Das
erste Buch Mose
Das erste Buch Mose (Genesis (Anfang)) ist
das erste von fünf Büchern, die zusammen als Pentateuch bekannt sind und die
aufgrund der zahlreichen biblischen Verweise in den späteren Büchern des Alten
Testaments sowie in denen des Neuen Testaments zwingend auf Moses als Verfasser
zurückzuführen sind. Im Buch Genesis präsentiert der inspirierte Autor eine
Aufzeichnung über den Ursprung der Welt, der Menschheit, der Institution der
Ehe, den Beginn der Sünde, das erste Urteil Gottes über eine sündige Welt, die
erste Verkündigung des Evangeliums und den Beginn der auserwählten Rasse als
Träger der messianischen Prophezeiungen.
Mose, der Verfasser des Buches Genesis, war
der Sohn von Amram, einem Mitglied des Stammes Levi,
und seiner Frau Jochebed, wie in 2. Mose, Kap. 2 und
6, berichtet wird. Er wurde in Ägypten geboren, zu einer Zeit, als der Aufstieg
einer neuen Dynastie dazu führte, dass die Taten Josephs in Vergessenheit
gerieten und der neue Pharao den Kindern Israels so unerträgliche Lasten
auferlegte, wie sie noch nie eine Nation zu tragen hatte. Durch Gottes Fügung
wurde seine eigene Mutter seine Amme, nachdem seine Eltern es für unmöglich
gehalten hatten, ihn länger zu Hause zu behalten (2. Mose 2,8.9). Auf diese
Weise wurde Mose in der Geschichte und Religion seines Volkes unterwiesen, und
obwohl er später als Adoptivsohn der Tochter des Pharao in der Weisheit der
Ägypter unterwiesen wurde, blieb er Jehova, dem Gott seiner Väter, treu. Aus
dem Land Midian, wohin Moses vor dem Zorn des Pharao geflohen war, berief ihn
der Herr, der Befreier und Anführer der Kinder Israels zu sein, und er diente
in dieser Funktion etwas mehr als vierzig Jahre lang, bis er das Volk an die
Grenzen Kanaans geführt hatte, wo er Josua zu seinem Nachfolger ernannte, auf
den Berg Nebo stieg, wo Gott ihm das gesamte Land
zeigte, das sein Volk besitzen sollte, dort starb und vom Herrn selbst begraben
wurde. Moses schrieb das Buch Genesis wahrscheinlich irgendwann während seines
vierzigjährigen Aufenthalts in der Wüste, und Gott inspirierte ihn nicht nur
zum Schreiben, sondern offenbarte ihm auch den größten Teil des Inhalts, der in
dem Bericht enthalten ist, da die Überlieferung bestenfalls äußerst
unzuverlässig gewesen wäre und viele Ereignisse nur durch die besondere
Offenbarung des Herrn bekannt sein konnten.
Das Buch Genesis kann nach verschiedenen
Gesichtspunkten unterteilt werden. Die einfachste Unterteilung ist die in zwei
Teile, Kapitel 1–11, in denen die Anfänge der gesamten Geschichte bis zur
Sprachverwirrung aufgezeichnet sind, und Kapitel 12–50, in denen gezeigt wird,
wie Gott den Weg für die Errichtung der Theokratie ebnete, wie sie danach für
eine Reihe von Jahrhunderten existierte. Einige Kommentatoren bevorzugen eine
Unterteilung in sechs Hauptteile, wobei die Kapitel 1–5 hauptsächlich Adam, die
Kapitel 6–11 Noah, die Kapitel 12–24 Abraham, die Kapitel 12–24 Isaak, die
Kapitel 28–36 Jakob und die Kapitel 37–50 Joseph gewidmet sind.
Der Zeitraum, den das Buch Genesis
behandelt, beginnt mit der Erschaffung des Menschen und endet mit der Sintflut
und umfasst etwa 1700 Jahre. Obwohl es keinen triftigen Grund für die Annahme
gibt, dass die Schriftkunst zu dieser Zeit von den Menschen der Welt noch nicht
entwickelt worden war, deuten neuere Entdeckungen eher darauf hin, dass die
Schriftkunst im Osten bereits zur Zeit Abrahams eine weit verbreitete
Errungenschaft war und dass es damals bereits große Bibliotheken gab, bestand
zu dieser Zeit keine dringende Notwendigkeit, das Wort Gottes aufzuzeichnen, da
die Patriarchen sehr alt wurden und in der Lage waren, das, was Gott ihnen
offenbart hatte, mündlich von Generation zu Generation weiterzugeben. Die
Aufzeichnungen zeigen zum Beispiel, dass Adam noch sechsundfünfzig Jahre lebte,
nachdem Lamech, der Vater Noahs, geboren worden war.
Diese von der Vorsehung bestimmte Ordnung hielt noch einige Zeit nach der
Sintflut an; denn Abraham wurde 150 Jahre vor dem Tod Sems geboren und
profitierte sicherlich von dessen Unterweisung. Der Zeitraum von der Sintflut
bis zum Tod Josephs ist der eigentliche Zeitraum der Patriarchen und umfasst
einen Zeitraum von etwa sechshundert Jahren. Am Ende hatte sich die auserwählte
Familie Abrahams zu einem zahlreichen Volk vermehrt.
Der moderne Bibelstudent wird im Buch
Genesis zahlreiche Belege für das Wirken der Vorsehung Gottes im Schicksal der
Menschheit finden. Vor allem aber wird der Christ mit größtem Interesse die
messianischen Typen und Prophezeiungen verfolgen, die bereits so früh in den
Heiligen Schriften auftauchen; denn so wie das gesamte Neue Testament auf
Christus zurückblickt, so blickt das gesamte Alte Testament auf Christus
voraus. Jesus ist das Zentrum aller göttlichen Offenbarung.
Die
Erschaffung der Welt
Die
Erschaffung des Materials und des Lichts (V. 1-5): V. 1. Am Anfang schuf
Gott Himmel und Erde. Am Anfang, vgl. Joh. 1,1, d. h. als die Zeit begann,
als die Zeit erstmals gemessen wurde; denn solange Gott allein existierte, gab
es keine Zeit. Gott schuf, er brachte aus dem Nichts hervor, er erschuf etwas,
das es vorher nicht gab, nämlich den Himmel oder die Himmel und die Erde, das
Material, aus dem sie aufgebaut waren. V. 2. Und die Erde war wüst und leer.
Die materielle Substanz, aus der die Erde besteht, befand sich in einem Zustand
des Chaos, die verschiedenen Elemente waren in völliger Unordnung vermischt. Und
Finsternis lag auf der Tiefe. Es gab noch kein elementares Licht; das große
Meer der chaotischen Materie war mit einem undurchdringlichen Schleier der
schwärzesten Dunkelheit bedeckt. Und der Geist Gottes schwebte über den
Wasser. Die dritte Person der Heiligen Dreifaltigkeit wird als am
Schöpfungswerk beteiligt dargestellt, indem sie über den Wassern brütet und
ihre göttliche Kraft einsetzt, um die Elemente in der Form zu verbinden, die
sie jetzt haben, V. 3. Und Gott sprach: Es werde Licht; und es wurde Licht.
Gott sprach; das allmächtige Wort Gottes wird hier eingeführt, die zweite
Person der Gottheit, Johannes 1, 3. Die Erschaffung der Welt ist ein Werk des
dreieinigen Gottes. Durch das Wort seiner Macht schuf er Licht, elementares
Licht, brachte es inmitten der Dunkelheit hervor, befahl ihm, aus der
Dunkelheit zu leuchten, 2 Kor 4, 6. V. 4. Und Gott sah, dass das Licht gut
war; und Gott schied das Licht von der Finsternis. Das Licht war gut, es
war ein vollkommenes Geschöpf der allmächtigen Kraft Gottes; und so schied Gott
zwischen dem Licht und der Finsternis, damit sie nicht länger in einem
chaotischen Zustand waren. V. 5. Und Gott nannte das Licht Tag und die
Finsternis nannte er Nacht. Die Zeit hatte für die Erde begonnen, und
deshalb machte der Herr diese Regel für die Trennung von Licht und Finsternis,
da sie in regelmäßiger Reihenfolge aufeinander folgen, und zwar noch vor der
Erschaffung der Lichtkörper. Er selbst definierte die Zeiteinheit, die er so
anordnete. Und es wurde Abend und es wurde Morgen: der erste Tag. Und es
wurde Abend, als die Dunkelheit allein herrschte, und es wurde Morgen, als
Gottes allmächtige Kraft das Licht erschuf und es von der Dunkelheit trennte.
Seit dem ersten Tag der Welt markiert die regelmäßige Wiederkehr von Dunkelheit
und Licht die Dauer eines Tages, wie wir ihn jetzt in vierundzwanzig Stunden
einteilen. Dies ist die grundlegende Bedeutung des hier verwendeten hebräischen
Wortes, das auch in Ps 90,4 (vgl. 2 Petr 3,8) angenommen werden muss, wo sich
der Herr der menschlichen Sprache und ihren Grenzen anpasst, um einen Vergleich
zu ermöglichen.
Die
Erschaffung des Himmelsgewölbes (V. 6-8): V. 6. Und Gott sprach: Es
werde ein Gewölbe inmitten der Wasser, und es sei eine Scheidung zwischen den
Wassern. Gottes allmächtiges Wort schuf auch am zweiten Tag weiter. Er ließ
eine feste Ausdehnung oder Erweiterung in der Mitte der Wasser entstehen, in
dem Chaos, in dem sich Flüssigkeit und Dampf mit den festeren Substanzen
vermischten. Der Zweck dieses Firmaments bestand darin, die Wasser von den
Wassern zu trennen, wie der Text als Nächstes erklärt. V. 7. Und Gott machte
das Gewölbe [Firmament] und schied das Wasser unter dem Gewölbe von dem
Wasser über dem Gewölbe. Und so geschah es. Obwohl es kein konkretes,
sichtbares Himmelsgewölbe gibt, gibt es doch eine unsichtbare Trennwand über
der Erde, die unter normalen Bedingungen die Wassermassen in gasförmigem
Zustand zurückhält, die sich hoch über den sichtbaren Wolken befinden. Vgl. Kap.
7, 11. V. 8. Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Und es wurde Abend, und es
wurde Morgen: der zweite Tag. Gott selbst gab der unsichtbaren Trennwand,
die das Wasser unten von dem Wasser oben trennt, den Namen Himmel oder Himmel.
So wurde das Werk des zweiten Tages vollendet.
Die
Erschaffung des trockenen Landes, der Kräuter und Bäume (V. 9-13): V. 9. Und
Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Örter,
dass man das Trockene sehe. Und es geschah so. Hier beendete Gott sein
Schöpfungswerk an der unbelebten Materie, als sein allmächtiger Befehl das
Wasser unterhalb des Himmels, unterhalb des Firmaments, das er geschaffen
hatte, von selbst an einem einzigen Ort sammelte. Im Chaos war die Vermischung
von Feststoffen und Flüssigkeiten so vollständig gewesen, dass die Bezeichnung
„Festland“ nicht möglich war. Aber nun sollten sowohl die Feststoffe als auch
die Flüssigkeiten getrennt werden, sodass Festland, wie wir es kennen, sichtbar
wurde. V. 10. Und Gott nannte das Trockene Erde und die Ansammlung der
Wasser nannte er Meere. Und Gott sah, dass es gut war. Es gab keine
chemische Verbindung, sondern nur eine Mischung aus festen und flüssigen
Partikeln in der Masse, die das Chaos bildete. Die Teilung erfolgte auf Gottes
allmächtiges Geheiß, und das trockene Land wurde fortan als Erde bezeichnet,
während die Orte auf der Erdoberfläche, an denen sich die Wasser zu großen
Massen zusammengefunden hatten, als Meere oder Ozeane bezeichnet wurden. Und
wieder sah Gott, dass das Produkt seiner allmächtigen Kraft gut war, dass es
genau dem Zweck diente, für den es bestimmt war. V. 11. Und Gott sprach: Es
lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume
auf Erden, die ein jedes nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist.
Und so geschah es. Nachdem das trockene Land aus dem Wasser aufgetaucht
war, war es nun auf Gottes Geheiß möglich, dass die Erde mit Vegetation bedeckt
wurde, mit grünem, zartem Gras, mit kleinen Pflanzen, die Samen trugen, und mit
Bäumen aller Art, die Früchte trugen. Wie der Herr der Erde die Kraft gab, die
Pflanzen hervorzubringen, so gab er den Pflanzen die Kraft, ihre Art zu
vermehren, indem sie Samen und Früchte trugen. V. 12. Und die Erde brachte
Gras und Kraut hervor, das Samen nach seiner Art hervorbrachte, und Bäume, die
Früchte trugen, deren Samen in sich selbst war, nach ihrer Art. Und Gott
sah, dass es gut war. Die reifen Pflanzen wurden also durch das Wort der
Kraft Gottes ins Leben gerufen und waren voll und ganz in der Lage, ihre Art
und Gattung durch Samen und Früchte zu vermehren. Es handelte sich nicht um
eine allmähliche Entwicklung, wie nach den heutigen Naturgesetzen, sondern die
voll entwickelten Exemplare wurden von der Erde als Gottes Schöpfungswerk
hervorgebracht und waren insgesamt in der Lage, ihren Platz im Universum
einzunehmen. Damit endete das Werk des dritten Tages. V. 13. Und es wurde
Abend, und es wurde Morgen: der dritte Tag.
Die
Erschaffung von Sonne, Mond und Sternen (V. 14-19): V. 14. Und Gott
sprach: Es sollen Lichter an der Wölbung des Himmels sein, die da scheiden
zwischen Tag und Nacht und dienen zu Zeichen für Zeiten und Tage und Jahre.
Der Schöpfer erschuf Himmelskörper, denen er eine dreifache Funktion zuwies:
Sie sollten den Unterschied zwischen Tag und Nacht aufzeigen, den Menschen als
Indikatoren oder Mittel dienen, um zwischen den beiden Abschnitten des Tages zu
unterscheiden, als Zeichen dienen, nicht nur wie im Fall gewöhnlicher
Finsternisse, sondern auch als außergewöhnliche Vorzeichen, und den Kalender
der Welt im Allgemeinen festlegen. Und nicht nur das: V. 15. Und sie sollen
Lichter an der Wölbung des Himmels sein, die auf die Erde leuchten. Und so
geschah es. Das ist die dritte Funktion der himmlischen Lichtkörper, das
Licht auszusenden, entweder ihr eigenes oder das von ihnen reflektierte, um
Lichtträger für die Erde zu sein. Kaum hatte Gott gesprochen, da geschah es
auch schon; denn es war kein gewöhnliches Werk, das er vollbrachte, sondern ein
Schöpfungsakt. V. 16. Und Gott machte zwei große Lichter: das größere Licht
zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht; dazu
auch die Sterne. Obwohl die Namen nicht ausdrücklich erwähnt werden, ist es
offensichtlich, dass das größere Licht die Sonne ist, die durch ihr Licht und
ihre Kraft den Tag regiert und den tiefgreifendsten Einfluss auf das organische
und anorganische Leben hat, und das kleinere Licht der Mond, der die Nacht und
das Leben der Nacht auf die gleiche Weise regiert wie die Sonne am Tag. Ebenso
füllte Gott an diesem Tag die unermesslichen Weiten des Universums mit
unzähligen Sternen. V. 17. Und Gott setzte sie an die Wölbung des Himmels,
damit sie Licht auf die Erde gäben, Vers 18. und um über den Tag und
über die Nacht zu herrschen und um das Licht von der Finsternis zu scheiden.
Und Gott sah, dass es gut war. Gottes allmächtiger, schöpferischer Akt wird
erneut betont; denn er gab, er setzte die Lichtkörper an ihren richtigen Platz,
deren Funktionen in der Reihenfolge angegeben werden, in der sie die Menschen
normalerweise beeindrucken: Sie geben Licht auf die Erde ab; ihr Einfluss
steuert Tag und Nacht; ihr Auf- und Untergang regelt die Aufteilung von Licht
und Dunkelheit. Und wieder war das Werk des vollkommenen Gottes vollkommen. V.
19. Und es
wurde Abend, und es wurde Morgen: der vierte Tag.
Die
Erschaffung der Meerestiere und Vögel (V. 20-23): V. 20. Und Gott
sprach: Die Wasser sollen wimmeln vom Gewimmel lebendiger Wesen, und es sollen
Vögel fliegen über der Erde unter der Wölbung des Himmels. Auf Gottes
allmächtiges Wort hin wimmelte es in den Wassern von Lebewesen, von
Meerestieren und auch von geflügelten Tieren, die sich dadurch auszeichnen,
dass sie über der Erde auf der Seite des Firmaments fliegen, d. h. auf der
Seite, die der Erde zugewandt ist. Diese Tiere wurden in großer Zahl erschaffen
und fallen bis heute durch ihre ungewöhnlich große Anzahl auf, wie sorgfältige
Statistiken gezeigt haben. V. 21. Und Gott schuf die großen Meerestiere und
alle lebenden Wesen, die sich regen, von denen das Wasser wimmelt, nach ihrer
Art, und alle gefiederten Wesen nach ihrer Art. Und Gott sah, dass es gut war.
Nicht nur die Fische wurden von Gott geschaffen, um die Meere zu bewohnen,
sondern er schuf auch lange und riesige Wale, Krokodile und andere Monster der
Ozeane und Flüsse sowie jede Form von Meerestieren, egal welcher Form und
Natur, mit denen die Gewässer wimmeln, und jede Art von gefiederten Tieren,
hauptsächlich Vögel, die alle perfekt und genau an das Element angepasst sind,
in dem sie sich befinden. V. 22. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar
und vermehrt euch, und füllt das Wasser in den Meeren, und die Vögel sollen
sich auf der Erde vermehren. Als beseelte Wesen erhielten
sowohl die Meerestiere als auch die Tiere, die in der Luft leben, einen
besonderen Segen des Herrn, nicht nur in Form eines freundlichen und
väterlichen Grußes, sondern auch in Form der Übertragung der Fähigkeit, sich
auf gleiche Weise zu vermehren. Die Fische sollten sich so stark vermehren,
dass sie alle Ozeane füllen, und die Vögel sollten zahlreich auf der Erde
werden. V. 23. Und es wurde Abend und es wurde Morgen: der fünfte Tag.
Die
Erschaffung der Landtiere (V. 24-25): V. 24. Und Gott sprach: Die Erde
bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art: Vieh, Gewürm und Tiere der Erde
nach ihrer Art! Und so geschah es. Nachdem die Meere und die Luft mit
Lebewesen gefüllt waren, erhielt die Erde nun den Befehl, lebendige Tiere
hervorzubringen, sie hervorzulassen: Tiere, die sich leicht domestizieren
ließen, Reptilien und Kriechtiere sowie das Wild der Prärie und des Waldes. Der
Befehl wurde unverzüglich ausgeführt, die Erde öffnete sich oder entfaltete
sich sozusagen und präsentierte die Tiere in ausgewachsenem Zustand. V. 25. Und
Gott machte die Tiere der Erde nach ihrer Art und das Vieh nach seiner Art und
alles, was auf der Erde kriecht, nach seiner Art. Und Gott sah, dass es
gut war. Die Erschaffung dieser Tiere wird so dargestellt, als hätte der
Herr den Wildtieren der Erde und den Haustieren, von denen die meisten
Säugetiere sind, und den Reptilien des Bodens besondere Aufmerksamkeit
geschenkt, jedes nach seiner Art und jedes in seiner eigenen Umgebung
vollkommen.
Die Erschaffung und Segnung des Menschen
(V. 26-31): V. 26 Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem
Bild, das uns gleich sei; die sollen herrschen über die Fische des Meeres und
über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über
alles Gewürm, das auf der Erde kriecht. Der Mensch ist die Krone der
Schöpfung; der dreieinige Gott hielt eine besondere Ratssitzung mit sich selbst
ab und beschloss, den Menschen nach seinem eigenen Bild zu erschaffen, mit der
gesegneten Erkenntnis des himmlischen Vaters und mit vollkommener Gerechtigkeit
und Heiligkeit. Der Mensch sollte auch Macht und Herrschaft über die Fische des
Meeres und über die Vögel des Himmels und über die Tiere im Allgemeinen haben,
kurz gesagt, über die ganze Erde und über jedes Reptil und ähnliche Tiere, die
auf der Erde kriechen könnten. So wurde die Beziehung des Menschen zu den
Tieren klar dargelegt. V. 27. Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, zum
Bild Gottes schuf er ihn; männlich und weiblich schuf er ihn. Gott prägte
der Seele des Menschen sein eigenes Wesen ein und machte seinen Verstand scharf
für die Erkenntnis seiner selbst und seinen Willen eifrig, nur das zu tun, was
gut und gerecht war. Als Mann und Frau, als männlich und weiblich, schuf Gott
die beiden ersten Menschen, wobei die beiden Geschlechter von Anfang an eine
Schöpfung Gottes waren. V. 28. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen:
Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, macht sie euch untertan
und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über
alle Lebewesen, die sich auf der Erde regen. So wurde dem Menschen der
Segen des Herrn gegeben und die Kraft, seine Art nach Gottes Gesetzen zu
vermehren, auf ihn übertragen. Aber die Tatsache, dass Gott ihm die Macht und
Herrschaft über alle belebten und unbelebten Dinge der Erde gibt, zeigt, dass
die Vermehrung der menschlichen Rasse nicht der Prozess der bloßen tierischen
Fortpflanzung ist, denn der Mensch als Krone der Schöpfung lebt auf einer
höheren Ebene. V. 29. Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles
samentragende Kraut gegeben, das auf der ganzen Erde ist, und alle Bäume, an
denen samentragende Früchte sind, sollen euch zur Nahrung dienen. Nachdem
Gott den Menschen, das Menschengeschlecht, erschaffen und für ihre Vermehrung
gesorgt hat, stellt er auch die notwendige Nahrung zur Verfügung, um ihr Leben
zu erhalten: Gemüse und samentragende Pflanzen sowie die fruchttragenden Bäume.
V. 30. Und allem Getier des Erdbodens und allen Vögeln unter dem Himmel und
allem auf Erden, das Lebensatem hat, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung
gegeben. Und so geschah es. Das war die Nahrung, die der Herr für Tiere
jeder Art, ob Säugetiere, Vögel, Reptilien oder andere, bereitgestellt und vorgesehen
hatte, nämlich das zarte grüne Gras und die Vegetation. Daraus folgt, dass
weder der Mensch vor dem Sündenfall tierische Nahrung zu sich nahm, noch
Raubtiere ihre Beute anpirschten; sie alle lebten in vollkommener Harmonie
zusammen und nahmen die Nahrung zu sich, die der Herr in reichstem Maße
bereitstellte. V. 31. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe,
es war sehr gut. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag.
Dies ist Gottes eigene Meinung und sein Urteil über das gesamte Schöpfungswerk,
wie es am Ende des sechsten Tages vor ihm lag: „Sehr gut.“ Es gab keinen
einzigen Fehler, nicht einmal einen Makel, in der Vollkommenheit von Gottes
Werk.[1]
Welche
Stellung nimmt die Evolutionstheorie derzeit ein? Die
Evolutionstheorie wird seit Charles Darwin (aufgekommen aber schon bei
Anaximander und Empedokles) von großen Teilen der Wissenschaft als
wissenschaftlich bewiese Lehre von der Entstehung des Kosmos im Allgemeinen und
damit der Welt im Besonderen und auch alles Lebens, einschließlich des
Menschen, dargestellt.
Was
besagt denn die Evolutionstheorie? Die Evolutionstheorie geht als a)
Grundvoraussetzung davon alles, dass alles, was besteht, sich aus niederen,
einfachsten Formen entwickelt habe, wobei die organischen Lebewesen aus den
anorganischen entstanden sein sollen, letztlich also alles aus der Materie
komme. Die Evolutionstheorie ist damit eine radikale Grundform des
(philosophischen) Materialismus. B) Sie leugnet grundsätzlich einen Schöpfer
(auch die sogenannte „theistische Evolution“, für die Gott „durch Evolution“
geschaffen habe, also letztlich nur den Anstoß zur Evolution gegeben habe. C)
Materie und Energie werden einfach vorausgesetzt, ohne Auskunft über deren
Herkunft geben zu können. D) Es wird von heutigen Vorgängen einfach auf den
Ablauf bis dahin geschlossen, damit ausgeschlossen, dass Vorgänge früher anders
abgelaufen sind bzw. durch andere Faktoren z.T. außerordentlich stark
beeinflusst waren. E) Die Evolution behauptet eine Höherentwicklung, die bis
heute anhalte; diese Höherentwicklung geschehe in Form einer
„Selbstorganisation“. F) Die Evolution benötigt als maßgebliche, von ihr
angenommene, nicht bewiesene, Grundfaktoren den Zufall, lange Zeiträume,
ökologische Veränderungen und den Tod. G) Mutation und Selektion werden als
Motoren der Evolution angenommen. H) Plan und Ziel hinter dem Kosmos im
Allgemeinen und dem Leben im Einzelnen werden abgelehnt. I) Die Gegenwart wird
als Schlüssel für die Vergangenheit angesetzt (s. D)). (s. Werner Gitt: Schuf Gott durch Evolution? S. 14-16)
Alle
diese Punkte sind nicht wissenschaftlich erarbeitete Ergebnisse, sondern
die Voraussetzungen, also Axiome, mit denen die Evolutionstheorie arbeitet und
die bisher nicht bewiesen sind.
Was
sagen Evolutionisten selbst hinsichtlich der Evolutionstheorie?
Ernest Kalane: „Es ist absurd und unsinnig zu
glauben, dass eine lebendige Zelle von selbst entsteht; aber dennoch glaube ich
es, denn ich kann es mir nicht anders vorstellen.“ (Gitt:
ebd. S. 14). Sir Arthur Keith: „Die Evolution ist unbewiesen und unbeweisbar.
Wir glauben aber daran, weil die einzige Alternative dazu der Schöpfungsakt
eines Gottes ist, und das ist undenkbar.“ (Gitt,
ebd., S. 18). Charles Darwin: „Wir können nicht beweisen, dass eine einzige Art
sich verändert hat.“ (BuG 1961, 49, in: Theodor
Reuter: Evolution? S. 15). Y. Delage: „Ich gebe bereitwillig zu, dass keine Species je dafür bekannt geworden wäre, dass sie eine
andere gezeugt hätte, und dass es keinen unbedingt bestimmten Beweis gibt, dass
so etwas je vorgekommen wäre.“ (BuG 1968,45, in:
Reuter, ebd. S. 16)
Was
sagen sonst Naturwissenschaftler zur Evolutionstheorie? Le
Gros Clark: „Wir haben keinen sicheren Beweis dafür, dass die Australopitecinen irgendwelche der besonderen
Eigenschaften, die mit dem heutigen Menschen allgemein in Verbindung gebracht
werden, hatten.“ (Hat sich der Mensch entwickelt? S. 84, in: Reuter, ebd. S.
16)
Was
ist eine Theorie? Jede Theorie verlangt vorgegebene Voraussetzungen, also Hypothesen,
mit denen sie arbeitet, die willkürlich festgesetzt werden. Der „Erfolg“ einer
Theorie besagt dabei nicht, dass sie richtig ist. Die Theorie ist letztlich nur
ein Arbeitssatz für die empirische Arbeit. (s. Gitt,
ebd. S. 9-11)
Was
besagt die Theorie über die menschliche Erkenntnis? Es
gibt keine absolute, unverrückbare menschliche Erkenntnis, also Erkenntnis, die
rein innerweltlicher Herkunft ist. (s. Gitt, ebd. S.
27)
Was
besagt die Schöpfungslehre? Die Schöpfungslehre behauptet
nicht, naturwissenschaftlichen Ursprungs zu sein oder naturwissenschaftlich
bewiesen, in dieser Hinsicht ist sie auch „Theorie“. A) Die Schöpfungslehre
geht aus von der biblischen Offenbarung, dass hinter allem Leben Information
und damit ein Plan und ein Ziel steht, aufgestellt und ausgeführt von dem
lebendigen Gott, 1. Buch Mose 1;2; Johannesevangelium 1. B) Sie geht damit
davon aus, dass alles aus Nichts geschaffen wurde, jetzt aber alles innerhalb
bestimmter „Naturgesetze“ abläuft. Die Schöpfung selbst ist dabei ein
einmaliger, singulärer Vorgang, der auch mit Hilfe der Naturgesetze nicht
erklärt werden kann. Ebenso aber können auch die Herkunft von Materie und
Energie nicht mit Hilfe der Naturgesetze oder gar der Evolution erklärt werden.
C) Hinter der Schöpfung steht also eine geniale Konzeption, wie sie sich gerade
in der Kompliziertheit etwa des menschlichen Organismus (man denke nur an das
menschliche Auge) zeigt, Römerbrief 1. (s. a. A)) D) Die Schöpfungslehre besagt
damit, dass die Vergangenheit der Schlüssel zur Gegenwart ist, wobei drei
Ereignisse kosmische Bedeutung in diesem Bereich haben: Schöpfung, Sündenfall,
Sintflut. Der Tod ist eine Folge der Sünde, 1. Buch Mose 2,17; Römerbrief 5,12,
von der alles Lebendige betroffen ist, Römerbrief 8,20.22. E) Allem Lebendigen
liegt in seinem Ablauf damit Information zu-grunde (z.B. die Vererbung), wobei
die Information eine Informationsquelle benötigt (nämlich Gott). F) Mit der
Schöpfung als einem singulären Akt wurden Grundtypen der jeweiligen „Art“
geschaffen, das ist ein abgeschlossener Vorgang. Was danach folgte, war die
Auffächerung der Grundtypen in Rassen usw. (s. Gitt,
ebd. S. 19-24.71)
Welche
Anfragen sind an die Evolutionstheorie zu stellen, bzw. welche Fragwürdigkeiten zeigt sie?
1)
Die Evolutionstheorie ist selbst nur Theorie und keineswegs bewiesene
empirische Erkenntnis.
2)
Die Evolutionstheorie kann nicht angeben, woher die Materie und die Energie
gekommen sein sollen, die am Anfang dagewesen für die „Evolution“ da waren.
3)
Die Gegenwart mit ihren Vorgängen einfach zurückzuspiegeln
auf die Vergangenheit ist unzulässig, da damit einfach behauptet wird, dass die
Vorgänge auch so abliefen, wofür es aber keinen Beweis gibt; vielmehr ist die
Wahrscheinlichkeit groß, dass sie unter anderen Bedingungen auch anders
abliefen.
4)
Die Evolution kann bis heute die fehlenden Zwischenformen nicht
anbieten. Auch die ganz wenigen, die sie meint, in den Fossilien gefunden zu
haben, beweisen nichts. (s. Gitt, ebd. S. 30)
5)
Die Sprachentwicklung gemäß der Evolution ist faktisch unmöglich, da
Sprache eine Vielfalt von Voraussetzungen erfordert: Sprachorgan, Rachenraum,
Steuerungssystem, Sprachquelle. (Gemäß der Bibel war der Mensch seit seiner
Erschaffung sprachfähig als Gabe Gottes, 1. Buch Mose 1;2) (s. Gitt, ebd. S. 32.35)
6)
Gegen die Evolution spricht ebenso der gesamte komplizierte Apparat für die
Fortpflanzung, der zugleich bei beiden Geschlechtern vorhanden sein muss.
Wie konnte die Gleichzeitigkeit da sein, wenn es keine Lenkung oder Steuerung
gibt? (s. Gitt, ebd. S. 36)
7)
Die Evolution kann keine wirkliche Ursache des Todes angeben, denn er
ist naturwissenschaftlich keine Notwendigkeit. Sie setzt ihn einfach voraus.
(s. Gitt, ebd. S. 40)
8)
Die Evolution behauptet auch, dass der Geist sich aus der Materie entwickelt
habe – aber sie kann es nicht beweisen. Hans Zeier: „Aus
naturwissenschaftlicher Sicht können wir eigentlich keine direkten Aussagen
über Ursprung und Wesen des menschlichen Geistes machen.“ (s. Gitt, ebd. S. 52.53) Die Evolutionstheorie kann daher
Aspekte wie Freiheit und Verantwortung, aber auch Destruktivität nicht
erfassen. (1. Thessalonicherbrief 5,23 richtet sich
eindeutig gegen den eindimensionalen Materialismus.) Ebensowenig
kann die Evolution beweisen, dass sich Leben (Organisches) aus Materie
(Anorganischem) entwickelt. Spallanzani und Pasteur
haben vielmehr nachgewiesen, dass Leben nur von Leben stammen kann. (s. Theodor
Reuter. Evolution? S. 9)
9)
In der Kosmologie geht die Evolution von einer ständig gleichbleibenden
Ausdehnungsgeschwindigkeit des Weltalls aus, aus der sie dann das Alter
rückrechnen will. Dies ist aber eine bloße Behauptung, willkürlich aufgestellt,
die nicht bewiesen werden kann. Auch hier erscheint dann wieder die Frage nach
dem Woher von Materie und Energie. (s. Gitt, ebd. S.
59.60)
10)
Gegen die Evolution sprechen auch die vielen Besonderheiten der Erde,
die erst das Leben überhaupt möglich machen, zahlreiche Parameter dabei mit
präzisen Werten in engen Grenzen, die eindeutig auf Information, auf
Programmierung, Steuerung hinweisen: Abstand Erde-Sonne; elliptische Bahn der
Erde um die Sonne; gleichmäßige Wärmestrahlung der Sonne; richtige
Rotationsdauer der Erde; optimale Schräglage der Erdachse zur Elliptik; richtige Größe und Masse der Erde; richtiger CO2-Anteil
in der Erdatmosphäre; ebenso richtiger O2-Anteil; richtiger Abstand
Erde-Mond. (s. Gitt, ebd. S. 61)
11)
Gegen die Evolution spricht auch das physikalische „Gesetz von der Erhaltung
der Energie“, das besagt, dass Energie nicht aus dem Nichts genommen noch
vernichtet werden kann. Woher kam dann die Energie am Anfang? (s. Gitt, ebd. S. 62) Gegen die Evolution und ihre behauptete
„fortschreitende Selbstorganisation“ (die ein perpetuum mobile wäre) spricht
die Tatsache, dass Energie und Materie sich nicht höherentwickeln, nicht einmal
ihren Zustand halten können, sondern zerfallen. (s. Detlef Löhde. Die Schöpfungsgeschichte.
S. 57)
12)
Gegen die Evolution spricht auch die behauptete Entwicklung von Wasser- zu
Landlebewesen, denn sie setzt eine viel zu umfangreiche Veränderung voraus.
Wie sollte sie ohne Information stattfinden? (s. Gitt,
ebd. S. 66)
13)
Gegen die Evolution spricht die gesamte genetische Steuerung, da die
Evolution Informationsquellen ablehnt. Die Embryoentwicklung aber ist ganz
präzise informationsgesteuert. (s. Gitt, ebd. S. 69)
14)
Die von der Evolution behauptete Höherentwicklung konnte bisher nirgends
beobachtet werden. Beobachtet wird dagegen aber der Zerfall, die
Niederentwicklung. (Die Bibel spricht ja dagegen von einer Schöpfung in Gruppen
oder Arten, wobei die Vielzahl der Arten und Fortpflanzungsmechanismen
ursprünglich sind, eben durch Gott in der Schöpfung geschaffen: Die Arten sind
da bereits abgeschlossen und fertig als Grundtypen, die dann mit der
Zeit in Rassen aufgefächert wurden. (s. Gitt, ebd. S.
