Anmerkungen zur textkritischen Arbeit

Roland Sckerl

 

Situation:

    Es liegen etwa 5.400 Handschriften vor, die entweder das gesamte griechische Neue Testament oder Teile davon enthalten. Es gibt außerdem 200.000 Varianten, von denen aber 95 % sofort zur Seite gelegt werden können, da sie indiskutabel sind oder von zu wenigen Textzeugen unterstützt werden. Was die restlichen 10.000 Varianten angeht, so geht es bei 95 % nicht um die Bedeutung des Textes, sondern um Fragen wie Buchstabieren, Grammatik und Reihenfolge der Wörter (wenn ein Wort in 1000 Handschriften falsch buchstabiert wurde, so entstehen daraus z.B. 1000 Varianten). Von den verbleibenden 500 Varianten sind nur etwa 50 von größerer Bedeutung. Selbst hier kann man, aufgrund anderer vorhandener Textzeugen, in den meisten Fällen den mit größter Wahrscheinlichkeit ursprünglichen Text feststellen. Das heißt: Von 99 % der Wörter des Neuen Testamentes, wie wir es heute kennen, weiß man, dass sie richtig überliefert wurden; wirklich wichtige Varianten betreffen nur 0,1 % der Wörter. Keine christliche Lehre ist dabei in irgendeiner Weise betroffen. (nach: So entstand die Bibel … Bielefeld 1992, S. 70 f.)

    Die Textausgabe Nestle-Aland und der Textus receptus (Tr) unterscheiden sich an 7.000 Stellen; bei ca. 140.000 Wörtern im NT sind das ca. 5 %, bei denen Unterschiede bestehen. Die meisten Unterschiede betreffen Rechtschreib- und grammatische Varianten, nur ganz selten sind Lehrfragen involviert (aber eben auch). Dazu kommen die von der neueren Bibelkritik umstritten gemachten Stellen Mark. 16, 9 ff. und Joh. 5,4. (nach: Gibt der Textus receptus die Urfassung des Neuen Testaments wieder?) Es ist keineswegs so, dass der Tr immer länger ist als der Nestle-Aland. An 600 Stellen ist es umgekehrt.

    Es wäre daher völlig verkehrt zu meinen, aufgrund der vielen Handschriften und der textkritischen Arbeit sei nun die Bibel, zumindest das Neue Testament, ungewiss, fragwürdig. Keineswegs! Es gibt kein literarisch besser bezeugtes Buch des Altertums als die Bibel! Und gerade auch die vielen Handschriftenfunde seit der Zeit der Reformation haben bestätigt, dass schon die Väter in der Reformationszeit das feste biblische Wort hatten und wir ihrem Wort vertrauen dürfen.

 

Anmerkungen zur Arbeit von Erasmus von Rotterdam:

    Erasmus hat nicht nur, aber doch vor allem, Codices jüngeren Datums verwendet. Er kannte auch den Codex Vaticanus und hat ihn als eine verdorbene Handschrift abgelehnt; er war ebenso auch bekannt mit den Fragen um Mark. 16,9-20 und andere später immer wieder hervorgebrachte angeblich schwierige Stellen (nach: Johan Cereghin: In Defense of Erasmus). Problematisch seine Bearbeitung zur Offenbarung, da ihm dazu nur eine Handschrift zur Verfügung stand, die lückenhaft war. Die Lücken hat er durch Rückübersetzungen aus der Vulgata auszufüllen versucht, ohne dies aber besonders zu kennzeichnen. Auch sonst hat Erasmus nicht einfach den Text der Handschriften übernommen, sondern verändert, teils nach der Vulgata, teils nach Kirchenväterzitaten. Er hat aber an etlichen Stellen auch Einfügungen gemacht oder Textweisen wiedergegeben, die in keiner griechischen Handschrift zu finden sind, z.B. in Apg. 9,5; 2. Kor. 11,10; 1. Petr. 3,20 und vor allem Offenb. 22,19.

    Eindeutig falsch gelesen hat er Luk. 17,8 (anstatt ‚kaiper esti’ hat er ‚kai paresti’), was die englische Bibelanstalt noch bis ins 19. Jahrhundert übernommen hat.

    Nach Daniel Wallace (Wikipedia: Textus receptus) unterscheidet sich die Ausgabe vom Erasmus vom „wirklichen“ byzantinischen Texttyp an 1838 Stellen, der an den meisten Stellen dabei mit dem alexandrinischen Texttypus übereinstimmt.

    Insgesamt aber ist die Arbeit des Erasmus sehr wertvoll, besonders bieten die annotationes eine Fülle textkritischen Materials.

