Beständig in der Apostel
Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet! Apg. 2,42
DER BEKENNTNIS-
LUTHERANER
Lutherisches Blatt für
Bibelchristentum.
Mit Zustimmung der Lutherischen
Kirchen der Reformation (Lutheran Churches of the Reformation, LCR)
herausgegeben von Roland Sckerl,
Leopoldstr. 1, D-76448 Durmersheim; Tel.:07245/83062;
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17. Jahrgang 2009 Heft 3/2009
Inhaltsverzeichnis
Die
Grundsätze der Hermeneutik sind unwandelbar
Sola scriptura oder prima scriptura?
Anmerkungen
zur Rede Barack Obamas an die Muslime vom 04.06.2009
Von
Pastor Kenneth K. Miller
Übersetzt von Roland Sckerl
Die letzten zweihundert Jahre waren für die
Menschheit Jahre der Entdeckung. Gott bewirkte, dass Himmel und Erde viele
ihrer Geheimnisse dem Menschen preisgeben mussten. Im Bereich der biblischen
Wissenschaften gab es Entdeckungen von Städten, Ländern und ganzen
Zivilisationen des Altertums, die zuvor unbekannt waren, und wir haben viel
Licht auf die Zeiten und Orte, in welchen die Glaubenshelden lebten.
Phantastische Mengen an geschriebenem Material sind auch zum Vorschein gekommen.
Während einst angenommen wurde, dass das neutestamentliche Griechisch eine
besondere Sprache des Heiligen Geistes gewesen sei, die nie von wirklichen
Menschen gesprochen wurde, ist es nun allgemein bekannt, dass das Neue
Testament in der Sprache der Menschen geschrieben wurde, der Sprache, die
überall im Römischen Reich gesprochen wurde. Ebenso war das Hebräisch des Alten
Testaments, wenn es auch keine Weltsprache war, viele Jahrhunderte bekannt und
wurde gesprochen. Beide Sprachen folgten bestimmten Regeln der Grammatik und
des Satzbaus, und Wörter hatten eine festgelegte Bedeutung. Da jetzt so viel
Information verfügbar ist, sollte man normalerweise meinen, dass wir jetzt mehr
über die Bibel wissen als jemals zuvor. Aber das ist nicht der Fall. Es ist gerade
in diesem Zeitalter, in dem wir mehr Information haben als wir verarbeiten
können, dass das „hermeneutische Problem“ sehr wichtig geworden ist. Warum ist
das so?
Es gibt ein Problem in der Hermeneutik heute
aus genau dem gleichen Grund, aus dem wir Probleme im moralischen Bereich
haben: Es hat in der Religion eine Revolution gegeben. Jeder Aspekt des
Glaubens und Lebens wurde berührt von der weltweiten Flucht von der Bibel. So,
wie es heute eine „neue Moral“ gibt, die keine Verwendung mehr hat für
bleibende Standards und Normen, so gibt es auch eine „neue Hermeneutik“, die
tatsächlich keine Verwendung hat für die Bibel als Standard und Norm.
Hermeneutik wird im Lexikon definiert als „die Wissenschaft der Auslegung und
Erklärung“. Sie besteht aus einem Satz von Regeln oder Grundsätzen, um die
Bedeutung von Wörtern herauszufinden. Wenn wir also von einer „neuen
Hermeneutik“ hören, so würden wir normalerweise an einige neue Regeln denken,
die entdeckt oder zumindest angenommen wurden. Wir könnten auch denken, dass
neue Information Bibelarbeiter veranlasst hätten, einige der alten Regeln zu
ändern. Ist das der Fall? Einige denken so. Wir nicht. Wir glauben, dass die Grundsätze der Auslegung unwandelbar sind, und
das aus verschiedenen Gründen. Der erste und wichtigste Grund ist:
I. Die
Grundsätze der biblischen Hermeneutik sind aus der Bibel selbst genommen.
Wenn „wir auch reden, nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren
kann, sondern mit Worten, die der Heilige Geist lehrt, und richten geistliche
Sachen geistlich“ [1. Kor. 2,13], dann ist es ziemlich sicher, dass auch nur
solche Bedeutungen finden werden, die der Heilige Geist in die Wörter gelegt
hat.
A) Das, was der Heilige Geist ausdrückt,
kann nur aus seinen Worten gefunden werden; und die Regeln, um sein Wort zu
studieren, müssen aus seinen Worten selbst kommen. Wir haben nicht das Recht,
andere Regeln anzuwenden als mit denen er selbst arbeitet. Wenn, zum Beispiel,
das Wort Gottes uns sagt, dass die Worte „Ich bin der Gott Abrahams und Isaaks
und Jakobs“ (Matth. 22,32; 2. Mose 3,6) die Auferstehung der Toten lehren, dann
haben wir nicht das Recht zu erklären, dass dies eine nicht zulässige Auslegung
der alttestamentlichen Stelle sei. Da es sein Buch ist, so kann er, und nur er,
uns sagen, was es aussagt. Eine grammatische Regel oder die Definition eines
Wortes kann, wenn sie weltlichen Gebrauch genommen wurde anstatt vom Wort
Gottes, uns nie eine sichere und endgültige Bedeutung geben, sondern nur eine
mögliche, die damit keinerlei bindende Kraft hat. Die wichtigste grundlegende
Regel der Hermeneutik ist daher, dass „Gottes Wort soll Artikel des Glaubens
stellen und sonst niemand, auch kein Engel“ (Schmalk. Artikel, Trigl. S. 467).
Und auch sie kommt direkt aus dem Wort Gottes. „Aber so auch wir oder ein Engel
vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, als das wir euch gepredigt
haben, der sei verflucht!“ (Gal. 1,8).
B) Eine zweite Regel ist der wohlbekannte
Grundsatz: Es gibt nur einen buchstäblichen Sinn (sensus literalis unus est). Das ist nicht nur eine Schlussfolgerung
oder Annahme, sondern eine Schriftwahrheit. Salomo sagt: „Der Hasser verstellt
sich mit seiner Rede, aber er im Herzen ist er falsch.“ (Spr. 26,24, rev. Lutherbibel).
‚Verstellen’ meint ‚in die Irre führen’, etwas aussprechen, das dem eigenen
Denken fremd ist, eine Sache sagen und eine andere Denken. Das ist etwas, das
Gott gewiss nie tun würde, auch nie erlauben würde, dass seine Jünger es tun.
So befiehlt er, dass Diakone ehrbar sein müssen, „nicht zweizüngig“. (1. Tim.
3,8). Außerdem droht der HERR, diejenigen auszurotten, , die „heucheln und
reden aus zwiespältigem Herzen“ (Ps. 12,3, rev. Lutherbibel). Ist es dann
möglich, dass er eine Sache sagen und dabei eine völlig andere im Sinn haben
sollte? Könnte es einen sensus plenior
geben, einen völligeren Sinn einer Stelle, der nicht in den Worten selbst zu
finden wäre? Kaum. Die Wörter des HERRN sind ganz und gar treffend, geeignet
(„ein Wort, geredet zur rechten Zeit“, Spr. 25,11; vgl. Ps. 119,127) und
eindeutig. Sie sind „lauter, wie durchläutertes Silber im irdenen Tiegel,
bewährt siebenmal“ (Ps. 12,7). Es ist ja richtig, manchmal wünschten wir, der
HERR würde ein klein wenig klarer reden, und wir denken an Wege, wie wir seine
Gedanken besser ausgedrückt haben würden. Im Blick auf die Kindertaufe, zum
Beispiel, habe ich manchmal gewünscht, dass er in so vielen Worten gesagt
hätte: Bring deine Kinder, damit sie getauft werden. Aber wenn wir so denken,
drücken wir unsere eigene sündige Ungeduld und Faulheit aus. Der Heilige Geist
hat alles sehr klar dargelegt, um uns zur Seligkeit zu unterweisen und
geschickt zu machen zu allem guten Werk [2. Tim. 3,15.17].
C) Ein dritter grundlegender Grundsatz
ist die Lehre von der Klarheit der Schrift. Wir dürfen nie annehmen, dass
die Botschaft der Bibel zu dunkel sei, um herausgefunden zu werden, oder dass
wir das Wort Gottes völlig missverstanden hätten. So lange wir am Wort Gottes
bleiben, erkennen wir die Wahrheit und sind seine Jünger. Joh. 8,31 f. Ohne
Zweifel gibt es einige Stellen oder Abschnitte in der Schrift, die dunkel und
schwierig sind. Etwas anderes zu sagen hieße, dem Wort Gottes selbst zu
widersprechen, denn Petrus sagt, dass in den Briefen von Paulus „sind etliche
Dinge schwer zu verstehen“. 2. Petr. 3,16. Aber zur gleichen Zeit müssen wir
darauf bestehen, dass die Schrift ihr eigener Schlüssel zu Schrift ist. Salomo,
zum Beispiel, führt in sein inspiriertes Buch der Sprüche ein, indem er sagt,
dass sie gerade zu diesem Zweck nützlich seien: „dass die Albernen witzig und
die Jünglinge vernünftig und vorsichtig werden … dass er vernehme die Sprüche
und ihre Deutung, die Lehre der Weisen und ihre Beispiele.“ (Spr. 1,4.6). Wenn
ich darf, so sollte ich hier gerne Luther etwas ausführlicher sprechen lassen.
In Vom unfreien Willen schreibt er
über die Dunkelheit der Schrift folgendes:
„Es hat aber
der Teufel durch solch Vorgeben vom Lesen des göttlichen Worts abgeschreckt und
die heilige Schrift verächtlich gemacht, damit er seine verderblichen Lehren
aus der Philosophie in der Kirche zur Herrschaft brächte. Das gestehe ich
freilich, dass viele Stellen in der Schrift dunkel und verborgen sind, nicht
wegen der Hoheit der Dinge, sondern weil wir die Wörter und Sprachkunst nicht
wissen, aber diese hindern durchaus nicht die Erkenntnis aller Dinge in der
Schrift. Denn was kann in der Schrift noch übrig sein, das noch tief verborgen
wäre, nachdem die Siegel gebrochen und der Stein von der Tür des Grabes gewälzt
ist und das allerhöchste Geheimnis offenbart ist, dass Christus, der Sohn
Gottes, Mensch geworden ist, dass Gott dreieinig und einig ist, dass Christus
für uns gelitten habe und ewiglich regieren werde? Ist dies denn nicht auch in
aller Welt das Allerbekannteste und wird überall gesungen? Nimm Christus aus
der Schrift, was kannst du dann noch weiter in ihr finden?
Daher sind
die Sachen, welche in der heiligen Schrift enthalten sind, alle deutlich
offenbart, wiewohl einige Stellen dunkel sein mögen, weil die Worte noch nicht
bekannt sind. Wenn man aber weiß, dass alle Sachen der heiligen Schrift in das
hellste Licht gestellt sind, so ist es gewiss töricht und gottlos, wegen
weniger dunkeln Worte auch die Sachen dunkel zu nennen. Wenn an einer Stelle die
Worte dunkel sind, dagegen an einer anderen klar, aber ein und dieselbe Sache,
aufs allerdeutlichste der ganzen Welt dargelegt, in der heiligen Schrift das
eine Mal mit hellen Worten geredet wird, das andere Mal aber auch noch
verborgen ist durch dunkle Worte, so liegt doch nichts mehr daran, wenn die
Sache deutlich ist, ob irgendein Zeichen an ihr dunkel ist, während doch viele
andere Zeichen derselben Sache deutlich sind. Wer wird sagen, dass ein
öffentlicher Brunnen nicht am Tage wäre, weil die, welche in einer Nebenstraße
sind, ihn nicht sehen, da ihn alle sehen, die auf dem Markte sind?
Darum ist es
nichts, was du von der Corycischen Höhle beibringst; so verhält er sich nicht
mit der Schrift, und die verborgensten Geheimnisse der höchsten Majestät sind
nicht mehr in der Abgeschiedenheit, sondern vor den Türen und auf freien Plan
gebracht und allen Blicken ausgesetzt, denn Christus hat uns den Verstand
geöffnet, dass wir die Schrift verstehen können. Und „das Evangelium ist aller
Kreatur gepredigt“ [Mark. 16,15], und „sein Schall ist ausgegangen in alle
lande“ [Ps. 19,5], und „alles, was geschrieben ist, ist uns zur Lehre
geschrieben“ [Röm. 15,4], desgleichen [2. Tim. 3,16]: „Alle Schrift von Gott
eingegeben ist nütze zur Lehre.“ Darum du und alle Sophisten, macht euch daran
und bringet nur irgendein Geheimnis vor, welches in der heiligen Schrift noch
verborgen ist. …
So dienen
auch deine Beispiele, welche du anfügst, und zwar sind sie nicht unverdächtig
und nicht ohne scharfen Stachel, nichts zur Sache, wie das von der
Unterscheidung der Personen, von der Vereinigung der göttlichen und
menschlichen Natur, von der Sünde, die nicht vergeben werden kann, deren
Zweideutigkeit, wie du sagst, noch nicht beseitigt sei. Wenn du das verstehst
von den Fragen, welche die Sophisten über diese Dinge aufgeworfen haben, was
hat dir die ganze unsträfliche Schrift getan, dass du ihrer Reinheit den
Missbrauch der verruchten Menschen vorwirfst? Die Schrift bekennt einfach die
Dreieinigkeit Gottes und die Menschheit Christi und die Sünde, die unvergebbar
ist. Hier ist nichts von Dunkelheit oder Zweideutigkeit. Wie es damit aber
zugehe, sagt die Schrift nicht, wie du vorgibst, und es ist auch nicht nötig zu
wissen. Die Sophisten behandeln hier ihre Träume; die beschuldige und verdamme
und sprich die heilige Schrift frei. Wenn du es aber verstehst vom Wesen der
Sache selbst, so beschuldige wiederum nicht die Schrift, sondern die Arianer
und diejenigen, welchen das Evangelium verdeckt ist, dass sie die klarsten
Zeugnisse von der Dreieinigkeit Gottes und der Menschheit Christi durch Wirkung
des Teufels, ihres Gottes, nicht erkennen.
Und dass ich
es kurz sage, es ist eine zweifache Klarheit der Schrift, wie auch eine
zweifache Dunkelheit; eine, die äußerliche, liegt im Dienste am Wort, die
andere liegt in der Erkenntnis des Herzens. Wenn du sprichst von der inneren
Klarheit, so versteht kein Mensch auch nur ein Pünktlein in der heiligen
Schrift, wenn er nicht den Geist Gottes hat, denn alle haben ein verdunkeltes
Herz, so dass, wenn sie auch reden und alles aus der Schrift vorzutragen
verstehen, sie doch davon nichts merken oder wahrhaft erkennen. Denn sie
glauben auch nicht, dass ein Gott sei und dass sie Kreaturen Gottes sind, noch
irgendein anderes, wie der 14. Psalm [V. 1] sagt: ‚Die Toren sprechen in ihrem
Herzen: Es ist kein Gott.’ Denn der Heilige Geist ist nötig, um die ganze
Schrift und irgendeinen Teil derselben zu verstehen. Wenn du von der äußeren
Klarheit sprichst, so ist durchaus nichts dunkel oder zweifelhaft geblieben,
sondern alles ist durch das Wort an das hellste Licht hervorgebracht und in der
ganzen Welt kund getan, was auch immer in der Schrift enthalten ist.“ (Walch 2,
Bd. XVIII, Sp. 1681-82.1683-84)
D) Wenn daher ein Teil der Schrift
„schwer zu verstehen“ ist, so liegt der Grund an unserem Mangel an
Gelehrsamkeit und an unserer Unbeständigkeit, wie der Apostel sagt; und der
Weg, die Dunkelheit zu überwinden, ist der, zu den Grundlagen zurückzukehren,
sie gründlich zu lernen und in ihnen beständig und gegründet zu werden, uns von
unserer eigenen Vernunft abzukehren und zu dem Abschnitt mit Gottes eigenem
Licht zurückzukehren. So wird dann ein vierter Grundsatz aus der Bibel selbst
erstellt, nämlich, dass die dunklen Stellen im Licht der hellen ausgelegt
werden müssen. Friedrich Schleiermacher, ein Vater des modernen
Liberalismus, denn er war ganz und gar gegen Dogmatik und dogmatische
Formulierungen, widerspricht hier und behauptet, dass kein Abschnitt über eine
gegebene Sache wirklich klar sei, bis nicht jeder
Abschnitt, der davon handelt, ausführlich erörtert und geklärt ist. Er sagt,
„Die Lehre als ein Ganzes kann nicht richtig erörtert werden, bis nicht jeder
Abschnitt geklärt ist.“1 Als
Antwort könnten wir erwähnen, dass den schwachen Christen gesagt wird, dass sie
Milch anstatt fester Speise benötigen, für die sie schon bereit sein sollten;
sie müssen zu den ersten Grundsätzen zurückkehren, Hebr. 5,11-13.
Bevor wir diesen Bereich der Klarheit der
Schrift verlassen, sollte erwähnt werden, dass das Argument vorgebracht wurde,
dass die Bibel zwar klar in sich selbst sei, dass wir aber, die wir schwache,
sündige menschliche Wesen sind, die immer dazu neigen zu irren, dieses klare
Buch nicht verstehen können; es sei zu hoch für uns. Es ist wahr, dass es
menschlich ist zu irren, und wir müssen zustimmen, dass viele im Verstehen der
Schrift ernsthaft geirrt haben. Aber die Bibel selbst lehrt, dass ihre Aussagen
nur denen verborgen sind „die verloren gehen … die nicht glauben“. 2. Kor.
4,3-4. Und in einer positiveren Weise sagt sie: „Das Zeugnis des HERRN ist
gewiss und macht die Albernen weise … Die Gebote des HERRN sind lauter und
erleuchten die Augen.“ Ps. 19,8-9. Da, wo Glauben ist, der ja selbst eine
Frucht des Wortes Gottes ist, da ist dann auch die Bibel kein dunkles Buch
mehr, auch wenn einige Abschnitte noch für eine Zeit verborgen bleiben mögen.