70.71)
15)
Es ist eine bloße unbewiesene Behauptung, dass biologische Gemeinsamkeiten eine
gemeinsame Abstammung bedeuten; vielmehr kann dies auch besagen, dass
Gott planvoll schuf, je nach dem Lebensbereich. Echte Beweise für eine
gemeinsame Abstammung kann es nur durch Beobachtung, Experimente in der Zucht
und durch Fossilien geben. Nachweisbar ist dabei aber nur eine Auffächerung der
Grundtypen (mehr konnte auch Darwin bei den Finken nicht feststellen), was als
Mikroevolution bezeichnet wird. Die behauptete Makroevolution des gesamten
Kosmos ist ein reiner Schluss aus der Mikroevolution. (s. Löhde, ebd. S. 42)
16)
Gegen die Evolution spricht auch, dass es die in der Makroevolution
erforderlichen umfangreichen Veränderungen des Erbgutes nicht gibt,
vielmehr Veränderungen des Erbgutes enge Grenzen gesetzt sind. Auch heute sind
keine fließenden Übergänge erkennbar. Schon die Kreuzungen innerhalb von
Familien und Ordnungen gelingen häufig nicht; gelingen sie, so sind die
Produkte unfruchtbar. Erbveränderungen (Mutation) sind sehr gering, etwa 1 auf
100.000 bis 100.000.000, wobei 90 % schädliche Erbveränderungen sind. Die
tatsächlich auftretenden Mutationen sind aber weder von der Umwelt noch von den
Lebewesen selbst beeinflusst, wie die Evo-lution
behauptet. Aus all dem folgt, dass schon allein das komplizierte menschliche
Auge selbst aus Mutationen hervorgegangen sein kann, selbst Darwin nannte eine
solche Annahme „im höchsten Maße absurd“. (s. Löhde, ebd. S. 47.48.50.52;
Reuter, ebd. S. 60)
17)
Für die sogenannte „sprunghafte Evolution“, die aufgrund der fehlenden
Zwischenglieder nicht mehr von einer allmählichen Entwicklung ausgeht, sondern
von sprunghaften Veränderungen, gibt es ebenfalls keine Beweise, sie geht ja
auch nur aus vom Fehlen der Zwischenglieder. (s. Löhde, ebd. S. 54)
18)
Die Methoden zur Altersbestimmung setzen Axiome, Festlegungen voraus,
nämlich ob man von einem auch in der Vergangenheit gleichen Prozess ausgeht
oder von Katastrophen, die zu erheblichen Veränderungen im Ablauf geführt
haben. So wird bei der Messung durch Zerfall der Radioaktivität einfach
behauptet, die frühere Zerfallsgeschwindigkeit sei die gleiche wie jetzt;
eventuell stattgefundene Veränderungen in der Radioaktivität und im Gestein
werden einfach ausgeschlossen. Weiter wird behauptet, dass alle vorhandene
Radioaktivität einzig aus dem Zerfall stamme, ursprüngliche Radioaktivität wird
ausgeschlossen. Es ist außerdem nicht bewiesen, dass das vorhandene Blei 206 in
einem Gestein wirklich aus dem Zerfall von Uran 238 entstanden ist – aber aus
ihrem Verhältnis will man das Alter festlegen. Zur Radiokarbonmethode mit dem C14-Isotop
ist letztlich das gleiche zu sagen, auch wenn die gemessenen Zeiten wesentlich
geringer sind und den Behauptungen der Evolution sehr entgegen stehen, denn sie
kann nur die Menge des vorhandenen Radiokarbons feststellen, nicht aber
aussagen, ob der ganze radioaktive Kohlenstoff ursprünglich vorhanden war oder
sekundär dazu kam und ob sich die Menge nicht auch anders als durch natürlichen
Zerfall änderte. (Die Schöpfung besagt ja, im Gegensatz zur Evolution, dass es
den Zustand des Alters 0 nicht gab, sondern alle Lebewesen mit der Schöpfung
schon erwachsen waren. Die Höhe des Ausgangsalters (für den Zustand) ist aber
unbekannt.) (s. Löhde, ebd. S. 60-66; Reuter, ebd. S. 43)
19)
Gerade in der Altersbestimmung und der damit zusammenhängenden Aufstellung
geologischer Zeittabellen wird von Zirkelschlüssen ausgegangen. C. Dunbar: „Die
Gesteine jedes geologischen Zeitalters tragen charakteristische Fossilientypen,
die denen eines anderen Zeitalters nicht gleichen. Umgekehrt ist jede
Fossilienart ein Index oder Leitfossil auf eine ganz bestimmte geologische
Zeit.“ (H.M. Morris: Evolution im Zwielicht. S. 52, in: Reuter, ebd. S. 30)
Können
Bibel und Evolution miteinander in Einklang gebracht werden?
Nein. Denn die Bibel geht aus davon, dass der Mensch wie auch die Arten der
Pflanzen und Tiere direkt von Gott erschaffen wurden und nicht Ergebnis einer
Entwicklung sind; die Bibel bekennt weiter, vor dem Sündenfall alles gut war,
also es keinen Tod, keine Krankheit gab, damit auch keine Auslese, wie sie die
Evolution fordert. Die Evolutionstheorie hebt die Verbindlichkeit der Heiligen
Schrift auf, da sie bereits die ersten Kapitel der Bibel für nur bildhafte Rede
erklärt, ebenso auch den Sündenfall leugnet. Damit aber wird die Historizität
Adams und Evas geleugnet, die wiederum in Römerbrief 5 Grundlage der Lehre von
der Sünde, dem Tod und der Erlösung durch Christus ist. Die Evolutionisten,
soweit sie Gott noch zulassen, leugnen sein Eingreifen in dieser Welt, leugnen
auch, dass die Bibel Gottes Wort ist und behaupten, sie sei unter dem Einfluss
des jeweiligen Zeitgeistes geschrieben. Außerdem werden der Bibel Weltbilder
unterstellt.
Quellenangabe:
Werner Gitt: Schuf Gott durch Evolution? Bielefeld:
Christliche Literatur-Verbreitung. 1988.
Detlef
Löhde: Die Schöpfungsgeschichte – Bericht oder gleichnishafte Erzählung? Groß
Oesingen: Verlag der Lutherischen Buchhandlung. 1989. (Zahrenholzer
Reihe. 11)
Theodor
Reuter: Evolution? 2. Aufl. Groß Oesingen: Verlag der Lutherischen
Buchhandlung. 1981A
Im Schöpfungsbericht 1. Mose 1,26 und 27
heißt es, dass Gott den Menschen „nach seinem Bild“ schuf. Was heißt das? Zum
einen wird damit gesagt, dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist, so, wie auch
die Pflanzen und Tiere von Gott erschaffen sind. Dann aber wird der Mensch
zugleich herausgehoben aus der Masse der Geschöpfe. Denn er ist Resultat eines
Ratschlusses in der göttlichen Dreieinigkeit und wird über die gesamte Tierwelt
und Schöpfung als Herrscher und Verwalter im Namen Gottes gesetzt. Damit wird
er auch über die Tier- und Pflanzenwelt eindeutig und klar herausgehoben (alle
Versuche gottloser Kreise, Mensch und Tier auf eine Stufe zu stellen, sind ein
eklatanter Angriff auf die Würde des Menschen und auf Gottes
Schöpfungsordnung). Er ist also weder Gott noch Tier, aber im Bilde Gottes
geschaffen, nach Gottes Muster.B
Was heißt das nun? Alttestamentliches
hebräisches Denken sieht in der Gestalt einen Ausdruck von Eigenschaften. Und
die Gestalt als Ganzes ist damit Ausdruck der ganzen Persönlichkeit und ihres
Wesens. Das heißt nichts anderes: Der hebräische Ausdruck salam
alohim (Bild Gottes) mag also formal physisch-konkret
sein, tatsächlich ist er aber geistig zu verstehen.C Und genau das finden wir in der
Erklärung des Heiligen Geistes zur Gottebenbildlichkeit im Neuen Testament,
wenn es in Eph. 4,24 heißt, dass der neue Mensch „nach Gott geschaffen ist in
rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit“ und in Kol. 3,10, dass er
erneuert wird „zu der Erkenntnis nach dem Ebenbild des, der ihn geschaffen
hat“. „Bild“ ist also so etwas wie eine Manifestation dessen, der abgebildet
wird. Es geht damit bei der Gottebenbildlichkeit nicht darum, wie Gott
aussieht, sondern wie er anhand seines Wortes und seiner Taten von uns Menschen
erkannt wird.D
Was also wird mit der „Gottebenbildlichkeit“ beschrieben? Dass der Mensch, wie
er ursprünglich erschaffen war, vor dem Sündenfall, vollkommen heilig, gerecht,
mit umfassender Naturerkenntnis und Gotteserkenntnis war, nicht als ein
Anhängsel (wie Rom behauptet), sondern als Teil seines Wesens. Mit dem
Sündenfall hat der Mensch dies verloren; geblieben ist ihm noch die Vernunft,
die ihn über die Tiere heraushebt, sein Angelegtsein
auf Gott, mithin seine vor Gott verantwortliche Persönlichkeit.E
Die
Erschaffung des Mannes, des Paradieses und der Frau
Der
Schöpfungssabbat (V. 1-3): V.1. So wurden der Himmel und die Erde und
all ihr Heer vollendet. Das eigentliche Schöpfungswerk war in sechs Tagen
vollbracht worden, alle erschaffenen Wesen im Himmel und auf Erden, Engel,
Vögel, Tiere und Menschen, alle organische und anorganische Materie waren ins
Dasein gerufen worden, und Menschen, Tiere und Pflanzen waren mit der Fähigkeit
ausgestattet worden, ihre eigene Art zu reproduzieren. V.2. Und am siebten
Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag
von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Die Schöpfung erstreckte sich nicht
bis zum siebten Tag, sondern war bei Sonnenuntergang des sechsten Tages
abgeschlossen, der den Beginn des siebten Tages markierte. Gott widmete den
siebten Tag der Ruhe nach der schöpferischen Tätigkeit der vorangegangenen
Tage. Nicht, dass Gott erschöpft war oder sich nun von der Welt abwandte, um
sich ganz dem Genuss der himmlischen Glückseligkeit zu widmen, sondern weil das
Werk der Schöpfung vollendet war. V.3. Und Gott segnete den siebten Tag und
heiligte ihn, weil er an ihm von all seinem Werk, das Gott geschaffen und
gemacht hatte, ruhte. Mit der Segnung des siebten Tages als Ruhetag für
sich selbst und als Typus des großen himmlischen Sabbats segnete Gott die
gesamte Schöpfung, denn sein Segen ist eine Vermittlung der Kräfte der
Erlösung, der Barmherzigkeit und des Friedens. Und er heiligte oder weihte den
Tag, indem er ihn für seine eigene Ruhe bestimmte und beabsichtigte, dass der
Friede des Sabbats auf der Welt ruhen sollte, bis der ewige Sabbat diese Ruhe
fortsetzen würde, Hebräer 4, 9. Es bleibt also eine Ruhe für das Volk Gottes.
Gott schuf buchstäblich seine Werke, um zu erschaffen, seine göttliche
Tätigkeit bleibt in der Welt in Form von Bewahrung, von Vorsehung.
Die Familiengeschichte Adams (2,4-5,1)
Die
Erschaffung Adams (V. 4-7): V.4. Dies sind die Fortpflanzungen [hebr.: Toledot; meint:
Entstehungsgeschichte, Generationenfolge] der Himmel und der Erde, als sie
erschaffen wurden, an dem Tag, an dem der HERR, Gott, die Erde und die Himmel
erschuf. Nachdem der Autor einen kurzen Bericht über die Schöpfung gegeben
hat, fährt er nun fort, einige Fakten, die damit zusammenhängen, ausführlicher
zu erzählen. Seine Überschrift lautet: Dies ist die weitere Geschichte der
Himmel und der Erde, als sie erschaffen wurden, zu der Zeit, als Jehova Gott
die Erde und die Himmel erschuf. Die Erde wird in diesem Fall zuerst erwähnt,
als Schauplatz der Ereignisse, die gleich erzählt werden. V.5. Noch waren keine
Sträucher des Feldes auf der Erde, und alle Kräuter des Feldes waren noch nicht
gewachsen; denn der HERR, Gott, hatte es nicht regnen lassen auf der Erde, und
es gab keinen Menschen, der den Boden bebaute. Dies ist eine Beschreibung
der Erde, bevor das Paradies geschaffen wurde. Zu dieser Zeit hatten die
Pflanzen auf dem Feld noch nicht begonnen zu wachsen, zu sprießen und zu
knospen; sie waren noch nicht reif. Bis dahin hatte es auf der Erde noch nicht
geregnet und die Bodenbearbeitung hatte noch nicht begonnen. V.6. Aber ein
Dunst [oder: Quellwasser aus der Tiefe] stieg von der Erde auf und
bewässerte die ganze Erdoberfläche. Auf diese Weise versorgte Gott die
Vegetation der Erde zu dieser Zeit mit Feuchtigkeit, nicht durch Regen, sondern
durch einen dichten Nebel, der von der Erde aufstieg
und die gesamte Bodenoberfläche durchtränkte. Nachdem der Autor die Erde als
Heimat des Menschen und als Ort seiner späteren Arbeit beschrieben hat, erzählt
er von der Erschaffung des Menschen selbst. V.7. Und Gott, der HERR, formte
den Menschen aus dem Staub des Erdbodens und blies ihm den Lebensatem in die
Nase; so wurde der Mensch zu einer lebendigen Seele. Dies ist ein
Unterschied zwischen dem Menschen: Anstatt nur durch ein Wort der allmächtigen
Kraft Gottes ins Leben gerufen zu werden, wurde er sozusagen durch den Finger
Gottes geformt, wobei das Material ein Erdklumpen, Staub der Erde war. Nachdem
dies geschehen war, blies Gott den Lebensatem in die Gestalt, die er geformt
hatte. Als der Staub durch die schöpferische Allmacht die Gestalt eines
Menschen bildete, wurde er mit dem lebendigen Atem erfüllt und so zu einer
lebendigen Seele, benannt nach dem wichtigeren Teil, aus dem er besteht. Der
Geist Gottes hat uns gemacht, und der Atem des Allmächtigen hat uns Leben
gegeben, Hiob 33, 4. Dies zeigt die Überlegenheit des Menschen gegenüber
irrationalen Bestien, seine Ausstattung mit einer unsterblichen Seele sowie
seine Gestaltung nach dem Bilde Gottes.
Der
Garten Eden (V. 8-14): V.8. Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in
Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.
Obwohl das gesamte Schöpfungswerk perfekt war, beschloss Gott, noch mehr für
den Menschen zu tun, indem er in Eden, einem Land im Osten, einen umzäunten
Garten oder Park anlegte, der allgemein als Paradies bezeichnet wird. An diesen
überdachten und geschützten Ort setzte der Herr den Menschen, den er geformt
hatte. Das sollte seine irdische Heimat sein, ein Ort wunderbarer
Glückseligkeit, ein passender Vorraum für die ewige Heimat mit ihrer
unvergleichlichen Sabbatruhe. V.9. Und Gott der HERR ließ aus dem Erdboden
allerlei Bäume wachsen, lieblich anzusehen und gut zur Nahrung, und den Baum
des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
Dies zeigt, wie der Herr den Garten vorbereitet hat. Jehova Gott ließ aus dem
Boden Bäume aller Art sprießen und wachsen, die dem Auge gefielen und deren
Früchte gut zum Essen waren, wobei das Angenehme mit dem Gesundheitsfördernden
verbunden wurde. Vor allem aber stand in der Mitte des Gartens der Baum des
Lebens, dessen Frucht dem Menschen immer vollkommene Gesundheit und Kraft
verliehen und ihn so auf die Vollkommenheit des ewigen Lebens vorbereitet
hätte, und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, der dort zum Zweck der
Prüfung des Menschen aufgestellt worden war; denn durch Gehorsam gegenüber
Gottes Gebot in dieser Sache würde Adam seine von Gott geschaffene
Gerechtigkeit und Heiligkeit bewahren und zur Vollkommenheit himmlischer
Glückseligkeit fortschreiten, während er durch Ungehorsam der Sünde mit all
ihren damit verbundenen Schäden schuldig werden würde. V.10. Und ein Strom
ging von Eden [dt.: Wonne] aus, um den Garten zu bewässern; und von dort
aus teilte er sich und wurde zu vier Hauptflüssen. Dieser große Fluss
entsprang also im Land Eden, floss durch den gesamten Garten und teilte sich
dann in vier Arme oder Flussläufe, die separate Arme oder Flüsse bildeten.
V.11. Der erste heißt Pison; er umfließt das ganze
Land Hawila, wo es Gold gibt; V.12. und das
Gold dieses Landes ist gut; es gibt Bedellium und den
Onyx-Stein. Obwohl der Garten Eden schon lange zerstört und die gesamte
Kontur des Landes durch die große Sintflut verändert wurde, ist es
wahrscheinlich, dass wir davon ausgehen können, dass er sich auf der zentralen
Hochebene Asiens oder Armeniens befand. Dort befand sich der Fluss Pison, der voll floss und dessen Stelle heute
möglicherweise vom Indus oder vom Kur eingenommen wird. Er floss durch ein
sandiges Land, in dem Gold in großer Menge und von hervorragender Qualität
gefunden wurde, ebenso wie Bedellium, ein
wohlriechendes und sehr kostbares Harz, und Onyx oder Sardius,
ein Edelstein, der die Farbe menschlicher Fingernägel hatte. V.13. Und der
Name des zweiten Flusses ist Gihon; er ist es, der
das ganze Land Kusch umgibt. Dieser Fluss wurde am plausibelsten mit dem
Ganges oder dem Araxes identifiziert, und das Land,
das er bewässerte, mit Kossaia, das sich in
westlicher Richtung bis zum Kaukasus erstreckte [oder der Nil, der nämlich auch
in und um Kusch (Äthiopien) fließt?]. V.14. Und der Name des dritten Flusses
ist Hiddekel; das ist der, der östlich von Assyrien
fließt. Dies scheint ganz eindeutig auf den Tigris hinzudeuten. Und der
vierte Fluss ist der Euphrat.
Adam
wird in den Garten gesetzt (V. 15-17): V.15. Und Gott der HERR nahm den
Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und bewahre.
Als die irdische Heimat des Menschen fertig war, wurde er von Gott Jehova
dorthin gebracht, um den Frieden und das Glück des Gartens zu genießen, aber
nicht in einem Zustand der Untätigkeit. Er sollte der Verwalter des Parks sein,
ihn bebauen und entwickeln sowie ihn erhalten, wahrscheinlich in Bezug auf eine
bestehende Macht des Bösen, die bisher noch nicht erwähnt wurde. V.16. Und
Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen
im Garten, V.17. aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen
sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du von ihm isst, musst du des Todes
sterben. Dies war eine sehr allgemeine Erlaubnis oder ein allgemeines
Gebot: Von jedem Baum im Garten darfst du essen. Es gab Obstbäume jeder Art im
Park, und ihre Früchte standen dem Menschen zur Verfügung, sogar der Baum des
Lebens mit der Frucht, die ihn erhalten sollte, bis der Herr bereit war, seinen
Körper zu vergeistigen und ihn in den Himmel zu erheben. Aber das Verbot galt
uneingeschränkt für den Baum der Erkenntnis in der Mitte des Gartens. Dieser
Baum wurde dort platziert, damit der Mensch seinen Gehorsam gegenüber Gott üben
konnte, und die Übertretung des göttlichen Gebots würde dazu führen, dass der
Mensch sterblich wird und dem Tod unterworfen ist. Von dem Tag an, an dem er
von dieser verbotenen Frucht essen würde, würde der Keim des Todes in seinen
Körper eindringen und seine endgültige Auflösung wäre unvermeidlich. Hätte der
Mensch diese Prüfung bestanden, wäre er in seinem Besitz des Paradieses
bestätigt worden, und durch das Essen vom Baum des Lebens wäre er schließlich
in der Lage gewesen, ohne Schmerz und Tod in das Leben der Ewigkeit
einzutreten. Der Tod ist die Folge des Ungehorsams, der Sünde.
Der
Mangel an helfender Gemeinschaft für den Menschen (V. 18-20): V.18. Und
Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch [Mann, dasselbe
Wort im Hebr.] allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm
entspricht. Ein göttliches Dekret führte die Erschaffung des Menschen ein,
eine göttliche Erklärung geht der der Frau voraus. Es ist eine grundlegende
Wahrheit: Es ist nicht gut für einen Menschen, allein zu sein, ohne
Gesellschaft. Das Leben des Einsiedlers, des Eremiten, des Mönchs, der Nonne
steht nicht im Einklang mit dem Prinzip, das die Welt regiert. Der normale
erwachsene Mensch sollte die Gesellschaft der Ehe suchen, da der Herr erklärte,
dass er dem Menschen eine Hilfe oder einen Helfer zur Seite stellen würde, der
ihm entspricht, ein Gegenstück zu ihm ist. Zur weiteren Erläuterung heißt es:
V. 19. Und der HERR formte aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle
Vögel des Himmels und brachte sie zu Adam, um zu sehen, wie er sie nennen
würde; und wie auch immer Adam jedes Lebewesen nannte, so sollte es heißen.
V.20.Und Adam gab allen Tieren des Feldes und allen Vögeln des Himmels und
allen Tieren des Feldes Namen; aber für Adam wurde keine Hilfe gefunden, die
ihm entsprach. Dies ist eine Klammerbemerkung, die den nächsten Absatz
vorbereitet. Dies hatte der Herr nach der Erschaffung des Menschen getan: Er
hatte die Tiere des Feldes und die Vögel der Luft, wie sie durch sein
allmächtiges Wort ins Leben gerufen worden waren, genommen und sie dem Menschen
gebracht, um diesem die richtige Gelegenheit zu geben, seinen brillanten
Verstand zu trainieren, indem er jedem Tier den Namen gab, der zu ihm passte,
der seiner Struktur und Lebensweise angemessen war. Und so groß war Adams
Verständnis, so scharfsinnig war sein Geist, in die Wunder der Schöpfung Gottes
einzudringen, dass er allen Tieren, den Vögeln ebenso wie den Wildtieren auf
dem Feld, die Namen gab, die sie mit größter Genauigkeit unterschieden. Aber
unter all diesen gab es nicht einen, der sein Gegenüber war, der ihm entsprach,
der ihn ergänzte. Kein Tier war aufgrund der völligen Verschiedenheit von
Körper und Geist für eine enge Gemeinschaft mit dem Menschen geeignet.
Die
Erschaffung der Frau und Einsetzung der Ehe (V. 21-25): – V.21. Und Gott
der HERR ließ einen tiefen Schlaf auf Adam fallen, und er schlief; und er nahm
eine seiner Rippen und schloss das Fleisch an seiner Stelle. Schlaf ist die
natürliche Wiederherstellung der körperlichen und geistigen Kraft des Menschen
und nicht das Ergebnis der Sünde. Aber hier war der ungewöhnliche Faktor: Gott
ließ Adam absichtlich in einen tiefen Schlaf fallen und nahm ihm so jegliches
Bewusstsein für die Außenwelt und sein eigenes Leben. Dann entfernte er eine
der Rippen des Mannes und schloss die entstandene Lücke mit Fleisch. V.22. Und
Gott der HERR baute die Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, zu einer
Frau und brachte sie zu ihm. Jahwe Gott baute buchstäblich die Rippe, die
er aus der Seite des Mannes nahm, zu einer Frau um. Er formte kein zweites
Geschöpf aus dem Staub der Erde, sondern schuf die Frau aus der Rippe Adams,
weil sie dazu bestimmt ist, eine unauflösliche Gemeinschaft mit dem Mann
einzugehen, weil sie an seiner Seite als seine Gehilfin stehen soll und weil
Gott alle Nationen der Menschen aus einem Blut machen wollte, Apostelgeschichte
17, 26. Der Herr brachte auch die Frau zum Mann und deutete damit an, dass er
auf die von ihm vorgeschriebene Weise Mann und Frau in heiliger Ehe
zusammenführt. V.23. Und Adam sprach: Dies ist nun Bein von meinem Gebein
und Fleisch von meinem Fleisch; sie soll Männin genannt werden, denn vom Mann
ist sie genommen. Hier kommt der Wunsch Adams nach einer richtigen
Gefährtin zum Ausdruck: Dies ist nun Bein von meinem Gebein und Fleisch von
meinem Fleisch. Dies ist ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für Adams
ungewöhnliches Verständnis, das ihn sofort sowohl den Ursprung als auch den
Zweck der Frau erkennen ließ, die der Herr ihm brachte. Sie war das Gegenstück
zu ihm selbst, nach dem er sich gesehnt hatte, und ihr Name war eigentlich „Männin“,
denn sie war vom Mann, aus dem Mann heraus genommen worden. V.24. Darum wird
ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und
sie werden sein ein Fleisch. Ob Adam diese Worte sprach oder ob Mose sie
als Erklärung für diese wunderbare Beziehung schrieb, die zwischen dem Mann und
der Frau, die als seine Gehilfin geschaffen wurde, bestehen sollte, es war
Gott, der sie inspirierte, Matthäus 19, 5. Wenn einem Mann auf die von Gott
gebilligte Weise die Frau gegeben wurde, die Gott für ihn bestimmt hat, dann
ist das Band, das diese beiden zusammenhält, so eng und so unauflöslich, dass
der Mann die früheren engen Bindungen seines Zuhauses aufgibt und sich mit
seiner Frau als ihrem Ehemann verbindet, wobei er verpflichtet ist, alle
Pflichten zu erfüllen, die diese Beziehung mit sich bringt (Eph. 5,29), so wie
die Frau ihr ganzes Leben lang vom Willen Gottes geleitet wird (1. Kor.
11,8.9), als Gehilfin des Mannes. Mann und Frau sollen durch das Band
gemeinsamer Interessen vereint sein und Freud und Leid, Freude und Kummer
teilen, als wären sie eine einzige Person. Beachten Sie, dass dies die Idee der
Polygamie ausschließt.CA V.25. Und
sie waren beide nackt, der Mann und seine Frau, und schämten sich nicht.
Vor dem Sündenfall bestand keine Notwendigkeit für Kleidung, weder physisch
noch moralisch. Nacktheit ist hier der Ausdruck vollkommener Unschuld, da die
Körper sowohl Adams als auch seiner Frau durch den Geist, der in ihnen lebte,
geheiligt waren. Scham kam erst auf, als die Sünde in ihre Herzen kam und
Verlangen und Begierden die reine Ordnung Gottes verdarben. Es sollte hier, wie
auch in diesen beiden Kapiteln, angemerkt werden, dass alle Theorien und
müßigen Spekulationen über die Schöpfung, das Paradies und den Zustand der
Unversehrtheit des Menschen der einfachen Wahrheit der Heiligen Schrift weichen
müssen. Was Gott nicht offenbart hat, wird keine müßige Spekulation aufdecken.
Den „Namen“ Gottes können wir nur richtig
verstehen, wenn wir die Denkart des Hebräischen, die Gott durch sein Wort in
der Bibel geprägt hat, berücksichtigen. Die Denkweise des Alten Testaments ist dynamisch,
was besonders durch die Verben ausgedrückt wird, die immer eine Bewegung oder
Wirksamkeit wiedergeben. Selbst wenn ein Verb einen Stillstand oder Liegen
aussagt, ist es so, dass dies Verb auch eine Bewegung ausdrücken kann.F Dies ist kein
Gegensatz, sondern wird vielmehr als eine Einheit gesehen: Die Bewegung wird
bis zum Stillstand verfolgt; das Stehen gilt als Folge des Aufstehens; Ruhe ist
das Ende oder Ergebnis einer Bewegung oder enthält vielleicht sogar eine
latente Bewegung.G
Weiter ist für das Verständnis wichtig,
dass das alttestamentliche hebräische Denken beim Sein von der Identität von
Subjekt und Prädikat, vom Element und seinem Stoff ausgeht, d.h. der Stoff
macht die Identität des Produkts aus, genauso wie die Handlungsweise Ausdruck
der Eigenschaft ist, die dahinter steckt.H Werden und Sein gehen dabei
ineinander über, das Verb haya bedeutet beides und
drückt sich als Wirkendes aus. Das Sein ist also „etwas Lebendiges, Tätiges,
Wirkendes“. Der Kern der Vorstellung des Seins für den alttestamentlichen
Hebräer ist die Person, die „in innerer Bewegung und Wirksamkeit“ ist, was nach
außen wirkend tritt.i
Das Sein Gottes zeigt sich dabei in seinen
Gnadenwirkungen für sein Volk, besonders deutlich in der Befreiung aus der
Sklaverei in Ägypten; dem entspricht das Sein seines Volkes Israel, das im
Gehorsam gegen diesen gnädigen Gott besteht (weshalb die Befreiung aus der
Sklaverei auch im Zusammenhang mit dem ersten Gebot erwähnt wird). Gnädiges
Handeln Gottes auf der einen Seite, tatkräftiger Gehorsam von Seiten des Volkes
auf der anderen Seite – das macht also das Sein Gottes und des Volkes aus.
Gottes Sein, das zeigt sich darin, dass er der Helfer ist (1. Mose 26,3; 28,20;
31,3.4; 35,3; 2. Mose 3,12; 4,12.15; Ps. 63,8). Auch Gottes Wort ist dabei
wirkkräftige Tätigkeit, weshalb Luther es völlig richtig mit „erging an“
übersetzt hat (z.B. 1. Mose 15,1; 1. Sam. 15,10; 2. Sam. 7,4; 1. Kön. 18,1.31).
Es drückt sich auch aus in der „Hand Gottes“ als der kraftvollen Hilfe, die
etwa die Feinde unterdrückt (z.B. 1. Sam. 7,13). So zeigt sich auch Gottes
Segen als wirksame gnädige Kraft (z.B. 1. Mose 39,5). Die Existenz ist also
identisch mit dem Wirken, sie ist nicht ruhend, sondern dynamisch. Gott ist
daher Quelle und Ursache aller dynamischen Existenz, allen Lebens. Wenn Gott
„ist“, so ist er wirkend, für sein Volk gnädig, helfend tätig seiend.J
Gerade das wird auch in 2. Mose 3,14
ausgedrückt: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Damit wird das ewige,
unveränderliche Sein ausgedrückt, das „eine dynamische, tatkräftige, wirksame,
persönliche Existenz“ ist, zum Heil seines Volkes.K
Das wahrhaft seiende wird dabei
konzentriert im Wort (dabar), ein Begriff, der im
Hebräischen Wort, Tat und Sache umfasst, während alles Nicht-Seiende lo dabar (nicht-Wort) ist. Das
Wort ist dabei kräftig, wirkmächtig, immer auf die Tat ausgerichtet, während
die Lüge kraftlos, leer, nichtig ist.L Gerade Gottes Wort ist das
wirkmächtige Wort, durch das er ja alles erschaffen hat und erhält (s. 1. Mose
1 und Hebr. 1), ein gewaltiges Wort (s. z.B. Jer. 23,29), das aber nicht
willkürlich wirkt, sondern zielgerichtet eingesetzt wird von Gott als einer
„bewussten und sittlichen Persönlichkeit“.M Im Wort, in dabar
„gibt Jahwe sein Wesen kund“, ja, das dabar ist
höchste Erscheinungsform Gottes: Durch sein Wort und die durch das Wort
bewirkten Taten wird er erkennbar (Röm. 1,20); dabar
ist die Tat eines Geistes, ist „kraftgeladenes Wort“.N
Der „Name“ Gottes, wie auch die
anthropomorphen Beschreibungen Gottes sind also Ausdruck des Wesens, der
Eigenschaften Gottes. Sem Jahwes ist daher weniger mit „Name Gottes“ als
„Eigenschaft, Erscheinung Gottes“ zu übersetzen. In seinem Wort, seinem
„Namen“, seinen Taten gibt sich Gott zu erkennen, wie er ist, eben sein Wesen,
seine Eigenschaften. Als daher Mose Gottes Herrlichkeit sehen wollte,
geht Gott an ihm vorüber und predigt ihm sein, Gottes, Wesen (2. Mose
33,18-23). Sein Wesen, das er hier kundgibt, ist „freie Güte, Gnade und Barmherzigkeit“.P
Das Alte Testament kennt daher keine visuellen Darstellungen Gottes, ja,
verwirft sie ausdrücklich. Die Vorstellungen von Gott sind auditiv, dynamisch,
vermittelt durch sein Wort und seine Taten.Q
Der Sündenfall der Menschen und
Gottes Strafe
Die Versuchung und der Sündenfall
(V. 1-6): V.1. Die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott
der HERR gemacht hatte, Im Paradies hatte der Mensch alles, was er für die
richtige Entwicklung seiner Natur und für die Erfüllung seines Lebenszwecks
benötigte. Aber nun kam die Versuchung von außen. Wie in anderen Teilen der
Bibel Tiere durch bestimmte körperliche oder geistige Merkmale charakterisiert
werden, so wird die Schlange hier als von Natur aus listig oder verschlagen
beschrieben, was sie von den anderen Tieren auf dem Feld unterscheidet. und
sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht von keinem
Baum des Gartens essen? Der Teufel oder Satan, der Anführer der gefallenen
Engel, machte sich die natürliche List der Schlange zunutze und sprach aus
ihrem Mund, um den Menschen zu verführen. Die Worte des Versuchers lauten:
Sollte Gott wirklich eine solche Aussage gemacht haben? Oder: Selbst wenn Gott
diese Aussage gemacht hat, – mit der Absicht hinzuzufügen, dass ein solches
Verbot von Seiten Gottes unglaublich sei. Er wird unterbrochen, bevor er seinen
Gedanken zu Ende geführt hat: V.2. Und die Frau sprach zur Schlange: Von den
Früchten der Bäume im Garten essen wir. Der Teufel hatte angedeutet, dass
Gottes Gebot sich auf jeden Baum, auf alle Bäume des Gartens bezog. Dies zeigte
sich besonders im Ton und in der Form der fragenden Überraschung, die Zweifel
erregen sollte. Die Frau korrigierte diese Aussage, indem sie sie einschränkte:
Von den Früchten der Bäume im Garten essen wir. Das war gut genug, soweit es
ging. Aber die nächsten Worte sind weniger positiv: V.3. Aber von der Frucht
des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt: Ihr sollt nicht
davon essen, und ihr sollt sie nicht anrühren, damit ihr nicht sterbt.
Indem er das Verbot Gottes übertrieb, wollte der Teufel das Vertrauen der Frau
in Gott erschüttern und in ihrem Herzen Zweifel an der Wahrheit seines Wortes
wecken. Dies gelang ihm insofern, als die Frau sich auf ein Streitgespräch mit
dem Versucher einließ und nicht nur sagte, dass Gott ihnen verboten hatte, von
der Frucht des Baumes in der Mitte des Gartens zu essen, sondern auch
hinzufügte: „Und rührt sie nicht einmal an, damit ihr nicht sterbt.“ Diese
Übertreibung des göttlichen Gebots zeigte, dass die Frau es als hart und streng
empfand, dass ihre Liebe zu Gott, ihr Vertrauen in Gott untergraben worden war.
