Das Priestertum aller Gläubigen und das Amt des Wortes bei
Luther
Grundlage
für Luthers Lehre über das allgemeine Priestertum und das heilige Predigtamt
ist die Heilige Schrift. Dies betont er ausdrücklich in seiner Schrift „Vom
Missbrauch der Messe“ von 1522. „So ist’s ja auch menschlicher Vernunft, ich
geschweige der göttlichen Schrift, entgegen, dass man einen Artikel des
Glaubens auf Menschenträume gründen und bauen will. Denn die heiligen
Sakramente und Artikel des Glaubens sollen und wollen allein durch göttliche
Schrift gegründet und bewährt werden; wie denn Mose im 5. Buch überflüssig
bezeugt.... Ich habe gesagt, man fragt nicht, wie die Heiligen gelebt und
geschrieben haben, sondern wie die Schrift anzeigt, dass wir leben sollen. ...
Die Schrift kann nicht irren, und wer ihr glaubt, der kann nicht sündigen in
seinem Leben. Wir nehmen die Heiligen wohl an, welcher Lob nicht von Menschen,
sondern von Gott ist. Nicht die der Papst erhebt, sondern die Gott erhebt, des
Ochsen und Vögel sie sind, getötet und zu der Hochzeit Christi seines Sohnes
bereitet, (Matth. 22,4.8), das ist, welcher Leben und Lehre die göttliche
Schrift lobt, als die Patriarchen, Propheten und Apostel: Denen allein und
keinen anderen können wir glauben, anhangen und also erhalten werden.“
(Missbrauch der Messe. Luthers Werke. Hrsg. von Buchwald, Kawerau ... 3. Aufl.
Berlin 1905. Erste Folge: Reformatorische Schriften. Bd.
2. S. 184.185 f.)
Darum
kann Luther deutlich hervorheben, dass es im Neuen Testament kein sichtbares
Priestertum wie im Alten Testament gibt, keinen anderen Priester als allein
Christus. Das geistliche Priestertum aber, wovon das Neue Testament spricht,
gehört allen Christen, andere Priester gibt es nicht. „Zum ersten
wollen wir von dem Priestertum handeln, und soll ein jeglicher wahrhaftiger
Christ eigentlich wissen, dass im Neuen Testament kein äußerlicher, sichtbarer
Priester ist, denn die durch Menschenlügen der Teufel erhoben und aufgeworfen
hat. Wir haben nur einen einzigen Priester, Christus, welcher sich selbst für
uns und uns alle mit ihm geopfert hat, 1. Petr. 2,24. Davon spricht Petrus, 1.
Petr. 3,18: Christus ist einmal für unsere Sünde gestorben, ein Gerechter für
die Ungerechten, auf dass er uns tot am Fleisch und lebendig am Geist Gott
opferte. Und Hebräer 10,14: Mit einem Opfer hat er vollbracht und vollkommen
gemacht ewiglich die Geheiligten.
Dies
ist ein geistliches Priestertum, allen Christen gemein, dadurch wir alle mit
Christus Priester sind, das ist, wir sind Kinder Christi, des höchsten
Priesters. Wir bedürfen auch keines andern Priesters oder Mittlers als
Christus. Ein jeglicher Priester, Hebr. 5,1, wird dazu aufgenommen, dass er
bitte für das Volk und predige. So mag ein jeglicher Christ durch sich selbst
in Christus beten und vor Gott treten, Röm. 5,2.“ (a.a.O.,
S. 186 f.) Als
Christen bedürfen wir daher keines Mittlers zu dem lebendigen Gott außer
Christus. „Durch diese Zeugnisse der Schrift wird das äußerliche Priestertum
im Neuen Testament zu Boden gestoßen; denn sie machen das Gebet, den Zutritt
vor Gott und die Lehre, welches alles einem Priester eignet und gebührt, allen
Menschen gemein. Wozu bedarf man eines Priesters, wenn man nicht eines Mittlers
und Predigers bedarf? Sollten wir Priester setzen und haben ohne ihr Wort und
Amt? Ist doch Christus allein und sonst keiner aller Christen Mittler und
Lehrer, 1. Tim. 2,5.“ (a.a.O., S. 187) Alle
Christen, alle, die durch den Heiligen Geist durch das Evangelium wiedergeboren
sind, sind also Priester und Könige, 1. Petr. 2,1-4.9; Offenb. 5,10; 20,6. Der
Pfarrer dagegen hat kein Priesteramt inne, wiewohl er, als Christ, auch ein
Priester ist, aber nicht unterschieden von seinen Gemeindegliedern.