    Der Textus receptus von Elzevir, im Jahr 1624 in Leiden herausgegeben, beruht auf dem Text des Erasmus, der in seiner 3. und besonders aber der 4. Auflage auch die complutensische Polyglotte von Franz Ximenes benutzt hat. Die Ausgabe von 1624 leidet aber immer noch an den Schwächen der Ausgaben des Erasmus, besonders in der Offenbarung, was auch die englische Bibelgesellschaft so weiter verbreitet hat. (nach: Kirchliches Handlexikon. Begr. Von Carl Meusel. Bd. 6. Leipzig 1900. Art.: Textkritik des Neuen Testaments, S. 622 ff.)

 

Textkritische Arbeit nach Erasmus von Rotterdam:

    Colinäus hat 1523 eine erste NT-Ausgabe veranstaltet, die auf der Vergleichung von Handschriften beruhte. Noch mehr Verdienst darin erwarben sich sein Schwiegersohn Robert Etienne (Stephanus) und dessen Sohn Heinrich. In der editio regia von 1550 haben sie schon 15 Handschriften mit der complutensischen Polyglotte verglichen, 1551 erschien die erste Ausgabe mit Verseinteilung.

    Auch Theodor Beza (+ 1605) hat Handschriftenvergleich betrieben. Der Authorized Version liegen u.a. die Ausgaben des Stephanus und von Beza (1598) zugrunde. Beza berücksichtigte auch schon die syrische und eine arabische Übersetzung. Außerdem hatte er schon den Codex D für die Evangelien, die Apg. und die paulinischen Briefe (auch Codex Bezae, aus dem 6. Jahrhundert). Leider hat Beza aber bei seinen Ausgaben auch willkürliche Änderungen ohne Grundlagen in Handschriften durchgeführt, etwa bei Röm. 7,6 (‚er’ anstatt wir) und Gal. 4,17 (‚uns’ anstatt ‚euch’). All die Ausgaben des Textus receptus in der Zeit von 1516-1633 zeigen, dass es den Textus receptus gar nicht gibt, da auch nicht zwei Ausgaben völlig übereinstimmen, sondern alle zumeist an einigen hundert Stellen differieren.

    In der Londoner Polyglotte von 1657 fand auch erstmals der Codex Alexandrinus Anwendung. Caryophilus hat 1625 erstmals ausführlich den Codex Vaticanus (Codex B) benutzt.

    John Mill (+1707) hatte neben einem bis dahin unerreichten Apparat wertvolle Prolegomena zu bieten.

    Die im ‚Meusel’ als „bedeutend“ beschriebene textkritische Arbeit von Richard Simon ist dagegen sehr kritisch zu sehen, da er als einer der Väter der Bibelkritik anzusehen ist.

    Besonders wichtig ist die Arbeit von Johann Albrecht Bengel (+ 1752), der in der Textkritik ein Schüler von Bentley (+ 1742) war. Er veröffentlichte 1735 seine große Ausgabe des NT. Er hob hervor, dass die Zeugen nicht nur nach ihrer Zahl, sondern vielmehr nach ihrem Gewicht zu wägen und in Klassen einzuteilen seien, ebenso die Lesarten selbst. Er unterschied eine afrikanische und asiatische Familie.

    Wetsteins Ausgabe von 1751/52 hat einen bedeutenden kritischen Apparat. (nach: Kirchliches Handlexikon, a.a.O., S. 624 f.)

 

Textkritische Arbeit im 19. Jahrhundert:

    Die Arbeit Karl Lachmanns (+1851), eines Schülers Schleiermachers, stellt den Bruch mit dem Textus receptus dar. Er ging in seinen Ausgaben des griechischen NT 1831, 1842 und 1850 zwar kaum auf eine „innere Kritik“ ein, meinte aber, möglichst die ältesten Codices benutzen zu müssen und schätzte – was ja eine äußerst zweifelhafte Sache ist – besonders die Vulgata hoch. Weitere Schwachpunkte seiner Arbeiten waren, dass er sich auf Handschriften bis zur Zeit des Hieronymus beschränkte und gerade auch unzweifelhaft unechte Lesarten aufnahm.

    Constantin von Tischendorf war derjenige, der wie kein anderer sich im 19. Jahrhundert darum bemühte, einen gereinigten Text für das griechische NT zu finden und dazu eine Unmenge an Material gesammelt hat. 1859 fand er vollständig den Codex Sinaiticus. 1841 – 1872 veranstaltete er acht Ausgaben des griechischen NT. Bei der Ausgabe von 1864/72 zeigt sich deutlich eine zu starke Bevorzugung des Sinaiticus, was sich allein schon daran zeigt, dass es gegenüber der Ausgabe von 1859 (Septima, VII) 3572 Abweichungen gibt. Tischendorf unterschied vier Textfamilien: die alexandrinische, lateinische, asiatische und byzantinische, die er in zwei Paare zusammenführte, das alexandrinisch und das byzantinisch gefärbte.

    In England war der Quäker Tregelles (+ 1875) tätig, ein Freund Tischendorfs. Er verwarf die Annahme, dass es früher einmal zu Textrezensionen gekommen sei, erkannte aber an, dass man die Lesarten zu Familien zusammenfassen könne.

