Beständig in der Apostel
Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet! Apg. 2,42
DER
BEKENNTNIS-
LUTHERANER
Lutherisches Blatt für Bibelchristentum.
Mit Zustimmung der Lutherischen Kirchen der Reformation (Lutheran
Churches of the Reformation, LCR) herausgegeben von Roland Sckerl, Leopoldstr. 1, D-76448 Durmersheim; Tel.:07245/83062; Fax: 07245/913886
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18. Jahrgang 2010 Heft 2/2010
Inhaltsverzeichnis:
UNTER
LUTHERS KANZEL UND KATHEDER
Von der
Kirche und ihrem wahren Haupt –.
Luthers
Schrift: Vom Papsttum zu Rom wider den hochberühmten Romanisten zu Leipzig
Christi
stellvertretendes Sühnopfer für uns – absolut heilsnotwendig
AUS
DER GESCHICHTE DER GEMEINDE JESU CHRISTI
Luthers
und der evangelischen Kirche Stellung zu den Märtyrern
Von
Roland Sckerl
Diese Schrift Luthers aus dem Jahr 1520 gegen eine
von einem Leipziger Mönch gegen ihn gerichtete Schrift hat große Bedeutung als
Grundlegung der biblischen Lehre von der Kirche und in der Auseinandersetzung
mit dem Papsttum.
Die Grundfrage, der Luther in dieser Schrift
nachgeht, ist die: Ist das Papsttum göttlicher oder menschlicher Ordnung? Rom
behauptet ja, dass es mitsamt der römischen Hierarchie, und damit der gesamten
äußerlichen römisch-katholischen Kirche von Gott geordnet sei. Deshalb folgt
für Rom daraus, dass alle die, die nicht am Papst hängen, Ketzer sind. „Nämlich
dieses ist die Sache: Ob das Papsttum zu Rom, wie es im Besitz der Gewalt ist
über die ganze Christenheit, (wie sie sagen) von göttlicher oder menschlicher
Ordnung hergekommen sei. Und wenn dem so wäre, ob man christlich sagen könne,
dass alle andern Christen in der ganzen Welt Ketzer und Abtrünnige seien, ob
sie schon dieselbe Taufe, Sakrament, Evangelium und alle Artikel des Glaubens
mit uns einträchtiglich halten, ausgenommen, dass sie ihre Priester und
Bischöfe nicht von Rom bestätigen lassen oder, wie jetzt, mit Geld kaufen und
wie die Deutschen sich äffen und narren lassen. Als da sind die Moskowiter,
Russen, die Griechen, Böhmen und viele andere große Länder in der Welt.“
(Luthers Werke. Hrsg. von Buchwald, Kawerau ... 3. Aufl. Erste Folge:
Reformatorische Schriften I. Berlin 1905. S. 115) Ist es nicht vielmehr so,
dass die römisch-katholische Kirche mit ihrer Haltung gegenüber den anderen
Christen sich zum Ketzer macht?!
Luther betont dabei, was für damals sensationell
war, dass man auch ohne den Papst Christ sein kann und damit doch kein Ketzer
ist. „Nun habe ich dafür gehalten und halte noch, dass dieselben nicht
Ketzer noch Abtrünnige sind und vielleicht bessere Christen als wir, zwar nicht
alle, gleichwie wir nicht alle gute Christen sind.“ (ebd. S. 116) Er
bestreitet damit auch, dass das Papsttum eine göttliche Ordnung sei und weist
darauf hin, dass Rom sich um das, was wirklich von Gott geordnet ist, herzlich
wenig kümmere, sondern das Hauptinteresse darauf richte, mit dem Glauben –
damals auch dem Verkauf von Bistümern – Geld zu machen.
Luther weist auch darauf hin, dass das Papsttum,
seit es besteht, über die Christenheit nur Verderben gebracht hat. Dennoch
stößt Luther in dieser Schrift das Papsttum noch nicht völlig um, wenn er es
auch schon in seinen Grundfesten erschüttert. Er weist auf die völlig
unhaltbare Begründung Roms für das Papsttum hin, dass doch jede Gemeinde auf
Erden ein leibliches Haupt unter Christus haben müsse, damit sie nicht
zerfalle. Und dieses Haupt sei für die Christenheit der Papst. Zum einen zeigt
Rom hier an, dass es die menschliche Vernunft über das göttliche Gesetz stellt.
„Antworte ich nun auf diesen Grund, weil diese Sache darinnen steht, ob des
Papstes Gewalt aus göttlicher Ordnung bestehe, ist es nicht ein wenig
lächerlich, dass man die Vernunft, von zeitlicher Dinge Brauch geschöpft,
anziehen will und dem göttlichen Gesetz gleichstellen, sonderlich da dieser
arme vermessene Mensch mit göttlichem Gesetz wider mich zu handeln sich
vornimmt? Denn was weltliche Ordnung und Vernunft anzeigt, ist gar weit unter
dem göttlichen Gesetz. Ja, die Schrift verbietet, man solle der Vernunft
folgen, 5. Buch Mose 12,8: ‚Du sollst nicht tun, wsas dich recht dünkt, denn
die Vernunft strebt allezeit wider Gottes Gesetz.’; 1. Buch Mose 6,5: ‚Alle
Gedanken und Sinne des menschlichen Herzens sind allezeit auf das Ärgste
gerichtet’, darum, wenn ich mich unterstehe mit Vernunft Gottes Ordnung zu
gründen oder zu schützen, sie sei denn vorher mit dem Glauben gegründet und
erleuchtet, so ist es, als wenn ich die helle Sonne mit einer finsteren Laterne
erleuchten wollte oder einen Fels auf ein Rohr gründen. Denn Jesaja 7,9 setzt
die Vernunft unter den Glauben und spricht: Es sei denn, dass ihr glaubt, so
werdet ihr nicht verständig oder vernünftig sein. Er spricht nicht so: Es sei
denn, dass ihr vernünftig seid, werdet ihr nicht gläubig sein.“ (ebd. S.
120) Außerdem hebt Luther hervor, dass dieses Argument aber auch von der Vernunft
her falsch ist, da die Fakten andere sind. So gab es viele Fürstentümer und
gibt es viele Häuser, die mehrere Regenten, Vorsteher haben, und verweist dabei
auf die Schweizerische Eidgenossenschaft und die alte Römische Republik. Und
die gesamte Menschheit hat überhaupt kein einheitliches Haupt, sondern nur die
Länder. Und die Gemeinde könnte sich auch mehrere zum Oberhaupt wählen. Und
selbst wenn es in der Welt so wäre, dass da ein Oberhaupt wäre – warum sollte
es darum auch in der Christenheit so sein? „Und so ich abermals dem Träumer
zuließe, dass sein Traum wahr sei, dass keine Gemeinde ohne ein gemeinsames
leibliches Haupt bestehe, wie soll daraus folgen, dass es also auch in der
Christenheit sein müsse? Ich sehe wohl, dass der arme Träumer in seinem Sinn
meinte, christliche Gemeinde sei gleich einer andern weltlichen Gemeinde.“
(ebd. S. 122) Daraus zeigt sich auch, dass Rom – und das gilt bis heute – ein
völlig falsches Verständnis von Kirche hat, nämlich unter Kirche eine
äußerliche Einrichtung versteht.
Was aber ist tatsächlich die Christenheit, gemäß
der Bibel? „Die erste Weise nach der Schrift ist, dass die Christenheit eine
Versammlung aller Christgläubigen auf Erden heißt, wie wir im Glauben beten:
‚Ich glaube an den Heiligen Geist, eine Gemeinschaft der Heiligen.’ Diese
Gemeinde oder Sammlung besteht aus allen denen, die im rechten Glauben,
Hoffnung und Liebe leben, also dass der Christenheit Wesen, Leben und Natur
nicht eine leibliche Versammlung ist, sondern eine Versammlung der Herzen in
einem Glauben, wie Paulus sagt, Epheser 4,5: Eine Taufe, ein Glaube, ein Herr.
Also, ob sie schon leiblich von einander tausend Meilen geteilt sind, heißen
sie doch eine Versammlung im Geist, weil ein jeglicher predigt, glaubt, hofft,
liebt und lebt wie der andere.“ (ebd. S. 123) Die Christenheit ist also tatsächlich im
eigentlichen Sinne nichts anderes als diejenigen, die wirklich von Herzen an
Jesus Christus als ihren Heiland glauben. Diese Gläubigen sind aber äußerlich
nicht erkennbar, das heißt, niemand kann sagen, dieser und jene gehören dazu.
Die wahre christliche Einheit ist also eine geistliche, keine leibliche, und
besteht im Glauben. Eine andere ist auch nicht nötig. Das steht damit der
römisch-katholischen Auffassung schnurstracks entgegen, die behauptet, die
sichtbare, äußerliche römisch-katholische Kirche sei die eigentliche wahre
Kirche, Gemeinschaft der Heiligen. Und dies steht auch gegen die völlig falsche
Auffassung der Ökumeniker, die eine äußerliche Einheit errichten wollen, die
aber weder möglich noch auch nötig ist, ja, die nicht einmal nützlich und gut
wäre, da sie auf Kosten der Wahrheit ginge. Christi Reich ist eben nicht von
dieser Welt, Joh. 18,36. „Das ist ein klarer Spruch, damit die Christenheit
von allen weltlichen Gemeinden ausgesondert wird, dass sie nicht leiblich sei.“
(ebd. S. 123) Das heißt dann aber auch: Der Glaube, damit auch die wahre
Christenheit, die Gemeinschaft der Heiligen, ist nicht an Rom gebunden. „Aus
diesen versteht jedermann klar, dass das Reich Gottes (so nennet er seine
Christenheit) nicht zu Rom ist, auch nicht an Rom gebunden weder hier noch da,
sondern dort, wo da inwendig der Glaube ist, der Mensch sei zu Rom, hier oder
da.“ (ebd. S. 123 f.) Rom, die römisch-katholische Kirche und das römische
Papsttum sind damit auch in keiner Weise göttlicher Ordnung, sondern eine
ungeheure Anmaßung. Geistliche und leibliche Einheit werden da absichtlich
verwechselt. „Wie ist es möglich, welche Vernunft kann es begreifen, dass
geistliche Einheit und leibliche Einheit ein Ding sei? Viele unter den Christen
sind in der leiblichen Versammlung und Einigkeit, die doch mit ihren Sünden
sich aus der innerlichen, geistlichen Einigkeit ausschließen.“ (ebd. S.
124) Das heißt: In der äußerlichen Christenheit gibt es viele Menschen, die
tatsächlich gar nicht glauben, also gar nicht zur geistlichen Christenheit, zur
Gemeinschaft der Heiligen, gehören. Auch daher können geistliche und leibliche
Einheit gar nicht gleich sein. Das heißt dann auch: Wer nicht zu Rom gehört,
der kann trotzdem ein Christ sein und ist eben kein Ketzer. „Daraus folgt
und muss folgen, dass, ebenso wie unter der römischen Einigkeit zu sein, nicht
Christen macht, so muss außerhalb derselben Einigkeit zu sein, nicht Ketzer
noch Unchristen machen.“ (ebd. S. 125) Denn: Da die römisch-katholische
Kirche mit ihrem Papsttum eben keine göttliche Ordnung ist, so ist auch niemand
um des Gewissens Willen verpflichtet, zu ihr zu gehören. „Darum kann es auch
nicht wahr sein, dass es göttliche Ordnung sei, unter der römischen Gemeinde zu
sein.“ (ebd.)
Die christliche Einigkeit, wie die christliche
Gemeinde überhaupt, ist also nicht etwas Äußerliches, Leibliches, sondern etwas
Geistliches. (Das muss auch betont werden gegenüber den Dispensationalisten und
Chiliasten, die gerade mit ihrer Endzeitlehre dem irdischen Land Israel und der
irdischen Stadt Jerusalem eine ganz besondere Bedeutung beimessen.) Worauf es
also ankommt, das ist allein der Glaube an Jesus Christus.
Weil die Christenheit eine geistliche und keine
leibliche Größe ist, darum hat sie auch ein geistliches und kein leibliches
Haupt – nämlich Jesus Christus. Wer aber dazugehört, wie schon gesagt, das kann
niemandem angesehen werden, das ist nur Gott selbst bekannt. „Darum halte
dieses fest, wer nicht irren will, dass die Christenheit eine geistliche
Versammlung der Seelen in einem Glauben ist und dass niemand seines Leibes
halber für einen Christen geachtet wird, auf dass er wisse, die natürliche,
einige, rechte, wesentliche Christenheit stehe im Geiste und in keinem äußerlichen
Ding, es mag beliebig genannt werden. Denn alle anderen Dinge kann ein Unchrist
haben, die ihn auch nimmermehr zu einem Christen machen, ausgenommen den
rechten Glauben, der allein Christen macht.“ (ebd. S. 127)
Luther weiß allerdings, dass es noch eine andere
Weise gibt, den Begriff „Christenheit“ zu gebrauchen, nämlich indem man auf die
äußerliche Versammlung sieht, womit Rom die römisch-katholische Kirche als
„die“ Christenheit meint. Solch eine Versammlung, das betont der Reformator,
ist aber ein gemischter Haufen und nicht gleichzusetzen mit der Gemeinschaft
der Heiligen. Und im Blick auf die römisch-katholische Kirche mit ihrem
Papsttum und ihrer Hierarchie und Ordnungen sagt er: „Von dieser Kirche, wo
sie allein ist, steht nicht ein Buchstabe in der heiligen Schrift, dass sie von
Gott geordnet sei. Ich biete allhier allen denen Trotz, die jenes lästerliche,
verdammte, ketzerische Büchlein gemacht oder beschützen wollen mit allem ihren
Anhang, ob auch alle Universitäten mit ihm hielten. Wenn sie mir anzeigen
können, dass ein Buchstabe der Schrift davon spricht, so will ich alle meine
Reden widerrufen haben. Ich weiß aber, dass sie mir es nicht tun werden.“
(ebd. S. 128) Es gibt allerdings in der äußerlichen Christenheit auch Christen
– diejenigen aber in der äußerlichen Christenheit, die ohne Glauben an Jesus
Christus sind, die sind tatsächlich geistlich tot und gehören nicht zur wahren,
innerlichen oder geistlichen Christenheit. „Die aber ohne Glauben und ohne
die erste Gemeinde in dieser andern Gemeinde sind, sind vor Gott tot, Gleißner
und nur wie hölzerne Bilder der rechten Christenheit.“ (ebd. S. 129)
Da also die Christenheit eigentlich und tatsächlich
eine geistliche Größe ist, so kann sie auch nur ein geistliches Haupt haben,
eben Jesus Christus. Niemand anders kann von dieser geistlichen Größe das Haupt
sein und sie regieren. „Aus dem allen folgt, dass die erste [geistliche]
Christenheit, die allein die wahrhaftige Kirche ist, kein Haupt auf Erden haben
mag und kann und sie von niemand auf Erden, weder von Bischof noch Papst,
regiert werden mag. Sondern allein Christus im Himmel ist hier das Haupt und
regiert allein. Das bewährt sich zum ersten also: Wie kann hier ein Mensch
etwas regieren, das er nicht weiß noch kennt? Wer aber kann wissen, welcher
wahrhaftig glaubt oder nicht?“ (ebd.) Luther unterstreicht das weiter
damit, dass niemand den Glauben geben und Christi Willen in uns wirken kann als
allein Christus. Der Papst und seine Bischöfe können es nicht. Darum können sie
auch nicht das Haupt sein. „Nun vermag kein Mensch dem andern noch seiner
eigenen Seele den Glauben und alle Sinne, Willen und Werke Christi einflößen
als allein Christus. Kein Papst, kein Bischof vermag ja so viel zu tun, dass
der Glaube und was ein christliches Gliedmaß haben soll, in eines Menschen
Herzen entstehe.“ (ebd. S. 130) Ebenso aber kann Christus auch keinen
Stellvertreter hier auf Erden haben (was ja der Papst von sich behauptet zu
sein, vicarius Christi), denn auch ein Stellvertreter müsste ja die Werke tun können,
die derjenige macht, den er vertritt – aber eben das kann ja kein Papst und
Bischof, da es allein Christi Werke sind. „Aber der Papst kann nicht Christi
seines Herrn, Werk (das ist Glaube, Hoffnung und Liebe und alle Gnade mit
Tugend) in einem Christenmenschen machen oder einflößen, wenn er gleich
heiliger wäre als St. Peter.“ (ebd. S. 131) In Eph. 4,15 steht es
eindeutig, dass allein Christus das Haupt seiner Christenheit ist.