Das war der Beginn ihrer Sünde, die Missachtung von Gottes Wort und Gebot; denn
Zweifel, Unglaube, ist die Wurzel aller Sünde. Der Teufel war darauf bedacht,
ihre Schwäche auszunutzen: V.4. Und die Schlange sprach zu der Frau: Ihr
werdet keineswegs des Todes sterben, V.5. sondern Gott weiß: an dem
Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie
Gott und wissen, was gut und böse ist. Der Versucher gibt sich nicht damit
zufrieden, Zweifel im Herzen der Frau zu wecken, sondern leugnet nun dreist die
Wahrheit der göttlichen Drohung und stellt die Echtheit der göttlichen Liebe in
Frage: Ihr werdet ganz sicher nicht sterben. Er unterstellt, dass Gott ein
eifersüchtiger Tyrann sei, der dem Menschen einige der Vorteile vorenthält, auf
die er Anspruch hat, und zwar durch eine leere Drohung. Anstatt dem Tod
unterworfen zu werden, so behauptet der Teufel, würden dem Mann und seiner Frau
die Augen für ein größeres und besseres Verständnis von Gut und Böse geöffnet
werden. Wie unzählige Verführer seither schlug der Teufel vor, dass sie dann in
der Lage wären, das Gute zu wählen und ihm immer zu folgen, während sie das
Böse mit Sicherheit meiden würden. Aber dieser Zustand wird nicht durch die
Übertretung von Gottes Geboten herbeigeführt, denn ein solcher Kurs führt, wie
in diesem Fall, dazu, dass die Furcht, die Liebe und das Vertrauen in Gott
vertrieben werden und der fleischliche Sinn Gott feindlich gesinnt wird. V.6. Und
die Frau sah, dass der Baum gut zur Nahrung und dass er eine Lust für die Augen
und dass der Baum begehrenswert wäre, um weise zu machen. Da nahm sie von der
Frucht und aß und gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und er aß. Das Böse
war geschehen; das Herz der Frau hatte sich vom Herrn abgewandt. Die Begierde
erschien in ihren Augen: Sie sah, was ihr noch nie zuvor aufgefallen war, dass
der Baum gut zum Essen und auch angenehm für die Augen war. Das Streben nach
einer falschen Unabhängigkeit und Freiheit weckte das Verlangen nach der
verbotenen Frucht weiter; je länger sie hinschaute, desto begehrenswerter
erschien es ihr, die Art zu verstehen, die sie für ihr verborgen hielt, und die
Freude zu empfinden, verbotene Geheimnisse zu besitzen. So wächst im Herzen des
natürlichen Menschen, der sich von Gott abgewandt hat, jede Form von böser Lust
und Begierde, die Lust des Fleisches, die Lust der Augen. Und diese Lust bringt
Sünde hervor. Die Frau nahm von der Frucht und aß. Dann, nachdem die Sünde sie
gefangen genommen hatte, überredete sie ihren Mann, ebenfalls von der Frucht zu
essen. Der Sünder sucht Gesellschaft und versucht, andere zu verführen.
Die Untersuchung durch Gott (V.
7-8): V.7. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie erkannten,
dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich
Schürze. Durch ihre Übertretung wurden dem Mann und der Frau zwar die Augen
geöffnet, aber nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Die Unwissenheit
der ursprünglichen Unschuld war verschwunden. Während sie sich ihrer Nacktheit
vorher nicht bewusst gewesen waren, schämten sie sich nun voreinander. Die
Sünde hatte ihre gesamte Natur verdorben und beschmutzt, wie das Gift einer
Schlange, das mit dem Blutkreislauf in jeden Teil des Körpers eindringt. In
ihrer schmerzhaften Verlegenheit nähten sie die großen Blätter des
Paradies-Feigenbaums zu Schürzen zusammen, die sie sich um die Lenden
schnallten. Schamhaftigkeit oder Schüchternheit konzentriert sich natürlich auf
diesen Teil des Körpers und erfordert, dass die Organe, durch die die
Unreinheiten des Körpers ausgeschieden werden und die nun für den Dienst der
Unanständigkeit entweiht werden, bedeckt werden. V.8. Und sie hörten die
Stimme des HERRN, Gott, der im Garten in der Kühle des Tages spazieren ging;
und Adam und seine Frau versteckten sich vor der Gegenwart des HERRN, Gott,
zwischen den Bäumen des Gartens. Dies ist so dargestellt, dass es dem
menschlichen Verständnis entspricht, wobei Jehova Gott als jemand dargestellt
wird, der im Garten spazieren geht, und zwar zu der Zeit, als der erfrischende
Abendwind aufkam. Sobald sie seine Stimme hörten, die sie bei ihrer eifrigen
Suche rief, versteckten sich Adam und seine Frau vor dem Angesicht Gottes
inmitten des Dickichts. Der Sünder hat ein schlechtes Gewissen und fürchtet
sich davor, entlarvt zu werden. Aber Gott wollte die Sünder, die dem Ungehorsam
nachgegeben hatten, besuchen und für sie das Werk eines wahren Vaters und
Erziehers vollbringen, indem er ihnen ihre Sünde bewusst machte und ihnen den
Weg der Barmherzigkeit offenbarte.
Die Art und Weise, wie Gott mit den
Übertretern seines Gebots umging, wird nun gezeigt (V. 9-13): V.9. Und
Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Es war der Ruf
ängstlicher Liebe ebenso wie strenger Gerechtigkeit. Gott rief die Sünder vor
sein Gericht. Sünde ist schnell begangen, aber nicht so leicht wieder gut zu
machen, denn sie lastet als Schuld vor Gott auf dem Gewissen, trotz aller
Entschuldigungsversuche. [Hier beginnt Mission!] V.10. Und er sprach: Ich
hörte deine Stimme im Garten, und ich fürchtete mich, weil ich nackt bin; und
ich versteckte mich. Angst, das Bewusstsein der Nacktheit, Scham: Sie alle
schrien laut die Schuld Adams heraus. Obwohl Eva die erste Sünderin gewesen
war, rief der Herr Adam, weil er als das stärkere Gefäß schuldiger war als
seine Frau; auf ihm ruhte die größere Verantwortung. Es war offensichtlich,
dass Adam die Folgen der Sünde mehr spürte als seine Schuld. Diesen Zustand
will der Herr nun beheben. V.11. Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du
nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe,
du sollst nicht davon essen? Adam wäre im Zustand seliger Unschuld
geblieben, wenn er nicht von der verbotenen Frucht gegessen hätte; er hätte
seine Nacktheit nicht gekannt. Die Tatsache, dass er sich seiner Nacktheit
bewusst war, war ein eindeutiger Beweis dafür, dass er das Gebot des Herrn
übertreten hatte; denn dieses Bewusstsein kam von innen und war ein Zeichen
seiner Schuld. V.12. Und der Mensch sagte: Die Frau, die du mir zur Seite
gestellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben, und ich habe gegessen.
Diese Ausrede offenbart die Verdorbenheit von Adams Herzen, selbst in diesem
frühen Stadium. Denn er versucht nicht nur, die Schuld auf die Frau zu
schieben, sondern erhebt in den Worten: „Die Frau, die du mir zur Seite
gestellt hast“ sogar Anklage gegen Gott. Die Frau, die du mir zur Seite
gestellt hast. Er vergisst, dass er ihre Ankunft mit Freude begrüßt hatte und
sie selbst als ein Geschenk des Herrn betrachtete. Er deutet an, dass die ganze
Angelegenheit vielleicht nicht diese Wendung genommen hätte, wenn Gott die Frau
nicht als seine Gehilfin geschaffen hätte. Der Verlust der Liebe, der auf die
Übertretung folgte, zeigt sich übrigens darin, dass Adam sie nicht Eva oder
Frau nennt, sondern nur die Frau an seiner Seite. V.13. Und Gott der HERR
sprach zu der Frau: Warum hast du das getan? Es ist ein Anruf voller
Vorwurf: Warum hast du das getan? Was für eine schreckliche Tat! Wie konntest
du das Gebot so vergessen! Und die Frau sprach: Die Schlange hat mich
verführt, und ich habe gegessen. Es ist zwar ein Bekenntnis der Tatsache,
aber nicht der Sünde, genau wie im Falle des Mannes. Sie schob die Schuld auf
die Schlange, die sie getäuscht und verführt habe. Was fehlte, war das Schlagen
auf die Brust und das demütige Gebet: Gott, sei mir Sünder gnädig! Wir sehen
hier die unaussprechliche Niedertracht der Sünde, auch in der Erfindung von
Lügen und Ausreden, um jemand anderem die Schuld zuzuschieben. Wenn wir uns
ihrer Macht richtig bewusst werden, können wir die Herrlichkeit der
Barmherzigkeit Gottes in Christus Jesus umso besser verstehen.
Der Fluch über die Schlange und das
erste Evangelium (V. 14-19): V.14. Und Gott der HERR sprach zur
Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht unter allem Vieh und allen
Tieren des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle
Tage deines Lebens. Die Schlange, die ihre List in den Dienst des Teufels
gestellt hatte, war die erste, die ihr Urteil erhielt, und mit ihr Satan, der
sich in dieser Form versteckt hatte, um den Menschen zu verführen. Die Strafe,
die das Reptil traf, war nur ein Sinnbild für die Strafe des Teufels. Die
Gestalt und die Art der Fortbewegung der Schlange wurden durch diesen Fluch
verändert, der sie von allen Tieren unterschied, sowohl von denen, die
schließlich domestiziert wurden, als auch von denen, die Wild- und Raubtiere
auf dem Feld blieben. Anstatt aufrecht zu gehen, sollte sich die Schlange von
nun an im Staub entlangschlängeln, den sie übrigens nicht vermeiden konnte, zu
verschlucken. V.15. Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der
Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf
zerschmettern, und du wirst ihm die Ferse zerschmettern. Was ein Fluch für
die Schlange und für den Teufel war, der die Schlange als Tarnung benutzt
hatte, war eine herrliche, tröstliche Verheißung für die gefallene Menschheit,
die erste große Verkündigung des Evangeliums: Und ich werde Feindschaft setzen
zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen.
Dies ist nicht nur ein Hinweis auf die Abneigung, die die meisten Menschen
gegen Schlangen jeglicher Art empfinden, wie einige liberale Kommentatoren
meinen, sondern es legt die grundlegende Wahrheit aller Zeiten dar. Es würde
eine ewige und kompromisslose Feindschaft zwischen den Nachkommen der Frau auf
der einen Seite und dem Teufel und allen satanischen Mächten auf der anderen
Seite geben. Und diese Feindschaft, die sich in ständigen Kriegen äußern würde,
würde schließlich ihren Höhepunkt in dem Ereignis finden, dass der eine große
Same der Frau, auf den das gesamte Alte Testament wartet, den Kopf der
Schlange, des Satans, völlig zerschmettern würde, während dieser wiederum nicht
mehr tun könnte, als die Ferse des Siegers zu zerschmettern. Den Teufel zu
überwinden, seine Macht zu vernichten, das ist eine Leistung, die über die
Fähigkeiten eines bloßen Menschen hinausgeht; nur Gott ist dazu in der Lage.
Christus, der verheißene Same der Frau, geboren von den Nachkommen Evas und
doch der allmächtige Gott, ist der starke Verfechter der Menschheit, der alle
Menschen von der Macht Satans und all seiner mächtigen Verbündeten befreit hat.
Es stimmt zwar, dass er sich dabei die Ferse verletzt hat und gemäß seiner
menschlichen Natur sterben musste. Aber die Befreiung wurde bewirkt, die
Erlösung wurde durch den Tod Jesu Christi am Kreuz als Vertreter der gesamten
Menschheit erlangt. V.16. Zu der Frau sagte er: Überaus zahlreich will ich
deine Beschwerden und deine Schwangerschaft machen [d.i.: ich werde sehr
vermehren die Mühsal deiner Schwangerschaft]; in Kummer sollst du Kinder
gebären; und dein Verlangen soll deinem Ehemann gelten, und er soll über dich
herrschen. Dies war die Bürde und Strafe der Frau für ihre Übertretung.
Während ohne Sünde die Fortpflanzung der Menschheit eine willkommene, freudige
Aufgabe gewesen wäre und alle anderen Aufgaben des Lebens eine angenehme Last,
sind die Probleme und Belastungen der Frau, insbesondere die im Zusammenhang
mit Schwangerschaft und Geburt, am schwersten. So wurde die Natur der Frau
durch die Störung der normalen Beziehung zwischen Körper und Seele durch die
Sünde geschwächt. Außerdem sollte die Frau vom Mann abhängig sein, insbesondere
von ihrem Ehemann; sie sollte sich ihm unterordnen, und er sollte als Herrscher
im Haus Autorität ausüben. Dies ist kein Thema, über das emanzipierte Frauen
streiten sollten, da die Herrschaft des Ehemanns hiermit bis zum Ende der Zeit
festgelegt ist. V.17. Und zu Adam sprach er: Weil du der Stimme deiner Frau
gehorcht und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten habe: Du
sollst nicht davon essen, verflucht sei der Boden um deinetwillen; in Kummer
sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; V.18. Dornen und Disteln
soll er dir hervorbringen; und du sollst das Kraut des Feldes essen. V.19. Im
Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden
zurückkehrst; denn von ihm bist du genommen; denn Staub bist du, und zu Staub
sollst du zurückkehren. Adam war das stärkere Gefäß gewesen, schon vor dem
Sündenfall. Er hatte die Kraft gehabt, der Versuchung zu widerstehen; er hätte
auch nach Evas Sünde durchhalten sollen. Aber er gehorchte der Stimme seiner
Frau und aß von dem verbotenen Baum. Daher sollte das Feld, der Boden, der bis
dahin bereitwillig und in reichem Überfluss hervorgebracht hatte, mit dem Fluch
Gottes belegt werden, mit dem Ergebnis, dass der Mensch die Früchte des Bodens
nur mit Mühe essen kann, mit dem ständigen Bewusstsein der ständigen Anwendung,
die jetzt notwendig ist, um ihn in einen Zustand des Ertragens zu bringen, des
unaufhörlichen Kampfes mit Dornen, Disteln und schädlichem Unkraut. Nur im
Schweiße seines Angesichts, durch die Aufwendung der eifrigsten Arbeit, ist der
Mensch jetzt in der Lage, sein Brot zu essen. Denn mit dem Sündenfall trat der
Fluch Gottes in Kraft; der Keim des Todes wurde in den Körper des Menschen
gelegt. Sein Körper war nun sterblich und dazu bestimmt, zu der Erde
zurückzukehren, von der er ursprünglich genommen wurde. Das ist der Lohn und
der Fluch der Sünde. Dieser Fluch hat sich außerdem auf die gesamte materielle
Welt ausgeweitet, was zu einer Degeneration und Verrohung der gesamten
Schöpfung, zu Korruption, Tod und Zerstörung führt. Wenn nicht die Verheißung
Christi, des Messias, zwischen Sünde und Strafe stehen würde, wären wir in dem
Elend, der Not und der Trübsal der Erde ohne Trost.
Die Vertreibung aus dem Paradies (V.
20-24): V.20. Und Adam nannte seine Frau Eva, weil sie die Mutter aller
Lebenden war. Sowohl Adam als auch seine Frau empfingen die erste
Verkündigung des Evangeliums in Stille; sie glaubten der Verheißung und erhoben
sich mit gebührender Reue von ihrem Fall. Dies zeigt sich sogar in dem Namen,
den Adam seiner Frau gab, indem er sie „Leben“ oder „Quelle des Lebens“ nannte,
weil sie die Mutter der gesamten Menschheit wurde, deren Fortpflanzung und
Leben von ihr abhing. V.21. Und für Adam und seine Frau machte Gott, der HERR,
Röcke aus Fellen und bekleidete sie damit. Das erste richtige Kleid des
Menschen war also Gottes Werk; er autorisierte sie, er gab ihnen Anweisungen,
sich Röcke aus Fellen zu machen, die sie als Schutz vor der Nacktheit und als
Schutz vor den Unbilden eines veränderten Klimas tragen sollten. Von diesem
Zeitpunkt an war es den Menschen also erlaubt, Tiere für den eigenen Gebrauch
zu töten und zu opfern. [Es ist das erste Blut, das hier um der Sünde des
Menschen willen fließen musste.] Dieser Akt Gottes dient übrigens als Grundlage
für alle Ordnung und Anständigkeit in Bezug auf Kleidung unter allen Umständen.
Wenn die Kleidung eines Mannes oder einer Frau ihre Nacktheit nicht bedeckt,
sondern Reize andeutet oder offenbart, die im Wesentlichen sinnlich ansprechend
sind, dann dient sie nicht dem Zweck, für den der Herr sie am Anfang vorgesehen
hat, dann wird sie zu einem Werkzeug im Dienste der Sünde. V.22. Und Gott
der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was
gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche
auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewig, V.23. darum hat
Gott der HERR ihn aus dem Garten Eden geschickt, damit er den Boden bebaue, von
dem er genommen wurde. Hier wird der dreieinige Gott erneut im Rat mit sich
selbst gezeigt. Der Mensch war sozusagen wie eine der Personen der Gottheit
geworden. Er kannte Gut und Böse, obwohl er leider selbst in Letzteres
verwickelt war, da er die ihm vom Herrn gesetzten Grenzen durchbrochen hatte.
Das Urteil war gesprochen worden, und damit der Mensch seine Wirkung nicht
durch den Verzehr vom Baum des Lebens zunichte machte,
vertrieb der Herr Adam und Eva nun förmlich aus dem schönen Garten, der ihr
Zuhause gewesen war. Der Mensch war fortan dazu bestimmt, seinen
Lebensunterhalt durch die mühsamste Arbeit auf dem Boden zu verdienen, aus dem
er selbst geformt worden war. V.24. Und er trieb den Menschen hinaus und
ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden
Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens. Nach seiner
Vertreibung wurde die Rückkehr des Menschen in den Garten dadurch unmöglich
gemacht, dass Gott an der Ostseite, dem einzigen zugänglichen Eingang, Cherubim
postierte, die mit der Flamme eines zweischneidigen und scharfen Schwertes
bewaffnet waren, das im Licht funkelte, wenn die Strahlen auf sein glänzendes
Spiel trafen. Der Versuch, hindurchzugehen, bedeutete den sicheren Tod. Der
Mensch würde fortan von der Existenz des Paradieses wissen, würde sogar den
Standort des Baumes des Lebens kennen, dessen übernatürliche Kräfte nicht von
Gott entfernt worden waren, aber der Mensch konnte nicht zurückkehren. Diese
Tatsache sollte ihn ständig an die Zeit der endgültigen Vollkommenheit erinnern,
wenn die Sünde für immer vernichtet sein wird, der Tod abgeschafft sein wird
und der wahre Baum des Lebens für diejenigen Früchte tragen wird, die an der
Erlösung in alle Ewigkeit teilhaben, Offenbarung 20 und 21.
Die Geschichte von Kain und Abel – der erste Mord und Krieg
Die Geburt von Kain
und Abel (V. 1-5a): V.1. Und Adam erkannte Eva, seine Frau; und sie
wurde schwanger und gebar Kain [d.i. Gewinn] und
sprach: Ich habe einen Mann, den HERRN. In der natürlichen Reihenfolge der
Zeugung gebar Eva gemäß dem Segen, den der Herr dem Mann und seiner Frau
ausgesprochen hatte, einen Sohn, den sie Kain
(Besitz) nannte. Der Grund für die Namensgebung ihres erstgeborenen Sohnes wird
in ihrem freudigen Ausruf deutlich: Ich habe einen Mann bekommen, Jehova (was
die genaue Übersetzung ist). Die erste messianische Prophezeiung war gegeben
worden, und der Glaube an diese Prophezeiung lebte im Herzen Evas. Obwohl sie
daher einen Fehler in der Person beging, als sie glaubte, dass ihr Sohn der
verheißene Messias sei, zeigte sie, dass ihr Wunsch auf den Mann gerichtet war,
auf den Samen der Frau, der den Kopf der Schlange zerschmettern sollte.[2] Adam und Eva waren die ersten Sünder, aber
auch die ersten Gläubigen, der Anfang der Kirche Gottes auf Erden. Wir wandeln
auf den Spuren des Glaubens Evas. V.2. Und sie gebar wieder, seinen Bruder
Abel [d.i. Hauch, Nichtigkeit]. Dies war ihr zweites Kind, ihr
zweiter Sohn, dessen Name Abel (Eitelkeit) darauf hindeutet, dass sie die
Eitelkeit dieses irdischen Lebens spürte und umso sehnsüchtiger auf die
Erlösung hoffte. Und Abel wurde ein Schafhirte, aber Kain
wurde ein Ackerbauer. So setzten die beiden Brüder die Berufung ihres
Vaters fort, wobei sich der jüngere Sohn der Haltung der kleineren Haustiere
und der ältere der Bodenbearbeitung widmete. V.3. Und im Lauf der Zeit, nach
vielen Tagen, nach Ablauf einer langen Zeit, kam es vor, dass Kain dem HERRN ein Opfer von den Früchten des Feldes
brachte. Dies zeigt, wie die früheste Anbetung des Herrn stattfand. Sowohl Kain als auch Abel, die von Adam in der Erkenntnis des
Herrn unterwiesen worden waren, brachten Opfergaben oder Opfer dar, wobei Kain einige der Früchte des Feldes als sein Geschenk
auswählte. V.4. Und Abel brachte auch von den Erstlingen seiner Herde und
von ihrem Fett. Schon in der Erwähnung des Geschenks zeigt sich ein
Unterschied in der Herzenshaltung; denn während von Kain
nur allgemein gesagt wird, dass er von den Früchten des Bodens brachte, heißt
es von Abel, dass er von den Erstlingen seiner Herde brachte, die in bestem
Zustand und fett waren. Die Gaben drückten somit den Unterschied zwischen Abels
freiem und freudigem Glauben und Kains gesetzlichem,
widerwilligem Herzenszustand aus, Hebräer 11, 4; 1. Johannes 3, 12. Und der
HERR blickte auf Abel und seine Opfergabe; Vers 5a. Aber auf Kain und seine Opfergabe blickte er nicht. Der Herr
erforscht die Nieren und das Herz. Er bemerkte den demütigen Glauben Abels,
dessen einziger Gedanke darin bestand, dem Herrn einen Beweis für die
aufrichtige Dankbarkeit für all das Gute und die Barmherzigkeit zu geben, die
ihm zuteil geworden waren. Aber Gott sah auch die Heuchelei in Kains Herzen, die Tatsache, dass er kein Interesse an der
Anbetung hatte, die seine Hände vollzogen. Daher zeigte er seine Freude im
einen Fall und sein Missfallen im anderen, entweder durch ein äußeres Zeichen,
das im Rauch des Opfers sichtbar war, oder durch einen anschließenden reichen
Segen im Fall von Abel oder durch den Mund Adams als Priester der
Familiengemeinde. Es ist nicht die äußere Größe unserer Gaben und Opfergaben,
die sie in den Augen des Herrn annehmbar macht, sondern die Haltung unseres
Herzens und Geistes gegenüber Gott. Er möchte, dass reine Liebe aus einem
gesunden Glauben fließt.
Der erste Mord oder Krieg
(V. 5b-8): V.5b. Und Kain wurde sehr zornig und
senkte finster den Blick. Dieser Absatz zeigt den Fortschritt der
eigentlichen Sünde, vom bösen Wunsch des Herzens bis zur sündigen Tat. Kain war eifersüchtig auf seinen Bruder Abel, weil dieser
einen demütigen Glauben hatte und von Gott angenommen wurde. Er war äußerst
zornig, er war von bitterem Zorn erfüllt, was sich in seinem Gesicht, im
Ausdruck seiner Augen und in seinen geweiteten Nasenlöchern widerspiegelte. Er
verfiel in düsteres Grübeln und böse Pläne. V.6. Und der HERR sprach zu Kain: Warum bist du zornig, und warum ist dein Gesicht so
finster? Die Warnung des Herrn bezog sich zu diesem Zeitpunkt sowohl auf
die Ursache als auch auf die möglichen Folgen von Kains
Zorn. Er impliziert zunächst, dass die von Kain
eingenommene grüblerische Haltung unter den gegebenen Umständen unvernünftig
und töricht war. V.7. Ist’s nicht so, wenn du recht tust, bist du angenehm?
Und wenn du nicht recht tust, lauert die Sünde vor der Tür. Der Fehler lag
ganz bei Kain selbst; denn wenn er Gutes getan hätte,
wenn er Glauben gehabt und diesen Glauben in wahrhaft guten Werken, in
annehmbaren Opfergaben gezeigt hätte, dann hätte er die Anerkennung erfahren,
nach der er sich zu sehnen schien, und er hätte sein Angesicht als Zeichen
eines guten Gewissens heben können. Wenn er andererseits sein Opfer nicht im
wahren Glauben dargebracht hat und nun über seine Ablehnung verärgert ist, dann
würde sich die Sünde wie ein wildes Raubtier an die Tür seines Herzens kauern
und nach der geringsten Gelegenheit suchen, einzudringen und ihren Willen
durchzusetzen. Und nach dir hat sie Verlangen, du aber herrsche über sie.
So sollte es im Herzen eines Kindes Gottes sein. Obwohl das Verlangen nach
Sünde immer gegen den Menschen gerichtet ist, mit der Absicht, die Kontrolle
über ihn zu erlangen, wird der Gläubige die Oberhand behalten und den Zorn des
Herzens mit der Festigkeit des geheiligten Geistes zurückhalten. V.8. Und Kain redete mit seinem Bruder Abel. Die Warnung des
Herrn wurde missachtet und bewusst beiseitegeschoben, als er einen Streit mit
seinem Bruder anfing. Und es begab sich, als sie auf dem Feld waren, dass Kain sich gegen seinen Bruder Abel erhob und ihn erschlug.
Kain versuchte nicht, das sündige Verlangen seines
Herzens zu unterwerfen, und so endete der Streit mit Mord. Beachten Sie, dass
die Worte „sein Bruder“ immer wieder wiederholt werden, um die Abscheulichkeit
des ersten Mordes zu betonen. Auch in unseren Herzen finden sich böse Gedanken:
Morde, mit all der Eifersucht, dem Neid, der Bitterkeit, dem Hass und dem Zorn,
die dieser Höhepunkt der Bosheit voraussetzt, und unser ständiges Bestreben
muss es sein, die Neigung zu all diesen Sünden zu überwinden und das Beispiel
des frommen Abel vor Augen zu haben.
Gottes Urteil über Kain (V. 9-15): V.9. Und der HERR sprach zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Die Anklage Gottes in
diesem Fall ist wie die gegen Adam und Eva nach ihrer Übertretung. Der Herr
konfrontiert den Mörder mit einer direkten Frage nach dem Verbleib seines
Bruders Abel, mit der Absicht, in seinem Herzen Reue zu bewirken. Und er
sprach: Ich weiß es nicht. Soll ich meines Bruders Hüter sein? Das ist die
Einstellung des verhärteten Sünders, jegliche Verantwortung zu leugnen und den
Herrn mit einer dreisten Lüge herauszufordern: Ich weiß es nicht; soll ich der
besondere Hüter und Beschützer meines Bruders sein? Die willentlich begangene
Sünde verhärtet das Herz immer, bis jede Hoffnung auf Reue, auf eine göttliche
Trauer, vergeblich ist. V.10. Und er sprach: Was hast du getan? Die Stimme
des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde. Der große Richter
konfrontiert den Mörder nun direkt mit dem Beweis seines Verbrechens: Die
Stimme des Blutes deines Bruders, jeder einzelne Tropfen davon, schreit zu mir
von der Erde. Blut, das in böswilligem Mord vergossen wird, mag nicht mit einer
für Menschen hörbaren Stimme schreien, aber es schreit dennoch zu Gott, dem
Rächer aller Verbrechen; denn Mord gehört zu den Taten, die zum Himmel
schreien, eine Tatsache, die selbst den heidnischen Völkern bewusst war. V.11. Und
nun, verflucht bist du, verbannt vom Acker, der seinen Mund aufgesperrt hat, um
aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen. Der Fluch Gottes
lastete auf Kain in einer Weise, die ihm eine Form
des Lebensunterhalts durch die Bodenbestellung verwehrte, die Arbeit, mit der
er bis dahin seinen Lebensunterhalt verdient hatte. Weil die Erde gezwungen
war, ihren Mund weit zu öffnen, um das unschuldige Blut Abels zu verschlingen,
rebellierte der Boden nun gegen den Mörder und weigerte sich, ihm wie bisher zu
dienen. V.12. Wenn du den Boden bestellst, soll er dir fortan nicht mehr
seine Kraft geben. Ein Flüchtling und Vagabund sollst du auf der Erde sein.
Die vernunftlose Kreatur leidet und stöhnt wegen der Sünde des Menschen. Die
Erde weigert sich, dem Mörder eine Ernte zu bringen, egal wie sehr er versuchen
sollte, sie durch sorgfältigste Bodenbearbeitung zu beschwichtigen. Ein Gefühl
des inneren Bebens, des Zitterns, der Unruhe würde dazu führen, dass Kain nach außen flieht, ohne Zuhause und ohne feste
Beziehungen umherzieht. Bis heute ist dies das Kennzeichen des Mörders, denn
sein Gewissen lässt ihm keine Ruhe, sondern treibt ihn von einer Stadt zur
anderen, von einem Land zum nächsten. V.13. Und Kain
sprach zu dem HERRN: Meine Strafe ist zu groß, als dass ich sie tragen könnte.
[Luther übersetzte: Meine Strafe ist größer, als dass sie mir vergeben werden
könnte.] Anstatt sich in wahrer Reue an den Herrn zu wenden, gibt sich Kain der völligen Verzweiflung hin und erklärt, dass die
Schuld seiner Sünde zu groß sei, als dass er sie ertragen könne, und dass die
ihm auferlegte Strafe zu schwer sei, als dass er sie ertragen könne. Seine
Worte implizieren eine Anklage gegen den Richter, der ihm eine so unerträgliche
Last auferlegt hat. V.14. Siehe, du hast mich heute vom Erdboden vertrieben,
und vor deinem Angesicht muss ich mich verbergen; rastlos und ruhelos werde ich
auf der Erde sein, und wer mich findet, wird mich erschlagen. In bitterem
Groll strömen die Worte aus dem Mund Kains und
beschuldigen Gott, ihm nicht einmal einen einzigen Fleck auf der Erde
zuzugestehen, auf dem sein Fuß Ruhe finden könnte. Darüber hinaus war Kain, während Gott sich ihm früher auch in der Anbetung der
Familie offenbart hatte, nun dazu verdammt, vor dem Angesicht Gottes verborgen
zu sein, in ständiger Gefahr, dem Rächer des Blutes, der sich unter seinen
Brüdern und Schwestern erheben könnte. Die Klage Kains
war gleichzeitig ein Bitten um eine Art Zusicherung von Seiten Gottes, was
seine eigene Sicherheit betraf. V.15. Und der HERR sprach zu ihm: Wer Kain erschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und
der HERR machte ein Zeichen an Kain, damit ihn nicht
erschlüge, wer ihn fände. Das war Gottes Antwort auf Kains
Bitte, ein Dekret, das ihn den Qualen eines schlechten Gewissens überließ, nach
dem er später den Tod als Erlösung willkommen geheißen haben mag. Eine
siebenfache Rache drohte der Herr jedem an, der Kain
töten würde. Gleichzeitig übermittelte der Herr Kain
ein Zeichen oder ein Symbol, das ihm Immunität gegen jeden Bluträcher gewährte.
Von der Gemeinschaft anständiger Menschen abgeschnitten und von den Kindern
Gottes geächtet, wurde Kain zum Flüchtling und
Vagabunden, ein warnendes Beispiel für alle Menschen, die von seinem Fall hören
würden, dass Gott nicht verspottet werden darf. So kümmert sich der Herr immer
um seine Heiligen und wird ihr Blut an ihren Feinden rächen. Diejenigen, die
auf ihn vertrauen, werden nicht enttäuscht werden.
Die Familie Kains
(V. 16-18): V.16. Und Kain ging weg von dem
Angesicht des HERRN und wohnte im Lande Nod, östlichR von Eden. Von dem Angesicht des Herrn, von dem Ort, an
dem der Herr sich seinem Volk offenbarte, zog Kain
mit einer seiner Schwestern, die seine Frau war, in den Osten des Landes Eden,
wo sich der Garten des Herrn befand. Er kappte jeden Kontakt zum Herrn und zu
seinem Volk. V.17. Und Kain erkannte seine Frau;
und sie wurde schwanger und gebar Henoch. Da alle Nationen der Menschen von
einem Blut abstammen, war es in den frühen Tagen notwendig, dass Brüder und
Schwestern heirateten. Später änderte der Herr selbst diese Ordnung, da die
Heirat von nahen Verwandten zu dieser Zeit offenbar auch gegen ein Naturgesetz
verstieß. Kain nannte seinen ersten Sohn Henoch
(Widmung), da er glaubte, dass seine Generation durch diesen Sohn aufgebaut
werden würde. Und er baute eine Stadt und nannte die Stadt nach dem Namen
seines Sohnes Henoch. Wörtlich heißt es im Text, dass Kain
eine Stadt baute, d. h. eine befestigte Anlage, als Festung für seine gesamte
Familie; es war das Werk seines Lebens und gab ihm ein Gefühl der Sicherheit,
das ihm Schutz bot, wann immer seine Unruhe es ihm erlaubte, nach Hause
zurückzukehren. V.18. Und Henoch wurde Irad
geboren; und Irad zeugte Mehujael;
und Mehujael zeugte Methusael;
und Methusael zeugte Lamech.
In jedem Fall wird natürlich nur der Erstgeborene oder der prominenteste Sohn
genannt, da die Anzahl der Nachkommen sehr groß ist, wie der gesamte biblische
Bericht zeigt.
Es gibt einen kurzen Bericht über die
Nachkommen Kains – eine Zivilisation der
Gottlosigkeit (V. 19-24): V.19. Und Lamech
nahm sich zwei Frauen; die eine hieß Ada und die andere Zilla. Es war ein
Nachkomme Kains, der als erster die göttliche Ordnung
der Einehe änderte. Er heiratete zwei Frauen und führte damit die Polygamie
ein, wodurch die Reinheit der Ehe entweder in Frauensklaverei oder in
Fleischeslust und Augenlust pervertiert wurde. V.20. Und Adah
gebar Jabal; er war der Vater derer, die in Zelten wohnen, und derer, die Vieh
haben. Hier war der Beginn des Nomadenlebens, mit der Aufzucht und
Weidehaltung von Vieh und ohne feste Wohnstätten. V.21. Und der Name seines
Bruders war Jubal; er war der Vater aller, die Harfe und Orgel spielen.