   Für den englisch- wie den deutschsprachigen Bereich großes Ansehen gewann die sehr umstrittene Arbeit von Westcott und Hort, die beide als entschiedene Bibelkritiker anzusehen sind. Ihnen ging es weniger darum, neues textkritisches Material zu finden, sondern vielmehr darum, das vorhandene nach bestimmten Methoden zu sichten und entsprechend zu verarbeiten. Genau hier muss auch die Kritik an ihrer Arbeit ansetzen. Sie unterschieden, an Griesbach anknüpfend, einen vierfachen Text: den syrischen oder antiochenischen, der seit Chrysostomos in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts benutzt worden sein soll und sich eng mit dem Textus receptus berührt. Sie geben ihm immerhin das Zeugnis eines „sorgfältigen Versuches, das Chaos rivalisierender Texte durch eine weise Auswahl aus allen zu überwinden“.  Der occidentale oder westliche Text. Von diesem behaupten sie, er sei hauptsächlich während der ersten drei Jahrhunderte verbreitet gewesen. Sie meinen, Irenäus, Hippolyt, Methodius hätten ihn, besonders aber auch Clemens von Alexandrien, Origenes und vor allem Eusebius, letztere ja nun alle theologisch äußerst kritisch zu betrachtende Personen, Allegoriker, Gnostiker, Allversöhner oder Arianer. Westcott und Hort beschreiben diesen Text so: „Sein vornehmstes Kennzeichen ist die Paraphrase.“ „,der Hang, zu ergänzen oder zu vervollständigen“, also Abänderungen oder Zusätze zu machen aus Quellen, welche den schließlich kanonisch gewordenen Büchern fremd geworden sind. Allein aufgrund dieser von Westcott und Hort aufgeführten Charakteristik würde deutlich, dass diese Textgruppe mit äußerster Vorsicht zu behandeln wäre – vorausgesetzt, es stimmt überhaupt, wie diese Textgruppe charakterisiert wurde. Und da ist immerhin ein Fragezeichen anzubringen. Könnte es nicht sein, dass der Maßstab von Westcott und Hort die Codices B und Aleph waren und sie dann sehr willkürlich den westlichen Text abqualifizierten? Immerhin gehören in diese Gruppe auch der Codex Bezae, die altlateinische und damals bekannte altsyrische Übersetzung. Origenes scheint dagegen, (nach So entstand … a.a.O., S. 63), gar nicht zu dieser westlichen Textgruppe zu zählen zu sein, da seine Schriften vielmehr zur „neutralen Textgruppe“ gezählt wurden. Als reiner sahen Westcott und Hort den alexandrinischen Text an, zu dem sie auch die ägyptische Übersetzung zählten. Hier meinen sie, vor allem sprachliche Glättung zu finden (Frage: verglichen womit? Eine Glättung kann man nur feststellen, behaupten, wenn ein Vergleichsmoment vorliegt. Welches Vergleichsmoment wird angenommen?) Noch näher am Urtext soll nach Westcott und Hort der neutrale Text liegen, der sich angeblich von den entstellenden Einflüssen frei gehalten hat. (Frage: Auch hier ist wieder zu fragen: Auf welcher Grundlage kann solch eine Behauptung aufgestellt werden? Solch eine Aussage kann nur getroffen werden, wenn der Urtext tatsächlich vorliegt. Ansonsten ist es eine sehr gewagte, unbewiesene Arbeitshypothese, deren theologischer Hintergrund darzulegen und kritisch zu hinterfragen ist.) Sie meinten, ihn vor allem in den Codices B (Vaticanus) und Aleph (Sinaiticus) zu finden, wobei sie sich vor allem auf B stützten. Sie meinen oft „primitive errors“ vorliegen zu haben und haben entsprechend in den Text eingegriffen – ein sehr willkürlicher Akt. Ihre Ausgabe erschien 1881. Sowohl den antiochenischen wie auch den westlichen Text haben sie willkürlich abgelehnt und nicht berücksichtigt.

    Ein entschiedener Gegner der neueren textkritischen Schule, also von Tregelles und Westcott-Hort sowie deren Grundsätze, war Frederick Henry Ambrose Scrivener (+ 1891). Er verwarf vor allem die Annahme Horts, es habe eine syrische Textrezension gegeben, wofür es aber nicht eine einzige historische Tatsache gäbe. (Manche sehen ja Lucian den Märtyrer als den Rezensenten, was aber völlig unmöglich ist, da er Arianer war. Richtig ist wohl, dass Lucian eine Rezension der LXX und des NT herausgegeben haben soll, letztere wurde aber von Hieronymus abgelehnt und im decretum Gelasianum verworfen. (nach: Kirchliches Handlexikon. Bd. 4. Leipzig 1894. S. 337))  Ebenso verwarf er auch die einseitige Bevorzugung der älteren griechischen Texte. Seine Arbeit könnte einen Ansatz für eine Erneuerung der textkritischen Arbeit unter bibeltreuem Gesichtspunkt und Einbeziehung des Mehrheits- oder Byzantinischen Textes, einschließlich des Textus receptus, sein.