E) Ein anderes Beispiel des sola scriptura-Grundsatzes in der
Hermeneutik bezieht sich auf die Auslegung von Gleichnissen. Hier gibt
es eine dreifache Regel: 1) Suche die geschichtliche Veranlassung und die
Absicht des Gleichnisses. 2) Betrachte gewissenhaft die verschiedenen Merkmale
der Geschichte. 3) Stelle alles zusammen unter dem aktuellen Vergleichspunkt,
der sich durch den Skopus ergibt, und lass deine Aufmerksamkeit nicht durch
einzelne Züge vom Hauptpunkt abgelenkt werden. (Wenger, Hermeneutics notes,
Springfield, Illinois, handschriftlich). Dies ist gemäß dem Beispiel unseres
HERRN selbst, der einige seiner eigenen Gleichnisse auslegte, wie das Gleichnis
vom Sämann. Terry beobachtete in diesem Fall richtig wie folgt:
„Jesus gibt
besondere Bedeutung dem Sämann, dem Feld, dem guten Samen, dem Unkraut, dem
Feind, der Ernte und den Schnittern, auch dem schließlichen Verbrennen des
Unkrauts und dem Einsammeln des Weizens. Aber wir sollten auch in Betracht
ziehen, dass er den Menschen, die schlafen, keine
Bedeutung beimisst, auch nicht dem Schlafen selbst, auch nicht dem Aufgehen des
Weizens und der Frucht, die er trägt, ebenso nicht den Dienern des Hausherrn
und den Fragen, die er stellt. Sie sind nichts als zufällige Teile des
Gleichnisses und nur notwendig zu einem guten Ausfüllen der Erzählung. Wenn man
versuchen würde, ihnen eine besondere Bedeutung zuzumessen, würde man die
Hauptaussage nur verdunkeln und verwirren. Wenn wir also wissen wollen, wie wir
alle Gleichnisse auslegen sollen, sollten wir achthaben darauf, was unser HERR
ausließ wie auch darauf, worauf er das Gewicht legte in diesen Ausführungen,
die uns als Vorbild gegeben sind; und wir sollten nicht bestrebt sein, eine
verborgene Bedeutung in jedem Wort und jeder Anspielung zu finden.“ (Milton S.
Terry: Biblical Hermeneutics, 2nd Edition, 1911, S. 196).
Das wird nicht nur unterstützt durch das
Beispiel Jesu, sondern auch durch, was er über seine Gleichnisse sagt. Seine
Jünger fragten ihn: „Warum redest du zu ihnen durch Gleichnisse? Er antwortete
und sprach: Euch ist’s gegeben, dass ihr das Gleichnis des Himmelreichs
vernehmt; diesen aber ist’s nicht gegeben.“ (Matth. 13,10 f.) Die Gleichnisse
sind also nicht in der Absicht gegeben, eine genaue Bildrede zu sein, so jedes
Ding für etwas anderes steht, sondern eine klare Ausführung bedeutender
Wahrheiten des Reiches Gottes. Der Hauptpunkt des Gleichnisses ist das
entscheidende Element; soweit die Einzelheiten der Erzählung ihm dienen,
sollten sie ausgeführt werden; wenn sie aber nur rein zufällig sind, dürfen sie
nicht den „Geheimnissen des Himmelreichs“ in den Weg treten.
F) Lasst uns ein anderes Beispiel nehmen.
Wir wissen alle, dass die Bibel Anthropomorphismen enthält: Von Gott
wird so gesprochen, als hätte er menschliche Charakterzüge. Hier gibt es zwei Denkschulen.
Die eine sagt, dass dies nur Sprachfiguren sind, um einige Eigenschaften Gottes
zu zeigen. Die andere sagt, dass sie wörtlich genommen werden müssen und dass
wir uns die Schreiber der Bibel als einfache Menschen vorstellen müssten, die
tatsächlich dachten, dass ihr Gott Arme, Augen, Ohren usw. hätte – in einer
Weise, ähnlich den Griechen mit ihren Göttern. Welche ist richtig? Die Bibel
entscheidet. In 2. Chr. 32 finden wir Hiskia, der von Sanherib und seinem Heer
bedroht wird, wie er den Juden versichert: „Mit ihm ist ein fleischlicher Arm,
mit uns aber ist der HERR, unser Gott, dass er uns helfe und führe unsern
Streit.“ [V. 8]. Es ist keineswegs willkürlich, dass wir diese Ausdrücke
Anthropomorphismen nennen. Die Schrift selbst verlangt es, dass wir sie so
annehmen.
G) Ein anderes Beispiel liegt fertig auf
der Hand im Gesetz des Zusammenhangs. Man muss immer einen Text in
Übereinstimmung mit seinem Zusammenhang (Kontext) auslegen. Wenn man es anders
machen würde, würde man behaupten, dass Gott sich selbst widerspräche und lüge,
obwohl doch „Gott nicht lügen kann“ (Tit. 1,2). So beachtet Paulus Gal. 3 den
historischen Zusammenhang der Verheißung an Abraham und zeigt an, dass sie 430
Jahre vor dem Gesetz gegeben wurde und dass sie daher unabhängig sein muss von
irgendeiner Bedingung des Gesetzes. Ein bekanntes Beispiel wird in unseren
lutherischen Bekenntnissen erwähnt. Im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen
verstehen einige Ausleger unter dem Acker die Kirche, um so ihre Idee, dass die
Kirche eine sichtbare Körperschaft sei, zu unterstützen. Jesus jedoch erzählt
uns einige Verse weiter, dass der Acker die Welt ist. Ihre Auslegung ist daher
falsch. Sie kann nicht aus dem Text abgeleitet werden, da sie nicht mit dem
Zusammenhang übereinstimmt, auch nicht mit dem Skopus oder der Absicht des
Zusammenhanges in dem es gefunden wird, in unserem Fall das Gleichnis und die
anderen, die es umgeben.
Es gibt heute zwei hervorstechende
Missbräuche dieses Grundsatzes. Der erste ist, dass der Text nichts aussagen
darf über das hinaus, was der Kontext aussagt. Diesen Missbrauch finden wir vor
allem in Verbindung mit den messianischen Prophezeiungen im Alten Testament.
Wenn wir 1. Mose 3,15 auslegen, so wird uns gesagt, wir dürften den Text nichts
über einen Erlöser sagen lassen, da dies dem Zusammenhang fremd sei, der ein
Zusammenhang mit Verfluchen und irdischen Vorgängen wie Schlangen und
Kindergebären sei. Wir dürften nicht mehr hineinlegen. Wir hören die gleiche
Art von Anmerkung über Jesaja 7,14: „Eine Jungfrau wird schwanger werden und
einen Sohn gebären.“ Aber unser HERR hat nirgends gesagt: „Der Gedankengang des
Kontexts wird nicht vergehen“; sondern er sagt: „Meine Worte werden nicht
vergehen.“ Wir müssen die Wörter gewissenhaft untersuchen, um herauszufinden,
was sie sagen. Daher ist es eine Vergewaltigung des Gesetzes vom Zusammenhang,
wenn jemals irgendjemand darauf bestehen würde, dass ein bestimmtes Buch der
Bibel nur für die, sagen wir, Korinther und Griechen, geschrieben worden sei
und für niemand anders, und dass daher keine Ordnungen oder Verheißungen
darinnen uns heute etwas angingen. Wir sind nicht nur irgendwelche Betrachter,
die bezeugen, was der heilige Schreiber jemand anders schrieb. Wir sind
vielmehr mit ihnen verbunden, wenn auch nicht in allen Dingen, und werden oft
mit ihnen angesprochen, so, wenn Paulus den 1. Korintherbrief damit beginnt,
dass er sich nicht nur wendet an „die Gemeinde Gottes in Korinth“, sondern auch
an „alle die, die anrufen den Namen unsers HERRN Jesus Christus an allen ihren
und unsern Orten“. So auch, wenn wir in Matth. 18 die Worte lesen „Sage es der
Gemeinde“, so können wir nicht einfach kurz den Kontext überfliegen und
feststellen, dass dies gesprochen wurde, bevor die Gemeinden entstanden waren,
und dann daraus schließen, dass „Ortsgemeinden“ nicht gemeint sein könnten.
Unabhängig davon, was der Zusammenhang enthalten mag, so meinte Jesus nichts
anderes als die Ortsgemeinde. Es macht keinerlei Unterschied, dass seine Jünger
noch nicht von einer solchen Einrichtung wussten und er dieses Thema noch nicht
besprochen hatte. Er erwähnt sie jetzt, und sie wussten es jetzt, weil Jesus
jetzt davon gesprochen hatte. Und in der Erzählung in 1. Mose macht es keinen
Unterschied, dass der Messias noch nicht erwähnt worden war noch irgendetwas
über ihn. Er wurde jetzt erwähnt im Protevangelium. Der Text kann allerdings
mehr sagen, als der Kontext enthält.
Umgekehrt ist es auch ein Missbrauch, wenn
der Text den Skopus des Zusammenhangs so einschränkt, als dürfe das Kapitel
nicht mehr aussagen als der Vers. Dies geschieht, wenn ein Vers losgelöst von
seinem Zusammenhang zitiert wird, ein Vorgang, der auch von der Schrift
verdammt wird. Als der Teufel den Psalm 91 zitierte in seinem Bemühen, Christus
zur Sünde zu verführen, führte er nur solche Verse an, die von dem Schutz
handelten, den die Engel geben; aber absichtlich ließ er jeden Bezug zu dem
Wesen der Menschen aus, denen die Verheißung gilt. Die unmittelbar folgenden
Verse lauten: „Er begehrt mein, so will ich ihm aushelfen.“ Das Zitat, wenn es
als richtig angenommen worden wäre, wäre so zu einem Psalm geworden, der zu
fleischlicher Sicherheit ermutigt. Es ist wichtig, dass ein Abschnitt und sein
Zusammenhang in Übereinstimmung sind; aber der Zusammenhang fügt oft etwas
hinzu. So, wenn Salomo in 1. Chr. 17,11-14 erwähnt wird, schließt dies nicht
aus, Jesus zu erwähnen, den größeren Sohn Davids.
H) Schließlich ist auch der Grundsatz, dass
wir genau unterscheiden müssen, wenn wir die Schrift lesen, ein biblischer Grundsatz.
Wir zitieren erneut Salomo, der schrieb: „Dass die Unverständigen klug und die
Jünglinge vernünftig und besonnen werden.“ Spr. 1,4 (rev. Lutherbibel). Paulus
befiehlt gleichermaßen, dass wir alle „einerlei Rede“ führen und „haltet fest
aneinander in einem Sinn und einerlei Meinung“, 1. Kor. 1,10. Diese Einheit ist
nicht beschränkt auf eine Einheit in der Lehre und Treue, sondern erfordert
auch Übereinstimmung in den Begriffen, den Kategorien und der Art und Weise der
Rede. Sonst kann nur ein Geplapper herauskommen, wenn jemand von der
Rechtfertigung spricht, wenn er sich auf die Werke bezieht, während ein anderer
von der Heiligung spricht. Nicht nur werden sie nie zur Übereinstimmung kommen,
sondern sie werden auch nie die Bedeutung des Abschnittes herausfinden. Wenn
wir Gottes Wort lesen, müssen wir geistliche Dinge mit geistlichen vergleichen:
Wir müssen unsere Denkweisen denen des Heiligen Geistes anpassen, anstatt dass
wir erwarten, dass er auf unsere Begriffe eingeht. Und wenn wir uns daran machen,
das Wort Gottes sorgfältig zu studieren, so können wir nichts anderes machen,
als ihm in seinen eigenen Begriffen zu begegnen.
II. Die
Grundsätze der biblischen Hermeneutik gründen auf dem universalen Gebrauch der
Sprache und sind daher unwandelbar. Dieser Grundsatz selbst ist auch
biblisch und ist nicht nur eine Vermutung oder vom „allgemeinen Sinn“ genommen.
Walther merkt an: „In 5. Mose 30,11-14 erinnert Mose selbst die Kinder Israel
daran, dass ihnen Gottes Gebot in der Sprache gegeben sei, welche in ihrem Mund
und Herz oder bei ihnen in Gebrauch, ihnen bekannt und geläufig sei.“ (Walther:
Die wahre sichtbare Kirche, S. 81). Und dem Propheten Jesaja wurde befohlen:
„Nimm vor dich einen großen Brief und schreib darauf mit Menschengriffel.“ (Jes.
8,1). Gottes Offenbarung wurde uns in menschlicher Sprache gegeben, und es kann
daher erwartet werden, dass sie den normalen Regeln der Sprache folgt. Wenn dem
nicht so wäre, so bliebe sie unklar und verborgen anstatt offenbar; aber er
sagt: „Ich hab’s nicht im Verborgenen zuvor geredet.“ Jes. 48,16.
Es ist eine
Regel, dass wir die Entscheidung allein dem Grundtext lassen. Luther: „Darum
ist’s gar viel ein ander Ding um einen schlichten Prediger des Glaubens und um
einen Ausleger der Schrift, oder, wie es St. Paulus nennt, einen Propheten. Ein
schlichter Prediger, ist wahr, hat so viel heller Sprüche und Texte durchs
Dolmetschen, dass er Christus verstehen, lehren und heiliglich leben und andern
predigen kann. Aber die Schrift auszulegen und zu handeln vor sich hin, und zu
streiten wider die irrigen Einführer der Schrift, ist er zu gering; das lässet
sich ohne Sprachen nicht tun. Nun muss man je in der Christenheit solche
Propheten haben, die die Schrift treiben und auslegen und auch zum Streit taugen,
und ist nicht genug am heiligen Leben und recht lehren. Darum sind die Sprachen
stracks und allerdinge vonnöten in der Christenheit, gleichwie die Propheten
und Ausleger; ob’s gleich nicht Not ist, noch sein muss, dass ein jeglicher
Christ oder Prediger sei ein solcher Prophet, wie St. Paulus sagt 1. Kor.
12,8.9; Eph. 4,11.“ (Walther, a.a.O., S. 80)
Wir gründen Lehren oder selbst Auslegung
von Versen oder Worten nicht auf irgendeine Übersetzung, wie etwa die
King-James-Version oder die Septuaginta (LXX). Diese können uns hilfreich sein
als Führer, die uns zeigen, wie andere einen Abschnitt verstanden haben. Da
aber die Übersetzungen manchmal irren, so müssen wir vorsichtig sein, wenn wir
sie benutzen. Wir können nie lehrhaft sein und darauf bestehen, dass ein
Abschnitt so und so eine Aussage hat, weil die LXX so übersetzt. Wir müssen auf
dem Grundtext selbst stehen. Das macht die Bibel selbst oft. Im Alten Testament
finden wir das Dekret des Kyrus, wie es in seiner Originalsprache, Aramäisch,
gegeben war. Matthäus zitiert für uns aus dem Alten Testament (1,22 f.): „Das
ist aber alles geschehen, auf dass erfüllt würde, was der HERR durch den
Propheten gesagt hat, der da spricht: Siehe eine Jungfrau wird schwanger werden
und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emmanuel heißen, das ist
verdolmetschet, Gott mit uns.“ In diesem Abschnitt stellen wir fest, dass der
heilige Schreiber das Wort „Emmanuel“ gemäß seiner Etymologie auslegt, indem er
Acht hat auf die Teile, aus denen es besteht. In Hebr. 7,2 finden wir ein
anderes Beispiel. Melchisedek wird hier so erklärt: „Auf’s erste wird er
verdolmetscht ein König der Gerechtigkeit, danach aber ist er auch ein König
Salem, das ist, ein König des Friedens.“
Wenn wir den Grundtext studieren, so beachten
wir die Regeln der Grammatik, haben Acht auf die Formen der Wörter und ihren
Platz im Satz, ihren Syntax. So unterscheidet Paulus zwischen dem Singular und
Plural, wenn er sagt: „Nun ist je die Verheißung Abraham und seinem Samen
zugesagt. Er spricht nicht: durch die
Samen, als durch viele, sondern als durch einen, durch deinen Samen, welcher
ist Christus.“ (Gal. 3,16).
Im heiligen Text achten wir auch auf den
Sprachgebrauch und entsprechende Hinweise. Es gibt Sprechfiguren, Ironie,
Metonymie, rhetorische Fragen, Zugeständnisse, Höhepunkte, Rätsel, Metaphern
und ähnliches, so, wie wir sie in anderer gewandt geschriebener Literatur
haben. So sollten wir nicht überrascht sein, dass wir auch Übertreibung finden,
wo manches um der Wirkung willen über die Wirklichkeit hinaus betont wird. Als
Gideon die Feinde lagern sah, „hatten sie sich niedergelegt im Grunde wie eine
Menge Heuschrecken; und ihre Kamele waren nicht zu zählen vor der Menge, wie
der Sand am Ufer des Meers.“ Ri. 7,12. Und David spricht von Saul und Jonathan
als solchen, die „leichter als die Adler uns stärker als die Löwen“ waren, 2.
Sam. 1,23. Ein anderes Beispiel ist Psalm 6,7: „Ich schwemme mein Bett die
ganze Nacht und netze mit meinen Tränen mein Lager.“ Vergl. Auch Joh. 21,25.
Wir sollten auch nicht überrascht sein,
dass wir auch Bildsprache finden. Im Buch der Offenbarung finden wir oft
symbolische Namen (Babylon), Zahlen, Farben und kostbare Steine und Metalle.
Wir verlassen nicht den buchstäblichen Sinn der Schrift, wenn wir diese als
Bilder annehmen, sondern folgen dem buchstäblichen Sinn. Im ersten Vers des
Buches wird es angekündigt, dass, „was in Kürze geschehen soll“, in einer
bildhaften Sprache vorgestellt werden sollte, in der Form von Zeichen: „und hat
sie gedeutet und gesandt durch seinen Engel zu seinem Knecht Johannes“.
(Offenb. 1,1)
III. Die
Grundsätze der Hermeneutik sind weiterhin auch deshalb unwandelbar, weil
falsche Auslegungen nicht auf den allgemein anerkannten Regeln gründen, sondern
aus schriftwidrigen Lehren oder Voraussetzungen kommen. 1. Mose 1-3 wird
manchmal als ein Bild für den Fall eines jeden Menschen verstanden; aber diese
Auslegung kommt nur zustande, wenn schon vorausgesetzt wird, dass die Kapitel
nicht wahr sein können in dem, was sie wirklich aussagen. Eine falsche Lehre
über die Schrift selbst ist die Grundlage für solch eine Auslegung. Ähnlich ist
es, wenn die Reformierten die Einsetzungsworte so verstehen, dass Brot und Wein
Bilder für Leib und Blut Christi wären, dann ist das nicht aufgrund irgendeiner
grammatischen oder Sprachregel, die so etwas erfordert oder dieses Verständnis
auch nur erlaubt (obwohl sie unaufhörlich auf sie verweisen), sondern der
Anfang ist, ihr Verständnis, dass begrenzte Elemente wie Brot und Wein unmöglich
den unendlichen Christus enthalten könnten, dessen Körper vielmehr irgendwo im
Himmel sei und keineswegs auf Erden.
