Alttestamentliche Predigtreihe


ALTTESTAMENTLICHE PREDIGTREIHE

ALTTESTAMENTLICHE PREDIGTREIHE

Alttestamentliche Predigt zum ersten Advent ueber Jesaja 33,14-16: Der HERR kommt

Alttestamentliche Predigt zum 2. Advent ueber Zephanja 3,14-18: Freude am HERRN – Ermutigung zum Leben in der Nachfolge

Alttestamentliche Predigt zum dritten Adventssonntag ueber Maleachi 3,1-4: Jesus Christus kommt!

Alttestamentliche Predigt zum 4. Sonntag im Advent ueber Micha 5,1-5: Jesus Christus, der Friedefuerst

Alttestamentliche Predigt zum Heiligen Abend ueber Sacharja 9,9: Siehe, dein Koenig kommt zu dir!

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag nach dem Christfest ueber Jesaja 63,16: Beim HERRN allein ist Hilfe

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag nach Neujahr (Epiphaniasgottesdienst) ueber 1. Mose 12,3 b: Gottes Segen fuer alle Voelker

Alttestamentliche Predigt zum ersten Sonntag nach Epiphanias ueber Jesaja 49,1-7: Jesus Christus – Gottes Knecht fuer Juden und Heiden

Alttestamentliche Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias ueber 5. Mose 18,15-19: Dem sollt ihr gehorchen

Alttestamentliche Predigt zum dritten Sonntag nach Epiphanias ueber Jeremia 33,6-9: Gottes Zorn und Gottes Gnade

Alttestamentliche Predigt zum Verklärungssonntag ueber 2. Mose 3,1-6: Gottes Offenbarung im Dornbusch

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Septuagesimae (70 Tage vor Ostern) ueber Jeremia 1,4-10: Gott erwaehlt

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Sexagesimae ueber Jesaja 55,6-11: Gottes kraeftiges Wort

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Estomihi (Sei mir ein starker Fels; Ps. 31,3) ueber Jesaja 35,1-10: Das Leben der neutestamentlichen Kirche aus dem Evangelium

Alttestamentliche Verheißung zum Sonntag Invocavit (Er ruft mich an, darum will ich ihn erhoeren; Ps. 91,1) ueber 1. Mose 3,1-19: Die Macht der Suende und Gottes Gegenmittel

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Reminiscere (Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit; Ps. 25,6) ueber Jesaja 45,20-25: Im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Staerke

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Oculi (Meine Augen sehen stets auf den HERRN, Ps. 25,15) ueber 2. Samuel 22,1-7: In Gottes Hand

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Laetare (Freuet euch mit Jerusalem; Jes. 66,10) ueber Jesaja 52,7-10: Die frohe Botschaft der Kirche des Neuen Testamentes

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Judica (HERR, schaffe mir Recht, Ps. 43,3) ueber 1. Mose 12,1-3: Gottes Ruf an Abraham

Alttestamentliche Predigt zum Palmsonntag ueber Jesaja 43,22-25: Die unverdiente Gnade Gottes fuer den Suender

Alttestamentliche Predigt zum Karfreitag ueber Hosea 13,14: Jesus Christus – der Ueberwinder von Tod und Hoelle

Alttestamentliche Predigt zum Osterfest ueber Jesaja 26,19-21: In Jesus Christus haben wir die gewisse Hoffnung der leiblichen Auferstehung

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Quasimodo Geniti (Wie die neugebornen Kindlein; 1. Petr. 2,2) ueber Hiob 19,25-27: Unsere selige Christenhoffnung und Bekenntnis: Ich glaube die Auferstehung des Fleisches

Alttestamentliche Predigt zum Hirtensonntag Misericordias Domini (Die Erde ist voll der Guete des HERRN; Ps. 33,5) ueber Hesekiel 34,22-24: Jesus Christus, der geweissagte gute Hirte

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Jubilate (Jauchzet Gott, alle Lande; Ps. 66.1) ueber Klagelieder 3,18-24: Die Guete des HERRN ist alle Morgen neu

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Kantate (Singet dem HERRN ein neues Lied; Ps. 96,1) ueber Jesaja 12: Der Jubel der Erloesten

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Rogate (Betet!) ueber Jeremia 29,11-14: Gott hat Gedanken des Friedens ueber uns

Alttestamentliche Predigt zu Christi Himmelfahrt ueber Psalm 68,19: Christi Himmelfahrt – der Triumphzug unseres HERRN und Heilandes

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Exaudi ueber Hesekiel 36,25-27: Gottes Werk der Erneuerung

Alttestamentliche Predigt zum Pfingstfest ueber Joel 2,28-32 (3,1-5): Gott giesst seinen Geist aus

Alttestamentliche Predigt zum Trinitatisfest ueber 2. Samuel 23,1-3: Davids Zeugnis von der Dreieinigkeit

Alttestamentliche Predigt zum 3. Sonntag nach Trinitatis ueber Psalm 32: Rechtfertigung

Alttestamentliche Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis ueber Sprueche 23,29-35: Jesus Christus macht Gebundene frei

Alttestamentliche Predigt zum 5. Sonntag nach Trinitatis ueber 2. Mose 19,4-6: Gottes heiliges Volk sein

Alttestamentliche Predigt zum 6. Sonntag nach Trinitatis ueber Jeremia 4,1-4: Beschneidet eure Herzen!

Alttestamentliche Predigt zum 7. Sonntag nach Trinitatis ueber Jeremia 31,23-25: Gott richtet sein Volk auf

Alttestamentliche Predigt zum 8. Sonntag nach Trinitatis ueber Jeremia 15,15-21: Unser groesster Schatz – Gottes Wort

Alttestamentliche Predigt zum 9. Sonntag nach Trinitatis ueber 1. Chronik 29,10-13: Gott allein die Ehre!

Alttestamentliche Predigt zum Israelsonntag ueber Jeremia 7,1-7: Der falsche und der wahre Gottesdienst

Alttestamentliche Predigt zum elften Sonntag nach Trinitatis ueber 2. Samuel 22,21-29: Das Leben des Christen

Alttestamentliche Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis ueber Jesaja 29,18-21: Gott gibt den Tauben das Gehoer und den Blinden das Gesicht

Alttestamentliche Predigt zum 13. Sonntag nach Trinitatis ueber 3. Mose 18,1-5: Geheiligt dem HERRN!

Alttestamentliche Predigt zum 14. Sonntag nach Trinitatis ueber Jeremia 17,13-14: Unter Fluch oder unter Segen?

Alttestamentliche Predigt zum 15. Sonntag nach Trinitatis ueber Habakuk 2,1-4: Der Trost des Glaubens unter der Anfechtung durch die Gottlosen

Alttestamentliche Predigt zum 16. Sonntag nach Trinitatis ueber 2. Chronik 7,12-22: Der Ernst der Nachfolge

Alttestamentliche Predigt zum Erntedankfest ueber Psalm 138: Gott sei Dank!

Alttestamentliche Predigt zum 18. Sonntag nach Trinitatis ueber Jesaja 55,6-9: Gott laedt Dich ein!

Alttestamentliche Predigt zum 19. Sonntag nach Trinitatis ueber Micha 6,8: Was Gott von dir fordert!

Alttestamentliche Predigt zum 20. Sonntag nach Trinitatis ueber Jesaja 1,10-20: Entweder – oder

Alttestamentliche Predigt zum Reformationsfest ueber das erste Gebot: Ich bin der HERR, dein Gott. Du sollst keine anderen Goetter haben neben mir!

Alttestamentliche Predigt zum drittletzten Sonntag im Kirchenjahr ueber Psalm 51,3-7: Rechte Busse

Alttestamentliche Predigt zum vorletzten Sonntag im Kirchenjahr ueber 2. Chronik 34,14-28: Wozu uns das zukuenftige Gericht mahnt

Alttestamentliche Predigt zum Ewigkeitssonntag ueber 1. Mose 5: Was lehrt uns die Abfolge von Geburt und Tod?

Alttestamentliche Predigt zum ersten Advent ueber Jesaja 33,14-16:

Der HERR kommt

Jesaja 33,14-16: Die Sünder zu Zion sind erschrocken, Zittern ist die Heuchler ankommen (und sprechen): Wer ist unter uns, der bei einem verzehrenden Feuer wohnen möge? Wer ist unter uns, der bei der ewigen Glut wohne? Wer in Gerechtigkeit wandelt und redet, was recht ist; wer Unrecht hasset samt dem Geiz und seine Hände abzieht, daß er nicht Geschenke nehme; wer seine Ohren zustopft, daß er nicht Blutschulden höre, und seine Augen zuhält, daß er nicht Arges sehe, der wird in der Höhe wohnen, und Felsen werden seine Feste und Schutz sein. Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss.

Ist dieser Text aus dem Propheten Jesaja denn ein Adventstext? Was soll er denn mit Advent zu tun haben? Nun, was heißt denn „Advent“? Advent heißt doch so viel wie: Er kommt. Nämlich der HERR, Jesus Christus, kommt. Auch damals ging es darum, dass der HERR kommt. Allerdings noch nichts sichtbar, sondern als der Richter und Retter. Als der Richter über die Assyrer, die Israel und Juda geknechtet und gequält hatten und dazu noch hochmütig und brutal waren; als der Retter aber für sein so geschundenes Volk.

Der HERR kommt – das ist dann aber auch eine Anfrage, damals wie heute. Nämlich: Wie willst du ihn empfangen? Wie kannst du ihn empfangen? Bist du dazu überhaupt bereit? Du hoffst vielleicht, dass er auch dir zu Hilfe und Rettung kommt. Aber sind dazu denn die Voraussetzungen da?

Lasst uns darum unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Der HERR kommt

1.     Zum Schrecken der Sünder

2.     Dem Gläubigen zur Stärkung und Trost

1. Der HERR kommt – zum Schrecken der Sünder. Die Sünder zu Zion sind erschrocken. Der HERR kommt – so hat es auch der Prophet Jesaja damals dem Volk angekündigt. Der HERR kommt – und er sollte kommen, um die Assyrer zu überwinden, aber auch, um seinem Volk Heil, Rettung zu bringen. Aber wie sah die Reaktion bei vielen im Volk aus? Da war zunächst kein Jubel, keine Freude, keine Erleichterung. Die Sünder zu Zion sind erschrocken. Das kann auch gar nicht anders sein. Wenn der HERR kommt, wenn du als Sünder in die Gegenwart des dreieinigen Gottes trittst, so kann nur Erschrecken, Entsetzen, Verzweiflung dich als Sünder ergreifen. Immer wieder lesen wir darum in der Bibel, dass Menschen, die in die unmittelbare Gegenwart Gottes traten oder dieser Gegenwart bewusst wurden, von Furcht befallen wurden, erschraken. Denken wir nur an den Propheten Jesaja, der im Tempel des HERRN den Saum des Gewandes der Majestät Gottes gesehen hatte und nun meinte, vergehen zu müssen, weil er unrein ist, weil ihm seine Sünden vor Augen standen. Denke an Petrus, der auf das Geheiß Jesu Christi das Netz auswarf und einen ungeheuren Fischzug tat – und an diesem Wunder erkannte, dass derjenige, den er da in seinem Boot hatte, wahrhaft der HERR ist, der lebendige Gott. Wie erschrak er da, wie standen ihm seine Sünden vor Augen, seine Unwürdigkeit, so dass er ausrief: HERR, gehe von mir heraus, denn ich bin ein sündiger Mensch.

Es kann gar nicht anders sein, denn der lebendige Gott ist ein heiliger Gott, ein Gott, der die Sünde hasst, der allem Bösen abhold ist. Er ist ein heiliger Gott, der darum auch seine Gebote gegeben hat, damit wir seinen Willen erkennen und wissen, wie wir sein sollen, was wir tun sollen. Darum kann es auch der Prophet Micha so klar ausdrücken: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Darum, wenn wir jetzt Advent begehen, so blicken wir nicht nur zurück auf das erste Kommen Jesu in Bethlehem in der Krippe, sondern wir blicken auch voraus auf das zweite Kommen Jesu, nämlich am Jüngsten Tag zum Gericht und zum Heil. Und da steht dann auch für dich die Frage im Raum: Wozu wird er für dich kommen, zum Gericht oder zum Heil? Musst du auch erschrecken bei dem Gedanken, dass der heilige Gott, Jesus Christus, wiederkommen wird in der Herrlichkeit seiner Majestät, um dann alle Menschen vor sein Gericht zu ziehen? Ja, betrachte dein Leben angesichts des Anspruches, den er an dich hat. Bedenke es anhand der zehn Gebote und der Bergpredigt. Und wenn dir dann deine Sünden vor Augen stehen, so beschönige sie nicht, versuche nicht, sie gering zu reden, mache dir nichts vor. Denn von den Heuchlern heißt es weiter: Zittern ist die Heuchler angekommen und sprechen: Wer ist unter uns, der bei einem verzehrenden Feuer wohnen kann? Wer ist unter uns, der bei der ewigen Glut wohne? Wir alle sind Heuchler, sind Menschen, die Masken tragen. Denn nach außen soll alles immer gut aussehen, nach außen soll alles immer bestens sein – aber in Wirklichkeit ist es oft ganz anders. Gerade die Sünde suchen wir zu bemänteln, zu verkleistern, zu beschönigen. Aber wisse: Wenn der HERR kommt, so werden auch die Masken fallen, er wird sie dir vom Gesicht reißen, da wird alles offenbar werden, was nicht unter der Bedeckung durch sein Blut ist.

Für den Sünder ist der heilige Gott wie ein verzehrendes Feuer, wie eine ewige Glut. Du kannst nicht vor ihm bestehen. Was sollst du tun? Was hat Jakob am Jabbok getan, als er mit Gott rang und schließlich nicht mehr ein noch aus wusste, als er Stück für Stück von Gott demaskiert wurde? Was hat der Zöllner im Tempel getan? Sie beide habe ihre Sünde nicht beschönigt, haben sie nicht klein geredet, sondern haben sich unter sie gebeugt und sie bekannt – und haben sich ganz auf Gottes Gnade geworfen, haben nur auf sein Erbarmen, seine Vergebung ihre Hoffnung gesetzt.

Der HERR kommt – wie willst du als Sünder ihm begegnen? Wie kannst du als Sünder ihm begegnen? Nicht anders als dadurch, dass du ihn bittest, dass er dir deine Sünden aufzeige, damit du sie ihm hinlegst und immer neu seine Vergebung in Anspruch nimmst, die dir Jesus Christus durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben erworben hat.

2. Der HERR kommt – dem Gläubigen zur Stärkung und Trost. Wer in Gerechtigkeit wandelt und redet, was recht ist; wer Unrecht hasset samt dem Geiz und seine Hände abzieht, daß er nicht Geschenke nehme; wer seine Ohren zustopft, daß er nicht Blutschulden höre, und seine Augen zuhält, daß er nicht Arges sehe, der wird in der Höhe wohnen, und Felsen werden seine Feste und Schutz sein. Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss. Der HERR kommt. Gerade haben wir gehört von dem Schrecken und Zittern, das diese Nachricht bei denen bewirkt, die in der Sünde stecken und wie dieses Erschrecken aber auch zur rechten Vorbereitung führen kann. Nun aber hören wir von denen, die diese Nachricht mit Freuden aufnehmen, für die sie Stärkung und Trost ist. Was sind das für Menschen, wie werden sie beschrieben?

Wer in Gerechtigkeit wandelt und redet, was recht ist. Wer kann in Gerechtigkeit wandeln? Aus eigener Kraft kann das niemand! Wir alle sündigen täglich vielfach. Und auch was unsere Worte angeht – wer kann da von sich sagen, dass er immer recht redet? Dass er kein unnützes Wort sagt? Dass er nichts sagt, was unnötigerweise den anderen verletzt? Nein, niemand kann sich da frei sprechen. Aber wem kann dann dieses Wort gelten? Dem, der in steter Buße und Umkehr seine Sünden bekennt vor seinem Heiland und HERRN Jesus Christus, wer sich immer neu reinigen lässt durch sein Blut und von Herzen sich ihm als Antwort aus Liebe und Dankbarkeit geweiht hat, dass er anfange, von Herzen Gottes Wort zu tun, nach den Geboten, nach der Bergpredigt zu leben. Das wird immer unzulänglich bleiben, gewiss. Da ist und bleibt täglich viel Sünde – aber auch täglich ist die Vergebung neu, die wir in Jesus Christus ergreifen. Unsere Lebensgerechtigkeit wird immer eine unvollkommene bleiben. Auch kein Christ kann durch seine Werke bewahrt werden und in den Himmel kommen. Wir sind und bleiben Gerechte und Sünder zugleich.

Aber das gehört mit zum Leben des Gläubigen, dass er eben nicht auf dem alten Weg der Sünde weitergeht, dass er sich nicht länger beherrschen lässt von der Sünde und meint, auf Gnade, auf Vergebung hin sündigen zu können. Nein, er hasst vielmehr das Unrecht und will es nicht tun, auch wenn es ihm zuweilen doch widerfährt oder er sich verführen lässt zur Sünde. Er hasst darum auch den Geiz, die Habgier, hängt sein Herz nicht an das Geld und die Dinge dieser Welt. Er meint nicht, dass er hier auf Erden viel besitzen muss, giert nicht nach Macht, nach Ansehen, sondern vielmehr danach, dass er Gott gefalle und sich genügen lasse an dem, was Gott gibt. Wenn du auf Gottes Wegen gehen willst, dann ziehst du deine Hand ab, dass du nicht Geschenke nimmst. Die Korruption ist in dieser Welt, auch in unserem Land, leider sehr verbreitet. Sie betrifft alle Kreise der Gesellschaft. Damit will man sich Freunde machen, Vorteile erringen, Geschäfte bekommen, Gesetze umgehen. Als Christ musst du Nein dazu sagen. Du gehst den geraden Weg, auch wenn dir das vielleicht Nachteile einbringt, auch wenn du darum Schwierigkeiten bekommst, weil du nicht mithilfst, krumme Wege zu gehen. Gott hat uns nicht verheißen, dass der gerade Weg ein einfacher, ein leichter Weg ist in dieser Welt. Im Gegenteil. So, wie unser HERR und Meister Jesus Christus deshalb angefeindet und gehasst wurde, so wird uns als seine Jünger das auch treffen.

Ja, konsequent dem HERRN nachfolgen heißt auch, die Ohren zustopfen, dass sie nicht Blutschulden hören und die Augen zuhalten, dass sie nicht Arges sehen. Wie viel Schlimmes, Böses, Schmutziges wird doch so geredet, etwa auch auf der Arbeit. Da gilt es, nicht hinzuhören; und geht es nicht anders, dann auch etwas dagegen zu sagen oder Gott zu bitten, diese Dinge ganz schnell zu vergessen. Und wie viel Schlechtes, Unreines ist an Litfass-Säulen, in Zeitschriften und Zeitungen, in Werbeblättern und Büchern, im Fernsehen zu sehen. Die Gefahr ist groß, dass unreine Begierden und Lüste angeregt werden. Darum lasst uns handeln wie Hiob, der von sich sagen konnte, dass er ein Abkommen mit seinen Augen gemacht habe, nicht auf solch Aufreizendes zu sehen. Es gilt, sehr auszuwählen, was man hören und sehen kann. Prüfe darum, was du hörst, was du liest, was du dir ansiehst, damit es dich nicht zur Sünde verführt.

Wenn du dem Kommen deines HERRN und Heilandes Jesus Christus froh, im Frieden Gottes, entgegen gehen willst, so lebe in Buße und Umkehr und herzlichem Glauben, der sich dem HERRN hingibt zu konsequenter Nachfolge, die sich bewusst von der Sünde abkehrt, bewusst dem Willen Gottes, dem Guten zuwendet, nach Gottes Geboten und Ordnungen fragt.

Welche Verheißungen haben wir doch für dieses und das zukünftige Leben daraus! Der wird in der Höhe wohnen, und Felsen werden seine Feste und Schutz sein. Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss. Er wird in der Höhe wohnen. Du wirst Gemeinschaft mit dem lebendigen, dem dreieinigen Gott haben. Schon

hier in diesem Leben, durch sein Wort und Sakrament, vor allem aber dann in der Herrlichkeit, wo du in ungetrübter Gemeinschaft mit ihm sein wirst für immer. Felsen werden seine Feste und Schutz sein. Felsen sind ganz fester und harter Stein. Alles andere umher versinkt, aber der Fels bleibt stehen. Und solche Felsen werden deine Feste und Schutz sein. Du bist geborgen bei dem dreieinigen Gott. Er wird dich behüten und beschützen, dir beistehen, seine Engel senden, die dich behüten auf deinen Wegen. Und wer ist doch DER Fels überhaupt? Jesus Christus ist der Fels, auf dem du im Glauben gegründet bist, und der wird dich in die Ewigkeit durchtragen. In dieser Zeit aber wird dir dein Brot gegeben; dein Wasser hast du gewiss. Auch das, was du zum alltäglichen Leben benötigst, wird der HERR dir geben. Er verheißt dir keine Reichtümer, wohl aber, dass du das hast, was du brauchst. Es wird dir gegeben, Gott sorgt für dich. Das hebt nicht den Auftrag auf, dass du arbeiten sollst. Gott hat nicht verheißen, alles vom Himmel fallen zu lassen, sondern ordentlicherweise gibt er durch die Arbeit. Aber so, wie er dir das irdische Brot gibt, so gibt er dir auch das himmlische Brot und das Wasser des Lebens, eben sein Wort, durch das er dich nährt, durch das er dich führt, dich korrigiert, dich tröstet und stärkt. Und so erhält und bewahrt er dich auch auf den Tag der Wiederkunft Jesu Christi. Denn das gute Werk, das er angefangen hat, das wird er auch vollbringen.

Der HERR kommt – darum sei bereit durch tägliche Sündenerkenntnis, tägliche Buße und Umkehr, tägliche Erneuerung im Glauben und in der Nachfolge. Und sei im Glauben an deinen Heiland Jesus Christus getrost, dass er dir gibt, was du in diesem Leben brauchst, und dass er dich hindurchträgt in die ewige Heimat. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 2. Advent ueber Zephanja 3,14-18:

Freude am HERRN – Ermutigung zum Leben in der Nachfolge

Zephanja 3,14-18: Jauchze, du Tochter Zion! Rufe, Israel! Freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem! Denn der HErr hat deine Strafe weggenommen und deine Feinde abgewendet. Der HErr, der König Israels, ist bei dir, daß du dich vor keinem Unglück mehr fürchten darfst. Zur selbigen Zeit wird man sprechen zu Jerusalem: Fürchte dich nicht! und zu Zion: Laß deine Hände nicht laß werden! Denn der HErr, dein GOtt, ist bei dir, ein starker Heiland; er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein und vergeben und wird über dir mit Schall fröhlich sein. Die, so durch Satzungen geängstet waren, will ich wegschaffen, daß sie von dir kommen, welche Satzungen ihre Last waren, davon sie Schmach hatten.

Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes und nimmt uns in Zucht. Die Gnade Gottes nimmt uns in Zucht! Ist das nicht ein Widerspruch? Die Gnade nimmt uns in Zucht? Ist denn die Gnade nicht reines Evangelium? Gewiss, sie ist durch und durch Evangelium. Und das ist nun das Interessante und Wichtige, ja, überaus Wichtige, dass eben die Heiligung nicht aus dem Gesetz kommt, sondern aus dem Evangelium. Das Gesetz fordert die Heiligung, gewiss, das Gesetz beschreibt auch, wie ein Gott wohlgefälliges Leben aussehen soll. Aber darum kann das Gesetz die Heiligung, dieses Gott wohlgefällige Leben doch nicht hervorbringen. Allein durch das Evangelium kommt es auch zur Heiligung, denn allein die Barmherzigkeit und Gnade Gottes verändert dein Herz, so dass du willig bist, freudig willig bist, den Willen Gottes zu tun. Ja, du fragst dann danach, willst gerne tun, was Gott von dir haben möchte. Das ist für unser christliches Leben ganz wichtig, dass es im Evangelium gegründet ist, dass es aus dem Evangelium hervorkommt, daraus seine Triebkraft, seine Motivation hat – sonst wird es zum Krampf und zur Heuchelei.

Auch unser heutiger Abschnitt hebt beides hervor – was Gott für uns getan hat und was daraus für uns folgen soll. Lasst uns daher unter dem Beistand des Heiligen Geistes bedenken:

Freude am HERRN – Ermutigung zum Leben in der Nachfolge

1. Die Freude an Gottes Gnadenhandeln

2. Der Ruf, im Wirken für den HERRN nicht müde zu werden

1. Die Freude an Gottes Gnadenhandeln. Jauchze, du Tochter Zion! Rufe, Israel! Freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem! Das sind gewaltige Worte, die in immer neuen Variationen zum Siegesjubel aufrufen, nämlich die Kinder Israel, jeden einzelnen Gläubigen, denn diese werden beschrieben mit Tochter Zion und Tochter Jerusalem. Jauchzen, jubeln, frohlocken, sich freuen und fröhlich sein soll das Volk des HERRN. Die Worte, die hier verwendet werden, finden sich sonst im Zusammenhang mit dem Freudengeschrei, dem Siegesjubel des Volkes, wenn der Feind überwunden wurde. Es geht um eine lebendige Freude, eine Freude, die tief aus dem Herzen kommt. Solch eine Freude, solch ein Frohlocken soll im Herzen der Gotteskinder vorhanden sein, auch wenn sie nicht immer nach außen zu Tage tritt.

Aber was ist der Grund dieser Freude? Denn der HERR hat deine Strafe weggenommen und deine Feinde abgewendet. Was ist damit gemeint? Der HERR hat deine Strafe weggenommen. Welche Strafe lastet denn auf

dir? Ja, genau: Es ist die Strafe für die Sünde, es ist das Damoklesschwert der ewigen Gottesferne, der ewigen Pein und Qual, der nie endenden Verdammnis. Das hängt über uns allen. Und: Keiner von uns kann der Strafe entgehen, wenn es auf ihn selbst ankommt. Aber hier heißt es: Der HERR hat die Strafe weggenommen. Nicht du bist der Strafe entkommen, nicht du hast sie weggeschafft, nicht du hast sie überwunden, hast einen Ausweg gefunden. Nein, der HERR selbst hat es getan – und nur er allein konnte es auch tun. Und wie hat er es getan? Das, was Zephanja da schreibt, das war damals noch auf eine ferne Zukunft gesagt, denn es waren noch über sieben Jahrhunderte, die ins Land gehen sollten, bis dann endlich der Messias, der verheißene Heiland kam. Denn allein durch ihn wurde die Strafe weggenommen, Jesus Christus, der wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich in einer Person ist. Nur er konnte die Strafe wegnehmen, weil nur er für dich und mich und alle Menschen das Gesetz stellvertretend erfüllen konnte; nur er konnte die Strafe wegnehmen, weil nur er, als wahrer Gott, auch wiederum über dem Gesetz stand und es nicht für sich erfüllen musste, sondern für uns erfüllen konnte; und nur er konnte die Strafe wegnehmen, weil nur er, als der absolut Reine, deine und meine und aller Menschen Sünden auf sich nehmen konnte. Und das hat er getan auf Golgatha. Da hat er am Kreuz für dich und mich und alle Menschen geblutet, da hat er die Strafe aller Menschen aller Zeiten getragen und hat durch seinen Tod Gott mit der Welt, mit jedem Menschen, versöhnt. Dort am Kreuz, da hat Jesus Christus für jeden Menschen die Vergebung der Sünden, Freispruch im Jüngsten Gericht, Leben und Seligkeit erworben und reicht dies dar, bietet es an, eignet es zu durch das Evangelium im Wort, in der Taufe im Abendmahl. Und so entzündet er den rettenden Glauben, der eben dies ergreift, was Jesus Christus dir erworben hat.

Die Strafe ist weggenommen, weil Jesus Christus sie längst getragen hat auf Golgatha. Du brauchst sie nicht noch einmal zu tragen, wenn du dich an ihn hältst, wenn du dich, der du deine Sünde und Schuld erkannt hast, an Jesus Christus als deinen Heiland klammerst und es für dich persönlich in Anspruch nimmst, dass er auch für dich das Gesetz erfüllt hat; dass er auch für dich am Kreuz auf Golgatha geblutet hat; dass er Gott auch mit dir versöhnt und so auch dir die Vergebung der Sünden erworben hat. Wie tragisch, wie furchtbar ist es doch, dass so viele Menschen das nicht im Glauben in Anspruch nehmen, sondern das Opfer Jesu Christi für sich verachten, ablehnen oder gleichgültig daran vorübergehen und so keinen Nutzen davon haben. Sie müssen dann einst selbst die Strafe für ihre Sünden tragen – und diese Strafen werden ohne Ende sein.

Wenn du aber im Glauben dich an deinen Heiland hältst, dann darfst du jubeln, jauchzen, frohlocken, weil die Strafe auch von dir weggenommen ist. Der HERR hat deinen Feind abgewendet. Vom Grundtext her steht hier die Einzahl. Und das macht deutlich, dass es eigentlich um den Feind überhaupt geht, den Satan, den Teufel, der gegen Gott und die Menschen steht und uns verderben will. Jesus Christus aber hat den Teufel auf Golgatha besiegt. Die Macht des Teufels ist gebrochen, Jesus Christus hat das Gefängnis gefangen geführt. Auch wenn er in der kleinen Zeit noch einmal los ist, so kann er dennoch den Gläubigen, den Jüngern des HERRN nichts antun, wenn sie sich nur an ihren Heiland und HERRN halten.

Und noch mehr dürfen und sollen wir wissen, was uns zuversichtlich und getrost machen soll: Der HERR, der König Israels ist bei dir, dass du dich vor keinem Unglück mehr fürchten musst. Der HERR ist der König Israels. Israel hatte viele Herren gehabt in seiner Geschichte; gerade in der Zeit der babylonischen Gefangenschaft waren da viele fremde Herren gewesen. Aber der wahre König Israels, der wahre König des Volkes Gottes ist der HERR allein, der dreieinige Gott. Und er ist bei dir, er ist bei seinem Volk, bei jedem Einzelnen seines Volkes. Und weil dem so ist, weil er bei dir ist, darum musst du kein Unglück mehr fürchten: Denn er bewahrt dich, er behütet dich, er steht dir bei, er lagert seine Engel um dich her.

All das ist doch Grund zu großer Freude, Grund zum Frohlocken und zum Danken, all das will auch die Liebe zu deinem Heiland und HERRN immer neu entzünden und erhalten und dich so ermutigen, doch konsequent ihm nachzufolgen.

2. Der Ruf, im Wirken für den HERRN nicht müde zu werden. Zur selben Zeit wird man sprechen zu Jerusalem: Fürchte dich nicht! Und zu Zion: Lass deine Hände nicht müde werden! Warum diese Worte? Auch wenn wir wiedergeboren sind durch das Evangelium, kommt doch auch immer wieder Furcht in uns auf. Diese Furcht hat vielfältige Ursachen. Da sind die Dinge dieser Welt, in der wir leben, die uns bedrängen und uns ängstigen. Darum sagt ja auch unser Heiland Jesus Christus: In der Welt habt ihr Angst; aber siehe, ich habe die Welt überwunden. Und da sind auch Dinge im Glaubensleben, die dir Angst machen können: Die Sünde, die einfach immer wieder dich bedrängt und auch überwindet; das Schwachwerden in der Heiligung; das Schwachsein in der Mission, einfach all die Defizite in deinem Glaubensleben, die dich betrüben und auch deine Gemeinschaft mit deinem HERRN belasten. Und doch: Fürchte dich nicht. Der HERR weiß ja um all das und will dir auch da hindurch helfen. Aber komme dann auch mit all dem, was dich belastet, zu deinem HERRN, bekenne ihm deine Schuld, klage ihm deine Not, damit er dir vergeben und dir helfen kann. Denn der HERR, dein Gott, ist ein starker Heiland. Ja, dein HERR ist ein starker Helfer, er ist der allmächtige Gott, der dir darum wirklich in allen Dingen durchhelfen kann.

Und dieser starke Heiland, dieser allmächtige Helfer ist es auch, der dir zuruft: Lass deine Hände nicht müde werden. Denn allerdings werden unsere Hände sehr schnell müde. Wie schnell lassen wir nach im Eifer für den HERRN, im Eifer, seinen Willen zu tun, im Eifer, wirklich konsequent zu sein in der Nachfolge, im Eifer, ihn zu bezeugen, im Eifer daher für Evangelisation und Mission. Wie schnell lassen wir nach, wirklich in allen Dingen nach seinem Willen zu fragen. Da sind so viele Schwierigkeiten, die sich uns in den Weg stellen. Andere Menschen, die den Weg nicht mitgehen, uns hemmen, uns verspotten, uns behindern; das eigene Fleisch, die eigenen Gefühle, Ängste, die uns zurückhalten. Da sind Rückschläge, die wir allerdings haben werden; da sind die vielfältigen Anfechtungen und Versuchungen, die uns verlocken wollen zur Sünde, die uns abhalten wollen, in allen Dingen dem HERRN nachzufolgen. All das will uns ermüden lassen, uns veranlassen, nachlässig zu werden, uns anzupassen an die Welt. Es will uns dazu bringen, den HERRN nicht zu bezeugen, die Mission zu vernachlässigen.

Aber darin darfst du nicht stehen bleiben, wenn dir das widerfahren ist. Nein, der HERR will dir ja freundlich sein und in Liebe dir vergeben. Täglich darfst du mit all deinen Misserfolgen, all deiner Schuld, all deinem schuldhaften Unterlassen zu ihm kommen, damit er dich davon reinigt und dich erneuert. Aber dann tue auch wieder feste Schritte vorwärts. Bleibe nicht stehen in der Niederlage, sondern gehe wieder voran. Denn er will sich ja freuen über dich und über dir fröhlich sein, wenn er dich ansieht in deinem Glauben und wie du in diesem Glauben ihm nachfolgst. Er freut sich über einen jeden, der in Buße umkehrt und sich an seinen Heiland Jesus Christus hält. Da ist Jubel im Himmel, auch bei den Engeln.

Auf diesem deinem Weg will er dich stärken, ja, du sollst in seiner Macht stark sein. Darum nimmt er auch das Unglück, das Unheil hinweg, dass deine Schmach getilgt wird, nämlich die Schmach der Sünde, der Schuld. Und einst, in der ewigen Herrlichkeit, wird gänzlich alles getilgt sein, was die Welt gegen dich sagte.

Darum lass diese Adventszeit dir dazu dienen, dass du neu dir durch das Evangelium vor Augen führen lässt, was dein HERR für dich getan hat, was er dir geschenkt hat – und weihe neu ihm dein ganzes Leben, mache neue fest, ihm konsequent nachzufolgen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum dritten Adventssonntag ueber Maleachi 3,1-4:

Jesus Christus kommt!

Maleachi 3,1-4: Siehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der HErr, den ihr suchet, und der Engel des Bundes, des ihr begehret. Siehe, er kommt! spricht der HErr Zebaoth. Wer wird aber den Tag seiner Zukunft erleiden mögen, und wer wird bestehen, wenn er wird erscheinen? Denn er ist wie das Feuer eines Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher. Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen; er wird die Kinder Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem HErrn Speisopfer bringen in Gerechtigkeit, und wird dem HErrn wohlgefallen das Speisopfer Judas und Jerusalems, wie vorhin und vor langen Jahren.

Der Tag des HERRN wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Das hat Paulus den Thessalonichern geschrieben im Blick auf die Wiederkunft unseres HERRN und Heilandes Jesus Christus. Und nicht anders hat es der HERR in seinen Endzeitreden auch dargelegt. Was heißt das nun? Keiner von uns weiß, wann es sein wird. Den Zeitpunkt, oder auch nur das Jahr, können wir aus der Bibel nicht herausfinden, noch viel weniger errechnen. Viele haben es schon versucht und dabei jämmerlich Schiffbruch erlitten – eben weil wir keinerlei Verheißung haben, die Zeit herausfinden zu können. Er wird kommen wie ein Dieb in der Nacht – das heißt ja, dass er überraschend kommen wird, unerwartet, unvermutet. Wenn der Zeitpunkt bekannt wäre, dann würden allerdings die Menschen sich darauf vorbereiten. Aber so?

Nun, dennoch solltest du auf sein Kommen, sein Wiederkommen, besser gesagt, vorbereitet sein. Du weißt zwar nicht, wann er kommen wird, aber du weißt, dass er kommen wird. Sollte dir das nicht ausreichen? Und du weißt, dass, wenn er wiederkommt, so wird er zum Gericht kommen, am Jüngsten Tag. Er wird kommen mit seinen himmlischen Heerscharen, im Glanz seiner göttlichen Majestät. Und dann, wenn der Schall der Posaune erschallt, werden alle Toten auferstehen, in der gleichen Stunde, die einen, die im Glauben an ihn entschlafen sind, zur Auferstehung des Lebens, zur ewigen Herrlichkeit, die anderen, die im Unglauben verharrt haben bis ans Ende, zur Auferstehung des Gerichts, zur Strafe und Verdammnis ohne Ende.

Dieser Jüngste Tag wird kommen, das weißt du. Darum solltest du bereit sein. Und als Orientierung hat der HERR uns hingewiesen auf die Zeichen der Zeit, wie wir sie in seinen Endzeitreden finden. Dazu zählen massiert auftretende Irrlehren und Irrlehrer, falsche Christusse, Abnehmen der Liebe, zunehmende Verfolgung der Gemeinde Jesu Christi, Kriege, Aufruhre, Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen. So schlimm wird die Zeit werden, so gefährlich auch für uns als Christen, dass unser Heiland uns angekündigt hat, dass, wenn die Zeit nicht verkürzt würde, niemand selig werden würde. So schrecklich wird es sein. Und die Gemeinde des HERRN muss da hindurch. Bis zum Jüngsten Tag gibt es Gemeinde Jesu Christi auf Erden. Es gibt keine Entrückung außer derjenigen am Jüngsten Tage, wenn die noch im Glauben Lebenden zusammen mit den im Glauben Entschlafenen mit verklärten Leibern dem HERRN entgegen gerückt werden. Das ist die Zukunft, auf die wir zugehen.

Unser heutiger Abschnitt weist hin auf das Kommen Jesu Christi, zunächst sein erstes Kommen. Aber vieles ist auch für uns heute von eminenter Bedeutung, weil es uns Wegweisung ist auch für Christi zweites Kommen. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Jesus Christus kommt!

1.     Sein erstes Kommen

2.     Sein zweites Kommen

1. Jesus Christus kommt – sein erstes Kommen. Siehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Wer spricht hier in diesem Satz? Ja, es ist dein Heiland und HERR Jesus Christus selbst, denn er sagt ja hier, dass er seinen Engel senden will, der vor ihm her den Weg bereiten soll. Engel heißt zunächst einmal nichts anderes als Bote – und ein Bote, ein Vorbote sollte er ja sein, der da den Weg bereiten sollte. Schon Jesaja hat von ihm gesprochen im 40. Kapitel, von dem Prediger in der Wüste, der den Weg des HERRN bereiten soll. Dabei sollten die Täler erhöht und die Berge und Hügel erniedrigt werden. Und dieser Vorbote ist gekommen, das weißt du aus den Evangelien. Gerade das Markusevangelium macht es deutlich, dass die Worte Jesajas durch Johannes den Täufer erfüllt sind. Aber auch Lukas hebt es deutlich hervor. Denn der Engel Gabriel kündigte ja Zacharias an, dass sein Sohn vor ihm wird hergehen im Geist und Kraft des Elia. Ja, Johannes der Täufer war dieser Bote, der Jesus Christus den Weg bereiten sollte. Gott hat sein Wort erfüllt, das er durch Jesaja und Maleachi gesprochen hat. Auch das Wort Maleachis aus dem vierten Kapitel, Siehe, ich will senden den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und schreckliche Tag des HERRN. Elia, wie unser Heiland gesagt hat, ist gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt. Und Matthäus bestätigt dann, dass die Jünger verstanden, dass er von Johannes dem Täufer redete.

Wie hat denn Johannes der Täufer dem HERRN den Weg bereitet? Alle Täler sollen erhöht und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden. Wie hat sich diese Weissagung erfüllt? Johannes der Täufer ist als Gottes Bote aufgetreten mit dem Ruf zur Umkehr, zur Buße. So allein kann dem HERRN der Weg bereitet werden – damals wie heute, indem du umkehrst von deiner Sünde, von deinem Wanken nach beiden Seiten, von deinem Hängen an der Welt, umkehrst und von Herzen deinem Heiland glaubst, dich ihm weihst und ihm nachfolgst. Alle Täler sollen dabei erhöht werden: Wer durch das Gesetz wegen seiner Sünde gedemütigt ist, verzweifelt ist, am Boden liegt, dem gilt das süße Evangelium Jesu Christi von der Vergebung der Sünden durch die Barmherzigkeit Gottes in Jesus Christus. Das ganze Heil ist längst vollbracht. Du brauchst nichts mehr hinzuzufügen. Jesus Christus hat auch für deine Sünden bezahlt und Gott auch mit dir versöhnt. Das ist geschehen. Darum darfst du dich im Glauben an ihn klammern und so aufgerichtet werden. Wer aber stolz und hochmütig oder auch gleichgültig vorüber geht an dieser Gnade Gottes, wer meint, er benötige sie nicht oder er könne doch selbst Gott etwas bringen, der wird erniedrigt werden, sei es, dass Gottes strenges Gericht ihn schon in diesem Leben trifft, um ihn herauszureißen aus seinem Wahn, sei es, dass er erst in der Ewigkeit erkennt, dass er auf dem Irrweg war – dann aber ist es für immer zu spät. So werden die Berge und Hügel erniedrigt. So hat Johannes der Täufer als Buß-, als Erweckungsprediger dem Heiland den Weg bereitet.

Und bald wird kommen zu seinem Tempel der HERR, den ihr suchet, und der Engel des Bundes, des ihr begehret. Siehe, er kommt! spricht der HERR Zebaoth. Wer ist in diesem Satz derjenige, der redet? Es ist der HERR Zebaoth – und er spricht von dem HERRN, dem Adonai, der zu seinem Tempel kommen wird. Das heißt, hier spricht der Vater vom Sohn. Wir haben hier einen der vielen deutlichen Hinweise im Alten Testament auf die heilige Dreieinigkeit, wenn auch vom Geist Gottes an dieser Stelle nicht die Rede ist. Aber ganz klar wird hier unterschieden die Person des Vaters, der redet, von der Person des Sohnes, über die der Vater redet. So, wie die Gläubigen des Alten Bundes allesamt Messiasgläubige waren, also Christen, so haben sie auch alle an die heilige Dreieinigkeit geglaubt, an den dreieinen Gott, wie er uns schon auf der ersten Seite der Bibel begegnet.

Und was kündigt der Vater an? Der HERR wird zu seinem Tempel kommen – und zwar plötzlich, unerwartet, so heißt eigentlich das hebräische Wort an dieser Stelle. Mit dem Tempel ist hier aber nicht nur das Gebäude gemeint, der zweite Tempel, der zu Lebzeiten Jesu Christi auf Erden in Jerusalem stand. Wir haben viele Stellen, im Alten wie im Neuen Testament, die zeigen, dass Tempel nicht nur für das Gebäude steht, sondern vielmehr auch für das Volk Gottes, den Tempel, gebaut aus lebendigen Steinen. Der HERR, der Messias, kommt zu seinem Volk. So war es damals und so wird es wieder sein, wenn er kommt am Jüngsten Tag. Er kommt gerade und vor allem zu seinem Volk, zur endgültigen Erlösung. Er ist der Engel des Bundes, von dem hier auch gesprochen wird. Der Messias ist auch der Bundesbote, denn er hat den neuen Bund gebracht. Mose hat das Gesetz gegeben, die Gnade und Wahrheit aber ist durch Jesus Christus geworden. Der neue Bund ist gegründet in dem Blut des Lammes, das es am Kreuz für alle Menschen zur Erlösung vergossen hat. Jesus Christus hat als der Prophet, als der Lehrer, den neuen Bund verkündigt, in Gesetz und Evangelium, hat das Reich Gottes als das Gnadenreich groß gemacht. Er taucht übrigens im Alten Testament des Öfteren unter dem Begriff des Engels auf, nämlich als der malah Jahwe, der Engel des HERRN. Wenn du die betreffenden Stellen im Alten Testament genau betrachtest, so bemerkst du, dass der Engel des HERRN Gott selbst ist, eben der Sohn.

Es kam der HERR, den sie suchten, den sie begehrten? Ja, die ganze Zeit des Alten Bundes hindurch hatte er HERR auch in Israel, das doch in seiner Mehrzahl schon damals fern war von seinem Gott, sein wahres Volk, eben die Gemeinde der an den Messias Gläubigen. Und die haben mit Sehnsucht auf ihn gewartet. Sie finden wir auch im Neuen Testament, etwa Elisabeth und Zacharias, Maria und Joseph und dann Simeon und Hanna. Sie haben ihn begehrt, sehnsüchtig auf die Erfüllung der Verheißungen der Propheten gewartet. Es waren aber auch andere, von ihnen hören wir bei Jesaja, bei Hosea, bei Amos. Die sprachen auch immer vom Tag des HERRN, den sie erwarteten. Aber sie meinten etwas ganz anderes darunter. Sie wollten ein Großisrael errichtet haben, das war ihr Ziel, so wie dann auch das Ziel vieler zur Zeit Jesu.

Und wir, und du? Gehören wir zu denen, die warten auf Jesu Wiederkunft, die ihn begehren, die sich freuen auf seinen Jüngsten Tag, darum, weil sich dann unsere Erlösung naht? So, wie der HERR diese Prophezeiung des Maleachi 400 Jahre später auf das genaueste erfüllt hat, so wird er auch seine Verheißungen erfüllen über Jesu Wiederkunft zum Jüngsten Gericht.

2. Jesus Christus kommt – sein zweites Kommen. Ja, Jesus Christus wird wiederkommen, auch wenn die große Mehrzahl der Menschen dies nicht wahrhaben will, es verlacht, ja, es ihr völlig gleichgültig zu sein scheint. Ja, die Mehrzahl der Menschen lebt rein diesseits bezogen und meint, in dieser Welt alles zu haben. Sie meint, ihr Leben hier in dieser Welt, das sei es, worum es gehe, und mit dem Tod sei alles aus. Tief im Innersten allerdings ahnen sie, dass es anders ist, aber das wollen sie nicht wahrhaben, denn das müsste ja Konsequenzen in ihrem Leben nach sich ziehen. Jesus Christus kommt wieder, dessen kannst du gewiss sein, und wenn du an ihn glaubst, dann sei getrost, auch wenn deine Mitmenschen darüber lachen.

Wer wird aber den Tag seiner Zukunft erleiden können, und wer wird bestehen, wenn er wird erscheinen? Viele stehen dieser Zukunft gleichgültig gegenüber; andere aber meinen, es werde schon nicht so schlimm werden. Auch viele Juden hatten sich ein völlig falsches Bild über den Messias und sein Kommen gemacht. Sie meinten ja, durch ihre Anstrengungen schon vor Gott gerecht zu sein. Der Prophet aber zeigt hier auf, dass sehr viele sich etwas vormachen. Dieser Tag der Wiederkunft Christi ist Erfüllung, Erfüllung der Verheißungen für die Gläubigen – aber er ist auch Tag des Gerichts. Und Gott der HERR erfüllt seine Gerichtsworte genauso, wie er seine Verheißungsworte erfüllt. Kannst du bestehen, wenn Jesus Christus wiederkommt? Einst kam er in Schwachheit, hielt seine göttliche Majestät verborgen – dann aber wird er in aufgedeckter Majestät kommen; niemand wird ihm dann widerstreben und widerstehen können.

Wie wird er hier beschrieben: Denn er ist wie das Feuer eines Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher. Jesus Christus ist ein heiliger HERR. Johannes der Täufer hat ihn angekündigt als jemanden, der mit dem Geist und mit Feuer tauft. Feuer steht für Gericht und Reinigung. Jesus Christus ist als der Heiland gekommen, als derjenige, der heil macht im umfassenden Sinne, vor allem aber die Seele zurecht bringt. Dazu aber muss er oft sehr tief schneiden, so, wie der Arzt bei einer Operation erst tief schneiden muss, um das Geschwür zu entfernen. So muss auch Jesus Christus erst die Sünde aufzeigen, um sie dann in deinem Leben zu überwinden. Denn das ist es, was er will, wie er dich vorbereiten will auf sein Kommen, sein Wiederkommen. Er will all den Schmutz, all das Böse, all die Sünde durch sein Heiligungsfeuer verzehren, will dich reinigen und erneuern. Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen; er wird die Kinder Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem HERRN Speisopfer bringen in Gerechtigkeit. Gott bereitet sich sein Volk vor für seine Wiederkunft. Wenn du diese Worte liest, er wird schmelzen, er wird reinigen und läutern, so merkst du, dass das nicht ohne Schmerzen abgehen kann. Denn da muss Gott der HERR vieles wegschneiden, was einfach unvereinbar ist mit deinem Christsein. Da muss er die Sünde in Angriff nehmen, die bei dir noch stark ist oder immer wieder herauskommt; da muss er arbeiten gegen alle Lauheit, gegen das Einschlafen des Glaubens, gegen die Anpassung an die Welt, gegen alle Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit. Und wie arbeitet er? Grundsätzlich arbeitet er durch sein Wort in Gesetz und Evangelium. Das Gesetz zeigt dir die Sünde auf, straft sie, macht dir Gottes Anspruch, Gottes Forderungen deutlich – mehr kann es aber nicht tun. Das Evangelium aber, wenn du getroffen bist durch das Gesetz und am Boden liegst, verbindet die Wunden, die dir das Gesetz geschlagen hat, tröstet dich, schenkt dir Christi Vergebung und richtet dich so wieder auf.

Aber Gott verwendet unterstützend auch das, was in deinem Leben vorkommt. Ja, er kommt zuweilen auch nicht darum herum, auch Unglück, Not in dein Leben hineinzuordnen, Krankheit, Arbeitslosigkeit, materielle Verluste, Schicksalsschläge. Es geht dem HERRN dabei nicht darum, dich zu quälen, dir weh zu tun – sondern vielmehr, dich zu reinigen, zu läutern, von der Sünde abzuziehen, dich fester an ihn zu binden. Es heißt hier, dass er die Kinder Levi reinigt und läutert wie Gold und Silber, damit sie dann dem HERRN Speisopfer bringen in Gerechtigkeit. Der Stamm Levi war der Priesterstamm im Alten Bund. Im Neuen Bund sind alle Gläubigen Priester, die Gläubigen sind ein heiliges Priestervolk. Darum will Gott der HERR einen jeden von uns reinigen, zubereiten, damit wir ihm dienen in Gerechtigkeit und Heiligkeit, die vor ihm ist. Es geht ihm darum, dass wir Frucht bringen für ihn und unsere Frucht bleibe, das heißt, dass wir wirklich bewusst im Glauben ihm nachfolgen, auf seinen Wegen gehen, für andere Menschen indirekt und direkt ein Hinweis auf den Heiland werden.

So, auf diese Weise, bist du dann wirklich vorbereitet auf Christi Wiederkunft. Dann musst du dich nicht fürchten vor dem Jüngsten Tag und auch all dem, was zuvor noch kommt, gerade über die Gemeinde des HERRN. Nein, du kannst getrost sein, weil du weißt, dass du zu denen gehören wirst, denen er sagen wird: Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, und ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. Das ist unsere Zukunft, auf die wir zugehen. Sei es, dass wir sie selbst noch erleben, indem wir dann direkt verwandelt werden, sei es, dass wir sie erleben in der Auferstehung von den Toten, wenn wir dann dem HERRN entgegen gerückt werden mit verklärtem Leib.

Jesus Christus kommt wieder – darum lass dich von ihm zubereiten auf diesen Tag, damit du dann auch bei ihm bist für immer! Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 4. Sonntag im Advent ueber Micha 5,1-5:

Jesus Christus, der Friedefuerst

Micha 5,1-5: Und du, Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel HErr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Indes läßt er sie plagen bis auf die Zeit, daß die, so gebären soll, geboren habe. Da werden dann die übrigen seiner Brüder wiederkommen zu den Kindern Israel. Er aber wird auftreten und weiden in Kraft des HErrn und im Siege des Namens seines GOttes. Und sie werden wohnen; denn er wird zur selbigen Zeit herrlich werden; soweit die Welt ist. Dazu werden wir auch Frieden haben vor dem Assur, der jetzt in unser Land gefallen ist und unsere Häuser zertreten hat. Denn es werden sieben Hirten und acht Fürsten über ihn erwecket werden, die das Land Assur verderben mit dem Schwert und das Land Nimrods mit ihren bloßen Waffen.

Als Gott der HERR Adam und Eva nach dem Sündenfall die erste Verheißung auf den Messias, den Erlöser, den Heiland der Welt gab, da war sie zwar sehr konkret, denn sie sagte deutlich, dass der Heiland der Schlange den Kopf zertreten, also Satan besiegen wird, dabei selbst aber schwer verwundet wird. Aber die Verheißung ließ offen, wann er kommen wird, wo er geboren werden wird. Im Laufe der folgenden 4000 Jahre hat dann der HERR die Verheißung immer mehr verdeutlicht, damit die Messiasgläubigen im Alten Bund genau wussten, wann er eigentlich kommen müsste, woran sie ihn erkennen können – und woran sie erkennen können, wenn jemand ein falscher Messias ist.

Durch den Propheten Micha nun gab er, über 700 Jahre vor der Geburt Jesu Christi, den Geburtsort bereits bekannt: Bethlehem Ephrata, den Geburtsort Davids. Das ist sehr wichtig. Jesus von Nazareth, der Messias Israels, der Heiland der Welt, ist im Verborgenen in diese Welt gekommen, im Verborgenen ist er zunächst als Mensch aufgetreten, der er doch zugleich wahrer Gott ist. Das gehört mit zu seiner Erniedrigung, dass er eben seine göttliche Majestät, die er seiner menschlichen Natur seit der Empfängnis durch den Heiligen Geist mitgeteilt hat, zumeist während seines Erdenlebens verborgen gehalten hat.

Und darum ist er auch nicht in Jerusalem, der Hauptstadt Israels, geboren worden, nicht am Königshof des Herodes. Er ist auch nicht in Rom, dem damaligen Weltzentrum, in diese Welt getreten, sondern an einem Ort, von dem es hier heißt, dass er eigentlich sehr unbedeutend war, dass er außerdem zu den sehr kleinen Orten in Juda gehörte, nicht einmal zu den größeren Siedlungen, die über 1000 Einwohner hatten, zu zählen war. Als der Niedrige, der Geringe, eben der Nazarener, sollte er ja auch auftreten. Seine Geburt gehörte mit dazu. Denn sie sollte ja so ärmlich sein, dass seine Mutter zunächst nicht einmal eine eigene Wiege für ihn hatte, sondern ihn in eine Krippe in einem fremden Stall betten musste.

Und doch ist der, der da in diesem abgelegenen Winkel des Römerreiches geboren wird, der da arm in der Krippe liegt, aus der sonst die Tiere ihr Futter fressen, doch ist dieses Baby HERR in Israel, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, also wahrer Gott.

Was er uns mitbringt, das führt Micha nun weiter aus. Das lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Jesus Christus, der Friedefürst

1.     Er ist der HERR aller Herren

2.     Er ist der gute Hirte

1. Jesus Christus ist der HERR aller Herren. Der Prophet Micha hat etwa zur Zeit des Propheten Jesaja gelebt, also ungefähr 700 Jahre vor der Geburt des Messias. Diese Zeit war geistlich eine Zeit des Niedergangs in Israel und darum geprägt durch Gottes Bußruf und Gerichtswarnungen. Nur etwas mehr als hundert Jahre später sollte das Südreich von Nebukadnezar überrannt und Jerusalem mitsamt dem Tempel zerstört werden, das Ende der jüdischen Eigenstaatlichkeit überhaupt, die nur für eine sehr kurze Zeit unter den Makkabäern noch einmal hergestellt werden konnte, um dann 2000 Jahre endgültig zu verschwinden.

Und dass dies kommen wird, davon sprechen die vorangegangenen Kapitel, davon spricht aber auch unser Abschnitt. Indes lässt er sie plagen bis auf die Zeit, dass die, so gebären soll, geboren hat. Ja, Israel ist geplagt worden, ist unter fremder Herrschaft gewesen, teilweise sehr bedrängt, verfolgt, von Ausrottung bedroht.

Hat sich das denn geändert mit der Menschwerdung des Messias? Wer die Geschichte ansieht, der wird zunächst meinen: Nein, da hat sich nichts geändert. Die römische Besatzung endete nicht mit Christi Leben hier auf Erden. Ja, 40 Jahre nach seinem Kreuzestod und Auferstehung wurde Jerusalem mitsamt dem zweiten Tempel von den Römern zerstört, viele Juden kamen um, viele andere wurden in Gefangenschaft und Sklaverei geführt. Und für das Volk des HERRN, die Messiasgläubigen, sah es da so viel besser aus? Auch sie waren immer wieder Verfolgungen ausgesetzt, zum Teil sehr heftigen und systematischen. Ja, die Gemeinde Jesu Christi ist bis heute angefochten, wird bis heute verfolgt, bedroht, steht bis heute im Kampf – und wird diesen Weg gehen müssen bis zu Jesu Wiederkunft. Denn alle, die gottselig leben wollen, müssen Verfolgung leiden.

Und doch heißt es hier, dass er, der Messias, auftreten wird und weiden in der Kraft des HERRN und im Siege des Namens seines Gottes. Jesus Christus ist HERR. Er war es auch damals, als er etwa 33 Jahre sichtbar auf Erden gelebt hat, auch wenn es verborgen war. Und er ist es auch heute. Ihm ist gegeben alle Gewalt, im Himmel und auf Erden. Alle Gewalt, nicht nur etwas, nicht nur Bruchstücke, alle. Und das heißt: Es gibt keine Macht auf dieser Welt, überhaupt im Kosmos, die ihm nicht übergeben wäre; es gibt keine Macht, die unabhängig von ihm wäre. Nichts und niemand kann überhaupt existieren, der nicht unter der Herrschaft des Messias Israels und Heilandes der Welt ist. Gott der HERR hat ihn gesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Aber warum merkst du dann nichts davon, denkst du vielleicht? Es sieht doch völlig anders aus. Ja, dem Anschein nach sieht es ganz anders aus. So lange Jesus Christus noch nicht wiedergekommen ist, wirkt er weiter im Verborgenen, ja, oft im Paradoxen. Nach außen haben die Großen, die Reichen, die Mächtigen dieser Welt das Sagen. Und doch: Jesus Christus ist der HERR. Auch die Großen und Mächtigen können nur das machen, was er zulässt, was zuvor an ihm hat vorbei müssen. Und weil er vor allem auch das Haupt seiner Gemeinde ist, die da ist sein Leib, darum lenkt er alles so, dass es seiner Gemeinde zum Besten dienen muss. Ja, äußerlich muss die Gemeinde den unteren Weg gehen; äußerlich ist sie angefochten, schwach, verspottet, verhöhnt, bedrängt, verfolgt. Dennoch aber ist sie auf der Seite des Siegers, denn Jesus Christus hat bereits den Sieg errungen auf Golgatha. Darum triumphiert die Gemeinde schon jetzt: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Aber der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern HERRN Jesus Christus! Das ist die wahre Situation – aber sie ist nicht sichtbar. Der Tod ist verschlungen, obwohl wir allesamt noch sterben müssen. Aber er ist nicht mehr das Letzte, sondern der Durchgang in die Herrlichkeit. Die Sünde hat nicht mehr die Herrschaft, obwohl wir täglich kämpfen müssen und auch fallen und darum täglich viel Vergebung benötigen. Aber wenn wir im Glauben an Jesus Christus festhalten, dann haben wir die Vergebung und die Anklage des Gesetzes ist hinweggenommen.

Das sind Tatsachen, von denen die Welt keine Ahnung hat. Die Welt, mitsamt all ihren Mächtigen, ist der Sünde, ist der Vergänglichkeit, ist dem Tod, ist der Verdammnis ausgeliefert. Sie mag planen, was immer sie will – letztlich geschieht nur das, was der wahre HERR aller Herren, Jesus Christus, zulässt. Er lenkt auch die Herzen der Könige wie Wasserbäche, auch wenn es oftmals äußerlich so ganz anders zu sein scheint und es gerade seiner Gemeinde oft sehr schlecht geht. Aber die wahren Gaben, die wir in Christus haben, die kann uns die Welt nicht nehmen. Darum heißt es hier auch: Sie werden wohnen, denn er wird zur selben Zeit herrlich werden, soweit die Welt ist. Dann werden wir auch Frieden haben. Wir werden wohnen, und wir wohnen, im Schutz unseres Heilandes. Das heißt: Wir sind bei ihm geborgen, was immer auch die Welt unternehmen wird. Die Feindschaft der Menschen gegen uns Christen nimmt zu, wird auch von offiziellen Stellen mehr und mehr geschürt. Äußerlich kann es da sehr wohl sein, dass wir unsere Wohnungen, unsere Orte verlassen müssen, dass wir vielleicht fliehen, auswandern müssen. Aber die Geborgenheit, die wir in Jesus Christus, dem Heiland der Welt haben, kann die Welt uns nicht nehmen. Und vor allem, womit wir dann zu dem zweiten Punkt kommen: den Frieden Gottes.

2. Jesus Christus ist der gute Hirte. Es heißt hier, dass Jesus Christus weiden wird in der Kraft des HERRN. Hier wird das Bild des Hirten aufgegriffen, das du vielfach in der Bibel finden kannst. Jesus Christus ist der gute Hirte, der Hirte, der seine Schafe sucht, ihnen nachgeht, sie verbindet, sie heim trägt. Er hat dafür die Grundlage gelegt, denn er hat den Feind besiegt. Damals, zur Zeit des Propheten Micha, ist Israel von äußeren Feinden bedroht gewesen, Assur vor allem, später dann Babylonien. Diese Feinde bedrohten die Freiheit und Existenz Israels. Aber zu diesen äußeren Feinden kamen noch die inneren, die Israel zumeist nicht erkennen wollte. Und wer ist dieser innere Feind? Es ist der Teufel, Satan, der uns in Sünde stürzen, zur Sünde verführen will, um uns dadurch von unserem Heiland fern zu halten oder wieder von ihm zu entfernen. Er hat kein anderes Ziel als unser Verderben. Und so lange du in der Sünde beharrst, hat er dich völlig in seiner Hand, bist du sein Knecht. Aber dem muss nicht so sein und bleiben. Denn wenn es hier heißt, dass wir Frieden haben werden, so ist damit nicht nur der äußere Frieden gemeint, ja, der am wenigsten, denn wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen.

Wenn hier vom Frieden die Rede ist, wenn Jesus Christus hier als der Friedefürst erscheint, dann meint dies einen ganz anderen Frieden, den, der so grundlegend wichtig ist für uns: den Frieden mit Gott. Natürlicherweise lebt kein Mensch im Frieden mit Gott. Ist dir das bewusst? Ohne Jesus Christus hast du keinen Frieden mit Gott. Es kann auch gar nicht anders sein, weil er ja der Friedefürst ist, weil er daher auch dein Frieden ist. Und was außerhalb von ihm ist, außerhalb der Gemeinschaft mit ihm, das kann darum nur Unfrieden sein. Denn der Gottlose hat keinen Frieden.

Wie aber ist dieser Friede möglich? Nicht anders als durch Jesus Christus, der der Friedefürst ist und als solcher auch dein guter Hirte. Denn als der gute Hirte hat er sein Leben gelassen für die Schafe, das heißt: auch für dich und mich. Als der gute Hirte hat er, der wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person ist, als der Reine, Sündlose, die Sünden aller Menschen aller Zeiten auf sich genommen, um für sie am Kreuz die Strafe vollkommen zu bezahlen. Und er hat es vollbracht. Sein Tod ist zugleich der Sieg über den Teufel, ist die Vollendung der Bezahlung für deine Sünden. Nun ist nichts mehr hinzu zu tun, nichts mehr nachzuzahlen. Es ist die Schuld vollkommen beglichen, die Vergebung ist fertig und unverkürzt für dich vorhanden, die Erlösung ist für dich bereit. Im Evangelium im Wort und im Sakrament bietet er dir all diese Gaben an, die er durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben dir erworben hat. Vertraue auf ihn, dass er alles für dich getan hat, dass du Sünder in ihm Erlösung hast durch sein Blut. Das heißt glauben. Durch den Glauben aber hast du Christi Gerechtigkeit. Sie gilt – und wenn du durch den Glauben gerecht geworden bist, dann hast du auch Frieden mit dem lebendigen Gott. Das ist ein Frieden, der höher ist als alle Vernunft.

Zu diesem Frieden und dem damit zusammenhängenden Friedensreich gehört auch dies, dass die Übrigen seiner Brüder wiederkommen zu den Kindern Israel. In Jesus Christus ist der Zaun verschwunden, in Jesus Christus ist Gemeinschaft. Aus den Juden, auch den Überresten der zehn Stämme, hat er sich seine Jünger berufen. Und ebenso aus den Heiden. Die Gemeinde des Neuen Testamentes, das sind die Messiasgläubigen, so, wie schon im Alten Bund. Nur, dass jetzt im Neuen Bund der größere Teil der Gläubigen aus der Heidenschaft kommt. Aber es ist eine Gemeinde. Auch der Zaun zwischen den Gläubigen aus der Juden-und denen aus der Heidenschaft ist zerbrochen, auch wenn die messianischen Juden um der missionarischen Arbeit willen und ihrer jüdischen Identität eigene Gemeinden haben.

Der Frieden, um den es geht, ist also der Frieden mit Gott. Das kann auch äußeren Frieden zur Folge haben. Und allerdings ist es so, dass du als Wiedergeborener anfangen wirst, auch mit deinen Mitmenschen Frieden zu haben, dass du suchst, Spannungen abzubauen, Konflikte nicht eskalieren zu lassen. Und doch ist es möglich, dass du äußerlich in Unfrieden leben musst, weil viele eben keinen Frieden mit dir wollen, weil sie Jesus Christus ablehnen. Es ist möglich, dass du äußerlich in Unfrieden leben musst, weil du bedroht bist, weil du fliehen musst, weil du kaum Ruhe findest. Das ist sehr gut möglich. Nicht anders ist es ja Jesus Christus selbst gegangen. Er hat äußerlich viel Unfrieden ertragen müssen, von seiner Geburt an. Verfolgung durch Herodes, Feindschaft und Verfolgung durch die Pharisäer und Schriftgelehrten, schließlich dann die Gefangennahme mit Verspottung, Geißelung und Kreuzigung. Aber er ist im Frieden Gottes geblieben.

Wenn du Frieden mit Gott hast durch den Glauben an Jesus Christus, deinem Heiland, dann hast du Vergebung der Sünden, hast du ewiges Leben, bist du nicht mehr unter der Last deiner Sünde und Schuld, sondern du bist frei, frei, Jesus Christus zu dienen, wo immer das auch sein mag. Dann hast du eine ewige Heimat, die keine irdische Verfolgung dir nehmen kann.

Jesus Christus ist der Friedefürst – und er will auch dein Friedefürst sein, dass du bei ihm geborgen bist in all den Stürmen dieser Welt. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Heiligen Abend ueber Sacharja 9,9:

Siehe, dein Koenig kommt zu dir!

Sacharja 9,9: Aber du, Tochter Zion, freue dich, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und einem jungen Füllen der Eselin!

Wir feiern das Christfest, Weihnachten, wir feiern den Geburtstag Jesu Christi. Was feiern wir damit eigentlich? Ja, wir feiern ein gewaltiges, unausdenkbares Ereignis, das einen jeden von uns so direkt, so unmittelbar berührt, dass es gar nicht auszudenken ist: Gott ward Mensch, dir Mensch, zugute! Und er blieb dennoch zugleich wahrer Gott. Gott liegt dort in der Krippe zu Bethlehem. Das Kind dort in der Krippe ist wahrer Gott und zugleich doch auch wahrer Mensch, in einer Person. Unvermischt sind die beiden Naturen, aber auch unzertrennt in der einen Person, in gegenseitiger Mitteilung der Eigenschaften. Gott ist zu uns gekommen, er ist auch zu dir gekommen. Dem lasst uns an diesem Abend mehr nachdenken anhand unseres Textes, des Wortes, das der HERR uns durch den Propheten Sacharja gegeben hat:

Siehe, dein König kommt zu dir!

1.     Wer kommt?

2.     Wie kommt er?

3.     Wie sollst du ihn empfangen?

1. Wer kommt? Siehe dein König kommt zu dir! Wer also ist es, der da kommt? Er ist dein König, also dein HERR. Ja, der da kommt, das ist nicht irgendwer, er ist der, von dem der Apostel Johannes schreibt: Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Der da kommt, der da gekommen ist, der ist der wahre Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er ist der, der schon vor allem Anfang gewesen ist und noch immer als derselbe sein wird, wenn diese Erde und dieser Himmel nicht mehr sein werden. Alle Dinge sind durch dasselbe (das Wort) gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. Ja, dein König, der da gekommen ist, er ist der Schöpfer aller Dinge, er ist der Allmächtige, der alles durch sein Wort erschaffen hat. Durch ihn ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, beides, die Thronen und Herrschaften und Fürstentümer und Obrigkeiten; es ist alles durch ich und zu ihm geschaffen. Es gibt nichts im weiten Kosmos, das nicht von ihm und durch ihn seine Existenz hat. In ihm war das Leben. Er hat nicht nur das Leben, nein, das Leben ist in ihm. Wahres Leben, leiblich, gibt es nur durch ihn und geistliches Leben nur in Verbindung mit ihm. Von ihm bezeugt der Apostel dann: Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Er ist wahrhaft der HERR, die ewige göttliche Majestät.

Und, wenn du weiter die Evangelien liest, so erkennst du ihn noch mehr als den wahren, den lebendigen Gott, den HERRN über die Mächte der Natur, der den Sturm auf dem Meer mit einem Wort stillt; als den HERRN auch über Krankheit, der Blinde sehend, Lahme gehend macht, den Kranken mit einem Wort die Gesundheit schenkt. Er ist der HERR auch über die unsichtbare Welt, dem die Teufel und Dämonen weichen müssen. Ja, er ist darum auch der HERR über Leben und Tod, der Tote aus eigener Vollmacht, durch sein Wort, auferweckt. Derjenige ist zu dir gekommen. Der ist dein König. Er ist, wie es Paulus im Brief an die Kolosser schreibt, das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen. Jesus Christus ist wesenseins mit dem Vater, ist wahrer Gott vom wahren Gott, Licht vom Licht. Er ist der Erstgeborene, ist also geboren, nicht geschaffen. Und der ist nun zugleich wahrer Mensch geworden, empfangen durch den Heiligen Geist, nicht gezeugt von dem Willen und Geblüt eines Mannes, geboren aus der Jungfrau Maria.

Wer also ist es, der da kommt, der auch zu dir gekommen ist vor über zweitausend Jahren? Er ist der HERR, der wahre Gott, der König. Aber er ist eben nicht nur der allgemeine HERR, der allgemeine König, nein, er ist dein HERR, dein König! Er meint also dich ganz persönlich. Ja, er will wahrhaft in deinem Leben HERR und König sein. Und da frage ich dich: Darf er das? Lässt du ihn zu? Oder widerstrebst du ihm? Lässt du ihn vielleicht generell, allgemein, HERR sein in deinem Leben – aber so ganz speziell, so ganz konkret in allen Bereichen doch nicht? Das ist unsere Gefahr, dass wir ihm einzelne Lebensbereiche zurückhalten, die Familie, den Beruf, Geldangelegenheiten oder was immer es auch ist, wo wir ein besonderes Augenmerk darauf haben. Er kommt aber als dein HERR, als dein König -und darum nutzt dir all sein Kommen gar nichts, wenn er nicht wahrhaft dein HERR und dein König sein darf.

Bedenke, was hier geschieht! Dein König kommt zu dir! Er, der lebendige, allmächtige, heilige Gott, er kommt zu dir. Er kommt zu dir! Du kommst nicht zu ihm. Sonst ist es so, dass der Kleinere zu dem Größeren, der Untertan zu dem König, der Angestellte zu dem Vorgesetzten kommen muss. Aber hier ist es umgekehrt: Dein König kommt zu dir! Du kannst gar nicht zu ihm kommen, der Graben ist zu groß durch die Sünde. Die Kluft zwischen dem heiligen Gott und dir sündigem Menschen ist unüberbrückbar für dich und mich. Darum kommt er zu dir. O, siehe doch, welch eine Freundlichkeit, welch eine Leutseligkeit, welch ein Erbarmen, welch eine Liebe allein schon darinnen steckt.

Denn, bedenke, zu wem kommt er denn? Er kommt zu dir und zu mir, er kommt – zu Sündern! Weißt du, was das heißt? Er kommt zu seinen Feinden, er kommt zu denen, die natürlicherweise in Rebellion gegen ihn, den lebendigen und heiligen Gott stehen. Er kommt zu denen, die, selbst dann, wenn sie durch das Evangelium wiedergeboren sind, dennoch täglich wie sündigen, täglich seine Gebote vielfältig übertreten. Zu denen kommt er. Er hat uns nicht verworfen.

2. Wie kommt er? Arm und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin! Er kommt nicht äußerlich erkenntlich in seiner Herrlichkeit, in seiner göttlichen Majestät, der, offenbar auftretend, niemand widerstehen könnte. Er kommt nicht im Glanz seiner göttlichen Macht. Nein: Er hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an und ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden. Jesus Christus kommt nicht im vollen Ornat seiner Gottheit. Er kommt nicht in einer Demonstration seiner Herrlichkeit und Majestät. Nein, er erniedrigte sich selbst, indem er seine göttliche Majestät und Herrlichkeit zumeist verborgen hielt. Nur Strahlen dieser Herrlichkeit sind immer wieder durchgebrochen, etwa dann, wenn er Wunder tat, wenn er sich als HERR über die Natur, die Krankheiten, die Dämonen, Leben und Tod erwies. Sonst aber war äußerlich nichts zu sehen von seiner göttlichen Herrlichkeit. Arm heißt es hier, ist er zu uns, zu dir gekommen. Er wurde arm für uns, damit wir durch ihn reich würden. Er hat all die Herrlichkeit beim Vater aufgegeben, all die Freude, um uns, um dir und mir zum ewigen Heil zu dienen. Arm ist er in diese Welt gekommen. Nicht am Kaiserhof zu Rom, nicht am Königshof zu Jerusalem wurde er geboren. Nicht die Großen und Mächtigen dieser Welt zählten zu seiner Verwandtschaft, sondern in einem elenden Winkel des damaligen Römischen Reiches, in Bethlehem, einer damals armseligen Stadt in Israel, wurde er geboren. Und um die ärmlichen Umstände noch vollkommen zu machen: Er lag nicht einmal in einer eigenen Wiege seiner Eltern, sondern auch die war geborgt, ja, sie war eigentlich eine Krippe für die Tiere in einem Stall. Geht es ärmlicher? Aber bedenke einmal, er wäre am Kaiser-oder Königshof oder bei einem hohen Staatsbeamten geboren worden: Du und ich, hätten wir nicht Scheu, zu ihm zu kommen? Würden wir nicht meinen, er wäre gar nicht für uns, zu uns gekommen? So aber, wer waren die ersten, die ihn besuchten? Es waren Hirten auf dem Felde, einfache, hart arbeitende Menschen, die kamen, die mussten keine Scheu haben, denn er lag ja in einem einfachen Stall.

Wie kommt er? Er kommt als ein Gerechter und ein Helfer. Du bist Sünder, du bist natürlicherweise ferne von Gott. Und auch wenn du durch das Evangelium wiedergeboren bist im Glauben an ihn als deinen Heiland, auch dann bist zu zwar Gerechter, aber zugleich bist du auch immer noch Sünder. Und das heißt: Wer immer du auch bist, täglich brauchst du deshalb die Hilfe des lebendigen Gottes, brauchst die Hilfe gegen die Sünde, du brauchst Rettung, Vergebung der Sünden, neues Leben.

Darum ist Jesus Christus gekommen als ein Gerechter: Er ist ja gerecht als der wahre, ewige Gott. Aber er ist gerade auch darum gekommen, um dir die Gerechtigkeit zu erwerben, mit der allein du vor Gott bestehen kannst. Darum ist er gekommen, um sich stellvertretend für dich und alle Menschen dem Gesetz zu unterwerfen und so dem Willen Gottes Genüge zu tun. Ja, die Gerechtigkeit, die du vor Gott brauchst und doch nie von dir selbst erwerben kannst, er hat sie für dich erworben. Und damit will er dir helfen. Zum einen also hat er das Gesetz für dich erfüllt. Und dann hat er, der doch unschuldig ist, rein ist, ohne Sünde ist, alle deine und meine und aller Welt Sünde auf sich genommen – um die Strafe zu tragen, die Gott der HERR dir und mir und allen Menschen zugedacht hatte. Und damit hat er Gott den Vater mit dir und allen Menschen versöhnt, hat er dir und allen Menschen Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht, das ewige Leben erworben. Das ist auf Golgatha schon geschehen. Das ist bereit für dich. Und das bietet er dir an, das reicht er dir dar, das eignet er dir zu durch das Evangelium im Wort, in der Taufe, im Abendmahl – und du empfängst, du ergreifst es in dem Glauben, den er dadurch in deinem Herzen erweckt. Hast du das schon, diese Vergebung, diesen Freispruch, das neue Leben? Hast du es schon im Glauben ergriffen? Vertraue seinem Wort! Glaube ihm!

3. Wie sollst du ihn empfangen? Siehe, dein König kommt zu dir! Wie kannst du ihn empfangen? Wenn ein hoher Gast kommt, ja, selbst wenn ein Verwandter kommt, der vielleicht sehr selten kommt, so wird im Haus Großputz gemacht, da muss alles glänzen und blinken, es muss alles ganz rein sein. Und hier kommt nun dein König! Wie kannst du dich auf seinen Empfang vorbereiten? Hier ist es nun ganz anders. Du kannst kein Großreinemachen vollführen – denn den Schmutz, um den es hier geht, den Schmutz der Sünde, den kannst du nicht wegwischen, du würdest ihn nur an dir herumschmieren. Und: Du kannst gar nichts machen, und darum brauchst du dich auch nicht vorbereiten, indem du dich besser machst. Du bist vielmehr dann richtig vorbereitet, wenn du dich anhand seines Gesetzes als der erkannt hast, der du bist: als ein abgrundtief verdorbener Sünder, der Gott gar nichts bringen kann und ganz auf sein Erbarmen und seine Gnade angewiesen ist. Wenn du kommst als jemand, der bußfertig seine Schuld bekennt und begierig ist auf die Gnade und Vergebung, die er für dich bereit hält und dir zueignet. Denn bedenke doch, wer da kommt – und wozu er kommt: Dein König kommt als dein Gerechter und dein Helfer, er kommt zu deiner Rettung, zu deinem Heil.

Darum: Wie sollst du ihn empfangen? Aber du, Tochter Zion, freue dich, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Ja, du sollst ihn mit Freuden, mit Jubel, mit Jauchzen empfangen. Du sollst ihn als den empfangen, der dir all das mitbringt, was du brauchst für Zeit und Ewigkeit. Du sollst und darfst als der Bettler zu ihm kommen, der nichts hat und alles von seinem König, von seinem HERRN, von seinem Heiland erbittet und bekommt und ergreift. Darum ist die Christfestzeit in besonderer Weise rechte Freudenzeit, Jubelzeit, wie es auch unsere Advents-und Weihnachtslieder in ihrem Klang ausdrücken. Jesus Christus kommt zu dir, um dich unendlich reich zu machen und dir diesen Reichtum zu erhalten, zu bewahren, zu bewähren und zu vergewissern: Versöhnung mit Gott, Vergebung der Sünden, Frieden mit Gott, ewiges Leben. Das ergreife immer wieder neu im Glauben! Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag nach dem Christfest ueber Jesaja 63,16:

Beim HERRN allein ist Hilfe

Jesaja 63,16: Bist du doch unser Vater. Denn Abraham weiß von uns nicht, und Israel kennt uns nicht. Du aber, HERR, bist unser Vater und unser Erlöser; von alters her ist das dein Name.

‚Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erden.’ Das ist der erste Artikel unseres Glaubens. Damit bekennen wir, dass wir glauben, dass Gott der HERR die Welt, den Kosmos, alles, was vorhanden ist, aus Nichts erschaffen hat, und zwar so, wie es die Bibel, das irrtumslose Gotteswort, uns beschreibt, in sechs Tagen. Darum bekennen wir ihn als den Schöpfer – und als den Allmächtigen, als den, der alle Gewalt hat, dem alles möglich ist, neben dem es keine andere Macht und Gewalt gibt, die ihm ebenbürtig wäre. Wir bekennen aber noch mehr damit, wie Luther in seiner Erklärung zu diesem Glaubensartikel, die ja auch Teil unseres Bekenntnisses ist, schreibt: ‚Ich glaube, dass Gott mich … erschaffen hat und noch erhält, …

mit allem, was Not tut für Leib und Leben mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt.’ Gott der HERR handelt eben nicht wie ein Architekt oder Baumeister, der sich zwar um alles kümmert, damit ein Haus gebaut wird, dann aber, wenn es fertig und dem Bauherrn übergeben ist, fertig ist und weiter nichts mehr mit diesem Haus zu tun hat. Nein, Gott der HERR hat sich nicht von seiner Schöpfung zurückgezogen. Diese Welt stellt kein in sich geschlossenes Gebilde dar, dem gegenüber Gott bestenfalls ein ferner Zuschauer wäre, der nicht eingreifen kann. Gott der HERR ist vielmehr allgegenwärtig. Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Hat unser Heiland Jesus Christus seinen Jüngern und uns vor seiner Himmelfahrt bekräftigt. Gott ist nicht ferne von uns. Er greift auch nicht nur ab und an einmal ein. Nein, er erhält uns, er gibt uns all das, was wir jeden Tag benötigen. In der Bergpredigt beschreibt es unser Heiland so, dass er die Sonne aufgehen lässt über die Bösen und über die Guten und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Ja, weil wir wissen, dass Jesus Christus der gute Hirte ist, so wissen wir auch, dass er uns mit allem versorgt, wirklich allem, was wir brauchen. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Sei hat schon David es bekannt und wusste, wer sein Hirte ist. Und er hatte es reichlich in seinem Leben erfahren.

Und auch unser heutiger Abschnitt, mit dem wir dieses Jahr an sein Ende begleiten und hinüberblicken auf das noch unbekannte neue Jahr, beschreibt uns unseren dreieinigen Gott als den Vater und Erlöser, als den also, von dem wir alles erwarten sollen. Lasst uns daher unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Beim HERRN allein ist Hilfe

1.     Menschenhilfe ist nichts nütze

2.     Gott allein ist unser Vater und Erlöser

1. Menschenhilfe ist nichts nütze. Nicht wahr, wir Menschen wollen gerne Sicherheit haben, wollen am liebsten schon im Voraus wissen, wie alles ausgeht, versuchen, uns in jeder Hinsicht abzusichern. Damit stehst du aber auch in der Gefahr, Menschen, auch Mächten und Kräften dich auszuliefern, die dein Leben in eine verkehrte Richtung führen, ja, du stehst in der Gefahr, den zu vergessen, beiseite zu schieben, zu übersehen, der allein dir wirklich, und zwar für Zeit und Ewigkeit, helfen kann, nämlich den lebendigen, allmächtigen dreieinigen Gott.

Weil dieser Hand sehr groß, sehr allgemein ist, darum warnt dich der HERR schon im Alten Testament durch den Propheten Jeremia: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm und mit seinem Herzen vom HERRN weicht! Sollst du also Menschen nicht um Hilfe bitten? Das ist hier keineswegs gesagt. Das würde ja auch dem Gebot der Nächstenliebe widersprechen. Nein, es geht hier um etwas ganz anderes, das dir der letzte Teil jenes Wortes anzeigt: Du weichst mit deinem Herzen vom HERRN. Es geht also darum, auf wen oder was du deine Hoffnung setzt, an wen oder was du deine Erwartungen hast, bei wem oder was du deinen Schutz suchst, deine Geborgenheit, wer oder was dein Leben ausmacht. Es geht letztlich hier ganz elementar um das Leben im ersten Gebot. Luther schreibt daher in seiner Erklärung zu diesem Gebot im Großen Katechismus, dass das, worauf du deine Erwartungen, deine Hoffnungen setzt, das ist dein Gott. Wenn du also erst ruhig sein kannst, wenn du ein dickes Bankkonto hast oder wenn du in einem mit allen Möglichkeiten abgesicherten Haus sitzt oder wenn du dich in jeder Hinsicht versichert hast oder wenn du eine Arbeitsplatzgarantie in der Tasche hast, die bis zu deiner Verrentung reicht, dann heißt das doch, dass du darauf deine Hoffnung setzt, dass solche Dinge oder die Menschen, die sie dir verschaffen, für dich zum Heilsbringer geworden sind.

Auch wenn du es nicht wahrhaben willst: Wenn es so in deinem Leben aussieht, bist du vom lebendigen Gott abgefallen und hast einen anderen oder mehrere andere Götzen. Und wie elend bist du dann doch dran. Hat nicht gerade die Immobilien-und Finanzkrise der letzten Monate gezeigt, wie schnell solche scheinbar sicheren irdischen Werte in nichts zerrinnen können? Wie schnell scheinbar so stabile Finanzinstitutionen sozusagen über Nacht zusammenbrechen? All diese irdischen Dinge können dir doch in Wirklichkeit nicht helfen, nicht letzte Hilfe, Sicherheit, Schutz, Geborgenheit geben. Darum heißt es schon Psalm 127: Wo der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die dran bauen. Wo der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. Gott selbst baut dir nicht das Haus, du brauchst Arbeiter dazu. Er sagt auch nicht, dass du keine Sicherheitseinrichtungen brauchst, dass Banken oder große Firmen kein Wachpersonal einstellen sollen. All das steht hier nicht. Aber: Wenn du dich auf diese Menschen verlässt, wenn du auf sie all deine Hoffnungen setzt, dann liegst du schief. Dann bist du tatsächlich verlassen. Die Arbeiter können letztlich nur erfolgreich bauen, wenn Gott der HERR den Segen gibt. Das Haus, ein Land wird nur behütet, wenn Gott selbst darüber wacht. An Gottes Segen ist alles gelegen. Ist es nicht so: Du kannst noch so vorsichtig fahren – eine Garantie, dass du sicher ankommst, hast du trotzdem nicht. Du brauchst die Bewahrung durch den HERRN. Gott sagt dir zu, dass er dich versorgen will, du sollst keinen Mangel haben. Aber er hat dir nicht zugesagt, es dir vom Himmel herunterfallen zu lassen. Zumindest macht er es nicht unter normalen Umständen. Du sollst arbeiten. Aber du sollst dann nicht meinen, dass du dir mit deiner Arbeit es verdient hast, dass es dir gut geht. Nein, sie ist nur das Mittel, durch das dir der HERR gibt, was du brauchst. Wenn du aber die Arbeit verlierst, etwa im Rahmen einer Wirtschaftskrise, so sollst du ebenso auf den HERRN vertrauen und von ihm die Hilfe erwarten, dass er andere Möglichkeiten hat, dich durchzubringen, dass er auch Wege hat, dir eine neue Arbeit zu verschaffen. Du musst dich da natürlich auch darum kümmern – aber vor allem sollst du beten und von Ihm alles erwarten.

Gott der HERR verbietet dir auch nicht, einen Arzt aufzusuchen, wenn du krank bist. Aber dass der Arzt dir helfen kann, das steht beim HERRN.

Und wenn es so schon ist in den irdischen Dingen, wie viel mehr in den geistlichen, den himmlischen Dingen. Kein anderer kann für dich glauben. Der Gerechte wird seines Glaubens leben. Du wirst nicht gerettet durch den Glauben deiner Eltern oder Großeltern oder Kinder, sondern nur mittels deines eigenen. Kein anderer natürlich gezeugter Mensch kann auch für deine Sünde bezahlen. Du musst sie entweder selbst tragen – und wirst dann in alle Ewigkeit dafür die Strafe nicht bezahlen können – oder du ergreifst im Glauben, dass der, der wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person ist, Jesus Christus, sie an deiner Stelle getragen hat. Ein anderer Mensch kann es nicht. Niemand kann mehr tun als das, was Gott von ihm verlangt. Und nicht einmal das kannst du erfüllen. Es gibt daher keine überschüssigen Werke. Du kannst andere, lebende Menschen bitten, dass sie für dich beten. Das ist recht und Gott angenehm. Aber Verstorbene können dir nicht helfen. Das bekennt auch das Volk Israel in unserem Abschnitt: Abraham weiß nichts von uns, und Israel kennt uns nicht. Israel, das doch so viel auf seine leibliche Abstammung von Abraham und Jakob gab, musste doch bekennen, dass diese ihnen in keiner Weise helfen können, weil sie ja tot sind. Es ist darum ein schrecklicher Irrweg, wenn bestimmte Konfessionen und Religionen Verstorbene anrufen, von ihnen sich Fürbitte, Hilfe erwarten. Das ist objektiv Spiritismus, ist eine schreckliche Sünde. Außerdem greift es aber dem in sein Amt, der allein unser Mittler ist: Jesus Christus. Er ist der Mittler zwischen Gott und uns Menschen. Er ist es auch, der der beste Fürsprecher, Advokat, Anwalt von uns ist bei dem himmlischen Vater. Denn er ist auch dein Hoherpriester, hat auch um deinetwegen gelitten und kann darum auch dich am allerbesten verstehen. Weder Maria noch von Menschen ernannte Heilige können dir helfen. Du sollst sie auch nicht anrufen. Rufe deinen Heiland an, der jederzeit für dich da ist. Engel sollen dir zwar helfen, aber du sollst sie nicht anrufen. Sie sind Gottes Geschöpfe, so, wie du und ich, und Gottes Diener, auch dir zu gut. Gott weiß, wo, wann und wie er sie für dich einsetzen muss.

2. Und damit sind wir bei dem zweiten: Gott allein ist unser Vater und Erlöser. Ja, schon das alte Israel hat ihn in seiner Geschichte als den erkannt und erfahren, der sein Vater und Erlöser ist, als den, der nicht schläft noch schlummert und darum immer für uns, auch für dich da ist, wo immer du bist, wann immer es ist.

Er ist unser Vater. Das ist er schon darum, weil wir seine Geschöpfe sind. Er ist unser Schöpfer – und er hat sich von uns, seinen Geschöpfen, nicht getrennt, sondern kümmert sich weiter um uns. Und gerade weil er sich um uns kümmert, weil er uns ja liebt, auch dich, darum ist er auch unser Erlöser geworden. Denn er sieht ja das Elend, in das wir selbst, du und ich und jeder Mensch, uns durch die Sünde hineingebracht haben. Ja, er sieht die Gottesferne, in der du natürlicherweise steckst, und er weiß, dass er dich darum, wenn du darinnen beharrst, für immer verdammen musst. Aber das will er eigentlich nicht. Er bricht ihm fast das Herz. Darum hat er seinen Sohn gesandt. Darum hat Jesus Christus die Herrlichkeit beim Vater verlassen und ist armselig in einer Krippe in einem Stall Mensch geworden. Darum hat er etwa 33 Jahre hier auf Erden gelebt, um auch für dich stellvertretend das Gesetz zu erfüllen, vollkommen. Und darum ist er auch für dich, um deiner Sünde willen, ans Kreuz gegangen, denn er hat auch deine Schuld und Sünde dort auf sich genommen, auch um deinetwillen dort die Gottverlassenheit ertragen und so auch für dich vollkommen die Schuld bezahlt, Gott auch mit dir versöhnt und auch dir somit die Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit erworben. Er ist dein Erlöser, es gibt keinen anderen, auch keine Miterlöser. Er allein ist dein Heiland – und sein Erlösungswerk bedarf keiner Ergänzung, keines Zusatzes. Immer wieder reicht er es dir dar, eignet er es dir zu: in der Taufe, im Abendmahl, vor allem aber im Wort des Evangeliums.

Und dieser dein Erlöser ist auch dein Vater. Du weißt, wie ein Vater eigentlich zu seinen Kindern steht, wie er sie liebt, sich um sie kümmert, zusieht, dass es ihnen gut geht, für sie da ist, wenn sie Hilfe brauchen, ihnen gibt, was nötig ist. Darum darfst und sollst du ihn auch jederzeit anrufen, und zwar in allen Dingen, was immer es auch ist, was immer dich bewegt, bedrückt, belastet oder erfreut. Du brauchst und sollst keine Umwege gehen. Komm direkt zu ihm. Sag es ihm ohne Umschweife. Er hat es dir zugesagt, dass er dich versorgen will. Als dein guter Hirte will er dir so geben, dass dir nichts mangelt. Er hat dir damit keine Reichtümer verheißen, wohl aber, dass du Nahrung und Kleidung hast. Denn er ist gekommen, dass auch du das Leben und volles Genüge hast. Aber du kannst ihn nur als deinen Vater haben, wenn du ihn zuvor als deinen Erlöser ergriffen hast. Denn wenn du in der Sünde beharrst, so bliebe ja sein Zorn über dir. Das war ja auch die Not Israels schon im Alten Testament, dass sie so häufig und lange ohne Gott, gegen Gott gelebt haben und sich dann wunderten, dass sie immer tiefer ins Elend versanken. Gott der HERR will dich tragen und bewahren. Nicht, dass er alle äußere Bedrängnis, Not, Trübsal wegnimmt. Das hat er nicht gesagt. Aber dass er dich selbst durch sie hindurch tragen wird in die ewige Herrlichkeit, deine ewige Heimat.

Das zeigt auch, dass er auch will, dass deine ganze Herzensausrichtung neu werden soll durch deinen Heiland und Erlöser. Wir sind natürlicherweise sehr irdisch gesinnt und meinen dann, wenn es uns irdisch nicht so gut geht, wie wir es gerne hätten, dass Gott dann mit uns zürnen würde. Das kann natürlich sein, wenn Sünde da ist, die wir festhalten. Aber so muss es nicht sein. Denke nur an Hiob. Solche Zeiten können Prüfungen sein, sie können aber auch Teile der Pädagogik Gottes sein, durch die er an dir arbeitet, um dich noch mehr zu formen, zuzubereiten für sein Reich, dich in eine immer innigere Beziehung zu ihm, deinem Heiland und Vater zu bringen. Denn: Seid ihr mit Christus auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist! Das soll die Herzenshaltung sein. Damit bekommen die Dinge dieser Erde ein anderes Gewicht. Sie verlieren die Bedeutung, die wir Menschen ihnen sonst geben. Zuerst sollen wir trachten nach Christus, nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit – und getrost sein, dass er uns dann gibt, was wir hier in diesem Leben nötig haben. Daran sollen wir uns im Blick auf das alte Jahr prüfen, dazu will er uns immer mehr im neuen Jahr verhelfen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag nach Neujahr (Epiphaniasgottesdienst) ueber 1. Mose 12,3 b:

Gottes Segen fuer alle Voelker

1. Mose 12,3 b: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

Israel, das Volk der Juden, hat allerdings eine ganz besondere Stellung in der Geschichte. Ist es nicht ein Wunder, dass dieses Volk überhaupt noch existiert, während so viele andere Völker, die doch wesentlich mächtiger waren, auch über Israel geherrscht haben, längst untergegangen sind. Ja, dieses Volk lebt noch – obwohl doch immer wieder in der Geschichte systematisch versucht wurde, dieses Volk auszurotten. Was ist das Besondere dieses Volkes? Gott der HERR hat dieses Volk aus allen Völkern besonders genommen. Nicht, weil Israel an sich etwas besonderes gewesen wäre, keineswegs, denn Gott selbst betont: Nicht hat euch der HERR genommen und euch erwählt, weil euer mehr wäre als alle Völker; denn du bist das kleinste unter den Völkern; sondern dass er euch geliebt hat, und dass er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat, hat er euch ausgeführt mit mächtiger Hand. Israel hat also von sich selbst her keinerlei Vorzug vor anderen Völkern. Aber es hat Gott dem HERRN gefallen, sich ein Volk aus der Schar der Völker zu erwählen, aus dem der Messias, der Heiland der Welt, kommen sollte. Und da hat er aus Adams und Noahs Nachkommen sich eben dieses Volk, das aus der Nachkommenschaft des Noahsohnes Sem kommt, erwählt. Aus ihm sollte der Heiland kommen. Darum wollte er auch mit diesem Volk in der Warte-und Vorbereitungszeit auf die Ankunft des Messias besonders wirken, an ihm handeln durch sein Gesetz und Evangelium. Ja, Israel sollte eigentlich sein Priestervolk sein, ein Königreich von Priestern, ein Gott geheiligtes Volk. Und der Messias sollte sein König sein – aber nicht nur derjenige Israels, sondern der ganzen Welt.

Und was hat Israel aus dieser Berufung gemacht? Wenn du das Alte Testament liest, so merkst du, dass schon in der Zeit des Alten Bundes die Mehrzahl der Israeliten nicht in konsequenter Messiasnachfolge stand, sondern das Volk vielmehr immer wieder und immer stärker auf dem falschen Weg war, dem Götzendienst nachlief und deshalb dem Gericht Gottes verfiel. Und als dann der schon 4000 Jahre zuvor verheißene Messias endlich kam – da kam er in sein Eigentum, zu seinem Volk – aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Israel verfolgte, bis auf wenige, den Messias und später auch seine Apostel. Zwar sind in den ersten Jahrzehnten auch viele Juden zum rettenden Glauben an den Messias gekommen, aber die große Mehrzahl des Volkes stand abseits und lehnte seinen Messias ab. Darum kam Gottes Gericht über Israel mit dem Jüdischen Krieg und der Zerstörung Jerusalems samt dem Tempel. Dennoch aber hatte unser Heiland Jesus Christus die Verheißung über Israel gegeben, dass dies Geschlecht, eben das Volk Israel, nicht untergehen werde, bis er wiederkommt. Israel sollte weiterbestehen, wenn es auch in seiner ganz überwiegenden Mehrzahl nicht das Gottesvolk im eigentlichen Sinn mehr ist, also die Schar der Messiasgläubigen, der an Christus als ihren Heiland Glaubenden. Aber an dem leiblichen Israel soll die Welt Gott und sein Handeln in Gericht und Gnade erkennen. Im Gericht, wenn sie bedenkt, was diesem Volk widerfahren ist bis in unsere Tage – in der Gnade, wenn sie bedenkt, dass dieses Volk dennoch lebt und jetzt sogar wieder einen eigenen Staat haben darf, trotz seiner Gottlosigkeit, trotz seiner Ferne zum Messias, ja, seines massiven Widerstrebens gegen den Messias.

Unser heutiger Vers nun spricht über den Segen, der aus diesem Volk kommen sollte. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Gottes Segen für alle Völker

1.     Warum brauchen alle Völker diesen Segen?

2.     Wer und was ist dieser Segen?

1. Warum brauchen alle Völker diesen Segen? Diese Frage magst du dir vielleicht stellen. Sind die Völker denn nicht sehr unterschiedlich? Kann man sie so über einen Kamm scheren? Gewiss, es gibt biologisch gesehen mancherlei unterschiedliche Rassen; es gibt kulturell gesehen verschiedene Kulturkreise, in die die Menschheit gegliedert werden kann. Völkisch gesehen gibt es unterschiedliche Nationen und Sprachgruppen. All das ist richtig. Und doch: Alle Menschen, alle Völker, alle Rassen haben nur einen Schöpfer, nämlich den lebendigen Gott. Alle Menschen sind Nachkommen Adams und Evas sowie Noahs und seiner Frau. Auch wenn die Völker oft sehr ihre Unterschiede betonen, das können sie nicht leugnen, dass sie letztlich allesamt miteinander verwandt sind. Noch mehr aber: Weil wir allesamt Nachkommen Adams und Evas sind, darum sind wir auch alle nach dem Bild Adams und Evas – nämlich Sünder, wie es Adam und Eva seit dem Sündenfall waren. Was du, was das heißt: Mit deiner Zeugung schon bist du ein Kind des Zorn von Natur, bist natürlicherweise tot in Übertretungen und Sünden. Nach deinem natürlichen Wesen kannst du Gott gar nicht lieben und ihn fürchten, kannst du gar nicht seinem Willen gehorchen, seine Gebote tun. Denn nach deinem natürlichen Wesen gehst du den Lauf dieser Welt und bist unter dem Fürsten, der in der Luft herrscht, nämlich nach dem Geist, der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens. Du stehst natürlicherweise unter der Herrschaft Satans. Du lebst in den Lüsten des Fleisches, tust den Willen des Fleisches und der verfinsterten Vernunft. Das heißt: Du lebst so, wie es dir gerade einfällt, wie du es von anderen Menschen kennen gelernt hast, wie es deine Begierden, Wünsche, Einfälle dir eingeben. Und damit lebst du als ein Sünder, als jemand, der fern ist von Gott.