    In Deutschland haben nach Tischendorf O. v. Gebhardt und Nestle gearbeitet, die in die Tischendorf’sche Ausgabe die Arbeiten von Tregelles und Westcott-Hort eingearbeitet haben – mit all den damit verbundenen Problemen. Die Abweichungen vom Textus receptus wurden, jedenfalls bis 1900, in diesen Ausgaben nicht angegeben. Immerhin traten um 1900 allmählich die Bedeutung der Codices B und Aleph, auf denen doch die Arbeit von Westcott und Hort fußte, wieder zurück. (nach: Kirchliches Handlexikon. Bd. 6. a.a.O., S. 625 f.)

   

    Wichtige Funde für die textkritische Arbeit seitdem sind: 1892 der Codex Syro-Sinaiticus, eine alt-syrische Übersetzung, die älter sein soll als die Peschitta, nämlich aus dem 2. Jahrhundert, während die gefundene Ausgabe aber eine Kopie aus dem 5. Jahrhundert ist; sie steht dem „westlichen Text“ nahe. Außerdem tauchten armenische, lateinische und arabische Übersetzungen eines Kommentars von Ephraem (lebte um 370) auf. Besonders wichtig auch das „Diatessaron“, eine Zusammensetzung der vier Evangelien durch den Kirchenvater Tatianus im 2. Jahrhundert. Beides stützt ebenfalls den westlichen Text. Zwischen dem westlichen und dem „neutralen“ Text angesiedelt ist der 1906 von dem amerikanischen Kunstmaler Freer gekaufte Codex Washingtonianus (wohl 4. Jahrhundert) oder Freerianus, der unter anderem die Evangelien enthält. Die gleiche Textstruktur, auch als caesarianische bezeichnet, haben auch weitere Handschriften. Es scheinen auch Verbindungen zur palästinensisch-syrischen Übersetzung zu bestehen.

    1897 begannen Greenfell und Hunt in der ägyptischen Ortschaft Oxyrrhynchus mit Grabungen in einer antiken Abfallstätte und entdeckten bald tausende von Papyri, von denen man annimmt, dass sie aus dem 2. Jahrhundert stammen. Sie haben im wesentlichen denselben Text, den die großen Codices des 4. und 5. Jahrhunderts haben. Neben alexandrinischen sind vor allem „westliche“ Züge festzustellen. 1930 wurden bei Fayum auf der Ostseite des Nil große Mengen an Papyri gefunden, deren Löwenanteil der britische Sammler A. Chester Beatty kaufte. Die Papyri enthalten große Teile des griechischen Alten Testamentes und auch des Neuen Testamentes., nämlich dieses vollständig bis auf die Hirten- und allgemeinen Briefe. (nach: So entstand …, a.a.O., S. 60-68)

 

Methoden und Prinzipien der textkritischen Arbeit:

    Die Textzeugen werden in Textgruppen eingeteilt, die dann unterschiedlich gewichtet werden. Als äußere Kennzeichen gelten das Alter (aber warum muss ein älterer Text absolut besser sein als ein jüngerer?), die geographische Verbreitung (je weitere Verbreitung, umso wertvoller; zu hinterfragen hier wäre aber auch, ob die Verbreitung und ihre Zeit auf eine bestimmte theologische Richtung Rückschlüsse zulassen, was dann gesondert zu beachten wäre). Als innere Kennzeichen gelten die Gewohnheiten der Kopierer und Autoren. (Hier sind die größten Fragezeichen anzusetzen, da diese Prinzipien recht willkürlich erscheinen.) Hier meint man, dass Kopierer eine schwierigere Lesart eher durch eine einfachere ersetzten, eine kürzere durch eine längere (warum?), eine stockende durch eine flüssigere. Bei den Autoren achtet man auf Zusammenhang, Ziel, lehrhafte Harmonie und den Hintergrund, Stil. Daraus ergibt sich: 1) eher die ältere als die jüngere Lesart (sollte aber anhand der Übersetzungen und Kirchenväter überprüft werden); 2) eher die schwierigere als die einfachere; 3) eher die kürzere als die längere (beißt sich aber mit 2); ein rationaler Grund liegt kaum vor); 4) die Lesart, die alle Varianten am besten erklärt; 5) eher die geographisch am weitesten verbreitete; 6) eher die Lesart, die am besten zu Stil und Wortart des Schreibers passt; 7) eher die Lesart, aus der kein dogmatisches Vorurteil des Kopierers hervor geht (aber das ist auch willkürlich, weil jede Lesart eine dogmatische Aussage hat). (nach: So entstand … a.a.O., S. 72 f.)