Darum betont Luther, dass der Papst nichts anderes
ist als ein Bote (nämlich Pfarrer, Bischof) neben vielen anderen – und alle
Bischöfe oder Pfarrer nach göttlicher Ordnung, göttlichem Recht gleich sind,
auch wenn es nach menschlicher Übereinkunft Über- und Unterordnungen geben
kann. „Darum, weil alle Bischöfe nach göttlicher Ordnung gleich sind und an
der Apostel Statt sitzen, mag ich wohl bekennen, dass aus menschlicher Ordnung
einer über den andern ist in der äußerlichen Kirche.“ (ebd. S. 133) Die
Kirche Jesu Christi ist darum christlich, nicht römisch, unter Christus als dem
Haupt, nicht dem Papst. Darum ist die Kirche auch nicht an Rom gebunden. Sie
ist in ihrem eigentlichen Sinne eine geistliche, keine leibliche Versammlung,
ist eine Sammlung der Heiligen im Glauben an Jesus Christus. „Das wird alles
durch den Artikel bestätigt: ‚Ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige,
christliche Kirche, Gemeinde der Heiligen.’ Niemand spricht also: ‚Ich glaube
an den heiligen Geist, eine heilige, römische Kirche, eine Gemeinschaft der
Römer’, so dass klar ist, dass die heilige Kirche nicht an Rom gebunden ist,
sondern so weit die Welt reicht, in einem Glauben versammelt, geistlich und
nicht leiblich.“ (ebd.) Der Papst hat darum aus göttlicher Ordnung
überhaupt keine Gewalt über andere Bischöfe und Pfarrer (vgl. a.a.O. S. 142).
Wo aber ist nun die Kirche? Wo kann ich wissen, wo
die Kirche Jesu Christi zu finden ist? Dazu hat Gott Zeichen gegeben,
Kennzeichenm wo solche Kirche in der Welt ist: nämlich das Evangelium Christi,
also Wort, Taufe und Abendmahl. Auch das ist alles an keinen Ort gebunden. „Die
Zeichen, daran man äußerlich merken kann, wo solche Kirche in der Welt ist,
sind die Taufe, Sakrament und das Evangelium, nicht aber Rom, dieser oder jener
Ort. Denn wo die Taufe und das Evangelium ist, da soll niemand zweifeln, dass
Heilige da sind, und sollten es nur Kinder in der Wiege sein. Rom aber oder
päpstliche Gewalt ist nicht ein Zeichen der Christenheit. Denn diese Gewalt
macht keinenn Christen, wie die Taufe oder das Evangelium tut. Darum gehört sie
auch nicht zu der rechten Christenheit und ist eine menschliche Ordnung.“
(ebd. S. 133 f.)
Rom behauptete (und behauptet) ja, dass seine
Ordnung schon im Alten Testament vorgegeben sei, dass doch das Neue Testament
ein Bild des Alten sei. Luther macht deutlich, dass die Tatsache, dass das Neue
Testament ein Bild des Alten sei doch nicht in dem Sinne gemeint sein kann,
dass alles gleich sein müsse, sonst müsse man ja leibliche Hohepriester haben
wie im Alten Testament, Leviten, Opfer usw, wie auch Kolosser 2 verdeutlicht,
dass es genau so nicht zu verstehen sei. Auch der Auszug aus Ägypten ist für
uns als neutestsamentliches Gottesvolk geistlich zu nehmen als ein Bild unseres
Auszuges aus dem Reich Satans, der Sünde, wie es auch Augustinus richtig
verstanden hatte (vgl. a.a.O., S. 136) Schon deshalb kann das Papsttum gar
keine Erfüllung irgendeines alttestamentlichen Bildes sein, etwa der
Hohenpriester, weil Rom das nicht geistlich, sondern äußerlich versteht.
Außerdem gibt es kein Schriftwort, das auf solch eine Auslegung hindeuten würde.
„Also dass niemand anders das Bild auslege als der heilige Geist selbst, der
das Bild gesetzt und die Erfüllung getan hat, auf dass Wort und Werk, Bild und
Erfüllung und beider Erklärung Gottes selber nicht der Menschen seien, auf dass
unsere Glaube auf göttliche, nicht menschliche Werke und Worte gegründet sei.“
(ebd. S. 137 f.)
Die immer wieder angeführte Stelle aus Matthäus
16,18 wird von Rom völlig falsch ausgelegt. Sie wird dagegen vom Heiligen Geist
selbst gedeutet in Matthäus 18, nämlich dass die Gewalt der gesamten Gemeinde
gegeben ist, ebenso auch Johannes 21. In Matthäus 16,18 geht es gar nicht in
erster Linie um Petrus, denn es sind alle Apostel, alle Christen angesprochen. „Haben
bisher bleiben lassen müssen, dass S. Peter im ersten Spruch Matth. 16 nichts
besonders für seine Person gegeben sei, und also haben es viele der alten Väter
verstanden. Auch weisen es aus die Worte Christi, ehe er die Schlüssel S. Peter
gab, da fragt er nicht allein Petrus, sondern allesamt und sprach: ‚Was haltet ihr
von mir?’ Da antwortete Petrus für sie alle und sprach: ‚Du bist Christus, der
Sohn des lebendigen Gottes.’ Darum muss man die Worte Christi, Matth. 16, nach
den Worten im 18. Kapitel und Johannes am letzten verstehen und einen Spruch
nicht gegen zwei stärken, sondern einen durch zwei recht erklären.“ (ebd.
S. 145 f.) Alle Apostel haben daher die gleiche Gewalt. Petrus hat auch selbst
nie einen Apostel eingesetzt, was ja hätte sein können, wenn er über ihnen
gestanden wäre. Selbst Matthias und Paulus sind weder von ihm noch von allen
Aposteln zusammen eingesetzt worden, sondern allein von Christus. Wie sollte
dann Petrus Herr über sie alle sein? (vgl. a.a.O. S. 147) Rom hat aus der
Schlüsselgewalt eine Regiergewalt gemacht – aber dafür gibt es kein Gotteswort.
Es gibt damit auch kein Gotteswort, durch welches das Papsttum begründet werden
könnte. (vgl. a.a.O. S. 148) Derjenige Schatz, der allen Christen gegeben
wurde, wird von Rom auf eine Person, den Papst, bezogen, und dann dahingehend
verfälscht, dass er eine Gewalt sei, alle anderen sich zu unterwerfen. (vgl.
a.a.O. S. 149) Die Schlüssel aber sind, wie schon betont, der gesamten Gemeinde
gegeben. „Also jetzt auch, die Schlüssel sind der ganzen Gemeinde gegeben,
wie droben bewiesen ist.“ (ebd. S. 150) Matth. 16,18 spricht von keiner
Obrigkeit, die eingesetzt worden wäre. „Darum muss der Fels nicht heißen
Obrigkeit, welche nicht wider die Pforten der Hölle bestehen kann, sondern
allein Christus und der Glaube, wider welche keine Gewalt etwas vermag.“
(ebd. S. 151) Matth. 16,18 spricht somit schon überhaupt nicht vom Papsttum,
umso weniger, als viele, ja die meisten, Päpste voller Sünde und Ketzer sind,
weshalb sie gegen die Pforten der Hölle gar nicht bestehen können (vgl. a.a.O.)
Auch in den Worten in Johannes 21 geht es nicht ums
Herrschen, sondern ums Weiden. „Zum ersten müssen wir wissen, was sie unter
Weiden verstehen. Weiden heißt auf Römisch, die Christenheit mit vielen
menschlichen, schädlichen Gesetzen beschweren, die Bischofsmäntel aufs teuerste
verkaufen, Annaten von allen Lehen reißen, alle Stiftungen zu sich ziehen, alle
Bischöfe mit gräulichen Eiden zu Knechten machen, Ablass verkaufen, mit
Briefen, Bullen, Blei, Wachs die ganze Welt schätzen, das Evangelium zu
predigen verbieten, alle Welt mit Buben von Rom besetzen, allen Hader zu sich
bringen, Zank und Hader mehren, kurzum, neimand zu der Wahrheit frei kommen zu
lassen und Frieden zu haben.“ (ebd. S. 154) Rom aber macht so aus Weiden
Obrigkeit sein, aus „geweidet werden“ werden „untertan sein“.
Wenn aber überhaupt ein Papst wäre (was aber nicht
nur unnötig, sondern auch gefährlich und gegen die Schrift ist), so müsste er
unter Christus sein, nicht sein Stellvertreter, und müsste nach der Heiligen
Schrift gerichtet werden.
Luther hat also mit dieser Schrift eindeutig
deutlich gemacht, dass die Einrichtung des Papsttums völlig schriftwidrig ist
und ein Christ schon um seines Gewissens willen nicht unter dem Papst sein kann
und darf.
Von
Roland Sckerl
„Die Sühnopferauslegung ist nur eine
Auslegung neben anderen innerhalb der Bibel selber. Und da würde ich dann auch
wieder sagen: Das muss ich nicht ..., bzw. ich kann es gar nicht, den Tod Jesu als
Sühnopfer predigend interpretieren. Es ist eine Vorstellung, die ich noch nie
für mich nachvollziehen konnte, weil ich die Vorstellung, dass Gott durch ein
Opfer gnädig gestimmt werden müsse, für eine Deutung halte, die mit dem
Gesamtzeugnis der Bibel nicht so stimmig ist.“ Das sind nicht Worte eines
kirchenfernen Kritikers des Christentums, sondern vielmehr, mit Ulrich Fischer,
die eines Landesbischofs einer sich evangelisch nennenden Landeskirche
(gesprochen auf dem Evangelischen Kirchentag 2007). Ganz ähnlich haben sich der
derzeitige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus
Schneider, und sein Vorvorgänger, Bischof Huber, geäußert. Was aber sagt die
Bibel, das heilige, irrtumslose Gotteswort, wirklich über Christi Sühnopfer für
uns? Und was hat daher die bibeltreue Gemeinde als Antwort darauf im Glauben
bekannt?
Sogleich nach dem Sündenfall finden wir die erste
Ankündigung von Christi Sühnopfer für uns, durch Gott selbst: „Ich will Feindschaft setzen zwischen
dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir
den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ 1.
Mose 3,15. Dieser Vers verheißt den Sieg des Samens des Weibes (des Jungfrauensohnes
Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person) – aber auch,
dass der Feind, der Teufel, ihn verwunden wird (nämlich zu Tode bringen). Es
wird dabei deutlich, worum es geht: nämlich darum, ob wir Menschen, die Sünder
sind von der Mutter Leib an, Psalm 51,7, um unserer Sünden willen in die ewige
Qual und Pein (Hölle) müssen, oder ob es für uns eine Errettung geben wird. Um
diese für jeden Menschen unmittelbar zentrale Frage geht es bei Christi
Sühnopfer für uns.
Noch klarer wird es vorgezeichnet im Passahlamm, dem
fehlerlosen einjährigen Lamm (2. Mose 12,5), das die Israeliten nehmen sollten
und schlachten, mit seinem Blut die Türpfosten und die obere Schwelle
bestreichen (V. 7). Dann wollte Gott der Herr in der Nacht des Gerichtes gnädig
an den Häusern vorübergehen, an denen er dieses Zeichen sah (V. 13.23). Dieses
Passahlamm ist ein Typos, ein Vorbild auf Christus, wie es besonders Paulus 1.
Korinther 5,7 hervorhebt. So, wie aufgrund des Blutes des Passahlammes Gott den
Israeliten gnädig war, so ist Gott auch uns gnädig, wenn wir durch den Glauben
an Jesus Christus überkleidet sind mit dem Blut
Christi, das uns rein wäscht von aller Sünde, 1. Johannes 1,7; Kolosser
1,14; Epheser 1,7; 1. Petrus 1,19.
Auch die Opfer des Alten Bundes, vor allem die Sünd-
und Sühnopfer, sind ein Vorbild auf das EINE Opfer, das in Ewigkeit uns
heiligen soll. Denn die Tieropfer selbst konnten dies nie vollbringen, Hebräer
10,1-4. Diese Opfer gipfelten in dem jährlichen Versöhnungsopfer am großen
Versöhnungstag (Yom Kippur, 3. Mose 16): Ein Bock starb als Sündopfer auf dem
Altar; mit seinem Blut wurde der Gnadenstuhl besprengt, um das Volk zu
versöhnen mit Gott (3. Mose 16,16-17). Der andere Bock aber, auf den die Sünde
des Volkes gelegt wurde, wurde in die Wüste getrieben, um dort, außerhalb des
Lagers, zu verenden (V. 21-22). Jesus Christus ist unser Sündenbock, das Lamm Gottes, das der Welt Sünde
trägt, Johannes 1,29, derjenige, der um unserer Sünden willen vor dem
Tor sterben musste, Hebräer 13,12; Johannes 19,17.
Dass aber der damals noch zu kommende Messias leiden
und sterben sollte für uns, das zeigen besonders klar die Psalmen und der
Prophet Jesaja. Aus der Fülle der Christuspsalmen (2; 8; 16; 22; 23; 31; 40;
45; 69; 72; 89; 93; 109; 110) sei hier hingewiesen auf Psalm 22, Jesu Gebet am
Kreuz, in dem sehr ergreifend und anschaulich Jesu Leiden für uns beschrieben
werden, und auf Psalm 16, der betont, dass der Messias sterben muss, aber dann
wieder auferweckt werden wird (V. 10; siehe auch Apostelgeschichte 2,25-31).
Auch andere Psalmen machen deutlich, dass Christus um unserer Sünden willen,
die er auf sich genommen hat, für uns, leidet (Psalm 31,11; 40,13; 69,6)
Im Zentrum aber der alttestamentlichen Prophetie und
Verkündigung von Christi stellvertretendem Sühnopfer steht Jesaja 52,13-53,12,
dessen personale Aussagen den leidenden Gottesknecht eindeutig unterscheiden
von dem Volk Israel und unmissverständlich hinweisen auf den Messias Jesus von
Nazareth, und zwar gerade sein stellvertretendes Sühnopfer: Er trug unsere
Krankheit, lud auf sich unsere Schmerzen (V. 4), ist um unserer
Missetat willen verwundet, um unserer Sünde willen zerschlagen (V. 5a).
Und dann, ganz deutlich: „Die Strafe
liegt auf ihm, damit wir Frieden hätten, durch seine
Wunden sind wir geheilt. Der Herr warf unser aller Sünden auf ihn.“
(V. 5b-6) Das ist lieblichstes Evangelium, frohe Botschaft für den durch seine
Sündenlast zerschlagenen Sünder: Alle Schuld ist abgetan durch das Blut Jesu
Christi am Kreuzesstamm; alle Sünde ist bezahlt, stellvertretend, völlig,
außerhalb von uns Menschen, durch Jesus Christus.
Was sagt das Neue Testament zu Christi Sühnopfer für
uns? Da die Bibel Alten wie Neuen Testamentes des Heiligen Geistes, des Geistes
Christi Buch ist, so kann es da keine Differenz geben. Wir finden im Neuen
Testament die Erfüllung dessen, was im Alten Testament verheißen wurde.
Jesu Leiden für uns hebt an mit seiner Beschneidung,
als er, der Herr des Gesetzes, erstmals für uns sein Blut vergoss, Lukas 2,21.