Das
römisch-katholische Priestertum ist damit völlig unbiblisch, damit sind auch
die Gesetze, die durch dasselbe in seinem Zusammenhang erlassen wurden,
unbiblisch. „Denn ist das Priestertum nichts, wie jetzt klar angezeigt ist,
so ist vonnöten sein Gesetz auch nichts.... Daraus folgt, dass des Papstes
Gesetz eitel Trügerei und Lügen sind, das päpstische Priestertum nichts als
eine Larve und ein äußerlicher Schein, der Papisten Messe, welche sie ein Opfer
heißen, eine Abgötterei und ein schändlicher Missbrauch des heiligen
Sakraments.
In
diesem allen darf niemand zweifeln: Denn es ist bewähret, dass dies Priestertum
in der Schrift nirgends gefunden wird; derhalben ist es des Teufels Zusatz.“ (a.a.O., S. 190) Zur Bibel
darf nichts hinzugetan werden – und das römische Priestertum, das wird Luther
nicht müde zu betonen, ist nicht von Gott eingesetzt. „Es ist gewiss und
durch die heilige Schrift beschlossen, welcher allein zu glauben ist, wenn auch
alle Engel anders lehrten und mit Himmel und Erden sollten zu Trümmern gehen,
so ist von Gott selbst beschlossen, dass das messische Pfaffentum von Gott
nicht eingesetzt sei.“ (a.a.O., S. 191) Das Neue Testament kennt kein
abgesondertes Priestertum, keinen Priesterstand. Und wenn es die Schrift nicht
kennt, so ist es auch nicht von Gott. „Denn was seine Ankunft aus der
Schrift nicht hat, das ist gewisslich vom Teufel selbst. Alle Werke Gottes,
sonderlich die zur Seligkeit gehören, sind in der Schrift ordentlich gesetzt
und angezeigt, dass niemand sich entschuldigen kann. Dass sie aber sprechen:
Alles, was die Kirche ordnet und setzt, ist von Gott geordnet und gesetzt, welchen
Geist die Kirche hat, darum können die Messpfaffen nicht vom Teufel sein: Ist
umsonst ohne Grund gesagt. Wer will uns diese Kirche zeigen, dieweil sie im
Geist verborgen ist und allein geglaubt wird? Wie wir beten, ich glaube eine
heilige christliche Kirche usw. Nun aber haben die Bischöfe und Doctores die
Messpfaffen eingesetzt. Und ob sie auch gleich heilig wären gewesen, wer will
uns gewiss machen, dass sie darin nicht geirrt haben?“ (a.a.O. S. 193)
(Dies ist ein deutliches Wort auch zu den schwarmgeistigen Ansätzen in der
wisconsinischen Lehre von Kirche und Amt, bei der auch im Blick auf die
unterschiedlichen Versammlungen und Dienste unterschiedslos behauptet wird, sie
seien „von Gott gewollt“, obwohl überhaupt kein Wort Gottes dafür vorliegt.)
Die Kirche mag wohl Ordnungen und Dienste setzen – aber sie sind nicht
gewissensverbindlich, sie sind nicht von Gott geordnet oder gewollt, sondern
liegen im Bereich der menschlichen Freiheit und kommen aus menschlicher
Übereinkunft. Denn nur weil dieKirche etwas sagt, ist es darum nicht plötzlich
Gottes Wort. Daraus folgt natürlich auch, dass das Priestertum, so wenig wie
der Bischof, Erkennungszeichen der Kirche sein kann. Erkennungszeichen der
Kirche ist vielmehr allein Gottes Wort und Sakrament. „Es ist nicht Gottes
Wort, darum dass es die Kirche sagt, sondern dass Gottes wird gesagt wird,
darum wird die Kirche. Die Kirche macht nicht das Wort, sondern wie wird von
dem Wort. Ein gewisses Zeichen, dabei wir erkennen, wo die Kirche sei, ist das
Wort Gottes, wie Paulus 1. Kor. 14,24.25 schreibt: Wie das ein Ungläubiger
nieder auf sein Angesicht fällt und bekennt, dass Gott bei ihm wahrlich sei,
drum dass er sie weissagen hört.“ (a.a.O., S. 193 f.)
Wie
schon oben erwähnt, bestätigt Luther, dass es allerdings im Neuen Testament
Priester gibt, aber in ganz anderer Weise als sie die römisch-katholische
Kirche hat. Das Amt der Priester im Neuen Testament ist ein rein geistliches
Amt. Es geht darum, sich selbst Gott zu opfern, Röm. 12,1, etwas, das alle
Christen angeht; es geht um ein sich selbst geistlich ertöten, um ein
lebendiger Stein in Gottes geistlichem Tempel zu werden, 1. Petr. 2,5. „Der
andere [Sturm], welcher gleich stark und mächtig ist, wird aus dem Neuen
Testament genommen, da es sagt vom Priester und seinem Amt. Paulus, Röm.