 

    Zu bedenken ist dabei, dass schon im 2. Jahrhundert eine starke Verwilderung des Textes eingerissen ist, denn die Klagen darüber waren sehr vielfältig (so etwa Dionysius von Korinth an Bischof Soter von Rom um 170). Auch Irenäus spricht von Fälschungen, die von etlichen am Text vorgenommen wurden. Es hat sich dabei wohl um Verstümmelungen des Textes gehandelt, wohl auch um Zusätze. Das heißt: Textfunde aus dem 2. Jahrhundert, die nicht eindeutig bestimmten Kreisen, Kirchenvätern zuzuordnen sind, sind mit Vorsicht zu betrachten. Sie können sowohl verkürzt als auch mit Zusätzen versehen oder einfach verändert sein. Welcher Art diese Veränderungen sind, ließe sich nur durch Texte früherer Zeit erklären, die unabhängig von diesen entstanden sind. Das heißt: Für das zweite Jahrhundert sind die Kirchenväter, Irenäus etwa, auch Tatianus mit seinem Diatessaron, wichtig. (Allerdings bringen die Schriften der Kirchenväter natürlich das Problem mit sich, dass, wenn Schrifttexte nicht eindeutig als Zitat eingefügt sind, es nicht immer erkenntlich ist, ob nur der Bibeltext zitiert wird oder ob er auch gleich paraphrasiert oder umgekehrt nur verkürzt angegeben wurde.) Viele Angaben bei den älteren Kirchenvätern neigen ja der westlichen Textform zu.

    Die antiochenische oder byzantinische Textform scheint, nach den bisherigen Funden, im 4. Jahrhundert verwendet worden zu sein, wie die Texte Ephraems zeigen oder die Peschitta und die gotische Übersetzung durch Wulfila. Sie hat sich im Osten, also im griechischsprachigen Gebiet, das etwa dann auch dem Byzantinischen Reich entsprach, durchgesetzt (wenn es auch da keine völlig einheitliche Textform gab). Bei den Vergleichen mit anderen Textformen, wie dem alexandrinischen (der ihm aber bei den Evangelien sehr nahe kommt), zeigt er mehr Glättungen, Versuche, scheinbar schwierige oder widersprüchliche Stellen zu „entschärfen“ (etwa Mark. 1,2), verglichen mit älteren vorhandenen Textformen. Dies könnte darauf hindeuten, dass es sich bei der byzantinischen Textform tatsächlich um so etwas handelt wie den Versuch, nach den Jahren des Chaos in Bezug auf die neutestamentlichen Texte, eine ziemlich einheitliche Textform zu finden. In dieser Hinsicht könnte die Einschätzung von Westcott und Hort nicht falsch sein. Allerdings ist damit auch Scriveners Meinung, dass es auch frühere Texte mit der byzantinischen Textform geben könne, nicht einfach unmöglich. Allerdings hat sie die Schwierigkeit, dass entsprechende Textfunde bisher nicht gemacht wurden. Allerdings haben viele Textfunde immerhin immer wieder Teile der byzantinischen Textform (wie ja auch heute Textus receptus und Nestle-Aland in 95 % übereinstimmen), ja, es wird allgemein zugegeben, dass die byzantinischen Lesarten allesamt in anderen Handschriften zu finden sind und wohl auch alle schon im 2. Jahrhundert vorhanden waren. Das heißt, es könnte auch sein, dass die byzantinische Textform die ursprüngliche ist, während die anderen Abweichungen davon darstellen. Ziemlich gesichert ist wohl, dass sie im 4. Jahrhundert, wohl schon zu Anfang des 4. Jahrhunderts, im Osten eine sehr gefestigte Stellung hatte, weil die Peshitta, die zu Beginn des 5. Jahrhunderts im syrischen Bereich alleinige Autorität bekam und daher ja schon zuvor, also in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, entstanden sein muss, sich an ihr orientiert. Johannes Chrysostomos, der im 4. Jahrhundert lebte (349-407) verwendet die byzantinische Textform.

    Die abrupten Endungen der alexandrinischen Textform erscheinen als etwas dem Text an sich Fremdes und, von den inneren Kriterien her, zu Korrigierendes (etwa durch den byzantinischen oder westlichen Text), da sie unnatürlich und dem Heiligen Geist in seiner Schreibweise unangemessen erscheinen. Dagegen könnten die größeren Variationen in den Evangelien gegenüber der byzantinischen Textform wahrscheinlicher sein und bei letzterer hier die Wahrscheinlichkeit von Glättungen eher zu vermuten sein.

    Gerade die Funde in Ägypten, besonders was die Papyri angeht, zeigen eine Vielzahl unterschiedlicher Textformen, weshalb heute viele Forscher keine Textform einseitig bevorzugen, wie dies etwa noch von Tischendorf oder Westcott und Hort geschah (s. Wikipedia: Alexandrian Text-Type).