Dies war der zweite Sohn von Lamech und Adah, dessen Name erhalten geblieben ist, der Erfinder der
Zither, einer Art Saiteninstrument, und des Horns oder Blasinstruments. Dies
war also der Beginn der Musikkunst. V.22. Und Zilla gebar auch Tubalkain, den Lehrer aller Kunsthandwerker in Messing und
Eisen; und die Schwester von Tubalkain war Naama. Tubalkain war der
Erfinder verschiedener scharfer Werkzeuge zum Schneiden von Metallen,
insbesondere von Messing und Eisen. Das war der Beginn des Handwerks in der
Welt. Die gesamte Erzählung deutet darauf hin, dass die Gedanken der Kainiten
ausschließlich auf diese Welt und ihren Genuss gerichtet waren. Selbst die
Namen, die sie ihren Frauen gaben, zeigen dies, denn Adah
bedeutet „die Geschmückte“, Zilla „die Wohlklingende“ und Naama
„die Liebliche“. Die dem Menschen zur Beherrschung der Natur verliehenen Kräfte
wurden somit zur Befriedigung verschiedener persönlicher Wünsche und Begierden
missbraucht. V.23. Und Lamech sprach zu seinen
Frauen, Adah und Zilla: Hört meine Stimme, ihr Frauen
Lamechs, hört auf meine Rede; denn ich habe einen
Mann erschlagen wegen meiner Wunde, und einen jungen Mann wegen meiner Beule.
V.24. Wenn Kain siebenfach gerächt werden soll,
dann Lamech siebenundsiebzigfach. Hier ist das
erste Beispiel für die Kunst der Poesie, aber selbst dies wird in den Dienst
der Sünde gestellt; denn dies ist die Form des Gedichts: –
Adah und Zilla, hört meine Stimme;
Ihr Frauen von Lamech,
hört auf meine Rede;
Denn einen Mann habe ich getötet für meine
Wunde
und einen jungen Mann für meine Strieme;
denn siebenfach wird Kain
gerächt werden,
und Lamech
siebenundsiebzigfach.
So sang Lamech prahlerisch zum Lob der Erfindung seines Sohnes, die
es ihm ermöglicht hatte, sich schnell an einem Mann zu rächen, mit dem er einen
Streit gehabt hatte und der es geschafft hatte, ihn zu verwunden. Weit davon
entfernt, Reue über seine Tat zu empfinden, verherrlicht er den Namen seines
Vorfahren Kain, dem der Herr die Zusicherung gegeben
hatte, dass er ihn rächen würde, falls jemand es wagen sollte, ihm Schaden
zuzufügen, und beansprucht für sich selbst einen viel größeren Ruhm für seinen
Mord. Das offenbart die Verderbtheit der Kinder der Welt, wie sie sich im
Zeitalter Lamechs voll entwickelt hatte. Und so
behindert auch heute die Kultur der Welt die Sünde nicht, sondern bietet ihr
neue Möglichkeiten. Kunst und Handwerk, Handel und Industrie stehen alle im
Dienst des Mammons, sie alle werden dazu benutzt, dem Nächsten zu schaden.
Seth und Enos – das Volk des HERRN
(V. 25-26). – V.25. Und Adam erkannte seine Frau wieder; und sie gebar einen
Sohn und hieß seinen Namen Seth [d.i. Ersatz]; denn Gott, sprach sie,
hat mir einen anderen Samen gegeben anstelle Abels, den Kain
erschlagen hat. Die Namen der anderen Kinder Adams und Evas werden nicht
erwähnt, nur der Name Seth, der den Platz des Erstgeborenen einnahm und dessen
Namen Eva selbst erklärte: „Denn der Herr hat mir einen anderen Nachkommen
anstelle von Abel gegeben, weil Kain ihn getötet
hat.“ Was die menschliche Bosheit ihr in der Tat Kains
genommen hatte, ersetzte die göttliche Güte in der Person Seths. V.26. Und
auch Seth wurde ein Sohn geboren; und er nannte ihn Enosch
[d.i. hinfälliger Mensch]. Zu dieser Zeit begann man, zu predigen von des
HERRN Namen. Die Familie von Seth war die Familie der Gläubigen, und zu
Lebzeiten seines Sohnes Enosch begannen die Menschen,
den Namen Jahwes offiziell zu verkünden und öffentliche Gottesdienste
einzurichten, um ihn im Gebet, im Lobpreis und im Dank zu verehren. So wurde
der Name des Mannes, Jahwe, dem Eva vertraut hatte, nun offen verkündet; das
Kommen des Messias wurde offen verkündet. So wird auch heute, inmitten einer
von Sünde durchdrungenen Welt, das herrliche Evangelium des Erlösers verkündet,
und wir haben Trost in der Gewissheit unserer Erlösung durch seine Macht.
Nachkommenschaft Adams bis auf Noah
Von Adam zu Seth (V. 1-8): V.1. Dies
ist das Buch der Fortpflanzungen Adams. Dieses Kapitel enthält eine kurze
Zusammenfassung der Geschichte der gläubigen Adamiten in Form einer Ahnentafel
mit einigen erklärenden Anmerkungen. An dem Tag, an dem Gott den Menschen
erschuf, schuf er ihn nach seinem Ebenbild; V.2. Als Mann und Frau schuf
er sie und nannte sie Adam an dem Tag, an dem sie erschaffen wurden. Der
Autor geht hier auf die Schöpfungsgeschichte zurück, Kap. 1, 27. 28. Gott schuf
den Menschen als Mann und Frau und gab ihm die gesegnete Erkenntnis seiner
selbst sowie vollkommene Gerechtigkeit und Heiligkeit, neben anderen äußeren
Vorteilen, die oft in diesem Bild enthalten sind. Und schon damals nannte Gott
den Menschen bei diesem Namen; Adam trug den Namen „Mann“ und Eva den Namen
„Frau“ oder „Männin“. V.3. Und Adam lebte 130 Jahre und zeugte einen Sohn,
der ihm ähnlich war, wie sein Abbild, und nannte ihn Seth. Da Adam im
Sündenfall das vollkommene Ebenbild Gottes verloren hatte, war es ihm nicht
mehr möglich, das Ebenbild Gottes an seine Nachkommen weiterzugeben. Seth wurde
nach dem Bilde Adams geboren und war daher der Sünde und dem Tod unterworfen.
Seit dem Sündenfall werden alle Menschen in Sünde empfangen und geboren, und
alle sind dem Tod und der Verdammnis unterworfen, Röm 5,12. Nur durch die
Verdienste des einen Menschen, der in sich selbst sündlos war, aber mit der
Schuld aller Menschen belastet war, werden wir von dem unvermeidlichen
Schicksal der Verdammnis erlöst. V.4. Und die Tage Adams, nachdem er Seth
gezeugt hatte, waren 800 Jahre; und er zeugte Söhne und Töchter; V.5. und
alle Tage, die Adam lebte, waren 930 Jahre; und er starb. Dass die
Patriarchen vor der Sintflut ein so hohes Alter erreichten, lag wahrscheinlich
daran, dass ihre Körper noch nicht so sehr von den vielen Krankheitsneigungen
geprägt waren, die heute so weit verbreitet sind; sie waren körperlich in einem
viel besseren Zustand als die Menschen der heutigen Zeit. Außerdem hatte Gott,
wie Luther bemerkt, besondere Gedanken der Güte gegenüber der Welt, indem er so
viele fromme, weise und heilige Männer auf einmal auf der Welt hatte. V.6. Und
Seth lebte 105 Jahre und zeugte Enosch. V.7. Und
Seth lebte, nachdem er Enosch gezeugt hatte, 817
Jahre und zeugte Söhne und Töchter. V.8. Und alle Tage Seths waren 912
Jahre, und er starb. Trotz des bemerkenswert hohen Alters, das diese Männer
erreichten, erinnert uns der immer wiederkehrende Refrain „und er starb“ daran,
dass der Tod nun in die Welt gekommen war und dass es das unvermeidliche
Schicksal des Menschen ist, dem König der Schrecken zum Opfer zu fallen, was
den Körper betrifft, Röm 5,14.
Von Enosch bis
Jared (V. 9-20): V.9. Und Enosch lebte 90
Jahre und zeugte Kenan. V.10. Und Enosch lebte
nach der Geburt Kenans 815 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. V.11. Und
alle Tage Enoschs waren 905 Jahre; und er starb.
Obwohl es eine entfernte Ähnlichkeit zwischen einigen der Namen in dieser Liste
und denen der Kainiten gibt, ist die Bedeutung, die Feinde der Heiligen Schrift
dieser Tatsache beimessen, als ob die beiden Berichte ursprünglich gleich
gewesen wären, absolut unbegründet. Die Kinder Gottes und die Kinder der Welt
waren zu dieser Zeit streng voneinander getrennt. V.12. Und Kenan lebte 70
Jahre und zeugte Mahalaleel. V.13. Und Kenan
lebte, nachdem er Mahalaleel gezeugt hatte, 840 Jahre
und zeugte Söhne und Töchter. V.14. Und alle Tage Kenans waren 910
Jahre; und er starb. V.15. Und Mahalaleel
lebte 65 Jahre und zeugte Jared. V.16. Und Mahalaleel
lebte, nachdem er Jared gezeugt hatte, 830 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
V.17. Und alle Tage Mahalaleels waren 895 Jahre;
und er starb. V.18. Und Jared lebte 162 Jahre und zeugte Henoch.
V.19. Und Jared lebte, nachdem er Henoch gezeugt hatte, 800 Jahre und zeugte
Söhne und Töchter. V.20. Und alle Tage Jareds waren 962 Jahre, und er
starb. Der immer wiederkehrende Kreislauf von Geburt und Tod wird hier mit
großer Eindringlichkeit herausgestellt und fordert uns auf, unsere Tage so zu
zählen, dass wir unser Herz der Weisheit zuwenden.
Von Henoch bis Sem, Ham
und Japhet (V. 21-32): V.21. Und Henoch lebte 65
Jahre und zeugte Methusalah. V.22. Und Henoch
wandelte mit Gott. Und nachdem er Methusalah gezeugt
hatte, lebte er 300 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. V.23. Und alle
Tage Henochs waren 365 Jahre. V.24. Und Henoch wandelte mit Gott; und er
war nicht mehr, denn Gott nahm ihn. Hier haben wir den kurzen Bericht über
Henoch und das Lob, in das sich das Neue Testament einreiht, Hebräer 11, 5. 6.
Er wandelte mit Gott: Er stand in engster Verbindung, in der vertraulichsten
Beziehung zu Gott. Er klammerte sich an den unsichtbaren Gott und wandelte
allezeit vor ihm, als sei er gegenwärtig und sehe jede Tat, höre jedes Wort. In
einem solchen Grad der Vollkommenheit erreichte er im Laufe der drei
Jahrhunderte nach der Geburt Methusalems, dass Gott ihn aus dieser Welt mit
ihrem vielfältigen Elend nahm. Ohne den Tod zu sehen, wurde er sowohl mit
seinem Körper als auch mit seiner Seele in den Himmel versetzt. Wenn auch ein
hohes Alter, auch in unseren Tagen, als ein Geschenk Gottes betrachtet werden
kann und mit allem Dank angenommen werden sollte, so
ist es doch auch eine große Güte Gottes, wenn er einige seiner Kinder in der
Blüte ihrer Jugend oder in der Fülle ihrer Kraft und Nützlichkeit zu sich
nimmt. Er kennt immer den besten Zeitpunkt. V.25. Und Methusalah
lebte 187 Jahre und zeugte Lamech. V.26. Und Methusalah lebte, nachdem er Lamech
gezeugt hatte, 782 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. V.27. Und alle
Tage Methusalems waren 969 Jahre, und er starb. Methusalem genießt somit
die Auszeichnung, das höchste Alter erreicht zu haben, das je für einen
Menschen verzeichnet wurde. V.28. Und Lamech lebte
182 Jahre und zeugte einen Sohn. V.29. Und er nannte ihn Noah und
sprach: Dieser wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf dem Boden, den
der Herr verflucht hat. Hier wird deutlich, dass selbst die Patriarchen das
Elend dieses irdischen Lebens in all seiner Beschwerlichkeit spürten. Aber
nebenbei zeigte Lamech, indem er den Namen Noah
erklärte, den er seinem Sohn gab, dass die messianische Hoffnung in ihm und
seiner Familie lebendig war. Wie Eva dachte er, dass dieser sein Sohn der
verheißene Erlöser sei, der Ruhe bringen würde. So waren der Glaube und die
Hoffnung der Väter vor der Sintflut auf Christus gerichtet, und darin stimmen
sie mit den Gläubigen aller Zeiten überein. V.30. Und Lamech
lebte, nachdem er Noah gezeugt hatte, 595 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
V.31. Und alle Tage Lamechs waren 777 Jahre, und
er starb. V.32. Und Noah war 500 Jahre alt; und Noah zeugte Sem, Ham und Japhet. Mit
Noah schließt die Ahnentafel; er war der letzte Patriarch vor der Sintflut.
Seine drei Söhne werden erwähnt, weil jeder von ihnen nach der Sintflut zum
Stammvater eines eigenen Zweiges der menschlichen Familie wurde.
Die
folgende Liste soll dabei helfen, eine korrekte Vorstellung von der Zeit der
Patriarchen vor der Sintflut zu vermitteln.
Adam erschaffen
1, gestorben 930
Seth geboren
130, gestorben 1042
Enos geboren
235, gestorben 1140
Kainan geboren
325, gestorben 1235
Mahalaleel geboren
395, gestorben 1290
Jared geboren
460, gestorben 1422
Henoch geboren
622, entrückt 987
Methusalah geboren
687, gestorben 1656
Lamech geboren
874, gestorben 1651
Noah geboren
1056, gestorben 2006
Die Vorkommnisse die der Sintflut
vorangingen
Die Bosheit der Menschen (V. 1-4): V.1.
Und es begab sich, als die Menschen begannen, sich auf der Erde zu vermehren
und ihnen Töchter geboren wurden, V.2. dass die Söhne Gottes die Töchter
der Menschen schön fanden und sie zu Frauen nahmen, welche sie wollten. Die
Kainiten hatten den Herrn und seine Verehrung schon lange aufgegeben und lebten
nach den Begierden ihres Geistes. Aber im Laufe der Zeit breitete sich diese
Verderbtheit auch auf die Familien der Frommen, auf die Söhne Gottes, auf die
Gläubigen aus und zeigte sich zunächst in einer Lockerung der Sitten. In
fünfzehn Jahrhunderten fand eine bemerkenswerte Zunahme der menschlichen
Familie statt, und es wurde immer schwieriger, die vom Herrn gewünschte
Disziplin aufrechtzuerhalten. Die Männer, die dem Stamm Seth angehörten, ließen
sich bei der Wahl ihrer Ehefrauen von fleischlichen Überlegungen beeinflussen.
Die Töchter der Menschen, die nur für diese Welt lebten und den Genuss all
dessen, was diese Welt bietet, zu ihrem Ziel und Zweck machten, machten ganz
natürlich die Entwicklung bloßer körperlicher Schönheit zu ihrem Ziel. Diese
Schönheit erwies sich als die Schlinge, die die Söhne Gottes, die Männer aus der
Generation der Gläubigen, in ihren Bann zog. Sie nahmen sich Frauen, die sie
selbst auswählten, nicht mehr als fromme Gefährtinnen in einer Ehe in
Keuschheit und Ehre, sondern zur bloßen Befriedigung ihrer sinnlichen
Begierden. So kam die Verdorbenheit der Kainiten vor der Sintflut in die Kirche
Gottes. V.3. Und der HERR sprach: Mein Geist soll sich nicht immer um den
Menschen mühen, denn er ist nur Fleisch [d.i. sündig und sterblich]; ich
will ihnen jedoch eine Frist geben von 120 Jahren. Der Geist des Herrn war
inmitten der Menschen gegenwärtig, in dem Wort, das ihnen gepredigt wurde. Aber
dies konnte nicht mehr lange so bleiben, wegen des vorsätzlichen Abfalls der
Menschen, wegen ihres absichtlichen Irrtums. Sie weigerten sich, seine
Warnungen und Ermahnungen zu beherzigen, denn sie hatten sich ihren
fleischlichen Begierden zugewandt. Also beschloss Gott, ihnen eine letzte Frist
von einhundertzwanzig Jahren zu gewähren. Noah, der Prediger der Gerechtigkeit
(2. Petrus 2, 5), sollte noch einmal seine Stimme erheben, und wenn die
Menschen seinen Worten nicht zuhören würden, sollte die Strafe über sie kommen.
V.4. Es gab Riesen auf der Erde in jenen Tagen, und auch danach, als die
Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen kamen und sie ihnen Kinder gebaren. Diese wurden zu Helden der Vorzeit, die sehr
berühmten. Die Zustände vor der Sintflut werden weiter charakterisiert.
Wilde, gesetzlose Menschen, Tyrannen gab es in jenen Tagen auf der Erde,
Nachkommen von Ehen, die nicht Gottes Zustimmung fanden, Kinder wilder
Leidenschaft, Menschen, die sich der Ordnung und Autorität widersetzten und zu
mächtigen Männern wurden, deren Namen mit angehaltenem Atem als die von
beispiellosen Champions und Helden erwähnt wurden. Die ganze Erde war voller
Empörung und Gewalt. Vgl. Matthäus 24, 38. 39. Dies ist ein Bild unserer Tage,
der Zeit unmittelbar vor dem Jüngsten Gericht, voller eindrücklicher Warnungen
für alle, die die Zeichen der Zeit beachten.
Gott beschließt, die Menschen zu
vernichten (V. 5-7): V.5. Und Gott sah, dass die Bosheit der Menschen
auf der Erde groß war und all das Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse
waren. Noahs Predigten hatten wenig oder gar keine Wirkung. Jahwe sah, dass
trotz all seiner Bemühungen, die Herzen der Menschen zu gewinnen, die Bosheit
der Menschen im Allgemeinen zunahm. Kein Damm konnte die Flut des Bösen
aufhalten: Die gesamte Menschheit beharrte auf ihrem wahnsinnigen Kurs in
Richtung Zerstörung. Jeder Gedanke, der im Herzen eines jeden Menschen Gestalt
annahm, war den ganzen Tag lang böse; jeder von ihnen war ein Meister in jeder
Form von Laster, und alle Pläne ihres Herzens waren immer auf das gerichtet,
was die Gerechtigkeit Gottes herausforderte. V.6. Und es reute den HERRN,
dass er den Menschen auf der Erde erschaffen hatte, und es bekümmerte ihn in
seinem Herzen. Der völlige Abscheu Jahwes vor den Zuständen auf der Erde
wird hier in den unter den Menschen gebräuchlichen Begriffen ausgedrückt. Die
allgemeine Bosheit war so groß, dass Jehova es bereute, den Menschen erschaffen
zu haben, der ihn durch seine Unbußfertigkeit und die Härte seines Herzens
herausforderte, seinen Zorn an den Tätern zu vergelten. Andererseits ist die
Barmherzigkeit des Herrn so groß, dass die Situation ihn dazu brachte, in
seinem Herzen tiefen Kummer und Sorge zu empfinden; er fühlte den Schmerz der
göttlichen Liebe wegen der Sünde der Menschen. Aber Gerechtigkeit muss
herrschen und durchgesetzt werden. V.7. Und der HERR sprach: Ich will den
Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, vom Menschen bis zum
Vieh, bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe. Das Urteil des
Herrn ist umfassend und bezieht sich auf den gesamten Bereich, in dem der
Mensch das Haupt und der Chef ist. Den Menschen, den er erschaffen hatte,
wollte er vollständig vom Erdboden vertilgen. Und das vernunftlose Tier, das
für den Dienst des Menschen geschaffen wurde, ist ebenfalls in seiner
Zerstörung eingeschlossen: Säugetiere, Reptilien und Vögel zusammen. So änderte
sich der unveränderliche Gott nicht, weder in seinem Wesen noch in seinen
Ratschlüssen; aber er war gezwungen, seine strafende Gerechtigkeit anzuwenden,
weil der Wandel im Menschen seine Weisheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit in
Frage stellte.
Gott erwählt Noah (V. 8-13): V.8. Aber
Noah fand Gnade in den Augen des HERRN. „In diesen Worten bricht aus der
dunklen Wolke des Zorns die Barmherzigkeit hervor, die Sicherheit für die
Bewahrung und Wiederherstellung der Menschheit gibt.“ (Keil.) Gott plante keine
absolute Vernichtung der gesamten Menschheit, sondern nur derer, die
absichtlich an ihrer Bosheit festhielten und die Warnung seines Geistes nicht
annahmen. V.9. Dies sind die Fortpflanzungen, die Genealogie von
Noah: Noah war ein gerechter Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten; und Noah
wandelte mit Gott. Das ist eine Zusammenfassung der Geschichte Noahs: Er
war ein gerechter Mann, aufrichtig und gerecht vor den Augen der Generationen,
die vor seinen Augen vergingen. Wie Henoch, Kap. 5, 22, stand er in engster
Beziehung zu Gott, in einem solchen Vertrauensverhältnis, dass es
selbstverständlich war, dass er den Willen Gottes ausführte. Wie Noah der
letzte der Patriarchen vor der Sintflut war, so war er der erste in der Reihe,
dessen Nachkommen nach der Sintflut die Kinder Israels waren, das auserwählte
Volk Gottes. V.10. Und Noah zeugte drei Söhne: Sem, Ham
und Japhet. Vgl. Kap. 5, 32. V.11. Und die
Erde war verdorben vor Gott, und die Erde war voller Gewalttat. V.12. Und
Gott sah die Erde, und siehe, sie war verdorben; denn alles Fleisch hatte
seinen Weg auf der Erde verdorben. Diese Aussagen vervollständigen das in
den Versen 1–4 gezeichnete Bild. Die Erde war vor Gott völlig verdorben, wie
ein verfaultes Stück Fleisch, dessen Anblick allein schon Ekel erregt. Es wäre
unmöglich gewesen, die Zustände vor dem Herrn zu verbergen; er war gezwungen,
mit seinem Fluch und seiner Strafe einzugreifen, weil die Erde voller Gewalt
und offener Bosheit war. Der Herr war Zeuge der wachsenden, unaussprechlichen
Verderbtheit, die schließlich die gesamte Menschheit erfasste, wobei die
fleischliche Gesinnung der bestimmende Impuls im Leben eines jeden Menschen
war. Alles, was die Menschen vor Augen hatten und vor Augen behalten wollten,
war die Befriedigung ihrer eigenen fleischlichen Begierden. Ihre Bosheit wurde
offen ausgeübt, und ihr moralisches Urteilsvermögen, ihr Gewissen, war in ihrer
Billigung von allem, was böse und korrupt war, versunken. V.13. Und Gott
sprach zu Noah: Das Ende allen Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde
ist durch sie voller Gewalttat; und siehe, ich will sie mit der Erde
vernichten. Als das Ende der Schonfrist näher rückte, sah Gott, dass es
sinnlos war, diese Frist zu verlängern. Ihr Ende bedeutete das Ende der Welt,
die die Grenze der Bosheit und Korruption erreicht hatte und dem ewigen
Untergang geweiht war. Der Herr kündigte daher an, dass er die Menschen mit der
Erde in ihrer damaligen Form vernichten würde, so wie eine der Folgen der
Sintflut darin bestand, dass die Erde und die von ihr produzierten Früchte
nicht mehr die Kraft des unverdorbenen Bodens hatten und auch das Leben der
Menschen nicht mehr die Länge erreichte, die bei den Patriarchen vor der
Sintflut üblich war. So erging das Urteil des Herrn, ein Wort der Warnung auch
für unsere Zeit. 1 Kor 10,11.
Der Befehl, die Arche zu bauen und
einzurichten (V. 14-16): V.14. Mache dir eine Arche aus Gopherholz. Noah und seine Familie waren als Einzige
von der allgemeinen Zerstörung ausgenommen. Zu seiner Erhaltung sollte er eine
Arche oder ein Zufluchtsschiff bauen, nicht so sehr zum Zwecke der Navigation,
sondern zum Transport einer sehr großen Last. Die Arche sollte aus Gopherholz gebaut werden, das anscheinend ein Zypressenholz
war, sehr stark und in der Lage, dem Einfluss von Feuchtigkeit sehr gut zu widerstehen.
Du sollst in der Arche Räume schaffen und sie innen und außen mit Pech
verpichen. Diese Abteile waren keine großen Räume, sondern kleine Zellen,
kleine Hütten, die für die Unterbringung von Menschen und Tieren vorgesehen
waren. Um das Schiff absolut wasserdicht zu machen, wurden alle Nähte, sowohl
innen als auch außen, mit Pech abgedichtet. V.15. Und so sollst du sie
machen: Die Länge der Arche soll 300 Ellen [145,20 m] betragen,
die Breite 50 [24,20 m] Ellen und die Höhe 30 Ellen [14,52 m]. Bei
einer Elle von eineinhalb Fuß entsprachen die Abmessungen der Arche einer Länge
von 450 Fuß, einer Breite von 75 Fuß und einer Höhe von 45 Fuß. Der Rauminhalt
des Schiffes überstieg somit 1.800.000 Kubikfuß [51.020,96 cbm] und bot
reichlich Platz für den Zweck, dem die Arche dienen sollte, da sie, wie
nachgewiesen wurde, eine um ein Drittel größere Fracht aufnehmen konnte als
jede andere Form mit gleichem Rauminhalt. V.16. Du sollst ein Fenster an der
Arche anbringen und es eine Elle [48,50 cm] hoch abschließen. Der
hebräische Text weist darauf hin, dass eine Vorrichtung geschaffen wurde, durch
die Licht und Luft in die Arche gelangen konnten, eine Lichtöffnung, entweder
unter dem Dachfirst auf einer Seite, die sich über die gesamte Länge des
Schiffes in einer Höhe von einer Elle erstreckte, oder im Oberdeck, wodurch
verschiedene Lichtöffnungen im Inneren möglich waren. Und die Tür der Arche
sollst du in die Seite davon setzen. Dies war der Eingang, den der Herr
später verschloss und erst am Ende der Sintflut wieder öffnete. Mit unterem,
zweiten und dritten Stockwerk sollst du sie machen. Es gab keine einzelnen
Öffnungen für all diese, aber sie waren im Inneren miteinander verbunden,
wahrscheinlich durch Treppen, sodass man Zugang zu allen Zellen hatte.
Die Ankündigung der Sintflut (V.
17-22): V. 17 Und siehe, ich, ich bringe eine Flut von Wasser über die Erde,
um alles Fleisch unter dem Himmel, in dem ein Hauch des Lebens ist, zu
vernichten; und alles, was auf der Erde ist, soll sterben. Die Ankündigung
ist sehr eindeutig: Ich bringe die Flut von Wasser über die Erde. Das ist die
Strafe, die der Herr die ganze Zeit im Sinn hatte, und sie wird sich in dieser
universellen Flut verwirklichen. Das Ergebnis wäre die Vernichtung allen
Fleisches, in dem der Atem des Lebens ist, aller Wesen, die mit Lungen atmen:
Alle diese Wesen müssten ihren Geist aufgeben. V.18. Aber mit dir will ich
meinen Bund schließen; und du sollst in die Arche gehen, du und deine Söhne und
deine Frau und die Frauen deiner Söhne mit dir. Durch Noah und seine Söhne
beabsichtigte der Herr, die Menschheit nach der Sintflut zu vermehren, mit
einem Neuanfang auf der Grundlage des Bundes, den er nun mit ihm schloss. V.19.
Und von allem lebendigen Getier, von allem Fleisch, je zwei von allen sollst
du in die Arche bringen, um sie mit dir am Leben zu erhalten; männlich und
weiblich sollen sie sein. V.20. Von den Vögeln nach ihrer Art und vom
Vieh nach seiner Art, von allem Gewürm des Erdbodens nach seiner Art: Je zwei
von allen sollen zu dir hineingehen, damit sie am Leben bleiben. Dies war
Gottes Vorsorge gegen die vollständige Ausrottung der Tiere mit dem Hauch des
Lebens. Auf Geheiß Gottes kam ein Paar jeder Art zur Arche und wurde von Noah
aufgenommen. Dies galt sowohl für die größeren Säugetiere als auch für die
Vögel und Reptilien: Sie alle sollten inmitten der allgemeinen Zerstörung am
Leben erhalten werden. V.21. Und nimm dir von aller Speise, die gegessen
wird, und sammle sie bei dir auf, dass sie dir und ihnen zur Nahrung diene.
Gottes Vorsehung übersah nichts, was nötig war, um Noah mit seiner gesamten
Tierfracht am Leben zu erhalten; es wurde ein reichlicher Vorrat an Nahrung
angelegt. V.22. Und Noah tat es; nach allem, was Gott ihm geboten hatte, so
tat er es. Dies war ein Beweis für Noahs Glauben, Hebräer
11, 7. Denn noch war nichts von der Sintflut zu sehen, und er war zweifellos
jeder Form von Spott ausgesetzt. Das Wesen des Glaubens ist das Vertrauen in
das Wort Gottes, trotz aller Versuche der Feinde, seine Verheißungen zu
verhöhnen.
Die Geschichte der Sintflut
Der Befehl, in die Arche zu gehen
(V. 1-6): V.1. Und der HERR sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein
ganzes Haus; denn ich habe dich gerecht gefunden unter diesen deinen
Zeitgenossen. Hier ist das feierliche Gebot Jahwes, mit dem er das Kommen
der Katastrophe ankündigte; es war das Signal des nahenden Gerichts. Von allen
Millionen Menschen, die damals lebten, war nur Noah in den Augen Gottes als
gerecht befunden worden. V.2. Von allen reinen Tieren sollst du dir je
sieben, das Männchen und sein Weibchen, nehmen; und von unreinen Tieren je
zwei, das Männchen und sein Weibchen. Hier ist der Bericht genauer und
unterscheidet zwischen reinen und unreinen Tieren. Vgl. 3. Mose 11; 5. Mose 14.
Von den reinen Tieren sollten insgesamt sieben von jeder Art in die Arche
gebracht werden, wahrscheinlich drei Paare und ein viertes Männchen, das als
Opfertier vorgesehen war; bei den unreinen Tieren wurde jedoch die Anordnung
nach Paaren eingehalten. V.3. Von den Vögeln des Himmels auch sieben, das
Männchen und das Weibchen, um den Samen auf der ganzen Erde am Leben zu
erhalten. Diese Tiere und Vögel sollten also die Stammväter der Tierwelt
nach der Sintflut sein, um die Erde wieder zu bevölkern, die durch die
allgemeine Zerstörung verwüstet worden war. V.4. Denn noch sieben Tage, dann
lasse ich es vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf die Erde regnen; und
alles Lebendige, das ich gemacht habe, werde ich vom Erdboden vertilgen.
Zunächst waren es Jahre der Atempause gewesen, doch nun war die Zeit auf wenige
Tage zusammengeschrumpft, was das unvermeidliche Schicksal noch einmal
unterstrich. Die Zerstörung sollte durch eine Flut über die Erde gebracht
werden, die durch einen stetigen Regen von vierzig Tagen und vierzig Nächten
ausgelöst wurde, und sie sollte die gesamte belebte Schöpfung, alles, was eine
eigene Existenz hatte, umfassen, und alles sollte vom Angesicht der Erde
ausgelöscht werden. V.5. Und Noah tat alles, was der HERR ihm geboten hatte.
Vgl. Kap. 6, 22. V.6. Und Noah war 600 Jahre alt, als die Sintflut über die
Erde kam. Die 120 Gnadenjahre hatten bereits vor seiner Heirat oder
zumindest vor der Geburt seiner Söhne begonnen, Kap. 5, 32, und letztere waren
nun fast hundert Jahre alt. Somit war die gesamte Gemeinde der Gläubigen auf
acht Seelen geschrumpft, da Methusalem im Jahr der Sintflut gestorben war.
Die Einschiffung (V. 7-10): V.7. Und
Noah ging hinein mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne in
die Arche vor den Wassern der Sintflut. Die Mitglieder von Noahs Haushalt
waren also eins mit ihm im Glauben und im Gehorsam, weshalb sie alle, im
Gegensatz zu Lots Frau, in der Katastrophe vor den Wassern der Sintflut
gerettet wurden, die alle anderen Menschen vernichtete. V.8. Von reinen
Tieren und von unreinen Tieren und von Vögeln und von allem, was auf der Erde
kriecht, V.9. gingen zwei und zwei zu Noah in die Arche, das Männchen
und das Weibchen, wie Gott es Noah geboten hatte. Es war nicht nur eine
Vorahnung der kommenden Gefahr, die die Tiere dazu veranlasste, sich um Noah zu
versammeln, die reinen und unreinen Säugetiere, Vögel und Reptilien, und es war
auch nicht nur eine Frage des Instinkts, sondern es geschah auf Gottes Anordnung,
und er war es, der den Tieren befahl, sich an dem Ort zu versammeln, an dem die
Arche für die Belegung bereitstand. In Paaren betraten sie die Arche unter der
Leitung von Noah, der damit den Befehl Gottes erfüllte. V.10. Und es begab
sich nach sieben Tagen, da kam das Gewässer der Sintflut auf Erden. Genau
nach Gottes Vorhersage kam am siebten Tag nach seinem letzten Befehl an Noah
die Sintflut über die Erde. Gottes Verheißungen, ob es sich um Segen oder
Strafe handelt, werden sich immer erfüllen. Es gehört zur wahren Weisheit der
Gläubigen, sich bedingungslos auf sein Wort zu verlassen.
Die Sintflut beginnt (V. 11-16):
V.11. Im 600. Lebensjahr Noahs, im zweiten Monat, am siebzehnten Tag des
Monats, brachen an diesem Tag alle Quellen der großen Tiefe auf und die Fenster
des Himmels öffneten sich. V.12. Und der Regen fiel vierzig Tage und
vierzig Nächte lang auf die Erde. Die genaue Festlegung des Tages, an dem
die schreckliche Strafe Gottes ihren Anfang nahm, dient dazu, ihre Bedeutung
für alle Zeiten zu betonen. Es handelte sich nicht um eine kleine lokale
Störung, die hier aufgezeichnet wurde, sondern um eine universelle Sintflut, eine
Flut, die die gesamte Erde bedeckte. Es war ein Wunder der rächenden und
strafenden Gerechtigkeit Gottes. Denn alle Brunnen der großen Tiefe wurden
aufgesprengt und brachen hervor: Die Wasser unter der Erde, die sonst in ihren
Tiefen eingeschlossen und verborgen sind, strömten mit ungestümer Kraft hervor.
Und die Fenster des Himmels wurden geöffnet. Die Wasser, die normalerweise
durch das Firmament zurückgehalten werden, das der Herr oben errichtet hat,
Kap. 1, 6. 7, wurden nun freigesetzt, um ihre Massen auf die Erde zu ergießen.
Zur gleichen Zeit setzte ein Regen ein, der vierzig Tage und vierzig Nächte
lang ununterbrochen herabströmte. V.13. An eben diesem Tag gingen Noah und
Sem und Ham und Japhet, die
Söhne Noahs, und die Frau Noahs und die drei Frauen seiner Söhne mit ihnen in
die Arche; V.14. sie und alle Tiere nach ihrer Art und alles Vieh nach
seiner Art und alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen, nach ihrer
Art und alle Vögel nach ihrer Art, jeder Vogel jeder Art. V.15. Und sie
gingen zu Noah in die Arche, zwei und zwei von allem Fleisch, in dem der Odem
des Lebens war. V.16. Und sie gingen hinein, Männchen und Weibchen von
allem Fleisch, wie Gott ihm geboten hatte. Und der HERR schloss hinter ihm zu.