12,1: Ich bitte euch durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr dargebt eure
Leiber als ein heiliges, lebendiges, Gott gefälliges Opfer, welches euer
vernünftiger Gottesdienst ist. Hier kann niemand leugnen, dass er hier das
priesterliche Amt beschreibe, welches nichts anders ist als ein vernünftiges
Opfer: nicht unvernünftige Kühe oder Kälber, wie im Gesetz, sondern sich selber
Gott opfern. Dies soll aber allen Christen gemein sein, darum müssen alle
Christen Priester sein.... Aus diesem Spruch Pauli haben wir nicht allein, was
das neue Priestertum sei, sondern auch, was sein Amt und Opfer sein soll,
nämlich, dass sie sich selbst sollen töten und Gott für ein heiliges Opfer
opfern. Mit dem Worte hat Paulus alle Opfer des Gesetzes erklärt und ausgelegt.
Also hat Christus, der höchste Priester, erstlich sich selbst geopfert und
durch sein neues Priestertum des Gesetzes Priestertum und all sein Amt erfüllt
und ist ein Beispiel geworden allen seinen Kindern und Priestern, auf dass sie
seinen Fußstapfen nachfolgen. Dazu simmt auch Petrus, 1. Petr. 2,5: Lasst ihr
euch als die lebendigen Steine darauf bauen zu einem heiligen Priestertum, dass
ihr geistliche Opfer opfert, welche Gott angenehm sind durch Jesus Christus.
Wird
dies nicht von allen Christen verstanden? Werden nicht alle Christen, als
lebendige Steine, auf Christus gebaut, und so auf ihn gebaut, dass sie Priester
sind, welche nicht unvernünftige Tiere, sondern sich selbst nach dem Beispiel
Christi opfern, geistliche Opfer, wenn sie die Werke des Fleisches im Geist
töten? Röm. 8,13.“
(a.a.O., S. 194 f.) Dazu gehört auch das zerbrochene Gemüt, Ps. 51,18, das Loben Gottes,
Ps. 54.14; Hebr. 13,15, der Glaube, Ps. 4,6.
Da
es also kein leibliches Opfer nach Christus im Neuen Testament gibt, so fällt
auch das Messopfer dahin. „Sagt uns, ihr Pfaffen Baals, wo steht
geschrieben, dass die Messe ein Opfer sei? Oder wo hat’s Christus gelehrt, dass
man gesegnetes Brot und Wein Gott opfern soll? Christus hat einmal sich selbst
geopfert, er will von keinem andern hinfort werden geopfert; er will, dass man
seines Opfers gedenken soll.“ (a.a.O., S. 195 f.) „Darum beschließe ich mit
gutem, beständigen Grund und Gewissen, , dass Messehalten, als ein Opfer, und
geschmierte, beschorene Priester, wie jetzt der Brauch ist, nichts anderes ist
als Christus lästern und verleugnen,aufheben und wegnehmen sein Priestertum und
alle seine Gesetze.“ (a.a.O., S. 191)
Das
Amt, das Christus den Aposteln gegeben hat, ist in keiner Weise vergleichbar
mit dem römisch-katholischen Priesteramt, denn es ist kein Amt zu opfern,
sondern ein Amt zu predigen, wie es schon Maleachi 2,7 heißt: Des Priesters
Lippen sollen die Lehre bewahren.
Dabei
ist aber zu beachten, dass das Amt des Neuen Testamentes oder das Amt der
Schlüssel nicht einem bestimmten Stand in der Kirche gegeben ist, sondern allen
Christen, so, wie auch das Priesteramt allen Christen gegeben ist. „Und dass
es jedermann kund und offenbar werde, so will ich zum ersten mit
unwidersprechlicher Schrift beweisen, dass das einige, rechte, wahrhaftige
Predigeramt, gleichwie das Priestertum und Opfer, allen Christen gemein ist. Es
spricht Paulus, 2. Kor 3,6: Der uns zugeschickte Diener des Neuen Testaments,
nicht des Buchstabens, sondern des Geistes, gemacht hat. Diese Worte hat S. Paulus
zu allen Christen geredet, dass er aus ihnen allen Diener des Geistes mache.