    Ein interessanter Ansatz in der textkritischen Forschung scheint derjenige von Hermann Freiherr von Soden, der die verschiedenen Textfamilien als gleichwertig behandelte, wodurch das Gewicht der byzantinischen Textform erhöht wurde. Dazu muss aber die Abwägung innerer Kriterien bei der Entscheidung, welche Textform zu wählen ist, als bedeutend hinzu kommen (so etwa durchgeführt bei der Elberfelder Übersetzung 2003, s. Arhelger: Die Textgrundlage des Neuen Testaments. pdf-Datei).

 

    Das bedauerliche an der textkritischen Arbeit, besonders seit dem 19. Jahrhundert, ist, dass ein Großteil derer, die hier tätig waren, der Bibelkritik huldigten, teilweise überhaupt dem biblischen Christentum ablehnend gegenüber standen, und deshalb zu Grundsätzen kamen, die mit der Achtung der Bibel als dem Wort Gottes nicht als übereinstimmend zu sehen sind. Damit dürfte zusammen hängen, dass die Bedeutung des Textus receptus und seiner Handschriften für die textkritische Arbeit faktisch ausgeblendet wurde. Das kann aber nicht heißen, textkritische Arbeit überhaupt abzulehnen, sondern, wie der inzwischen heimgegangene Pastor Richard Shekner forderte, die textkritische Arbeit wieder neu aufzunehmen, etwa da, wo Bengel aufgehört hat, und das seither gefundene Material neu zu beurteilen, zu wägen, nicht nur nach Alter und Länge, sondern eben auch nach Herkunft, theologischem Hintergrund, vor allem auch die alten Übersetzungen sowie die Väterzitate aus der Alten Kirche (deren Bedeutung sich schon für 1. Joh. 5,7 gezeigt hat) und die Lektionarien, von denen die meisten aus dem 7.-12. Jahrhundert, einzelne aber aus dem 4.-6. Jahrhundert stammen, Bücher, die ausgewählte Teile zum Vorlesen im Gottesdienst enthielten, die viel stärker zu berücksichtigen sind, und den Textus receptus  und den Mehrheitstext wieder in seiner hohen Bedeutung einzubeziehen.

    

Die Bedeutung des Mehrheitstextes für die textkritische Arbeit:

    Mit dem Aufkommen der „modernen“ textkritischen Weise im 18. und 19. Jahrhundert trat die Bedeutung des Textus receptus und in diesem Zusammenhang auch des Mehrheitstextes oder Byzantinischen Textes (BT) immer stärker zurück. Insbesondere durch das Wirken von Westcott und Hort, die entschiedene Gegner des BT waren, wurde der BT als zweitrangig und für die Textforschung irrelevant angesehen. Hort behauptete, dass der BT ein jüngerer Texttypus sei, der durch die Kombination älterer Texte, vor allem des Alexandrinischen (AT) und des Westlichen (WT) Textes, entstanden sei. Außerdem sei er stilistisch zu glatt, theologisch zu harmonisierend. Dieses Urteil hat sich bis heute in der offiziellen textkritischen Wissenschaft gehalten und wurde durch ein Abkommen der offiziellen Bibelgesellschaften, einschließlich der römisch-katholischen, sanktioniert, die festgelegt haben, dass ihre Bibelausgaben nicht auf der Grundlage des BT, sondern der offiziellen Ausgabe des Neuen Testamentes, dem Nestle-Aland, übersetzt und veröffentlicht werden sollen. Auch viele Evangelikale sprechen diese Haltung nach (s. das Interview mit Heinrich von Siebenthal in „Bibel und Gemeinde“, 4/2001)

    Ist das Urteil von Westcott und Hort berechtigt? Insbesondere die weiteren Ergebnisse der Textforschung und die neueren Funde ergeben ein klares: Nein. Was die angebliche „Kombination“ von Texten angeht, so hat Hort ja nur acht Beispiele angeführt, sehr wenig für ein so umfangreiches Werk wie das Neue Testament. Er hat dabei verschwiegen, dass es sogenannte „Kombinationen“ aber auch in Handschriften anderer Texttypen gibt. Der AT hat etwa 16 „Kombinationen“, die sich als Kombinationen aus dem BT und anderen Texttypen interpretieren ließen, was wiederum zeigt, dass die Lesarten des BT eben nicht jung, sondern alt sind. Papyri, die inzwischen gefunden wurden und die älter sind als der Codex Sinaiticus oder Codex Vaticanus enthalten sogar zumindest sechs von zehn der „Kombinationen“ des BT und zeigen damit an, dass sie sehr alt, eventuell also durchaus ursprünglich sind. Das heißt: Sogenannte „Kombinationen“ sind wahrscheinlich gar keine „Kombinationen“, sondern ursprünglicher Text, die kürzeren Varianten aber könnten Auslassungen, Verkürzungen sein gegenüber dem ursprünglichen Text. Von den 16 „Kombinationen“ im AT dagegen sind nur drei in älteren Papyri enthalten.

