ist es aber sehr leicht, dass bestehende Kirchen
als „nicht genehmigt“ geschlossen werden, wenn sie an einer Straße liegt, die
den Namen einer muslimischen Persönlichkeit trägt, was für Muslime ein Grund
sein kann, die Schließung der Kirche zu fordern. Immer wieder greifen in den
letzten Jahren islamische Terroristen Kirchen mit Schusswaffen an oder brennen
sie nieder. Die Polizei ist den islamistischen Angreifern gegenüber sehr
wohlwollend eingestellt, ja, sie warnt sogar davor, Anzeige gegen die Angreifer
zu erstatten. Ein 1965 erlassenes und 2010 vom Verfassungsgericht bestätigtes „Blasphemiegesetz“ sieht schon einen Vergleich zwischen
Bibel und Koran als Blasphemie an. Ebenso kann die Verteidigung des
christlichen Glaubens gegen antibiblische Angriffe durch Moslems als Blasphemie
ausgelegt werden. Ein Pastor wurde deshalb 2011 zu der Höchststrafe von fünf
Jahren Gefängnis verurteilt. (Mission in der Welt des Islam. 02/2013.
Mitteilungsblatt der Evangelischen Karmelmission. S.
8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 16. 17. 18)
Großmufti von Saudi-Arabien fordert
Zerstörung christlicher Kirchen: Der
Großmufti von Saudi-Arabien, Al asch-Schaich, hat sich für die Zerstörung aller
christlichen Kirchen in islamischen Ländern ausgesprochen. Nach seiner
Behauptung sei es das Recht und die Pflicht der Muslime, auf dem „heiligen
Boden des Islam“ alle Kirchen abzureißen. Das Christentum habe kein Recht, dort
zu existieren. Saudi-Arabien ist der Bau einiger weniger christlicher Kirchen
in den Golfemiraten ein Dorn im Auge. (nach: Stimme der Märtyrer, 11/2013, S.
5)
Taliban morden Christen in Pakistan: Bei einem Selbstmordanschlag auf eine christliche
Kirche in der nordpakistanischen Stadt Peschawar Ende
September sind 122 Kirchgänger ermordet worden, weitere 166 wurden verletzt. Zu
dem Anschlag „bekannten“ sich die Taliban. (nach: Stimme der Märtyrer, 11/2013,
S. 5)
Afghanistan: Christlichen Konvertiten
droht Todesstrafe: In Afghanistan
herrscht auch nach dem Sturz der Taliban keine Religionsfreiheit. Ein
Parlamentsabgeordneter hat jetzt auch die Hinrichtung solcher Afghanen
gefordert, die im Ausland sich zu Jesus Christus bekehren. Das sei Abfall vom
Islam und müsse gemäß der Scharia mit dem Tode bestraft werden. Vor allem in
Indien bekehren sich Afghanen zu Retter und HERRN der Welt. Es gibt eine
Gemeinde, die bereits 250 Glieder hat. Der Pastor der Gemeinde hat deshalb
bereits Drohungen von der afghanischen Botschaft erhalten und afghanische Medien
haben zu seiner Ermordung aufgerufen. (nach: idea,
in: Arbeitsgemeinschaft Lebendige Gemeinde München. Informationsbrief 3/2013,
S. 22)
Ehrenmorde in der BRD: Nach Aussagen des Vorsitzen der Gewerkschaft der
Polizei (GdP), Oliver Malchow, werden jährlich in der Bundesrepublik
Deutschland zehn bis zwölf sogenannte „Ehrenmorde“ verübt. Genaue Zahlen
darüber gibt es nicht. Auch die Dunkelziffer im Blick auf Zwangsehen gilt als
hoch. Der Druck der Familien ist sehr groß, dass die betroffenen Frauen bei der
Polizei nicht aussagen. (nach: Informationsbrief der Bekenntnisbewegung Kein
anderes Evangelium. Nr. 282, 12/2013. S. 4)