Krister Stendhal wirft Rechtfertigung und
Heiligung so durcheinander, als er über die Berufenen und Erwählten (Matth.
22,14) schreibt, dass er das gesamte Gleichnis von der königlichen Hochzeit
falsch auslegt, wo die Notwendigkeit des hochzeitlichen Kleides (der
Gerechtigkeit Christi, die durch den Glauben empfangen wird) betont wird. Seine
Schlussfolgerung ist: „Selbstverständlich gewinnt der Begriff „Gerechtigkeit“
eine neue und tiefere Bedeutung im Neuen Testament, die seine Bedeutung aus dem
Alten Testament modifiziert. Aber der Wandel ist nicht von der aktiven zur
zugerechneten Gerechtigkeit, sondern von der niedrigeren zur höheren, und
deshalb ist der Grundsatz der guten Werke eine zentrale Lehre des
Matthäusevangeliums. Denn in der Kirche wird ein Leben in höherer Gerechtigkeit
gelebt; und nur jemand, der an diesem Weg des Lebens teil hat, kann zu den
Erwählten gehören.“ (Anton Fridrichsen: The Root of the Vine. S. 80)
Es kommt auch oft vor, dass eine falsche
Auslegung um einer falschen Lehre willen gegeben wird, um sie zu unterstützen.
Barrett, zum Beispiel, kommentiert Joh. 10,30, „Ich und mein Vater sind eins“, so:
„Johannes denkt in Begriffen der Offenbarung und nicht von kosmologischer
Theorie (Bultmann, S. 295). Seine Aussage geht auf den Glauben, dass die Taten
und Worte Jesu wirklich die Taten und Worte Gottes waren, der so einzigartig
den Menschen in seinem fleischgewordenen Sohn begegnete. Diese Einheit wird oft
in moralischen Begriffen ausgedrückt …“ Jesus spricht hier überhaupt nicht von
Offenbarung. Barrett sagt das, was er sagt, weil er die wahre Gottheit Christi
nicht annimmt. In seiner theologischen Einleitung sagt er: „Für Johannes bringt
Jesu Sohnschaft allerdings eine metaphysische Beziehung zum Vater mit sich…
Aber diese Bemerkungen werden immer eingeschränkt durch den Gedanken an eine
grundsätzlich moralische Beziehung, in welcher der Sohn dem Vater gehorsam
ist.“ (C.K. Barrett: Commentary on John. S. 60)
IV. Viele
andere falsche Auslegungen stammen von falschen Einleitungslehren. All die
besonderen Regeln mögen bis auf den Buchstaben befolgt werden, aber die daraus
folgende Auslegung kann ganz und gar falsch sein, weil man meint, der Abschnitt
komme aus einer ganz anderen Situation. Die Bibel der Modernisten, die RSV
[Revised Standard Version], gibt ein fertiges Beispiel in seiner Darstellung
des dritten Kapitels bei Johannes. Anführungszeichen schließen mit dem 15. Vers
und erwecken so den Eindruck, dass Jesus so weit gesprochen hat. Der bekannte
16. Vers ist nicht in Anführungszeichen und beginnt tatsächlich einen völlig
neuen Abschnitt, was den Eindruck erweckt, dass dies ein erläuternder Kommentar
des Evangelisten sei. Weil eine Unterbrechung an solch einer unnatürlichen
Stelle gemacht wurde, so dass ein Abschnitt mit einem Wort wie „denn“ beginnt,
so müssen wir fragen, warum das geschah. Die einzige Rechtfertigung dafür ist,
dass der Schreiber des Evangeliums die Gottheit Christi gelehrt haben muss,
während Jesus selbst diese Ansicht nicht teilte. Und diese Sicht wiederum muss
auf der Annahme beruhen, dass der Jünger Johannes nicht der Autor dieses Buches
ist, sondern ein anderer hat es in einer späteren Zeit geschrieben, nachdem
genügend Zeit vorhanden gewesen war, dass die Lehren sich „entwickelt“ und
verfestigt hätten, nachdem die Kirche über Jesus und sein Werk nachgedacht
hätte.
Ein anderes Beispiel erscheint mit Psalm
69, einem messianischen Psalm. Ein Kommentator, Kirkpatrick, stimmt nicht
überein mit der Überschrift des Psalms, die ihn David zuschreibt; er nimmt an,
dass Jeremia der Autor ist. Es kann auch nicht zustimmen, dass er über Christus
ist; so macht er aus ihm einen „tiefen Schrei um Hilfe“. Er sagt: „Der Psalm
ist nicht Vorhersage, sondern Beschreibung, und vieles davon ist einfach nicht
auf Christus anwendbar. Das Bekenntnis der Sünden in Vers 6 und die
Rachewünsche (Verse 23 ff.), sind völlig unvereinbar mit dem demütigen und
sündlosen Jesus. Er ist nur in sofern prophetisch, als die Erfahrung eines
jeden leidenden Dieners Gottes, der um Gottes willen im Alten Bund
Zurückweisung und Verfolgung erduldet bis zu einem gewissen Grad ein Typos und
eine Vorschattung auf die Erfahrung des wahren und vollkommenen Dieners Gottes
war. Selbst die Einzelheiten ihres Lebens wurden so geformt, dass sie mit
Einzelheiten im Leben Christi übereinstimmten…“ Nun gut! Dies klingt sehr
einfühlsam; lasst uns sehen, was er mit dem Psalm macht. In Vers 5 lesen wir:
„Ich muss bezahlen, das ich nicht geraubt habe.“ Er erklärt es nicht so, dass
es sich auf den Erlöser bezieht, der die Sünden anderer trägt, 2. Kor. 5,21,
sondern sagt vielmehr: „Er (Jeremia, der angenommene Autor) wurde beschuldigt, ein
Erpresser und Unterdrücker der Armen zu sein, den man zwingen müsse, seinen
unrechtmäßigen Gewinn herauszugeben.“ Aber er verweist uns auf keine Stelle, in
der wir finden, dass Jeremia so beschuldigt und behandelt wurde. Das kommt
daher, dass es keine solche Stelle gibt. Dieser Vers trifft vielmehr Jeremia
überhaupt nicht; er trifft nur Christus. Ein wenig weiter in dem Psalm ist der
bekannte Vers: „Und sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken in meinem
großen Durst.“ (V. 22) Wiederum finden wir nirgends im Leben Jeremias, dass ihm
solches widerfuhr. So muss Kirkpatrick als Kommentar geben: „Die Sprache ist
zutiefst bildhaft: vgl. Jer. 8,14; 9,15; 23,15.“ Das ist sehr interessant: Der
HERR hat die Einzelheiten von Jeremias Leben so sorgfältig geformt, dass nun
ein Bild verwendet werden muss, damit sie mit den Einzelheiten in Christi Leben
übereinstimmen; etwas, das tatsächlich nicht geschehen ist, wird als Typos und
Bild auf etwas verwendet, das geschah. Das ist allerdings eine befremdliche Art
von Typologie. Und es kommt aus fehlerhaften Einleitungslehren.
V. Die
unwandelbare Natur der Grundsätze der Hermeneutik wird auch durch die Praxis
der „neuen Hermeneutik“ gezeigt. Die Verfechter dieser neuen Welle in den
biblischen Studien fordern nicht wirklich die Grundsätze der „alten
Hermeneutik“ heraus – sie ignorieren sie nur. Ihre Praxis ist es, einige
religiöse („fromme“, „inspirierende“) Werte zu finden und anzuwenden, ohne den
Text selbst ausführlich zu erörtern. Gemäß The
New Hermeneutics, dem zweiten Band von New
Frontiers in Theology, mit Robinson und Cobb als Herausgebern, ist die
Bedeutung der Wortes „Hermeneutik“ jetzt erweitert worden, um alle Erfahrungen
einzuschließen. Es ist nicht länger der Text, der verkündigt werden soll,
sondern Gottes Wort in seiner Ganzheit (S. 106). Was ist das? Ebeling erklärt:
„Der Text als Mittel der Predigt wird zu einer hermeneutischen Hilfe im
Verstehen gegenwärtiger Erfahrung. Wo das radikal stattfindet, da wird das
wahre Wort ausgerufen, und das meint tatsächlich Gottes Wort.“ (S. 109) Der
Zweck des neuen Programms ist es nicht, uns zu helfen, Gottes Wort zu verstehen
(vergl. 5. Mose 6,6), sondern das Leben zu verstehen und alles, das mit ihm
zusammenhängt. „Die Wahrheit Gottes begegnet uns in der Konkretheit unserer
historischen Situation. Aber das Verständnis dieser Situation erfordert, dass
wir die Absichtlichkeit in allen Formulierungen sehen.“ (S. 161) Diese Art von
zweideutigem Sprechen stammt von den Ideen Friedrich Schleiermachers, der das
Interesse an Gottes Wort umleitete auf die Psychologie der Kommunikation. Wie
die anderen Philosophen seiner Zeit, wie Kant, war er hauptsächlich daran
interessiert, was in den Gedanken der betreffenden Personen vorging. Da diese
Dinge zu sehr im Verborgenen liegen, hatte er zu schließen, dass die Worte der
Bibel nur ein sehr unvollkommener Ausdruck des Wortes Gottes sei. Es müsse
einen direkteren, intuitiven Weg der Kommunikation geben. Aber, leider, ist er
nicht vorhanden. Das Beste, was du tun kannst, ist, so viel Information viel
möglich über das Leben des biblischen Schreibers, seiner Zeit und Worte zu
sammeln, und dann zu versuchen, dich in ihn hineinzuversetzen. Gerade so, wie
Schleiermacher in seinem Dogmatisieren das fromme Selbstbewusstsein des Gläubigen
auf den Thron der Theologie erhob, haben es auch seine Nachfolger in der neuen
Hermeneutik gemacht. Ebeling (S. 110) fasst es in diese Worte: „Das
hermeneutische Prinzip ist der Mensch als
Bewusstsein.“
Bei solch einer Denkschule kann nur wenig
Interesse vorhanden sein, tief in den Text einzudringen, um ihn gut zu kennen.
Der Text ist nur eine Hülse, die „geschieht“, mit dem Kern der Wahrheit
darinnen (S. 154).2 Es ist notwendig, an dem
Text historisch-kritisch zu arbeiten, so wird gesagt, weil dies „das Wort
Gottes als ein ganz und gar menschliches Wort enthülle, indem die menschliche
Situation enthüllt werde, in welcher es als radikal menschlich empfangen wird.
Dieser Prozess kann als „enthüllen“ bezeichnet werden.“ (S. 185) Oder er kann
auch als „Entmythologisierung“ bezeichnet werden, d.h. es wird gesagt, dass
alle Worte eine althergebrachte Weise seien, etwas zu sagen, und es dann
versucht würde, die gleichen Dinge (so wird gehofft) in einer moderneren
Sprache zu sagen. Die althergebrachten Ideen sind solche wie Wunder, Gottheit,
Versöhnung, Rechtfertigung, Glauben, Himmel und Hölle. Dies sind keine Dinge,
die durch die Wissenschaft der Hermeneutik behandelt werden müssten. Sie sind
Sachen der Lehre, die entweder geglaubt werden oder nicht, auf der Grundlage
der klaren Lehre der Bibel.
Beide, die Theorie wie die Praxis der
„neuen Hermeneutik“ dienen tatsächlich als Beweis dafür, dass es so etwas wie
eine neue Hermeneutik nicht geben kann. Die Bibel wird sich nie anders selbst
auslegen als sie es in der Vergangenheit getan hat. Die Grundsätze der
biblischen Hermeneutik werden so lange bestehen, wie die Welt besteht,
unverändert.
Von
Roland Sckerl
1.
Einleitung und Darlegung der Fragestellung:
Auf der Tagung der „Theologischen
Arbeitsgemeinschaft Pro Ecclesia“ in Dresden am 10.11.2008 hat die
landeskirchliche sächsische Theologin Cornelia Krauß ein Referat gehalten über
„Grundzüge eines lutherischen Amtsverständnisses“ (abgedruckt in : Lutherische
Beiträge, 2/2009). In diesem Zusammenhang hat sie die Behauptung aufgestellt,
man müsse „lutherisch das reformatorische sola scriptura dahingehend
pointieren, dass man formulieren könnte: ‚prima scriptura’ – zuerst die
Schrift.“ (S. 76) Was meinte sie damit? Sie behauptet, dass „lutherische
Theologie und Kirche stets im Miteinander von Schrift und Tradition
Entscheidungen trafen und auch weitgehend zu treffen gedenken“ (ebd.). Sie
meint dies etwa in der Auseinandersetzung mit den Schwärmern zu finden: „Denn
de facto hat die lutherische Reformation selbst niemals das Prinzip sola
scriptura im Sinne eines reinen Biblizismus verstanden oder angewendet. Gerade
im Streit gegen die ‚Schwärmer’, den radikalen ‚linken Flügel’ der Reformation,
wie er in der Forschung gern bezeichnet wird, war auf Seiten der Wittenberger
Reformatoren die Tradition der Kirche stets ein implizites oder explizites
Argument gegen den Bildersturm oder eine radikale Messreform.“ Für sie ist der
Begriff des „sola scriptura“ nur gegen eine Überbetonung der Tradition bei Rom
gestellt: „Das sola scriptura der Reformatoren war eine Reaktion auf eine
Fehlentwicklung in der römischen Lehre, die zu einer Überbetonung der Tradition
geführt hatte. Vor diesem Hintergrund sollte das sola den Primat der Schrift
gegenüber der Tradition sichern. Das ‚allein die Schrift’ aber im Sinne von
‚ausschließlich die Schrift’ verstehen zu wollen, lässt sich weder aus dem
theologischen noch aus dem kirchlichen Handeln der Reformatoren ableiten.“ (S.
77)
2.
Stellungnahme:
Wie
ist diese Behauptung zu beurteilen? Sie widerspricht gänzlich der Theologie
Luthers (was wohl Frau Krauß auch weiß, denn im Blick auf die Amtslehre
versucht sie, die lutherischen Bekenntnisschriften gegen Luther auszuspielen
bzw. gegenüber Luther abzugrenzen und weist jeden Versuch zurück, lutherische
Amtstheologie unter Rückbezug auf Luther zu entwickeln: „Demgegenüber merkt
eine gemeinsame Stellungnahme dreier großer lutherischer Vereinigungen … an,
dass man ‚evangelisch-lutherische Kirche und nicht Kirche Luthers’ sei und
daher Bekenntnisfragen […] nicht durch Beibringung von Zitaten aus der
‚Weimarana’ zu lösen seien.“ (S. 75) Sie versteigt sich dabei in der
Behauptung, Luther habe „anlassgebunden“ seine Schriften verfasst und es sei
daher „historisch und sachlich verfehlt“, seinen Aussagen bis ins Detail einen
dogmatischen Charakter geben zu wollen – so, als hätte Luther in seinen
Schriften dogmatisch, und damit bibeltheologisch, unsauber formuliert - und
auch denjenigen der lutherischen Bekenntnisschriften.
In den Schmalkaldischen Artikeln heißt es
eindeutig, gegen die „Tradition“: „Wenn sie nun den fegefeuerischen
Messenjahrmarkt abgetan haben, davon St. Augustinus nie geträumt hat, wollen
wir mit ihnen reden, ob St. Augustinus’ Wort ohne Schrift möge zu dulden sein
und der Toten gedacht werden bei dem Sakrament. Es gilt nicht, dass man aus der
heiligen Väter Werken oder Worten Artikel des Glaubens macht, sonst müsste auch
ein Artikel des Glaubens werden, was sie für Speise, Kleider, Häuser usw.
gehabt hätten, wie man mit dem Heiligtum [Reliquien] getan hat. Es heißt, Gottes Wort soll Artikel des
Glaubens stellen und sonst niemand, auch kein Engel.“ (Schmalk. Art., II,
Art. II,15) Allein schon dieser Abschnitt macht überdeutlich, dass a u s s c h l i e ß l i c h die Heilige Schrift Grundlage der Lehre der
Kirche Jesu Christi ist und sonst nichts anderes, auch keine Väterworte, von
wem immer sie kommen. Und das heißt: sola scriptura. Die Tradition hat in der
christlichen Kirche damit keinerlei Autorität neben der Heiligen Schrift. Die
Lehre ist eine göttliche Lehre, keine menschliche. Und diese göttliche Lehre
ist ausschließlich der Heiligen Schrift, des Heiligen Geistes Buch, zu
entnehmen.
Darum heißt es auch im Eingang der
Konkordienformel: „Wir glauben, lehren und bekennen, dass die einige Regel und
Richtschnur, nach welcher zugleich alle Lehren und Lehrer gerichtet und
geurteilt werden sollen, sind allein die prophetischen und apostolischen
Schriften Alten und Neuen Testaments; wie geschrieben steht: ‚Dein Wort ist
meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege’, Ps. 119. Und St. Paulus:
‚Wenn ein Engel vom Himmel käme und predigte anders, der soll verflucht sein’,
Gal. 1.
Andere Schriften aber der alten oder neuen Lehrer,
wie sie Namen haben, sollen der Heiligen Schrift nicht gleichgehalten, sondern
alle zumal derselben unterworfen und anders oder weiter nicht angenommen werden
denn als Zeugen, welcher Gestalt nach der Apostel Zeit und an welchen Orten
solche Lehre der Propheten und Apostel erhalten worden.“ (Konk.Formel, Kurze
Darl., Summ., 1.2) Hiermit ist unmissverständlich ausgesagt, dass in der
christlichen Kirche nach dem lutherischen Bekenntnis a l l e i n
die Heilige Schrift Lehre setzt,
a l l e i n die Heilige Schrift
Regel und Richtschnur und Maßstab ist für alle Lehre und keinerlei Schriften
von Menschen, welche immer sie auch seien. Menschliche Schriften werden nur als
Zeugnis für die aus der Schrift festgestellte Lehre angenommen. Und das heißt: Neben
der Heiligen Schrift gibt es keine Autorität in der christlichen Kirche nach
lutherischem Bekenntnis.