Und das geht nicht nur dir so, nein, so geht es allen Menschen aus allen Rassen, Klassen, Völkern, Sprachen, Kulturen, ohne Unterschied. Nur, dass der eine in dem einen Bereich, der andere in einem anderen Bereich seine besonderen Schwächen, das besondere Einfallstor für die Sünde hat. Aber bei allen gilt: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Was aber heißt das im Ergebnis? Was ist die Zukunft, die darum über allen Menschen nach ihrem natürlichen Leben steht? Der Sünde Sold ist der Tod. Der Lohn für die Sünde ist der Tod, und zwar nicht nur der leibliche Tod, der allerdings durch die Sünde in die Welt gekommen ist, sondern die ewige Verdammnis, die ewige Gottesferne, die ewige Qual und Pein in dem Feuer, das nie aufhört und doch seine Opfer nicht verzehrt.

Das heißt: Jeder Mensch, auch du und ich, ist nach seiner natürlichen Zeugung und Geburt unter dem Damoklesschwert der ewigen Verdammnis und braucht darum einen Retter, einen Heiland, jemand, der ihn aus diesem Dilemma wieder herausholt. Denn kein Mensch kann es eigener Kraft. Denn wie willst du deinen eigenen sündhaften Zustand ändern? Wie kann ein kranker Baum wieder gesund werden, um wieder gute Früchte zu bringen? Er kann es nicht aus sich selbst, sondern er muss entsprechend behandelt werden. So auch du: Du kannst dein Herz nicht selbst verändern, sondern es muss ein anderer an dir wirken, um dich zu ändern. Du brauchst ein neues Herz, um ein anderer Mensch zu werden. Die Bibel spricht da auch von der Wiedergeburt, der Bekehrung, die jeder Mensch benötigt. Und das ist damit verbunden, dass du zunächst einmal durch Gottes Gesetz überhaupt deinen miserablen und verzweifelt bösen Zustand erkennst, dass es dir klar vor Augen steht, dass du verloren bist, dass darüber ein Entsetzen in deinem Herzen aufbricht, Reue, Verabscheuen der Sünde und ein herzliches Verlangen, doch davon los zu kommen, Vergebung zu bekommen. Das ist dann der durch das Gesetz gepflügte Acker deines Herzens, in den dann der Same des Evangeliums gelegt werden kann, eben der Same von dem Segen für alle Völker.

2. Wer und was ist dieser Segen? In unserem Vers heißt es: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. Mit dir ist hier zunächst einmal Abraham gemeint. Gott der HERR hat ihm diese Verheißung, als er ihn aussonderte und absonderte von seiner Heimat, seinem Vaterland, seiner Vaterstadt und seiner Verwandtschaft, um ihn zu jemand zu machen, der ganz für Gott da ist. Es geht hier also um einen Nachkommen Abrahams, der für alle Geschlechter auf Erden, für alle Völker, wie es später auch heißt, zu einem Segen werden soll. Diese Verheißung wiederum knüpfte an an die Verheißung, die Gott der HERR nach dem Sündenfall aussprach, als er ankündigte: Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. Nun also sonderte Gott Abraham aus und gab ihm die Verheißung, dass dieser Heiland aus seiner Nachkommenschaft kommen werde. Immer wieder bekräftige der HERR dies Abraham gegenüber und erneuerte die Verheißung dann gegenüber Isaak, dem Sohn der Verheißung, und auch gegenüber Jakob, den Gott besonders erwählt hatte: Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden. Jakob selbst hat dann auf dem Sterbebett, als er weissagte über seine Söhne, über Juda die Prophezeiung ausgesprochen, dass aus seinen Nachkommen der Held kommen werde. Und Jahrhunderte später sagte es der HERR David, dass der Messias aus seiner Familie kommen werde.

Und er ist gekommen, Gott der HERR hat sein Wort wahr gemacht, hat es erfüllt. Jesus von Nazareth ist dieser vor über 6000 Jahren verheißene Messias. Paulus bezeugt: Nun ist je die Verheißung Abraham und seinem Samen zugesagt. Er spricht nicht: durch die Samen, als durch viele, sondern als durch einen, durch deinen Samen, welcher ist Christus. Und Matthäus führt ihn in seinem Evangelium ein als den Sohn Davids, des Sohnes Abrahams. Jesus von Nazareth ist also der Christus, ist der Messias Israels, ist der Segen für alle Völker. So hatte auch der Erzengel Gabriel ihn dem Joseph vorgestellt, nämlich als den, der sein Volk retten wird von ihren Sünden. Und Simeon beschreibt ihn in seinem Lobpreis als den Heiland, welchen Gott bereitet hat vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preise seines Volks Israel.

Das ist ja das große Wunder und das Geheimnis, das so lange verborgen war, dass der Messias Israels auch das Heil für alle Völker ist. Zwar war es im Alten Bund schon angekündigt – aber nun ist es vollendet. Und niemand muss erst beschnitten und jüdisch werden, um dann Christ werden zu können, sondern wir haben direkten Zugang zu dem Messias, dem Heiland und Segen für alle Völker.

Was aber heißt das nun, dass Jesus Christus der Segen ist für alle Völker? Johannes der Täufer hat auf ihn hingewiesen als auf das Lamm, das der Welt Sünde trägt. Jesus Christus ist der Segen für alle Völker, weil er das, was alle Völker, was jeden Menschen, auch dich und mich, belastet und darum zur ewigen Verdammnis führt, die Sünde, weil er sie auf sich genommen hat. Er, Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person, ist das Opferlamm geworden, das für unsere Sünden am Kreuz stellvertretend geopfert wurde. Er hat dabei die Sünden aller Menschen aller Zeiten auf sich genommen, um für die Sünden aller Menschen aller Zeiten genug zu tun, sie vollkommen zu bezahlen. Und er hat es vollbracht. Er hat die Erlösung für jeden Menschen, der über diese Erde geht, vollbracht. Paulus schreibt deshalb: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden. Aber das alles von Gott, der uns mit ihm selber versöhnt hat durch Jesus Christus und das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. Ja, wahrhaft, Jesus Christus ist der Segen für alle Völker. Denn durch ihn und in ihm, durch sein Blut, das er vergossen hat am Kreuz, ist Gottes Zorn gestillt, in ihm, in Jesus Christus, ist Gott versöhnt mit der Welt, mit einem jeden Menschen, auch mit dir. In Jesus Christus rechnet er die Sünde nicht zu. Weißt du, was das heißt? Du bist ein Sünder und deshalb sündigst du auch täglich vielmal. Wenn du aber mit deiner Schuld und Sünde zu Jesus Christus kommst und sie bereust, ihm bekennst und es für dich ergreifst, dass Jesus Christus sie längst am Kreuz vollkommen bezahlt hast, dann darfst du wissen, dass Gott dich als ganz rein ansieht, dass er dich so ansieht, als hättest du nicht gesündigt – darum, weil er deine Sünden dann auf seinem Sohn liegen sieht und die Bezahlung, die Strafe dafür ja schon geschehen ist.

Die völlige Erlösung, die Versöhnung Gottes mit der Welt, mit jedem Menschen – das ist der Segen, den Jesus Christus für alle Völker, für jeden Menschen, erworben hat.

Aber nicht nur das. Denn was würde es dir nützen, wenn du sehr krank wärest und ein Arzt oder Chemiker hätte gerade für deine so schwere Krankheit ein besonderes Arzneimittel entwickelt, durch das du wieder ganz gesund würdest – und du wüsstest das nicht. Oder, du wüsstest zwar um das Medikament, du würdest es dir aber nicht besorgen. Welchen Nutzen hättest du dann davon? Wie könntest du gesund werden? Und so ist es mit dem Segen auch, den Jesus Christus dir auf Golgatha erworben hat. Er will auch, dass er dir zuteil wird. Darum hat er seiner Gemeinde die Vollmacht gegeben über die Gnadenmittel, das Wort überhaupt, vor allem aber das Evangelium in Wort, Taufe und Abendmahl. Das sind ja die Mittel, durch die er dir erschrockenen Sünder den Segen, nämlich die Versöhnung Gottes, die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht anbietet, darreicht, zueignet. Und damit diese Gnadenmittel auch wahrhaft öffentlich und ordentlich verwaltet werden, hat er auch das Predigtamt eingesetzt und geordnet, dass die Gemeinde Diener am Wort beruft, der sie eben die öffentliche Verwaltung dieser Gnadenmittel, vor allem die Predigt des Evangeliums, überträgt.

Und durch das Evangelium streckt er seine Hände nach dir aus und ruft dir zu, lädt dich ein, ermutigt dich: Vertraue mir, dass ich alles für dich getan habe und du durch mich die Vergebung der Sünden, das ewige Leben hast. Das ist Glaube, wenn du darauf eingehst.

Aber das, was Jesus Christus an dir getan hat und tut, das will er ja nicht nur an dir ausüben, nein, Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Darum hat Jesus Christus seiner Gemeinde, und damit auch dir und mir, den Befehl gegeben: Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Wie aber kannst du diesem Befehl nachkommen. Ja, wenn du gewiss bist, dass Gott dich gerufen hat, so sollst du hinaus gehen als Missionar oder Evangelist, um andere zum Glauben zu rufen. Aber auch dann, wenn dies nicht Gottes Weg für dich ist, kannst du an der Weltmission Teil nehmen: Halte bei dir in deiner Familie täglich Andacht, unterweise deine Angehörigen in Gottes Wort. Bete für deine Familie, deine Nachbarn, deine Kollegen; bitte auch, dass Gott der HERR dir Möglichkeiten gibt, ihn zu bezeugen, das Gespräch auf Glaubensthemen zu lenken. Lebe auch konsequent den Glauben. Und als Gemeinde und Kirche: Nimm teil an evangelistischen Einsätzen, Büchertischen, Straßenpredigten, Traktat verteilen; sendet Missionare aus und unterstützt Missionare durch Gebet und finanzielle Mittel, die schon draußen sind. Unterstütze auch Ausbildungsstätten für Pastoren und Missionare.

Gottes Segen für alle Völker, für jeden Menschen, ist da, ist bereit. Ergreife ihn selbst im Glauben und wirke mit, damit auch viele andere Menschen ihn noch geschenkt bekommen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum ersten Sonntag nach Epiphanias ueber Jesaja 49,1-7:

Jesus Christus – Gottes Knecht fuer Juden und Heiden

Jesaja 49,1-7: Höret mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merket auf! Der HErr hat mir gerufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, da ich noch in Mutterleibe war, und hat meinen Mund gemacht wie ein scharf Schwert; mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum reinen Pfeil gemacht und mich in seinen Köcher gesteckt und spricht zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch welchen ich will gepreiset werden. Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und brächte meine Kraft umsonst und unnützlich zu, wiewohl meine Sache des HErrn und mein Amt meines GOttes ist. Und nun spricht der HErr, der mich von Mutterleibe an zu seinem Knechte bereitet hat, daß ich soll Jakob zu ihm bekehren, auf daß Israel nicht weggeraffet werde; darum bin ich vor dem HErrn herrlich, und mein GOtt ist meine Stärke und spricht: Es ist ein Geringes, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und das Verwahrloste in Israel wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seiest mein Heil bis an der Welt Ende. So spricht der HErr, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu der verachteten Seele, zu dem Volk, des man Greuel hat, zu dem Knechte, der unter den Tyrannen ist: Könige sollen sehen und aufstehen, und Fürsten sollen anbeten um des HErrn willen, der treu ist, um des Heiligen in Israel willen, der dich erwählet hat.

Wenn wir das Wirken unseres Heilandes Jesus Christus betrachten, so lässt es sich durch drei Ämter beschreiben: das hohepriesterliche Amt, das prophetische Amt und das königliche Amt. Das für uns bedeutendste, für unsere Errettung, unser ewiges Leben, ist das hohepriesterliche Amt, nämlich das Amt, aufgrund dessen er als unser Hoherpriester Gott das Opfer gebracht hat, durch das allein wir von Sündenschuld und –strafe erlöst werden können: nämlich sich selbst, als das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Als der Hohepriester steht er auch jetzt noch für uns ein, nämlicher als unser Fürsprecher, unser Anwalt, bei dem Vater und bittet für uns. Jesus Christus ist auch der HERR, nicht nur der Kirche, sondern der ganzen Welt. Alle Gewalt ist ihm ja gegeben im Himmel und auf Erden. Er ist HERR darum auch über alle Mächte, in der unsichtbaren wie in der sichtbaren Welt, über alle Obrigkeiten, Länder, Völker, Vorgesetzten, Menschen. Aber damit wir Menschen überhaupt wissen, wer Jesus Christus ist, wozu er in diese Welt gekommen ist, was er für uns getan hat, und damit wir zum Glauben an ihn kommen, dazu hat er auch sein prophetisches Amt. In diesem prophetischen Amt hat er während seines Erdenlebens gelehrt, gepredigt. Dieses prophetische Amt übt er aber auch heute noch aus, nämlich durch seine Jünger. Von diesem prophetischen Amt spricht auch unser heutiger Text. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Jesus Christus – Gottes Knecht für Juden und Heiden

1.     Warum Juden und Heiden den Heiland brauchen

2.     Wie Jesus Christus heute sein prophetisches Amt ausübt

1. Warum Juden und Heiden den Heiland brauchen. So viele Menschen leben ohne Jesus Christus in dieser Welt. Nicht nur solche Menschen, zu denen die frohe Botschaft von dem Heiland für alle Menschen noch nicht hingekommen ist, nein, auch Menschen in Gegenden, die schon lange, ja, schon über Jahrhunderte das Wort Gottes gehabt haben. Ja, selbst solche, die doch eigentlich, rein offiziell, einer christlichen Kirche angehören, getauft, unterrichtet, konfirmiert sind, vielleicht sogar zum Gottesdienst und zum Abendmahl gehen. Und doch leben viele einfach so in den Tag hinein, fragen nicht nach Gott, nach seinem Wort, nach seinem Willen, nicht danach, was Gott von ihnen ganz persönlich möchte, ob das, was sie machen, denken, vorhaben, was sie sagen, wirklich gut, richtig, von Gott gewollt ist.

Und viele Menschen sagen: Ich brauche keinen Heiland. Ich komme auch so gut durchs Leben. Scheinbar stimmt das ja auch. Natürlich sind schon viele Menschen irgendwie durchs Leben gekommen, die mit Jesus Christus gar nichts im Sinn gehabt haben. Die Frage ist nur: Wie? Und was kommt dann? Wie sind diese Menschen durchs Leben gekommen? Ist da nicht oft äußerer, zumindest aber innerer Unfriede, Unruhe, Unzufriedenheit? Oder ein Jagen nach Ansehen, nach Reichtum, nach Vergnügen, nach irgendwelchen Dingen, die das Leben ausfüllen sollen? Ist da nicht ein Leben, das so tut, als sei mit dem Tode alles aus – und das trotz einer zumindest noch dumpfen Ahnung, dass es so doch nicht ist? Und dann? Ja, was kommt nach solch einem Leben? Gottes Wort sagt uns: Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht. Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Gottes, damit ein jeglicher empfange wie er gelebt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Wie willst du bestehen vor dem Richterstuhl Gottes? Kannst du sagen, dass du Gottes Gebote allesamt, an jedem Tag, jeden Augenblick deines Lebens, vollkommen gehalten hast, ohne Ausnahme, und zwar nicht nur äußerlich, sondern auch mit dem Herzen, in den Gedanken? So, wie Jesus Christus sie in der Bergpredigt ausgelegt hat? Nein? Dann befindest du dich in großer Gesellschaft, denn es gibt keinen Menschen, der es konnte und es wird auch nie einen geben.

Die Juden dachten zu Jesu und der Apostel Zeiten: Wir sind doch Nachkommen Abrahams, also müssen wir doch automatisch in den Himmel kommen. Jesus Christus machte ihnen deutlich, dass die leibliche Nachkommenschaft allein nichts besagt. Wenn sie nicht an den Messias glauben, dann nutzt ihnen auch die leibliche Nachkommenschaft nichts. Ja, Gott hat die Juden damals bevorrechtigt. Sie hatten die Beschneidung, sie hatten das Gesetz, das Alte Testament. Er hatte schon 4000 Jahre zu ihnen geredet. All das waren besondere Vorrechte – aber was nutzte ihnen das alles, wenn sie dadurch nicht zu rechter Buße und rechtem Herzensglauben gekommen waren? Und die, die noch nichts gehört haben davon, was ist mit denen? Können die sagen: Wir haben es doch nicht gewusst? Nein! Kein Mensch kann sich entschuldigen. Denn dass es einen Gott gibt, und zwar einen heiligen, einen allweisen und allmächtigen Gott, der alle Dinge erschaffen hat, das kann ein jeder Mensch wissen. Die Schöpfung sagt es. Und dein Gewissen sagt es dir auch: Du musst dich einmal verantworten. Du musst vor Gottes Richterstuhl erscheinen – und du kannst so, wie du bist, nicht bestehen.

Ja, werden nun einige sagen: Ich bin aber getauft, ich bin konfirmiert, ich gehe auch zuweilen in den Gottesdienst. Reicht das denn nicht? Nein! Dir geht es geradeso wie den Juden, die meinten, weil sie doch aus der Nachkommenschaft Abrahams kämen und doch beschnitten seien und das Alte Testament hätten, sei doch alles in Ordnung. Bloße Kirchenmitgliedschaft reicht nicht aus. Dass du getauft bist, das ist gut; dass du Gottes Wort hörst, das ist auch gut – aber wenn du das, was dir da gegeben wird, was Gott wirken will durch sein Gesetz und sein Evangelium, nämlich Sündenerkenntnis, Reue und dann den Glauben an Jesus Christus, deinen Heiland, wenn du das nicht wirken lässt in dir, dann nutzt dir das alles nichts. Nur der Glaube empfängt nämlich das, was Gott dir in der Taufe, im Wort und im Abendmahl anbietet, darreicht und zueignet.

Der Apostel Paulus sagt darum im Blick auf alle, auf Juden wie Heiden, auf solche, die Mitglied in einer Kirche sind wie auf solche, die noch nie etwas mit christlicher Verkündigung zu tun hatten: Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner der Gutes tue, da ist keiner, der nach Gott frage. Sie sind allesamt abgewichen und allesamt untüchtig geworden. Es gibt also tatsächlich keinen Unterschied. Das, was David von sich gesagt hat, das betrifft nämlich jeden Menschen: Ich bin in Sünden geboren. Jeder Mensch, auch du und ich, ist in Sünden geboren, ist Sünder seit seiner Zeugung. Da kommst du nicht drum herum.

Und keiner kann aus eigener Kraft sich aus diesem Elend befreien. Es ist wie mit einem faulen Baum. Der kann nur faule Früchte bringen, weil er innerlich faul ist. Er muss gesund gemacht werden, um wieder gute Früchte zu bringen. Das hat Jesus Christus als Bild für dein Herz verwendet. Du brauchst ein neues Herz. Aber das kann dir nur Gott geben. Er muss es in dir erschaffen, und zwar durch sein Evangelium. Darum hat David gebetet: Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.

Und Paulus stellt fest: Kein Fleisch kann durch des Gesetzes Werke gerecht werden. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart und bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Damit weist er hin auf das Wort Gottes und damit auch auf das prophetische Amt unseres Heilandes.

2. Wie Jesus Christus heute sein prophetisches Amt ausübt. Von dem Gottesvolk der damaligen Zeit heißt es hier deutlich: Der HERR hat mich von Mutterleibe an zu seinem Knecht bereitet, dass ich soll Jakob zu ihm bekehren, damit Israel nicht weggerafft werde. Und etwas später: Du bist mein Knecht, die Stämme Jakobs aufzurichten und das Verwahrloste in Israel wiederzubringen. Damit macht Jesus Christus, der Messias, deutlich, wie es auch damals schon um die stand, die doch eigentlich Gottes Wort hatten: Sie waren weit weg vom wahren Gott und brauchten eine Bekehrung. Und im Blick auf die Heiden, auf die also, die damals noch nichts von ihm gehört hatten, heißt es: Ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an der Welt Ende. Der Messias sollte für Juden und Heiden gleichermaßen kommen. Und so ist er auch als der Heiland der Welt gekommen, das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Er ist das Heil bis an der Welt Ende. Es gibt keinen Menschen, für den Jesus Christus nicht in diese Welt gekommen, am Kreuz gestorben und wieder auferstanden wäre. Keinen!

Und warum ist Jesus Christus gekommen? Was ist das Amt des Messias? Hier in unserem Abschnitt geht es um das prophetische Amt des Heilandes. Der HERR hat mir gerufen von Mutterleibe an und hat meinen Mund gemacht wie ein scharfes Schwert… Er hat mich zum reinen Pfeil gemacht und mich in seinen Köcher gesteckt. Als er nach seiner menschlichen Natur noch im Leib der Maria war, da hatte der Vater ihn schon ausgesondert dazu, dass er sein Bote, sein Knecht sein sollte, um durch das Evangelium den Menschen die ewige Errettung zu bringen. Ja, wenn wir nun absehen von der menschlichen Natur, so können wir sagen: Von Ewigkeit her hat die heilige Dreieinigkeit beschlossen, dass der Sohn, als die Zeit erfüllt war, auf diese Welt kommen sollte, sich dem Gesetz unterwerfen, Gottes Wort verkündigen, als unser Lamm sterben am Kreuz und so Gott mit der Welt versöhnen. Und in der Zeit, als die Zeit erfüllt war, da hat Gott das ausgeführt. Da ist der Messias, Jesus von Nazareth, geboren worden in Bethlehem, wie es vorhergesagt war, da ist er dem Gesetz unterworfen worden, da ist er nach seiner menschlichen Natur aufgewachsen und hat zugenommen an Weisheit bei Gott und den Menschen. Und durch das Wort Gottes hat der Vater seinen Mund scharf gemacht. Ja, Jesus Christus hat das Wort Gottes recht gebrauchen können, nämlich als ein scharfes, zweischneidiges Schwert, das da scheidet Mark und Bein und ein Richter ist der Gedanken und Sinne des Herzens. Er hat es recht geteilt nach Gesetz und Evangelium, um durch das Gesetz Menschen der Sünde zu überführen, in ihnen Verzweiflung über die Sünde, Reue, Hass gegen die Sünde zu wirken – und sie dann durch das Evangelium zu trösten, dass er alle Sünden am Kreuz getragen hat und durch den Glauben an ihn jeder, der eben an ihn glaubt, die Vergebung der Sünden, die er dadurch erworben hat, auch hat und damit den Freispruch im Jüngsten Gericht, das ewige Leben.

Durch sein Wort, durch seine Predigt, hat unser Heiland sich schon damals eine Schar gesammelt, den Kern der zukünftigen Kirche des Neuen Testamentes. Da waren die zwölf Jünger, die er dann zu Aposteln gemacht hat, zu den besonderen, fundamentlegenden Boten, da waren aber auch weitere Jünger, von den 70 wird etwa einmal berichtet, die ihm auch gefolgt sind. Sie waren allesamt aus Israel. Aber waren das denn alle? War damit sein prophetisches Amt schon beendet? Nein, keineswegs! Er wollte ja auch noch auf die Straßen, zu den Hecken und Zäunen gehen, um auch die einzuladen zu seinem Reich, die ausgestoßen, die verachtet waren von der damaligen Kirche, also die notorischen Sünder in Israel und auch die Heiden. In seiner Hirtenrede betont er daher, dass er noch andere Schafe habe, die er auch herzuführen müsse.

Aber wie macht er das nun? Auch heute ist der Messias Jesus von Nazareth noch tätig in seinem prophetischen Amt. Aber er übt dies nicht mehr unmittelbar aus wie während der etwa drei Jahre seines Erdenlebens. Nein, heute übt er sein prophetisches Amt mittelbar aus. Er hat nämlich seiner Gemeinde, also allen, die an ihn als ihrem Heiland glauben, allen, die den Heiligen Geist haben, die Schlüssel gegeben, nämlich die Gewalt, durch das Gesetz das Himmelreich zuzuschließen, durch das Evangelium es aber aufzuschließen. Diese Schlüsselgewalt umfasst die gesamte Vollmacht der Kirche. Zu diesem Dienst hat Jesus Christus seinen Jüngern, seiner Gemeinde, die Gnadenmittel gegeben, nämlich das Evangelium im Wort, in der Taufe und im Abendmahl und sie damit ausgerüstet mit allem, was sie braucht, um diesen Dienst auszuführen, um Menschen zur Umkehr zu rufen. Und er hat sie beauftragt, uns alle hat er beauftragt: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Völkern alle Jünger, indem ihr sie taufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie lehret halten alles, was ich euch befohlen habe. Jedem Christen gilt dieser Auftrag. Petrus beschreibt darum die Kirche, die Gemeinde Jesu Christi, auch als das heilige Volk, das königliche Priestertum, das Volk des Eigentums, das verkündigen soll die Tugenden des, der sie berufen hat von der Finsternis zu seinem ewigen Licht.

Ich frage dich, wenn du Christ bist: Folgst du diesem Ruf deines Heilandes? Sage nicht, es könne doch nicht jeder Prediger oder Missionar werden. Das ist richtig. Davon ist aber hier auch zunächst einmal gar nicht die Rede. Es geht hier darum, dass du als ein königlicher Priester dein Priesteramt ausübst. Weißt du, was das alles beinhaltet? Hältst du Hausandacht mit den Deinen? Unterweist du deine Familie in Gottes Wort? Siehst du zu, dass deine Nachbarn die frohe Botschaft bekommen? Betest du für sie? Wie steht es mit deinen Arbeitskollegen? Bringst du ihnen Gottes Wort, wo es möglich ist? Und wie steht es mir deiner Gemeinde? Ist sie evangelistisch und missionarisch tätig? Beteiligst du dich daran? Etwa durch finanzielle Gaben, durch Gebet, durch Mitarbeit beim Verteilen von Traktaten, beim Büchertisch, beim Besuchsdienst? Siehe, es gibt so viele Möglichkeiten der Mitarbeit an Jesu Missionsauftrag! Und: Als Glied der Gemeinde kannst du mithelfen, dass andere ausgesandt werden in die Mission und dass sie unterstützt werden in ihrer Arbeit.

Denn Jesus Christus hat ja nicht nur die Gnadenmittel seiner Kirche gegeben, er hat auch nicht nur allgemein seiner Kirche die Vollmacht, die Schlüsselgewalt überantwortet. Nein, er hat zudem, um die öffentliche Verkündigung der frohen Botschaft sicherzustellen, das heilige Predigtamt, im engeren und im weiteren Sinne, eingesetzt. Das meint im engeren Sinne den Dienst des Wortes, der Lehre, der Sakramente. Es ist Christi Wille und Ordnung, dass die Gemeinde Jesu Christi in diesen Dienst beruft. Wie viele sie beruft, wie sie die Aufgaben dieses Dienstes aufteilt, das steht in ihrer Freiheit, je nachdem, wie es notwendig ist. Aber dass sie in diesen Dienst beruft, das muss sein. Darum hat Jesus Christus selbst die Apostel berufen, die das gesamte Predigtamt inne hatten, als Gemeinde-wie als Missionsdienst, und zudem ja noch die fundamentlegenden Aufgaben mit der Grundlegung der neutestamentlichen Kirche überhaupt und dem Schreiben der Bücher des Neuen Testamentes durch Inspiration durch den Heiligen Geist. Und die Apostel haben wiederum, durch Stimmwählen der Gemeinde, also durch die Gemeinde, Männer in diesen Dienst berufen, die damals Älteste, Presbyter, Aufseher, Bischöfe, Hirten hießen, dann auch Evangelisten und Lehrer und Schriftausleger. Schon damals ist dieser Dienst also aufgefächert worden in verschiedene Dienste, die alle zum Predigtamt gehören. Und im weiteren Sinne gehören auch all die Dienste dazu, die diesen Dienern helfen, ihren Dienst optimal auszurichten, Dienste, die vielleicht auch mit der Verkündigung zu tun haben, aber nicht in Vollverantwortung, sondern unter Aufsicht, wie etwa in der Kinder-oder Jugendarbeit, aber auch Dienste, die nicht unmittelbar mit Wort und Sakrament verbunden sind, wie die Armenpfleger oder Diakone, die die Gemeinde in Jerusalem berief, Diakoninnen, die sich um Frauen und Mädchen kümmerten, wie die Phöbe, oder welche Aufgaben sonst auch heute in einer Gemeinde anfallen.

Bei all dem vielen, was in einer Gemeinde zu tun sein mag, bei all den vielen Aktivitäten, die eine Gemeinde meint, tun zu müssen, darf sie nie vergessen, warum sie eigentlich da ist und wozu sie beauftragt ist: Sie ist Versammlung der an Jesus Christus Gläubigen um Wort und Sakrament, damit sie selbst grundlegend erweckt, unterwiesen, gestärkt, im Glauben erhalten wird – und damit sie die frohe Botschaft anderen Menschen bringe, die sie noch nicht gehört haben, im engeren Umfeld, also im Ort und der Region, aber auch im weiteren Umfeld, nämlich weltweit. Dabei geht es darum, wirklich das Wort Gottes in Gesetz und Evangelium unverkürzt auszustreuen – dass daraus Buße und Glauben kommt, also aus der Saat eine geistliche Pflanze wächst, das ist dann Gottes Werk, das er zu seiner Zeit ausführt. Das heißt: Wir sollen nicht bekehren, können es auch gar nicht. Ein Mensch kann sich auch nicht selbst bekehren. Wir brauchen deshalb einen Menschen, seinen Willen, seine Gefühle nicht bearbeiten, sondern sollen ihm das Wort verkündigen, dass es ihm ins Gewissen, ins Herz geht – und alles andere getrost Gott überlassen. Sehen wir also zu, dass wir das, als einzelne Christen und als Gemeinde, aber auch wirklich tun, denn das ist Christi Befehl und Auftrag an uns. So will er heute sein prophetisches Amt ausüben. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias ueber 5. Mose 18,15-19:

Dem sollt ihr gehorchen

5. Mose 18,15-19: Einen Propheten wie mich wird der HErr, dein GOtt, dir erwecken aus dir und aus deinen Brüdern, dem sollt ihr gehorchen. Wie du denn von dem HErrn, deinem GOtt, gebeten hast zu Horeb am Tage der Versammlung und sprachest: Ich will fort nicht mehr hören die Stimme des HErrn, meines GOttes, und das große Feuer nicht mehr sehen, daß ich nicht sterbe. Und der HErr sprach zu mir: Sie haben wohl geredet. Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Und wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen reden wird, von dem will ich’s fordern.

Was heißt eigentlich: glauben? Glauben, so heißt es in einem neueren Lied sehr schön, glauben heißt vertrauen Gottes Vaterhut, glauben ist ein Bauen auf des Heilands Blut. Glauben ist also nicht etwas, das im Hintergrund, eher unbewusst abläuft. Glauben meint auch nicht nur ein äußeres Abspulen irgendwelcher Zeremonien, meint nicht nur bestimmte Verhaltensmaßregeln. Nein, der Glaube umfasst dein gesamtes Leben, dein Denken, Wollen, Fühlen, Reden, Tun. Glauben geht den ganzen Menschen an. Wenn du glaubst, so bist du mit deinem ganzen Leben dabei. Der Glaube verändert dich. Glaube ist auch kein nebulöses Gefühl, sondern der Glaube hat einen konkreten, festen Inhalt, nämlich das, was die Bibel uns sagt. Ja, der Glaube erwächst aus dem Hören auf Gottes Wort, erwächst daraus, dass dieses Wort Gottes an dir arbeitet, in dir wirkt. Zuerst bewirkt es Erkenntnis deiner Schuld, deiner Sünde, deines Verfehlens gegenüber den Geboten Gottes, gegenüber dem Anspruch Gottes an dich. Daraus erwächst Traurigkeit, Reue, eine Abneigung gegen die Sünde. Und dann stellt dir Gottes Wort deinen Heiland Jesus Christus vor als den, der für dich Sünder, Gottesfeind, schon längst alles getan hat und es dir nun eben durch das Evangelium anbietet, darreicht und zueignet. Und das ist dann der rechtfertigende Glaube, dass du Sünder dich gründest darauf, dass Jesus Christus durch sein Blut deine Schuld gesühnt hat und Gott nun dadurch mit dir versöhnt ist. Nun darfst du trauen auf ihn als deinem Vater, nun darfst du dich bei ihm geborgen fühlen. Dieser Glaube aber verändert nun auch dein Leben, denn du fängst ja an, als Jesu Jünger, Jesu Nachfolger zu leben.

Darum geht es auch in unserem heutigen Abschnitt: um diese Nachfolge, um das Leben aus dem Hören auf Gottes Wort. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Dem sollt ihr gehorchen!

1.     Wem? Dem Propheten wie Mose

2.     Was heißt das konkret? Christus ist der HERR

1. Dem Propheten wie Mose gehorchen. Das fünfte Buch Mose ist einerseits eine Erneuerung des Gesetzes, nun gerade auch im Hinblick darauf, dass Israel bald im verheißenen Land wohnen sollte, und andererseits auch Abschiedsrede des langjährigen Führers des Volkes, den Gott der HERR ihm gegeben hatte: Mose. Gott lässt Mose einen Blick in die Zukunft tun, damit er seinem Volk mitteilt, was geschehen soll: Einen Propheten wie mich wird der HERR, dein Gott, dir erwecken aus dir und aus deinen Brüdern, dem sollt ihr gehorchen... Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde.

Gott spricht hier durch Mose und macht deutlich: Der da kommen soll, der kommt nicht nach eigenem Gutdünken, der ist keiner, der sich selbst zum Herrn aufwirft, nein, es ist jemand, den Gott der HERR selbst seinem Volk geben wird, den er erwecken wird – und zwar aus der Mitte des Volkes Israel. Wer ist damit gemeint? Sind damit die vielen Propheten gemeint, die Israel ja in der alttestamentlichen Zeit gehabt hat? Es sind ja große Propheten darunter gewesen, bedeutende Gottesmänner. Und doch: Es waren keine Propheten wie Mose. Nur einer hat dann wahrhaft dieses Wort vollkommen erfüllt: Jesus von Nazareth, der Messias, auf den dieses Wort auch hinzielt. Was war denn das besondere an Mose, das ihn von den anderen Propheten so unterschied? Durch Mose hat Gott der HERR sein Gesetz gegeben, und zwar nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich. Auch zuvor war ja Israel nicht gesetzlos. Die Beschneidung etwa hatte Gott ja schon dem Abraham gegeben. Auch die Opfer fanden zuvor schon statt. Aber nun tritt Gott der HERR in eine besondere Beziehung mit seinem Volk, in einen Bund, mit einem Bundesgesetz, und macht so das Volk zu seinem Bundesvolk. Das ist erst am Sinai geschehen. Die Wüstenwanderung war eine Zeit, in der Gott der HERR sich sein Volk geformt hat, in der er an ihm gearbeitet hat. Keiner der folgenden Propheten, auch Elia und Jesaja nicht, haben einen neuen Bund gebracht.

Erst fast anderthalb Jahrtausende später ist einer gekommen, der den alten Bund, den Gott durch Mose mit Israel geschlossen hatte, zum Ende brachte und einen neuen, einen ganz anderen Bund stiftete: Jesus Christus. Jeremia hatte es schon angekündigt, dass ein neuer Bund kommen werde, durch den der alte beendet würde. Und vor gut 2000 Jahren war es dann so weit. Der alte Bund war von seinem Charakter her in erster Linie ein Gesetzesbund. Nicht, dass es im Alten Testament kein Evangelium gegeben hätte. Auch im Alten Bund sind die Menschen allein aus Gottes Gnade, allein durch den Glauben an den Messias gerettet worden. Und doch war das ganze Leben eigentlich geregelt durch Gottes Verordnungen. Vieles war ja auch ein Vorschatten auf das, was noch kommen sollte, auf den Messias, sein Wirken und seine Kirche. Der Neue Bund aber, den Jesus Christus gestiftet hat, das ist ein Evangeliumsbund, ein Gnadenbund, in dem eindeutig Gottes Gnade, Gottes Barmherzigkeit dominiert, prägend ist. Noch mehr: Der alte Bund hat zwar mit Mose begonnen, aber doch war Mose nur der Mittler dieses Bundes, wie eine Zwischenstation, jemand, der etwas Fremdes weitergab. Jesus Christus aber hat den neuen Bund selbst gestiftet, ja, Gnade und Wahrheit sind durch ihn geworden. Ohne ihn gibt es keinen neuen Bund. Du kannst nur zu diesem neuen Bund gehören, wenn du zu Jesus Christus gehörst, wenn du also durch den rechtfertigenden Glauben in die Gemeinschaft mit deinem Heiland gekommen bist. Das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Darum wird Mose auch als ein Knecht im Haus bezeichnet, während Christus der Sohn des Hauses ist, also in seinem Eigenen sich befindet.

Jesus Christus ist also ein Prophet wie Mose, jemand, der einen neuen Bund gebracht hat, aber er ist doch zugleich auch noch viel mehr als Mose. Und so ist es auch mit dem Bundesvolk. Das Bundesvolk des Alten Bundes war fast ausschließlich Israel; nur wenige aus anderen Nationen haben dazu gehört. Das Bundesvolk des Neuen Bundes ist zwar in sofern mit dem des Alten Bundes identisch, als es sich beide Male um Menschen handelt, die an den Messias als ihren Heiland glauben. Aber im Neuen Bund haben wir nicht nur Menschen aus der Judenschaft, sondern vielmehr auch solche aus der Heidenschaft, ja, diese überwiegen sogar. Die Mauer, die zuvor zwischen beiden war, ist in Christus hinweggerissen, der Zaun ist abgetan, Jesus Christus hat aus beiden eines gemacht.

Moses Autorität war eine ihm übertragene Autorität, war die Autorität des lebendigen Gottes, in dessen Namen er sprach. Jesu Autorität ist dagegen seine eigene, auf seiner eigenen Vollmacht gründend – weil er selbst wahrer Gott ist. Wenn Jesus Christus durch sein Wort zu dir spricht, so spricht Gott selbst, ganz unmittelbar, zu dir.

2. Jesus Christus ist der HERR, darum sollst du ihm gehorchen. Darum fordert Gott der HERR schon durch Mose den Gehorsam für seinen Sohn, für den Messias, der damals erst noch kommen sollte. Dem sollt ihr gehorchen, heißt es ausdrücklich hier. Ja, der HERR geht noch weiter und droht auch seine Strafe dem an, der nicht gehorchen will: Wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen reden wird, von dem will ich’s fordern. Weil Jesus Christus selbst wahrer Gott ist, so sind die Worte, die er redet, noch in ganz unmittelbarerer Weise Gottes Wort als die Worte, die die Propheten durch Inspiration gesagt und geschrieben haben.

Worum also geht es hier? Jesus Christus ist der wahre Mittler, und der einzige Mittler zwischen Gott und uns Menschen. Einen anderen benötigen wir nicht. Nur durch ihn ist die Brücke geschlagen über den Abgrund der Sünde, der uns trennt von dem lebendigen Gott. Und nur durch ihn kennen wir Gott wirklich.

Ihn sollst du hören – und ihm sollst du gehorchen. Beides gehört zusammen. Hören meint ja nicht nur, dass du es gerade noch so mitbekommst, was er sagt. Nein, hier geht es um intensives Hinhören, um interessiertes und engagiertes Hören, betendes, fragendes Hören in der Haltung, wie wir sie durch Samuel kennen gelernt haben: HERR rede, denn dein Knecht hört. Wenn Gott aber redet, so sind das keine leeren Worte, nicht Aussagen, denen wir distanziert gegenüber stehenbleiben können. Nein, Gottes Heiliger Geist ist wirkend gegenwärtig in seinem Wort. Gottes Wort ist ein Tatwort, ein Wort, das auch bewirkt, was es aussagt, das dich, dein Leben, verändern will.

Denn worum geht es Gott in seinem Wort? Jesus Christus begann seine Predigttätigkeit, kurz zusammengefasst, mit dem Ruf: Tut Buße und glaubet an das Evangelium! Damit sind die beiden Grundelemente prägnant zusammengestellt: Buße und Glaube. Das ist es, was Gottes Wort bei dir bewirken will. Buße zunächst. Und das meint: Dass du dich selbst betrachtest anhand des Wortes Gottes, der Gebote Gottes, der Bergpredigt und dann erkennst, dass du aus eigener Kraft und Haltung Gott nicht über alles liebst, ihm auch nicht über alles vertraust und ihn auch nicht über alles fürchtest. Wenn das aber nicht der Fall ist, dann stimmt deine ganze Richtung schon im Kern nicht. Wie viel weniger dann all das andere: Rufst du ihn an in allem, was dich bewegt, bedrückt, erfreut? Liest du sein Wort, fragend, betend, dich unter das beugend, was es sagt? Wie gehst du mit deinen Eltern und Vorgesetzten um? Liebst und ehrst du sie? Kennst du auch Bitterkeit, Hass, Bosheit in deinem Herzen? Unreine Gedanken? Neid, Missgunst, Habgier? Begehrst du zuweilen das, was jemand anders hat? Und wie steht es mit dem, was du über andere sagst? Siehe, all das deckt Gottes Wort auf. Darum sollst du hören auf Gottes Wort – und dich unter das beugen, was es dir aufzeigt aus deinem Leben. Und dann ruft dich sein Wort zum Glauben, nämlich zum Vertrauen auf Jesus Christus, dem Heiland der Welt: Er hat all deine Schuld und Sünde ja längst getragen, hat vollständig die Strafe bezahlt, die auch dir galt, und dadurch Gott auch mit dir versöhnt. Und wenn du auf ihn vertraust, wenn du seinem Wort glaubst, dann hast du all das, was er auch für dich erworben hat, Vergebung der Sünden, Freispruch im Jüngsten Gericht, ewiges Leben. Darum: Glaube an ihn!

Aber damit ist Christi Werk durch sein Wort an dir nicht zu Ende. Wenn Gott der HERR hier durch Mose Israel auffordert, dem Propheten, dem Messias, zu gehorchen, so geht es noch weiter. Es geht darum, dass er, dein Heiland und Erlöser, nun auch wahrhaft der HERR in deinem Leben wird. Von den Leviten heißt es am Anfang dieses Kapitels, dass sie an dem irdischen Besitz Israels keinen Anteil haben sollten, weil Gott selbst ihr Erbe war. Die Leviten waren damals die Priester. Jetzt, im Neuen Bund, sind wir, die wir an Jesus Christus glauben, alle Priester, ein Volk von Priestern. Darum gilt diese Herausforderung auch uns, auch dir und mir: Dass Gott mein ein und alles ist, dass er das Wichtigste ist in meinem Leben. Ihm, seinem Wort sollst du gehorchen. Nicht murrend, nicht nur äußerlich, dem Buchstaben nach, nein, von Herzen vielmehr. Es geht um die Hingabe, die Übergabe des Lebens an deinen Heiland. Ihm gehorchen heißt: Sich ihm ganz zur Verfügung stellen, dass er mich regieren kann, dass er mein HERR ist. Darum geht es. Er will durch sein Wort auch dein Denken, Reden, Wollen, deine Interessen, deine Einstellung verändern und dir Richtung, Wegweisung, Leitung geben. Nachfolger sein heißt: kein Leben zur Selbstverwirklichung, kein Leben zum eigenen Vergnügen, kein Leben, in dem du selbst bestimmst, wo es lang geht – sondern ein Leben unter Jesu Führung. Da liest du dann sein Wort und erkennst, was er von dir will, lässt dich prägen zu Demut, Hingabe, Nächstenliebe, Feindesliebe, Treue, Fleiß, Dienstbereitschaft und vielem mehr. Jesus Christus will in dir und durch dich leben. Darum sollst du hören auf ihn und ihm gehorchen. Und könnte es anders sein? Ist er doch dein Heiland, der dich liebt und aus Liebe zu dir sich am Kreuz auch für dich geopfert hat. Dieses Erbarmen, diese Liebe will auch in dir Liebe erwecken und Hingabe, so dass du gar nicht anders kannst als willig und freudig ihm zu folgen.

Darum lasst uns nur umso intensiver Gottes Wort betrachten, damit wir immer neu unsere Sünde erkennen, merken, was Gott uns sagen will, wo er Korrektur will, was er uns verheißt, uns schenkt – und wie wir konkret ihm dienen sollen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum dritten Sonntag nach Epiphanias ueber Jeremia 33,6-9:

Gottes Zorn und Gottes Gnade

Jeremia 33,6-9: Siehe, ich will sie heilen und gesund machen und will sie des Gebets um Frieden und Treue gewähren. Denn ich will das Gefängnis Judas und das Gefängnis Israels wenden und will sie bauen wie von Anfang; und will sie reinigen von aller Missetat, damit sie wider mich gesündiget haben, und will ihnen vergeben alle Missetat, damit sie wider mich gesündigt und übertreten haben. Und das soll mir ein fröhlicher Name, Ruhm und Preis sein unter allen Heiden auf Erden, wenn sie hören werden all das Gute, das ich ihnen tue. Und werden sich verwundern und entsetzen über all dem Guten und über all dem Frieden, den ich ihnen geben will.

Wie ist Gott? Wie beschreibt ihn uns die Bibel? Nun, der wahre, lebendige Gott, der dreieinige Gott, ist ein heiliger Gott. Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott. Aber was ist damit gemeint? Wenn Gott von sich sagt, dass er heilig ist, so sagt er damit, dass er abgesondert ist von aller Sünde, dass er jegliche Sünde hasst, dass er absolut rein ist. Und weil er ein heiliger Gott ist, darum ist er auch ein gerechter Gott, ein Gott, der festhält an seiner Ordnung, seinem Gesetz, das er aufgestellt, das er uns gegeben hat. Das aber heißt: Wenn du Gottes Gesetz übertrittst, dann kann Gott nicht einfach beide Augen darüber zudrücken, dann kann er nicht sagen: Das ist doch nicht so schlimm. Nein, weil er heilig und weil er gerecht ist, muss er die angedrohte Strafe auch ausführen. Verflucht sei jedermann, der nicht bleibet in alledem, das geschrieben ist im Gesetz und in den Propheten.

Und doch ist der lebendige, dreieinige Gott zugleich auch ein barmherziger Gott, ist voll Liebe. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott. Beides gilt – und doch darfst du beides, Gottes Heiligkeit und Gottes Liebe, nicht gegeneinander ausspielen. Aber wie passen sie zusammen? Passen sie überhaupt zusammen? Ja! Weil Gott barmherzig ist, darum hat er auch von Ewigkeit her einen Weg festgelegt, damit er uns sündige Menschen, die eigentlich seiner Strafe, seiner Verdammnis verfallen sind, dennoch erretten kann. Vor Erschaffung der Welt hat darum die heilige Dreieinigkeit in ihrem Rat beschlossen, dass der Sohn um unseretwillen Mensch werden sollte, um stellvertretend für uns das Gesetz zu erfüllen und dann all unsere Schuld, auch deine und meine, auf sich zu nehmen und am Kreuz mit seinem Blut dafür zu büßen und so Gott mit uns zu versöhnen. Und das, was Gott damals beschlossen hat, das hat er dann auch, als die Zeit erfüllt war, ausgeführt. Darum, weil Jesus Christus auf Golgatha für dich starb, darum ist auch für dich Vergebung bereit.

Und über diese Liebe Gottes und ihr Gnadenhandeln, davon spricht auch unser Text. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Gottes Zorn und Gottes Gnade

1.     Gottes Zorn

2.     Gottes Gnade

1. Gottes Zorn. Unser Abschnitt fängt an mit den Worten: Siehe, ich will sie heilen und gesund machen. Gott selbst ist es, der hier spricht, wie aus den ersten Versen dieses Kapitels deutlich wird, wo es heißt, dass des HERRN Wort zu Jeremia geschah. Wenn nun Gott der HERR hier ankündigt, dass er sie, da sind zunächst einmal die Israeliten mit gemeint, dass er also sie heilen und gesund machen will, dann heißt das ja, dass sie krank sind, dass sie Hilfe brauchen. Und genau so war es auch. Dies zeigen die Anfangsverse dieses Kapitels. Gott spricht zu Jeremia, der im Vorhof des Gefängnisses als Gefangener saß, festgesetzt von denen, die Gottes Wort nicht hören und nicht beachten wollten. Und wie war die Lage Israels? Israel gab es als Staat schon gar nicht mehr, es bestand nur noch aus der Stadt Jerusalem. Und die war belagert, die Babylonier standen ringsherum und ließen nichts mehr in die Stadt hinein. Teile der Häuser der Stadt, auch Häuser des Königs, waren schon abgebrochen worden, um dadurch Wälle zu bauen. Aus dem Land waren, so lange es noch möglich war, unzählige Menschen in die Stadt geströmt, die nun dabei halfen, sie zu verteidigen. Aber was sagt Gott der HERR über sie? Sie müssen dieselben mit Leichnamen füllen, welche ich in meinem Zorn erschlagen will, denn ich habe mein Angesicht vor dieser Stadt verborgen um ihrer Bosheit willen. Gottes Zorn – hier erkennst du etwas von ihm.

Gott der HERR ist ein heiliger Gott. Als solcher hat er uns Menschen Ordnungen, Gebote gegeben. Schon unseren Ureltern im Paradies gab er ein Gebot, nur ein einziges: Sie sollten nicht essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Und dieses eine Gebot, das doch so leicht war, hatten sie doch unzählige Bäume, von denen sie essen konnten, dieses eine kleine Gebot, das haben sie nicht gehalten. Sie haben sich zum Zweifel und dann zum Ungehorsam gegen Gott und sein Wort verleiten lassen. Dadurch ist die Sünde in die Welt gekommen. Adams Sohn war dann nach seinem Bild, eben ein Sünder. Und so ist es bis heute und wird es sein bis zum Jüngsten Tag: Wer geboren wird, der wird in Sünde, als Sünder geboren. Was heißt das? Aus eigener Kraft, aus eigenem Willen kannst du gar nicht Gott lieben und ihm dienen, es ist völlig unmöglich. Kein Mensch kann das. Ist das nicht furchtbar? Aber warum verlangt Gott etwas Unmögliches? Gott will deinen Gehorsam. Im Paradies, vor dem Sündenfall, wäre er möglich gewesen. Aber seit dem Sündenfall ist er allerdings so unmöglich. Aber nur an deinem Scheitern, daran, dass du immer wieder erkennst, wie weit du entfernt bist von dem, was Gott von dir will, daran, dass du immer wieder schuldig wirst und es auch wirklich als Schuld, als Sünde erkennst, nur daran kannst du deine abgrundtiefe Verdorbenheit und Verlorenheit erkennen. Nur so ist es möglich, dass du begreifst, dass du vor Gott verloren bist, unter dem Urteil der Verdammnis, ganz zu recht, und darum einen Heiland brauchst. Immer wieder konfrontiert dich darum der heilige Gott mit seinem Gesetz – denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde, das ist seine Hauptaufgabe. Gott der HERR ruft damit zur Buße, zur Umkehr, dazu, dass du von Grund auf umdenkst, neu wirst, abkehrst von dem bösen Weg, dem eigenen Weg, dem Weg ohne Gott, gegen Gott – auf den Weg, den Gott dir weist, auf den Weg seiner Gebote, auf den Weg, auf dem er dich begleitet.

Aber wenn du nicht hörst, trotz seines Rufens? Wenn du reagierst wie damals Israel? Gott hatte ihm so viele Propheten geschickt, hatte sie, die Israeliten, gewarnt, sie zur Umkehr gerufen, ihnen ihre Sünde vorgehalten – aber Israel hatte nicht gehört, hatte die Propheten verfolgt, hatte sich immer mehr dem Götzendienst hingegeben. Dann entbrennt Gottes Zorn über dem Sünder, der so gegen ihn rebelliert, so intensiv in der Feindschaft gegen Gott lebt. Dann muss er strafen, so, wie er es mit Israel getan hat. Hungersnöte, Kriege, Einfälle der Feinde ins Land trafen das ungehorsame Volk. Und schließlich der Untergang der Stadt Jerusalem, die Zerstörung des Tempels, die Verschleppung in die Gefangenschaft nach Babylon. Das sind Gottes Gerichte. Gott hatte sie Israel angekündigt. Schon durch Mose hatte er dem Volk angedroht, dass es wieder aus dem Land heraus muss, wenn es seinem HERRN ungehorsam ist. Und Gott hat auch dies sein Gerichtswort ausgeführt. Seine Gerichte können ein ganzes Volk treffen, aber sie können auch dich als Einzelnen treffen. Das kann Krankheit sein, oder ein Unfall, oder Arbeitslosigkeit, ein Unglücksfall, ein Todesfall in der nahen Verwandtschaft oder sonst ein herber Verlust. Gott nimmt den Segen weg, es will nichts mehr gelingen, es geht alles bergab. Ja, das ist Gottes Zorn, Gottes Gericht. Aber: Es ist dennoch immer auch noch ein Gnadenrufen Gottes. Wie viele leben einfach in den Tag hinein und scheinbar geht es ihnen gut. Gott arbeitet nicht einmal an ihnen, im Moment zumindest nicht. Das ist dann geradezu tragisch, wenn Gott nicht mehr redet, auch nicht durch Gericht. Dann kann es sogar sein, dass Gott schon dahingegeben hat. Wie furchtbar.

Israel traf damals Gottes Zorn mit aller Wucht, denn die Verhärtung gegen Gottes Reden, der Götzendienst, das alles war sehr groß in Israel. Gott aber wollte, dass sein Volk zur Besinnung kommt, denn auch bei allem Gericht scheint doch die Gnade noch durch. Wir sehen: Auch solche, die im Glauben stehen, dann aber die Sünde wieder lieb gewinnen, kann Gottes Zorn treffen. Aber auch geht es ihm darum, dass er sie doch zur Umkehr ziehen kann.

2. Und so lasst uns nun betrachten: Gottes Gnade. Gott ist ein heiliger Gott, unbedingt, und ein gerechter Gott. Und doch: sein Herz zeigt er uns, wenn er uns seine Gnade schenkt, wenn er uns in Liebe und Barmherzigkeit begegnet. Wie eindrücklich sagt er es uns doch durch Jesaja: Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig von dir verborgen; aber mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. Betrachte einmal diese Gegenüberstellungen: Einen kleinen Augenblick verlässt dich Gott im Zorn – aber die Barmherzigkeit, mit der er dich dann sammelt, ist groß. Der Zorn währt einen Augenblick, ein wenig verbirgt er da nur sein Angesicht – aber die Gnade, mit der er sich deiner erbarmt, ist eine ewige Gnade. Ja, überströmend ist Gottes Liebe zu dir. Darum preist ihn das gläubige Israel: Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und tröstest mich. Denn, wie David bekennt: Sein Zorn währt einen Augenblick, und er hat Lust zum Leben. Ja, er hat Lust zu dir, dass du lebst, und zwar in Ewigkeit, mit ihm in innigster Gemeinschaft.

Und weil dem so ist, will er sie heilen und gesund machen und will sie des Gebets um Frieden gewähren. Gott heilt, Gott macht gesund, Gott wendet das Gefängnis und baut sein Volk. Es ist ganz wichtig, dass wir das recht vor Augen haben: Gott der HERR ist aktiv, Israel erfährt dies alles nur als Gnade, die ihm widerfährt. Du kannst als Sünder dich nicht selbst reinigen, heilen, dir aufhelfen, denn vor deiner Bekehrung bist du geistlich tot, tot in Übertretungen und Sünden – und was kann ein Toter dazu tun, dass er wieder lebendig wird? Nichts! Du musst vielmehr geistlich lebendig gemacht, auferweckt werden. Wie ist das möglich? Die Sünde ist doch da. Und, wie schon gesagt: Gott wischt sie nicht einfach weg. Sie ist eine Tatsache. Darum kündigt Gott hier an: Ich will sie reinigen von aller Missetat, damit sie gegen mich gesündigt haben, und will ihnen vergeben alle Missetat, damit sie gegen mich gesündigt und übertreten haben. Auch hier wieder: Gott handelt, Gott reinigt, Gott vergibt. Aber streitet das nicht gegen Gottes Heiligkeit?

Ja, wenn Gott einfach so dich reinigen würde von deiner Sünde, dann würde das allerdings unvereinbar sein mit seiner Heiligkeit. Aber damit seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit volle Genüge getan wird, darum hat er ja etwas anderes gemacht, auch als lauter Gnade, das, was im Rat der heiligen Dreieinigkeit schon von Ewigkeit her beschlossen war: Er gab seinen einzigen Sohn um unseretwillen, auch um deinetwillen dahin in diese Welt. Jesus Christus, der wahre Gott, vom Vater in Ewigkeit gezeugt, wurde auch wahrer Mensch, in der Zeit von der Jungfrau Maria geboren und um unseretwillen, auch um deinetwillen, unter das Gesetz getan. Einmal musste das Gesetz erfüllt werden – und Jesus Christus hat es getan, stellvertretend auch für dich und für mich. Aber dann hat er noch mehr gemacht: Er, der wahre Gott, der Reine, er hat all unsere Sünden auf sich genommen, hat sie auf sich geladen, um sie auf seinem Leib mit ans Kreuz zu nehmen und dort die Strafe für unsere Sünden zu tragen: Tod und Gottverlassenheit. Ja, durch sein Blut hat er unsere Sünden gesühnt. Darum hat Jesaja von ihm geweissagt: Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Ja, auch deine Missetat hat ihn verwundet, auch deine Sünde hat ihn ans Kreuz gebracht. Ja, er hat die Strafe auch für dich getragen, auch deine Strafe liegt auf ihm – und darum kannst auch du Frieden mit Gott haben durch ihn. Seine, Jesu, Wunden, können auch dich heilen, geistlich gesund machen. Dort auf Golgatha, da ist es schon alles vollbracht worden, ganz und gar. Da hat Jesus Christus als der Heiland der Welt Gott auch mit dir versöhnt und so auch dir die Vergebung der Sünden erworben. Darum kannst du rein werden, darum kannst du Vergebung der Sünden haben, Freispruch im Jüngsten Gericht, ewiges Leben, weil Jesus Christus dir das alles längst durch sein Verdienst erworben hat. Es ist da, vollkommen. Nichts brauchst du mehr hinzutun. Jesu Erlösungswerk ist ein vollkommenes. Denn mit einem Opfer hat er in Ewigkeit vollendet, die geheiligt werden.

Wie kannst du es bekommen? Was musst du dafür machen? Du kannst nichts dafür machen. In der Welt geht es allerdings so zu, dass du nichts umsonst bekommst. Du musst es dir verdienen. Du erhältst dann etwas, wenn du dafür als würdig erachtet wirst. Wie ganz anders ist es doch bei Gott. In unserem Text gibt es nur einen, der aktiv ist: Gott selbst. Er heilt, er macht gesund, er wendet das Gefängnis, er reinigt, er vergibt die Missetat, er tut Gutes, er gibt den Frieden. Du empfängst nur. Das ist Gnade: frei, umsonst – und ohne Vorbedingungen. Das ist ja das Außergewöhnliche. Und gerade das ist Gnade: Dass da keinerlei Verdienst, keinerlei Voraussetzung deinerseits gegeben ist. Du bist nur über und über mit Sünde bedeckt. Dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. Nicht wahr, das ist Evangelium, das ist frohe Botschaft. Nicht dem Gerechten, nicht dem, der zumindest immer strebend sich bemüht hat, wird die Gerechtigkeit zuerkannt, sondern dem Gottlosen, dem, der nichts als Sünde zu bringen hat. Darum ist auch dein Heil, deine Vergebung allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen

– und du kannst all das allein durch den Glauben haben. Das heißt: Du hast das alles, wenn du im Angesicht deiner Sünde an dir selbst zerbrichst und dich voll Vertrauen, wie schwach, wie zagend es auch immer sein mag, klammerst an Jesus Christus, dass er auch dein Heiland ist, dass er auch für dich das alles erworben hat. Denn er reicht es dir ja alles dar, bietet es dir an, eignet es dir zu durch sein Evangelium im Wort, in der Taufe, im Abendmahl: Ergreife es nur im herzlichen Vertrauen. Dann hast du es. So, wie ein Bettler ein Stück Brot oder ein Glas Wasser ergreift, das du ihm reichst, so ergreife du, was Jesus Christus dir darreicht.

Und darum kannst du dann auch wirklich getrost sein und voll Frieden, weil du dann gewiss bist, dass du wieder versöhnt bist mit Gott, dass du Vergebung all deiner Sünden hast. Eben weil dein Heil, deine Erlösung auf nichts gegründet ist, was in, an, bei dir ist, weil du rein gar nichts dazu beigetragen hast oder hättest beitragen können, sondern weil es ganz und gar und völlig Geschenk Gottes ist, allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen. In diesem Trost, in dieser Gewissheit, da sollst du bestehen und wachsen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Verklärungssonntag ueber 2. Mose 3,1-6:

Gottes Offenbarung im Dornbusch

2. Mose 3,1-6: Mose aber hütete die Schafe Jethros, seines Schwähers, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe hinter in die Wüste und kam an den Berg GOttes Horeb. Und der Engel des HErrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Busch. Und er sah, daß der Busch mit Feuer brannte, und ward doch nicht verzehret. Und sprach: Ich will dahin und besehen dies große Gesicht, warum der Busch nicht verbrennet. Da aber der HErr sah, daß er hinging zu sehen, rief ihm GOtt aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hie bin ich. Er sprach: Tritt nicht herzu! Zeuch deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, da du auf stehest, ist ein heilig Land. Und sprach weiter: Ich bin der GOtt deines Vaters, der GOtt Abrahams, der GOtt Isaaks und der GOtt Jakobs. Und Mose verhüllete sein Angesicht, denn er fürchtete sich, GOtt anzuschauen.

Die Verklärung unseres Heilandes Jesus Christus vor seinen drei Jüngern Petrus, Johannes und Jakobus sollte diesen, den Säulen der Jünger, als besondere Stärkung dienen, empfingen sie doch hier eine besondere Offenbarung über Christi Gottheit, durften einen kleinen Blick in die himmlische Herrlichkeit tun. Sie war zugleich Zurüstung unseres HERRN für seinen Weg nach Jerusalem und ans Kreuz.

In der Zeit des Alten Testamentes wie auch in der Zeit der Apostel ist der dreieinige Gott seinen Männern immer wieder einmal in ganz wunderbarer Weise begegnet, um sie zuzurüsten, sie umzukehren, ihnen Stärkung und Wegweisung zu geben. Eine dieser besonderen Begegnungen war diejenige, der der HERR Mose am Horeb oder Sinai gewährte im brennenden Dornbusch.

Das Gewaltige und Außerordentliche dieses Geschehens kannst du besser begreifen, wenn du den Hintergrund erkennst, auf dem dies stattfand. Das Volk Israel war in Ägypten. Seit Jahrzehnten wurden sie versklavt und mussten hart arbeiten für den Pharao. Ja, die Ägypter setzten alles daran, die Israeliten allmählich zu vernichten. In ihrer immer größer werdenden Not, fingen sie an, zu Gott zu schreien – und ihr Schreien über ihre Arbeit kam vor Gott. Das heißt: Gott erhörte ihr Rufen. Denn es heißt: Gott erhörte ihr Wehklagen und gedachte an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob. Und er sah drein und nahm sich ihrer an. Noch merkte Israel nichts davon. Noch änderte sich gar nichts an ihrer Lage. Aber Gott hatte längst beschlossen, was er tun wollte.

Wenn du aufrichtig zu ihm rufst, so sei gewiss, dass er dich erhört, auch wenn du, zumindest zunächst, noch nichts merkst. Gott hat seine Zeit und seine Weise zu handeln. Sie ist oft außergewöhnlich und für dich dann vielleicht völlig unerwartet. Vertraue ihm.

So völlig unerwartet war auch Gottes Eingreifen, von dem wir in unserem Text lesen. Lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Gottes Offenbarung im Dornbusch

1. Der Ort

1.     Die Art und Weise

2.     Die Beschlagnahmung durch das Wort

1. Der Ort der Offenbarung Gottes. Derjenige, dem Gott der HERR hier begegnete, war Mose. Er war Israelit. Auf wunderbare Weise war er einst nach seiner Geburt gerettet worden. Eigentlich mussten ja alle männlichen Neugeborenen Israels sofort getötet werden. Aber im Gehorsam gegen Gott und Vertrauen auf ihn hatten sich Amram und Jochebed, die Eltern Moses, diesem Mordbefehl nicht unterworfen, sondern ihn bei sich behalten und, als dies nicht mehr möglich war, ihn unter Gebet ausgesetzt in einem Kästchen auf dem Nil. Und was geschah? Die Tochter des Pharao selbst musste als Werkzeug Gottes dienen. Sie fand das Kästchen, als sie mit ihren Dienerinnen spazieren ging, ließ es holen und entdeckte das Baby. Und: Sie ließ es nicht umbringen, sondern nahm es als ein Pflegekind an. Und weil es noch ein Säugling war, ließ sie es von einer hebräischen Frau säugen – nämlich der eigenen Mutter, denn Miriam, Moses Schwester hatte alles beobachtet und konnte dies einfädeln. Als er größer war, wurde er dann am ägyptischen Hof erzogen. Aber er war lange genug im Elternhaus gewesen, um den biblischen alttestamentlichen Glauben gründlich gelernt zu haben und zu wissen, dass er Israelit ist. Und als er 40 Jahre alt war, da beschloss er, sich zu seinem Volk zu bekennen, all die glänzenden Aussichten, die er am Hof hatte, aufzugeben, und mit Gottes Volk die Schmach zu tragen. Er sah sich als der von Gott gesandte Befreier seines Volkes, aber er ging einen eigenen Weg, indem er einen Ägypter erschlug, der einen Israeliten geschlagen hatte. Niemand stellte sich zu Mose. Er musste fliehen und lebte nun schon 40 Jahre bei den Midianitern, hatte dort geheiratet. Sein Alltag bestand nun schon vier Jahrzehnte darin, dass er Schafe hütete. Getrennt von seinem Volk, ausgestoßen und verfolgt von den Ägyptern war er eigentlich ein Niemand.

Und so ist er nun dort in der Wüste auf der Halbinsel Sinai. Wüste ist eigentlich ein Ort, der Gottes Gericht deutlich macht. Denn er ist kein Ort, in dem man leben kann, wo es dauerhaft Wachstum gibt. Nein, er ist ein Ort des Todes. Und Dornen und Disteln sind ebenfalls Zeugen des Gerichtes Gottes, des Fluches über den Acker als Folge der Sünde. Und doch ist es genau an solch einem Ort, dass Gott sich offenbart. Du denkst vielleicht, zur Begegnung mit Gott bräuchte es besondere Orte, besonders schöne, geschmückte, oder besonders geheimnisvolle. Oder du denkst, man müsse sich darauf besonders vorbereiten. Nun ist es gewiss so, dass du Gott gerade auch im Kirchgebäude begegnen kannst, denn dort will er durch sein Wort und Sakrament zu dir kommen. Aber es ist eben nicht das Gebäude an sich, was dazu nötig ist, sondern es ist Gottes Wort. Und so richtig es ist, dass du Gott nicht einfach so als Sünder begegnen kannst, du müsstest ja vergehen, so ist es doch die Wahrheit, dass du selbst dich überhaupt nicht bereiten kannst. Auch das geschieht vielmehr durch das Wort des HERRN, das Sündenerkenntnis, Reue und Buße wirkt.

So ist diese Stätte also eigentlich eine ganz unscheinbare, ja, eine völlig trostlose Stätte. Aber durch Gottes Eingreifen, durch sein Wirken wird sie zu einer besonderen, einer heiligen Stätte, wird der Berg zu einem Berg Gottes.

2. Die Art und Weise, wie Gott sich offenbart. Gott offenbart sich auch nicht zu einer besonderen Zeit. Damit ist nichts gesagt gegen feste Gottesdienstzeiten, gegen feste Zeiten für die Stille Zeit, die Bibellese. Das ist alles wichtig und richtig und nötig. Aber es wäre verkehrt, wenn du denkst, dass Gott dir nur in solchen Zeiten begegnen kann, dass er sozusagen an bestimmte Zeiten gebunden wäre. Nein, wann begegnet er denn Mose? Er begegnet ihn in seinem Alltag, als er dabei ist, die Schafe zu hüten und sie zu besseren Weideflächen zu führen. Ja, Gott begegnet Mose mitten in seinem Leben und will auch dir mitten in deinem Leben begegnen. Gott ist ja kein ferner Gott. Er ist keiner, der nur von weit weg dem Treiben auf Erden zuschaut, interessiert vielleicht, aber völlig unbeteiligt. Nein, der lebendige Gott ist ein herrschender, ein machtvoller Gott, ein Gott, der in der Geschichte handelt. Er will ja dich, dein Leben verändern. Und er wollte auch damals das Leben des Mose radikal umwandeln.

Darum begegnet er ihm dort im Dornbusch, dieser so völlig glanzlosen Pflanze, diesem Gewächs, das ein Ausdruck des Fluches ist. Aber Gott heiligt diesen Ort durch seine Gegenwart. Denn er allein kann den Fluch aufheben, so wie er allein auch den Fluch der Sünde, der auf dir lastet, wegnehmen kann – durch seinen Sohn Jesus Christus, der für dich zum Fluch geworden ist, als er auch um deinetwillen ans Kreuz sich schlagen ließ.

Gott braucht für sein Wirken keinen äußeren Glanz, nicht die Umgebung menschlicher Herrlichkeit, nicht das Sensationelle, Auffallende, wie so viele es meinen. Nein, Gott hat sich hier einen völlig abgelegenen, ruhigen Ort ausgesucht, wo er im Verborgenen mit Mose reden kann. Es geht auch nicht um besondere Gefühle, nicht um eine mehr emotionale Ergriffenheit, nein, es geht um die alles verändernde Begegnung mit dem wahren, lebendigen, dreieinigen Gott. Es geht Gott nicht darum, dir besondere Erlebnisse zu schenken, besondere Gefühle, nicht, dich äußerlich groß, herrlich zu machen, sondern es geht darum, dass das Kreuz Christi in deinem Leben zur Geltung kommt. Es geht um ein durch die Sündenerkenntnis zerschlagenes Herz, es geht um den Zerbruch des alten Menschen, es geht um die Erkenntnis deines Heilandes Jesus Christus.

Gottes Handeln, Gottes Reden zielt auf dein Herz. Es geht darum, dass du ihn erkennst, wie er wahrhaft ist, in seiner Größe, in seiner Heiligkeit, darin, dass er eigentlich unnahbar ist, dass ein tiefer Graben ist zwischen ihm und dir, dem Sünder.

Wie offenbart sich nun Gott der HERR dem Mose? Zunächst nicht anders als durch ein sehr ungewöhnliches Geschehen: Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Busch. Und er sah, dass der Busch mit Feuer brannte und ward doch nicht verzehrt. Ein Busch brennt, was eigentlich in der Wüste nicht außergewöhnlich ist. Ein Busch kann dort schnell aufgrund der Hitze und Trockenheit entzündet werden. Aber hier war es ganz augenscheinlich etwas anderes. Denn dieser Busch verbrannte nicht. Es heißt hier, dass der Engel des HERRN Mose im Busch erschien – und dann, dass der HERR ihn sah und zu ihm sprach. Das ist kein Widerspruch. Denn der malach Jahwe im Alten Testament, der Engel des HERRN, ist selbst eine Person der heiligen Dreieinigkeit, ist Jesus Christus selbst. Wenn du also im Alten Testament vom Engel des HERRN liest, so wisse, dass da von Jesus Christus die Rede ist. Und was macht Mose? Er macht das, was jeder, der das gesehen hätte, wohl gemacht hätte, weil es einfach etwas so Außergewöhnliches ist, dass er es sich ansehen musste.

3. Die Beschlagnahmung durch das Wort. Da aber der HERR sah, dass er hinging zu sehen, rief ihm Gott aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Bis dahin war es ein außergewöhnliches Naturereignis. Was sich damit verbindet, das konnte Mose nicht feststellen und hätten auch wir nicht ahnen oder gar feststellen können. Gottes Wort muss es uns vielmehr offenbaren. So kannst du zwar Gott in der Natur erkennen, gewiss. Du kannst erkennen, dass es einen allmächtigen, allweisen Schöpfer geben muss, der alles erschaffen hat. Und aufgrund deines Gewissens weißt du eigentlich, dass er ein heiliger Gott ist, der dich einst vor sein Gericht ziehen wird. Aber damit kennst du ihn doch noch nicht wirklich. Du weißt nicht, welche Gedanken er über dich hat. Du weißt nicht, dass er dich retten will und wie er es machen will. Das alles kannst du nur erfahren, weil Gott geredet hat zu dir und allen Menschen, in seinem Wort, besonders aber in seinem Sohn Jesus Christus. Darum ist es so notwendig, dass du Gottes Wort hörst und liest, damit du ihn erkennst in seiner Liebe, in seinem Erbarmen, in seiner Gnade und Güte.

Mose also geht zu dem brennenden und doch nicht verbrennenden Dornbusch – und wird plötzlich getroffen von Gottes Wort. Gott spricht ihn direkt an: Mose, Mose! Wie erschüttert muss Mose gewesen sein, als er urplötzlich mitten in der Wüste, wo er doch einsam war, wo doch niemand sonst ihn kannte, seinen Namen hört, zweimal gleich. Wie muss er da zurückgeprallt sein, erschrocken. Gott spricht Mose direkt an, mit Namen. Er kannte ja Mose. Er kannte das ganze Leben des Mose, wusste um ihn schon von Ewigkeit her, lange bevor Mose geboren worden war. Und er kennt auch dich, mit Namen. Du bist für ihn keine Nummer, bist für ihn nicht irgendjemand, nein, du bist für ihn wichtig, du mit deiner Geschichte, deiner Vergangenheit und Gegenwart und deiner Zukunft, die du selbst noch gar nicht kennst. Es geht Gott um dich. Darum spricht er auch dich an mit seinem Wort. Paul, Paul; Werner, Werner; Luise, Luise, Nadine, Nadine, und wie wir alle heißen. Gott spricht dich ganz direkt an, denn er meint dich ganz persönlich. Mose ist erschüttert, gewiss. Aber er weicht dem Rufen nicht aus, er dreht sich nicht um und rennt nicht weg. Nein. Hier bin ich. Das will sagen: Ich stehe dir zur Verfügung, rede, ich höre. Mose muss es zutiefst geahnt haben, es muss tief im Herzen bei ihm gewiss gewesen sein, dass Gott der HERR zu ihm redet. Wenn Gott zu dir redet, dann weiche ihm nicht aus, auch wenn es unangenehm wird. Laufe nicht weg, es hilft dir sowieso nichts. Nein, stehe ihm zur Verfügung, sei ganz Ohr für ihn. Es geht hier allerdings um Unterwerfung. Du kannst Gott nicht so auf Du und Du begegnen. Es geht nicht um deine Selbstverwirklichung. Es geht nicht darum, dass du ein autonomer Mensch bleiben kannst, einer, der aus sich selbst lebt, der sich selbst Maßstäbe und Ziele gibt. Nein, es geht hier um den Anspruch Gottes an dich, so, wie es damals um den Anspruch Gottes an Mose ging. Und dieser Anspruch ist umfassend, meint dich mit deinem ganzen Wesen, deinem ganzen Leben, wie es auch bei Mose war, auch wenn das nicht heißen muss, dass du einen anderen Beruf ergreifen musst. Wie begegnet Gott der HERR dir heute? Das kann sehr unterschiedlich sein. Es kann durch ein Zeugnis, einen Bericht eines anderen Menschen sein; es kann durch ein Flugblatt, ein Heft, ein Buch sein, das dir jemand gibt und du liest; es aber auch durch einen Schicksalsschlag sein, durch ein dich erschütterndes Ereignis; oder aber, und das muss immer kommen, auch wenn all das andere vorangegangen ist, er begegnet dir in seinem Wort, das du hörst oder liest. Alles andere ist nur Vorbereitung, um den Acker zu pflügen. Aber nur sein Wort kann wahrhaft wirken, was Er will: Sündenerkenntnis, Reue, Buße, Umkehr, Hingabe, Nachfolge.

Gottes Anruf zielt ja auf Besinnung und Umkehr. Tritt nicht herzu! Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, da du drauf stehst, ist ein heiliges Land. Gottes Anruf ist Ruf zur Besinnung. Er stellt dich vor die Heiligkeit Gottes. So war es auch bei Mose: Keinen Schritt weiter. Er ist in einen heiligen Bezirk eingedrungen. Dieser Bezirk war nicht heilig an sich, kein magischer Bereich. Nein, er war heilig, weil der lebendige Gott dort gegenwärtig war und Mose begegnete. Aber Mose ist ein Mensch, ein Sünder – wie kann er da dem lebendigen Gott begegnen? Du kannst nicht einfach zu ihm kommen, ohne Umkehr, ohne Reinigung. Nein, die Sünde trennt dich von dem lebendigen Gott, ja, durch die Sünde ist sein Verdammungsurteil über dir. Es gibt nur einen, der diesen Graben überbrücken kann – Jesus Christus. Durch ihn, durch sein Kreuz, an dem sein Blut auch für deine Sünden geflossen ist, kannst du allein Gott begegnen. Denn sein Blut wäscht dich rein von aller Sünde, wenn du als zerbrochener Sünder mit deiner Last zu ihm kommst und seine Vergebung ergreifst. Und nicht nur einmal darfst du das machen, nein, täglich, denn täglich ist es ja auch nötig.

Und: Auch wenn du gereinigt bist durch Jesus Christus von deiner Sünde: Es bleibt ein ungeheurer Abstand zwischen dir und Gott. Bedenke immer, dass du sein Geschöpf bist und er dein Schöpfer, dein HERR. Diese Distanz ist nicht aufhebbar. In Jesus Christus wird Gott nicht zum Kumpel, sondern bleibt der heilige, lebendige Gott. Mose soll seine Schuhe ausziehen. Warum? Der Staub ist ein Ausdruck des Schmutzes, des Vergänglichen, und die Schuhe sind aus Leder, weisen hin auf den Tod der Tiere. Gott ruft Mose zur Andacht, zur Unterwerfung, zur Hingabe. Nicht anders kannst auch du ihm begegnen, nicht anders kann auch die Antwort sein, die sein Heilshandeln bei dir hervorbringen will. Ich ermahne euch durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber begebet zu einem Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.

Gott hat Mose angerufen; er ist ihm begegnet in seiner Heiligkeit, damit Mose erkennt, mit wem er es zu tun hat. Und nun, nun offenbart er sich ihm in seiner Barmherzigkeit, enthüllt sich ihm als der, der er für sein Volk ist. Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Der, der also hier Mose begegnet ist, der ist kein Fremder. Nein, er ist der Gott, mit dem Moses Vorfahren schon zu tun hatten. Er ist derjenige, der einst schon im Paradies Adam und Eva nach dem Sündenfall die Verheißung des Messias, des Heilandes aller Menschen gegeben hat und diese Verheißung erneuert hat, als er Abraham aus Ur rief und dann immer neu bekräftigte. Er ist der treue Gott, der an seinen Bund denkt, der seinen Bund auch zum Ziel bringen wird.

Er ist auch für dich der treue Gott, der seit über 6000 Jahren Menschen gerufen hat, der sein Wort, das er einst nach dem Sündenfall gegeben hat, auch erfüllt hat. Das Neue Testament ist voll von der Erfüllung der Verheißungen aus dem Alten Testament. Und auch dir hält er, was er dir zusagt in seinem Wort.

Gerade das ruft einerseits zum Glauben, zum Vertrauen – aber dann auch, wie bei Mose, zur Beugung, zur Anbetung, zur Hingabe. Und Mose verhüllte sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Auch Gottes Gnade ruft dich zur Anbetung, zum Beugen vor seiner Heiligkeit – und dann zur uneingeschränkten Nachfolge, zum ganzen, bedingungslosen Ja zu seinem Willen, seinen Wegen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Septuagesimae (70 Tage vor Ostern) ueber Jeremia 1,4-10:

Gott erwaehlt

Jeremia 1,4-10: Und des HErrn Wort geschah zu mir und sprach: Ich kannte dich, ehe denn ich dich in Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe denn du von der Mutter geboren wurdest, und stellete dich zum Propheten unter die Völker. Ich aber sprach: Ach, HErr HErr, ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung! Der HErr sprach aber zu mir: Sage nicht: Ich bin zu jung; sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dich heiße. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HErr. Und der HErr reckte seine Hand aus und rührete meinen Mund und sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. Siehe, ich setze dich heute dieses Tages über Völker und Königreiche, daß du ausreißen, zerbrechen, verstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.

Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott ist es wahrhaft ernst damit. Darum ist auch sein Sohn Jesus Christus in diese Welt gekommen als das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Er hat wahrhaft die Sünden aller Menschen aller Zeiten auf sich genommen. Werden darum nun alle Menschen gerettet werden? Gottes Wort selbst sagt es uns unmissverständlich: Nein. Sehr viele Menschen, wohl die überwiegende Mehrzahl, wird nicht gerettet werden. Warum? Auch darüber lässt uns die Bibel nicht im Unklaren: Weil die Menschen Gott widerstreben. Und Gott, solange er uns nicht in aufgedeckter Majestät, sondern verborgen in den Gnadenmitteln begegnet, diesem Gott kann widersprochen, widerstrebt werden. Denke nur daran, wie Jesus Christus über Jerusalem geweint hat, wie er daran erinnert hat, wie er die Israeliten hat sammeln wollen wie eine Henne, die ihre Küken versammelt – und die Menschen haben nicht gewollt. Das ist also möglich. Und doch ist es schwer für uns zu verstehen. Ist denn der lebendige Gott nicht der allmächtige Gott? O gewiss! Ihm ist kein Ding unmöglich. Aber warum kann ihm dann der Mensch widerstreben? Hier stoßen wir an Geheimnisse, die in dieser Zeit nicht zu entschlüsseln sind. Wir wissen aus der Bibel, dass jeder Mensch, der gerettet wird und in Ewigkeit für immer bei Gott sein wird, dies allein dem lebendigen Gott zu verdanken hat, bei dem dein ganzes Heil liegt. Und wir wissen, dass derjenige, der verloren geht, allein aus eigener Schuld verloren geht. Die Spannung aber, warum der eine errettet wird, der andere nicht, obwohl doch beide Sünder sind, beide eigentlich dem Gericht verfallen, und beide vielleicht in einer Kirchenbank sitzen und das Gleiche hören – das ist für uns in dieser Zeit nicht zu erkunden. Hier treffen wir auf den verborgenen Ratschluss Gottes. Den können und sollen wir aber nicht erforschen, sondern uns vielmehr an das halten, was Gott der HERR uns zu unserem Heil geoffenbart hat, also an Jesus Christus, das aufgeschlagene Buch der Liebe Gottes zu uns.

Auch unser heutiger Text berichtet von diesem Gnadenhandeln Gottes. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Gott erwählt

1.     Wann?

2.     Wozu?

3. Auswirkungen

1. Wann erwählt Gott? Unser Abschnitt steht am Beginn des Buches des Propheten Jeremia und beschreibt uns die Berufung dieses Propheten durch Gott selbst. In diesem Zusammenhang hebt Gott der HERR hervor, dass er Jeremia schon erwählt und berufen hat bevor er lebte: Ich kannte dich, ehe denn ich dich in Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe denn du von der Mutter geboren wurdest, und stellte dich zum Propheten unter die Völker. Noch ehe Gott Jeremia im Mutterleib bereitete, also noch ehe er gezeugt war, da kannte Gott ihn schon. Das ist gewaltig. Für Gott bist du als Person schon da, schon bekannt, noch bevor nur irgendein Mensch an dich denken kann. Im Brief an die Epheser schreibt darum der Apostel Paulus als der Mund Gottes: Er hat uns erwählt durch denselben ehe der Welt Grund gelegt war. Ehe der Welt Grund gelegt war – das heißt, nicht nur bevor du gezeugt wurdest, nein, schon vor der Schöpfung hat Gott schon an dich gedacht, warst du ihm schon bekannt, kannte er jeden Menschen, der erst Jahrtausende später geboren werden sollte. Da hat er schon erwählt durch Jesus Christus und in Jesus Christus. Das heißt: Die Erwählung hat durch Jesus Christus stattgefunden, den Erlöser. Auch im zweiten Brief an Timotheus unterstreicht das der Apostel: Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt. Vor der Zeit der Welt – lange bevor du gezeugt und geboren wurdest, hat Gott dich schon in Jesus Christus erwählt. Wenn er dich aber in Jesus Christus erwählt hat, so gehört die Rettung, gehört der Glaube da mit in diese Erwählung hinein.

Von sich selbst etwa sagt Paulus ja auch, dass Gott der HERR ihn von seiner Mutter Leibe hat ausgesondert und berufen durch seine Gnade. Was heißt das nun für dich und mich? Wenn Gott vor der Zeit der Welt erwählt hat, noch ehe der Welt Grund gelegt war, so ist die Erwählung geschehen nicht aufgrund irgendwelcher besonderen Vorzüge, die er bei uns gesehen hätte, auch nicht wegen irgendwelcher Verdienste, die wir erworben hätten, aufgrund deren wir es verdient hätten, erwählt zu werden. Nein, Gottes Erwählungshandeln ist souveränes Gnaden-und Erbarmungshandeln durch Jesus Christus ohne irgendwelche Voraussetzung von dir oder mir. Wenn Gott also erwählt, dann liegt die Ursache allein bei ihm, nicht bei dir. Das ist ein großer Trost, weil dann auch all das, was mit der Erwählung verbunden ist, was dir durch die Erwählung geschenkt wird, auch nicht von dir abhängt, auch nicht von dir erworben wurde, sondern vielmehr Gottes gnädiges Geschenk ist.

2. Denn wozu erwählt Gott? In dem Vers aus dem zweiten Timotheusbrief wurde es schon deutlich: zur Seligkeit. Denn der heilige Ruf, mit dem er dich ruft, der ist ja nur Folge dieser vor aller Zeit längst geschehenen Erwählung. Gottes Erwählung ist Gnadenwahl, nicht Zorneswahl, wie die Calvinisten behaupten, die es auch gäbe, die kennt die Bibel nicht. Gottes Vorsatz ist aus Gnade geschehen, in Jesus Christus, also engstens verknüpft mit Christi Erlösungswerk. Darum ist sie nur Wahl zur Errettung. Aus der Masse der Menschheit also hat Gott in Jesus Christus, in Verbindung mit seinem Erlösungswerk, etliche zur Seligkeit erwählt, und zwar zur Seligkeit, zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus. Denn so schreibt er an die Thessalonicher im zweiten Brief: Euch hat Gott erwählt von Anfang zur Seligkeit in der Heiligung des Geistes und im Glauben der Wahrheit. Die Erwählung ist also immer Erwählung zur Seligkeit im Glauben der Wahrheit. Wen Gott also erwählt hat, den hat er in Jesus Christus und durch Jesus Christus dazu erwählt, dass er ihn zum Glauben an Jesus Christus führt und ihm dadurch die Seligkeit schenkt. Und damit ist auch verbunden die Heiligung des Geistes. Auch diese ist eine Frucht der Erwählung.

Das heißt aber: Wenn du gerettet bist, dann liegt die Ursache dafür zu keinem Teil, nicht zum geringsten, bei dir, sondern einzig und allein bei Gott, und zwar in seiner Erwählung begründet. Das ist auch der heilige Zweck dieses Artikels der biblischen Lehre: dass du rechten Trost haben kannst über deine Errettung und fest gegründet bist im Evangelium, weil deine Errettung keinerlei Ursache hat bei dir. Du bist nicht besser als dein Nachbar oder dein Schulfreund oder auch dein ärgster Feind. Darum ist da auch keinerlei Ursache bei dir, warum ausgerechnet du solltest errettet werden im Unterschied zu so viel anderen Menschen, die nicht errettet werden. Nein, dass du errettet bist und dein bester Freund vielleicht nicht, das ist allein Gottes Gnade, die er dir schon vor der Zeit der Welt zugesprochen hat.

Und das, was Gott sich einst vorgenommen hat, das führt er dann auch zu seiner Zeit aus: Denn welche er zuvor versehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbild seines Sohnes, auf dass derselbe der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern. Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht, welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht. Da hast du nun beides zusammengefasst: Gottes Erwählungshandeln vor der Zeit der Welt und die Ausführung in der Zeit. Denn das, was Gott sich einst vorgenommen hat, das führt er auch in dieser Zeit aus. Dein ganzes Glaubensleben ist da umfasst, bis einschließlich deiner Herrlichkeit einst im Himmel. Und die Ursache für all das liegt allein bei dem lebendigen Gott. Er hat dich verordnet, er hat dich berufen, er hat dich gerecht gemacht, also zum Glauben an Jesus Christus gebracht, er wird dich auch herrlich machen. Das alles beruht also nicht auf deinem Handeln, deinen Werken, nein, es ist Gottes Heilswerk allein.

Und er nimmt dich gerade auch durch sein Erwählen völlig in Beschlag: Du sollst gleich sein dem Ebenbild seines Sohnes. Du sollst immer mehr hineingeformt werden in sein Bild, ihm immer ähnlicher werden. Was aber heißt das? Das ist meine Speise, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk. So konnte Jesus Christus sprechen. Er lebte ein Leben der völligen Hingabe. Er hatte sich völlig dem Vater ausgeliefert. Es war ein Leben für Gott, ohne wenn und aber. Und das möchte er auch von dir. Auch das umschließt die Erwählung mit. Daher heißt es im Epheserbrief: Er hat uns erwählt …, dass wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm. Das ist der Wille Gottes mit dir und über dir: du sollst heilig und unsträflich sein vor ihm. Was heißt das? Heilig sein heißt: Du sollst ihm gehören, völlig, ganz und gar. Dein Herz soll ganz auf ihn ausgerichtet sein. Ihn, deinen Schöpfer und Heiland, sollst du lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit aller deiner Kraft. Kurz: Du sollst ihm gehören. Dein Heiland will auch dein HERR sein, ohne Abstriche. Er hat uns verordnet zur Kindschaft gegen ihn selbst, … zu Lob seiner herrlichen Gnade. Du sollst als Erwählter ihn lieben, ihn loben, ihm dienen.

Das sehen wir auch an Jeremia. Gottes Erwählung bei ihm zielte auf sehr konkrete Folgen, ja, sie ging auch auf sehr bedeutende Einzelheiten: Ich stellte dich zum Propheten unter die Völker. Gott hat Jeremia nicht gefragt, ob er das werden wolle. Gott hat ihn dazu berufen, vor der Zeit der Welt. Auch dein Leben ist in Gottes Hand. Er will es leiten, dich führen, dich bewahren. Darum ist auch aller Widerspruch Jeremias dagegen sinnlos. Kennt Gott denn nicht die Seinen? Natürlich kennt er sie, sie sind ja schließlich seine Geschöpfe, Und so weiß er es viel besser, was ein jeder kann, wozu er einen jeden verwenden kann. So auch hier bei Jeremia. Gott diskutiert nicht lange mit ihm, sondern weist den Einspruch zurück und gibt dann Befehle: Jeremia soll gehen, wohin Gott ihn sendet, und predigen, was er ihn heißt. Gott belegt ihn ganz und gar mit Beschlag. So auch bei dir. Gott will dich ganz, mit deinem gesamten Leben. Er will die tägliche Ganzhingabe.

3. Welche Auswirkungen aber hat diese Lehre für dich? Wozu will sie dir helfen? Wie schon gesagt: Sie macht es überdeutlich, dass jegliche Ursache deines Heils, deiner Errettung allein bei Gott liegt. Nichts, gar nichts kannst du zu deiner Erlösung beitragen. Die Ursache ist, dass er dich vor aller Zeit erwählt hat zur Seligkeit durch den Glauben an Jesus Christus und nun in dieser Zeit diese seine Wahl ausführt, durch Menschen zumeist, die er dabei gebraucht, die dir sein Wort bringen. Weil dem so ist, darum ist tatsächlich Heilsgewissheit möglich. Denn so lange dein Heil an irgendetwas in, an, bei dir hängen würde, so lange könntest du keine wirkliche Heilsgewissheit haben. Denn dann müsstest du immer denken, ob dein Handeln, deine Buße, dein Mitwirken wohl auch richtig und ausreichend sei. Immer bliebest du im Zweifel, würde Ungewissheit dein Leben durchziehen. Nun aber weißt du, dass die Ursache deines Heils allein bei Gott in seinem Sohn Jesus Christus begründet liegt. Damit ist sie dir und deinem unsicheren Handeln, Denken, Wollen entzogen und du kannst getrost sein, weil er dein Fels ist. Das ist Evangelium, reines Evangelium.

Du fragst aber nun vielleicht: Wie kann ich denn wissen, dass ich erwählt bin? Du kannst es nicht anders als durch das Kreuz Jesu Christi. Denn dort am Kreuz, da hat Jesus Christus auch deine Sünden getragen, da hat er auch an dich gedacht, als er rief: Es ist vollbracht. Und indem er dich durch das Evangelium beruft und durch das Evangelium den Glauben in dir entzündet, darfst du wissen, dass auch du gemeint bist. Weil er auch dich geliebt hat, denn es heißt, dass er die Welt geliebt hat, darum darfst du wissen, dass er auch dich bei sich haben will in der Herrlichkeit. Heilsgewissheit, Erwählungsgewissheit, die gibt es nicht dadurch, dass du irgendwo in der Bibel liest, dass Gott auch beschlossen hat, Paul Schulze und Ida Müller bei sich in der Ewigkeit zu haben, sondern die hast du allein dadurch, dass du dich an Jesus Christus hältst, deinem Heiland, an sein Kreuz und Auferstehen, und dich im Glauben an ihn klammerst.

Und diese Gnade, diese Liebe Gottes, die darinnen zu erkennen ist, die dringt dich, dass du nun nicht mehr dir selbst lebst, sondern dem, der für dich gestorben und auferstanden ist, eben, dass du etwas seiest zu Lob seiner Herrlichkeit. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Sexagesimae ueber Jesaja 55,6-11:

Gottes kraeftiges Wort

Jesaja 55,6-11: Suchet den HErrn, weil er zu finden ist; rufet ihn an, weil er nahe ist! Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken und bekehre sich zum HErrn, so wird er sich sein erbarmen, und zu unserm GOtt, denn bei ihm ist viel Vergebung. Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HErr, sondern soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken denn eure Gedanken. Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin kommt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend, daß sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, also soll das Wort, so aus meinem Munde gehet, auch sein: Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende.

Gott lädt uns ein, Gott lädt dich ein. Wusstest du das schon? Höre hier seine Einladung durch den Propheten Jesaja: Wohlan alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser; und die ihr nicht Geld habt, kommt her, kaufet und esst; kommt her und kaufet ohne Geld und umsonst beides, Wein und Milch! Ja, Gott lädt dich ein. Oder willst du dich nicht zu denen zählen, die durstig sind, die kein Geld haben? Willst du nicht zu denen gehören, die Gott nötig haben? Bist du der Meinung, du schaffst es ohne ihn? O, wie viele sind dieser Meinung und glauben, sie müssten es selbst schaffen, selbst ihr Leben bewältigen, selbst sich den Weg in den Himmel erarbeiten oder doch zumindest daran mitarbeiten. Wie viele leiden deshalb unter einer ungeheuren Last ihres Lebens, ihrer Schuld, ihrer Not. Gott aber redet freundlich mit ihnen, mit dir: Warum zählet ihr Geld dar, da kein Brot ist, und eure Arbeit, da ihr nicht satt von werden könnet? Höret mir doch zu und esset das Gute, so wird eure Seele in Wollust fett werden. Wenn du meinst, du müsstest dir den Weg in den Himmel, in die ewige Herrlichkeit erarbeiten, oder doch zumindest daran mitarbeiten, so ist das falsch. Du mühst dich ab und wirst es doch nie erlangen. Du plagst dich und wirst doch nie satt werden, weil du das Gute, das Gott der HERR aus Gnaden für dich längst bereit hat, nicht annehmen willst – die Erlösung, das ewige Leben allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, empfangen von dir allein durch den Glauben.

Gott der HERR aber reicht es dir dar, bietet es dir an, auch in unserem heutigen Abschnitt. Lasst unter dem Beistand des Heiligen Geistes uns ihn betrachten unter dem Thema:

Gottes kräftiges Wort

1.     Es ruft zur Umkehr

2.     Es bewirkt die Umkehr

1. Gottes kräftiges Wort ruft zur Umkehr. Suchet den HERRN, weil er zu finden ist; rufet ihn an, weil er nahe ist! Von Natur her haben wir keine Gemeinschaft mit dem lebendigen, dreieinigen Gott. Von Natur bist du vielmehr getrennt von ihm durch die Sünde. Nicht nur durch die eine oder andere sündige Tat, den einen oder anderen sündigen Gedanken, das eine oder andere sündige Wort; nein, dein ganzes Wesen ist voll Sünde, du bist Sünder, ein Kind des Zorns von Natur – und darum kommen ja auch all die Sünden in deinem Leben vor. Und nun ruft dir der HERR zu: Suchet den HERRN, weil er zu finden ist; rufet ihn an, weil er nahe ist! Auch das tust du nicht von Natur. Keiner von uns ist von Natur ausgerichtet auf den lebendigen Gott. Nein. Bevor du überhaupt anfängst, nach Gott zu fragen, ihn zu suchen, da hat Gott der HERR dich schon lange gesucht, ist dir schon lange nachgegangen, hat sich schon lange um dich bemüht in Jesus Christus. Und er redet dich an: Adam, wo bist du? So rief er unseren Urvater an nach dem Sündenfall. So ruft er auch dich an. Warum? Er will, dass du umkehrst, dass du aufhörst, auf einem Weg ohne Gott zu gehen, auf einem eigenen, selbsterdachten Weg, auf einem Weg, der darum schließlich in der ewigen Pein, der ewigen Verdammnis enden muss. Darum will er in dir das Verlangen wecken, doch mit Gott ins Reine zu kommen, mit ihm wieder in Gemeinschaft zu kommen.

Aber ist das denn überhaupt möglich? Ist da nicht zwischen Gott und uns eine unendliche Kluft, die von uns gar nicht überwunden werden kann? Dem ist so, allerdings. Wie aber soll ich dann zu Gott finden? O, wenn dich doch nur diese Frage wirklich von Herzen beschäftigen würde! Wenn du doch nur anfangen würdest, nach Gott zu fragen, ihn zu suchen! Aber wo denn suchen? Ja, das ist allerdings entscheidend, wo du suchst. Nicht wahr, wenn du etwas im Hof oder Garten verloren hast und du suchst es im Haus, so wirst du es nicht finden, weil du an der falschen Stelle suchst. So ist es auch mit Gott. Du kannst Gott nicht irgendwo finden, wo du ihn vielleicht gerne hättest. Du wirst ihn nicht finden in besonderen Erlebnissen, großartigen Gefühlen, sensationellen Ereignissen. Du wirst ihn vor allem auch nicht in dir finden, so dass du meinst, dich in dich selbst versenken zu müssen. Wo aber ist er denn zu finden? Siehe, er ist zu uns, er ist zu dir gekommen, in diese Welt, damit du ihn erkennen, damit du ihn kennen kannst: in Jesus Christus. Nur in Jesus Christus kannst du ihn erkennen, kannst du ihn finden, ihm begegnen. Aber wie soll das heute möglich sein? Damals, vor 2000 Jahren, da wandelte er hier auf Erden. Wenn du da gelebt hättest, so hättest du nach Israel reisen können, um ihm dort sichtbar zu begegnen. Aber heute? Ja, wo findest du heute Jesus Christus? Wo kannst du ihm begegnen? Kannst du ihm überhaupt begegnen? Ja, du kannst ihn auch heute noch finden, du kannst ihm auch heute noch begegnen, und mit ihm dem ganzen dreieinigen Gott. Aber wo? Er kommt zu dir, nämlich in seinem Wort und Sakrament. Ja, er kommt zu dir durch die Bibel, wenn du sie aufmerksam, unter Gebet, fragend liest. Er kommt zu dir durch die Predigt, in der sein Wort verkündigt wird. Er kommt zu dir, wenn wir zusammen im Bibelkreis sein Wort lesen. Er kommt zu dir, wenn dir jemand ein christliches Buch gibt. Er kommt zu dir in jedem Zeugnis, das dir jemand über den dreieinigen Gott gibt. Und er kommt zu dir in der heiligen Taufe, die Jesus Christus eingesetzt hat, durch das Wort, das im Zentrum steht. Und er kommt schließlich in ganz besonderer Weise zu dir im heiligen Abendmahl, wenn er dir dort in, mit und unter Brot und Wein seinen Leib und Blut anbietet, darreicht, zueignet, zusammen mit dem Wort.

Wie also kannst du dem lebendigen Gott begegnen? Wo kannst du ihn finden? Einzig und allein in seinen Gnadenmitteln, da aber ganz gewiss. Jeden Sonntag kannst du ihm begegnen im Gottesdienst; jedes Mal im Bibelkreis, bei jeder Bibellese – denn im Wort kommt er zu dir und redet zu dir, ruft dich zur Umkehr.

Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich sein erbarmen, und zu unserem Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung. Das ist der Wille Gottes für einen jeglichen von uns – und sein Angebot. Der alte Weg, der Weg der Gottesferne, ist ein Weg, der in der Verdammnis endet. Er muss darum vor den Augen der Menschen nicht unbedingt ein boshafter, schrecklicher Weg sein. Nein, viele Menschen werden es sogar bewunderungswürdig finden, wenn du als Humanist lebst oder als Idealist, wenn du anderen hilfst, dich für andere einsetzt, wenn du hohe Ideale und Wertvorstellungen hast. Oder du bist religiös, glaubst daran, dass es einen Gott gibt, vor dem du dich verantworten musst, und strengst dich an, ihm zu gefallen. Viele Menschen werden dich hoch achten. Aber Gott der HERR kann diesen Weg nicht annehmen. Denn es ist dein eigener Weg, dein Versuch der Selbsterlösung, der Selbstregierung, der Selbstverwirklichung, selbst wenn du meinst irgendwo Gott dabei zu haben. Nein, Gottes Weg ist ein ganz anderer. Und darum ist es so notwendig, dass du bekehrt wirst. Wenn Gott der HERR dich hier aufruft: Bekehre dich zum HERRN, so heißt das nicht, dass du dies selbst leisten kannst und musst. Das ist ganz unmöglich, da du, so lange du noch fern von Gott bist, geistlich tot bist. Die Bekehrung ist ganz sein Werk durch das Evangelium. Aber durch sein Evangelium, auch durch diese Imperative, diese Befehle des Evangeliums, bekehrt er dich, erweckt er in dir den Glauben und zieht er dich zu sich, so, wie Jesus Christus Lazarus auferweckt hat durch den Ruf: Lazarus, komm heraus! Lazarus war zuvor tot, aber dieser Ruf Jesu hat ihm das Leben geschenkt; darum konnte er dann herauskommen. Und welche Verheißungen gibt er dir doch: Er will sich dein erbarmen, denn bei ihm ist viel Vergebung! Du kommst als ein Sünder zu ihm, dem seine Schuld, sein Verderben, seine Verlorenheit vor Augen steht, der keinerlei Ausweg mehr weiß. Aber bei dem HERRN ist viel Vergebung. Hier darfst du allen Schutt abladen. Und das gilt ja nicht nur dies eine Mal. Nein, das gilt dein ganzes Leben. Jeden Tag darfst und sollst du kommen mit dem Schmutz des Tages oder womit du beladen bist, dass er ihn dir abwäscht durch das Blut Jesu Christi, damit du wieder rein wirst und von ihm erneuert aus der Vergebung lebst.

Dir erscheint das alles irgendwie unwirklich, sonderbar, unmöglich? Ja, der menschlichen Vernunft ist Gottes Erbarmen, Gottes Gnade allerdings sonderbar, denn Gott widerspricht in seinem Handeln allerdings aller menschlichen Vernunft. Menschliche Vernunft sagt: Nur der darf gerecht gesprochen, frei gesprochen werden, der es wirklich verdient hat, der unschuldig ist oder der durch seine eigene Besserung, durch eigene Leistung den Beweis abgelegt hat, dass er sich wirklich grundlegend geändert hat. Aber vor Gott ist das alles ganz anders.

Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Gott ist wirklich der ganz Andere, der, der unserem menschlichen Danken, unseren menschlichen Vorstellungen in keiner Weise entspricht. Und das ist ja das Wunderbare, das Großartige, dass es tatsächlich so ist. Denn sonst müssten wir allerdings verzweifeln. Stelle dir doch vor, du müsstest absolut rein vor ihm dastehen – wie wolltest du das schaffen? Es wäre unmöglich. Denn er fordert ja, dass du jeden Augenblick deines Lebens absolut rein, gerecht, ohne Sünde bist. Aber das ist seit dem Sündenfall unserer Ureltern ja ausgeschlossen. Das kannst du nicht. Und darum ist Gott so ganz anders, so voll Erbarmen, so voll Gnade und schenkt dir in Jesus Christus die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht, damit das ewige Leben. Er bietet dir all dies an, reicht es dir dar, eignet es dir zu – vollkommen umsonst, ohne Vorbedingungen, ohne nachträgliche Bezahlungen. Nein, es ist wirklich reines Geschenk. Du musst es nur für dich ergreifen, annehmen durch den Glauben, den er dir auch noch schenkt. Nun lasst uns betrachten, wie Gott ihn in dir wirkt.

2. Gottes kräftiges Wort wirkt die Umkehr. Gott ruft dich in seinem Wort nicht nur zur Umkehr auf und zu einem Leben in seiner Nachfolge. Nein, er bewirkt dies auch durch eben dieses sein Wort. Das ist ganz wichtig. Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin kommt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, also soll das Wort, so aus meinem Munde gehet, auch sein: Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende. Gott verwendet hier durch den Propheten Jesaja ein Bild, das gerade in der Wüste so besonders stark hervor tritt: Die Wüste ist ja zumeist mehr oder weniger dürr, kahl, trocken, sandig. Wenn dann aber der Regen kommt, oft geradezu sintflutartig, wie ein gewaltiger Sturzbach, so verwandelt er das dürre Land in Kürze in eine saftige grüne Wiese. Dies ist wie ein Wunder. Es ist Gottes Werk, eben durch den Regen, den er geschickt hat. Und so ist es mit Gottes Wort auch, sagt er hier. Gottes Wort ist kein leeres Wort, ist nicht nur eine leere Hülse, ist auch nicht nur so ein Romanwort wie von Goethe oder Schiller. Nein, es ist vielmehr Gottes Wort, von dem Christus sagt, es ist Geist und ist Leben – und darum kann es das auch geben.

Gott der HERR hat dabei zweierlei Weisen, wie er mit dir spricht, zweierlei Stäbe, um seine Schafe zu hüten: den Stab Sanft und den Stab Weh. Der Stab Weh, das ist das Gesetz. Gottes Gesetz setzt Maßstäbe, es fordert, unerbittlich. Dadurch wehrt es den groben Ausbrüchen der Sünde, damit zumindest äußerlich ein gewisses Zusammenleben möglich ist. Und vor allem, das ist seine Hauptaufgabe: Es überführt dich deiner Sünde, es zeigt dir, dass du ein Sünder bist. Die Sünde kannte ich nicht außer durch das Gesetz. Das Gesetz bewirkt Erkenntnis der Sünde. Welch eine Erschütterung ruft Gott der HERR in deinem Herzen durch das Gesetz hervor. Da erkennst du erst recht, wie sündig du bist, wie schlecht, wie voll Bösem, wie wahrhaft fähig zu allem Bösen. Ja, du begreifst, dass wirklich dein Herz voll Sünde ist und darum aus deinem Herzen alle argen Dinge kommen. Das erschüttert dich durch und durch. Das zerbricht dein Herz und Gemüt und zerschlägt dich, dass du arm und bloß vor dem lebendigen Gott liegst und zugeben musst, dass du ihm nichts, gar nichts bringen kannst und dass seine Urteile völlig richtig und gerecht sind. Ja, Gottes Wort ist wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt, gerade auch den Felsen des harten, von Sünde durchzogenen Herzens.

Wie ist unser Heiland Jesus Christus doch Johannes auf Patmos erschienen? Der Apostel beschreibt ihn unter anderem in der Offenbarung so: aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert. Damit zeigt er an, dass Christi Rede eine richtende, eine strafende und zerteilende Gewalt hat. Darum heißt es auch im Hebräerbrief vom Wort Gottes, dass es ist lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidig Schwert und durchdringt, bis dass es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Ja, hier hast du etwas von dieser gewaltigen Kraft und Macht des Wortes Gottes. Es durchdringt deine Seele völlig. Es ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Vor Menschen kannst du vieles verbergen und meinst, damit sei alles gut, denn es wisse ja außer dir sonst niemand. Aber du irrst dich. Gott weiß es, Gott kennt dich. Und wenn er durch sein Gesetz dein Herz, dein Gewissen trifft, dann steht es dir alles genau vor Augen – und du hörst sein Urteil über dir, das dich verdammt. Das ist die richtende Kraft des Wortes Gottes. Aber das ist nicht das einzige, was Gott durch sein Wort bewirkt.

Er hat ja vielmehr ein ganz anderes Ziel: Er will, dass du lebst, dass du in Ewigkeit lebst mit ihm in der Herrlichkeit. Das ist aber nur möglich, wenn du von deiner Sündenschuld gereinigt wirst. Und wie ist das möglich? Nicht anders als durch Jesus Christus, dem Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Er hat auf Golgatha auch deine Sünde getragen, vollständig, und auch für deine Sünden dort vollkommen bezahlt. Nun ist es so wichtig, dass du das, was er damals dir erworben hat, auch bekommst. Und wie geschieht das? Wie kannst du Anteil an dem erhalten, was Jesus Christus dir einst erworben hat? Nicht anders als durch sein Wort, durch das Evangelium. Darum schreibt der Heilige Geist durch Paulus an die Römer: Wie sollen sie aber anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? … So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes. Der Glaube entsteht nicht anders als dadurch, dass du das Evangelium hörst, dass es an deinem Herzen wirkt. Denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben. Das Evangelium ist also eine Kraft Gottes, ist dynamis, eine alles durchschlagende, überwindende Kraft, die etwas völlig Neues in dir wirkt, schafft, nämlich den rettenden Glauben an Jesus Christus. Das Evangelium ist nicht nur ein nüchterner historischer Bericht, nicht nur eine Darstellung längst vergangener Dinge. Nein, das Evangelium ist frohe Botschaft und zieht die Verbindung von dem, was damals geschehen ist, zu dir. Denn es ist ja um deinetwillen geschehen, zu deiner Errettung, zu deinem Heil. Und so weckt es in dir das Vertrauen zu Jesus Christus, dem Heiland der Welt. Und dieses Vertrauen, das ist nichts anderes als der Glaube, der sich an ihn klammert. Darum schreibt Petrus auch, dass wir wiederum geboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewiglich bleibet. Gottes Evangelium, das Evangelium Jesu Christi, ist es, was dich von neuem gebiert, wiedergebiert. Das kannst du nicht selbst. Kein Mensch hat sich selbst geboren oder dazu beigetragen. Und so kann auch kein Mensch sich selbst wiedergebären oder dazu beitragen. Nein, das ist allein Gottes Werk durch sein Wort, denn er hat uns gezeugt nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit.

Gottes Wort ist ein kräftiges, wirkmächtiges Wort, eben, weil es Gottes Wort ist, Gottes Geist darinnen wirkend gegenwärtig ist. Es hat darum Kraft in sich selbst und benötigt nicht, dass ihm Kraft von außen erst gegeben werden muss. Es ist nicht nötig, dass dem Wort Gottes in Gesetz und Evangelium, damit es etwas bewirken kann, durch Menschen erst die richtige Kraft gegeben wird, sei es etwa durch die Menschen bearbeitende Musik, sei es durch eine Predigtweise, die an der Psyche des Menschen manipulierend arbeitet, sei es, dass der Prediger in erster Linie versucht, die Gefühle anzusprechen oder, wieder anders, den Willen des Menschen zu bearbeiten, um zu einem Ergebnis zu kommen. Auch muss dem Wort nicht erst Vollmacht gegeben werden durch Theater, durch unterhaltende Beilagen oder einen unterhaltenden Stil. Nein, all das droht vielmehr das Wort zu verzerren, die Lehre zu verändern und das Kreuz Christi wegzunehmen. Paulus betonte vielmehr: Mein Wort und meine Predigt war nicht in vernünftigen Reden menschlicher Weisheit, sondern in Beweisung des Geistes und der Kraft, auf dass euer Glaube bestehe nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft. Gottes Kraft wirkt durch sein Wort, das wir nur auszuteilen haben.

Und durch dieses Wort arbeitet er auch am Herzen seiner Gläubigen, um sie zu lehren, sie zu strafen, zu bessern und bei sich zu erhalten im rechten Glauben. Alles macht er allein durch das Wort.

Dieses Wort schließlich ist es auch, durch das die Sakramente ihre Kraft haben als Stiftungen Christi: Durch das Wort schenken sie den Glauben bzw. erhalten und stärken sie den Glauben und sind ganz konkreter Zuspruch des Evangeliums an jeden Einzelnen persönlich.

Darum: Bleibe fest an Gottes Wort, dass es an deinem Herzen wirke: Sündenerkenntnis und Christuserkenntnis, Buße und Glauben, und zwar nicht nur einmal grundsätzlich in der grundlegenden Bekehrung, sondern täglich zu täglicher Buße und Erneuerung des Glaubens. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Estomihi (Sei mir ein starker Fels; Ps. 31,3) ueber Jesaja 35,1-10:

Das Leben der neutestamentlichen Kirche aus dem Evangelium

Jesaja 35,1-10: Aber die Wüste und Einöde wird lustig sein, und das Gefilde wird fröhlich stehen und wird blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und fröhlich stehen in aller Lust und Freude. Denn die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, der Schmuck Karmels und Sarons. Sie sehen die Herrlichkeit des HERRN, den Schmuck unsers Gottes. Stärket die müden Hände und erquicket die strauchelnden Knie! Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen. Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren werden geöffnet werden. Alsdann werden die Lahmen löcken wie ein Hirsch, und der Stummen Zunge wird Lob sagen. Denn es werden Wasser in der Wüste hin und wieder fließen und Ströme in den Gefilden. Und wo es zuvor trocken ist gewesen, sollen Teiche stehen; und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Da zuvor die Schlangen gelegen haben, soll Heu und Rohr und Schilf stehen. Und es wird daselbst eine Bahn sein und ein Weg, welcher der heilige Weg heißen wird, dass kein Unreiner darauf gehen wird; und derselbige wird für sie sein, dass man darauf gehe, dass auch die Toren nicht irren mögen. Es wird da kein Löwe sein, und wird kein reißend Tier darauf treten, noch daselbst gefunden werden, sondern man wird frei sicher daselbst gehen. Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird weg müssen.

Viele Menschen nehmen es mit der Sünde nicht so ernst. Teils, weil sie sowieso nicht nach Gottes Wort und Willen fragen und von daher auch die Zehn Gebote und ihre Auslegung in der Bergpredigt nicht mehr als Maßstab anerkennen, teils, weil auch viele, die religiöser sind, Gottes Zorn und Gerichtsdrohung nicht ernst nehmen und meinen, es werde schon nicht so schlimm kommen. Das aber kann nur derjenige, der die Bibel nicht wirklich als das irrtumslose, unverbrüchliche Gotteswort anerkennt und daher das, was Gott der HERR uns dort geschrieben hat, nicht als unbedingte Wahrheit akzeptiert. Und: Er achtet auch nicht auf die Gerichte, die Gott der HERR allerdings in der Geschichte immer wieder mit großem Ernst und unerbittlich durchgeführt hat. Es sei da nur erinnert an Sodom und Gomorra, an Pharao, an das Assyrer-und das Babylonierreich, an die Gerichte über Israel, besonders die beiden Zerstörungen der Tempel, die Gerichte aber auch immer wieder an gottlosen Ideologien und den von ihnen beherrschten Staaten, wie dem nationalsozialistischen Deutschland oder der kommunistischen Sowjetunion. Und so, wie er sie im Großen ausführt, so führt er sie natürlich auch im Kleinen aus, im Leben des Einzelnen. Aber das ist doch nicht das eigentliche Ziel, das Gott der HERR mit uns Menschen hat. Nein, viel lieber will er uns, will er auch dich und mich, erretten für Zeit und Ewigkeit und uns dann auch helfen und stärken, für ihn und mit ihm hier in dieser Zeit zu leben.

Davon spricht auch unser heutiger Abschnitt, den wir unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten wollen unter dem Thema:

Das Leben der neutestamentlichen Kirche aus dem Evangelium

Aber die Wüste und Einöde wird lustig sein, und das Gefilde wird fröhlich stehen und wird blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und fröhlich stehen in aller Lust und Freude. Denn die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, der Schmuck Karmels und Sarons. Wovon ist hier die Rede? Geht es hier um ein Wunder an der Natur? Geht es darum, dass die irdische Wüste zum Blühen kommt? Der letzte Satz des zweiten Verses gibt näheren Aufschluss: Sie sehen die Herrlichkeit des HERRN, den Schmuck unsers Gottes. Hier wird deutlich: Nicht die Natur ist hier gemeint, sondern die Menschen, diejenigen, die zum rechtfertigenden Glauben an den lebendigen Gott und seinen Messias gekommen sind. Denn sie, und nur sie, sehen die Herrlichkeit des HERRN schon in dieser Zeit, nämlich im Glauben. Das macht deutlich, dass auch die vorangegangenen Worte bildhaft zu verstehen sind. Aber wie sind sie gemeint?

Zunächst ist ja hier von der Wüste und Einöde die Rede. Sie steht für unseren natürlichen Zustand, den Zustand, den so viele Menschen geistlich haben: wüst und leer. Fern von Gott, ohne Liebe zu Gott und seinem Wort, ohne Kraft, an ihn zu glauben und ihm zu dienen. Dafür aber ergeben dem Willen, der ohne Gott, gegen Gott ist, unterworfen den Lüsten und Begierden, auch wenn wir sie zuweilen unterdrücken können, ein Leben nach irgendwelchen oder vielleicht auch gar keinen Maßstäben. Gott nennt das den geistlichen Tod, bezeichnet uns in diesem Zustand als verfinstert und entfremdet dem Leben, das aus Gott ist. Ja, dein Herz, dein Verstand sind dann verfinstert. Ist dir das gleichgültig? Berührt dich das nicht weiter? O, das sollte dich nicht gleichgültig lassen, denn hier geht es um dein ewiges Heil, deine ewige Zukunft. Wo wirst du sie verbringen? Weißt du das? Hast du darüber Gewissheit? Bedenke doch: Nur wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das ewige Leben; wer nicht an ihn glaubt, über dem bleibt der Zorn Gottes! Willst du das für dich? Gottes Zorn führt sonst unweigerlich vom irdischen geistlichen Tod in den ewigen Tod, die ewige Gottesferne, die ewige Verdammnis. Lass dich wachrütteln aus dem Schlaf der Sünde, wenn du noch darinnen steckst. Uns aber, die der HERR schon in seiner Gnade erweckt und bekehrt hat, uns soll dies auch als Warnung dienen, nicht wieder zurück zu fallen in das alte Leben.

Hier nun aber haben wir ein gar liebliches Bild von dem, was aus der Wüste und Einöde wird. Sie wird lustig sein, wird hübsch stehen, wird blühen wie die Lilien in aller Lust und Freude. Wie kommt das, wie ist das möglich? Da, wo zuvor geistlicher Tod war, da erblüht plötzlich geistliches Leben. Da, wo zuvor das Reich Satans sich noch ausbreitete, das ist nun plötzlich Reich Christi. Aber wie kommt es dazu? Dieses Wunderwerk ist einzig und allein das Werk des dreieinigen Gottes. Gott aber, der da reich ist an Barmherzigkeit, durch seine große Liebe, damit er uns geliebt hat: Da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt Christus lebendig gemacht, denn aus Gnaden seid ihr selig geworden, und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christus Jesus. Dass da, wo der geistliche Tod war, geistliches Leben erwacht und erblüht, das ist das Gnadenwerk Gottes durch das Evangelium. Das ist ein Werk, das die Bibel auch als geistliche Lebendigmachung, als geistliche Auferweckung bezeichnet, als die erste Auferweckung oder Auferstehung. Niemand kann dies selbst bewerkstelligen. Niemand kann auch etwas dazu beitragen. Nein, es ist einzig und allein Gottes Werk, der uns wiederum geboren hat, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewiglich bleibet. Das ist die Geburt aus Gott, die neue Geburt, die durch das Evangelium geschieht, nachdem er zuvor durch das Gesetz den Boden beackert, vorbereitet hat und Sünden-und Verlorenheitserkenntnis erweckt.

Ja, das was da geschieht, was da auch an denen, die da glauben an Jesus Christus als ihrem Heiland, schon geschehen ist, das wird ganz richtig wie eine Neuschöpfung beschrieben, eine Schöpfung aus dem Nichts, denn es sind ja keinerlei Voraussetzungen bei uns da für diese geistliche Lebendigmachung. Gott der HERR muss alles tun.

Es wird hier auch beschrieben unter dem Bild der Blinden, denen die Augen aufgetan werden, und der Tauben, denen die Ohren geöffnet werden oder der Lahmen, die plötzlich gehen können, der Stummen, die nun reden. Gewiss, all dies ist während Christi Erdenleben auch leiblich so geschehen. Hier geht es aber weiter, hier geht es über die leiblichen Heilungen hinaus auf die geistlichen Heilungen. Denn ohne Christus sind wir allerdings blind, blind für Gott, blind für sein Wort, blind für die Herrlichkeit des Evangeliums. Erst wenn uns die Augen aufgetan werden, erst dann erkennen wir, wie abgrundtief verdorben wir sind, wie furchtbar unser Sündenelend ist – und dass wir wahrhaft in Ewigkeit verloren sind. Erst dann, wenn die Ohren geöffnet wurden, erst dann sind wir fähig, wirklich Gottes Wort zu hören und aufzunehmen. Aber dann erkennen wir auch Christus als den Heiland der Welt. Noch mehr: Du erkennst ihn als deinen Heiland, der gerade auch für dich ganz persönlich auf Golgatha gelitten hat und gestorben ist. Und so wirst du bereitet und frei, durch den Glauben, nun auch hinzugehen, anderen die frohe Botschaft zu sagen.

Wenn dies aber geschehen ist, so bist du doch noch nicht am Ziel. Sicher, das Wichtigste ist geschehen: Du hast das neue Leben empfangen. Aber du lebst noch in dieser Welt, bist umgeben, was deinen neuen Menschen angeht, vom Teufel, der Welt und deinem Fleisch. Und alle drei versuchen, dir das neue Leben wieder zu rauben, versuchen, dich in Sünde zu stürzen. Das neue Leben ist darum ein Kampfesleben. Ja, du verwunderst dich darüber vielleicht sehr, dass nun so viel Unruhe da ist, so viel Kampf, während du das doch zuvor nicht so gekannt hast. Natürlich, warum auch. So lange der Satan dich hatte, da brauchte er nicht um dich zu ringen, dir nicht nachzustellen. Nun aber, da du ein Glied bist am Leib Christi, nun aber geht er auch um dich umher wie ein brüllender Löwe, der sucht, welchen er verschlinge. Und das will er so gerne tun, dich verschlingen, oder doch dich ermüden, dich schwächen, dich in Gleichgültigkeit, in Trostlosigkeit stürzen, in den Stillstand des Glaubens – oder auch, dich in Sünde zu stürzen und dann darinnen festzuhalten. Dieses tägliche Ringen, dieser tägliche Kampf des Glaubens, das erzeugt müde Hände, strauchelnde Knie. Darum der Ruf an dich, der du deinem Heiland nachfolgst: Stärket die müden Hände und erquicket die strauchelnden Knie! Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen. Dass du in diesem Kampf stehst, das ist nicht ein Zeichen dafür, dass irgendetwas in deinem Glaubensleben nicht stimmt, sondern vielmehr dafür, dass du noch beim HERRN bist, sonst würde ja Satan dich nicht mehr angreifen. Aber wie kannst du bestehen? Wie kannst du dem Teufel, der Welt und deinem eigenen Fleisch in all den Anfechtungen und Versuchungen widerstehen? Woher bekommst du Stärkung, Zurüstung? Da gibt es nur ein einziges Mittel: nämlich das Evangelium, in Wort und Sakrament. Gerade in diesen Zeiten der Anfechtung, des Kampfes, ist es so nötig, dass du am Wort bleibst, dass du vom Wort dich immer wieder aufrichten lässt, und dass du auch das heilige Abendmahl häufig empfängst, in dem dir dein Heiland unter Brot und Wein seinen Leib und sein Blut zum mündlichen Genuss gibt, um dich deiner Vergebung, deines Heils gewiss zu machen. So erhält dich dein Heiland bei ihm, erhält dich im Glauben, führt dich in diesem Kampf durch zum Sieg, nämlich zur ewigen Herrlichkeit.

Als jemand, der wiedergeboren ist durch Wort und Sakrament bist auf einem heiligen Weg, nämlich dem Weg, dem Heiland Jesus Christus nach. Es ist dies ein heiliger Weg, weil darauf kein Unreiner gehen darf. Es wird da kein Löwe sein, und wird kein reißendes Tier darauf treten noch daselbst gefunden werden, sondern man wird frei sicher daselbst gehen. Es ist ein heiliger Weg: Das heißt aber auch, dass du darum selbst auch als ein Geheiligter darauf gehen sollst. Heilig sind heißt ja, dass du Gott gehörst, dass du sein Eigentum bist. Wenn das aber so ist, so darf die Sünde dich nicht mehr besitzen. Dies heißt ja nicht, dass du nicht zur Sünde angefochten wirst. Natürlich wird das geschehen, das haben wir gerade erst gehört. Und du wirst auch immer wieder fallen. Aber dann bleibe nicht liegen. Kämpfe vielmehr den guten Kampf des Glaubens, indem du täglich aus der Taufe lebst, täglich darum den alten Menschen in den Tod gibst, ersäufst mit all seinen Lüsten und Begierden, so dass dein Heiland täglich den neuen Menschen in dir erneuern kann, der dann in Gerechtigkeit und Heiligkeit lebt. Das ist die Nachfolge, das ist der tägliche Weg. Du kommst nicht darüber hinaus, denke das nicht. Das ist der Weg des Kreuzes, den wir alle gehen müssen, um einst die Krone des ewigen Lebens zu erlangen.

Aber du bist nicht allein, das sollst du wissen. Auch wenn der Feind noch mächtig ist – dein Heiland und ist HERR ist viel mächtiger, so dass der Feind, wenn du nur auf dem heiligen Weg bleibst, dir letztlich nichts anhaben kann. Wenn du dem Weg deinem Heiland nachgehst, so bist du sicher, wirst du bewahrt. Aber eben nur auf diesem Weg. Wer eigene Wege gehen will, weil er irgendwo auch noch sich selbst verwirklichen will, der setzt sich damit selbst der Gefahr aus, dass der brüllende Feind ihn ergreift, niederschlägt. Gott der HERR aber will dich bewahren und erhalten zur ewigen Seligkeit.

Und das soll doch das Ziel sein: die ewige Heimat, das Jerusalem im Himmel. Ja, da wirst du dann einst eingehen. Und da wird Jauchzen sein, Jubel sein, da wird eine ewige Freude sein, die niemand mehr dir rauben kann. Schon hier ist ja eine Vorfreude vorhanden, weil du in deinem Heiland die Erlösung hast, die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht, das ewige Leben. Aber hier ist es noch alles verborgen unter den Kämpfen und Anfechtungen dieser Welt. In der Herrlichkeit aber wird es rein sein, ohne Einschränkungen. Kein Schmerz, kein Seufzen, kein Leid, keine Krankheit, kein Tod wird mehr dort sein. Gott wird abwischen alle Tränen. Das ist das Ziel, darauf wir im Glauben zugehen. Verliere es nicht aus den Augen. Lass dich dadurch auch bestärken in allen Kämpfen dieser Zeit. Amen.

Alttestamentliche Verheißung zum Sonntag Invocavit (Er ruft mich an, darum will ich ihn erhoeren; Ps. 91,1) ueber 1. Mose 3,1-19:

Die Macht der Suende und Gottes Gegenmittel

1. Mose 3,1-19: Und die Schlange war listiger denn alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allerlei Bäumen im Garten. Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret es auch nicht an, dass ihr nicht sterbet! Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben; sondern Gott weiß, dass, welches Tages ihr davon esset, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. Und das Weib schaute an, dass von dem Baum gut zu essen wäre und lieblich anzusehen, dass es ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte, und nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß. Da wurden ihrer beiden Augen aufgetan und wurden gewahr, dass sie nackend waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten ihnen Schürze. Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten ging, da der Tag kühl worden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter die Bäume im Garten. Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackend; darum versteckte ich mich. Und er sprach: Wer hat dir’s gesagt, dass du nackend bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellet hast, gab mir von dem Baum, und ich aß. Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, dass ich aß. Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du solches getan hast, seiest du verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauch sollst du gehen und Erde essen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Wille soll deinem Mann unterworfen sein, und er soll dein Herr sein. Und zu Adam sprach er: Dieweil du hast gehorchet der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Bäume, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen; verflucht sei der Acker um deinetwillen; mit Kummer sollst du dich drauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.

Die Finanz-und Wirtschaftskrise, die weltweit zu Banken-und Firmenzusammenbrüchen führt, die die Angst vor steigender Arbeitslosigkeit nährt, hat vor allem auch ein grelles Licht geworfen auf uns Menschen und unser Denken, unsere Haltung: Nämlich wie sehr das wirtschaftliche Handeln von uns Menschen, wenn es nicht strengen Regeln und Kontrollen unterworfen ist, von Gier, Besitzgier, Habgier, Machtgier, Ehrsucht, Erfolgssucht, Reichtum getrieben wird. Wie kommt das? Es sollte uns nicht überraschen, sagt doch unser HERR und Heiland Jesus Christus: Aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Mord, Ehebruch, Hurerei, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerung. All das hat also seine Wurzel in deinem Herzen, all das steckt in dir darinnen. Ja, in allen von uns steckt die Fähigkeit und Möglichkeit zu allen nur erdenklichen Sünden darinnen, und es ist reine Gnade, dass wir nicht in alle direkt fallen. Das zeigt, wie wir Menschen ohne Gott wirklich sind: Unser Verstand ist verfinstert und entfremdet von dem, wozu Gott uns einst geschaffen hatte. Wir sind, natürlicherweise, tot in Übertretungen und Sünden, Kinder des Zorns, also Sünder, von Natur. Die Sünde durchzieht unser ganzes Wesen, unsere ganze Natur, so, wie die Fäulnis einen Apfel durchzieht. Das ist unser natürlicher Zustand, das ist der natürliche Zustand eines jeden Menschen: fern von Gott, unfähig, Gott zu lieben, ihm zu gehorchen, auch unwillig, seine Gebote, seinen Willen zu erfüllen. Aber wie ist es dazu gekommen? Und wie kann es anders werden?

Unser heutiger Abschnitt entfaltet uns den Ursprung dieser Tragik aber auch Gottes Gegenmittel. Lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Die Macht der Sünde und Gottes Gegenmittel

1.     Die Versuchung

2.     Die unmittelbaren Folgen der Sünde

3.     Gottes Gnadenverheißung

4.     Die Last des Lebens als Sünder

1. Die Versuchung: Betrachten wir doch zunächst, wie es überhaupt dazu kommen konnte, nämlich die Versuchung unserer Ureltern. Sie gibt uns auch wichtige Hinweise darauf, wie wir selbst immer wieder versucht werden und wie wir uns dagegen stellen sollen. Und die Schlange war listiger denn alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allerlei Bäumen im Garten. Was fällt dir auf an diesem ersten Vers? Ja, dass ein Tier redet. So etwas kennen wir eigentlich nur aus Fabeln. Auch Adam und Eva, von denen ja Gott nach der Schöpfung sagte, dass sie sehr gut waren, und die unter anderem erfüllt waren mit umfassender Naturkenntnis, wussten, dass Tiere nicht reden können. Was hier also geschieht, ist ganz gegen Gottes Ordnung. Sünde ist immer etwas gegen Gottes Ordnung.

Damit du aber sofort merkst, dass da etwas gegen die Ordnung, gegen den Willen Gottes ist, musst du selbst Gottes Ordnung und Willen kennen. Darum ist es so wichtig, dass du vor allem den Kleinen Katechismus mit seinen Erklärungen sehr gut kennst; dass du regelmäßig in der Bibel liest, Gottes Wort im Gottesdienst hörst und in der Bibelstunde betrachtest. Nur so kannst du fest werden in seinem Wort. Und sobald du bemerkst, dass da etwas gegen Gottes Ordnung, Gottes Willen läuft, musst du sofort auf Abwehr, auf Trennung schalten. Lass dich auf keine Diskussion mit dem Teufel ein, auf kein Gespräch.

Wie geht der Teufel nun vor? Er ist ja nicht offenbar aufgetreten, so dass er erkannt worden wäre, sondern in der Gestalt eines Tieres. Wenn er dich zur Sünde verlockt, wird er dir die Sünde nicht grell als Sünde vor die Augen stellen, so dass du es sofort merkst und davon Abstand nimmst, sondern er wird versuchen, sie zu verklären, schön zu reden, interessant darzustellen, wie wir noch sehen werden. Und dann spricht er Eva an. Wie macht er das denn? Seine Worte sind Übertreibung. Das hatte Gott ja so gar nicht gesagt. Das wusste natürlich auch der Teufel. Sie durften ja vielmehr von allen Bäumen bis auf einen essen. Aber der Teufel wollte so mit Eva in Kontakt kommen. Und das funktionierte. Sie ging darauf ein, fing ein Gespräch mit ihm an, anstatt sofort sich von diesem Sprechen des Tieres, dieser widernatürlichen Sache zu trennen, sie zu fliehen. Wenn du erst vom Teufel dich zu einer Diskussion hast verführen lassen, dann hat er schon halb gewonnen. Und wen spricht er an? Die Frau, das schwächere Geschlecht. So greift er zumeist auch dich an deinen schwachen Punkten an, da, wo er weiß, dass er dich leicht zu Fall bringen kann. Du kennst sicher die Bereiche in deinem Leben, in denen du besonders schwach bist, besonders stark zur Sünde neigst. Du kennst deine Lieblingssünden. Darum: Gerade in diesen Bereichen sei besonders wachsam, besonders energisch im Kampf gegen die Sünde. Kreuzige dein Fleisch samt seinen Lüsten und Begierden. Das ist Gottes Weg für die Nachfolge.

Eva aber ist auf den Teufel eingegangen, tritt in ein Gespräch mit ihm ein. Hier wird nun deutlich, dass sie Gottes Ordnung allerdings kennt. Sie weiß um Gottes Gebot. Adam, ihr Ehemann, hat es ihr deutlich erklärt. Und das bezeugt sie auch.

Und dagegen kommt nun der Generalangriff des Teufels: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben. Das ist offener Widerspruch gegen Gottes Wort. Das ist der eindeutige Versuch, Gottes Heiligkeit, Gottes Strafe zu minimieren. Und ist es nicht bei dir auch so? Du wirst gereizt zu einer Sünde. Du weißt eigentlich, dass sie Sünde ist. Es steht dir deutlich vor Augen. Aber dann macht der Teufel sie dir klein, flüstert dir ein, dass es gar keine Sünde sei, sondern etwas Gutes, Nützliches, Interessantes – und hast keine Strafe zu fürchten. Gott wird schon nicht so hart zu dir sein. Allerspätestens zu diesem Zeitpunkt hätte Eva das Gespräch beenden und fliehen müssen von dem Teufel und seinen Einflüsterungen. Dieser offenbare Angriff gegen Gottes Wort machte doch offenbar, dass hier der Feind spricht. Darum: Wenn du irgendetwas erkennst, dass es gegen Gottes Wort, gegen Gottes Gebot ist, dann diskutiere nicht darüber, dann versuche nicht noch, Wege zu finden, es doch akzeptieren, ausführen zu können – sondern fliehe der Sünde. Das ist immer wieder der Versuch Satans, dass er Gottes Wort verdrehen will, dass er Gott und seinem Wort widerspricht, Zweifel sät, die Folgen der Sünde ganz klein macht.

Aber dabei bleibt er nicht. Er geht gleich noch einen Schritt weiter: Gott weiß, dass, an welchem Tag ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was Gut und Böse ist. Diese Worte sind ganz und gar infam. Denn hier nun träufelt Satan zu dem Gift des Zweifels auch noch dasjenige des Misstrauens und Missmuts gegen Gott ein: Gott gönnt dir nichts, Gott enthält dir etwas vor. Wenn du dich an Gottes Wort hältst, dann geht es dir schlechter als anderen, dann hast du keine Freude mehr im Leben, dann ist alles ganz eintönig, dann musst du nur noch verzichten. Und was Satan Eva hier vorgaukelt, das ist die Grundhaltung des sündigen Menschen, das ist die Hybris, die Überhebung des Menschen: Ihr werdet sein wie Gott. Genau das ist es, was der Mensch, auch der moderne Mensch, sein will: sein wie Gott. Sich selbst regieren, sich selbst verwirklichen, niemand über sich dulden, sich selbst Maßstäbe geben, selbst sagen, was gut und was böse ist, selbst Herr sein, auch über Leben und Tod. Ist denn Satans Versprechen eingetreten? Keineswegs! Der sündige Mensch weiß nur noch bruchstückhaft um Gut und Böse. Und er ist keineswegs geworden wie Gott, sondern ist ein erbärmlicher Wicht, gezeichnet von Krankheit, Elend, Not, Angst, Sünde – und dem Tod.

Ja, so versucht auch heute der Teufel, dir die Sünde schmackhaft zu machen. Er stellt sie als klein hin oder versucht, ihr überhaupt den Deckmantel des Guten, Nützlichen, Interessanten, Brauchbaren, Hilfreichen, des Erstrebenswerten, Wichtigen umzuhängen. Dadurch lockt er dich, dass sie dir als begehrenswert vor Augen steht. Gehe nicht darauf ein, lass es gar nicht erst so weit kommen. Beim leisesten Anzeichen der Sünde, da blocke sofort ab und flieh den Teufel, fliehe zum Kreuz, zu deinem Heiland Jesus Christus.

Eva aber ist nicht geflohen. Nein, sie hat sich verleiten lassen von dem Teufel. Die Worte, die er zu ihr gesprochen hat, haben ihre Phantasie erreicht und beflügelt. Jetzt sieht sie den Baum mit ganz anderen Augen an als zuvor. Jetzt kommen ihr die Früchte dieses Baumes, nur dieses Baumes, als begehrenswert, als schön, als bedeutsam vor. Ja, sie wollte sein wie Gott, klug sein. Es waren so viele Bäume im Garten gewesen. Sie hatte so viel zu essen – aber genau von diesem Baum meinte sie nun, essen zu müssen. Sobald erst einmal der Gedanke gezeugt wurde, die Lust entzündet wurde, dann ist es ganz schwer, dann nagt das schon an deiner Seele. Lass es gar nicht erst so weit kommen. Aber selbst jetzt, wenn du das an dir merkst, selbst jetzt kannst du unter dem Beistand des Heiligen Geistes noch die Flucht antreten.

Eva hat es nicht gemacht. Sie hat gegessen und hat ihrem Mann auch davon gegeben. Und er? Er, der doch den Vorrang hatte, schon in der Schöpfungsordnung, der doch ihr Oberhaupt war, der sie hätte zurechtweisen müssen, aufmerksam machen auf Gottes Gebot, warnen, wegreißen von der Sünde. Was macht er? Er lässt sich von ihr verführen und nimmt die Frucht, isst auch davon. Sollte Gott denn wegen so einer Frucht zürnen? Lass nicht solche Gedanken zu! Diskutiere nicht über die Verbindlichkeit, die Richtigkeit, den Wert der Gebote Gottes. Gott hat es gesagt – und darum ist es gut, auch wenn du es vielleicht im Moment noch nicht erkennst, ja, es dir im Moment vielleicht sogar widersinnig erscheint. Aber es ist Gottes Wort und Gebot. Wie anders wäre doch die Menschheitsgeschichte verlaufen, wenn Adam und Eva widerstanden hätten. Auch dann hätten sie die Unterscheidung von Gut und Böse gelernt – denn dann hätten sie gewusst, dass das, dem sie widerstanden hatten, das Böse war, und dass dasjenige, was Gott sagt, gut ist. Sie hätten es nur von der anderen Seite gelernt und hätten mit Gott weiterhin gelebt.

2. Die unmittelbaren Folgen der Sünde. Nun aber, was sind die Folgen? Sie werden sofort sichtbar. Da wurden ihrer beider Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schürze. Nackt waren sie zuvor auch. Aber das hat keine unreine Lust erregt; sie benötigten keine Scham, um sich zu schützen. Nein, sie waren rein in ihren Herzen und Gedanken. Mit der Sünde aber war diese Reinheit verloren gegangen. Die Beziehung der Geschlechter war nicht mehr von Unschuld gekennzeichnet, sondern von unreinem Begehren. Darum schenkte Gott ihnen die Scham als Schutz, das Begehren, sich zu bekleiden, zu schützen. Wenn heute die Körper so betont werden, vor allem in den Medien, in der Öffentlichkeit, dann ist das kein Zurückgehen auf die Zeit des Paradieses, denn wir können in dieser Zeit nicht hinter den Sündenfall zurück, sondern ist vielmehr Ausbreiten der Sünde, ist massive Ausbreitung der Sünde. Keusche, züchtige Kleidung ist deshalb heute Teil des sechsten Gebotes: Du sollst nicht ehebrechen.

Aber die Folgen sind noch weitgehender: Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten ging, da der Tag kühl worden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter die Bäume im Garten. Bis zu diesem Zeitpunkt lebten Adam und Eva in inniger Gemeinschaft mit Gott dem HERRN in vollkommener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Da hatten sie keine Angst vor Gott. Nein, ihre Beziehung zu Gott war gekennzeichnet von herzlicher Liebe zu ihrem Schöpfer, der ihnen alles bereitet hatte, was sie benötigten, und von herzlichem Vertrauen, dass sie mit allem zu ihm kommen können – und von heiliger Scheu davor, irgendetwas gegen Gottes Willen zu tun. All das war jetzt verloren. Es kann in der ursprünglichen Vollkommenheit auch nicht mehr in dieser Zeit hergestellt werden, da wir auch als Christen, als Wiedergeborene, Gerechte und Sünder zugleich sind. Die Sünde verursacht Angst, so dass du dich als Sünder versteckst. Ja, wenn du noch ein wenig Gottesfurcht hast, so scheust du dich vor Gott. Nur der hartgesottene Sünder, der sein Gewissen totgetreten hat, meint, frech seine Sünde darstellen zu können – und fürchtet im Letzten doch auch Gottes zukünftiges Gericht. Adam und Eva verstecken sich vor Gott. Ja, das hat der Teufel gern, wenn die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott zerbrochen ist. Hat er dir die Sünde erst ganz klein und harmlos hingestellt, so macht er sie dir nun so groß, dass du es für unmöglich hältst, dass Gott dich noch einmal annehmen kann. Höre nicht auf den Satan. Nein, fliehe doch nicht von deinem Heiland, sondern komme demütig und reumütig zu ihm, bekenne ihm deine Sünden und bitte um seine Vergebung um Christi Blut am Kreuz willen.

Und nun geschieht das Gewaltige, das Großartige: Gott verstößt sein abgefallenes Geschöpf nicht sofort. Adam und Eva sind ihm nicht gleichgültig geworden. Nein, Gott sucht sie, Gott ruft sie, er geht ihnen nach, denn er will sie doch wieder zurecht bringen. Adam, wo bist du? Nun, Gott wusste natürlich, wo Adam ist. Aber er will, dass Adam sich zeigt, dass er zu rechter Sündenerkenntnis kommt, damit er dann auch das Evangelium wirklich verstehen und ergreifen kann. So sucht Gott auch dich Sünder, sucht dich durch sein Wort in Gesetz und Evangelium, ruft dich auch durch die Taufe.

Adam kommt nun wirklich aus seinem Versteck gekrochen. Aber: Das Verhältnis zu Gott ist zerbrochen – und das Verhältnis zu seiner Frau auch. Er erklärt, warum er Angst hat – aber nennt die wahre Sünde nicht beim Namen, nur die Folge, die jetzt offenbare Nacktheit. Gott geht da gar nicht weiter darauf ein, sondern kommt gleich zur Sache: Hast du nicht gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen? Gott gibt Adam die Möglichkeit, seine Sünde zu bekennen. Aber Adam weicht aus. Noch mehr: Er versucht, die Schuld abzuwälzen, sucht einen Sündenbock, will sagen: Ich kann nichts dafür, ich bin unschuldig, Eva ist schuldig, die Frau, die du mir gegeben hast. Also letztendlich: Du, Gott, bist selbst daran schuld. Hättest du mir nicht die Frau gegeben, wäre es nie dazu gekommen. Du hättest es doch wissen müssen. Ist es nicht bis heute so? Niemand will gerne schuldig sein. Immer wieder suchst du einen Sündenbock, versuchst, die Dinge, die schief gegangen sind, so darzustellen, dass jemand anders, der Arbeitskollege, der Nachbar, die Ehefrau oder wer auch sonst, schuldig ist, du aber völlig unschuldig. Ja, letztlich wird Gott für all das Böse in dieser Welt verantwortlich gemacht, denn er könnte es doch verhindern. Damit wird nur von der wahren Schuld abgelenkt.

Gott der HERR diskutiert nicht mit Adam, sondern wendet sich gleich zu Eva: Warum hast du das getan? Und Eva? Sie fährt in gleicher Weise fort wie Adam: Die Schlange betrog mich, dass ich aß. Die Schlange ist schuld, dein Geschöpf, Gott.

3. Die Gnadenverheißung. Auch mit Eva diskutiert Gott nicht. Nein, er geht gleich über zur Schlange als dem Werkzeug des Teufels und richtet sie. Für immer muss sie auf dem Boden kriechen.

Dann aber nimmt alles eine völlig unerwartete Wendung. Der heilige Gott, dessen Gebot doch von seinen von ihm geschaffenen Menschen so schnöde übertreten wurde, die bis dahin noch nicht einmal ihre Sünde offen bekannt haben, wiewohl sie sie wohl fühlen, dieser heilige Gott zeigt sich als der liebende, erbarmende, gnädige Gott, als derjenige, der um seine Geschöpfe ringt: Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. Diese Worte gelten dem Teufel, der durch die Schlange gesprochen hat. Hatte er versucht, die Menschen zu seinen Gefährten zu machen, so setzt Gott der HERR Feindschaft zwischen Teufel und Menschen. Das ist der Zustand, wie Gott ihn haben will, dass du der Sünde bitterfeind bist, dass du dem Teufel bitterfeind bist und gegen ihn und seine Einflüsterungen kämpfst. Aber dann kommt die zentrale Verheißung: Die Feindschaft betrifft vor allem den Teufel mit all seinem Heer einerseits – und den Samen des Weibes andererseits, also den besonderen, der aus ihrem Samen kommen soll. Diese eigenartige Formulierung deutet schon die Jungfrauengeburt an. Es wird also ein Nachkomme kommen, sagt Gott der HERR hier, der wird den Teufel überwinden, der wird die Gemeinschaft mit Gott wieder völlig herstellen. Er wird aber selbst einen hohen Preis bezahlen. Diese Verheißung geht auf niemand anders als auf den Messias, auf Jesus Christus, und ist in ihm erfüllt. Er hat auf Golgatha der Schlange den Kopf zertreten, hat gesiegt – auch wenn er sterben musste. Aber noch im Sterben hat er triumphiert, für uns, für dich und mich.

Das ist das helle Evangelium. Hier hat es seinen Anfang genommen. Und Eva hat das begriffen, wenn auch noch nicht in allen Einzelheiten. Aber als sie dann ihren ersten Sohn, Kain, gebar, da war sie ja der Hoffnung, er sei es schon: Ich habe den Mann, den HERRN. Sie hatte wohl erkannt, dass nur Gott selbst der Retter sein kann. Aber in der Person hatte sie sich bitter geirrt. Aber seit dieser Zeit ist die Verheißung von Generation zu Generation weitergetragen worden, bis der Heiland geboren wurde – und wir dürfen heute das Evangelium bezeugen von dem, der unser Heiland ist, der Heiland der ganzen Welt.

4. Die Last des Lebens als Sünder. Die Sünde aber bleibt nicht ohne Folge. Das mussten schon Adam und Eva merken, und das müssen auch wir merken. Zunächst kommt das Urteil an Eva, die Frau: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Wille soll deinem Mann unterworfen sein, und er soll dein Herr sein. Eine der großen, der Hauptaufgaben der Frau ist die Mutterschaft, und damit verbunden ist die Schwangerschaft. Und all das, was damit verbunden ist, soll mit Schmerzen verbunden sein. Die Schwangerschaft selbst kann schon mühselig, belastend, beschwerend sein, auch die Tage der Frau selbst. Die Geburt ist sogar ein Risiko und kann unter Umständen der Mutter das Leben kosten. Das sind Folgen der Sünde. Wären Adam und Eva ohne Sünde geblieben, so hätten sie auch Kinder bekommen. Aber die Schwangerschaft und Geburt wäre nichts als reiner Genuss und Frohsinn gewesen. Nun aber ist es mit viel Not verbunden.

Gott stellt aber auch die Ordnung wieder her, die schon in der Schöpfung vorgegeben war, nämlich die Unterordnung der Frau unter den Mann. Diese Ordnung hatte Eva durch ihr Verhalten, durch ihr eigenmächtiges Eingehen auf die Schlange, durch ihre Sünde, durchbrochen, umgestoßen. Das konnte und durfte nicht so bleiben. Die Folge der Sünde aber ist, dass diese gute Ordnung immer wieder in der Geschichte der Menschheit sehr verzerrt wurde und auch viel Leid mit sich brachte, wo sie nicht in Gottes guter Weise für Mann und Frau gelebt wird.

Aber auch Adam und mit ihm alle seine Nachkommen unterliegen dem Urteil Gottes: Dieweil du hast gehorchet der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Bäume, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen; verflucht sei der Acker um deinetwillen; mit Kummer sollst du dich drauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden. Zunächst rügt Gott der HERR ihn, dass er zugelassen hat, dass Gottes Ordnung für Mann und Frau umgestoßen wurde, dass er, Adam, sich seiner Frau unterworfen hatte. Und welche Folgen hat dies? Adam wird arbeiten, wie zuvor auch schon. Aber nun wird die Arbeit mit großer Mühe, Leid, Sorge, Misserfolg verbunden sein. Mit Kummer soll er sich ernähren. Darum ist Arbeit bis heute nicht nur Genuss, sondern mit viel Plagen, Kampf, Sorge, Bedrückung, Belastung verbunden. Das ist eine Folge der Sünde und soll uns immer an den Sündenfall und unser Sündersein erinnern.

Vor allem kündigt Gott nun das an, was seit dem über uns allen schwebt: der leibliche Tod. Adam und Eva hätten einst vom Baum des Lebens essen dürfen und hätten dann ewig gelebt, wären ohne Leiden in die Herrlichkeit übergegangen. Nun aber sind wir der Trennung von Leib und Seele unterworfen, muss unser alter Leib verfallen, müssen wir alles, was mit diesem Leben zusammen hängt, unwiederbringlich zurück lassen. Das ist mit sehr großen Schmerzen, oft auch großen Anfechtungen, mit viel Leid für alle Angehörigen verbunden.

Und doch, weil dem die Verheißung des Heilandes vorangegangen ist, muss der leibliche Tod nicht das Letzte sein, ja, vor allem, muss er nicht der Übergang sein in den ewigen Tod, die ewige Gottesferne, sondern kann und soll der Übergang sein in die unzertrennbare innige Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Wenn wir der Verheißung glauben, die damals schon Adam und Eva bekommen haben, und die nun erfüllt ist in Jesus Christus, dann haben wir das ewige Leben und müssen zwar den schweren Todesgang antreten, wenn Christus nicht zuvor wiederkommt – aber dann werden wir für immer von allem Leid erlöst bei ihm sein. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Reminiscere (Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit; Ps. 25,6) ueber Jesaja 45,20-25:

Im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Staerke

Jesaja 45,20-25: Laß sich versammeln und kommen miteinander herzu die Helden der Heiden, die nichts wissen und tragen sich mit den Klötzen ihrer Götzen und flehen dem GOtt, der nicht helfen kann. Verkündiget und macht euch herzu; ratschlaget miteinander! Wer hat dies lassen sagen von alters her und dazumal verkündiget? Habe ich’s nicht getan, der HErr? Und ist sonst kein GOtt ohne ich, ein gerechter GOtt und Heiland; und keiner ist ohne ich. Wendet euch zu mir,:so werdet ihr selig, aller Welt Ende! Denn ich bin GOtt und keiner mehr. Ich schwöre bei mir selbst, und ein Wort der Gerechtigkeit gehet aus meinem Munde, da soll es bei bleiben, nämlich: Mir sollen sich alle Kniee beugen, und alle Zungen schwören und sagen: Im HErrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke. Solche werden auch zu ihm kommen; aber alle, die ihm widerstehen, müssen zuschanden werden. Denn im HErrn werden gerecht aller Same Israels und sich sein rühmen.

Was heißt es denn, an Gott glauben? Luther definiert das im Großen Katechismus so, dass er da ausführt, dass an Gott glauben oder einen Gott haben heißt, sein ganzes Vertrauen auf ihn setzen, von ihm alles erwarten, alle Hoffnung auf ihn setzen. Das macht auch deutlich, wie schnell wir vom wahren Gott abdriften zum Abgott, wie schnell wir also das erste Gebot: Ich bin der HERR, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir! verletzten. Denn in dem Moment, in dem du deine Hoffnungen, dein Vertrauen, etwa in einer Krankheit, in einer finanziellen Notlage, in sonst großer Angst und Sorge, nicht zuerst und vor allem auf den lebendigen Gott setzt, der dir dann auch entsprechende irdische Hilfen zukommen lässt, in dem Moment also, wo deine wahren Hoffnungsträger Menschen sind, oder Geld oder der Beruf oder das Ansehen bei Menschen oder dein Urlaub oder dein Haus oder was sonst, hast du gegen dieses Gebot gesündigt, betest du tatsächlich einen Abgott, einen Götzen an, auch wenn du keine Statue in deinem Haus oder sonst wo stehen hast. Es kommt also alles auf die Herzenshaltung an. Darum ist es so wichtig, dass wir immer wieder deutlich vor Augen haben, was wir an dem lebendigen, dem wahren, dreieinigen Gott haben, und uns durch sein Wort den Glauben festigen und stärken lassen.

Dazu will uns auch unser heutiger Abschnitt helfen. Lasst ihn uns betrachten unter dem Beistand des Heiligen Geistes unter dem Thema:

Im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Stärke

1.     Die Götzen sind Nichtse

2.     Im wahren Gott haben wir alles, was wir brauchen

1. Die Götzen sind Nichtse. Lass sich versammeln und kommen miteinander herzu die Helden der Heiden, die nichts wissen und tragen sich mit den Klötzen ihrer Götzen und flehen dem Gott, der nicht helfen kann. Wen lädt Gott hier vor sich? Es sind die Helden der Heiden, also diejenigen unter ihnen, die als die Großen gelten, die Bedeutung haben, die als weise gelten, solche also, von denen man doch erwartet, dass sie wissen, worum es geht, dass sie sich Gedanken machen über alles, gerade auch über die ewigen Dinge. Und welches Urteil fällt Gott über sie? Ist es nicht ein vernichtendes, erschütterndes Urteil? Sie wissen nichts. Das ist ein Ausspruch, der uns alle angeht. Denn von Natur sind wir alle so, wie diese Helden der Heiden: Wir wissen nichts. Durch den Sündenfall kennst du Gott nicht mehr, wie es sein soll. Du kannst zwar aus der Natur eigentlich erkennen, dass es einen allmächtigen, allweisen Schöpfer gibt – und dein Gewissen sagt dir, dass er heilig ist und dich vor sein Gericht fordert. Aber damit weißt du immer noch nicht, wer er ist, wie er zu dir steht. Aber noch mehr: Du bleibst ja nicht dabei stehen, sondern formst dir selbst dein Bild von Gott. Aber was kommt dabei heraus? Sie haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere. So sagt es der Heilige Geist durch Paulus und fasst unseren wahren Zustand so zusammen: Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden. Ja, der natürliche Mensch ist ein Narr, du, ich, wir sind natürlicherweise vor Gott Narren. Du kannst in irdischen Dingen noch so klug sein, kannst noch so hohe philosophische Gedanken haben – aber von dir aus weißt du nichts in ewigen Dingen und bist blind. Ja, unser Verstand ist verfinstert, du bist dem lebendigen Gott entfremdet und darum auch deiner Bestimmung, die Gott der HERR dir gegeben hat. Gott spricht hier auch von der Blindheit des Herzens und bezeichnet uns insgesamt einfach als Finsternis. Ist das nicht schrecklich? Der Teufel hatte unseren Ureltern vorgegaukelt, dass sie sein würden wie Gott, alles wissen, alles beherrschen. Und dieses Elend ist das wahre Ergebnis.

Denn wie sieht es jetzt aus? Wie beschreibt Gott der HERR hier die Götzenanbeter? Sie tragen sich mit den Klötzen ihrer Götzen und flehen dem Gott, der nicht helfen kann. Ja, die Götzen, die sie haben, die müssen sie herumtragen, weil sie nicht selbst gehen können. Sie können aber auch nicht sehen, nicht hören – und vor allem auch nicht helfen. Sie sind tatsächlich Nichtse. Wie drastisch legt es doch der Heilige Geist durch den Propheten Jesaja im 41. Kapitel dar: Sie holen Holz im Wald. Den einen Teil verwenden sie als Brennholz. Den anderen Teil aber bringen sie zum Schnitzer, dass er ihnen eine Figur daraus schnitze – und diese Figur beten sie dann an, meinen, sie könnte ihnen helfen. Welch ein Wahn! Aber sie bedenken es nicht einmal! Und ist es heute anders? Ist es nicht mit den modernen Götzen genauso? Ob es nun die eigene Kraft ist, die eigene Weisheit, das eigene Können; das Ansehen bei anderen Menschen; der Besitz, das Haus, das Auto, der Urlaub, die Familie, oder was sonst einem der Lebenssinn ist, was das Leben ausmacht, worauf man vertraut – was ist denn das alles? Letztlich doch nichts. Einen Moment mag es vielleicht tröstlich sein. Aber auf die Dauer, im Angesicht des Todes – da ist dies alles doch nichts, gar nichts, denn es entschwindet und kann nicht in die Ewigkeit helfen.

Aber nicht nur der natürliche, nicht wiedergeborene Mensch leidet unter dieser Blindheit. Auch als Christen sind wir immer wieder in der Gefahr, dass wir unseren Halt in dieser Welt suchen, dass wir zusätzliche Sicherungen wollen. Das geht nicht. Gott der HERR hat uns sein Wort gegeben und die Sakramente als die Gnadenmittel, durch die er an uns handelt. Auf sie kannst du dich gründen. Sie sind ein fester Grund. Darüber hinaus aber gibt es nichts. Wer noch zusätzliche Sicherungen einziehen will, etwa die Liturgie, Ämter, Tradition, oder auch Unterhaltung, Anpassung an die Zeit und ähnliches, der baut sich tatsächlich einen anderen Gott, ein anderes Evangelium.

Allein aber kann niemand aus seiner Blindheit heraus kommen. Nur Gott allein kann es tun, eben durch sein Wort, das die Herzen anrührt, erleuchtet, bekehrt.

2. Im wahren Gott haben wir alles, was wir brauchen. Und was verkündigt er nun hier in seinem Wort, gerade auch denen, die sich an ihre Götzen klammern? Wer hat dies von altes her und dazumal verkündigt? Habe ich’s nicht getan, der HERR? Und ist sonst kein Gott außer mir, ein gerechter Gott und Heiland, und keiner ist außer mir. Es gibt nur einen Gott. Es gibt nicht viele Götter. Es ist auch nicht so, dass jeder sich so seine Gedanken über Gott machen kann, und alle sind dann richtig. Gott ist kein Gedankenprodukt, nein, Gott ist Realität. Er ist der HERR – und er, der wahre HERR, will geehrt werden von uns. Und wie hat er sich gezeigt? Er weist hier hin auf die Prophezeiungen, die Vorhersagen. Denken wir nur, was hier im Zusammenhang dieses Kapitels steht, an die Weissagung auf Cyrus, den Perserkönig, der hier, fast 200 Jahre zuvor, mit Namen geweissagt wurde. Denken wir daran, dass auch der Reformator-König Josia etliche Jahrhunderte zuvor schon angekündigt wurde, mit Namen, wie auch seine Taten, dass er die Götzenaltäre des Nordreiches zerstören werde. Oder denken wir an die Gerichtsankündigung über Israel und wie sie sich erfüllt hat. Vor allem aber: die messianischen Weissagungen im Alten Testament, die vielfältig sind – sie alle sind im Neuen Testament haargenau erfüllt. Die Erfüllungszitate besonders bei Matthäus, aber nicht nur bei ihm, weisen darauf hin. Hier hat er sich gezeigt als der Allweise, als der, der alles weiß, auch vorherweiß, und zwar bis in alle Einzelheiten. Wer ist ihm da gleich? Kann ein Götze solches tun? Sollten wir ihm nicht allein schon deshalb vertrauen?!

Und nicht nur das. Er ist auch ein gerechter Gott und Heiland. Nur er. Und worin zeigt sich diese Gerechtigkeit? Das ist nun das Wunderbarste und Kostbarste überhaupt, dass er seine Gerechtigkeit nicht beugt – und dennoch sie zugleich für uns zur großartigen Gnade wird. Ja, er fordert von uns allerdings unbedingte, absolute Gerechtigkeit – aber wir können sie nicht bringen, du nicht, ich nicht, keiner von uns kann es tun. Darum hat er sie uns geschenkt in seinem Sohn Jesus Christus, dem Messias Israels. Er, wahrer Mensch und wahrer Gott, hat sie uns erworben, indem er für uns, stellvertretend, das Gesetz erfüllt hat, in allen Einzelheiten. Und: Er hat dann, als der Reine, der Unschuldige, all unsere Schuld auf sich geladen, die Sünden aller Menschen aller Zeiten, und hat sie ans Kreuz getragen und hat da für sie bezahlt, vollkommen. Nichts ist da mehr hinzu zu tun. Es ist wirklich alles bezahlt. Und damit du und ich dies nun auch haben können, bietet er es uns an, reicht er es uns dar, eignet er es uns zu durch das Evangelium im Wort, in der Taufe und im Abendmahl. Dadurch weckt er auch das Vertrauen, den Glauben, der das dann ergreift, die Vergebung der Sünden, ewiges Leben.

Das ist Gottes Gerechtigkeit: Ein Geschenk, ein so nötiges, lebenswichtiges Geschenk, das er uns in seinem Sohn Jesus Christus gibt. Frei, umsonst, ohne Vorleistung von deiner Seite, und auch ohne nachträgliche Bezahlung. Wirklich ein Geschenk.

Und wenn du aus diesem Geschenk lebst, dann darfst du auch erfahren, dass du dann auch die nötige Stärke bekommst, um das Leben hier auf dieser Erde zu bewältigen. Nicht eine eingegossene Stärke, nicht, dass du dann unabhängig von deinem Heiland und HERRN leben könntest. Nein, in der Glaubensgemeinschaft mit ihm hast du alles, was du brauchst. Da kannst und darfst du in dir schwach sein, so, wie Paulus es bezeugt – weil er in seinem Heiland Jesus Christus die Stärke hat, die notwendig ist: Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. Ja, wenn ich meine eigene Schwäche nicht übertünche, nicht zu bemänteln versuche, sondern ein Ja zu ihr habe und damit zu Jesus Christus komme, so kann er mit seiner Macht, seiner Stärke, seiner Weisheit mir durchhelfen. Ich verlasse mich dann nicht mehr auf mich, sondern allein auf meinen Heiland, der meine Stärke ist. Darum wirst du auch für die geistlichen Kämpfe aufgerufen: Seid stark in dem HERRN und in der Macht seiner Stärke! Aus eigener Kraft kannst du Satan nicht widerstehen, das ist völlig unmöglich, du müsstest unterliegen. Aber in Christi Kraft ist Sieg.

Einst werden alle Menschen das erkennen müssen – die einen voll Freude und Glückseligkeit, weil sie dann das schauen, was sie hier geglaubt haben. Die anderen aber voll Entsetzen, Schrecken, Schmerzen, weil sie dann erkennen müssen, wie sie in diesem Leben in die Irre gegangen sind, ohne Christus gelebt haben – und es dann keine Umkehr mehr gibt, sondern sie für immer getrennt sein müssen von dem lebendigen Gott, in nicht endender Qual und Pein.

Du aber komme zu ihm schon in diesem Leben mit allem, was dich belastet, bedrückt, quält, niederdrückt – denn er will dich erquicken, damit du die Fülle und volles Genüge hast bei ihm. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Oculi (Meine Augen sehen stets auf den HERRN, Ps. 25,15) ueber 2. Samuel 22,1-7:

In Gottes Hand

2. Samuel 22,1-7: Und David redete vor dem HErrn die Worte dieses Liedes zur Zeit, da ihn der HErr errettet hatte von der Hand aller seiner Feinde und von der Hand Sauls, und sprach: Der HErr ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter. GOtt ist mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils, mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vom Frevel. Ich will den HErrn loben und anrufen, so werde ich von meinen Feinden erlöset werden. Denn es hatten mich umfangen die Schmerzen des Todes, und die Bäche Belials erschreckten mich. Der Höllen Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. Wenn mir angst ist, so rufe ich den HErrn an und schreie zu meinem GOtt, so erhöret er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Geschrei kommt vor ihn zu seinen Ohren.

Das Leben Davids hat immer wieder großes Interesse hervorgerufen und fasziniert, weil es so ein außergewöhnliches Leben gewesen ist. Außergewöhnlich der Weg vom einfachen Schafhirten zum größten König Israels. Außergewöhnlich, faszinierend sein Leben mit Gott – und vor allem auch so hilfreich, wie er, der große Christ, so tief fällt und dann doch aus Gottes Gnade wieder bekehrt wird.

Ist es da nicht auch wieder etwas Besonderes, etwas, das für uns ansprechend, hilfreich sein wird, wenn wir uns sein Fazit ansehen, wenn wir die Quintessenz seines Lebens betrachten, wie er rückblickend seinen Weg empfunden hat? Gerade dazu will uns unser heutiger Abschnitt verhelfen. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

In Gottes Hand

1.     Die Unheilsmächte, die uns bedrohen

2.     Gott ist unsere Zuflucht

1. Die Unheilsmächte, die uns bedrohen. David hat die Macht und den Schrecken der Unheilsmächte zur Genüge in seinem Leben kennen gelernt, schon in seinen jungen Jahren, als er zwar gesalbt war, aber doch noch nicht auf dem Thron saß. Er beschreibt uns hier seine Lage: Denn es hatten mich umfangen die Schmerzen des Todes, und die Bäche Belials erschreckten mich. Der Höllen Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. Wenn mir angst ist, so rufe ich den HERRN an und schreie zu meinem Gott, so erhöret er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Geschrei kommt vor ihn zu seinen Ohren. David stand an der Schwelle des Todes, immer wieder war sein Leben in höchster Gefahr. Denken wir doch nur an den Kampf mit Goliath, der so völlig ungleich war, in dem es, menschlich gesehen, eigentlich gar keine Aussicht für David gab, lebend herauszukommen. Oder denken wir an die vielen Situationen im Zusammensein mit Saul, als der König immer wieder versuchte, ihn umzubringen. Oder an die gefährlichen Aufträge, die er erhielt, etwa im Kampf gegen die Philister, nur weil Saul hoffte, ihn so auf elegante Weise loszuwerden. Oder auch, wie Saul das Haus Davids umstellen ließ und dann abends eindrang und David nur mit Mühe entfliehen konnte. Oder die Situationen, als er mit seinen Leuten schon von Saul und seinen Soldaten umstellt war, und nur ein Wunder Gottes ihn retten konnte. Ja, das waren alles Lagen, in denen David wirklich menschlich gesehen am Ende war, in denen keine Aussicht bestand, dass er sie überleben werde. David spricht hier davon, dass der Höllen Bande ihn umfingen. Er erkennt in den Angriffen Sauls die Angriffe des Teufels, Satans, selbst. Saul ist zum Werkzeug des Feindes geworden.

Nun kommen wir wahrscheinlich nicht in genau solche Situationen wie David. Aber sind wir darum weniger gefährdet? Sind die Unheilsmächte nicht auch um uns herum? Wirst du nicht als Christ auch bedroht? Und: Kennst du deine Feinde, weißt du, wer dich da bedroht, wo du auf der Hut sein musst? Denn das ist ja ganz wichtig. Wie willst du dich gegen einen Feind wehren, wenn du ihn gar nicht kennst? Wer sind denn nun deine Feinde? Zusammenfassend können wir sagen: der Teufel, die Welt und unser Fleisch. Der Teufel ist allerdings unser zentraler Feind, der erklärte Feind Gottes und aller Gotteskinder. Er geht ja umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinget. Er hat kein anderes Ziel als das, dich in Sünde zu stürzen, dich kampfunfähig zu machen, unbrauchbar zu intensiver Arbeit in Gottes Reich; wenn es möglich ist, will er dich auch vom Glauben abbringen. Er kennt dich, er kennt deine Schwächen, deine Charakter-und Lieblingssünden, weiß, wo du besonders leicht zu verführen, in Sünde zu stürzen bist. Darum ist es so wichtig, dass du da besonders wachsam bist. Er gebraucht aber auch die Welt dazu. Die Welt, das ist ein sehr vielfältiger, umfassender Begriff. Die Welt, das kann eigentlich sehr anonym sein, einfach der Zeitgeist, der Gottes Wort nicht achtet, nach Gottes Werten und Ordnungen nicht fragt und so auch dich immer wieder in Frage stellt, dir immer wieder vorgaukelt, wie viel einfacher, freier, vielleicht auch erfolgreicher du leben könntest, wenn du dich nicht an Gottes Wort hieltest. Aber die Welt, das können auch Menschen aus deiner Umgebung sein, Arbeitskollegen, Nachbarn, Bekannte, Freunde, teils Menschen, die dir eigentlich freundlich gesonnen sind und dann meinen, du solltest es nicht zu radikal machen mit deinem christlichen Glauben, zum Teil aber auch Menschen, die dir gar nicht wohl gesonnen sind, die deine Feinde sind, die dir das Leben schwer machen. Wie oft bringen sie dich an den Rand der Verzweiflung, der Ausweglosigkeit. Wie oft würdest du diesen Situationen gern entfliehen oder Auswege suchen, sie zu umgehen. Die Gefahr ist groß, dass du Abstriche am Bekenntnis machst.

Unheilsmächte – das können aber auch äußere Situationen sein, die der Teufel dann gebraucht, um dir dein Leben zu vergrätzen: Krankheit, Arbeitslosigkeit etwa, äußere Nöte. Aber auch der Kreuzesweg des Glaubens, wenn du um deines Glaubens willen einsam bist, weil viele, die du kennst, den Weg nicht mitgehen. Wie groß ist da die Gefahr der Resignation, die Gefahr, den schmalen Weg verbreitern zu wollen, Kompromisse einzugehen in Glaubensfragen, in der Lehre, um dann mit Menschen Gemeinschaft zu haben, mit denen du doch eigentlich gar nicht eins bist im Glauben.

Unheilsmächte – das können aber auch ganz dunkle, finstere Situationen sein, die auch auf uns wieder zukommen können: offene Feindschaft, Flucht, Verfolgung, wo du nicht mehr aus noch ein weißt, wo du nicht weißt, wie es morgen weitergehen soll. Etwa auch, wenn die zunehmende Ausgrenzung von uns als bibeltreuen Christen dazu führen kann, dass uns mehr und mehr die wirtschaftliche Existenz gefährdet wird. Tauchen da nicht Fragen auf wie: Wo sollen wir leben? Wovon sollen wir leben? Wie sollen wir überleben? Und all das kann dazu führen, den Glauben zu erschüttern. Unheilsmächte, die uns bedrohen.

Aber sie sind auch in dir darinnen: nämlich deine Sündenverdorbenheit. Immer wieder wirst du angefochten zu Sünden – und immer wieder stürzt du auch in Sünde. Dazu weißt du, dass nichts, was du tust, frei von Sünde ist. Wie bald kannst du da zur Verzweiflung kommen, siehst keinen Ausweg, versuchst, dich mit der Sünde zu arrangieren, sie nicht mehr so streng zu nehmen. Da hüte dich vor. Nimm es so ernst mit der Sünde wie Gott es mit ihr nimmt – und klammere dich an den in Buße und Glauben, der sie doch längst für dich getragen hat: Jesus Christus. Denn: Gibt es sonst eine andere Möglichkeit, einen anderen Ausweg?

2. Gott ist unsere Zuflucht. Wie hat David reagiert auf diese vielfältigen Anfechtungen, Gefahren? Worauf weist er uns hin am Ende seines Lebens, als er Rückblick hält? Der zweite Vers ist da wie eine Zusammenfassung: Der HERR ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter. Der HERR ist mein Fels, sagt David. Als solchen habe ich ihn erkannt und erfahren bei all den Stürmen des Lebens, besonders auch der Feinde. Er ist mein fester Grund gewesen, auf dem ich stehen konnte, wenn die tosende Brandung der Feindschaft der Menschen und der Anfechtung mich umreißen wollte. Gott ist mein Fels – wenn ich ihn nicht hätte, so stände ich auf Sand. Der würde sofort weggespült und ich müsste unweigerlich stürzen und in den Fluten des Todes, der Unheilsmächte, untergehen. Gott aber ist der Fels, der fest und unbeweglich steht. Wenn ich mich an ihn halte, fest an seinem Wort bleibe, davon nicht weiche, dann kann ich getrost sein, voll Zuversicht und Hoffnung in diesen Kämpfen. Darum ist es so wichtig, dass du täglich sein Wort liest, bewegst, nicht daran rüttelst, sondern es als Gottes irrtumsloses Wort annimmst. So kann es dich stärken, dich trösten, dich festigen und dir Mut und Kraft geben für die Kämpfe dieses Lebens.

Der HERR ist meine Burg. Wie wichtig ist es, angesichts der vielfältigen Feinde, die oft so übermächtig daher kommen, wenn du eine Zuflucht hast, wenn du eine Fluchtburg hast, die uneinnehmbar ist. Gott der HERR ist diese Burg. Jesus Christus ruft dich: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Ja, bei ihm findest du Geborgenheit. Du bist den Feinden nicht allein, nicht schutzlos ausgeliefert. Vielmehr: Wenn du zu Jesus Christus fliehst, deinem Heiland, dich unter den Schutz seines Blutes stellst, konsequent nein sagst zur Sünde, dann sei gewiss, dass die Feinde weichen müssen, sie können dir nichts anhaben. Bedenke: Der Allmächtige selbst ist deine Burg, der, gegen den niemand etwas vermag.

Und er ist dein Erretter. Wie bedrohlich auch die Situation sein mag – wenn du nur dich bei ihm birgst, so wird er dich hindurchtragen. Er hat selbst für dich bezahlt mit seinem Blut, er hat dich sich erkauft – und er wird dich, wenn du nur im Glauben an ihn beharrst, auch bewahren, damit du einst bei ihm in der Herrlichkeit sein wirst, für immer.

Es kommt also nicht auf deine Stärke an, nicht auf dein Vermögen, deine Möglichkeiten – sondern allein auf deinen HERRN. An dem bleibe deshalb fest im Glauben.

Er ist dein Hort. Ein Kinderhort ist dazu da, kleine Kinder aufzunehmen, sie zu behüten, auf sie aufzupassen, ihnen einen geschützten Raum zu geben, in dem sie leben, spielen können. Auch dein Heiland und HERR ist solch ein Ort, an dem du Zuflucht hast, Geborgenheit, wo du behütet wirst durch sein Wort, gestärkt, ermuntert und ermutigt. Er ist für dich da, um dich zu bewahren und dir zu helfen. Er ist darum auch dein Schild, hinter dem du dich verbergen kannst, damit die Pfeile des Bösen, der Sünde, der Versuchung, die bösen Worte, die hinterhältigen Sätze dich nicht treffen können, nicht verletzen, weil du von ihm als deinem Schild geschützt wirst. Er, dein HERR, verteidigt dich. Du kannst es nicht oder würdest dann selbst in Schuld fallen. Da verlass dich lieber auf den, bei dem du geborgen bist.

Er ist ja der Horn deines Heils. Er hat dir Heil, Errettung auf Golgatha geschaffen, da hat er auch dein Heil vollbracht. Da ist auch für dich die Vergebung, das ewige Leben, der Freispruch im Jüngsten Gericht erworben worden. Das steht im Zentrum auch deines Lebens. In all den Anfechtungen, in all den Versuchungen, in all den Kämpfen darf dir das niemals verdunkelt werden oder in den Hintergrund treten, sondern es muss dir immer im Zentrum stehen, dieses Wort vom Kreuz, diese Predigt von Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen.

Gerade darum, weil er dir das Heil erworben hat und du es bei ihm hast, gerade darum kann er dir Schutz und Zuflucht sein, weil du die rechte Geborgenheit hast bei ihm. Ja, er ist dein Heiland, der dir hilft vom Frevel. Er hilft dir auch von der Sünde, in die du gefallen bist. Denn das bleibst ja nicht aus, dass du fällst auf dem Weg deinem Heiland nach. Ja, noch mehr: Du bist immer Gerechter und Sünder zugleich. Es gibt nichts Vollkommenes in deinem Leben. Da könntest du verzweifeln. Du könntest sogar in Gefahr kommen, aufzugeben, oder aber zu denken, dass du so tief gefallen bist, dass Gott dich nun nicht mehr annehmen könnte. Denke nur, wie tief David gefallen ist – und aus dieser tiefen Schlammgrube hat der HERR ihn wieder herausgeholt. Er wird auch dich wieder herausholen, bekenne ihm nur deine Sünde und ergreife seine Vergebung.

David ist in seinem Leben, gerade auch in all den schweren Situationen, in inniger Gemeinschaft mit seinem HERRN gewesen, hat ihn gelobt und ihn angerufen. Und er hat dies getan in der getrosten Gewissheit, dass der HERR ihn erhört, dass er ihn erlösen wird. Du kannst und darfst in gleicher Gewissheit rufen. Auch dein Gebet kommt vor seine Ohren, auch dein Geschrei hört er, auch wenn es oft nur mehr einem Wimmern gleicht oder einem Seufzen, Stammeln. Jesus Christus hört es. Er schläft noch schlummert nicht, sondern ist für dich da. Da vertraue ihm nur.

David will auch dich ermutigen, dass du in all den Lagen deines Lebens zu dem kommst, der für dich wirklich da ist, weil er dein Vater ist und dein Heiland. Gerade in deinen Ängsten, mit deinen Schwachheiten darfst und sollst du kommen, so, wie es auch David getan hat – und du wirst erhört werden. Nicht immer so, wie du es gerne hättest, aber doch so, wie es für dich am Besten ist. Darum sei getrost und folge konsequent im Glauben deinem Heiland. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Laetare (Freuet euch mit Jerusalem; Jes. 66,10) ueber Jesaja 52,7-10:

Die frohe Botschaft der Kirche des Neuen Testamentes

Jesaja 52,7-10: Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein GOtt ist König. Deine Wächter rufen laut mit ihrer Stimme und rühmen miteinander; denn man wird’s mit Augen sehen, wenn der HErr Zion bekehret. Lasset fröhlich sein und miteinander rühmen das Wüste zu Jerusalem; denn der HErr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöset. Der HErr hat offenbaret seinen heiligen Arm vor den Augen aller Heiden, daß aller Welt Ende siehet das Heil unsers GOttes.

Was ist der Auftrag, den die Kirche oder Gemeinde Jesu Christi von ihrem Heiland und HERRN bekommen hat? In allen vier Evangelien und auch in der Apostelgeschichte können wir ihn sehr klar lesen: Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie lehret halten alles, was ich euch befohlen habe. Das, und nur das, ist der Auftrag, den die Kirche von Jesus Christus bekommen hat: Jünger machen, das Wort Gottes ausbreiten, Menschen zu glauben rufen. Wir können es mit zwei Worten kurz umschreiben: Evangelisation und Mission. Es geht dabei um nichts anderes als das allerwichtigste hier auf Erden: um die Rettung von Christus durch seinen Tod am Kreuz bluterkaufter Seelen von der ewigen Verdammnis durch den Glauben an Jesus Christus.

Es ist ganz wichtig, dass wir dies immer wieder vor Augen haben: Das ist der Auftrag der Kirche, deshalb ist sie überhaupt da. Die Gemeinde Jesu hat keinen politischen Auftrag; sie hat auch keinen kulturellen Auftrag; sie hat zunächst nicht einmal einen sozialen Auftrag. Das mag erstaunlich sein, aber so ist es. Die Bibel kennt keinen anderen Auftrag als diesen einen. In der Folge aber, dadurch, dass Menschen zum rettenden Glauben an Jesus Christus kommen, wirkt sich das auch in den verschiedenen Lebensbereichen aus. Der Dienst am Nächsten ist die wichtigste Folge. Der Glaube wirkt sich auch im Kulturellen aus, weil er ganz neue Denkweisen und Gedanken mit sich bringt. Und der Glaube führt natürlich da auch zu Veränderungen, wo ein Christ im öffentlichen Bereich Verantwortung übernimmt. Aber das sind, wie gesagt, Früchte, die aus dem Glauben erwachsen. Das hat nichts mit einem direkten Auftrag der Kirche zu tun. Daran erkennen wir auch, wie sehr die Kirche immer wieder in Gefahr steht, ihren eigentlichen Auftrag zu vergessen und sich auf Dinge zu stürzen, die zwar an sich gut sein mögen, die aber zunächst einmal gar nicht zu dem Eigentlichen gehören, was sie tun soll.

Lasst uns nun die Botschaft, die die Gemeinde des HERRN den Menschen zu bringen hat, näher betrachten unter dem Beistand des Heiligen Geistes:

Die frohe Botschaft der Kirche des Neuen Testamentes

1.     Der Inhalt der frohen Botschaft

2.     Der Adressat der frohen Botschaft

1. Der Inhalt der frohen Botschaft. Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König. Was haben die Füße der Boten zu tun mit der Botschaft? Nun, natürlich haben sie eigentlich nichts damit zu tun, ob sie schön oder hässlich oder gar verkrüppelt sind. Aber ist es nicht so: Wenn die Botschaft, wenn das, was mitgeteilt wird, erfreut, höchst erfreut, nicht wahr, dann ist einfach auch der Bote ein Freudenbote, den man am liebsten umarmen würde. Dann sind auch dessen Füße, mit denen er gekommen ist, um diese Freudennachricht zu bringen, lieblich, selbst wenn sie verkrüppelt wären. Allein das zeigt doch schon, welch eine gewaltige, welch eine kostbare, welch eine köstliche Botschaft es sein muss, um die es hier geht.

Und sie wird dir dann näher beschrieben: Frieden wird verkündigt, Gutes wird gepredigt, Heil wir verkündigt. Gottes Herrschaft, Gottes Königtum wird proklamiert.

Warum ist es denn so etwas Großes, dass Frieden verkündigt wird? Ja, warum ist es denn überhaupt nötig, dass Frieden verkündigt wird? Nicht wahr, wenn Frieden proklamiert wird, dann muss ja zuvor Krieg dagewesen sein. Und genauso ist es auch. Deinen natürlichen Zustand, deine natürliche Stellung Gott gegenüber beschreibt die Bibel als Krieg, als Feindschaft. Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft gegen Gott. Natürlicherweise sind wir alle also Feinde Gottes, leben in Rebellion gegenüber dem wahren, lebendigen Gott. Denn: Unser Dichten und Trachten ist böse von Jugend auf. Dein Herz ist böse von deiner Zeugung an. Dein Willen ist dem Willen Satans unterworfen, du bist ein Kind des Zorns von Natur. Ist das nicht schrecklich? So sind wir, so bist du natürlicherweise.

Und das hat seine Auswirkungen. Darum kannst du von dir her gar nicht Gott fürchten, dich recht scheuen vor der Sünde. Besonders deine Lieblingssünden nehmen dich immer wieder in Beschlag. Du liebst darum auch Gott nicht über alle Dinge, vertraust ihm auch nicht in allem. Nein, dein Herz gehört ganz anderen Sachen als dem lebendigen Gott. Dein Leben ist natürlicherweise beschrieben als ein Leben auf eigenen Wegen, als ein Ichzentriertes, ein selbstgerechtes Leben.

Wie aber kann es anders werden? Wie kannst du aus dieser Gefangenschaft unter der Sünde herauskommen? Aus eigener Kraft ist es völlig unmöglich, denn durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch gerecht. Alle eigene Gerechtigkeit ist vielmehr wie ein unflätiges Kleid. Und: Du bist tot durch Übertretungen und Sünde. Ja, du bist natürlicherweise geistlich tot. Und was kann ein Toter zu seiner Lebendigmachung beitragen? Nichts, gar nichts!

Aber wie kann es dann anders werden? Wie kann es zum Frieden kommen? Nur Gott selbst kann den Frieden herstellen. Und er hat es getan. Das ist ja gerade die frohe Botschaft, dass Gott selbst, der, gegen den du doch natürlicherweise rebellierst, der, dessen Gebote du ständig übertrittst, der, gegen den du also in Feindschaft stehst, dass gerade er dir den Frieden schenkt. Aber wie kann das sein? Wird denn die Feindschaft nicht bestraft? Wird keine Rechenschaft für die Rebellion gefordert? O doch! Denn Gott der HERR ist ein heiliger und gerechter Gott. Aber: Er ist auch ein Gott der Liebe, ein Gott, der dich liebt, trotz deiner Sünden, und der sich in Liebe deiner erbarmt. Und dieses Erbarmen sieht so aus, dass er seinen eigenen, seinen einzigen Sohn, Jesus Christus, für dich dahingegeben hat. Ja, er hat ihn dahingegeben, dass er Mensch wurde, dass seine göttliche Natur die menschliche Natur in die eine Person mit aufnahm und er dabei seine göttliche Majestät und Herrlichkeit zumeist verborgen hielt. Und Jesus Christus hat dann das Gesetz Gottes erfüllt, stellvertretend für einen jeden von uns. Keiner von uns kann den Willen Gottes vollkommen erfüllen. Aber einmal musste er erfüllt werden. Und durch Jesus Christus ist es geschehen. So ist dem Gesetz Gottes von dieser Seite her genüge getan worden. Und dann, ja, dann hat Jesus Christus auf noch die Strafe, die doch eigentlich auf uns liegt, weil wir das Gesetz Gottes übertreten haben und ständig übertreten, diese Strafe hat er dann auch noch auf sich genommen und hat sie am Kreuz getragen. Ja, durch sein Blut, das er für uns am Kreuz vergossen hat, hat er die Strafe vollkommen abbezahlt. Da ist nichts mehr von uns zu entrichten. Die Schuld ist vielmehr vollständig ausgeglichen. Und weil die Strafe auf ihm, Jesus Christus, dem Sohn Gottes, liegt, darum ist nun auch Gottes Frieden für uns da. In Jesus Christus. Wenn du Sünder das für dich anerkennst, dass du ein Sünder bist, abgrundtief verdorben, und dass du Gott nichts, gar nichts bringen kannst – und Jesus Christus schon alles für dich getan hat, wenn du das vertrauensvoll ergreifst und für dich in Anspruch nimmst, dann hast du den Frieden Gottes.

Darum kann auch Gutes gepredigt werden, eben das Erbarmen Gottes, die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes über dem Sünder: Gottes Gnade. Weißt du, was das heißt, weißt du, was Gnade ist? Die Vergebung der Sünden wird dir Sünder, der du doch wirklich schuldig bist vor Gott und darum verurteilt werden müsstest, frei und umsonst um Christi willen geschenkt. Gott rechnet dir um Christi willen die Sünden nicht zu – und das bietet er dir an, reicht er dir dar, eignet er dir zu durch das Evangelium. Und du ergreifst es im Glauben, frei, umsonst, ohne Vorbedingungen, ohne nachträgliche Forderungen. Ist das nicht etwas Gutes, ist das nicht ein rechter Trost?

Ja, es ist Heil, was wir verkündigen, Rettung für den doch eigentlich verdammten Sünder, Rettung aus dem Jüngsten Gericht, Rettung vor der Hölle. Um Christi Willen sieht Gott der HERR, wenn du dich im Glauben an Jesus Christus, deinen Heiland, hältst, nicht deine Sünden an, die doch tatsächlich da sind, sondern sieht Christi Gerechtigkeit, die er durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben dir erworben hat. Um Christi Willen, rechnet er dir, wenn du im Glauben an deinen Heiland stehst, diesen deinen Glauben dir zur Gerechtigkeit zu, das heißt, er sieht dich, um Christi willen, als gerecht an. Ja, auch wenn du blutrot und voll Schmutz wärest um der Sünde willen, so sieht der HERR dich als schneeweiß und rein an – nicht um irgendwelcher Anstrengungen, Verdienste deinerseits willen, sondern allein um Christi Verdienst willen. Das ist das Heil, das ist die Rettung: Christus trug unsere Krankheit, unsere Missetat, wurde um unseretwillen verwundet – damit wir Frieden hätten, damit wir durch seine Wunden geheilt würden.

2. Der Adressat der frohen Botschaft. Wem aber gilt denn nun diese frohe Botschaft? Wem gilt diese Predigt von der Rettung allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, allein durch den Glauben? Wer wird hier zunächst angesprochen? Von Zion ist die Rede. Zion steht im Alten Testament nicht nur für die Burg Davids in Jerusalem, sondern immer wieder auch als Synonym für die Kirche des HERRN, die Gemeinde Jesu Christi, und zwar gerade auch die äußere Versammlung um Wort und Sakrament. Und so auch hier. Zunächst und vor allem gilt dir, der du unter das Wort kommst, diese frohe Botschaft. Dir soll sie gesagt werden, dir, der du leidest an deiner Sünde, der du zutiefst gebeugt bist, weil du weißt um das Widerwärtige der Sünde in deinem Leben und du so gerne los davon wärest. Ja, dir gilt diese Rettungsbotschaft. Aber sie gilt auch dir, der du wohl unter das Wort kommst, aber bisher noch blind bist für die Sünde und Schuld in deinem Leben. Da ist zunächst der Ruf an dich, dass du erkennst, wie voll Unfrieden, voll Unheil dein Leben ist, dass du doch erkennst das Verdammungsurteil, das darüber steht. Denn nur so, nur so kannst du dann erfassen, was Gott der HERR dir in Jesus Christus bereitet hat, was er dir anbietet, darreicht, zueignet, damit du es im Glauben frei umsonst ergreifst.

Einem jeden also, der unter das Wort kommt, gilt diese frohe Botschaft als Botschaft der Rettung, des Heils.

Aber nicht nur ihnen. Denn wie heißt es doch hier? Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Heiden, dass aller Welt Ende siehet das Heil unsers Gottes. Gottes Heil gilt aller Welt Ende. Jedem Volk, jeder Nation, jeder Sprache, jeder Klasse, jeder Rasse, jeder Kultur gilt diese frohe Botschaft. Es geht ja kein Mensch über diese Erde, natürlich gezeugt und geboren, der nicht ein Sünder und damit abgrundtief verdorben und natürlicherweise verloren wäre. Und es geht ebenso kein Mensch über diese Erde, für den nicht Jesus Christus am Kreuz gestorben wäre, für den nicht Jesus Christus das Gesetz erfüllt, für den er nicht auch die Vergebung der Sünden und damit Leben und Seligkeit erworben hätte. Darum gilt jedem Menschen hier auf Erden die Rettungsbotschaft. Und: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Das ist der erklärte Wille Gottes. An keinem will Gott mit seiner Gnade vorüber gehen. Darum gilt auch der Kirche, gilt jeder einzelnen Gemeinde, gilt jedem Christen der Auftrag Jesu Christi: Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker; verkündiget das Evangelium aller Kreatur; predigt Buße und Vergebung der Sünden. Dieser Auftrag gilt auch dir und mir. Bedenke, wie wichtig er ist: Denn ohne Jesus Christus sind die Menschen verloren, in alle Ewigkeit. Jesus Christus allein ist das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Wer nicht im Glauben an Jesus Christus als seinem Heiland erfunden wird, über dem bleibt der Zorn Gottes, für Zeit und Ewigkeit.

Darum sollen wir Boten senden ins Inland und ins Ausland, zu den Einheimischen wie zu den Fremden, damit viele Menschen noch die frohe Botschaft vom freien Heil in Christus erfahren und glauben. Darum sollen wir auch zusehen, wie wir hier den Menschen in unserer Umgebung die frohe Botschaft bringen können, ihnen die Rettung in Jesus Christus bezeugen und sie einladen zu Bibelkreis und Gottesdienst.

Allen Menschen gilt die frohe Botschaft – darum siehe zu, dass du selbst sie nicht versäumst, und dann bringe sie noch vielen anderen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Judica (HERR, schaffe mir Recht, Ps. 43,3) ueber 1. Mose 12,1-3:

Gottes Ruf an Abraham

1. Mose 12,1-3: Und der HERR sprach zu Abram: Gehe aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

Jesu Ruf an diejenigen, die er als seine Jünger gewinnen wollte war: Folgt mir nach! Was ist damit gemeint? Was heißt „Nachfolge“? Das griechische Wort, das für „nachfolgen“ steht, heißt so viel wie: „hinter mich“. Der Nachfolger geht also in den Fußstapfen seines Meisters, der ihm voran gegangen ist. Nachfolger Jesu Christi sein heißt also, in den Fußstapfen Jesu zu gehen. Wie können wir das? Nun, kein Mensch kann von sich aus in den Fußstapfen Jesu gehen, denn natürlicherweise sind wir weit weg von dem Weg Jesu. Erst dann, wenn ein Mensch durch Gesetz und Evangelium zu Buße und Umkehr geführt und der Glaube an seinen Heiland in seinem Herzen entzündet wurde, erst dann ist es möglich, Jesus Christus als sein Jünger nachzufolgen. Darum prüfe dich: Sind die Grundlagen bei dir schon vorhanden? Bist du schon bekehrt? Stehst du im rettenden Glauben an Jesus Christus?

Nachfolge – das zeigt nun aber gerade auch das griechische Wort – schließt in sich, dass du kein autonomes, kein von dir regiertes, bestimmtes Leben mehr führst. Du gehst dann eben nicht mehr deinen Weg, den du gerne gehen wolltest. Nein, als Jünger, als Nachfolger Jesu Christi gehst du den Weg Jesu, den Weg, den dein Heiland dir vorangegangen ist. Du lebst für ihn, du lebst unter seiner Herrschaft, seiner Leitung. Wie aber weißt du, welches dieser Weg ist? Nun, das zeigt dir deutlich Gottes Wort, besonders auch die Bergpredigt, die so etwas wie das Grundgesetz für das Leben im Reich Gottes ist. Frage dich auch bei allem, was du machst, ob wohl Jesus Christus es auch so machen würde. Und vergiss nie: Bei allem was du machst, ist die Sünde dabei. Und du fällst auch so noch vielfältig in weitere Sünden. Gerade als Nachfolger Christi brauchst du täglich seine Vergebung, die tägliche Reinigung von den Sünden. Werde da nicht nachlässig!

Auch unser heutiger Text ist ein Ruf in die Nachfolge, ein Ruf in den Gehorsam. Er erging damals an Abraham, oder, wie er zunächst noch hieß, Abram. Lasst uns nun unter dem Beistand des Heiligen Geistes bedenken:

Gottes Ruf an Abraham

1.     Gottes Befehl, Verwandtschaft und Heimat zu verlassen

2.     Gottes Verheißung eines großen Volkes

3.     Gottes Verheißung des Segens für alle Völker

1. Gottes Befehl, Verwandtschaft und Heimat zu verlassen. Und der HERR sprach zu Abram: Gehe aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. An wen geht dieser Befehl? Er geht nicht an einen jungen Mann, der in der Kraft seiner Jahre steht, bereit, etwas ganz Neues anzufangen. Nein, er ergeht an einen 75-jährigen Mann. Erscheint uns das nicht wie eine Zumutung? In diesem Alter fängt man normalerweise nicht noch einmal ganz von vorne an. In diesem Alter ist man froh, wenn man seinen geregelten Tagesablauf hat und seine Freunde und Bekannten. Und nun verlangt hier Gott der HERR von diesem alten Mann, alles zu verlassen, sein Vaterhaus, seine Verwandten, seine Bekannten, Freunde, sein Vaterland. Welch eine Herausforderung. Abram wohnte mit den Seinen damals in Ur. Ur war nicht irgendeine kleine Ansiedlung, nein, sie war eine der damaligen Weltstädte, ein kulturelles Zentrum im Zweistromland. All das sollte Abram zurücklassen und sich – in Unbekannte aufmachen. Denn Gott der HERR gab ihm ja kein Ziel vor. Er sollte einfach vertrauen.

Alles sollte er verlassen: Seine Geschwister, seine engeren und ferneren Verwandten, seine Bekannten, seine Freunde, seine Geschäftspartner, überhaupt alles, was bisher sein Leben ausgemacht hatte. Und das in diesem Alter! Und wie reagiert Abram darauf? Fängt er an, mit Gott zu diskutieren, ihm klar zu machen, dass er für Abenteuer doch etwas zu alt ist? Weist er ihn darauf hin, was dies für ihn bedeuten würde, alles zu verlassen? Nein. Wir lesen von all dem nichts, sondern nur, im Vers nach unserem Abschnitt: Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte. Abrams Reaktion auf Gottes Ruf, auf Gottes Befehl lässt sich mit einem Wort umschreiben: Gehorsam. Und damit sind wir bei einem ganz elementaren Teil dessen, was Nachfolge ausmacht: als Jünger, als Nachfolger Jesu diskutierst du nicht mit deinem HERRN über den Weg. Du gehorchst. Es mag wohl sein, dass ein Weg dir schwer fällt, dass er dir sehr schwer erscheint, dass du ihn für falsch oder unmöglich hältst. Das wirst du Gott auch sagen im Gebet. Aber du wirst darum ringen, dennoch Gottes Wort gehorsam zu sein.

Aber warum führt Gott der HERR Abram nun gerade diesen Weg? Hätte Abram dem HERRN denn nicht auch in Ur nachfolgen können? Auf dem letzten Landtag, den Josua hielt, beschrieb er den Weg, den Gott mit Israel gegangen ist, angefangen von Abram. Da hob er hervor, dass die Väter anderen Göttern gedient haben. Das heißt, dass Tharah, wohl auch Nahor, Vater und Großvater Abrams, anderen Göttern gedient haben, vielleicht auch Abram. Obwohl sie doch Nachkommen Sems waren, so sind sie doch abgefallen zu heidnischen Götzen. Darum riss Gott der HERR Abram heraus aus dieser heidnischen Umgebung, um ihn ganz zu lösen von all diesen falschen Bindungen, um ihn ganz mit Beschlag belegen und ihn völlig neu prägen zu können und so aus ihm und seinen Nachkommen sein Volk sich zu formen. Wenn Gott dich ruft, wenn er durch Gesetz und Evangelium dich zur Buße, zur Umkehr ruft, und dann im Glauben in die Nachfolge, dann heißt das ja eben nicht, dass du dein bisheriges Leben einfach weiterleben kannst, nur nun noch mit einem gewissen frommen Touch dabei. Nein, wenn Gott dich ruft, dann ruft er dich heraus aus den Bindungen der Welt. Ekkleesia, dieses griechische Wort für Kirche, Gemeinde, meint ja gerade die Herausgerufenen. Gott ruft dich heraus aus einer Welt, die gekennzeichnet ist von Stolz, Hochmut, Selbstgerechtigkeit, Selbstverwirklichung, von Neid, Habgier, Missgunst, von Feindschaft, Bitterkeit, Hass, von unreinen Lüsten, von Vergnügungssucht, von Oberflächlichkeit oder was nicht sonst noch alles das bürgerliche Leben ausmacht. Aber all das ist nicht vereinbar mit der Nachfolge Jesu Christi. Du kannst nicht Christi Jünger sein und gleichzeitig noch in den Denkstrukturen dieser Welt verhaftet sein. Lasset euch verändern durch Erneuerung eures Sinnes! Ruft der Heilige Geist uns durch Paulus zu. Darum geht es tatsächlich. Wir sollen durch und durch neue Menschen werden, deren Denken, deren Ziele, deren Wünsche, deren Ansichten geprägt sind vom Wort Gottes. Und dazu ist es zuweilen nötig, dass Gott der HERR uns herausnimmt aus all dem, was uns sonst beeinflussen, prägen kann.

Darum musste auch Abram all das verlassen, was ihn bisher gebunden hatte, was bis dahin sein Leben war. Nur so konnte Gott der HERR ihn ganz neu machen. Trennung, Absonderung von der Welt ist notwendig. Das heißt normalerweise nicht, dass es keine bürgerlichen Kontakte zu den Menschen der Welt geben dürfe. Das ist völlig unmöglich. Wie sollten wir sonst auch die Möglichkeit haben, ihnen Gottes Wort zu sagen. Aber es heißt, dass wir nur noch in dieser Welt sind, aber nicht mehr von dieser Welt. Aber es kann natürlich auch tatsächlich zu Brüchen führen in Beziehungen, zu Freunden, zu Bekannten, ja, auch zu Verwandten, wenn diese deinen Weg nicht akzeptieren und deshalb mit dir nichts mehr zu tun haben wollen. Das müssen wir dann ertragen. Da gilt es dann, Gott mehr zu lieben als Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Ehefrau, Bruder, Schwester. Das ist sehr schwer. Aber es ist Gottes Weg.

Abram ist diesen Weg gegangen. Und er wusste nicht, wohin der ihn führen wird. Er sollte gehen in ein Land, das ich dir zeigen will. Mehr sagte Gott ihm nicht. Abram bekam kein Ziel vorgegeben, auf das er dann in eigener Kraft, auf eigenen Weg zusteuern konnte, während Gott interessiert oder gelangweilt zuschaut. Nein, Gott macht ihm hier deutlich, dass er, der HERR, es ist, der ihn führen wird. Gott ist kein Zuschauer deines Lebens, er ist vielmehr aktiv in deinem Leben, er will dein Leben regieren, dich führen durch sein Wort. Es kommt darum auch nicht darauf an, dass du schon die Schritte bis an dein Lebensende kennst oder doch zumindest der nächsten Jahre. Nein, du kennst ja nicht einmal den weiteren Verlauf des heutigen Tages mit Gewissheit. Darum ist es so wichtig, dass du an Gottes Hand gehst, dass du dich ihm anvertraust – in der getrosten Gewissheit, dass du ihm vertrauen kannst, darfst. Und dass du so in Abhängigkeit von dem lebendigen Gott lebst.