Immer wieder wird die Betonung auf die genaue Art und Weise gelegt, in der der
Befehl Gottes ausgeführt wurde. Alle Säugetiere jeder Art, nach Gattungen und
Arten, hatten sich versammelt, ebenso die Vögel und die Reptilien, innerhalb
von sieben Tagen nach der ersten Ankündigung des Herrn. Die Familie Noahs war
ebenfalls dem Gebot Gottes bis ins letzte Detail gehorsam gewesen. Die
Einschiffung war somit abgeschlossen, genau wie Gott es vor Beginn der Sintflut
dargelegt hatte. Und der Herr selbst verschloss die Tür hinter Noah. Das laute
Verlangen der Menschen nach Einlass nach Beginn der vorhergesagten Katastrophe
wäre vergeblich, ihre Reue käme zu spät. Lasst euch nicht täuschen; derselbe
Gott, der die Sintflut über eine gefallene Rasse brachte, lebt heute, und er
lässt sich nicht verspotten. Angesichts der klaren Worte des Herrn weiterhin in
Schuld zu verharren, ist, gelinde gesagt, ein gefährliches Unterfangen. Wir
wissen, dass am Ende der Welt eine Strafe kommen wird, die noch größer und
schrecklicher ist als die Sintflut. So werden auch der Himmel, der jetzt ist,
und die Erde durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer, bewahrt für den Tag
des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen, 2 Petr. 3, 7. Dann wird
das Feuer des göttlichen Zorns bis in alle Ewigkeit brennen.
Die durch die Sintflut verursachte
Zerstörung (V. 17-24): V.17. Und die Sintflut war vierzig Tage auf
Erden; und die Wasser nahmen zu und hoben die Arche empor, und sie wurde über
die Erde gehoben. Es dauerte vierzig Tage, bis die Sintflut ihren Höhepunkt
erreichte und sich voll entfaltete. Während dieser Zeit wurde die Arche vom
trockenen Land, auf dem sie gebaut worden war, emporgehoben; hoch über der Erde
fuhr das Schiff der Rettung majestätisch vorwärts. V.18. Und die Wasser
nahmen überhand und wuchsen sehr auf der Erde; und die Arche fuhr auf der
Fläche der Wasser. Die Wasser breiteten sich immer weiter aus, wurden zu
einem grenzenlosen Ozean, wo man früher nur das trockene Land gesehen hatte.
V.19. Und die Wasser nahmen überhand auf der Erde, und es wurden bedeckt
alle hohen Berge, die unter dem ganzen Himmel sind. Allein schon die
Wiederholung ähnlicher Ausdrücke dient dazu, dem Leser die Unermesslichkeit
dieser Wasserflut zu vermitteln, die sich über die ganze Erde erstreckte.
Schließlich versanken sogar die Gipfel der höchsten Berge unter der Wasserflut,
und Menschen und Tiere, die vielleicht in den Bergen Schutz gesucht hatten,
kamen wie alle anderen um. V.20. Fünfzehn Ellen [ca. 7,50 m] höher
[als die Berge] reichte das Wasser und bedeckte die Berge. An eine Teilflut, an eine lokale Überschwemmung zu denken, war
angesichts dieser einfachen Schilderung Wahnsinn; denn wenn die Sintflut,
nachdem sie ihren Höhepunkt erreicht hatte, mehr als hundert Tage lang auf der
Erde stand und die Arche erst auf dem Berg Ararat landete, als das Wasser
abgeklungen war, dann liegt es nahe, dass sie viel höher als 16.000 Fuß [ca.
5.000 m] gewesen sein muss, die Höhe des Berges Ararat, und die Tatsache, dass
Wasser sein eigenes Niveau sucht, würde allein schon unseren Glauben an die
Universalität der Sintflut verlangen. Außerdem ist der Ausdruck sehr allgemein:
Die Berge waren bedeckt; wo auch immer sie sich auf der gesamten Erdoberfläche
befanden, wurden sie von dieser Wassermasse verdeckt, die von Gott als Strafe
geschickt wurde. V.21. Und alles Fleisch [d.i. alle Lebewesen], das
sich auf der Erde regte, sowohl Vögel als auch Rinder und Tiere und alles
Gewürm, das auf der Erde kriecht, und jeder Mensch; Vers 22. alle, in
deren Nase der Atem des Lebens war, von allem, was auf dem trockenen Land war,
starben. Alle Lebewesen auf der Erde, die mit Lungen atmen und sich auf dem
Festland fortbewegen können: Reptilien, Vögel, Säugetiere, Menschen, sie alle
mussten in der Sintflut umkommen. V.23. Und alles, was Atem hatte, was auf
Erden kriecht, was auf Erden geht, und alle Vögel unter dem Himmel, und alles,
was sich regt, was auf Erden ist, wurde getötet. Wie Jahwe es angekündigt
hatte (Vers 4), so setzte er seine Drohung in die Tat um: Jedes Wesen, das eine
unabhängige Existenz hat und sein Leben durch das Atmen mit Lungen
aufrechterhält, wurde vernichtet. Und Noah blieb am Leben und alle, die mit
ihm in der Arche waren. V.24. Und die Wasser schwollen 150 Tage lang auf
der Erde an. Inmitten dieser furchtbaren Wasserflut, in der
alle lebenden, beseelten Wesen der Erde ihr Grab fanden und die die Erde nach
Erreichen ihres höchsten Niveaus volle hundertfünfzig Tage lang bedeckte,
wurden nur Noah und seine Familie gerettet, wobei das Wasser in ihrem Fall dazu
diente, ihr Schiff anzuheben und so ihr Leben zu retten. Das Wasser der
Sintflut ist nach der Heiligen Schrift eine Art Taufe, 1. Petrus 3, 20.21. Das
Wasser der Taufe erlöst und rettet uns; es wäscht den Schmutz unserer Sünden
fort und stellt uns Gott als seine Kinder dar, durch die Verdienste Jesu
Christi, unseres Erlösers. So gibt es für uns Trost, selbst in dieser
Geschichte von Tod und Zerstörung.
Das
Ende der Sintflut
Die
Flut lässt nach (V. 1-5): V.1. Und Gott gedachte Noahs und alles
Lebendigen und alles Viehs, das bei ihm in der Arche war; und Gott ließ einen
Wind über die Erde fahren, da senkte sich das Gewässer. Während dieser
langen Tage, als die Niederungen und schließlich sogar die Hochebenen und die
Berge in der schrecklichen und grenzenlosen Wasserwüste aus dem Blickfeld
verschwanden, mag Noahs Glaube oft auf eine harte Probe gestellt worden sein,
ob er und seine Familie die allgemeine Zerstörung überleben würden. Aber Gott
vergaß seinen Diener nicht und gab ihm zu gegebener Zeit einen Beweis dafür. Er
ließ einen Wind über die Erde wehen, um die Feuchtigkeit des Weltmeeres
aufzunehmen, und die Wasser stiegen nicht mehr an, sondern sanken ab. V.2. Auch
die Brunnen der Tiefe und die Fenster des Himmels wurden verschlossen, und der
Regen vom Himmel wurde zurückgehalten. Gott verschloss die Quellen der
großen Tiefe und die Fenster des Himmels, sodass diese Quellen nicht mehr die
grenzenlosen Wassermassen hervorbringen konnten. Gleichzeitig wurde der Regen
daran gehindert, zu fallen, wie es auch nach den ersten vierzig Tagen der
Sintflut zeitweise der Fall gewesen sein könnte. V.3. Und das Wasser kehrte
beständig von der Erde zurück; und nach dem Ende der 150 Tage ließ das Wasser
nach. Die Wasser zogen sich buchstäblich von der Erde zurück und kehrten
zurück, wobei sie sich stetig und merklich absetzten und am Ende von
einhundertfünfzig Tagen definitiv weniger wurden. Diese Zahl umfasst sowohl den
Beginn als auch das Ende der Sintflut. V.4. Und die Arche kam im siebten
Monat, am siebzehnten Tag des Monats, auf den Bergen von Ararat zur Ruhe.
Der Herr ordnete die Dinge so, dass die Arche auf dem Gebirgszug des Ararat im
Hochland von Armenien zur Ruhe kam. Dies geschah nur fünf Monate oder 150 Tage
nach Beginn der Sintflut. In diesem Gebirgszug erhebt sich der Große Ararat auf
eine Höhe von 4954 Metern, während der Kleine Ararat etwa 3657 Meter hoch ist.
Dieser Landeplatz der Arche ist von höchster Bedeutung für die Entwicklung der
Menschheit, denn Armenien liegt in der Mitte des alten Kontinents und etwa
gleich weit von den Enden Asiens, Afrikas und Europas entfernt. So wie die
erste Wiege der Menschheit irgendwo in dieser Gegend stand, wurde dieses Land
erneut von Gott als Ausgangspunkt für die neue Menschheitsfamilie ausgewählt.
V.5. Und das Wasser nahm immer mehr ab, bis zum zehnten Monat; im zehnten
Monat, am ersten Tag des Monats, wurden die Gipfel der Berge sichtbar. Das
Absinken des Wassers verlief langsam, aber stetig, bis dreiundsiebzig Tage nach
der Landung der Arche die Gipfel des armenischen Hochlands vom Ararat aus
sichtbar waren. Dies war etwa 223 Tage nach Beginn der Sintflut.
Die
Entsendung des Raben und der Taube (V. 6-12): V.6. Und es begab sich
nach Ablauf von vierzig Tagen, da öffnete Noah das Fenster der Arche, das er
gemacht hatte; V.7. und er sandte einen Raben aus, der hin und her flog,
bis die Wasser vertrocknet waren von der Erde. Vierzig Tage nachdem die
Gipfel der Hochländer sichtbar geworden waren, öffnete Noah das Fenster der
Arche, d. h. er nahm den Schirm von der Lichtöffnung und ließ einen Raben
hinausfliegen, um herauszufinden, ob es den Vögeln zu diesem Zeitpunkt möglich
war, auf der Erde die notwendige Nahrung zu finden. Aber dieses Experiment war
nicht zufriedenstellend, da der Rabe hinausflog und zurückkehrte,
wahrscheinlich von dem Aas, das er fand, fraß und dann zu seinem Gefährten
zurückkehrte, ohne jedoch wieder ein Insasse der Arche zu werden. V.8. Auch
sandte er eine Taube aus, um zu sehen, ob die Wasser vom Erdboden abgeflossen
seien; V.9. aber die Taube fand keinen Halt für die Sohle ihres Fußes
und kehrte zu ihm in die Arche zurück, denn die Wasser waren auf der ganzen
Erde. Da streckte er seine Hand aus, nahm sie und zog sie zu sich in die Arche.
Für seinen zweiten Versuch, herauszufinden, wie weit das Wasser auf der Erde
zurückgegangen war, wählte Noah einen Vogel mit eher häuslichen Gewohnheiten,
eine Taube. Für die Taube waren die kahlen Klippen keine akzeptablen
Schlafplätze; also kehrte sie in den Schutz der Arche zurück. Noah schloss
daraus, dass das Wasser immer noch das gesamte Tiefland bedeckte, und streckte
seine Hand aus, damit die Taube darauf landen konnte, wodurch sie in die Arche
zurückkehrte. V.10. Und er blieb noch weitere sieben Tage und ließ die Taube
wieder aus der Arche. V.11. Und die Taube kam am Abend zu ihm herein;
und siehe, in ihrem Mund war ein abgeknicktes Olivenblatt. Da erkannte Noah,
dass die Wasser von der Erde abgeflossen waren. Noah bewies weiterhin die
Geduld des Glaubens, indem er noch eine ganze Woche wartete, bevor er eine
weitere Taube aussandte. Diese Taube flog weit auf der Suche nach Ebenen und
kehrte erst am Abend zurück. Aber das Zeichen, das sie brachte, war ein gutes
Zeichen für die bald zu erwartende Erlösung, denn in ihrem Schnabel trug sie
ein Blatt oder einen kleinen Zweig eines Olivenbaums, einer Art, die nur in den
Niederungen zu finden ist, das ganze Jahr über grüne Blätter hat und lange Zeit
der Einwirkung von Wasser standhalten kann. So hatte Noah den Beweis, dass das
Wasser bis auf die Höhe der Olivenbäume in den Tälern gesunken war. V.12. Und
er blieb noch weitere sieben Tage und ließ die Taube hinaus, die nicht mehr zu
ihm zurückkehrte. Da die Taube sowohl Schlafplätze als auch Nahrung im
Überfluss vorfand, verspürte sie nicht mehr das Bedürfnis, in den Schutz der
Arche zurückzukehren. Die Anziehungskraft der Freiheit unter den gegebenen
Umständen und das neue Leben überwogen den Wunsch nach Rückkehr. Die große
Sintflut gehörte der Vergangenheit an.
Noah
verlässt die Arche (V. 13-19): V.13. Und es begab sich im 601. Jahr, im
ersten Monat, am ersten Tag des Monats, vertrocknete das Wasser von der Erde;
und Noah entfernte die Abdeckung der Arche und schaute, und siehe, das
Angesicht des Erdbodens war trocken. V.14. Und im zweiten Monat, am 27.
Tag des Monats, war die Erde getrocknet. Fast dreihundert Tage waren
vergangen, seit Noah und seine Familie die Arche betreten hatten, und immer
noch übte er sich in Geduld und wartete darauf, dass die Erde wieder fest wurde
und die Vegetation hervorkam. Aber einige Wochen später, nachdem das Wasser der
Sintflut getrocknet war, nahm Noah das Dach oder die Abdeckung der Arche ab. Es
war nun klar, dass die Wasser nicht mehr zurückflossen und dass der Boden dabei
war, trocken zu werden. Und noch immer wartete er siebenundfünfzig Tage, bis
die Erdoberfläche völlig trocken und für Menschen und Tiere bewohnbar war, da
die Pflanzen inzwischen die Möglichkeit hatten, als Nahrung zu reifen. V.15. Und
Gott sprach zu Noah: V.16. Geh aus der Arche, du und deine Frau und
deine Söhne und die Frauen deiner Söhne mit dir. Noah verließ die Arche
nicht aus eigenem Willen, sondern wartete geduldig, bis der Herr ausdrücklich
das Kommando gab und die Personen, die nach mehr als einem Jahr in der Arche
befreit wurden, feierlich benannte. V.17. Bringe mit dir heraus alles, was
lebt, alles Fleisch, an Vögeln, an Vieh und an allem Gewürm, das auf Erden
kriecht, dass sie sich regen auf Erden und fruchtbar seien und sich mehren auf
Erden. Die Tiere, die mit Noah in der Arche gewesen waren, alle Vögel,
Säugetiere und Reptilien, sollten den Kern, den Elternbestand einer neuen
Tierwelt bilden. Aus diesem Grund verstärkte der Herr sogar den Segen, den er
nach ihrer Erschaffung über sie ausgesprochen hatte, Kap. 1, 22 ff. Die neue
Generation sollte sich mächtig vermehren und so schnell wie möglich zu einer
großen Zahl heranwachsen, denn die ganze Erde war nun ohne lebende Bewohner,
mit Ausnahme derer, die in der Arche gerettet wurden. V.18. Und Noah ging
hinaus und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm;
Vers 19. Jedes Tier, jedes kriechende Lebewesen und jeder Vogel und alles,
was sich auf der Erde regt, nach seiner Art, ging aus der Arche hinaus.
Noah und seine Familie waren wie immer gehorsam. Und was die Tiere betrifft, so
waren sie bis hin zum kleinsten Reptil, das in der Arche Zuflucht gefunden
hatte, zweifellos froh, in das Leben in Freiheit zurückzukehren, das sie vor
der Sintflut genossen hatten. So hat der Herr um Noahs willen die Erde nicht
vollständig zerstört, sondern beabsichtigt, sie zu bewahren, bis er sein Werk
in seiner Kirche auf Erden vollbracht hat. Dennoch dürfen wir nicht vergessen,
dass die Sintflut ein Typus und Vorläufer des Jüngsten Gerichts ist. Wenn die
Geduld und das lange Ertragen des Herrn schließlich erschöpft sind, wird der
Tag seines Zorns die Welt wie ein Dieb in der Nacht treffen.
Die
Verheißung Gottes (V. 20-22): V.20. Und Noah baute dem HERRN einen
Altar; und er nahm von jedem reinen Tier und von jedem reinen Vogel und brachte
Brandopfer auf dem Altar dar. Noahs erste Handlung nach dem Verlassen der
Arche der Rettung war ein Akt der Anbetung. Er baute einen Altar, einen Ort, an
dem das Opfer geschlachtet wurde, und brachte Gott ein Dankesopfer dar. Das ist
ein Beweis für wahren Glauben, für wahre Frömmigkeit, wenn Menschen in aller
Geduld auf die Hilfe des Herrn warten, auch wenn die Rettung auf sich warten
lässt, und schließlich Gott alles Lob und Dank für die Offenbarung seiner Güte
bei der Entsendung von Hilfe geben. V.21. Und der HERR roch den süßen Geruch; und der HERR
sprach in seinem Herzen: Ich will den Erdboden nicht mehr verfluchen um des
Menschen willen, denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist
böse von Jugend auf; und ich will auch nicht mehr alles Lebendige schlagen, wie
ich es getan habe. Als Noah sein Opfer darbrachte, roch der
Herr den Geruch des Vergnügens, der Zufriedenheit, das heißt, er nahm die
Gebete und die Geisteshaltung an, die in diesem Opfer in Barmherzigkeit zum
Ausdruck kamen. Deshalb sagte er zu sich selbst, zu seinem Herzen, er dachte in
sich selbst, eine Schlussfolgerung, die er später Noah offenbarte, dass er nie
wieder ein solches Urteil der totalen Zerstörung über die Erde bringen würde,
innerhalb des Zeitraums, den er für ihre Existenz festgelegt hatte; denn die
Erde wird nicht ewig bestehen, wird nicht bis in alle Ewigkeit andauern. Ein
Tag wird kommen, an dem der allmächtige Herr seinen Zorn und das Feuer seines
Eifers auf die Welt herabbringen wird, um die verdorbene Welt zu vernichten. In
der Zwischenzeit ist es seine Barmherzigkeit und sein langes Ertragen, die ihn
davon abhalten, alles Lebendige zu schlagen. Denn das, was das menschliche Herz
und der menschliche Verstand in sich formen, was sie sich vorstellen, was sie
denken, was sie planen, ist von den frühesten Tagen der Jugend an böse. Seit
dem Sündenfall sind alle Menschen von Natur aus verdorben und korrumpiert und
nur dem Bösen zugeneigt. Es gibt nur einen Weg, um von dieser ererbten Neigung
zu allem Bösen befreit zu werden, nämlich durch den Gehorsam und das Verdienst
Jesu Christi, des Erlösers. Was die Erde betrifft: V.22. Solange die Erde
besteht, werden Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und
Nacht nicht aufhören. Das ist die Verheißung, das ist die Ordnung Gottes,
der die Naturgesetze festlegt und sie je nach den Umständen ändert oder
aussetzt, wie es ihm am besten erscheint. Die Menschheit, aber nicht der große
Schöpfer, ist von der Ordnung und den Gesetzen der Natur abhängig. Die
Betrachtung der Güte und Geduld Gottes sollte daher ein ernsthafter Ansporn für
uns sein, unsere eigene Erlösung mit Furcht und Zittern zu erarbeiten.
Der Bund Gottes mit Noah. Noahs
Sünde
Gott segnet Noah und seine Söhne (V.
1-7): V.1. Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid
fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde. Dies ist eine Wiederholung
und Bestätigung des Segens der Schöpfung, Kap. 1, 28. Als Begründer der neuen
Menschheit erhielten Noah und seine Söhne die Zusicherung des göttlichen Segens
für die Vermehrung ihrer Art. Beachten Sie, dass der Segen des Herrn im Übrigen
ein Gebot ist; es ist sein Wille, dass die Menschheit sich vermehrt, dass Mann
und Frau in heiliger Ehe fruchtbar sind und sich vermehren. Die moderne
kriminelle Begrenzung der Nachkommenschaft ist eine blasphemische Perversion
von Gottes Schöpfungsordnung. V.2. Und alle Tiere des Feldes und alle Vögel
des Himmels und alles, was sich auf der Erde regt, und alle Fische des Meeres
werden sich vor euch fürchten und in eurer Hand sein. Dies ist eine
Erweiterung und Bestätigung der Ordnung Gottes, durch die dem Menschen die
Herrschaft über die Tiere gegeben wurde. Vor dem Sündenfall unterwarfen sich
alle Geschöpfe bereitwillig der Führung des Menschen als dem Herrn der Schöpfung.
Aber jetzt sollte die Furcht vor dem Menschen und die Angst vor dem Menschen
die Tiere, Vögel und Fische in Schach halten, denn die Sünde mit ihren Folgen
hat die Bande der freiwilligen Unterwerfung aufgelöst, da der Mensch seine
natürliche Macht über die Natur verloren hat und die Natur ihrerseits ständig
am Rande einer Rebellion gegen den Menschen steht. Gott gab sie unter die Hand
des Menschen, aber der Mensch ist ständig gezwungen, Gewalt anzuwenden, um
seine Überlegenheit zu bewahren. V.3. Alles, was sich regt und lebt, soll
eure Speise sein; wie das grüne Kraut habe ich euch alles gegeben. In den
frühen Tagen der Menschheit hatte Gott den Menschen auf eine vegetarische
Ernährung beschränkt, Kap. 1, 29, aber jetzt gehörte alles, was lebte und sich
bewegte, alle Tiere, zu der Nahrung, die dem Menschen zur Verfügung stand. So
wurde der Verzehr von Fleisch offiziell legalisiert und gleichzeitig empfohlen.
V.4. Aber ihr sollt das Fleisch nicht essen, das noch sein Leben, das ist
Blut, enthält. Obwohl der Verzehr von Fleisch erlaubt war, wurde dem
Zugeständnis eine Einschränkung hinzugefügt, nämlich dass Fleisch als Nahrung
ausgeschlossen wurde, solange das lebende Blut noch durch die Adern floss,
unabhängig davon, ob es sich um Stücke handelte, die aus dem lebenden Tier
herausgeschnitten wurden, oder um den Verzehr von Blut. Diese Bestimmung wurde
hinzugefügt, um die Degeneration des Menschen zu einer groben und brutalen
Barbarei oder sogar Wildheit zu verhindern. V.5. Jedoch euer Blut für eure
Seelen werde ich fordern; von der Hand jedes Tieres werde ich es verlangen, und
von der Hand des Menschen; von der Hand des Bruders eines jeden Menschen werde
ich das Leben des Menschen verlangen. V.6. Wer Menschenblut vergießt,
dessen Blut soll durch Menschen vergossen werden; denn als sein Ebenbild hat
Gott den Menschen geschaffen. Während das Blut und das Leben von Tieren in
der Macht des Menschen liegt, ist es ihm strengstens untersagt, das seines
Mitmenschen zu vergießen. Das Blut eines jeden Menschen in Bezug auf seine
Seele (da das Leben im Blut ist) wird der Herr von den Händen des Menschen und
jedes Tieres verlangen. So wird das Leben des Menschen hier sowohl vor Tieren
als auch vor Mitmenschen geschützt. Das Töten eines jeden Menschen wird vom
Herrn bestraft werden, aber nicht direkt oder unmittelbar, wie er es im Falle Kains versprochen hatte. Wer Menschenblut vergießt, dessen
Blut soll durch Menschen vergossen werden. Die Bestrafung von Mord wird in die
Hände der Regierung gelegt, die den Mörder bestrafen soll, indem sie sein Leben
im Austausch für das, was er genommen hat, fordert. Dies ist, wie Luther
bemerkt, das erste Gebot in Bezug auf die Autorität der Regierung bei der
Ausübung des Schwertes. Mit diesen Worten wird die weltliche Regierung autorisiert
und die Autorität von Gott, das Schwert zu führen, übertragen. Denn als Abbild
Gottes schuf er den Menschen: Mord ist eine Verletzung des Abbildes Gottes im
Menschen, das der Herr in allen, die im Glauben erneuert werden,
wiederherstellen will und das er allen Menschen anziehen lassen möchte. In
einem weiteren Sinne trägt der Mensch daher auch jetzt noch das Abbild Gottes,
da er ein vernunftbegabtes Geschöpf ist und eine unsterbliche Seele hat. V.7. Und
ihr, seid fruchtbar und vermehrt euch; bringt reichlich auf der Erde hervor und
vermehrt euch auf ihr. Vgl. V.1; Kap. 1, 28. Die nachdrückliche
Wiederholung ist nicht ohne Bedeutung, insbesondere angesichts der aktuellen
Situation.
Der Regenbogen als Zeichen des Bundes
(V. 8-17): V.8. Und Gott sprach zu Noah und zu seinen Söhnen mit ihm und
sagte: V.9. Und ich, siehe, ich schließe meinen Bund mit euch und mit
euren Nachkommen, Vers 10. und mit allen lebenden Wesen, die bei euch
sind, an Vögeln, am Vieh und allen Tieren der Erde bei euch, von allen, die aus
der Arche kommen, allen Tieren auf der Erde. Der Herr spricht hier sowohl
Noah als auch seine Söhne an, obwohl letztere eine untergeordnete Stellung
einnahmen. Er begründete, schloss und bestätigte einen Bund, indem er das
Versprechen des Bundes gab, das zukünftige Glück zu verwirklichen. Gott
begründete diesen Bund nicht nur mit Noah, seinen Söhnen und ihren Nachkommen,
sondern auch mit den vernunftlosen Tieren, insbesondere denen, die in der Arche
Zuflucht gefunden hatten, mit allen Lebewesen, über die er ihnen die Herrschaft
gegeben hatte, seien es Vögel, Säugetiere oder andere Wesen auf der Erde. V.11.
Und ich will meinen Bund mit euch aufrichten, dass hinfort nicht mehr alles
Fleisch verderbt werden soll mit dem Wasser der Sintflut und hinfort keine
Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe. Dies ist der Ratschluss,
den Gott in sich beschlossen hatte, Kap. 8, 21, den er nun dem Menschen als
seinen Bund bekannt machte: Es sollte keine neue Zerstörung geben, die alles
Fleisch in einer plötzlichen Katastrophe auslöschen würde; das Ende der Erde
sollte nicht durch eine Sintflut herbeigeführt werden, die das Universum zum
Untergang bringen würde. V.12. Und Gott sprach: Dies ist das Zeichen des
Bundes, den ich zwischen mir und euch und allen Lebewesen, die bei euch sind,
für ewige Generationen schließe: V.13. Ich setze meinen Bogen in die
Wolken, und er soll das Zeichen eines Bundes zwischen mir und der Erde sein.
Zur Bekräftigung seiner Worte gab Gott dem Menschen ein besonderes Zeichen für
immerwährende Generationen, das so lange Bestand haben sollte, wie die Erde
besteht. Dieses Zeichen sollte an den Bund erinnern, den der Herr nun zwischen
sich und allen Lebewesen schloss. Es ist der Regenbogen, Gottes Bogen, der das
Zeichen seines Bundes ist. Er hat ihn in die Regenwolken gesetzt und damit das
Naturgesetz begründet, das die Brechung der Lichtstrahlen verursacht, wenn sie
durch Wassertropfen fallen. V.14. Und es wird geschehen, wenn ich Wolken
über die Erde bringe, wird der Bogen in der Wolke zu sehen sein; V.15. und
ich werde an meinen Bund denken, der zwischen mir und euch und jedem lebenden
Wesen aus Fleisch besteht; und die Wasser werden nicht mehr zu einer Flut
werden, die alles Fleisch vernichtet. V.16. Und der Bogen soll in den
Wolken sein, und ich werde ihn betrachten, um mich an den ewigen Bund zwischen
Gott und jedem lebenden Wesen aus Fleisch auf der Erde zu erinnern. In
einer Sprache, die stark an die der Menschen angelehnt ist, und durch eine
Wiederholung des Gedankens, der den Bogen und den Bund Gottes und die Beziehung
zwischen beiden immer wieder betont, drückt der Herr Noah und seinen Söhnen die
Bedeutung seines Handelns aus. Wann immer dunkle Wolken für einen Regensturm
auf der Erde aufziehen und wann immer dieses schöne Phänomen des Regenbogens
erscheint, dann hat Gott sein Versprechen gegeben, sich an seinen ewigen Bund
zu erinnern, nicht alles lebende Fleisch mit einer weiteren Flut zu vernichten.
V.17. Und Gott sprach zu Noah: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich
zwischen mir und allem Fleisch auf der Erde geschlossen habe. Wann immer
wir den Regenbogen in den Wolken sehen, sollten wir uns an den Bund Gottes mit
allem Fleisch erinnern, an die Tatsache, dass er mit seinen Geschöpfen im
Frieden ist, soweit es ihre äußere Existenz betrifft. Das Zeichen des Bundes
Gottes, mit dem er seine Verheißungen verbunden hat, garantiert wirklich seine
Güte und Gnade und besitzt nicht nur für die Menschen, sondern auch vor Gott
Macht und Bedeutung. Jedes Erscheinen des Regenbogens sollte ein Dankgebet auf
unsere Lippen bringen, das die Güte und Barmherzigkeit Gottes preist. In diesem
Zusammenhang sei angemerkt, dass die Veränderung der Naturgesetze darauf
hindeutet, dass sich die Atmosphäre und das Klima der Erde vor der Sintflut wesentlich
von dem heutigen unterschieden haben müssen, eine Annahme, die durch
biologische Entdeckungen der letzten Jahrhunderte gestützt wird.
Noahs Sünde (V. 18-23): V.18. Und
die Söhne Noahs, die aus der Arche gingen, waren Sem und Ham
und Japhet; und Ham ist der
Vater Kanaans. V.19. Dies sind die drei Söhne Noahs; und von ihnen wurde
die ganze Erde bedeckt. Da Noah nach der Sintflut keine weiteren Söhne
hatte, kann man sagen, dass seine drei Söhne die Stammväter der Menschheit seit
dieser großen Katastrophe waren. So wird schon früh auf Kanaan, den Sohn Hams,
hingewiesen, da er und seine Nachkommen sehr bedeutende Beziehungen zum
auserwählten Volk Gottes eingingen. Die gesamte Weltbevölkerung kann ihre
Abstammung auf die drei Söhne Noahs zurückführen. V.20. Und Noah fing an,
ein Ackerbauer zu sein, und er pflanzte einen Weinberg; V.21. und er
trank vom Wein und wurde betrunken; und er war in seinem Zelt unbedeckt.
Noah, als Ackerbauer, als Bodenbearbeiter, widmete sich nun dem Anbau von
Weinreben: Er pflanzte einen Weinberg. Aber als er das Produkt seiner Arbeit
nutzte, vergaß er die Vorsicht, die im Leben eines jeden Christen unerlässlich
ist. Er trank Wein, den gegorenen Traubensaft, der hier zum ersten Mal erwähnt
wird, und er trank den Schnaps im Übermaß. Er wurde betrunken und lag in seinem
Zelt in einem betrunkenen Stupor, unbedeckt für die Blicke jedes Passanten. Die
Heilige Schrift schweigt nicht über die Sünden der Gläubigen, sondern berichtet
von vielen von ihnen, um uns vor den Gefahren der Sünde zu warnen. V.22. Und
Ham, der Vater Kanaans, sah die Blöße seines Vaters
und berichtete es seinen beiden Brüdern draußen. Diese Handlung Hams, der
die Schande seines Vaters genoss und sie zum Gegenstand verächtlicher Witze
gegenüber seinen Brüdern machte, zeigte sowohl einen Mangel an angemessenem
Respekt gegenüber seinem Vater als auch eine Neigung zur Unanständigkeit, kurz
gesagt, eine kühne und gottlose Gesinnung. Er hatte offensichtlich die
aufrichtige Frömmigkeit vergessen, die er von seinem Vater gelernt hatte. V.23.
Da nahmen Sem und Japhet ein Oberkleid und legten
es auf ihre beiden Schultern und gingen rückwärts und bedeckten ihres Vaters
Blöße, und ihre Angesichter waren rückwärts, und sie sahen ihres Vaters Blöße
nicht. Auch wenn Noah gesündigt hatte, war es nicht die Sache der Söhne,
sich darüber lustig zu machen. Sem und Japhet taten,
was die kindliche Ehrfurcht von ihnen verlangte, als sie die Schande ihres
Vaters bedeckten, ohne ihn auch nur anzusehen. So zeigten sie auch die
Keuschheit ihres Geistes. Dieses Verhalten kann durchaus als Lehre für unsere
Zeit dienen, in der sexuelle Angelegenheiten immer im Vordergrund stehen, sei es
durch lüsterne Reden und Verhaltensweisen oder durch schamlose Zurschaustellung
von Nacktheit.
Der Fluch über Kanaan (V. 24-29):
V.24. Und Noah erwachte von seinem Wein und erfuhr, was sein jüngerer Sohn
ihm angetan hatte. Als der Rausch nachließ, erwachte Noah in der
Nüchternheit und erfuhr, was Ham getan hatte,
wahrscheinlich aufgrund der Kleidung, die ihn bedeckte. Zweifellos wurde er
zutiefst gedemütigt, als er sich der Rolle, die er gespielt hatte, voll bewusst
wurde. Aber dazu kam noch der gerechte Zorn über die Respektlosigkeit Hams.
V.25. Und er sprach: Verflucht sei Kanaan! Ein Knecht der Knechte soll er
sein seinen Brüdern gegenüber. Der Fluch trifft Kanaan, weil er seinem
Vater in seiner sündigen, bösen Gesinnung folgte. Deshalb sollten seine
Nachkommen, seine ganze Generation, verflucht sein, indem sie Knechte der
Knechte der Brüder Hams und ihrer Nachkommen sind. Die Söhne Kanaans in
Palästina wurden entweder vernichtet oder wurden zu Dienern der Kinder Israels.
(Die anderen Nachkommen Hams in Afrika sind damit nicht unter dem Fluch und es
ist völlig falsch, wenn die spätere Sklaverei mit dem Fluch über Kanaan
gerechtfertigt wurde.)R V.26. Und er sprach: Gepriesen sei der HERR,
der Gott Sems, und Kanaan sei sein Knecht. Der Herr, Jahwe, der wahre,
lebendige Gott, sollte der Gott Sems sein. Aus den Nachkommen Sems erwählte der
Herr das Volk, dem er seine Orakel, die messianischen Prophezeiungen,
anvertraute. Aus den Nachkommen Sems, aus den Kindern Israels, wurde der
verheißene Same der Frau, Jesus Christus, der Erlöser, geboren. V.27. Gott
wird Japhet erweitern, und er wird in den Zelten Sems
wohnen; und Kanaan wird sein Knecht sein. Der Segen Gottes kam über Japhet und seine Nachkommen, hauptsächlich die europäischen
Nationen. Sie haben sich weit und breit ausgebreitet; sie hatten das Schicksal
der Welt in ihren Händen, unter Gott. Aber die höchste Auszeichnung dieser
Völker bestand darin, dass sie an den Segnungen Sems teilhatten, dass sie an
der einen Erlösung in Christus teilhatten. Wie ein Refrain wird die Tatsache
der Knechtschaft Kanaans dreimal vorhergesagt, was zeigt, dass sein Fluch in
der Tat schwer und lang anhaltend sein würde. V.28. Und Noah lebte nach der
Sintflut 350 Jahre. V.29. Und alle Tage Noahs waren 950 Jahre; und er
starb. Obwohl er ein heiliger Mann war und sich von allen Menschen seiner
Zeit unterschied, war er dennoch als Sünder dem Tod unterworfen: Er ging den
Weg allen Fleisches.