1 Das Augsburger Bekenntnis lehrt dazu im ersten Artikel: „Erstlich wird einträchtiglich gelehrt und gehalten, laut des Beschlusses des Nizänischen Konzils, dass ein einig göttlich Wesen sei, welches genannt wird und wahrhaftig ist Gott, und sind doch drei Personen in demselben einigen göttlichen Wesen, gleich gewaltig, gleich ewig, Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist; alle drei ein göttlich Wesen, ewig, ohne Stück, ohne Ende, unermesslicher Macht, Weisheit und Güte, ein Schöpfer und Erhalter aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Und wird durch das Wort ‚Person’ verstanden nicht ein Stück, nicht eine Eigenschaft in einem andern, sondern das selbst besteht, wie denn die Väter in dieser Sache dies Wort gebraucht haben. Derhalben werden verworfen alle Ketzereien, so diesem Artikel zuwider sind, wie Manichäer, die zwei Götter gesetzt haben, einen bösen und einen guten. Ebenso Valentinianer, Arianer, Eunomianer, Moslems und alle dergleichen, auch Samosatenser alt und neu, so nur eine Person setzen und von diesen zweien, Wort und heiligem Geist, Sophisterei machen und sagen, dass es nicht dürfen unterschiedliche Personen sein, sondern Wort bedeute leiblich Wort oder Stimme, und der heilige Geist sei erschaffene Regung in Kreaturen.“
2 Unser Persönlichkeitsbegriff hat seinen Ursprung in dem
Personbegriff der drei Personen in der heiligen
Dreieinigkeit, ihrer innertrinitarischen Kommunikation und ihrer Liebe
zueinander. Die Bibel berichtet uns von einem redenden (1. Mose 1,3 ff.),
handelnden (1. Mose 2,8), mitfühlenden (1. Mose 2,18) und wollenden (1. Mose
3,16.17) Gott. Das hat etwas mit der Gottebenbildlichkeit zu tun, in der wir
als Mensch ursprünglich geschaffen wurden (1. Mose 1,26.27), nämlich dass er zu
einer Geist(-Seele)-Leib-Einheit geschaffen wurde, was seine Personhaftigkeit ausmacht. (vgl. dazu: Armin Mauerhofer: Seelsorge auf biblischer Grundlage. Nürnberg,
Hamburg 2010. S. 40). (Wir können allerdings deshalb nicht von einer
Körperlichkeit Gottes in unserem Verständnis sprechen, denn dann würden wir uns
ein Bild von ihm machen, wohl aber von einer unteilbaren Gestalthaftigkeit, in
der wir ihn einst sehen werden, wie er ist, 1. Joh. 3,2.) Weil Gott ein
Gemeinschaftswesen ist (s. 1. Mose 1,26), darum auch der Mensch, im geistlichen
wie im sozialen Bereich, also in der Beziehung zu Gott (s. 1. Mose 3,8) wie
auch in der Beziehung zu anderen Menschen (s. z.B. die Gabe der Sprache wie
auch die Gabe der Ehe, 1. Mose 2,20-25). Der lebendige, dreieinige Gott ist ein
Gott, der nach Maßstäben handelt, der Maßstäbe setzt, schon in der Schöpfung,
die er als „sehr gut“ beurteilte (1. Mose 1,31). Gott ist der absolut Gute und
absolut Gerechte (1. Mose 3,22-24; 2. Mose 34,6.7): Darum hat er auch uns
Menschen von Beginn an mit moralischer Verantwortung betraut (s. das erste
Gebot im Garten Eden, 1. Mose 2,17). Damit ist angezeigt, dass wir Menschen
moralische Verantwortung für unser Denken, Reden, Tun tragen, mit allen
Konsequenzen – und zwar Verantwortung vor Gott. Das gehört aber auch zu der
Freiheit, die darin liegt, dass wir verantwortliche Menschen sind und damit
Entscheidungen zu treffen haben (vgl. Mauerhofer,
a.a.O., S. 41 f.). Hier wird deutlich, wie sehr das biblische Gottesverständnis
zusammenhängt mit dem Verständnis vom Menschen, eben weil der wahre, dreieinige
Gott der Schöpfer des gesamten Universums ist, und auch von uns Menschen, und
zwar allein durch sein Wort alles geschaffen hat, in bestimmter Reihenfolge,
auch alle Pflanzen und Tiere, jeweils nach ihrer Art, und als Krone dann den
Menschen, aufgrund eines Ratschlusses der heiligen Dreieinigkeit (1. Mose 1,26)
– ohne Evolution, denn jegliche Evolution, auch die sogenannte ‚theistische
Evolution’, widerspricht der Lehre der Bibel. (Dieser Einschub zum
Persönlichkeitsbegriff und zur Schöpfung hängt zwar eng mit dem biblischen
Gottesverständnis zusammen, ist aber nicht
Teil des primärfundamentalen Bereiches von der Existenz Gottes und damit nicht
direkter, unaufgebbarer Teil des rettenden Glaubens.)