2. Gottes Verheißung eines großen Volkes. Gott der HERR aber hat Abram nicht nur herausgerufen aus all dem, was bisher sein Leben ausgemacht hat, nein, er gibt ihm auch eine Verheißung, ja, mehrere Verheißungen mit auf den Weg. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen und verfluchen, die dich verfluchen. Ich will dich zum großen Volk machen. Welch eine Verheißung! Wie mag es Abram da zumute gewesen sein? Abram hat sich gerade auch an dieses Wort gehalten, obwohl er nicht wusste, wie das Realität werden sollte. Denn er war immerhin 75 Jahre alt, Sarah nur zehn Jahre jünger – und sie hatten noch keine Kinder. Menschlich gesehen war es unmöglich, dass sie noch Kinder bekamen. Und doch stand hier Gottes Verheißung: Ich will dich zu einem großen Volk machen. Abram hat Gott diese Verheißung auch immer wieder vorgehalten. Und Gott der HERR hat sie bekräftigt. Und Abram hat sich daran geklammert. Er wusste nicht, wie sie Wirklichkeit werden sollte. Aber er wusste: Ich habe einen Gott, bei dem ist kein Ding unmöglich.

Wir wissen heute, dass Gott sein Wort erfüllt hat. Als Abraham 100 Jahre alt war, wurde ihm der Sohn der Verheißung geboren, Isaak. Von ihm sollten dann die weiteren Geschlechter kommen. Wer ist nun gemeint mit diesem großen Volk? Viele gehen auf das Volk Israel. Nun ist es sicher richtig, dass das Volk Israel leibliche Nachkommenschaft Abrams ist, wenn auch nicht alle, da im Laufe der Geschichte auch Menschen aus anderen Völkern zu Israel dazugekommen sind, ganze fremde Stämme sich ihm angeschlossen haben. Andererseits kann man Israel nun auch nicht gerade ein großes Volk nennen. Schon Mose gegenüber macht das der HERR deutlich, wenn er sagt, dass Israel eher eines der kleinen Völker ist. Es ist also keineswegs nur Israel hier gemeint, ja, nicht einmal in erster Linie. Denn so interessant und auch erhebend es sein mag, leiblich von Abraham abzustammen, so ist damit doch für die Ewigkeit nichts gewonnen. Es geht hier noch um eine ganz andere Nachkommenschaft, um ein ganz anderes Volk, das von Abraham kommen sollte. Im Galaterbrief heißt es: So erkennet ihr ja nun, dass, die des Glaubens sind, das sind Abrahams Kinder…. Also werden nun, die des Glaubens sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham. Es gibt also noch eine ganz andere Nachkommenschaft Abrahams, eine geistliche Nachkommenschaft, die viel umfangreicher und auch viel bedeutender ist, denn hier geht es um die Ewigkeit. Das sind diejenigen, die eins sind mit Abraham im Glauben an den verheißenen Messias. Sie sind mit Abraham unter dem verheißenen Segen. Ja, dies ist wahrhaft ein großes Volk – alle diejenigen, die in der Geschichte an Jesus Christus als ihren Heiland glauben. Welch eine gewaltige, ja, unzählbare Schar ist dies, das wahre Israel, das geistliche Israel. Gehörst du dazu? Gehörst du zu denen, die sich als verdorbene und verlorene Sünder erkannt haben vor Jesus Christus und ihn ergriffen haben als ihren Heiland? Dann bist in der Schar der Kinder Abrahams, der geistlichen Kinder.

Abram sollte unter dem Segen Gottes gehen. Wenn du als Jünger Jesu durch diese Welt gehst, so darfst du wissen, dass du nicht allein bist, sondern dass der HERR mit dir geht, dass er dich segnet – und zum Segen setzt. Als Christ, als Jünger darfst und sollst auch du ein Segen sein in dieser Welt. Dieser Segen soll sich zeigen in deinem Reden, deinem Handeln, darin, dass du Sünde beim Namen nennst und sie strafst, aber auch darin, dass du Jesus Christus verkündigst, darin, dass du versöhnst, Hoffnung gibst, den Notleidenden hilfst. Bist du schon ein Segen in deiner Umgebung. Lasst uns beten, dass wir ein Segen werden.

3. Gottes Verheißung des Segens für alle Völker. In dir sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden. Der Segen Abrams sollte sich also auf alle Völker auf Erden erstrecken. Wie sollte das geschehen? Wie sollte das Wirklichkeit werden. Wenn wir weiter betrachten, wie Gott der HERR gerade auch diese Verheißung immer wieder erneuert hat, so finden wir nach der Opferung Isaaks: Und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden. Durch deinen Samen. Damit ist es deutlich, dass ein ganz bestimmter Nachkomme Abrahams gemeint ist. Nicht allgemein die Nachkommen Abrahams sind hier gemeint, nicht das Volk Israel, sondern ein bestimmter Nachkomme, wie es auch Paulus sehr klar im Galaterbrief betont. Nur einer ist es, der damit gemeint sein kann, der wirklich für alle Völker, für alle Menschen zu einem Segen geworden ist: Jesus Christus, das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt; der Heiland der Welt. Er ist es, der damals Abraham verheißen wurde, und erneut Isaak und Jakob nach ihm. Er ist der Segen für alle Völker, weil er die Schuld aller Menschen, die Sünden aller Menschen getragen hat auf seinem Leibe auf dem Holz, am Kreuz. Er ist der Segen für alle Völker, weil er dort am Kreuz den Vater versöhnt hat mit der Welt, mit allen Menschen und so in Christus für jeden Menschen Vergebung der Sünden, ewiges Leben bereit ist. Das bietet er dir an, das reicht er dir dar, eignet er dir zu durch das Evangelium im Wort, in der Taufe, im Abendmahl. Und wenn dieser Glaube in deinem Herzen geweckt wird, dann bist du ein Kind Abrahams, bist sein geistliches Kind, gehörst zu dem großen Volk, das aus ihm kommen sollte.

Dann lass uns aber auch wandeln als Kinder Abrahams, nämlich abgesondert von der Sünde, abgesondert von der Welt, der Ichhaftigkeit, der Selbstgerechtigkeit, der Selbstverwirklichung, dem Geiz, der Habgier, dem Stolz, dem Hochmut, dem Neid, dem Hass, der Bitterkeit, der Vergnügungssucht. Lasst uns wandeln als solche, die ganz unserem Heiland und HERRN gehören, die frei sind für ihn, frei, ihm in allem völlig und ganz zu dienen, frei, sich von ihm auf seinem Weg führen zu lassen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Palmsonntag ueber Jesaja 43,22-25:

Die unverdiente Gnade Gottes fuer den Suender

Jesaja 43,22-25: Nicht daß du mich hättest gerufen, Jakob, oder daß du um mich gearbeitet hättest, Israel. Mir zwar hast du nicht gebracht Schafe deines Brandopfers noch mich geehret mit deinen Opfern; mich hat deines Dienstes nicht gelüstet im Speisopfer, habe auch nicht Lust an deiner Arbeit im Weihrauch; mir hast du nicht um Geld Kalmus gekauft; mich hast du mit dem Fetten deiner Opfer nicht gefüllet. Ja, mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht in deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.

Heute feiern wir Palmsonntag. Wir erinnern uns an diesem Tag an den Einzug unseres Heilandes Jesus Christus in Jerusalem, einem Einzug unter den Hosiannarufen, unter dem Jubel des Volkes, das ihn pries als den Sohn Davids, also als den Messias. Wir wissen, dass die meisten von ihnen ihn nur fünf Tage später kreuzigen ließen, Pilatus bedrängten mit ihren Rufen „Kreuzige, kreuzige ihn“, bis er ihnen nachgab. Der Einzug Jesu in Jerusalem ist immer auch als ein Bild gesehen worden für den Einzug Jesu in dein Herz. Die Menschen haben ihm damals zugejubelt – aber bei den wenigsten hat er damals auch in ihr Herz einziehen dürfen. Das hielten sie verschlossen. Sie wollten bei den Erlebnissen, den Sensationen dabei sein; sie ließen sich von der Menge mitreißen. Aber sie erkannten nicht, wie nötig sie den Erlöser, den Heiland brauchten. Und du? Hast du es schon erkannt? Hast du dich schon erkannt im Angesicht des Gesetzes Gottes? Klammerst du dich darum als verlorener Sünder an Jesus Christus als deinen Heiland?

Unser heutiger Abschnitt beschreibt unseren Zustand zunächst – und dann die wunderbare Gnade Gottes, die trotz unserer natürlichen Gottesferne für uns da ist. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes bedenken:

Die unverdiente Gnade Gottes für den Sünder

1.     Unsere Sündenverdorbenheit

2.     Gottes herrliche Gnade

1. Unsere Sündenverdorbenheit. Nicht, dass du mich hättest gerufen, Jakob, oder dass du um mich gearbeitet hättest, Israel. Was stellt Gott der HERR hier fest? Israel hat nicht nach Gott gerufen und hat auch nicht um Gott gearbeitet, geeifert. Das heißt doch: Israel hat sich nicht weiter um Gott bemüht, hat ihn bestenfalls so nebenbei mit dabei gehabt. Das ist tatsächlich das Verhalten des natürlichen Menschen. So sind wir, so lange wir noch tatsächlich ohne Gott leben. Da fragst du nicht nach Gott, da interessiert dich Gottes Willen nicht, du lebst ohne Gott. Und wenn du ein sogenannter religiöser Mensch bist? Nun, dann wirst du nicht sagen, dass du ohne Gott lebst. Ja, du wirst vielleicht sogar sagen, dass dich irgendwo Gottes Gebote interessieren. Und du versuchst, sie zu halten. Aber wenn du ehrlich bist, so gibst du zu, dass du sie bestenfalls äußerlich hältst. Der tiefergehende Gehalt, der auch das Reden, ja, auch die Gedanken betrifft, deine Herzenshaltung, den packst du entweder gar nicht an oder du hast sehr schnell gemerkt, dass du ihn aus eigener Kraft nicht erreichen kannst – und hast ihn abgelegt. Nein, auch als ein religiöser Mensch lebst du letztlich deine eigene Gerechtigkeit, siehst zu, wie du vor anderen Menschen, und nach deiner Meinung auch vor Gott, gut dastehst. Du meinst nicht, dass du einen Heiland brauchst. Du lebst einfach dein eigenes Leben, als selbstgerechtes Leben, ein Leben, in dem du dich zu verwirklichen suchst, ein Leben, das autonom ist, frei, wie du meinst.

Tatsächlich aber lebst du damit, auch wenn du es nicht wahrhaben willst, in der Gottesferne, getrennt von Gott. Und damit auch unter der Gerichtsdrohung, der Todesdrohung Gottes: Verflucht sei jedermann, der nicht bleibet in alledem, das geschrieben steht im Buch des Gesetzes, dass er es tue. Aber warum ist das denn so? Warum kannst du nach deinen eigenen, natürlichen Kräften nicht so leben, wie Gott es haben will? Der Heilige Geist sagt es sehr deutlich durch Paulus: Wir sind tot in Übertretungen und Sünden. Ja, aufgrund der Sünde bist du geistlich tot, tot für Gott, tot dazu, auf irgendeine Weise an Gott zu glauben, ihn zu lieben, ihm zu dienen. Denn die Sünde, das ist ja nicht nur, was du tust oder unterlassen hast zu tun, nein, David bezeugt, dass er in Sünden geboren wurde – du bist Sünder seit deiner Zeugung. Und weil du Sünder bist, darum sündigst du. Dein Herz ist schwarz von Sünde, darum kann aus ihm auch nur wieder Sünde hervorkommen. Darum kannst du von dir aus nicht besser werden. Du kannst nicht wirklich deinen alten Menschen überwinden.

Du kannst religiös sein, gewiss, so wie es Israel auch war. Aber was musste Gott feststellen über diese religiösen Aktivitäten Israels? Mir zwar hast du nicht gebracht Schafe deines Brandopfers, noch mich geehrt mit deinen Opfern; mich hat deines Dienstes nicht gelüstet im Speisopfer, habe auch nicht Lust an deiner Arbeit im Weihrauch; mir hast du nicht um Geld Kalmus gekauft; mich hast du mit dem Fetten deiner Opfer nicht gefüllt. O, Israel war ein religiöses Volk gewesen. Aber wie beurteilt der HERR diese Religiosität? Er streicht sie durch, er verwirft sie. Denn diese Religiosität geschah nicht aus dem Glauben an den lebendigen Gott, sondern war eine menschengemachte Frömmigkeit, die äußerlich eine gewisse Religiosität aufzeigte, auch vielleicht eine bestimmte Moral – tatsächlich aber heidnisch war, ja, zum Götzendienst wurde.

Gott konnte diese menschengemachte Frömmigkeit nicht annehmen, konnte auch die Opfer nicht bejahen, selbst wenn sie ihm gebracht wurden. Gott begnügt sich nicht mit einer Nebenrolle in deinem Leben. Wenn die Buße fehlt, die rechte, tiefgehende Sündenerkenntnis, die Reue über die Sünde, der Hass gegen die Sünde, wenn daraus dann auch die Umkehr fehlt und damit auch die Frucht, die völlige Hingabe an deinen Heiland und HERRN, dann nutzt dir weder eine gewisse Kirchlichkeit, noch eine gewisse Moral, noch eine äußerliche Frömmigkeit etwas – alles ist nichts vor Gott und längst verworfen.

Da magst du den Gottesdienst besuchen, sein Wort hören in Gesetz und Evangelium – und lässt ihn doch nicht wirklich an dich heran, sondern hältst ihn auf Distanz. Er soll dir nicht mit seinem Sündenspiegel und seiner Anklage durch das Gesetz zu nah auf den Leib rücken.

Du meinst, du könntest Gott etwas bringen, du müsstest nicht mit leeren Händen vor ihm stehen. Aber du irrst. Gott hat all das, was du ihm bringen willst, längst als völlig unbrauchbar zurück gewiesen. Du kannst Gott nichts bringen, du stehst als ein Bettler vor ihm. Bist du bereit, das anzuerkennen? Bist du bereit, Gottes Maßstab zu akzeptieren und sein Urteil, dass nichts, gar nichts Gutes an dir ist, nur lauter Sünde, und du darum abgrundtief verdorben bist – und für immer verloren, wenn nicht ein Retter kommt, um auch dich zu erlösen? Täglich neu müssen wir das anerkennen, auch wenn wir schon wiedergeboren sind, denn täglich fallen wir in Sünde und brauchen darum täglich neu die Vergebung der Sünden.

2. Gottes herrliche Gnade. Aber wie soll Vergebung der Sünden möglich sein, da wir doch durch und durch Sünder sind, nichts, gar nichts Gutes an uns zu finden ist? Ja, mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deiner Missetat. Ich, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht. Das ist Gottes Antwort auf deine Sündenverdorbenheit. Das ist Gottes Antwort darauf, dass wir natürlicherweise nichts anderes können als sündigen. Du hast mit Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deiner Missetat. Gott der HERR hat ja nicht einfach nur zugeschaut. Und er hat die Sünden auch nicht nur mit einer Handbewegung weggewischt. Nein, das ist völlig unmöglich. Denn unser HERR ist ein heiliger und gerechter Gott, der ja auch von uns will, dass wir heilig sind. Darum konnte er nicht einfach beide Augen zudrücken. Nein, sein Gesetz musste erfüllt werden.

Und darum ist dein Heiland Jesus Christus in diese Welt gekommen, hat seine göttliche Natur die menschliche Natur in die eine Person aufgenommen, um nun, stellvertretend auch für dich und mich, das Gesetz Gottes zu erfüllen. Ja, das gehörte mit zu seiner Mühe und Arbeit, dass er sich um unseretwillen dem Gesetz unterworfen hat, schon als Säugling, denken wir nur an die Beschneidung und die Darstellung im Tempel. Jesus Christus hat das ganze Gesetz Gottes erfüllt, vollkommen, was nur er, der auch wahrer Gott ist, konnte.

Aber nicht nur diese Arbeit haben wir ihm gemacht. Nein, sie ging noch weiter, wurde noch viel schwerer und härter und qualvoller. Als er nämlich deine und meine und unser aller Sünden auf sich lud, um sie stellvertretend zu tragen, da ging der furchtbarste Teil der Mühe und Arbeit erst los. Denke an Gethsemane. Da hat er im Gebet gerungen, schon unter der entsetzlichen Last der Sünden, hat gekämpft, dass der Schweiß wie Blutstropfen zu Boden fiel und er von einem seiner Geschöpfe, einem Engel, gestärkt werden musste. Aber es sollte ja noch schlimmer kommen. Jesus Christus wurde gefangen genommen, er wurde verhöhnt, verspottet, verspien, gegeißelt und schließlich ans Kreuz geschlagen und musste dort stundenlang hängen in größten Qualen – vor allem aber auch: in der Gottverlassenheit, um unserer Sünden willen. Das ist die Mühe, die Arbeit, die du und ich und alle Menschen ihm gemacht haben. In Jesaja 53 heißt es deshalb, dass seine Seele gearbeitet hat.

Gottes Gnade ist keine billige Gnade, denn sie hat ihm seinen einzigen Sohn gekostet, den er geopfert hat, sie hat Jesus Christus unendliche Mühe, Arbeit, Qual und Pein gekostet.

Aber aufgrund dieser Mühe, dieser Arbeit und Pein, die wir in keiner Weise verdient haben, hat er uns die Erlösung erworben: Ich, ich tilge deine Übertretungen und gedenke deiner Sünden nicht. Deine Missetaten sind da, deine Sünden sind da, deine Übertretungen sind da, sie sind Realität. Gott weiß das. Und er klagt sie auch an durch sein Gesetz. Aber: Jesus Christus hat sie alle auf seinem Leib hinaufgetragen an das Kreuz und hat sich selbst dort für sie geopfert. Er hat auch deinen Schuldschein mit ans Kreuz geopfert. In Jesus Christus ist Gott darum auch mit dir versöhnt. In Jesus Christus rechnet er darum auch dir, wie aller Welt, die Sünden nicht zu, in Jesus Christus ist darum auch für dich Vergebung der Sünden da. Wenn Gott dich ansieht, so muss er normalerweise Sünde sehen, nichts als Sünde. Wenn er dich aber in Jesus Christus sieht, so sieht er nur Christi weißes Kleid und erklärt dich für gerecht, der du doch eigentlich schuldig bist.

Am Kreuz auf Golgatha, da hat dein Heiland Jesus Christus auch für dich eine vollkommene Erlösung erworben, auch dir die Versöhnung Gottes, die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht errungen. Und all das, das bietet er dir an, das reicht er dir dar, das eignet er dir zu, wenn du gequält bist von der Last deiner Sünden, ja, das schenkt er dir durch das Evangelium im Wort, in der Taufe und im Abendmahl. Ja, frei, umsonst, ohne irgendwelche Vorbedingungen reicht er dies dir dar und eignet es dir zu. Das ist Gnade: keinerlei Voraussetzungen deinerseits, keinerlei Verdienst, keinerlei Bedingungen, keinerlei Bezahlung – reine Gnade, reines Geschenk für den Sünder. Du kannst es nur annehmen, ergreifen im Glauben, den der Heilige Geist in deinem Herzen wirkt. Ja, vertraue ihm, deinem Heiland Jesus Christus, dass er alles für dich längst getan hat, ergreife es im Glauben, ergreife seine Vergebung täglich neu, denn täglich sündigst du ja.

Und dann lebe daraus, übergib dich ihm, dass du ihm, deinem Heiland und HERRN, nachfolgst. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Karfreitag ueber Hosea 13,14:

Jesus Christus – der Ueberwinder von Tod und Hoelle

Hosea 13,14: Ich will sie erlösen aus der Hölle und vom Tod erretten. Tod, ich will dir ein Gift sein; Hölle, ich will dir eine Pestilenz sein!

Heute begehen wir Karfreitag, den zusammen mit Ostern oder dem Auferstehungsfest höchsten Feiertag der Christenheit. Warum bedeutet uns dieser Tag so viel? Nun, weil heute das wichtigste und bedeutendste geschah, was je für uns Menschen seit der Schöpfung geschehen ist: nämlich damals hat unser Heiland und HERR Jesus Christus für uns auf Golgatha die vollkommene Erlösung erworben, hat damit Teufel, Tod und Hölle für uns besiegt. Das lasst uns darum gerade an diesem heutigen Tag neu bedenken, was Christi Kreuzestod für uns bedeutet.

Unter dem Beistand des Heiligen Geistes wollen wir darum bedenken:,

Jesus Christus – der Überwinder von Tod und Hölle

1.     Warum ist Erlösung von Tod und Hölle notwendig?

2.     Was Jesus Christus für uns getan hat

1. Warum ist Erlösung von Tod und Hölle notwendig? Ich will sie erlösen aus der Hölle und vom Tod erretten. Das hat Gott der HERR schon durch den Propheten Hosea angekündigt. Und damit erhebt sich ja die Frage: Warum ist eine Erlösung von Tod und Hölle notwendig? Nun, ganz einfach: Wir alle, du und ich und alle Menschen, wir stehen alle unter Gottes Gericht, da ist keiner, der natürlich gezeugt wurde, ausgenommen. Denn: Wir sind alle Sünder, seit unserer Zeugung, sind tot in Übertretungen und Sünden. Was aber ist die Folge, was ist das Ergebnis der Sünde? Der Sold der Sünde, der Lohn der Sünde ist der Tod. Das ist Gottes Urteil über uns Sünder. Da gibt es keinen Ausweg. Denn Gottes Gesetz ist da klar und unmissverständlich: Verflucht sei jedermann, der nicht bleibet in alledem, das geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, dass er’s tue. Und wer kann von sich behaupten, dass er das ganze Gesetz, jedes einzelne Gebot, vollkommen gehalten hat, nicht nur mit der äußeren Tat, auch mit den Gedanken, den Worten? Kannst du es? Niemand von uns kann es. Darum sind wir alle unter dem Zorn Gottes. Es kann auch gar nicht anders sein, sagt doch Gottes Wort über uns: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Das Böse kommt nicht erst von außen hinzu, nein, es steckt vielmehr in uns drinnen, so, wie die Fäulnis im faulen Apfel steckt. Und so tritt es mannigfaltig immer wieder nach außen.

Wohl ruft uns Gottes Gesetz dazu auf, das Gute zu tun und beschreibt es uns ja auch. Und ein wenig können wir ja auch dem Gesetz Folge leisten, zumindest in den äußeren Verhaltensweisen, aber auch da nur eingeschränkt. Aber die böse Lust, die bösen Begierden, Gedanken, Sehnsüchte, die können wir nicht besiegen. Sie sind da. Und: Sie nehmen am Gesetz immer wieder Anlass, brechen gerade daran immer neu hervor. Nicht, dass das Gesetz schuld ist an der Sünde, nein, es zeigt uns nur, dass schon die böse Lust, dass schon der Gedanke wahrhaft Sünde ist. Darum wird das Gesetz auch als die Kraft der Sünde bezeichnet.

Das Ergebnis aber der Sünde ist der Tod. So hatte Gott der HERR es schon unseren Ureltern Adam und Eva angekündigt. Was ist aber damit gemeint? Nun, gewiss, Adam und Eva sind nicht sogleich tot umgefallen. Aber sie fürchteten sich vor Gott, versteckten sich vor ihm. Das mussten sie zuvor nicht machen, da lebten sie in herrlichster Gemeinschaft mit dem HERRN. Nun aber war die bisherige Gemeinschaft mit Gott durch die Sünde zerstört. Und das nennt die Bibel auch den geistlichen Tod. Sie waren tot in Übertretungen und Sünden. Sie konnten von nun an gar nicht mehr Gottes Willen so tun, wie er es gerne wollte. Und keiner ihrer Nachkommen, auch wir nicht, kann es. Aus eigener Kraft ist es völlig unmöglich. Am Ende aber unseres irdischen Lebens steht der leibliche Tod, die Trennung von Leib und Seele. Mit ihm verlassen wir endgültig diese Welt, ein nicht mehr rückgängig zu machender Vorgang. Und wenn in diesem Leben nicht der geistliche Tod überwunden wurde, dann führt der leibliche Tod sogleich zum ewigen Tod, in die ewige, nie endende Gottesferne, in die nie endende Qual und Pein.

Aber wie kannst du aus dem geistlichen Tod heraus kommen? Kannst du das selbst bewerkstelligen? Auch hier sagt Gottes Wort eindeutig: Nein! Durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch gerecht. Es ist unmöglich. Es gibt kein Werk, das du tust, das wirklich rein, vollkommen ist. Alles, was du tust, ist entweder Sünde, oder, wenn du schon wiedergeboren bist im Glauben an Jesus Christus, ist es mit Sünde befleckt. Der natürliche Mensch ist durch und durch sündig, denn sein Herz ist voller Sünde. Aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Huerei, Diebstahl, Lästerung. Ja wir können es ohne weiteres so sagen, dass unser Herz schwarz ist vor Sünde. Und wie soll das geändert werden? Ein fauler Baum kann nur faule Früchte bringen. Also kann ein Sünder nur sündigen. Du und ich, wir alle brauchen ein neues Herz, so sagt es uns die Bibel Gottes.

2. Was Jesus Christus für uns getan hat. Aber wie kannst du zu diesem neuen Herzen kommen? David betet: Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist. Du und ich, wir können uns kein neues Herz geben. Nein, es muss und vielmehr geschenkt werden. Es ist eine Neuschöpfung nötig, eine Schöpfung aus dem Nichts – die allein Gott ausführen kann. Aber wie kann es dazu kommen?

In unserem Vers verheißt Gott der HERR: Tod, ich will dir ein Gift sein; Hölle, ich will dir eine Pestilenz sein! Gott der HERR selbst will Tod und Hölle überwinden, denn nur er allein kann es. Und das ist geschehen. Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, hat es geschafft. Denn er hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht durch das Evangelium. Die Macht des Todes und damit auch der Hölle ist durch Jesus Christus gebrochen. Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg? Das ist tatsächlich geschehen, damals auf Golgatha, bestätigt und besiegelt durch den Vater mit der Auferweckung seines Sohnes am dritten Tage. Du meinst, der Tod sei noch nicht besiegt, weil doch noch jeder Mensch sterben muss. Nun, es ist richtig, dass der leibliche Tod noch da ist, weil der alte Mensch nur dadurch völlig getötet werden kann. Aber: Der ewige Tod, die ewige Verdammnis, der muss nicht mehr die automatische Folge sein, dann nämlich nicht, wenn dein geistlicher Tod schon in diesem Leben überwunden wird.

Denn wie hat es sein können, dass Jesus Christus Tod und Hölle besiegt? Wie ist es möglich, dass er unsere ärgsten Feinde überwunden hat? Nicht anders als dadurch, dass er die Ursachen überwunden hat: nämlich unsere Sündenlast. Er, der von keiner Sünde wusste, wurde für uns zur Sünde gemacht, damit wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, war in dieser Welt und hat Gottes Gesetz gehalten, vollkommen, ganz und gar, stellvertretend für uns. Und dann, ja, dann hat er, der Reine, der Vollkommene, die Sünden aller Menschen aller Zeiten als das Lamm Gottes auf sich genommen. All die Sünden, die jemals geschehen sind und die noch geschehen werden, er hat sie schon getragen. Furchtbar war die Qual unseres Heilandes, schon in Gethsemane, als er sie in seinem Gebetsringen schon getragen hat. Noch mehr aber am Kreuz, als die ganze Last unserer Sünden und die Strafe Gottes dafür auf ihm lag. Darum musste er in der Gottverlassenheit da hängen, da Sünde und Gott nicht zusammen sein können. So aber hat er auch die Strafe für die Sünde getragen. Ja, auch für deine und meine und für eines jeden Menschen Sünde ist die Strafe bereits vollkommen bezahlt. Die Erlösung ist auf Golgatha vollbracht. Gott ist durch Jesus Christus mit der Welt, mit einem jeden Menschen versöhnt. Für einen jeden Menschen ist in Jesus Christus die Vergebung der Sünden, der Freispruch im Jüngsten Gericht und damit das ewige Leben bereit. Gott der HERR hat das Opfer seines Sohnes angenommen und dies bestätigt mit seiner Auferweckung.

Dass dies geschehen ist, dafür gab und gibt es keinerlei Voraussetzung bei uns. Jesus Christus ist für Gottlose gestorben, ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren. Ja, Gott ist versöhnt durch den Tod seines Sohnes, da wir noch Feinde waren. Nichts haben wir dazu beitragen können. Nichts können wir Gott ja bringen als eben unsere Sünden. Jesus Christus aber hat alles für uns längst getan und auf Golgatha eine vollkommene Erlösung uns erworben durch sein Blut, das er für uns vergossen hat. Dadurch hat er den Teufel besiegt, hat er der Schlange den Kopf zertreten und die Werke des Teufels zerstört.

Und all das reicht er dir immer wieder dar durch das Evangelium, bietet es dir an, eignet es dir zu durch das Wort, die Taufe und das Abendmahl. Und du brauchst es nur zu ergreifen, anzunehmen durch den Glauben, indem du Sünder mit all deiner Schuldenlast zu ihm kommst, sie bei ihm ablädst und dich auf Christi Erlösungswerk berufst für deine ewige Erlösung und dich nun im Glauben an ihn klammerst.

Und aus diesem Glauben wirst du dann auch anfangen, nicht mehr dir selbst, nicht mehr der Sünde zu leben, sondern deinem Heiland Jesus Christus. Das ist dann die Frucht des Glaubens, die sich täglich zeigen soll, so unvollkommen, so mit Sünde durchsetzt sie auch noch ist. Und so brauchst du über deinem gesamten Leben täglich die Vergebung der Sünden. Lass dich täglich neu reinigen, ergreife täglich neu die Vergebung! Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Osterfest ueber Jesaja 26,19-21:

In Jesus Christus haben wir die gewisse Hoffnung der leiblichen Auferstehung

Jesaja 26,19-21: Aber deine Toten werden leben und mit dem Leichnam auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr lieget unter der Erde; denn dein Tau ist ein Tau des grünen Feldes. Aber das Land der Toten wirst du stürzen. Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer und schleuß die Tür nach dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. Denn siehe, der HErr wird ausgehen von seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Einwohner des Landes über sie, daß das Land wird offenbaren ihr Blut und nicht weiter verhehlen, die drinnen erwürget sind.

Jesus Christus hat es seiner Gemeinde, seinen Jüngern, vorhergesagt: So euch die Welt hasset, so wisset, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb, dieweil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählt, darum hasst euch die Welt. Das ist die Grundsituation der Gemeinde Jesu Christi. Wenn sie anders ist, dann ist dies eher ein Ausnahmezustand. Das heißt nicht, dass wir ständig unter Verfolgung leiden müssen, wohl aber, dass wir uns durch unseren Glauben und unser daraus folgendes Leben von der Welt unterscheiden. Und darum wird uns die Welt immer wieder feindselig begegnen. Das sollte uns nicht verwundern. Darum schreibt auch Petrus den Gläubigen: Ihr Lieben, lasst euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden, die euch widerfährt, dass ihr versucht werdet, als widerführe euch etwas Seltsames. So erging es schon der frühen Gemeinde; schon auf den ersten Seiten in der Apostelgeschichte lesen wir davon. Und auch in unserer Zeit nimmt die Feindseligkeit gegen Jesus Christus und seine Gemeinde immer mehr zu, wie die Auseinandersetzungen wegen Abtreibung, Homosexualität, Mission unter Juden, überhaupt die Missionsarbeit, dem Sechstagewerk der Schöpfung zeigen.

Umso wichtiger ist es, dass wir als Christen uns fest an Gottes Wort halten und den Trost vor Augen haben, den er uns gegeben hat. Und das ist ja nicht zuletzt die leibliche Auferstehung, der wir entgegen gehen. Diesen Trost will der Heilige Geist uns auch heute wieder stärken. Darum lasst uns unter seinem Beistand betrachten:

In Jesus Christus haben wir die gewisse Hoffnung der leiblichen Auferstehung

1.     Die Gewissheit der Auferstehung

2.     Die Gewissheit des Gerichts

1. Die Gewissheit der Auferstehung. Aber deine Toten werden leben und mit dem Leichnam auferstehen. Das ist das trostvolle Gotteswort, das Jesaja der Gemeinde schon über 700 Jahre vor Christi Geburt bezeugte. Auch Israel war damals von mancherlei Feinden umgeben, musste auch immer wieder unter Fremdherrschern leiden, sich ängstigen und wusste nicht, wie es schließlich sein wird. Und in diese Not, in diese Ungewissheit, in diese Traurigkeit hinein kommt nun dieses Wort: Aber deine Toten werden leben. Wer ist mit „deine“ gemeint? Der Abschnitt, auch die vorausgehenden Verse, sind ein Gebet. „Deine“ Toten sind damit Gottes Tote. Wer aber sind „Gottes Tote“? Nun, das sind diejenigen, die im rettenden Glauben an den Messias entschlafen sind. Jesaja betont hier also ausdrücklich, dass diejenigen, die an den Messias, an Jesus Christus glauben, wieder auferstehen werden. Und zwar nicht so, wie es manche meinen, dass sie in der Erinnerung weiterleben oder dass sie durch ihre Taten, ihren Ruhm weiterleben, nein, sondern indem sie leiblich auferstehen, denn sie werden mit dem Leichnam auferstehen, womit ja der Körper gemeint ist.

So viele Menschen heute sagen: Man kann doch nicht wissen, was nach dem Tod kommt. Und an eine leibliche Auferstehung wollen sie nicht glauben. Sie wäre ja für sie auch eine Last, denn sie wissen genau, dass dann auch das Gericht auf sie wartet. Darum blenden sie den Gedanken an die leibliche Auferstehung aus. Und sie fragen: Woher willst du wissen, dass der Mensch wieder aufersteht? Es ist doch noch niemand von den Toten wieder gekommen. Da liegen sie allerdings falsch. Jesus Christus ist von den Toten auferstanden und manche Gräber haben sich damals in Jerusalem aufgetan. Gerade darum können wir umso fester, gewisser und getroster

die Botschaft von der Auferstehung des Fleisches verkündigen. Vor allem aber: Wir haben Gottes Wort, das es uns ganz deutlich sagt. Denn unser Heiland verheißt uns: Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern schlafen, werden seine Stimme hören und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Übels getan haben zur Auferstehung des Gerichts. Und an anderer Stelle bekräftigt er: Das ist aber der Wille des, der mich gesandt hat, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Gottes Wort sagt es uns also eindeutig. Schon Hiob bezeugt deshalb seinen Glauben: Ich weiß, dass mein Erlöser lebet, und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken; und werde darnach mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott sehen. Denselben werde ich mir sehen, und meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder.

Welch eine klare und eindeutige Gewissheit der leiblichen Auferstehung! Und auf diese Auferstehung gehen wir zu. Der leibliche Tod ist nicht das Letzte. Nach dem Tod kommt nicht einfach ein Nichts. Nein, danach kommt, wenn wir so wollen, das Eigentliche, worauf dieses Leben nur die Vorbereitung ist. Und da ist es dann die Frage, wo du diese ewige Zukunft verbringen wirst? Wirst du in der Herrlichkeit sein oder nicht?

Aber warum ist es überhaupt möglich, dass wir leiblich auferstehen? Wie kann das sein? Nun, bedenke doch die Ursache des Todes. Denn der Tod ist eben nicht etwas Natürliches, was von Anfang an zur Schöpfung dazugehört hat. Nein, nachdem er die Schöpfung vollendet hatte, konnte Gott über sie erklären: Siehe, es ist sehr gut. Der Tod, der ist erst später hineingekommen in diese Welt, nämlich mit dem Sündenfall unserer Ureltern Adam und Eva, die sich gegen Gott, gegen den Gehorsam auf sein Wort, entschieden – und so über uns alle den leiblichen Tod und auch den geistlichen Tod, die Gottesferne, brachten.

Wie aber kann es sein, dass wir nun diesem Dilemma sollen entfliehen können? Wir kommen von Karfreitag her. Da hat Jesus Christus den Sieg vollendet. Er hat dem Tode die macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht durch das Evangelium. Dort am Kreuz, da hat er die Sünde aller Menschen aller Zeiten auf sich genommen, hat die Strafe getragen, die doch eigentlich uns galt, und hat so Gott mit der Welt, mit allen Menschen, versöhnt. Auf Golgatha hat Jesus Christus für jeden Menschen Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit erworben – und in Jesus Christus kannst du es haben. Gott der Vater hat dieses Opfer auf Golgatha bestätigt und besiegelt durch die Auferweckung seines Sohnes am dritten Tag. Und immer wieder neu reicht er dir den Ertrag dieses Opfers dar durch das Evangelium in Wort, Taufe und Abendmahl. Und immer neu darfst du wieder zugreifen, durch den Glauben allein, der das, was da angeboten, dargereicht, zugeeignet wird, ergreift. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Das ist die frohe Gewissheit, die wir an Ostern haben dürfen, an dem Tag, da Jesus Christus leiblich vom Tode auferstanden ist und somit seinen Triumph über Sünde, Tod und Teufel öffentlich gemacht hat.

Aber es gilt eben dabei klar zu beachten, was die Bibel sagt: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Und hier in unserem Abschnitt: Deine Toten werden leben. Es ist einfach falsch und gegenüber den betroffenen Menschen auch zutiefst unfair, wenn immer wieder, gerade im Zusammenhang mit Ostern, so getan wird, als sei der Tod für jedermann überwunden, als könnte jeder daraus die Zuversicht schöpfen, dass der Tod nicht das Letzte ist – ohne Umkehr, ohne Sündenerkenntnis, ohne Buße und Reue und ohne Glauben an Jesus Christus. Nein, das ist ein gewaltiger Irrtum. Freispruch im Jüngsten Gericht, Vergebung der Sünden, ewiges Leben – das ist wirklich für jeden Menschen da. Aber nur der hat das Geschenk, der es auch wirklich annimmt, ergreift, durch den Glauben, der sich an Jesus Christus als den Sünderheiland klammert.

2. Die Gewissheit des Gerichtes. Denn das Wort aus dem Johannesevangelium geht noch weiter: Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, über dem bleibt der Zorn Gottes. Getrennt von Jesus Christus, getrennt von seiner Gnade stehst du auch nicht unter der Gnade, sondern unter dem Zorn Gottes. Und das hat schon damals Jesaja deutlich verkündigt: Aber das Land der Toten wirst du stürzen. Das sind jetzt nicht Gottes Tote, von denen hier gesprochen wird, sondern das sind die geistlich Toten, Tote also, die durchaus noch umher gehen können, die noch reden und arbeiten können – aber doch tot sind für Gott, Gott nicht fürchten, ihn nicht lieben, ihm nicht vertrauen. Über die wird sich Gottes Zorn noch austoben. Ja, das Gericht kommt über diese Welt, nicht nur im Jüngsten Gericht, das ist vielmehr der Abschluss. Aber die Offenbarung Jesu Christi an Johannes ist voll von Gerichtsakten, die ihm schon voraus gehen. Diese Gerichtsakte können sehr vielfältig sein. Unser Heiland Jesus Christus kündigt mancherlei in seiner Endzeitrede an: Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen, Unruhen, Revolutionen, Kriege, Aufruhr. All das findet sich schon immer wieder auch in unserer Zeit. Vor allem aber: Irrlehre, Verfolgung der Gemeinde Jesu Christi, die Gefahr der Verführung. Auch das häuft sich immer mehr.

Und so lange wir noch in dieser Welt leben, sind wir auch äußerlich von diesen Ereignissen betroffen. Jesus Christus sagt ja, dass die Trübsale so zunehmen werden, dass niemand selig werden könnte, wenn die Zeit nicht verkürzt würde. Darum ermahnt uns der HERR hier auch: Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür nach dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. Was heißt das? Wo hat Gottes Volk, wo haben wir eine Zuflucht in den Trübsalen dieser Welt? Es gibt keinen Ort auf dieser Erde, der sozusagen als Insel der Seligen ausgenommen wäre, an dem man fliehen könne. Was aber ist dann mit der Kammer hier gemeint? Es ist der Glaube an unseren Heiland und HERRN Jesus Christus. In ihm, in unserem Heiland, sind wir geborgen. Wenn wir uns an ihn halten, müssen wir zwar die Trübsale auch ertragen, aber wir sind dennoch gestärkt, getragen, getröstet in ihm. Denn wir wissen, dass dieser Zeit Leiden nicht wert sind der Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden. Wir wissen, dass der leibliche Tod nicht das Letzte ist und wir uns nicht vor dem zu fürchten brauchen, was danach kommt, weil wir wissen, dass wir, die wir uns im Glauben an Jesus Christus klammern, einst leiblich auferstehen werden, um für immer mit unserem Heiland vereint zu sein.

Und die anderen, die, die nicht an ihn glauben? Gott, heißt es schon bei Jesaja, wird die Bosheit der Einwohner heimsuchen. Dies beginnt hier in dieser Welt, wird vollendet im Jüngsten Gericht. Da wird das endgültige und unumstößliche Urteil gesprochen. Und wer ohne den Glauben an Jesus Christus gestorben ist oder ohne den Glauben lebte, als Er wiederkam – der wird wohl auch auferstehen bzw. verwandelt werden, aber nur, um in Ewigkeit in der qualvollen Gottesferne, in der Pein, im ewigen Feuer zu sein. Auch Gottes zukünftiges Gericht ist gewiss, so, wie die zukünftige leibliche Auferstehung.

Darum ist es so wichtig, dass du hier schon in diesem Leben in Buße und Glauben dich an den Heiland der Welt Jesus Christus hältst. Und dass in aller Not, in aller Trübsal, in allen Bedrängnissen, die über dich kommen, du die leibliche Auferstehung und die ewige Herrlichkeit als die köstliche Zukunft vor Augen hast. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Quasimodo Geniti (Wie die neugebornen Kindlein; 1. Petr. 2,2) ueber Hiob 19,25-27:

Unsere selige Christenhoffnung und Bekenntnis: Ich glaube die Auferstehung des Fleisches

Hiob 19,25-27: Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebet; und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken; und werde danach mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott sehen. Denselben werde ich mir sehen, und meine Augen werden ihn schauen, und kein Fremder.

ICH WEISS, spricht hier Hiob. Ist das nicht überheblich? Die Welt sagt: „Glauben“ heißt „nicht wissen“ und will damit ausdrücken: Wer sagt „ich glaube“, der meint damit, dass er eben das, worum es geht, nicht so genau weiß, es ist ihm ungewiss, zweifelhaft, fraglich, ist vage, unbestimmt.

Hiob aber sagt hier: Ich weiß. Und er tut recht daran. Denn der seligmachende biblische Glaube ist eben nicht eine Vermutung, es geht nicht um Dinge, die an eben nicht so genau wissen kann, die höchst fraglich, vage, zweifelhaft sind. Nein, wenn ich als Christ sage: „Ich glaube“, so sage ich damit: Ich vertraue, ist halte vertrauensvoll in Treue fest – nämlich am Wort Gottes. Unser seligmachender biblischer Glaube beruht nämlich nicht auf irgendwelchen Legenden, Mythen, Märchen. Nein, er hat vielmehr einen festen Grund, einen unumstößlichen Felsengrund: Gottes heiliges, irrtumsloses, absolut richtiges, absolut wahres Wort, die Heilige Schrift, die Bibel. Wir glauben Seinem Wort, weil es das den heiligen Schreibern durch den Heiligen Geist eingehauchte Wort des allmächtigen, allweisen lebendigen Gottes ist, der uns seine Liebe, sein Erbarmen in Jesus Christus bewiesen hat, dessen heilige und helfende Treue wir in der Geschichte mit Israel im Alten Testament und mit der Gemeinde im Neuen Testament sehen. Eben darum glauben wir, und das heißt: vertrauen wir, umso getroster, fester, stehen damit auf einem gewissen Felsengrund, dem gegenüber alle Aussagen der menschlichen Wissenschaft, die sich schon so oft geirrt hat und korrigieren musste, nur schwankender Boden, ja, Morast ist.

Darum kann der seligmachende biblische Glaube sprechen: Ich weiß, und drückt damit seine getroste, unumstößliche Gewissheit aus: Ich weiß, weil es Gottes Wort mir so verspricht, verheißt, weil Gott der HERR sich an sein Wort gebunden hat. Das ist christlicher Glaube.

Und dieser christliche Glaube bekennt dann auch aufgrund der Heiligen Schrift. Und so lasst uns darum nun heute unter dem Beistand des Heiligen Geistes aufgrund der Heiligen Schrift betrachten:

Unsere selige Christenhoffnung und Bekenntnis: Ich glaube die Auferstehung des Fleisches

1. Und was weiß der seligmachende christliche Glaube? Was bekennt er getrost und unverzagt: ICH WEISS, DASS MEIN ERLÖSER LEBT. Mein Erlöser lebt. Das bezeuge ich als Christ: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Was steckt nicht in diesen Worten alles darin. Zunächst einmal das Wort „Erlöser“. Was drückt das aus? Nicht wahr, wenn du bekennst: Mein Erlöser lebt, so bekennst du damit auch: Ich brauche einen Erlöser. Wenn ich keinen Erlöser hat, bin ich nicht los, bin ich noch gebunden. Ein Erlöser, das ist nämlich jemand, der mich los macht, der mich erlöst, der mich loskauft. Aber woran bist du denn gebunden? Was sind denn die Ketten, die du trägst. Nun, es sind ja, und das macht die Sache so notvoll, es sind dies unsichtbare Ketten, Ketten, die dich binden an die Hölle, an Satan, an den Feind Gottes, Ketten, die auch mit einem Wort umschrieben werden: Sünde. Hier geht es nicht um etwas, dem du ausweichen kannst, nicht um etwas, worüber du sagen kannst: Da kann ich nichts dafür, das ist mir durch meine Eltern, die Umwelt, die Schule so anerzogen worden. Nein, hier geht es um das, worüber Gott der HERR schon nach der Sintflut sagt: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Etwas, worüber David bekennt: Ich bin aus sündlichem Samen gezeugt. Deshalb heißt es schon über Seth, dem Sohn Adams: Adam zeugte einen Sohn nach seinem Bilde. Ja, nach seinem, Adams Bilde, nicht mehr nach dem Bild Gottes. Einen Sünder also hat er gezeugt. Und so ist es mit allen natürlich gezeugten Nachkommen Adams und Evas, also allen Menschen, auch dir und mir. Böse von der Zeugung an, Kinder des Zorns von Natur, die ihren Wandel haben in den Lüsten den Fleisches und tun den Willen des Fleisches und der Vernunft. Und über diese Vernunft heißt es: welcher Verstand verfinstert ist und sind entfremdet dem Leben, das aus Gott ist. Es geht also nicht nur um irgendwelche verkehrten Taten oder unterlassene gute Taten, nein, es geht ja um viel mehr, es geht um deine Herzenshaltung, deine Grundhaltung, dein Wesen. Und darüber urteilt Jesus Christus: Aus dem Herzen kommen arge Dinge: Mord, Ehebruch, Hurerei, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Ja, alle nur erdenklichen und unerdenklichen Sünden sind in den Untiefen deines Herzens wie in einer grundlosen, abgründigen schwarzen Kloake enthalten und können jederzeit hervorbrechen. Das ist es, was dich eigentlich bestimmt, als natürlicher Mensch. Das ist die Grundschuld, die du vor Gott hast, aus der dann all die anderen Einzelschulden kommen, so dass dein Schuldenkonto vor Gott täglich riesig ansteigt und völlig unübersehbar ist, ganz unmöglich, dass du es je auch nur einen Millimeter abtragen könntest, so sehr du dich auch anstrengst.

Darum brauchst du jemanden, der dich erlöst von dieser Belastung, von diesem Sündenberg, von diesem Schuldenberg, jemand, der an deiner Stelle diese Schuld bezahlt und dich damit loskauft von dem ewigen Gericht, der ewigen Verdammnis. Hiob bekennt hier, in all seiner Not, in all seiner Krankheit und Verzweiflung als den Anker, an den er sich klammert in dem tosenden Meer der Anfechtung, Trübsal: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Kannst du es mit ihm bekennen? Dieses Bekenntnis ist Grundbekenntnis des seligmachenden, rettenden christlichen Glaubens. Christsein heißt ja: Ich weiß, dass ich ein armer, abgrundtief verdorbener Sünder bin, der dem Gericht Gottes und damit der ewigen Verdammnis verfallen ist. Ich weiß, dass es nichts gibt, das ich von mir aus Gott für diese meine Schuld geben kann. Und ich weiß, dass der lebendige Gott ein heiliger und gerechter Gott ist, der unbedingt Genüge fordert für sein Gesetz. Aber ich weiß auch, dass dieser heilige und gerechte Gott zugleich ein unendlich barmherziger, mich Sünder liebender Gott ist, der aus dieser unergründlichen Liebe seinen eingebornen Sohn für jeden Menschen, für die ganze Welt und darum auch für mich in diese Welt gesandt hat, dass er Mensch wurde und zugleich wahrer Gott blieb, geboren von der Jungfrau Maria, und stellvertretend auch für mich dem Gesetz unterworfen, damit er es auch für mich erfüllt. Aber noch mehr: Dieser wahre Gott und wahre Mensch Jesus Christus, der Reine und Heilige, hat dann, als das Lamm Gottes, die Sünden aller Menschen aller Zeiten auf sich genommen und an seinem Leib auf das Kreuz getragen, um sich dort für meine Sünden und die aller Menschen zu opfern und so dem unerbittlichen Gesetz Gottes Genüge zu tun. Und: Gott der HERR hat dieses Opfer seines Sohnes angenommen. Auf Golgatha wurde er in Christus mit der Welt versöhnt, dass er nun in Christus die Sünden nicht zurechnet, sondern vergibt. Und das hat er öffentlich bezeugt, kundgetan und besiegelt, indem er seinen Sohn an dritten Tag wieder auferweckt hat. Darum klammere ich mich an Jesus Christus als meinen Erlöser und vertraue getrost und gewiss: Er hat auch für meine Sünden genug getan, er hat auch meine Sünden bezahlt, er hat Gott auch mit mir versöhnt. Er ist um meiner Sünden willen dahingegeben und um meiner Rechtfertigung willen auferweckt worden. Weil Jesus Christus lebt, weiß ich, dass auch ich mit ihm leben werde.

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt: Ja, ich brauche einen Erlöser – und ich habe ihn auch, er heißt Jesus Christus, der Heiland der Welt, der Einzige, in dem Heil ist, Rettung für jeden Menschen auf dieser Erde. Er ist nicht im Grabe geblieben, er lebt. Und der rettende Glaube spricht: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Der historische Glaube, besser: das intellektuelle Wissen, spricht: Ich weiß, dass der Erlöser lebt. Das ist ja schön, dass du so etwas weißt. Aber der Teufel weiß es auch – und es nutzt ihm dennoch nichts. Und wenn du nur weißt, dass der Erlöser lebt, so nutzt dir dieses Wissen für die Ewigkeit auch nichts. Der rettende Glaube aber spricht: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Weil er sich als Sünder vor Gott weiß, abgrundtief verdorben und in Ewigkeit verloren, darum betrachtet er Jesus Christus und sein Werk nicht nur distanziert, sondern ergreift ihn als seinen persönlichen Heiland, der auch für ihn persönlich das Gesetz erfüllt, auch für ihn persönlich auf Golgatha geblutet hat und gestorben ist, auch für ihn persönlich wieder auferweckt wurde und so auch ihm persönlich die Vergebung der Sünden erworben hat. Ja, das ergreift der rettende Glaube und hat darum die getroste Gewissheit: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.

2. Aber was heißt das denn nun für mich, für meine Zukunft, dass ich dies weiß, dass mein Erlöser lebt? O, das gewährt einen ungeheuer wichtigen, großartigen Ausblick in die Zukunft: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, UND ER WIRD MICH HERNACH AUS DER ERDE AUFERWECKEN. Als Sünder leben wir auch unter der Furcht des Todes, die uns zu Knechten macht. Weil ich aber durch den Glauben an Jesus Christus weiß, dass er mein Erlöser ist, dass er, der am Kreuz gestorben ist, wieder auferstanden ist, so weiß ich auch im Glauben gewiss: Er wird auch mich hernach aus der Erde auferwecken. Der leibliche Tod ist nicht das Letzte. Danach ist nicht ein Nichts. Der Tod ist nicht Vernichtung. Was danach kommt, das ist aber auch nicht nur im Nebel der Ungewissheit, wie so viele meinen. O, die Menschen ahnen sehr wohl, dass es mit dem leiblichen Tod nicht aus ist. Sie ahnen, dass sie sich für ihr Leben verantworten müssen, auch wenn sie es nicht näher beschreiben können. Aber sie versuchen, solche Gedanken zu verdrängen. Sie sind belastend für sie, erschreckend. Denn schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Ja, ohne den Glauben an Jesus Christus erwartet dich nicht Gnade, Erbarmen, Liebe, sondern Gottes heiliger Zorn, Gottes unerbittliches Gericht und damit die nicht endende Pein, Qual im ewigen Feuer, wo der Wurm nicht verbrennt. Schrecklich.

Aber als Christ weiß ich, fest und getrost: Jesus Christus wird mich hernach aus der Erde auferwecken, und zwar nicht zum Gericht, sondern zur ewigen Herrlichkeit. Denn auferweckt werden allerdings alle Menschen, ohne Ausnahme, auch diejenigen, die da in menschlicher Einfalt meinen, dem entgehen zu können, indem sie sich verbrennen lassen, indem sie ihre Asche in alle Winde zerstreuen lassen, indem sie ihren Leichnam ins Meer werfen lassen oder vielleicht ins Weltall schießen: Gott wird dich finden, er findet einen jeden, jeder wird einst auferstehen. Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übels getan haben zur Auferstehung des Gerichts. Wer ohne den Glauben an Jesus Christus stirbt oder erfunden wird, wenn er noch lebt und Jesus Christus wiederkommt, für den ist die Tatsache der Auferstehung eine schreckliche Zukunftsvorstellung. Für uns aber, die wir glauben, ist sie eine selige, getroste Hoffnung, weil wir wissen, dass mit dem leiblichen Tode nicht nur nicht alles aus ist, sondern das Schönste, das Eigentliche erst noch kommt: die Herrlichkeit ohne Ende bei dem lebendigen, dreieinigen Gott. Die Auferstehung kommt, wie Jesus Christus es verheißen hat: Das ist aber der Wille des, der mich gesandt hat, dass, wer den Sohn siehet und glaubet an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.

3. Und was ist das für eine Auferweckung? Auch die Ungläubigen dieser Welt sprechen zuweilen von einer Auferweckung oder einem Weiterleben nach dem Tod. Aber sie meinen etwas ganz anderes damit. Sie stellen es sich vor als ein Weiterleben in der Erinnerung, als ein Weiterleben im Gedächtnis an die Taten, die sie getan haben, an den Ruhm, den sie vielleicht haben, im Andenken ihrer Freunde oder Angehörigen. Nein, das meint die Bibel nicht, das meint Jesus Christus nicht, wenn er von der Auferweckung am Jüngsten Tage spricht. Schon Hiob wusste sehr konkret, was damit verbunden ist, was Auferweckung heißt: UND WERDE DARNACH MIT DIESER MEINER HAUT UMGEBEN WERDEN UND WERDE IN MEINEM FLEISCHE GOTT SEHEN. DENSELBEN WERDE ICH MIR SEHEN UND MEINE AUGEN WERDEN IHN SCHAUEN UND KEIN FREMDER. Das ist unsere konkrete Auferstehungshoffnung, die wir als Christen haben und die wir auch im Apostolischen Glaubensbekenntnis bezeugen, wenn wir sprechen: Ich glaube die Auferstehung des Fleisches. Ja, es geht um wirklich konkrete leibliche Auferstehung, die Wiederherstellung deines individuellen, persönlichen Körpers mit deinem individuellen, für dich markanten Aussehen, aufgrund dessen du unterschieden bist von allen anderen Menschen. Denn es heißt hier ganz konkret: Ich werde mit dieser meiner Haut umgeben und werde in meinem Fleische Gott sehen. Der leibliche Tod ist die Trennung von Seele und Leib. Außerhalb des christlichen Glaubens haben ziemlich alle Religionen einen Dualismus, einen Gegensatz von Seele und Leib konstruiert und sind entweder leibfeindlich oder Sklaven des Leibes. Wir aber wissen und bezeugen, schon im ersten Glaubensartikel, dass Gott der HERR auch der Schöpfer des Leibes ist, mit all unseren Gliedmaßen, mit unseren Sinnen, unserer Vernunft und sich auch darum kümmert, dass dieser Leib erhalten wird, uns darum mit Nahrung, Kleidung, Wohnung, kurz: allem, was wir zum täglichen Leben brauchen, versorgt. Der leibliche Tod ist Folge der Sünde, ist Teil der Strafe für die Sünde bzw. ist Teil des Erlösungshandelns Gottes, um die letzten Schlacken der Sünde zu entfernen, indem der alte Leib als Wohnort der Sünde getilgt wird. Die Trennung also von Seele und Leib ist nicht schöpfungsmäßig vorgesehen, sondern ist eine Folge des Sündenfalls, ist also eigentlich unnatürlich. Die Auferweckung aber ist die Wiedervereinigung des Leibes, und zwar konkret deines Leibes, mit deiner Seele. Deine Haut, dein Fleisch wirst du wieder erhalten. Du wirst wieder nach Seele und Leib Du sein, seelisch-leibliche Persönlichkeit. Und doch wird es anders sein. Denn wenn du an Jesus Christus glaubst, wirst du ja auferweckt zum ewigen Leben bei ihm, zur ewigen Herrlichkeit. Dein Leib, den du dann trägst, ist ein verherrlichter Leib. Paulus schreibt davon durch den Heiligen Geist: Also ist die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Unehre und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Obwohl es wirklich deine Haut ist, die du bekommst, dein Fleisch, deine Augen, mit denen du dann Gott sehen wirst, ist doch dieser neue Leib, den du für alle Zeiten dann haben wirst, ein ganz anderer, einfach himmlischer, geistlicher, herrlicher: während der Leib, den du jetzt hast, im Grab verwesen, vergehen wird, dass nichts mehr übrig bleibt, wird der neue Leib unvergänglich, unverweslich sein. Dein jetziger Leib ist vielleicht hier schon gekennzeichnet von Krankheit, von Schwachheit, von Verletzungen, von Behinderungen, von Entstellungen. Der neue Leib hat nichts davon. Da ist keine Krankheit mehr, keine Schwachheit, keine Entstellung, keine Behinderung, nichts, was irgendwie nicht in Ordnung wäre – es ist einfach ein herrlicher Leib, voll himmlischer Schönheit. Hier ist deine Kraft begrenzt, vielleicht so sehr, dass du nur noch schwach bist – dort aber wirst du für immer kraftvoll sein. All das, was hier durch die Sünde die ursprünglich gute Schöpfung Gottes zerstört, entstellt hat, all das wird weg sein. Auch all die seelischen Belastungen, die hier dein Leben kennzeichnen, traurig machen, drückend sind, sie werden weg sein, Gott wird abwischen alle Tränen. Es wird dort keine Sünde mehr sein, nichts von all dem, was letztlich für die gefallene Welt kennzeichnend ist. Es wird sein wie im Paradies – nur noch herrlicher.

Und die Seligkeit aller Seligkeit: Ich werde Gott sehen, mit meinen eigenen Augen, ich und kein Fremder. Hiob kann es gar nicht oft genug wiederholen, diese Seligkeit aller Seligkeit: ungetrübt, ungestört in Gottes ewiger liebender Gegenwart zu leben. Wir werden ihn sehen, wie er ist. Jetzt ist es unmöglich, wir müssten aufgrund der Sünde sofort vergehen. Wie sehr hat sich Mose danach gesehnt, Gott zu schauen. Er konnte es nicht. Er hat nur etwas gemerkt vom Vorübergehen Gottes und hat Gottes Predigt gehört. Aber dann, in der Herrlichkeit, werden wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Du selbst, deine wiederhergestellte Persönlichkeit, die ohne Fehler ist, ohne Sünde, wird ihn sehen. Das wird die höchste Seligkeit sein, dass du in seiner Gegenwart lebst, bewusst, freudig, ohne Angst, ohne Bedrückung.

All das sind keine ungewissen Träume, von denen man sagt: Wie schön, wie es so wäre. Nein, das ist gewisse Hoffnung, Zuversicht aufgrund Gottes Zusage in seinem Wort. Hiob sagt: Ich weiß, dass es so sein wird. Und der christliche Glaube bestätigt es: Ja, ist weiß, dass es so sein wird, das ist meine Zukunft, auf die ich zugehe. Das ist das unvergängliche, unbefleckte, unverwelkliche Erbe, das auch dir behalten wird im Himmel. Und Gott der HERR will auch dich, durch seine Macht, erhalten im rettenden Glauben, damit du das Ziel erreichst. Dieses ewige Ziel habe hier immer schon vor Augen, in all den Mühen, Nöten, Beschwernissen, Trübsalen, Ängsten dieser Zeit. Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Hirtensonntag Misericordias Domini (Die Erde ist voll der Guete des HERRN; Ps. 33,5) ueber Hesekiel 34,22-24:

Jesus Christus, der geweissagte gute Hirte

Hesekiel 34,22-24: Und ich will meiner Herde helfen, daß sie nicht mehr sollen zum Raube werden, und will richten zwischen Schaf und Schaf. Und ich will ihnen einen einigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David. Der wird sie weiden und soll ihr Hirte sein. Und ich, der HERR, will ihr Gott sein; aber mein Knecht David soll der Fürst unter ihnen sein. Das sage ich, der HERR.

Die Zeit, in der wir leben, ist wohl, nach all dem, was so um uns passiert, die Endzeit, die letzte Zeit, vielleicht sogar schon die kleine Zeit, von der Offenbarung 20 die Rede ist. Und diese letzte Zeit ist eine für uns Christen gefahrvolle, schwierige Zeit. Denn wie beschreibt unser Heiland diese Zeit in seiner Endzeitrede Matthäus 24? Sie ist gekennzeichnet nicht nur von Unruhen, Aufruhren, Revolutionen, Kriegen, Wirtschaftskrisen, Naturkatastrophen, was also unser äußeres Leben angeht, sondern auch von Verführern, falschen Lehrern, falschen Christussen, die sich einschleichen, die viele verführen. Dies ist umso mehr möglich, als diese Zeit, in der der Antichrist zum letzten großen Schlag gegen die Christenheit ausholen wird, auch gekennzeichnet ist davon, dass die Liebe zur Wahrheit bei vielen erkaltet, dass auch unter den Christen viele nicht mehr fragen nach der biblischen Wahrheit. So erheben sich Gefahren, Bedrohungen gegen uns nicht nur in unserem äußeren Leben, sondern auch in unserem Glaubensleben. Wie sollen wir da bestehen?

Gerade angesichts dieser Nöte ist es wichtig, dass wir immer vor Augen haben, dass unser Heiland und HERR Jesus Christus doch unser guter Hirte ist, der sich unser in allen Dingen annimmt. Unser heutiger Text stellt ihn uns darum vor als den guten Hirten, dass wir ihn immer besser kennen lernen. Lasst uns daher unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Jesus Christus, der geweissagte gute Hirte

1.     Er bewahrt uns vor dem Argen

2.     Er weidet seine Gemeinde

1. Er bewahrt uns vor dem Argen. Ich will meiner Herde helfen, dass sie nicht mehr sollen zum Raube werden, und will sichten zwischen Schaf und Schaf. Gerade das gehört also für den HERRN mit dazu, dass er einen Hirten schickt, dass seine Schafe, dass seine Herde nicht mehr anderen zum Raube fallen. Was ist damit gemeint? Am Anfang dieses Kapitels spricht Gott der HERR von den falschen Hirten, die sich nicht wirklich ihrer Herde annehmen, sondern sie aussaugen, ausbeuten, sie nicht warnen vor der Sünde, sie nicht behüten vor den Feinden. Damit wird deutlich, welche Gefahren dir als Christen drohen: Da ist die Gefahr durch die tägliche Sünde, die dich angreift, dich versucht, dich auch immer wieder in Sünde stürzt. Wirst du in dieser Sünde bleiben oder kehrst du um, suchst und ergreifst die Vergebung der Sünden? Da ist die Lauheit im Lesen der Bibel und im Gebet. Gibst du deinem Gefühl, gibst du dem Druck deiner Umgebung nach oder ringst du darum, konsequent an Gottes Wort zu bleiben und auch dir immer wieder Zeit zum Gebet zu nehmen? Und vor allem: Da sind die vielfältigen falschen Lehren, die von allen Seiten in die Kirche Jesu Christi einbrechen. Da sind die groben Irrlehren, dass Pastoren die Jungfrauengeburt Jesu, seine Gottheit, seine Sündlosigkeit, seinen stellvertretenden Kreuzestod, seine leibliche Auferstehung leugnen; da sind solche, die behaupten, Blutvergießen sei nicht notwendig, um Gott mit uns zu versöhnen. Neben diesen groben Leugnern biblischer Wahrheit kommen auch immer mehr solche, die eigentlich ein ganz frommes Gewand haben. Sie haben eigentlich auch einen guten Ansatz. Sie wollen andere Menschen mit Gottes Wort erreichen, suchen nach Wegen, den Menschen mit dem Evangelium zu begegnen. Aber sie meinen nun, sie müssten alles unterlassen, was irgendwie die Menschen vor den Kopf stoßen könnte, was sie irgendwie negativ beeinflussen könnte. Vielmehr sind sie der Ansicht, sie positiv beeinflussen zu müssen, an ihrem Willen arbeiten, ja, ihn manipulieren zu müssen, um zu so etwas wie einer „Entscheidung“ zu kommen. Und was machen sie? Sie verkürzen die biblische Wahrheit, die sie verkündigen. Gottes Gericht wird verschwiegen, Sünde kommt kaum mehr vor, Gottes Heiligkeit wird nur sehr wenig erwähnt, den Ruf zur Buße, zur Umkehr mit einem radikalen Bruch mit dem bisherigen Leben, den gibt es nicht mehr. Sündenerkenntnis wird kaum noch gepredigt. Dafür aber wird sehr viel über die Liebe Gottes gesprochen, über die positiven Auswirkungen des Glaubens im Leben, über den Erfolg, den der Christ im äußeren Leben haben könne. Das ist nun auch ein anderes Evangelium.

Aber ist das denn so wichtig? Müssen wir so hart darauf achten, dass ja nichts Falsches, nichts Verkehrtes gepredigt wird? Ist die Lehre denn so wichtig? Verursacht nicht die Lehre immer wieder Trennung? Sollten wir uns da nicht viel mehr an das Leben halten? Genügt es denn nicht, wenn wir in den zentralen Punkten übereinstimmen, wie Dreieinigkeit, Erbsünde und Jesus Christus als dem Retter? So viele gehen diesen Weg. Es ist der Weg der Union, der Allianz, der Ökumene. Aber es ist ein Weg ohne Gott. Denn es ist ein Weg, der Gottes Majestät angreift, der Gottes heiliges Wort nicht mehr verbindlich sein lässt. Denn es ist ein Weg, der behauptet, es gäbe Wesentliches und Nebensächliches in Gottes Wort – und im angeblich Nebensächlichen sei Übereinstimmung nicht notwendig. Aber Gott erlässt uns nicht ein einziges Wort in der Heiligen Schrift als nebensächlich, nicht einen einzigen Satz. Die Gemeinde soll sein ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit. Darum befiehlt Jesus Christus ihr: Lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Alles, da ist nichts ausgenommen.

Wie können wir nun bewahrt werden vor diesem Argen, das so vielfältig nach uns greift? Du kannst es nur, wenn du bei deinem guten Hirten Jesus Christus bleibst. Er will dich als dein HERR, als dein Fürst leiten und regieren. Er macht dies aber nicht anders als durch Wort und Sakrament. Vor allem das Wort in Gesetz und Evangelium ist dabei wichtig. Dadurch lehrt er dich, unterweist er dich, dass du seinen Willen erkennst und damit auch immer besser erkennst, wie weit du entfernt bist von seinem Willen, wie viel Sünde in deinem Leben ist. Nur dann, wenn du die Sünde wirklich kennst, kannst du sie meiden, kannst du konkret gegen sie kämpfen, kannst du auch konkret die Vergebung für deine Übertretungen suchen. Je besser du im Wort unterwiesen bist, umso besser kannst du auch falsche Lehre erkennen, kannst du dich bewahren vor falscher Lehre, kannst du die Irrlehrer fliehen. Dein Heiland weiß, dass dies ein schwerer Weg ist, denn er kann sehr einsam werden. Es kann sein, dass dies ja auch die Trennung bedeutet von vielen, mit denen du zusammen bist, auch von solchen, mit denen du lange zusammen im Glauben gelebt und gekämpft hast. Aber hier gilt es, dass du Christus mehr liebst als Vater und Mutter, Sohn und Tochter, Frau und Mann, Bruder und Schwester, dass es dir wirklich um die biblische Wahrheit zu tun ist. Und dazu stärkt dich dein Heiland eben durch sein Wort, wie auch durch sein Sakrament. Wenn du bei ihm bleibst, wirst du keinen Mangel haben.

2. Er weidet seine Gemeinde. Jesus Christus ist der gute Hirte. Und als der gute Hirte weidet er seine Schafe. Was heißt das für einen Schäfer? Es heißt zum einen, wie wir schon gehört haben, dass er sie bewahrt vor dem Argen, vor den Feinden. Zum anderen aber heißt es, dass er sie führt auf die saftige grüne Aue und zum frischen Wasser, damit sie frische Nahrung und Trinken haben. Genau das will Jesus Christus auch dir immer wieder schenken. Er will auch dich täglich neu zur grünen Aue und zum frischen Wasser führen. Aber wie macht er das denn? Nun, so wie ein Schaf frisches Gras zur Nahrung und klares Wasser zum Trinken braucht, täglich, so brauchst auch du deine geistliche Nahrung. Die aber findest du nirgends anders als in Gottes Wort. Darum ruft er dich auf, dass du ihn, deinen Heiland, in der Schrift suchst, im Alten wie im Neuen Testament, dass du immer besser ihn darinnen kennen lernst, immer besser aber auch erkennst, was Sünde ist und was Gottes Willen, wie du also leben und was du meiden sollst. So sollst du durch die tägliche Bibellese erkennen, wofür du danken kannst, worunter du dich beugen musst, worinnen du anders werden musst, was Gott von dir will. Nimm dir täglich genügend Zeit für sein Wort. Denn es ist die Nahrungsquelle deines geistlichen Lebens. Dazu bietet er dir außerdem noch sein Sakrament an, seinen Leib und sein Blut in, mit und unter Brot und Wein. Auch dadurch will er dich stärken, will er dir die Vergebung der Sünden, die er dir auf Golgatha erworben hat, vergewissern.

Und er hat seiner Gemeinde die Schlüssel anvertraut, damit auch die Vollmacht, Sünden zu behalten und Sünden zu vergeben. Darum bietet die Kirche dir auch die Möglichkeit der persönlichen Beichte an, des Sündenbekenntnisses im Beisein eines Bruders oder einer Schwester, durch wen dir dann Christus selbst die Vergebung direkt zuspricht. So weidet er dich, so kümmert er sich um deine Seele, ringt darum, dass du auf dem rechten Weg gehst und bleibst.

Jesus Christus weidet seine Schafe. Das heißt auch: Er geht dir nach, wenn du abgekommen bist vom rechten Weg. Wie schnell kann die Sünde dich nicht nur überfallen, sondern völlig wieder mit Beschlag belegen. Wenn aber die Sünde dich wieder beherrscht, so bist du nicht mehr unter der Gnade, sondern unter dem Zorn Gottes. Christus aber will nicht, dass dies so bleibt, vor allem, wenn du zuvor getauft wurdest und so doch eigentlich in sein Reich gehörst. Dann versucht er, dich mit seinem Wort wieder zu erreichen, dich durch das Wort, begleitet auch von äußeren Ereignissen, bis hin zu Unglücksfällen, Schicksalsschlägen, wieder zu erwecken, dass du wieder anfängst, nach ihm und seinem Wort zu fragen und so schließlich dich wieder erretten lässt aus den Stricken der Sünde. Denn meine ja nicht, wenn du wieder unter die Sünde gefallen bist, so sei die Gnade für immer dahin, du seist nun für immer aus der Gnade gefallen. Nein, keineswegs. So, wie der Hirte das verlorene Schaf sucht, bis er es findet, so sucht Jesus Christus auch sein verirrtes Schaf, um es wieder zu seiner Herde zurück zu bringen.

Wie aber macht denn der gute Hirte das konkret? Nun, wenn er dich weidet durch sein Wort und Sakrament, so geschieht dies ja nicht mehr unmittelbar. Jesus Christus ist seit seiner Himmelfahrt nicht mehr sichtbar auf Erden gegenwärtig. Aber er hat dennoch Wege bereitet, dir zu dienen, um dich zum Glauben zu wecken und darinnen zu erhalten: Er hat seiner Gemeinde nämlich die gesamte Schlüsselgewalt anvertraut und in ihr das öffentliche Predigtamt gestiftet, also geordnet, dass die Gemeinde Jesu Christi überall da, wo sie zusammen kommt, um die Schlüssel zu verwalten, Männer in den öffentlichen Predigtdienst beruft, die ihr Gottes Wort recht teilen und austeilen in Gesetz und Evangelium. Sie sind die Unterhirten unter Jesus Christus als dem Erzhirten, der durch sie seine Gemeinde weidet. Darum ist es so wichtig, dass die Gemeinde darauf achtet, dass solche, die am Wort dienen sollen, gut ausgebildet sind, ein eindeutiges bibeltreues Bekenntnis zur biblischen Wahrheit ablegen und geschickt sind, das Wort auszuteilen, auch gegen die Irrlehre zu kämpfen. Und: Darum sollen wir auch wenn möglich regelmäßig das Wort hören, in der Predigt wie im Bibelkreis, und das heilige Abendmahl empfangen, denn dadurch arbeitet Christus an dir und kämpft gegen die Mächte der Finsternis, die nach dir greifen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Jubilate (Jauchzet Gott, alle Lande; Ps. 66.1) ueber Klagelieder 3,18-24:

Die Guete des HERRN ist alle Morgen neu

Klagelieder 3,18-24: Ich sprach: Mein Vermögen ist dahin und meine Hoffnung am HERRN. Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Galle getränket bin. Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir’s. Das nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch. Die Gute des HERRN ist, daß wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen.

Der Prophet Jeremia ist vielleicht einer der tragischsten Propheten des Alten Bundes. Tragisch ist sein Leben und Wirken deshalb, weil er, getreu seinem Auftrag, in erster Linie Gericht verkündigen musste und zur Buße, zur Umkehr aufrief – und diese Verkündigung so gut wie keine gute Aufnahme fand. Nur sehr wenig ließen sich ermahnen und kehrten um. Die Mehrzahl aber der Menschen im Südreich lebten in ihrem Sündenleben weiter dahin. Noch schlimmer: Immer wieder trachteten sie dem Propheten Jeremia nach dem Leben. Sein Leben war ein zutiefst einsames Leben, dazu ständig bedroht. Tragisch aber ist es vor allem auch deshalb zu nennen, weil er dann auch die Erfüllung seiner Gerichtsprophetie erleben musste, die Einnahme und Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar, vor allem aber die Zerstörung des ersten Tempels in diesem Zusammenhang. Obwohl er wusste, dass dies kommen wird, oft genug hatte er davon gesprochen, so war es doch etwas ganz anderes, das Geschehen in seiner ganzen Furchtbarkeit miterleben zu müssen.

Diese Vorgänge waren für Jeremia wie das jüdische Volk selbst ein ungeheurer Schock, ein Stückweit vergleichbar vielleicht mit dem Geschehen der Zerstörung der Städte und Vertreibung der Menschen in Ostdeutschland am Ende des zweiten Weltkrieges.

Dennoch aber ist Jeremia nicht in seinem Schmerz verharrt. Unser heutiger Abschnitt gibt uns wertvolle Einblicke, wie er unter Gottes Leitung dieses Erleben verarbeitet hat und will so auch uns Hilfe sein, Not, Elend, Verzweiflung unter Gottes Gnade zu bewältigen. Lassen Sie uns daher unter dem Beistand des Heiligen Geistes bedenken:

Die Güte des HERRN ist alle Morgen neu

Die innere Verfassung, in der wir Jeremia in diesem Kapitel begegnen ist von tiefstem Schmerz und Trauer geprägt. Er, der doch der Mann Gottes war und dem doch darum direkt Gottes Gericht gar nicht galt, er litt hier mit seinem Volk. Auch ihm war ja das genommen, was auch für ihn so unendlich wertvoll gewesen war, Mittelpunkt seines Lebens, noch viel mehr als für die meisten anderen Juden: der Tempel des HERRN und seine Stadt, Jerusalem. Das, was für die Juden eigentlich Inbegriff ihrer Existenz war, es war zerstört, ganz und gar, war ausgelöscht. Jerusalem, das doch als Gottes Stadt galt, das Synonym auch war für die Gemeinde des HERRN, es war mit Feuer verbrannt worden. Der Tempel, in dem doch Gott der HERR wohnte, er war zerstört und verbrannt und zuvor ausgeplündert. Nichts von all dem, was den Juden groß und wichtig war, war mehr vorhanden. Jeremia spürte die Rute des Zornes Gottes und er kam sich vor wie in tiefster Finsternis, ohne Aussicht auf Licht. Er fühlte sich äußerlich wie zerschlagen. Die ganze Lage war dazu noch, menschlich gesehen, völlig aussichtslos. Es bestand keinerlei Hoffnung auf Änderung, auf Besserung. Jeremia kam sich vor, als sei er selbst vernichtet, ausgelöscht worden. Der Frieden war weg, das Gute dahin.

Aber Jeremia verharrte nicht darinnen. Das ist ja die große Gefahr, dass wir uns ergehen in unserem Schmerz, dass wir letztlich dann uns im Selbstmitleid bespiegeln. Oder aber, dieses Elend, diese Not führt zur Anklage Gottes: Warum lässt Gott das zu? Warum muss gerade ich das erleiden, während doch andere so viel schlechter sind? Oder gar: Es kann keinen Gott geben, sonst dürfte er so viel Elend und Leid nicht zulassen. So reagieren wir Menschen, weichen damit dem ernsten Rufen Gottes aus. Und Jeremia? Er redet mit dem lebendigen Gott, beschreibt ihm seine Lage: Mein Vermögen ist dahin. Er sagt damit: Ich habe keine Kraft mehr, zu nichts. Es gibt auch nichts anderes hier auf Erden, was mir Kraft geben kann. Menschliche Hilfe ist völlig ausgeschlossen. Sie würde auch zu nichts führen. Jeremia macht damit seine ganze Ausweglosigkeit deutlich. Alles ist zerstört – und es ist keinerlei Hoffnung da, keine Aussicht, dass sich irgendetwas ändern wird. Was nun? Meine Hoffnung ist am HERRN. Jeremia ist zutiefst niedergedrückt, alles erscheint ausweglos, er kommt sich vor wie gefangen, obwohl er doch jetzt frei ist. Aber doch: Das ist nicht das letzte, auch nicht in diesem finsteren Tal, in dem er darinnen ist. Nein, Er hofft gerade jetzt auf den HERRN. Das ist es. Gott der HERR hat uns nicht verheißen, dass wir als Christen ein Leben ohne Probleme, ohne Schwierigkeiten, ohne Nöte haben werden. Im Gegenteil. Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen. Leiden, Not gehören einfach dazu. Sie sind Teil dessen, was unser Heiland Jesus Christus als Kreuz bezeichnet hat. Und dann fleht Jeremia zu dem, bei dem allein Zuflucht ist in dieser Lage: Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Galle getränket bin. Ja, er weist Gott den HERRN hin auf das Elend, hält ihm die Lage vor. Das darfst du. Du darfst zu ihm kommen mit allem, was dich belastet, mit all dem Unglück, der Not, der Aussichtslosigkeit deiner Lage.

Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir’s. Das nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch. Aber ist der Gott, zu dem Jeremia hier fleht, dem er hier seine Lage schildert, nicht der Gott, der doch all dies Elend über ihn und Israel gebracht hat. Gewiss. Es ist kein Unglück, das nicht an Gott zuvor vorüber muss, kein Unglück, das nicht von ihm erst gebilligt werden muss. Und doch wäre es falsch, wenn du meinst, das wäre eine Herzensangelegenheit Gottes, dir Unglück, Schaden, Traurigkeit zuzufügen. So viele meinen es. So viele denken, wenn es anders wäre, dann würde Gott doch solche Schrecken gar nicht zulassen. Wir werden noch sehen, warum er es tut. Jeremia aber weiß, dass Gottes Herz etwas ganz anderes will, nämlich Frieden und Gutes uns schenken. Darum ist er voll Gewissheit, voll Zuversicht, dass Gott ihn hören wird, dass Gott noch nicht am Ende ist mit ihm. Daran hält er fest.

Worauf aber stützt er sich da? Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind. Gott hat mit Israel kein Ende gemacht. Er hätte ja das Volk untergehen lassen können. Es hätte ja gut sein können, dass die Babylonier Israel völlig aufreiben. Dann hätte es keine Zukunft mehr gegeben für Israel. Nun aber hat er es doch nicht ganz aus gemacht mit ihnen. Das Gericht ist wohl über Israel gegangen, hart, grausam, unerbittlich, schwer und hat tiefste Wunden geschlagen. Aber er hat es nicht gar aus gemacht mit Israel. Das Gericht ist ja um der Sünde willen gekommen, die so groß, so unendlich groß ist. Aber wenn Gott es noch nicht zu Ende macht, dann lässt er ja noch Raum zur Umkehr, Raum zur Buße, Raum zur Erneuerung. Darum kann Jeremia auch im Angesicht des Gerichts und des Unglücks feststellen: Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende. Der heilige und gerechte Gott ist nicht bis zum letzten gegangen, sondern er lässt dir noch Raum. Damit zeigt er dir sein Erbarmen, seine Güte, seine Gnade, die er für dich bereit hält, in Jesus Christus. Gott will ja, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Es ist ja sein Wille, dass nicht einer verloren werde, sondern jedermann sich zur Buße kehre. Seine Barmherzigkeit ist alle Morgen neu; und seine Treue ist groß. So lange noch ein neuer Morgen da ist, noch ein Morgen einen Tag einleitet, so lange ist noch Gnadenzeit, so lange ist noch Raum für dich zur Sündenerkenntnis, zur Buße, zur Reue, zur Umkehr. Erst wenn es keinen Morgen mehr gibt, dann ist die Nacht der ewigen Finsternis hereingebrochen über die, die für immer in der Gottesferne bleiben werden, in Qual und Pein. Dann ist allerdings keinerlei Hoffnung mehr für sie, dann gibt es kein Erbarmen mehr, auf das sie hoffen können. Aber so lange es noch Morgen ist, so lange ist auch noch Gnadenzeit, ist noch Zeit, dass du in Buße und Reue dich beugst unter das Gericht Gottes, ihm nicht ausweichst, nicht gegen sein strenges, hartes, schmerzhaftes Reden rebellierst, sondern dich ihm unterwirfst, sein Urteil annimmst und dich dann klammerst an den, der auch all deine Sünden getragen hat, Jesus Christus. Darum: Jeder neue Tag, den Gott der HERR dir gibt, lass ihn nicht einen Tag sein zu neuen Sünden, sondern lass ihn eine Gelegenheit sein, deine Sünden immer besser zu erkennen, lass ihn einen Tag sein zur Buße, zur Umkehr, zum Beugen unter Gottes Urteil – und zum Glauben an deinen Heiland Jesus Christus. Dafür hat Gott der HERR ihn gegeben.

So war es auch damals. Das Gericht fegte über Israel hinweg. Aber Gott wollte es nicht ganz aus machen mit seinem Volk. Darum ließ er auch noch etliche übrig, selbst wenn er einige in die babylonische Gefangenschaft abführte. Aber er ist treu, treu zu seinem Volk, treu zu seinem Wort der Gnaden.

Und weil Jeremia das weiß, weil er um Gottes Güte, um Gottes Erbarmen, um Gottes Gnade weiß, darum kann er in all dem Unglück, in all der Verzweiflung, in all der äußeren Ausweglosigkeit doch getrost bekennen: Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen. Wer kann so sprechen? Welche Seele kann dies bekennen? Nicht die Seele, die dem Gericht Gottes ausweicht, auch nicht die Seele, die zwar zugibt, voll Sünde zu sein, aber doch nicht wirklich sich trennen will von der Sünde, nicht wirklich sich beugt unter das verdammende Urteil Gottes; nicht die Seele, die aus eigener Kraft Gott noch etwas bringen will. Denn solch eine Seele hat keinen Teil an dem HERRN. Die Seele aber, die getroffen ist von dem Urteil Gottes über die Sünde, sei es das erste Mal, grundsätzlich, oder sei es neu, in täglicher Sündenerkenntnis, und die nicht diesem Urteil Gottes ausweicht, es auch nicht aufzuweichen, zu beschönigen sucht, sondern sich darunter beugt, es annimmt, es bejaht, so, wie es der Schächer am Kreuz tat. Solch eine Seele, die sich verloren gibt im Angesicht des Gesetzes Gottes und seines Urteils, eine solche Seele, die darum ihre ganze Hoffnung einzig und allein auf den Heiland der Sünder, Jesus Christus, stellt, solch eine Seele kann mit Jeremia sprechen: Der HERR ist mein Teil. Und sie kann es sprechen nicht nur in den guten Tagen, nicht nur, wenn sie glücklich ist, sondern eben gerade auch in allem Unglück, aller Gefahr, aller Not, aller Bedrängnis und Verzweiflung. Denn sie weiß: Dieser HERR mein Vater, der sich meiner annimmt, der sich um mich kümmert, dem ich alles bringen kann, was mich bedrängt und bedrückt. Er ist mein guter Hirte, der mir zugesagt hat, mich auch durch dieses finstere Tal hindurchzuführen.

Solch eine Seele nimmt darum all die Bedrängnisse, Trübsale, Nöte nicht einfach leicht. Das sehen wir an Jeremia. Sie kann dadurch zutiefst niedergedrückt werden, belastet, erschüttert. Aber das ist nicht das Letzte. Sie weiß dennoch: Die Güte des HERRN ist alle Morgen neu; seine Treue ist groß – der HERR ist mein Teil. Und darum ist sie voll Zuversicht, denn darum hofft sie auf den HERRN, nicht als eine vage, schwankende Planke, die jeden Augenblick zu brechen droht, sondern als eine gewisse Zuversicht, die sich stützt auf sein Wort und sein Handeln in seinem Sohn Jesus Christus, unserem Heiland.

Wie steht es um deine Seele? Kann sie in aller Not, in aller Verzweiflung, in all den Stürmen des Lebens diese Zuflucht haben bei dem Rettungsanker, deinem Heiland Jesus Christus, weil sie Teil hat an ihm, dem Retter aller Menschen, in Buße, Umkehr und Glauben? Wenn es noch nicht geschehen ist, so kehre um zu deinem Heiland, damit er auch dein Teil werde. Ist er es aber schon, so halte ihn fest durch tägliche Sündenerkenntnis, tägliche Buße, tägliche Umkehr und tägliche Erneuerung des Glaubens. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Kantate (Singet dem HERRN ein neues Lied; Ps. 96,1) ueber Jesaja 12:

Der Jubel der Erloesten

Jesaja 12,1-6: Zu derselbigen Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR, daß du zornig bist gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und tröstest mich. Siehe Gott ist mein Heil; ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil. Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen. Und werdet sagen zur selbigen Zeit: Danket dem HERRN, prediget seinen Namen, macht kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist! Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich beweiset; solches sei kund in allen Landen. Jauchze und rühme, du Einwohnerin zu Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir.

Mit dem heutigen Sonntag treten wir ein in den Pfingstkreis oder Festkreis des Heiligen Geistes. Wir kommen dabei her von Ostern, der Feier der Auferstehung unseres HERRN und Heilandes Jesus Christus. Die Osterzeit wird in besonderer Weise als die Freudenzeit bezeichnet, und das mit gutem Grund. Die leibliche Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist das Siegel des Vaters unter Christi Lehre, Leben, Leiden und Sterben, ist die Bestätigung, dass er das Opfer seines Sohnes angenommen hat. So, wie Christus um unserer Sünden willen dahingegeben wurde, so ist er auch um unserer Rechtfertigung willen wieder auferweckt. Jesu Auferweckung ist also die öffentliche Proklamation, dass in Jesus Christus die Sünden vergeben sind, dass in Jesus Christus Heil, Rettung, Freispruch im Jüngsten Gericht, ewiges Leben für uns bereit ist und dass, wie Christus ist auferweckt worden von den Toten, also sollen auch wir einst auferweckt werden, leiblich auferstehen. Und das alles ist allerdings Grund zum Jubel.

Und in diesen Jubel stimmt auch unser heutiger Abschnitt aus dem Propheten Jesaja ein. Lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Der Jubel der Erlösten

1.     Sie rühmen ihren Heiland

2.     Sie bezeugen das Heil

1. Sie rühmen ihren Heiland. Rechter Jubel über die Erlösung, über das, was Jesus Christus getan hat für alle Menschen – und darum auch für dich und für mich – kann nur da aufkommen, wo auch ein klares Wissen vorhanden ist darüber, woraus, wovon er mich erlöst hat. Wer keine rechte Sündenerkenntnis hat, wer keinen rechten Begriff hat über den Zorn Gottes über die Sünde, über das angekündigte Gericht Gottes, wer damit auch gar nicht weiß, dass er abgrundtief verdorben ist und eigentlich in Ewigkeit verloren, der hat auch keinen Sinn für die Erlösung. Wenn du nicht krank gewesen bist, weißt du die Gesundheit nicht so zu schätzen. Wir lernen ja vieles erst in seiner Bedeutung richtig kennen, wenn wir es vermissen mussten. Umso mehr ist es so mit der Erlösung: Wer nicht selbst erkannt und erfahren hat, was es ist um die Sündensklaverei, wie schwer und hart sie ist, wie gar unmöglich es ist, aus eigener Kraft der Herrschaft der Sünde zu entkommen, wer das nicht selbst erkannt hat, der glaubt auch nicht, dass er einen Helfer, einen Heiland, einen Erlöser, dass er Jesus Christus nötig hat.

Und das wird auch hier an diesem Jubel der Erlösten ganz deutlich, wenn sie ihren Heiland rühmen. Zu derselben Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR, dass du zornig bist gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und tröstest mich. Sie erinnern sich zunächst daran, dass Gott zornig über sie gewesen ist. Ja, Gott muss zornig sein über uns, weil wir von Natur her seit dem Sündenfall unter der Macht der Sünde stehen, weil das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse ist von Jugend auf. Unser ganzes natürliches Leben ist eigentlich gegen Gott gerichtet. Das zeigt sich auch am alttestamentlichen Israel. Gottes Zorn über sein Volk ist immer wieder entbrannt, weil Israel, wie wir alle, immer wieder abgewichen ist von Gottes Wegen, in Hurerei, Diebstahl, Unterdrückung der Armen gelebt hat, vor allem aber, weil sie immer wieder allen möglichen Götzendienst aufgerichtet haben. Darum musste Gottes Zorn über sie kommen, bis hin zu den Gerichten, die er vor allem durch andere Völker an sie ausüben ließ, etwa die Assyrer und Babylonier.

Aber auch in diese Zeiten tiefster Finsternis hinein hat der HERR immer wieder auch sein Evangelium ergehen lassen, gerade auch an Israel. Immer wieder hat er deutlich gemacht, dass sein Zorneshandeln nicht sein eigentliches Handeln an seinen Geschöpfen ist. So kündigt er auch immer wieder an, dass sein Zorn ein Ende haben wird, nur vorübergehend ist. So heißt es später bei Jesaja: Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig von dir verborgen; aber mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. Gegen die Fülle der Barmherzigkeit, der Gnade, ist Gottes Zorn schier fast wie nichts. So überschwänglich kommt die Gnade uns entgegen. Gottes Zorn wendet sich.

Aber warum? Wie ist das möglich? Liegt das in uns Menschen begründet. Entdeckt Gott der HERR doch immer wieder etwas bei uns Menschen, in uns, das ihn dazu veranlasst, seinen Zorn fahren zu lassen? Nein, bei uns entdeckt er nichts als Sünde. Wenn er nur uns ansehen würde, so könnte er nichts entdecken, was ihn zu einer Änderung seiner Haltung veranlassen könnte. Aber er sieht auf jemand anders, er sieht auf den, der für die Gottlosen eingetreten ist, der unser aller Schuld, Sünde auf sich genommen hat: Jesus Christus. Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich. Er hat Gottes Gesetz erfüllt, er hat dem Willen Gottes volle Genüge getan. Und er hat dann als Reiner, Unschuldiger die Schuld aller Menschen auf sich genommen und die volle Strafe getragen auf Golgatha und so Gott mit der Welt, mit jedem Menschen, versöhnt. Und wenn Gott der HERR seinen Sohn ansieht, dann sieht er Gerechtigkeit, Gesetzesgehorsam, volle Erfüllung seines Willens. Und dadurch wird sein Zorn gewandt. Und wenn du Sünder unter dem Anruf des Gesetzes Gottes, unter dem Eindruck des Zornes Gottes, deine Sünde erkennst, dich dadurch zu rechter Traurigkeit über die Sünde, zur Abwendung von der Sünde, zum Hass gegen die Sünde leiten lässt und dazu, dass du, um deiner Sünde willen, dich klammerst an Jesus Christus als deinen Heiland, der dich reinwäscht von aller Untugend, dann sieht Gott der HERR auch dich, um Christi willen, als gerecht, als rein an. Dann magst du wohl noch immer betrübt sein darüber, dass du so gegen Gott sündigen konntest. Aber du wirst auch den Trost des Evangeliums haben, mit dem Gott selbst dich tröstet.

Dann kannst du fröhlich sein und jubeln: Siehe, Gott ist mein Heil; ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil. Ja, du weißt dann, dass dein Heil, deine Rettung nicht in dir begründet ist. In dir, da ist nur Sünde und damit Verderben und Tod. Gott aber ist dein Heil. Jesus Christus ist dein Heiland, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person. Das ist ganz wichtig: Dein Heil, deine Rettung, die liegt nicht irgendwo. Dein Heil ist nicht unabhängig von Gott, ist nicht eine Sache, die du haben kannst, ohne mit Jesus Christus etwas zu tun zu haben. Nein, dein Heil ist eine Person. Jesus Christus selbst ist dein Heil. Darum kannst du dein Heil auch nur erlangen und behalten durch den Glauben an Jesus Christus, durch den dir das, was er dir erworben hat, zuteil wird. Das heißt aber auch: Dein Heil ist nicht einfach irgendwie verfügbar für dich. Nein, du hast es allein im Glauben an Jesus Christus. Wenn du die Gemeinschaft mit ihm verlässt, nämlich wenn du die Sünde wieder lieb gewinnst, dann hast du auch dein Heil verlassen und verloren.

Darum ist es so wichtig, dass die Glaubensgemeinschaft mit deinem Heiland Jesus Christus intakt bleibt. Denn sie ist allerdings gefährdet. Du kennst die Feinde? Es sind der Teufel, die Welt und dein eigenes Fleisch. Sie alle versuchen dich zur Sünde in vielfältigster Form zu verführen, besonders in den Bereichen, wo du schwach bist. Darum ist es so wichtig, dass du durch Gottes Wort dich immer besser kennen lernst, weißt, wo du besonders Acht geben musst, worum du besonders zu beten hast – und weißt, wo du Widerstand leisten musst gegen die Angriffe der Sünde. Deshalb ist es auch wichtig, dass du in täglicher Buße, in täglicher Bekehrung lebst, täglich deine Sünden deinem Heiland bekennst und täglich seine Vergebung in Anspruch nimmst. Täglich will er dich reinigen durch sein Blut. Täglich ist sein Wasser für dich bereit aus dem Heilsbrunnen.

Denn wo findest du den Heilsbrunnen? Woher quillt dir das Wasser der Reinigung und des Lebens? Von nirgends anders als deinem Heiland Jesus Christus. Er selbst ist der Heilsbrunnen für dich. Dies zeigt auch das Wasser an, das aus seiner Seite floss, als die Soldaten in ihn stachen, als er, bereits tot, noch am Kreuz hing.

2. Sie bezeugen das Heil. Ist es nicht so: Wenn du dir das vor Augen stellst, was Jesus Christus für dich getan hat, was du alles durch ihn hast, dann kannst du gar nicht anders, du musst ihm danken! Wie zeigt sich dieser Dank, diese Liebe zu deinem Retter? Nun, wie uns der Prophet Jesaja selbst hier sagt, indem du ihm dankst, im Gebet, aber auch im Lied. Indem du ihm Lob und Preis singst, ihn anbetest, sein Wesen, seine Taten preist, rühmst.

Dies kann aber nicht verborgen bleiben vor anderen. Das, was Gott der HERR getan hat, das hat er ja nicht nur für dich getan, das hat er ja für alle Menschen getan. Und selbst wenn er es nur für dich getan hätte, so würdest du es ja auch anderen erzählen, was er für dich getan. Umso wichtiger, umso notwendiger ist es, dass du auch anderen erzählt, verkündest von dem Rettungswerk Jesu Christi, von dem, was er für sie getan hat, davon, wer er ist. Danket dem HERRN, predigt seinen Namen, macht kund unter den Völkern sein Tun, verkündigt, wie sein Name so hoch ist. Ja, dass wird dir wichtig werden, dass du Christi Rettungswerk anderen bekannt machst, damit auch andere durch das Evangelium zum Glauben an ihren Heiland kommen. Das betrifft natürlich zunächst einmal die Menschen in deinem näheren Umfeld, in deiner Familie, deiner Nachbarschaft, deinem Arbeitsplatz, deiner Verwandtschaft. Aber als Christ können dir auch die anderen Menschen nicht einfach gleichgültig sein, in anderen Regionen, in anderen Ländern und Völkern. Darum bist du offen dafür, wenn Gott dich selbst ruft, ihm darin zu dienen, anderen das Wort zu verkündigen. Dies kann geschehen im Kindergottesdienst bzw. der Sonntagsschule, im Jugendkreis, im Jugendbund, im Hauskreis. Es kann aber auch sein, dass er dich als Mann im öffentlichen Predigtdienst haben will, sei es im Inland, sei es in der Mission. Verweigere dich ihm nicht.

Aber nicht alle werden von Jesus Christus in den Dienst am Wort berufen. Die anderen leben als Christen in ihrem Beruf, in ihrer Familie. Aber sie können sehr wohl auch Anteil nehmen am Missionsdienst, können Gottes Mission an anderen Völkern auch unterstützen. Dies geschieht zuerst durch das Gebet. Du kannst für andere Völker beten, dass Gottes Wort da hinein kommt. Das Buch „Gebet für die Welt“ kann dir da eine Hilfe sein. Es enthält sehr viele Informationen zu den einzelnen Ländern. Noch schöner ist es, wenn du Informationen von bestimmten Missionsgesellschaften hast, auch von einzelnen Missionaren, weil du dann sehr konkret beten kannst. Sieh zu, dass du dir regelmäßig dafür Zeit nimmst, lege dir da für jede Woche eine Zeit fest. Die Unterstützung für die Mission kann aber auch noch andere Formen annehmen. Vielleicht kannst du persönlich Kontakt zu einem Missionar aufnehmen, den du dann auch ganz persönlich unterstützt, auch finanziell, durch Briefe, Gebete. Oder du gibst für die missionarische Arbeit Spenden, die dann von der Gemeinde weitergeleitet werden. Und du siehst auch zu, dass deine Kinder ein Interesse und ein Herz für die Mission bekommen, berichtest ihnen von Missionaren.

Gottes Herrlichkeit, seine herrlichen Taten voll Gnade und Erbarmen sollen kund werden in allen Landen. Es ist so wichtig, dass wir selbst auch immer besser Gottes Heilswerk verstehen und auch anderen nahe bringen. Vor allem aber soll es uns selbst immer wieder zur Freude, zum Danken, zum Singen und Loben führen. Denn eigentlich haben wir alle nur Gottes Zorn verdient – er aber schenkt uns die Seligkeit, frei, umsonst. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Rogate (Betet!) ueber Jeremia 29,11-14:

Gott hat Gedanken des Friedens ueber uns

Jeremia 29,11-14: Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR, nämlich Gedanken des Friedens und nicht des Leides, daß ich euch gebe das Ende, des ihr wartet. Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören. Ihr werdet mich suchen und finden. Denn so ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will euer Gefängnis wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, dahin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR; und will euch wiederum an diesen Ort bringen, von dannen ich euch habe lassen wegführen.

Nachdem Nebukadnezar das erste Mal vor Jerusalem erschienen war und König Jechonja sogleich vor der Übermacht kapitulierte und sich gefangen nehmen ließ, wurden bereits Teile des Volkes nach Babylon geführt, wiewohl der Staat Juda mit dem König Zedekia zunächst noch weiter bestand. Für diese Juden nun, die jetzt im heidnischen Babylon saßen, war es unbegreiflich, wie so etwas hatte geschehen können. Sie waren doch Gottes Volk. Wie konnte Gott es zulassen, dass sie nun im Heidenland sitzen mussten? Bestimmt konnte dies nur von sehr kurzer Dauer sein. Gewiss würde Gott der HERR Zedekia bald Sieg geben über Nebukadnezar und sie würden somit umgehend wieder nach Jerusalem zurückkehren. Das war die weit verbreitete Meinung, die auch durch falsche Propheten, die schon zuvor Israel in die Irre geführt und über seinen wahren geistlichen Zustand im Irrtum gelassen hatten, noch gefördert wurde.