    Zum Stil des BT im Vergleich mit anderen Texttypen gibt Harry A. Sturz zu bedenken, dass der Text des BT das Griechisch des ersten Jahrhunderts wiedergibt, während sich in der Sprache des AT viele „Attizismen“ finden, die erst im 2. Jahrhundert in der griechischen Sprache allgemein wurden. Außerdem erweckt der AT an etlichen Stellen den Eindruck, dass versucht wurde, semitische Grundformen zu gräzisieren.

    Wenn Hort und heutzutage wieder Carson dem BT vorwerfen, er „harmonisiere“ die Texte und müsse daher jünger sein, so ist dies ein menschliches Axiom, das seinen Hintergrund in der Annahme hat, dass die „ursprünglichen“ Texte weniger harmonisch, theologisch eher widersprüchlich gewesen seien. Solch eine Annahme aber hängt damit zusammen, dass Westcott und Hort entschiedene Bibelkritiker waren, die also die Verbalinspiration und Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift leugneten und somit nicht anerkennen wollten, dass der Heilige Geist allerdings ein in sich harmonisches, sich nicht widersprechendes Buch herausgibt, niederschreiben lässt durch das Einhauchen der Wörter. Da ja, wie auch Carson zugibt, alle Lesarten schon Ende des 2. Jahrhunderts vorhanden waren, ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass solch eine „Harmonisierung“, die ja angeblich hunderte von Stellen betroffen hätte, in nur 100 Jahren durch Abschreiben bewerkstelligt und weit verbreitet worden wäre. Könnte es nicht sein, dass die Harmonie der Texte untereinander ursprünglich ist und die Disharmonie durch Abschreib-, Hörfehler, Auslassungen und ähnlichem entstand, also Textverderbnis darstellt?

    Was nun das Alter des BT angeht, so ist es so, dass das älteste zusammenhängende Textzeugnis für die Evangelien aus dem 5. Jahrhundert stammt, übrigens eben der Codex Alexandrinus, dessen Evangelientexte den Byzantinischen Text wiedergeben, während der älteste zusammenhängende Text für die übrigen neutestamentlichen Schriften aus dem 8. Jahrhundert stammt. Andererseits aber lassen sich sehr viele Lesarten im BT durch die gefundenen älteren Schriften als „alt“ nachweisen, nur, dass bisher kein umfassender älterer Text gefunden wurde, der mehr oder weniger durchgängig dem BT-Texttypus zuzurechnen ist. (Allerdings ist es auch schwierig, andere Funde aus der Zeit vor dem 4. Jahrhundert eindeutig einem Texttypus zuzuordnen.) Carson, der durchaus kein Anhänger des BT ist, geht davon aus, dass alle Lesarten, auch die des BT, schon vor dem Ende des 2. Jahrhunderts vorhanden waren. Das stimmt durchaus mit dem Zeugnis der Kirchenväter überein.

    Was lässt sich aus dem bisher Gesagten ableiten? Dies: Der BT gehört ebenso wie AT und WT zu den älteren Texttypen und ist diesen was das Alter angeht durchaus gleichwertig zu gewichten. Es ist nur so, dass er anscheinend in der früheren Zeit noch nicht allgemein als bestimmend verbreitet war, zumindest nach dem bisherigen Zeugnis der Funde. Dabei ist nun zu beachten, dass der BT schwerpunktmäßig ja im griechisch-sprachigen Teil des Reiches sich fand, der vor allem in den späteren Jahrhunderten, mit dem Niedergang des Oströmischen (Byzantinischen) Reiches sich immer mehr auf Griechenland, Kleinasien und Teile Syriens beschränkte, wo der Texttypus vor allem gefunden wird, insbesondere ab dem 4. und noch mehr ab dem 9. Jahrhundert. Dies hat auch damit zu tun, dass aus klimatischen Gründen Papyri sich in diesen Gegenden nur schwierig längere Zeit halten können. Auch ist es möglich, dass Papyri und Pergamente aufgrund häufigen Gebrauchs relativ bald zerschlissen waren. Texte des AT sind vor allem im ägyptischen Bereich nachgewiesen, wo sie aufgrund des Klimas lange erhalten werden können. Es könnte auch sein, dass dieser Texttypus weniger verwendet wurde und sich daher die Ausgaben länger erhielten.