3 Das Augsburger Bekenntnis drückt es im 3. Artikel so aus: „Weiter wird bei uns gelehrt, dass nach Adams Fall alle Menschen, so natürlich geboren [gezeugt] werden, in Sünden empfangen und geboren werden, das ist, dass sie alle von Mutterleibe an voller böser Lust und Neigung sind und keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott von Natur haben können, dass auch dieselbe angeborne Seuche und Erbsünde wahrhaft Sünde sei und verdammt alle die unter ewigen Gotteszorn, so nicht durch die Taufe und heiligen Geist wiederum neugeboren werden. Hierneben werden verworfen die Pelagianer und andere, so die Erbsünde nicht für Sünde halten, damit sie die Natur fromm machen durch natürliche Kräfte, zu Schmach dem Leiden und Verdienst Christi.“ Und im 18. Artikel: „Aber ohne Gnade, Hilfe und Wirkung des Heiligen Geistes vermag der Mensch nicht Gott gefällig zu werden, Gott herzlich zu fürchten oder zu glauben oder die angeborne böse Lust aus dem Herzen zu werfen; sondern solches geschieht durch den Heiligen Geist, welcher durch Gottes Wort gegeben wird. Denn Paulus spricht 1. Kor. 2,14: Der natürliche Mensch vernimmt nicht vom Geist Gottes.“
4 Im 3. Artikel des Augsburger Bekenntnisses wird dieser
Bereich so zusammengefasst: „Ebenso wird gelehrt, dass Gott der Sohn sei Mensch
geworden, geboren aus der reinen Jungfrau Maria, und dass die zwei Naturen,
göttliche und menschliche, in einer
Person also unzertrennlich vereinigt, ein
Christus sind, welcher wahrer Gott und Mensch ist, wahrhaftig geboren,
gelitten, gekreuzigt, gestorben und begraben, dass er ein Opfer wäre nicht
allein für die Erbsünde, sondern auch für alle andere Sünde und Gottes Zorn
versöhnte.
Ebenso, dass derselbe Christus sei
abgestiegen zur Hölle, wahrhaftig am dritten Tage von den Toten auferstanden,
aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, dass er ewig herrsche über
alle Kreaturen und regierte, dass er alle, so an ihn glauben, durch den
Heiligen Geist heilige, reinige, stärke und tröste, ihnen auch Leben und
allerlei Gaben und Güter austeile und gegen den Teufel und gegen die Sünde
schütze und beschirme.
Ebenso, dass derselbe HERR Christus endlich wird öffentlich kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten usw. laut des Apostolischen Glaubensbekenntnisses.“
5 Im 4. Artikel des Augsburger Bekenntnisses wird die Rechtfertigung daher so beschrieben: „Weiter wird gelehrt, dass wir Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit vor Gott nicht erlangen können durch unser Verdienst, Werk und Genugtun, sondern dass wir Vergebung der Sünden bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnaden um Christi willen durch den Glauben, so wir glauben, dass Christus für uns gelitten hat, und dass uns um seinetwillen die Sünden vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott für Gerechtigkeit vor ihm halten und zurechnen, wie St. Paulus sagt zu den Römern im 3. und 4. Kapitel.“
6 Es kann jetzt hier nicht weiter eingegangen werden, auf die außerordentlichen Wege, die Gott der HERR in besonderen Situationen gehen kann, weil er ja allerdings nicht an die Mittel gebunden ist, wohl aber uns daran gebunden hat. Wir hören dies vor allem aus der islamischen Welt, wo immer wieder Menschen durch Träume auf Jesus Christus hingewiesen werden. Aber selbst da ist es so, dass sie dann doch auch zum Wort Gottes gewiesen werden und erst durch Gottes Wort, die Bibel oder auch die mündliche Predigt zum wahren und rettenden Glauben an Jesus Christus kommen und so auch hier nur durch das Wort recht gläubig und gegründet werden.
1 „For if the Word is taken out of the Eucharist, the bread will be nothing but bread.“ Martin Chemnitz: Examination of the Council of Trent. Part II. Translator: Fred Kramer. St. Louis: Concordia Publishing House 1978. S. 225
2 „Therefore what is not consecrated, though it be bread and cup, is food for refreshment, not a religious sacrament.“ Ebd.
3 Dies gilt etwa für die römisch-katholische und die ostkirchliche Liturgie der Abendmahlsfeier, aber auch für die in den Lima-Papieren vorgeschlagene Liturgie, die genau wieder in diese Richtung geht. Damit aber werden menschliche Worte mit Gottes Wort vermischt, wird verwischt, dass keines Menschen Wort, sondern allein Christi Wort konsekriert und bewirkt, dass wir auch Leib und Blut im heiligen Abendmahl empfangen. Luther hat dies sehr deutlich gesehen und daher alles entfernt aus der Abendmahlsliturgie, was irgend den herausgehobenen Platz der Einsetzungsworte verdunkeln würde. Deshalb heißt es auch im Kleinen Katechismus, dass die Worte neben dem leiblichen Essen und Trinken das Hauptstück sind im Sakrament.