In diese kritische Lage hinein ließ Gott der HERR seinen Propheten, Jeremia, einen Brief an diese Gefangenen in Babylon schreiben, in dem er ihnen zwar allerdings eine Rückkehr vor Augen stellte – aber erst nach 70 Jahren. Das hieß: Die allermeisten der Gefangenen würden es gar nicht mehr erleben, da sie darüber gestorben sein würden. Und während dieser 70 Jahre, da sollten sie sich in diesen Weg, den Gott der HERR ihnen verordnet hatte, hineinschicken, sollten sich häuslich dort einrichten, Kinder zeugen, ihren Kindern Ehegatten geben und – für die Juden ganz schwer zu begreifen: für die Stadt und das Land beten. Denn, sagte ihnen der HERR: Wenn es der Stadt gut geht, so wird es ihnen auch gut gehen.

Diese Aufforderungen waren gewiss für viele Juden eine harte Zumutung, die ihnen große Überwindung kosten würde. Aber Gott der HERR ließ sie auch einen Blick nach vorne tun, ließ sie einen Blick tun in sein Herz, das eben nicht feindselig war gegenüber dem abtrünnigen Juda. Und so lasst uns nun diese Verheißungen betrachten unter dem Beistand des Heiligen Geistes unter dem Thema:

Gott hat Gedanken des Friedens über uns

So viele haben den Eindruck, Gott meine es nicht gut mit ihnen, weil es ihnen nicht so gut geht, wie sie es sich wünschen. Sie sind der Ansicht, Gott, wenn sie überhaupt an ihn glauben, sei vor allem dazu da, dass ihre Wünsche und Vorstellungen in Erfüllung gehen. Gott wird da zu einem Automaten für persönliches Glück. Hast auch du diese Gottesvorstellung? Dann wärst du sehr weit entfernt von dem wahren, lebendigen Gott, wie er sich uns in der Bibel vorstellt, der ein souveräner, ein heiliger, ein gerechter Gott ist und kein Hampelmann, auch nicht eine Marionette unserer Wünsche und Sehnsüchte. Du kannst dir Gott nicht zurechtbiegen und hast vor allem kein Recht, mit ihm zu zürnen, wenn er dir deine Wünsche nicht erfüllt. Denn dazu ist er nicht da. Es wäre für dich auch gar nicht gut, wenn er dir alle deine Wünsche erfüllen würde. Du würdest nur immer egoistischer, nur immer mehr auf dich selbst bezogen und kämest auch gar nicht mehr zur Ruhe, da eine Wunscherfüllung gleich den nächsten Wunsch gebären würde.

Nein, Gott der HERR ist ein souveräner Gott, ist wahrhaft der HERR, der alles regiert, der darum auch dein Leben in der Hand hat – und der will, dass dir alle Dinge, ja, wahrhaft alle Dinge, zum Besten dienen. Dies gilt in erster Linie für die Menschen, die an ihn glauben. Aber auch bei den anderen Menschen, die noch nicht verstockt und damit dahingegeben sind, arbeitet der HERR, dass sie doch noch zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Wie ist Gott zu dir eingestellt? Weißt du es? Die Bibel sagt es dir. Es gibt einen Vers, der es ganz hell und klar und unmissverständlich ausdrückt, einer der bekanntesten Bibelverse überhaupt, Joh. 3,16: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Gott liebt dich, das sagt dir dieser Vers. Und er liebt dich so sehr, dass er auch für dich seinen einzigen Sohn dahingegeben hat, dass er ans Kreuz geschlagen wurde, damit du Sünder für Zeit und Ewigkeit gerettet werden kannst. Ist dir das bewusst? Ist das auch schon von deinem Kopf ins Herz gedrungen? Weißt du, was das für dich heißt?

Auch in unserem Abschnitt sagt der HERR genau das aus: Ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der HERR, nämlich Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet. Ist das nicht eine gewaltige, eine kostbare, eine zutiefst trostreiche Aussage? Bedenkt, wem Gott der HERR das gesagt hat! Er ließ es an die Menschen schreiben in Babylonien, die als Gefangene dort waren und meinten, ihre gesamte Situation sei ein einziger fataler Irrtum, ein einziges Unrecht. Dabei beachteten sie überhaupt nicht, warum sie in diese Situation gekommen waren – nämlich weil sie und ihre Väter über eine sehr lange Zeit in Sünde, in Aufruhr gegen den lebendigen Gott gelebt hatten, in Götzendienst, in Unzucht, in Ausbeutung der Armen, und weil sie sich verhärtet hatten gegen alle Bußrufe des HERRN durch die Propheten, gerade auch den Propheten Jeremia. Und diesen Menschen, die auch in Babylon noch in ihrer Verblendung saßen, diesen Menschen gibt Gott der HERR nun eine Verheißung für die Zukunft und zeigt ihnen sein Herz, ihnen, die ihn so völlig verkannt haben, ihnen, deren Gericht doch völlig gerechtfertigt war.

Wie sieht Gottes Herz aus, auch dir Sünder gegenüber? Er hat Gedanken des Friedens mit dir. Gottes eigentliches Werk, das ist nicht das Strafen, das ist nicht die Drohung durch das Gesetz, das ist nicht die ewige Verdammnis, so sehr auch dies allerdings zu Gottes Handeln, durch das Gesetz, gehört. Aber in sein Herz lässt er dich hier einen Blick tun: Er hat Gedanken des Friedens mit dir. Er will, dass auch du den ewigen Frieden, den Frieden mit Gott, erlangst, so, wie er dies auch damals für das Volk Israel wollte, das so in der Gottesferne und Gottesfeindschaft stand. Ist das nicht außergewöhnlich? Gott wird angegriffen, Gott wird angefeindet von seinen Geschöpfen, die gegen ihn rebellieren – aber er bietet ihnen Heil und Frieden an. Wie ist das nur möglich? Es ist dies allein möglich aufgrund der Liebe Gottes, die keine Ursache bei uns hat, sondern allein bei ihm. Und aus dieser seiner Liebe heraus ist es, dass sein Sohn Jesus Christus wahrer Mensch geworden ist, um dann stellvertretend für einen jeden von uns den Willen Gottes vollkommen zu erfüllen. Und das hat er getan. Jedes Gebot Gottes hat er vollkommen erfüllt. Und nicht nur das. Als der Reine, Unschuldige hat er dann auch die Schuld aller Menschen, auch von dir und mir, auf sich genommen und die Strafe vollkommen getragen. Da gibt es nichts nachzubezahlen. Er hat Gott mit der Welt versöhnt, hat für jeden Menschen auf Erden die Vergebung der Sünden und damit Leben und Seligkeit erworben, damit es jedem auch angeboten, dargereicht und zugeeignet werde und er es ergreife im Glauben.

Ja, Gott will, dass du und jeder Mensch nicht nur weiß um dieses Erlösungswerk, das Jesus Christus vollbracht hat, sondern es auch im Glauben sich persönlich aneignet, ergreift und so Frieden mit Gott hat, den wahren, den ewigen Frieden.

Noch war Israel damals nicht bereit, Gott anzurufen, weil sie noch in Sünde und Gottesferne verhärtet waren. Aber der HERR wusste schon: Die Zeit wird kommen, dass sie ihn anrufen, ihn bitten werden. Und da sagt er ihnen zu: Ich will euch erhören. Wie kann das sein? Nun, wenn der Heilige Geist durch das Gesetz sein Werk an ihnen vollbracht hat, dann werden sie erkennen, wie es um sie steht, dann wird es ihnen wie Schuppen von den Augen fallen, wie tief sie in Sünde verstrickt sind – und sie werden zu ihm eilen, werden ihn suchen, werden ihn anrufen. Denn auch das sagt der HERR hier voraus: Ihr werdet mich suchen und finden. Denn so ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen. Darum geht es dabei: Dass sie ihn von ganzem Herzen suchen und anrufen.

So viele meinen, der Weg zu Gott sei doch immer frei, sie könnten ihn so, wie sie sind, betreten und Gott werde sie auch so annehmen. Nein, wenn du meinst, du könntest an deiner Sünde festhalten, so ist da eine dicke Mauer zwischen Gott und dir, nämlich die Mauer deiner Sünde, die es unmöglich macht, dass du zu Gott kommen kannst, die es unmöglich macht, dass Gott dein Gebet erhört. Denn worüber werden sie Gott anrufen? Es ist hier nicht ausdrücklich gesagt. Aber wir lesen es beim Propheten Daniel, dessen neuntes Kapitel anknüpft an dieses Kapitel. Er hat Gott angerufen und hat Buße getan für sein Volk. Das ist es, worum es geht, wenn du Gott anrufen willst. Da ist es wichtig, dass du wirklich den Zugang findest, der allein durch Jesus Christus möglich ist. Dieser Zugang aber beinhaltet rechte Sündenerkenntnis, verbunden mit einer rechten Erkenntnis der Heiligkeit Gottes. Dann wird dein Herz erfüllt sein mit einer herzlichen Betrübnis über deine Sünde, mit einem rechten Hass, Ekel und Abscheu gegen die Sünde und du wirst sie deinem HERRN bekennen und die Vergebung erbitten und ergreifen, die Jesus Christus dir erworben hat. Das heißt, Gott suchen, und zwar von ganzem Herzen, nicht geteilt. So viele meinen, wenn sie nur auch christlich werden, dann sei schon alles in Ordnung. Ansonsten könnten sie eigentlich so weiterleben wie bisher oder könnten doch die eine oder andere Sünde, weil sie so schöne Gefühle dabei haben, weil es ihnen so schwer fällt, sie zu lassen, weil so viele sie doch auch begehen, weiter handhaben. Nein, das kannst du nicht. Wenn du wirklich auf Gottes Wegen gehen willst, kannst du nicht zugleich auch auf den Wegen der Welt gehen. Das Denken, das Handeln, etwa die Musik, die Geisteshaltung der Welt im Blick auf Ehe, Sexualität, Obrigkeit, Wahrhaftigkeit, Wahrheit, Verbindlichkeit, Selbstverwirklichung kannst du als Christ nicht mitmachen. Sonst hast du ein geteiltes Herz und hinkst auf beiden Seiten. Das aber kann Gott der HERR nicht akzeptieren. Er will dich ganz haben. Darum sollst du ihn auch von ganzem, ungeteiltem Herzen suchen. Und er wird sich finden lassen. Wenn du aufrichtig zu ihm kommst, wenn du kommst in rechter Traurigkeit über deine Sünde, wenn du kommst im Namen Jesu, deines Heilandes, dann wird er dich erhören. Das hat er zugesagt. Denn: Wenn du deine Sünden bekennst, dann ist er treu und gerecht, dass er dir die Sünden vergibt und reinigt dich von aller Untugend. Wenn du aber dir vormachst, dass du Gemeinschaft mit ihm hättest und wandelst doch weiter in Finsternis, so bist du nicht in der Wahrheit, sondern lügst. Darum: Wenn Gott dir in deinem Leben Sünde offenbart durch sein Wort, so weiche nicht aus, versuche nicht, dich vor Gott zu rechtfertigen, herauszureden. Versuche auch nicht, deine Sünden klein zu reden, zu beschönigen, sondern beuge dich darunter, komme ans Licht mit deiner Schuld, damit das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, dich rein wasche von aller Sünde.

Dann wendet sich dein Leben, so wie es der HERR auch von den Juden hier sagt, die sich von ganzem Herzen zu ihm wenden, dass auch ihr Gefängnis aufhören wird. Aber nicht nur das. Dein ganzes Leben wird neu werden, weil du nun als Erlöster lebst, weil du nun einen Vater im Himmel hast, den du anrufen kannst, in der Gewissheit: Er erhört mich. Du hast Frieden, Frieden mit Gott. Da kann es dann aber auch gar nicht anders sein: Die Liebe Christi dringet dich dann, dass, weil einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben, damit die, welche da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. Du übergibst dich selbst, dein ganzes Leben dann deinem Heiland, weihst dich ihm, damit du nun auch für ihn lebst, seinen Willen tust. Ja, dein neues Leben ist ein Leben des Gehorsams gegenüber dem lebendigen Gott.

Ja, Gott der HERR hat Gedanken des Friedens, des Lebens auch über dir. Darum weiche ihm nicht aus, verharre nicht in deinem eigenen Ich, sondern höre ihn, beuge dich immer wieder unter sein Wort, bekenne deine Schuld und ergreife seine Vergebung. Und dann lebe mit ihm, aus seiner Gnade, in ganzer Hingabe. Amen.

Alttestamentliche Predigt zu Christi Himmelfahrt ueber Psalm 68,19:

Christi Himmelfahrt – der Triumphzug unseres HERRN und Heilandes

Psalm 68,19: Du bist in die Höhe gefahren und hast das Gefängnis gefangen, du hast Gaben empfangen für die Menschen, auch die Abtrünnigen, dass Gott der HERR dennoch daselbst bleiben wird.

Wir feiern heute Christi Himmelfahrt – aber die allermeisten Menschen können mit diesem Tag leider herzlich wenig anfangen. Aber ist das verwunderlich? Wie soll der natürliche Mensch mit diesem Tag etwas anfangen können, ein Mensch, der doch den wahren, lebendigen Gott nicht kennt und daher auch nicht sein Wesen, seine Eigenschaften? Nein, der natürliche Mensch, dem Gott völlig fremd geworden ist, der kann allerdings das nicht begreifen, was damals geschehen ist. Er muss erst wieder Gott den HERRN in seiner Größe und Majestät kennen lernen, um einen Begriff von dem Gewaltigen zu bekommen, was damals sich vor den Augen der Jünger abspielte.

Was ist denn damals an Christi Himmelfahrt geschehen? Wovon wurden die Jünger Zeugen? In der Apostelgeschichte berichtet uns der Evangelist Lukas, dass Jesus Christus, nachdem er seine Jünger gesegnet hatte, vor ihren Augen emporstieg und dann von einer Wolke umhüllt und so ihren Augen entzogen wurde. Bei Markus lesen wir weiter, dass er sich gesetzt hat zur Rechten Gottes, also der allmächtigen Majestät. Wo aber ist die Rechte Gottes? Ist das ein bestimmter Ort? Nein, weil Gott allenthalben ist, also allgegenwärtig, so ist auch seine Rechte allgegenwärtig. Darum ist auch Christus selbst allgegenwärtig, wie er es auch seinen Jüngern gesagt hat, dass er bei uns ist alle Tage, bis an der Welt Ende. Und das gilt allen Jüngern, allen Christen aller Gegenden und aller Zeiten. Wenn Markus das so besonders erwähnt, so hebt er damit hervor, dass nun die menschliche Natur in der einen Person Christi die ihr mitgeteilten göttlichen Eigenschaften nicht mehr verborgen hält, sondern völlig gebraucht. In sofern könnten wir die Himmelfahrt unseres HERRN und Heilandes Jesus Christus auch als Inthronisation im Blick auf seine menschliche Natur bezeichnen. Nicht zuletzt deshalb rühmen auch unsere Choräle zu Christi Himmelfahrt unseren HERRN als den König, den Herrscher über alle Welt.

Lasst nun unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten, was mit der Himmelfahrt Jesu Christi auch verbunden ist:

Christi Himmelfahrt – der Triumphzug unseres HERRN und Heilandes

Ja, die Bibel spricht von einem Triumphzug, den unser Heiland und HERR bei seiner Himmelfahrt unternommen hat. Im Kolosserbrief heißt es: Er hat ausgezogen die Fürstentümer und die Gewalten und sie Schau getragen öffentlich und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst. Wer ist nun mit diesen Gewaltigen, den Fürstentümern gemeint? Sie werden ja hier als Mächtige beschrieben, als solche aber auch, die Christi Feinde sind. Denn nur über Feinde sucht man ja zu triumphieren, nur über Feinde sucht man den Sieg. Das macht deutlich: Hier ist niemand anders damit gemeint als der Teufel mit seinen Dämonen. Von ihm heißt es ja auch in der Offenbarung 20 beim Eingang der Beschreibung der neutestamentlichen Heilszeit, dass er gebunden wird mit Ketten. Nun ist der Teufel ein Geist, weshalb die Kette keine solche aus Eisen sein kann, wie wir sie von alten Bildern kennen, sondern es ist eine geistliche Kette, die seine Macht einschränkt.

Über diesen Feind also hat Jesus Christus triumphiert. Und das ist ganz richtig. Er ist ja der Schlangentöter, der der Schlange den Kopf zertreten hat. Er ist ja gekommen, die Werke des Teufels zu zerstören. Das ist geschehen. Schon vor seiner Kreuzigung konnte er sagen, dass der Teufel ausgestoßen ist. Schon Christi Leben hier auf Erden war ein aktiver sieghafter Kampf gegen ihn. Die Bibel spricht hier vom Triumphzug unseres HERRN auf dem Hintergrund der Triumphzüge, wie sie im Altertum für siegreiche Könige und Feldherrn üblich waren. Vor allem bei den Römern waren sie bekannt. Der Imperator, der Feldherr, zog in Rom ein – und in seinem Gefolge wurden die bedeutendsten seiner Gefangenen mitgeführt, sozusagen um den Menschen zu verdeutlichen, dass der Imperator tatsächlich gesiegt hat. Sie wurden in Ketten oder Käfigen öffentlich zur Schau gestellt. Zuvor mögen sie streitbare Männer gewesen sein, hochgefährlich – nun aber völlig ungefährlich.

Und von unserem Heiland und HERRN Jesus Christus heißt es hier in unserem Text, dass er aufgefahren ist in die Höhe und das Gefängnis gefangen geführt hat. Was ist damit gemeint? Was ist dieses Gefängnis? Nun, von diesen Mächtigen, Gewaltigen, diesen Fürstentümern der Finsternis heißt es ja, dass sie den natürlichen Menschen beherrschen, dass wir ohne Gott ihren Willen tun. Ja, es heißt sogar, dass wir durch Furcht des Todes ihre Knechte sind. Jesus Christus spricht deshalb von dem Satan auch als von dem Fürsten dieser Welt. Ja, ohne Jesus Christus bist du nicht frei, auch wenn du es meinst. Du glaubst, du könntest dann frei entscheiden, was du tun oder was du lassen willst. Aber du irrst dich. Die Sünde in dir ist mächtig und treibt dich, zuweilen auch zu Worten, Taten, die du eigentlich doch gar nicht willst. Selbst dem Christen geht es ja noch so, dass er oft das tut, was er eigentlich nicht will, weil das Böse in ihm, der alte Mensch, ihn noch überwältigt. Wie viel mehr ist das der Zustand des Menschen, der noch gar kein Kind Gottes ist. Es kann gut sein, dass du das Böse, Schreckliche der einen oder anderen Sünde erfasst. Und es kann sogar sein, dass du dich gegen sie stellst, dass du dich auch davor zurückhalten kannst, sie nicht auszuführen. Aber zugleich merkst du, wie sie in deinem Herzen darinnen ist, wie da eine Brunnquelle der Sünde in deinem Herzen ist, aus der sie immer wieder neu hervorquillt. Wie willst du sie am sprudeln hindern? Du kannst es nicht von dir her. Es ist unmöglich.

Und nun heißt es hier, dass Jesus Christus das Gefängnis gefangen geführt hat. Er hat also diejenigen Mächte überwunden, die uns elende Sünder unter ihrer Fuchtel hatten, die uns beherrschten, die uns knechteten und in Furcht und Schrecken hielten. Diese Mächte sind nun besiegt, durch Jesus Christus. Jesus lebt – und er hat gesiegt. Seine Auferstehung ist eine öffentliche Bestätigung und Bekräftigung dieses seines Sieges über den Feind. Der Feind ist nun also gefangen, so, wie es auch in Offenbarung 20 heißt.

Was aber heißt das nun für dich? Wenn du noch nicht im Glauben an Jesus Christus stehst, sollte dir gerade diese Tatsache, dass dein Fürst, der Satan, längst besiegt ist, sehr zu denken geben. Willst du wirklich dem noch dienen, der längst überwunden ist? Willst du ein Sklave der Sünde bleiben, obwohl doch die Freiheit auch für dich da ist? Willst du wirklich den Weg der Finsternis, in den ewigen Tod, die ewige Pein, weitergehen, anstatt durch Buße und Glauben umzukehren zu dem, der auch für deine Sünde und Schuld längst die Strafe getragen hat? Dann könntest auch die Anteil haben an diesem Sieg Jesu Christi, des Heilandes der Welt!

Und was heißt das für dich, der du ein Jünger Jesu Christi bist, der du ihm gehörst durch Taufe und Wort? Heißt das nun, weil der Teufel gebunden, gefangen ist, dass es ja keine Gefahr mehr hat? Das ist weit gefehlt. Du fragst dich vielleicht auch, wie damit auch solche Worte passen sollen wie dies, dass der Teufel umhergeht wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge. Nun, du musst dir hier den Teufel und seine Dämonen vorstellen wie einen Kettenhund. Ein Kettenhund ist angebunden an einer langen Metallkette. Diese Metallkette verhindert, dass der Hund einfach auf den Weg oder die Straße läuft und einen Menschen anfällt. Aber diese Kette gibt ihm andererseits einen gewissen Kreis, in dem der Hund sich bewegen kann. Kommt nun jemand in diesen Bewegungsradius des Hundes, so ist er allerdings gefährdet, denn da kann der Hund ihn beißen. So steht es auch mit dir. So lange du außerhalb des Wirkungsradius des Teufels bleibst, so lange kann er dir nichts anhaben. Und das heißt, dass du eng bei deinem Heiland und HERRN Jesus Christus bleibst, indem du an seinem Wort bleibst, das heilige Abendmahl häufig empfängst, konsequent und aktiv gegen die Sünde kämpfst, dich auf Christi Sieg berufst und ihn für dich in Anspruch nimmst. Wenn du aber die Sünde wieder lieb gewinnst, wenn du anfängst, mit ihr zu spielen, oder wenn du sie zwar eigentlich nicht willst, aber doch andererseits sie so reizend, so schön, so interessant findest, dann begibst du dich wieder in den Wirkungskreis des Teufels und er kann dich packen.

Diese Zeit, in der der Teufel gebunden ist, das macht Offenbarung 20 deutlich, ist auch eine Zeit, in der der Teufel daran gehindert wird, die antichristlichen Mächte zusammenzuballen gegen die Gemeinde des HERRN. Und genau das hatten wir in den ersten 17, 18 Jahrhunderten der neutestamentlichen Zeit. Gewiss, es gab immer wieder Christenverfolgungen, zum Teil auch recht massive, denken wir nur an die Römerzeit, denken wir an das Papsttum. Aber: Obwohl doch die Christen im Römerreich nur eine verschwindende Minderheit waren, so konnten sie doch nicht besiegt werden. Obwohl sie doch um und um von heidnischen Mächten umgeben waren, so waren sich doch diese Mächte nicht einig. Und auch später, im Mittelalter. Auch damals war die Mehrzahl der Menschheit nicht christlich, denken wir nur an Indien, China, die islamische Welt, die Indianer. Und dennoch taten sie sich nicht zusammen, um die Gemeinde Jesu auszurotten. Der Teufel war gebunden, er konnte sie nicht zusammenrotten. Es heißt aber auch in Offenbarung 20, dass er am Ende des Hauptteils der neutestamentlichen Heilszeit noch einmal für eine kleine Zeit los werden wird. Und in dieser kleinen Zeit, da wird er dann eben alle antichristlichen Mächte sammeln, um sie zum letzten Sturm gegen die Gemeinde zu vereinen. Es kann gut sein, dass wir schon in dieser kleinen Zeit sind. Die Globalisierung ist ein sehr bedeutsames Anzeichen der Endzeit. Denn nun laufen alle Aktivitäten, gerade auch gegen die Gemeinde, nicht mehr nur lokal oder regional ab, sondern mehr und mehr global, gesteuert etwa durch UNO und EU. Die Feindseligkeit gegen die Gemeinde Christi ist immer mehr ein globales Phänomen. Aber auch das hebt den Triumph Jesu Christi nicht auf. Der Teufel kann die Dinge nicht mehr umkehren. Er kann sich wohl noch eine kleine Zeit austoben. Die Bibel verwendet dafür die Bilder von den 1260 Tagen oder dreieinhalb Zeiten und macht damit deutlich, dass die letzte Zeit der antichristlichen Macht dennoch eine begrenzte sein wird, deren Ende von Gott dem HERRN schon längst bestimmt ist. Und an deren Ende wird der Triumph Christi dann öffentlich sein vor allen Menschen – und dann wird niemand ihm mehr widerstehen können.

Bis dahin aber darfst du heute schon, in deinem Alltag, Teil haben an Christi Sieg, indem du immer wieder ihn in Anspruch nehmen darfst im täglichen Kampf gegen die Sünde. Und wenn du unterliegst, so darfst du dennoch zu deinem Heiland zurückkehren. Er will dich auch dann wieder reinwaschen, wenn du in Sündenerkenntnis, in Reue und Buße zu ihm kommst. Dann gibt er dir auch wieder Teil an seinem Sieg. Und wenn die Zeit der Verfolgung kommt, die Zeit, wenn der Teufel die Wagenburg sammeln wird um die Gemeinde des HERRN, dann sei getrost: Der HERR ist auch bei dir. Er hat gesiegt. Diesen Sieg kann der Teufel ihm nicht streitig machen. Und wenn du an deinem Heiland bleibst, wirst du in alle Ewigkeit an Christi Sieg und Triumph teil haben. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Sonntag Exaudi ueber Hesekiel 36,25-27:

Gottes Werk der Erneuerung

Hesekiel 36,25-27: Und will rein Wasser über euch sprengen, daß ihr rein werdet von aller eurer Unreinigkeit, und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Und ich will euch ein neu Herz und einen neuen Geist in euch

geben; und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischern Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.

Wie viele sehnen sich danach, noch einmal ganz von vorn anfangen zu können, sozusagen ihr Leben noch einmal beginnen zu können, aber mit all den Erkenntnissen, die sie inzwischen gewonnen haben. Aber das ist doch nicht möglich. Wir leben einmal und gehen auf den Tod zu. Das ist die landläufige Meinung. Aber gibt es wirklich keine Möglichkeit, sozusagen noch einmal am Nullpunkt anzufangen? Nun, die Bibel spricht von der Möglichkeit, ein ganz neues Leben zu beginnen und die Schuld des alten Lebens zurück zu lassen. Sicher, vieles, was da an Prägungen, auch Wunden da ist, lässt sich nicht so einfach abstreifen. Und doch kann vieles verändert werden, vieles auch heilen. Grundsätzlich neu aber wird die Stellung vor Gott, die Haltung Gottes zu dir – und völlig neu deine Lebenshaltung, deine Lebensrichtung, der Inhalt deines Lebens. Die Bibel nennt das Wiedergeburt, auf den Anfang dieses neuen Lebens gerichtet, spricht sie auch von Bekehrung. Und wenn der ganze Umfang dessen, was daraus auch folgt, mit einbezogen wird, kann auch von Erneuerung gesprochen werden. Ein neues Leben ist also möglich.

Auch unser heutiger Abschnitt spricht von diesem neuen Leben, und zwar nicht nur im Blick auf das alte Israel, wiewohl der Text ein alttestamentlicher Text ist, sondern gerade auch auf uns. Darum lasst uns nun unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Gottes Werk der Erneuerung

1.     Er reinigt uns

2.     Er gibt ein neues Herz

3.     Er gibt einen neuen Geist

1. Er reinigt uns. Gott spricht sein Wort durch den Propheten Hesekiel hinein in die Gefangenschaft Israels in Babylon. Das Volk war dort gefangen als Gericht Gottes über den Abfall, den Götzendienst, die vielfältigen Sünden des unbußfertigen Volkes. Und nun verkündigt der HERR durch seinen Propheten in diesem Kapitel Evangelium, kündigt an, dass es wieder anders werden wird, dass das Land Israel wieder von seinen jüdischen Bewohnern bevölkert werden soll. Aber das nicht deshalb, weil Israel es, menschlich gesprochen, wert wäre, weil doch noch etwas Gutes an ihm gefunden worden wäre. Nein: Ich tue es nicht um euretwillen, ihr vom Hause Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, welchen ihr entheiligt habt unter den Heiden zu welchen ihr gekommen seid. Es geht also bei dem, was Gott der HERR vorhat, gerade auch um Gottes Ehre, Gottes Ruhm, Gottes Verherrlichung vor den Menschen. Das ist ganz wichtig. Wir Menschen neigen so sehr dazu, alles, was geschieht, selbst das Handeln Gottes an und mit und für uns aus unserem Gesichtspunkt zu betrachten. Aber das ist völlig falsch. Gott hat eine ganz andere Perspektive und einen ganz anderen Zielpunkt. Das wird auch hier wieder deutlich.

Damit dies aber geschehen kann, damit Israel wieder in das Land zurückkehren kann, muss etwas mit ihm geschehen. Israel muss anders werden. Und das gilt auch dir und mir: Wenn du Anteil haben willst an Gottes Verheißung, dann muss sich auch mit dir etwas ändern, ja, du musst dich ändern. Aber wie ist das möglich? Welche Anstrengungen sind dazu erforderlich?

Unser Text macht ganz deutlich, dass du gar nichts dazu beitragen kannst. Du würdest mit all dem, was du dir vornimmst, letztlich kläglich scheitern. Gewiss, äußerlich könntest du schon manches ändern, könntest manche Sünde etwas im Zaum halten. Aber die Wurzel, das Böse in dir, in deinem Herzen, das kannst du nicht ändern. Und darum musst du mit all deinen Anstrengungen letztlich scheitern. Wenn du nun unseren heutigen Abschnitt genauer ansiehst, so fällt dir auf, dass nur von einem hier die Rede ist, der handelt: Gott selbst. Ich will reines Wasser über euch sprengen; ich will euch reinigen; ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist. Ich will andere Leute aus euch machen. Gott ist es, der hier redet – und Gott ist es, der handelt. Die Erneuerung, die Wiedergeburt, dein neues Leben, das ist Gottes Werk, das er an dir aus Gnaden wirkt. Sehen wir es uns doch näher an.

Er reinigt dich. Ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet von aller eurer Unreinigkeit, und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Reinheit war schon im Alten Testament ein ganz bedeutender Ausdruck des geistlichen Lebens. Und unsere geistliche Unreinheit wurde an vielen äußeren Dingen festgemacht, um den Menschen des Alten Bundes immer wieder vor Augen zu führen, dass sie unrein sind und der Reinigung bedürfen. Die Reinigungszeremonien damals waren aber so geartet, dass entweder der Mensch sich selbst reinigen musste oder durch den Priester einem Reinigungsbad unterzogen wurde. Hier nun aber ist es Gott selbst, der die Reinigung durchführt. Wann hat Gott das getan? Wenn wir in die weitere Geschichte des alttestamentlichen Israel sehen, so finden wir kein Ereignis, das als Erfüllung dieser Verheißung angesehen werden könnte. Hat sie sich überhaupt schon erfüllt?

Sieh dir den Text mit seiner Verheißung genau an. Dann erkennst du, dass Gott hier eine Erneuerung durch Wasser und Geist verheißt. Und genau daran knüpft unser Heiland und HERR Jesus Christus in seinem Gespräch mit Nikodemus an: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird durch Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Gott selbst ist es, der reinigt, sagt unser Abschnitt. Und unser Heiland weist in diesem Gespräch hin auf die Taufe als das Gnadenmittel Gottes, durch das er reinigt. Denn die heilige Taufe ist ja nicht Menschen-, sondern Gotteswerk. Im Hebräerbrief werden die Gläubigen beschrieben als solche, die besprengt sind in ihrem Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leibe mit reinem Wasser. Die Taufe direkt aber wird dargestellt als das Wasserbad im Wort, durch das er, Christus, seine Gemeinde gereinigt hat. Darum forderte Ananias auch Paulus auf, dass er sich taufen lasse und abwaschen seine Sünden.

Was also geschieht in der heiligen Taufe? Sie ist das Wasserbad im Wort, ist das Wasser, in Gottes Gebot gefasst und mit Gottes Wort verbunden, durch das Gott die Sünden abwäscht. In der Taufe wird dein alter Mensch mit Christus gekreuzigt, in den Tod gegeben, damit du aus der Taufe hervorgehst als ein neuer Mensch, der nun für Gott lebe. Dies ist ein grundsätzliches Geschehen in der Taufe, das aber im täglichen Leben dann im Kampf gegen die Sünde, gegen den alten Adam in uns, entfaltet werden will, denn wir bleiben auch als Christen immer noch Sünder, brauchen nach der grundsätzlichen Reinigung immer noch die täglichen Waschung, so, wie Christus es in der Fußwaschung vorbildhaft dargestellt hat.

Heißt das aber nun, dass damit automatisch jeder, der getauft ist, auch gereinigt ist? In der Taufe bietet Gott der HERR es jedem an, reicht er es jedem darf, eignet er es jedem zu – aber nur der hat auch das, was Gott ihm da in der Taufe geben will, der dies auch im Glauben ergreift. Dieser Glaube ist nicht immer bewusster Glaube, etwa beim Säugling oder auch wenn du schläfst oder bewusstlos bist. Aber wenn du dann erwachsen bist, wenn du in deinem Bewusstsein lebst, dann soll es auch dazu kommen, wenn der Glaube gesund ist, dass er auch bewusster Glaube wird, der bewusst für sich persönlich das annimmt, was Gott ihm zugeeignet hat. Nicht die Taufe an sich, als Geschehnis, rettet, sondern allein der Glaube, der das ergreift, was Gott in der Taufe geschenkt hat.

Reinigung, das wird schon bei Hesekiel deutlich, ist die Reinigung von den Sünden. Du kommst wohl als Sünder zu Jesus Christus, so, wie du bist, eben in deinen Sünden. Aber du sollst so nicht bleiben. Es kommt zum Bruch mit der Sünde, zur Sündenerkenntnis, zur Traurigkeit über die Sünde, zur Reue, zur Buße, zur Umkehr, zum Glauben an deinen Heiland.

2. Und damit kommen wir auch schon zum weiteren Wirken Gottes in der Erneuerung: Er gibt ein neues Herz. Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben, und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Gott gibt das neue Herz. Das wird zunächst einmal wieder ganz deutlich. Keiner von uns kann sich selbst ein neues Herz geben. Darum betet auch David in Psalm

51: Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen gewissen Geist. Dies ist ein Schöpfungswerk Gottes, denn es gibt dafür keinerlei Voraussetzung bei uns. Dein altes Herz wird hier als ein steinernes Herz beschrieben. Es ist ein Herz, das hart ist, verhärtet gegen Gott, sein Wort, seinen Willen, ein Herz, das sich um sich selbst dreht, eigene Wege geht und nicht auf Gottes Wegen. Es ist das Herz, das die Sünde liebt und aus dem darum auch alles Böse kommt, Mord, Ehebruch, Hurerei, Diebstahl, falsches Zeugnis und vieles andere mehr. Das Herz beschreibt dabei in der Bibel den Kern des Menschen, seinen Lebensmittelpunkt, das, was sein Leben bestimmt. Wovon dein Herz angefüllt ist, das ist es, was dich bestimmt, was dich prägt.

Gott will nun, dass dein Herz, dass dein Leben von ihm, von seinem Wort, von seinem Willen geprägt wird. Darum muss er das steinerne Herz wegnehmen und dir ein fleischernes Herz geben, eben ein Herz, das offen ist für sein Wort, das sich an ihn hält, das aus seiner Gnade lebt – und das dann, als Folge, auch Frucht bringt, nämlich die Frucht des Geistes, wozu Liebe, Freude, Friede, Freundlichkeit, Sanftmut, Keuschheit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Geduld gehören.

Dieses Erneuern deines Herzens geschieht aber nicht in einem Augenblick, wiewohl es, je nachdem wie dein Herz bisher ausgerichtet war, je nachdem auch, wie du geartet bist, Grundlegendes allerdings tatsächlich in einem grundsätzlichen Umbruch geschehen kann. Aber dann gilt es, wie schon bei der Taufe gesagt, dass der alte Mensch mit seinem steinernen Herzen täglich bekämpft wird, täglich zurückgewiesen, täglich der neue Mensch gekräftigt wird. Dies geschieht aber allein durch Gottes Wort und das Abendmahl. So wird der neue Mensch genährt, geprägt, verändert, hineingeprägt in Gottes Bild. So wird auch dein Denken, deine Haltung verändert, erneuert. Das ist oft ein langer, auch schmerzhafter Weg, weil es oft zu einer tiefgreifenden Veränderung deines Verhaltens, deiner Einstellung, deiner Ansichten kommen muss.

3. Er gibt uns seinen Geist. Vor allem aber ist es dazu notwendig, dass er uns seinen Geist gibt: Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun. Das neue Herz ist gar nicht möglich, der Wandel im neuen Leben ist gar nicht möglich ohne diese Leitung durch den Heiligen Geist. Auch im Alten Testament war der Heilige Geist schon wirkend gegenwärtig – aber er wohnte noch nicht dauerhaft bei den Gläubigen. Das ist erst mit Pfingsten geschehen. Und so weist dieser Vers auch hin auf Pfingsten, auf das, was damals geschehen ist, wie auch darauf, dass ein jeder, wenn er wiedergeboren wird, auch den Geist Gottes empfängt, ohne den er ja gar nicht glauben könnte. Es geht darum, dass dich nun Gottes Geist regiert, was durch sein Wort geschieht, denn allein durch Wort und Sakrament kommt er zu dir. Durch das Wort empfängst du den Heiligen Geist, wie es Paulus den Galatern schreibt, und durch das Wort bleibt er auch bei dir. Er prägt durch Gottes Wort nun dein Herz, dein Denken, dein Gewissen, deine Haltung, deine Einstellung, dein ganzes Leben. So wirst du selbst, deine Person, immer mehr hineingeprägt in das Bild, das Gott von dir hat. Und wie sieht dieser neue Mensch aus?

Gott gibt hier einige wenige Umrisse: Er wandelt in Gottes Geboten, er hält Gottes Rechte und tut danach. Der erneuerte Mensch ist dann nicht passiv. Wenn du wiedergeboren, bekehrt bist zum rettenden Glauben an deinen Heiland Jesus Christus, dann hat das Auswirkungen. Es kann gar nicht anders sein, wenn dein Glaube echt ist. Du liebst nun Gottes Gebote. Sie sind ja die Gebote deines HERRN, die Gebote deines Schöpfers und Heilands. Und darum willst du sie nicht nur kennen, nein, du willst sie auch tun, du willst danach leben. Das heißt wandeln in Gottes Geboten. Du fragst nach Gottes Willen, suchst auch danach in der Bibel. Darum ist es wichtig, dass du Gottes Gesetz kennst, es immer besser kennen lernst. Es ist dir ein Bedürfnis, dass du Gottes Rechte hältst, dass du nach seinem Willen, seinen Geboten handelst. Die zehn Gebote sind dir darum auch wichtig, weil sie den Willen Gottes für deinen Alltag dir zeigen – und du nun weißt, wie Gott will, dass du deinen Alltag gestalten sollst, nicht nur in der Gemeinschaft mit ihm, sondern auch im Verhältnis zu deinem Nächsten, etwa deinen Eltern, deinen Kindern. Es geht darum, dass du das Leben schützt, bewahrst, förderst, dass du die Ehe und alles, was damit zusammen hängt, heilig hältst, dass du Neid, Missgunst, Habgier, Geiz bekämpfst, dass du vor allem auch darum ringst, dass du nichts Unnützes, Unreines, Verleumderisches sagst, sondern das, was Gott ehrt und dem anderen hilft.

Ein neues Leben ist möglich – als ein Geschenk deines dreieinigen Gottes, der dich in der Taufe reinigt bzw. gereinigt hat, der dir ein neues Herz gibt, dich durch Buße und Glauben durch das Wort völlig neu prägt, und dir seinen Geist gibt, der dich leitet und regiert durch die Bibel. Gott gebe, dass dies bei uns allen geschehe. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Pfingstfest ueber Joel 2,28-32 (3,1-5):

Gott giesst seinen Geist aus

Joel 2,28-32 (3,1-5): Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selbigen Zeit beide, über Knechte und Mägde, meinen Geist ausgießen und will Wunderzeichen geben im Himmel und auf Erden, nämlich Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und soll geschehen, wer den Namen des HERRN anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Errettung sein, wie der HERR verheißen hat, auch bei den andern übrigen, die der HERR berufen wird.

Heute feiern wir Pfingsten. Was feiern wir damit? Vielfach wird Pfingsten auch als der Geburtstag der neutestamentlichen Gemeinde bezeichnet. Das ist durchaus richtig. Aber was ist damit verbunden? Wie ist es dazu gekommen? Mit dem Pfingstfest feiern wir, dass Jesus Christus mit und durch seinen Vater uns seinen Heiligen Geist ausgegossen hat. Ja, war denn der Heilige Geist im Alten Testament noch nicht vorhanden? Diese Frage kann da aufkommen. Nun, auch im Alten Testament lesen wir vom Wirken des Heiligen Geistes. Aber er war noch nicht auf die gesamte Gemeinde in seiner Fülle ausgegossen, sondern nur etliche besondere Personen, wie die Propheten, Könige, Künstler beim Bau der Stiftshütte hatten ihn in der Fülle. Es ist aber ein besonderes Kennzeichen der messianischen Zeit, der Zeit des Neuen Testamentes, dass der Heilige Geist über alle Gläubigen in seiner Fülle ausgegossen wird, damit wir Christi Zeugen sein können. Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein. Das war die Verheißung Jesu Christi noch kurz vor seiner Himmelfahrt.

Unser heutiger Abschnitt ist eine Vorhersage von Pfingsten im Alten Testament durch den Propheten Joel. Lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Gott gießt seinen Geist aus

1.     Wer ist dieser Geist?

2.     Was begleitet die Geistausgießung?

3.     Wem gilt die Geistausgießung?

1. Wer ist dieser Geist? Wer ist dieser Geist, der da an Pfingsten ausgegossen wurde über die Jünger, als Apostel wie als Kern des neutestamentlichen Gottesvolkes? Gott sagt es hier deutlich: Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Mein Geist, sagt hier Gott der HERR. Der Geist, der ausgegossen wurde, ist also der Geist Gottes, ist Gott selbst, die dritte Person der Gottheit. Denn der Heilige Geist ist allerdings Person und nicht nur eine Kraft oder eine Energie. Er ist Person, denn er tröstet, er überführt von Sünde, er beruft, er kann angelogen werden, er macht Wohnung in uns. Das ist ganz wichtig. Er ist Person wie auch der Vater und der Sohn. Er unterscheidet sich aber von ihnen dadurch, dass er von ihnen ausgeht, von ihnen gesandt wird zu uns. Was sagt uns Gottes Wort über ihn? Er, der Heilige Geist, ist ein Träger des Lebens. Denn wo er nicht darinnen ist, da ist kein Leben, wie es etwa Habakuk von den Götzen der Heiden sagt. Wenn es heißt, dass in den Lebewesen ein lebendiger Odem ist, so ist damit der Heilige Geist als Träger des Lebens gemeint. Wenn darum der HERR durch Hesekiel weissagt, dass in die Totengebeine sein Odem kommen soll, so heißt dies, dass er ihnen seinen Geist gibt. Das aber heißt: Schon das natürliche Leben ist eine Gabe Gottes; noch mehr aber das geistliche Leben. Es gibt kein geistliches Leben, keinen Glauben an Jesus Christus, keine Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott ohne den Geist Gottes. Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Das heißt aber umgekehrt auch: Wer an ihn glaubt, der hat den Heiligen Geist, der braucht nicht noch eine zusätzliche Geistestaufe.

Der Heilige Geist ist also auch der Geist Christi. Das zeigt sich in besonderer Weise darin, dass es seine zentrale Aufgabe ist, sein Hauptdienst, Jesus Christus zu verherrlichen. Darum sagt unser Heiland: Er wird nicht von sich selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Derselbe wird mich verklären, denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen. Wie aber macht er das denn, der Heilige Geist? Wie verherrlicht er Christus? Der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir. Und ihr werdet auch zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen. Hier wird es sehr deutlich: Der Heilige Geist zeugt von Jesus Christus – aber er macht dies normalerweise durch Menschen, durch Zeugen, durch Boten des Evangeliums, durch Christen, die von ihrem Glauben erzählen und die er dazu ausrüstet, denen er dazu die Kraft gibt, die Weisheit, den Mut, die rechten Worte. Deshalb, bitte den HERRN auch darum, dass er dich immer wieder neu ausrüstet mit seinem Geist, damit du ihn bezeugen kannst, die rechten Worte findest, um mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Denn er ist dir ja auch dazu gegeben, dass du Christi Zeuge bist.

Wer also ist dieser Geist? Er der Geist Christi, der gekommen ist, die Welt zu strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht. Es ist das Werk des Heiligen Geistes, durch Gottes Wort, dass du zu rechter Erkenntnis deiner Sünden und deiner Sündenverdorbenheit und Verlorenheit kommst. Und es ist auch das Werk des Heiligen Geistes, dass du Jesus Christus erkennst als deinen Heiland und Erlöser.

So ist also der Heilige Geist, wie die anderen beiden Personen der einen Gottheit, aktiv beteiligt an deiner Errettung und Heiligung.

2. Was begleitet die Geistausgießung? Wir lesen in unserem Abschnitt, dass eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Diese drei Punkte werden sozusagen in einem Atemzug genannt, ohne sie wirklich zu unterscheiden: weissagen, Träume haben, Gesichte sehen. Das deutet an, dass sie eigentlich ein komplexer Ausdruck sind, zusammenhängend. Mit Weissagen verbinden wir oft die Vorhersage zukünftiger Dinge. Ja, solche Menschen gab es in der frühen Gemeinde auch, denke nur an Agabus, der eine Teuerung vorhersagte. Aber noch viel mehr wird weissagen verwendet, um die Auslegung der Schrift zu beschreiben. Und dazu hat ein jeder, der gläubig geworden ist an Jesus Christus, den Heiligen Geist empfangen, dass er Gottes Wort verstehen kann, wenn auch nicht unbedingt in allen Verästelungen und Einzelheiten, worin ihn dann aber Kommentare anleiten können.

Der Heilige Geist bringt also Gaben mit sich. Die Gaben sind unterschiedlich, aber es sind Gaben, die die Gemeinde Jesu Christi befähigen sollen, ihren Auftrag in dieser Welt auszuüben, eben: Zeuge Jesu Christi zu sein, auch in Verfolgung. Die Gaben sind durchaus unterschiedlich: Der eine kann die Schrift dann in ihrer Tiefe verstehen und auch erklären; der andere kann jungen Menschen oder Kindern die frohe Botschaft bringen; wieder ein anderer ist ausgerüstet, andere Menschen zu trösten, Seelsorge zu üben. Es sind also Gaben, die den Dienst des Wortes in vielfältiger Weise unterstützen und ermöglichen.

Wenn du in die Apostelgeschichte und auch die Korintherbriefe schaust, dann hörst du auch von außergewöhnlichen Gaben, von Zeichen und Wundern der Apostel, die damals in der Gemeinde Jesu vorhanden waren. Dazu gehörten Dinge wie Zungenrede, Krankenheilung durch Handauflegung, Totenauferweckung. Diese Dinge findest du bald nach den Aposteln nicht mehr in der Kirche. Das ist auch nicht verwunderlich. Denn die Zungenrede und die anderen außerordentlichen Dinge sollten aufhören. Es waren die Zeichen und Wunder der Apostel, Dinge, die das Wort der Apostel begleiten sollten, bekräftigen, bestätigen, bis die neutestamentliche Gemeinde fest gegründet war. Sie traten daher auch nur im Zusammenhang mit den Aposteln auf, wurden in Verbindung mit ihnen weitergegeben. Wenn du im Blick darauf einmal die Bibel liest, so wirst du feststellen, dass solche außerordentlichen Zeichen und Wunder an besonderen heilsgeschichtlichen Schnittstellen auftreten. Du findest sie zum Beginn des Bundes Gottes mit Israel durch Mose. Bei den Richtern etwa findest du sie nicht mehr, auch nicht bei David oder Salomo. Dann findest du sie wieder zum Beginn der Prophetenzeit bei Elia und Elisa. Und schließlich eben bei Jesus Christus und den Aposteln, am Anfang der neutestamentlichen Gemeinde, und zwar auch da wieder an besonderen Knotenpunkten besonders deutlich, etwa an Pfingsten bei den Aposteln, beim Übergang der Mission zu den Heiden, beim Übergang zu den Samaritanern und bei den Johannesjüngern. Für die spätere Zeit haben wir dafür keine Verheißungen. Im Gegenteil. Jesus Christus warnt uns und macht deutlich, dass falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun werden, dass verführet werden in den Irrtum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten. Es sind lügenhafte Zeichen und Wunder, die in der letzten Zeit auftreten. Sie sind also nicht bei der Gemeinde. Die Gemeinde hat sie auch nicht nötig, denn wir haben die Zeichen und Wunder der frühen Zeit.

Aber noch von anderen Zeichen und Wundern ist hier die Rede: Ich will Wunderzeichen geben im Himmel und auf Erden, nämlich Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Das sind nun Zeichen und Wunder, die an den Elementen geschehen, die allen Menschen zugänglich sind. Es sind eindeutig endzeitliche Zeichen, Zeichen, die auf Gottes Gericht hinweisen, darauf, dass auch der Kosmos selbst in sein Gerichtshandeln mit einbezogen ist. Die Zeichen des Jüngsten Tages sind vielfältig, wie sie Jesus Christus in seiner Endzeitrede darlegt: Kriege, Naturkatastrophen, Erdbeben etwa, Inflation, Wirtschaftskrisen, Unruhen, Aufruhre, dann aber auch, dass Sonne und Mond ihren Schein verlieren werden, Sterne vom Himmel fallen. Die messianische Zeit, die Zeit, in der der Heilige Geist in besonderer Fülle bei der Gemeinde des HERRN ist, ist auch die Endzeit, die letzte Zeit, die begleitet ist von außergewöhnlichen Zeichen und Wundern an kosmischen Dingen, gerade je mehr die Zeit sich dem Ende zuneigt. Auch die Offenbarung Jesu Christi an Johannes spricht davon. Diese Zeichen wollen uns mahnen, dass wir an das künftige Gericht denken, sie wollen uns zugleich aber auch ermutigen, wie unser Heiland uns auffordert, dass dann, wenn solches geschieht, wir unsere Häupter erheben sollen, aufsehen, darum, weil sich ja dann unsere Erlösung naht, die Vollendung unserer Erlösung dadurch, dass wir dann für immer vollendet bei ihm, unserem Heiland, in der Herrlichkeit sein werden.

3. Wem gilt die Geistausgießung? Wem gilt denn nun diese Verheißung? Eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Ich will meinen Geist ausgießen über Knechte und Mägde, über alles Fleisch. Während im Alten Bund die Fülle des Geistes beschränkt war auf bestimmte Personen, die besonders hervorgehoben wirken sollten in der Gemeinde, soll die Fülle des Geistes nun, in der neutestamentlichen Zeit, allem Fleisch zugute kommen, allen Menschen, unabhängig vom Alter, auch unabhängig von der sozialen Stellung, denn die Gemeinde Jesu Christi ist eine Gemeinde von Brüdern und Schwestern. Grundsätzlich also gilt diese Verheißung jedem Menschen. Wer aber hat sie? Wer den Namen des HERRN anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Errettung sein, wie der HERR verheißen hat, auch bei den andern übrigen, die der HERR berufen wird. Wer den Namen des HERRN anrufen wird, der, und nur der, wird errettet. Was aber heißt das denn? Wer wird denn den Namen des HERRN anrufen? Der, der durch das Gesetz, dadurch, dass er vom Heiligen Geist durch das Wort des Gesetzes seiner Sünde, seiner Verdorbenheit, seiner Verlorenheit überführt ist, erkennt, dass er abgrundtief verdorben ist, dass er verloren ist, dass es aus eigener Kraft für ihn keine Rettung gibt. Wenn das in deinem Leben geschehen ist, was folgt daraus? Du bist traurig über deine Sünde, es tut dir leid, dass du sie getan hast. Gerne würdest du sie ungeschehen machen. Aber das geht ja nicht. All deine eigene Gerechtigkeit fällt damit hin, bricht zusammen. Und der Heilige Geist zeigt dir durch das Evangelium den, der schon alles für dich getan hat: Jesus Christus, der am Kreuz auch deine Schuld getragen, am Kreuz auch deine Strafe auf sich nahm und so am Kreuz Gott auch mit dir versöhnte. Und du erkennst ihn als deinen Heiland, als deinen Erlöser. Und du rufst den HERRN an, bringst ihm deine Schuld und Sünde, bittest um Vergebung und ergreifst dankbar und in Freuden Jesus Christus als deinen Heiland. Der also wird errettet, der durch das Wirken des Heiligen Geistes zu rechter Sünden-und Heilserkenntnis geführt, bekehrt, wiedergeboren wurde und den HERRN anrief als ein elender Sünder, der allein auf Christi Blut sich gründet für Zeit und Ewigkeit. Und durch das Evangelium empfängst du auch den Heiligen Geist, der in dir den Glauben weckt und durch den Glauben in dir Wohnung macht.

Der Berg Zion und Jerusalem, sie stehen, wie oft im Alten Testament, auch im Neuen, etwa im Hebräerbrief, für die Gemeinde des HERRN, die das Wort Gottes in Gesetz und Evangelium hat. Darum ist bei der Gemeinde Errettung, weil dort das Wort ausgeteilt wird, weil dort durch das Wort, das nicht leer zurück kommt, Menschen zum Glauben kommen. Darum ist es so wichtig, dass das Wort Gottes verkündet wird, dass Menschen unter das Wort kommen, eingeladen werden zu Gottes Wort, denn das Evangelium ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben. Darum: Komme regelmäßig unter das Wort, lies täglich darinnen, denn nur so kann der HERR sein Werk, dich zu erretten und zu bewahren im Glauben, zum Ziel bringen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Trinitatisfest ueber 2. Samuel 23,1-3:

Davids Zeugnis von der Dreieinigkeit

2. Samuel 23,1-3: Dies sind die letzten Worte Davids: Es sprach David, der Sohn Isais; es sprach der Mann, der versichert ist von dem Messias des Gottes Jakobs, lieblich mit Psalmen Israels. Der Geist des HERRN hat durch mich geredet, und seine Rede ist durch meine Zunge geschehen. Es hat der Gott Israels zu mir gesprochen; der Hort Israels hat geredet, der gerechte Herrscher unter den Menschen, der Herrscher in der Furcht Gottes.

Hat sich Gott als dreieiniger Gott erst im Neuen Testament geoffenbart? Hat das Israel des Alten Bundes Gott den HERRN nur als eine Person gekannt? Nicht wenige sind dieser Meinung. Besonders die moderne, bibelkritische Theologie behauptet dies. Sie spricht dann, in Anlehnung an ähnliche falsche Gedanken in der Naturwissenschaft, von einer „Entwicklung“ des Gottesbildes Israels im Laufe der Jahrhunderte. Auch das moderne Judentum behauptet genau dies, denn es lehnt den Sohn ab wie auch den Heiligen Geist und leugnet somit, ähnlich wie die Moslems, vehement die Dreieinigkeit Gottes. Steht es damit in Übereinstimmung mit dem Alten Testament? Nein! Es ist die ja die große Tragik des modernen Judentums, des Judentums nach der Zeit Jesu und der Apostel, dass es nicht nur seinen Messias abgelehnt hat, sondern sich auch immer mehr vom Alten Testament entfernt hat, ja, durch Talmud und Midrasch sich geradezu den Zugang zu Gottes Wort im Alten Testament vermauert hat.

Unser heutiger Abschnitt ist ein klares Zeugnis von der Dreieinigkeit Gottes im Alten Testament – und er ist nicht der einzige davon. Lasst uns daher betrachten unter dem Beistand des Heiligen Geistes:

Davids Zeugnis von der Dreieinigkeit

1. Unser Abschnitt beginnt mit den Worten: Dies sind die letzten Worte Davids. Diese Aussage gibt diesen Worten ihre besondere Bedeutung, ihr besonderes Gewicht, denn damit sind sie so etwas wie das geistliche Testament Davids, stellen so etwas dar wie die geistliche Quintessenz seines Lebens. Darum sind sie besonders wertvoll für uns. Was drückt er nun hier aus? Es sprach der Mann, der versichert ist von dem Messias des Gottes Jakobs, lieblich mit Psalmen Israels. David bekräftigt hier, betont hier, dass er versichert ist von dem Messias des Gottes Jakobs. Von wem spricht David hier? Nun, er spricht von dem, auf den schon seine Vorväter fast dreitausend Jahre gewartet hatten, und auf den er sehnsüchtig wartete und die Menschen noch fast tausend Jahre warten mussten: den Messias, den Gesalbten Gottes, den Heiland der Welt, der vor über 2000 Jahren dann wirklich erschienen ist. Er spricht von dem Messias Jesus von Nazareth. Betrachte einmal, wie er ihn hier nennt: den Messias des Gottes Jakobs. Damit macht er deutlich, dass er der Messias Gottes ist, dass der Messias von Gott kommt, dass er wahrer Gott vom wahren Gott ist, Gott von Ewigkeit.

Und dieses Messias Gottes ist er versichert. Was drückt David damit aus? Nun hier sind zweierlei Dinge gemeint. Zum einen hat Gott der HERR ihn des Messias in der Weise versichert, als er ihm geweissagt hat durch Nathan, dass aus seinen Nachkommen, aus seiner Familie der Messias kommen wird: Wenn nun deine Zeit hin ist, daß du mit deinen Vätern schlafen liegest, will ich deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leibe kommen soll, dem will ich sein Reich bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein. Wenn er eine Missetat tut, will ich ihn mit Menschenruten und mit der Menschenkinder Schlägen strafen; aber meine Barmherzigkeit soll nicht von ihm entwandt werden, wie ich sie entwandt habe von Saul, den ich vor dir habe weggenommen. Aber dein Haus und dein Königreich soll beständig sein ewiglich vor dir, und dein Stuhl soll ewiglich bestehen. Ist hier nicht von Salomo die Rede? Viele behaupten dies ja, dass es hier nicht, oder zumindest nicht vordergründig, um den Messias Israels, Jesus von Nazareth, gehe, sondern um den König Salomo. Aber das ist falsch. Höre doch, wie David selbst diese Worte verstanden hat, wie er anbetend auf diese Weissagung geantwortet hat: Wer bin ich, HERR, HERR, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast? Dazu hast du das zu wenig geachtet, HERR, HERR, sondern hast dem Hause deines Knechts noch von fernem Zukünftigen geredet. Das ist eine Weise eines Menschen, der Gott der HERR ist. David hat also sehr klar verstanden, es eindeutig gewusst, dass diese Prophetie nicht auf Salomo ging, sondern auf den Messias, den Heiland der Welt. Und noch gewaltiger: Er hat ihn klar erkannt als den, der er ist: wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person: das ist eine Weise eines Menschen, der Gott der HERR ist. Hier haben wir also das klare, eindeutige Zeugnis. Das ist die eine, grundlegende Weise, durch die David des Messias des Gottes Jakobs versichert wurde.

So wichtig diese Weise auch ist, weil sie grundlegend ist, so brächte sie doch David nicht in den Himmel, wenn sie nicht auch in sein Herz hinein ginge, nämlich wenn er nicht dadurch auch seines persönlichen Heils versichert worden wäre. Beide Weisen brauchst auch du: Nämlich dass du Jesus von Nazareth erkennst als den, der er wahrhaft ist, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person, der Messias Gottes und Israels, der Heiland der Welt – und dass du ihn dann lebendig erkennst und ergreifst für dich persönlich im Glauben als deinen Heiland, der auch für dich das Heil, die Errettung, die Vergebung der Sünden, das ewige Leben erworben hat, der auch dich auf Golgatha mit Gott versöhnt hat. Auch darum geht es hier. Es geht also darum, dass du nicht nur wissensmäßig um Jesus Christus weißt, dass du nicht nur im Kopf hast, was er getan hat, warum er es getan hat, sondern dass du lebendig erkannt hast, warum das auch für dich relevant ist, warum das auch für dich absolut heilsnotwendig ist. Es geht also darum, dass du selbst dich, wie David es auch getan hat, als ein abgrundtief verdorbener Sünder erkennst, dem es völlig unmöglich ist, Gott irgend etwas zu bringen, der unter der Last seiner Sünde und Verdorbenheit zerbrochen ist mit all seiner eigenen Gerechtigkeit und darum zu Gott eilt mit der Bitte: Schaffe du in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist. Ja, David hatte es erkannt, zutiefst in seinem Herzen erkannt, dass nur Gott ihn retten kann, dass die Rettung, die Wiedergeburt, das neue Leben allein Gottes Werk ist aus dem Nichts. Nun kann es aber sein, wenn du unter den Schlägen des Gesetzes deine Sünden erkannt hast, wenn du im Angesicht der Heiligkeit und des Zornes Gottes erzitterst vor dem Gericht Gottes, dass du dich wohl sehnst in deinem Herzen nach der Vergebung deiner Sünden durch Jesus Christus. Und diese Sehnsucht, das wisse, sie ist ja schon der Funke rettenden Glaubens, den der Heilige Geist in dir entzündet hat. Aber unter dem Schrecken des Gesetzes und dem Erschrecken vor Gott ist es dir noch verborgen, dass Gott dir schon den Glauben geschenkt hat, dass du schon gerechtfertigt bist. Es kann also durchaus sein, dass dir dein Heil, dein rettender Glaube noch unbewusst ist. Eben unter den Schrecken des Gesetzes und des Zornes Gottes. Nicht, wenn du in Sünden dahinlebst und meinst, du seist ja auch einmal getauft, damit habest du ja schon alles. Nein, das ist kein unbewusster Glaube, sondern das ist Leben unter der Herrschaft der Sünde, das ist Leben im Reich der Finsternis, im Reich Satans. Aber wenn du unter dem Schrecken des Gesetzes dich sehnst nach der Gnade in Christus, dann kann es wohl sein, dass du sie schon hast und dir ist es nur noch nicht bewusst.

Aber dabei soll es nicht bleiben. Denn so lange du noch in diesem Schrecken, in dieser Furcht wärest, so lange wärest du noch gefangen im Gesetz und könntest deines Heilandes ja nicht froh werden. Wenn der Glaube aber gesund ist, wird es nicht dabei bleiben, sondern du wirst durch Wort und Sakrament auch vom Heiligen Geist dazu geführt werden, dass du deines Heils gewiss wirst, dass du im bewussten Glauben dich an deinen Heiland Jesus Christus hältst. So soll es auch sein. Das ist es, was die Bibel auch mit der Versiegelung meint, nämlich dass der Heilige Geist durch sein Wort und Sakrament dir dein Heil bestätigt, bekräftigt, gewiss macht. Und diese Versicherung des Messias als seines Messias, als seines Heilandes, seines Retters, die hatte David auch gehabt, wie etwa Psalm 32 Zeugnis gibt: Wohl dem Menschen, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist. Wohl dem Menschen, dem der HERR die Missetat nicht zurechnet, in des Geist kein Falsch ist! Hast du diese Heilsgewissheit? Wenn nicht, dann bitte den HERRN darum, dass er dich in der Sündenerkenntnis und der Erkenntnis deines Heilandes zu lebendiger Gewissheit führt, damit du so wirklich auch frei bist, ihm von Herzen froh zu dienen.

2. Aber das Zeugnis Davids geht noch weiter: Der Geist des HERRN hat durch mich geredet, und seine Rede ist durch meinen Mund geschehen. Hier hast du ein klares Bekenntnis des großen Königs David zur Person des Heiligen Geistes als eine der drei Personen der Einen Gottheit. Und was sagt er von ihm? Der Geist des HERRN hat durch mich geredet. Was also ist eine der Aufgaben, ja, die Hauptaufgabe des Heiligen Geistes? Er redet durch die Menschen. Seine, des Heiligen Geistes Rede ist durch Davids Mund geschehen. Das ist ein ganz helles, unmissverständliches Zeugnis von der Verbal-, von der Wörterinspiration: Die Worte, die David geredet und dann auch in der Bibel niedergeschrieben hat, in den Psalmen, sie sind nicht seine eigenen Worte, kamen nicht aus seinen Überlegungen, waren nicht seine Einfälle – nein, sie waren und sind des Heiligen Geistes Worte. Der Heilige Geist hat ihn als sein Mittel, als sein Werkzeug gebraucht, um dadurch zu uns Menschen zu reden. Und das war nicht nur bei David so, sondern bei allen anderen Propheten und heiligen Schreibern auch. Davon haben wir vielfach Zeugnis in der Bibel. Lasst mich einige anführen. In Apg. 1 sagt Petrus: Die Schrift musste erfüllt werden, welche zuvor gesagt hat der Heilige Geist durch den Mund Davids. Der Heilige Geist hat durch den Mund Davids etwas gesagt und niederschreiben lassen. So auch Lukas Apg. 28: Als Paulus ein Wort redete, das wohl der Heilige Geist gesagt hat durch den Propheten Jesaja zu unsern Vätern. Und als die Gemeinde in Jerusalem unter dem Eindruck der Verfolgung den HERRN anrief, da betete sie: Der du durch den Mund deines Knechts David gesagt hast. Und dann betete sie Psalm 2. Sie wusste also gewiss, dass die Bibel Gottes Buch ist, Gottes heiliges Wort. In seiner Predigt nach der Heilung des Lahmes hebt es Petrus zweimal hervor und bezieht es auf die Worte, die der Heilige Geist durch Mose hat im 5. Buch niederschreiben lassen: Gott aber, was er durch den Mund seiner Propheten zuvor verkündigt hat … alles, was Gott geredet hat durch den Mund aller seiner heiligen Propheten von der Welt an. Und weil dem so ist, darum konnte er auch in seinem zweiten Brief schreiben: Wir haben ein festes prophetisches Wort … Und das sollt ihr für das erste wissen, dass keine Weissagung in der Schrift geschieht aus eigener Auslegung, … sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem Heiligen Geist. Warum ist die Bibel ein festes prophetisches Wort? Weil sie nicht Menschenwort ist, auch nicht ein Ineinander von Menschen-und Gotteswort, sondern allein Gotteswort, den heiligen Schreibern durch den Heiligen Geist eingegeben, eingehaucht. So betont es Paulus: Alle Schrift, von Gott eingegeben. Das griechische Wort heißt so viel wie: gottgehaucht, das heißt, von Gott eingehaucht. Darum bekennt auch schon Salomo am Ende des Predigerbuches, dass diese Worte der Weisen sind Spieße und Nägel, geschrieben durch die Meister der Versammlungen und von einem Hirten gegeben. Sie sind von einem Hirten, von Gott selbst, gegeben. Deshalb ermahnt Jesaja die Gemeinde: Suchet nun in dem Buch des HERRN und leset! Es wird nicht an einem derselben fehlen; man vermisst auch nicht dieses noch des. Denn er ist’s, der durch meinen Mund gebietet, und sein Geist ist’s, der es zusammenbringt. Welch klares Zeugnis! Die Bibel ist das Buch des HERRN, ist das Buch des Heiligen Geistes. Gott allein ist seine Ursache, ist sein Urheber, sein Autor, sein Verfasser. Dazu verwendet er Menschen als seinen Mund, als seine Schreiber. Aber er, der Heilige Geist, bringt alles zusammen, stellt alles zusammen, auch dann, wenn Menschen, wie etwa Lukas, Dinge durch Forschen gesammelt haben – aber was in die Bibel hinein kam, in welchem Zusammenhang, mit welcher Absicht, in welcher Reihenfolge, das alles kam vom Heiligen Geist. Jedes Wort in der Bibel ist sein Wort. Paulus bezeugt deshalb: Welches wir auch reden, nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Heilige Geist lehret, und richten geistliche Dinge geistlich.

Darum kannst du auch ganz getrost sein und sollst wissen: Wenn du die Bibel aufschlägst und liest, dann redet Gott selbst und ganz direkt zu dir. Du liest nicht Menschenworte, sondern Gottes Wort, nur dass er es durch Menschen in einer menschlichen, uns verständlichen, Sprache hat niederschreiben lassen. Und weil es Gottes Wort ist, darum ist es auch absolut irrtumslos, absolut richtig, absolut widerspruchslos, und zwar in allen Aussagen, auch was Geschichte und Geographie und Geologie betrifft. Denn Gott ist allwissend und lügt nicht. Er hasst vielmehr die Lüge, er ändert sich auch nicht. Darum kannst du dieses Wort lesen und weißt, dass Gottes Sinn sich nicht geändert hat. Was er einst den Vätern zugesagt hat, das gilt auch dir heute noch. Und wenn die Menschen behaupten, dass doch die Religionen um Israel teilweise ähnliche Dinge hatten, also Israel sie von den Religionen übernommen habe, so wisse du: Warum kann es nicht umgekehrt gewesen sein, dass nämlich die Religionen es von Israel übernahmen? Oder, was noch wahrscheinlicher ist, dass sie noch, sehr verzerrte, Bruchstücke der Überlieferung von Sem, Ham und Japhet hatten? Störe dich auch nicht an den verschiedenen Stilen. Schreibt nicht jeder Schriftsteller seinen Stil? Und sind die heiligen Schreiber nicht des Heiligen Geistes Geschöpfe? Also hat er sie nicht vergewaltigt, sondern ihren jeweiligen Stil verwendet, soweit er brauchbar war. Und: Passt nicht ein jeglicher guter Schriftsteller seinen Stil dem jeweiligen Thema an? So auch der Heilige Geist. Würdest du Goethes Faust nach dem Wahn der Bibelkritik untersuchen, du würdest den Prolog Goethe zuschreiben, den ersten Teil einem Deuterogoethe und den zweiten Teil einem Tritogoethe! Lächerlich, nicht wahr? Aber so geht die Bibelkritik vor! Du aber sei getrost, dass du ein festes, absolut irrtumsloses, absolut zuverlässiges Gotteswort hast! Das lies, dem vertraue, darunter beuge dich!

3. Und dann fasst David die Fülle seiner Erkenntnis zusammen: Es hat der Gott Israels zu mir gesprochen; der Hort Israels hat geredet, der gerechte Herrscher unter den Menschen, der Herrscher in der Furcht Gottes. Wenn du dir diese Worte genau ansiehst, so fällt dir auf, dass David hier vom Vater und vom Sohn spricht. Und damit haben wir die ganze heilige Dreieinigkeit in diesen drei Versen beisammen. Gott der Vater hat zu David gesprochen. Aber nicht nur er. Auch der Sohn hat zu ihm gesprochen, nämlich der Hort Israels, der gute Hirte, der Beschützer, der geistliche Fels, welcher mit Israel durch die Wüste zog, der ein Herrscher ist in der Furcht Gottes, nämlich des Vaters. Wer also spricht auch zu dir in der Bibel, durch die Bibel? Es ist der lebendige, der wahre, der dreieinige Gott. Es ist der Vater, der dein Gott, dein HERR ist. Es spricht aber damit auch Jesus Christus zu dir, dein Hort, dein guter Hirte, der sein Leben für dich gegeben hat, dein Beschützer, der, der dein gerechter HERR, dein Herrscher ist, der gerecht ist und dir die Gerechtigkeit, die er für dich durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben erworben hat, durch das Evangelium in Wort und Sakrament darreicht, anbietet und zueignet. Und es ist der Heilige Geist, der durch den Mund der Propheten, durch den Mund der heiligen Schreiber geredet und durch ihre Finger geschrieben hat.

Darum: Lies täglich die Bibel! Denn da begegnet dir der dreieinige Gott und redet zu dir und will dich durch sein Wort zu Sünden-und Heilserkenntnis führen, dein altes Ich zerbrechen und dir Gewissheit deines Heils in Jesus Christus geben und dich durch sein Evangelium in die ewige Herrlichkeit führen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 3. Sonntag nach Trinitatis ueber Psalm 32:

Rechtfertigung

Psalm 32: Eine Unterweisung Davids. Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedecket ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR die Missetat nicht zurechnet, in des Geist kein Falsch ist! Denn da ich’s wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen. Denn deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir, daß mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. Sela. Darum bekenne ich dir meine Sünde und verhehle meine Missetat nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretung bekennen. Da vergabest du mir die Missetat meiner Sünde. Sela. Dafür werden dich alle Heiligen bitten zur rechten Zeit; darum, wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an dieselbigen gelangen. Du bist mein Schirm; du wollest mich vor Angst behüten, dass ich errettet, ganz fröhlich rühmen könnte. Sela. Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten. Seid nicht wie Rosse und Mäuler, die nicht verständig sind, welchen man Zaum und Gebiss muss ins Maul legen, wenn sie nicht zu dir wollen. Der Gottlose hat viel Plage; wer aber auf den HERRN hoffet, den wird die Güte umfangen. Freuet euch des HERRN und seid fröhlich, ihr Gerechten, und rühmet, alle ihr Frommen!

Wer wird in den Himmel kommen? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Sollte nicht diese Frage einen jeden von uns bewegen? Und sollte es nicht das Wichtigste sein, auf diese Frage eine Antwort zu bekommen, aufgrund deren ich wirklich gewiss sein kann, so ich hin komme? Ja, diese Frage ist eine wirklich entscheidende, denn an ihr entscheidet sich deine Ewigkeit, entscheidet sich, wo du die Ewigkeit, die ja kein Ende hat, verbringen wirst. Kann man das denn wissen? Viele Menschen sind der Meinung, dass dies doch niemand wirklich wissen kann. Aber das ist ein Irrtum. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: Solches habe ich euch geschrieben, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes, auf dass ihr wisset, dass ihr das ewige Leben habt, und dass ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes. Ja, du sollst es wissen, du sollst gewiss sein darüber, wo du die Ewigkeit zubringen wirst. Bist du es? Wenn nicht, dann setze alles daran, darüber Gewissheit zu bekommen. Bitte inständig den HERRN, dir doch diese Gewissheit zu schenken. Und wie dieser Vers aus dem ersten Johannesbrief dir zeigt, ist diese Gewissheit gekoppelt an den Glauben an Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person, als deinem Heiland. Was das heißt und worum es dabei geht, darüber gibt unser heutiger Text uns näheren Aufschluss.

Lasst uns deshalb unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Rechtfertigung

1. Rechtfertigung – Gott rechnet die Sünde nicht zu

1.     Der Weg zur Rechtfertigung – Sündenerkenntnis und Sündenbekenntnis

2.     Die Frucht der Rechtfertigung – Zuversicht und Bekenntnis des Glaubens

1. Rechtfertigung – Gott rechnet die Sünde nicht zu. Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist. Wohl dem, ruft hier David aus. Damit sagt er: Glückselig kann sich der preisen, dem solches widerfährt, überglücklich kann der sein, wirklich gut hat es der. Warum? Weil ihm dann das wahre Heil für Zeit und Ewigkeit widerfahren ist. Denn was ist ihm widerfahren? Die Übertretungen sind vergeben. Ja, es liegen also Übertretungen des Gebotes vor. Rechtfertigung kann es nicht für den geben, Vergebung kann es nicht für den geben, der behauptet, er habe keine Sünden, der meint, er brauche keine Gnade, keine Vergebung. Nein, hier geht es um einen, der weiß, dass da Übertretungen des Gebotes, des Willens Gottes da sind, dass da wirklich Schuld vor Gott da ist. Und er weiß damit ja auch: Diese Übertretungen, diese Schuld, sie ziehen unwillkürlich die Strafe Gottes nach sich. Es kann gar nicht anders sein. Und nun heißt es hier: Die Übertretungen sind vergeben. Weißt du, was das heißt? Das heißt, dass die Schuld da ist, die Sünde ist da, sie wird nicht einfach negiert. Aber: Gott vergibt sie, Gott erlässt die Strafe. Das ist Begnadigung, obwohl die Schuld einwandfrei erwiesen ist, obwohl der Schuldspruch da ist. Das ist Freispruch von der ewigen Verdammnis – und zwar Freispruch für den Schuldigen. Das ist ein reiner Gnadenakt.

Aber wie ist das möglich? Ist das nicht Unrecht? Ist Gott damit ungerecht, dass er dem die Sünden vergibt, die Strafe erlässt, der doch wirklich schuldig ist? Nein, Gott ist nicht ungerecht, er ist nur voll Gnade und Barmherzigkeit. Und damit auch seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit volles Genüge getan wird, hat er ja die Sünden bedecken lassen. Womit? Die Sünden sind bedeckt mit Christi Blut. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Darum heißt es ja schon bei Jesaja: Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Ja, all die Wunden, die unserem Heiland geschlagen wurden, die hat er um unseretwillen, um unserer Sünden willen empfangen, um durch sein Blut uns rein zu waschen von unseren Sünden, unsere Sünden mit seinem Blut zu bedecken. Darum heißt es auch im Hebräerbrief: Wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohn allen Wandel durch den Heiligen Geist Gott geopfert hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott.. Die Sünden sind also bedeckt, für den, der an Jesus Christus als seinen Heiland glaubt, mit dem Blut Christi. Wenn Gott der Vater ihn ansieht, so sieht er nicht mehr die Sünde, sondern das heilige Blut seines Sohnes, das er für uns Sünder vergossen hat, und sieht uns daher als rein an.

Wohl dem Menschen, dem der HERR die Missetat nicht zurechnet, in des Geist kein Falsch ist. Hier hast du sehr deutlich, was Rechtfertigung heißt: Rechtfertigung heißt zunächst einmal, dass die Missetat wirklich da ist, dass die Sünde Realität ist – und du sie damit auch nicht verschweigst oder versteckst oder beschönigst. Die Missetat ist da – aber Gott rechnet sie nicht zu. Du bist Sünder – aber Gott rechnet dir deine Sünde nicht zu und erklärt dich darum für gerecht. Du bist nicht qualitativ gerecht, denn der alte Mensch steckt ja noch in dir und ändert sich nicht. Aber Gott der HERR erklärt dich, den Sünder, für gerecht.

Und warum? Wieso ist das möglich? Eben, wie schon gesagt, weil ein anderer, Jesus Christus von Nazareth, deine Sünde und Schuld auf sich genommen hat; weil er als das Lamm Gottes der Welt Sünde getragen hat – und noch mehr: weil er auch die Strafe für diese unsere Sünde auf sich genommen hat. Auf Golgatha, da hat Gott seinen eigenen Sohn um unserer Sünde willen, die er auf sich genommen hatte, gestraft, da hat Christus die Gottesferne und den Tod ertragen müssen – für uns, für dich und mich. Da auf Golgatha, da ist also der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes volle Genüge getan worden.

Noch einmal: Was heißt also Rechtfertigung? Rechtfertigung heißt, dass Gott den wahren, wirklichen Sünder, der aber seine Sünde nicht verbirgt, um Christi willen frei spricht, ihm die Sünden, die doch tatsächlich da sind, um Christi willen nicht zurechnet, sondern ihm um Christi willen für gerecht erklärt.

2. Der Weg zur Rechtfertigung – Sündenerkenntnis und Sündenbekenntnis. Wenn nun Jesus Christus auf Golgatha für alle Menschen gelitten hat, die Sünden aller Menschen auf sich nahm – warum werden dann nicht alle Menschen selig, warum kommen dann nicht alle Menschen in den Himmel? Die nächste Verse geben uns Aufschluss. Denn da ich’s wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen. David spricht hier von diesen zehn Monaten, die zwischen dem Ehebruch mit Bathseba und dem Mord an Uria einerseits und der Geburt des Kindes Bathsebas andererseits lagen. In diesen zehn Monaten, da versuchte er, seine Sünde zu vertuschen. Darum konnte ihm nicht geholfen werden. Er sagt, er wollte die Sünde verschweigen. Und wie viele tun dies heute auch. Wie viele sagen: Ich bin doch nicht so schlimm, andere sind viel schlimmer – und meinen, dass damit ihre Sünde so gering geworden sei, dass sie keine Beachtung finden könne. Oder sie wollen sie einfach nicht wahr haben, halten sie für nicht so bedeutend und versuchen, zwischen schweren und leichten Sünden zu unterscheiden und meinen dann, dass es Gott mit ihnen schon nicht so genau nehmen werde. Oder sie sagen: Das ist doch schon lange her, Schwamm darüber. Aber Gott deckt nicht so ohne weiteres einen Schwamm darüber. Bei wie vielen werden so die Gewissen abgestumpft, kommt es zu einer Verhärtung des Herzens.

Wohl dem, an dem Gott so arbeitet wie an David. Gott hat dies nicht zugelassen, was David da trieb. Er hat die Not durch das Verschweigen nicht verringert, sondern vergrößert, so dass seine Gebeine verschmachteten, er ganz schwach und krank wurde – bis zu dem Zeitpunkt, da er einfach nicht mehr weiter konnte und Gott nun Nathan sandte, um ihn durch die Predigt zu überführen.

Und dann geschah es: Darum bekenne ich dir meine Sünde und verhehle meine Missetat nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretung bekennen. Da vergabest du mir die Missetat meiner Sünde. David hat die Sünde nicht länger verschwiegen, nicht länger zu vertuschen, zu verniedlichen, zu verharmlosen versucht, sondern er hat sich gebeugt unter sie und hat sie bekannt. Ja, das ist notwendig, wenn du in deinem Bewusstsein lebst, dass Gott der Heilige Geist durch das Gesetz rechte Sündenerkenntnis bei dir bewirken kann. Eine Sündenerkenntnis, bei der du deine Sünde deutlich vor Augen hast, es dir wirklich leid tut, dass du sie begangen hast, du sie bereust, sie gerne ungeschehen machen würdest – und Gottes Strafe über die Sünde anerkennst, dich darunter beugst. Das heißt es, dass du rechte Sündenerkenntnis hast. Und dann kommst du vor Gott im Gebet und bekennst ihm dort im Gebet deine Sünde, dass du durch und durch Sünder bist, und auch die konkreten Sünden, die dir einfallen. Und du bittest ihn um Vergebung, weil du erkannt hast, dass du ihm auf Gnaden ausgeliefert bist – und er vergibt sie dir. Ja, das darfst du wissen, dass er dir Sünder, der du um Christi Verdienst willen ihn um Vergebung bittest, dass er dir Sünder die Sünden vergibt. Denn das hat er dir verheißen: Wenn du deine Sünden bekennst, so ist Gott treu und gerecht, dass er dir die Sünden vergibt und reinigt dich von aller Untugend. Darum weiche ihm nicht aus, sondern komme immer wieder zu ihm, wenn dir Sünde bewusst wird, und bekenne sie ihm und lass dich reinigen durch Christi Blut. Denn darüber freut sich Gott allerdings, wenn du Sünder kommst mit all deinen Sünden und sie vor ihm ausbreitest und seine Vergebung, seine Gnade in Anspruch nimmst. Ja, und mit Gott freuen sich auch die Engel im Himmel.

3. Die Frucht der Rechtfertigung – Zuversicht und Bekenntnis des Glaubens. Wenn das in deinem Leben geschehen ist, dass dir deine Sünden vergeben sind, dass du frei gesprochen bist im Blick auf das Jüngste Gericht, dann hat das auch weitere Auswirkungen. Nicht dergestalt, dass Schwierigkeiten weg wären oder keine Not und Bedrängnis mehr auf dich zukommt. Keineswegs. Diese Dinge nehmen eher sogar zu. Aber: Die Wasserfluten der Anfechtungen und Nöte werden nicht an dich gelangen können, dich zu ertränken, dich zu überwinden, wenn du nur an deinem Heiland bleibst. Du erkennst und erfährst vielmehr: Du bist mein Schirm, du wollest mich vor Angst behüten, dass ich errettet ganz fröhlich rühmen könnte. Ja, du weißt dich unter Gottes Schutz, unter seiner Bewahrung. Gott nimmt die Angst nicht einfach weg – aber er trägt dich als dein guter Hirte durch solche Situationen hindurch.

Als einer, der von Gott gereinigt wurde, sollst du nun auch durch Gott unterwiesen werden. Dies geschieht nicht anders als durch sein Wort. Gott selbst will dich ja leiten und führen und dir Wegweisung, Unterweisung geben. Darum hat er uns die Bibel gegeben. Lies täglich darinnen, damit du täglich von Gott immer mehr geprägt wirst.

Dann wirst du auch andere zum HERRN rufen, sie ermahnen, auf Gottes Wege umzukehren. Denn der Gottlose hat viel Plage; wer aber auf den HERRN hofft, den wird die Güte umfangen. Darum wird, auch bei allen notvollen äußeren Umständen, doch die Freude am HERRN das Bestimmende sein in deinem Leben, dass du ihm dankst und in ihm getrost bist.

Darum: Komm zu ihm und bringe ihm immer deine Sünden, wenn sie dir vor Augen stehen, und ergreife seine Vergebung und danke ihm! Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis ueber Sprueche 23,29-35:

Jesus Christus macht Gebundene frei

Sprüche 23,29-35: Wo ist Weh? Wo ist Leid? Wo ist Zank? Wo ist Klagen? Wo sind Wunden ohne Ursache? Wo sind rote Augen? Nämlich, wo man beim Wein liegt und kommt auszusaufen, was eingeschenkt ist. Siehe den Wein nicht an, dass er so rot ist und im Glase so schön stehet. Er gehet glatt ein; aber danach beißt er wie eine Schlange und sticht wie eine Otter. So werden deine Augen nach andern Weibern sehen, und dein Herz wird verkehrte Dinge reden, und wirst sein wie einer, der mitten im Meer schläft, und wie einer schläft oben auf dem Mastbaum. Sie schlagen mich, aber es tut mir nicht weh; sie klopfen mich, aber ich fühle es nicht. Wann will ich aufwachen, dass ich’s mehr treibe?

Wie schrecklich und furchtbar die Sünde einen Menschen zurichten kann, das zeigt sich nirgends deutlicher als bei jemandem, der einer Sucht verfallen ist, etwa Alkohol oder Drogen. Aber das sind bei weitem nicht die einzigen Süchte. Auch das Rauchen ist für die meisten Raucher eine Sucht; andere leiden unter einer Fress-Sucht, wie andere unter einer Spielsucht; wieder andere werden durch ihre Triebe beherrscht. Da merkst du recht, dass die Sünde dir Ketten anlegt und dich immer tiefer hinabzieht. Denn was unterscheidet etwa einen Alkoholiker von jemand, der ab und zu, nur bei besonderen Anlässen, Alkohol trinkt? Nun, der Alkoholiker kann nicht anders, er muss einfach trinken, seine Sinne und sein Körper verlangen es. Er ist ein Gebundener, ein hart Gebundener. Und mit den anderen Süchten ist es ganz ähnlich. Sünde ist Knechtschaft. Hier erreicht der Teufel deutlich sichtbar sein furchtbares Ziel, den Menschen für sich gefangen zu nehmen.

Gottes Wort schließt nicht die Augen vor dieser Not, sondern spricht sie immer wieder an und warnt eindringlich vor ihr. Aber noch mehr: Das Evangelium zeigt auch auf, wie du frei werden kannst von den Ketten, die dich binden, von der Sucht, die dich beherrscht.

Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Jesus Christus macht Gebundene frei

1.     Der Gebundene

2.     Die Befreiung

1. Der Gebundene. Was also kennzeichnet einen durch eine Sucht Gebundenen? Er lässt sich immer wieder ohne größere Widerstände verführen und kämpft nicht gegen sie oder ist nicht mehr fähig, gegen sie zu kämpfen. Am Beispiel des Alkoholikers heißt es hier: Nämlich, wo man beim Wein liegt und kommt auszusaufen, was eingeschenkt ist. Siehe den Wein nicht an, dass er so rot ist und im Glas so schön steht. Er geht glatt ein. Da sitzt einer mit seinen Kameraden zusammen und einer bestellt Wein. Er wird eingeschenkt. Eigentlich weiß er, dass der Wein, der Alkohol ihm nicht gut tut. Aber dann sieht er, wie er Wein eingeschenkt wird, betrachtet das Glas

– und anstatt sich zu sagen: Hier muss ich weg gehen, unter allen Umständen, sagt er sich: Das sieht doch gut aus. Das muss doch wirklich schmecken – und bestellt sich auch Wein. Und so fängt er an und trinkt – und dann wird es immer mehr. Er findet keine Grenze, er kennt kein Maß.

Wie weit verbreitet ist dieses Elend doch. Und das nicht nur bei Erwachsenen, leider auch immer häufiger schon bei Jugendlichen und selbst Kindern. Da gilt es dann als Mutprobe oder ein Zeichen von Männlichkeit, einen ganzen Stiefel, wohl mehr als ein Maß, in einem Zug auszutrinken; da gehört es bei Zusammenkünften einfach dazu, dass Alkohol, auch scharfe Sachen, getrunken wird. Da wird dann suggeriert, dass man einfach einen Rausch gehabt haben muss, sonst sei man gar nicht recht erwachsen. Und wer da nicht von Gott die Charakterstärke bekommen hat, nein zu sagen zu diesem Zeitgeist, wer nicht bereit ist, nötigenfalls eben auch die Clique zu verlassen, sich andere Kameraden zu suchen, wer also dies nicht kann oder nicht will – der wird hineingezogen und immer mehr gefangen. Und die Wirkung? Der Wein geht glatt ein; aber danach beißt er wie eine Schlange und sticht wie eine Otter. Ja, zunächst scheint alles gut zu gehen. Es schmeckt, der Alkohol fließt die Kehle hinunter. Aber dann, dann meldet sich irgendwann der Brummschädel, melden sich Kopfschmerzen. Die Augen werden glasig, du siehst nicht mehr klar, sondern verworren, verschwommen, alles scheint sich zu drehen. Ja, du spürst schon gar nicht mehr, was mit dir geschieht. Sie schlagen mich, aber es tut mir nicht weh; sie klopfen mich, aber ich fühle es nicht. Ist das nicht schrecklich? Aber das ist noch nicht alles. So werden deine Augen nach andern Weibern sehen; und dein Herz wird verkehrte Dinge reden. Wenn du unter der Sucht bist, dann enthemmt sie dich. Du wirst offen auch für andere Sünden, etwa für Hurerei, Ehebruch. Und du redest Dinge, die du sonst nicht sagen würdest, für die du dich sonst schämen würdest, plauderst Geheimnisse aus oder redest auch ganz unnützes Zeug.

Aber das Unheil ist sogar noch umfassender: Wo ist Weh? Wo ist Leid? Wo ist Zank? Wo ist Klagen? Wo sind Wunden ohne Ursach’? Wo sind rote Augen? Der Alkohol, wie auch Drogen und andere Süchte, bringen Weh, Leid, bringen Not und Unglück in dein Leben. Von Zank ist die Rede, unnötigem Streit, der auch zu Tätlichkeiten führt, Wunden bringt. Nicht nur unter diesen Kumpanen der Trinkerei oder der Drogen, sondern gerade auch in den Häusern, in den Familien. Wie viele Frauen und Kinder müssen darunter leiden. Wie viele Ehen sind daran schon zugrunde gegangen – und überhaupt wie viele Familien. Wie viele Kinder sind deshalb im Elend. Denn die Sucht macht für immer längere Zeit immer mehr unfähig zu einer geregelten Arbeit. Damit aber unmöglich, die Familie zu versorgen. Und das sind ja nur die äußeren Auswirkungen.

Die geistlichen Wirkungen sind ja noch dramatischer, wenn auch oft nicht sogleich spürbar für den Betroffenen. Sie sehen nicht auf das Werk des HERRN und schauen nicht auf das Geschäft seiner Hände. Du stumpfst ab gegen Gott und sein Wort. Darum wird Saufen auch unter die Werke des Fleisches gerechnet und deutlich gesagt, dass, wer solches tut, nicht das Reich Gottes erben kann. Wer einer Sucht huldigt, der hat einen anderen Gott, nicht den lebendigen Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Du kannst nicht Gott dienen und der Sucht. Darum warnt unser Heiland auch: Aber hütet euch, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung. Denn dann bist du darinnen gefangen – und der Jüngste Tag wird dich überraschen und in die Verdammnis abführen. Deshalb der Aufruf: Lasset uns ehrbarlich wandeln, als

am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid; sondern ziehet an den HERRN Jesus Christus. Aber wie ist das möglich? Ist das überhaupt möglich?

2. Die Befreiung. Ja, ist das überhaupt möglich? Für den, der ein Gefangener der Sucht ist, erscheint es völlig unmöglich. Und wenn er sich selbst ansieht, so ist es ja allerdings unmöglich. Die Sucht nimmt ihn körperlich und seelisch gefangen. Wenn er der Sucht nicht frönen kann, dann hat er Entzugserscheinungen. Er will nicht nur immer mehr haben vom Alkohol, von den Drogen, vom Nikotin, nein, er muss es. Aber erkennst du, wenn du in der Sucht darinnen steckst, erkennst du deine Gefangenschaft, deine Knechtschaft? Denn es gibt allerdings die Möglichkeit der Befreiung. Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person, unser Heiland, sagt: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Der Knecht aber bleibt nicht ewiglich im Haus, der Sohn bleibt ewiglich. So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei. Es gibt also eine Möglichkeit, dass die Ketten dieser Gefangenschaft gesprengt werden: Wenn dich der Sohn frei macht. Aber was ist die Voraussetzung? Du musst erkennen, dass du gefangen bist, gefangen unter der Macht der Sünde, der Sucht, des Teufels. Wenn du das nicht erkennst, nicht erkennen willst, dann kannst du auch nicht frei werden. Das war ja die Not der Juden in ganz grundsätzlicher Hinsicht. Sie behaupteten: Wir sind Abrahams Same, sind nie jemands Knechte gewesen; wie sprichst du denn: Ihr sollt frei werden? Wenn du aber erkennst, dass du gebunden bist, dann ist auch die Möglichkeit gegeben, dass Jesus Christus dich frei macht.

Wie das geschehen kann? Gott hat dafür viele Wege. Wichtig ist, dass du deine Gebundenheit auch als Sünde erkennst, die du bekennst vor deinem Heiland, und dass du seine Gnade, sein Erbarmen, seine Hilfe willst. Es kann sein, dass er dich sozusagen schlagartig frei macht und gesund. So hat es Augustinus erfahren, der von seinen Trieben beherrscht war, der verzweifelt war darüber und gerne los gekommen wäre. Und dann hörte er eine Stimme, die ihm zurief: Nimm und lies! Und er schlug die Bibel auf, gerade an der Stelle von Römer 13, und las: Lasset uns ehrbarlich wandeln, als am Tage, nicht in Fressen und Saugen, nicht in Kammern und Unzucht. Dieses Wort traf ihn zutiefst. Und er nahm es als von Gott zu ihm gesprochen – und lebte aus der Kraft dieses Wortes. Aber es kann natürlich auch ein viel langwierigerer Weg sein. Es kann sein, dass du den beschwerlichen Weg der Entziehung gehen musst, vielleicht sogar langfristig, unter Umständen sogar lebenslang, gesundheitliche Schäden als Folgen tragen musst. Aber doch nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde stehst, sondern vielmehr Jesus Christus gehörst, nicht die ewige Pein, sondern die ewige Herrlichkeit als Ziel hast.

Vor allem aber: Du musst rein ab machen mit der Sünde, mit der Sucht. Denke ja nicht, du kommst weit, wenn du nur ein wenig nachlässt oder nur noch wenig trinkst. Nein, so kommst du nie heraus. Es muss ein radikaler Schnitt gemacht werden. All das, was dich zur Sucht, zur Leidenschaft verführen kann, was dich beherrschen will und wovon du weißt, dass es dich überwinden wird, das musst du lassen, ganz und gar. Nur so kannst du bewahrt bleiben. Jesus Christus will dein Leben dann ganz neu füllen, mit seiner Gnade, auch mit neuen Aufgaben und anderen Menschen, die mit dir den Weg des Glaubens gehen. Denn das ist allerdings nötig, dass nun dein ganzes Leben als Frucht und Folge des Glaubens erneuert wird, du neue Gedanken, neue Aufgaben, einen neuen Lebensinhalt bekommst. Das können Aufgaben in der Gemeinde sein, an Kindern oder jungen Menschen, an Kranken, an Armen, an Alten, es können Dienste in der Evangelisation sein, Traktate verteilen, Straßeneinsätze. Oder du übernimmst Aufgaben im technischen Bereich, an technischen Anlagen der Gemeinde. Da gibt es vielerlei Dinge. Denn wenn du zwar zunächst frei gemacht wirst und dann nicht dein Leben erneuert wird, mit neuem Inhalt gefüllt, so kommt das Alte zurück, wird die Sucht dich wieder mit Beschlag belegen, und es wird schlimmer werden als zuvor.

Darum: Lass dich durch Jesus Christus frei machen. Und wenn du frei bist, dann lass dich von ihm leiten, von ihm ausrichten, von ihm füllen, damit dein Leben ganz und gar erneuert wird und unter seiner, deines Heilandes, Herrschaft steht. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 5. Sonntag nach Trinitatis ueber 2. Mose 19,4-6:

Gottes heiliges Volk sein

2. Mose 19,4-6a: Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern getan habe, und wie ich euch getragen habe auf Adlersflügeln und habe euch zu mir gebracht. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.

Was macht eigentlich ein Gotteskind aus? Was unterscheidet denn einen Christen von einem Nichtchristen? Gibt es da überhaupt einen Unterschied? Früher gab es ein Lied, in dem hieß es: ‚Besser sind wir nicht, aber besser sind wir dran.’ Das Lied stimmt in sofern, als du allerdings auch als Christ ein Sünder bist, so, wie jeder Nichtchrist auch. Aber selbst darinnen zeigt sich schon ein Unterschied: Ein Nichtchrist steht unter der Herrschaft der Sünde – ein Christ dagegen ist kein Knecht der Sünde mehr. In dem Moment, in dem die Sünde wieder die Herrschaft in seinem Leben übernimmt, ist er aus der Gnade gefallen und müsste erneut grundsätzlich bekehrt werden. Es gibt auch viele ethisch gute Nichtchristen, und leider viele ethisch gar nicht besonders hervorstechende Christen. Aber ist das so Gottes Wille? Was sollen wir als Christen nach dem Willen Gottes sein?

Unser heutiger Abschnitt will uns darauf Antwort geben. Unter dem Beistand des Heiligen Geistes wollen wir bedenken:

Gottes heiliges Volk sein

Gott spricht hier durch Mose zu dem Volk Israel, das sein Volk sein soll, das er immer mehr dazu prägen, dazu formen will. Hier am Sinai, da hat Gott der HERR so recht Israel zu seinem Volk gemacht und es berufen in den konsequenten Weg der Nachfolge. Wie sieht dieser Weg nun aus? Was sollte dich als einen Nachfolger Jesu Christi kennzeichnen? Ja, können wir denn überhaupt von diesem Abschnitt so ohne weiteres auf uns als Menschen des Neuen Testamentes schließen? Ja, das können wir allerdings, denn gerade die zentralen Worte dieses Abschnittes hat der Heilige Geist durch Petrus in dessen ersten Brief aufgegriffen, um das Volk des Neuen Testamentes zu beschreiben. Wir haben hier also eine Identität im Blick auf das, was das Volk Gottes sein soll. Der Unterschied liegt nur darin, dass damals das Volk des Alten Testamentes dies noch nicht wirklich leben konnte. Gott der HERR bereitete sie vielmehr erst darauf vor, was auch die vielerlei Mittlerstufen zwischen ihm und dem Volk zeigten, wie Leviten, Priester, Hoherpriester. All das ist nun weggefallen im Neuen Testament, weil es durch Jesus Christus alles zum Ziel gekommen ist. Er ist nun ja der einzige Mittler zwischen Gott und uns Menschen.

Gott beruft hier also Israel dazu, sein Volk zu sein. Was gibt er da sozusagen als Grundlage vor? Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern getan habe, und wie ich euch getragen habe auf Adlersflügeln und habe euch zu mir gebracht. Der Ausgangspunkt, die Grundlage für die Nachfolge, für die Jüngerschaft Israels ist das Evangelium, ist Gottes Gnadentat für Israel, Gottes Handeln an den Ägyptern. Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern getan habe. Ja, das hatte Israel allerdings. In Ägypten waren die Israeliten versklavt worden und wurden bedroht, ja, mit der Ausrottung als Volk bedroht. Sie haben zum HERRN geschrien – und Gott der HERR hat sie zu seiner Zeit erhört. Durch Mose hat er Pharao aufgefordert: Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene. Und je mehr Pharao sein Herz verhärtete und schließlich verstockte gegen den HERRN und das Volk immer stärker bedrückte, umso deutlicher hat Gott der HERR ihm seine Macht, seine Allmacht gezeigt in den Plagen, bei deren etlichen die Israeliten verschont wurden. Dies alles gipfelte in der Ankündigung, dass alle Erstgeburt in Ägypten, von Menschen und Vieh, sterben müsse, wenn er nicht endlich Israel ziehen lasse. Und wie war es da mit den Israeliten? Gott der HERR nahm sie nicht einfach aus von diesem Gerichtshandeln. Denn sie waren Sünder wie die Ägypter auch. Sie hätten darum geradeso den Tod verdient gehabt wie die Ägypter. Weil Gott der HERR sie aber verschonen wollte, darum sollten sie ein einjähriges Lamm ohne Fehler schlachten und die Türpfosten mit Blut des Lammes bestreichen: Und wenn der Engel des HERRN durch Ägypten ging, um die Erstgeburt zu schlagen, und sah an den Türpfosten das Blut, so wusste er, dass da ein Lamm hatte stellvertretend auf Gottes Geheiß für die Erstgeburt in diesem Haus sterben müssen, und er ging deshalb vorüber an diesem Haus und verschonte die Menschen. Gottes Gnade pur – das hatte Israel da erfahren. Verschont um Gottes Gnade und Erbarmen willen. Israel existierte, Israel lebte als ein lebendiges Zeichen der Gnade Gottes über den Sünder.