Und die Bekenntnisschriften, welchen Wert
haben sie? Sind sie nicht eine Autorität neben der Heiligen Schrift, sind sie
nicht eine nur andere Form der „Tradition“ in der Kirche? Gleich nach dem oben
angeführten Abschnitt werden ja die Bekenntnisse angeführt, zu denen die
lutherische Kirche sich bereits in der Reformationszeit bekannt hat, die
aufgestellt wurden wegen „falscher Lehrer und Ketzer …, und wider dieselben in
der ersten Kirche Symbola, das ist, kurze, runde Bekenntnisse gestellt, welche
für den einhelligen, allgemeinen christlichen Glauben und Bekenntnis der
rechtgläubigen und wahrhaftigen Kirche gehalten…“ (Konk.Formel, Kurze Darl., Summ.,
3) Wie diese aber anzusehen sind, das wird am Ende des „Summarischen Begriffs“
dargelegt: „Solchergestalt wird der Unterschied zwischen der Heiligen Schrift
Alten und Neuen Testaments und allen andern Schriften erhalten, und bleibt
allein die Heilige Schrift der einige Richter, Regel und Richtschnur, nach
welcher als dem einigen Probierstein sollen und müssen alle Lehren erkannt und
geurteilt werden, ob sie gut oder bös, recht oder unrecht seien.
Die andern Symbola aber und angezogenen
Schriften sind nicht Richter wie die Heilige Schrift, sondern allein Zeugnis
und Erklärung des Glaubens, wie jederzeit die Heilige Schrift in streitigen
Artikeln in der Kirche Gottes von den damals Lebenden verstanden und ausgelegt
und derselben widerwärtige Lehre verworfen und verdammt worden.“ (Konk.Formel,
Kurze Darl., Summ. 7.8) Sie sind also keine Autorität neben der Heiligen
Schrift, sondern sind Zeugnis der Lehre der Heiligen Schrift, das heißt, sie
bezeugen, was die rechtgläubige Kirche gegen die Irrlehrer bekannt hat und
weiterhin bekennt. Die christliche Kirche des lutherischen Bekenntnisses hält
sich zu diesen Bekenntnissen, weil sie sie an der Heiligen Schrift geprüft und
als der Heiligen Schrift gemäß erkannt hat. Das allein macht den Wert und die
Autorität der Bekenntnisse aus, eben die Heilige Schrift. Sie sind damit keine
Autorität neben der Heiligen Schrift, sondern die Heilige Schrift allein ist
Autorität. Sie sind Zeugnis für die Heilige Schrift. Und wer diesem Zeugnis
widerspricht, der widerspricht damit der darin bezeugten Lehre der Heiligen
Schrift.
Der Wert dieser Schriften beruht darauf,
dass sie, wie es die Konkordienformel etwa hinsichtlich der Katechismen Luthers
sagt, „aus Gottes Wort … stattlich ausgeführt und wohl gegründet hat“. Dabei
betont die Konkordienformel, dass auch Luther den Unterschied zur Heiligen
Schrift sehr klar hervorgehoben hat: „… und diesen Unterschied ausdrücklich
gesetzt hat, dass allein Gottes Wort die einige [die alleinige] Richtschnur und
Regel aller Lehre sein und bleiben solle, welchem keines Menschen Schriften
gleich geachtet, sondern demselben alles unterworfen werden soll.“
(Konk.Formel, Ausf. Darl., Summ. 9) Die anderen Schriften werden damit nicht
verworfen, sondern als „nützliche Auslegungen und Erklärungen gehalten“, die
„nützlich gebraucht werden können“. Aber, wie ausdrücklich in der
Konkordienformel dargelegt, sie haben keinerlei Autorität. Autorität kommt a l l e i n
der Heiligen Schrift zu, der alles andere unterworfen ist. Welchen Wert
also könnten andere Schriften also „Autoritäten“ neben der Schrift haben, die
dann nur „prima“ Autorität wäre? Keinen! Denn alle Aussagen anderer Schriften
sind an der Heiligen Schrift zu prüfen.
Daher ist auch die Aussage von Propst
Kelter auf eine Anfrage wegen des Ausdruckes „prima scriptura“, dass ja die
lutherischen Bekenntnisschriften „massenweise die alten Kirchenväter neben und
gleichberechtigt neben der Hl. Schrift“ zitieren, falsch. Sie zitieren zwar,
„massenweise“, auch die Kirchenväter, aber eben nicht als gleichberechtigt
neben der Heiligen Schrift, sondern nur, in soweit sie für die Lehre der
Schrift Zeugnis ablegen oder um eine bestimmte Lehraussage, über die gehandelt
wird, darzulegen. Gerade die Aussagen der Konkordienformel zeigen, dass diese
Zitate nicht gleichberechtigt neben Schriftzitaten stehen, sondern nur
als Zeugnis dafür, dass schon die alten Kirchenväter die gleiche Lehre in
diesen Punkten hatten wie wir.
Wenn P. Kelter sich in diesem Zusammenhang
dagegen wendet, dass „sola scriptura“ heiße, dass „mein persönliches
Verständnis“ der Schrift damit maßgebend sei – und er eben meint, gegen das von
ihm wohl als Subjektivismus verstandene Schriftverständnis irgendeine Tradition
als weiteres Korrektiv setzen zu müssen, so irrt er gewaltig. Diese Behauptung,
dass also ein Einzelner die Schrift gar nicht richtig verstehen könne, sondern
dazu auch die Tradition benötige, denn das folgt ja aus dieser Aussage, ist
genau die Behauptung, die Rom Luther gegenüber aufgestellt hat: Wie wolle er
einzelner Mönch Recht haben, stehe er doch gegen die Lehre der Theologen von
Jahrhunderten. Und er hatte dennoch Recht! Denn die Schrift ist kein dunkles
Buch, zu dessen Auslegung es einer großen Schar von Theologen, oder der
Bischöfe, oder gar eines Papstes bedarf, sondern sie ist klar, so klar, dass
jeder Lehrartikel an mindestens einer Stelle so dargelegt ist, dass jeder
Christ ihn aus der Heiligen Schrift erfassen kann. Das heißt nicht, dass ein
Ausleger nicht auch sich das ansehen wird, was andere Theologen vor ihm aus dem
jeweiligen Text verstanden haben. Er wird daraus sicher auch oft noch weitere
Hinweise finden, das eine oder andere entdecken, was er im Text noch nicht
gefunden hatte. Aber er wird es alles an der Schrift prüfen, ob es wohl mit dem
Wort übereinstimmt. Und damit ist es so, dass die Schrift allein
Autorität ist, nicht nur „prima“ Autorität neben weiteren. P. Kelter
widerspricht sich also selbst, wenn er einerseits sagt, die alten Ausleger
seinen nicht unverbindlich – und andererseits dann selbst schreibt, dass sie
sich an der Heiligen Schrift prüfen lassen müssen. Wenn sie wirklich an der
Schrift geprüft werden und diese allein Lehre setzt, dann sind die alten
Ausleger unverbindlich, weil ihre Aussage erst durch die Heilige Schrift Wert
bekommt, nämlich wenn sie schriftgemäß ist. Oder aber, er will ihnen darüber
hinaus eine Verbindlichkeit zugestehen, dann aber wird die Heilige Schrift als
Probierstein stumpf und ist auch nicht mehr „erste“ Autorität, sondern andere
sind neben ihr gleich oder sogar praktisch dominierend.
Worauf aber der Satz des „prima scriptura“
hinausläuft, das zeigt er dann in einem nächsten Abschnitt an, der tatsächlich
die alleinige und absolute Autorität der Schrift aufhebt: Zusammengefaßt:
„Nicht der einzelne Bibelleser und seine persönliche Auffassung können
christliche, biblische Wahrheit definieren und gewissensverbindlich machen,
sondern nur die 2000-jährige (bzw. auf die Reformationszeit bezogen: die
fünfzehnhundertjährige) Auslegungstradition der Kirche, die unter der Verheißung
steht, daß der Hl. Geist sie in alle Wahrheit leitet [Joh 16, 13]). Aber, und
das ist das große ABER der Reformation: Diese Auslegungstradition kann sich, um
verbindlich, um gewissensverbindlich zu sein, nur auf eine letzte
Instanz berufen, nämlich die Hl. Schrift. Das heißt "prima
scriptura". "Sola scriptura", falsch verstanden, kümmert sich
nicht um die Auslegungstradition der Kirche, ist schwärmerisch und letztlich
sektiererisch.“ Dieser Satz ist auch wieder in sich widersprüchlich, wie die gesamte
Antwort von P. Kelter, aber er zeigt eine gefährliche Tendenz: Nämlich dass nur
dann eine Auslegung verbindlich Wahrheit definieren könne, wenn die
Auslegungstradition damit übereinstimmt. Zwar muss diese sich an der Schrift
prüfen lassen – aber was ist, wenn sie mit der Schrift nicht übereinstimmt und
der eine Ausleger allein? Muss er dann annehmen, dass er falsch liegt und die
anderen, die er als schriftwidrig erkannt hat, doch richtig liegen? Und wer
entscheidet eigentlich, dass die „Auslegungstradition“ schriftgemäß ist? Wer
entscheidet dann, was verbindliche Wahrheit ist? Tatsächlich läuft dies alles
darauf hinaus, dass neben der Heiligen Schrift weitere Instanzen eingeführt
werden, Lehramt, Bischof, Papst, Konzil oder wie immer man sie dann bezeichnet,
die festlegen, was die Schrift aussagt. Und damit sind wir bei der Häresie der
römisch-katholischen Kirche. Auch hat sie behauptet, dass die Heilige Schrift
Autorität sei, der das Lehramt dient (Katechismus der Katholischen Kirche, 86)
– aber dann ist es doch so, dass nur dieses Lehramt sie authentisch auslegen
kann (85), Dogmen definiert (88). Dazu kommt dann noch die „Gesamtheit der
Gläubigen“, die „…im Glauben nicht fehlgehen kann“ „mittels des übernatürlichen
Glaubenssinns des ganzen Volks“, „unter der Leitung des heiligen Lehramtes“
(92.93). Insbesondere der Schlussatz bei P. Kelter ist verräterisch: Er spricht
dem einzelnen Bibelleser, ja, selbst dem einzelnen Theologen, ab, ohne
hinzuziehen der „Auslegungstradition“ die Schrift verbindlich auslegen zu
können. Damit aber wird die Autorität der Schrift tatsächlich aufgehoben, es
wird das Priestertum aller Gläubigen aufgehoben und vor allem die Klarheit der
Heiligen Schrift. Dies zeigt auch ein weiterer Satz bei Kelter: „Die luth.
Bekenntnisschriften lasse aber auch keinen Zweifel daran, daß dieses
"persönliche Glaubensempfinden" allein kein ausschließlicher Maßstab
für meinen Christenglauben sein kann, wenn er von dem deutlich abweicht, was
die Lehrer der Kirche vor mir möglicherweise ganz anders beurteilt haben. Dann
gilt: Prima scriptura. Nicht: Sola scriptura.“ Damit aber wird die Behauptung
eines „prima scriptura“ tatsächlich zu einem direkten Angriff auf eine
Zentralaussage der Reformation, nämlich der Klarheit der Heiligen Schrift und
dem deshalb allerdings möglichen und absolut notwendigen „sola scriptura“,
allein die Schrift, auch unabhängig von irgendeiner „Auslegungstradition“.
Gerade die lutherische Reformation hat sich gegen die gesamte
Auslegungstradition von Jahrhunderten gestellt, weil über Jahrhunderte die
Schrift verdunkelt wurde. Diese Stellung aber konnten Luther und seine
Mitstreiter nur einnehmen, weil sie allein, ausschließlich sich
auf die Heilige Schrift berufen haben. Genau das war auch Luthers Stellung in
Worms beim Reichstag, als er hervorhob, dass er im Gewissen an die Heilige
Schrift gebunden sei und darum allein aufgrund der Schrift widerlegt werden
könnte.
Was die Behauptung des „prima scriptura“
tatsächlich auch für Lehre, etwa dem Artikel vom Amt der Kirche, hat, zeigt
Frau Krauß selbst in ihrem Referat, wenn sie, um die Behauptung eines
dreigegliederten Amtes zu untermauern sagt: „Doch selbst wenn Sie der nun
vorgetragenen Herleitung des dreigegliederten Amtes (Bischof, Pastor, Diakon)
aus dem NT nicht zustimmen könnten, so muss doch als unstrittig gelten dürfen,
dass die Apostolischen Väter das dreigliedrige Amt kennen und sich die
lutherische Kirche nicht ohne Not von diesem Erbe entfernen sollte.“
(Lutherische Beiträge, a.a.O., S. 87) Zur Frage der Frauenordination (die Frau
Krauß, erfreulicherweise, ablehnt), führt sie dann aus: „Doch selbst wenn
jemand im Blick auf die biblischen Grundlagen einer Ablehnung der
Frauenordination ungewiss sein sollte, so bleibt noch die zweite Grundlage
kirchlicher Entscheidungsfindung: die Tradition der Kirche.“ (S. 94) Das heißt:
Wenn eine Sache mit der Schrift nicht bewiesen werden kann, dann soll sie
dennoch Verbindlichkeit haben, Gewicht, Autorität, weil sie in einer gewissen
Tradition vorhanden ist. Diese Tradition wird dann als „zweite Grundlage
kirchlicher Entscheidungsfindung“ bezeichnet. Das alles ist absolut unbiblisch,
unreformatorisch, unlutherisch. Es gibt nicht unterschiedliche Grundlagen
kirchlicher Entscheidungsfindung, sondern nur eine einzige: die Heilige
Schrift.
Strittige Fragen können nicht dadurch gelöst werden, dass Väterzitate
hervorgeholt werden, so wertvoll, so wegweisend, so hilfreich sie auch sein
mögen, sondern allein dadurch, dass die Lehre aus der Schrift dargelegt wird.
Allein und ausschließlich die Heilige Schrift setzt Lehre, entscheidet über die
Lehre und sonst niemand.
Von
Roland Sckerl
Papst Benedikt XVI. merkt zu Beginn richtig
an, dass gerade die Rechtfertigung „im Zentrum der Auseinandersetzungen im
Reformationszeitalter“ stand, unter der Frage: „Wie wird der Mensch in den
Augen Gottes gerecht?“ Die Frage die sich daraus nun ergibt ist: Hat Rom hierin
seine Lehre geändert? Hat Rom wirklich die biblische Lehre übernommen, wie sie
Martin Luther in der Reformation wieder auf den Leuchter gestellt hat?
Zunächst einmal spricht der Papst die
Veränderung bei Paulus an: „vom Übergang des Paulus von einer auf das Gesetz gegründeten
und durch Erfüllung der vorgeschriebenen Werke erworbenen Gerechtigkeit zu
einer Gerechtigkeit, die auf den Glauben an Christus gegründet ist, … seine
ganze Existenz auf Jesus Christus zu setzen. Der im Acker verborgene Schatz und
die kostbare Perle, in deren Erwerb man alles andere investiert, waren nicht
mehr die Werke des Gesetzes, sondern Jesus Christus, sein Herr.“ Das klingt
zunächst gut. Die Frage ist allerdings sogleich: Was versteht Benedikt XVI.
unter „Glauben an Christus“? Versteht er darunter den Glauben allein, abgesehen
von den Werken, so, wie es Römer 3 und 4 sowie Römer 9 und 10 beschreiben –
oder versteht er darunter den Glauben, der in der Liebe, in den Werken tätig
ist, bezieht also die Frucht der Rechtfertigung mit ein und macht die Frucht
mit zur Ursache? Das ist ja die Grundfrage des Glaubensverständnisses schon in
der Reformation gewesen.
Im weiteren Verlauf drückt er die Änderung
bei Paulus so aus, zwei alternative Wege vorstellend: „Der eine baut auf die
Werke des Gesetzes, der andere ist auf die Gnade des Evangeliums an Christus
gegründet.“ und führt dann später Röm 3,28 in römisch-katholischer Fassung an:
„Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben,
unabhängig von den Werken des Gesetzes.“ Dann kommt er auf einen wichtigen
Punkt, der sogleich einen deutlichen Unterschied aufzeigt: Was ist hier mit
Gesetz gemeint? Ist damit das Moralgesetz gemeint, also das allen Menschen
gültige Gesetz? Hier antwortet der Papst: „Diese Interpretation ist eindeutig
falsch: Die christliche Freiheit ist kein Libertinismus; die Befreiung, von der
der hl. Paulus spricht, ist keine Befreiung von der Pflicht, das Gute zu tun.“
Was folgt aus dieser Antwort? Auf den
ersten Blick scheint sie richtig zu sein. Denn tatsächlich hat ja Paulus keinen
Antinomismus gelehrt, also nicht das Gesetz überhaupt aufgehoben. Es ist ja
richtig, dass auch der Christ noch die Werke des Gesetzes tun muss. Aber,
wohlgemerkt: derjenige, der Christ ist, der also schon gerechtfertigt ist. Hier
geht es also um die Heiligung. Und da zeigt sich nun, dass Rom sich tatsächlich
eben nicht geändert hat. Das Thema, über das der Papst sprechen wollte, war
doch die Rechtfertigung. Und nun vermengt er Rechtfertigung und Heiligung und
sagt, und zwar im Zusammenhang damit, wie der Mensch vor Gott gerechtfertigt
wird, dass der Mensch nicht gerecht wird durch den Glauben unabhängig von den
Werken des Moralgesetzes, sondern dass das Tun des Moralgesetzes mit zur
Rechtfertigung dazu gehöre. Denn genau das ist es, was aus den Worten des
Papstes folgt. Damit aber hat er tatsächlich die biblisch-reformatorische
Rechtfertigungslehre wieder umgestoßen und angezeigt, dass Roms Lehre eben auch
heute sich grundsätzlich gar nicht geändert hat, sondern weiter die Werke mit
in die Rechtfertigung einbezieht. Denn dass hier keineswegs das israelitische
Zeremonialgesetz oder die pharisäischen Einzelgebote gemeint sein können, zeigt
allein schon der Zusammenhang, wenn es in Röm. 3,10-20 eben nicht nur um die
Israeliten, sondern auch um die Heiden geht und er aufzeigt, dass keiner vor
Gott durch sein Tun gerecht ist und er in Kap. 2,14.15 von den Heiden spricht,
die durch das Gewissen die guten Werke wissen, was ebenfalls nicht das
israelistische Zeremonialgesetz meinen kann, sondern eben gerade das allen,
auch den Heiden, gültige Moralgesetz.
Benedikt XVI. und mit ihm die
römisch-katholische Kirche hat bis heute nicht begriffen, was die Freiheit in
Jesus Christus heißt. Denn er führt dann weiter aus, nachdem er ausführlich
seine Behauptung dargelegt hat, dass Paulus mit dem Gesetz die Thorah mit den
Ausführungsbestimmungen der Pharisäer meine, dass Paulus die Gemeinde verfolgt
habe, weil sie diese Unterscheidungsordnungen zu den Heiden aufgelöst habe.