Die Völkertafel der 70 Nationen nach
der Sintflut
Die Söhne Japhets
(V. 1-5): V.1. Dies sind die Geschlechter der Söhne Noahs, Sem, Ham und Japhet; und ihnen wurden
nach der Sintflut Söhne geboren. V.2. Die Söhne Japhets,
der in dieser chronologischen Tabelle als ältester zuerst genannt wird, während
in der anderen Tabelle Sem als Stammvater der Kinder Israels zuerst genannt
wird: Gomer, Magog,
Madai, Jawan, Tubal, Jeschech und Tiras.
Die Nachkommen dieser Männer wurden jeweils und mit einiger Wahrscheinlichkeit
als die Kimmerer Kleinasiens identifiziert, mit denen die Kymren von Wales und
der Bretagne und die Kimbern des alten Deutschlands verwandt sind, als die
Skythen Südrusslands, als die Meder südlich des Kaspischen Meeres, als die
griechisch-italienische Völkerfamilie und als die Iberer, Georgier und Armenier
Kleinasiens. V.3. Und die Söhne Gomers: Ashkenaz, Riphath und Togarma, deren Nachkommen wahrscheinlich die Askanier
in Nordphrygien, die Kelten oder Gallier und der größte Teil der armenischen
Nation waren. V.4. Und die Söhne Javans: Elischa und Tarsis, Kittim und Dodanim, von denen
möglicherweise die Äoler in Griechenland
(Thessalien), die alten spanischen Nationen, die Zyprioten und die Karier sowie
die Dardanier oder Trojaner abstammen. V.5. Durch
diese wurden die Inseln [Küstenländer] der Völker in ihren Ländern
aufgeteilt, jeder nach seiner Sprache, nach ihren Sippen, in ihren Nationen.
Von den Japhetiten stammen die Nationen entlang des Mittelmeers ab, die sich
dann voneinander trennten, jede nach ihrer eigenen Sprache, nach ihren
Generationen in ihren Nationen.
Die Söhne Hams (V. 6-14):
V.6. Und die Söhne Hams: Kusch, Mizraim, Put und
Kanaan. Ihre Nachkommen sind später in Äthiopien, Ägypten, Libyen und im
Land Kanaan zu finden. V.7. Und die Söhne Kuschs: Seba,
Hawila, Sabta, Raama und Sabtecha; die Söhne Raamas waren: Scheba und Dedan. Ihre Nachkommen lebten später in Nordostafrika,
in Arabien und entlang des Persischen Golfs. V.8. Und Kusch zeugte Nimrod;
er begann, ein Mächtiger [Tyrann] auf Erden zu sein. V.9. Er war
ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN; daher sagt man: Wie Nimrod, der gewaltige
Jäger vor dem HERRN. V.10. Und der Anfang seines Reichs waren Babel, Erech, Akkad und Kalne im Land Sinear. Ein Sohn von Kusch wird hier wegen seiner
außergewöhnlichen Fähigkeiten und mächtigen Eroberungen herausgegriffen. Dies
war Nimrod, dessen Jagdfähigkeiten nicht nur so ungewöhnlich waren, dass sie
unter allen Nationen seiner Zeit sprichwörtlich wurden, sondern der auch ein
großes Königreich an den Flüssen Euphrat und Tigris errichtete, mit Babylon als
Hauptstadt und anderen mächtigen Städten, deren Ruinen teilweise entdeckt
wurden. Aber sein Werk wurde gegen Gott unternommen, im Widerstand gegen Jahwe,
in der Überheblichkeit und dem Stolz seines eigenen Geistes, eine Tatsache, die
ihn auch zu einem Tyrannen gegenüber den Menschen machte, wie der Text
andeutet. V.11. Aus diesem Land kam er nach Assur und baute Ninive, die
Stadt Rehoboth und Kala, V.12. und Resen
zwischen Ninive und Kala; das ist eine große Stadt. Aus dem Land Babylon
zog Nimrod, der mit seinen Eroberungen noch nicht zufrieden war, in das Land im
Norden, das später als Assur oder Assyrien bekannt wurde. Hier baute er die
große Stadt Ninive, die aus vier Vierteln bestand: Ninive selbst, der südliche
Teil, Rehoboth, der östliche Teil, Calah im Norden
und Resen in der Mitte. Dieser Städtekomplex war so
groß, dass er später mit einem Umfang von vierhundertachtzig Stadien oder etwa
fünfundachtzig Meilen beschrieben wurde, was gut mit dem Bericht im Buch Jona,
Kap. 3, 3 übereinstimmt.[3] V.13. Und Mizraim zeugte Ludim,
Anamim, Lehabim und Baphtuhim, v.14. und Pathrusim
und Kasluhim (aus denen die Philister hervorgingen)
und Kaphthorim. Diese Nationen befanden sich
später in Ägypten selbst, entlang des Mittelmeers in nordwestlicher und
nordöstlicher Richtung bis nach Philistia und auf den
Inseln des Mittelmeers.
Die Söhne Kanaans (V.
15-20): V.15. Und Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Heth,
Vers 16. und die Jebusiter und die Amoriter und
die Girgasiter, Vers 17. und die Hiwiter und die Arkiter und die Siniter, Vers 18. und die Arvaditer
und die Zemariter und die Hamathiter;
und danach breiteten sich die Sippen der Kanaaniter aus. Dies erklärt die
Herkunft der Phönizier an der Ostküste des Mittelmeers, der Hethiter, deren
verschiedene Zweige in ganz Kleinasien, Syrien und Kanaan zu finden waren, von
denen einige das Hügelland von Juda in der Nähe von
Hebron besetzten, der Jebusiter, die in dem Land
lebten, in dem später Jerusalem gebaut wurde, der Amoriter in den Bergen von Juda und weit jenseits des Jordans, der Girgasiter,
die das Land südöstlich des Sees Genezareth bewohnt haben könnten, von den Hiwitern, die von Gibeon bis zum Fuß des Hermon lebten, von
den Arkitern, nördlich von Sidon, von den Sinitern und Zemaritern, die bis
weit in das Gebiet des späteren Nordsyriens und Kilikiens hinein lebten, von
den Arvaditern, die von all diesen Stämmen am
weitesten im Norden lebten, von den Hamathitern, am
Fluss Orontes. All diese Stämme und Völker entstanden, als die Kinder Kanaans
die Heimat ihrer Väter verließen und nach eigenen Wohnorten suchten. V.19. Und
die Grenze der Kanaaniter war von Sidon, wenn du nach Gerar
kommst, bis Gaza; wenn du nach Sodom und Gomorra, nach Adma
und Zeboim gehst, bis Lasha.
Dies sind die allgemeinen Grenzen der Kanaaniter, die den Kindern Israel später
so viel Ärger bereiteten: von Sidon in Phönizien bis Gaza in Philistina und einschließlich des Landes im Westen bis zum
späteren Standort des Toten Meeres. V.20. Dies sind die Söhne Hams, nach
ihren Sippen, nach ihren Sprachen, in ihren Ländern und in ihren Nationen.
Die Söhne Sems (V. 21-32):
V.21. Auch Sem, dem Vater [Ahnherr] aller Kinder Ebers, dem älteren Bruder
des Japhets, wurden Kinder geboren. Sem wird hier
als Vater aller Kinder Ebers bezeichnet, der Hebräer im weiteren Sinne des
Wortes, denn Eber war durch seine Söhne Peleg und Joktan der Stammvater zweier verschiedener Völkergruppen,
der Joktaniter in Arabien und der Abrahamiter,
später die Kinder Israels. V.22. Die Kinder Sems: Elam
und Assur und Arphachsad und Lud und Aram. Die
Nationen oder Stämme, die von ihnen abstammten, befanden sich später im
persischen Land Elymais, in Assyrien, in Chaldäa, in
Lydien in Kleinasien und in Syrien. V.23. Und die Kinder Arams: Uz, Hul, Gether und Mash. Diese Namen, wie sie in verschiedenen Berichten
zu finden sind, weisen darauf hin, dass die von Aram abstammenden Stämme
allmählich nach Osten und Nordosten zogen. V.24. Und Arphaxad
zeugte Salah; und Salah zeugte Eber. Die beiden Namen Salah (Aussendung)
und Eber (Überquerung) könnten darauf hinweisen, dass die Auswanderung der
Stämme in einer großen Bewegung, von der im nächsten Kapitel die Rede ist, zu
dieser Zeit stattfand. V.25. Und Eber wurden zwei Söhne geboren: Der Name
des einen war Peleg; denn in seinen Tagen wurde die
Erde geteilt; und der Name seines Bruders war Joktan.
Eber nahm wahrscheinlich an der großen babylonischen Auswanderung teil, oder er
nannte seinen älteren Sohn Peleg (Teilung),
zweifellos in Bezug auf die Teilung und Verwirrung, die durch die Einmischung
Gottes verursacht wurde. V.26. Und Joktan zeugte Almodad und Scheleph und Hazarmawet und Jerach, Vers
27. und Hadoram und Usal
und Dikla, Vers 28. und Obal
und Abimael und Scheba,
Vers 29. und Ophir und Hawila und Jobab: alle diese waren Söhne Joktans.
Vers 30. Und ihre Wohnung war von Mescha an, da man nach Sephar
geht, dem Gebirge im Osten. Von den dreizehn Namen in dieser Liste sind
mehrere in verschiedenen Teilen Arabiens erhalten geblieben, und so sind die
Araber die Joktaniten, Nachkommen von Sem. V.31. Das
sind die Kinder Sems nach ihren Geschlechtern, nach ihrer Sprache, in ihren
Ländern, nach ihren Nationen. V.32. Dies sind die Sippen der Söhne Noahs
nach ihren Generationen in ihren Nationen, und durch sie wurden die Nationen
nach der Sintflut auf der Erde aufgeteilt. Dies ist die Ahnentafel des
Herrn, und sie wurde noch nicht widerlegt. Die sorgfältigste Arbeit von
Archäologen hat den biblischen Bericht in jeder Hinsicht eher bestätigt. Alle
Nationen der Menschen, die auf der Erde leben, stammen von einem Blut ab,
Apostelgeschichte 17, 26. [Das ist übrigens auch wissenschaftlich erwiesen,
dass alle Menschen von einer Mutter abstammen (mitochondrische
Linie).]
Die Sprachverwirrung und eine Linie
der Nachkommen Sems
Der Turmbau zu Babel (V. 1-4): V.1. Und
die ganze Erde hatte eine Sprache und die gleichen Wörter. Ein Großteil der
Erläuterungen im vorhergehenden Kapitel sowie die Erwähnung verschiedener
Sprachen gehören zu einer späteren Periode der Geschichte und werden dort
lediglich erwähnt, um ein vollständiges Bild zu vermitteln. Die Geschichte, die
jetzt erzählt wird, gehört zu einer Zeit, die nur etwa hundert Jahre nach der
Sintflut liegt, wenn wir davon ausgehen, dass sie zu der Zeit stattfand, als Peleg geboren wurde. Zu dieser Zeit hatten alle Menschen
auf der Welt noch eine Sprache und eine Sprache. V.2. Und es begab sich, als
sie aus dem Osten kamen, dass sie eine Ebene im Land Sinear
fanden; und sie ließen sich dort nieder. Von den Hochebenen des
Ararat-Gebirges zogen die Überlebenden der Sintflut und ihre Familien nach und
nach in östlicher Richtung hinunter, bis sie die große Ebene erreichten, in der
die Flüsse Euphrat und Tigris fließen. Es ist eine reiche und fruchtbare Ebene,
oder war es in jenen Tagen, und die Menschen waren gezwungen, ihre nomadische
Lebensweise aufzugeben und feste Wohnsitze zu errichten. V.3. Und sie
sprachen untereinander: Auf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! Und sie
hatten Ziegel als Steine und Teer als Mörtel. Nicht nur Ham
und Kanaan hatten inzwischen die Religion Noahs aufgegeben, sondern auch andere
Mitglieder seiner Familie hatten sich vom lebendigen Gott abgewandt und sich
der Eitelkeit und dem Stolz ihrer eigenen Vorstellungskraft zugewandt. Dies
wird durch die Art und Weise ihrer Rede angedeutet, in der sie vorschlagen,
eine Stadt und einen Turm zu bauen. V.4. Und sie sprachen: Auf, lasst uns
eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, und
lasst uns einen Namen machen, damit wir nicht über die ganze Erde verstreut
werden. Ihre Pläne wurden sorgfältig ausgearbeitet. Anstelle der üblichen
sonnengetrockneten Ziegel schlugen sie vor, gebrannte Ziegel zu verwenden, die
den Unbilden des Wetters umso besser standhalten würden. Und anstatt die Ziegel
nur lose zu verlegen, planten sie, sie mit Asphalt, der in großen Mengen in der
Nähe der Ruinen von Babylon zu finden ist, fest zu verlegen. Was genau sie dazu
veranlasste, den Bau einer solchen Stadt und eines solchen Turms in Angriff zu
nehmen, dessen Spitze bis zum Himmel reichen sollte, geht aus ihren Worten
hervor: „Und lasst uns uns einen Namen machen, damit
wir nicht über die ganze Erde verstreut werden.“ Ein arroganter, blasphemischer
Stolz verband sich hier mit einer kriecherischen Furcht vor der rächenden
Gerechtigkeit des Herrn. Sie waren voller Feindseligkeit gegenüber Gott; ihr
Ziel war es, sich seiner allmächtigen Macht zu widersetzen und diese Stadt mit
ihrem Turm zum Mittelpunkt der Welt zu machen, zu dem sie zurückkehren könnten,
selbst wenn der Herr sie in alle vier Winde zerstreuen sollte.
Der Beginn der verschiedenen Sprachen
(V. 5-9): V.5. Und der HERR stieg herab, um die Stadt und den Turm zu sehen,
die die Menschenkinder bauten. Gott konnte diese Herausforderung an seine
allmächtige Herrschaft über die Welt nicht unbeantwortet lassen. Er traf
Vorkehrungen, um einzugreifen. Denn obwohl es eine mächtige Stadt war, die die
Menschenkinder bauten, eine Stadt, deren Dimensionen den Entdecker noch heute
in Erstaunen versetzen, deren Fundamente und die vielen anderen
architektonischen Verzierungen eine Quelle ständiger Überraschung sind, war sie
doch nur ein Staubkorn in den Händen des allmächtigen Gottes. V.6. Und der HERR
sprach: Siehe, es ist ein Volk und sie haben alle eine Sprache, und dies ist
der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von
allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. V.7. So lasst uns
hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, sodass sie nicht mehr die Sprache
des anderen verstehen. Der Herr beschreibt zunächst die Situation, wie er
sie vorgefunden hat: Siehe, sie sind ein Volk, eine Verbindung, eine
Vereinigung, eine Gemeinschaft und eine Sprache, die sie alle haben. Diese
beiden Faktoren machten das Volk stark im Streben nach einem gemeinsamen
Interesse. Was sie begonnen hatten zu tun, würden sie mit aller Kraft
fortsetzen; und nichts würde sie davon abhalten oder zurückhalten. Das Ergebnis
wäre die letztendliche Zerstörung der wahren Freiheit, des persönlichen Lebens
und der Pläne, die Gott für den Messias hatte. Also verwirrte Gott ihre
Sprache, verwirrte ihre Rede, wobei das Wunder in einem inneren Prozess
bestand, durch den die alte Assoziation von Ideen, die mit Worten verbunden
waren, aufgehoben wurde und sofort neue und völlig andere Ausdrucksweisen
eingepflanzt wurden. Die Verwirrung war so vollständig, dass die Menschen
einander nicht mehr verstehen konnten und jegliche Zusammenarbeit
ausgeschlossen war. V.8. So zerstreute der HERR sie von dort aus auf der
ganzen Erde, und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Das war die Folge des
Wunders. Eine große Völkerwanderung von Familien und Stämmen über die ganze
Erde begann, wodurch die Menschen in alle vier Winde zerstreut wurden. Das
große Projekt musste natürlich aufgegeben werden. Selbst wenn einige wenige
Menschen, die wir heute als Babylonier bezeichnen könnten, in der Stadt
blieben, um später von Nimrod erobert zu werden, wurde der Zweck der Menschheit
in ihrem blasphemischen Stolz nicht verwirklicht. V.9. Daher heißt ihr Name
Babel, weil der HERR dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte; und von dort
aus zerstreute der HERR sie über die ganzen Erde. Babel bedeutet
Verwirrung, und das Ergebnis der Sprachverwirrung ist bis heute vor unseren
Augen. Die Menschheit ist gespalten, eine Nation ist durch die unterschiedliche
Sprache von der anderen getrennt. Doch auch heute noch ist die blasphemische
Arroganz der Menschheit offensichtlich. Beim Bau vieler großer Gebäude, bei der
Erfindung vieler neuer Künste sucht der Mensch nicht das Wohlergehen seines
Nächsten und die Ehre Gottes, sondern seinen eigenen Ruhm. Es ist immer wieder
notwendig, dass der Herr mit mächtiger Hand eingreift, so wie der Tag des Herrn
schließlich über jeden kommen wird, der stolz und hochmütig ist, und er wird
erniedrigt werden, Jes. 2, 12.
Die Nachkommen von Sem (V. 10-26):
V.10. Dies sind die Nachkommen von Sem: Sem war 100 Jahre alt und zeugte Arphaxad zwei Jahre nach der Sintflut. Die Ahnentafel
von Sem wird nun im Detail wiederholt, da die Erzählung allmählich zur
Geschichte des Volkes Gottes tendiert, dessen Stammvater Abraham war, ein
Nachkomme von Sem durch Eber. V.11. Und Sem lebte, nachdem er Arphaxad gezeugt hatte, 500 Jahre und zeugte Söhne und
Töchter. V.12. Und Arphaxad lebte 35 Jahre und
zeugte Salah; v.13. und Arphaxad lebte,
nachdem er Salah gezeugt hatte, 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
V.14. Und Salah lebte 30 Jahre und zeugte Eber; V.15. und Salah
lebte, nachdem er Eber gezeugt hatte, 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
Bis zu diesem Punkt folgt die Abstammung der Joktaniter
und der Abrahamiter derselben Linie. V.16. Und
Eber lebte 34 Jahre und zeugte Peleg; V.17. und
Eber lebte, nachdem er Peleg gezeugt hatte, 430 Jahre
und zeugte Söhne und Töchter. V.18. Und Peleg
lebte 30 Jahre und zeugte Regu; V.19. und Peleg lebte, nachdem er Regu
gezeugt hatte, 209 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. V.20. Und Regu lebte 32 Jahre und zeugte Serug;
V.21. und Regu lebte, nachdem er Serug gezeugt hatte, 207 Jahre und zeugte Söhne und
Töchter. V.22. Und Serug lebte 30 Jahre und
zeugte Nahor; V.23. und Serug
lebte, nachdem er Nahor gezeugt hatte, 200 Jahre und
zeugte Söhne und Töchter. V.24. Und Nahor
lebte 29 Jahre und zeugte Terach; V.25. und Nahor lebte, nachdem er Terach
gezeugt hatte, 119 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Ein sorgfältiger
Vergleich dieser Liste mit der genealogischen Tabelle in Kapitel 5 5 zeigt eine
deutliche Verkürzung der durchschnittlichen Lebenserwartung des Menschen nach
der Sintflut. Während Noah noch ein Alter von 950 Jahren erreichte, sank das
Alter des Menschen mit Arphaxad auf unter 500 Jahre;
dieses wurde wiederum mit Peleg auf 239 Jahre und mit
Nahor auf 148 Jahre reduziert. In dem kurzen Zeitraum
von acht Generationen wurde das Durchschnittsalter des Menschen also fast auf
das Niveau gesenkt, das es seither beibehalten hat. Dies war zum Teil auf den
Klimawandel auf der Erdoberfläche zurückzuführen, zum Teil auf die veränderte
Lebensweise. V.26. Und Terach lebte 70 Jahre und
zeugte Abram, Nahor und Haran.
Das heißt, der älteste Sohn von Terach wurde geboren,
als er siebzig Jahre alt war, und in diesem Fall werden drei Söhne erwähnt:
Abram, später Abraham, als Vater des jüdischen Volkes, Nahor
als Großvater von Rebekka und Haran als Vater von
Lot.
Die Nachkommen von Terach
(V. 27-32): V.27. Nun sind dies die Nachkommen von Terach:
Terach zeugte Abram, Nahor
und Haran; und Haran zeugte
Lot. Haran könnte der älteste Sohn gewesen sein,
und sein Sohn Lot war näher an Abrahams Alter. V.28. Und Haran
starb vor oder während der Lebenszeit seines Vaters Terach
in seinem Geburtsland Ur in Chaldäa. Dies war also die angestammte Heimat
dieser Familie der Nachkommen Sems. V.29. Und Abram und Nahor
nahmen sich Frauen; der Name von Abrams Frau war Sarai und der Name von Nahors Frau Milka, die Tochter Harans,
des Vaters von Milka und des Vaters von Isca.
Ehen zwischen relativ nahen Verwandten waren zu dieser Zeit noch die Regel,
denn Nahor heiratete seine Nichte und Abram seine
Halbschwester, Kap. 20, 12. V.30. Aber Sarai war unfruchtbar; sie hatte
kein Kind, was bei den Juden als großes Unglück, fast als Fluch galt, so wie
die Fruchtbarkeit der Mutter als großer Segen galt. V.31. Und Terach nahm seinen Sohn Abram und Lot, den Sohn Harans, den Sohn seines Sohnes, und seine Schwiegertochter Sarai,
die Frau seines Sohnes Abram, und sie zogen miteinander aus Ur in Chaldäa aus,
um in das Land Kanaan zu gehen; und sie kamen nach Haran
und wohnten dort. Sie alle zogen zusammen oder miteinander unter der
Führung von Terach und Abram aus. Im Falle von Abram
hatte er bereits jetzt den Auftrag Gottes erhalten, aufzubrechen
(Apostelgeschichte 7, 3), während im Falle von Terach
die Auswanderung Teil von Gottes Heilsplan war, der erste Schritt auf der
Reise, die Abram in das Land seines Erbes bringen sollte. V.32. Und die Tage
Terachs waren 205 Jahre; und Terach
starb in Haran. Diese
Notiz rundet die Geschichte von Terach ab, denn er
starb offensichtlich, nachdem Abram nach Kanaan aufgebrochen war. So wird die
weniger wichtige Persönlichkeit aus der Geschichte entfernt, bevor die Haupthandlung
weitergeht. Es folgt nun die Geschichte Abrahams, denn es war seine Generation
und sein Volk, die der Herr für sich auserwählte; und aus dem Samen Abrahams
sollte in der Fülle der Zeit die Erlösung, die den Patriarchen vor der Sintflut
verheißen worden war, über die ganze Welt kommen.
Abrams
Berufung; seine Reise nach Kanaan und Ägypten
Gott
beruft Abram (V. 1-3): V.1. Der HERR aber hatte zu Abram gesagt: Geh aus
deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in ein
Land, das ich dir zeigen werde. Hier beginnt die eigentliche Geschichte von
Abram oder Abraham, auf die der Autor auf sehr geschickte Weise hingeführt hat.
Gott gab ihm einen Befehl, der ihm einen dreifachen Verzicht auferlegte. Abram
sollte sein Vaterland verlassen, wobei sowohl Haran
als auch Ur in Chaldäa in Mesopotamien lagen. Er sollte die Mitglieder seines
Stammes, die anderen chaldäischen Nachkommen Sems, verlassen, die alle dem
Heidentum verfallen waren. Er sollte sogar sein Vaterhaus verlassen, das von Terach und seiner Familie. Die Ausdrücke sind absichtlich
gehäuft, um zu verdeutlichen, dass dies für Abram eine vollständige Trennung
von den familiären Bindungen bedeutete: Er ließ alles zurück, was ihm jemals
nahe und lieb war, außer seiner Frau, und sollte als Fremder in ein Land
reisen, das er nach und nach sehen würde. V.2. Und ich will dich zum großen
Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und sollst
ein Segen sein; V.3. und ich will segnen, die dich segnen, und
verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle
Geschlechter auf Erden. Hier werden sowohl zeitliche als auch geistige
Segnungen versprochen. Zu ersteren gehört die Tatsache, dass Abrams Nachkommen
so zahlreich sein sollten, dass sie ein großes Volk bilden würden. Aber von
weit größerer Bedeutung sind die Verheißungen, die sich auf geistliche Gaben
beziehen. Dass Abrams Name groß sein sollte, dass der Segen des Herrn auf ihm
ruhen sollte, dass er unter den Menschen so hoch angesehen sein sollte, dass er
das dankbare Lob und den Segen der Menschen empfängt und vor jedem Fluch
geschützt ist, dass in ihm alle Familien und Stämme der Erde, die ganze
Menschheit gesegnet sein sollten: All dies bezieht sich nicht auf irgendeinen
bloßen äußeren Reichtum, den der Herr Abram zu schenken beabsichtigte. Der
Segen, wie die Wiederholungen und Erweiterungen zeigen, Kap. 18, 18; 22, 18;
26, 4, darauf hin, dass Abram (oder Abraham) durch seinen Samen, durch einen
Nachkommen in der großen und gesegneten Nation, die ihn Vater nennen würde,
nämlich durch den Messias Jesus Christus, eine Quelle ewiger geistlicher Gaben
und Segnungen sein sollte, Apostelgeschichte 3, 25. 26; Galater 3, 16. Die
Prophezeiung des Samens der Frau, die in der Segnung von Sem allgemein gefasst
worden war, wurde hier ausdrücklich an Abram und die Nation weitergegeben, die
von ihm abstammen sollte.
Abrahams
Reise nach Kanaan (V. 4-9): V.4. So zog Abram aus, wie der HERR zu ihm
geredet hatte; und Lot zog mit ihm. Und Abram war 75 Jahre alt, als er aus Haran zog. Abram vertraute auf die Verheißung des Herrn
und gehorchte seinem Befehl, sein Vaterland, seine Bekannten und sogar seine
nächsten Verwandten zu verlassen, um mit seiner Frau und seinem Neffen in das
neue Land zu reisen, von dem der Herr gesprochen hatte. V.5. Und Abram nahm
Sarai, seine Frau, und Lot, den Sohn seines Bruders, und alle ihre Habe, die
sie erworben hatten, und die Seelen, die sie in Haran
gewonnen hatten; und sie zogen aus in das Land Kanaan; und in das Land Kanaan
kamen sie. Da sie an ein Nomadenleben gewöhnt waren, reisten sie in
gemächlichen Etappen, bis sie nach Kanaan kamen, wobei die gesamte Reise unter
Gottes Führung stand und daher erfolgreich war (Hebräer 11, 8). All ihren
Reichtum an Vieh und Dienern, den sie in Mesopotamien erworben hatten, brachten
sie mit. V.6. Und Abram durchzog das Land bis zum Ort Sichem, bis zur Terebinthe
More [Orakelterebinthe]. Damals waren die Kanaaniter im Land. Die
Karawane, an deren Spitze Abram stand, betrat das Land Kanaan offenbar von
Norden her, durch das Gebiet, das später Galiläa genannt wurde, und zog durch
das Land, in dem seine Nachkommen später leben sollten, bis er Sichem oder Shechem erreichte, das ungefähr in der Mitte des Landes
lag. Hier schlug er sein Zelt in einem Hain unter einer Terebinthe auf, einem
eichenähnlichen Baum, der einem More gehörte. Vgl. 5. Mose 11, 30. Und die
Kanaaniter waren damals im Land. So konnte Abram das Land nicht sofort in
Besitz nehmen, sondern durfte sich dort nur als Fremder aufhalten, Heb. 11, 9.
V.7. Und der HERR erschien Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich
dieses Land geben. Und er baute dort dem HERR, der ihm erschienen war,
einen Altar. Obwohl er einer Rasse angehörte, die den wahren Gott verlassen
hatte, hatte der Ruf des Herrn das Herz Abrams in einfachem Glauben zu ihm
gewandt. Als der Herr ihm daher in Sichem in einer Vision erschien und ihm
versicherte, dass das gesamte Land eines Tages seinen Nachkommen gehören würde,
glaubte Abram dem Herrn und verehrte ihn durch die Errichtung eines Altars.
V.8. Und er brach von dort auf, brach sein Lager ab und ging auf einen Berg
östlich von Bethel und schlug sein Zelt auf, mit Bethel im Westen und Ai im
Osten; und dort baute er dem HERRN einen Altar und predigte von dem Namen des HERRN.
Die geografische Angabe stammt in vielen Fällen aus dem späteren Zeitalter, in
dem der Autor lebte, um das Verständnis zu erleichtern. Abrams neues Lager
befand sich im Hügelland des späteren Ephraim, zwischen Ai im Westen und Lus
oder Bethel im Osten. Auch hier führte er die Verehrung des wahren Gottes durch
Predigten und Gebete ein, denn er fühlte sich für seinen gesamten Haushalt
verantwortlich und lehrte daher auch seine Sklaven und Hausdiener den Weg der
Erlösung. V.9. Und Abram zog weiter nach Süden. Erneut schlug er sein Zelt
auf und zog mit all seinem Besitz in den südlichsten Bezirk Kanaans, wo er an
die arabische Wüste grenzt.
Abraham
verstellt sich in Ägypten (V. 10-13): V.10. Und es kam eine Hungersnot
ins Land, und Abram zog nach Ägypten hinab, um sich dort aufzuhalten; denn die
Hungersnot lastete schwer auf dem Land. Die häufigen Umzüge Abrams, die im
Text erwähnt werden, deuten auf eine zunehmende Nahrungsmittelknappheit hin;
und die Hungersnot wurde schließlich so schlimm, dass er mit seinen Herden ins
Land Ägypten zog. V.11. Und es begab sich, als er nahe daran war, nach
Ägypten zu kommen, sprach er zu Sarai, seiner Frau: Siehe doch, ich weiß, dass
du eine schöne Frau bist; V.12. darum, wenn dich die Ägypter sehen
werden, werden sie sagen: Dies ist seine Frau, und werden mich erschlagen, dich
aber werden sie leben lassen. V.13. Sag: Du bist meine Schwester, damit
es mir um deinetwillen gut geht und meine Seele um deinetwillen lebt. Die
Bibel berichtet zu unserem Trost und zu unserer Warnung sowohl von den
Schwächen der Heiligen als auch von ihren Glaubensakten. Obwohl Sarai
inzwischen etwa fünfundsechzig Jahre alt war, hatte sie immer noch ihre
jugendliche Blüte und Schönheit, und da Frauen in Ägypten zu dieser Zeit
unverschleiert gingen, befürchtete Abram, dass die Schönheit seiner Frau einen
mächtigen Ägypter dazu verleiten könnte, sie für sich selbst zu begehren, und
dass Abram als Ehemann im Weg stehen und durch eine Hinrichtung beseitigt
werden könnte. Als seine Karawane kurz davor stand, ägyptisches Gebiet zu
betreten, vereinbarte Abram daher mit seiner Frau, dass sie in Ägypten als
Bruder und Schwester bekannt sein würden. Er war der Meinung, dass die Ägypter
Sarai ihm wegnehmen könnten, sein eigenes Leben jedoch durch seine List
verschont bliebe und er sogar gut behandelt würde, um der Frau willen, die das
Volk für seine Schwester hielt. Dieser Rat Abrahams war das Ergebnis
menschlicher Schwäche und des Zweifels an dem göttlichen Schutz. Es war ein
Hinweis auf ein vorübergehendes Schwanken Abrams, denn obwohl die Erklärung
nicht ganz falsch war, Kap. 20, 12, war sie auch nicht die ganze Wahrheit.
Abrahams
List wird aufgedeckt (V. 14-20): V.14. Und es begab sich, als Abram nach
Ägypten kam, dass die Ägypter die Frau sahen, dass sie sehr schön war.
V.15. Auch die Fürsten des Pharao sahen sie und priesen sie vor dem Pharao;
und die Frau wurde in des Pharao Haus aufgenommen. Was Abram befürchtet
hatte, trat ein, und gleichzeitig wurde die Schwäche seines Plans aufgedeckt,
denn er hatte offenbar nicht bedacht, wie er seine Frau für sich behalten und
ihre Ehre retten konnte. Der Bericht über Saras Schönheit verbreitete sich schnell;
die ägyptischen Prinzen lobten sie in Gegenwart des Pharaos, des Herrschers von
Ägypten, und ohne viel Aufhebens wurde sie in den Harem des Pharaos
aufgenommen. V.16. Und er tat Abram Gutes um ihretwillen; und er bekam
Schafe und Rinder und Esel und Knechte und Mägde und Eselinnen und Kamele.
Dies waren die reichen Geschenke des Pharao an den vermeintlichen Bruder der
Frau, die er als seine Frau begehrte, oder an eine seiner Frauen. Diese
Geschenke brachten Abram in eine besondere Zwangslage, denn er muss das Gefühl
gehabt haben, dass er sie unter falschen Vorwänden erhalten hatte, und doch
konnte er sie nicht ablehnen, ohne seinen Plan zu verraten. V.17. Und der HERR
plagte den Pharao und sein Haus mit großen Plagen wegen Sarai, Abrams Frau.
Es waren buchstäblich große Schläge, die der Herr verhängte, und anscheinend
von einer Art, die die Ehre Saras zu schützen schien. Vgl. Kap. 20, 4. 6. In
gewisser Weise wurde dem Pharao auch offenbart, wie die tatsächliche Situation
war. V.18. Und der Pharao rief Abram und sprach: Was ist das, was du mir
angetan hast? Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie deine Frau ist?
V.19. Warum hast du gesagt, sie sei deine Schwester? Hätte ich sie doch zu
mir genommen als Frau! Nun siehe, da hast du deine Frau, nimm sie und zieh hin!
Als der Pharao Abram zu sich rief, waren die Vorwürfe, die er ihm machte,
berechtigt, und Abram konnte nichts zu seiner Verteidigung sagen. Die letzten
Worte des Königs waren voller Zorn: Nimm sie und geh! V.20. Und der Pharao
befahl seinen Leuten, ihn, seine Frau und alles, was er hatte, fortzuschicken.
Die Befehle des Pharaos wurden so ausgeführt, wie sie gegeben wurden. Seine
Männer sorgten dafür, dass Abram, Sarai und ihr gesamter Besitz sicher, aber
bestimmt, an die Landesgrenzen gebracht wurden. Wahrscheinlich war es nur eine
Art ehrfürchtiger Furcht vor dem Gott Abrams, die den Pharao davon abhielt,
sich auf sehr summarische Weise an Abram zu rächen. Aber wir sehen hier, dass
der Herr selbst die Fehler und Schwächen seiner Gläubigen zu ihrem Vorteil
wendet und sie vor den verschiedenen Gefahren bewahrt und schützt, in die sie
aufgrund ihrer eigenen Torheit zu stürzen drohen. Diese Lektion lehrt uns, dass
wir als Fremde und Pilger des Herrn hier auf Erden mit aller Umsicht vorgehen
und uns ständig das Ziel vor Augen halten sollten, das Er uns erreichen lassen
möchte.