Und das war nicht alles. Kaum hatten die Israeliten, reich beschenkt durch die verängstigten Ägypter, das Land verlassen und waren unterwegs zum Roten Meer, so gereute ja den Pharao schon wieder diese Freilassung, und er wollte sie gewaltsam zurückbringen. Das ägyptische Heer, die ägyptischen Streitwagen eilten bereits auf die Juden zu. Vor ihnen das Meer, hinter ihnen die Ägypter. Was sollte nun werden? Da befahl Gott der HERR Mose, seinen Arm mit dem Stab auszurecken und die Priester, in das Meer zu gehen. Und kaum geschah dies, da wich das Meer zurück und die Israeliten konnten trockenen Fußes hindurchgehen. Kaum waren sie durch, stürmten auch schon die Ägypter heran, rasten mit ihren Wagen hinein in das Meer – und die Wasserfluten schlugen über ihnen zusammen und begruben das gesamte Heer unter sich. Israel lebte – aus Gnade allein. Das ist der Ausgangspunkt, das ist die Grundlage für die Jüngerschaft des Volkes.

Und wie steht es da mit uns neutestamentlichen Christen? Wir sind ja keine Juden, für uns sind die Gnadentaten Gottes am alten Israel nicht mehr das Maßgebende. Aber: Wir haben noch viel mehr. Wir kommen her von Christi Kreuz und Auferstehung. Das Kreuz auf Golgatha zeigt uns Gott in Gesetz und Evangelium, in Gericht und Gnade. Dort auf Golgatha, da wurde der unerbittliche Ernst, die unbeugsame Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes deutlich, der nicht einfach die Augen über die Sünde verschließen konnte, sondern die Sünde strafen musste – an seinem Sohn, der die Sünde aller Menschen aller Zeiten als Gottes Lamm, das wahre Passahlamm, auf sich geladen hatte. Aber zugleich ist eben das Kreuz der Ort, der uns die unendliche Liebe Gottes zeigt zu dir und zu mir. Denn das, was da geschah, das geschah ja aus purlauterer Liebe Gottes zu uns. Nur weil er uns liebt und uns verschonen will im Jüngsten Gericht, nur deshalb ließ er seinem Sohn Jesus Christus die Sünden aller Menschen aller Zeiten auf sich nehmen. Nur weil er uns liebte, nahm er dieses stellvertretende Opfer seines Sohnes an und ist nun in Christus auch mit dir versöhnt und rechnet dir in Christus die Sünde nicht zu. Das ist Gnade, vollkommene Gnade: Der Schuldige wird verschont, aber der Unschuldige, der trägt für ihn Schuld und Strafe.

Dadurch, durch dieses Evangeliumstat, hat Gott dich zu ihm gezogen. Dadurch hat er in dir den Glauben geweckt, entzündet, so dass du nun, um Christi willen, in Gemeinschaft mit den dreieinigen Gott stehst. Christ sein heißt: in lebendiger Gemeinschaft mit Gott aus Gnaden zu leben. Christsein ohne die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott wäre ein Widerspruch in sich.

Und nun soll Israel, das so viel Gutes vom HERRN erfahren hat, auf seinen Wegen gehen: Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist mein. Israel ist eigentlich schon Gottes Eigentumsvolk geworden durch die wunderbaren Gnadentaten Gottes. Da hat er sich schon sein Volk erworben. Aber nun soll Israel auch entsprechend leben: der Stimme Gottes gehorchen, den Bund halten. Dann erscheinen sie recht als Gottes Eigentumsvolk, als das Volk, das vor allen anderen Völkern Gott gehört. Was also soll nun Israel ausmachen als das Volk Gottes? Es ist Gottes Eigentumsvolk. Was heißt das? Wenn dir etwas gehört, nicht wahr, so kannst du mit der Sache machen, was du willst. Denn sie gehört ja dir. So auch hier: Israel ist nicht mehr autonom, kann nicht mehr nach eigenen Gesetzen, eigenen Vorstellungen, eigenen Wünschen, eigenen Zielen, eigenen Plänen leben. Nein, Israel gehört jetzt Gott. Das heißt: Gott kann über Israel verfügen, es ist in seiner Gewalt. Israel ist recht eigentlich daher eine Theokratie. Und das heißt: Israel muss nach Gottes Ordnungen, nach Gottes Willen, nach seinen Gesetzen leben. Gottes Volk zu sein heißt: Gott gehorchen, im Gehorsam gegen seine Gebote, seinem Willen leben.

Und wie sieht es da im Neuen Testament aus? Durch das Evangelium sind wir Gottes Eigentumsvolk schon geworden, wenn wir im seligmachenden Glauben stehen. Wir gehören nun ihm, nicht mehr uns selbst. Hier liegt ein ganz grundsätzlicher Unterschied zu den Menschen der Welt: Die Menschen der Welt leben nach dem, was ihnen gefällt, nach ihren Plänen, ihren Zielen, ihren Vorstellungen, ihren Lüsten und Begierden. Als Christen können und dürfen wir das nicht. Unser ganzes Leben ist völlig anders, neu geprägt: In der Taufe ist unser alter Mensch in den Tod gegeben worden, ist mit Christus gekreuzigt worden, damit wir nicht mehr der Sünde dienen, nicht mehr Knechte der Sünde sind. Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebet Gott in Christus Jesus, unserm HERRN. Tod für die Sünde – und nun Christus übereignet, ihm zu leben. Nicht mehr im Dienst der Sünde stehen, sondern im Dienst der Gerechtigkeit. Das heißt: Nicht mehr den Lüsten, Begierden, Einfällen, dem eigenen Willen leben, sondern nach Gottes Willen fragen, Gottes Gebote erforschen, tun, was Gott gefällt. Jesus Christus hat es so ausgedrückt: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten… Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt. Und das nicht aus Zwang, nicht unter Druck, nicht wegen eines harten muss, sondern: Die Liebe Christi dringet uns also, da wir halten, dass, weil einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben. Und er ist darum für sie alle gestorben, damit die, so da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. Christi Liebe, das Evangelium, ist also die Triebkraft. Weil Jesus Christus dich so sehr geliebt hat, dass er sein Leben für dich am Kreuz gelassen hat, darum sollst du nun nicht mehr dir selbst leben, sondern ihm, deinem Heiland und HERRN.

Gottes Eigentumsvolk sein heißt also, in innigster, herzlichster Hingabe an deinen Heiland zu leben, jeden Tag neu diese Hingabe erneuern und dich ganz ihm hingeben, dass er dich leitet. Von Herzen gern fragst du nach seinem Willen und willst ihn unbedingt tun. Und es tut dir wirklich zutiefst leid, wenn du das nicht getan hast, wenn du Sünde in deinem Leben feststellen musst. Es ist dein herzlichstes Bestreben, wirklich für Gott zu leben, seinen Geboten zu gehorchen, ihn zu verherrlichen, ihn zu ehren, ihn groß zu machen. Das ist es, was Gott schon durch Jeremia hat für den neuen Bund ankündigen lassen: Das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel machen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein.

Als Gottes Eigentumsvolk sind wir ein Königreich von Priestern. Was sind Priester? Priester sind Menschen, die für andere vor Gott eintreten, sind Menschen, die Gott Opfer bringen. Israel erschrak so sehr vor der Heiligkeit Gottes angesichts der eigenen Sünde, dass sie nicht unmittelbar mit Gott zu tun haben wollten. Daher die Mittler, die im Alten Bund noch dazwischengeschaltet sind. Im Neuen Bund ist es anders. Die Sünde ist hinweggenommen. Jesus Christus hat uns einen freien Zutritt erworben zum Vater. Wir sind jetzt christusunmittelbar, in unmittelbarer Gemeinschaft mit Gott. Wie aber steht es mit unseren Opfern? Die Opfer des Alten Bundes sollten die Sündenverdorbenheit Israels deutlich machen und zugleich ein Vorbild sein auf Christus, das wahre Opfer, das wahre Passahlamm. Solche Opfer benötigen wir nicht mehr. Für unsere Rechtfertigung ist kein Opfer mehr nötig, denn Christus hat es einmal für immer gebracht und uns damit vollendet vor Gott. Die Opfer, die wir Gott bringen sollen, sind Opfer der Heiligung. Ich ermahne euch, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst. Du selbst sollst das Opfer sein. Du selbst sollst dich als Frucht der Rechtfertigung ihm hingeben, dass du ihm lebst, ganz und gar. Du selbst bist das Opfer. Darum sagt Christus auch: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich. Wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten zum ewigen Leben. Dein altes Ich muss sterben. Das, was in der Taufe und Bekehrung grundsätzlich geschehen ist, das muss nun täglich ausgelebt werden. Das Sterben des Ich heißt: Sterben deines Willens, deiner Vorstellungen, deiner Pläne, deiner Ansichten, deiner Vergnügen. Und: neu gefüllt werden mit Gottes Willen, Gottes Vorstellungen, Gottes Ordnungen, Gottes Zielen.

Daraus folgen dann die anderen Opfer, die du als Priester im Neuen Testament bringst: So lasset uns nun opfern durch ihn das Lobopfer Gott allezeit, das ist, die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Da ist also zunächst das Lobopfer. Es gilt, Gott zu danken, ihm dankzusagen in allen Situationen, ihn anzubeten über dem, was er ist und was er für uns getan hat. Ihn dafür rühmen, preisen. Und, was auch daraus folgt: Ihn auch vor den Menschen bekennen, seine Taten vor ihnen verkündigen, seine Botschaft in Gesetz und Evangelium in die Welt tragen. Auch das gehört mit zum Lobopfer unserer Lippen. Dazu gehört auch: So ermahne ich euch nun, dass man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen. Als Beter einstehen für andere Menschen in Bitte, Gebet, Fürbitte, Danksagung. Ja, das ist ein ganz wichtiger priesterlicher Dienst. Und du weißt, dass diesen Dienst dein Heiland auch für dich tut beim Vater, denn er ist ja dein Fürsprecher. Du sollst Fürsprecher sein für deine Familie, deine Angehörigen, deine Arbeitskollegen, deine Nachbarn, deine Bekannten, dein Land, für die Mission. Das heißt es, ein königlicher Priester zu sein. Und durch das Gebet bist du auch ein König, hast du Teil an Christi Weltregierung.

Der priesterliche Dienst umfasst aber noch einen Bereich von Opfern: Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl. Hier geht es um den sozialmissionarischen oder diakonischmissionarischen Dienst. Es geht hier um deinen Nächsten und die Nöte, in denen er lebt und nun deine Hilfe braucht. Da darfst du dich ihm nicht verweigern, sondern sollst ihm beistehen, ihm helfen, auch finanziell und mit was für Hilfe es gerade nötig ist. Gemeinde Jesu Christi sollte Gemeinde sein, in der einer sich für den anderen mit verantwortlich fühlt und gern bereit ist, ihm in seinen Nöten aufzuhelfen. Das ist der Wille Gottes. Das versteht Gott unter dem Priestertum des Neuen Testamentes.

So, wenn du in seinen Wegen wandelst, dann bist du ein heiliges Volk. Denn als Gottes Eigentumsvolk sollst du ein heiliges Volk sein: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR euer Gott. Heilig sein heißt: abgesondert von der Sünde, nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde. Heilig sein heißt zugleich auch: abgesondert sein für Gott, beschlagnahmt sein für den dreieinigen Gott, ihm zu gehören, ihm zu leben, ihm zu dienen. Wenn du heilig bist, dann bist du Gottes Eigentum. Nur so kannst du wirklich heilig sein.

Und du bist Glied eines Volkes: Gottes Eigentumsvolkes, des Königreichs der Priester, des heiligen Volkes. Auch das gehört mit dazu, dass du nicht mehr dir selbst lebst, nicht mehr dem westlichen Individualismus anhängst, sondern Glied in Gottes Volk bist, einer Glied für den anderen.

Welch ein Programm hat Gott also für dich, welch eine Herausforderung ist das: Jünger in Gottes Eigentumsvolk zu sein, im Königreich von Priestern, ganz ihm hingegeben, ihm völlig übergeben, ausgerichtet, in allem, wirklich in allem, ihm zu dienen. Dazu helfe er uns! Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 6. Sonntag nach Trinitatis ueber Jeremia 4,1-4:

Beschneidet eure Herzen!

Jeremia 4,1-4: Willst du dich, Israel, bekehren, spricht der HERR, so bekehre dich zu mir. Und so du deine Greuel wegtust von meinem Angesicht, so sollst du nicht vertrieben werden. Alsdann wirst du ohne Heuchelei recht und heilig schwören: So wahr der HERR lebet! Und die Heiden werden in ihm gesegnet werden und sich sein rühmen. Denn so spricht der HERR zu denen in Juda und zu Jerusalem: Pflüget ein Neues und säet nicht unter die Hecken. Beschneidet euch dem HERRN und tut weg die Vorhaut eures Herzens, ihr Männer in Juda und ihr Leute zu Jerusalem, auf dass nicht mein Grimm ausfahre wie Feuer und brenne, dass niemand löschen möge, um eurer Bosheit willen.

Die Lehre von der Taufwiedergeburt wird von vielen rigoros abgelehnt. Sie behaupten, dass damit den Menschen vorgemacht würde, dass, wenn sie nur getauft würden, dann wären sie errettet und es wäre alles gut mit ihnen, sie würden dann einst in den Himmel kommen. Aber besagt das diese Lehre denn wirklich? Die Lehre von der Taufwiedergeburt sagt, dass die Taufe nicht eine menschliche Handlung ist, nicht ein menschliches Bekenntnis, kein Gehorsamsschritt, den der Mensch tun muss – sondern dass sie ein Gnadenmittel Gottes ist, durch das die Sünde abgewaschen wird, ein Wasserbad im Wort, ein Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes. In der Taufe wird der alte Mensch mit Christus gekreuzigt, so dass ein neuer Mensch aus der Taufe hervorgeht. All das sagt die Bibel über die Taufe, über die Wirkung der Taufe, aus. Und was heißt das? Das heißt: All das bietet Gott der HERR an, all das reicht Gott der HERR dar in der Taufe, all das eignet er zu. Aber – und das ist ganz wichtig: Nur der hat auch dieses Gnadengeschenk Gottes, der es im Glauben ergreift. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Ohne den rettenden Glauben ist ein Mensch verloren – auch dann, wenn er getauft wurde. Nicht die nicht erlangte Taufe, sondern der fehlende Glaube verdammt. Was also besagt die Lehre von der Taufwiedergeburt wirklich? Sie besagt, dass Gott der HERR die Vergebung der Sünden, den Tod des alten Menschen und die Auferweckung des neuen Menschen in der Taufe zueignet, dass also die Wiedergeburt tatsächlich in der Taufe angeboten, dargereicht, zugeeignet wird. Sie besagt aber auch, dass nur derjenige dieses Gnadengeschenk wirklich hat, der es im rettenden Glauben ergreift. Im Blick auf die Säuglinge glauben wir, dass der Heilige Geist durch die Taufe als dem Wasserbad im Wort, also durch das Wort in der Taufe, aufgrund unserer Gebete für den Täufling, den Glauben in dem Säugling entzündet. Dass Säuglinge glauben können, bezeugt die Schrift eindeutig, denn das sagt Jesus Christus über die Kinder aus, die zu ihm getragen wurden, und stellt sogar deren Glauben uns zum Vorbild hin. Eine andere Frage ist, ob diese Menschen dann, wenn sie aufwachsen, auch im Glauben bleiben. Bei vielen gilt leider, dass dies nicht der Fall ist, teils, weil sie gar nicht oder nicht recht unterwiesen werden in der christlichen Lehre, teils, weil die Sünde wieder Macht über sie bekommt. Dann können sie sich auch nicht mehr auf ihre Taufe berufen. Sie bleibt gewiss gültig von Gottes Seite her, denn Gott ist treu. Aber sie haben das, was Gott ihnen einst schon in der Taufe zugeeignet hatte, nur, wenn sie es sich auch im persönlichen Glauben aneignen. Geschieht dies in diesem Leben nicht, so gehen sie trotz ihrer Taufe verloren.

Auf diesen Ernst, die Taufgnade nicht vergeblich zu empfangen, geht auch unser heutiger Abschnitt ein. Lasst uns daher unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Beschneidet eure Herzen!

Jeremia predigte einem Volk, das weit entfernt war von der Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Israel war zu einem durch und durch gottlosen, einem götzendienerischen Volk geworden. Gottes Gericht über das Volk, das er einst aus Ägypten geführt hatte, dem er das Land Kanaan anvertraut, das er in so vielen Nöten bewahrt hatte, Gottes Gericht also über dieses Volk war eigentlich schon beschlossen. Und dennoch: Gottes Gnade, Gottes Erbarmen ist so groß, dass er dennoch ringt um sein Volk, es dennoch zur Umkehr ruft, damit es schließlich doch nicht zum Gericht kommen müsste.

Willst du dich, Israel, bekehren, spricht der HERR, so bekehre dich zu mir. Und so du deine Greuel wegtust von meinem Angesicht, so sollst du nicht vertrieben werden. Gott ruft Israel zur Umkehr. Hier gilt es ja zu bedenken, dass ein Volk zur Umkehr gerufen wurde, dessen männliche Glieder allesamt am achten Tag beschnitten waren und dadurch in Gottes Volk aufgenommen, Und doch ruft Gott der HERR sie hier durch den Propheten zur Umkehr auf. Was heißt das? Nun, Israel lebte, wie so viele Menschen heute, in dem Wahn, dass sie ja durch die Beschneidung Gottes Kinder seien, was immer sie dann auch in ihrem Leben machten. Es könne ihnen gar nichts geschehen, sie hätten ja den Freifahrtschein in den Himmel. Dieser völlig irrigen Auffassung sind heute ja auch viele Menschen hinsichtlich ihrer Taufe, ihres Gottesdienstbesuches, ihres Abendmahlsempfangs. Sie meinen: Ich komme in den Himmel, denn ich bin getauft; oder: ich komme in den Himmel, denn ich habe das heilige Abendmahl empfangen; oder: ich komme in den Himmel, denn ich gehe in den Gottesdienst. Sie schreiben den Gnadenmitteln Gottes eine magische Wirkung zu, die sie aber nicht haben. Denn wer sie nicht im rettenden Glauben empfängt, ergreift, der hat nicht, was sie anbieten, darreichen, zueignen, sondern ist immer noch oder wieder fern von Gott. So auch hier bei Israel. Sie waren beschnitten – aber sie waren aus der Gnade gefallen durch ihren Götzendienst, durch ihre Sünden. Sie gehörten zwar noch zu dem leiblichen Israel, dem Israel nach dem Fleisch. Aber dieses Israel nach dem Fleisch war auch schon im Alten Testament keineswegs identisch mit dem wahren Gottesvolk, dem Israel nach dem Geist, also der Schar derer, die wirklich im rettenden Glauben an den damals noch zu kommenden Messias standen. So gehörten sie äußerlich wohl zur Kirche dazu – aber in Wirklichkeit waren sie Glieder des Reiches Satans. Wie vielen geht es heute genauso, die äußerlich zur Kirche gehören, oft oder weniger oft zum Gottesdienst kommen, das Abendmahl empfangen – aber in Wahrheit sind sie immer noch oder wieder fern von Gott, gehören in Satans Reich, weil sie nicht im rettenden Glauben an Jesus Christus stehen. Da gibt sich der Mensch oft einer furchtbaren Täuschung hin und macht sich etwas vor, meint, sich durch sein Kirchglied sein etwas bei Gott erkaufen, verdienen zu können – und will das Geschenk der Gnade in Jesus Christus nicht ergreifen.

Gott hat Israel zur Bekehrung aufgerufen. Er hat ihnen auch klar gemacht, was das heißt: Tu weg deine Greuel von meinem Angesicht. Alles, was irgend gegen Gottes Willen ist, alles, was irgend dich trennt von Gott, das muss weg. Hier muss ein radikaler Schnitt geschehen – rein ab mit der Sünde und Christus an. Hier kann es keine Kompromisse geben, kein Hinken auf beiden Seiten, sondern nur ein Entweder-oder: entweder, du gehörst Jesus Christus oder du gehörst dem Teufel. Es gibt keine neutrale Zone, kein Niemandsland.

So lange du noch in der Sünde lebst, also die Sünde dich noch beherrscht, noch Macht über dich hat, so lange ist all deine Frömmigkeit Heuchelei, ein leerer Schein. Dann aber, wenn du bekehrt bist, dann kannst du wahrhaftig sagen: So wahr der HERR lebt! Und dann wird auch ein Segen auf deinem Leben sein; dann wirst du auch für andere Menschen zu einem Boten Gottes werden.

Können wir aber so einfach von der Beschneidung des Alten Testamentes auf die neutestamentliche Taufe schließen? Ja, allerdings. Denn im Kolosserbrief beschreibt der Heilige Geist durch Paulus die Taufe als die Beschneidung ohne Hände, die Beschneidung Christi, mit der wir beschnitten sind ohne Hände. Damit wird ganz deutlich, dass die heilige Taufe im Neuen Testament das Gegenstück ist zur Beschneidung im Alten Testament.

Auch das ist übrigens ein Grund, warum wir innerhalb der Gemeinde auch Säuglinge taufen, so, wie im Alten Testament männliche Säuglinge beschnitten wurden.

Darum gilt auch uns, gilt auch dir immer wieder dieser Ruf Gottes: Bekehre dich zu mir! Er gilt zum einen dahingehend, dass es darum geht, dass du wirklich im rettenden Glauben stehst. Und dieser rettende Glauben ist eben nicht nur ein Wissen um das, was Christus getan hat für alle Menschen, sondern dieser rettende Glauben beim in seinem Bewusstsein lebenden Menschen heißt: Sünde im eigenen Leben erkannt haben, erschrocken sein über die Sünde, traurig sein über die Sünde, erkannt haben, dass da nicht nur einzelne sündige Akte da sind, sondern dass du selbst abgrundtief verdorben bist und von dir her darum gar nicht bestehen könntest vor Gott, sondern für immer verloren wärest – und darüber bricht all deine Selbstgerechtigkeit zusammen, wird dein Gemüt zerbrochen, dein Herz geängstet. Und als solch ein zerbrochener Mensch erkennst du dann lebendig Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen als den Heiland der Welt – und als deinen persönlichen Heiland, der auch deine Sünden getragen, der Gott auch mit dir versöhnt hat, so dass auch dir in Christus die Sünden nicht mehr zugerechnet werden. Und das ergreifst du im Glauben – und bist dadurch gerettet, denn dieser Glaube wird dir gerechnet zur Gerechtigkeit, das heißt, diesem Glauben, als der Nehmehand, wird die fremde, wird Christi Gerechtigkeit, die er durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben erworben hat, zugerechnet. Um diesen rettenden Glauben geht es, dass du den hast. Den entzündet der Heilige Geist durch das Evangelium in Taufe und Wort. Das ist es, worum es in der grundsätzlichen Bekehrung geht. Und hast du diesen Glauben wieder verloren, so wisse, gerade dann gilt dir Gottes Ruf: Kehre um, kehre wieder! So lange es noch heute heißt, so lange ist noch Gnadenzeit, so lange ist auch die Möglichkeit da, dass du erneut bekehrt wirst. Denke nur an David und Petrus, die beide erneut bekehrt wurden.

Gottes Ruf: Bekehre dich zu mir! Geht aber noch weiter. Da ist nicht nur diese grundsätzliche Bekehrung gemeint, sondern auch die tägliche Umkehr, das tägliche Nein zur Sünde, die tägliche Reinigung von den Sünden, das tägliche Abwaschen der Sünden. Täglich komme zu deinem Heiland und bekenne ihm deine Sünden

– und ergreife täglich neue seine Vergebung. Immer geht es darum dass du alles abtust, was irgend zwischen dir und dem heiligen Gott steht, dass du alles abtust, was Gottes Wirken in deinem Leben und durch dich hindert und du so frei wirst für Gott.

Und auf diesen Ruf: Bekehre dich zu mir! folgt dann: Pflüge ein Neues! Pflüge ein Neues! Da geht es um ein anderes Leben, um einen anderen Weg. Der kann nur gegangen werden, wenn eben die Bekehrung stattgefunden hat. Pflüge ein Neues, das heißt: Geh nicht länger den alten Weg der Selbstgerechtigkeit, der Selbstverwirklichung, des Strebens nach Ansehen vor den Menschen, Karriere, Erfolg, Reichtum; folge nicht mehr den Götzen, die dein Herz einnehmen wollen, sondern gehe jetzt den Weg Christi, frage nach seinem Willen, nach seinen Ordnungen, nach seiner Führung. Lass durch die Bibel dein Denken erneuert, neu geprägt werden.

Das, worum es also geht, wird hier auch beschrieben mit der Herzensbeschneidung: Beschneidet euch dem HERRN und tut weg die Vorhaut eures Herzens! Dieses Wort ist, wie schon gesagt, an Beschnittene gerichtet – aber diese Menschen waren nur äußerlich beschnitten, ihr Herz war dagegen gegen Gott noch verschlossen, von der Sünde besetzt. Hier geht es also um die völlige Erneuerung, die durch die Wiedergeburt, Bekehrung ihren Anfang nimmt und sich dann in der Heiligung entfaltet. Die Vorhaut des Herzens muss weg, all das, was dein Herz gegen Gott einnimmt, all das, was dich anstatt Jesu Christi besetzt hält.

Es geht also um die Frage: Was füllt dein Herz aus? Was sind deine Herzensanliegen? Wer sitzt auf dem Thron deines Herzens? Ist es Jesus Christus? Oder ist es der Feind, der sich in vielfältiger Gestalt dort präsentiert: als das stolze Ich, das selbstgerechte Ich, das autonome Ich, das geizige, das habgierige Ich, das bequeme, das vergnügungssüchtige Ich, als Wissenschaft, als Philosophie, als Ideologie, als Esoterik, Okkultismus? Ja, der Feind kann vielerlei Gesichter annehmen – aber es geht ihm immer um eines: Christus vom Thron deines Herzens stoßen oder ihn von dort fern halten. Er hat dabei auch nichts dagegen, wenn du einen Kompromiss eingehen willst: ein bisschen fromm und ein bisschen das Ich. Aber bedenke: ein halber Christ ist ein ganzer Unsinn. Gott kann sich nicht mit einem geteilten Herzen begnügen. Er will dein Herz ganz und gar. Wenn dein Herz recht beschnitten wurde, wenn dein alter Mensch recht in den Tod gegeben wurde, täglich neu, dann willst du von ganzem Herzen, ganzem Gemüt und aller Kraft Gott, deinen HERRN lieben und ihm dienen. Darum nimm täglich den Kampf auf, dass nicht die Sünde wieder die Herrschaft gewinnt, sondern du vielmehr immer mehr hineingeprägt wirst in sein Bild. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 7. Sonntag nach Trinitatis ueber Jeremia 31,23-25:

Gott richtet sein Volk auf

Jeremia 31,23-25: So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Man wird noch dies Wort wieder reden im Lande Juda und in seinen Städten, wenn ich ihr Gefängnis wenden werde: Der HERR segne dich, du Wohnung der Gerechtigkeit, du heiliger Berg! Und Juda samt allen seinen Städten sollen drinnen wohnen, dazu Ackerleute und die mit Herden umherziehen. Denn ich will die müden Seelen erquicken und die bekümmerten Seelen sättigen.

Der Apostel Paulus ruft die Gemeinde in Korinth auf: Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark. Er macht damit deutlich, dass das Christenleben ein Kampfesleben ist, dass der christliche Glaube immer wieder und auf vielfältige Weise angefochten ist. Dies zeigt auch sein Aufruf an die Galater, dass das Fleisch gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch streitet und sie im Geist stehen sollen. Es kommt dabei aber trotzdem auch immer wieder vor, dass wir fallen, dass wir von der Sünde, der Angst, der Verzweiflung, dem Kleinglauben überwältigt werden.

Umso wichtiger ist es, dass wir darinnen nicht liegen bleiben, dass dies uns nicht beherrscht. Welch ein Trost ist es da, dass wir wissen dürfen, dass Gott der HERR selbst sich unser gerade auch in diesen Situationen annimmt.

Lasst uns daher unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Gott richtet sein Volk auf

Ich werde ihr Gefängnis wenden. Das ist ein ganz wichtiger, entscheidender Satz im ersten Vers unseres Abschnittes. Wem gilt er? Wem gilt dieser Abschnitt? Das ist ganz wichtig. Haben wir eine Prophezeiung Jeremias für die Rückkehr der Israeliten aus der babylonischen Gefangenschaft? Wir finden solche Weissagungen in seinem Buch. Hier aber geht es nicht um die Rückkehr der Juden aus Babylon. Dieses Kapitel beginnt ja mit den Worten: Zur selben Zeit. Damit bezieht sich dieses Kapitel auf das, was im vorhergehenden berichtet wird. Und im 30. Kapitel, das ist ganz eindeutig, geht es um Christus, der der Herrscher Israels ist, geht es also um die neutestamentliche Zeit. Worum handelt es sich also hier? Geht es hier um eine Vorhersage auf das, was wir im 19. und 20. Jahrhundert in Israel beobachtet haben, die Alija, die Rückkehr von Juden nach Israel? Nein, auch darum geht es in diesem Kapitel nicht, denn in diesem Kapitel geht es um die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott, geht es um Bekehrung, um Umkehr.

Von wem also spricht dieser Abschnitt? Er spricht, unter dem Bild Israels, von der Gemeinde Jesu Christi in ihrem Auf und Ab hier auf Erden, spricht von dem Trost, den diese angefochtene Gemeinde immer wieder erfährt durch den lebendigen Gott.

Wenn also Gott der HERR hier erklärt: Ich werde ihr Gefängnis wenden, so ist damit also nicht die babylonische Gefangenschaft Israels gemeint, sondern die Sündenknechtschaft, in der wir Menschen natürlicherweise stecken und in die wir auch als Christen immer wieder zu fallen drohen. Ja, Gott der HERR sagt hier, dass es allerdings vorkommt, dass die Sünde wieder mächtig über uns wird. Und wenn das der Fall ist, dann muss Gott der HERR uns auch züchtigen, um uns durch sein Gesetz zu rechter Sündenerkenntnis zu bringen und dann durch das Evangelium uns wieder zu bekehren. Das ist ja, was Gott will, dass wir nicht in der Sünde liegen bleiben, sondern durch die frohe Botschaft von der Rettung durch Jesus Christus wieder umkehren, unsere Sünden bekennen. Denn wenn du deine Sünden bekennst, so ist er treu und gerecht, dass er dir die Sünden vergibt und dich reinigt von aller Untugend. Und wenn dies geschieht, so wissen wir ja, dass dies nicht unser Verdienst ist, sondern Gottes Werk an uns. Nicht wahr, gerade das zeigt seine so große Liebe und Barmherzigkeit zu uns, dass er uns nicht verlässt, nicht zurückstößt, wenn wir wieder schuldig werden, sondern ringt um uns, um uns zum Ziel, der ewigen Herrlichkeit, zu bringen.

Und die Gefahren sind ja allerdings vielfältig, die auf uns lauern, wenn wir als Christen in dieser Welt leben. Da sind die Gefahren, die von außen auf uns zukommen. Da ist die Welt, die so ganz anders eingestellt ist als wir Christen, die unsere Maßstäbe, wie sie von den zehn Geboten geprägt sind, nicht anerkennt und daher etwa unsere Einstellung zum Sonntag, zur Familie, gegen Abtreibung und Geburtenkontrolle, gegen Homosexualität und Scheidung nicht verstehen kann und will. Sie wird uns immer wieder und immer mehr angreifen, gerade auch dann, wenn wir uns zur Bibel als dem Wort für Wort eingegebenen, absolut irrtumslosen Gotteswort bekennen, wenn wir das Sechstagewerk der Schöpfung bezeugen, wenn wir verkündigen, dass allein Jesus Christus der Retter der Welt ist. Da kann es schon sein, dass sie uns feindselig ansieht, ja, dass sie uns irgendwann verfolgt. Und auch dann, in solchen Lagen, gilt es, fest zu halten an unserem Heiland Jesus Christus, zu vertrauen, dass er als unser guter Hirte uns auch dann nicht verlässt, sondern uns hindurchführt durch das finstere Tal, selbst wenn es irdisch mit dem Tod verbunden ist.

Gefahren von außen, das können auch andere Religionen und Konfessionen sein, mit denen wir, etwa durch Nachbarn, Bekannte, Freunde konfrontiert werden, auf deren Aussagen wir vielleicht zunächst keine rechte Antwort wissen. Wie wichtig ist es deshalb, dass du immer mehr gefestigt wirst in Christi Lehre, dass du die biblische Lehre immer besser weißt, unterwiesen wirst.

Angriffe von außen, das kann auch die Haltung deiner Verwandten, deiner Arbeitskollegen sein, die dich als zu radikal, als zu extrem einstufen, die dich zur Gleichgültigkeit, zu Kompromissen verleiten wollen. Da heißt es dann, fest zu bleiben auf dem geraden Weg Christi, der auch der schmale Weg ist und keine Kompromisse duldet. Das ist nicht immer leicht, weil wir da auch einsam werden, Freunde, Bekannte verlieren. Aber in Christus hast du immer wieder Stärkung, Tröstung.

Die Angriffe aber, durch die der Teufel uns zu Fall bringen will, durch die er uns abwenden will von Jesus Christus, durch die er uns wieder in das alte Gefängnis zurückbringen will, sie sind noch vielfältiger. Nicht nur von außen kommen sie, sondern auch von innen. Da sind Irrlehrer, die in den eigenen Reihen, der eigenen Gemeinde oder dem Gemeindeverband auftreten und sich Gehör, Duldung, Berechtigung verschaffen wollen. Da gilt es, wachsam zu sein, alles an der Schrift genau zu prüfen – und dann auch ein deutliches Wort zu sagen. Und wenn er nicht umkehrt, dann die Gemeinde anhand der Bibel aufzurufen, ihn auszuschließen. Geschieht dies aber nicht, dann muss es an uns sein, zu weichen von denen, die da Zertrennung und Ärgernis anrichten neben der biblischen Lehre.

Angriffe von innen – sie kommen auch dadurch, dass vielleicht um uns herum die biblischen Maßstäbe immer mehr aufgeweicht werden, der schmale Weg Jesu Christi breiter gemacht wird: Da wird voreheliche Gemeinschaft und Zusammenleben von Mann und Frau akzeptiert; da werden Frauen als Prediger angenommen; da wird die Bibel nicht mehr absolut als Gottes irrtumsloses Wort bezeugt; da wird nicht unabdingbar festgehalten am Gottes Sechstagewerk der Schöpfung; da wird Geburtenkontrolle als ganz normal angesehen und vieles mehr. Und da geht es nun darum, dagegen die biblischen Maßstäbe hochzuhalten, zu bezeugen, nicht schwach zu werden, nicht selbst sich an die falschen Linien anzupassen. Auch da kann es dann schließlich heißen, sich zu trennen, um treu und kompromisslos den schmalen Weg Jesu zu gehen und keine falschen Maßstäbe zu dulden.

Aber die Angriffe und Anfechtungen kommen ja nicht nur von außerhalb dir selbst, nein, sie kommen auch von deinem eigenen Fleisch. Ja, das sind sicher die meisten und auch die gefährlichsten, denn der Teufel kennt deine Schwachstellen, er kennt deine Lieblings-und Charaktersünden. Und in die will er dich immer wieder stürzen. Und auch in andere, bei denen du vielleicht gerade keine so große Acht hast. Und du weißt es selbst: Du fällst oft. Denn in dir, das ist, in deinem Fleisch, wohnet nichts Gutes; wollen hast du wohl, aber vollbringen das Gute findest du nicht. Schon Paulus hatte das von sich bezeugen müssen. Der alte Mensch, der noch in dir vorhanden ist, der wird nicht besser, der ändert sich gar nicht. Dadurch bist du immer wieder gefährdet. Darum ist die geistliche Waffenrüstung so wichtig, dass du in ihr gehen kannst und du so gewappnet bist bei den Angriffen. Vor allem aber: Bleibe nie liegen, wenn du gefallen bist, tue dem Teufel nicht diesen Gefallen. Sondern eile mit deiner Schuld und Sünde zu Jesus Christus, bekenne sie ihm und ergreife erneut seine Vergebung. Dann hat der Feind keine Gewalt mehr an dir in dieser Sache.

Gerade das will ja auch unser Abschnitt hervorheben: Gott verlässt dich nicht. Er ringt um dich. Er bekehrt dich, er befreit dich aus dem Sündengefängnis, wenn du wieder hineingeraten bist, befreit dich durch sein Wort und stärkt dich dann durch Wort und Sakrament. Er segnet dich dann in seiner Gemeinde durch die Lehre der Apostel, die Gemeinschaft, das Abendmahl und das gemeinsame Gebet. Gott will dich segnen, er will dich auch zum Segen setzen. Er weiß, dass du in all den Kämpfen, in all dem Ringen gegen die eigene Sünde wie all das Verkehrte, das von außen an dich heran dringt, dass du da schwach wirst, dass du oft nicht mehr kannst, dass du einsam wirst. Und was verheißt er dir? Ich will die müden Seelen erquicken und die bekümmerten Seelen sättigen. Gott stärkt dich. Er stärkt dich durch sein Wort und Sakrament. Darum ist es so wichtig, dass du Gottes Gnadenmittel reichlich gebrauchst, damit er entsprechend an dir arbeiten kann. Denn nur dann, wenn du auch Nahrung zu dir nimmst, kann sie dich stärken, damit du wieder zu Kräften kommst. So ist es geistlich auch. Nur dann, wenn du an Gottes Wort bleibst, kann er dich dadurch stärken, dir Trost geben, Freudigkeit, dich fest machen. Ja, er will dich sättigen, er will dir all das geben, was du wirklich brauchst. Glaubst du ihm? Dann vertraue auf ihn!

Ihm vertrauen, ihm die Ehre geben, das heißt auch: Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorget für euch! Du ehrst ihn dann recht, gerade in seiner Majestät, wenn du ihn beim Wort nimmst, wenn nicht du dich zersorgst über all das Übel, all die Probleme, sondern wenn du alles ihm anbefiehlst, von ihm alle Hilfe erwartest und auch erbittest, erflehst. Das ist immer wieder notwendig. Denn wie soll er dir helfen, wie soll er dich erquicken, sättigen, wenn du mit deiner Not, deinen Ängsten, deiner Schuld nicht zu ihm kommst? Wenn du meinst, du müsstest selbst damit fertig werden? Dann gräbst du dich nur immer tiefer in deine Not hinein und siehst schließlich gar keinen Ausweg mehr.

Darum: Verwundere dich nicht über die vielerlei Not, Bedrängnis, Trübsal, Anfechtung, die dich als Christ in deinem Leben betrifft, auch nicht, dass du trotz allem immer wieder fällst, sondern akzeptiere es, dass es zu deinem Christsein dazu gehört. In allem aber lebe in innigster Gemeinschaft mit deinem Heiland Jesus Christus, erwarte von ihm alle Hilfe, allen Trost, alle Vergebung, alle Stärkung. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 8. Sonntag nach Trinitatis ueber Jeremia 15,15-21:

Unser groesster Schatz – Gottes Wort

Jeremia 15,15-21: Ach, HERR, du weißt es; gedenke an uns und nimm dich unser an und räche uns an unsern Verfolgern! Nimm uns auf und verzieh nicht deinen Zorn über sie; denn du weißt, dass wir um deinetwillen geschmäht werden. Indes enthalte uns dein Wort, wenn wir’s kriegen; und dasselbe, dein Wort ist unsers Herzens Freude und Trost; denn wir sind ja nach deinem Namen genannt, HERR, Gott Zebaoth! Wir gesellen uns nicht zu den Spöttern noch freuen uns mit ihnen, sondern bleiben alleine vor deiner Hand; denn du zürnest sehr mit uns. Warum währet doch unser Schmerz so lange, und unsere Wunden sind so gar böse, dass sie niemand heilen kann? Du bist uns worden wie ein Born, der nicht mehr quellen will. Darum spricht der HERR also: Wo du dich zu mir hältst, so will ich mich zu dir halten, und sollst mein Prediger bleiben; und wo du die Frommen lehrest sich sondern von den bösen Leuten, so sollst du mein Lehrer sein; und ehe du solltest zu ihnen fallen, so müssen sie eher zu dir fallen. Denn ich habe dich wider dies Volk zur festen ehernen Mauer gemacht; ob sie wider dich streiten, sollen sie dir doch nichts anhaben; denn ich bin bei dir, dass ich dir helfe und dich errette, spricht der HERR. Und will dich auch erretten aus der Hand der Bösen und erlösen aus der Hand der Tyrannen.

Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. Dies stellt unser Heiland Jesus Christus in der Bergpredigt fest und warnt uns davor, unser Herz nicht an irdische Dinge zu hängen, an Reichtum, Ansehen, Kleidung, Schmuck oder andere äußerliche Sachen. Denn das, woran wir unser Herz hängen, nicht wahr, das prägt unser Leben, unser Denken, bestimmt unsere Lebenswege und Ziele. Darum ist es ganz wichtig, ja entscheidend, dass du dir klar wirst, woran dein Herz eigentlich hängt, was dein Leben wirklich im Letzten ausmacht. Und ob du also dem lebendigen, wahren Gott lebst und dienst oder einem Götzen. Dein Heiland Jesus Christus ruft dir zu: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. Sammle dir Schätze im Himmel, nicht auf Erden.

Was aber kann und soll dir dabei helfen, wie kannst du auf dem rechten Weg wandeln? Wenn du dich an Gottes Wort hältst. Denn in seinem Wort begegnet dir dein HERR ganz direkt und persönlich, redet zu dir, leitet dich. Darum ist die Bibel, die Offenbarung Gottes in Schriftform, der größte Schatz, den du auf Erden hast. Und den lasst uns nun heute unter dem Beistand des Heiligen Geistes näher betrachten.

Unser größter Schatz – Gottes Wort

1.     Was haben wir von Gottes Wort?

2.     Wie gehen wir recht mit Gottes Wort um?

1. Was haben wir von Gottes Wort? Indes erhalte uns dein Wort, wenn wir’s kriegen; und dasselbe dein Wort ist unsers Herzens Freude und Trost; denn wir sind ja nach deinem Namen genannt, HERR, Gott Zebaoth. Das hat schon Jeremia festgestellt. Dein Wort ist unsers Herzens Freude und Trost. Ist dir Gottes Wort wirklich deines Herzens Freude und Trost? Oder ist es dir eigentlich gleichgültig, liest du es überhaupt? Liest du es nur aus Pflicht? Es ist gewiss besser, es nur aus Pflicht, aus Gewohnheit zu lesen als überhaupt nicht. Aber wenn es dabei bleibt, dann hast du eine falsche Einstellung zu Gottes Wort und zu deinem Heiland Jesus Christus.

Warum aber sollte dir denn Gottes Wort deines Herzens Freude und dein Trost sein? Nun, denke doch nur, was dieses Wort, was die Bibel dir bringt! Sie ist, wenn du so willst, die Windel oder die Krippe, durch die dir dein Heiland und HERR Jesus Christus geschenkt wird. Es gibt gar keinen anderen Weg dazu, Jesus Christus kennen zu lernen, wirklich tief kennen zu lernen, als eben durch sein Wort, die Bibel, sei es, dass du sie liest, sei es, dass dir das Wort verkündigt wird. Darum ruft Jesus Christus ja auch die Pharisäer auf, und dieser Ruf gilt auch dir und mir: Suchet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darinnen; und sie ist’s, die von mir zeuget. Wozu liest du die Bibel, mit welcher Haltung, mit welchem Ziel? Suchst du wirklich Jesus Christus darinnen, im Alten wie im Neuen Testament? Ist es dir wirklich darum zu tun, ihn immer besser kennen zu lernen, immer mehr hineingeprägt zu werden in sein Bild? Er ist wirklich das Zentrum der Schrift. Deshalb betonte Paulus auch im Blick auf seine Verkündigung, dass er nichts wüsste als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.

Und bedenke doch einmal, warum Gott dir die Bibel gegeben hat? An Timotheus schreibt Paulus: Weil du von Kind auf die Heilige Schrift weißt, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, dass ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt. Die Bibel, die Heilige Schrift, das irrtumslose Gotteswort, es kann und will dich unterweisen zur Seligkeit, nämlich durch den Glauben an Jesus Christus. Dazu enthält die Bibel zwei Rede-oder Predigtweisen Gottes, die es recht zu unterscheiden gilt. Ja, wenn du die nicht recht scheidest, so kannst du die Bibel gar nicht richtig lesen und kommst zu ganz verkehrten Ergebnissen. Diese beiden Predigtweisen Gottes sind: Gesetz und Evangelium. Gesetz, das sind in klassischer Form die zehn Gebote, die Gottes Willen, Gottes Forderungen ausdrücken. Gesetz, das ist alles, was Gott von dir fordert, von dir will, wodurch er auch dir die Strafe androht. Wie ganz anders das Evangelium: Das ist die frohe Botschaft, durch die er dir in Jesus Christus die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht, das ewige Leben verheißt – und zwar frei, umsonst, ohne Vorleistung oder nachträgliche Bezahlung. Und all das bringt dir das Wort Gottes. Darum heißt es auch: So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes. Und zuvor: Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben. Gottes Wort berichtet dir ja nicht nur, was einst geschehen ist. Es listet dir auch nicht nur auf, was Gott von dir will; erzählt dir auch nicht nur von Jesus Christus und bietet dir auch nicht nur die wunderbaren Gaben des Evangeliums an. Nein, Gottes Wort wirkt in dir durch das Gesetz Sündenerkenntnis, Traurigkeit über die Sünde, Reue, Hass gegen die Sünde – und durch das Evangelium bietet es dir an, reicht es dir dar, eignet es dir zu Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht, die Versöhnung Gottes, das neue Leben – und weckt dadurch den Glauben an deinen Heiland Jesus Christus. Darum gebrauche es häufig, lies es täglich, damit Gott der HERR sein rettendes Werk an dir tun kann – und dich auch so bei sich erhalten. Denn, wie du gehört hast, es ist auch nütze zur Lehre, dass du fest wirst in dem, was der Inhalt des christlichen Glaubens ist, nütze aber auch zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit. Ja, durch das Wort will Gott dein gesamten Leben prägen, es neu machen. Welch ein Schatz ist also Gottes Wort, das dir ewiges Leben schenkt und dich erneuert.

Und durch die Bibel, durch Gottes Wort, hast du wirklich festen Boden unter den Füßen, für Zeit und Ewigkeit. Du brauchst nicht länger ungewiss zu sein über deine ewige Zukunft; du brauchst auch nicht länger zu zweifeln, wie denn Gott zu dir steht. Mit recht betont deshalb Petrus: Wir haben ein festes prophetisches Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem finstern Ort, bis der Tag anbreche, und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Gottes Wort kann nicht gebrochen werden, es ist irrtumslos, widerspruchslos, ist absolut richtig und wahr. Wenn du es liest, so darfst du wissen, dass es die reine Wahrheit ist, dass es völlig richtig ist, was darinnen steht. Mit Gottes Wort stehst du auf einem Felsen in der Brandung der Zeit, bei all den Unsicherheiten, bei all dem Ungewissen in dieser Welt. Darum: Halte diesen Schatz fest, dass du ihn recht gebrauchst!

Durch sein Wort will der HERR dich lehren und so auch deiner Geduld und deinem Trost festen Grund unter die Füße geben: Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf dass wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Dieser Trost ist kein bloßer Wunsch, kein leerer Trost, kein leeres Wort, sondern wirklich begründet, eben auf der Zusage Gottes, darauf, dass er dir in seinem Wort als dein Vater, als dein guter Hirte begegnet, der sich deiner annimmt, dein Fels und Hort, deine Burg, dein Erretter.

Nur durch Gottes Wort kannst du in ein rechtes Verhältnis zu deinem HERRN kommen. Denn Gottes Wort ist es, das weise macht. Durch sein Wort lernst du seine Befehle – und wenn du sie recht bedenkst, dann merkst du, wie weise sie sind, wie sie deshalb dein Herz erfreuen und erquicken. Vor allem: Du lernst rechte Gottesfurcht, lernst, recht dich zu scheuen vor der Sünde.

O, da merkst du, wie absolut wichtig, absolut notwendig du sein Wort hast – und nicht nur aus Zwang, sondern von ganzem Herzen. Wie köstlich heißt es daher doch in Ps. 119: Wohl denen, die ohne Wandel leben, die im Gesetz des HERRN wandeln. Wohl denen, die seine Zeugnisse halten, die ihn von ganzem Herzen suchen.

2. Und das leitet uns auch über zu dem zweiten Punkt: Wie gehen wir recht mit Gottes Wort um? Wohl denen, die seine Zeugnisse halten, die ihn von ganzem Herzen suchen. Dieses Wort zeigt die rechte Haltung an, wie wir mit dem Wort Gottes umgehen sollen. Bedenke doch, was die Bibel ist: Sie ist es nicht ein Buch wie jedes andere. Nein, sie ist Gottes Buch, ist Gottes Wort. Der lebendige Gott selbst redet da zu dir. Wie du dich zu seinem Wort stellst, das zeigt auch, wie du dich zu seiner Majestät stellst. Wenn dir Gottes Wort gleichgültig ist, dann ist dir tatsächlich auch Gott selbst gleichgültig – denn wie könntest du sonst so wenig mit seinem Brief an dich dich beschäftigen? Jesus Christus ruft dich auf: Suchet in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darinnen; und sie ist’s, die von mir zeuget. Ihn, deinen Heiland, sollst du suchen in der Schrift. Es geht darum, dass du also dich beschäftigst mit der Bibel, dass du lebst mit der Bibel, dass du sie liest. Und zwar nicht nur ab und an, wenn du gerade Lust dazu hast. Nein, das soll dir zur Regel werden, täglich sollst du sein Wort lesen. Und nicht nur so drüberlesen. Nein: Lies betend, bitte den HERRN, dass er es dir aufschließt durch seinen Heiligen Geist, weil du es sonst nicht verstehst. Und suche Jesus Christus darinnen. Er ist das Zentrum Alten und Neuen Testamentes. Und: Unterscheide Gesetz und Evangelium. Nicht Gottes Forderungen sind der Weg zur ewigen Errettung, sondern allein das Evangelium Jesu Christi. Das gilt es recht zu beachten und zu unterscheiden.

Ja, lenke dein Herz darauf, dass du deinen Heiland suchst in der Bibel! Und: Behalte sein Wort, präge es dir ein. Von Maria etwa wird uns berichtet, dass sie all die Worte, die ihr die Hirten gesagt hatten, in ihrem Herzen behielt und bewegte. So sollst du es auch tun. Darum ist es gut, wenn du einen Text mehrmals liest. Dann prägt sich dir sein Inhalt besser ein. Dann kannst du ihn auch recht bewegen, darüber nachdenken, ihn dir zu Herzen nehmen.

Das geht aber nur, wenn du wahrhaft die Bibel als das Wort deines Gottes, deines Heilandes an dich erkennst, der zu dir reden will. Der Psalmist kann beten: Meine Seele ist zermalmet vor Verlangen nach deinen Rechten allezeit! Solch ein Verlangen hat er nach Gottes Wort, nach Gottes Gesetz, nach Gottes Ordnung! Geht es dir auch so? Wenn nicht, dann bitte den HERRN darum, dass er doch solch ein Verlangen in dir erwecke!

Und: Glaube dem, was dein HERR dir sagt. Es ist dir ja nicht nur gegeben, dass du wissen anhäufst, dass du sagen kannst, was so alles in der Bibel darinnen steht. Nein, es ist dir zum Glauben gegeben. Denke doch an Abraham, wie er dem Wort Gottes vertraut hat. In einer Situation, in der menschlich gar nichts zu erwarten war, da hat er sich dennoch an dieses Wort Gottes gehalten. Er hat es ganz für sich in Anspruch genommen. So sollst du es auch machen. Gott spricht zu dir in seinem Wort. Nimm du dieses Wort für dich in Anspruch. Wenn es also heißt, dass Gott die Welt geliebt hat, so bleibe nicht bei diesem Ausspruch stehen, sondern ziehe daraus im Glauben die logische Schlussfolgerung: Dann hat er ja auch mich geliebt. Ja, da darfst du deinen Namen einsetzen. Das heißt glauben, das heißt, Gott beim Wort nehmen. So kannst du sollst du es auch mit den Verheißungen machen – aber auch mit Gottes Forderungen.

Dieser Glaube wird auch weitere Konsequenzen haben: Du willst jetzt im Gesetz des HERRN wandeln. Du willst den Willen Gottes tun. Glauben, das ist ja nicht nur, dass du dem Wort vertraust, unbedingt, sondern hat dann auch Folgen: Das, was wir mit den guten Werken bezeichnen. Denn der Glaube, wenn er nicht Werke hat, so ist er tot in sich selber. Die guten Werke sind die natürliche Folge. Und als Christ ist es dir dann ein Verlangen, Gottes Wort auch auszuführen. Und du weißt auch: Wenn ich schaue allein auf deine Gebote, so werde ich nicht zuschanden.

Das hat auch weitergehende Konsequenzen, wie auch unser Abschnitt zeigt: Wir gesellen uns nicht zu den Spöttern noch freuen uns mit ihnen, sondern bleiben alleine vor deiner Hand. Glauben führt auch zu Trennungen. Du kannst nicht mehr da sein, wo offenbar gesündigt wird, wo über Gott gespottet oder gelästert wird. Du kannst nicht mehr dabei sein, wenn die Menschen einfach sich selbst, ihren Begierden, ihren Lüsten, ihren Wünschen leben wollen, sondern dir geht es jetzt darum, Gott zu Ehren zu leben, seinen Willen zu tun. Das kann dazu führen, dass sich Freunde, Bekannte von dir trennen – und du musst es hinnehmen. Da kann es dann keine Kompromisse geben, so schwer es auch fällt.

Während du einerseits dich aber abwendest von der Sünde, so wendest du dich doch andererseits den Sündern zu, die hören wollen, nämlich dein Zeugnis, Gottes Wort. Denn dann, wenn das Wort Gottes in dir den Glauben geweckt hat, dann willst du auch, dass andere auch daran Anteil haben, dass andere auch zur Errettung durch den Glauben an Jesus Christus kommen. Du kannst dann nicht einfach schweigen, sondern suchst Wege, wie du Gottes Wort auch ihnen bekannt machen kannst. Und auch dazu will dir die Bibel Hilfe sein, weil ihr Gesetz den anderen zur Sündenerkenntnis führt, so, wie dich auch, und das Evangelium auch den anderen bekehrt. Du musst es nicht tun, du teilst nur das Wort aus.

So lasst uns täglich eifrig Gottes Wort lesen, es auf uns selbst anwenden und daraus leben, dass Gott dadurch immer mehr unser Leben prägt. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 9. Sonntag nach Trinitatis ueber 1. Chronik 29,10-13:

Gott allein die Ehre!

1. Chronik 29,10-13: Und [David] lobte Gott und sprach vor der ganzen Gemeinde: Gelobet seiest du, HERR, Gott Israels, unsers Vaters, ewiglich! Dir gebührt die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein ist das Reich, und du bist erhöhet über alles zum Obersten. Dein ist Reichtum und Ehre vor dir; du herrschest über alles; in deiner Hand steht Kraft und Macht; in deiner Hand steht es, jedermann groß und stark zu machen. Nun, unser Gott, wir danken dir und rühmen den Namen deiner Herrlichkeit.

Davids großer Wunsch war es gewesen, Gott dem HERRN auch ein irdisches, ein steinernes Haus, einen Tempel, zu bauen. Das geistliche Haus, das hat David kräftig mitgebaut, allein seine Psalmen sind davon ein beredtes Zeugnis. Außerdem hat er den Gottesdienst geordnet, worauf sein Sohn Salomo später zurückgreifen konnte. Und er selbst lebte im Glauben, als ein Sünder und Gerechtfertigter zugleich, als einer, der auch fiel, wie wir wissen, aber durch Gottes Gnade wieder aufgerichtet wurde. David also hätte gerne dem HERRN auch ein irdisches Haus, einen Tempel gebaut. Gott aber hat es ihm gewehrt. Du hast viel Blut vergossen und große Kriege geführt, darum sollst du meinem Namen nicht ein Haus bauen, weil du so viel Blut auf die Erde vergossen hast vor mir, sagte ihm der HERR. Zugleich aber verhieß er ihm, dass sein Sohn, der sein Nachfolger werden sollte, der sollte ein ruhiger Mann sein, denn ich will ihn ruhen lassen von allen seinen Feinden umher; denn er soll Salomo heißen, denn ich will Frieden und Ruhe geben über Israel sein Lebenlang. Der soll meinem Namen ein Haus bauen. David selbst aber bereitete alles vor, soweit es ihm möglich war. Aus der Kriegsbeute zweigte er viel Gold, Silber und Erz aber für den Tempelbau. Auch aus seinem eigenen Vermögen gab er große Mengen und vertraute sie schließlich seinem Sohn an zum Tempelbau. Diesem Vorbild schlossen sich die anderen Fürsten Israels freiwillig, mit freudigem Herzen, in ganzer Hingabe an den HERRN an, so dass das Volk und der König darüber jubelten, sich freuten und Gott den HERRN rühmten, der so die Herzen bewegt hatte. Ja, sie gaben Gott die Ehre, die ihm gebührt.

Lasst uns nun das Gebet Davids näher betrachten, das er in diesem Zusammenhang gesprochen hat:

Gott allein die Ehre!

1.     Gottes Gottheit bedenken

2.     Von Gottes Allmacht alles erwarten

1. Gottes Gottheit bedenken. Salomo und mit ihm das ganze Israel hatte sich daran gemacht, dem dreieinigen Gott ein irdisches, ein steinernes Haus zu bauen, den Tempel zu Jerusalem, als einen Ort der Gegenwart des lebendigen Gottes bei seinem Volk, als einen Ort, der aber auch für die Herrlichkeit Gottes und seines Reiches stehen sollte. David hatte schon eine große Menge an Vorrat angelegt für den Bau – und nun hatten die Fürsten seinem Beispiel nachgeeifert, hatten sich selbst Gott dem HERRN ergeben, hatten freiwillig, von Herzen, große Mengen an Gold, Silber, Erz und Eisen beigesteuert zum Tempelbau. Da konnten David und das Volk nur staunen, wie Gott die Herzen willig macht, wie Gott Menschen bereitet. Und sie staunten über diesen ihren wahren, lebendigen Gott, der ja auch unser Gott ist, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott und Vater Jesu Christi, wesenseins mit dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wer ist doch dieser unser Gott? Wie ist er?

Gelobet seist du, HERR, Gott Israels, unsers Vaters, ewiglich. Er ist der HERR, ist der Herrscher über alles. Vor allem aber, er ist der Gott Israels, der Gott Jakobs – und immer noch der gleiche. Wenn Gott der HERR sich als der Väter Gott zu erkennen gibt, so macht er damit deutlich: Ich ändere mich nicht. Ich bin derselbe gestern, heute und in alle Ewigkeit. Wie ich zu den Vätern war, so bin ich auch zu euch. Was ich damals verheißen habe, das gilt heute auch noch. Und was ich damals angedroht habe, auch das bin ich bereit, heute noch zu vollziehen. Gott ändert sich nicht. Wie sehr unterscheidet er sich doch damit von uns Menschen, die wir uns so häufig ändern, unsere Ansichten, unsere Ziele, unsre Vorhaben. Wie wenig ist oft auf unser Wort Verlass. Aber auf Gottes Wort kannst du dich verlassen, eben, weil er sich nicht ändert, weil damit auch das, was er gestern gesagt hat, heute noch gilt und ebenso morgen und in alle Ewigkeit noch gelten wird. Was er zusagt, das hält er gewiss. Wie wichtig ist das doch für uns. Wenn du die Bibel liest, so weißt du darum, dass Gottes Wort wahr ist, dass es irrtumslos ist – und dass es unverbrüchlich auch für dich noch gilt, so, wie es einst für Abraham, Isaak, Mose, David, Paulus gegolten hat. Du kannst dem Wort vertrauen, ohne Abstriche, du kannst es für dich in Anspruch nehmen, denn es gilt auch dir voll und ganz.

Dir gebührt die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein ist das Reich, und du bist erhöht über alles zum Obersten. Gott ist der HERR, er ist die wahre Majestät. Er hat alle Gewalt, alle Macht, alle Weisheit. Niemand kann ihm widerstehen. Wenn er spricht, so geschieht es. Niemand kann es hindern. Alles muss ihm darum dienen. Keine Macht im Himmel und auf Erden ist auch nur annähernd ihm vergleichbar. Auch die höchste irdische Macht und Majestät ist nur ein müder Abglanz seiner wahren, ewigen Majestät. Er hat Sieg! Und niemand kann ihm den streitig machen. Jetzt, in der Zeit dieser Welt, scheint es oft so anders zu sein, scheinen die widergöttlichen Kräfte oft so machtvoll, so siegreich zu sein. Aber das scheint nur so. Dennoch müssen sie tatsächlich dem Reich Gottes dienen. Ja, denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Gott ist der HERR – über die Mächte und Kräfte des Universums wie dieser Welt. Ja, es gibt sehr wohl für uns unsichtbare Mächte, dämonische Mächte – aber Gott der HERR ist viel mächtiger und größer als sie. Sie können ihm nichts anhaben, müssen ihm vielmehr auch zu seinem Ziel dienen. Ja, es gibt mächtige Kräfte hier auf Erden, Ideologien, Religionen, Staaten, Mächte, die uns Christen sehr bedrohlich werden können. Mächte, die irdisch gesehen, so viel mächtiger sind als die Gemeinde Jesu Christi – und dennoch Mächte, die nichts sind gegenüber dem lebendigen Gott, die ihm doch dienen müssen. Und dereinst werden sie alle verschwunden sein, werden nicht mehr sein. Auch das mächtigste antichristliche Reich wird dann im Nu untergehen, dahin sein, wenn Jesus Christus wieder kommt. Darum brauchen wir uns nicht zu fürchten, sondern dürfen trotz allem getrost sein. Denn Jesus Christus ist und bleibt der Sieger!

2. Von Gottes Allmacht alles erwarten. Und weil dem wahrhaft so ist, darum dürfen wir auch von Gottes Allmacht alles erwarten. Dein ist Reichtum und Ehre vor dir; du herrschest über alles; in deiner Hand steht Kraft und Macht; in deiner Hand steht es, jedermann groß und stark zu machen. Gott der HERR herrscht über alles. Er ist der Allmächtige, er kann alles tun, was er auch immer will. Er kann auch die Herzen der Könige bewegen wie Wasserbäche. Er kann ebenso auch die Menschen verändern und ihr Herz bewegen zu dem, was er will. Wie ungeheuer wichtig ist das doch für uns zu wissen. Das ist wichtig für unser alltägliches Leben. Denn dann weißt du, dass auch alles, was dich betrifft, was dir begegnet, es sei gut oder böse, nicht außerhalb von Gottes Herrschaftsbereich steht, sondern ihm unterworfen ist. Und dann weißt du ebenso, dass auch alle Menschen, mit denen du es zu tun hast, in seiner Hand sind. Er kann ihre Haltung, ihren Sinn, ihre Ziele ändern. Sie sind alle in seiner Hand. Ihm, dem lebendigen Gott, ist kein Ding unmöglich. Darum sollst du getrost sein und alle Sorgen auf ihn werfen, denn er sorgt für dich.

Gott ist der HERR über alles und kann alles bewegen – das gilt umso mehr im Blick auf den Bau seines Reiches. Der Bau des Tempels damals in Jerusalem ist ja zugleich auch ein Bild für den Bau der Gemeinde Jesu Christi. Im Neuen Bund haben wir keinen besonderen Ort der Anbetung mehr, benötigen ihn auch nicht. Wir haben wohl Kirchengebäude, soweit es möglich und notwendig ist, aber sie sind nicht vergleichbar mit dem Tempel im Alten Testament. Der Tempel im Neuen Testament, das ist vielmehr die Gemeinde Jesu Christi, erbaut aus lebendigen Steinen, den Gläubigen. Und wie baut der dreieinige, allmächtige Gott diese seine Gemeinde? Nicht anders als durch sein Wort. So kommt der Glaube aus der Predigt, die Predigt aber durch das Wort Gottes. Aber er baut sie nicht unmittelbar, er schüttet den Glauben, das Evangelium nicht wie durch einen Trichter von oben herab, sendet auch keine Engel. Nein, Gott der HERR verwendet dazu Menschen, hat seiner Gemeinde den Befehl gegeben, hinauszugehen in alle Welt und das Evangelium aller Kreatur zu predigen.

Dieser Befehl mag uns gewaltig erscheinen. Und er war noch viel gewaltiger damals, als die Gemeinde nur die elf Apostel, später dreizehn, und etliche hundert Jünger hatte. Aber sind sie davor zurückgeschreckt? Nein, sie haben ihn in Angriff genommen. Denken wir nur an Paulus, der zielstrebig eine unerreichte Region nach der anderen angesteuert hat. Und so sollen auch wir als Gemeinde Jesu Christi vor dieser ungeheuren Aufgabe nicht zurückschrecken, sondern sie vielmehr annehmen aus Gottes Hand und ihn bitten, dass er uns leitet, wo und wie wir daran teilhaben können, in unserer Umgebung und auch weltweit. Gott ist der HERR über alles, er ist auch der HERR über die Menschenherzen. Das heißt: Er kann auch Menschen bewegen, dass sie bereit werden, als Missionare Gottes Wort zu verkündigen, wo immer der HERR sie auch haben will. Das dürfen wir glauben, darum dürfen wir beten, sollen wir beten: Bittet den HERRN der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende! Und Gott der HERR bewegt nicht nur die Herzen zu dieser Willigkeit, er bereitet sie auch zu für den Dienst, schenkt ihnen auch den nötigen Freimut und die Vollmacht, sein Wort recht auszuteilen. So hat er einst auch Mose ausgerüstet, der sich so ganz unfähig vorkam, Israel zu führen. So hat er auch Jeremia geleitet, ihm die Worte gegeben, der doch vor dieser Aufgabe so sehr zurückgeschreckt war. Und so wird er auch heute diejenigen ausrüsten, auch durch Ausbildung, aber auch durch sein Wort und seinen Geist, die berufen und gesandt sind zum Dienst des Wortes.

Aber auch das Werk selbst ist Gottes Werk. Die Boten, die Gott der HERR durch die Gemeinde hinaus sendet, dass sie die frohe Botschaft von der Rettung durch Jesus Christus verkündigen, diese Boten können nichts anderes tun, als in Treue, Eifer, Konsequenz, Entschiedenheit, in rechter Unterscheidung von Gesetz und Evangelium, das Wort Gottes zu verkündigen. Aber dass daraus Frucht erwächst und diese Frucht auch gedeiht, das ist allein Gottes Werk. Wir säen und begießen nur – Gott aber gibt das Gedeihen. Auch darum gilt es zu beten. Und: Ihm zu überlassen, wann er die Frucht geben will. Manchmal kann es sehr schnell gehen; oft aber können Jahre darüber vergehen, Jahre, in denen die Sendboten wie auch die Gemeinde verzagen mögen – und doch wird Gott der HERR zu seiner Zeit unter Umständen das Tor weit auftun. Oder aber es ist tatsächlich nur eine kleine Gemeinde, während die große Masse dem Wort widerstrebt. Das können wir nicht hindern. So unterschiedlich sind Gottes Wege. Wie groß war die Gemeinde in Korinth – und wie wenig sind in Athen zum Glauben gekommen. Wir gering war die Frucht des Wortes des Propheten Jeremia, der so rang um sein Volk. Es ist Gott der HERR, der Menschen bekehrt, nicht wir Menschen. Und er wird alle, die er von Ewigkeit her erwählt hat in Jesus Christus zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus auch wirklich selig machen. Keiner von ihnen wird verloren gehen. Und uns will er dabei als seine Werkzeuge verwenden.

Wie er aber, Gott der HERR, es ist, der sein Reich baut, so ist er es auch, der die irdischen Mittel dazu gibt, gerade auch die Finanzen. Und zwar zu seiner Zeit. Auch darum kann und soll die Gemeinde des HERRN bitten und getrost und zuversichtlich sein. So hat er die Seinen immer wieder durchgetragen, wie wir aus der Missionsgeschichte eindrücklich erfahren.

Er kann vor allem aber auch Mitstreiter geben für diesen Dienst, Mitstreiter im Gebet. Auch das ist wichtig. Ja, wir können Mission schon im Gebet vorbereiten, schon jetzt beten für Menschen und Gebiete, die noch unerreicht sind, dass doch Gott der HERR Boten sende und Menschen bekehre. Das gilt gerade für die islamische Welt, auch die kommunistischen Staaten – aber in besonderer Weise auch die von Atheismus und Gleichgültigkeit geprägten westlichen Staaten, die das Wort Gottes schon so lange hatten.

Im Vertrauen auf sein Wort können und sollen wir teilnehmen am Bau des Reiches Gottes: in unserer Umgebung, bei unseren Kontakten; vor allem aber auch im Gebet: für uns selbst, unsere Gemeinde, unser Land, die Menschen, auch Ausländer, in unserem Land, die islamische Welt, die kommunistischen Staaten. Lasst uns da neu anfangen und treu werden – und getrost vertrauen auf den starken Arm unseres allmächtigen Gottes, der nicht will, das jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre! Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Israelsonntag ueber Jeremia 7,1-7:

Der falsche und der wahre Gottesdienst

Jeremia 7,1-7: Dies ist das Wort, welches geschah zu Jeremia vom HERRN, und sprach: Tritt ins Tor im Hause des HERRN und predige, daselbst dies Wort und sprich: Höret des HERRN Wort, ihr alle von Juda, die ihr zu diesen Toren eingehet, den HERRN anzubeten. So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels: Bessert euer Leben und Wesen, so will ich bei euch wohnen an diesem Ort. Verlasset euch nicht auf die Lügen, wenn sie sagen: Hier ist des HERRN Tempel, hier ist des HERRN Tempel, hier ist des HERRN Tempel! Sondern bessert euer Leben und Wesen, dass ihr recht tut einer gegen den andern und den Fremdlingen, Waisen und Witwen keine Gewalt tut und nicht unschuldig Blut vergießet an diesem Ort; und folget nicht nach andern Göttern zu eurem eigenen Schaden; so will ich immer und ewiglich bei euch wohnen an diesem Ort, im Lande, das ich euren Vätern gegeben habe.

Was ist das eigentlich: Gottesdienst? Wir verwenden dies Wort gewöhnlich für das, was hauptsächlich sonntags, zuweilen auch an anderen Tagen, als Veranstaltung der Gemeinde Jesu Christi stattfindet, in der die Gnadenmittel, die Jesus Christus seiner Gemeinde anvertraut hat, ausgeteilt werden, nämlich das Evangelium in Wort und Sakrament. Es ist durchaus berechtigt, dafür diesen Begriff zu verwenden. Denn was drückt er aus? Wer handelt da? Nun, das ist ganz wichtig, damit wir auch ein rechtes Verständnis dessen haben, was da sonntäglich geschieht: Gott der HERR selbst ist es, der da handelt, der durch sein Wort in Gesetz und Evangelium zu uns redet und durch das Wasserbad im Wort oder die Einsetzungsworte bei Brot und Wein einen jeden direkt, ganz persönlich, anspricht. Gott dient dir mit seinen Gnadenmitteln im Gottesdienst. Das steht im Zentrum dieser Feier. Wenn du also Gott begegnen willst, dann komm in den Gottesdienst: Das ist der Ort, wo du es kannst, wo er dir begegnet in Wort und Sakrament. Natürlich bist du auch tätig im Gottesdienst. Als Gemeinde beugen wir uns unter unsere Schuld; als Gemeinde loben und preisen wir unseren HERRN, rufen wir ihn an, beten wir für uns selbst und viele andere. Und als Gemeinde bekennen wir unseren Glauben. Aber all das, so wichtig es auch ist, ist doch, um es einmal so auszudrücken, das Rahmenprogramm zu dem, was Gott an uns tut. Aber der Begriff Gottesdienst beschreibt mehr als nur diese Feier an Sonn-und Feiertagen. Mit dem Wort Gottesdienst wird vielmehr unser Leben vor Gott beschrieben, das heißt, ein Leben, das Gott geweiht ist, Gott dient. Darum hebt Luther es auch hervor, dass jede Alltagsarbeit, die für den HERRN getan wird, so schlicht, so einfach, so schmutzig sie auch sein mag, Gottesdienst ist. Beide Anwendungen dieses Begriffes greifen dabei ineinander. Dass du für den Alltag die Kraft, die Wegweisung hast für dein Leben, das geschieht in der Gottesdienstfeier. Aber das, was dort verkündigt wird, dieses Reden Gottes zu dir, dieses sein Handeln an dir durch Wort und Sakrament, das soll und muss dann auch Auswirkung haben in deinem Alltag, sonst ist etwas schief mit deinem Christsein.

Und genau über diese Not geht auch unser heutiger Abschnitt. Den lasst uns betrachten unter dem Beistand des Heiligen Geistes:

Der falsche und der wahre Gottesdienst

1.     Der falsche Gottesdienst

2.     Der wahre Gottesdienst

1. Der falsche Gottesdienst. Es gibt also so etwas wie einen falschen Gottesdienst. Was ist damit gemeint? Nun, der falsche Gottesdienst wird oft gar nicht sogleich als solcher erkannt, weil er eigentlich mit dem äußerlich richtigen Gottesdienst zusammenläuft. So war es auch damals bei den Juden. Wir hören dies aus den Worten des Propheten Jeremia, wie sie gepocht haben auf den Tempel: Hier ist des HERRN Tempel, hier ist des HERRN Tempel, hier ist des HERRN Tempel. Sie haben gewiss auch die vorgeschriebenen Gottesdienste dort gehalten, die durch Mose vorgegebenen Feste gefeiert, die Opfer gebracht. All das hat gewiss statt gefunden. Und doch sieht Gott der HERR dies als einen falschen Gottesdienst an. Das verwundert dich vielleicht auf den ersten Blick, umso mehr, als doch Gott im Alten Testament diese Gottesdienstweisen vorgeschrieben hatte. Aber schon durch den Propheten Jesaja drückte der HERR seine Abneigung aus gegen diese jüdischen Gottesdienste: Was soll mir die Menge eurer Opfer? spricht der HERR. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fetten von den Gemästeten und habe keine Lust zum Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke. Wenn ihr hereinkommet zu erscheinen vor mir, wer fordert solches von euren Händen, dass ihr auf meinen Vorhof tretet? Bringet nicht mehr Speisopfer so vergeblich! Das Räuchwerk ist mir ein Greuel; der Neumonden und Sabbate, da ihr zusammenkommet und Mühe und Angst habt, deren mag ich nicht. Meine Seele ist feind euren Neumonden und Jahrzeiten; ich bin derselbigen überdrüssig; ich bin’s müde zu leiden. Und wenn ihr schon eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen von euch; und ob ihr schon viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Bluts. In diesen Worten wird die Abscheu Gottes gegen diese Gottesdienste deutlich. Warum? Im letzten Vers deutet der HERR es an: Eure Hände sind voll Bluts. Bei Amos, der im Nordreich wirkte, heißt es, dass sie die Armen und Elenden unterdrückt und verderbt haben, dass ihr Hauptbestreben gerichtet war darauf, nur ja viel Profit zu erreichen, das große Geld zu machen. Schon am Sabbath haben sie darauf gesonnen, wie sie ihr Getreide möglichst teuer verkaufen, wie sie die Waage fälschen, wie sie den Armen und Elenden auch noch das letzte Geld aus ihrem Geldbeutel ziehen könnten.

Du siehst: Äußerlich kann einerseits alles gut gehen. Sie gehen in den Gottesdienst, sie hören Gottes Wort, sie haben damals ihre Opfer gebracht, heute bringen sie ihre Spenden, empfangen auch das Abendmahl. Vielleicht lesen sie sogar in der Bibel – und meinen dann, es sei doch alles in Ordnung. Aber tatsächlich ist nichts in Ordnung, weil ihr Leben, ihr Denken, ihr Reden, ihr Handeln dem Wort Gottes widerspricht. Gottesdienst ist eben nicht etwas äußerlich Formales, mit dem du Gott abspeisen kannst, nein, dein ganzes Leben soll ein Gottesdienst sein, ein Leben in Gottes Wort, ein Gott gehorchen. Wenn das nicht der Fall ist, wenn Gottes Wort nicht dich und dein Leben verändert, dann ist hinter dein Christentum allerdings ein großes Fragezeichen zu setzen. Denn der Glaube, der keine Frucht bringt, ist tatsächlich tot, das heißt, er ist gar nicht vorhanden.

Wir finden ja auch im Neuen Testament ganz extreme Formen dieses falschen Gottesdienstes, der versteckt ist unter dem äußerlich richtigen Gottesdienst, nämlich bei den Pharisäern. Sie waren die fromme Elite des jüdischen Volkes und standen rein äußerlich gesehen ethisch durchaus hoch. Und doch greift unser Heiland Jesus Christus sie massiv an, schon in der Bergpredigt. Er verlangt, dass unsere Gerechtigkeit besser sein muss als diejenige der Pharisäer. Für die Menschen damals klang dies schier unerfüllbar: noch strenger leben als die Pharisäer? Noch frömmer sein? Wie soll das gehen? Aber es war ganz anders gemeint. Unser Heiland erläuterte dies anhand der Gebote. Das fünfte Gebot lautet: Du sollst nicht töten. Die Pharisäer nahmen für sich in Anspruch, dieses Gebot gehalten zu haben, wenn sie niemand willentlich umgebracht hatten. Jesus Christus aber zeigt, dass die Sünde gegen das Gebot schon viel früher anfängt, nämlich mit den bösen, den bitteren, den boshaften Gedanken, mit der Missgunst, mit dem Hass gegen den anderen, was die nächste Steigerung ist, woraus dann schließlich die böse Tat hervorbricht. Aber all das andere ist auch schon Sünde gegen das fünfte Gebot. Es geht also nicht nur um die äußere Tat, die sichtbar ist, die bürgerliche Gerechtigkeit also, auf die auch der Staat zu sehen hat. Nein, es geht vielmehr um dein Herz, um die Herzenshaltung, die bei dir vorhanden ist, und wie du damit umgehst. So wird das sechste Gebot, Du sollst nicht ehebrechen, eben bereits mit der bösen Lust, mit dem begehrlichen Blick gebrochen, auch wenn sonst nichts weiter passiert.

Die Pharisäer gaben gerne Almosen, wenn es nur öffentlich wurde, wenn sie dadurch etwas für ihr Image beim Volk tun konnten. Damit aber haben sie kein vor Gott gutes Werk getan, weil es ihnen gar nicht darum ging, die Not anderer zu lindern, oder nicht in erster Linie, sondern darum, Ansehen bei den Menschen zu erringen. So kann alle äußere Frömmigkeit auch verkehrt werden in Sünde. So auch bei den Gebeten, die sie mit Bedacht öffentlich vollzogen, um dadurch gesehen und für ihre Frömmigkeit bestaunt und geachtet zu werden. All das ist falscher Gottesdienst.

Und aus ihm kann dann eine ganz falsche, schiefe Frömmigkeit erwachsen. So bogen die Pharisäer mit scheinbar frommen Argumenten das vierte Gebot um, indem sie sagten, sie täten ihren Eltern doch besser, wenn sie sie nicht direkt unterstützten, sondern das Geld für den Tempel spendeten. Das aber, so betonte der HERR Jesus Christus, sind Menschengebote, die nichts gelten vor Gott.

So achte darauf, wie es mit deiner Frömmigkeit aussieht, wo die Motive für deine Frömmigkeit liegen: Ist es Gewohnheit, oder ist es einfach, weil es dein Beruf, dein Ansehen bei den Nachbarn, bei den Verwandten erfordert? Oder lebt du im Grunde zweigleisig: einerseits fromm, mit Gottesdienst, Sakrament, Andacht – andererseits aber voll Habgier oder Bosheit oder Neid oder Missgunst oder unreinen Begierden. Und du meinst, das würde alles zusammen passen? Nein, das passt nicht zusammen. Für Gott ist deine Frömmigkeit dann nur Heuchelei. Darum betonte Samuel schon Saul gegenüber, der auch Gottes Gebot mit frommem Geschwätz umgebogen hatte: Gehorsam ist besser als Opfer. Darum geht es Gott nämlich: Dass du sein Wort hörst und es auch tust. Wo die Werke nicht folgen, die in Gottes Wort beschrieben und gefordert sind, da ist all dein Gottesdienst, da ist all deine Frömmigkeit falsch, Heuchelei.

2. Der wahre Gottesdienst. Wie also sieht dann der wahre, der richtige Gottesdienst aus, den Gott haben will? In unserem Abschnitt ruft Gott der HERR uns auf durch Jeremia: Bessert euer Leben und Wesen, so will ich bei euch wohnen an diesem Ort. Bessert euer Leben und euer Wesen. Darum geht es. Es geht um eine grundlegende, grundsätzliche Umkehr, ein grundsätzliches Umdenken, die radikale Kehrtwende in deinem Leben, die sich dann in vielen alltäglichen Umkehrungen, Umdenkprozessen in den Einzelheiten deines Lebens auswirkt. Dann, wenn du das mit Ernst anpackst, wirst du bald merken, dass du zwar an dem einen oder anderen Punkt äußerlich ganz gut voran kommen magst. Aber dann wirst du dahin kommen, dass es nicht mehr weiter geht, ja, du stellst fest: Das Hauptproblem ist in meinem Inneren, da ist das Böse darinnen. Und du erkennst deine abgrundtiefe Verdorbenheit und Verlorenheit und damit auch, wie völlig unmöglich es dir ist, wirklich grundsätzlich besser zu werden oder auch nur wirklich Gottes Willen zu erfüllen. Da zerbricht all deine Selbstgerechtigkeit, all dein Stolz, all deine Selbstverwirklichung. Du erkennst, dass du mit leeren Händen vor Gott dastehst und dass du ihm nichts bringen kannst, nicht einmal die Umkehr, denn du selbst kannst sie gar nicht vollziehen. Wenn du dann aber so mit leeren Händen vor ihm dastehst, dann wird er dich an den verweisen, der sie dir füllen will mit seiner Gerechtigkeit, die er für dich erworben hat: Jesus Christus, den Heiland der Welt, das Lamm Gottes, das der Welt Sünden, auch deine, längst getragen hat. Und wenn du dich an ihn klammerst voll Vertrauen, dass er auch dein Heiland ist, der auch Gott mit dir versöhnt hat, dann vollzieht Gott damit die Umkehr in dir, die Bekehrung, die neue Geburt, denn sie ist Geburt von oben, Geburt aus Gott.

Aber das ist erst der Anfang. Bessert euer Leben und euer Wesen, das gilt ja weiter. Das will nun in deinem Alltag sich auswirken. Da gilt es ein radikales Umdenken, eine Veränderung durch Erneuerung der Sinne und Gedanken, deiner Vorstellungen. Da ist Gottes Gesetz, Gottes Gebot dir nicht mehr etwas Hartes, Unerbittliches, sondern durchaus etwas Liebliches, weil es dir den Willen Gottes zeigt, den du doch so gerne tun willst. Wahrer Gottesdienst, das heißt: täglich den alten Menschen ausziehen und den neuen Menschen anziehen; täglich entschieden gegen die Sünde in deinem Leben kämpfen und dich auf Christi Seite und Sieg stellen. Wahrer Gottesdienst, das heißt, dass, wenn du auch fällst, du doch nicht liegen bleibst, sondern immer neu dich durch Jesus Christus reinigen lässt. Wahrer Gottesdienst: Da weißt du, dass du Gott gar nichts bringen kannst, sondern immer ein Bettler vor ihm bist. Da weißt du, dass dein Leben ein Leben in täglicher Buße bleiben muss und du täglich der Vergebung durch Jesus Christus bedarfst. Das ist die neue Grundhaltung.

Wahrer Gottesdienst: Da fängst du aber wirklich auch an, den Willen Gottes zu tun. Jeremia spricht hier von den Armen, den Elenden, den Witwen und Waisen und Fremdlingen, die Unterstützung, Hilfe benötigen. Du verweigerst sie ihnen nicht, gibst sie aber auch nicht deshalb, weil du gern angesehen sein willst, sondern weil es dir wirklich um die Not dieser Menschen zu tun ist. Du tust jeglichen Götzendienst ab, hängst dein Herz nicht mehr an weltliche Dinge, an Reichtum, Ansehen, Karriere, Beruf, Familie, sondern an Gott und sein Wort. Vor allem: Du fragst immer wieder nach dem Willen Gottes und bist eifrig, ihn immer besser zu erkennen und auch zu tun. Die Liebe zu Jesus Christus zeigt sich nämlich im Gehorsam gegen sein Wort. Wer mein Wort hält, der ist’s, der mich liebet. Die zehn Gebote, ausgelegt zum Beispiel in der Bergpredigt, geben dir vielfältige Hinweise über den Willen Gottes.

Du wirst auch dann in den sonntäglichen Gottesdienst gehen – aber nicht, um dort anwesend zu sein, um dort gesehen zu werden, sondern um zu hören, was Gott von dir will und was er dir verheißt und welche Kraft er dir durch sein Evangelium gibt. Denn du willst nicht nur ein Hörer des Wortes sein, sondern auch ein Täter, nicht aus Zwang, sondern aus Liebe zu Gott und zum Nächsten.

Das geht nicht ab ohne tägliches Ringen. Denn der alte Mensch, das alte Ich, die alten Sünden, all das kommt täglich wieder hoch und muss bekämpft werden. Das geht auch nicht ohne Fallen ab. Gerade darum brauchst du auch täglich die Vergebung deiner Sünden.

Darum: Lasst uns immer eifriger werden darin, dass wir nach dem Willen Gottes fragen, dass wir ihn suchen in der Bibel und dass wir ihn auch tun, im Dienst für Gott und am Nächsten. Was das sein kann, das zeigt uns der HERR Jesus Christus, wenn er von den Gefangenen spricht, die besucht wurden, von den Armen, Nackten, die gekleidet wurden, von den Kranken, die besucht wurden. Denke auch an Tabea, von der uns berichtet wird, dass sie für die Witwen und Armen genäht hat. Und dann frage dich, wer in deinem Umfeld deine Hilfe, dein Wort, deinen Beistand bräuchte, den du ihm bringen kannst. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum elften Sonntag nach Trinitatis ueber 2. Samuel 22,21-29:

Das Leben des Christen

2. Samuel 22,21-29: Der HERR tut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände. Denn ich halte die Wege des HERRN und bin nicht gottlos wider meinen Gott. Denn alle seine Rechte habe ich vor Augen und seine Gebote werfe ich nicht von mir; sondern ich bin ohne Wandel vor ihm und hüte mich vor Sünden. Darum vergilt mir der HERR nach meiner Gerechtigkeit, nach meiner Reinigkeit vor seinen Augen. Bei den Heiligen bist du heilig, bei den Frommen bist du fromm, bei den Reinen bist du rein und bei den Verkehrten bist du verkehrt. Denn du hilfst dem elenden Volk und mit deinen Augen erniedrigest du die Hohen. Denn du, HERR, bist meine Leuchte. Der HERR machet meine Finsternis licht.

Was bewegt dich dazu, Gutes zu tun? Ist es Gewohnheit, weil du einfach so eine Neigung hast, anderen zu helfen? Oder ist es die Hoffnung, dadurch Anerkennung bei anderen Menschen zu erfahren? Oder ist es irgendwie ein Zwang, eine Verpflichtung, weil man als Christ doch Gutes tun muss? Ist also das Gesetz die Triebfeder deines Lebens? Was ist es, was dich antreibt? Der Apostel Paulus schreibt im 2. Korintherbrief: Die Liebe Christi dringet uns also, da wir halten, dass, so einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben. Und er ist darum für sie alle gestorben, damit die, so da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. Hier hast du eine ganz andere Triebfeder: Die Liebe Christi. Sie ist es, die dich motivieren soll, sie ist es, die deine Triebkraft sein soll im Leben als Christ, sie ist es, die dich bewegen soll, gute Werke zu tun. Kein Zwang, keine Gewohnheit, keine Verpflichtung – sondern die Liebe Christi, die sich am Kreuz auf Golgatha gezeigt hat, als er sein Leben für dich dahingab. Er hat dich so sehr geliebt, dass er für dich starb, um dadurch Gott mit dir zu versöhnen. Und diese Liebe Christi ist es, die der Heilige Geist in dein Herz ausgießt, so dass du nun anfängst, als Christ, nicht mehr dir selbst zu leben, sondern eben ihm, Jesus Christus, deinem Heiland. Weil er dich so sehr geliebt hat, darum kannst du nun auch anfangen, ihn zu lieben, und durch ihn auch deinen Nächsten – und zwar auch dann, wenn du von deinem Nächsten keine positive Resonanz erfährst. Das macht deutlich: Recht gute Werke tun kann nur der, der im rechtfertigenden Glauben an Jesus Christus steht. Jemand anders kann das nicht. Und das stimmt ganz überein mit dem Wort Gottes durch Paulus: Was nicht aus Glauben geht, das ist Sünde.

So lasst uns nun näher unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Das Leben des Christen

1.     Die Grundlage des Christenlebens

2.     Leben nach Gottes Willen

1. Die Grundlage des Christenlebens. Was ist also nun der Ausgangspunkt deines Lebens als Christ? Am Ende unseres Abschnittes betet David: Denn du, HERR, bist meine Leuchte. Der HERR macht meine Finsternis licht. Du kannst nicht selbst Licht sein. Du leuchtest nicht von dir aus. Im Gegenteil, David spricht hier von seiner Finsternis, die erst durch den HERRN licht wird. Damit ist dein natürlicher Zustand gemeint, so, wie du eigentlich aus deiner Mutter Leib geboren bist: Fleisch, vom Fleisch geboren, also ein Sünder. Von unserem Verstand heißt es, dass er verfinstert ist. Deshalb heißt es auch über die Christen, dass sie zuvor, vor ihrer Wiedergeburt, Finsternis waren, so, wie jeder andere Mensch auch vor Gott Finsternis ist. Das Schöne, Helle, Klare, Reine, wie es direkt nach der Schöpfung im Paradies vorhanden war, das ist durch den Sündenfall zerstört worden. Allein, aus deiner Kraft, kannst du nicht licht sein. Du kannst darum auch nicht andere erleuchten. Darum hier schon David: Der HERR macht meine Finsternis licht. Das ist Gottes Werk allein, vollständig. Dass du licht wirst, das ist nichts anderes als dies, dass du wiedergeboren, dass du bekehrt wirst, weg von der Sünde, hin zu Jesus Christus, dem Heiland der Welt, deinem Heiland. Er ist dein Licht. Du, HERR, bist meine Leuchte, betet hier David. Ja, nur der HERR selbst kann dich erleuchten und dich so dann auch zum Licht für andere Menschen machen. Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolget, der wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Das sagt Jesus Christus von sich. Er ist als das Licht in diese Welt gekommen, um uns Sünder zu erleuchten. Dieses Erleuchten ist zunächst nicht angenehm. Denn die Erleuchtung durch das Gesetz zeigt dir auf, wie du bist, nämlich dass du die Gebote Gottes nicht hältst, auch gar nicht halten kannst. Sie zerbricht dich, deine Selbstgerechtigkeit, deinen Eigenwillen, deinen Stolz. Nun aber gilt es, dass du nicht dabei stehen bleibst, sondern dass du den Heiligen Geist auch durch das Evangelium an dir wirken lässt. Dann erkennst du lebendig Jesus Christus als den, der alle deine Sünden auf sich genommen hat, der für sie vollständig bezahlt hat auf Golgatha und dir somit die Vergebung der Sünden, das ewige Leben erworben hat. Erkennst du ihn als solchen, als den Heiland der Welt – und vor allem: als deinen Heiland? Bekennst du ihm deine Schuld, deine Sünden? Hast du seine Vergebung ergriffen? Ist er so zu deinem Licht geworden, das dich durch das Evangelium erleuchtet hat zum ewigen Leben? Und bist du so auch zum Licht der Welt geworden? So, wie der Mond nur scheint durch das Licht der Sonne, so auch du als Christ nur durch den, der dein Licht ist: Christus.

Dann überhaupt erst hast du eine Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Vorher ist alle deine Gerechtigkeit nur Sünde. Und selbst danach ist ja all deine Gerechtigkeit, für sich allein betrachtet, nichts anderes als ein unflätiges Kleid, von Sünde durchzogen. Christus aber hat dir die Gerechtigkeit erworben, die vor Gott gilt. Und die bietet er dir an, reicht er dir dar, eignet er dir zu durch das Evangelium – und der Glaube ergreift sie.

Nur dann kannst du überhaupt, wie hier David, von deiner Gerechtigkeit vor Gott sprechen, wenn diese grundlegende Gerechtigkeit vorhanden ist. Alles andere ist nichts. Und auch die Werke des Gläubigen nimmt Gott der HERR allein um des Glaubens willen an, der immer die Vergebung bei sich hat. Denn vor Gott ist kein Lebendiger gerecht. Wir sind nur unnütze Knechte, die tun, was sie sowieso tun müssen – und doch nie genügend. Das ist ganz wichtig, dass du das immer vor Augen hast, und dass du weißt, was die Grundlage und der Ausgangspunkt deines Christenlebens ist.

2. Leben nach Gottes Willen. Wie sieht nun das neue Leben aus? David betont hier: Der HERR tut mir wohl nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände. Wenn wir diese Worte so ganz unvermittelt hören, so scheinen sie uns recht hochmütig vorzukommen. Aber sie sind es nicht. Und sie besagen auch nicht, dass David dachte, er sei sündlos. Das wissen wir vor allem aus anderen Psalmen, aber auch aus dem schon erwähnten Schlussvers unseres Abschnittes. Wenn David hier von seiner Gerechtigkeit und der Reinigkeit seiner Hände spricht, so besagt das zweierlei: Zum einen ist da die Gerechtigkeit, wie wirklich allein vor Gott gilt, nämlich die Gerechtigkeit, die Christus uns erworben hat. Auf der war auch David gegründet, aus der lebte er. Und die zuerst und vor allem sah auch der HERR an, wenn er David ansah. Aber dann ist da auch noch die andere, die Lebensgerechtigkeit. Die dürfen wir nicht vergessen, auch nicht an den Rand drängen, nicht meinen, sie sei nicht so wichtig, Hauptsache gerettet. Nein, sie ist vielmehr der Wille Gottes. Denn das ist der Wille Gottes, deine Heiligung. Oder: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott. Wenn David also hier von seiner Gerechtigkeit und seiner Reinigkeit spricht, so meint er damit vor allem auch diese Lebensgerechtigkeit.

Wie sah die nun aus? Denn ich halte die Wege des HERRN und bin nicht gottlos wider meinen Gott. Denn alle seine Rechte habe ich vor Augen, und seine Gebote werfe ich nicht von mir, sondern ich bin ohne Wandel vor ihm und hüte mich vor Sünden. Das war es, was Davids Leben prägte, was ihm tiefstes innerstes Anliegen war: Ich will die Wege des HERRN halten, ich will mich an seine Rechte, an seine Gebote, an seine Ordnungen halten. Ich will nicht hin und her wanken, nicht auf zwei Seiten hinken, sondern konsequent ihm nachfolgen, unbedingt auf seinen Wegen gehen, mich vor Sünde hüten. Dies ist es auch, was du immer wieder in den Psalmen findest: Seinen Umgang mit Gottes Wort, dass er es liest und darüber nachsinnt Tag und Nacht, wie es im ersten Psalm heißt. Gottes Wort, das war ihm seine Freude und Wonne. Sein Herz brannte danach, in Gottes Wort zu lesen, nach Gottes Willen zu forschen, um ihn zu tun. Ja, er hatte wirklich Lust am Gesetz des HERRN. Es war ihm nicht etwas Erdrückendes, Schweres, sondern Kostbares, Schönes. Wie sieht es mit dir aus? Ist auch dein Herz davon erfüllt, den Willen Gottes zu tun? Fragst auch du danach, was seine Gebote, seine Ordnungen sind, damit du sie tun kannst? Ist es auch dir wichtig, dich vor Sünden zu hüten? Hast du diese Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott, die sich scheut, gegen seine Gebote zu handeln?

An David lernen wir ein Leben kennen, das mit Freuden auf Gottes Wegen ging, das es nicht als Zwang, als Unterdrückung ansah, Gottes Gebote zu tun. Deshalb kann er auch von seiner Gerechtigkeit und Reinigkeit sprechen. Sie hat ihre Grundlage in Christi Gerechtigkeit und bestimmt nun sein Herz, sein Denken, sein Wollen, sein Reden und Handeln. So ist sein Leben davon geprägt, rein zu sein gemäß Christi Reinheit, gerecht zu sein gemäß Christi Gerechtigkeit, ihm in allem nachzueifern. Darum las die Bibel, damals ja das Alte Testament, soweit es schon vorlag, auch unter dem Aspekt: Was sagt mir hier Gott für mein Leben, für mein Handeln, für mein Denken, für meine Haltung? Suchst du das auch in Gottes Wort?

Mache dir und Gott nichts vor. Gott kannst du allerdings nichts vormachen, aber viele versuchen es. David sagt es hier deutlich: Bei den Reinen bist du rein, bei den Verkehrten bist du verkehrt. Wer wirklich von Herzen Gott gehören und ihm nachfolgen will, der wird sich ihm auch täglich neu ohne Einschränkungen hingeben, ihm zu leben, sein eigen zu sein. Da willst du dann nicht einerseits etwas Christ sein, andererseits aber auch noch die Vergnügen, das Ansehen der Welt haben. Beides passt nicht zusammen. Vor Gott wäre das Heuchelei. So etwas weist er ganz und gar zurück. Nein, gehöre du ihm ganz und gar, ohne Abstriche, ohne Einschränkungen. Denn er will, dass du ihn liebst von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Gemüt und aller deiner Kraft. Da hat nichts anderes mehr Raum.

So siehe zu, dass dies auch dein Leben immer mehr bestimmt, immer mehr prägt. Aber eben nicht als einen Druck, einen Zwang, der auf dir lastet, sondern aus der Liebe Christi, der sie für dich dahingegeben hat. Ihm folge freudig nach, jeden Tag neu! Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis ueber Jesaja 29,18-21:

Gott gibt den Tauben das Gehoer und den Blinden das Gesicht

Jesaja 29,18-21: Denn zur selbigen Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buchs, und die Augen der Blinden werden aus dem Dunkel und Finsternis sehen, und die Elenden werden wieder Freude haben am HERRN, und die Armen unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels, wenn die Tyrannen ein Ende haben, und mit den Spöttern aus sein wird, und vertilget sein werden alle die, so wachen, Mühe anzurichten, welche die Leute sündigen machen durchs Predigen und stellen dem nach, der sie straft im Tor, weichen durch Lügen vom Gerechten.

Der Apostel Petrus schreibt den Christen in Kleinasien. Ihr seid wiederum geboren, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewiglich bleibet. Damit hebt der Apostel hervor, wie unerlässlich das Wort Gottes ist dafür, dass ein Mensch gerettet wird, zum rechtfertigenden Glauben an Jesus Christus als seinem alleinigen Heiland kommt. Ja, das Wort Gottes ist dafür absolut heilsnotwendig. Anders kann ein Mensch, der in seinem Bewusstsein lebt, nicht selig werden. Und dieses Wort Gottes vergleicht Petrus hier mit einem unvergänglichen Samen, der eine ungeheure Kraft hat, weil er das lebendige Wort Gottes ist. Paulus schreibt deshalb vom Evangelium, dass es eine Kraft Gottes ist, die da selig macht alle, die daran glauben. Es ist eine gewaltige Kraft, Macht, Dynamik in dem Wort Gottes, eben weil es Geist und weil es Leben ist. Und durch dieses Wort, da bekehrt Gott einen Menschen, gebiert er ihn von neuem, macht er ihn zu einem neuen Menschen. Und doch ist es so, weil Gott ja nicht offenbar dir gegenübertritt in dieser Welt, sondern verborgen unter seinen Mitteln, kannst du ihm widerstreben – und widerstreben ihm und seinem Wort sehr viele Menschen.

Darum lasst uns heute bedenken, wie solch ein Widerstreben aussehen kann und wie Gott der HERR es überwindet.