    Die durch die modernen Textkritiker immer wieder aufgestellte Leitlinie: je älter, desto besser, ist dabei nur bedingt richtig. Denn die Kirchenväter geben an, dass bereits vor der Mitte des 2. Jahrhunderts die Reinheit der Textgestalt sehr getrübt war. Schon Irenäus spricht von der Verschiedenheit der Dokumente und Clemens von Alexandrien von der „Vielgestaltigkeit“ des neutestamentlichen Textes, was im 3. Jahrhundert noch zunahm, wie Origenes bezeugt und auch aus dem Vergleich von Kirchenväterzitaten aus dem 3. und 4. Jahrhundert ersichtlich ist. Es wird dabei angenommen, dass vielfach frühe Abschriften eher aus Einzelbedürfnissen entstanden und weniger von den Gemeinden überwacht wurden und so aus Unachtsamkeit der Abschreiber, durch Fehler vom Hören, wenn der Text diktiert wurde, durch Verwechslung von Buchstaben oder Lauten, falsche Ableitung von Wörtern, durch Umstellungen, Vergessen, Übersehen es zu zahlreichen Varianten kam, die durch weiteres Abschreiben sich fortpflanzten.

    Deshalb hat es schon früh, im 3. Jahrhundert, Bemühungen der Kirchenväter gegeben, dieser Textentartung Einhalt zu gebieten und den ursprünglichen Text wieder herzustellen. So berichtet Eusebius von Pamphylius (+ 309), einem Schüler des Origenes, von dem dies im Blick auf die LXX gesagt wird; Origenes (+ 254) soll sich in dieser Richtung ebenfalls bemüht haben, ebenso der Origenesschüler Hesychius (+ 311), dessen Ausgabe des Neuen Testamentes aber im Dekret des Gelasius von Rom als teilweise verfälscht verworfen wurde. Die Resultate dieser Arbeit sind nicht weiter bekannt. Pierius von Alexandrien (+ 280), auch ein Schüler des Origenes, soll ebenfalls daran gearbeitet haben (allesamt also Theologen, die sehr stark von den Irrlehren des Origenes beeinflusst waren und diese auch vertraten). Auch von Lucian von Antiochia (+ 311), einem Arianer, wird gesagt, dass er eine Rezension unternommen haben soll, von der wir aber nichts Bestimmtes wissen, außer einem sehr schlecht ausgefallenen Urteil des Hieronymus, aufgrund dessen sie ebenfalls im Dekret des Gelasius verworfen wurde. Die Behauptung Horts, dass der BT letztlich eine Mitte des 4. Jahrhunderts entstandene Rezension, eben Kombination aus verschiedenen vorhandenen Texten, sei, lässt sich kirchengeschichtlich nicht nachweisen. Es gibt darüber keinerlei Berichte. Die angeführten Rezensionsversuche liegen alle wesentlich früher und ihre Ergebnisse sind nicht bekannt, wurden außerdem zumeist verworfen.

    Die Frage, wo denn der BT herkomme, ist also eindeutig nicht zu beantworten. Dass er das Ergebnis einer „Kombination“ von Texten sei, ist aus den dargestellten Gründen eher ausgeschlossen. Er erweist sich vielmehr als ein ähnlich alter Texttypus wie die anderen Texttypen. Dies sollte anerkannt und der BT daher gleichwertig neben den anderen Texttypen in der textkritischen Arbeit verwendet werden.

    Da es sich bei der Textkritik nicht um eine vom christlichen Glauben losgelöste Wissenschaft handeln darf, ist auch die Frage berechtigt und aufzuwerfen, ob es nicht ein Fingerzeig Gottes sein könnte, dass er gerade den BT und von ihm abgeleitete Varianten über die Jahrhunderte für die Gemeinde des HERRN aufbewahrt und Verwendung hat finden lassen und nicht Bibelausgaben auf der Grundlage von AT und WT? Dies ist zwar kein Ansinnen auf der Grundlage der vernunfthörigen Aufklärung, wohl aber des christlichen Glaubens, der um Gottes Führung weiß. Denn der Glaube hat auch die Verheißungen des HERRN, dass wohl Himmel und Erde vergehen werden, nicht aber sein Wort, Matth. 24,35, und dass wir ein festes prophetisches Wort haben, 2. Petr. 1,19. Was wir aber nicht machen können und dürfen ist, dass wir den BT oder den Tr dogmatisieren, als den inspirierten Text ausgeben. Denn die Autographen haben wir nicht mehr und wissen daher nicht, wie nah etwa der BT oder Tr tatsächlich dem Urtext sind. Verbesserungen sind daher, auch aufgrund der Textfunde, unter genauem Abwägen und Prüfen, wichtig und richtig. (BT und Tr sind keineswegs identisch. Der Tr kann zwar zur Textfamilie des BT gezählt werden, ist aber eindeutig ein menschliches Produkt; außerdem gibt es, wie oben angezeigt, weder „den“ Tr noch „den“ BT, was ebenfalls wieder zeigt, wie wenig wir sie dogmatisieren dürfen. Der Tr ist aufgrund von (sehr jungen) Handschriften aus dem Bereich des BT erstellt worden, unter Beimischung von Rückübersetzungen aus dem Lateinischen und Korrekturen nach dem Codex Bezae.)