Die friedliche Scheidung zwischen
Abram und Lot
Abrams Rückkehr nach Kanaan (V.
1-4): V.1. Und Abram zog herauf aus Ägypten, er und seine Frau und alles,
was er hatte, und Lot mit ihm, in den Süden. Zusammen mit Lot, der ihn, wie
wir hier erfahren, nach Ägypten begleitet hatte, kehrt Abram nun mit all seinem
großen Besitz nach Kanaan zurück und wählt für seine Rückkehr dieselbe Route,
die er bei seiner Ankunft genommen hatte. Sein erster Aufenthaltsort war auf
der großen Hochebene im südlichen Teil von Kanaan. V.2. Und Abram war sehr
reich an Vieh, Silber und Gold. Diese Bemerkung wird hier eingefügt, um die
Schwierigkeiten zu erklären, die später zwischen ihm und Lot auftraten. V.3. Und
er zog auf seinen Reisen vom Süden bis nach Bethel, an den Ort, an dem sein
Zelt am Anfang gestanden hatte, zwischen Bethel und Ai; v.4. an den Ort
des Altars, den er dort zuerst errichtet hatte; und dort predigte Abram den
Namen des HERRN. Die Reise nach Norden musste natürlich in leichten Etappen
erfolgen, denn mit großen Herden, die auf das Futter entlang des Weges
angewiesen waren, ging es nur langsam voran. Aber schließlich erreichten die
Karawanen wieder die Gegend ihres früheren Aufenthalts, wo sie vor der
Hungersnot zwischen Bethel und Ai ihr Lager aufgeschlagen hatten. In der
Geschichte wird betont, dass dies der Ort des Altars war, den Abram bei seinem
ersten Aufenthalt in diesem Land errichtet hatte. Das war der wichtige Punkt in
der Geschichte Abrams, dass seine Erfahrung in Ägypten ihn gelehrt hatte, sich
von ganzem Herzen wieder dem Herrn zuzuwenden. Sein Wunsch konzentrierte sich
nun auf Ihn, der als sein Nachkomme, der Messias, verheißen war und der der
Welt Segen und Erlösung bringen sollte. Deshalb führte Abram wieder
Gottesdienste mit Gebet und Predigt ein; er führte mit seiner Familie die
Anbetung Jehovas ein. So bekannte er auch vor den Heiden den wahren Gott und
die Hoffnung seines Herzens. Nicht zeitlicher, irdischer Gewinn macht das wahre
Glück der Gläubigen aus, sondern die Tatsache, dass sie Christus und sein Heil
besitzen.
Abram schlägt die Trennung vor (V.
5-9): V.5. Und auch Lot, der mit Abram zog, hatte Klein- und Großvieh und
Zelte. V.6. Und das Land konnte sie nicht ertragen, dass sie beieinander
wohnten; denn ihre Habe war groß, und konnten nicht beieinander wohnen.
Sowohl Abram als auch Lot waren inzwischen sehr reich geworden und besaßen
Schaf- und Ziegenherden sowie Rinder-, Esel- und Kamelherden, zusammen mit den
notwendigen Sklaven beiderlei Geschlechts, die sich um die Herden und die
Arbeit im Lager kümmerten, das wie eine richtige Zeltstadt ausgesehen haben
muss. Das Ergebnis war, dass das Land nicht genug Nahrung für die beiden Herden
und die Haushalte liefern konnte; es würde ihr Zusammenleben nicht länger
aushalten. V.7. Und es gab Streit zwischen den Hirten von Abrams Vieh und
den Hirten von Lots Vieh. Und die Kanaaniter und die Perisiter
lebten damals im Land. Konflikte zwischen den Hirten der beiden reichen
Männer waren fast unvermeidlich, da beide Parteien versuchten, die besten
Weideplätze für ihre Herren zu bekommen. Es war eine unangenehme Situation, um
es milde auszudrücken, und die Angelegenheit wurde noch komplizierter durch die
Tatsache, dass der Stamm der Perisiter, von deren
Abstammung nichts bekannt ist, und die Kanaaniter im Besitz der besten Weiden
waren, wobei von Lot und Abram erwartet wurde, dass sie das, was übrig blieb,
unter ihnen aufteilten. V.8. Und Abram sprach zu Lot: Lass doch keinen
Streit sein zwischen mir und dir und zwischen meinen Hirten und deinen Hirten;
denn wir sind Brüder. V.9. Ist nicht das ganze Land vor dir? Trenne dich
doch von mir. Wenn du zur Linken gehen willst, so will ich zur Rechten gehen;
wenn du zur Rechten gehen willst, so will ich zur Linken gehen. Es war
natürlich unmöglich, die Fehde der Hirten vor den Herren geheim zu halten, und
wenn diese keine Schritte unternommen hätten, um die Situation zu bereinigen,
hätte es zu einer Fehde zwischen den Familien kommen können, wie aus den Worten
Abrahams hervorgeht. Abrams Hauptargument lautet: „Wir sind Brüder.“ Eine Auseinandersetzung,
ein Streit zwischen Fremden mag noch verständlich sein, auch wenn er nicht
geduldet werden kann, aber zwischen nahen Verwandten niemals. Obwohl Abram
älter war und außerdem der Onkel von Lot, überließ er Lot die Wahl und erklärte
sich damit zufrieden, das zu nehmen, was übrig blieb. Das Wort von Abram ist
daher zu Recht zu einem sprichwörtlichen Leitspruch für die friedliebende und
nachgiebige Gesinnung geworden, in allen Fällen, in denen eine Unterscheidung
und Trennung unter den gegebenen Umständen notwendig wird.
Lots Wahl; die Trennung (V. 10-13):
V.10. Und Lot erhob seine Augen und sah die ganze Ebene des Jordan, dass sie
überall gut bewässert war, bevor der HERR Sodom und Gomorra vernichtete, sogar
wie der Garten des HERRN, wie das Land Ägypten, wenn man nach Zoar kommt.
Lot nutzte Abram aus, indem er sein Angebot annahm. Er führte eine sorgfältige
Untersuchung und Berechnung durch, und das Jordantal gefiel ihm, da es vom See
Genezareth bis zum Siddim-Tal (dem späteren Toten
Meer) reichlich bewässert war, wie das Paradies, der Garten Jehovas, oder wie
Ägypten, dessen Boden aufgrund des jährlichen Nilhochwassers so fruchtbar war.
Bis Zoar, im äußersten Südosten des Tals, schien das Land an Reichtum
unübertroffen zu sein. V.11. Da erwählte sich Lot die ganze Ebene des
Jordan; und Lot brach nach Osten auf, und sie trennten sich voneinander.
V.12. Abram wohnte im Land Kanaan, und Lot wohnte in den Städten der Ebene
und schlug seine Zelte in Richtung Sodom auf. Obwohl Lot so eigennützig
handelte, führte Abrams Politik dazu, dass sie sich friedlich wie Brüder
trennten. Lot zog mit seinem Besitz nach Osten und schlug dort sein Zelt auf,
d. h., er legte nur kurze Strecken zurück und schlug immer wieder ein neues
Lager auf, bis er Sodom erreichte, wo er sich niederließ, während Abram im
eigentlichen Kanaan blieb. Lots Entscheidung mag von ausgeprägten
unternehmerischen Fähigkeiten und einer sehr egoistischen Einstellung zeugen,
aber es war sicherlich eine gefährliche Entscheidung. V.13. Aber die Männer
von Sodom waren voller Bosheit und sündigten sehr gegen den HERRN. Diese
Bemerkung, die den Einwohnern von Sodom eine Bosheit in ungewöhnlichem Maße
zuschreibt, selbst inmitten der Heiden, bereitet nicht nur auf die spätere
Geschichte über das Schicksal der Stadt vor, Kapitel 19, sondern wirft auch ein
Licht auf den Charakter von Lot, der diese Stadt als seine Heimat wählte. Bis
zu diesem Zeitpunkt mag er im Glauben mit Abraham verbunden gewesen sein, doch
offenbar hatte Habgier von seinem Herzen Besitz ergriffen, sodass er die großen
moralischen Gefahren einer notorisch bösen Stadt für seine Kinder missachtete,
nur um größeren Gewinn zu erzielen. Von diesem Zeitpunkt an kämpften die
weltlichen Gedanken und Neigungen in seinem Herzen mit seinem Glauben und
seiner Ehrfurcht vor dem wahren Gott.
Gott wiederholt seine Verheißung (V.
14-18): V.14. Und der HERR sprach zu Abram, nachdem Lot sich von ihm
getrennt hatte: Hebe deine Augen auf und schaue von dem Ort, an dem du dich
befindest, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen; Vers 15. Denn
das ganze Land, das du siehst, will ich dir und deinen Nachkommen für ewig
geben. Die Trennung von Lot und Abram war in gewisser Weise prophetisch für
die Beziehung, die später zwischen seinen Nachkommen und denen von Abram
bestehen würde. Und gerade zu dieser Zeit wiederholte der Herr sein Versprechen
an Abram und forderte ihn auf, von dem Ort aus, an dem er sich gerade befand,
fast im Zentrum Kanaans, in alle Richtungen zu blicken, da dieses ganze Land
den Besitz seiner Nachkommen bilden sollte. So sollte Abram, zumindest im
Geiste, wenn nicht tatsächlich, das Land Kanaan für seine Nachkommen
beanspruchen. V.16. Und ich will deinen Samen [Nachkommen] machen wie
den Staub der Erde, so dass, wenn ein Mensch den Staub der Erde zählen könnte,
auch dein Same gezählt werden könnte. Die doppelte Verheißung, das Land zu
besitzen und so unzählige Nachkommen zu haben, war natürlich an Abrams Glauben
gerichtet und musste von ihm im Glauben angenommen werden, Hebräer 11, 9. 10.
V.17. Steh auf, durchwandle das Land in seiner Länge und Breite; denn ich
will es dir geben. Dies bezieht sich auf einen alten Brauch, nach dem eine
Person ihren Anspruch auf ein Stück Land durch Umrunden desselben geltend
machte. Obwohl Abram nicht einen Fußbreit Land besaß, stand Gottes Versprechen,
dass seine Nachkommen das ganze Land als ihr Eigen betrachten sollten. All dies
hat eine größere Bedeutung. Denn, wie ein Kommentator es ausdrückt, wird durch
Christus die Verheißung aus ihrer zeitlichen Form in die Würde der Substanz
erhoben; durch ihn wird die ganze Welt zu einem Kanaan. Zu den unzähligen Nachkommen
Abrams gehören alle Menschen aus allen Generationen der Erde, die den Glauben
Abrams oder Abrahams haben. Abraham ist unser aller Vater, Röm 4,16. Wir, die
wir an die Verheißung glauben, die Christus betrifft, gehören zu jenem großen
Volk von Gläubigen, das seit der Zeit Adams existiert und in allen Nationen der
Erde vertreten ist. V.18. Dann brach Abram auf und kam und wohnte in der
Ebene Mamre, die in Hebron liegt, und baute dort dem
HERRN einen Altar. Abram war dem Wort des Herrn gehorsam; in den
nächsten Jahren reiste er durch das Land. Er schlug sein Zelt in leichten
Etappen auf, bis er schließlich in Hebron, etwa in der Mitte des südlichen
Teils von Kanaan, sein Zuhause fand. Dort lebte er im Terebinthenhain,
der dem Amoriter Mamre gehörte, Kapitel 14, 13. 24.
Eine seiner ersten Handlungen hier war wiederum die Errichtung eines Altars für
den Herrn. Er konnte nicht ohne seine regelmäßige Anbetung sein, und er und
sein Haushalt trafen sich regelmäßig zum Gottesdienst für Jehova. Es würde
zweifellos viel Segen bringen, wenn Gläubige, die sich in einem neuen Bezirk
oder einer neuen Stadt niederlassen, die Einrichtung regelmäßiger Gottesdienste
zu ihrer ersten Aufgabe machen würden.
Der Krieg der Könige und die Rettung
Lots
Der Aufstand der Könige der Ebene
(V. 1-7): V.1. Und es begab sich in den Tagen Amraphels,
des Königs von Sinear, Ariochs,
des Königs von Ellasar, Kedor-Laomers,
des Königs von Elam, und Tidals, des Königs der
Nationen, V.2. dass diese Krieg führten mit Bera,
dem König von Sodom, und mit Birsha, dem König von
Gomorra, mit Shinab, dem König von Adma, und mit Shemeber, dem König
von Zeboiim, und mit dem König von Bela, das Zoar
ist. Dies waren die Tage der Stadtstaaten, kurz vor dem Aufstieg der großen
östlichen Nationen. Zeitgenössischen Dokumenten zufolge ist Amraphel
von Sinear mit Ammu-Rabi
oder Chammurabi, dem König von Sumer, zu
identifizieren, der kurz darauf das frühe babylonische Reich gründete; Arioch von Ellasar war
wahrscheinlich Eri-Aku, der König von Larsa, einem südbabylonischen Stadtstaat; Chedor Laomer war Kudur-Lagamor, ein naher Nachfolger von Simti-Schilchak,
der in alten Aufzeichnungen von Elam oder Elymais erwähnt wird; und Tidal, König von Goiim oder Nationen, war Tudhkhulu,
König von Gutium, im südwestlichen Teil des späteren Amraphel-Territoriums.[4] Diese vier Könige hatten eine Konföderation
gebildet, um ihre Macht zu erweitern, und führten zu diesem Zweck Krieg gegen
die fünf Könige des Siddim-Tals im südöstlichen Teil
Kanaans, wo ihre Stadtstaaten ebenfalls eine Konföderation bildeten. V.3. Alle
diese waren im Siddimtal, dem Salzmeer,
zusammengeschlossen. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Geschichte
existierte das Siddimtal nicht mehr, da seine einst
fruchtbaren Felder vom Wasser des Toten Meeres bedeckt waren. Vgl. Kap. 19, 24.
25. V.4. Zwölf Jahre lang dienten sie Kedor-Laomer,
und im dreizehnten Jahr hatten sie sich aufgelehnt. Kedor-Laomer
war zu dieser Zeit das Oberhaupt der nördlichen Konföderation, und daher wird
die Rebellion der südlichen Könige und ihre Weigerung, Tribut zu zahlen, als
gegen ihn gerichtet dargestellt. V.5. Und im vierzehnten Jahr kam Kedor-Laomer und die Könige, die mit ihm waren, und sie
schlugen die Rephaim in Aschtarot-Karnajim
und die Zuzim in Ham und
die Emiter in Schaveh-Kirjatajim,
v.6. und die Horiter in ihrem Berg Seir bis nach Elparan, das an der
Wüste liegt. V.7. Und sie kehrten um und kamen nach En-Mischpat, das ist Kadesch, und
schlugen das ganze Land der Amalekiter und auch die
Amoriter, die in Hazezon-Tamar wohnten. Es war
ein Feldzug der Rache und Eroberung, den die Könige der nördlichen oder
babylonischen Konföderation unter der Führung von Kedor-Laomer
unternahmen. Mit ihren Armeen zogen sie über Damaskus und wandten sich dann
nach Süden durch das Land östlich des Jordans. Sie errangen zunächst einen entscheidenden
Sieg über die Rephaim, einen Riesenstamm, der damals
in den Hochländern von Basan lebte und dessen
Hauptstadt Aschtarot-Karnajim, „das gehörnte
Aschtarot“, war. Als Nächstes eroberten sie die Zuzim,
ebenfalls ein Riesenvolk, das das östliche Hochland südlich von Basan und Gilead besetzte. Weiter südlich besiegten die
babylonischen Armeen die Armeen der Emiter, „die
Schrecklichen“, deren Hauptstadt Schaveh Kiriathaim, „das Tal der zwei Städte“, war. Das letzte
Land, das sich den Eroberern ergab, war das der Horiter,
einer Rasse von Höhlenbewohnern südlich des späteren Toten Meeres. Chedorlaomer kehrte nun nach Westen und Norden zurück und
fiel in das Land ein, das später von den Amalekitern
besetzt wurde, mit der Hauptstadt Kadesh Barnea, und
in das Land der Amoriter, die östlich des Meeres der Ebene, dem späteren Toten
Meer, lebten. Beide Nationen wurden von den Armeen der nördlichen Konföderation
erobert. Es war der erste einer langen Reihe von Eroberungsfeldzügen, die von
den alten Reichen des Euphrattals durchgeführt
wurden.
Die Gefangennahme Lots (V.
8-12): V.8. Und es zogen aus der König von Sodom und der König von Gomorra
und der König von Adma und der König von Zebojim und der König von Bela (das ist Zoar) und sie
kämpften gegen sie im Tal von Siddim; Vers
9. mit Kedor-Laomer, dem König von Elam, und mit Thidalki, dem König
der Nationen, und Amraphel, dem König von Sinear, und Arioch, dem König von
Ellasar; vier Könige mit fünf. Erfüllt von ihren
jüngsten Eroberungen, durch die sie alle möglichen Verbündeten der südlichen
Konföderation ausgeschaltet hatten, ließen die Könige des Nordens ihre
siegreichen Horden in das Tal von Siddim in der Nähe
des schönen Meeres der Ebene strömen. V.10. Und das Siddimtal
war voll von Schlammgruben; und die Könige von Sodom und Gomorra flohen und
fielen dort hinein [oder: fielen dort; aber aufgrund V. 17 ist fielen
hinein wahrscheinlicher]; und die Übrigen flohen auf das Gebirge. Dies
war das Ergebnis der Schlacht: Die fünf Könige des Südens wurden von den Armeen
des Nordens in die Flucht geschlagen und versuchten, ihr Leben zu retten. Die
Könige von Sodom und Gomorra waren mit dem Land vertraut und fielen in eine der
Asphaltgruben, die es in der Gegend reichlich gab, d. h. sie versteckten sich
schnell dort, während ihre Verbündeten in die abgelegenen Schluchten des
späteren Landes Moab flohen, wo die vielen Verstecke verhinderten, dass sie vom
Feind gefunden wurden. V.11. Und sie nahmen alle Güter von Sodom und Gomorra
und alle ihre Lebensmittel und zogen ihres Weges. Schon damals gehörte die
Beute den Siegern; sie plünderten die Städte der besiegten Armeen bis auf den
letzten Rest an Lebensmitteln und marschierten dann weiter. V.12. Und sie
nahmen Lot, den Sohn des Bruders von Abram, der in Sodom wohnte, und seine
Güter und zogen davon. So war Lot gezwungen, mit dem gottlosen Volk zu
leiden, unter dem er lebte und dessen Stadt er als seine Heimat gewählt hatte.
Dies sollte sich als eine hervorragende Züchtigung und Korrektur für ihn
erweisen.
Abrams Marsch und Sieg (V.
13-16): V.13. Und es kam einer, der
entkommen war, und berichtete es Abram, dem Hebräer; denn er wohnte in der
Ebene von Mamre, dem Amoriter, dem Bruder von Eshkol
und dem Bruder von Aner; und diese waren mit Abram
verbündet. Abram, der in einiger Entfernung vom Schauplatz all dieser
Ereignisse lebte, war sich der Notlage, in die Lot geraten war, nicht bewusst,
bis ein Flüchtling aus der Schlacht ihm die Nachricht überbrachte. Er war als
der Hebräer bekannt, der Einwanderer von der anderen Seite des Euphrat, und
lebte immer noch im Terebinthenhain, der Mamre, dem Amoriter, gehörte. V.14. Und als Abram hörte,
dass sein Bruder gefangen genommen worden war, bewaffnete er seine bewährten Knechte,
die in seinem eigenen Haus geboren worden waren, 318, und verfolgte sie bis
nach Dan. Als Abram die Nachricht erhielt, waren die Feinde bereits weit
auf dem Weg in ihre Heimat vorangekommen. Aber er handelte mit lobenswerter
Schnelligkeit und Energie, denn es war sein Bruder, sein naher Verwandter,
dessen Leben in Gefahr war. Er versammelte sofort die Sklaven, die in seinem
Haus geboren und im Umgang mit Waffen ausgebildet worden waren, und schickte
sie buchstäblich in angemessener Schlachtordnung auf die Verfolgung der
babylonischen Armeen. Es waren dreihundertachtzehn dieser Knechte, außer den
Männern von Aner, Eschkol
und Mamre, die mit Abram an die äußerste Nordgrenze
von Gilead in Peräa zogen, wo später die Stadt Dan
lag. V.15. Und er teilte sich bei Nacht gegen sie, er und seine Knechte, und
schlug sie und verfolgte sie bis nach Hoba, das links
von Damaskus liegt. Durch den Einsatz von Strategie und mit der Hilfe des
allmächtigen Gottes, vor dem bloße Zahlen nicht der entscheidende Faktor sind,
konnte Abram die babylonischen Armeen in die Flucht schlagen und sie sogar von
Damaskus aus nach Norden (wörtlich: zur Linken, wenn man nach Osten blickt) bis
zu einem kleinen Dorf verfolgen, das heute als Hoba
bekannt ist. V.16. Und er brachte alle Güter zurück und auch seinen Bruder
Lot, seine Güter, die Frauen und das Volk. Der gesamte Raub des Feindes
wurde ihnen von Abrams kleiner Armee abgenommen, die damit in großmütiger Liebe
Lot für das Böse belohnte. So erzeugt wahrer Glaube heiligen Mut und ist in der
Lage, allen Gefahren zu begegnen und sie zu überwinden, wenn die Arbeit, mit
der ein Gläubiger beschäftigt ist, die Zustimmung Gottes findet.
Abrams Rückkehr (V.
17-24): V.17. Und der König von Sodom ging ihm entgegen, nachdem er von der
Schlacht gegen Kedor-Laomer und die Könige, die mit
ihm waren, zurückgekehrt war, im Tal von Schaveh, dem
Tal des Königs. Die Nachricht von Abrams Sieg eilte ihm voraus, denn mit
all der Beute und den Frauen konnte er nicht so schnell reisen, wie er sich auf
die Verfolgung beeilt hatte. Der König von Sodom, der sein Leben durch seine
Selbstbeherrschung gerettet hatte, ging den zurückkehrenden Siegern an einem
Ort entgegen, der wahrscheinlich am Kidron lag und
von da an den Namen „Königsdol“ trug, 2 Sam. 18, 18.
V.18. Und Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein hervor;
und er war der Priester des höchsten Gottes. Über diesen Melchisedek, König
von Salem, wahrscheinlich Jerusalem, ist nichts weiter bekannt. Vgl. Hebräer 7,
3. Er scheint einer von denen gewesen zu sein, die an der Verehrung des wahren
Gottes festhielten, nachdem die Mehrheit des Volkes in die Tiefen des
Heidentums gestürzt war; diesem Gott war er ein Priester. Nun zeigte er seine
Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber Abram und seiner kleinen Armee, indem
er Brot und Wein hervorholte, um die erschöpften Soldaten zu erfrischen und zu
stärken. V.19. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram vom
höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde; V.20. und gesegnet
[d.i. gepriesen] sei der höchste Gott, der deine Feinde in deine Hand
gegeben hat. Und Abram gab ihm den Zehnten von allem. So übertrug
Melchisedek Abram den Segen Gottes, des Allerhöchsten, des Gründers und
Besitzers des Himmels und der Erde. Und er wiederum pries den Herrn, den
Erhabenen, dem der Sieg Abrams zuzuschreiben ist. Es war ein Gebet für
Wohlstand und Segen in schöner, poetischer Form. Melchisedek ist ein Typus
Christi, des großen Hohenpriesters des Neuen Testaments, Ps. 110, 4, und das
gesamte 7. Kapitel des Hebräerbriefs ist eigentlich ein Kommentar zu dieser
Passage. Abram erkannte Melchisedek als Priester an, indem er ihm den Zehnten
von allem gab, Hebräer 7, 4. Dies war der wichtigere Teil der Begegnung. V.21. Und
der König von Sodom sprach zu Abram: Gib mir die Menschen, und nimm die Güter
für dich. Seine Absicht war es, Abram für die Arbeit zu entlohnen, die er
geleistet hatte, um die gefangenen Sodomiter,
insbesondere die Frauen und Kinder, aus den Händen des Feindes zu befreien. Er
verlangte nur die Seelen, die Menschen, die Abram zurückgebracht hatte, und
schlug vor, dass Abram die Beute behalten sollte, die ursprünglich den Männern
von Sodom gehört hatte, als Gegenleistung für seinen Sieg. V.22. Und Abram
sprach zum König von Sodom: Ich habe meine Hand zum HERRN, dem höchsten Gott,
dem Schöpfer des Himmels und der Erde, erhoben, V.23. dass ich dir
nichts nehmen werde, vom Faden bis zum Schuhriemen, und dass ich nichts nehmen
werde nichts nehme, was dein ist, damit du nicht sagst: Ich habe Abram
reich gemacht; Vers 24. außer dem, was die jungen Männer gegessen haben,
und dem Anteil der Männer, die mit mir gezogen sind, Aner,
Eschkol und Mamre; sie
sollen ihren Anteil nehmen. Es ist eine freundliche, aber feierliche und nachdrückliche Ablehnung.
Abram bekennt sich zum wahren Gott, in dessen Namen er schwört, und erklärt,
dass die Männer, die zu seinen Verbündeten gehören, das Angebot annehmen und
ihren Anteil an der Beute einfordern können, und er wäre bereit, das
anzunehmen, was seine Diener während ihres Feldzugs an Nahrung zu sich genommen
haben; aber für sich selbst würde er nicht einmal einen Faden oder einen
Schuhriemen vom König von Sodom annehmen, damit dieser sich nicht später damit
brüsten kann, dass Abram ihm seinen Reichtum verdankt. Abram wollte dem
heidnischen König gegenüber nicht verpflichtet sein. Auch heute werden die
Gläubigen ermutigt, Gutes auch den Ungläubigen zu tun; aber darüber hinaus
sollten sie nicht gehen, um ihr Christsein nicht zu gefährden.
Der Segen für Abram wird erneuert
Gottes Verheißung an Abram (V. 1-6):
V.1. Nach diesen Ereignissen erging das Wort des HERRN in einer Vision an
Abram und sprach: Fürchte dich nicht, Abram; ich bin dein Schild und dein
überaus großer Lohn. Nach diesen Ereignissen, nachdem Abram in seine
Heimatstadt Hebron zurückgekehrt war, sprach der Herr in einer Vision zu ihm,
während Abram sich in einem Zustand der Ekstase befand, unter dem Einfluss
Gottes. Feierlich versichert Jehova seinem Diener angesichts der vielen
Gefahren, die ihn umgeben, und auch angesichts der Tatsache, dass er immer noch
kein Kind hat: Fürchte dich nicht; ich bin dein Schild, dein sehr großer Lohn.
Der Herr versprach, ihn in allen Konflikten zu verteidigen und ihn so zu
segnen, dass er selbst sein Lohn sei. V.2. Und Abram sprach: HERR, Gott, was
willst du mir geben, da ich kinderlos bin und Erbe meines Hauses wird Elieser
aus Damaskus? V.3. Und Abram sprach: Siehe, du hast mir keinen Samen
[Nachkommen] gegeben, und siehe, der in meinem Haus Geborene ist mein Erbe.
Die Verheißung, die der Herr ihm gegeben hatte, Kap. 12, 2, schien eine Sache
der fernen Vergangenheit zu sein, und Abrams Glaube wurde auf eine harte Probe
gestellt. Die Zeit verging von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr, und er war immer
noch kinderlos, ohne Nachkommen, verlassen. Es schien nur eine Schlussfolgerung
möglich zu sein, nämlich dass einer seiner Haussklaven, sein Verwalter, Elieser
von Damaskus, sein Erbe sein würde. Das wird durch den unvollständigen Satz
angedeutet, und die Wiederholung desselben Gedankens unterstreicht das Gefühl
der Trostlosigkeit, das sich in Abrams Herz einschlich. V.4. Und siehe, das
Wort des HERRN erging an ihn: Nicht er soll dein Erbe sein, sondern der aus
deinem Leib hervorkommt, soll dein Erbe sein. Nicht nur ein Mitglied des
Haushalts von Abram, sondern sein eigener leiblicher Sohn sollte der Erbe
seines Vermögens sein, was impliziert, dass er auch der Erbe der messianischen
Prophezeiung sein sollte. V.5. Und er führte ihn hinaus und sprach: Sieh zum
Himmel hinauf und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu
ihm: So zahlreich wird dein Same sein. Gottes Geduld hat eine wunderbare,
stützende und stärkende Kraft. Um seinem Diener die genaue Bedeutung seines
Versprechens zu verdeutlichen, führte der Herr ihn nach draußen und ließ ihn
den Sternenhimmel genau betrachten, um zu sehen, ob er in der Lage war, die
Sterne zu zählen. So groß, kurz gesagt, würde die Zahl seiner Nachkommen sein.
Dieses Versprechen ist letztlich messianisch. Durch den einen Samen, Christus,
sollten alle Nationen auf Erden gesegnet werden, und alle Menschen aller
Nationen, die die einzige Erlösung, die in Jesus Christus, angenommen haben,
sind in Wahrheit die Nachkommen Abrahams; sie sind das Volk Gottes, das
geistliche Israel, Röm. 4, 18. V.6. Und (Abram) glaubte an den HERRN; und das
rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. Vgl. Röm. 4, 5. Abram vertraute auf die
Verheißung des Herrn mit allem, was sie beinhaltete, und deshalb nahm der Herr
ihn in den Bund seiner Gnade auf. Das ist der Weg der Erlösung für alle Sünder,
der Weg, um die wahre Gerechtigkeit zu erlangen, durch die wir vor Gott gerechtfertigt
sind. Christus hat Segen, Erlösung und Gerechtigkeit für alle Menschen
verdient, und alle, die diese Verheißung im Glauben annehmen, haben diese
wunderbaren Gaben, sind rein, heilig und gerecht vor Gott, weil ihnen die
Gerechtigkeit Christi zugerechnet wird.
Das Opfer des Bundes (V. 7-12): Vers
7 Und er sprach zu ihm: Ich bin der HERR, der dich aus Ur in Chaldäa geführt
hat, um dir dieses Land zum Erbe zu geben. In Vorbereitung darauf, Abram
ein besonderes Zeichen für die Vollendung des Bundes zu geben und ihm zu
versichern, dass seine Nachkommen die Besitzer des Landes Kanaan sein würden,
stellt sich der Herr als derjenige vor, dessen Verhalten in der Vergangenheit
eine Garantie für seine Treue in der Zukunft ist. V.8. Und er sprach: HERR,
Gott, wodurch soll ich erkennen, dass ich es erben werde? Dies war keine
Frage des Zweifels, sondern des Wunsches nach einer Gewissheit im Falle dieser
Verheißung, die jedes menschliche Verständnis überstieg. Er bat um ein Zeichen
des Bundes. V.9 Und er sprach zu ihm: Nimm eine dreijährige Kuh, eine
dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine junge
Taube. All dies waren Opfertiere, die zwar nicht als Opfer für Jahwe
verbrannt wurden, aber ihm geweiht werden sollten (3. Mose 1, 2. 14. V.10. Und
er nahm alle diese und zerteilte sie in der Mitte und legte jedes Stück an das
andere; aber die Vögel zerteilte er nicht. V.11. Und als die Vögel auf
die Kadaver herabstießen, vertrieb Abram sie. V.12. Und als die Sonne
unterging, fiel ein tiefer Schlaf auf Abram; und siehe, ein Schrecken großer
Dunkelheit fiel auf ihn. Auf Gottes Anweisung bereitete Abram die
Opfertiere vor, die Kuh, den Widder und die Ziege, die der Länge nach halbiert
und die verschiedenen Stücke paarweise nebeneinander gelegt wurden, während die
Vögel nicht geteilt wurden. Der gesamte Vorgang erfüllte Abram mit tiefster
Ehrfurcht. Als die Raubvögel, Adler und Geier, herabstießen, um sich von den
Kadavern zu ernähren, wendete Abram sie ab und vertrieb sie. Das hier
durchgeführte Zeremoniell war das seit der Antike übliche, bei dem die
Vertragsparteien zwischen den Hälften der toten Tiere hindurchgingen, um ihre
Versöhnung zu einer Einheit zu bekunden. Der Höhepunkt der seltsamen Szene kam,
als bei Sonnenuntergang Abram von einem tiefen Schlaf übermannt wurde und ein
großes Entsetzen über ihn kam.
Die Einsetzung des Bundes (V.
13-21): Vers 13. Und er sprach zu Abram: Du sollst wissen, dass dein Same
wird ein Fremdling sein in einem Land, das nicht das ihre ist; und sie werden
ihnen dienen, und sie werden sie plagen vierhundert Jahre; Vers 14. Und
auch das Volk, dem sie dienen werden, will ich richten; und danach sollen sie
ausziehen mit großem Gut. Der Herr selbst gibt die Erklärung für einige der
symbolischen Handlungen, die mit der Errichtung des Bundes zwischen ihm und
Abram verbunden sind. Letzterer sollte sicher wissen, dass seine Nachkommen
vierhundert Jahre lang Fremde in einem fremden Land sein würden, bis der Herr
selbst in ihrem Namen ein Urteil fällen und sie aus dem Haus der Knechtschaft
befreien würde, nicht leer, sondern mit beträchtlichem Eigentum. V.16. Und
du sollst in Frieden zu deinen Vätern gehen; du sollst in einem guten Alter
begraben werden. Abram selbst wäre nicht verpflichtet, die Leiden zu
teilen, die über seine Kinder kommen würden, sondern würde in Frieden und in
hohem Alter sterben. V.16. Aber in der vierten Generation werden sie wieder
hierher kommen; denn die Schuld der Amoriter ist noch nicht voll. Die
Generationen wurden zu dieser Zeit noch mit etwa hundert Jahren gerechnet,
sodass vier Generationen in runden Zahlen vierhundert Jahre bedeuten würden. Zu
diesem Zeitpunkt wäre die Schuld der Amoriter, die hier als Vertreter aller
Kanaaniter genannt werden, erfüllt, und ihre Vernichtung durch die Kinder
Israels würde als Urteil des Herrn über sie kommen. V.17. Und es begab sich,
als die Sonne unterging und es dunkel wurde, siehe, da rauchte ein Ofen, und
eine brennende Lampe fuhr zwischen den Stücken hin. Diese Ereignisse
vervollständigten die symbolischen Ereignisse im Zusammenhang mit der Gründung
des Bundes zwischen dem Herrn und Abram. Ein rauchender Ofen, wie er in
Töpfereien verwendet wird, und eine Fackel oder ein Kresset
gingen zwischen den Hälften der Tiere hindurch, Symbole der Herrlichkeit des
Herrn im Feuer. Die Tiere sind somit ein Sinnbild für die Nachkommen Abrahams,
der Kinder Israels, die fast zu Tode gefoltert wurden, insbesondere von den
Ägyptern. Die Raubvögel sind ein Bild dieser Feinde Israels. Dass diese Geier
vertrieben wurden, deutet darauf hin, dass der Herr sein Volk befreien würde,
um die Verheißung zu erfüllen, die Abram gegeben wurde. Die große Dunkelheit
und der Schrecken deuteten auf die Schwere des Elends und der Trübsal hin, die
die Israeliten treffen würden. Aber dass schließlich die Herrlichkeit des Herrn
zwischen den Hälften der Tiere hindurchging, zeigte, dass Gott seinem Volk am
Ende Hilfe bringen und es aus den Händen all seiner Feinde befreien würde.