Der Glaubensmann Simeon deutet den Leidensweg des Herrn an bei dessen
Darstellung im Tempel, Lukas 2,35. Immer wieder hat Jesus Christus selbst es
hervorgehoben, dass er gerade dazu gekommen ist, „dass er sein Leben gebe zu einer Erlösung für viele“,
Matthäus 20,28. In seiner Rede über sich als dem Brot des Lebens unterstreicht
er mehrfach, dass er sein Fleisch „geben
werde für das Leben der Welt“, Johannes 6,51 – und wer das nicht
annimmt, dass er wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich in einer Person ist und
sein Fleisch und Blut für uns dahingibt, der hat kein wahres, ewiges Leben,
Johannes 6,53, das heißt, der ist kein Christ. In seiner Hirtenrede betont
unser Heiland, dass gerade dies ihn als den guten Hirten auszeichnet, dass er
sein Leben lässt für seine Schafe, Johannes 10,12.15.17-18. Der Große
Katechismus betont daher: „…, dazu
gelitten, gestorben und begraben, dass er für mich genug täte und bezahlte, was
ich verschuldet habe, nicht mit Gold noch Silber, sondern mit seinem eigenen
teuren Blut. Und dies alles darum, dass er mein HERR würde; denn er für sich
der keines getan noch bedurft hat.“ (2. Teil, II, 31)
Auch Jesu drei Leidensankündigungen auf dem Weg nach
Jerusalem bezeugen, dass genau dies der vom Rat der heiligen Dreieinigkeit
beschlossene Weg war, um uns Sünder vor der ewigen Verdammnis zu erretten,
Matthäus 16,21; 17,23; 20,18.
Warum war dies notwendig? Jesus Christus sagt es in
Matthäus 20,28: zur Erlösung für viele. Es geht um unsere Erlösung, die
Errettung von uns Sündern, die wir doch eigentlich der ewigen Verdammnis
verfallen sind, Römer 6,23a. Darum ist Jesus Christus „das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt“, Johannes 1,29,
wie Johannes der Täufer ihn treffend benennt. Er, der Sündlose, hat deine und
meine, hat aller Menschen Sünde auf sich genommen, um als der Generalsünder für
die Sünden aller Menschen aller Zeiten vollkommen zu bezahlen, der
Gerechtigkeit Gottes Genüge zu tun. Erlösung gibt es nur als Erlösung durch
sein Blut. Das bezeugen auch die Schmalkaldischen Artikel: „Sie sind allzumal Sünder und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner
Gnade durch die Erlösung Jesu Christi in seinem Blut. Röm. 3,23 f.“ (2.
Teil, I, 3) Und die Apologie hebt hervor, dass Christi Tod und Blut die rechte
Bezahlung ist für den ewigen Tod, den wir verdient hatten: „So nun der Tod und das Blut Christi die rechte Bezahlung ist für den
ewigen Tod, …“ (VI, 50) Nur durch Christi Blut haben wir einen gnädigen
Gott. Darum bekennen wir auch: Denn ohne
Verdienst, um Christi willen allein, erlangen wir Vergebung der Sünden, wenn
wir glauben, dass wir durch Christi Blut und Sterben einen gnädigen Gott
haben.“ (Apol. XXIII, 36) Und: „…
dass er ein Opfer wäre, nicht allein für die Erbsünde, sondern auch für alle
andere Sünde, und Gottes Zorn versöhnet.“ (Augsb. Bek. III, 3)
Dies bestätigt und bekräftigt Jesus Christus im
heiligen Abendmahl, in dem er uns in, mit und unter Brot und Wein das Fleisch,
das er für uns dahingegeben und das Blut, das er für uns vergossen hat, zum
übernatürlichen mündlichen Genuss darreicht, Matthäus 26,26-28; Markus
14,22-24; Lukas 22,19-20. Das heilige Abendmahl wäre ohne Christi blutiges
Sühnopfer für uns nicht nur völlig sinnlos, sondern ein Widerspruch in sich.
Darum werden wir auch in der heiligen Taufe in Christi Tod getauft, in der Taufe
mit Christus begraben in den Tod, damit, gleichwie Christus ist auferweckt von
den Toten, auch wir in einem neuen Leben wandeln, Römer 6,3-4.
So, wie der Heilige Geist dies in den Evangelien
dargelegt hat, so breitet er es durch die Apostel auch aus in den Lehrbüchern
des Neuen Testamentes.
Wir werden gerecht ohne Verdienst, aus Gnaden,
durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist, nämlich indem wir
sie ergreifen durch den Glauben in seinem Blut, das heißt, wenn wir Sünder uns
im Glauben an den Gekreuzigten und Auferstandenen halten, der sein Blut für uns
vergossen hat, Römer 3,23-26, denn Christus „ist um unserer Sünden willen dahingegeben“, also der Welt
von Gott dem Vater zur Kreuzigung übergeben, und zur Bestätigung unserer
Rechtfertigung auferweckt, Römer 4,25. Nur der Glaube ist daher
rechtfertigender Glaube, der glaubt, dass Jesus Christus für uns gelitten hat
am Kreuz, für uns stellvertretend sein Blut vergossen hat und uns so die
Vergebung der Sünden und damit das ewige Leben erworben, weil er so Gott mit
uns versöhnt hat. Dieser Glaube bezeugt: „Weiter
wird gelehrt, dass wir Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit vor Gott nicht
erlangen können durch unser Verdienst, Werk und Genugtun, sondern dass wir
Vergebung der Sünden bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnaden um Christi
willen durch den Glauben, so wir glauben, dass Christus für uns gelitten hat
und dass uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben
geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott für Gerechtigkeit vor ihm halten
und zurechnen, wie St. Paulus sagt zu den Römern im 3. und 4. Kapitel.“
(Augsb. Bek. IV)
Und warum? Weil es uns, aufgrund der Sünde, unmöglich
ist, das Gesetz Gottes zu halten. Darum hat Christus sich stellvertretend für
uns dem Gesetz unterworfen, damit er, der Reine, unsere Sünden auf sich nehme
und er, stellvertretend für uns, die Strafe erleide und so Gottes Gesetz
erfüllt wird, Römer 8,3.4.
Christus, der für uns Gekreuzigte, er ist das Zentrum
unseres christlichen Glaubens, 1. Korinther 2,2, das wir hochhalten müssen
gegen alle Anfeindungen der Welt, auch gegen alle menschliche Weisheit,
Philosophie, Missionsstrategie, die Gottes Wege und Wort für „töricht“ hält, 1.
Korinther 1,18 ff.
Unsere Erlösung hängt daran, dass Christus ein Fluch
für uns wurde dadurch, dass er um unserer Sünden willen gekreuzigt wurde,
Galater 3,13, damit „wir haben die
Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner
Gnade“, Epheser 1,7; Kolosser 1,14 – denn „ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung“, Hebräer
9,22. Durch Christi Kreuz und Blutvergießen sind wir mit Gott versöhnt und
entsteht Gemeinschaft unter denen, die da glauben, Epheser 2,11-18. Wir sind „erkauft mit dem teuren Blut Christi als
eines unschuldigen und unbefleckten Lammes“, 1. Petrus 1,19, „durch welches Wunden wir sind heil
geworden“, 1. Petrus 2,24. Christus hat durch sein blutiges Leiden und
Sterben die Handschrift zerrissen, die gegen uns war und durch sein Opfer sind
wir geheiligt: „ ‚Es ist unmöglich
gewesen, dass der Ochsen und Böcke Blut sollte Sünde wegnehmen.’ Und bald
hernach steht von dem Gehorsam und Willen Christi: ‚In welchem Willen wir
geheiligt sind durch das Opfern des Leibes Jesu Christi einmal’ usw. … Denn der
Prophet hat das Wort Schuldopfer auf Christi Tod gezogen, anzuzeigen, dass die
Schuldopfer im Gesetz nicht das rechte Opfer wären, die Sünde zu bezahlen,
sondern es müsste ein anderes Opfer kommen, nämlich Christi Tod, dadurch Gottes
Zorn sollte versöhnt werden.“ (Apol., XXIV, 23) Unser ganzes ewiges Heil hängt also unbedingt daran, dass Christus
für uns, an unserer Statt, sein Blut vergossen hat, für uns am Kreuz gestorben
ist. Darum glauben und bekennen wir auch: „Ich
glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren,
und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, sei mein HERR,
der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat, erworben und gewonnen
von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder
Silber, sondern mit seinem heiligen teuren Blut und mit seinem unschuldigen
Leiden und Sterben, auf dass ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm
lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie
er ist auferstanden vom Tod, lebt und regiert in Ewigkeit. Das ist gewisslich
wahr.“ (Kl. Kat., Erkl. zum 2. Glaubensart.)
Im Hebräerbrief fasst der Heilige Geist dies zusammen,
stellt die Verbindung zum Alten Testament her und betont, dass Christus als „ein Hoherpriester der zukünftigen Güter
... durch sein eigenes Blut einmal in das Heilige eingegangen ist und eine
ewige Erlösung erfunden hat“ (9,11.12), damit „das Blut Christi ... reinige unser Gewissen von den toten Werken,
zu dienen dem lebendigen Gott“ (9,14). Denn wir sind geheiligt durch
das einmalige Opfer des Lebens Jesu Christi (10,10), das ewiglich gilt (10,12),
durch das „in Ewigkeit vollendet
sind, die da geheiligt werden“ (10,14), weshalb kein Opfer mehr nötig ist
(10,18).
Darum haben wir nun „die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige durch das Blut Jesu“
(10,19), „welchen er uns zubereitet
hat ... durch sein Fleisch“ (10,20).]
Das
stellvertretende Sühnopfer Christi war einmalig, Römer 6,10, und hat allen
Menschen eine vollkommene Erlösung erworben (die wir aber allein im Glauben an
Jesus Christus haben, denn ohne den Glauben bleibt Gottes Zorn über uns,
Johannes 3,36). Wir sind geheiligt durch das einmal geschehene Opfer des Leibes
Christi, Hebräer 10,10.14, das ewiglich gilt, V. 12. Damit sind alle Opfer
abgetan, ist kein Opfer mehr notwendig, V. 18, auch kein Tempel mehr vonnöten.
Alles, was daher Menschen zu ihrer Erlösung beitragen
wollen – sei es eine ‚unblutige Wiederholung des Opfers Christi’, wie es die
römischen Katholiken im Blick auf ihr „Abendmahl“ behaupten, seien es gute
Werke, durch die Menschen am Weg zum Himmel mitarbeiten, seien es
Vorbedingungen, die erfüllt sein müssen, damit ein Mensch überhaupt an Christus
glauben kann – alles das stellt einen eklatanten Angriff auf Christi Sühnopfer
dar, ist grundstürzende Irrlehre.
Mit dem stellvertretenden Sühnopfer Christi stehen wir
im Zentrum des biblischen christlichen Glaubens, 1. Korinther 2,2; 1,18.23. Wer
Christi Sühnopfer für uns wegnimmt, leugnet, wer nicht durch Christi Blut, für
uns vergossen, erlöst werden will, der steht außerhalb der Kirche Jesu Christi,
der gehört nicht zur Gemeinschaft der Heiligen. Eine Kirche, die solch eine Leugnung
des Sühnopfers Christi duldet, macht sich schlimmster Häresie schuldig. Jeder
Christ ist um seiner Seligkeit willen verpflichtet, solch eine Kirche zu
fliehen, Römer 16,17.18; 2. Korinther 6,14-18; 1. Johannes 4,1-3.
(Dieser
Artikel erschien erstmals, in kürzerer Fassung, in „Aufblick und Ausblick“
2/2008, S. 6-7 unter dem Titel „Christi Blut und Gerechtigkeit“)
Von
Roland Sckerl
Der Große Versöhnungstag (Yom Kippur, 3.
Mose 16) war nach dem Passahfest das zentrale Fest des alttestamentlichen
jüdischen Kalenders. Als Tag der Versöhnung Gottes mit der Gemeinde durch die
Opfer war er in besonderer Weise ein Hinweis auf die kommende Versöhnungstag
des Messias (s.a. 2. Kor. 5,16-21). Da zudem im Neuen Testament der
Opferbegriff für das christliche Leben, also die Nachfolge Jesu Christi,
besondere Bedeutung hat, besonders herausgestellt in Röm. 12,1, wo eindeutig
vom Ganz- oder Brandopfer die Rede ist, so ist es hilfreich und wegweisend, die
geistliche Bedeutung der Opfer des Großen Versöhnungstages für uns heute zu
bedenken.
1.
Das Sündopfer (s.a. 3. Mose 4)
Gottes Gesetz für das alttestamentliche
Gottesvolk unterschied verschiedene Opfer. Das Sündopfer war eingesetzt zur
Sühnung, wenn, V. 2, eine Seele aus
Versehen gesündigt hatte, es sei nur ein Priester oder jemand aus der
Gemeinde. Als Tiere waren, V. 23, für den Fürsten ein Ziegenbock vorgesehen,
für das Volk, V. 28, eine Ziege ohne Fehler oder, V. 32, ein Schaf, für die
Priester, V. 4, ein Jungstier ohne Fehler. All diese Opfertiere sind Hinweis
auf das EINE Opfer, das, einmal vollbracht auf Golgatha, für IMMER gilt, das
Opfer des wahren Gottes und wahren Menschen in einer Person, Jesus Christus, 2.
Kor. 5,21, dem Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, Joh. 1,29; Jes. 53,4-6;
Hebr. 9,14; 1. Joh. 2,1.2. Das fehlerlose, unschuldige Tier sollte ja stellvertretend für den Menschen
eintreten; ein unschuldiges Leben wurde anstelle des schuldigen dahingegeben.1
Dieses Opfertier sollte vor die Hütte des
Stifts, V. 4, gebracht werden, der Priester legte die Hand auf das Tier, legte
so die Sünde auf das Tier, und schlachtete es stellvertretend vor dem HERRN.
Dann, V. 5, brachte der gesalbte
Priester das Blut in die Hütte des Stifts, um es dort, V. 6, siebenmal VOR DEM
HERRN zu sprengen – denn ohne Blut geschieht keine Vergebung der Sünden, Hebr.
10,22; Eph. 1,7 (sieben ist eine göttliche Zahl, Zahl der Vollkommenheit), vor
dem Vorhang (damit das Allerheiligste nicht entheiligt würde, da auch der
Priester Sünder ist), und, V. 7, die Hörner des Altars mit dem Blut bestreichen
und das restliche Blut auf den Boden um den Brandopferaltar
gießen. (Hier erkennen wir auch, wie immer Sünd- und Brandopfer miteinander
verbunden sind. Die Erkenntnis und das Bekenntnis der Sünde, mit dem Ergreifen
der Vergebung, soll als Antwort dessen, der die Vergebung empfangen hat, zur
Hingabe, Lebensübergabe führen.)
Das Fett am Eingeweide, V. 8-10, sollten
dann als Heb- oder Dankopfer dem HERRN dargebracht werden, eben Dank für die
Vergebung der Sünden, um dann auf dem Brandopferaltar angezündet zu werden.
Fell, Fleisch, Kopf, Schenkel, Eingeweide und Mist aber sollten vor dem Lager
an reiner Stelle verbrannt werden. Darum musste auch Jesus Christus VOR den
Toren Jerusalems sterben, damit er dadurch das Volk heiligte, Hebr. 13,11.
Dadurch versöhnt der Priester die Sünder
mit dem durch die Sünde beleidigten Gott, V. 20.26.31.
2.
Das Brandopfer (s.a. 3. Mose 1)
Unser Hauptaugenmerk in dieser Betrachtung
liegt aber auf dem Brandopfer und seiner geistlichen Bedeutung für die
Nachfolger Jesu Christi.
Das Brandopfer war, V. 2, ein freiwilliges
Opfer, das, je nach den Eigentumsverhältnissen, aus Rind oder Schaf oder, V.