Ein Diener des Geistes predigt die Gnade, Vergebung der Sünde; gleichwie ein
Diener des Buchstabens predigt die Worte des Gesetzes. Dies gehört Mose zu;
jenes Christus. Und Petrus spricht zu allen Christen, auf dass ihr des Macht
verkündigt, der euch aus der Finsternis in sein wunderbarlich Licht berufen
hat, 1. Petr. 2,9. Dieweil denn alle Christen aus der Finsternis berufen sind,
so ist ein jeglicher verpflichtet, auszurufen die Macht des, der ihn berufen
hat.“ (a.a.O., S. 198)
Das
heißt aber nicht, dass darum auch alle öffentlich predigen sollen, wiewohl sie
alle das Amt inne haben (das, was wir heute mit dem Priestertum aller Gläubigen
oder allgemeinem Priestertum bezeichnen), sondern es soll alles ehrbar und
ordentlich zugeben, 1. Kor. 14,40, wie ja auch der Frau insgesamt untersagt
ist, in der Gemeinde zu predigen, 1. Kor. 14,34-35, wiewohl sie doch auch auch
zum Priestertum aller Gläubigen gehört. Wer aber predigt, der ist mit seiner
Predigt dem Urteil der Zuhörer, der Christen, unterworfen, 1. Kor. 14,27-30. „...
und alle, die predigen oder lesen, sollen die Zuhörer lassen urteilen und ihnen
unterworfen sein.“ (a.a.O., S. 199) Es gibt keine „geistliche Obrigkeit“ in
der Kirche, die etwas zu gebieten hätte. „Christus hat aus göttlicher Gewalt
dies, und alles, was dein ist, allen unterworfen; er hat allen zu urteilen und
richten, zu lesen und predigen Gewalt und Macht gegeben: Und du darfst dir aus
eigener frevler Gewaylt alles unterwerfen und dich über alle gleich wie Luzifer
erheben, dir allein zu reden und zu urteilen, fälschlich wider Gott und die
Schrift, zumessen! Aus, du Bösewicht! Alle Christen haben gut Fug und Recht,
aus der heiligen Schrift zu lesen und zu predigen wenn du zerbersten solltest!“
(ebd.)
Auch
das Wort Ps. 105,15: Ihr sollt nicht anrühren meinen Gesalbten! geht nicht auf
das römische Priestertum, wie sie behauptet haben, sondern auf alle Christen,
da sie alle gesalbt sind mit dem Heiligen Geist. Rom raubt mit seinem
Amtspriestertum den Christen ihre Schlüssel und unterdrückt somit das wahre Amt
der Kirche, das wahre Priestertum aller Gläubigen. Alle Christen sind von Gott
gelehrt, Joh. 6,45, sie haben daher alle den Heiligen Geist und Gottes Wort. Darum
kann auch kein Papst über ihnen sein. Das heißt aber: Wenn der Papst sich Macht
anmaßt, setzt er sich damit über Gott und sein Wort. „Dennoch dürfen die
tollen, törichten Götzen des Papstes sich rühmen, der Papst sei über das Konzil
und ein Herr der ganzen Welt. Was ist das anders gesagt, als der Papst ist über
den, der von Gott gelehrt ist, dass er über Gott selbst ist, auf dass die
Prophezeiung Pauli erfüllt würde: Ein Mensch der Sünden und ein Kind der
Verderbung ist wider Gott und wird erhoben über alles, was Gott genannt und
geehrt wird, 2. Thess. 2,3 f.“ (a.a.O., S. 200 f.)