Gott gibt den Tauben das Gehör und den Blinden das Gesicht

1.     Wir betrachten die geistlich Tauben und Blinden

2.     Wir betrachten Gottes Rettungswerk an ihnen

1. Geistlich Taube und Blinde. Spricht unser Text denn von ihnen überhaupt? Es heißt hier: Denn zur selben Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buchs, und die Augen der Blinden werden aus dem Dunkel und Finsternis sehen. Zur selben Zeit, damit ist die alles umwälzende Zeit gemeint, die in den voraufgegangenen Versen schon angedeutet wurde. Und was geschieht da? Die Tauben hören die Worte des Buches und die Blinden sehen aus der Finsternis. Es ist hier also nicht in erster Linie davon die Rede, dass Taube hörend und Blinde sehend werden. Gewiss, auch davon spricht Jesaja an anderer Stelle. Und als Jesus Christus in diese Welt gekommen ist, da hat er auch Taube leiblich hörend und Blinde leiblich sehend gemacht. Aber nicht alle hat er geheilt. Und oftmals ging mit der leiblichen Heilung die geistliche einher. Ja, an dem Gichtbrüchigen erkennen wir, dass die geistliche Not und die geistliche Heilung die eigentlich wichtige Sache ist. Und nachdem er den Blindgeborenen geheilt hat, vergleicht er die leiblich sehenden Pharisäer dem Blindgebornen, der nun sehend geworden war, leiblich und geistlich, während sie geistlich tatsächlich stockblind waren. Und auch unser Text spricht hier weniger von den leiblich als von den geistlich Tauben und Blinden.

Wer aber ist das denn? Wer ist denn geistlich taub? Nun, da gibt es die verschiedensten Menschen, sehr viele Menschen, denn der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes, eben weil er geistlich tot ist, tot in Übertretungen und Sünden. Und das wirkt sich auf verschiedene Weise aus. Etliche sind geistlich taub und wollen als solche gar nichts wissen von Gott und seinem Wort, versperren ihr Ohr und Herz gänzlich gegen den Ruf ihres HERRN und Heilandes. Sie sind daher auch kaum je in seinem Gottesdienst zu finden.

Andere kommen, mal öfter, mal weniger oft, auch in den Gottesdienst. Und doch sind sie taub. Sie kommen aus Gewohnheit, aus Tradition oder weil ihre Kinder gerade etwas aufführen oder Konfirmandenunterricht haben und man sich deshalb zeigen muss. Aber sie interessieren sich gar nicht für das, was gepredigt wird, und versuchen, sich so gut wie es geht gegen Gottes Wort zu wappnen, dass es durch ein Ohr hinein und das andere hinaus geht.

Wieder andere meinen es dagegen durchaus ernst mit Gottes Wort. Aber auch nicht so ganz. Sie picken sich nämlich das heraus aus dem Wort Gottes, was ihnen gerade gefällt. Und das andere versuchen sie zu überhören. Wieder andere hören genauer hin, aber sie unterscheiden nicht recht Gesetz und Evangelium. So erkennen etliche ihre Sünden nicht und meinen, doch den Trost des Evangeliums für sich in Anspruch nehmen zu können und zugleich weiter in ihren Sünden zu leben. Andere wieder erkennen wohl ihre Sünde, zum Teil zumindest, meinen aber, sie müssten sich selbst anstrengen und Gott ihre Bemühungen bringen, und er werde sie um ihrer Bemühungen willen annehmen. Oder aber sie sind so verzweifelt, dass sie meinen, für sie gebe es keine Rettung mehr. All diese sind aber tatsächlich taub, taub für das Gesetz Gottes, weil sie ihre wahre, abgrundtiefe Verdorbenheit nicht erkennen, taub für das Evangelium Gottes in Christus, weil sie so auch nicht das rettende Evangelium begreifen und fassen können.

Andere werden als geistlich blind beschrieben, blind für das Wirken und die großen Taten Gottes. Sie erkennen nicht oder wollen nicht erkennen, dass Gott alles erschaffen hat, dass der Kosmos, die Natur mit all ihren komplizierten Zusammenhängen Gottes kunstreiches Werk ist, von ihm geplant, erschaffen, programmiert. Nicht zuletzt die Evolutionstheorie trägt zu dieser geistlichen Blindheit erheblich bei. So erkennen sie auch nicht Gottes Wirken in der Geschichte, wie er Völker, Reiche hinwegnimmt, andere, viel schwächere, dagegen erhält und durchträgt. Sie erkennen auch im eigenen Leben nicht die Güte Gottes, die sie zur Buße leiten will, aber auch nicht den Ernst Gottes, mit dem er durch Krankheit, Arbeitslosigkeit, Todesfälle in der Bekanntschaft oder Verwandtschaft, Unfälle zu ihnen spricht. Sie sind blind für Gottes Wirken in ihrem Leben, taub für sein Rufen.

Gehörst du auch zu einer dieser Gruppen? Hast du dich da auch wieder gefunden als ein geistlich Tauber oder Blinder? Dann wisse, dass es Hoffnung für dich gibt. Denn gerade diese Hoffnung drückt unser Abschnitt aus.

2. Gott nämlich gibt den Tauben das Gehör und den Blinden das Gesicht. Wodurch? Die Tauben hören die Worte des Buches. Wie ist das möglich? Haben sie es nicht, zumindest teilweise, auch zuvor schon gehört? Ja, gewiss, wenn du ein Tauber bist, bist du vielleicht auch zuvor schon im Gottesdienst gewesen, hast das eine oder andere gehört, und doch nichts verstanden. Aber dann kommt der Tag, an dem der Heilige Geist an deinem Herzen arbeitet, an dem er anfängt, dir das Wort aufzuschließen. Und plötzlich fängst du an, Sünde in deinem Leben zu erkennen, plötzlich merkst du, wie leer, wie nichtig dein Leben eigentlich ist, wie viel, ja Entscheidendes, dir fehlt. Und so arbeitet der Heilige Geist Stück für Stück an dir, um deine Taubheit zu überwinden, dir Schritt für Schritt nicht nur einzelne Sünden aufzuzeigen, sondern deine ganze Sündenverdorbenheit und daher auch deine Verlorenheit. Das kann sehr schnell gehen, bei anderen wieder über einen längeren Zeitraum. Es mag sein, dass du irgendwie ein Ja zu Jesus Christus hast, aber doch weißt du weder recht, wer er für dich ist, noch weißt du, wie du vor ihm stehst. Aber je mehr die Erleuchtung durch das Gesetz durchbricht, je mehr bricht auch alle Selbstgerechtigkeit, alle eigene Frömmigkeit zusammen und du stehst schließlich mit leeren Händen vor ihm da. Aber gerade dann beginnt das Entscheidende: die Erleuchtung durch das Evangelium. Der Heilige Geist stellt dir Jesus Christus vor, wahren Gott und wahren Menschen, der für dich in diese Welt gekommen ist, der für dich sich dem Gesetz unterworfen hat, er, der wahre Gott. Er stellt ihn dir vor als den, der um deinetwillen das Gesetz Gottes vollkommen erfüllt hat, als den, der, obwohl er doch ganz rein war, sich dennoch hat anfeinden lassen von den Menschen, verhöhnen, schließlich sogar gefangen nehmen, geißeln – und dann ans Kreuz schlagen. Und all das für dich. Denn dort am Kreuz, da hat er deine gesamte Schuld auf sich genommen, hat vollkommen für sie bezahlt und so Gott den Vater auch mit dir versöhnt, auch dir die vollkommene Vergebung der Sünden und damit Leben und Seligkeit erworben.

Wie oft hast du es zuvor schon gehört – aber nun, geleitet durch den Heiligen Geist, der dein geistliches Ohr geöffnet hat, begreifst du es, erkennst du es lebendig, dass du diesen Heiland brauchst. Plötzlich fällt auch die geistliche Blindheit ab. Hast du dich bisher als gut oder zumindest doch nicht so schlimm gesehen, so erschrickst du nun über dich selbst, wie schlecht, wie böse, wie fern von Gott du bist. Aber du erkennst auch den am Kreuz, dass er da auch für dich hing, dass er da auch deine Schuld getragen hat, auch dir dort am Kreuz die Vergebung erworben hat. Und du erkennst, begreifst, dass an Ostern Gott der Vater mit der Auferweckung seines Sohnes auch für dich die Versöhnung, die Vergebung der Sünden besiegelt hat. Und du ergreifst ihn für dich ganz persönlich als deinen Heiland, deinen Erlöser, bekennst ihm deine Schuld und ergreifst dankbar seine Vergebung.

Das kann alles sehr schnell gehen, unter Umständen in einer oder zwei Versammlungen. Aber es kann auch über einen längeren Zeitraum gehen, vielleicht sogar sehr lange, bis die Mauern deiner Selbstgerechtigkeit zerbrochen sind, bis du wirklich arm geworden bist für ihn und seinen Reichtum, den er für dich bereit hat. Gott der Heilige Geist hat da verschiedene Wege, um bei dir zum Ziel zu kommen.

O ja, da können auch mancherlei Hindernisse auftreten. Auch davon spricht unser Abschnitt. Der HERR sagt hier zu, auch diese zu überwinden. Die Tyrannen werden ein Ende haben, mit den Spöttern wird es aus werden. Alle die, so Mühe anrichten wollen, die dich am Glauben hindern wollen, die dich in die Irre leiten wollen durch falsche Lehre, sie müssen davon, vertilgt werden.

Das kann durchaus leiblich geschehen, dass Gott deine direkten Widersacher, am Arbeitsplatz, in der Verwandtschaft, die dich hindern wollen, wirklich ganzen Ernst zu machen mit dem Glauben, wegnimmt, dass sie woanders hin kommen, dass sie sterben, wegziehen. Es kann aber auch sein, dass sie zwar noch da sind, vielleicht auch gegen dich handeln, und doch: Ihre Macht über dich ist gebrochen, tatsächlich können sie dir nicht mehr schaden. Auch im Großen sehen wir das in der Geschichte. Die antichristlichen Mächte des Nationalsozialismus und Kommunismus hat Gott weggenommen. Aber andererseits hat er selbst während sie noch an der Macht waren immer wieder ihre Macht eingeschränkt, dass sie zwar die Christen äußerlich bedrohen konnten – aber doch haben viele ihnen widerstanden, dass sie nicht abgefallen sind, sondern durch alle Leiden hindurch wuchsen im Glauben. In der Reformation wurde die Macht des Papsttums gebrochen. Es ist noch da, auch heute. Und doch: Es ist nicht mehr so bedrohlich wie vor der Reformation. Es hat das Evangelium nicht mehr auslöschen können. Es kann verfolgen, wie es immer wieder auch in römisch-katholischen Ländern geschieht. Aber es kann das helle Licht des Evangeliums nicht mehr zum Erlöschen bringen. Die Macht ist gebrochen.

Darum können die Armen unter den Menschen fröhlich werden, nämlich die da geistlich arm sind, arm für den Heiligen Geist. Gehörst du auch zu ihnen? Zu denen, die nichts mehr Gott bringen wollen, die nicht mehr meinen, doch auch selbst nicht so schlecht zu sein, sondern die wirklich mit leeren Händen vor Gott dastehen, als ein Bettler, damit er sie beschenken kann? Dann kannst du fröhlich sein, weil du täglich durch sein Evangelium beschenkt wirst, gestärkt, getröstet, geführt.

Darum: Verschließe nicht dein geistliches Ohr und Auge gegen Gottes Reden und Wirken, sondern lass dich rufen von deinem Heiland, lass dich von ihm überwinden und ergreife in täglicher Sündenerkenntnis und Buße immer wieder neu den Reichtum seines Evangeliums. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 13. Sonntag nach Trinitatis ueber 3. Mose 18,1-5:

Geheiligt dem HERRN!

3. Mose 18,1-5: Und der HERR redete mit Mose und sprach: Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Ich bin der HERR, euer Gott. Ihr sollt nicht tun nach den Werken des Landes Ägypten, darinnen ihr gewohnt habt, auch nicht nach den Werken des Landes Kanaan, darein ich euch führen will; ihr sollt auch euch nach ihrer Weise nicht halten. Sondern nach meinen Rechten sollt ihr tun und meine Satzungen sollt ihr halten, dass ihr darinnen wandelt; denn ich bin der HERR, euer Gott. Darum sollt ihr meine Satzungen halten und meine Rechte. Denn welcher Mensch dieselben tut, der wird dadurch leben; denn ich bin der HERR.

Durch das Gesetz wird kein Mensch gerecht. Das ist eine Grundaussage der Bibel, grundlegend für die Rechrtfertigungslehre, also die Lehre, wie ein Mensch gerettet, selig wird. Welche Bedeutung aber hat dann das Gesetz überhaupt noch für uns? Braucht ein Christ das Gesetz noch? O ja, unbedingt. Auch als Christ brauchst du das Gesetz aus zweierlei Gründen. Zum einen hast du deinen alten Adam, dein sündiges Ich immer noch bei dir. Als Christ bist du Gerechter und Sünder zugleich. Weil du aber noch Sünder bist, so ist es auch wichtig, dass du deine Sünden recht erkennst. Und dazu hast du das Gesetz nötig. Denn: Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. Ohne das Gesetz würdest du gar nicht richtig erkennen, was verkehrt ist bei dir, wo du gegen Gott und seinen Willen stehst. Aber noch aus einem anderen Grund benötigst du es: Du willst ja als Christ den Willen Gottes tun, und zwar von Herzen. Dann musst du aber auch wissen, was der Wille Gottes ist. Das weißt du nicht von dir selbst, sondern allein durch Gottes Gesetz, durch das der HERR dir sagt, was er will, was er von dir will, was seine Ordnungen, seine Satzungen sind. Sonst stehst du nämlich in Gefahr, dir eine eigene Frömmigkeit aufzubauen, so, wie die Pharisäer. Von ihnen aber sagte unser Heiland und HERR Jesus Christus, dass sie ihm mit ihrer eigengebastelten Frömmigkeit vergeblich, nutzlos dienen. Das Gesetz hat also seinen ganz wichtigen Platz in der Heiligung, damit du weißt, was du tun sollst. Dass du es tust, das kommt nicht aus dem Gesetz, das ist die Frucht des Evangeliums, das den Willen und die Kraft dazu gibt.

Unser heutiger Abschnitt ist ein heller Ruf unseres HERRN zur Heiligung, zur entschiedenen, konsequenten Nachfolge. Darum lasst ihn uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten unter dem Thema:

Geheiligt dem HERRN!

1.     Abgesondert von der Sünde

2.     Hingegeben dem HERRN zu entschiedener Nachfolge

1. Abgesondert von der Sünde. Wenn wir uns die ersten beiden Verse unseres Abschnittes ansehen, so stellen wir fest, dass in beiden betont wird, dass der HERR redet. Warum hat das der Heilige Geist wohl so gesetzt? Nun, gewiss doch deshalb, weil das, was folgt, in unserem Abschnitt wie im gesamten Kapitel, sehr wichtig ist und der HERR darum unbedingt es uns einschärfen will, dass wir es vor Augen haben, dass er redet, dass es seine Worte sind, Gottes Worte, nicht eines Menschen Worte. Nun ist ja allerdings die ganze Bibel Gottes Wort. Aber es ist immer wieder neu wichtig, dass uns das klar ist, dass wir uns das vor Augen halten.

Und dann gibt er Mose vor, wie er beginnen soll, wenn er diese Worte Gottes Israel sagt, nämlich dass er die Worte des übermittelt, der von sich sagen kann und es auch betont: Ich bin der HERR, euer Gott. In unserem kurzen Abschnitt von fünf Versen kommt dieser Satz dreimal vor. Ich bin der HERR, euer Gott. Der, der zu euch redet, das ist nicht irgendwer, sondern das ist der HERR, der Allmächtige, derjenige, der alles in seiner Hand hält, der der lebendige Gott ist. Es ist der, der wahrhaft etwas zu sagen hat, und zwar euch zu sagen hat, weil er euer Gott ist. Gott redet hier zu dir. Und er hat dir etwas zu sagen, weil er dein Gott ist, dein Schöpfer, derjenige, dem du rechtmäßig gehörst. Er ist dein HERR, derjenige, der dein Leben regiert und der dir darum Gesetze gibt, Ordnungen, Satzungen, Anweisungen für dein Leben. Er ist nicht ferne von dir, er ist auch nicht bloß ein unbeteiligter Zuschauer, sondern er ist dein HERR, er ist derjenige, der dich regieren will. Damit macht er aber von Beginn an deutlich: Das, was ich dir sage, das hat Gültigkeit für dich. Wenn du dich nicht daran hältst, dann rebellierst du gegen deinen HERRN, dann lebst du in Sünde. Du kannst keine neutrale Stellung einnehmen zu dem, was Gott der HERR sagt. Es gibt Gott gegenüber keinen neutralen Raum. Entweder, du gehorchst ihm, voll und ganz, oder du sündigst. Darum besagt dieser Ruf des HERRN auch, dass du dich vor ihm beugst, dass du seine Rede annimmst, um danach zu tun, und zwar nicht aus Zwang, sondern von Herzen.

Was ist es denn nun, das der HERR hier vorgibt, das er hier von seinem Volk, auch von dir und mir, fordert? Ihr sollt nicht tun nach den Werken des Landes Ägypten, darinnen ihr gewohnt habt; auch nicht nach den Werken des Landes Kanaan, darein ich euch führen will. Das ist der erste Teil der Forderung, der Wegweisung des HERRN. Tut nicht nach den Werken der Ägypter, tut nicht nach den Werken der Kanaaniter. An die 400 Jahre war Israel in Ägypten gewesen. Diese Zeit hatte die Menschen geprägt, obwohl sie doch sehr gepeinigt, unterdrückt worden waren. Aber der Irrglaube der Ägypter, der Götzendienst, das war auch bei den Israeliten eingedrungen, wie wir sehr deutlich am goldenen Kalb oder Stier sehen, aber auch an Warnungen vor Dämonendienst im voraufgegangenen Kapitel. Und auch das große Thema dieses Kapitel, das nach unserem Abschnitt entfaltet wird, nämlich die Warnung vor sexuellen Verfehlungen, hatte zum Hintergrund sicher auch das, was Israel in Ägypten kennen gelernt hatte – und was es dann auch bei den Kanaanitern sehen würde. Und nun ruft der HERR sie hier auf: Tut nicht nach diesen Werken, die das ganze Land Ägypten prägen und verunreinigen. Sondert euch ab von diesen Dingen, von Götzendienst, von Dämonendienst, von Hurerei, vom Hochmut und Stolz der Ägypter, von der Selbstgerechtigkeit und was da noch so alles war. All das, was ihr da kennen gelernt habt, tut es weg, macht einen dicken Trennungsstrich zwischen dem und euch. Aber nicht nur zurück blickt Gott der HERR, sondern auch voraus. Er weiß ja, in welch ein Land die Israeliten kommen würden und was dort für Gefahren für ihr geistliches Leben auf sie lauern. Und darum warnt er auch davor: Tut nicht die Werke des Landes Kanaan. Auch dort lauerten Götzendienst, Hurerei, auch religiös verbrämte Hurerei, Menschenopfer und viel anderes mehr. Auch davon soll Israel sich getrennt halten.

Und auch uns heute gilt dieser Ruf. Unser Ägypten, unser Kanaan, das ist die Welt um uns her mit ihrer Lebensart, von der wir uns getrennt halten, von der wir uns absondern müssen. Wohl gemerkt: Von der Sünde, der sündlichen Art, nicht von den Menschen an sich, sonst könnten wir sie ja mit Gottes Wort nicht erreichen.

Machen wir uns doch einmal Gedanken, was denn diese sündliche Lebensart der heutigen Welt ist, von der wir uns trennen müssen: Ein Teil der Welt sagt: Es gibt keinen Gott. Die Bibel aber beginnt schon im ersten Vers mit der Feststellung: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und weist damit darauf hin, wodurch eigentlich jeder Mensch die Existenz des allmächtigen, allweisen Gottes erkennen kann. Ein anderer Teil der Welt anerkennt wohl die Existenz eines höheren Wesens, meint aber, jeder könne doch nach seiner Auffassung gerettet werden. Die Bibel aber lehrt uns: Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen unter dem Himmel gegeben, darin sie sollen selig werden, als eben allein Jesus Christus. Die Welt sagt: Alle Religionen haben recht, man solle den Dialog untereinander pflegen. Die Bibel aber sagt: Ich bin der HERR, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Jede Religion außerhalb des christlichen Glaubens ist Rebellion gegen den wahren, lebendigen Gott. Und die heutigen Menschen haben so viele Götter: den Reichtum, die Karriere, die Familie, die Arbeit, den Urlaub, das Haus, das Ansehen bei den Menschen. In Gottes Wort aber spricht der HERR: Ich, der HERR, das ist mein Name, und will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen.

Weil die Welt den wahren Gott nicht kennt, deshalb verfällt sie auf Horoskope, Astrologie, Besprechen, Pendeln, Wünschelruten, Bachblüten, Akupunktur, Yoga, autogenes Training, Feng shui und vieles andere mehr, was doch alles esoterisch ist, okkult, widergöttlich. Gott aber ruft sein Volk auf: Du sollst nicht lernen tun die Greuel dieser Völker. Dass nicht unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder Tochter durchs Feuer gehen lasse, oder ein Weissager oder ein Tagewähler oder der auf Vogelgeschrei achte oder ein Zauberer oder Beschwörer oder Wahrsager oder Zeichendeuter oder der die Toten frage. Denn wer solches tut, der ist dem HERRN ein Greuel, und um solcher Greuel willen vertreibt sie der HERR, dein Gott, vor dir her. Hier siehst du, dass dies so scheußliche Sünden sind, dass auch die Heiden sie eigentlich als solche erkennen müssten und sie darum an ihnen gestraft werden. Das gehört also in das natürliche Recht. Radikale Trennung, Lossagen von all diesen Dingen. Bist du darin verwoben oder verwoben gewesen, so sage dich bewusst in einem Gebet davon los und übergib dich neu ganz deinem Heiland und HERRN Jesus Christus.

Für die Welt ist der Sonntag ein Tag wie jeder andere, nur dass sie da frei hat und meint, tun und lassen zu können, was sie will. Du aber bedenke, wozu dein Heiland dich aufruft: Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen. Und: Verlasset nicht die Versammlungen, wie etliche tun. Der Sonntag als Tag des HERRN ist in erster Linie da für Gottes Wort, dass du es hörst, bedenkst, dein Leben mit dem HERRN erneuerst; dass du, wo du eine rechtgläubige Gemeinde hast, mit ihr zusammen kommst, gemeinsam mit ihr Gottes Wort zu hören, das Sakrament zu empfangen, zu beten.

In der Welt werden Eltern und Vorgesetzte immer mehr zu Kumpeln. Die Autorität, die das Elternamt und das der Vorgesetzten inne hat, wird dadurch mehr und mehr eliminiert. Ist es da verwunderlich, dass ein Aufruhrgeist um sich greift, dass jeder meint, tun und lassen zu können, was er will? Gottes Wort aber sagt: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass es dir wohl gehe und du lange lebest auf Erden. Und im Blick auf die Obrigkeit: Es ist keine Obrigkeit, außer von Gott. Wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich gegen die Obrigkeit setzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben werden über sich ein Urteil empfangen. Gott macht da keine Einschränkungen, ob die Obrigkeit, die Vorgesetzten gut sind oder nicht.

Die Welt sieht Abtreibung, den Kindesmord im Mutterleib als etwas ganz Normales an und fordert sie als ein Recht. Ja, sie geht heute so weit, dass sie Embryonen im Reagenzglas als ein Materiallager ansieht. Gottes Wort aber sagt: Du sollst nicht töten. Und droht daher an: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch vergossen werden. Darum muss ein Christ unbedingt Nein sagen zur Abtreibung, zur Präimplantationsdiagnostik, zum Verbrauch von Embryonen im Reagenzglas zu wissenschaftlichen oder medizinischen Zwecken.

Für die Welt ist Sex vor der Ehe und außerhalb der Ehe nichts besonderes. Gottes Wort aber sagt: Du sollst nicht ehebrechen. Und unser Heiland Jesus Christus hat es so ausgelegt, dass schon die unreine Lust, das Begehren von jemand anders Sünde gegen das sechste Gebot ist. Die Welt hat auch nichts gegen Unreinheiten und Schmutz in Büchern, Zeitungen, Zeitschriften, in Filmen und im Internet. Du aber als Christ mache einen klaren Strich durch das alles, denn es hindert dich, keusch, züchtig zu sein und das andere Geschlecht zu achten und zu ehren. Die Welt, bis hinein in christliche Kreise, hält auch sexuelle Reizungen vor der Ehe für durchaus in Ordnung. Du aber wisse, dass sie gegen die Forderung Gottes nach Keuschheit und Selbstzucht verstoßen. Die Welt akzeptiert auch Homosexualität. Die Bibel aber spricht von einem Greuel, einem der Greuel, weshalb Gott die Kanaaniter vor Israel her vertrieben hat. Homosexualität ist vor Gottes Augen eine schreckliche Sünde und zieht sein Gericht nach sich.

Die Welt nimmt es mit dem Eigentum des Nächsten, des Nachbarn, des Chefs, des Staates nicht so genau und nimmt da etwas mit, gibt dort etwas nicht zurück, verwendet da Arbeitszeit für Privates und so fort. Gottes Wort aber nennt all das: Stehlen. Und dein HERR ruft dich dazu auf, nicht zu stehlen, sondern zu arbeiten, damit du hast, den Bedürftigen zu geben.

Der Welt macht es auch nichts aus zu lügen, wenn sie davon einen Vorteil hat. Gott aber hasst die Lüge. Darum bleibe bei der Wahrheit, sei wahrhaftig. Und: Tratsche nicht, wie es die Welt so liebt, sondern siehe zu, dass du den anderen entschuldigst, so weit es möglich ist, und seinen Ruf hütest.

Der Welt geht es vor allem um Lustgewinn, sie lebt nach dem Lustprinzip, nach dem Vergnügen, dem eigenen Willen, meint, ihr eigener Herr sein zu können. Die Bibel aber beschreibt dein Leben so: Leben wir, so leben wir dem HERRN, sterben wir, so sterben wir dem HERRN. Darum, wir leben oder wir sterben, so sind wir des HERRN.

2. Hingegeben dem HERRN zu einer entschiedenen Nachfolge. Und was will Gott darüber hinaus, was du tun sollst, nachdem er nun gesagt, wovon du dich absondern sollst? Sondern nach meinen Rechten sollt ihr tun und meine Satzungen sollt ihr halten, dass ihr darinnen wandelt; denn ich bin der HERR, euer Gott. Was also will dein HERR von dir? Du sollst nach seinen Rechten tun, seine Gebote sollst du halten und entsprechend leben. Das heißt ja zunächst einmal: Du musst sie kennen, denn sonst kannst du sie ja nicht tun. Und: Wenn du wahrhaft sein Kind bist, wenn du wahrhaft wiedergeboren bist zum rettenden Glauben an Jesus Christus, dann sollte es dir ein herzlichen Verlangen sein, Gottes Rechte, seinen Willen für dich zu erkennen; es sollte dir etwas Herrliches, Kostbares sein, immer besser zu erkennen, wie du ihm von ganzem Herzen dienen kannst. Denn darum geht es ja allerdings: Dass du ungeteilt, von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Gemüt und aller deiner Kraft deinen HERRN liebst, dich ihm weihst, hingibst und ihm nachfolgst. Das ist es ja, was dein Heiland Jesus Christus als das größte Gebot bezeichnet hat. Gott wird nicht müde, dies hier zu betonen: seine Satzungen halten, seine Rechte tun. Das ist Aktivität, das ist nicht nur so ein innerlicher Glaube, der nach außen nicht in Erscheinung tritt. Nein, dein Glaube wirkt sich auch in deinem Leben.

Und wie gesagt: Das alles nicht aus Zwang, nicht als ein hartes Muss, sondern von ganzen Herzen. Denn dem, der durch Wasser und Geist wiedergeboren ist, dem ist das Gesetz in sein Herz geschrieben, er kann gar nicht anders als eben den Willen Gottes tun wollen.

Und er unterstreicht es zweimal mit den Worten: Denn ich bin der HERR. Da gibt es keine Diskussion, kein Ausweichen. Nein, christlicher Glaube hat als Folge den Gehorsam des Glaubens, den Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber. Wo der ausbleibt, da ist mit dem Glauben etwas verkehrt.

Am Schluss unseres Absatzes gibt Gott der HERR dabei sogar noch eine Verheißung: Denn welcher Mensch dieselben tut, der wird dadurch leben, denn ich bin der HERR. Was heißt das denn? Nun, Gott der HERR sagt hier: Wenn es einen Menschen gäbe, der seine, Gottes, Gebote jeden Tag, jede Sekunde seines Lebens vollkommen erfüllen würde, der würde dadurch selig werden, gerettet. Das heißt: Er müsste absolut vollkommen sein. Seid vollkommen, so, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. So hat auch Jesus Christus es zusammengefasst. Und nun frage ich dich: Wer kann das? Und du wirst mir zugeben: Niemand! Kein Mensch kann diese Verheißung erlangen. Aber warum ist sie dann gegeben? Gott der HERR macht hier noch einmal ganz deutlich, wie tief wir Menschen gefallen sind, dass wir Sünder sind, abgrundtief verdorben, weit entfernt von dem, was Gott der HERR von uns haben will. Darum stellt der Heilige Geist durch Paulus ja im Neuen Testament fest: Durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch gerecht. Es ist unmöglich. Der natürliche Mensch ist tot in Übertretungen und Sünden, tot für Gott und seinen Willen und sein Wort. Aber selbst der Christ ist noch unvollkommen, denn auch in ihm, in seinem Fleisch wohnt nichts Gutes. Auch er muss täglich kämpfen gegen die Sünde in ihm.

Wie aber kann dann ein Mensch gerecht werden? So halten wir es nun, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. Deine Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, sie ist reines Geschenk, nichts, gar nichts kannst du dazu beitragen. Jesus Christus hat sie dir durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben erworben, und Gott der Vater hat sie mit der Auferweckung seines Sohnes am dritten Tag bestätigt. Nichts, gar nichts kannst du beitragen zu seiner Erlösung, deiner ewigen Errettung.

Dass du einst in den Himmel kommst, das kannst du nicht verdienen, da kannst du nichts beitragen. Die Vergebung der Sünden, das ewige Leben, das bietet Gott der HERR dir an im Evangelium, reicht er dir dar, eignet er dir dadurch zu. Und du hast es nicht anders, als dass du es im persönlichen Glauben als dir geltend für dich ergreifst.

Und das Gesetz? Ja, da sind wir wieder bei dem, was wir ganz am Anfang schon gesagt haben. Das Gesetz, die Ordnungen Gottes, die brauchst du, damit du deine Sünden erkennst. Du brauchst sie aber vor allem auch, damit du dann weißt, wie du als Christ leben sollst. Und so sind diese Gesetze und Ordnungen Gottes, die auch heute so hell aufgeleuchtet haben, dir Wegweiser für dein Leben als Christ. Und zwar Wegweiser, die du als Christ gerne in Anspruch nimmst.

Denn als Christ ist es dir ein herzliches Verlangen, den Willen des Vaters im Himmel auszuführen. Als Christ lebst du nicht mehr dir selbst, deinen Wünschen, deinen Ideen, deinem Verlangen, sondern deinem Heiland und HERRN, wie es Paulus ausgedrückt hat: Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich gegeben hat. Das ist christliches Leben: Christus prägt dich, Christus will sich in deinem Leben entfalten. Und das, es kann nicht oft genug betont werden, nicht aus Zwang, sondern aus herzlicher Liebe zu deinem Erlöser: Die Liebe Christi dringet uns also, da wir halten, dass, weil einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben. Und er ist darum für alle gestorben, damit die, so da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.

Es geht also um die Ganzhingabe als Erlöster. Du tust nicht das Gesetz, um errettet zu werden, sondern umgekehrt, weil du errettet bist, darum willst du gerne das Gesetz tun. Du weihst dich, dein Leben, ganz und gar deinem Heiland und sagst all dem ab, was dich irgendwie in der Nachfolge Jesu Christi hindern, dich irgendwie in Sünde verführen kann. Als ein Erlöster sollst du ganz und gar deinem HERRN geheiligt sein. Er soll auf dem Thron deines Lebens sitzen. Da prüfe dich, ob es schon so ist. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 14. Sonntag nach Trinitatis ueber Jeremia 17,13-14:

Unter Fluch oder unter Segen?

Jeremia 17,13-14: Denn, HERR, du bist die Hoffnung Israels. Alle, die dich verlassen, müssen  zuschanden werden, und die Abtrünnigen müssen in die Erde geschrieben  werden; denn sie verlassen den HERRN, die Quelle des lebendigen Wassers. Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen;  denn du bist mein Ruhm.

    Als Mose kurz vor seinem Tode Israel noch einmal das Gesetz Gottes einschärfte, da legte er ihm vor den Segen und den Fluch: den Segen, so ihr gehorcht den Geboten des HERRN, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; den Fluch aber, so ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des HERRN, eures Gottes, und abtretet von dem Wege, den ich euch heute gebiete, dass ihr andern Göttern nachwandelt, die ihr nicht kennt. Und nachdem Israel über den Jordan gegangen war, mussten sich sechs Stämme auf dem Berg Ebal versammeln, dort den Fluch auszusprechen, der mit dem Ungehorsam verbunden ist, und sechs auf dem Garizim, um den Segen Gottes zu proklamieren, der Israel zuteil wird, wenn sie im Glauben dem HERRN gehorsam sind.

    Segen und Fluch – das legt Gott der HERR auch dir heute vor in seinem Wort, um dir deutlich zu machen, welche Folgen es hat, wenn du ihn verlässt, wenn du ohne ihn lebst; und welchen Segen du von ihm empfangen kannst, wenn du dich an ihn hältst im rechten Glauben. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Unter Fluch oder unter Segen?

1. Unter Gottes Fluch

2. Unter Gottes Segen

    1. Unter Gottes Fluch. Alle, die dich verlassen, müssen zuschanden werden. Das ist eine sehr deutliche Ansage des Propheten Gottes. Alle, ausnahmslos jeder, der den HERRN verlässt, wird ganz gewiss zuschanden werden. Wer sich trennt von dem lebendigen Gott, wer sein Leben ohne den lebendigen, den wahren, den dreieinigen Gott lebt, der hat keine wirkliche Zukunft, der wird zuschanden werden. Und kommt er selbst noch irgendwie durch dieses Leben, so ist spätestens mit dem Tod das endgültige Aus gekommen.

    Was heißt das denn: den HERRN verlassen? Nun, das heißt: ohne Gott leben, nicht nach Gott, nach seinem Willen, seinen Geboten, seinen Ordnungen fragen. Und das heißt, wenn du so lebst, dass du irgendwo anders deine Hoffnung, dein Vertrauen versuchst, fest zu machen. Du verlässt dich dann auf Menschen, auf Reichtum, auf dich selbst, dein Können, dein Geld, deine Beziehungen, alles Dinge, die so schnell dahin sein können, die so schnell verloren sein können. Einige Verse vor unserem Abschnitt vergleicht Jeremia solche Menschen mit der Heide in der Wüste, die verdorrt, weil sie kein Wasser findet, weil sie ohne Lebensgrund bleibt. Auch hier greift er dieses Bild wieder auf. Zunächst spricht er davon, dass sie in die Erde geschrieben werden müssten, weil sie solche sind, die nicht nach oben, sondern nach unten orientiert sind. Wenn du dich an deinen Heiland und HERRN Jesus Christus hältst, dann weißt du, dass deine Heimat oben im Himmel ist, du bist nach oben hin ausgerichtet. Wer sich aber von Gott getrennt hat oder getrennt hält, der hat keine Heimat im Himmel, der hat nur die Erde, nichts anderes.

    Aber was ist das für ein Leben? Er hat die Quelle des lebendigen Wassers verlassen. Wasser, gerade in den Wüstengegenden, ist lebensnotwendig. Und nun gar noch lebendiges Wasser, Quellwasser – das bedeutet Leben, es spendet Leben und Reinigung. Gott selbst ist die Quelle des lebendigen Wassers. Und das heißt: Durch ihn allein hast du Zugang zum Leben, hast du Zugang zur Reinigung. Wer sich von ihm trennt, der trennt sich vom wahren Leben selbst, der hat sich die Wurzel abgeschnitten, durch die er die nötige Nahrung empfangen kann. Ohne Gott hast du keinen Zugang mehr zu all dem, was in deinem Leben so nötig ist. Ohne Gott bist du verloren, denn dir fehlt die Orientierung. Du irrst umher, denn das, was vom natürlichen Gesetz noch übrig ist, das ist doch sehr bruchstückhaft. Und: Dir fehlt die Ewigkeitshoffnung, du bist völlig diesseitig ausgerichtet. Das wahre Leben, das aus Gott ist und von Gott gefüllt wird, das kannst du nicht bekommen, denn du hast die Verbindung dazu gekappt. Du existiert zwar hier auf Erden, bist vielleicht sogar erfolgreich in deinem Beruf, anerkannt in deiner Familie, Verwandtschaft, Nachbarschaft – aber du bist gefangen in der Sünde, auch wenn du es schon gar nicht mehr merkst. Du lebst ohne Vergebung, ohne Gnade. Du lebst dann wohl nach deinen Vorstellungen, deinen Wünschen, deinen Ideen, deinen Zielen. Aber es ist alles vergänglich, was mit deinem Leben zusammen hängt, nichts hat Ewigkeitsbezug. Und ist das nicht schrecklich? Aber du merkst es gar nicht. Dir scheint alles so gut zu laufen – und tatsächlich bist du abgeschnitten von dem wahren Leben, und es ist alles nur Schein.

    Wie schrecklich aber in den Zeiten der Not, wenn sie kommen. Du hast keinen Ausweg, du hast keinen Trost, du hast keine Zuflucht, sondern du musst selbst zusehen, wie du hindurch kommst. Und es kann sein, dass plötzlich alles wegbricht, was dir so teuer, so wichtig, so bedeutend war. Da ist kein Halt, keine Hilfe, nur eine furchtbare Leere. Und doch ist gerade so ein schreckliches Ereignis ein Mahn- und Weckruf Gottes, um dich dann zu erwecken aus dem Todesschlaf, um dich herauszureißen aus der Finsternis dieser Welt, der Diesseitigkeit.

    2. Unter Gottes Segen. Wie ganz anders ist doch das Leben, das du hast, wenn du dich hältst an den lebendigen Gott durch seinen Sohn Jesus Christus. Wenn du also als ein armer, elender, schwacher Sünder, der seine ganze abgrundtiefe Verdorbenheit erkannt hat, der mit Schrecken erfasst hat, dass er aus sich heraus nichts zu seiner Errettung tun kann, sondern verloren ist: Wenn du also als ein solcher fliehst unter das Kreuz zu deinem Heiland Jesus Christus, der alle deine Sünden längst getragen und für sie vollständig bezahlt hat. Ihn ergreifst du von Herzen im innigen Vertrauen, dass er so dein Heiland ist, dein Erlöser, der auch dir die Vergebung aller deiner Sünden erworben hat. Und ihm vertraust du darum für Zeit und Ewigkeit.

    Und nicht nur einmal kommst du zu ihm, sozusagen am Anfang, bei der Bekehrung, nein. Du weißt es und merkst es ja täglich, wie du von der Sünde angegriffen wirst, wie sie dich wieder sich unterwerfen will, wie sie dich wegreißen will von deinem Erlöser. Und du fällst auch täglich vielfältig. Darum brauchst du die tägliche Reinigung, die tägliche Heilung der Wunden, die der Teufel dir durch die Sünde geschlagen hat. Und du weißt: Du darfst kommen, wieder und immer wieder – und dein Heiland Jesus Christus ist da für dich und bringt dich wieder zurecht. Denn wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er sie uns vergibt und reinigt uns von aller Untugend.

    Wenn du dich an den lebendigen, dreieinigen Gott hältst, so hast du Hoffnung, Hoffnung für Zeit und Ewigkeit. Du bist nicht abgeschnitten von der Quelle des Lebens, von dem lebendigen Wasser, sondern, im Gegenteil, du sitzt an der Quelle, du darfst täglich schöpfen aus dieser Quelle für dein Leben, all das, was du benötigst. Die Kraft, die du täglich brauchst, den Trost, dessen du bedarfst in allem Leid, allem Schweren, aller Not. Gott hat dir nicht verheißen, dass er dich von solchen Dingen verschont. Keineswegs. Das Leben der Gottesmänner in der Bibel ist mit viel Kampf, viel Leid verbunden. Aber du hast die Zusage, dass dein HERR gerade auch im finsteren Tal mit dir geht.

    Ja, du hast die Zusage, dass du bist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, am Bach verwurzelt. Da hast du all die Nahrung, all das, was du brauchst, in Fülle. Und wie groß da auch die Hitze sein mag, die Hitze der Anfechtung, Versuchung, der Not – du gehst darum nicht unter, auch wenn dich alles tief beugt, sondern du hast Wurzeln, die zur Quelle des Lebens reichen, Jesus Christus, und wirst so immer wieder neu gestärkt und aufgerichtet. Und: Du bringst Frucht, Frucht für Zeit und vor allem für die Ewigkeit. Denn dazu bist zu erwählt und gesetzt.

    Wenn du im Glauben dich hältst an deinen Erlöser Jesus Christus, dann hast du deinen Heiland, der dich wirklich heil macht, im umfassenden Sinne, so wie es das hebräische Wort shalom ausdrückt. Vollendet wird das aber erst in der Ewigkeit sein, wenn keine Sünde mehr sein wird, keine Schmerzen, kein Leid, keine Tränen, kein Tod, keine Krankheit. Aber es soll schon hier beginnen. Heile du mich, HERR; so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen. Dieses Wort zeigt an, dass du mit allem Leid und allem Leiden zu ihm kommen darfst – und er dich wirklich heil machen will. Er macht deine Seele heil, denn er hat deine Sünden getragen. Er schenkt dir die Vergebung, den Frieden mit dem Vater im Himmel. Er heilt aber auch deinen Geist und dein Gemüt, gerade weil er dich reinigt von all deiner Sünde und dir auch Kraft gibt zur Vergebung. Wenn du dich an ihn hältst, so darfst du auch Heilung vieler Verwundungen des Herzens erfahren und Erneuerung deines Lebens in deinem Heiland Jesus Christus. Er es geht nicht anders als dadurch, dass du Vergebung empfängst und selbst wieder Vergebung schenkst. Hilfe darfst du aber auch erfahren in all den irdischen Dingen des Lebens. Er hat dir zugesagt, dich hindurch zu tragen und dir die Fülle zu geben. Er wird es auch tun. Nicht immer wird es auf übernatürliche Weise machen, ja, zumeist hat er scheinbar natürliche Wege, die er aber steuert, durch Ärzte, durch Arbeit, durch andere Menschen.

    Erkenne nur immer wieder, wie reich er dich beschenkt, wie gnädig und großartig er dich führt, wie sehr er dich segnet – und danke ihm dafür. So wirst du immer mehr fest werden im Glauben und in der Nachfolge. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 15. Sonntag nach Trinitatis ueber Habakuk 2,1-4:

Der Trost des Glaubens unter der Anfechtung durch die Gottlosen

Habakuk 2,1-4: Hie stehe ich auf meiner Hut und trete auf meine Feste und schaue und  sehe zu, was mir gesagt werde, und was ich antworten solle dem, der mich  schilt. Der HERR aber antwortet mir und spricht: Schreibe das Gesicht und male  es auf eine Tafel, dass es lesen könne, wer vorüberläuft (nämlich also): Die Weissagung wird ja noch erfüllet werden zu seiner Zeit und wird  endlich frei an Tag kommen und nicht außen bleiben. Ob sie aber verzieht,  so harre ihrer; sie wird gewisslich kommen und nicht verziehen. Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben;  denn der Gerechte lebt seines Glaubens.

    Es verdross mich auf die Ruhmredigen, da ich sah, dass es den Gottlosen so wohl ging. So betet Asaph zu Beginn von Psalm 73. Dieser Psalm entfaltet die Not, in die wir als Gläubige kommen können, wenn wir merken, wie es denen, die nicht nach Gott fragen, die nicht nach seinen Geboten und Ordnungen leben, so gut geht, ja, häufig besser geht als denen, die von Herzen unserem Heiland Jesus Christus nachfolgen. Mit dieser Anfechtung haben die Gläubigen immer wieder leben müssen, und darum ist es so wichtig, dass wir lernen, damit umzugehen, damit wir nicht verzweifeln.

    Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes von Habakuk lernen:

Der Trost des Glaubens unter der Anfechtung durch die Gottlosen

1. Der scheinbare Triumph der Gottlosen

2. Der Gerechte lebt seines Glaubens

    1. Der scheinbare Trost der Gottlosen. Der Prophet Habakuk war schier verzweifelt. Das, was da geschah zu seiner Zeit, das sah wirklich aus wie der umfassende Triumph der Gottlosen. Er schrie zu Gott über den Frevel, den er überall bemerken musste – und nichts geschah. Raub und Frevel nahmen überhand. Gewalt ging über Recht. Der Gottlose übervorteilt den Gerechten, es ergehen verkehrte Urteile. So war die Lage. Und es sollte noch schlimmer kommen. Gott der HERR sagt es ihm: Die Chaldäer werden siegreich über Israel und die Nachbarländer herziehen, die Chaldäer, die berüchtigt sind dafür, grausam und schrecklich zu sein. Und was wird das Ergebnis sein? Sie werden Schaden tun, wo sie wollen.

    Habakuk war schockiert darüber. Sollte denn Israel untergehen? Was wurde dann aus der Verheißung, die doch diesem Volk vor allen anderen gegeben war, die Verheißung, dass aus seiner Mitte der Messias, der Gesalbte, der Erretter, der Heiland der Welt kommen sollte? Ließ Gott etwa seine Verheißung hinfallen? Das ist doch unmöglich.

    So können wir angefochten, so können wir entsetzt werden darüber, dass es denen, die ohne Gott leben, so gut geht. Ja, wie häufig gewinnen wir den Eindruck, dass jemand, der es nicht so genau nimmt mit der Wahrheit, der es nicht so ernst nimmt mit Gottes Geboten, der hier etwa mitgehen lässt, dort ein wenig lügt; hier sich in ein besseres Licht rückt und dort heuchelt, um so sein Ansehen zu verbessern, dass es also solchen Menschen gelingt, dass sie Erfolg haben. Scheinbar können sie ihre Ziele erreichen, kommen voran, stehen gesichert da. Und das ist allerdings eine Anfechtung, weil unser Herz geneigt ist, Gottes Treue, Gottes Hilfe, Gottes Gnade an materiellen, äußeren Dingen abzulesen. Und das ist völlig verkehrt. Israel musste jahrhundertelang in Ägypten in der Sklaverei sein. Hatte Gott sein Volk vergessen? Nein, keineswegs, aber er griff erst ein, als die von ihm festgesetzte Zeit gekommen war. Lazarus war ein armer, kranker Mann, der vor der Tür des reichen Mannes lag und sich mit den Hunden um das spärliche Essen stritt. Der reiche Mann aber lebte herrlich und in Freuden. War nun etwa Lazarus derjenige, der von Gott verstoßen, bestraft war, während der reiche Mann der gesegnete, begnadete, von Gott ausgezeichnete Mensch war? Ganz und gar nicht. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Der reiche Mann, dessen Name nicht einmal interessant ist, musste in die ewige Verdammnis gehen; all sein Reichtum nutzte ihm nichts, er war mit seinem Tode dahin. Und Lazarus? Gott der HERR achtet ihn so hoch, dass er uns sogar seinen Namen überliefert – und Lazarus, der in all seiner Armut sich an den lebendigen Gott gehalten hat, er wird getragen in Abrahams Schoß, er ist im Himmel, in der Herrlichkeit. Es ist ganz wichtig, dass wir das vor Augen haben, damit wir nicht verzweifeln, nicht mit Gott hadern, nicht zweifeln an unserer Erwählung und Errettung.

    Habakuk hat all seine Not, die ihm das machte, herausgeschrien, hat sie Gott gesagt – und er hat gewartet, intensiv gewartet auf Gottes Antwort und war sicher, dass sie kommen wird. Und: sie kam. Gott hat ihm, seinem Propheten geantwortet, durch ein Gesicht, eine Vision. Wie das im Einzelnen geschah, das wird uns nicht berichtet. Heute redet der HERR in unsere Not hinein nicht mehr auf diese Weise, weil wir jetzt sein Wort, die Heilige Schrift, vollständig vorliegen haben, und er uns durch sein Wort den Trost, die Kraft gibt.

    Und was antwortet ihm der HERR in diese seine verzweifelte Lage? Was sagt er im Blick auf die Gottlosen, die doch scheinbar so viel Glück haben, ja, die überall zu triumphieren scheinen? Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben. Der Gottlose wird hier als der Halsstarrige, der Überhebliche beschrieben. Ja, er ist allerdings jemand, der sich massiv dagegen wendet, von Gott regiert zu werden, der auf keinen Fall sich von Gottes Wort leiten lassen will, der überheblich ist. Denn er vertraut auf sich, seine Fähigkeiten, sein Ansehen, sein Können, sein Wissen, seine Leistung, seine guten Werke, seine Freunde, sein Geld, seine Erfolge. Mit all dem will er bestehen. All das macht sein Leben aus. Und wenn er Gott nicht völlig negiert, so meint er doch: so schlimm bin ich doch nicht; und Gutes tue ich doch auch immer wieder mal; und Gott ist doch barmherzig, er wird mich gewiss annehmen. Da will er nicht wahrhaben, dass die herrschende Sünde von Gott trennt, dass, wer in der Sünde beharrt, das Reich Gottes nicht erlangen kann, dass es nicht möglich ist, im alten Ich zu leben und das haben zu wollen, was nur dem neuen Ich zusteht. Der Gottlose hat keinen Frieden. Das betont Gott auch hier. Er hat keinen Trost, er hat keine Ewigkeitshoffnung oder macht sich etwas vor, was nicht tragbar ist. Er hat keine Ermutigung. Denn: Er hat keine Vergebung der Sünden, er hat kein ewiges Leben. Sein Gewissen ist da und meldet sich. Und hat er es schon totgetreten, so bricht es doch irgendwann wieder mit Macht auf.

    Was nutzt da aller Triumph, was nutzt das aller irdische Erfolg, was nutzt da alles Ansehen bei den Menschen? Nichts! Es muss alles dahin, muss alles verschwinden. Vor Gott gelten andere Maßstäbe. Und nach diesen ist der scheinbar so Erfolgreiche doch glatt durchgefallen.

    2. Der Gerechte wird seines Glaubens leben. Wie ganz anders geht es doch da dem Gerechten. Gewiss, er hat oft schwere Tage in dieser Welt. Er hat oft nicht den Erfolg, den andere haben. Und er muss sehen, dass es denen, die gottlos leben, oftmals besser geht als ihm selbst. Das ist wahrhaft Anfechtung.

    Aber gerade in diesen verzweifelten Situationen gilt: Gott hält sein Wort. Die Weissagung wird erfüllt werden, und zwar zu Gottes Zeitpunkt. Die Menschen, gerade diejenigen, die fern sind von Gott, fangen vielleicht an zu spotten, zu fragen, wann denn nun die Erfüllung käme. Nun, ihnen kannst du sagen, fest und getrost: Die Verheißung wird ja noch erfüllt werden zu seiner Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht außen bleiben. Ja, Gott hält sein Wort. Damals die Gläubigen haben auf die Ankunft des Messias gewartet, schon gute dreitausend Jahre. Aber sie mussten noch länger warten. Aber als die Zeit erfüllt war, nicht früher und nicht später, sandte Gott seinen Sohn, geboren von der Jungfrau Maria und für uns unter das Gesetz getan.

    Und so ist es jetzt wieder. Wir warten auf die Wiederkunft Christi, auf den Jüngsten Tag, der damit verbunden ist. Und die Menschen um uns spotten und meinen, das Gericht werde nicht kommen. Aber sie irren: So, wie Jesus Christus damals zu seiner Zeit gekommen ist, so wird er auch diesmal zum Gericht kommen: keinen Tag zu früh und auch keinen zu spät, sondern zu dem von Ewigkeit her festgesetzten Zeitpunkt.

    Während der Gottlose eigentlich keinen festen Grund unter den Füßen hat und eine Hoffnung pflegt, die doch letztlich nicht durchträgt in den Tod und über den Tod hinaus, so hat derjenige, der sich im rechten Glauben an seinen Heiland Jesus Christus hält, Gottes Wort, das festen Grund gibt. Gott der HERR hat sich für uns festgelegt in seinem Wort. Darum können wir uns an dieses Wort halten und dabei ganz getrost sein.

    Und das Entscheidende: Der Gerechte lebt seines Glaubens. Der Gerechte lebt nicht aus eigener Kraft, er lebt auch nicht von seinem Erfolg. Er glaubt auch nicht, durch gute Werke Gott besänftigen, bestimmen zu können. Nein, er weiß vielmehr, dass er ein Sünder ist, dass er so, wie er natürlich geboren ist, vor Gott nicht bestehen kann, weil er abgrundtief verdorben ist. Er weiß, dass er eigentlich verloren ist und Gott gar nichts bringen kann. Darum hält er sich auch nicht an sich selbst fest, sondern klammert sich an seinen Heiland Jesus Christus, der für ihn in diese Welt gekommen ist, der für ihn auch das Gesetz Gottes erfüllt hat, der auch für ihn auf Golgatha starb und so auch mit ihm Gott versöhnt hat, auch ihm die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht erworben hat. Und dies, das ihm sein Heiland anbietet, darreicht, zueignet in der Taufe, im Wort und im Abendmahl, das ergreift er im Glauben und vertraut darauf, ganz getrost, dass er um Christi willen das ewige Leben hat. Und weil er diesen Trost hat, weil er diese Hoffnung hat, darum sagt er auch Nein zur Sünde und folgt Jesus Christus nach, kämpft bewusst gegen die sündlichen Regungen und lässt ihnen nicht die Zügel. Aber er weiß, dass dieser geistliche Kampf ihn nicht in den Himmel bringt, sondern dass er allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen errettet, erlöst ist, ergriffen allein im Glauben.

    Der Gerechte lebt seines Glaubens. Er vertraut nicht auf sich selbst, bringt Gott nicht eine eigene Gerechtigkeit, die sowieso nichts ist, sondern er vertraut ganz und gar auf die fremde Gerechtigkeit, die ihm zugerechnet wird, geschenkweise, nämlich die Gerechtigkeit, die Jesus Christus für ihn erworben hat. Sie ist ihm nicht zu billig, denn er weiß, dass es keinen anderen Weg für ihn gibt. Und dass sie teuer erkauft ist, denn sie hat Jesus Christus das Leben gekostet. Darum hat er Frieden, wirklichen Frieden mit Gott, hat Ruhe, hat Trost, hat eine gewisse Zukunft, eine Hoffnung auf die Ewigkeit, die nicht in der Luft schwebt, sondern gegründet ist in den Verheißungen Gottes in seinem Wort.

    Wenn die Anfechtungen kommen, und sie kommen gewiss, so lässt er sich doch von ihnen schließlich nicht gefangen nehmen, nicht fesseln, sondern richtet seinen Blick auf Jesus Christus, auf das Heil, das er erworben hat und die herrliche Zukunft, die er uns bereitet hat. Und so kann er dennoch getrost sein und weiß, dass all das Irdische, wir haben viel oder wenig, doch nur vorübergehend ist, dass es aber tatsächlich auf die Ewigkeit ankommt, wo wir sie zubringen. Das ist die entscheidende, die alles entscheidende Frage. Auf die musst du eine Antwort haben, eine feste, getroste, gewisse Antwort. Allein im Glauben an deinen Heiland Jesus Christus kannst du sie haben. Ohne ihn geht dein Leben, und sei es noch so erfolgreich, noch so irdisch reich, doch auf tönernen Füßen und hat in Wirklichkeit keine Zukunft.

    Darum: Suche deinen Trost nicht in irdischem Reichtum, irdischem Erfolg, irdischer Stärke, sondern allein in deinem Heiland Jesus Christus, in seiner Gerechtigkeit, seiner dir erworbenen Vergebung. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 16. Sonntag nach Trinitatis ueber 2. Chronik 7,12-22:

Der Ernst der Nachfolge

2. Chronik 7,12-22: Und der HERR erschien Salomo des Nachts und sprach zu ihm: Ich habe dein  Gebet erhöret und diese Stätte mir erwählet zum Opferhause. Siehe, wenn ich den Himmel zuschließe, dass nicht regnet, oder heiße die  Heuschrecken das Land fressen, oder lasse eine Pestilenz unter mein Volk  kommen, dass sie mein Volk demütigen, das nach meinem Namen genannt ist, und sie  beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren  werden, so will ich vom Himmel hören und ihre Sünde vergeben und ihr  Land heilen. So sollen nun meine Augen offen sein und meine Ohren aufmerken auf das  Gebet an dieser Stätte. So habe ich nun dies Haus erwählet und geheiligt, dass mein Name daselbst  sein soll ewiglich, und meine Augen und mein Herz soll da sein allewege. Und so du wirst vor mir wandeln, wie dein Vater David gewandelt hat, dass  du tust alles, was ich dich heiße, und hältst meine Gebote und Rechte, so will ich den Stuhl deines Königreichs bestätigen, wie ich mich deinem  Vater David verbunden habe und gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an  einem Manne, der über Israel Herr sei. Werdet ihr euch aber umkehren und meine Rechte und Gebote, die ich euch  vorgelegt habe, verlassen und hingehen und andern Göttern dienen und  sie anbeten, so werde ich sie auswurzeln aus meinem Lande, das ich ihnen gegeben habe;  und dies Haus, das ich meinem Namen geheiligt habe, werde ich von meinem  Angesicht werfen und werde es zum Sprichwort geben und zur Fabel unter  allen Völkern. Und vor diesem Hause, das das höchste worden ist, werden sich entsetzen  alle, die vorübergehen, und sagen: Warum hat der HERR diesem Lande und  diesem Hause also mitgefahren? So wird man sagen: Darum dass sie den HERRN, ihrer Väter Gott, verlassen  haben, der sie aus Ägyptenland geführt hat, und haben sich an andere  Götter gehängt und sie angebetet und ihnen gedient; darum hat er all  dies Unglück über sie gebracht.”

    Demas hat mich verlassen und diese Welt lieb gewonnen. So musste Paulus in seinem zweiten Brief an Timotheus kurz vor seinem gewaltsamen Tod über einen ehemaligen Mitarbeiter schreiben. Demas hatte ihn verlassen, war von ihm gegangen. Das wäre noch nicht das wirklich Tragische gewesen. Paulus hätte es verschmerzt. Bei manchen Verhören war er ganz allein gewesen. Aber Demas hatte ihn nicht aus Angst verlassen oder weil er eine andere Aufgabe im Reich Gottes angepackt hätte. Nein, das Schreckliche ist: Er hat diese Welt lieb gewonnen. Mit diesen Worten beschreibt Paulus das Schlimmste, was einem Christen passieren kann: den Abfall aus der Gotteskindschaft. Demas hatte diese Welt wieder lieb gewonnen, hatte die also die Sünde wieder lieb gewonnen, hatte der Sünde wieder die Herrschaft gegeben, nahm es mit Gott und seinem Wort nicht mehr so ernst. Das muss nicht einmal heißen, dass er ganz und gar gottlos geworden wäre. O nein. Es kann gut sein, dass er ja irgendwo noch sich als Christ gesehen hat. Aber nur mit der Nachfolge seines Heilandes, da hat er es nicht mehr so ernst genommen. Er hat das Vergnügen, die Bequemlichkeit, die eigenen Wünsche, die eigenen Ziele, die eigenen Interessen, die eigene Ehre, die eigene Gerechtigkeit, die eigene Sicherheit wieder lieb gewonnen. Und all das hat er dann, vielleicht, noch mit etwas christlicher Tünche bestrichen, so dass er vor sich selbst, und vielleicht auch vor anderen, noch als Christ dastand. Wir wissen das nicht genau. Aber wir wissen aus den Worten des Apostels, dass er nicht mehr in der Gnade Christi war, sondern wieder der Welt, der Sünde verfallen. Und das ist furchtbar. Er war ein Mitarbeiter des größten Missionsapostels gewesen, er hatte die gewaltigen Taten Gottes gesehen, die durch das Wort geschahen, war dabei, wie vielerorts Gemeinden entstanden und die Menschen dann auch geistlich wuchsen. Und nun hat er sich abgewandt, nun ist er zurück zu dem, was er einst freudig verlassen hatte, wovon der HERR ihn einst befreit hatte.

    Wir sollten aber über Demas nicht einfach die Nase rümpfen. Wir sollten nicht meinen, dass uns so etwas nicht passieren könnte. Wer da stehe, der sehe zu, dass er nicht falle. Nicht ohne Grund beten wir im Vaterunser: Und führe uns nicht in Versuchung. Denn der Teufel, die Welt und unser Fleisch versuchen uns immer wieder, täglich. Und die Gefahr ist groß, dass wir auch aus der Gnade fallen, dass wir auch zurückfallen in die Welt.

    Darum lasst uns heute unter dem Beistand des Heiligen Geistes bedenken:

Der Ernst der Nachfolge

1. Die Gefahr des Abfalls aus der Gnade

2. Konsequente Nachfolge

    1. Die Gefahr des Abfalls aus der Gnade. Salomo hatte mit Israel den Tempel eingeweiht. Es war ein gewaltiges Ereignis gewesen, für Salomo, für das ganze Volk, das Gottes Volk sein sollte. Zigtausende von Opfern waren dem HERRN gebracht worden. Vor allem aber: Der König hatte den HERRN angerufen, hatte in seinem Gebet sehr realistisch auch die Gefahren gesehen, die geistlichen Gefahren, denen Israel ausgesetzt war, und die Strafen Gottes als Folge davon. Darum war es ihm so wichtig, dass er den HERRN um Gnade anflehte, um Erbarmen, wenn Israel abgefallen war, sich dann aber, unter der Zuchtrute der Strafe Gottes, wieder in Buße zum HERRN bekehrte. Und Gott der HERR antwortet ihm. Wie gewaltig, wie herrlich ist diese Antwort: Ich habe dein Gebet erhört und diese Stätte mit erwählt zum Opferhaus. Gott hat ein Ja, ein volles Ja zu diesem Tempel; und: Er hat das Gebet des Königs angenommen. Er bestätigt es: Wenn … sie sich von ihren bösen Wegen bekehren werden, so will ich vom Himmel hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.

    Große Tage für Israel. Tage des Segens, der Gegenwart des HERRN. Aber diesen Festtagen folgt der Alltag. Und in diesem Alltag gilt es, den Glauben zu bewähren, gilt es, fest zu bleiben in der Nachfolge. Du hast vielleicht auf mancherlei Weise die Gnade Gottes in deinem Leben erfahren. Du bist zu tiefer Sündenerkenntnis geführt worden, hast erkannt, dass du abgrundtief verdorben und darum eigentlich in Ewigkeit verloren bist. Und dann hast du Jesus Christus erkannt als den Heiland der Welt – und deinen Heiland. Und so hast du Frieden mit Gott gefunden. Oder du hast Gottes Hilfe und Durchtragen erfahren in Krankheit, in Ängsten, in Sorgen. Er hat dich bewahrt in schwierigen Situationen. Er hat dir Kraft und Mut gegeben für schwere Aufgaben. In so vielerlei Dingen hast du Gott sehr deutlich erlebt. Und vor allem: Er begegnet dir in seinem Wort, redet zu dir, gibt dir Wegweisung. Und doch: Du hast damit das Himmelreich nicht einfach in der Tasche.

    Du gehst in den Gottesdienst, du bist getauft, du empfängst das heilige Abendmahl. Das ist alles gut und wichtig. Und doch: Das enthebt dich nicht davon, dass du den geistlichen Kampf aufnimmst.

    Denn wie sagt doch hier der HERR zu Salomo und durch ihn zu Israel? Werdet ihr euch aber umkehren und meine Rechte und Gebote, die ich euch vorgelegt habe, verlassen und hingehen und andern Göttern dienen und sie anbeten, so werde ich sie auswurzeln aus meinem Lande, das ich ihnen gegeben habe; und dies Haus, das ich meinem Namen geheiligt habe, werde ich von meinem Angesicht werfen und werde es zum Sprichwort geben und zur Fabel unter allen Völkern. Obwohl also Israel doch so sehr Gottes Hilfe und Gnade erfahren hatte; obwohl doch sein Volksein zusammenhing damit, dass Gott der HERR es aus Ägypten herausgeführt hatte, aus der Sklaverei – dennoch sieht der HERR die Gefahr, dass Israel abfällt, dass es sich anderen Göttern zuwendet. Und wenn wir in die Geschichte Israels hineinsehen, so stellen wir genau das immer wieder fest. Ja, es ist kaum zu glauben, aber Salomo selbst, dem doch der HERR zweimal erschienen ist, Salomo selbst hat sein Herz in seinem Alter den Götzen zugewandt und ihnen Tempel gebaut, wiewohl er zugleich auch noch den äußeren Gottesdienst dem HERRN gebracht hat.

    Wie ist das nur möglich? Wie kann das kommen? Nun, das kommt durch die Versuchung. Du betest ja, wenn du das Vaterunser betest, unter anderem: Und führe uns nicht in Versuchung. Was bittest du denn damit? Luther legt es so aus: Dass Gott uns wolle behüten und erhalten, damit uns der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge noch verführe in Missglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster. Da sind also drei Feinde, die dir immer wieder zusetzen: der Teufel, die Welt und dein eigenes Fleisch. Und der Teufel, der verwendet die Welt und dein Fleisch dazu, um dich abzubringen vom Glauben. Aber wie macht er das? Nun, eine große Gefahr geht von deinem eigenen Fleisch aus. Paulus bekennt ja auch von sich: Ich weiß, dass in mir, das ist, in meinem Fleisch, wohnet nichts Gutes. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Dein Fleisch hat immer noch die Sünde an sich, den Hang zu allem Gottwidrigen. Und jeder von uns hat seine speziellen Charaktersünden, Schwächen, Dinge, bei denen er besonders leicht zu verführen ist zur Sünde, und sei es zunächst nur in Gedanken, oder dann in Worten. Darum gilt es täglich diesen entschiedenen Kampf gegen die Sünde, die aus dir selbst hochkommt. Aber da ist auch die Welt, deine Umgebung. Das kann schon in der eigenen Familie sein oder Verwandtschaft, oder in der Nachbarschaft, oder am Arbeitsplatz. Da kann es sein, dass deine nächsten Verwandten nicht den entschiedenen, konsequenten Weg dem HERRN nach gehen wollen. Sie meinen, du könntest doch auch Christ sein, ohne täglich konsequent in der Bibel zu lesen, ohne täglich im Gebet alles Gott hinzulegen. Oder sie meinen, es sei doch nicht so wichtig, dass du missionarisch oder diakonisch dem HERRN dienst. Andere meinen, du solltest doch auch zusehen, dass du erfolgreich bist, dass du, wie sie sagen, dein Glück machst. Dazu müsse man eben zuweilen nicht so ganz ehrlich sein, dazu müsse man auch mal etwas mitgehen lassen, wie sie es ausdrücken. Das mache doch jeder, das falle gar nicht auf. Oder da ist die Gefahr, dass durch das Gerede, wenn du mit anderen zusammen bist, du dich verführen lässt, über andere zu tratschen, negativ zu reden. Oder das du dich verleiten lässt durch die anderen, dass es ganz wichtig und erstrebenswert sei, unbedingt Karriere zu machen, es zu etwas zu bringen, Ansehen bei den Menschen zu gewinnen. Noch mehr aber sind da all die Dinge, die von außen an dich heranströmen, was du hörst oder liest in den Nachrichten, in der Zeitung, in Zeitschriften. Da ist der Zeitgeist, der oft ganz gottwidrige Ansichten, Maßstäbe, Wertverständnisse hat. Und all das kann dich beeinflussen, all das droht, deine Haltung zu verändern, zu schwächen, dich umzudrehen, weg von Gottes Willen, Gottes Maßstäben, Gottes Wort.

    Am gefährlichsten ist dabei die Verführung, die in einem frommen Mantel erscheint, ja, die vielleicht sogar unter dem Deckmantel erscheint, so der Mission dienen zu wollen. Da heißt es dann, du darfst heute nicht mehr so radikal sein, dich nicht mehr so absondern von dem Verhalten und den Ansichten der Welt, du müsstest für die Heiden wie ein Heide werden. Oder du könntest doch vieles mitmachen, was die Welt auch macht, denn so würdest du zu den Menschen Kontakt bekommen. Oder du solltest nicht immer von Sünde sprechen, vom Gericht, vom Jüngsten Tag, das wollten die Menschen nicht hören. Es sei wichtiger, von der Liebe Gottes zu sprechen und wie er so auf die Menschen eingehe. Das klingt oft sehr fromm – und löst tatsächlich die biblische Botschaft auf, vermengt Reich Gottes und Welt, schwächt Gottes Gesetz und so in der Folge auch Gottes Evangelium. Diese Gefahr ist da, gerade heute ist sie besonders aktuell.

    2. Konsequente Nachfolge. Gerade darum ist es so wichtig, dass du dich hütest vor diesen Verführungen, diesen Versuchungen. Und, wenn du doch in sie hinein kommst, dass du dennoch schließlich sie siegreich überwindest, selbst wenn du vielleicht zeitweilig ihnen erlegen sein solltest.

    Wie aber kannst du entschieden und konsequent den Weg der Nachfolge Jesu Christi gehen? Was sagt dir hier der HERR? Zu Salomo sagt er: So du wirst vor mir wandeln, wie dein Vater David gewandelt hat, dass du tust alles, was ich dich heiße, und hältst meine Gebote und Rechte, so will ich den Stuhl deines Königreichs bestätigen. Die Voraussetzung ist natürlich, dass du überhaupt schon auf dem richtigen Weg bist. Wenn das noch nicht der Fall ist, so gilt, was der HERR zuvor über das abgeirrte Israel sagte: Wenn sie beten und mein Antlitz suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren werden… Ja, das ist unbedingt die Grundlage: Dass du in rechter Sündenerkenntnis, in rechter Erkenntnis deiner Verdorbenheit und Verlorenheit dich erkennst und dich zu Jesus Christus wendest, ihn suchst, ihm deine Schuld bekennst, ihn um Vergebung bittest und seine Vergebung im Glauben ergreifst, die er dir im Evangelium im Wort, in der Taufe und im Abendmahl anbietet, darreicht, zueignet. Wie aber kannst du dazu kommen? Nun, schon dein Gewissen verklagt dich ja, wenn du etwas Böses, etwas Falsches, wenn du Sünde tust, wenn auch nicht mehr mit der Klarheit und Deutlichkeit, wie es sein sollte. Damit du aber rechte, tiefgehende Sündenerkenntnis bekommst, musst du Gottes Wort lesen, regelmäßig lesen, damit der HERR durch sein Gesetz dir aufzeigt, was er will, und unter das Wort im Gottesdienst und in der Bibelstunde kommen, damit deine Erkenntnis wächst. Und das ja nicht nur, bis du einmal zur grundsätzlichen Bekehrung gekommen bist. Nein, täglich weiter brauchst du das, damit du dich nicht schließlich über dich täuschst und meinst, werweiß wie gut du schon wärest. Nein, du bleibst auch als ein Christ zugleich ein Sünder. Und darum ist es so wichtig, dass du täglich deine Sünden ablegst, täglich den alten Menschen, der immer wieder dich zu beherrschen sucht, ausziehst, ersäufst, täglich den neuen Menschen anziehst, der ganz dem HERRN nachfolgen will.

    Darum ist es auch wichtig, dass du wirklich täglich Gottes Wort liest, weil du so täglich Lehre, Unterweisung, Wegweisung, Korrektur erfährst. Nur dann kannst du ja in Gottes Geboten und Rechten wandeln, wenn du sie auch kennst. Dann aber gilt es auch täglich diesen Kampf aufnehmen gegen die Sünde, die aus deinem eigenen Fleisch wieder aufkommt oder von der Welt oder die sonst irgendwie der Teufel dir schön, lieblich, begehrenswert, groß machen will. Über diesen Kampf kommst du nie hinaus. Wenn du diesen Kampf gar nicht kennst, wenn du gar nichts in deinem Leben weißt von einem konsequenten, intensiven Kampf gegen die Sünde, dann wäre das sehr bedenklich, weil dann zu vermuten wäre, dass du noch oder wieder unter der Sünde lebst. Als Christ aber bist du in der Wiedergeburt, Bekehrung grundsätzlich für die Sünde gestorben, die Sünde hat also ihr Anrecht, ihren Herrschaftsanspruch an dich verloren. Aber das hat natürlich auch Folgen: Dein alter Mensch ist mit Christus gekreuzigt – damit die Sünde dich nicht mehr beherrsche. Darum musst du auch fortan, wenn du angefochten wirst zu Sünde, dein Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden kreuzigen.

    Als jemand, der durch das Evangelium bekehrt, neu geboren wurde im Glauben an Jesus Christus, lebst du nun nicht mehr dir selbst, deinen Wünschen, deinen Zielen, deinen Vorstellungen, deinen Interessen, sondern du lebst Gott in Christus Jesus, dem, der für dich gestorben und auferstanden ist. Ihm übergibst du nun, als Folge, aus Dank, in herzlicher Liebe, dein Leben, weihst dich mit all deinem Können, deinen Fähigkeiten, deinem Wollen, kurz, dein ganzes Leben, deinem Heiland und HERRN, damit er dich verändert und führt. Wie steht es da mit dir? Worum kreist dein Leben? Bist es immer noch du selbst mit seinen vielerlei Interessen, Zielen, Wünschen – oder ist es wirklich Jesus Christus und sein Wort, sein Reich? Ja, wer sitzt auf dem Thron deines Lebens, deines Herzens? Ist es wirklich Jesus Christus oder bist es letztlich noch du selbst, auch wenn du vielleicht Jesus Christus sonst einen besonderen Platz zugewiesen hast? Höre doch, was Jesus Christus von seinen Nachfolgern sagt: So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau Kinder, Brüder, Schwestern, dazu auch sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Es geht also darum, dass Jesus Christus, dass Gott der HERR der ein und alles in deinem Leben wird. Nicht nur einen Platz neben anderen Dingen, auch keinen besonderen Platz – sondern allein dein ganzes Herz. Über alle Dinge will er von dir geliebt werden. Jesus Christus drückt es daher so aus: Auch ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein. Ganz für Jesus Christus. Das ist der Weg der Nachfolge.

    Es ist aber nicht damit getan, dass du ihn einmal betreten hast, sondern dass du täglich auf ihm bleibst. Es ist ein schmaler Weg, der oft nah am Abgrund entlang führt. Es ist ein beschwerlicher Weg, weil so viele Versuchungen, Anfechtungen da sind, auch, weil es oft so schwer ist, Gottes Willen recht zu tun. Es ist ein dornenreicher Weg, der mit viel Ablehnung, Spott, ja, Feindschaft der Menschen bedeckt ist. Darum bleibt er ein Weg des täglichen Kampfes – und ein Weg, auf dem du täglich Stärkung durch Gottes Wort brauchst, oft auch Christi Leib und Blut unter Brot und Wein empfangen solltest, um in der Vergebung gefestigt und erneuert zu werden. Ein Weg vor allem aber auch, auf dem du täglich Buße und Vergebung benötigst, weil du täglich vielfach fallen wirst. Aber wenn du dich dennoch klammerst an Gottes Wort, an seinen Willen, seine Gebote, seine Maßstäbe und das vor Augen hast, was Christus für dich getan, seine Erlösung, und womit er dich so reich beschenkt, so willst du ja nicht in der Sünde bleiben, sondern unbedingt dem HERRN nachfolgen, koste es, was es wolle.

    Täglich neu mache es daher fest, dass du auf seinem Weg unverrückt gehen willst, täglich weihe dich ihm neu, täglich bitte um rechte Sündenerkenntnis, Reue und Buße, um die Bewahrung in der biblischen Lehre und dem rechten Glauben. Und täglich erbitte dir die Kraft und Entschiedenheit für den Kampf gegen die Sünde, die Irrlehre und was sonst dich abziehen will von deinem Heiland. Und dann gehe diesen Weg unter der getrosten Verheißung deines guten Hirten Jesus Christus: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles; und niemand wird sie aus meines Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eins. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Erntedankfest ueber Psalm 138:

Gott sei Dank!

Psalm 138: Davids. Ich danke dir von ganzem Herzen; vor den Göttern will ich dir  lobsingen. Ich will anbeten zu deinem heiligen Tempel und deinem Namen danken um  deine Güte und Treue; denn du hast deinen Namen über alles herrlich  gemacht durch dein Wort. Wenn ich dich anrufe, so erhöre mich und gib meiner Seele große Kraft. Es danken dir, HERR, alle Könige auf Erden, dass sie hören das Wort deines  Mundes, und singen auf den Wegen des HERRN, dass die Ehre des HERRN groß sei. Denn der HERR ist hoch und sieht auf das Niedrige und kennet den Stolzen  von ferne. Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickest du mich und streckest  deine Hand über den Zorn meiner Feinde und hilfst mir mit deiner Rechten. Der HERR wird’s ein Ende machen um meinetwillen. HERR, deine Güte ist  ewig. Das Werk deiner Hände wollest du nicht lassen!

    Erntedank – ist nicht dieses Fest, zumindest dieser Begriff irgendwie antiquiert? Wer kann heute noch viel mit der Ernte anfangen? Früher, ja, da war die Mehrheit der Bevölkerung mit der Landwirtschaft befasst und für sie war die Ernte überlebenswichtig. Aber heute? Ist nicht den meisten von uns die Ernte ein ganz fernes Ereignis, von dem man höchstens etwas mitbekommt, wenn landwirtschaftliche Maschinen den Verkehr blockieren?

    Also: Erntedank abschaffen oder zumindest umbenennen? Ich denke: Keineswegs. Wie wäre es, wenn die Ernte ausfiele? Dann würden wir sehr schnell merken, wie existentiell wir angewiesen sind auf die Ernte – und dass daher der Dank für die Ernte sehr wohl ganz wichtig ist. Unser Problem ist, dass wir es als selbstverständlich hinnehmen, dass wir jeden Tag genügend zu essen haben, dass wir all das, was wir essen wollen, in großer Auswahl, kaufen können. Wir vergessen übrigens dabei schon, dass dies vielen Mitbürgern keineswegs so geht. Etwa ein Fünftel aller Kinder in der Bundesrepublik lebt am Rande des oder unter dem Existenzminimum, weil ihre Eltern, soweit überhaupt beide Elternteile mit ihnen leben, nicht genug verdienen oder von Hartz IV leben. Sie können nicht einfach in ein Geschäft gehen und sich das kaufen, was ihnen gefällt, was sie gerade wollen. Nicht wenige sind angewiesen auf Einrichtungen wie die Tafeln, die ihnen kostengünstig oder sogar umsonst Lebensmittel abgeben. Auch das sollten wir an einem solchen Tag im Auge haben – weil es uns zeigt, das unsere Lage überhaupt nicht selbstverständlich ist, und weil sie uns zeigt, warum uns Gott der HERR all das gegeben hat, was wir haben, nämlich dass wir es auch denen mitteilen können, die nicht so viel haben.

    Unser Psalm 138 ist ein Dankpsalm Davids, ein Psalm, anhand dessen wir ein wenig danken lernen können, weil er uns aufmerksam macht darauf, wofür wir danken können.  Lassen Sie uns deshalb unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Gott sei Dank!

1. Für seine Güte und Treue

2. Für sein rettendes Wort

3. Für seine bewahrende Hilfe

    1. Gott sei Dank – für seine Güte und Treue! Ich danke dir von ganzem Herzen; vor den Göttern will ich dir lobsingen. Ich will anbeten zu deinem heiligen Tempel und deinem Namen danken um deine Güte und Treue. So hebt David hier dieses Lobgebet, diesen Lobgesang an. Ich will dir danken von ganzem Herzen. Darauf sieht Gott der HERR. Kommt dir der Dank nur schwerfällig über die Lippen, geradezu erzwungen? Ist er nur Gewohnheit, weil du gelernt hast, dass man Gott Danke sagen muss? Dankst du nur, weil es gerade alle hier tun? Oder ist es dir wirklich ein herzliches Anliegen, ja, ein Bedürfnis, Gott dem HERRN zu danken? Bist du dir bewusst, was du ihm verdankst und dass du all das ohne ihn gar nicht hättest?

    Es ist darum auch immer wieder gut, dass du dir vor Augen hältst, woher all das kommt, was dein Leben ausmacht, dass du dich auch daran erinnerst, wie dir geholfen wurde, wovon du lebst. David weiß es, dass er sein Leben nur noch hat, weil Gott der HERR ihn hindurchgetragen hatte in all den Jahren der Verfolgung durch Saul und in all den Kriegen. Darum ist er ganz erfüllt mit Dank, so sehr, dass er Gott vor den Göttern lobsingen will, also vor den Mächten, den Autoritäten in dieser Welt, die es auch hören sollen.

    Wofür aber dankt David nun dem HERRN? Um deine Güte und Treue. Das ist das Erste, was David anführt. Gottes Güte – da steckt darinnen, dass der wahre, der lebendige, der dreieinige Gott gut ist, voll Güte darum für uns. Er ist gut zu uns, gut zu dir und mir. Das zeigt sich allein darin, dass wir leben. Denn all das, was damit zusammenhängt, die gesamte Schöpfung und ihre Bewahrung, ist ein Zeugnis für diese Güte Gottes. Luther drückt dies sehr deutlich aus in seiner Erklärung zum ersten Glaubensartikel: „Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Frau und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not ist für Leib und Leben mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne all mein Verdienst und Würdigkeit. Für das alles ich ihm zu danken, zu loben, zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin. Das ist gewisslich wahr.“ Hier hast du sozusagen zusammengefasst das Wirken der Güte Gottes. Und erfährst du sie nicht wirklich täglich? Dass du lebst, dass du deine Glieder hast, dass du denken kannst, das alles ist Gottes Gabe. Aber auch das, was du zum täglichen Leben benötigst, hast du aus seiner Hand: Wohnung, Kleidung, Nahrung, Familie, Arbeit. All das ist ja nicht selbstverständlich, nein, es ist ein Geschenk. Ist es dir bewusst? Oder nimmst du es einfach jeden Tag als etwas, was dir ganz selbstverständlich zusteht?

    Wie aber ist es mit denen, die das nicht haben, oder nicht in diesem Ausmaß haben? Hat Gott sie verlassen, sind sie verstoßen? Das dürfen wir so pauschal nicht sagen. Das kann alles sehr viele Gründe haben. Es wäre völlig falsch, wenn du meinst, Leid und Not würden eigentlich nicht zum Christenleben hinzugehören. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Uns Christen soll all das Leid nur umso begieriger machen auf die Ewigkeit, denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Leid, Not, Trübsal sind aber auch Prüfungen im Leben des Christen, wodurch Gott der HERR deinen Glauben prüfen, letztlich stärken und bewähren will. Und wie steht es mit dem, der noch nicht im rettenden Glauben steht? Ja, da kann Leid, Not, Elend allerdings Gericht sein, Gericht über Sünden, die direkt oder indirekt in die Not geführt haben. Aber es kann all das auch ein Mahn- und Weckruf Gottes zur Buße, zur Umkehr sein. Solange es noch Tag ist, solange soll letztlich alles zum Heil, zur ewigen Rettung dienen.

    Gottes Güte und Gottes Treue. Gott steht zu seinem Wort, zu seinen Verheißungen. Er ändert sich nicht. Du kannst ihm, seinem Wort, seinen Zusagen unbedingt vertrauen. David hat auch das erfahren, gerade wenn er auf der Flucht war. Und wie oft war er auch auf der Flucht oder in gefährlichen Situationen, weil er eigene Wege gegangen war. Aber Gott der HERR stand zu seinem Wort zu David und führte ihn zur Buße und auch heraus aus all den Gefahren.

    Gottes Güte und Treue – denke auch du darüber nach, wie sehr sie dich im vergangenen Jahr begleitet, wie sehr sie dich gesegnet haben: und dann danke deinem HERRN dafür von ganzem Herzen.

    2. Gott sei Dank – für sein Wort! David dankt dem lebendigen Gott, denn du hast deinen Namen über alles herrlich gemacht durch dein Wort. Ja, er kann frohlockend feststellen: Es danken dir, HERR, alle Könige auf Erden, dass sie hören das Wort deines Mundes. Gottes Wort. Ist es schon bei dir Grund zum Danken gewesen? Oder nimmst du es auch für selbstverständlich? Oder führt es gar ein Schattendasein in deinem Leben? Warum kann David Gott danken für sein Wort? Er drückt es so aus: Du hast deinen Namen über alles herrlich gemacht durch dein Wort. Gottes Name – das ist Gott selbst mit seinem ganzen Wesen, seinen Eigenschaften. Du kannst Gott nur umfassend erkennen, so umfassend, wir er von uns erkannt werden will, durch sein Wort. Gewiss, auch in der Natur und durch dein Gewissen weißt du, dass es einen lebendigen, einen allmächtigen, einen allweisen und einen heiligen, richtenden Gott gibt. Aber mehr weißt du eigentlich nicht von ihm. Wie Gott aber ist, wie er zu dir persönlich steht, von seinem Eifer um dich, seiner Liebe zu dir, seinem Ringen um dich, von all dem erfährst du nur durch sein Wort, die Bibel. Sie ist Gottes Offenbarung an dich. In ihr lernst du ihn wirklich kennen. Vor allem aber: In ihr, durch sie, begegnet er dir, spricht er zu dir, hinein in dein Leben. Durch sein Wort gibt er dir Wegweisung, macht dir seine Forderungen deutlich, erschrickt dich, weil du deinen Mangel erkennen musst, den Abgrund zwischen ihm und dir, deine Verdorbenheit und Verlorenheit.

    Aber noch mehr kommt er zu dir in Jesus Christus, den du nicht anders hast als durch die Bibel. In Jesus Christus begegnet dir Gott in seiner Liebe, in seinem Erbarmen, seiner unendlichen Gnade. Hier erkennst du, wie heilig Gott ist, so sehr, dass er auch seinen einzigen Sohn nicht verschont, sondern unter der Last der Sünde hat am Kreuz sterben lassen. Aber hier erkennst du auch dieses brennende Herz der Liebe Gottes zu dir, denn für dich ist das alles ja geschehen, damit er auch für dich Sünder die Vergebung der Sünden dir erwerbe, Gott mit dir versöhne und dir so den Freispruch im Jüngsten Gericht, das ewige Leben erwerbe. All das verkündigt dir Gott nicht nur im Evangelium, er eignet es dir zu, reicht es dir dar und will dadurch den rettenden Glauben in deinem Herzen wecken. Und dadurch wird der dreieinige Gott herrlich, herrlich auch in deinem Leben. Wie gewaltig aber, wenn auch Mächtige auf dieser Erde von diesem Wort überwunden wurden. Und wir haben es immer wieder in der Geschichte gehabt. Das Alte Testament hat immer wieder diesen Blick zu den Heiden, und zwar dahingehend, dass sie doch zum rettenden Glauben kommen. Auch hier ist dieser Ansatz wieder da.

    Ist dir Gottes Wort so groß, so wichtig, so bedeutend geworden? Kannst du für sein Wort danken? Ist es auch für dich die Quelle des Lebens? Bedenke einmal, was dir fehlen würde, wenn du die Bibel nicht hättest? Du wüsstest nichts davon, wie der lebendige Gott zu dir steht, müsstest in Ungewissheit und Angst vor ihm leben wie die Heiden. Du wüsstest nichts von dem, was der lebendige Gott in Jesus Christus für dich getan hätte, hättest keine Vergebung deiner Schuld, keine feste Hoffnung für die Zukunft. Du hättest keinen wahren Trost in allem Leid, aller Not. Du wärst letztlich auf dich und die Mächte dieser Welt geworfen, ausgeliefert den Mächten der Finsternis. Du würdest ahnen, dass es eine Ewigkeit gibt, dass Gottes Gericht kommt und du vor ihm nicht bestehen kannst. Aber du würdest versuchen, das zu verdrängen und nur in dieser Welt, im Diesseits, in dieser Zeit zu leben. Ein Leben ohne Hoffnung, eine Zukunft, ohne Trost. Aber nun hast du Gottes Wort und kannst darin lesen – und Gott will dadurch dir neues Leben geben. Lass ihn zu dir reden und danke ihm für diesen unendlichen Reichtum, den er dir dadurch gibt, für Zeit und Ewigkeit!

    3. Gott sei Dank – für seine bewahrende Hilfe! Wie sehr hat David gerade auch sie erfahren. Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickest du mich und streckest deine Hand über den Zorn meiner Feinde und hilfst mir mit deiner Rechten. Der HERR wird’s ein Ende machen um meinetwillen. Wie oft musste David in Angst wandeln: als Saul ihn verfolge, mit dem Speer nach ihm warf, sein Haus umstellen ließ, ihn umzingelte in seiner Fluchtgegend. Wie oft war David in Gefahr, etwa bei den Philisterkönigen, in den Philister- und den anderen Kriegen, besonders aber auch im Kampf gegen Goliath. Was aber kann David hier bezeugen: Wenn ich in Angst wandle, so erquickst du mich. Gott steht ihm bei, Gott behütet ihn, ist seine Burg, sein Fels, sein Hort, sein Schutzraum, seine Fluchtburg. Gott bei kann er neue Kraft tanken, Zuversicht, Trost. Die Feinde sind da – aber Gott der HERR schränkt ihre Wirkungsmöglichkeit ein, ja, er macht es mit ihnen ein Ende. All das hat David erfahren.

    Und diese Erfahrung darfst du auch machen. Denn Jesus Christus ist auch dein guter Hirte, wenn du im Glauben an ihn stehst. Er führt auch dich in deinem Leben und gibt dir, was du brauchst. Vor allem: Er behütet und beschützt dich. Er ist der gleiche Gott wie bei David. Darum will er auch deine Zuflucht sein für und für. Darum sollst du ja zu ihm kommen mit all dem, was dich belastet: deine Schuld wie auch die Angst angesichts deiner Feinde. Und das ist ja umfassend gemeint. Die Angst kann sehr vielfältig sein, weil die Mächte und Menschen, die dir das Leben schwer machen, an allen Orten anzutreffen sein können: in deiner Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Gemeinde, in den Obrigkeiten. Aber mit all dem, was dich bedroht, was dich ängstigt, kannst und sollst du zu ihm kommen, der gesagt hat: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Und daran darfst du im Glauben Anteil haben. Die Mächte dieser Welt, die dich bedrohen, sie sind da. Aber sie sind nicht allmächtig. Allmächtig ist allein der lebendige Gott. Und er hat auch diese Mächte in seiner Hand. Darum müssen auch sie ihm letztlich dienen, müssen sich beugen. Befehle dich darum täglich neu diesem deinem treuen Hirten an und bringe ihm all deine Last – gewiss, dass er längst schon Wege für dich bereitet hat. Und dafür danke ihm!

    So lasst uns also bedenken, wie sehr unser Leben in jeder Hinsicht in der Hand unseres dreieinigen Gottes ist, der uns beschenkt, der uns führt und uns bewahrt. Dafür lasst ihm uns immer wieder von Herzen danken. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 18. Sonntag nach Trinitatis ueber Jesaja 55,6-9:

Gott laedt Dich ein!

Jesaja 55,6-9: Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; rufet ihn an, solange er nahe ist! Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken und  bekehre sich zum HERRN, so wird er sich sein erbarmen, und zu unserm  Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung. Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht  meine Wege, spricht der HERR, sondern soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine  Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken denn eure Gedanken.

    Es ist ein interessantes Phänomen, dass es kein Volk gibt, das nicht in der einen oder anderen Weise religiös wäre, ja, jeder Mensch ist eigentlich religiös. Wie kommt das? Nun, jeder Mensch weiß eigentlich, oder sollte wissen, dass es einen lebendigen Gott gibt. Denn er sieht ja die Natur, den Kosmos, die Pflanzen, Tiere, den Menschen – und sieht da etwas höchst Komplexes, höchst Kompliziertes, das aufzeigt, dass hinter seiner Existenz ein Plan, ein genaues, sehr detailliertes und hochkompliziertes Programm stecken muss. Und das weist darauf hin, dass es einen lebendigen Gott gibt, der ein allmächtiger, allweiser Schöpfer ist. Aber noch einen anderen Hinweis hast du als Mensch: Das ist das Gewissen, die Instanz in dir, die dir grundsätzlich helfen sollte, Gut und Böse zu unterscheiden, was aber seit dem Sündenfall unserer Ureltern Adam und Eva nur noch bruchstückhaft möglich ist. Und dein Gewissen sagt dir, dass du dich einst für dein Leben, für dein Tun und Lassen, dein Denken und Reden verantworten musst und dass somit der lebendige Gott auch ein heiliger Gott ist. Das alles kann jeder Mensch wissen. Atheismus ist daher genau genommen ein Irrwahn, der auch gegen unsere natürliche Erkenntnis streitet. Und tatsächlich gibt es auch keine vollkommenen Atheisten, denn auch diejenigen, die behaupten, es zu sein, glauben an etwas oder jemanden, setzen ihr Vertrauen auf etwas oder jemanden.

    Um einst aber in die Herrlichkeit zu kommen, genügt es nicht, dass du weißt, dass es einen lebendigen Gott gibt, sondern du musst ihn auch kennen, musst in Gemeinschaft mit ihm leben. Und da irren so viele ab und basteln sich ihre Götzen. Der wahre, lebendige Gott aber sehnt sich nach dir, ruft nach dir, ringt um dich.

    Darum lasst uns anhand unseres Abschnittes heute unter dem Beistand des Heiligen Geistes bedenken:

Gott lädt Dich ein!

1. Suche Gott!

2. Kehre um!

3. Bei Gott ist Gnade!

    1. Suche Gott! Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; rufet ihn an, solange er nahe ist! Diesen Ruf lässt Gott der HERR durch seinen Propheten an uns, an dich und mich und jeden Menschen ergehen. Warum sollst du ihn denn suchen? Nun, du weißt ja, durch die natürliche Gotteserkenntnis, dass es ihn gibt. Aber damit kennst du ihn noch nicht richtig. Du weißt darum nicht, wie er dir gegenüber eingestellt ist, welche Gedanken er mit dir hat, was er mit dir und von dir will. Das liegt dir völlig im Dunkeln. Und solltest du nicht gerade das wissen wollen und sollen? Wäre nicht gerade das wichtig für dich? Aber warum suchen dann so wenig Menschen den HERRN? Hast du es denn getan? Tust du es? Nicht wahr, es ist oft einfach die Gleichgültigkeit, anderes ist einem wichtiger als das Eine, das wirklich Not tut. Selbst wenn du deshalb nicht desinteressiert bist an Gott, so spürst du da keinen Stachel in dir, der dich antreibt, voran zu kommen, ihn näher kennen zu lernen. Und du meinst, es sei so alles in Ordnung. Oder aber, du bist der Meinung, dass du ihn doch eigentlich gar nicht brauchst. Du wärest doch gar nicht so schlecht, es gäbe viel schlechtere Menschen. Letztlich machst du dir damit aber etwas vor, weil du meinst, dir selbst den Weg in den Himmel bahnen zu können – aber bedenke, du bist nicht vollkommen. Genau das aber fordert Gott von dir. Wieder andere wollen nicht tiefer forschen, weil sie Angst vor den Folgen haben, Angst haben, sich, ihr Leben dann ändern zu müssen; aber auch Angst davor, was dann wohl ihre Mitmenschen, ihre Familie, ihre Nachbarn, ihre Freunde, Arbeitskollegen sagen.

    Darum muss Gott der HERR oftmals uns erst in notvolle, schwierige Situationen führen, damit er diese Mauer, die wir um uns her gegen ihn aufbauen, zerbrechen kann. Denn wann fangen Menschen oft an zu suchen? Wenn Krankheit, Tod, Arbeitslosigkeit, wenn Unglück, Krieg, kurz, wenn irgendeine Not über sie hereinbricht und sie merken, dass sie das allein nicht mehr bewältigen können, dann, wenn ihr Leben plötzlich aus den Fugen gerät. Hast du Gott auf diese Weise wenigstens zu dir reden lassen?

    Aber dann, wenn das Fragen aufbricht nach Gott, nach der Zukunft, danach, woher dein Leben eigentlich kommt und wohin es geht, wenn diese Fragen aufbrechen: Weißt du, wo du Antwort findest? Denn das ist ja das Entscheidende, dass du die rechten Antworten findest. Die natürliche Gotteserkenntnis hilft dir ja da, wie schon bemerkt, nicht weiter. Wo kannst du suchen? Wo wirst du ihn wirklich finden? Ja, in seinem Wort und Sakrament, also im puren Wort und im Wort verbunden mit den von Christus eingesetzten Zeichen, da, da allein suche ihn, denn da allein kannst du ihn wirklich finden. Denn dafür hat er sein Wort gegeben, denn in seinem Wort offenbart er sich dir, es ist seine Offenbarung. Da redet er zu dir, in Gesetz und Evangelium. Darum ist es so wichtig, dass du täglich sein Wort liest, damit du täglich ihm begegnest, täglich von ihm Wegweisung und Hilfe empfängst.

    Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; rufet ihn an, solange er nahe ist. Zögere nicht, es könnte sonst zu spät sein. Weißt du, ob du den heutigen Abend, ob du den morgigen Tag noch erleben wirst? Du weißt es tatsächlich nicht. Darum verschiebe doch diese über alles wichtige und entscheidende Frage nicht, damit du Antwort bekommst. Suche den HERRN, heute noch, denn vielleicht ist dir die Zeit morgen noch ungelegener oder deine ganze Haltung Gott und seinem Wort gegenüber wird immer gleichgültiger und schließlich verpasst du es ganz. Oder aber, du widerstrebst Gott mit einer solchen Vehemenz, dass du, der du zunächst nicht glauben wolltest, schließlich nicht glauben kannst, weil der HERR dich verstockt, dahingegeben hat. Lass es nicht so weit kommen. Heute, so ihr seine Stimme höret, so verstocket eure Herzen nicht!

    2. Kehre um! Und was ist das Ziel, das Gott der HERR mit dir hat, wenn er dich aufruft, ihn zu suchen? Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich sein erbarmen. Gottes Ziel ist zunächst einmal deine Bekehrung. Bist du bekehrt? Weißt du es, hast du Gewissheit, dass du bekehrt bist, dass du wiedergeboren bist, dass du ein Kind Gottes bist? Das musst du wissen, das ist über alles entscheidend. Denn ohne die neue Geburt kann kein Mensch in den Himmel kommen. Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen, hat unser Heiland und HERR Jesus Christus schon Nikodemus gesagt. Das gilt auch dir und mir noch.

    Wie aber kann es dazu kommen? Wie ist das möglich? Gott selbst bereitet den Boden deines Herzens dafür, indem er ihn beackert mit seinem Gesetz. Da zeigt er dir auf, wie du sein solltest, was du tun und was du lassen solltest – und du musst entsetzt, erschreckt feststellen, dass dir das völlig unmöglich ist. Ja, du erkennst immer mehr den tiefen Graben zwischen Gottes Anspruch und deiner Wirklichkeit, damit auch den tiefen, unüberbrückbaren Graben zwischen Gott und dir. Ja, deine abgrundtiefe Verdorbenheit steht dir plötzlich so klar vor Augen. Du weißt, dass du vor Gott nicht bestehen kannst, dass du in Ewigkeit verloren bist. Aber diese Erleuchtung durch das Gesetz ist erst der Anfang.

    Gott arbeitet durch sein Wort weiter an dir. Nun ist der Boden deines Herzens aufnahmebereit gemacht für das Evangelium von Jesus Christus. Denn nun hast du erkannt, dass du aus eigener Kraft vor Gott nicht bestehen kannst. Nun kannst du auch begreifen, warum du einen Heiland brauchst, einen, der dich wieder ganz Heil macht in den Augen Gottes. Und Jesus Christus hat genau das getan. Er, der wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person ist, hat Gottes Gesetz vollkommen erfüllt – für dich und für mich, stellvertretend. Und dann, ja, dann hat er, der Unschuldige, der Reine, deine und meine und aller Welt Sünde auf sich genommen, so dass er über und über mit Sünde beladen war – und hat die Strafe, die auf der Sünde liegt, an sich vollziehen lassen, nämlich Gottverlassenheit und Tod. Darum ist er gekreuzigt worden, darum ist er am Kreuz auch gestorben: für dich und für mich. Aber er ist nicht im Tod geblieben. Am dritten Tag hat ihn der Vater wieder auferweckt von den Toten und damit bestätigt, öffentlich bezeugt, dass er sein Opfer angenommen hat. Damit hat Jesus Christus dir wahrhaft die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht, das ewige Leben erworben. Das alles liegt für dich bereit. Und nicht nur das: Jesus Christus bietet es dir an, reicht es dir dar, eignet es dir zu durch sein Evangelium in Wort, Taufe und Abendmahl. Dadurch will er auch bei dir den Glauben wecken, der ganz für sich persönlich das ergreift, dass er für mich das Gesetz erfüllt hat, meine Sünden getragen hat, für mich am Kreuz gestorben ist, Gott mit mir versöhnt und so mir die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht erworben hat.

    Wie steht es da mit dir? Ist das schon geschehen? Hast du es schon fest gemacht in der Frucht, die aus der Rechtfertigung, aus dem rettenden Glauben kommt, nämlich in der Hingabe, dieser entschiedenen Hinwendung zu deinem Heiland und HERRN Jesus Christus, in der du, als Erlöster, ihm dankst für seine Erlösungstat und ihm sagst, dass du von jetzt ab ganz ihm gehören und mit ihm und unter ihm, seinem Wort leben willst? Mache es fest, bleibe nicht auf halber Strecke im Unverbindlichen stecken!