14, Turteltauben oder jungen Tauben bestehen konnte. Es sollte jeweils, V. 3,
ein männliches Tier OHNE FEHLER sein. Gott der HERR hat also Anspruch auf das
Allerbeste, das Allerschönste. Im tiefsten Sinne konnte dies nur durch Jesus
Christus, dem wahrhaft Reinen, Sündlosen, Fehlerlosen, erfüllt werden.2 So, wie das Sündopfer immer auch
Elemente des Brandopfers enthält, so umgekehrt das Brandopfer in seinem ersten
Teil Elemente des Sündopfers. Das heißt: Es kann keine Hingabe, keine
Lebensübergabe an den HERRN geben ohne vorherige Versöhnung Gottes, ohne
vorherige Bekehrung, Reinigung von den Sünden. Auch als Christen sind wir noch
Sünder, Gerechte und Sünder zugleich. Hingabe kann daher nur auf der Grundlage
der Buße, der Versöhnung durch Christus geschehen.3
Darum sollte, V. 4, zunächst unter Handauflegung dem Tier die Sünden aufgelegt
werden ZUR VERSÖHNUNG. Dann wurde das Tier, V. 5, – und zwar durch den Opfernden – geschlachtet, denn
es geht ja um die Weihung, die Hingabe des Opfernden, und das Blut durch den
Priester um den Altar gesprengt. Die Haut, V. 6, wurde dann abgezogen und das
Opfertier in Stücke gehauen. Die Priester, V. 7, machen auf dem Altar ein Feuer
und legen, V. 8, Kopf und Fett auf den Altar; Eingeweide und Schenkel, V. 9,
werden gewaschen und dann ebenfalls auf dem Altar verbrannt, als ein
gereinigtes Opfer – ZUM SÜSSEN GERUCH FÜPR DEN HERRN, s.a. 2. Kor. 2,15; Eph.
5,2; Phil. 4,18. Zum guten Geruch für den HERRN heißt: zu Gottes Wohlgefallen.
Das aber ist nur möglich, wenn wir in Übereinstimmung sind mit dem Willen
Gottes, siehe auch Eph. 5,2; Joh. 4,34. Es geht damit um die vertiefte
Gemeinschaft mit dem HERRN, die, Phil. 4,18, nur möglich ist durch Jesus Christus.
Und das heißt es: ganz dem HERRN gehören. Die Handauflegung bezeichnet nämlich
auch die Identifizierung des Opfernden mit dem Tier, das dem HERRN ganz und gar
gegeben wird.4
Von dem Feuer heißt es, 3. Mose 6,12, dass es
nimmer verlöschen soll, V. 13, ewig brennen: Die Hingabe an den HERRN, die
Lebensweihe soll unser gesamtes Leben bestimmen, prägen, muss darum auch immer
wieder erneuert werden. Es soll die Grundhaltung unseres Lebens sein: dem HERRN
gehörend5 (wie es auch auf dem Priesterschild des
Hohenpriesters stand. Auch das Priestertum des Alten Bundes ist in seiner
Weihung, Heiligung und Hingabe Vorschattung auf die Gläubigen des Neuen Bundes,
die ja die Priesterschaft des Neuen Bundes sind und Gott dem HERRN geistliche
Opfer bringen sollen, 1. Petr. 2,9).
Das Brand- oder Ganzopfer bedeutet nichts
anderes als die HINGABE DES MENSCHEN AN GOTT.6
Dass dies nach dem Sündopfer gebracht
wurde als eine feste Ordnung beim Großen Versöhnungsopfer zeigt an, dass wir nach der Sühnung schuldig sind, uns ganz
und gar Gott und seinem Dienst zu übergeben, und zwar eben aufgrund der
geschehenen Erlösung, Versöhnung, siehe auch 2. Kor. 5,14.15. Gott der HERR
sucht bei uns die Früchte des Glaubens.7
Dass es völlig berechtigt ist, die
Bedeutung des Brandopfers auf das neutestamentliche christliche Leben zu
beziehen, macht Römer 12,1.2 deutlich. Das heißt, das Brandopfer ist eine
Weissagung, Vorschattung auf die geistlichen Opfer der Gläubigen im Neuen
Testament: Diejenigen, die durch Christus Gott versöhnt sind, die sollen sich
nun, als Erlöste, als Versöhnte, ganz und gar, mit Leib und Seele, Gott opfern
und dargeben, sich täglich von Neuem Gott zum Eigentum, zum Dienst und Gehorsam
weihen, siehe auch Römer 6,3-23. Solch ein Opfer ist Gott ein „süßer Geruch“.
Das ist der „vernünftige, wohlgefällige Gottesdienst“.8
Dies ist tatsächlich ein Opfer, und zwar in
mehrfacher Hinsicht. Es ist ein Opfer, weil es das Sterben des alten Menschen
bedeutet, Selbstverleugnung, den Zerbruch des alten Ich, das sich um sich
selbst dreht, der Selbstgerechtigkeit, siehe auch Mark. 8,34-38; Luk. 14,26.27.33,
eine völlige Aufgabe aller eigenen Rechte, alles Anspruches auf ein eigenes,
selbstbestimmtes Leben. Christus ist HERR – das heißt dann wirklich: Er ist der
HERR meines Lebens und regiert es, bestimmt es, lebt in mir und durch mich,
Gal. 2,20. Es ist aber dies auch ein Opfer in dem Sinne, als alles, was wir
Gott bringen können, unrein ist, weil die Sünde immer noch da ist, und darum
alles durch das heiligende Feuer der Liebe Gottes gereinigt werden muss. Bei
der Hingabe, der Übergabe des Lebens an Gott oder Erneuerung des Taufbundes
geht um die VÖLLIGE HINGABE AN DEN HERRN ZUR ERNEUERUNG UND HEILIGUNG DES
GANZEN MENSCHEN.9
Darum waren es ja auch kräftige (daher
männliche) und reine (fehlerlose) Tiere, die geopfert werden sollten. Es geht
darum, dass wir in unserem ganzen Leben dem HERRN geheiligt sind, siehe auch 1.
Petr. 1,16, und uns nicht dieser Welt gleichstellen, siehe auch 1. Joh.
2,15-17.10
Was also heißt das für unsere christliche
Verkündigung und unser christliches Leben? Wir würden die biblische Botschaft
verkürzen, wenn wir aus der Heils- oder Gnadenordnung Gottes die Heiligung und
dabei wieder besonders die Hingabe, die Übergabe oder Weihe des Lebens und
verbunden damit die tägliche Erneuerung des Taufbundes, die tägliche Buße oder
Bekehrung ausklammern würden. Gerade weil wir gemäß der Schrift bekennen
müssen, dass der natürliche Mensch geistlich abgrundtief verdorben, tot ist für
Gott in Übertretungen und Sünden, Eph. 2,1-3; Kol. 2,11 f., überhaupt nichts zu
seiner Errettung, Bekehrung, Wiedergeburt beitragen kann, sondern sie nur
erfährt, empfängt, gerade weil wir daher in der Evangelisation Gottes
Entscheidung für uns in Christus und daraus die Einladung zum Glauben betonen
müssen, der das ergreift, was Gott der HERR durch das Evangelium in Wort, Taufe
und Abendmahl anbietet, darreicht und zueignet11, gerade darum müssen wir bezeugen, dass
dieser Glaube nun Folgen hat, natürlicherweise Frucht bringt. Die Einladung zum
Glauben muss darum gefolgt sein vom Ruf an die Gläubigen, Erlösten, nun auch
sich als Erlöste, Gläubige aus herzliche Liebe ihrem Heiland und HERRN zu
weihen, ihm ihr Leben zu übergeben, hinzugeben, dass er ihr HERR sei, der sie
leite, regiere, verändere, präge. So sehr es notwendig ist, im Blick auf die
Rechtfertigung des Sünders jegliches eigene Tun auszuscheiden und
Rechtfertigung und Heiligung himmelweit voneinander zu trennen, so wichtig ist
es dann, im Blick auf unser Leben als Christen, als Nachfolger Jesu Christi,
die natürliche Verbindung von Rechtfertigung und Heiligung (in dem Verhältnis
von Ursache und Wirkung) zu betonen. Sonst ist die Gefahr groß, dass das neue
Leben wieder stirbt, weil es sich nicht betätigt; dass wir einem falschen,
quietistischen Christentum Vorschub leisten bzw. einem Christentum, in dem es
tatsächlich keine Heiligung gibt, das eine Vermischung von Weltlich-Sündlichem
und Christlichem darstellt und damit letztlich, wie die Gemeinde Laodicea,
siehe Offenb. 3,14-22, dem HERRN ein Greuel ist. Diese Hingabe muss ja einmal
grundsätzlich für unser Leben geschehen, will dann aber, wie wir der täglichen
Reinigung bedürfen, auch täglich erneuert werden, siehe auch Eph. 4,22-24.
Diese tägliche Erneuerung der Hingabe ist nichts anderes als die tägliche
Erneuerung des Taufbundes, das wirkliche Leben aus der Taufe, dass wir also
täglich neu den alten Menschen in den Tod geben, damit ein neuer Mensch
hervorkomme, der in Gerechtigkeit und Heiligkeit vor Gott lebe, siehe auch Röm.
6,3-23; vgl. Kleiner Katechismus, 4. Hauptstück, 4. Abschitt.
(Es erscheint mir wichtig, dass an dieser
Stelle, soweit möglich, zukünftig immer wieder auf die Geschichte der Märtyrer,
die Kirche in der Verfolgung, aber auch auf Leben und Zeugnis bedeutender
Christen Bezug genommen wird. Wir leben in einer Zeit, die die schlimmsten
Christenverfolgungen der Geschichte durchmacht. Und es wird immer deutlicher,
dass auch in der sogenannten nordwestlichen Welt die Bedrängung der Christen
zunimmt – und über kurz oder lang sich in Verfolgung niederschlagen wird. Darum
ist es wichtig, dass wir auch aus der Geschichte der Gemeinde Jesu Christi
lernen, wie die Väter und Mütter im Glauben bestanden haben in der Verfolgung,
wie sie als Kirche in der Wüste gelebt haben und wie sie um des Glaubens willen
auch gestorben sind.)
(entnommen aus: Oskar Schabert: Baltisches
Märtyrerbuch. Berlin: Furche-Verlag. 1926. S. 11-21)
Als am 1. Juli 1523 die beiden
Augustinermönche Heinrich Voes und Johann Esch um ihrer evangelischen Lehre
willen auf dem Marktplatz zu Brüssel von den Katholischen „zur Ehre Gottes“
verbrannt wurden und singend und betend in den Flammen ihre Lehre mit dem Tode
besiegelten, da hat dieses Sterben Luthers Seele so gewaltig gepackt, dass er
sein „neues Lied“ anstimmte, um den Evangelischen aller Länder zu künden:
Sie han die Kron erworben,
Recht wie die frommen Gotteskind
Für sein Wort sind gestorben,
Sein Märtyrer sind sie worden.
Als dann Heinrich Müller von Zütphen, der
Evangelist Bremens, am 10. Dezember 1524 in Dithmarschen um der Predigt des
Wortes willen nach schwersten Misshandlungen von den Katholiken verbrannt
wurde, schrieb Luther auf die Bitte der
Evangelischen in Bremen seine Schrift: „Vom Bruder Heinrich in Ditmar verbrannt
usw.“ Da heißt es unter anderem: „Ich habe die Geschichte und Marter des
seligen Bruders Heinrich von Zütphen, eures Evangelisten, so ich durch
glaubwürdige, fromme Leute haben lassen erkunden und eigentlich (genau)
erfahren, nicht mögen also im Finstern oder Zweifel verborgen liegen lassen,
sondern gedacht, an den Tag zu bringen zu Lob und Ehren der göttlichen Gnade …,
dass er so mutige und freie Herzen macht … da etliche ihr Blut vergießen … und
die Schmach des Kreuzes Christi tragen … Unter welchen freilich dieser euer
Heinrich von Zütphen am allerhellsten leuchtet, der so eine schändliche Marter
um Gottes Wort willen in Ditmar erlitten und das Evangelium mit seinem Blut so
mächtiglich bestätigt hat … denn Gott lässt sie aus Gnaden ohne Zweifel darum
sterben und ihr Blut vergießen zu dieser Zeit, da sich so mancherlei Irrtum und
Rotten erheben, dass er uns warne und durch sie bezeuge, dass die rechte Lehre
sei, da der rechte Geist innen gegeben wird, welche sie gelehrt, gehalten und
darüber gestorben und mit ihrer Marter bezeugt haben; wie vorzeiten auch die
heiligen Märtyrer um des Evangeliums willen starben und uns dasselbe mit ihrem
Blut versiegelten und gewiss machten … um Gottes Wort und Glauben willen
sterben, das ist der teure, köstliche, edle Tod, der allein Gottes Geist und
Kindern zusteht.
… Denn Gott, der den seligen Heinrich hat
wollen da lassen leiden, hat’s freilich im Sinn, dass er nicht allein die
Gottlosen, so sich nicht bekehren, strafen will, sondern solchen Mord vielen in
demselben Lande heilsam machen und dadurch zum ewigen Leben helfen will.“
Nach dieser Einleitung folgt eine Auslegung
des 10. Psalms (nach unserer Zählung des neunten): Ich danke dem Herrn … Sie
beschließt er mit den Worten: „Also sehet ihr hier … wie dieser Psalm uns
trösten und hoffen heißt, dass durch des teuren Blu Heinrichs Gott viel Gutes
und Nutz schaffen wird … Das ist ein guter Funke, von Gott angesteckt, da will
wohl ein gut Feuer aus werden, wo ihr mit freundlichem, sanftem Geist daran
handelt, dass er nicht ausgelöscht werde; - Gott gebe euch allen Stärke und
Gnade, dass ihr bei der Lehre, durch Heinrichs Blut versiegelt, bleibt und, wo
es Gott fordert, ihm fröhlich nachfolgt.“ Nun lässt Luther eine ausführliche
„Geschichte von Bruder Heinrich von Zütphen“ folgen mit genauer Darstellung der
Umstände, die zu seinem Martyrium führten und eine Schilderung der
Grausamkeiten, die sein Sterben endlich bewirkten.
Auch an die Christen zu Halle schrieb
Luther eine „Trostunge“ in Anlass des Todes ihres Predigers M. Georg Winckler.
Winckler war nach Aschaffenburg gefordert worden, um sich wegen seiner
evangelischen Lehre zu verantworten. Die Art, wie er verhört und behandelt
wurde, ließ in ihm die Ahnung aufsteigen, „dass er muss herhalten und Christi
Märterer werden“. Als man ihn endlich ziehen ließ, wurde er, um diesen treuen
Zeugen des Evangeliums mundtot zu machen, unterwegs überfallen und ermordet.
„Wir wissen, wer der Mörder sei … ob wir auch nicht wissen können, wer die
Fäuste und Waffen gewesen, die es vollbracht haben, … es ist der alte Feind,
der solches angerichtet.“
Nach der Schilderung der Begleitumstände
des Mordes, dem Winckler „um des Evangeliums willen“ zum Opfer fiel,
„allermeist um des Artikels willen, dass er beide Gestalt des Sakraments hatte
gelehret“, gibt Luther den Hallensern eine Unterweisung, an diesem Stück
evangelischer Lehre festzuhalten, ob sie nun auch ihres Predigers beraubt sind,
und mahnt sie zum Schluss, „sich zu trösten und zu freuen, dass Christus ihn
hat würdig gemacht, um seines Wortes und Wahrheit willen zu sterben.“
Tief ergreift Luther das Geschick Leonhard
Kaisers. Es war den Katholiken gelungen, Leonhard Kaiser, den Pfarrer von
Weytzenkirchen, der zu seinem sterbenden Vater nach Raab bei Passau geeilt war,
zu fangen; Luther schrieb ihm ins Gefängnis einen Trostbrief, wies ihn auf den
HERRN Christus, der mit ihm auch im Gefängnis sei (Ps. 91,15). Als Kaiser dann
am 16. August 1527 von den Katholischen in Schärding bei Passau verbrannt
wurde, weil er nicht widerrufen wollte, dass „der Glaube allein rechtfertigt
vor Gott ohne Zutun der Werke“, da genügte Luther nicht eine anderwärtig
erschienene Geschichte, die über Leonhard Kaisers Sterben berichtete, denn sie
hatte „etliche Stücke anders beschrieben, denn sie sich begeben hatten“.