Nochmals:
Es hat wohl jeder Christ die Gewalt, das Amt, zu predigen – aber nicht jeder
ist dazu auch geschickt, 2. Tim. 2,2. „Denn es gehört zu dem, wer predigen
will, eine gute Stimme, ein gutes Aussprechen, ein gutes Gedächtnis und andere
natürliche Gaben. Welcher dieselben nicht hat, der schweigt billig und still
und lässt einen andern reden. ... Denn ob wohl jedermann zu predigen Gewalt
hat, so soll man doch niemand dazu gebrauchen, sich des auch niemand
unterwinden, er sei denn vor andern dazu geschickt; demselben sollen auch die
andern weichen und ihm statt geben, auf dass geziemende Ehre, Zucht und Ordnung
gehalten werde. Denn so gebietet Paulus dem Timotheus, dass er denen das Wort
Gottes zu predigen befehle, die dazu geschickt sind und die andern lehren und
unterweisen können.“ (a.a.O. S. 201)
In
der Gemeinde Jesu Christi gibt es nur ein Amt, das Christus gestiftet hat, das
aber allen Christen gehört. „Darum schließen wir fest, gegründet in der
heiligen Schrift, dass nicht mehr ist als ein einiges Amt, zu predigen Gottes
Wort, allen Christen gemein, dass ein jeglicher reden, predigen und urteilen
möge, und die andern alle verpflichtet sind zuzuhören.“ (a.a.O., S. 202)
Das römische Papsttum dagegen wie auch das römisch-katholische Priesteramt
haben keinerlei Grundlagen in der Heiligen Schrift, denn: Was außerhalb der
Heiligen Schrift geordnet und als gewissensverbindlich proklamiert wird, das
ist nicht Gottes, sondern des Teufels Ordnung. „Dass alles, was außerhalb
der Schrift, besonders in Dingen, die Gott angehören, geschieht, vom Teufel
kommt. Wie denn Gott an Nadab und Abihu beweist, da er nicht wollte, dass
fremdes Feuer sollte geopfert werden, es so ernstlich verdammte, dass in
göttlichen Sachen anders als er selbst befohlen hatte, gehalten ward.“ (a.a.O., S. 204)
Auch
das römisch-katholische Bischofsamt, als ein zentralistisches Amt der
Herrschaft, als Teil einer angeblich von Gott geordneten Hierarchie, hat
keinerlei Grund in der Bibel. Gemäß Titus 1,5-7 gab es vielmehr in der frühen
Kirche in jeder Stadt mehrere Bischöfe, mindestens aber einen; die Begriff
„Bischof“ und „Älteste“ waren auswechselbar. Auch in Philippi und Ephesus gab
es mehrere Bischöfe, wie Philipper 1,1 und Apostelgeschichte 20,28 untermauern.
„Wer da glaubt, dass hier der Geist Christi in Paulus rede und ordnete, der
erkennt wohl, dass dies eine göttliche Einsetzung und Ordnung sei, dass in
einer jeglichen Stadt viel Bischöfe, oder auf’s wenigste einer sei. Es ist auch
offenbar, dass Paulus die Ältesten und Bischöfe für ein Ding hält, da er
spricht: Darum sind zu ordnen und zu setzen Älteste in allen Städten, dass ein
Bischoff soll untadelig sein.“ (a.a.O., S. 205) Die römischen Bischöfe, vor
allem der damaligen Zeit, sind weder dem Namen noch der Tat nach biblisch
beurteilt „Bischöfe“ gewesen. Und wenn man das Bischofsamt in der heutigen Zeit
nimmt und im Rahmen der römisch-katholischen Amtslehre betrachtet, so bleibt
die Aussage erhalten: Es hat keine Grundlage in der Schrift, da es eine von
Gott geordnete Hierarchie nicht gibt. „Kommt herzu, ihr ungeheuere Greuel
der Welt, und zeigt uns Ursache an, warum ihr euch lasst Bischöfe heißen? Der
heilige Geist hat in einer Stadt viele Bischöfe eingesetzt; euer jeglicher ist
über viele Städte, und ein einziger Papst will über alle Städte der Welt
Bischof sein. Aus wes Befehl oder Gewalt? Aus des Teufels selbst, welcher durch
euch dem heiligen Geist und seiner Einsetzung widerstrebt. Was habt doch ihr,
Gotteslästerer, was ihr hierzu sagen könnt? Darum schließen wir fest und
unwidersprechlich, dass ihr nach der heiligen Schrift und Einsetzung des
heiligen Geistes weder mit Namen noch Tat Bischöfe seid, sondern Zerstörer und
Unterdrücker der Bischöfe und der heiligen Schrift, welche uns lehrt, Bischöfe
einzusetzen.“ (a.a.O., S. 206) Auch Petrus schreibt in seinem ersten Brief,
Kapitel 5, dass unter einer Herde Schafe viele Älteste sind, die nicht
herrschen, sondern dienen sollen, denn in der Kirche Jesu Christi gibt es keine
Herrschaft.
Ebenso
kennt die Bibel keinen Unterschied zwischen Bischöfen, Ältesten, Presbytern. „Es
ist auch an sich selbst zwischen den Bischöfen, Ältesten und Priestern und den
Laien kein Unterschied, gar nichts von andern Christen gesondert, als dass er
ein anderes Amt hat, welches ihm befohlen ist, zu predigen das Wort Gottes und
zu reichen die Sakramente: Gleichwie ein Bürgermeister oder Richter gar nichts
von den andern Bürgern gesondert ist, als dass ihm das Regiment der Stadt
befohlen ist.“ (a.a.O., S. 209) „Bischof“ ist nichts weiter als eine
Amtsbezeichnung. Das römische Priestertum allerdings mit seinem „Opferdienst“
ist eindeutig gegen die Schrift Gottes (vgl. a.a.O., S. 210 f.)