    3. Bei Gott ist Gnade! Du fragst, wie das möglich sein kann, dass du als Sünder zu Gott kommen kannst? Ja, für unser menschliches Denken ist es allerdings völlig unmöglich. Unser menschliches Denken ist allerdings davon bestimmt, dass alles auf Ursache und Wirkung beruhe. Was du tust, so wird das Ergebnis sein. Und alles, was passiert, hat einen Verursacher. So denken wir Menschen natürlicherweise auch hinsichtlich unserer Beziehung zu Gott. Auch da denkt dein menschliches Herz, dass du es verdient haben müsstest, zu Gott kommen zu dürfen, dass du entsprechende Leistung, fromme Leistung, vorweisen können müsstest, sonst sei es völlig unmöglich. Zumindest müsstest du eine gewisse Vorarbeit geleistet haben, den Widerstand eingestellt, dich bereit gemacht haben für ihn.

    Gott aber ruft den Gottlosen, den Übeltäter zu sich und verheißt ihm, dass er sicher seiner erbarmen will, weil bei ihm viel Vergebung ist. Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Gott denkt ganz anders. In seinem Reich gelten nicht diese Ordnungen von Leistung, Verdienst, Ursache und Wirkung, sondern da gilt Erbarmen, Gnade, Vergebung, wenn du als Sünder nur kommst und deine Schuld bei ihm ablädst. Nicht nur einmal, bei der grundsätzlichen Bekehrung, sondern täglich wieder, denn täglich sündigst du ja viel. Und wie du täglich dich körperlich wäschst, so benötigst du auch täglich die geistliche Reinigung. Und du darfst kommen, ohne weitere Vorbereitung. Ja, dieses Rufen Gottes nach dir, dass du ihn doch suchen, ihn doch anrufen mögest, das zeigt dir seine ausgestreckten Arme und Hände, ausgestreckt nach dir. Denn er ist dein Schöpfer und hat dich lieb und will nichts lieber, als auch dich in seinem Reich zu haben in alle Ewigkeit. Darum ruft, lockt er dich, dass du doch sein Wort hörst, dass doch der Funke des Glaubens auch in dir entzündet wird. Auch für dich hat er seinen einzigen Sohn dahingegeben, damit auch du versöhnt bist mit Gott, Vergebung hast, ewiges Leben.

    Ist dir das nichts wert? Ist dir die Gnade Gottes, die Liebe Gottes zu dir so wenig wert, dass du das ausschlagen willst? Gilt dir deine eigene Seele so wenig, dass du sie nicht im Himmel haben willst für alle Ewigkeit? Wenn nicht, dann lass dich rufen und wecken, glaube an ihn und mache als Frucht davon fest, dass dein Leben nun deinem Heiland Jesus Christus gehören soll.

    Täglich suche deinen Gott und Heiland Jesus Christus in seinem Wort. Da ist er zu finden und will sich so gerne von dir finden lassen. Täglich will er dich unterweisen, dir Wegweisung geben, Sündenerkenntnis, Vergebung, Stärkung im Glauben. Täglich rufe ihn an, täglich bring ihm all das, was dich bewegt, das Freudige wie das Schwere, und erbitte von ihm Hilfe, Stärkung, Wegweisung, Bewahrung. Ja, täglich lebe mit ihm, er lädt dich ein in sein Reich. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 19. Sonntag nach Trinitatis ueber Micha 6,8:

Was Gott von dir fordert!

Micha 6,8: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

    Durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch gerecht. Diese sehr grundlegende, wichtige Feststellung trifft Paulus im Brief an die Römer, wiederholt sie auch sehr energisch noch einmal im Brief an die Galater. Sie ist grundlegend, weil damit alle Werkgerechtigkeit ganz und gar ausgeschlossen ist. Das heißt: Dass du in Ewigkeit errettet wirst, das ist weder ganz noch zu irgendeinem Teil oder Bruchteil dein Werk, dein Verdienst, sondern einzig allein Gottes Werk, Gottes Geschenk, allein aus Gnaden, gegründet allein auf Christi Gehorsam, Leiden und Sterben für dich. Und du hast dies einzig und allein durch den Glauben, also das herzliche Vertrauen, das die Verheißungen Gottes, das Evangelium von Jesus Christus im Glauben ergreift. Das Gesetz, dein Tun, dein Handeln kann zu deiner ewigen Errettung, dazu, dass du einmal im Himmel bist, gar nichts beitragen. Du magst das als zu billig ansehen? Du willst unbedingt auch einen Beitrag leisten? Was soll das denn sein? Was soll denn irgend vor Gott gelten können, der du doch nur von Sünde Durchzogenes bringen kannst? Die Gnade ist nicht billig, o nein, sie ist sogar sehr teure Gnade, denn sie hat Gott seinen einzigen Sohn gekostet, sie hat Jesus Christus das Leben gekostet, sie ist also sehr teuer erkauft.

    Durch des Gesetzes Werke wird also kein Mensch gerecht. Aber hat das Gesetz damit sozusagen ausgedient? Hat es uns Christen überhaupt noch etwas zu sagen? Unser heutiger Abschnitt wird uns darauf eine wichtige Antwort geben. Lasst uns daher unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Was Gott von dir fordert!

1. Gott fordert

2. Gottes Wort halten

3. Liebe üben

4. Demütig sein vor deinem Gott

    1. Gott fordert. Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert. Dies ist eine sehr klare, deutliche Aussage, die im Zusammenhang steht mit den vorausgegangenen Versen. Gottes Prophet Micha hatte als Gottes Bote Israel unter Anklage stellen müssen für seinen Abfall, für seinen Götzendienst. Und er hatte dabei auch die Werkgerechtigkeit angegriffen, mit der dieses abtrünnige Israel zugleich versuchte, seinen wahren HERRN, den lebendigen Gott, zu besänftigen. Gott fragt nicht nach Unmengen von Opfern, noch weniger nach Menschenopfern. Nein, sagt Gott hier: Es ist dir doch gesagt, was wirklich gut ist, was Gott von dir fordert. Es ist dir doch bekannt, denn es ist zumindest in Ansätzen durch die natürliche Gotteserkenntnis in deinem Herzen und durch das geschriebene Gesetz seit Mose dir wieder klar vor die Augen gestellt. Und so ist es auch einem jeden unter uns sehr wohl bekannt, was gut ist, nämlich was der HERR von dir fordert, denn ein jeder unter uns kennt die Gebote Gottes, hat Unterricht im Wort Gottes, in der rechten Glaubenslehre.

    Und was ist nun gut? Gut, das wird hier ganz klar, gut ist das, was Gott der HERR als gut bezeichnet. Ob etwas gut oder böse ist, das wird nicht vom Bundestag oder einem Landtag beschlossen, das wird nicht im Diskurs erörtert und dann irgendwann durch Mehrheitsbeschluss festgelegt. Nein, was gut oder böse ist, das hat Gott der HERR von Ewigkeit her festgelegt und uns durch unser Gewissen und seine Gebote bekannt gemacht. Das ist gerade in einer Zeit wichtig, in der staatliche Organe immer mehr dabei sind, die göttlichen Normen aufzuheben und der Sünde, ja, der Greuelsünde Gleichberechtigung zu verleihen neben dem, was Gott als gut anerkannt hat. Darum, dass der Staat irgendetwas erlaubt, etwa Scheidung, Homosexualität, Abtreibung, darum ist etwas noch lange nicht gut, ja, es kann dennoch ganz schreckliche Sünde sein. Der Maßstab ist nicht das, was der Staat festgelegt hat, sondern der Maßstab für Gut und Böse ist allein Gottes Wort.

    Und in diesem Zusammenhang heißt es nun: Was Gott von dir fordert. Gott fordert also etwas von dir. Und was Gott von dir fordert, das ist Gesetz. Wenn es hier also heißt, dass es dir bekannt ist, gesagt ist, was Gott von dir fordert, so heißt dies auch, dass das Gesetz für dich noch Bedeutung hat. Es ist keineswegs so, dass das Gesetz für den Christen bedeutungslos wäre. Paulus sagt darum auch sehr deutlich: Wir heben das Gesetz nicht auf, sondern wir richten das Gesetz auf. Das Gesetz hat auch für den Christen noch seine Bedeutung. Es hat, das sei nochmals wiederholt, es hat keinerlei Bedeutung im Zusammenhang mit deiner Errettung, mit deiner Rechtfertigung. Aber auch als ein Christ bist du noch Sünder, du bist Gerechter und Sünder zugleich. Der alte Adam, das alte Ich ist immer noch da und wird dir ankleben bis zum Tode. Darum ist es so wichtig, dass es täglich durch das Gesetz weiter gestraft wird, dass du täglich rechte Sündenerkenntnis hast, entschieden dich abkehrst von der Sünde, immer neu dich reinigen lässt von der Sünde, in die du wieder gefallen bist. Aber noch mehr brauchst du das Gesetz, um den Willen Gottes zu erfahren. Und gerade in der Hinsicht wird dir das Gesetz als Christ ein lieber Freund werden. Jeremia sagt im Blick auf den vom HERRN Wiedergeborenen: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben; und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein. Das Gesetz als Ausdruck des Willens Gottes ist dir, wenn du wahrhaft von neuem, von oben, aus Gott geboren, geistlich geboren bist, ein Herzensanliegen. Schon Mose beschreibt die Haltung des rechten Messiasgläubigen daher so: Nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, von dir, als dass du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, dass du in allen seinen Wegen wandelst und liebst ihn und dienst dem HERRN, deinem Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele, dass du die Gebote des HERRN haltest und seine Rechte, die ich dir heute gebiete, auf dass dir’s wohl gehe. Es geht nicht um ein mürrisches, erzwungenes Halten der Gebote, nicht um eine schwere Last, die dir da auferlegt wird, sondern es geht um etwas, das du von ganzem Herzen und ganzer Seele, gerne, freudig tun sollst.

    2. Gottes Wort halten. Was ist es nun, was Gott von dir fordert? Micha führt die Hauptpunkte auf. Als ersten nennt er: Gottes Wort halten. Das ist sogleich ein ganz grundlegender Punkt. Damit rückt der Prophet das Wort Gottes ins Zentrum deines Lebens. Wenn du Gottes Wort halten sollst, so musst du Gottes Wort kennen, musst du mit Gottes Wort leben. Täglich gebrauche es daher; täglich nimm dir reichlich Zeit für sein Wort, dass er zu dir reden kann, dich lehren, unterweisen, dir Wegweisung und Korrektur geben kann. Du kannst kein Jünger Jesu sein, wenn du nicht eifrig mit seinem Wort umgehst. Jesus Christus sagt nämlich: Wenn ihr an meiner Rede bleibet, dann seid ihr meine rechten Jünger und werdet die Wahrheit erkennen; und die Wahrheit wird euch frei machen. Als Christ willst du fest und unverrückt an Gottes Wort stehen. Es ist dir ein heiliges Wort, denn du weißt, dass Gott der Heilige Geist es den heiligen Schreibern Wort für Wort eingegeben hat. Du weißt es, dass kein Wort in der Bibel steht, dass nicht der Heilige Geist in der Urschrift hat stehen haben wollen, und zwar genau an dieser Stelle. Darum sprechen wir ja auch von der Wörter- oder Vollinspiration. Und du weißt auch: Weil Gott der HERR selbst der Urheber und Autor der Bibel ist, darum ist sie absolut irrtumslos, in allen ihren Aussagen, ob sie nun Dinge betreffen, wo es direkt um deine Rettung geht, oder ob es um geschichtliche, geographische, naturwissenschaftliche oder sonstige Aussagen geht. Darum kannst du auch keine Verfälschung der Bibel und der biblische Lehre dulden, wie auch der HERR durch den Apostel Paulus fordert, dass du aufsehen sollst auf diejenigen, die anders lehren, als du gelehrt bist, und dass du von ihnen weichst.

    Gottes Wort halten – es geht um das ganze Wort Gottes, in Gesetz und Evangelium. Du kannst und darfst dir darum auch nicht sozusagen die Rosinen herauspicken, sondern nimmst es ganz an als Gottes Rede an dich. Immer wieder muss es deshalb auch für dich heißen, wie schon Jesaja seinem verirrten Volk zurief: Ja, nach dem Gesetz und Zeugnis. Werden sie das nicht sagen, so werden sie die Morgenröte nicht haben. Gottes Wort halten. Das heißt eben gerade auch, den darin offenbarten Willen Gottes suchen, erkennen und auch gerne tun. Jesus Christus sagt von seinen Jüngern: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten. Und etwas vorher: Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt. Die Liebe zu deinem Heiland und HERRN zeigt sich gerade in deinem Gehorsam gegenüber seinem Wort. Christliches Leben ist ein Leben im Glaubensgehorsam, nämlich im Gehorsam gegenüber dem, was Gott der HERR in seinem Wort sagt. Das nimmst du gerne und im Glauben an, auch wenn es dir vielleicht schwer fällt. Aber du weißt, es ist des HERRN Wort an dich.

    Gottes Wort halten – denn du hast alles im Wort Gottes, was du brauchst. Gottes Wort unterweist dich zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Nur in der Bibel hast du Jesus Christus, sonst nirgends. Und die Bibel, Gottes Wort, ist es auch, was dich unterweist, dich lehrt, deine Sünde straft, dich korrigiert, bessert und leitet. Durch Gottes Wort wirst du recht tüchtig gemacht zu einem Menschen, der Gott gefällt, Gott wohlgefällig lebt.

    Darum: Halte dich an Gottes Wort, gebrauche es täglich, denn es ist ja kein dunkles, unverständliches Wort, sondern ist deines Fußes Leuchte und ein Licht auf deinem Wege.

    3. Liebe üben. Und was lehrt dich Gottes Wort, was führt Micha hier weiter an? Liebe üben. Sie ist sozusagen die Zusammenfassung aller Gebote, denn die Hauptsumme des Gebots ist Liebe von reinem Herzen und von gutem Gewissen und von ungefärbtem Glauben. Hier wird auch deutlich, was diese Liebe ausmacht, von der hier die Rede ist. Sie kommt von reinem Herzen, sie hat keine Hintergedanken, spekuliert nicht auf Vergeltung, auf Mehrung des eigenen Ansehens. Sie kommt nicht aus Stolz oder Hochmut. Sie ist auch keine Maske, die das wahre, boshafte, bösartige, missmutige Gesicht zu verbergen sucht, oder gar die eigene Sünde versucht zu übertünchen, sondern sie kommt aus reinem Gewissen, einem Gewissen, das reingewaschen ist durch das Blut Christi, das also aus der täglichen Vergebung der Sünden lebt. Es ist eine Liebe, die gespeist ist durch das Evangelium Jesu Christi, darum aus ungefärbtem Glauben kommt, eine Liebe, die also nichts Zwanghaftes an sich hat, sondern vielmehr aus einer lebendigen Quelle immer wieder erquickt, ernährt, gestärkt wird. Und diese Quelle ist das Evangelium Jesu Christi, ist die völlig unverdiente Gnade Gottes, die sich am Kreuz gezeigt hat.

    Liebe üben – was heißt das? Du lernst es nirgends besser als bei Jesus Christus, der uns, der dich geliebt hat. Seine Liebe ist selbstlos. Er hat nichts für sich gesucht. Er hat nicht für sich gelebt, hat nicht versucht, sich selbst zu verwirklichen, sondern hat für uns gelebt. Diese Liebe, die die Bibel auch mit Agape bezeichnet, ist also eine sich völlig verschenkende, hingebende Liebe, die aber nur möglich ist, wo sie eine Kraftquelle hat, eben Jesus Christus. Diese Liebe liebt Gott, ihren Heiland, und durch ihn und um seinetwillen auch den Nächsten, nämlich die Menschen, die ihr Gott in ihr Leben hineingestellt hat. Das sind Menschen in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Bekanntschaft, am Arbeitsplatz oder wo du sonst in besonderer Weise auf Menschen aufmerksam gemacht wirst, dass du dich ihrer annimmst. Diese Liebe ist also eine dienende Liebe. Und: Sie erstreckt sich auf die Menschen, die Gott dir in dein Leben hineinstellt – auch wenn es deine Feinde sind. Das ist die ungeheure Herausforderung dieser Liebe Jesu Christi, dass sie sich eben nicht nur auf Freunde bezieht oder auf ganz ferne Unbekannte, sondern gerade auch auf den Feind.

    Das widerstrebt allerdings allem natürlichen menschlichen Denken, dem natürlichen menschlichen Herz. Dein alter Mensch ist egozentrisch, sieht danach, dass er ja nicht zu kurz kommt, meint immer gleich, sich melden zu müssen, wo er meint, er könnte irgendwie übersehen werden. Dieser alte Mensch sucht, seinen eigenen Willen durchzusetzen, sein Ziel zu erreichen, seinen Vorteil zu erreichen. All das aber widerspricht dem Willen Gottes und ist ein Irrweg. Wo der alte Mensch seine Stimme erhebt, da wird er aber versuchen, dir einzuflüstern, dass du auf dem Weg der Liebe Gottes einfach zu kurz kommen wirst, dass du untergehen wirst, dass du doch auf dich selbst achten musst, dich selbst durchsetzen. Nein! Gottes Weg ist anders. Er ist dein guter Hirte, der dir all das geben wird, was du wirklich in diesem Leben brauchst. Keiner, der auf Gottes Wegen geht, wird zu kurz kommen, denn er ist gekommen, dass wir das Leben und volle Genüge haben.

    Nur in dieser Liebe kannst du wirklich Gottes Wort recht halten, also wirklich so auf seinen Wegen gehen, wie Jesus Christus es haben will.

    4. Demütig sein vor deinem Gott. Ganz eng damit verbunden ist diese andere Grundhaltung, die Micha hier anspricht: demütig sein vor deinem Gott. Was ist Demut? Sie kann beschrieben werden als der Mut, niedrig zu sein, den unteren Weg zu gehen und zu dienen. Demütig sein heißt: Nicht das Eigene suchen, nicht den eigenen Vorteil im Auge haben, nicht versuchen, die eigenen Vorstellungen, Ziele, den eigenen Willen durchzusetzen, sondern wirklich in allem Jesus Christus HERR sein zu lassen. Überlege doch einmal, ob das in deinem Leben der Fall ist. Ist Jesus Christus wirklich HERR in deinem Leben? Darf er dir wirklich die Richtung deines Lebens vorgeben? Darf er deine Pläne durchkreuzen, weil er ganz andere Pläne mit dir hat? Demütig sein vor deinem Gott heißt: Er regiert dein Leben und du gehorchst ihm. Diese Demut aber zeigt sich dann auch im Umgang mit anderen Menschen, wie es der Apostel Paulus im Brief an die Philipper beschreibt: Tut nichts durch Zank oder eitle Ehre, sondern durch Demut achtet euch untereinander einer den andern höher als sich selbst. Und ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, was des andern ist. Die Demut sucht keinen Ruhm, keine Ehre bei Menschen. Sie meint auch nicht, dass sie großartig herauskommen muss bei den Menschen, dass sie sich gar verteidigen müsste. Nein, sie achtet den anderen höher als sich selbst, ist gerne bereit, ihm zu dienen, auch ihm zu helfen, dass er vorwärts kommt. Auch diese Demut hat ihre Quelle einzig und allein im Evangelium Jesu Christi. Du kannst nur demütig sein, weil dein Heiland Jesus Christus es zuvor gewesen ist und nicht gekommen ist, dass er seinen Willen tue, sondern den Willen des, der ihn gesandt hat und vollende dessen Werk. Nur wenn du im rettenden Glauben an ihn stehst und so aus seinem Evangelium lebst, bist du auch frei, für Gott und den Nächsten zu leben.

    Ja, es ist dir gesagt, was Gott der HERR von dir fordert, was sein Wille für dich ist: nämlich dass du dich an sein Wort hältst, dass du im Gehorsam seinem Wort folgst, täglich aus der Liebe Jesu Christi lebst und sie anderen weitergibst und dadurch auch frei geworden bist, dir selbst leben zu müssen, frei, nun wirklich in allem Jesus Christus zu dienen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum 20. Sonntag nach Trinitatis ueber Jesaja 1,10-20:

Entweder – oder

Jesaja 1,10-20: Höret des HERRN Wort, ihr Fürsten von Sodom; nimm zu Ohren unsers Gottes  Gesetz, du Volk von Gomorrha! Was soll mir die Menge eurer Opfer? spricht der HERR. Ich bin satt der  Brandopfer von Widdern und des Fetten von den Gemästeten und habe keine  Lust zum Blut der Farren, der Lämmer und Böcke. Wenn ihr hereinkommet zu erscheinen vor mir, wer fordert solches von  euren Händen, dass ihr auf meinen Vorhof tretet? Bringet nicht mehr Speisopfer so vergeblich! Das Räuchwerk ist mir ein  Greuel; der Neumonden und Sabbate, da ihr zusammenkommet und Mühe und  Angst habt, deren mag ich nicht. Meine Seele ist feind euren Neumonden und Jahrzeiten; ich bin derselbigen  überdrüssig; ich bin’s müde zu leiden. Und wenn ihr schon eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen  von euch; und ob ihr schon viel betet, höre ich euch doch nicht; denn  eure Hände sind voll Bluts. Waschet, reiniget euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen, lasset ab  vom Bösen! Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helfet dem Unterdrückten, schaffet  dem Waisen Recht und helfet der Witwen Sache! So kommt dann und lasst uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn  teure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und  wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden. Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen. Weigert ihr euch aber und seid ungehorsam, so sollt ihr vom Schwert  gefressen werden; denn der Mund des HERRN sagt es.

    Wenn ein Satellit in den Weltraum geschossen wird, so geschieht das durch Trägerraketen, die verschiedene Triebwerksstufen haben, die in einer bestimmten Reihenfolge gezündet werden müssen, damit der Satellit schließlich seinen richtigen Kurs bekommt. Nun denkt euch, wie es wäre, wenn man sagte: Das ist doch alles sehr teuer. Wir lassen nicht alle Triebwerksstufen zünden, sondern nur die Hälfte. Dann können wir die andere Hälfte beim nächsten Satelliten verwenden. Was meint ihr, wird dabei heraus kommen? Ja, der Satellit wird nie seine Bahn erreichen, sondern vielmehr irgendwann ins Meer oder auf die Erde stürzen und damit verloren sein.

    Nichts anders ergeht es vielen in ihrem Christentum. Sie haben nie recht Ernst damit gemacht oder, wenn sie einmal wahrhaft bekehrt wurden, so sind sie wieder lau geworden, vermischen in ihrem Leben Christliches und Weltliches und sehen, was sie nur alles auch machen können, was die anderen Menschen auch machen – und passen sich so immer mehr der Umgebung, ihren Mitmenschen an. Meint ihr, das geht gut? Nein, das geht auf keinen Fall gut. Denn wer sein Leben erhalten will, nämlich sein altes Leben, sein Ich, seine eigenen Ziele, Wünsche, Interessen, Einstellungen, der wird es verlieren. Du kannst nicht Gott und der Welt dienen. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Wenn du also sozusagen auf beiden Seiten hinkst, so wirst du mit deinem Christentum genauso Bankrott machen, wie der Satellit, bei dem man nicht alle Stufen gezündet hatte.

    Lasst uns daher leiten durch den Heiligen Geist anhand unseres heutigen Abschnittes:

Entweder – oder

1. Was Gott hasst: den heuchlerischen Gottesdienst

2. Wozu Gott ruft: zu ganzer Umkehr

3. Was Gott schenkt: die völlige Reinigung

4. Was Gott will: die ganze Hingabe

    1. Was Gott hasst: den heuchlerischen Gottesdienst. Hört des HERRN Wort, ihr Fürsten von Sodom; nimm zu Ohren unsers Gottes Gesetz, du Volk von Gomorrha! Zu wem spricht der Prophet Jesaja hier eigentlich? O ja, er spricht zum Volk Israel, zu denen, die doch eigentlich Kinder, auch geistliche Kinder Abrahams, des Mannes des Glaubens, sein sollten. Und doch: Er vergleicht sie mit Sodom und Gomorrha und sieht den einzigen Unterschied nur noch darin, dass es mit Israel noch nicht so ganz aus ist wie mit Sodom und Gomorrha. Aber in der Sündenverdorbenheit, das macht er hier deutlich, da sind sie ihnen ebenbürtig.

    Was aber noch schlimmer ist: Israel wusste eigentlich, nicht nur durch die natürliche Erkenntnis, sondern auch gerade durch das schriftliche Gesetz, das der HERR durch Mose mitgeteilt hatte, was gut und was böse ist. Israel wusste, was Sünde ist. Und doch: Israel ging ganz und gar auf den Wegen des Götzendienstes, der Bosheit, der Hurerei, der Profitsucht, der Ungerechtigkeit. Das Schlimmste aber dabei: Gleichzeitig übte Israel auch noch den äußeren Gottesdienst, wie ihn der HERR vorgeschrieben hatte. So meinte es, auch die Bedürfnisse Gottes zu befriedigen und deshalb gewiss sein zu können, dass Gott sich weiter zu ihnen stellen werde. Meint ihr, Gott geht auf solch einen Kuhhandel ein? Habt ihr die empörten, die abweisenden, die zurückweisenden Worte des HERRN gehört? Was soll mir die Menge eurer Opfer? Ich bin satt der Brandopfer von Widdern ... und habe keine Lust zum Blut der Farren, der Lämmer und Böcke.... Bringt nicht mehr Speisopfer so vergeblich!... Meine Seele ist feind euren Neumonden und Jahrzeiten. O, der durchschnittliche Israelit wird sich etwas verwundert die Augen gerieben haben: Was ist eigentlich los? Gott hat doch all diese Opfer, diese Feiertage selbst vorgeschrieben. Warum gefällt es ihm jetzt nicht, wenn wir sie einhalten?

    Ja, warum gefällt Gott es nicht? Denn eure Hände sind voll Bluts. Du kannst nicht einerseits so tun, als seist du ein Christ und andererseits doch weiter die Sünde lieb haben wie zuvor oder zumindest heimlich weiter der Sünde anhängen, ihr Raum geben, sie pflegen, dich nicht von ihr konsequent trennen. Du kannst nicht Christ sein wollen und doch leben wollen, denken wollen wie die Welt, wie die Menschen, die von Gott und seinen Geboten nichts kennen. Das ist unmöglich. Das akzeptiert Gott nicht. So ein Christentum wird von Gott verworfen.

    Wie viele sind es, die einmal wirklich einen Anfang in der rechten Nachfolge gemacht haben, die durch Wort und Sakrament wiedergeboren, bekehrt wurden und auch anfingen, ernsthaft den Weg Jesu Christi zu gehen. Aber irgendwann fanden sie daran nicht mehr den rechten Gefallen, wurden sie lau im Gebetsleben, nahm ihre Bibellese ab, lasen wir mehr andere Dinge, und seien es fromme Sachen, als die Bibel. Und so nahm ihre Freude am Christsein immer mehr ab und ihre geistliche Kraft auch. Und irgendwann haben sie dann auch das Denken der Welt wieder liebgewonnen, fanden es nicht mehr so falsch, doch auch auf Kosten des Chefs das eine oder andere Material mitzunehmen, während der Arbeitszeit private Sachen zu erledigen; fanden wieder Gefallen an unreinen Bildern, Geschichten, meinten, man könne doch auch die Vergnügungen der Welt mitmachen, sie seien doch unschuldige Vergnügen. Und so machten sie den schmalen Weg der Nachfolge sich immer breiter und kommen mehr und mehr in Gefahr, ganz vom Weg Jesu Christi abzukommen.

    Noch größer aber ist die Schar, die nie einen wirklichen Anfang mit rechter Sünden- und Christuserkenntnis, mit rechter Bekehrung gemacht haben, sondern deren Christentum nicht viel mehr ist als ein Mantel auf ihrem weltlichen Leben. Das heißt nicht, wenn du dazu gehörst, dass du in groben Sünden dahinlebst. Nein, viele von ihnen sind ordentliche Bürger, die ihrer Arbeit nachgehen, in einer Familie leben oder als Alleinstehender, mit oder ohne Kinder. Zuweilen gehen sie auch in den Gottesdienst, manche vielleicht sogar öfter, einige wenige vielleicht sogar regelmäßig. Einige von ihnen lesen vielleicht sogar in der Bibel. Und was fehlt ihnen? Es ist die Erkenntnis der Sünde, die Erkenntnis, dass sie mit ihrem natürlichen Leben nicht in den Himmel kommen, sondern einer radikalen Umkehr, einer Bekehrung bedürfen. Es ist die Erkenntnis, dass sie das alles aber in keiner Weise selbst bewerkstelligen können, sondern vielmehr einen Retter, einen Heiland nötig haben – Jesus Christus. Es fehlt damit auch der Bruch mit der Sünde, mit der Selbstgerechtigkeit, mit der Welt, mit dem alten Ich, es fehlt das rückhaltlose Vertrauen auf Jesus Christus allein – und die Frucht daraus, die ganze Hingabe an ihn als dem HERRN.

    Und so ist solch ein Leben tatsächlich, in den Augen Gottes, verworfen. Gott kann es nicht annehmen, denn es ist in Wirklichkeit hohl. Es hat eine christliche Fassade, aber ihm fehlt die Substanz, der Inhalt. Und wer hat die Herrschaft in diesem Leben, wer sitzt auf dem Thron des Herzens? Es ist nicht Jesus Christus, sondern das eigene Ich, tatsächlich aber der Teufel, die Sünde. Das ist das Furchtbare. Und viele täuschen sich so über sich selbst.

    2. Wozu Gott ruft: zu ganzer Umkehr. Darum ist es so wichtig, dass wir uns immer klar werden, wo wir selbst geistlich stehen. Ein guter Anfang allein reicht nicht aus, er garantiert kein gutes Ende. Darum: Bleibe an Gottes Wort, lies es täglich unter Gebet, bitte den HERRN um rechte Sünden- und Heilserkenntnis, damit du dich nicht über dich selbst täuschst, sondern deine Sünde erkennst und aus seiner Kraft dich davon abkehrst, davon lässt. Auch wenn du einst bekehrt wurdest, kommst du darüber nie hinaus. So lange du hier auf Erden lebst, bist du als Christ Gerechter und Sünder zugleich und brauchst täglich Sündenerkenntnis und Sündenvergebung und dann die Erneuerung der Nachfolge durch die völlige und rückhaltlose Überantwortung, Hingabe deines Lebens an Jesus Christus.

    Selbst für die doch so tief gesunkenen Israeliten gab es noch Hoffnung, deshalb auch für einen jeden von uns. Gott der HERR rief ihnen durch Jesaja zu: Waschet, reiniget euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen, lasset ab vom Bösen! Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht,  helfet dem Unterdrückten, schaffet dem Waisen Recht und helfet der Witwen Sache! Zwei Dinge werden hier deutlich: Die Umkehr schließt zum einen die Abkehr von der Sünde, zum anderen die Hinkehr zum Guten, zum Gott Wohlgefälligen, von ihm Gebotenen ein. Gott der HERR macht damit deutlich: Christsein und in der Sünde leben, das kann nicht miteinander bestehen. Wenn du Christ sein willst, dann muss da eine Abkehr von der Sünde da sein. Was das heißt, das lernst du durch David in Psalm 51: Du musst zunächst überhaupt Sündenerkenntnis haben, es muss dir deutlich vor Augen stehen, dass du gesündigt hast und deshalb vor Gott im Gericht nicht bestehen kannst. Dann muss es dir ganz klar sein, dass du selbst dagegen gar  nichts tun kannst, dass es mit all deiner eigenen Gerechtigkeit völlig aus ist, weil du nichts als sündigen kannst. Ja, du erkennst immer deutlicher deine Sündenverdorbenheit und deine Verlorenheit. Und in dieser Lage dann, da wendest du dich an deinen HERRN, suchst bei ihm allein Reinigung, Entsündigung, einen neuen Geist. Das kannst du dir alles nicht selbst geben. In dir ist nichts als Sünde. Du bist geistlich natürlicherweise tot, tot in Übertretungen und Sünden. Darum brauchst du es wie David, dass Gott der HERR in dir ein neues Herz aus dem Nichts schafft, ein Herz, das ihn liebt, sich an ihn klammert, auf ihn vertraut, bei ihm die Barmherzigkeit, die Vergebung der Sünden sucht um Christi willen, der für die ganze Welt und damit auch für dich am Kreuz gestorben ist. Ohne Sündenerkenntnis, ohne wirkliches Leid über die Sünden, ohne Reue kann es keine Wiedergeburt, keine Bekehrung geben. Du magst dich für Christus interessieren, du magst ihn interessant finden, willst vielleicht sogar aus moralischer und religiöser Überzeugung ihm folgen. Das ist alles edel und kann Teil des vorbereitenden Wirkens des Heiligen Geistes sein. Meine nur nicht, dass damit schon die Umkehr geschehen wäre. Nein, bei der Umkehr, da führt der HERR dich vielmehr in rechte Sündenerkenntnis, Erkenntnis deiner Verdorbenheit, deiner Verlorenheit, und bereitet so den Acker deines Herzens für das Evangelium von Jesus Christus.

    3. Was Gott schenkt: die völlige Reinigung. Und dieses Evangelium, das leuchtet auch in unserem Abschnitt so hell und klar für den Sünder hervor: Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden. Welch eine Zusage für den verzweifelten, den vom Gesetz niedergeschlagenen, den an seiner Sünde verzagenden Sünder, gleich, ob du schon bekehrt bist oder noch nicht. Ja, hier lässt Gott der HERR einen tiefen Blick tun in sein Herz. Deine Sünde mag blutrot sein, sie mag schrecklich sein, nicht nur in deinen Augen, sondern auch in den Augen deiner Umgebung; sie mag so schlimm sein, dass ihre Auswirkungen nicht mehr rückgängig zu machen sind; sie mag aber auch noch geheim sein, nur dir selbst bekannt, aber doch furchtbar genug, dich im Gewissen quälend, in der Erinnerung, im Schlaf: Dies alles mag wohl sein. Und die Anklage des Gesetzes ist da, und du musst ihr Recht geben. Wenn all das auch so ist – so gibt der HERR hier doch die Verheißung, dass alles schneeweiß werden soll, ganz rein, ganz ohne Makel. Wie kann das sein? Du selbst kannst es nicht bewerkstelligen, du kannst nur Sünde auf Sünde häufen. Die Errettung muss von außen kommen. Und sie ist gekommen. Gott selbst ist Mensch geworden: Jesus Christus von Nazareth, wahrer Gott von Ewigkeit, in der Zeit geboren von der Jungfrau Maria. Er hat stellvertretend das Gesetz für uns alle erfüllt, vollkommen erfüllt, und dann unser aller Sünde auf sich genommen und sie an seinem Leibe auf das Kreuz getragen. Dort am Kreuz, da hat er für die Sünder, für jeden Sünder, die Strafe bezahlt mit Gottverlassenheit und Tod; dort am Kreuz, da hat er Gott versöhnt durch sein Leiden und Sterben. Dort am Kreuz, da hat er jedem Menschen die Vergebung der Sünden und damit das ewige Leben erworben, auch dir. Alles liegt bereit, auch für dich. Und nicht nur das: Jesus Christus bietet all das dir auch an, schenkt es dir, eignet es dir zu durch das Evangelium in Wort, Taufe und Abendmahl. Greife zu, ruft er dir, ergreife das, was ich dir schenke, dass du es persönlich für dich annimmst. Das ist der Glaube, der sich hängt an das Evangelium, an Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Und nur er, der Glaube, hat alles. Wer es nicht im Glauben ergreift, der erklärt damit für sich, dass er dies Opfer des Heilandes nicht annimmt – und der muss einst selbst die Strafe tragen. Frei und umsonst reicht Jesus Christus dir alles dar im Evangelium – frei und umsonst darfst du zugreifen, es ergreifen. Da, wo du in rechter Sündenerkenntnis, Reue und Leid dich deinem Retter zuwendest und sein Opfer auch für dich in Anspruch nimmst, vertraust, dass er auch für deine Sünden vollständig bezahlt hat – da hast du die Vergebung, das ewige Leben.

    4. Was Gott will: die ganze Hingabe. Und dann lebe auch in diesem Glauben. Du bist nun Gerechter und Sünder zugleich. Die Sünde greift immer wieder nach dir und will wieder die Macht in deinem Leben gewinnen. Darum ist es wichtig, dass du täglich neu nein zu ihr sagst, dich täglich neu von ihr abwendest und konsequent auf Christi Wegen gehst. Das heißt: Übergib dich ihm völlig und ganz und gar, grundsätzlich, sag ihm, dass du nun unter seiner Leitung leben willst, dass er dich nun regieren soll und du dich völlig abkehren willst von aller Sünde und ganz und gar für ihn leben. Und das erneuere jeden Tag. Weihe ihm dein Leben, dass es wirklich ihm gehört. Und er wird dich führen, dass er dir zeigt, was du für ihn tun sollst. Die Gebote Gottes sind ja voll auch von dem Guten, das du tun sollst, an deinen Eltern, deinen Kindern, deinen Verwandten, deinen Nachbarn, an den Armen, den Leidenden, den Einsamen. Er wird dir zeigen, was konkret für dich dran ist. Gehe den Weg bewusst und konsequent. Schließe keine Kompromisse mit der Sünde, versuche nicht, Christ sein zu wollen und doch der Welt zu gefallen, sondern folge ohne wenn und aber deinem Heiland nach. Er wird dich auch ans Ziel bringen: die ewige Herrlichkeit. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Reformationsfest ueber das erste Gebot:

Ich bin der HERR, dein Gott. Du sollst keine anderen Goetter haben neben mir!

Erstes Gebot: Ich bin der HERR, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!

Was ist das? Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.

    Kyrios Christos! HERR ist Christus – das ist das altkirchliche Urbekenntnis der frühen Christen, mit dem sie eine zentrale Aussage unseres christlichen Glaubens bekannt haben: Wir haben keinen anderen Herrn als allein Jesus Christus. Er ist es, der unser Leben regiert. Daneben dulden wir in unserem Leben keine anderen Götter, nichts und niemand kann und darf ihm gleich geachtet werden – auch nicht der Kaiser.

    Das hat schon damals Konflikte, tiefgreifende Konflikte hervorgerufen. Während die Heiden ihre Statuen hatten, hatten die Christen nichts Vergleichbares. Das Bildnis des Gekreuzigten wurde ja nicht angebetet. Es war nur Abbild, Hinweis, mehr nicht. Dass man einen Gott haben kann, der nicht dargestellt wird, das war für die Heiden unvorstellbar. Und dass die Christen die anderen Götter nicht anerkannten, dass sie keinen neben Christus duldeten, das war einfach unerhört. Daher die Feindschaft der Heiden gegen die Christen.

    Besonders aber die Ablehnung der staatlich verordneten Leitkultur, der kaiserlichen Staatsideologie, des Kaiserkultes, führte zur Konfrontation, und zwar direkt mit der Staatsmacht. Das Römische Reich war ein multikultureller Staat, der ein Einheitsband benötigte. Und dieses Einheitsband war der Kaiserkult. Wer ihn ablehnte, der lehnte damit die Einheit des Reiches ab, so die Ansicht. Der verweigerte dem Kaiser den ihm zukommenden Gehorsam. Hätten die Christen nicht, um des äußeren Friedens willen, der Anpassung an die Verhältnisse, das Opfer bringen können und doch zugleich Christus weiter dienen? Nein, das wäre unmöglich gewesen. Keine anderen Götter neben mir. Niemand darf diese Autorität beanspruchen, die Christus hat. Alle anderen Autoritäten in dieser Welt, deren es ja viele gibt, sind weit unter ihm. Christus hebt sie nicht auf, er gibt ihnen vielmehr erst ihren rechten Platz. Nur der will vielen nicht genügen. Sie wollen mehr. Und darum kommt es zum Konflikt.

    Kyrios Christos – HERR ist Christus! Das ruft auch heute wieder Opposition hervor, eine Opposition, wie wir sie schon aus Psalm 2 und dem Gleichnis von den anvertrauten Pfunden kennen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrscht. Das ist genau die Situation, die wir seit der Aufklärung haben: Die offene, öffentliche Rebellion gegen den lebendigen Gott. Die Menschen sind bereit, sich allen möglichen obskuren Mächten zu unterwerfen, aber Christus, den wahren Gott, den wollen sie als HERRN nicht haben. Seine Gebote, seine Ordnungen, seinen Anspruch lehnen sie ab. Der moderne Atheismus duldet keine absolute Wahrheit, keine absolute Autorität, keine absoluten Werte – und sinkt so mit seiner Sündenverfallenheit tiefer als das Heidentum, das immerhin um das natürliche Recht noch bruchstückhaft wusste.

    Aber nicht nur von der Seite der Atheisten und Areligiösen kommt die Opposition, sondern leider auch aus christlichen Kreisen. Man will wohl Christ sein – aber doch zugleich sein eigenes altes Ich retten, seine Ansichten, seine Ziele, seine Vorstellungen, seine Wünsche. Man will frei sein, und zwar im weltlichen Sinne. Und das verträgt sich allerdings nicht damit, doulos Christoi, Knecht, Sklave Christi zu sein. So ganz will man Christus nicht gehören.

    Umso wichtiger ist es, dass wir heute, wenn wir das Reformationsfest begehen, das Gedenken der Erneuerung der christlichen Kirche durch den Mann Gottes Martin Luther, neu uns dem Anspruch Gottes stellen und anhand des ersten Gebotes bedenken:

1. Wer redet hier?

2. Was fordert er von mir?

    1. Wer redet hier? Ich bin der HERR, dein Gott. Der hier redet, der hier spricht, zu dir spricht, der ist der HERR, dein HERR. Wenn er sich dir hier als der HERR vorstellt, so macht er damit deutlich: Ich habe dir etwas zu sagen, ich habe dir zu befehlen, ich fordere deinen unbedingten Gehorsam. Ich bin dein HERR – ich gebe dir darum Gebote, Gesetze, Verbote, Wegweisung. Dazu bin ich als dein HERR berechtigt.

    Und noch mehr: Als der HERR bewehre ich diese meine Gebote, Gesetze, Verbote auch mit Strafandrohungen und strafe auch. Das sagt dir schon dein Gewissen. Schon durch das Gewissen weißt du, dass es einen lebendigen Gott gibt und dass dieser lebendige Gott ein heiliger und gerechter Gott ist, vor dem du dich einst verantworten musst. Aber der wahre, lebendige Gott hat dich nicht im Ungewissen, im Halbdunkel gelassen, sondern er hat dir und uns allen sein Wort gegeben, die Bibel, die Offenbarung Gottes. Da hat er dir und uns allen seine Gebote, seinen Willen, seine Forderungen deutlich und unmissverständlich dargelegt – und auch die Strafen angedroht. Noch mehr. Sein Wort zeigt uns auch, wie er straft und auch in der Geschichte der Menschheit schon gestraft hat. Die Sintflut war das erste umfassende Weltgericht, zugleich eine Warnung an alle Menschen, dass der heilige Gott Sünde strafen kann und strafen wird. Das hat er auch angekündigt. Jesus Christus kommt wieder, um als der Richter alle Welt vor seinen Thron zu versammeln. Das ist am Jüngsten Tag. Himmel und Erde werden im Feuer vergehen. Danach gibt es nur noch zwei Existenzbereiche: die Herrlichkeit bei Jesus Christus und die Hölle, den Ort der nie endenden Strafe, Pein, Qual. Er ist der HERR – über alles. Auch die Natur ist ihm unterworfen. Darum kann er auch durch Wunder die Naturgesetze außer Kraft setzen oder durch Katastrophen den Naturlauf umstürzen.

    Ich bin der HERR. Der hier so spricht, der hat alle Berechtigung dazu. Er ist nicht irgendwer – er ist dein Schöpfer! Er hat dich geschaffen samt allen Kreaturen, dir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben. Durch ihn hast du dein Leben, du bist sein Geschöpf. Und nicht nur du, sondern alle Natur. Ja, auch an der Existenz des Universums, der Natur, der Lebewesen erkennst du eigentlich die Existenz des lebendigen Gottes als eines allweisen und allmächtigen Schöpfers, der alles wohl geordnet hat. Und auch das hat er dir in seiner Offenbarung, seinem Wort bestätigt.

    Er ist dein Schöpfer. Aber er ist nicht zu vergleichen mit einem Uhrmacher, der, nachdem er eine Uhr hergestellt hat, sie sich nun selbst überlässt, dass sie von selbst weiter läuft. Nein, Gott der HERR hat dich nicht nur erschaffen samt allen Kreaturen, er erhält, er bewahrt dich auch und gibt dir alles, was du dazu brauchst, Kleider und Schuhe, Essen und Trinken, Haus und Hof, Frau und Kind, Acker, Vieh und alle Güter und versorgt dich reichlich und täglich mit allem, was für Leib und Leben nötig ist.

    Der, der also mit seinen Forderungen, seinem Anspruch, seinen Gesetzen vor dich tritt, das ist nicht ein furchtbarer Tyrann, sondern ein gütiger, barmherziger HERR.

    Er ist der HERR, dein HERR. Er beseitigt damit aber nicht einfach alle sonstigen Autoritäten, die es in deinem Leben gibt, sondern gibt ihnen vielmehr den rechten Platz, Eltern, Lehrer, Vorgesetzte, Polizei, Regierungen. Sie alle haben ihre Aufgaben, durch sie alle übt Gott der HERR auch sein HERRsein aus. Sie sind seine Amtswalter. Darum sollst du ihnen auch gehorchen. Da aber, wo sie sich gegen den HERRN aller Herren stellen, da haben sie das Recht auf Gehorsam damit auch verwirkt.

    Ich bin der HERR, dein Gott. Es geht um dich, um dich persönlich. Gott der HERR erhebt seinen Anspruch auf dich persönlich, du kannst ihm nicht ausweichen. Er will dich, es geht um deine Stellung zu ihm. Ich bin der HERR, dein Gott. Mit diesem Anspruch an dich gibt es keinen Bereich, den er ausnimmt. Er will dich völlig und ganz haben. Ein Vorgesetzter an deinem Arbeitsplatz hat nur Anspruch auf die vertraglich geregelte Leistung und auch nur während der festgesetzten Arbeitszeit. Gott der HERR aber erhebt seinen Anspruch auf dich ohne Grenzen. Wenn ein Vorgesetzter dir etwas sagt, so musst du es machen, aber mit welcher inneren Einstellung du es ausführst, das ist ihm zunächst einmal gleichgültig. Bei Gott ist es ganz anders. Da geht es nicht um Moralismus, da geht es nicht darum, dass du etwas machst, weil eine Instanz es will, weil du eine Pflicht zu erfüllen hast oder weil du dir dadurch etwas verdienen willst. Nein, ihm geht es gerade um dein Herz, um deine Haltung, aus der du es machst. Gott will dich ganz: Gib mir, mein Sohn, meine Tochter, dein Herz; und lass deinen Augen meine Wege wohl gefallen. Darum geht es. Wem gehört dein Herz?

    Ich bin der HERR, dein Gott. Der, der diesen Anspruch auf dich erhebt, der hat sich aber auch in ganz besonderer Weise als der Barmherzige, der Gnädige erwiesen. Als Gott der HERR durch Mose im Alten Testament Israel seine Gebote gab, da ging dieser Eingang zu den Geboten so weiter: der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, erlöst hat. Der Gott, der Israel seine Gebote gab, der seinen uneingeschränkten Anspruch an Israel geltend machte, das war zugleich der Gott, der sich als der Retter, der Erlöser, der Helfer Israels erwiesen hatte, dem Israel seine Freiheit und Existenz verdankte. Wir haben diesen Teil des Prologs nicht mehr in unserer Form der Gebote, weil wir keine Juden sind, das heißt, weil unsere Vorfahren nicht mit zu denen gehört haben, die damals aus Ägypten aus der Knechtschaft, der Sklaverei befreit wurden. Aber in einer übertragenen, einer geistlichen Weise können wir diesen Satz auch bezeugen, gilt der uns auch. Unser Ägyptenland, das ist die Sündenknechtschaft, die Herrschaft der Sünde in unserem Leben, die Macht des Teufels. Und dazu ist der Sohn Gottes in diese Welt gekommen, dass er die Werke des Teufels zerstöre. Wenn du im Glauben an Jesus Christus, deinem Heiland stehst, dann brauchst du nicht mehr der Sünde zu dienen, dann darf sie dich nicht mehr beherrschen, dann ist die Macht Satans in deinem Leben grundsätzlich gebrochen. Gerade auch darum ruft er dich zum Gehorsam.

    2. Was fordert er von dir? Du sollst keine anderen Götter haben neben mir! Neben ihm, dem lebendigen, dreieinigen Gott, hat nichts und niemand sonst Platz. Er ist nicht bereit, seine Stellung mit irgendjemand zu teilen. Sein Anspruch ist total, allumfassend. Ich bin der HERR und sonst keiner und lasse meinen Ruhm nicht den Götzen. Gott der HERR will dich ganz haben, er will dein Herz. Das haben übrigens die totalitären Ideologien erkannt. Darum haben sie auch die Christen so verfolgt, weil sie wussten, dass sie in deren Herzen nie Fuß fassen könnten.

    Du sollst keine anderen Götter haben neben mir! Da geht es nicht nur um die Götter der Heiden, nein, da geht es um alles, was außer dem lebendigen Gott dich, dein Leben, dein Denken, dein Wollen, dein Empfinden, deine Ziele beherrschen, bestimmen kann. Und das sind so viele Dinge. Das können andere Menschen sein, Herrscher, Verwandte, das können Ideologien sein, der Reichtum, dein Besitz, die Karriere, das Ansehen bei anderen Menschen, überhaupt auch das, was andere Menschen über dich denken. Vor allem auch: dein eigenes Ich mit seiner Selbstgerechtigkeit, seinem Stolz, seinem Selbstmitleid.

    Das können aber auch Menschen und Kräfte sein, die vergöttert werden, die verehrt, angerufen werden, wie die Heiligen oder Maria in der römisch-katholischen Kirche oder die Ikonen in der Ostkirche. Auch das ist Götzendienst.

    Du sollst keine anderen Götter haben neben mir! Wie soll das praktisch umgesetzt werden? Luther hat es so erklärt: Du sollst Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen. Über alle Dinge. Hier kommt wieder der allumfassende Anspruch Gottes heraus. Du sollst ihn nicht nur mehr fürchten, lieben, vertrauen als andere Kräfte und Mächte, er will nicht nur an der Spitze stehen, nein, Gottes Anspruch ist exklusiv. Nichts und niemand hat neben ihm Platz.

    Gott fürchten! Gott der HERR ist ein heiliger Gott: Ich bin heilig, der HERR, euer Gott! Heilig heißt: Gott ist abgesondert von der Sünde, die Sünde kann vor ihm nicht bestehen. Er hasst die Sünde. Darum kannst du auch als Sünder vor ihm nicht bestehen, ja, kannst ihn nicht einmal sehen, denn du müsstest sonst vergehen. Gott fürchten, das heißt: Du hast ihn erkannt als den heiligen Gott, der nichts gemein hat mit der Sünde. Und darum scheust du dich davor, ihn durch Sünde zu beleidigen, es sei in Gedanken, Worten oder Werken. Vielmehr geht es dir von Herzen darum, ja, wahrhaft von Herzen, seinen Willen, seine Gebote zu erfüllen. Du jagst darum nach der Heiligung, ohne die niemand den HERRN sehen kann. Als Erlöster kannst du nicht anders, als dass du aus dem Glauben nun deinem HERRN von Herzen, uneingeschränkt, dienen willst, ihm gehorchen. Ja, es geht um den Gehorsam des Glaubens. Gott fürchten – wenn du seine Heiligkeit und Allmacht erkannt hast, dann sind all die Mächte in dieser Welt, die dir Angst einjagen können, die dich bedrohen, so klein geworden. Du brauchst sie nicht mehr zu fürchten, denn du dienst einem größeren, dem allmächtigen HERRN.

    Gott lieben! Das ist der Kern des Gebotes. Unser Heiland Jesus Christus fasst ja die Gebote der ersten Tafel zusammen in diesem Gebot: Du sollst lieben Gott, deinen HERRN, von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Gemüt und mit aller deiner Kraft. Ja, da wird ganz deutlich, wie ganz und gar du deinem Gott und HERRN gehören sollst. Von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Gemüt, all deiner Kraft. Da bleibt nichts mehr für andere. Und so sollst du ihn lieben, der dich zuerst geliebt hat. Ja, er hat dich so sehr geliebt, dass er auch für dich seinen eingebornen Sohn in diese Welt gesandt hat, dass Jesus Christus auch für dich sich dem Gesetz unterworfen hat, dass er auch für dich am Kreuz gestorben ist, er auch deine Sünden da getragen und so auch für dich die Strafe vollständig gebüßt hat. Damit hat er auch für dich die Versöhnung Gottes, die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht erworben. All das hat der lebendige Gott für dich getan. Und da solltest du ihn nicht lieben? Ist es nun nicht vielmehr so: Die Liebe Christi dringet uns also, dass, weil einer für alle gestorben ist, darum sind sie alle gestorben. Und er ist darum für alle gestorben, damit die, so da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. Aus Liebe zu ihm gibst du dich ihm ganz hin, übergibst du ihm dein Leben ohne jegliche Einschränkungen, weihst du dich ihm ganz. So ermahne ich euch nun durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber begebet zu einem Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst. Du gehörst nicht mehr dir selbst. Du gehörst nun deinem Heiland und HERRN Jesus Christus, ohne Einschränkungen. Und das nicht aus Zwang, sondern weil er dich erlöst hat, weil er den Glauben in dir entzündet und seine Liebe in dein Herz ausgegossen wurde. Darum willst du ihm auch unbedingt gehorchen, darum willst du auch alle Sünde scheuen, darum willst du auch der Heiligung nachjagen.

    Und darum kannst du ihm auch vertrauen. Er hat so sehr sein Erbarmen, seine Gnade, seine Güte für dich bewiesen. Und er ist treu. Er ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue. Er hat dir sein Wort gegeben, dass er als dein guter Hirte für dich sorgen will, dass er dir all das gibt, reichlich gibt, was du brauchst. Du sollst bei ihm das Leben und volle Genüge haben. Das heißt nicht, dass er dich allem Leid, aller Not, allem Schweren entheben wird. Nein, keineswegs. Aber er wird dich auch durch das finstere Tal begleiten, er lässt dich nicht allein. Und du weißt, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sind, die an uns soll offenbar werden. Darum brauchst du auch keine Zuflucht mehr zu anderen Mächten, Astrologie, Horoskop, Freimaurerei, Satanismus, Amuletten, Pendeln, Besprechungen, Bachblüten, Akupunktur, Homöopathie, Feng shui – denn du bist bei ihm geborgen und sagst dich darum auch los von all diesen gottwidrigen Mächten, die dich abziehen wollen von dem einen, wahren Gott. Spiele auch nicht mit ihnen, sondern trenne dich radikal von ihnen.

    Ich bin der HERR, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Er lässt sich nicht mit irgendwelchen Almosen abspeisen, irgendeinem Ablass oder irgendwelchen Werken, mit denen du hoffst, dir die Seligkeit zu erkaufen. Nein, all das hat keinen Wert vor ihm. Er will dich ganz und gar, er will dein Herz, damit er umfassend dein HERR und dein Gott sein kann. Und er hat dir alles dafür bereitet, denn er ist nicht nur dein Schöpfer und Erhalter, sondern er ist dein Erlöser, der die Macht Satans gebrochen, der dem Teufel den Kopf zertreten hat. Er hilft dir auch täglich neu zu diesem völligen Gehorsam, zu dieser entschiedenen Nachfolge und Heiligung. In diesem Leben wirst du darin allerdings nie vollkommen sein, weil der alte Mensch, das alte Ich immer noch da ist. Aber wenn du an ihm, Jesus Christus festhältst, hast du die Vergebung und das ewige Leben trotz aller Unzulänglichkeiten, aller Sünden, in die du fällst, wenn du dich nur immer wieder von ihm reinigen lässt. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum drittletzten Sonntag im Kirchenjahr ueber Psalm 51,3-7:

Rechte Busse

Psalm 51,3-7: Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. An dir allein hab ich gesündigt und übel vor dir getan, auf dass du recht  behaltest in deinen Worten und rein bleibest, wenn du gerichtet wirst. Siehe, ich bin aus sündlichem Samen gezeugt, und meine Mutter hat mich  in Sünden empfangen. Siehe, du hast Lust zur Wahrheit, die im Verborgenen liegt; du lässt  mich wissen die heimliche Weisheit. Entsündige mich mit Ysopen, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich  schneeweiß werde.

    David, der Mann Gottes auf dem Thron Israels, war in schwere Sünde gefallen. Mit Bathseba hatte er Ehebruch begangen, deren Mann Uria hat er dann, um diese Sünde zu verheimlichen, umbringen lassen. Diese Sünden lagen schwer auf ihm – aber er versuchte, sie einfach unter den Teppich zu kehren, so weiterzuleben, als sei nichts geschehen. Zehn Monate lebte er so gegen Gottes Gebot, gegen Gottes Mahnen und Rufen.

    Dann aber sandte Gott der HERR den Propheten Nathan zu ihm, der anhand eines Gleichnisses den König seiner Schuld überführte. Nun stand sie David grell vor Augen. Es gab kein Ausweichen mehr. Ja, jetzt lastete sie wirklich auf ihn und kostete ihm viel Ringen, bis er die Vergebung Gottes für diese schrecklichen Taten erfassen konnte.

    Besonders in Psalm 51 entfaltet David, was Buße ist. Lasst uns daher aus unserem heutigen Abschnitt unter dem Beistand des Heiligen Geistes lernen:

Rechte Buße

1. Rechte Sündenerkenntnis

2. Rechte Gnadenerkenntnis

    1. Rechte Sündenerkenntnis. Ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. Rechte Sündenerkenntnis hat wahrhaft die Sünde auch konkret vor Augen. Da ist noch keine rechte Sündenerkenntnis, wenn du zwar einstimmst in die allgemeine Beteuerung, dass doch alle Menschen Sünder sind, wenn du selbst noch gar nicht erkannt hast, dass du selbst Sünder bist und worin du auch konkret gesündigt hast. Wie aber kann es zu solch einer rechten Sündenerkenntnis kommen? Dein Gewissen ist eine Instanz in dir, die dir zumindest Hinweise geben kann. Ganz hell und deutlich aber weißt du es durch Gottes Wort, durch das Gesetz Gottes. Darinnen sagt dir der HERR, was er von dir will, besonders in den Zehn Geboten und in der Bergpredigt, die eine Auslegung der Gebote ist. Wenn du sie unter Gebet betrachtest, dann erkennst du, was Gott von dir haben will – und wie es dagegen mit dir in Wirklichkeit steht, wie weit du von diesen Forderungen Gottes entfernt bist, wie groß der Graben ist zwischen dem Willen Gottes und dir selbst.

    Und wenn Gott der HERR durch sein Gesetz diese Sündenerkenntnis in dir weckt, dann widersprich ihm nicht; versuche nicht, die Sünde dann klein zu reden, sie zu verharmlosen, etwa indem du meinst, dass doch alle Sünder sind, dass doch alle lügen, dass doch alle hier und da etwas Fremdes mitgehen lassen. Versuche auch nicht, sie zu beschönigen, zu rechtfertigen, sie zu verschleiern oder gar einfach zu leugnen, sondern beuge dich darunter, dass du ein Sünder bist, dass du schuldig geworden bist. Ja, das ist allerdings sehr schwer. Das ist ein Sterben, ein Sterben des alten Ich, das so gerne so angesehen, so geehrt vor sich und anderen dastehen möchte. Aber dieser Zerbruch ist unbedingt notwendig. Nur ein geängsteter Geist, ein geängstetes und zerbrochenes Herz kann der HERR annehmen. Das tut weh, gewiss, denn es geht geradewegs gegen das alte Ich, seine Selbstgerechtigkeit, seinen Stolz, sein Selbstmitleid.

    Sündenerkenntnis – sie tut bitter not. Nicht nur einmal, in Verbindung mit der Bekehrung, der grundsätzlichen Umkehr, nein, auch im Leben des Christen. Oder hast du als Christ vergessen, dass du ein Sünder bist? Auch als Christ sündigst du täglich vielfach und brauchst daher täglich rechte Sündenerkenntnis, rechte Reue, rechtes Beugen unter Jesus Christus und Ergreifen seiner Vergebung, die er dir am Kreuz erworben hat.

    Meine Sünde ist immer vor mir. Da, wo es zu rechter Sündenerkenntnis gekommen ist, da kann sie so recht zu einer Last werden die Sünde, so schwer, dass sie dir schier zu schwer werden will. Sie kann dich herabziehen, dass du meinst, es gäbe für dich keine Vergebung mehr, keinen Ausweg, du wärest verloren. O, es ist so wichtig, dass du erkennst, wie schlimm die Sünde ist – aber dass du dabei auch nicht stehen bleibst, sondern dann zur Gnade findest.

    Die Sündenerkenntnis weckt aber noch etwas in dir: Reue. Tröste mich wieder mit deiner Hilfe, und der freudige Geist enthalte mich. Du brauchst den Trost Gottes, weil es dich zutiefst betrübt, dass du gesündigt hast, dass du Lust hast an der Sünde, dass du die Gebote Gottes übertreten hast. Es gibt keine rechte Buße, die nicht auch Reue dabei hat, Leid über die Sünde und den Wunsch, nicht mehr zu sündigen, die Sünde ungeschehen zu machen, ja, einen Hass gegen die Sünde. Kennst du das in deinem Leben? Es geht ja nicht nur um eine intellektuelle Erkenntnis über die Sünde, es geht um dein Herz und worauf dein Herz gerichtet ist.

    An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf dass du recht behaltest in deinen Worten und rein bleibst, wenn du gerichtet wirst. Sündenerkenntnis heißt vor allem: Du erkennst, dass du gegen Gott gesündigt hast. Sünde, das ist nicht nur ein Fehlverhalten einem Menschen gegenüber, das dann auch einfach innerweltlich irgendwie wieder bereinigt werden kann – und dann ist es vergessen, ist es erledigt, gehört der Vergangenheit an. Nein, so einfach geht es eben nicht. Alles, was du gegen den Menschen sündigst, das sündigst du zuerst und vor allem gegen den lebendigen Gott, der dir seine Gebote, seine Gesetze, Verbote, Forderungen gegeben hat. Ist es dir immer bewusst, dass du vor Gott stehst, bei allem, was du tust und was du lässt, was du denkst und was du redest? Immer ist Gott involviert. Diese Erkenntnis aber geht noch tiefer. Wenn du das anerkennst, so geschieht das nicht nur murrend und missmutig, weil es eben nicht anders mehr geht, nein, du gibst vielmehr zu, wie der Schächer am Kreuz, dass Gottes Urteil richtig ist. Du unterwirfst dich ihm ganz und gar. Gott hat recht und ist gerecht – du aber bist ungerecht, voll Sünde und kannst daher nicht bestehen – und gibst das auch zu, bekennst deine Sünde unverkürzt dem lebendigen Gott. Auch das gehört zu dem Zerbruch mit dazu, der in der Buße beginnt, gehört zum Tod des alten Ich.

    Nun kann es aber auch gut sein, dass du konkrete Sünde erkennst und versuchst, gegen die Sünde zu kämpfen. Bis zu einem gewissen Grad kann das sogar erfolgreich sein. Du kannst Äußerungen von Bitterkeit, von Hass, von Grimm, von Ärger unterdrücken; du kannst verhindern, dass unreine Lüste und Gedanken zur Tat werden. Aber kannst du auch die Wurzel selbst ausrotten, aus der alle Sünde kommt? Kannst du dir ein anderes Herz geben? Nein. Gerade dann, wenn du aktiv und bewusst gegen die Sünde kämpfst, wirst du auch zu dem Punkt kommen, an dem du zugeben musst: Es ist eine Wurzel alles Bösen in mir. Und das ist ganz richtig. Das ist die Erbsünde, die mit sich das Erbverderben bringt. Siehe, ich bin aus sündlichem Samen gezeugt. Ja, du bist, wie alle Menschen, ein Sünder, von Sündern geboren, bist Fleisch, vom Fleisch geboren. Du wirst nicht erst im Laufe deiner Entwicklung zum Sünder, nein, seit deiner Zeugung bist du ein Sünder, ist dein Herz durchzogen mit diesem Gift – und aus diesem Grund sündigst du dann auch, unbewusst und bewusst.

    Wenn es aber so steht: Wie kannst du dann überhaupt mit der Sünde fertig werden? Wie kannst du ihrer Herrschaft überhaupt entkommen? Du merkst es immer mehr, immer klarer, dass es aus eigener Kraft gar nicht geht, dass es dir völlig unmöglich ist. Es bleibt gar nichts anderes, als dass du mit David betet: Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, gewissen Geist. Es geht nicht nur um irgendwelche Korrekturen, es geht um Neuschöpfung, eine Schöpfung aus dem Nichts, denn da ist nichts, woran Gott bei dir anknüpfen kann, wenn es um deine Wiedergeburt, wenn es um deine Erneuerung geht.

    2. Rechte Gnadenerkenntnis. Genau das ist es, was Gott der HERR ja bei dir und jedem Menschen erreichen will: dass du erkennst, dass du von dir aus zu deiner Errettung – und auch zu deiner Bewahrung im Glauben – nichts beitragen kannst, sondern ganz und gar angewiesen bist auf den lebendigen Gott. Aber das allein ist noch nicht die Rettung. Du eilst nicht zu jemandem um Hilfe, von dem du weißt, dass er dein erklärter Feind ist und nur alles daran setzt, dass er dich zerstören kann. Sondern du suchst da Hilfe, wo du die berechtigte Erwartung hast, dass dir auch geholfen wird.

    Darum ist es so lebensnotwendig, dass du das Evangelium von Jesus Christus immer mehr und immer besser kennen lernst, dass du Gott selbst kennen lernst als den, der nicht nur ein heiliger und gerechter Richter ist, sondern als den liebenden Vater, der dich so sehr liebt, dass er für dich seinen einzigen Sohn dahingibt, dass Jesus Christus auch um deinetwillen die Herrlichkeit beim Vater aufgegeben hat, um nicht nur Mensch zu werden, sondern seine göttliche Majestät zumeist verborgen zu halten, sich dem Gesetz zu unterwerfen, um es stellvertretend auch für dich zu erfüllen. Aber die Liebe Gottes zu dir und allen Menschen geht ja noch weiter: Aus Liebe zu dir hat Jesus Christus dann deine und aller Menschen Sünde auf sich genommen, um stellvertretend für jeden Menschen, auch für dich, die Strafe zu tragen, die eigentlich dir und mir und allen Menschen gilt: Gottesferne, Tod. Darum ist er am Kreuz gestorben, darum hat er all das Leiden auf sich genommen. Aber, und das ist ja das Großartige: Er ist nicht im Grab geblieben. Gott der Vater hat sein Opfer angenommen und hat dies bestätigt, indem er ihn am dritten Tag wieder auferweckt und damit bestätigt hat: Die Sünde ist gesühnt, es gibt Versöhnung, Vergebung der Sünden, Erlösung, ewiges Leben für den Sünder in Jesus Christus. Und das nicht durch eigene Anstrengungen, das nicht für den, der es verdient hat. Denn niemand hat es verdient, niemand kann es sich verdienen. Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der den Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. Frei, umsonst, als pures Geschenk ist das Heil, ist die Vergebung der Sünden, ist das ewige Leben für dich bereit.

    David hatte das begriffen. Darum konnte er, als er seine Sünde, seine Schuld, seine Verdorbenheit und Verlorenheit erkannt hatte, flehen: Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünde nach deiner großen Barmherzigkeit. Du hast nichts, gar nichts vorzuweisen. Denn es gibt nichts in deinem Leben, das nicht irgendwie mit Sünde durchzogen wäre. Nur mit leeren Händen stehst du vor Gott da. Du bist ganz und gar angewiesen auf seine Gnade und Güte. Darauf aber darfst und sollst du vertrauen. Gott muss deine Sünde tilgen, nicht, weil du es verdient hättest, sondern weil er um Jesu Christi willen barmherzig ist, auch mit dir barmherzig und gnädig sein will. Anders ist es gar nicht möglich.

    Und zu ihm darfst du kommen wie David: Wasche mich wohl von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde! Gott reinigt von der Sünde! Wenn sie blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden. Du kannst die Sünde nicht ungeschehen machen. Vielfach sind Folgen da, die unumkehrbar sind. Du bist ein Sünder, qualitativ. Aber vor Gott, nach seinem Urteil, bist du um Christi willen gerecht, wenn du dich an ihn, deinen Heiland hältst, dass du ihm deine Sünden bekennst und dafür sein Leiden und Sterben für dich in Anspruch nimmst.

    Dein Heil kommt nicht aus dir. In dir ist nur Sünde. Dein Heil kommt von außen, durch Jesus Christus. Deine Gerechtigkeit, mit der allein du vor Gott bestehen kannst, ist nicht eine Gerechtigkeit, die du dir verdient hast, sondern eine fremde Gerechtigkeit, Christi Gerechtigkeit, die dir dein Heiland durch seinen Gehorsam, Leiden und Sterben erworben hat und die er dir durch das Evangelium in Wort, Taufe und Abendmahl darreicht, anbietet und zueignet und die du im Glauben ergreifst, dir aneignest. Darum siehst du auch nicht auf dich, wenn es darum geht, so du gerettet wirst oder nicht, sondern allein auf Jesus Christus, den Heiland der Welt – deinen Heiland. Das gilt nicht nur bei der Bekehrung, sondern unser ganzes Glaubensleben über. Nie kommst du in diesem Leben über diesen Stand hinaus, denn du bist wohl Gerechter, um Christi willen, aber zugleich Sünder, der täglich viel Vergebung nötig hat. Und täglich ist dein Heiland für dich da. Immer. Gehe nur zu ihm! Amen

Alttestamentliche Predigt zum vorletzten Sonntag im Kirchenjahr ueber 2. Chronik 34,14-28:

Wozu uns das zukuenftige Gericht mahnt

2. Chronik 34,14-28: Und da sie das Geld herausnahmen, das zum Hause des HERRN eingelegt war,  fand Hilkia, der Priester, das Buch des Gesetzes des HERRN, durch Mose  gegeben. Und Hilkia antwortete und sprach zu Saphan, dem Schreiber: Ich habe das  Gesetzbuch funden im Hause des HERRN. Und Hilkia gab das Buch Saphan. Saphan aber brachte es zum Könige und sagte dem Könige wieder und sprach:  Alles, was unter die Hände deiner Knechte gegeben ist, das machen sie. Und sie haben das Geld zuhauf geschüttet, das im Hause des HERRN funden  ist, und haben’s gegeben denen, die verordnet sind, und den Arbeitern. Und Saphan, der Schreiber, sagte dem Könige an und sprach: Hilkia, der  Priester, hat mir ein Buch gegeben. Und Saphan las drinnen vor dem  Könige. Und da der König die Worte des Gesetzes hörete, zerriß er seine Kleider. Und der König gebot Hilkia und Ahikam, dem Sohn Saphans, und Abdon, dem  Sohn Michas, und Saphan, dem Schreiber, und Asaja, dem Knechte des  Königs, und sprach: Gehet hin, fraget den HERRN für mich und für die übrigen in Israel und  für Juda über den Worten des Buchs, das gefunden ist; denn der Grimm des  HERRN ist groß, der über uns entbrannt ist, dass unsere Väter nicht  gehalten haben das Wort des HERRN, dass sie täten, wie geschrieben stehet  in diesem Buch. Da ging Hilkia hin, samt den andern vom Könige gesandt, zu der Prophetin  Hulda, dem Weibe Sallums, des Sohns Takehaths, des Sohns Hasras, des  Kleiderhüters, die zu Jerusalem wohnte im andern Teil, und redeten  solches mit ihr. Und sie sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Saget  dem Manne, der euch zu mir gesandt hat: So spricht der HERR: Siehe, ich will Unglück bringen über diesen Ort und  die Einwohner, alle die Flüche, die geschrieben stehen im Buch, das man  vor dem Könige Judas gelesen hat, darum dass sie mich verlassen haben und andern Göttern geräuchert, dass  sie mich erzürneten mit allerlei Werken ihrer Hände. Und mein Grimm soll  angezündet werden über diesen Ort und nicht ausgelöscht werden. Und zum Könige Judas, der euch gesandt hat, den HERRN zu fragen, sollt  ihr also sagen: So spricht der HERR, der Gott Israels, von den Worten,  die du gehöret hast: Darum dass dein Herz weich worden ist und hast dich gedemütigt vor Gott,  da du seine Worte hörtest wider diesen Ort und wider die Einwohner,  und hast dich vor mir gedemütigt und deine Kleider zerrissen und vor  mir geweint, so habe ich dich auch erhöret, spricht der HERR. Siehe, ich will dich sammeln zu deinen Vätern, dass du in dein Grab mit  Frieden gesammelt werdest, dass deine Augen nicht sehen all das Unglück,  das ich über diesen Ort und die Einwohner bringen will. Und sie sagten’s  dem Könige wieder.

    Als der Reformator-König Josia den Priester Hilkia mit einer Delegation zu der Prophetin Hulda sandte, bekamen seine Boten eine niederschmetternde Mitteilung: Siehe, ich will Unglück bringen über diesen Ort und die Einwohner, alle die Flüche, die geschrieben stehen im Buch, das man vor dem König Judas gelesen hat, darum, dass sie mich verlassen haben und andern Göttern geräuchert, dass sie mich erzürnten mit allerlei Werken ihrer Hände. Und mein Grimm soll angezündet werden über diesen Ort und nicht ausgelöscht werden. Um des Königs Josia willen sollte es noch eine Frist geben, bis das Gericht hereinbrechen sollte, denn er sollte es nicht mehr erleben, darum, dass dein Herz weich geworden ist und hast dich gedemütigt vor Gott.

    Dass das Gericht kommen sollte, war allerspätestens von diesem Augenblick an für jeden Juden eindeutig und klar. Es gab da kein Ausweichen mehr. Aber das hieß nicht, dass es für den einzelnen Juden keine Rettung aus dem Gericht, aus der Verdammnis gegeben hätte. So, wie König Josia sogar dem Gericht selbst entrinnen sollte, weil er zuvor starb, so gab es für jeden einzelnen Juden die Möglichkeit, im Gericht, in der Katastrophe zu überleben, nämlich trotz allem die Ewigkeit zu erlangen – wenn er nur bereit war, auf Gottes Wort zu hören, umzukehren, Gottes Vergebung in dem verheißenen Messias zu ergreifen und nach Gottes Wort dann zu leben.

    Auch wir wissen, dass wir auf Gottes Gericht zugehen. Der Jüngste Tag kommt gewiss. Wir wissen nicht, wann er kommen wird, aber wir wissen, dass er kommen wird und dass jeder Mensch, der jemals gelebt hat, noch leben wird oder auch zu jenem Zeitpunkt noch lebt sich dann vor dem heiligen dreieinigen Gott verantworten muss. Und darum steht vor jedem Einzelnen die Frage: Kann ich bestehen im Gericht Gottes? Wie kann ich denn bestehen im Gericht Gottes?

    Unser heutiger Abschnitt will uns dazu Hilfe geben. Darum lasst uns unter dem Beistand des Heiligen Geistes betrachten:

Wozu uns das zukünftige Gericht mahnt

1. Fest an Gottes Wort bleiben

2. Buße tun auf der Grundlage des Wortes Gottes

3. Konsequent leben auf der Grundlage des Wortes Gottes

    1. Fest an Gottes Wort bleiben. Wodurch wurde dieser neue, bedeutsame Schub in der reformatorischen Arbeit Josias ausgelöst? Der Tempel des HERRN sollte endlich wieder ausgebessert werden. Und bei diesen Arbeiten, da wurde ein Buch gefunden. Es war aber nicht irgendein Buch, nein, es war das Buch des Gesetzes, das der HERR durch Mose gegeben hatte, es war also die Thora. Dass sie gefunden werden musste, zeigt den damaligen Zustand Israels. Die Thora war verschwunden gewesen – und niemand hat sie anscheinend intensiv gesucht. Man lebte gut ohne das Wort Gottes, mit allen schrecklichen Folgen. Und nun wurde es gefunden. Hilkia, der Priester, wusste noch, um was für ein Buch es sich handelte, nämlich um das Gesetzbuch. Saphan, der Schreiber, konnte weniger damit anfangen. Er sprach dem König gegenüber nur von einem Buch, das gefunden worden war.

    Aber ist dieser Zustand nicht auch ein Bild dafür, wie es bei vielen Menschen, vielleicht sogar unter uns, aussieht? Gottes Wort steht vielleicht irgendwo im Bücherregal, im Schrank, bei einigen ist es sogar gar nicht mehr vorhanden. Und selbst wenn es noch vorhanden ist, so hat es doch keine Relevanz, das heißt, Gott der HERR kann dir nichts sagen durch sein Wort, weil du es nicht hörst. Oder aber, wenn du es doch noch liest, so liest du so, dass Gott der HERR nicht wirklich zu dir reden kann, du beugst dich nicht darunter, du willst nicht von Gott in Frage gestellt werden, du willst nicht, dass Gott wirklich der HERR deines Lebens ist. Und genau darum geht es. Die Bibel ist nämlich nicht irgendein Buch, sondern sie ist Gottes Buch. Gott ist ihr Urheber, Autor, Verfasser. Sie ist seine Offenbarung, vom ersten bis zum letzten Wort. Und darum ist sie Autorität, unumstößliche Autorität. Du kannst die Bibel nicht lesen, wie du die Zeitung liest oder irgendeinen Roman oder ein Geschichtsbuch. Nein, wenn du sie liest, so musst du den Heiligen Geist bitten, dass er dir die Augen öffnet, damit du verstehst, was da steht. Wenn du die Bibel liest, so lies sie betend, bittend auch darum, dass du dich wirklich beugst unter das Wort, dass dein Herz doch offen sei für Gottes Reden. Denn Gott ist es allerdings, der durch die Bibel, durch sein Wort, zu dir redet. Darum frage ich dich: Wie liest du die Bibel? Liest du sie betend, fragend? Willst du, dass Gott selbst zu dir redet, dass er durch sein Gesetz deine Sünde aufzeigt, dass er durch sein Evangelium dir die Vergebung der Sünden und neues Leben schenkt? Lässt du dich unterweisen? Oder liest du nur, weil ein Christ das eben machen muss, weil es dazu gehört? Liest du nur oberflächlich, ohne weiteres Nachfragen? Weißt du noch, was du gestern oder heute gelesen hast?

    Josia war König in Israel. Aber das hat ihn nicht gehindert, auf das Genaueste auf Gottes Wort zu achten. Er hat sich die Thora, die wiedergefunden worden war, vorlesen lassen. Und er hat sich nicht gegen Gottes Wort gestellt, sondern hat sich gebeugt unter das Reden Gottes. Es war für ihn erschreckend, niederschmetternd, was er hören musste: Der Grimm des HERRN ist groß, der über uns entbrannt ist, dass unsere Väter nicht gehalten haben das Wort des HERRN, dass sie täten, wie geschrieben stehet in diesem Buch. Josia ist uns darin ein Vorbild, dass er auch das harte Gesetz Gottes, das uns die Sünde aufzeigt und die Strafe für die Sünde vor Augen stellt, dass er auch dieses harte Wort nicht zurückgewiesen hat, sondern es annahm. Er hat sich vor Gott gedemütigt. Er hat sich zugleich gehalten an den Messias, an den verheißenen Heiland. Das ist das Evangelium. Beides wird er ganz deutlich unterschieden haben.

    Und so musst du es auch machen, wenn du Gottes Wort liest. Du musst ganz genau Gesetz und Evangelium, Forderung und Verheißung, Strafe und Trost unterscheiden, weil dir sonst die Bibel ein dunkles Buch bleiben wird. Und wie Josia rücke keinen Millimeter ab von dem, was Gottes Wort dir sagt, sondern halte es in allem fest, unverkürzt. Denn Gott selbst redet zu dir.

    2. Buße tun auf der Grundlage des Wortes Gottes. Josia hat sich gebeugt unter das, was er hörte. Er hat nicht rebelliert. Er hat nicht die Sünden der Väter, die Sünden des Volkes, auch seine eigenen Sünden, klein geredet. Er hat sie nicht beschönigt, er hat nicht versucht, sie zu bemänteln. Nein, er hat sich dem Reden Gottes im Gesetz gestellt. Und anhand dieses Redens Gottes im Gesetz hat er den furchtbaren Abfall, hat er die Sünde erkannt. Und er hat sich darunter gebeugt. Er hat die Anklage akzeptiert, er hat die Sünde bekannt.

    So handle auch du, wenn Gottes Wort, wenn seine zehn Gebote, wenn die Bergpredigt oder all die anderen Stellen, die Gottes Willen darlegen, dir deine Sünde deutlich vor Augen stellen, dir zeigen, wie groß der Unterschied ist zwischen der Forderung Gottes und dir selbst, deinem Denken, Reden, Handeln, deiner ganzen Art. Versuche nicht, deine Sünde zu entschuldigen; versuche nicht, sie zu verkleinern, sondern beuge dich darunter und bekenne sie deinem HERRN. Ja, lass das Gesetz nur tief einschneiden, dass es dir wirklich leid tut, dass du gegen Gott gesündigt hast, und gib ihm völlig Recht, auch hinsichtlich der Strafe. Bitte ihn, dass du einen rechten Hass gegen die Sünde bekommst.

    Aber das ist nur der Anfang. Zur Buße im weiteren Sinne muss noch mehr dazu kommen, sonst bist du trotz aller Reue, allem Leid dennoch verloren. Suche den Heiland Gottes, suche Jesus Christus in der Bibel. Erkenne ihn recht als den, der auch deine Schuld schon längst auf sich genommen, der auch für sie schon längst die Strafe getragen, sie vollständig bezahlt hat. Erkenne ihn als den, der auch für dich das Gesetz Gottes ganz und gar erfüllt hat. Wenn also deine Schuld dich drückt, wenn du begreifst, was das heißt, ein Sünder zu sein, wenn du nicht mehr ein noch aus weißt, dann verzweifle nicht und rebelliere auch nicht gegen Gott, sondern beuge dich unter Gottes Wort – und eile zum Kreuz deines Heilandes. Er bietet dir dort an, er reicht dir dort dar, er eignet dir zu durch sein Evangelium die Vergebung der Sünden, die Versöhnung Gottes, damit den Freispruch im Jüngsten Gericht, das neue Leben. Frei und umsonst reicht er es dir dar. Nur der Glaube ergreift es, der Glaube, der seinem Heiland Jesus Christus unverkürzt vertraut, dass er alles längst getan hat. Das ist die rechte Buße im umfassenden Sinne, dass du recht deine Sünde erkennst und dich darunter beugst – und dass du deinen Heiland Jesus Christus erkennst und sein Verdienst, seine Gerechtigkeit, die er dir erworben hat, frei und umsonst ergreifst.

    3. Konsequent leben auf der Grundlage des Wortes Gottes. Dabei aber kannst du dann nicht stehen bleiben. Dieser Glaube, der sich hält an seinen Heiland Jesus Christus, der kann nicht einfach so weiterleben wie bisher. Das ist völlig unmöglich. Du kannst nicht Gott recht als deinen HERRN erkannt haben und dich deshalb scheuen, ihn durch Sünde zu beleidigen und doch die Sünde weiter lieb haben. Du kannst nicht errettet sein allein aus Gnaden, allein um Christi Verdienst willen, was du allein durch den Glauben ergriffen hast – und doch dann weiter auf dem alten Weg der Sünde gehen. Nein, weil Jesus Christus dich so sehr geliebt hat, dass er sein Leben für dich gelassen hat, so kann es nicht anders sein, als dass du dein Leben ihm weihst, dass du dich ihm aus Dankbarkeit übergibst, um nun für ihn zu leben. Nun suchst du wieder das Gesetz – aber dass es dich informiert darüber, was der Wille Gottes für dein Leben ist. Auch das sehen wir bei Josia, nach unserem Abschnitt. Das Erste, was er machte, nachdem das Gesetzbuch gefunden und er die Nachricht von der Prophetin Hulda erhalten hatte war, dass er Israel zusammenrief und ihm die Thora lesen ließ. Und dann erneuerte er den Bund, ein Bund, der auch besagte, dass sie von Herzen Gott nachwandeln wollten, seine Gebote halten von ganzer Seele, ganz tun nach den Worten des Bundes. Das ist die Hingabe, die auch täglich erneuert werden muss, denn täglich gilt es, gegen die Sünde zu kämpfen.

    Josia ist noch weiter gegangen. Er rottete allen Götzendienst aus in Israel, ließ alle Götzenaltäre und Götzenbildnisse zerstören, damit Israel allein dem wahren Gott dienen sollte. Und er ließ auch wieder Passah feiern. So ging es Josia auch darum, nun auch gemäß dem Willen Gottes zu leben.

    Auch darin lasst uns ihm nacheifern, dass wir bewusst, willentlich und von Herzen nach dem Willen Gottes für unser Leben fragen, damit wir ihn tun. Wir werden darinnen nie vollkommen werden, ganz gewiss. Wir werden dadurch auch nicht errettet, sondern allein aus Gnaden, allein um Christi willen, allein durch den Glauben. Die Werke aber sind die gute Frucht, die aus dem rechten Glauben folgt, so, wie die gute Frucht am Baum kommt, wenn er Baum gesund ist.

    Gerade in dieser letzten Zeit gilt es, ganz fest an Gottes Wort zu bleiben, sich nicht abziehen, nicht verführen zu lassen, sondern unverrückt an Gottes Wort festzuhalten. Es gilt, streng Gesetz und Evangelium zu unterscheiden und unser Heil, unsere ewige Rettung allein auf unseren Heiland Jesus Christus zu gründen – und dann aus Dankbarkeit, in rechter Liebe und Hingabe, auch anzufangen, den Willen Gottes gemäß seinem Wort zu tun. Diesen Weg lasst uns gehen. Amen.

Alttestamentliche Predigt zum Ewigkeitssonntag ueber 1. Mose 5:

Was lehrt uns die Abfolge von Geburt und Tod?

1. Mose 5: Dies ist das Buch von des Menschen Geschlecht. Da Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Bilde Gottes; und schuf sie einen Mann und ein Weib und segnete sie und hieß ihren Namen Mensch zur Zeit, da sie geschaffen wurden. Und Adam war hundertunddreißig Jahre alt und zeugte einen Sohn, der seinem Bild ähnlich war und hieß ihn Seth und lebte darnach achthundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter; dass sein ganzes Alter ward neunhundertunddreißig Jahre, und starb. Seth war hundertundfünf Jahre alt und zeugte Enos und lebte darnach achthundertundsieben Jahre und zeugte Söhne und Töchter; dass sein ganzes Alter ward neunhundertundzwölf Jahre, und starb. Enos war neunzig Jahre alt und zeugte Kenan und lebte darnach achthundertundfünzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter; dass sein ganzes Alter ward neunhundertundfünf Jahre, und starb. Kenan war siebzig Jahre alt und zeugte Mahalaleel und lebte darnach achthundertundvierzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter; dass sein ganzes Alter ward neunhundertundzehn Jahre, und starb. Mahalaleel war fünfundsechzig Jahre und zeugte Jared und lebte darnach achthundertunddreißig Jahre und zeugte Söhne und Töchter; dass sein ganzes Alter ward achthundert und fünfundneunzig Jahre, und starb. Jared war hundertzweiundsechzig Jahre alt und zeugte Henoch und er lebte darnach achthundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter; dass sein ganzes Alter ward neunhundert und zweiundsechzig Jahre, und starb. Henoch war fünfundsechzig Jahre alt und zeugte Methusalah. Und nachdem er Methusalah gezeugt hatte, blieb er in einem göttlichen Leben dreihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter; dass sein ganzes Alter ward dreihundertfünfundsechzig Jahre. Und dieweil er ein göttliches Leben führte, nahm ihn Gott hinweg, und er ward nicht mehr gesehen. Methusalah war hundertsiebenundachtzig Jahre alt und zeugte Lamech und lebte darnach siebenhundert und zweiundachtzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter; dass sein ganzes Alter ward neunhundert und neunundsechzig Jahre, und starb. Lamech war hundertzweiundachtzig Jahre alt und zeugte einen Sohn und hieß ihn Noah und sprach: Der wird uns trösten in unsrer Mühe und Arbeit auf der Erde, die der HERR verflucht hat. Darnach lebte er fünfhundert und fünfundneunzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter; dass sein ganzes Alter ward siebenhundert siebenundsiebzig Jahre, und starb. Noah war fünfhundert Jahre alt und zeugte Sem, Ham und Japheth.

    Unser heutiger Sonntag wird zumeist Totensonntag genannt, weil der Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht wird, ja, weil dieser Sonntag uns an unseren Tod erinnern will, dem Ereignis, das als einziges ganz gewiss ist für unser Leben – und das unser Leben hier auf dieser Erde unumkehrbar für immer beenden wird. Wir nennen diesen Sonntag aber als Christen Ewigkeitssonntag, weil wir wissen, dass der Tod nicht das Letzte ist, sondern der Übergang in die Ewigkeit. Viele Menschen blenden dies aus, wollen es letztlich nicht wissen, obwohl sie sehr wohl ahnen, es auch ihnen ihr Gewissen sagt, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern du dich vielmehr verantworten musst vor dem lebendigen Gott. Auch daran erinnert uns nun dieser Begriff „Ewigkeitssonntag“ und stellt dir die Frage: Wo wirst du die Ewigkeit zubringen? Weißt du das? Es ist eigentlich das Allerwichtigste, und du solltest es unbedingt wissen. Und Gott der HERR will auch, dass du es weißt, er lässt dich nicht im Ungewissen darüber. Es gibt nur zwei Örter, wo wir Menschen die Ewigkeit zubringen können: die Hölle, den Ort der nie endenden Qual und Pein, und den Himmel, den Ort der nie endenden Herrlichkeit und Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Wo wirst du sein? Wie sieht deine ewige Zukunft aus?

    Unser heutiger Abschnitt will uns helfen, unseren Tod zu bedenken und unsere ewige Zukunft. Darum lasst uns ihn betrachten unter dem Beistand des Heiligen Geistes:

Was lehrt uns die Abfolge von Geburt und Tod?

1. Du bist als Sünder geboren

2. Du musst sterben

3. Auferstehung zum ewigen Leben in Herrlichkeit will Gott dir schenken

    1. Du bist als ein Sünder geboren. Von Adam heißt es hier: Da Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Gleichnis Gottes. Das heißt, Adam und Eva wurden nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Damals waren sie sehr gut, wie alles, was der HERR erschaffen hatte. Von dem Sohn Adams, Seth, heißt es dann aber, dass Adam zeugte einen Sohn, der seinem Bilde ähnlich war – nicht mehr dem Bilde Gottes. Denn zwischen diesen beiden Ereignissen lag das schlimmste Geschehnis der Menschheitsgeschichte: der Sündenfall. Adam und Eva waren Gott ungehorsam geworden, hatten sich von seinem Willen, seinem Gebot abgewandt und dadurch ihre vollkommene Gerechtigkeit, Heiligkeit und Naturerkenntnis verloren – und das machte die Gottebenbildlichkeit aus. Sie waren seitdem Sünder, geneigt zu allem Bösen – wenn auch aufgrund des Glaubens an den kurz nach dem Sündenfall verheißenen Messias zugleich auch Gerechtfertigte. Die Nachkommen aber, die sie zeugten, waren nun nach ihrem Bildnis, eben: Sünder. Jeder Mensch, der seitdem geboren wird, wird als Sünder geboren. Auch du und ich, auch wir sind als Sünder geboren worden. David betet: Siehe, ich bin aus sündlichem Samen gezeugt. Ja, so ist es. Und unser Heiland Jesus Christus betont daher: Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch. Das meint: Das ist noch fern von Gott und bedarf einer neuen Geburt, einer Geburt von oben, einer Geburt aus Wasser und Geist, durch Taufe und Wort.

    Du wirst also nicht erst zu einem Sünder, nein, du bist ein Sünder, seit deiner Zeugung, und darum sündigst du auch.  Du kannst natürlicherweise gar nicht anders. Keiner kommst als ein unbeschriebenes Blatt auf diese Welt, sondern als ein Sünder, über dem das Damoklesschwert der ewigen Verdammnis schwebt. Die entscheidende Frage ist nun, wie du wieder aus dieser Welt heraus gehst, wenn du stirbst: als ein verlorener, verdammter oder als ein begnadigter Sünder?

    2. Du musst sterben. Denn das steht unumstößlich fest: Du musst sterben. Das zeigt uns auch unser Kapitel, das ja eine einzige Abfolge von Geburt und Tod ist. In strenger Monotonie führt Gott der HERR dies aus und zeigt damit, wie unerbittlich dieser Weg ist. Damals sind die Menschen allerdings noch sehr alt geworden, Methusalach sogar 969 Jahre. Aber auch sie alle haben sterben müssen. Da gibt es kein Entrinnen. Von Anfang an ist es nicht so gewesen. Vor dem Sündenfall stand nicht der Tod drohend über dem Leben von Adam und Eva, sondern überall war nur Leben, Freude, Glück, Segen. Kein Tod, kein Schmerz, keine Krankheit, kein Leiden, keine Tränen, kein Elend. Und wären sie im Gehorsam Gottes geblieben, hätten sie der Versuchung durch Satan widerstanden, so hätten sie auch erkannt, was Gut und Böse ist, nur dann sozusagen von der anderen, der göttlichen Seite. Dann hätten sie gewusst, dass das, was sie dann abgelehnt hätten, das Böse gewesen ist, und sie für das Gute gestanden wären. Und später hätten sie dann essen dürfen vom Baum des Lebens und hätten ewig leben können, das heißt, der Übergang in die Herrlichkeit wäre nicht durch einen schmerzvollen Tod vollzogen worden.

    Aber all das ist durch den Sündenfall anders geworden. Durch den Ungehorsam unserer Ureltern Adam und Eva ist der Tod in die Welt gekommen. Was aber ist denn der Tod? Nun, die Bibel spricht vom Tod in dreifacher Weise. Da ist zunächst der geistliche Tod als die Trennung von Gott. Nachdem sie gesündigt hatten, hatten Adam und Eva plötzlich Angst vor dem lebendigen Gott. Vorher verkehrten sie in vertrauter Gemeinschaft mit ihm. Aufgrund des geistlichen Todes aber sind wir natürlicherweise alle unfähig, Gott zu lieben, an ihn zu glauben, ihm zu dienen. Dann spricht die Bibel weiter vom Tod hinsichtlich dessen, was alle Menschen als Tod bezeichnen, nämlich die Trennung von Seele und Leib. Das ist der leibliche Tod. Er ist das einzig Gewisse im Leben eines Menschen. Nichts sonst weiß er als dies, dass er einmal sterben muss. Wann das sein muss, das weiß niemand. Und dann spricht die Bibel vom Tod noch in einem dritten Sinne, nämlich wenn sie von der ewigen Trennung von dem lebendigen Gott spricht, der nie endenden Strafe, Qual, Pein, nämlich der Verdammnis. Sie wird auch als der ewige Tod bezeichnet. Zwischen diesen drei Toden gibt es eine enge Beziehung: Im geistlichen Tod werden wir alle geboren. Wer aber während seines irdischen Lebens nicht vom geistlichen Tod zum geistlichen Leben kommt, der gelangt durch den leiblichen Tod zum ewigen Tod, nämlich zur nie endenden Verdammnis. Wer dagegen in diesem Leben vom geistlichen Tod zum geistlichen Leben gekommen ist, der geht durch den leiblichen Tod wie durch ein Tor in die ewige Herrlichkeit ein.

    Der Tod ist also der Lohn für die Sünde, das Resultat, die Folge der Sünde. Durch einen Menschen, sagt die Bibel, durch Adam, ist sie in die Welt gekommen, und mit ihr die Folge der Sünde, der Tod. Aber ebenso ist durch Eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens für jeden Menschen geschehen – nämlich durch Jesus Christus. Das ist die frohe Botschaft, das Evangelium, in diese Phalanx des Todes, des Vergehens.

    Denn Gott der HERR ist nicht stehen geblieben beim Tod als dem Lohn für die Sünde. Nein, weil er dich liebt, weil er uns Menschen liebt, darum hat er schon vor Erschaffung der Welt beschlossen, wie er uns retten wolle vor der ewigen Verdammnis und hat so unseren Ureltern Adam und Eva gleich nach dem Sündenfall die kostbare Verheißung gegeben von dem, der kommen werde, um dem Satan den Kopf zu zertreten – auch wenn er selbst dabei aufs Schwerste verwundet werden würde.

    Alle Opfer des Alten Bundes weisen auf ihn hin, darauf, dass für unsere Sünde, für unsere Schuld Blut fließen muss, weil anders die Sünde nicht gesühnt werden kann. Gerade das Passahlamm ist ein Typos, ein Hinweis auf ihn, auf das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt und ohne Fehler, ohne Sünde ist: Jesus Christus.

    Er hat die Sünden aller Menschen aller Zeiten auf sich genommen, auch deine, und hat für die auf Golgatha gebüßt. Da hat er die Strafe auf sich genommen, die doch dir und mir galt, die Gottverlassenheit, den Tod. Aber, wie du weißt, er ist nicht im Tod geblieben. Am dritten Tage ist er auferstanden und hat so dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht durch das Evangelium. Gerade auch für dich. Und das, was er dir da erworben hat, nämlich die Versöhnung Gottes, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, das bietet er dir an, das reicht er dir dar, das eignet er dir zu eben durch das Evangelium, im Wort, in der Taufe, im Abendmahl – und du brauchst ihm nur zu vertrauen, es nur im Glauben für dich zu ergreifen, dir anzueignen und es ist dein!

    3. Auferstehung zum ewigen Leben in Herrlichkeit will Gott dir schenken. Ja, Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe. Und dass der Tod nicht das Letzte ist, das hat Gott der HERR schon damals hervorgehoben. Ein Ereignis in diesem Kapitel unterstreicht dies, ein Ereignis, mit dem Gott diese Phalanx von Geburt und Tod durchbrochen hat: Henoch. Er ist neben Elia der einzige Mensch, der nicht gestorben ist. Von ihm heißt es, dass Gott ihn hinweggenommen hat. Welch eine Auszeichnung, welch eine Gnade! Er hat nicht durch den Tod hindurch gemusst. Er hat die Schmerzen des Todes nicht fühlen müssen. Wie kommt das? Es heißt von ihm, dass er ein göttliches Leben führte, dass er also mit Gott wandelte. Was ist damit gemeint? Nun, es ist gewiss dies damit gemeint, dass er sich sehr klar und deutlich als ein Sünder erkannt hat, als jemand, der aus eigener Kraft vor Gott nicht bestehen kann. Aber er hat sich gerade darum auch an den gehalten, der schon Adam und Eva verheißen war, an den Messias, der damals noch ausstand, der kommen sollte – und dieser Glaube ist auch ihm gerechnet zur Gerechtigkeit. Aus diesem Glauben aber wird er dann auch täglich gegen die Sünde in seinem Leben gekämpft haben, wir täglich geeifert haben, Gottes Willen zu tun, seine Ordnungen und Gebote zu halten. Das heißt, dass er in einem göttlichen Leben wandelte. Nun ist er gewiss nicht der Einzige gewesen, der in solch einem Leben wandelte; Noah tat dies auch, ebenso Abraham, Isaak, um nur etliche zu nennen. Aber es war die freie Entscheidung Gottes, dass er gerade Henoch sich nahm, um durch seine Hinwegnahme aller Welt zu demonstrieren: Der Tod hat keine absolute Macht; der Tod ist nicht das Letzte, wer gestorben ist, ist nicht in ein Nichts gekommen, sondern ist an seinem Ort, entweder in der Hölle oder im Paradies.

    Wenn du dich, wie Henoch, als ein Sünder an deinen Messias, deinen Heiland, Jesus Christus, hältst, im Glauben das ergreifst, was er auch dir erworben hat – dann hast du es: die Versöhnung Gottes, die Vergebung der Sünden, den Freispruch im Jüngsten Gericht, das ewige Leben. Und dann sollst und darfst du diesen Trost, diese Zuversicht haben, gerade auch angesichts des Todes: Der Tod ist der Übergang, das Tor zur Herrlichkeit. Er ist nicht das Ende, sondern vielmehr der Anfang von etwas noch viel Schönerem als es hier je geben kann. Ja, dann weißt du, dass das Sterben wohl sehr schwer sein mag, oft mit Leiden und Kämpfen verbunden – aber dass es danach eine nie endende Herrlichkeit in der Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott geben wird, in der es kein Leid, keinen Tod, keine Krankheit, keine Schmerzen, keine Not, keine Tränen mehr gibt.

    Und weil du das weißt, darum kannst du auch getrost und zuversichtlich in diesem Leben hier stehen, ja, ist es dir auch wichtig, nicht der Sünde zu dienen, sondern deinem Heiland und täglich gegen die Sünde zu kämpfen und dich von ihr reinigen zu lassen – und sieht voll Zuversicht der Ewigkeit entgegen. Amen.