4 „And surely this blessing or consecration is not to be divided between the Word of God and words handed down by men. For it is not just any word, but the Word of God which is necessary for a sacrament. And to the Word of God, seeing it has been tried with fire, nothing is to be added (Prov. 30:6). And especially, nothing is to be added to the testament of the Son of God (Gal. 3:15-17). In short, Christ has commanded us to do in the action of the sacrament what He Himself did. … Therefore a true blessing or consecration of the Eucharist consists in the words of the institution of the Son of God Himself, through which He Himself today and even to the end of the age consecrates and hallows for us the bread and the wine in order that, through divine grace and power, they may aquire that name which by nature they do not have, namely, that they may be His body and blood.“ Ebd. S. 226. 228
5 vgl. ebd. S. 228. 230
6 „When to the cup with its mixture and the bread which has been broken the Word of God is added, it becomes the Eucharist ob the body and blood of the Lord.“ [In the ancient church it was customary to mix the wine for the Eucharist with water before the celebration.] ebd. S. 227
7 vgl. ebd.
8 vgl. ebd. S. 228 „For we come together they we may receive, eat and drink, not common bread or an ordinary cup, but that bread which is the body of the Lord and that cup which is the blood of the New Testament. But by nature bread is not the body of Christ and wine not His blood. Neither can any creature but only the Son of God by virtue of His omnipotence bring it about that bread should be His body and wine His blood. Yet He brought this about in the first Supper through the Word, when He said: ‚This is My body.’“ Ebd.
9 vgl. ebd. S. 230. 246
10 „The Lord’s Supper is therefore a certain action, and has a certain use prescribed in the institution, and to this action, which the Son of God exercises through the ministry, there is joined that promise concerning which the words of institution speak.“ Ebd. S. 247
11 „For the word ‚use’ in this debateis most correctly defined as the total or entire action which is prescribed and commanded in the words of institution. When therefore the bread is takenn, blessed, divided, offered, and received according to the institution, this action is not rightly said to be either before or apart from the use of the Supper, which has ist bounds in the entire action of the institution.“ Ebd. S. 248
12 „Nevertheless the meaning is not that the blessed bread which is divided, which is offered, and which the apostles received from the hand of Christ was not the body of Christ but becomes the body of Christ when the eating of it is begun. For the whole action of the institution hangs together, and the words, ‚This is My body’, belong to the entire action. Therefore it is concerning that bread which is blessed, which is broken or divided, which is offered, received, and eaten – I say, it is concerning that bread that Christ says, ‚This is My body.’ And Paul says of this broken bread that it is ‚a participation in the body of Christ’ (1 Cor. 10:16).“ Ebd.
13 „An objection is urged by Kahnis, that, ‚according to the Lutheran doctrine, there is but bread and wine, not the body and blood of Christ, before the eating und drinking’, and therefore were that doctrine true, Christ would not have said, This is my body, ‚but would have had to say, This is going to be my body when you eat it.’ Were the point made by Kahnis correctly made, the inference justified would not bet hat the doctrine of the true presence is untenable, but that there ought not to be a limitation of the presence to the act of eating and drinking. But the point is not correctly made. The very opposite ist he doctrine of the Lutheran Church. The Augsburg Confession says, ‚The Body and blood of Christ are present in the Supper, and there communicated and received.’ The distinction is made between the generic presence which is ‚in the Supper’, and the specific participation made by the reception of the sacrament imparted. From the beginning of the Supper, strictly defined, (that is, from the time when Christ’s consecrating words are uttered in His name by His authority,) to ist end, (that is, until the last communicant has received the elements,) or, in other words, from the first time to the last ‚in the Supper’in which, by Christ’s authority, it is declared, ‚This is Christ’s body, This is Christ’s blood,’ that of which this affirmation is made, is His body, and is His blood. When He said, Take, eat, this is My body, undoubtedly He meant, Take, eat, because it is My body. … The doctrine of the Lutheran Church is, that the sacramental presence of the body and blood of Christ begins with the beginning of the Supper, and ends with the end of the Supper.“ Charles P. Krauth: The Conservative Reformation and ist Theology. Philadelphia: General Council Publication Board. 1899. S. 822. 823