Dass der römische Papst tatsächlich also,
wenn er „allein durch den Glauben“ sagt, etwas völlig anderes als Luther meint,
macht er deutlich, wenn er sagt: „Darum ist der Ausdruck Luthers ‚sola fide’
wahr, wenn man nicht den Glauben der Nächstenliebe, der Liebe entgegenstellt.“
Das heißt: Wenn Rom „allein durch den Glauben“ sagt, dann verwendet Rom dabei
einen Glaubensbegriff, der demjenigen der Bibel und der auf ihr gegründeten
Reformation diametral widerspricht. Es verwendet nämlich nicht, hinsichtlich
der Rechtfertigung, also des rechtfertigenden Glaubens, einen Glaubensbegriff,
der die Werke, und zwar alle, das gesamte Moralgesetz mit seinen Forderungen,
ausschließt, sondern vielmehr einen Glaubensbegriff, der die Werke des
Moralgesetzes einschließt. Das heißt: Wenn Rom sagt „allein durch den Glauben“,
dann hat es die Werke immer dabei. Wie bisher haben wir bei Rom also eine
Vermengung von Rechtfertigung und Heiligung und damit tatsächlich eine
Zerstörung der biblischen Rechtfertigung.
Den römischen Glaubensbegriff erläutert
Benedikt XVI. dann noch näher: „Glauben heißt, auf Christus schauen, sich
Christus anvertrauen, sich an Christus festhalten, sich Christus und seinem
Leben angleichen.“ Während die ersten drei Aussageteile noch richtig verstanden
werden können, macht es der letzte Teil deutlich: Glauben heißt für Rom, so
leben, wie Christus gelebt hat – und zwar hinsichtlich des rechtfertigenden
Glaubens. Das wird dann noch unterstrichen durch die Worte: „… glauben heißt
also, sich Christus angleichen und in seine Liebe einzutreten. Deshalb spricht
der hl. Paulus im Brief an die Galater, in dem er vor allem seine Lehre über
die Rechtfertigung entfaltet, vom Glauben, der durch die Liebe wirkt (vgl. Gal.
5,14)“. Der Hinweis auf den Galaterbrief ist in sofern falsch, als zwar das
Grundthema des Galaterbriefes die Rechtfertigung ist, das ist völlig richtig,
aber eben nicht nur. In Gal. 2,16.21 wird ganz deutlich, dass der
rechtfertigende Glaube die Werke ausschließt, dass Werke hinsichtlich der
Rechtfertigung auch gegen die Gnade streiten, da sie dann ja Verdienst wären.
Auch Röm. 3 macht es ganz deutlich, dass es beim Gesetz um das Moralgesetz
geht, weil beide, Juden wie Heiden gleichermaßen schuldig sind vor Gott und
daher allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, allein durch den
Glauben gerettet werden. Und der Vers, der dies ganz deutlich macht, ist
derjenige, dem Rom, besonders auch Benedikt XVI. immer vehement widersprochen
haben, Röm. 4,4.5: Dem aber, der nicht
mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der den Gottlosen gerecht macht, dem
wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. Der aber, der das Moralgesetz
hält, wäre ja kein Gottloser. Aber genau dem Gottlosen wird sein Glaube zur
Gerechtigkeit gerechnet, dem, der Gott gar nichts bringen kann.
Wenn Paulus im Galaterbrief vom Glauben
spricht, der in der Liebe tätig ist, so spricht er vom wahren Glauben, der sich
nach außen dann, als Frucht, als Folge, erweist in der Liebe. Er sagt hier
nicht, dass die Werke der Liebe nötig seien zur Seligkeit.
Während Paulus nicht müde wird zu betonen,
dass wir gerecht werden ohne des Gesetzes Werke, hebt der römische Papst immer
wieder hervor, dass er von einem solchen Glauben in der Rechtfertigung spricht,
der durch die Liebe das Gesetz erfüllt, verwirklicht – und darum die Rettung
hat. Auch die Verse aus Matth. 25, die angeführt werden, werden falsch
angewandt, da die dort beschriebenen Werke ja Frucht des Glaubens sind – aber
damit nicht gesagt wird, dass die Werke es sind, die uns die Rettung verdienen.
Und
dann hebt er schließlich hervor, was er tatsächlich unter der Gerechtigkeit vor
Gott versteht – und macht wieder einmal deutlich, wie sehr er Röm. 4,4.5
widerspricht: „Und wenn wir so von seiner Liebe verwandelt sind, von der Liebe
zu Gott und zum Nächsten, können wir in den Augen Gottes wirklich gerecht
sein.“ Das ist eben genau das, was er als römischer Chefideologe im
Zusammenhang mit der sogenannten „Gemeinsamen Erklärung“ schon betonte, nämlich
dass nach römischer Lehre nur der von Gott gerecht erklärt werden könne, der es
verdient hat. Und genau das lehrt die Bibel eben nicht. Gott erklärt den
Gottlosen, der sich an Jesus Christus als seinen Heiland hält, für gerecht.
Dass dieser Glaube dann allerdings, wenn er
echt, wahr ist, Auswirkungen hat, sich in einem Christus hingegebenen Leben
äußert, das ist völlig richtig – aber das ist eben die Heiligung, die zwar
unbedingt der Rechtfertigung folgen muss, die aber im Blick auf die Frage nach
der Errettung des Menschen unbedingt von der Rechtfertigung zu trennen ist.
Es bleibt also dabei, dass gerade im
Zentrum der Fundamentalartikel der Unterschied zwischen der
biblisch-reformatorischen Lehre und der römisch-katholischen sich nicht geändert
hat. Der grundsätzliche Gegensatz ist heute ebenso da, wie er im Zeitalter der
Reformation da gewesen ist.
Von
Roland Sckerl
Barack Obama hat bei einer Rede vor der
bedeutendsten Universität des sunnitischen Islam, der Al-Azhar-Universität in
Kairo, für einen Neuanfang im Verhältnis zwischen den USA und der islamischen
Welt geworben. Unter www.welt.de/politik/article3860951/Barack-Obama-Rede-an-die-Muslime.html
vom 04.069.2009 ist diese Rede in Auszügen auf Deutsch veröffentlicht
worden. Darauf beziehen sich die nachfolgenden Anmerkungen.
In
seiner Einleitung spricht Obama, der diese Rede ja als Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika gehalten hat, von „gemeinsamen Interessen“,
„gegenseitigem Respekt“ zwischen Amerika und dem Islam und darauf, dass beide
sich nicht ausschließen. Schon diese Aussage ist in zweierlei Hinsicht
erstaunlich. Zunächst: Wie ist es überhaupt möglich und mit der amerikanischen
Verfassung vereinbar, dass der Präsident der USA, also eines Staates, sich an
eine Religionsgemeinschaft wendet, um mit ihr Beziehungen aufzubauen? Wird er
Entsprechendes etwa auch gegenüber den christlichen Kirchen in den USA (und
weltweit) machen und den anderen dort vertretenen Religionen? Er hat nichts
dergleichen angekündigt. Wie ist dieses Unterfangen des US-Präsidenten
überhaupt mit dem First Amendment zur US-Verfassung, das eine strikte Trennung
von Staat und Religion vorschreibt, vereinbar? Und zeigt nicht allein schon
dieses First Amendment, dass eben Amerika und der Islam sich tatsächlich
ausschließen, weil genau dieses First Amendment für den Islam unannehmbar ist,
weil der Islam keinen anderen als den islamischen Staat kennt? Jede andere Form
eines Staates ist für ihn bestenfalls eine Übergangsordnung, normalerweise Teil
des „Hauses des Krieges“, wie es aus den Hadithen definiert wird. Es gibt
keinen islamischen Staat, der tatsächlich Religionsfreiheit im Sinne des
christlichen Rechtsverständnisses kennt. Die Scharia bedroht Religionswechsel
weg vom Islam mit dem Tode. Koran und Scharia setzen Zwang ein zum Übertritt
zum Islam, der in der Geschichte sehr vielfältige Formen annehmen kann, sei es
bürgerliche und soziale Diskriminierung, seien es übermäßige Steuern für
Nicht-Moslems, sei es physischer Terror, Vertreibung, Vergewaltigung der Frauen
und Mädchen, wie es sehr ausführlich in dem Buch von Frau Bat Y’eor, Der
Niedergang des orientalischen Christentums, dargelegt ist. Das dies nicht nur
eine längst überholte Vergangenheit betrifft, sondern auch die Gegenwart,
beweisen die Vorgänge in Pakistan, Afghanistan, Iran, Ägypten, Nigeria, die
Tatsache, dass auch in mit westlichen Staaten verbündeten arabischen Staaten
der Neubau und selbst die Reparatur von Kirchengebäuden kaum möglich ist, weil
dafür eine behördliche Genehmigung (selbst für das Streichen eines
Fensterrahmens!) nötig ist, die so gut wie nicht erteilt wird. In der Türkei
ist die Ausbildung von kirchlichem Nachwuchs, auch für die seit Jahrhunderten
ansässige griechisch-orthodoxe Kirche, nicht möglich. In Saudi-Arabien wird
jedes christliche Zeugnis, auch der Besitz von Bibeln, massiv bedroht. All dies
hat Herr Obama in seiner Rede verschwiegen.
Herr Obama sprach in dieser Einleitung von
„gemeinsamen Werten“ und zählte auf „Gerechtigkeit und Fortschritt, Toleranz
und Menschenwürde“. Die gerade angeführten Tatsachen über die Lage der Christen
(und anderer religiöser Minderheiten) in der islamischen Welt zeigen, dass
diese Aussage eine völlige Verdrehung der Wirklichkeit ist. Gerechtigkeit,
Toleranz und Menschenwürde in unserem Verständnis sind für den Islam völlig unbekannt.
Er kann sie auch gar nicht kennen, weil sie ein anderes Persönlichkeits- und
Freiheitsverständnis voraussetzen, das wiederum mit dem Gottesbild
zusammenhängt. Dass der Mensch Gegenüber Gottes ist, von ihm angesprochen wird
und ihm antwortet, dass er in Verantwortung vor Gott frei lebt, das ist für den
Islam undenkbar. Im Islam ist die Beziehung zwischen Allah und Mensch
gekennzeichnet von absoluter Unterwerfung des Menschen unter Allah. Es gibt
letztlich keinen Lebensbereich, der nicht durch das islamische Recht geregelt
wird. Der islamische Staat ist somit tatsächlich ein totalitäres Gebilde.
Menschenwürde gibt es für den Islam nur für Moslems. Menschen der „Religionen
des Buches“ (Christen und Juden) können bestenfalls als Bürger minderen Rechts
in solch einer Ordnung leben, sind aber dennoch immer wieder von Drangsalierung
bis Terrorisierung bedroht. Die Freiheit, den Islam zu verlassen, kennt die
islamische Rechtsauffassung nicht, sondern bedroht sie mit dem Tode. Hier kann
weder von Gerechtigkeit, noch von Toleranz, noch von Menschenwürde die Rede
sein.
Immer wieder spricht Barack Obama in seiner
Rede vom „heiligen Koran“. Für einen Moslem mag der Koran als heilig gelten –
für einen Christen kann er das nicht. Dabei führte er unter anderem als Zitat
an: „Sei Dir Allahs bewusst und sage immer die Wahrheit“, um dann auszuführen,
dass er immer versuchen werde, die Wahrheit zu sagen. Aber weiß Herr Obama
eigentlich, was der Islam unter Wahrheit versteht? Weiß er, dass der Islam eine
sogenannte doppelte Wahrheit kennt, aufgrund deren auch eine Lüge, eine
Falschaussage als „Wahrheit“ gilt, wenn sie nur dem Moslem und dem Islam in der
betreffenden Situation hilft?
Unter anderem weist er hin auf seine Arbeit
in muslimischen Gemeinden in Chicago, „wo viele in ihrem islamischen Glauben
Würde und Frieden fanden“. Herr Obama mag das subjektiv tatsächlich so sehen,
das ist ihm nicht abzusprechen. Aber als Christ ist dem zu entgegnen: Was ist
das für ein „Friede“? Kein Moslem hat wirklich Frieden, Frieden mit dem
lebendigen Gott. Kein Moslem kann aufgrund des Koran Heilsgewissheit haben,
weiß er doch nicht einmal aufgrund des Koran, wo Mohammed die Ewigkeit
verbringen wird.
Dann sagte er weiter u.a.: „Durch die
Geschichte hat der Islam durch Worte und Taten die Möglichkeiten religiöser
Toleranz und der Gleichheit der Menschen verschiedener Hautfarben gezeigt. Ich
weiß auch, dass der Islam immer ein Teil der Geschichte Amerikas war. … Seit
der Staatsgründung haben amerikanische Muslime die USA bereichert.“ Herr Obama
ist zu fragen, ob er das wirklich glaubt, was er da gesagt hat – und wenn dem
so ist, ob er wirklich die Geschichte kennt. Es ist eine historische Tatsache,
dass es nur wenige Weltgegenden, in denen heute der Islam vorhanden ist, gibt,
in die er nicht durch Gewalt eingedrungen ist. Und die Geschichte zeigt
tatsächlich, dass der Islam eben keine religiöse Toleranz kennt. Er hat
zuzeiten Angehörigen anderer Religionen die Möglichkeit gegeben, hohe
Positionen zu erreichen, wenn dies für den islamischen Staat von Vorteil war,
vor allem in Zeiten, in denen die Moslems selbst in diesen Gebieten noch in der
Minderheit waren, wie dies anfangs im Orient der Fall war und auch auf der
iberischen Halbinsel. Insbesondere hat er dann auch religiöse Minderheiten
gefördert (etwa die jakobitischen und monophysitischen Kirchen des Orients, die
Juden auf der iberischen Halbinsel). Dies konnte aber auch jederzeit
umschlagen, wie sich das gerade auch in Spanien mehrmals gezeigt hat, so dass
z.B. die Juden zunächst froh waren, als im Verlauf der Reconquista Spanien
durch die christlichen Reiche wieder befreit wurde. Auch die immer wieder
angeführte Behauptung, der Islam kenne keine Rassenunterschiede, ist
lächerlich. Gerade die Vorgänge in Dafour zeigen das Gegenteil. Der Islam hat
Sklavenhandel noch weit ins späte 19. Jahrhundert im Norden und Osten Afrikas
betrieben, ja, in einzelnen Gegenden Afrikas ist das bis heute der Fall, und
zwar mit Schwarzen. In welcher Weise Moslems von Beginn an die Geschichte der
USA bereichert haben sollen, ist wohl das Geheimnis von Herrn Obama. Es ist
kein bedeutender Amerikaner bekannt, der Moslem war.
Wenn der US-Präsident dann weiter sagt „Ich
sehe es als Teil meiner Aufgabe als US-Präsident, gegen negative Stereotypen
über den Islam anzukämpfen, wo immer diese auftreten. Aber das gleiche Prinzip
muss für die muslimische Wahrnehmung Amerikas gelten.“ so ist das zwar ein
hehrer Vorsatz, der aber in zweifacher Weise an der Wirklichkeit vorbei geht.
Es ist zwar richtig, dass nicht jeder einzelne Moslem ein fanatischer Islamist
ist, so wenig, wie die allermeisten Angehörigen christlicher Kirchen bibeltreue
Christen sind – aber es ist eine Tatsache, dass der koranische Islam, also der
Islam gemäß des Koran, der Hadithe und Scharia als den offiziellen Autoritäten
des Islam, mit dem westlichen Menschen-, Werte- und Freiheitsbild unvereinbar
ist. Und die islamische Welt wird den Westen, einschließlich Amerikas, immer so
sehen, wie sehr Amerika mit seiner Politik dem Vordringen des Islam förderlich
ist.
Wenn er sagt, dass Amerika nicht mit dem
Islam im Krieg ist – und nie sein wird, so mag das seine Auffassung sein. Die
Frage ist nur, wie der Islam das sieht? Dass nichtislamische Staaten zum „Haus des
Krieges“ gehören, ist schließlich eine islamische Aussage, keine Erfindung von
Samuel Huntingdon oder George W. Bush. Nicht Amerika hat zunächst islamische
Lände aus dem Nichts überfallen (ausgenommen den Irak, zumindest beim zweiten
Irak-Krieg), sondern es ist, im Frieden, von Moslems am 11.09.2001 angegriffen
worden – eine Tat, die von sehr vielen Menschen in der islamischen Welt damals,
und bis heute, gefeiert wurde und wird. Ob eine „friedliche Koexistenz“ mit den
Ländern der islamischen Welt möglich ist, ist mehr als fraglich, so lange der
Islam auf vielfältige Weise in die westlichen Länder exportiert wird – und zwar
mit dem Ziel, eben diese Länder zu islamischen Staaten zu machen. Hier treffen
einfach Welten aufeinander, die nicht vereinbar sind. Solange der muslimische
Bevölkerungsanteil im Westen eine verschwindende Minderheit darstellte, war
dies möglich, für die Zukunft, mit einem wachsenden islamischen
Bevölkerungsanteil und den schon vorhandenen aggressiven Vorgehensweisen der
Moslems in europäischen Staaten wird deutlich, dass dies nicht durchführbar
ist, es sei denn, die Muslime würden in islamische Länder zurückgesiedelt.
Herr Obama blendet bei dem Zitat, dass der
Koran das Töten Unschuldiger verbietet, aus, dass nach islamischer Auffassung
ein Nicht-Moslem, der dem Aufruf zur Umkehr zum Islam nicht nachkommt, nicht
mehr „unschuldig“ ist, sondern nach dem Koran getötet werden darf, ja, der
Koran fordert mehrfach dazu auf.
Wenn Barack Obama seine Rede dann
beschließt mit der Behauptung, Koran, Talmud und Tora sowie die Bibel würden ja
allesamt den Frieden wollen, deshalb könnten die Menschen in Frieden zusammen
leben, so blendet er einfach die Zusammenhänge aus. Die Bibel spricht vom
Frieden mit Gott und vom Frieden mit dem Nächsten. Die Bibel verbietet die
Vermischung von Staat und Religion; sie ruft zur Nächstenliebe auf, unabhängig
von Rasse, Klasse, Nation und Religion dieses Nächsten. Das heutige Judentum
ist zwar nicht missionarisch und definiert sich stark über den Staat Israel –
aber ein Religionswechsel aus dem Judentum heraus bringt auch für einen Juden
große Probleme mit sich, wenn er auch, immerhin, in einem „kalten Frieden“ mit
den Seinen leben kann (nicht unbedingt überall in Israel). Für den Islam gibt
es Frieden in dieser Welt erst dann, wenn die ganze Welt islamisch ist. Das ist
eine Grundauffassung des Islam. Er kann sich auf dem Weg dahin historisch
bedingten Situationen anpassen, die äußerlich einem Frieden gleichkommen, aber
für ihn selbst nur einen Waffenstillstand bedeuten, wie es etwa Mohammed von
Medina aus mit Mekka gezeigt hat.