„Derhalben nachdem ich mich der Sachen allenthalben mit Fleiß erkundet, bis ich
die gewisse Wahrheit überkommen, hab ich dieselbige Geschicht von neuem lassen
ausgehen. Denn ich’s dafür halte, dass wir, so Christen sein wollen, nicht ohne
Sünde schweigen mögen solch herrliche Bekenntnis der Wahrheit, so dieser Herr
Leonhard Kaiser aus großen Gnaden Gottes getan hat … Ach HERRE Gott, die
allerschönsten Artikel sind doch das, darüber der fromme Kaiser sein Blut
vergossen und sein Leben gelassen hat, verdammt auf Erden als ein Ketzer, aber
im Himmel verkläret als ein rechter Märtyrer“. --- Diesen Worten folgt eine
geschichtliche Darstellung des Martyriums Leonhard Kaisers, die er aus vielen
„redlichen Schriften“ und „Kaisers eigenen Handschriften erlanget hat“. Nach
dieser Darstellung bittet Luther, dass „alle frommen Christen wollten Gott
danken und loben durch Jesum Christum, der uns solchen Trost gibt durch diesen
seinen lieben Diener und Märtyrer Leonhard.“ Luther schließt daran eine ernste
Ermahnung an die Tyrannen und Papisten und hält ihnen die alte Geschichte von
den Töpfen vor, die ausziehen, um mit dem Felsen zu streiten, usw. ---
Wie vieles ist auf Luther in dem ersten
Jahrzehnt der Reformation eingestürmt, was hat er alles zu reden und zu
schreiben, zu arbeiten und zu kämpfen gehabt, und doch hat er die Zeit
gefunden, durch Lied und Schrift das Martyrium der treuen Zeugen evangelischer
Wahrheit zu künden! Er hat es getan, weil ihm die hohe Bedeutung des Leidens
und Sterbens der Christen für die evangelische Wahrheit feststand. Dieses
sieghafte Sterben galt Luther als Siegel, das Gott selbst durch seinen Geist
und Kraft unter die wiederverkündete reine Lehre des Evangeliums setzt, die die
Christen aller Lande der Wahrheit froh machen soll. Dafür soll die Christenheit
das Loben und Danken lernen, sonderlich in Zeiten, da die Irrlehrer die
Fundamente des Glaubens unterwühlen und die Greuel toben, das Evangelium zu
vernichten. Die Asche der verbrannten Märtyrer soll „stäuben“ in alle Lande,
und „aus dem guten Funken“ von Gott angesteckt soll ein helles Feuer werden,
das die Glaubensbereiten mit heiliger Glut erfasse, die Feinde aber warne, dass
sie nicht vom Gericht verzehrt würden.
Das Martyrium, dieses Stück Gott gegebener
Geschichte, zu verschweigen, wäre Unterlassungssünde.
Leider hat unsere Kirche sich dieser
Unterlassungssünde schuldig gemacht, während die katholische Kirche das
Gedächtnis ihrer Blutzeugen im Übermaß gepflegt hat, indem sie diese zu
Heiligen erhob, deren Verdienst und Fürbitte den sie Anrufenden und Verehrenden
zugute kommt. Luther kannte wohl diesen Missbrauch, der mit den Märtyrern
getrieben wurde, und doch, ja gerade deshalb, waren ihm die „wahren Märtyrer“
Gnadengaben Gottes an die junge evangelische Kirche, die er hoch gewertet
wissen wollte. Die Kirche aber, die in Luther ihren Propheten ehrt, hat, auf
das Ganze gesehen, die großen gewaltigen Gedanken, die Gott uns durch solch
Leiden und Sterben offenbart, in Predigt und Unterricht, wie auch in der
Erbauungsliteratur, kaum ausgenutzt. So hat Luther einen feineren Sinn für das
kirchengeschichtlich Bedeutsame des Martyriums der Evangelischen gehabt als die
nachfolgende Zeit, die darauf vielfach so stolz war, für alles Geschehen ein
tieferes geschichtliches Verstehen, als es Luther eigen war, gewonnen zu haben.
Diese Ablehnung des „Märtyrers“ durch die evangelische Kirche erklärt sich
durch die Scheu der Evangelischen vor jedem katholischen Sauerteig, der mit dem
Märtyrer als solchem untrennbar verbunden zu sein schien. Wie kam es dazu?
Der ältesten Kirche war das Leiden um
Christi willen selbstverständlich, darum wussten die ersten Gemeinden nichts
von einer besonderen Gruppe von Märtyrern. Sie hat kaum etwas von ihrem Leiden,
nicht einmal Genaueres vom Sterben des Paulus oder Petrus aufbewahrt. Lukas ist
die Bußpredigt des Stephanus wichtiger als seine Hinrichtung, die er nur kurz
erwähnt. Wie beiläufig berichtet Lukas über das Martyrium des Jakobus (Apg.
12,2); freilich, Stephanus’ letzte Worte sind ihm bedeutungsvoll (Apg.
7,58.59). In dem Maße aber, wie der römische Staat in einen ähnlichen Kampf mit
dem Christentum trat, wie seinerzeit die griechische Staatsgewalt mit dem
Judentum (Makkabäer), wurden die Züge des jüdischen Bekenners, der zum
siegreichen Märtyrer wurde, auch auf die um des Namens Christi willen Leidenden
übertragen, und man bildete eine besondere Märtyrerklasse, die man über die
anderen Gemeindeglieder erhob. Als Märtyrer galt fortan der Christ, der in dem
einzigartigen Kampfe, den das junge, von keinem geschützte Christentum mit dem
Machtstaate Rom um Sein oder Nichtsein zu bestehen hatte, siegreich die
Wahrheit des Christentums durch sein Bekennen behauptete und mit seinem Sterben
besiegelte. Der eigentliche Verfolgungsgrund war der „Christenname“, wenn auch
die meisten Urteile formell mit Ungehorsam gegen die kaiserlichen Befehle oder
gar mit angeblichen Verbrechen motiviert wurden. Wer bei solchen
administrativen oder gerichtlichen Verfahren oder entstehendem Volkstumult bei
dem Bekenntnis blieb: „Ich bin ein Christ“ und infolgedessen den Tod erlitt,
wurde von der Kirche als Märtyrer verherrlicht.
So hell das Glaubensheldentum der Märtyrer
erstrahlte, so mischte sich doch Unlauteres in das Martyrium; es war das
verdienstliche Werk, das in diesem Leiden als solchem liegen sollte. Das Blut,
im Martyrium vergossen, wäscht ab alle Sünden des Märtyrers, das Martyrium
macht ihn des Lohnes gewiss und verbürgt ihm die Sicherheit des Heils, macht
ihn zum Heiligen, dessen Verdienst auch anderen zugute kommen kann. Damit war
der Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien der Weg gebahnt.
Solange die Christenheit die Martyrien
selbst erlebte, war ihr der Märtyrer in seinem sieghaften Glauben ein Beweis,
dass die Kirche die Wahrheit habe. Als aber die Zeit kam, da Martyrien im
christlich gewordenen Staate sich nicht mehr ereigneten, glaubte man die Herrlichkeit
der Kirche durch die Martyrien der alten Zeit beweisen zu müssen und, um in
ihnen einen möglichst sicheren Beweis zu haben, vergrößerte Man die Zahl der
Märtyrer und überhöhte ihr Leiden und ihren Sieg bis zum unerträglich
Wunderbaren. Die Zahl der Märtyrer, die mit einemmal hingerichtet sein sollten,
ging in die Zehntausend, und die Wunder, sie sich bei ihrem Sterben zugetragen
haben sollten, wurden immer wunderbarer. Die Wirkungen, die von den Gebeinen
der Märtyrer ausgingen, wurden immer unwahrscheinlicher, die Verehrung
derselben entfernte sich immer mehr von einer evangelisch gegründeten
Frömmigkeit.
Weil die Lüge sich so stark der „Zeugen der
Wahrheit“ bemächtigt hatte, so hielt man schließlich alles, was mit den
Märtyrern zusammenhing, für fraglich. Die neue Forschung aber hat uns Wahrheit
und Klarheit gebracht. Sie hat die Zahl der Märtyrer auf das rechte Maß
zurückgebracht, sie hat das Märtyrerbild von den verunstaltenden Beigaben einer
wundersüchtigen Nachwelt befreit, uns das Märtyrerbild in seiner schlichten
ergreifenden Schöne wieder nahegebracht und uns so den tiefgreifenden Einfluss
des Martyriums auf Dogma, Kultus und Sitte jener Jahrhunderte verständlich
gemacht. Der Schutt ist weggeräumt, der altehrwürdige Tempelbau des Martyriums
steht in seiner Schöne vor uns, und doch ist den Evangelischen, die so gern den
Zusammenhang mit der alten Kirche betonen, dieser Bau fremd geblieben und
gemieden worden, um des Unkrauts willen, das die katholische Kirche hier hat
wuchern lassen und noch wuchern lässt.
Wir stellen uns auf Luthers Seite, der mit
heiliger Entschlossenheit den Kampf gegen den Heiligen- und damit
zusammenhängenden Märtyrerkult aufgenommen hat, und verwerfen mit dem
Schmalkaldischen Artikel II,2 „die Anrufung der Heiligen“, denn wir „haben es
tausendmal besser an Christo“. Damit lehnen wir alles Unevangelische, das mit
der Verehrung der Märtyrer zusammenhängt, ab, aber nur eben das Unevangelische,
nicht das wahrhaft Große des Martyriums. Wir wollen das Blutzeugnis der Märtyrer
der alten Kirche in Ehren halten und der Wissenschaft danken, die uns das
Martyrium der alten Kirche um seines unvergänglichen Wertes willen zu schätzen
gelehrt hat.
Das ist unsere Stellung zum Martyrium der
alten Kirche. Nun erhebt sich die Frage, wie werten wir das Martyrium der
Evangelischen, das sie durch die Katholischen zu erdulden hatten?
Als die Erbin des römischen Imperiums, die
römisch-katholische Kirche, den Kampf gegen die wider sie streitenden
Evangelischen aufnahm und ihn mit den Methoden und Machtmitteln des römischen
Staates durchzuführen suchte, musste sich das erhabene blutige Drama des
Martyriums wiederholen. Freilich mit anderer Rollenbesetzung. Verfolger war
nicht mehr der römische Staat, sondern die römisch-christliche Kirche, die
Verfolgten nicht mehr die Christen, sondern die Evangelischen. Auf das Ganze
gesehen, verändert sich nichts Wesentliches an der furchtbaren Handlung. Galt
der Christ dem römischen Staate als ein Verbrecher, der sich gegen die
„majestas“ des römischen Volkes auflehnte, so galt der römisch-katholischen
Kirche jeder Evangelische als ein Verbrecher gegen die „majestas“ der römischen
Kirche, der mit Feuer und Schwert vernichtet werden musste. Hus in Böhmen, die
Waldenser in Piemonts Tälern, die Hugenotten in Frankreich, sie alle sind
verfolgt worden im letzten Grunde um des „nomen evangelicum“ willen. Wie das
kaiserliche Rom, so deckte auch die römische Kirche die Verurteilung der
Evangelischen mit dem Ungehorsam gegen staatliche und kirchliche Ordnung. Zwar
übergab die Kirche den von ihr verurteilten Ketzer dem Staat, dass er das
Gericht vollstrecke, tatsächlich werden von der katholischen Kirche Tausende
und Abertausende von Evangelischen als Ketzer zu Märtyrern des evangelischen
Glaubens gemacht. Sie tut an den Evangelischen dasselbe, was der römische Staat
an den Christen tat. Herzog Alba tritt Decius gleichwertig an die Seite, und
die Inquisition und Ketzergerichte unterscheiden sich in nichts von den in der
späteren römischen Kaiserzeit eingesetzten Kommissionen, die das Opfern der
Christen kontrollieren mussten. Die Zahl der Opfer der katholischen Verfolgung
ist sicherlich größer als die der alten Christenverfolgungen durch den
römischen Staat. Und die innere Größe, Standhaftigkeit und Glaubenstreue dieser
evangelischen Märtyrer steht in nichts der der alten Märtyrer nach, ja wir
müssen vielfach ihr Martyrium sittlich und religiös höher bewerten, weil ihnen
das Leiden um Christi und seiner Wahrheit willen als selbstverständlich
erschien. Von einer Verdienstlichkeit ihres Leidens ist keine Spur zu finden.
Mit nüchterner Klarheit werteten sie ihr Leiden. Als wahrer Christ zu leben gilt den Evangelischen mehr, als
zu sterben als Märtyrer: Der Märtyrertod ist nur ein Gott gefordertes Stück des
christlichen Lebens. Gerade wegen der Reinheit des Motive der evangelischen
Märtyrer haben wir allen Grund, ihr Martyrium hoch zu werten.
Wie Luther es gewertet hat und verwertet
wissen wollte, haben wir gesehen; wenn trotzdem in der evangelischen
Christenheit das Martyrium der Evangelischen kaum eine Rolle spielt, so
erscheint das auf den ersten Blick umso rätselhafter, als gerade die
Evangelischen auf das von Gottes Geist durchwaltete Werden und Wachsen ihrer
Kirche in Arbeit und Kampf berechtigterweise das größte Gewicht legen. Steht es
doch andererseits fest, dass jede menschliche Gemeinschaft sich ihrer besten
Kräfte beraubt, wenn sie das Gedächtnis der ragenden Gestalten, die ihre Ideale
vertraten und für sie gelitten, nicht in dankbarer Erinnerung lebendig erhält.
Wohl sang man noch einige Zeit aus Luthers Te Deum:
Die teuren Märt’rer allzumal
Loben Dich, HERR, mit großem Schall –
doch
erlischt das Gedächtnis an das siegreiche Leiden der evangelischen Märtyrer
immer mehr, besonders in den großen Nöten des Dreißigjährigen Krieges, da
Leiden ohne Zahl über die evangelische Christenheit kamen.
Dass die hohen Werte, die im Martyrium
liegen, hernach in der folgenden kirchengeschichtlichen Entwicklung vollends
zurück traten, wird uns psychologisch verständlich durch die eintretende
Erweichung es herben, starken evangelischen Christentums in persönlich süßliche
Frömmigkeit und in flachen öden Vernunftglauben. Die Erinnerung an das bittere
Leiden und Sterben um des Evangeliums willen musste hier als unbequeme Mahnung
empfunden werden. Sollte das evangelische Christentum so ernst sein, dass man
dafür sterben müsste? Und je weiter man in der Zivilisation fortschritt, umso
unmöglicher erschien die Wiederholung solcher Leiden, vor denen das Gesetz und
die Staatsgewalt die Bürger schützen mussten. Ja, draußen bei den fernen
Heiden, da konnte es noch zum Martyrium kommen, - aber doch nicht unter –
Europäern.
Endlich war aber wohl bei den Evangelischen
die klare Erkenntnis maßgebend, dass jede Erinnerung der Evangelischen an ihre
Märtyrer eine Anklage gegen die katholische Kirche bedeutete, und mit ihr
wollten die Evangelischen möglichst in Frieden leben und deshalb die
bestehenden Gegensätze nicht verschärfen. Man wusste zudem, dass man die
Verfolgungen nicht so sehr allein der katholischen Kirche als solcher zur Last
zu legen hatte, sondern, dass hier allgemeine Anschauungen „aus finsterem
Mittelalter“ maßgebend waren, die auch einen Melanchthon bewogen, Calvins
Todesurteil gegen den Irrlehrer Dr. Michael Servet gutzuheißen. Calvins
„dankbare Söhne“ aber haben, die Tat Calvins verurteilend, Servet ein
Sühnedenkmal auf seinem Hinrichtungsplatz in Genf errichtet. Hat Ähnliches je
ein rechter Katholik oder Papst getan? Hat sich je die katholische Kirche
bereit gefunden, bußfertig ein Wort der Verurteilung über alle Ketzergerichte
und Inquisitionen auszusprechen? Man hat es nur zu der lendenlahmen
Entschuldigung dieser Blutschuld gebracht: „Die Kirche dürstet nicht nach Blut,
- der Staat hat gerichtet.“ Gilt nicht von der katholischen Kirche: „Sie ist,
wie sie ist, oder sie ist nicht“? Ist ein wesentlicher Unterschied zu
konstatieren in dem Vorgehen der katholischen Kirche gegen die Waldenser (1215)
und dem Thorner Blutgericht (1724)? Wahrlich nein! Wie der Türke ein Christenverfolger
bleibt, so die katholische Kirche eine Verfolgerin des evangelischen
Christentums. Es liegt in ihrem Prinzip, so hat sie verfolgt, und so wird sie
verfolgen, wenn sie verfolgen kann. Luther lehrt uns mit Recht singen:
Erhalt uns, HERR, bei Deinem Wort
Und steur’ des Papsts und Türken Mord.1
Wir Evangelischen wollen den
konfessionellen Frieden, aber wir dürfen nicht in falscher Rücksichtnahme auf
die Katholiken die Schätze, die uns Gott im Martyrium der evangelischen
Christen gegeben, vergraben, sondern wollen mit ihnen heiligen Wucher treiben,
wie Luther es gewollt, dass sie uns schützen vor Kompromissen und
Verweltlichung, dass sie uns den Glauben stärken und uns zum Leiden rüsten;
denn Leiden sind und werden sein, denn die Christen sind nicht über ihrem
Meister, der da will, dass die Seinen nicht nur das Leben in ihm finden,
sondern auch ihr Leben für ihn dahingeben, wenn er in seiner Weisheit solches
von ihnen fordert zum Erweise der weltüberwindenden Kraft des Evangeliums.