Zusammenfassend: Die Rede Barack Obamas
zeigt, dass der Ansatz, den er in seinem Umgang mit der islamischen Welt hat,
auf einer völlig falschen Basis aufbaut, von einem völlig illusionären Bild
dessen, was der Islam ist, bewusst oder unbewusst, und er damit den Westen
insgesamt und Israel im Besonderen in eine hochgefährliche Lage manövrieren
wird. Dies ist umso gefährlicher, als gleichzeitig innenpolitisch in den USA
der Toleranzbegriff immer mehr antichristlich eingeengt wird und die
tatsächliche Trennung von Staat und Religion dahingehend verändert wird, dass
der Staat, gerade auch unter Obama, eine verstärkt nicht- (bis anti-)
christlich-humanistische Auffassung vertritt (und humanistisches, esoterisches
und islamisches Gedankengut in den Bereich der öffentlichen Schulen eindringt,
während christliches Gedankengut verdrängt wird).
Angesichts der Gefahren, die daraus für die
Gemeinde Jesu Christi in den USA und weltweit entstehen können, ist es wichtig,
sich die Aussagen der Heiligen Schrift, insbesondere im Buch Daniel, in Jesu
Endzeitreden und in der Offenbarung Jesu Christi an Johannes vor Augen zu
halten, die deutlich machen, dass die Zeit der Bedrängnis und Verfolgung der Gemeinde
des HERRN von vornherein begrenzt ist und dass sie münden wird in den Jüngsten
Tag, mit dem die Weltgeschichte beendet sein wird. Und: Jesus Christus ist auch
in aller Verfolgung der Gemeinde immer noch der HERR, auch der Weltgeschichte.
Sie entgleitet nie seinen Händen. Gerade Römer 8, 28 ff. gilt auch in solchen
Zeiten!
Aktuelles:
Wie sollen wir uns als Gemeinde Jesu
Christi zur Rockmusik stellen? Gibt es
einen von Gott vorgegebenen Musikstil in der Bibel? Oder sagt die Bibel konkret
etwas zu Musikstilen? Hier müssen wir klar sagen: Nein!
Aber: Gottes Wort sagt etwas dazu, wie wir
als Christen leben sollen, was unser Leben als Christen prägen, bestimmen soll.
Und da lesen wir:
Kol.
3,17.23: Und alles, was ihr tut mit
Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des HERRN Jesu und danket
Gott und dem Vater durch ihn. … Alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als dem
HERRN und nicht den Menschen.
1.
Thess. 5,8: Wir aber, die des Tages sind,
sollen nüchtern sein, angetan mit dem Krebs des Glaubens und der Liebe und mit
dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit.
Eph. 5,3-6: Hurerei aber und
alle Unreinigkeit oder Geiz lasset nicht von euch gesagt werden, wie den Heiligen zustehet, auch
schandbare Worte und Narrenteidinge oder Scherz, welche euch nicht ziemen, sondern vielmehr Danksagung. Denn das
sollt ihr wissen, dass kein Hurer oder Unreiner oder Geiziger (welcher ist ein Götzendiener) Erbe hat an
dem Reich Christi und Gottes. Lasset euch niemand verführen mit vergeblichen
Worten! Denn um dieser willen kommt der
Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens.
Röm. 13,11-14: Und weil wir solches wissen, nämlich die
Zeit, dass die Stunde da ist,
aufzustehen vom Schlaf, sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn
da wir’s glaubten, die Nacht ist
vergangen, der Tag aber herbeikommen: so lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die
Waffen des Lichtes. Lasset uns ehrbarlich wandeln, als am Tage, nicht in
Fressen und Saufen, nicht in Kammern und
Unzucht, nicht in Hader und Neid. sondern ziehet an den HERRN Jesus Christus
und wartet des Leibes, doch also, dass
er nicht geil werde.
Diese Verse machen deutlich: Unser Leben
als Christen soll der Verherrlichung unseres Heilandes und HERRN dienen. Für
ihn sollen wir leben. Weiter sollen wir dazu nüchtern sein, nicht von
Leidenschaft besessen, nicht uns selbst leben, nicht uns selbst in den
Vordergrund rücken. Besonders sollen wir uns auch von aller Sünde bewusst und
entschieden immer wieder abkehren, gegen sie kämpfen, nicht uns öffnen für sie
oder mit ihr spielen. Über allem aber steht das erste Gebot: Ich bin der HERR, dein Gott. Du sollst keine
anderen Götter haben neben mir. Was es aber heißt, einen Gott zu haben, hat
Luther sehr deutlich im Großen Katechismus dargelegt, wenn er dort aussagt,
dass einen Gott haben heißt, jemand oder etwas zu haben, worauf man sein
Vertrauen setzt, was einen beherrscht
Das sind die Grundlagen, von denen her wir
die Rockmusik betrachten müssen. Dabei ist es zunächst nicht von Bedeutung,
dass ihr Ursprung im Heidentum liegt. Nicht alles, was Heiden tun, ist darum
dämonisch, böse, belastet. Auch die kirchliche Musik vieler Christen in den
jungen Kirchen hat ihren Hintergrund in ihrer Volkskultur, die früher heidnisch
geprägt war, etwa bei den Papuas in Neuguinea. Das Problem mit der Rockmusik
ist vielmehr ein anderes. Sie hat nicht nur heidnischen Ursprung, sondern sie
wurde bei den Heiden, und zwar besonders denen Afrikas, als Kultmusik
verwendet, und zwar mit dem Ziel, Ekstase hervorzurufen und die Menschen zu
öffnen für die Einflüsse anderer Mächte.
Und genau dazu sollte eben diese Art der
Musik dienen. Das zeigt sich in verschiedenen Weisen dieser Musikrichtung,
insbesondere dem Off-Beat oder den Synkopen, also den gegenläufigen
Rhythmen, die den Körper ansprechen und körperliche Bewegungen herausfordern.
Dazu gehören weiter die vielfältigen Wiederholungen,
von Text, von Takt, von Rhythmen. Dazu gehören auf die unserem Herzsystem
widersprechenden Takte. Disharmonie ist ein wichtiges Kennzeichen dieser Musik.
Sie alle haben zum Ziel – und erreichen es auch bei vielen –, das Bewusstsein
auszuschalten, die Hörer unnüchtern zu machen, sie zu Leidenschaft hinzureißen,
das Unterbewusste oder Unbewusste anzusprechen, dadurch den Menschen zu öffnen
für andere Mächte und Botschaften, ein „magisches Bewusstsein“ zu wecken, wie
es der New-Age-Musiker Peter Michael Hamel sagte.
Diese Art und Weise widerspricht aber
eindeutig der Weise, wie wir als Christen leben sollen, widerspricht auch der
Art und Weise, wie Gott der HERR an uns durch sein Wort in Gesetz und
Evangelium arbeitet. Gott spricht eben zunächst nicht unser Unbewusstes oder Unterbewusstes an, sondern er wirkt
auf unser Gewissen, um uns der Sünde und Verdorbenheit und damit der
Verlorenheit zu überführen und uns dann durch das Evangelium der freien Gnade
in Jesus Christus zu trösten, zu erquicken, so den rettenden Glauben zu wecken,
zu stärken und zu erhalten, Joh. 16,8-15; Röm. 10,14-17. Und durch dieses sein
Wort will er dann unser ganzes Leben, auch Denken und Wollen, umgestalten, Röm.
12,1.2.
Die Wirkungen der Rockmusik lassen sich aus
den Berichten und Bildern von Life-Veranstaltungen deutlich sehen: nämlich die
Ekstase, in der viele Hörer geraten, die oft zerstörerischen Wirkungen, die
solche Veranstaltungen haben (z.B. Zertrümmerung des Mobilars), die enthemmende
Wirkung der Musik (gerade auf sexuellem Gebiet), ganz abgesehen von den
gesundheitlichen Folgen sowohl der Rhytmen, des Taktes als auch der Lautstärke.
Auch das Disco-Wesen, von Kitty Hanson als eine „Welt der Sexualität und
Sinnlichkeit, eine Welt von Spiel und Flucht, unwirklich, surreal“ beschrieben,
hat hier seine Wurzeln. Übrigens hat auch das mit dazu beigetragen,
Homosexualität salonfähig zu machen (s. U. Bäumer, Rockmusik, S. 69)
Weitere Auswirkungen zeigen sich durch den
mit dieser Musik geförderten Star-Kult, Personenkult. Hier ist eindeutig das
erste Gebot tangiert. Damit zusammen hängt auch das Phänomen, dass die
sogenannte „Pop-Kultur“ zu einem „konstruierten Ich“ des Künstlers neigt, um
zum Erfolg zu kommen (s. Interview mit dem ZKM-Vorstand, Künstler und
Theoretiker Peter Weibel in den ‚Badischen Neuesten Nachrichten vom
27./28.06.2009, S. 3). Noch mehr aber: Viele, nicht alle, der weltlichen
Vertreter der Rockmusik stellen kein Vorbild für Kinder, Jugendliche und
Erwachsene dar, sondern sind vielmehr abschreckend aufgrund ihres sexuell
leider oft zügellosen Lebens, des Drogenkonsums, der bei nicht wenigen
vorhanden ist – und, nicht zu vergessen, der bei nicht wenigen vorhandenen
Verbindung zu Esoterik, bis hin zum Satanismus. Etliche der weltlichen
Rockgruppen, nicht alle, haben sich Satan verschrieben. Viele weltliche Texte
transportieren sexuelle Enthemmung, Hurerei, Satanismus und bringen diese
Botschaft ins Unterbewusste der Hörer.
Die Wirkungen dieser Musik seit den 1950er
Jahren sind nicht zu übersehen: Sie sind Teil einer Strategie des Widersachers,
die über Jahrhunderte in den christianisierten Völkern aufgebaute, vom
Christentum geprägte, Tradition und Kultur aufzulösen. Die Zerstörung eben
dieser Tradition, der damit verbundenen Autoritäten und Werte, wurde durch
diese Musikrichtung entscheidend mit gefördert. Sie leistete, wenn man so will,
unbewusst eine Vorarbeit für die dann philosophisch-politisch einsetzende
Umwertung aller Dinge durch die 68er Bewegung. Rückblickend und geistlich ist
da durchaus ein Zusammenhang zu sehen.
Die Frage, die immer wieder aufgeworfen
wird, ist die: Kann es aber nicht eine
christliche Rockmusik geben? Dies hieße also: Eine Musik, die in ihrer
gesamten Gestaltung, von Takt, Rhythmus genauso geartet ist wie die „weltliche“
Rockmusik – aber von ihrem Inhalt, ihren Texten her christlich? Oder, anders
ausgedrückt: Kann nicht auch die Rockmusik als Träger, Medium, Transportmittel
für die christliche Botschaft verwendet werden?
Diese Frage ist nicht illegitim, da, wie
oben gesagt, es keine von Gott vorgeschriebene Musikrichtung gibt. Aber, wie
auch schon oben dargelegt, als Christen müssen wir alle Musik überprüfen, ob
sie unserem Leben in der Nachfolge Jesu Christi dient oder nicht, das heißt, ob
sie uns hilfreich und förderlich ist, oder ob sie uns darin behindert, ja,
sogar zum Fall gereichen kann. Dies ist eine Anfrage, die keineswegs nur die
Rockmusik im Auge hat. Im Blick auf jede Musik ist zu prüfen, ob sie zum Ziel
hat, den Menschen gefangen zu nehmen, zu enthemmen, in sein Unterbewusstes
einzudringen, ihn unnüchtern zu machen, ihn psychisch zum bearbeiten, bestimmte
Reaktionen manipulativ hervorzubringen. Und diese Gefahren bestehen keineswegs
nur bei der Rockmusik. Auch die Musik Richard Wagners ist in dieser Hinsicht
als zumindest problematisch anzusehen, vor allem auch aufgrund des finsteren
geistig-geistlichen Hintergrundes Wagners. Nicht weniger problematisch sind
nicht wenige Lieder, wie sie im 19. und frühen 20. Jahrhundert im christlichen
Bereich der Revivals entstanden sind (man denke nur an das Lied „So wie ich
bin, so muss es sein“, dessen eine Melodie, auf die es gesungen werden kann,
stark emotional anrührend ist) und die Art und Weise, wie vor allem im
Methodismus und der Heilsarmee die Musik eingesetzt wurde. Weiter ist dabei zu
bedenken, dass auch weniger problematische und unproblematische Musikstile
unterschiedliche Wirkungen bei unterschiedlichen Menschen hervorrufen können.
Das, was bei dem einen Menschen keinerlei Gefahren der Unnüchternheit und
Leidenschaft bringt, kann den anderen völlig in Bann nehmen. Es kommt also bei
der Beurteilung der Musik nicht nur auf den Musikstil allgemein an, sondern oft
muss auch der Einzelne sich prüfen, wie die eine oder andere Musik auf ihn
wirkt. So kann der eine einen Musikstil hören, ohne von ihm beherrscht zu
werden, während der andere dieser Musik verfällt und sie daher meiden muss.
Wie aber steht es nun mit christlicher Rockmusik? Zunächst muss
gesagt werden, dass gewiss viele, die diese Stilrichtung einsetzen wollen,
damit ein missionarisches Anliegen verfolgen, das ihnen nicht abgesprochen
werden darf, sondern positiv zu bewerten ist. Die Frage ist nur: Kann dieser
Musikstil, kann diese Art der Musik ein geeignetes Transportmittel für die
christliche Botschaft sein? Anders formuliert: Kann eine Musik, die von ihrem
Wesen her Disharmonie verkörpert, ausdrückt, transportiert, die als ihre Wirkung
Enthemmung, Unnüchternheit, Leidenschaft, Betonung des Körperlichen, ja,
unkontrollierte Wirkung auf die Emotionen, bis hin zur Ekstase, zum Ziel hat
und so das Unbewusste ansprechen will, manipulativ sein kann, auch öffnen für
andere Mächte, kann also eine solche Musik Transportmittel für die biblische
Botschaft sein? Kann Gottes Heiligkeit, Gottes Gerechtigkeit, die Ordnung und
Harmonie seiner Schöpfung, die Botschaft seiner Liebe, seines Friedens, seiner
Gnade, seiner Bewahrung, aber auch sein Anspruch an unsere Hingabe, unseren
Gehorsam, unsere Nachfolge, kann also all das durch diese Musik befördert,
transportiert werden?
Ich denke: Nein! Die zu transportierende
Botschaft und diese Musik als Transportmittel widersprechen einander zutiefst.
Gott kommt zum Menschen nicht durch die Hintertür, durch das Unbewusste,
Unterbewusste. Gott manipuliert sein Geschöpf nicht, Gott macht es nicht
unnüchtern, will es nicht in eine unbeherrschte Leidenschaft versetzen. Der
christliche Eifer in der Nachfolge, die christliche Hingabe ist nicht etwas,
das aus dem Gefühl kommt, sondern aus dem Willen, gewirkt durch das Wort des
Evangeliums, 2. Kor. 5,14.15. Gott spricht, um zu Sündenerkenntnis und
Verlorenheitserkenntnis zu führen, das Gewissen an. Diese Musik aber hat die
Tendenz (allerdings nicht nur diese Musik), genau das auszuschalten und durch
das Unterbewusste zu wirken, emotional aufzuputschen, aus der Emotion Wirkungen
zu erzielen. So baut Gott der HERR nicht seine Gemeinde. Nicht zuletzt hat
gerade diese Musikrichtung die Verweltlichung vieler ehemals eher konservativer
christlicher Kreise befördert, den Hang zur Veräußerlichung, zum Konsum des
Frommen, zum Vergnügen verstärkt und dadurch dem christlichen Glauben und der
Nachfolge Jesu Christi in bewusster, nüchterner Ganzhingabe enorm geschadet.
Die sogenannte „christliche“ Rockmusik hat auch, ob gewollt oder ungewollt kann
ich nicht beurteilen, den weltlichen Star-Rummel übernommen und weiter
gefördert. Diese Überhöhung der einzelnen Person, dieses Hervortreten der
Person vor die Botschaft und Gott ist in dieser Weise unbiblisch und ebenfalls
eine Förderung verweltlichten Denkens in der christlichen Gemeinde.
Der Einsatz dieses Musikstils ist, ähnlich
wie die Art und Weise, wie die Musik im Methodismus und den Revivals im 19.
Jahrhundert eingesetzt wurde, auch im Zusammenhang mit der biblischen
Verkündigung zu hinterfragen. Wenn Musik eingesetzt wird, um manipulativ zu
wirken, wenn Musik – und andere Formen der Verkündigung – eingesetzt wird, um
den Willen – und auch das Gefühl – der Zuhörer zu bearbeiten, so ist das
zutiefst unbiblisch und verbunden mit der unbiblischen Lehre vom freien Willen
und der damit zusammenhängenden „Entscheidungstheologie“ (einschließlich der
Gemeindewachstumsbewegung und ihrer weiteren Ausläufer, wie Robert Schuller,
Willow Creek, Saddleback), also der Behauptung, jemand werde Christ,
wiedergeboren, indem „er sich bekehre“, was geschehe, wenn er „sich für Jesus
entscheidet“, „sein Leben Jesus übergibt“. Um dies zu erreichen, wird dann
versucht, den Willen, das Gefühl entsprechend zu bearbeiten, auch mit
psychologischen Mitteln. Dies widerspricht eindeutig Eph. 2,1-3, nämlich dass
der natürliche, noch nicht wiedergeborene, Mensch geistlicht tot ist, damit
überhaupt nichts tun kann, um geistlich lebendig zu werden, sondern vielmehr,
Eph. 2,4-9, geistlich lebendig gemacht, geistlich auferweckt werden muss, was
allein durch das Evangelium geschieht. Auch der rechtfertigende Glaube ist
nicht eine menschliche Antwort auf Gottes Ruf, ist nicht ein menschliches Werk,
nicht ein menschliches Mittun oder Hinzutun, sondern von Gott gewirkt, Joh.
6,29; Eph. 2,8.9.
Wie soll die christliche Gemeinde nun mit
diesem Phänomen umgehen? Gemäß Römer 14 und 15 in christlicher Liebe und Geduld
denjenigen nachgehen, die auf diese Musik ausgerichtet sind, ihnen mit langem
Atem, viel Geduld und Liebe die Problematik aufzeigen und ihnen Alternativen
anbieten, sie auch fördern in einer alternativen, der biblischen Botschaft
förderlicheren Musikrichtung.
Nachweis:
U.
Bäumer: Rock. Musikrevolution des 20. Jahrhunderts – eine kritische Analyse.
Bielefeld 1988.
Horst
Neumann: Rockmusik – eine neue Religion? Sottrum o.J. (Lutherische Stunde)
Gavin L. Winter: Rock Music.
In: Steadfast in His Word. July-August 1985, S. 39-44; September-October 1985,
S. 54-58. (Evangelical Lutheran Congregations of the Reformation, ELCR,
Aus dem Luthertum:
Ergebnisse des Allgemeinen Pfarrkonvents
der SELK im Mai 2009: Der Allgemeine
Pfarrkonvent (APK) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) war
von zwei Hauptthemen bestimmt: Hermeneutik und Frauenordination. Zur
Hermeneutik oder Lehre von der Auslegung der Heiligen Schrift lag den Pastoren
der Entwurf eines neuen Hermeneutikpapiers vor. Dieses Papier gibt nicht
zuletzt auch Aufschluss darüber, wie die SELK zur Heiligen Schrift selbst
steht. Und da wird deutlich, dass die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit
der Schrift nicht Grundlage für die
Arbeit an der Heiligen Schrift ist, die SELK also ausdrücklich offen ist für
die historisch-kritische Methode. Es wird zwar konstatiert, dass die Bibel, wie
sie uns vorliege, so von Gott gewollt sei, aber eben nicht, dass sie Wort für
Wort den heiligen Schreibern vom Heiligen Geist eingehaucht ist. Außerdem geht
die SELK davon aus, dass es in ihren Reihen verschiedene Weisen gibt, die Bibel
zu verstehen, d.h. sie akzeptiert, dass die Heilige Schrift nicht einheitlich,
als Gottes irrtumsloses Wort, im buchstäblichen Sinn (sensus literalis)
verstanden wird. Das macht das Grunddilemma der SELK deutlich, die eben,
entgegen ihrer eigenen Außendarstellung, keine „Bekenntniskirche“ ist, sondern
vielmehr eine pluralistische Kirche, die in ihrer Theologie sich immer mehr den
Landeskirchen annähert.
Die Auswirkungen dieser Haltung zur Schrift
wurden besonders deutlich in der Auseinandersetzung um die Frauenordination.
Diese Auseinandersetzung ist fast so alt wie die SELK selbst, denn schon Mitte
der 1970er Jahre (die SELK wurde durch Fusion dreier Freikirchen 1972 gebildet)
stand sie erstmals zur Debatte auf einer Kirchensynode. Seither gilt weiter
ausdrücklich, dass nur Männer zum heiligen Predigtamt ordiniert werden dürfen.
In der Praxis aber heißt dies heute, dass Frauen alles dürfen, außer die
Konsekration beim heiligen Abendmahl durchführen und eben – ordiniert werden.
Sie predigen, sie unterrichten, sie leiten Gemeinden, Bibelstunden usw. Dass
die SELK nicht wirklich auf dem Boden der Heiligen Schrift steht, zeigt allein
schon der Umstand, dass solch eine Debatte seit über 30 Jahren überhaupt
geführt wird, anstatt dass aufgrund der eindeutigen Schriftstellen (1. Kor.
14,34 ff.; 1. Tim. 2,8 ff.) dieses Thema damit beendet wird, dass die Frau in
der Gemeinde schweige, damit auch nicht lehren, predigen, unterrichten darf, soweit
auch Männer davon betroffen sind, ebenso nicht herrschen darf über Männer, also
auch in den Gemeindeversammlungen kein Rede- und Stimmrecht hat. Aber dem ist
keineswegs so. Keine der verschiedenen Resolutionen, die dem APK vorlagen, wies
diese biblische Argumentation auf. Vielmehr hatten beide Seiten sich schon im
Vorfeld dahingehend geeinigt – und dies wurde durch den APK bestätigt – dass
jede Seite auf dem Boden der Heiligen Schrift stünde: ein Unding, dass zwei
sich ausschließende Ansichten beide gleichermaßen biblisch sein sollen. Damit
wurde gleichzeitig festgehalten, dass diese Frage nicht kirchentrennend sei,
das heißt, die sogenannten „Konservativen“ in der SELK haben auch längst
aufgegeben, dass in einer Kirche und einem Verband von Kirchen allein die
biblische Lehre geduldet werden darf und keinerlei widerbiblische Lehre oder
Praxis. Der APK stellte fest, dass es „trotz intensiver Bemühungen innerhalb
der Pfarrerschaft der SELK keine Einmütigkeit in der Frage der Zulassung der
Ordination von Frauen gibt“. Es heißt dann weiter, dass man gegenseitig
Rücksicht nehme auf „den Stand der Einsichten in die unterschiedliche Auslegung
der heiligen Schrift“. Hier wird der falsche hermeneutische Ansatz wieder
deutlich: Falsche Lehre wird jetzt als eine andere Auslegung der Schrift
angesehen, weil man die Schrift selbst nicht mehr als Herrin akzeptiert und
nicht wahrhaben will, dass jeder Lehrartikel der biblischen Wahrheit an
mindestens einer Stelle hell und klar vorhanden ist und keiner besonderen „Auslegung“
bedarf (Analogie des Glaubens). Man gibt zu, ratlos zu sein. Kein Wunder, wenn
man sich nicht beugt unter Gottes Wort! Wie in solchen Lagen üblich, wurde ein
Ausschuss eingesetzt, der für die Gemeinden bis zum 31.12.2009 einen Bericht
zur Lage erarbeiten soll, einen Zwischenstand für die Kirchensynode 2011 und
dann bis 2013 eine abschließende Stellungnahme für den dann stattfindenden APK
erarbeiten soll.
Pastor William Bischoff von Gott
heimgerufen: Am 10. Juni 2009, 18 Tage
vor seinem 77. Geburtstag, wurde der konservative Pastor der Lutheran
Church-Missouri Synod (LCMS) William Bischoff von Gott in die ewige
Herrlichkeit abgerufen. Bischoff wuchs in der Missouri-Synode auf, studierte am
Concordia Seminary in St. Louis und trat Mitte der 1960er Jahre aus der LCMS
aus aufgrund des Abfalls der LCMS in der Lehre von der Verbalinspiration und
wegen des um sich greifenden Unionismus. Kurz darauf gelang die Bildung einer
unabhängigen Gemeinde in Bridgeton, Missouri, die später den Lutheran Churches
of the Reformation (LCR) beitrat. 1975, während der Wirren innerhalb der LCR,
verließ Bischoff diesen Gemeindeverband wieder und kehrte in die
Missouri-Synode zurück, in der Annahme, dass sich die Lehrsituation dort
grundlegend gebessert habe (tatsächlich sind bis heute eine Unzahl theologisch
liberaler Pastoren im Amt, fast alle Bezirkspräsides sind liberal; es besteht
Kirchengemeinschaft zu Kirchen, die dem Lutherischen Weltbund angehören und
auch mit anderen LWB-Kirchen in Gemeinschaft stehen. Es gibt nicht wenige, die
die Frauenordination fordern; andere hängen der Gemeindewachstumsbewegung an;
eine immer größer werdende Zahl vertritt romanisierende oder hochkirchliche
Ideen im Blick auf das Predigtamt); 1976 folgte seine Gemeinde. 1997 trat er in
den Ruhestand und war weiterhin bemüht, die LCMS zurück zu bringen auf den
alten Kurs, wie er einst unter C.F.W. Walther bestand. Auf seine Initiative
geht auch die seit 2000 stattfindende Walther-Konferenz in den USA zurück sowie
die Resolution, die die Allgemeine Synode 2001 verabschiedete, nämlich dass
Walthers „Kirche und Amt“ Kirchenlehre der LCMS sei (was aber tatsächlich nicht
umgesetzt wird, da die Gegenlehre geduldet wird und in der Praxis die
Gemeindeversammlungen mehr und mehr entrechtet werden). Die Lehrartikel von der
Rechtfertigung, der Verbalinspiration und von Kirche und Amt waren seine
Hauptarbeitsgebiete. (nach: Reclaim News
vom 12.06.2009)
Aus
dem übrigen Protestantismus:
Präses der EKD-Synode für Adoptionsrecht
von Homosexuellen: Katrin
Göring-Eckardt, die vor kurzem zum Präses der EKD-Synode gewählt wurde, und
zugleich Abgeordnete der Grünen im Bundestag ist, hat gefordert, das
homosexuelle „Paare“ das Recht auf Adoption von Kindern gekommen sollten. Sie
wird darin von Abgeordneten von SPD und FDP unterstützt. (nach: pro Kompakt,
23/2009, S. 16) Es ist beschämend, dass die Vorsitzende des höchsten Organs der
Evangelischen Kirche in Deutschland solche schriftwidrigen Vorschläge machen
darf, ohne dass sie auch nur im Entferntesten mit Kirchenzucht nach Matth. 18
rechnen muss.
Messianische Juden: Nach amzi focus Israel 4/2009 gibt es weltweit etwa
80.000 messianische Juden, von denen etwa 60.000 in den USA leben und ca. 8000
in Israel. Vor dem zweiten Weltkrieg gab es weltweit schätzungsweise 250.000
messianische Juden. Über Jahrhunderte, etwa vom 4. Jahrhundert bis zur
Reformation, war es faktisch unmöglich gewesen, innerhalb der jüdischen
Gemeinschaft an Jesus als den Messias zu glauben. Auch in den christlichen
Kirchen war ihnen diese Möglichkeit, als eine eigene Gemeinschaft zu
existieren, verwehrt. Danach wurde dies, da es auch das Neue Testament in den
Landessprachen gab, wieder möglich. Ab dem 19. Jahrhundert bildeten sich
vermehrt Kreise „hebräischer Christen“. In den deutschen evangelischen Landeskirchen
gab es ca. 20.000 Judenchristen, wie sie damals genannt wurden.
Palästinensische Christen: Palästinenser sind nicht automatisch Moslems, auch
wenn es auf die Mehrzahl durchaus zutrifft. In den besetzten Gebieten leben
etwa 50.000 christliche Palästinenser, in den Gegenden Bethlehem und Ramallah
stellen sie ein Drittel der Bevölkerung. Aber ihre Anzahl nimmt rapide ab, weil
die meisten in den palästinensischen Gebieten, in denen sie seit dem
„Friedensprozess“ von den Israelis argwöhnisch beobachtet, von den Moslems
unter massiven Druck gesetzt und verfolgt werden, keine Zukunft mehr sehen.
Weltweit leben ca. 400.000 christliche Palästinenser in anderen Ländern.. Unter
den 1,5 Millionen israelischen Arabern sind etwa 154.000 Angehörige
christlicher Konfessionen, hauptsächlich der griechisch- oder der
römisch-katholischen Kirche. (nach: amzi focus Israel 4/2009)
Lebensrecht:
Abtreibungsarzt ermordet: In Wichita, Kansas, USA, wurde der Abtreibungsarzt
George Tiller ermordet, der Zigtausende von Kindern auf dem Gewissen hatte, die
er, in völliger Perversion des Denkens und der biblischen Lehre, zuvor noch
taufte. Er gehörte der extrem liberalen Evangelical Lutheran Church of America
(ELCA) an. Die christlichen Lebensrechtsgruppen haben zu Recht sich von dem
Mord distanziert, da, wenn der Staat gegen den Mord durch Abtreibung nicht
vorgeht, es bei Gott allein steht, den Mörder zu strafen, nicht aber bei
Menschen. Antichristliche Kreise versuchen, diese Tat nun allerdings sogleich
mit dem christlichen Fundamentalismus in Verbindung zu bringen, wie etwa der
„Stern“, der behauptete, diese Tat zeige, dass Gewalt nicht nur bei einer
Religion beheimatet sei (wobei er vergaß, dass es sich hier um die Einzeltat
eines Einzeltäters handelt, im Gegensatz zu einer organisierten Vielzahl von
Gewalttaten bei den Moslems, und dass die Bibel genau diese Handlungsweise
verbietet, während Koran und Hadithe sie dem Moslem vorschreiben).
Schweden weitet Abtreibung aus: Die schwedische Nationale Sozial- und
Gesundheitsbehörde hat entschieden, dass Mütter auch dann abtreiben dürfen,
wenn ihnen das Geschlecht ihres Kindes nicht gefällt. (nach idea Newsletter vom
04.06.2009) Dies macht einmal mehr deutlich, wie sehr der Westen immer mehr in
heidnische Zeiten zurückfällt. Es wäre Aufgabe der Gemeinde Jesu Christi,
dagegen nicht nur verbal zu protestieren, sondern Einrichtungen und Initiativen
zu bilden, die Schwangeren beistehen und auch bereit sind, ungewünschte Kinder
aufzuziehen bzw. an Familien zu vermitteln.
EU und Eindämmung seltener Krankheiten: Der EU-Ministerrat hat eine Empfehlung der Kommission,
die „Eindämmung seltener Krankheiten“ durch Embryonenselektion und
Präimplantationsdiagnostik (PID) vorzunehmen zunächst gestrichen und nur die
Empfehlung gegeben, im Kampf gegen seltene Krankheiten enger zusammen zu
arbeiten. Möglicherweise ist die Sache aber nur vorläufig vom Tisch, da die
EU-Kommission 2013 dem Rat einen Bericht über die Maßnahmen zur Zusammenarbeit
vorlegen soll. (nach: Alfa-Newsletter 23/2009 vom 13.06.2009)
Bundestag verabschiedet Gesetz über
Patientenverfügung: Am 18. Juni 2009
hat der Bundestag nach sechsjähriger Debatte ein Gesetz über die
Verbindlichkeit von Patientenverfügungen verabschiedet. Nach diesem Gesetz sind
die Ärzte an die Patientenverfügung gebunden, auch dann, wenn sie ihrem Eid
widerspricht. Betreuer und Bevollmächtigte müssen prüfen, ob die
Patientenverfügung auf die jeweilige Behandlungssituation zutrifft. Liegt keine
Patientenverfügung vor, muss der Betreuer nach der „mutmaßlichen“ Meinung des
Patienten handeln (wie soll die aber festgestellt werden?). Lebensrechtsgruppen
kritisierten, dass das Gesetz eine Beratung über Möglichkeiten und Grenzen von
Therapien, deren Verträglichkeit und Nebenwirkungen ausdrücklich nicht vorsieht
und daher die Entscheidungsgrundlagen der Patienten sehr gering bleiben. Die
Gefahr ist damit hoch, dass Patienten, aus Angst vor „Übertherapie“ ihr eigenes
Todesurteil abfassen, obwohl eine gute Therapie möglich wäre. Das Gesetz betont
völlig einseitig nur die „Selbstbestimmung“ des Patienten. Es wurde auch darauf
hingewiesen, dass selbst schwerste Demenz z.B. keine Sterbephase darstelle und
daher keine Berechtigung gebe, jegliche Therapie zu beenden, was aber in dem
Gesetz nicht berücksichtigt ist.
Selbständig reprogrammierbare Stammzellen aus
Mäusehoden: Erstmals hat ein Team um
die Stammzellforscher Kinarm Ko und Hans Schoeler vom Max-Planck-Institut für
molekulare Biomedizin in Münster einen klar definierten Zelltyp aus dem Hoden
erwachsener Maeuse gezuechtet und diesen ohne bisher benötigte eingeschleuste
Gene, Viren oder Reprogrammierungsproteine in pluripotente Stammzellen
umgewandelt. Diese Zellen besitzen die Fähigkeit, alle Gewebe des Körpers
bilden zu können. Entscheidend für die Reprogrammierung waren allein die
Kulturbedingungen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in Cell Stem Cell am 2.
Juli. … Dass der "Neustart" der Zellen tatsächlich geklappt hatte,
belegten die Forscher anhand zahlreicher Tests. Aus den umgewandelten Zellen
ließen sich nicht nur ebenso gut Herz-, Nerven- oder Endothelzellen züchten,
wie aus embryonalen Stammzellen. Die Wissenschaftler konnten mit den neuen gPS
auch Mäuse mit gemischtem Erbgut, so genannte Chimären, erzeugen und zeigen,
dass die aus dem Hoden gewonnenen Zellen ihr Erbgut in die naechste Generation
weiter tragen können. Noch ist jedoch offen, ob sich das Verfahren auf den
Menschen übertragen lässt. Vieles spreche dafür, dass gPS-Zellen hinsichtlich
der Einfachheit ihrer Herstellung und ihrer Sicherheit alle bisher künstlich
reprogrammierten Zellen übertreffen, hieß es mit Blick auf eine klinische
Anwendung. (aus: alpha-newsletter 26/2009)
Italienisches Parlament für Moratorium bei
Abtreibungen: Die italienische
Abgeordnetenkammer hat am 16.07.2009 mit den Stimmen der Regierungsparteien und
der christdemokratischen UDC die italienische Regierung aufgefordert, sich bei
der EU und der UNO dafür einzusetzen, dass Abtreibung nicht als Mittel der
Familienplanung und Bevölkerungskontrolle angewandt wird. Außerdem soll sie
sich dafür stark machen, dass die wirtschaftlichen und sozialen Ursachen von
Abtreibungen beseitigt werden. (nach: Medrum vom 18.07.2009)
Religionsfreiheit,
politisch-ideologische Tendenzen, Schulen:
Gender Mainstream in Lateinamerika: Wahrscheinlich durch Unterstützung und Förderung der
UNO wird versucht, die antichristliche und widernatürliche
Gender-Mainstream-Ideologie, nämlich dass es bis auf wenige biologische
Besonderheiten keine geschlechtsspezifischen Unterschiede und damit
entsprechend unterschiedliche Aufgaben gebe, auch in Lateinamerika
durchzusetzen. Vor allem in Mexiko, Brasilien und Argentinien macht sich das
deutlich. Es zeigt sich zunächst vor allem im Bereich der Abtreibung, die in
diesen Ländern erleichtert werden soll, und in dem Versuch, die Homosexualität
zu legalisieren und der von Gott gegebenen natürlichen Form der
Heterosexualität gleichzustellen. (nach: Brüdern-Rundbrief, Nr. 4/2009, S. 27
f.)