Aktuelles:
Loveparade – ein Ausdruck des
Zeitgeistes: Die schrecklichen
Ereignisse von Duisburg, bei denen aufgrund anscheinend völlig unzureichender
Sicherheitsbedingungen eine Massenpanik ausgelöst wurde, die 21 jungen Menschen
das Leben kostete und Hunderte verletzte, haben ein grelles Licht auf diese
Veranstaltung selbst und den Geist geworfen, den sie verkörpert und eine Zeit,
die geprägt ist von einer „Gier nach Leben, Genuss und Selbstverwirklichung“. Dass
Trauer und die Frage nach der Verantwortung und den Gründen für diese
Katastrophe zunächst im Vordergrund stehen, ist verständlich. Aber nur ganz
selten will man tiefer gehen, den Grundschaden unserer Zeit betrachten und, wie
etwa Pastor Gozdek von St. Ulrici-Brüdern in Braunschweig, zur Buße rufen, die
frei macht von einer Gesellschaft, die sich zu Tode amüsiert. Wahres Leben gibt
es dagegen nur bei Jesus Christus!
Die Publizistin Eva Hermann hat in ihrer
Stellungnahme darauf hingewiesen, dass die Loveparade Ausdruck einer zutiefst
gottlosen, unmoralischen Lebenshaltung ist, nicht zuletzt den Sexus feiert,
dazu Alkohol und Drogen sowie einem ohrenbetäubenden Lärm (Rave-Musik) Raum
gibt, wobei gerade letzterer den Willen noch mehr betäubt und die Ekstase
fördert, Sittlichkeit und Anstand restlos zerstört. Auch hier gilt: Gott lässt
sich nicht spotten. (nach: Brüdern-Rundbrief 5/2010, S. 29-31)
Aus dem Luthertum:
Abendmahlsökumene bei Ökumenischem
Kirchentag: Der braunschweigische
Landesbischof Weber, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher
Kirchen (ACK) in der Bundesrepublik Deutschland ist, hat bei dem Kirchentag zu
einer Abendmahlsfeier auch altkatholische und anglikanische Christen
eingeladen. Das hat aber in der Praxis dazu geführt, dass auch viele römische
Katholiken an der Feier teilnahmen; sie machten etwa die Hälfte der Teilnehmer
aus (nach: Brüdern-Rundbrief 3/2010, S. 8 ff.)
Hier zeigt sich einmal mehr der völlige
geistlich-theologische Verfall des landeskirchlichen „Luthertums“. Während
gemäß der Heiligen Schrift Kirchengemeinschaft, und damit auch
Abendmahlsgemeinschaft, nur möglich ist, wenn zuvor die Einheit in der Lehre
und daraus folgenden Praxis der Kirchen festgestellt wurde, wurde hier eine
Gemeinschaft praktiziert, der genau diese Einheit fehlt.
Bibelkritik und Frauenordination als
Eckpunkte der Landeskirche: Der
emeritierte Bischof Hans-Christian Knuth hat bei einem Vortrag im Oktober 2007
in St. Louis unter anderem gesagt, dass man über alles mit ihnen [gemeint sind
wohl die landeskirchlichen Lutheraner] reden könne, nur nicht über die
historisch-kritische Methode und die Frauenordination. Beide stünden außerhalb
aller Diskussion (nach: Brüdern-Rundbrief 3/2010, S. 10 ff.)
Damit wird die geistige und geistliche
Grundstellung der Landeskirchen wieder einmal ganz deutlich: Denn die
historisch-kritische Methode ist eine antibiblische, antichristliche Methode
der Schriftauslegung, eine auf den Prinzipien der antichristlichen Aufklärung
beruhende Methode, die die Heiligen Schrift Gottes einem menschlichen Urteil
unterwerfen will und die Gottgehauchtheit oder Verbalinspiration und absolute
Irrtumslosigkeit der Bibel leugnet und deshalb für jeden bibel- und
bekenntnistreuen Christen unannehmbar ist.
Die Frauenordination widerspricht eindeutig
den einschlägigen Schriftstellen, wie 1. Kor. 14,34 ff.; 1. Tim. 2,9 ff. Gott
hat Mann und Frau von der Schöpfung an unterschiedliche Aufgaben, Fähigkeiten
gegeben und sie dementsprechend auch in ihrem Wesen unterschiedlich gestaltet.
Diese Unterschiede werden von der antichristlich-humanistischen Genderideologie
und den dem Feminismus geleugnet
Evangelisch-Lutherische Kirche in
Tansania sieht Homosexualität als unvereinbar mit der Bibel: Der Bischofsrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Tansania hat im Januar in einer Erklärung festgehalten, dass
gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht mit der Heiligen Schrift
übereinstimmen und die falschen Auslegungen zurückgewiesen, mit denen versucht
wird, Homosexualität in Übereinstimmung mit der Bibel zu bringen. Folgerichtig
hat die Kirche auch Geld von solchen christlichen Gruppen abgelehnt, die für
Homosexualität eintreten. (nach: Brüdern-Rundbrief Aug./Sept. 2010, S. 15 f.)
Lutherischer Weltbund legt
Schuldbekenntnis gegenüber Mennoniten ab: Die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Stuttgart hat
gegenüber den Mennoniten ein Schuldbekenntnis abgelegt im Blick auf frühere
Verfolgungen und um Vergebung gebeten – und maßt sich an, die Bekenntnisse so
ändern zu wollen, dass sie nichts gegen die Wiedertäufer aussagen.
Wo tatsächlich Schuld vorliegt, da ist auch
Vergebung und Versöhnung nötig. Nur ist die Sache mit den Wiedertäufern, zu
denen auch die Mennoniten gehören, nicht so einfach, wie das heutzutage immer
dargestellt wird. Sie sind nicht nur die unschuldigen Opfer. Schon die Anfänge
der Täuferbewegung um Konrad Grebel in der Schweiz, also im reformierten
Umfeld, sind gekennzeichnet von Krawallen, Störungen von Gottesdiensten, öffentlicher
Unruhe, die bewusst geschürt wurde. Gerade auch das hat die Obrigkeit auf den
Plan gerufen. Die Hinrichtung der ersten Wiedertäufer ist von Zwingli betrieben
worden, unter anderem aus seiner Irrlehre des „christlichen Staates“ heraus. Es
darf auch nicht übersehen werden, dass gerade die Täufer der frühen
Reformationszeit politisch oftmals extremistisch waren, auf politischen und
sozialen Umsturz aus (so auch etwa in den Schleitheimer Artikeln), zum Teil das
Eigentum verwarfen, den Staatsdienst ablehnten, der Obrigkeit das Recht auf
Waffengewalt absprachen. So jemand wie Balthasar Hubmair etwa war mit der
Bauernrevolte in Tirol verbunden.
Luther, der entschieden gegen gewaltsames
Vorgehen gegen Andersgläubige war, hat sich erst nach langem Zögern bereit
erklärt, staatlichen Gewaltmaßnahmen zuzustimmen, und das auch nur deshalb,
weil die Täufer eben als politisch extreme Gruppierungen auftraten, nicht aus
religiösen Gründen. Die Ereignisse von Münster, als täuferische Gruppen in der
Stadt, die schon die Reformation angenommen hatte, ein Terrorregime errichteten
und es als täuferischen „Gottesstaat“ ausgaben haben gerade diese Gefahr grell
herausgestellt. Es sind ja erst diese Ereignisse, einschließlich der
gewaltsamen Niederschlagung der Münsterischen Rotte, die dazu geführt haben,
dass die Reste der damaligen Täuferbewegung dann von Menno Simons als eine
friedliche Bewegung gesammelt wurden, die sich aber weiterhin dem Staatsdienst
verweigerte. Andere baptistische Kreise haben historisch zumeist einen völlig
anderen Hintergrund und ihre Wiege in Großbritannien.
Vor allem dürfen die tiefgreifenden
theologischen Unterschiede nicht verschwiegen werden. So haben die Mennoniten
bis heute faktisch keine reformatorische Rechtfertigungslehre, sondern stehen
der Werkgerechtigkeitslehre sehr nahe. Auch ihre Stellung zur Bergpredigt als
einem Grundgesetz für den Staat ist nicht annehmbar. Ihre Sakraments-,
besonders Taufauffassung, ist biblisch unhaltbar, vor allem auch die Verwerfung
der Kindertaufe.
Aus
dem übrigen Protestantismus:
Rückkehrökumene: Roms Dekret über den Ökumenismus ist nach Aussagen von
Kardinal Kaspar aus dem Jahr 2009 die „Magna Charta“ für den römischen
ökumenischen Weg. Dabei wird unter anderem Einzelpersonen und Gruppen die
Möglichkeit gegeben, in die römisch-katholische Kirche einzutreten und
gleichzeitig „legitime Elemente ihrer liturgischen und spirituellen Tradition“
beizubehalten. Diese Aussagen zielen nicht ausschließlich, aber vor allem auf
Christen aus dem anglikanischen Bereich. Und hier scheint diese Rückkehrökumene
auch bereits Früchte zu tragen. Die Anglican Church in America (ACA) mit 100
Pfarreien und 5.200 Gliedern will in dieser Form zu Rom abfallen. Einen
ähnlichen Schritt weg von der Reformation und dem biblischen Evangelium hatte
2008 schon die nordamerikanische „Anglo-Lutheran Catholic Church“ getan und die
Eingliederung unter den Antichristen beantragt. Ähnliches will ein
„konservativer“ anglikanischer Bischof in Australien mit seinen Anhängern
machen. Das Östanbäcks-Kloster in Schweden hat sich dem römischen Bischof
unterstellt. (nach: Brüdern-Rundbrief, Aug./Sept. 2010, S. 27-27)
Es
ist sehr, sehr traurig, dass unter dem Schlagwort der „Einheit“ oder einer
„konservativen“ Glaubenshaltung Christen das, was Gott der HERR uns durch
Luther in der Reformation wieder geschenkt hat, aufgeben und unter die
Herrschaft dessen zurückkehren, den die Reformation deutlich als den
Antichristen identifiziert hat, in eine kirchliche Organisation, die bis heute
gerade die zentralen Lehren des biblischen christlichen Glaubens leugnet,
nämlich die Rechtfertigung allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst
willen, ergriffen allein durch den Glauben, verbunden mit all den anderen
Greueln, die daraus in der Kirchen-, Sakraments- und Amtslehre folgen.
Lebensrecht:
Europaparlament fordert Recht auf
Abtreibung: Mit 412 Ja- gegen 212
Nein-Stimmen bei 36 Enthaltungen hat das Europaparlament eine Forderung
angenommen, nach der es Frauen ermöglicht werden soll, auf Staatskosten
ungehindert Kinder im Mutterleib ermorden zu lassen. Allerdings hat dieser
Beschluss keine rechtliche Verbindlichkeit für die einzelnen Staaten, zeigt
aber, welch eine geistige Haltung in Europa inzwischen herrscht – vor allem
gegen das fünfte (Du sollst nicht töten!) und sechste (Du sollst nicht
ehebrechen!) Gebot. (nach: Topic, 3/2010, S. 3)
Bundesverfassungsgericht stärkt Rechte
für Abtreibungsgegner: Das BVG hat mit
einer Entscheidung vom 08.06.2010 einem Abtreibungsgegner Recht gegeben, der
gegen Entscheide untergeordneter Gerichtsinstanzen geklagt hatte. Er hatte vor
der Praxis eines Arztes, der auch Abtreibungen durchführte und dies auch
durchaus bekannt machte, durch ein Plakat darauf aufmerksam gemacht, dass dieser
mit den Abtreibungen rechtswidrige Handlungen durchführe, die der Staat aber
nicht weiter ahnde; auch auf seiner Internetseite hatte er darauf hingewiesen.
Der Arzt hatte ihm das durch Gerichte untersagen lassen, die ihm auch verboten,
im Umkreis von einem Kilometer von der Praxis Menschen darauf anzusprechen. All
diese Einschränkungen hat das BVG jetzt aufgehoben und erklärt, dass der Arzt
es ertragen muss, dass die Wahrheit gesagt wird. (nach: Medrum, vom 29.06.2010)
Bundesgerichtshof erlaubt Gentests an
befruchteten Eiern vor Einpflanzung:
Der Bundesgerichtshof in Leipzig hat es für rechtens erklärt, dass bei der
künstlichen Befruchtung die einzupflanzenden Eier zuvor im Blick auf
Erbkrankheiten einem Gentest unterzogen werden, so dass der Frau dann nur
solche Eier eingepflanzt werden, die keine Symptome für eine Affinität zu
Erbkrankheiten aufweisen. Damit ist ein weiterer Damm hinsichtlich des
Lebensschutzes gebrochen worden. Die Gefahr besteht, dass mittelfristig auch
solche befruchteten Eier, bei denen unter Umständen Kinder mit Behinderungen
geboren werden könnten, „ausgesondert“ werden. Es ist ja an sich schon
skandalös, dass mehr Eier befruchtet als später eingepflanzt werden und die
übrigen befruchteten Eier dann teils zu Versuchszwecken (Stammzellenforschung)
missbraucht, teils einfach getötet werden.
Religionsfreiheit,
politisch-ideologische Tendenzen, Schulen:
Weiteres Einknicken vor muslimischen
Forderungen: Weil ein (!) ein Muslim
sich über Kreuze im Krankenhaus beschwert hatte, ließ das Kreiskrankenhaus in
Bad Soden zwölf Kreuze in Krankenzimmern abhängen, was bei anderen Patienten
auf Unverständnis und Kritik stieß, die aber nicht berücksichtigt wurde.
Auch
im Neubau des Düsseldorfer Landes- und Amtsgerichts werden keine Kreuze mehr
hängen. Das nordrhein-westfälische Justizministerium schätzt, dass überhaupt
nur noch in 60 von 1.300 Gerichtssälen im Land Kreuze hängen. (nach: Topic,
3/2010, S. 2) Das zeigt, wie sehr die Bundesrepublik Deutschland zu einem
bewusst antichristlichen Gebilde wird und sich damit gegen den wahren Gott
stellt und die Grundlagen, auf denen das deutsche Volk seit seinen Anfängen 911
stand, bewusst und willentlich zerstört. Es kann gut sein, dass es damit den
Islam als Gerichtsrute Gottes zu spüren bekommt, ähnlich wie die orientalischen
Kirchen seit dem 7. Jahrhundert.
Weltanschaulicher Zwang in der
Bundesrepublik wird immer stärker:
Während es früher ohne Probleme möglich war, dass Eltern ihre Kinder nicht zu
den (aus dem Heidentum kommenden) Faschingsfeiern in der Schule schickten oder
sie auch von Schulfahrten oder Theaterbesuchen befreien ließen, werden die doch
eigentlich im Grundgesetz garantierten Elternrechte immer mehr eingeschränkt,
vor allem in Nordrhein-Westfalen. So wollten Eltern nicht zulassen, dass ihr Kind
von der Schule aus in den von Esoterik geprägten Film „Krabat“ geht. (Der Autor
des dazugehörigen Buches, Otfried Preußler, hat selbst zugegeben, sich mit
teuflischen Kräften verbündet zu haben.) Das Verwaltungsgericht in Münster
argumentierte, dass das Elternrecht auf religiöse Kindererziehung keinen
Anspruch auf entsprechende religiöse Ausrichtung des Unterrichts oder Befreiung
von bestimmten Unterrichtsinhalten beinhalte. Auch sieht der Richter sein
Urteil als Muster für entsprechende weitere Urteile an. (nach: Topic, 3/2010,
S. 2 f.) Das heißt: Praktisch gibt es gar kein Elternrecht auf religiöse
Kindererziehung mehr und der staatliche antichristliche Zwang wird zum System.