Vietnam: Christlicher Pastor von Polizei
ermordet: Bereits im Jahr 2008 wurde
Pastor Y-Ben Hdok, der der völkischen Minderheit der Ede angehörte, von der
Polizei bei einem Bekannten überfallen, geprügelt und anschließend
weggeschleppt. Pastor Y-Ben Hdok betreute eine nichtregistrierte Hausgemeinde
und war deshalb den Behörden ein Dorn im Auge. Als seine Frau aufs
Polizeirevier kam, teilte man ihr mit, dass ihr Mann Selbstmord begangen hätte.
Der Leichnam, den man ihr übergab, zeigte aber deutlich, dass dies eine Lüge
war: Alle Knochen waren gebrochen, die Zähne ausgeschlagen. Eine nähere
Untersuchung und auch eine Fotographie der Leiche wurden untersagt. (nach:
Stimme der Märtyrer, 6/2009, S. 7).
In
Ong Dingh wurden am 7. Juni 2009 die Besucher eines Gottesdienstes der
baptistischen Agape-Gemeinde von der Polizei verprügelt und Gemeindeleiter
festgenommen. (nach: idea Newsletter vom 20.06.2009)
Indien: Christenverfolgung in Orissa: Im vergangenen August war es im indischen Bundesstaat
Orissa zu einer massiven Verfolgung von Christen gekommen, wobei etwa 200 umkamen,
18.000 verletzt und 53.000 vertrieben wurden. Noch immer leben viele Christen
in Flüchtlingslagern. Sie werden vor allem von der einheimischen
Nethanja-Kirche unterstützt, mit der die Christliche Mission Indien in
Verbindung steht. (nach: idea-newsletter vom 10.07.2009)
Seelsorgekongress in Marburg: Der Seelsorgekongress in Marburg Ende Mai, bei dem es
unter anderem auch um Therapie an Homosexuellen und die Beratung von
schwangeren Frauen ging, stand unter einem massiven Druck von zum Teil sehr militanten
Christenfeinden, die nicht zuletzt aus dem linken politischen Spektrum kamen
und versuchten, diese Veranstaltung zunächst gänzlich zu Fall zu bringen, dann,
sie zu behindern. Die Atmosphäre, die dabei geschaffen wurde, muss schon als
Hass auf Christen bezeichnet werden, mit Schmierereien an Hauswänden,
eingeschlagenen Fensterscheiben und Demonstrationen, die aber dann friedlich
verliefen. Hier ging eine Saat auf, die durch die Medien immer mehr gesät wird,
indem konservative Christen als gefährlich, antidemokratisch dargestellt
werden.
Massive Angriffe auf Evangelikale: Auf einer Veranstaltung der Universität Marburg hat der
Sozialwissenschaftler und freie Journalist Jörg Kronauer die evangelikale
Bewegung heftig angegriffen. Er bezeichnete sie als anti-feministisch, gegen
die Gleichstellung der Homosexuellen, anti-islamisch und warf ihnen vor, eine
„aggressive Mission“ zu betreiben. (idea-newsletter vom 10.07.2009) Wenn man
diese Aussagen liest, so muss man sich als bibeltreuer Christ fragen: Was ist
schlimm, schlecht an diesen Positionen? Gott selbst ist anti-feministisch, denn
er hat eindeutige Ordnungen für Mann und Frau vorgegeben und sie daher auch
unterschiedlich an Seele und Leib erschaffen. Gott ist auch gegen
Homosexualität und bezeichnet sie als eine Greuelsünde, wovon auch die Heiden
wissen. Und der Islam ist allerdings eine zutiefst christusfeindliche
Weltanschauung, dazu totalitär und gewaltgeneigt. Und wenn die evangelikale
Bewegung wirklich so missionarisch wäre, wäre es ja nur gut. Hier zeigt es
sich, dass genuine christliche Positionen immer mehr in der westlichen
Gesellschaft angegriffen und ausgegrenzt werden. (Dass viele Evangelikale
allerdings damit gar nicht übereinstimmen, weil sie keineswegs mehr die
unterschiedlichen Ordnungen für Mann und Frau anerkennen, auch im Blick auf
Homosexualität keineswegs immer klar stehen und vielfach sich der Bibelkritik
geöffnet haben, ist eine ganz andere Sache.) Bibeltreue Christen müssen immer
mehr mit Angriffen und Bedrohungen in der westlichen Staaten rechnen.
In
den Medien ist in den letzten Monaten die Hetze gegen Christen verstärkt
worden. So hat etwa das ZDF in seinem Magazin „Frontal 21“ auf 4. August und
auch im Oktober eindeutig tendenziöse Berichte gebracht, in denen (4. August)
christliche Missionare mit Selbstmordattentätern gleichgesetzt werden. Auch im
Zusammenhang mit dem Tod der beiden Bibelschülerinnen der Bibelschule Brake,
die als Helferinnen in einem Krankenhaus im Jemen arbeiteten, ist nicht deren
Ermordung und die Einschränkung der Religionsfreiheit in islamischen Ländern
angeprangert worden, sondern die Tatsache, dass Christen in islamische Länder
gehen und dort unter Umständen missionarisch tätig sind (was die beiden Frauen
gar nicht waren). In der ARD-Sendung „Panorama“ am 08.10.2009 wurde das
charismatische Missionswerk „Jugend mit einer Mission“ dargestellt, und zwar
extrem einseitig, um es als kriegerisch, aggressiv, einschüchternd, für die
Teilnehmer hoch gefährlich vorzustellen. Das Traurige dabei ist, dass auch der
Sektenbeauftragte der Landeskirche in das gleiche Horn stieß und es als
„fundamentalistisch“ ansieht, wenn die Religion eindeutige und klare Antworten
gibt und zwischen guten und bösen Religionen unterschieden wird. (nach
proKompakt 41/2009, S. 6-7) Es vergisst dabei, dass genau das aber die Aussage
der Bibel ist, was die Landeskirche aber nicht mehr wahrhaben will. Immerhin
hat die EKiD sich gegen die Darstellungen in „Frontal 21“ gewandt und will
zwischen den landeskirchlichen Evangelikalen und „Fundamentalisten“
unterschieden wissen (was die Evangelikalen gerne mitmachen). Tatsächlich
werden Grundaussagen des Christentums öffentlich immer mehr angegriffen, etwa
Jesu Sühnetod, die Schöpfung, die biblische Sündenlehre. Das Christentum an
sich wird immer mehr zur Zielscheibe der offiziellen Medien.
Antichristlicher Weltfußballverband Fifa: Die antichristlichen Tendenzen der westlich geprägten
Welt zeigen sich auch im Weltfußballverband Fifa. Vor etlichen Jahren hatte er
verboten, Trikots mit religiösen Aussagen zu tragen, nachdem vor allem
südamerikanische Spieler sich auf ihren Trikots zu ihrem christlichen Glauben
bekannt hatten. Nun wurde die brasilianische Fußballmannschaft verwarnt, weil
sie nach dem Gewinn des Confederation Cups in Südafrika gemeinsam Gott dafür
gedankt hatten. Im gleichen Turnier aber hatten sich die Spieler Ägyptens nach
Mekka gewandt und ihren Götzen Allah angerufen. Sie wurden nicht verwarnt, wie
die Fifa auch zugab. (nach pro kompakt 27/2009, S. 5) Dies macht die
Einseitigkeit des Verbandes und zugleich den westlichen Defaitismus und die
westliche Dekadenz gegenüber dem Islam deutlich.
Obama für Bi-, Homo- und Transsexuelle: Wo der amerikanische Präsident Barak Obama steht,
macht er immer wieder deutlich. So hat er den Juni 2009 zu einem „Monat des
Stolzes“ für Bi-, Homo- und Transsexuelle erklärt, die angeblich stolz sein
könnten auf ihren Beitrag, den sie für die USA geleistet hätten. (nach: idea
Newsletter vom 05.06.2009) Hier wird deutlich, dass Präsident Obama tatsächlich
gegen alle vom Christentum geprägten Werte steht und dabei ist, die ethischen
Grundlagen der USA zu zerstören.
Christ in China verurteilt: Der christliche Buchhändler Shi Weihan ist zu drei
Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet € 15.700,00 verurteilt worden.
Ihm werden illegale Geschäfte vorgeworfen. Die Buchhandlung, die er in Peking
betreibt, ist allerdings legal. Dagegen hat er Bibeln und christliche Literatur
zwar illegal kopiert, aber damit keine Geschäfte gemacht, sondern sie an
Angehörige der Hauskirchen verschenkt. Da er bereits im November 2007 für
einige Monate deshalb inhaftiert war, ist es möglich, dass diese Haftzeit
angerechnet wird. Die Familie hält es auch für möglich, dass aufgrund seines
Gesundheitszustandes die Haftstrafe in eine Art Hausarrest in einer Klink
umgewandelt wird. (nach: idea newsletter vom 13.06.2009)
Antisemitismus in Großbritannien: Der Antisemitismus in Großbritannien hat einen neuen
Höhepunkt erreicht. Nach Angaben des Jewish Community Security Trust (CST) hat
sich die Anzahl antisemitischer Vorfälle im ersten Halbjahr 2009 gegenüber dem
Vergleichszeitraum des Vorjahres verdoppelt. (nach: idea newsletter vom
26.07.2009) Dies ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, mit welcher
Aggressivität der Islam in Großbritannien auftritt und wie schwach,
defaitistisch und unterwürfig das offizielle und öffentliche Großbritannien
darauf reagiert.
Singapur: Der Ministerpräsident von Singapur, Lee Hsieng Loong
äußerte aus Anlass des Nationalfeiertages, dass „die Bemühungen um Religionswechsel“,
also missionarische Arbeit, eine Bedrohung der nationalen Sicherheit darstellen
könnten. (nach: idea newsletter vom 26.08.2009) Was daraus weiter folgt, steht
noch nicht fest, aber es besteht die Gefahr, dass in diesem autokratisch
regierten Land mittelfristig die Mission aus Gründen der „nationalen
Sicherheit“ verboten wird.
Auseinandersetzung um Äußerungen von
Thilo Sarrazin: Die
Auseinandersetzungen um die Äußerungen zur Integrationswilligkeit und
Integrationsfähigkeit türkischer und arabischer Bevölkerungsteile in Berlin
zeigt, wie sehr die Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Deutschland bereits
öffentlich eingeschränkt wird. Herr Sarrazin, der als ehemaliger Finanzsenator
von Berlin die Verhältnisse in der Stadt durchaus kennt, hat darauf
hingewiesen, dass 70 % der türkischen und 90 % der arabischen Personen in
Berlin weder integrationsfähig noch –willig sind. Das hat er dann noch mit
einigen Bemerkungen ausgeschmückt, die dann in der Öffentlichkeit zu seiner
eigentlichen Aussage hochstilisiert wurden. Herr Sarrazin hat nur Realitäten
angesprochen, die aber die offiziellen Stellen in der Bundesrepublik nicht zur
Kenntnis nehmen wollen. Dass er dafür noch von der Bundesbank abgestraft wurde,
zeigt, wie sehr die Institutionen in der Bundesrepublik sich einer
pro-islamischen political correctness unterworfen haben.
Auseinandersetzung um Minarette in der
Schweiz: Am 28. November findet in der
Schweiz eine Volksabstimmung statt, ob islamische Moscheen Minarette haben
dürfen oder nicht. Die Abstimmung ist initiiert worden von der Schweizerischen
Volkspartei (SVP) und der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU). Sie führen
an, dass Moscheen mit Minaretten mehr und mehr zu einem Sinnbild für die
kulturelle Überfremdung und Bedrohung der Schweiz würden. Die Sache ist jetzt
zu einem Politikum geworden, weil die Städte Basel, Fribourg, Lausanne und
Yverdon verboten haben, dass das Plakat der Initiative gegen Minarette (es
zeigt als Grundfläche die Schweizer Fahne, an der linken Seite eine vermummte Muslimin
und auf der Flagge Minarette emporsteigen) auf öffentlichen Plätzen gezeigt
wird. (nach: proKompakt 41/2009, S. 3-4) Damit wird bewusst und gewollt die
Meinungsfreiheit eingeschränkt, d.h. nur pro-islamische Aussagen sind erlaubt.
Zur
römisch-katholischen Kirche:
Sozialenzyklika des Papstes: Die Sozialenzyklika des Papstes Benedikt XVI., „Caritas
in veritate“, die durchaus kapitalismuskritische Grundlinien verfolgt, wie sie
sich in der römisch-katholischen Soziallehre finden, zeigt die Gefahr, die vom
Papsttum als dem Antichristen ausgeht gerade darin, dass er zur Bewältigung der
Globalisierung sich nicht gegen die Globalisierung an sich wendet, nicht eine
Regionalisierung fordert, sondern vielmehr von einer „global governance“
spricht, also eine Art Weltregierung fordert. Er blickt dabei vor allem auf die
UNO, für die er eine „echte politische Weltautorität“ fordert. Das geht
übrigens durchaus überein mit den Gedanken der „Neuen Weltordnung“, wie sie
schon von George Bush senior anvisiert wurde, und die Barak Obama auch
anstrebt. Hier entsteht ein eindeutiger anitchristlicher Weltblock, der die
Wahrheit, dass es Rettung allein in Jesus Christus gibt, nicht akzeptieren
kann, da dies seinen Vorstellungen von Toleranz und Frieden widerspricht.
Islam
und islamische Welt:
Türkischer Nationalismus: Im Blick auf den Völkermord an den Armeniern und die
massenhafte Vertreibung der Griechen aus Kleinasien nach dem ersten Weltkrieg,
sagte der türkische Verteidigungsminister Vecdi Gönül am 10.11.2008 in der
türkischen Botschaft in Brüssel: „Hätten die Griechen und Armenier weiterhin in
Anatolien gelebt, konnte die türkische Nation nicht gebildet werden. Für die
Bildung einer türkischen Nation und deren Weiterbestehen waren die Vertreibung
der Armenier und der Austausch der Griechen mit den in Griechenland lebenden
Türken [zahlenmäßig nicht vergleichbar, Anm. d. Hrsg.] von existentieller
Bedeutung.“ Diese Worte zeigen auch den wahren Hintergrund des Völkermordes an
den Armeniern und der Vertreibung der Griechen und strafen die offizielle
Propaganda der Türkei Lügen. (nach: Brüdern-Rundbrief, Nr. 4/2009, S. 16 f.)
Nach
einer Meldung der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) sollen in Istanbul die
Häuser griechischer oder armenischer Christen mit grünen bzw. roten Schildern
gekennzeichnet worden sein. Zugleich melden christliche Anwohner vermehrte
Belästigungen. (nach pro kompakt 34/2009, S. 2)
Lage für Christen in Afghanistan und
Pakistan wird immer bedrohlicher:
Aufgrund des Drucks der Taliban wird die Lage für die christliche Minderheit in
Afghanistan und Pakistan immer bedrohlicher. (nach: idea newsletter vom
26.07.2009) Dabei muss man bedenken, dass die Lage für die Christen in diesen
Ländern auch ohne die Taliban schon höchst bedrohlich ist. Beide Länder kennen
keine Religionsfreiheit im westlichen Sinne. In Pakistan gelten Christen,
insbesondere christliche Mädchen, schon seit Jahren praktisch als Freiwild und
können Christen unter fadenscheinigsten Behauptungen aufgrund des
Beleidigungsparagraphen inhaftiert werden, auch ohne Gerichtsurteil. Auch das
Afghanistan unter Hamid Karsai ist ein islamistischer Staat, dessen
Rechtsordnung auf der menschenfeindlichen und totalitären Scharia beruht, das
heißt, ein Religionswechsel weg vom Islam wird mit dem Tod bedroht. (Wiederholt
hat daher etwa das Deutschlandradio in einer historischen Sendung auf die
Schizophrenie aufmerksam gemacht, dass Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan
ein politisches System stützen, verteidigen sollen, das genau gegen diejenigen
Prinzipien verstößt, für die die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944, die
Vorbilder für die Bundeswehrsoldaten sein sollen, eingetreten sind.)
Christen in Indonesien: In vielen Gegenden Indonesien werden Christen von Moslems
daran gehindert, Kirchengebäude zu errichten. Das Problem für die Christen ist,
dass es in Indonesien verboten ist, sich in Privathäusern zu versammeln. (nach:
idea newsletter, 16.10.2009) Seit dem vom Westen betriebenen Sturz der
Suharto-Regierung ist die Religionsfreiheit in Indonesien immer mehr
eingeschränkt worden. Islamistischer Terror nimmt in diesem Land ungestraft
immer mehr zu.
Schulfrei in der Bundesrepublik
Deutschland an islamischem Feiertag?
Der Vorsitzende der „Türkischen Gemeinde“, Kenan Kolat, hat gefordert, dass
nicht nur muslimische, sondern alle Kinder an einem islamischen Feiertag
schulfrei haben sollten. (nach: proKompakt 41/2009, S. 5) Er vergisst dabei,
dass die Bundesrepublik Deutschland von ihrer Geschichte und Kultur her ein
christlich geprägter Staat ist, in dem zwar religiöse Minderheiten ohne
Einschränkungen sich betätigen dürfen (in wieweit der Islam dabei als eine
Religion im Sinne des Grundgesetzes zu verstehen ist, das ist eine ganz andere
Frage), ohne dabei aber zu versuchen, diesen Staat umzuprägen. Und genau das
ist ja das Ziel, das dahinter steht.
1 Seine Worte lauten: „Das Gemeinsame ist auch nicht eher richtig aufzustellen bis alle Stellen erklärt sind, und der schwankende Gegensatz von klaren und dunklen lässt sich darauf zurückführen, dass ursprünglich nur Eine klar ist.“ (Friedrich Schleiermacher: Hermeneutik. Nach den Handschriften neu hrsg. und eingeleitet von Heinz Kimmerle. Heidelberg 1959. S. 102
2 Diese Einstellung gegenüber dem Wort Gottes ist nicht neu, war auch keine Erfindung von Schleiermacher, sondern lässt sich bereits im Pietismus (besonders bei August Hermann Francke) feststellen mit seiner Unterscheidung zwischen „Schale“ und „Kern“, „äußerem“ und „innerem“ Wort. (Schleiermacher ist u.a. in seinem Denken geprägt durch die sehr gefühlsbetonten Herrnhutischen Pietisten.) (Anm. d. den Übersetzer)