Wer seine Kinder wirklich nach biblischen Maßstäben erziehen will, der muss es
auf eine entsprechende Bekenntnisschule schicken oder auswandern.
Freimaurer wollen christlichen Einfluss
in Brüssel zurückdrängen: Gemäß eines
Interviews des ehemaligen Großmeisters der französischen Freimaurer-Loge „Grand
Orient de France“, Jean-Michel Quillardet, wollen sich die Freimaurer in Europa
zusammentun, um einen christlichen Einfluss auf die EU-Zentrale
zurückzudrängen. Dabei wurde auch bekannt, dass der Präsident der
EU-Kommission, José Manuel Barroso, ebenfalls Freimaurer ist. (nach: Topic, 3/2010,
S. 8)
Gefahr für Meinungs- und
Religionsfreiheit in den USA: Wir der
Präsident der National Religious Broadcasters (NRB), Dr. Frank Wright, warnte,
stehen das Evangelium und die Verkündigung in den USA seit einiger Zeit unter
Dauerbeschuss, nicht zuletzt auch durch verschiedene Gesetzesinitiativen. So
wird durch den „Hate Crime“ nicht mehr eine Handlung, sondern ein
Gedankengut, eine geäußerte Meinung kriminalisiert. Konkret könnte es dazu
kommen, dass, wenn öffentlich verkündigt wird, dass die Ehe eines Mann und
einer Frau die einzige von Gott zugelassene geschlechtliche Verbindung ist,
daraufhin wegen Diskriminierung und Aufstachelung zum Hass eine Anzeige
erfolgt. Das Gesetz wurde im Oktober 2009 von Präsident Obama unterzeichnet.
Auf den Druck von Christen hat er zwar einen Zusatz zum Schutz religiöser
Ansichten beigefügt, aber es ist nicht sicher, in wieweit dieser beachtet wird.
Durch ein Gesetz zu „Media Ownership/LocalismRules“ soll lokalen und
regionalen Organisationen Einfluss auf die Rundfunkgesellschaften gegeben
werden. Das aber hieße, dass christliche Programme auch atheistische und
islamische Rundfunkräte bekämen. Der „Employment Non-Discrimitation Act“
könnte dazu führen, dass christliche Einrichtungen mit mehr als 15 Mitarbeitern
gezwungen werden, homosexuelle, islamische, atheistische Mitarbeiter
einzustellen. Das Gesetz ist noch nicht verabschiedet. Einer Wiedereinführung
des 1949 verabschiedeten, aber von Präsident Reagan abgeschafften „Fairness
Acts“, der bedeutete, dass bei einer Kontroverse bei Rundfunk- und
Fernsehanstalten beiden Seiten gleich viel Sendezeit eingeräumt wird, wird von
Präsident Obama abgelehnt. Auch dieser Act würde zu einer staatlichen
Einflussnahme auf die Sender führen. (nach: proKOMPAKT 14/2010, s. 11-12)
Großbritannien: Verbot von Tragen einer
Kreuz-Kette: Einer Krankenschwester in
einem Krankenhaus des NHS-Trusts wurde verboten, während ihrer Arbeit eine
Kreuz-Kette zu tragen. Offizielle Begründung ist, dass allgemein das Tragen von
Ketten aus Sicherheitsgründen verboten sei. Die Krankenschwester ist nun ins
Büro versetzt worden und will dort ihre Kette weiter tragen. Sie und viele
Christen sehen in der Maßnahme von NHS eine Diskriminierung von Christen. Der
Bischof von Lichfield wies darauf hin, dass Sikhs und Moslems das Tragen ihrer
Turbane weiter erlaubt sei. Dass Sikhs keine Armbänder tragen dürfen ist dabei
nicht vergleichbar mit den Kreuz-Ketten, da erstere wesentlich weniger
hervorstechen. Selbst der Vorsitzende des Muslimischen Ausbildungszentrums
Oxford erklärte, dass das Christentum sich in Großbritannien „im
Belagerungszustand“ befände und der christliche Glaube „erodiert wird“. Durch
das Verbieten der Kreuze werde aus dem Recht der Religionsfreiheit „eine Farce
gemacht“. (nach: proKOMPAKT 15/2010, S. 7-8)
EU-Kommission will verstärkt Einfluss auf
nationale Haushalte und Wirtschaftspolitik nehmen: Wie aus den Nachrichten in der 15. Kalenderwoche zu
entnehmen war, will die Europäische Kommission sich das Recht nehmen – das sie
sich zuvor schon im Lissaboner Vertrag hatte zusichern lassen – verstärkt
Einfluss auf die Haushaltspolitik der Länder zu nehmen. Hintergrund sind die
Finanzkrise und die Finanzsituation Griechenlands. Tatsächlich wird damit ein
ureigenes Recht der Parlamente angegriffen und die nationale Souveränität in
einem ganz entscheidenden Punkt ausgehebelt und damit der Machtkonzentration in
Brüssel weiter Vorschub geleistet. In diese Richtung, und noch weitergehend,
gingen ja schon Vorschläge von Frau Merkel und des französischen Präsidenten
Sarkozy, die eine europäische, ja weltweite Wirtschaftsregierung forderten.
Solche Vorschläge und Absichten sind zu sehen auf dem Hintergrund der Aussagen
in der Offenbarung, die für die letzte Zeit nochmals eine Zusammenballung aller
antichristlichen Kräfte weltweit sieht, die sich zusammenfinden werden, um zum
letzten und entscheidenden Schlag gegen das bibeltreue Christentum auszuholen.
Wir als Christen dürfen dabei aber wissen, dass im letzten, entscheidenden
Augenblick unser Heiland und HERR, Jesus Christus, wiederkommen und alle Feinde
in einem Augenblick überwindet.
Mütter in Westfalen inhaftiert, weil sie
Bußgeld für verhinderten Theaterbesuch nicht zahlten: Zwei Mütter aus Salzkotten wurden in der 14.
Kalenderwoche von der Polizei abgeholt und in die Justizvollzugsanstalt
Bielefeld gebracht. Hintergrund dieser Maßnahme ist folgendes: Von der Schule
war der Besuch einer Theatervorstellung angesetzt worden, in der es um
Sexualität mit Kindern ging. Vordergründig sollte diese Vorstellung vor
pädophilen Handlungen schützen. Die Eltern aber sahen in der Vorstellung einer
Verführung zur Sexualität und verweigerten daher für ihre Kinder den Besuch der
Vorstellung. Nach den seit einiger Zeit in Nordrhein-Westfalen geltenden
Gesetzen kann aber der Besuch schulischer Veranstaltungen, worunter auch
Faschingsveranstaltungen, Theatervorstellungen, Landschulheimaufenthalte
fallen, erzwungen werden. Die Möglichkeit, die Kinder z.B. aus ethischen und religiösen
davon abzumelden, ist nicht mehr gegeben. Die elterliche Erziehungsgewalt und
Erziehungshoheit ist damit weiter massiv eingeschränkt worden, der brutale
Machtstaat wird in einem weiteren Bereich praktiziert. Die Eltern waren
daraufhin zu einem Bußgeld verurteilt worden, das sie aber nicht zahlten, da
sie der Meinung sind, mit dem Zahlen des Bußgeldes würden sie die gesetzliche
Vorschrift anerkennen und dass sie selbst eine Unrechtshandlung begangen
hätten. Daraufhin wurden die Mütter in Beugehaft genommen. (nach: Schulunterricht
zu Hause)
Nach einer Kurzinformation von
„Schulunterricht zu Hause“ vom 20.04.2010 ist das Theaterstück ausgerichtet an
der antichristlichen emanzipatorischen Pädagogik und zielt damit darauf ab, das
Kind aus der Elternbindung zu lösen. So spricht es sich etwa massiv dagegen
aus, dass Eltern ihren Kindern generell verbieten, mit Fremden mitzugehen oder
auch bei Bekannten und Verwandten zuvor die Erlaubnis der Eltern einzuholen.
Die ganze Last der Entscheidung wird, völlig unrealistisch und unpädagogisch,
auf das Kind abgewälzt, und zwar auf sein „Gefühl“. Wenn es bei der Sache ein
„schlechtes Gefühl“ hat, soll es Nein sagen, dann ist es Missbrauch, wenn es
doch geschieht. Hat es aber bei solchen sexuellen Handlungen ein „gutes
Gefühl“, dann soll es Ja sagen – und es sei kein Missbrauch. Damit werden auch
alle biblischen Werte aufgehoben. Es ist nur berechtigt, wenn christliche
Eltern sich gegen solch ein Theaterstück wenden.
Das eigentlich grundgesetzlich garantierte Elternrecht
in der Erziehung ist in der Bundesrepublik in vielen Bereichen ausgehöhlt
worden. Dadurch wurde die einst bestehende freiheitliche Grundordnung weiter
eingeschränkt. Wir erleben in vielen Bereichen eine Machtzusammenballung in
Staatshänden, wie es etwa auch durch das zentrale Speichern von Daten geschieht
(ELENA ist nur ein Fall; ein anderer ist die Zusammenfassung aller
sozialversicherungsrelevanten Daten bei der Deutschen Rentenversicherung). Wird
auch hierdurch die antichristliche Totalherrschaft vorbereitet?
Erste muslimische Ministerin in der BRD: Ausgerechnet ein zur Christlich-Demokratischen Union
(CDU) gehörender Ministerpräsident, Christian Wulff, hat mit Aygül Özkan die
erstmals eine Muslimin ins Kabinett geholt. Die 38-Jährige hat nun bereits
gefordert, dass Kreuze in öffentlichen Schulen verboten werden müssten, da die
Schule „neutral“ sein müsse, damit die Kinder „selbst entscheiden könnten, wie
sie sich religiös orientieren wollten“. Diese Forderung hat auch in den Reihen
ihrer eigenen Partei heftigen Widerstand hervorgerufen. (nach idea.de newletter
vom 25.04.2010)
Es wird hier immer deutlicher, wie wenig
ein von der christlich-jüdischen Kultur geprägtes Gemeinwesen und der in seiner
Grundstruktur totalitäre Islam zusammen passen. Nur scheinbar kann die
Forderung von Frau Özkan mit der Neutralität des Staates gemäß dem Grundgesetz
begründet werden, denn gerade dieses Grundgesetz beruft sich in der Präambel
auf Gott und unterstellt sich damit dem vorgegebenen (christlich-jüdischen)
Wertsystem. Der Staat muss konfessionell neutral sein und religiös in so weit,
als er nicht dazu da ist, eine Religion zu fördern oder zu behindern. Aber
damit ist der Staat nicht wertneutral. Das ist der Irrweg, wie er seit einigen
Jahrzehnten im Westen gegangen wird und wie ihn leider das
Bundesverfassungsgericht mit seiner Entscheidung gegen die Bindung an das
Naturrecht in den 1950er Jahren vorgezeichnet hat. Die gesamte
freiheitlich-demokratische Grundordnung in der nordwestlichen Hemisphäre ist
ohne die von der Bibel geprägten christlich-jüdischen Kultur undenkbar. Das
darauf gründete Wertsystem mit dem biblisch-christlichen Persönlichkeits- und
Freiheitsverständnis (Freiheit als Gegenüber und in der Verantwortung vor Gott)
ist mit islamischem Denken gemäß Koran, Hadithen und Scharia unvereinbar. (vgl.
auch Martti Vaahtoranta: Ein Gott, ein Mensch, eine Welt. Beiträge zur
theologischen Islambegegnung. Bd. 1. Mannheim 2001.)
Frau Özkan weiß dabei, dass die
(ver-)öffentlich(t)e und dadurch geprägte Meinung unter Trennung von Kirche und
Staat ja allerdings mehr und mehr das Herausdrängen des Christlichen aus dem
öffentlichen Bereich versteht. Tatsächlich ist der Staat aber gar nicht
wertneutral – aber er will in keiner Weise religiös gebundene Werte haben, das
heißt, er will keine Macht über sich dulden, sondern befindet sich in offener
Rebellion gegen Gott. Das ist das Erbe der 68er, ja überhaupt der
geistesgeschichtlichen Entwicklung von der Renaissance über die Aufklärung mit
Französischer Revolution, Liberalismus und den anderen Ideologien, Russischer
Revolution bis heute. Es ist der vollendete Nihilismus. Die Leere wird aber
ausgefüllt durch menschengemachte „Werte“, „Maßstäbe“ (siehe
„Ethikunterricht“), die oftmals bewusst gegen die biblischen Ordnungen gestellt
sind (z.B. im Blick auf Abtreibung, Scheidung, Homosexualität,
Eltern-Kind-Verhältnis, Obrigkeit, Elternrecht, Eigentum).
Europarat und Schweiz machen „Vater“ und
„Mutter“ zu Unwörtern: Wohin die
gottlose Genderideologie führt, zeigt sich jetzt in der Schweiz. Offiziell,
nach einem „Leitfaden für die verbindliche Sprache“ (so ein Monstrum gibt es
also tatsächlich; wer wird da nicht an George Orwells „1984“ erinnert) sollen
die Begriffe „Vater“ und „Mutter“ nicht mehr verwendet werden, da sie
„diskriminierend“ seien, sondern an ihrer Stelle habe ein Kind nur noch „das
Elter“ als geschlechtsneutralen Begriff für die beiden Personen, die seine
Eltern sind. Die Schweiz folgt darin der Beschlussvorlage 12267 des
Europarates, der Begriffe wie „Mutter“ als gegen die „Gender-Gleichheit
gerichtet bekämpfen will (nach: Medrum, 04.06.2010).
Hier
zeigt sich also eine weitere Auswirkung des Angriffes auf Gott und seine
Ordnungen für Mann und Frau und damit ein weiteres Merkmal der
geistig-moralischen Verkommenheit der von Aufklärung und Humanismus geprägten
Welt. Es geht dabei ja vor allem darum, die Aufgaben und Wertmaßstäbe für Vater
und Mutter, auch die biblische Ordnung von Ehe und Familie zu zerstören. Laut
Medrum vom 06.06.2010 hat der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit
das auch vom Grundgesetz geschützte Bild von Ehe und Familie, in denen die
Kinder einen Vater und eine Mutter sowie zwei Großväter und Großmütter haben in
einer Fernsehsendung als „reaktionär“ bezeichnet. Der Journalist Thomas
Gesterkamp ging in einer von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung
herausgegebenen „Expertise“ so nahe, diejenigen, die das biblische Ehe- und
Familienbild unterstützen als „Familienfundamentalisten“ zu bezeichnen und
ihnen eine Nähe zum Rechtsextremismus zu unterstellen. Unter anderem zählt er
neben der Evangelischen Allianz und dem Deutschen Familiennetzwerk auch die
FAZ, due Junge Freiheit und die Internetzeitschrift Die Freie Welt dazu. Hier
zeichnet sich ab, wie die öffentliche Meinung weiter bearbeitet – und auf
Verfolgung vorbereitet werden soll. Aber wie lesen wir doch Galater 6: Gott
wird sich nicht spotten lassen. Was der Mensch sät, das wir er auch ernten.
Gottes Gericht kann schon sehr bald kommen – unter Umständen durch die
Herrschaft des antichristlichen Islam in den europäischen Ländern?
Es
ist ganz wichtig, dass bibeltreue Christen ihre Kinder auch dahingehend
erziehen, ihre Eltern wirklich auch mit Vater und Mutter (Vati und Mutti, Papa
und Mama), ihre Großeltern entsprechend Großvater und Großmutter (Opa und Oma)
und entsprechende Verwandte mit Onkel und Tante anzusprechen und nicht nur mit
dem Vornamen, wie es leider auch in christlichen Kreisen schon häufig geschieht.
Christenverfolgung: Gemäß dem Weltverfolgungsindex von „Open Doors“ werden
derzeit weltweit etwa 100 Millionen Christen um ihres Glaubens willen verfolgt.
(nach: idea newsletter, 21.06.2010)
Antisemitismus in Wien: Bei einer Pro-Hamas-Demonstration in Wien wurde am 1.
Juni 2010 unter anderem auch die Parole auf Plakaten verlautbart: „Hitler, wach
auf“, ohne dass die österreichische Polizei dagegen einschritt (wohl weil die
Aktion von Islamisten ausging). Drei Tage später kam es zu einer weiteren Pro-Hamas-Kundgebung,
auf der der Abgeordnete der Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ) im Wiener
Landtag, Omar Al Rawi, der mit der islamistischen Moslem-Bruderschaft verbunden
ist, sprach und Israel als Mörder bezeichnete. Auf Plakaten bei dieser Kundgebung
wurde Israel als „Kindesmörder“ bezeichnete, andere Plakate deklamierten, dass
die „einzige Hoffnung für die Umma das Kalifat“ sei. Auch hier schritten die
Ordnungskräfte nicht ein. Al Rawi ist zugleich „Integrationsbeauftragter“.
Nicht nur die Rechtsaußenparteien, sondern auch die SPÖ scheint ein
Sammelbecken antisemitischer Kräfte zu sein. Unter anderen sprach auch Fritz
Edlinger, ebenfalls Mitglied der SPÖ, bei der Veranstaltung, der für seine
antisemitischen Aktivitäten bekannt ist. (nach: www.hagalil.com/archiv/2010/06/14/rabble-rousing/.)
Brandanschlag auf Synagoge in Worms: Auf die Synagoge in Worms wurde in der Woche vor dem
jüdischen Schawuot-Fest ein Brandanschlag verübt, der aufgrund der
Aufmerksamkeit der Nachbarn aber keinen größeren Schaden anrichtete. Wie aus
Flugblättern, die bei der Synagoge gefunden wurden, deutlich wurde, kommen die
Täter aus dem pro-palästinensischen Umfeld. (nach Informationen in den
Internet-Nachrichten bei google und der Internetseite der Orthodoxen
Rabbiner-Konferenz Deutschlands). Dieser Hintergrund der Tat erklärt wohl auch,
warum dieser Anschlag von den allermeisten Medien faktisch totgeschwiegen
wurde.
Pille und Abtreibung gefährden Wachstum
und Wohlstand: Nun hat es auch eine
weltliche Einrichtung, die Prognos AG, festgestellt, dass durch Pille und
Abtreibung ein dramatischer Einbruch der Lebendgeburten in der Bundesrepublik
stattgefunden hat, nämlich sie haben sich seit Einführung der Pille halbiert. Dies
hat schon jetzt dramatische Auswirkungen auf die demographische Entwicklung,
die sich noch verschärfen werden, weil immer weniger junge Menschen am
Erwerbsleben teilnehmen. Umgekehrt muss dies dazu führen, dass mehr ältere
Menschen länger arbeiten müssen und der Frauenanteil sich erhöht. (nach:
Brüdern-Rundbrief, Aug./Sept. 2010, S. 28 f.) Auch hier erleben wir wieder, wie
Gott sich an sein Wort hält: Was der Mensch sät, das wird er ernten; wer auf
sein Fleisch sät, der wird vom Fleisch das Verderben ernten. Die Pille
verhindert die Umsetzung der Anordnung Gottes: Seid fruchtbar und mehret euch
und erfüllet die Erde. und ist zugleich eine der Wegbereiterinnen einer immer
mehr um sich greifenden Unmoral und Sittenlosigkeit. Abtreibung ist Mord,
staatlich geförderter Mord. Gott lässt all dies nicht ungestraft. Nach einer
weltlichen Statistik ist die Folge der Abtreibung unter anderem, dass damit
auch, nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung, etwa 200.000 bis 300.000 zukünftige
Unternehmer umgebracht wurden, die wiederum etwa eine Million Arbeitsplätze
geschaffen hätten.
Zur
römisch-katholischen Kirche:
Bischof Mixa zurückgetreten: Der Missbrauchsskandal hat Mitte April 2010 ein erstes
prominentes Opfer gefordert: Der römisch-katholische Augsburger Bischof Mixa,
dem körperliche Gewalt gegen Kinder und Unregelmäßigkeiten mit kirchlichen
Geldern vorgeworfen wird, hat seinen Rücktritt angeboten, der relativ schnell
auch vom Papst angenommen wurde. Die hierarchisch-zentralistische Ordnung der
römisch-katholischen Kirche macht es dabei unmöglich, dass er sein Amt
niederlegt, vielmehr muss der Papst den Rücktritt bestätigen (was, wie man am
Beispiel Irland sieht, sonst Jahre in Anspruch nehmen kann). Nun sind die
Vorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden, wenn sie zutreffen, allerdings derart,
dass sie seine Entfernung aus dem Amt vollauf notwendig machen. An jemand, der
als Christ in herausragender Position steht, werden berechtigterweise strenge
Maßstäbe angelegt; er selbst sollte die biblischen Maßstäbe, die er vertritt,
auch an sich selbst anlegen.
Was aber in diesem Fall noch dazu kommt
ist, dass er als sehr konservativer römischer Bischof der offiziellen Meinung
in der Bundesrepublik Deutschland oftmals nicht gefallen hat. So sehr
einerseits es in Ordnung ist, dass diese Vorfälle aufgeklärt und Konsequenzen
gefordert werden, so sehr muss aber auch gefragt werden dürfen, warum gerade im
Blick auf diesen Mann solche Recherchen angestellt wurden, nicht auch im Blick
auf andere, liberale Personen (im Blick auf die Odenwaldschule z.B. wird ja
immer wieder versucht, die Reformpädagogik gegen berechtigte Kritik zu
verteidigen).
Der gesamte Missbrauchsskandal, gerade auch
in der sexuellen Dimension, zeigt aber auch, wie verlogen, und zwar über
Jahrhunderte, die römisch-katholische Sexualmoral ist. Offiziell sehr streng,
mit zumindest teilweise biblischen Maßstäben, in der Praxis aber, bedingt u.a.
durch den antichristlichen Zölibat, sehr liberal und alle möglichen sexuellen
Verfehlungen deckend, unter den Teppich kehrend (bis hin zu Einrichtungen für
die Kinder von Priestern, Mönchen und Bischöfen). Homosexualität ist, entgegen
den offiziellen Verlautbarungen, in der römisch-katholischen Kirche unter
Priestern und Mönchen weit verbreitet. Und – auch wenn dies in der öffentlichen
Debatte ausgeblendet wird – Homosexualität und der sexuelle Missbrauch
Schutzbefohlener stehen in einem Zusammenhang. (Gerade die Reformpädagogik, wie
sie an der Odenwaldschule praktiziert wurde, mit einer „erotischen Dimension
der Pädagogik“, ist schon seit etwa 1900 stark von homosexuellen Neigungen
beeinflusst.) Und: Erzwungener Verzicht auf das von Gott geschenkte
heterosexuelle Leben führt oft zur Homosexualität (wie es auch der Anstieg der
Homosexualität im und nach dem ersten Weltkrieg zeigt, nicht zuletzt bei
Angehörigen der Freikorps und der paramilitärischen Verbände, der Angehörige in
den Schützengräben des ersten Weltkriegs gelegen hatten). Dazu kommt noch die
kulturelle Emanzipation der Homosexualität seit der 68er Bewegung, gegen Gottes
Ordnung, die Homosexualität als Greuelsünde deklariert, die unter das
natürliche Recht fällt und daher auch an den Heiden gestraft wird. Der
Missbrauchsskandal, der in seiner Breite viel weiter ist, da der größte Teil
des Missbrauchs im Verwandten- und Bekanntenbereich stattfindet, zeigt einen
Abgrund nicht nur in der römisch-katholischen Kirche, sondern in der
Gesellschaft überhaupt.
Eine grundlegende Heilung kann nur
geschehen durch eine umfassende Erweckung, eine umfassende Rückkehr zu den
biblischen Werten, Buße und Umkehr zu Jesus Christus, dem Heiland und HERRN
aller Menschen.
Was im Zusammenhang mit dem
Kindesmissbrauchsskandal – um den es interessanterweise nach dem Rücktritt
Mixas relativ still wurde – zunächst verschwiegen, nun aber doch in etlichen
Medien, sogar dem „Spiegel“ öffentlich gemacht wurde, ist die Tatsache, dass
gerade die 68er Bewegung, und in ihrem Gefolge die Grünen, ein ganz typisches
Kind der 68er, das Verbot des sexuellen Umgangs mit Kindern kippen wollten (und
wollen), zumindest aber das Alter für sexuellen Verkehr (in der Bundesrepublik
Deutschland momentan bei 14 Jahren) stark absenken wollen, wie auch der
EU-Abgeordnete der französischen Grünen, Daniel Cohn-Bendit, erst kürzlich
wieder betonte. Auch hier wird deutlich: wo Gottes Wort abgelehnt wird, da
fallen auch die von Gott gesetzten Werte und Normen, da gibt es dann
schließlich kein Halten mehr, und alles endet in moralischem Zerfall und Chaos,
wie es schon die Geschichte antiker Staaten, wie Athen und Rom, zeigt.
Islam
und islamische Welt:
Christen in Somalia: In dem faktisch nicht mehr existenten Staat Somalia
gibt es verstreut kleine christliche Hausgemeinden. Es kommen auch immer wieder
Menschen zum rettenden Glauben an Jesus Christus. Das ist für sie allerdings
lebensgefährlich, da der Alltag in diesem Land von rivalisierenden Banden
beherrscht wird, die zum Teil radikalislamisch sind, wie die Miliz Al-Shahab.
Nachdem die Ehefrau eines der Anführer dieser Terrorbande zum rettenden Glauben
an Jesus Christus gekommen war, zwang ihr Mann sie unter Folter, ihr
mitzuteilen, von wem sie die Bibel erhalten hatte. Danach schickte er Männer zu
dem Haus dieses Mannes, um ihn umzubringen. Weil er selbst nicht zu Hause war,
fesselten sie seine beiden ältesten Söhne (12 und 11 Jahre alt), zerrten sie
aus dem Haus und enthaupteten sie. Immer wieder werden in Somalia von
islamischen Milizen Christen ermordet. (nach: Stimme der Märtyrer, 4/2010, S.
12)
In
Jowhar, 90 km nördlich von Mogadischu, hat die islamistische Al-Shahab-Miliz
Schulglocken verboten, weil sie an Kirchenglocken erinnern würden. Diese Miliz
will die Sharia durchsetzen und Somalia von Christen „säubern“. (nach:
Informationsbrief Nr. 261, 08/2010, S. 2 f.)
Marokko weist christliche Helfer aus: Der marokkanische Staat hat 70 ausländische Christen,
Mitglieder von Hilfsorganisationen, die teilweise schon Jahrzehnte in dem Land
arbeiten, ausgewiesen. Es wird wohl befürchtet, dass durch das Wirken der
Christen Menschen aus dem Islam zum rettenden Glauben an Jesus Christus finden.
(nach: Informationsbrief Nr. 261, 08/2010, S. 4)
Pastor im Iran entführt: Am 2. Februar 2010 wurde Wilson Issavi, Pastor der
Assyrisch-Evangelischen Kirche von Kermanshah, während er bei Freunden in Isfahan
war von Beamten des iranischen Geheimdienstes mitsamt dem Gastgeberehepaar und
einer weiteren Besucherin verhaftet. Seitdem fehlt jede Spur von ihm; seine
Familie hat keinerlei Auskunft erhalten. Die Behörden hatten die Sanierung des
historischen Kirchengebäudes in Kermanshah verboten und es schließlich im
Januar 2010 geschlossen. Es war die einzige geöffnete Kirche in der Region. (nach:
Stimme der Märtyrer, 4/2010, S. 8.) (Diese Vorgehensweise ist typisch für den
Islam: Christliche Kirchen werden nicht direkt verboten, aber eine Reparatur
der Gebäude, selbst das Streichen der Fensterrahmen, ist nur mit behördlicher
Genehmigung möglich, die zumeist nicht erteilt wird, weil es das Ziel ist, dass
die Kirchen verfallen sollen und so auch die Gemeinde schrumpft und schließlich
untergeht.)
Religiöse muslimische Jugendliche neigen
stärker zur Kriminalität: Gemäß einer
Studie des Kriminologischen Instituts Niedersachsen neigen junge Muslime umso
mehr zur Kriminalität, Gewaltbereitschaft, je religiöser sie sind, und zwar bei
männlichen Muslimen. In der Studie wurde ein Vergleich angestellt mit Migranten
anderer Religionen, die entsprechend wesentlich weniger aggressiv sind. Hier
ist vielmehr eine gegenläufige Tendenz festzustellen: Je christlicher
Jugendliche sind, desto weniger neigen sie zur Kriminalität. Der
Institutsleiter bestätigte dabei, dass das muslimische Männlichkeitsbild eine
Machokultur fördert. Der türkischstämmige Religionswissenschaftler Rauf Ceylan
hatte bereits festgestellt, dass die große Mehrzahl der Imame ein
entsprechendes (von Koran und Hadithen gedecktes) Bild verbreiten (nach: Focus
online, 06.06.2010).
Welche
Folgerungen wird die Politik daraus ziehen? Wahrscheinlich keine. Sie wird
diese Studie nach Möglichkeit totschweigen, weil sie nicht in ihre political
correctness passt. Denn konsequent hieße es ja, dass dieses Männlichkeitsbild
nicht nur einer bestimmten Kultur entspringt, sondern Koran und Hadithen – und
damit einfach islamisch ist. Damit aber müsste man ja zugeben, dass der Islam nicht
integrierbar ist und daher die Muslime letztlich in islamische Länder
zurückzuführen wären.
-
Sckerl, Roland: Anmerkungen zur Offenbarung Jesu Christi an Johannes. 99 S. Spiralbindung.
€ 4,80. Die Offenbarung unseres HERRN an seinen Lieblingsjünger, das
letzte Buch der Bibel und einzige prophetische des Neuen Testaments, hat
aufgrund seiner Bildrede immer wieder viele Spekulationen in der Auslegung
hervorgerufen, nicht zuletzt durch chiliastische Kreise, die ein besonderes
tausendjähriges Friedensreich Christi auf Erden erwarten. Hier wird nun
versucht, die Darlegungen aufgrund der anderen endzeitlichen Aussagen der Bibel
in den hellen Stellen, vor allem bei Daniel und in Jesu Endzeitreden, auf biblisch-lutherischer
Grundlage auszulegen.
1
vgl. Georg Stöckhardt: Die biblische Geschichte
des Alten Testaments.
2 vgl. Gerhard Maier: Das dritte Buch Mose. 3. Aufl. Wuppertal: R. Brockhaus Verlag. 2002. (Wuppertaler Studienbibel. Reihe: Altes Testament.) S. 50
3
vgl. Karl Friedrich Keil: Handbuch der biblischen
Archäologie. Erste Hälfte. Frankfurt a.M. und Erlangen: Verlag von Heyder und
Zimmer. 1858. S. 411 f.
4 vgl. Maier: a.a.O., S. 59
5 vgl. Keil, a.a.O., S. 241 f.
6 vgl. Stöckhardt: a.a.O., S. 114
7 vgl. Stöckhardt, ebd.; Keil, a.a.O., S. 240
8 vgl. Stöckhardt, a.a.O., S. 115
9 vgl. Keil, a.a.O., S. 239
10 vgl. Keil, a.a.O., S. 239 f.
11 vgl. dazu: Hans-Lutz Poetsch: Grundsätze evangelistischer Verkündigung. Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Heinrich Harms. 1981. S. 18-20; Hans-Lutz Poetsch: Theologie der Evangelisation. Bremen: Verlag Stelten & Co. 1967. S. 36-38
1 Es ist bezeichnend, dass seit der Aufklärung in den meisten Gesangbüchern, bis in die heutige Zeit, diese Zeile geändert ist in „Und steure deiner Feinde Mord“. Aber gerade die heutige Zeit macht die Wahrheit dieser Aussage Luthers nur umso deutlicher.