V.18. An demselben Tag schloss der HERR einen Bund mit Abram und sprach:
Deinen Nachkommen habe ich dieses Land gegeben, vom Bach Ägyptens [Wadi el Arisch] bis zum großen Fluss, dem Euphrat; diese
beiden Flüsse würden die südlichen und nördlichen Grenzlinien des Königreichs
Israel bilden, der Bach Ägyptens, der Wadi el Arisch
oder Rhinocolura, und der Euphrat : V.19. die Keniter, im südöstlichen Teil von Kanaan, und die Kenisiter, wahrscheinlich westlich von ihnen, und
die Kadmoniter, in Richtung Euphrat, v.20. und
die Hethiter, besonders zahlreich in dem Gebiet, das später Nordgaliläa
war, und die Perisiter, in dem Gebiet, das
später Ost-Samaria war, und die Rephaiter,
im Land Peräa östlich des Jordan, V. 21. und die
Amoriter, in der Region westlich des Toten Meeres, und die Kanaaniter,
im oberen Jordantal und in der Ebene von Scharon, und die Girgaschiter, westlich des Sees Genezareth, und die Jebusiter, im späteren Nordjudäa. Der Herr zählt
absichtlich die Völker auf, die in jedem Teil Kanaans leben, um Abram die
Vollständigkeit des Besitzes zu verdeutlichen, an dem sich seine Nachkommen
erfreuen würden. Seine Versprechen kehren niemals leer zu ihm zurück, und er
hat eine Möglichkeit, unseren schwachen Glauben zu überwinden, indem er seine
Erfüllung vollkommen macht, über alles hinaus, was wir erbitten oder verstehen.
Hagar, ihre Flucht und die Geburt
Ismaels
Sarai gibt dem Abram Hagar (V. 1-3):
V.1. Und Sarai, Abrams Frau, gebar ihm keine Kinder; sie hatte jedoch eine
ägyptische Magd namens Hagar. V.2a. Und Sarai sprach zu Abram: Siehe,
der HERR hat mich verschlossen, dass ich keine Kinder gebären kann; geh doch zu
meiner Magd, vielleicht kann ich durch sie Kinder bekommen. Die Tatsache,
dass Sarai unfruchtbar war, wurde bereits erwähnt, als sie nach Kanaan kamen
(Kapitel 11, 30). Hier wird dies wiederholt, um das Wunder hervorzuheben, das
der Herr in ihrem Fall vollbracht hat. Zehn Jahre waren nun vergangen, und doch
blieb Sarai trotz der Verheißung (Kapitel 15, 4) kinderlos. Sie wurde daher
ungeduldig und schlug Abram vor, dass, da der Herr sie daran hinderte, Kinder
zu gebären, und ihr Nachkommen verwehrte, ihre ägyptische Sklavin Hagar
diejenige sein könnte, durch die sie Kinder bekommen sollte, damit ihre Familie
durch die Sklavin aufgebaut werden könnte. Nach dem Brauch des Orients gehörten
die Kinder von Sklaven dem Herrn und der Herrin, 2. Mose 21, 4; 1. Chronik 2,
35. V.2b [und nach damaligem Eherecht konnte der Mann auch zu einer Konkubine
gehen, wenn die Frau keine Kinder gebar, und deren Kinder gehörten dann der
Ehefrau]. Und Abram gehorchte der Stimme Sarais. V.3. Und Sarai,
Abrams Frau, nahm Hagar, ihre ägyptische Magd, nachdem Abram zehn Jahre im Land
Kanaan gewohnt hatte, und gab sie ihrem Mann Abram zur Frau. Obwohl Abram
auch mehr Glauben und Geduld hätte zeigen sollen, stimmte er dem Plan seiner
Frau zu, nicht aus fleischlichen Gründen, sondern mit dem aufrichtigen Wunsch
nach Nachkommen, die so zahlreich sein sollten wie die Sterne am Himmel.
Hagars Stolz und Flucht (V. 4-6):
V.4. Und er ging zu Hagar, und sie wurde schwanger; und als sie sah, dass
sie schwanger war, wurde ihre Herrin in ihren Augen verächtlich. Der Plan
von Sarai, dem Abram zugestimmt hatte, war eindeutig menschlich und hatte keine
göttliche Zustimmung. Nachdem Hagar schwanger geworden war, wurde ihre Herrin
in ihren Augen herabgewürdigt. Die Juden betrachteten, wie die Orientalen im
Allgemeinen, Unfruchtbarkeit als großes Übel und göttliche Strafe (3. Mose 20,
20) und Fruchtbarkeit als großes Gut und göttlichen Segen (2. Mose 23, 26; 5.
Mose 7, 14). Dennoch war die Haltung Hagars eine Anmaßung, da sie nicht Abrams
zweite Frau war, sondern ihre untergeordnete Stellung stets beibehielt. V.5. Und
Sarai sprach zu Abram: Mein Unrecht [w.: Meine Unterdrückung. d.i. die mir
zugefügt wird] treffe dich! Ich habe meine Magd in deinen Schoß gegeben; und
als sie sah, dass sie schwanger war, wurde ich in ihren Augen verächtlich. Der
HERR richte zwischen mir und dir. Dieser Wutausbruch von Sarai war völlig
ungerechtfertigt; was sie erlitt, geschah als Folge ihrer Einmischung in Gottes
Pläne. Dennoch wollte sie, dass die Ungerechtigkeit und die Verletzungen, die
ihr widerfahren waren, ihrem Ehemann angelastet wurden, und sie forderte sogar
Jehova auf, zwischen ihnen zu richten. Sarais Wutausbruch war wahrscheinlich
auf die Gleichgültigkeit zurückzuführen, die Abram gegenüber der Sklavin
zeigte, denn sie wollte, dass er ihre Unverschämtheit sah und zurechtwies,
während er der Meinung war, dass sich die Beziehungen im Haushalt durch die
Folgen von Saras Plan in keiner Weise geändert hatten. V.6. Aber Abram
sprach zu Sarai: Siehe, deine Magd ist in deiner Hand; tue mit ihr, wie es dir
gefällt. Damit entzog er sich nicht der Verantwortung, sondern bestand
darauf, dass sie dort blieb, wo sie während des gesamten Vorfalls gewesen war:
Hagar war immer noch die Sklavin von Sarai, die sie mit Gewalt auf ihre
untergeordnete Stellung aufmerksam machen konnte. Und als Sarai sie schlecht
behandelte, floh sie vor ihr. Die Herrin ergriff Maßnahmen, um der Sklavin
ihre Macht zu zeigen, wahrscheinlich indem sie von ihr verlangte, die
niedrigsten Dienste im Haushalt zu verrichten, während Hagar zuvor offenbar
eine Position von einiger Bedeutung innegehabt hatte. Da der stolze Geist der
Sklavin sich einer solchen Behandlung nicht beugen wollte, floh sie aus Hebron
und war eher bereit, der Wildnis zu trotzen, als sich Sarais harter Behandlung
zu unterwerfen. So werden die Sünden und Schwächen der Heiligen in der Heiligen
Schrift offen erzählt, und die Geschichte bildet einen Spiegel, in dem wir
unser eigenes Herz sehen können.
Die Rückkehr Hagars und die Geburt
Ismaels (V. 7-16): – V.7. Und der Engel des HERRN fand sie an einer
Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Sur.
Die Vorsehung des Herrn wachte über dieses verirrte Kind. Der große Engel des
Herrn, der Sohn Gottes, wie er oft im Alten Testament erschien, ging hinaus und
fand sie an einer Wasserquelle in der Nähe von Schur, auf dem Weg nach Ägypten,
ihrer alten Heimat. V.8. Und er sprach: Hagar, Sarais Magd, woher kommst du
und wohin willst du gehen? Sie sprach: Ich bin meiner Herrin Sarai entflohen.
Aus der gesamten Geschichte geht hervor, dass der Engel, der mit Hagar spricht,
kein gewöhnlicher, erschaffener Engel ist, sondern der Sohn Gottes, der schon
im Alten Testament seinem Volk nahe war und den Patriarchen Israels eine sehr
wirksame Hilfe war. Nachdem er Hagar beim Namen genannt und sie nach ihrem
Kommen und Gehen gefragt hatte, gab die Sklavin eine wahrheitsgemäße Antwort.
Sie selbst glaubte wahrscheinlich an den wahren Gott, als Mitglied der
Hausgemeinde Abrams. V.9. Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Kehre zu
deiner Herrin zurück und ordne dich ihrer Hand unter. Nachdem der Herr
Hagar ihre wahre Stellung im Hause Abrams vor Augen geführt hatte, nämlich dass
sie Sarais Magd und nicht Abrams Frau war, fordert er sie nun auf, zu ihrer
Pflicht zurückzukehren und sich unter die Hand ihrer Herrin zu beugen. V.10. Und
der Engel des HERRN sprach zu ihr: Ich werde deinen Samen überaus vermehren, so
dass er nicht gezählt werden kann. Zuerst der Aufruf zur Pflichterfüllung,
dann die gnädige Verheißung, die besonders für die orientalische Mutter
willkommen war und für die Mütter aller Zeiten sein sollte. V.11. Und der
Engel des HERRN sprach zu ihr: Siehe, du bist schwanger geworden und wirst
einen Sohn gebären, und du sollst ihn Ismael [Gott hört] nennen, denn
der HERR hat dein Elend erhört. V.12. Und er wird ein wilder Mensch
sein; seine Hand wird gegen jeden Menschen sein und die Hand jedes Menschen
gegen ihn; und er wird in der Gegenwart all seiner Brüder wohnen. Da die
Frucht ihres Leibes der Same Abrahams war, sollte Hagar zu ihrer Herrin
zurückkehren, und um seines Vaters willen wird die Verheißung unzähliger
Nachkommen gegeben. Der Name ihres Sohnes wird ihr gegeben, nämlich Ismael,
„Gott hört“, weil der Herr den Schrei ihres Elends und ihrer Not erhört hatte.
Dieser Sohn sollte außerdem, im Gegensatz zu seiner Mutter, frei von der
Unterdrückung durch Männer sein, so frei wie der Wildesel der Wüsten, wild
umherziehend und unzähmbar; und seine Nachkommen würden durch die
unaufhörlichen Fehden untereinander und mit ihren Nachbarn gekennzeichnet sein,
da sie in der Gegenwart ihrer Brüder, der Kinder Israels, lebten, denen sie
eine ständige Bedrohung und Herausforderung darstellten. Bis zum heutigen Tag
sind die Ismaeliten im ungestörten, freien Besitz der großen Halbinsel, die
zwischen dem Euphrat, der Landenge von Suez und dem Roten Meer liegt, von wo
aus sie sich über weite Gebiete in Nordafrika und Südasien ausgebreitet haben.
[Die furchtbaren Folgen dieses Kleinglaubens haben die Nachkommen Abrahams, die
Juden wie die Christen, bis heute zu spüren: Denn aus den Nachkommen Ismaels
kommen die Araber, die Träger des Islam, einer dezidiert antijüdischen und
antichristlichen Weltanschauung, die Israel bedroht und Christen verfolgt. Anm.
d. Hrsg.] V.13. Und sie nannte den Namen des HERRN, der mit ihr redete: Du,
Gott, siehst mich [Hebr.: El-Roi]; denn sie sagte: Hier hab ich hinter
dem hergeschaut, der mich sieht. V.14. Daher wurde der Brunnen Beer-Lachai-Roï [Brunnen des
Lebendigen, der mich angesehen hat] genannt; siehe, er ist zwischen Kadesch und Bered. Hagar
erkannte, dass es kein gewöhnlicher Engel war, der mit ihr gesprochen hatte,
wie ihr Bekenntnis zeigt, denn sie nennt ihn: Du bist ein Gott, der mich sieht;
denn sein allsehendes Auge hatte die Hilflose und Verlassene selbst in dieser
abgelegenen Ecke der Wüste nicht übersehen. Sie hatte die Güte und
Barmherzigkeit des Herrn erfahren: Sie hatte das Privileg gehabt, Ihn zu sehen
und mit Ihm zu sprechen, der sich um sie gekümmert und sie beschützt hatte. Der
Vorfall gab sogar dem Brunnen in der Wüste einen Namen, da er später als
„Brunnen dessen, der lebt und mich sieht“ bekannt war. Er befindet sich in der
Wüste südlich von Beerscheba. V.15. Und Hagar gebar Abram einen Sohn; und
Abram nannte den Namen seines Sohnes, den Hagar gebar, Ismael. V.16. Und
Abram war 86 Jahre alt, als Hagar Abram Ismael gebar. Dem
Sohn, den Hagar nach ihrer Rückkehr in sein Haus gebar, gab Abram, damals 86
Jahre alt, den Namen Ismael, wobei die Mutter ihm zweifellos von dem Vorfall in
der Wüste berichtet hatte, der sie zur Rückkehr veranlasst hatte. So werden die
Orte und Zeiten, die uns an besondere Taten der Güte und Barmherzigkeit Gottes
erinnern, in die Erinnerung der Gläubigen geschrieben und veranlassen sie immer
wieder, in Dankgebeten auszubrechen.
Gottes Bund mit Abraham
Die Erneuerung der Verheißung (V.
1-8): V.1. Und als Abram 99 Jahre alt war, erschien ihm der HERR und sprach
zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige [Hebr.: El-Shaddai];
wandle vor mir und sei vollkommen. Vierundzwanzig Jahre war Abram nun schon
ein Fremder in Kanaan, dreizehn Jahre waren seit der Geburt Ismaels vergangen,
und noch immer wurde die Geduld von Abram und Sarai auf eine harte Probe
gestellt, noch immer kam kein Kind, um ihre Herzen zu erfreuen. Aber der Herr
erschien Abram nun noch einmal und nannte sich selbst den allmächtigen Gott und
forderte seinen Diener auf, vor ihm zu wandeln und sein ganzes Leben so zu
führen, dass er ohne Tadel sei. Jeder, der durch den Glauben gerechtfertigt
ist, wird sich in seinem ganzen Leben und Handeln so verhalten, dass er Gott
alle Ehre gibt und ihm sein ganzes Vertrauen schenkt, auch wenn er die
Erfüllung einer Verheißung hinauszögert. V.2. Und ich werde meinen Bund
zwischen mir und dir schließen und dich überaus mehren. Die Verheißung
einer unzählbaren Nachkommenschaft, die auf dem Bund Gottes beruht, wird hier
wiederholt und verstärkt, wobei der Schwerpunkt auf der überaus großen Zahl der
Nachkommen liegt. V.3. Und Abram fiel auf sein Angesicht, in der Demut
seines Glaubens und der überwältigenden Freude. Und Gott redete mit ihm und
sprach: Vers 4. Siehe, ich bin‘s, dies ist mein Bund mit dir: Und du
sollst ein Vater vieler Völker werden. Der Bund wurde hier nicht
geschlossen, denn er war bereits in Kraft, aber er sollte nun verwirklicht
werden, indem der Herr seinerseits verfügte, dass Abram der Vater einer
Vielzahl von Nationen sein sollte. Der allmächtige Herr erfüllt immer
rechtzeitig, was er seinen Kindern verspricht. V.5. Und dein Name soll nicht
mehr Abram [Erhabener Vater] heißen, sondern Abraham [Vater einer
Menge] soll dein Name sein; denn ich habe dich zum Vater vieler Völker
gemacht. So wird Abraham erneut die große Nation gezeigt, die durch seinen
Samen, den Messias, aus allen Nationen gesammelt werden sollte, die große
Versammlung aller Gläubigen. Röm. 4, 17. Als Zeichen dieser doppelten
Verheißung änderte Gott den Namen Abrams, „erhabener Vater“, in Abraham, „fette
Mutter einer Masse, Lärm, Getöse von Nationen“, und erklärte selbst, dass er
ihn zum Vater einer Vielzahl von Nationen bestimmt habe. V.6. Und ich werde
dich überaus fruchtbar machen, und ich werde Nationen aus dir machen, und
Könige werden aus dir hervorgehen. Stämme und Völker, erhabene, mächtige
und reiche Könige gehörten zu den Nachkommen Abrahams; und die Verheißung ist
wieder so weit und allumfassend, dass sie
insbesondere die geistlichen Segnungen einschließen muss, die den Nachkommen
Abrahams im Glauben zugesichert werden. V.7. Und ich werde meinen Bund
zwischen mir und dir und deinen Nachkommen nach dir in ihren Generationen als
ewigen Bund errichten, um dir und deinen Nachkommen nach dir ein Gott zu sein.
Hier wird auch die Tatsache betont, dass Gott bei der Umsetzung des Bundes eine
ewige Quelle der Güte und Barmherzigkeit für die wahren Nachkommen Abrahams
sein wird. V.8. Und ich will dir und deinen Nachkommen nach dir das Land
geben, in dem du ein Fremder bist, das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitz;
und ich will ihr Gott sein. Die ständige Wiederholung der Betonung des
ewigen Bundes und des ewigen Besitzes zeigt, dass der Bund und das verheißene
Erbe den geistigen Samen, die Gesamtheit derer, die Gott mit dem Glauben
Abrahams annehmen würden, und auch das himmlische Kanaan mit all den Segnungen,
die uns durch die Verdienste Christi, in dem allein Gott unser Gott ist,
zugesichert sind, einschlossen.
Die Beschneidung wurde eingeführt
(V. 9-14): V.9. Und Gott sprach zu Abraham: Du sollst meinen Bund halten, du
und deine Nachkommen, Generation um Generation. Die Verheißung von Güte und
Barmherzigkeit seitens Gottes verpflichtet den Menschen, die Bestimmungen
seines Bundes einzuhalten. V.10. Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt
zwischen mir und euch und deinen Nachkommen: Alles, was männlich ist, soll bei
euch beschnitten werden. Die Beschneidung, bei der die Vorhaut des
Fleisches entfernt wird, ist also keine rein hygienische Maßnahme, sondern ein
religiöser Ritus, ein Teil des Bundes Gottes, ein Sakrament seiner
Barmherzigkeit. V.11. Und ihr sollt das Fleisch eurer Vorhaut beschneiden;
und es soll ein Zeichen des Bundes zwischen mir und euch sein. V.12. Und
jedes Männliche unter euch, wenn es acht Tage alt ist, soll bei euch
beschnitten werden, jeder männliche Nachkomme in euren Generationen, der im
Haus geboren oder von einem Fremden für Geld gekauft wurde und nicht von deinem
Samen stammt. V.13. Wer in deinem Haus geboren oder mit deinem Geld
gekauft wurde, muss beschnitten werden; und mein Bund soll in eurem Fleisch ein
ewiger Bund sein. V.14. Und der unbeschnittene Mann, dessen Vorhaut
nicht beschnitten ist, diese Seele soll aus ihrem Volk herausgeschnitten
[d.i. ausgerottet] werden; er hat meinen Bund gebrochen. So war die
Beschneidung im Alten Testament ein Sakrament, ein Gnadenmittel, ein Ritus,
durch den der Herr den Kindern Abrahams die Segnungen seines Bundes übertrug.
Die Bestimmungen waren einfach, die Handlung selbst wurde klar angegeben, der
Zweck war das Zeichen des Bundes, die Zeit betrug acht Tage oder den achten Tag
nach der Geburt, der Umfang schloss nicht nur männliche Kinder ein, sondern
auch Sklaven, sowohl diejenigen, die im Haus des Herrn geboren wurden, als auch
diejenigen, die anderswo gekauft wurden, und die Unverletzlichkeit der
Handlung, die dazu führte, dass jeder Mann, der sich dieser Bestimmung des
Bundes nicht unterwarf, durch einen Akt göttlichen Gerichts oder durch einen
frühen Tod ausgeschlossen wurde. Die Bedeutung des Sakraments bestand darin,
dass die Nachkommen Abrahams die Vorhaut ihrer Herzen beschneiden sollten, um
ein heiliges Volk für den Herrn zu sein, 5. Mose 10, 16. Vor allem aber war die
Beschneidung das Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, Röm 4,11, und eine Art
Heilige Taufe, das entsprechende Sakrament des Neuen Testaments. Durch das
Wasser der Taufe, als äußeres Zeichen, wird uns die Gerechtigkeit Gottes, die
Vergebung der Sünden, besiegelt.
Ein Kind, das Sara versprochen wurde
(V. 15-22): V.15. Und Gott sprach zu Abraham: Was deine Frau Sarai
[Edle] betrifft, so sollst du sie nicht mehr Sarai nennen, sondern Sarah
[Fürstin] soll ihr Name sein. Diese Namensänderung ist von Bedeutung,
denn die Frau Abrahams, die bisher als Sarai, „die Fürstin“, „die Heldin“,
bekannt war, sollte fortan Sarah, „die Prinzessin“, genannt werden, als Ahnfrau
von Fürsten und Königen. So wurde die Verheißung Gottes eingegrenzt, zunächst
von einem Mitglied des Haushalts Abrahams auf einen Sohn seines eigenen Leibes
und nun auf seinen eigenen Sohn von Sarah, seiner Frau, nicht von irgendeiner
Sklavin. V.16. Und ich will sie segnen, und auch von ihr will ich dir einen
Sohn geben; ja, ich will sie segnen, und sie soll eine Mutter von Völkern sein;
Könige über Völker sollen von ihr abstammen. Die Betonung liegt
ausdrücklich auf der Tatsache, dass das glückliche Ereignis der Geburt eines
Sohnes für Sarah ein Ergebnis des Segens Gottes ist. Denn während dies im Falle
jeder Ehefrau zutrifft, traf es besonders auf Sarah zu, der der Herr das Kreuz
der Unfruchtbarkeit auferlegt hatte. V.17. Da fiel Abraham auf sein
Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Sollte einem Hundertjährigen
ein Kind geboren werden? Und sollte Sarah, die Neunzigjährige, gebären? Das
Wunder einer solchen Verheißung unter den Umständen, wie Abraham sie kannte, er
selbst ein hundertjähriger Mann und Sarah neunzig Jahre alt, und doch sollten
sie Eltern werden, erfüllte ihn mit solcher Ehrfurcht, dass er zu Boden sank,
und mit solcher Freude, dass er sich zum Lachen gezwungen sah. Er war erfüllt
von Anbetung und Lobpreis der Macht und Barmherzigkeit Gottes. V.18. Und
Abraham sprach zu Gott: Ach, dass Ismael leben möge vor dir! Dies wurde
nicht in der Befürchtung gesagt, dass der Herr nun Ismael sterben lassen würde,
sondern als Gebet, dass Ismael an den Segnungen des Bundes teilhaben möge.
V.19. Und Gott sprach: „Deine Frau Sarah wird dir einen Sohn gebären, den
sollst du Isaak [Lachen] nennen; denn mit ihm will ich meinen ewigen
Bund aufrichten und mit seinem Nachkommen. Der Herr betont, dass der Sohn
Sarahs der Träger des Bundes sein sollte, den Abraham Isaak nennen sollte (er,
der lacht); er sollte die messianische Verheißung an seine Kinder nach ihm
weitergeben, eine Verheißung, die nicht so sehr ihr zeitliches Wohlergehen als
vielmehr ihren geistigen Segen betreffen würde und daher auch für die geistigen
Nachkommen Isaaks von Interesse wäre. V.20. Und was Ismael betrifft, so habe
ich dich erhört; siehe, ich habe ihn gesegnet und werde ihn fruchtbar machen
und ihn überaus zahlreich machen. Zwölf Fürsten soll er zeugen, und ich werde
ihn zu einer großen Nation machen. Ismael war nach dem Fleisch gezeugt
worden und konnte daher nicht der Träger der Verheißung sein, Gal. 4, 30. Er
sollte mit den Segnungen dieses Lebens reich gesegnet werden: Zwölf Fürsten
sollten seine Nachkommen sein, und die Zahl seiner Nachkommen sollte überaus
groß sein. V.21. Aber meinen Bund will ich mit Isaak schließen, den Sarah
dir im nächsten Jahr um diese Zeit gebären wird. Gott hatte bereits jetzt
den Zeitpunkt festgelegt, zu dem Isaak geboren werden sollte. Und dieses Kind
der Verheißung sollte der Träger der messianischen Verheißung sein. Da es
naheliegend ist und sich eindeutig aus dem Bericht in der Schrift ergibt, dass
Abraham alle seine Kinder die Furcht vor dem wahren Gott lehrte, müssen wir zu
dem Schluss kommen, dass die besondere Nachkommenschaft Abrahams und Isaaks,
auf die sich der Herr hier bezieht, die Gesamtheit dieser geistigen
Nachkommenschaft sein muss, alle Menschen, die durch den Glauben Abrahams zu
den Kindern Abrahams werden, Röm 4,11–17. V.22. Und er hörte auf, mit ihm zu
reden. Und Gott erhob sich von Abraham. Nachdem Gott Abraham alle
notwendigen Gebote gegeben hatte, ging die Vision zu Ende.
Abrahams Gehorsam (V. 23-27): V.23. Und
Abraham nahm Ismael, seinen Sohn, und alle, die in seinem Haus geboren waren,
und alle, die mit seinem Geld gekauft worden waren, jeden Mann unter den
Männern in Abrahams Haus, und beschnitt das Fleisch ihrer Vorhaut am selben
Tag, wie Gott es ihm gesagt hatte. Der prompte und wortgetreue Gehorsam,
den Abraham leistete, ist ein Beweis seines Glaubens; denn noch am selben Tag
führte er den Ritus der Beschneidung an Ismael und an allen seinen Männern
durch, ob sie nun in seinem Besitz geboren oder mit seinem Geld gekauft worden
waren, und an sich selbst. V.24. Und Abraham war 99 Jahre alt, als er am
Fleisch seiner Vorhaut beschnitten wurde. V.25. Und Ismael, sein Sohn,
war 13 Jahre alt, als er am Fleisch seiner Vorhaut beschnitten wurde. V.26.
Am selben Tag wurden Abraham und sein Sohn Ismael beschnitten. V.27. Und
alle Männer seines Hauses, die im Haus geboren und mit dem Geld von Fremden
gekauft worden waren, wurden mit ihm beschnitten. So wurde
die erste Gemeinde unter dem alttestamentlichen Bund organisiert.
Der Besuch des HERRN bei Abraham im
Hain Mamre; Abrahams Fürbitte für Sodom und Gomorra
Abraham heißt den HERRN und die Engel
willkommen (V. 1-8): V.1. Und der HERR erschien ihm bei den Terebinthen von
Mamre, dem Amoriter, bei Hebron. Dies war der
sechste Besuch oder die sechste Erscheinung des Herrn bei seinem Diener. als
er saß in der Zelttür in der Hitze des Tages, kurz
vor Mittag. V.2. Und er erhob seine Augen und sah, und siehe, drei
Männer standen bei ihm. Es handelte sich nicht um eine langsame Annäherung,
sondern um ein plötzliches Erscheinen. Einen Augenblick zuvor war niemand zu
sehen gewesen, und nun standen drei Männer neben ihm und beugten sich über ihn,
während er auf seinem Stuhl oder seiner Liege lag. Und als er sie sah, eilte
er ihnen von der Zelttür aus entgegen und verneigte
sich bis zum Boden. Da die Fremden noch ein paar Schritte entfernt waren,
rannte Abraham mit wahrer orientalischer Gastfreundschaft auf sie zu, und da er
in einem von ihnen den Herrn erkannte, verneigte er sich vor ihnen in
anbetender Ehrerbietung. Zwei der Besucher waren Engel, Kap. 19, 1; der dritte
war der Herr selbst, Hebräer 13, 2, der Engel des Herrn im eigentlichen Sinne
des Wortes, wie er im Alten Testament auf den Sohn Gottes angewendet wird. V.3.
Und er sprach: Mein Herr, wenn ich nun Gnade vor deinen Augen gefunden habe,
so gehe nicht von deinem Knecht hinweg. V.4. Lasst doch ein wenig Wasser
holen und eure Füße waschen und ruht euch unter dem Baum aus; Vers 5. und
ich werde einen Bissen Brot holen, damit ihr euer Herz stärkt. Danach mögt ihr
weiterziehen; denn dazu seid ihr zu eurem Knecht gekommen. Die gesamte
Einladung Abrahams zeigt, dass es sich hierbei nicht um eine gewöhnliche
Gastfreundschaft gegenüber vorbeikommenden Fremden handelte, sondern um ein
Werk der Liebe, das für den Herrn vollbracht wurde. Er wollte, dass die Gunst
des Herrn, von der er aufgrund des Bundes überzeugt war, bei ihm blieb; daher
die Dringlichkeit des Gebets. An der Herzlichkeit der Einladung fehlt es nicht:
„Lasst ein wenig Wasser nehmen und eure Füße waschen.“ Nachdem die Reisenden
ihre Sandalen ausgezogen hatten, stellten die Haussklaven das Wasser zum
Abwaschen des Staubes bereit. Unter dem Baum sollten sie sich dann auf ihre Arme
stützen und ausruhen, während Abraham sich beeilte, das Abendessen
zuzubereiten, da die Hauptmahlzeit mittags eingenommen wurde (1. Könige 20,
16). Er sprach abfällig über die kleine Mahlzeit, die er ihnen anbieten konnte:
ein Stück Brot. Dennoch hoffte er, dass das, was er zu bieten hatte, ausreichen
würde, um ihre Herzen zu erfrischen, bevor sie ihre Reise fortsetzten. Die
Versicherung, dass ihre Bewirtung weder Unannehmlichkeiten noch Ausgaben
verursachen würde, sollte daher jegliches Zögern beseitigen, seine
Gastfreundschaft anzunehmen. Und sie sagten: „Tu, wie du gesagt hast.“
Sie wollten nicht, dass er sich irgendwelche Umstände machte; sie akzeptierten
nur unter der Bedingung, dass er nur eine einfache Mahlzeit servieren würde.
V.6. Und Abraham eilte in das Zelt zu Sarah und sagte: „Bereite schnell drei
Maß feines Mehl zu, knete es und backe Fladen auf dem Herd.“ Mit drei Seahs, etwa drei Pecks oder dreißig Litern des feinsten
Mehls, sollte Sara schnell runde, ungesäuerte Fladen auf den heißen Steinen des
Herdes backen. V.7. Und Abraham lief zur Herde und holte ein Kalb, zart und
gut, und gab es einem jungen Mann; und dieser beeilte sich, es zuzubereiten.
Abraham wählte persönlich ein junges und zartes Kalb aus dem Pferch aus und
vertraute es einem der Hausjungen an, der sich um die Zubereitung kümmern
sollte. V.8. Und er nahm Butter und Milch und das Kalb, das er zubereitet
hatte, und setzte es ihnen vor; und er stand unter dem Baum neben ihnen, und
sie aßen. Obwohl das Mahl einfach war, war es reichlich. Abraham selbst
setzte sich nicht zu seinen Gästen, sondern stand, um sie zu bedienen und ihnen
jeden Wunsch zu erfüllen. Das Essen von physischer Nahrung seitens der
himmlischen Wesen war eine wahre Teilnahme an der Mahlzeit, so etwas wie die
des auferstandenen Christus, Lukas 24, 41 ff.; aber es bleibt ein Wunder für
unser Verständnis. Der gesamte Vorfall wies auf die Zeit hin, in der der Sohn
Gottes sein Volk besuchte, unter ihnen lebte und vor allem seine Güte und Liebe
sehen ließ.
Die konkrete Verheißung der Geburt
Isaaks (V. 9-15): V.9. Und sie sprachen zu ihm: Wo ist deine Frau Sarah?
Er aber sprach: Siehe, im Zelt. V.10. Und er sprach: Ich werde gewiss zu
dir zurückkehren um diese Zeit, und siehe, dann wird deine Frau Sarah einen
Sohn haben. Der Herr selbst eröffnete als Sprecher das Gespräch, indem er
nach Sarah fragte. Abraham konnte ohne das Zögern, das das moderne, verdorbene
Leben in ihm auslösen könnte, antworten, dass sie sich im Zelt befinde. Dann
kündigte der Herr ihm seinen Besuch zur gleichen Zeit im nächsten Jahr an und
erklärte, dass Sarah dann einen Sohn bekommen würde. Und Sarah hörte es
hinter ihm an der Tür des Zeltes. V.11. Nun waren Abraham und Sarah alt
und hochbetagt; und es hatte aufgehört bei Sarah, nach der Art der Frauen zu
sein. Sie waren beide jenseits des üblichen Alters, in dem eine Zeugung
normalerweise möglich war. V.12. Darum lachte Sarah in sich hinein und
sagte: „Soll ich, nachdem ich alt geworden bin, noch Liebeslust haben; als
Ergebnis der Rückkehr zu jugendlicher Kraft, mein Herr, der das
Oberhaupt des Haushalts ist, ist auch alt ist?“ Das war nicht das
freudige Lachen des Glaubens, wie im Fall von Abraham, sondern ein spöttisches
Lächeln der Ungläubigkeit, des Zweifels. V.13. Und der HERR sprach zu
Abraham: Warum lachte Sara und sagte: Soll ich wirklich ein Kind gebären, wo
ich doch alt bin? Sarah hatte angenommen, dass sie unbemerkt blieb, da sie
sich hinter dem Vorhang des Zeltes befand, und ihr Lachen nur in ihrem Herzen
war. Aber der allwissende Herr kannte ihre Gedanken und tadelte ihre Zweifel.
V.14. Ist etwas zu schwer für den HERRN? Zur festgesetzten Zeit, übers Jahr
um diese Zeit, werde ich wieder zu dir kommen; dann Sarah wird einen Sohn haben.
Der Herr, der allmächtige Gott, ist dennoch auch der barmherzige Gott, denn er
hat sein Versprechen, Abraham und Sarah zu besuchen, nicht zurückgezogen, indem
er ihnen den Sohn schenkte, auf den sie lange gewartet hatten; es gab nichts,
was für ihn zu schwierig gewesen wäre. V.15. Da leugnete Sarah und sagte:
Ich habe nicht gelacht; denn sie fürchtete sich. Und er sagte: Nein, du hast
gelacht. In ihrem Ärger darüber, dass sie ertappt worden war, leugnete Sarah
hastig die Anschuldigung, aber der Herr fügte einen zweiten Vorwurf hinzu und
überführte sie der Lüge. Wie die folgenden Ereignisse zeigten, nahm Sara die
Zurechtweisung an und wandte sich im wahren Glauben an den Herrn, denn durch
den Glauben empfing sie die Kraft, einen Samen zu empfangen, und gebar ein
Kind, Hebräer 11, 11. Auch jetzt noch tadelt das Wort Gottes die Sünden und
Schwächen der Gläubigen, insbesondere ihren Mangel an vertrauensvollem Glauben.
Und wir sollten seine Rügen jederzeit mit aller Demut annehmen.
Der HERR offenbart seinen Plan in Bezug
auf Sodom (V. 16-22): V.16. Und die Männer erhoben sich von dort und
blickten nach Sodom hinab; und Abraham ging mit ihnen, um sie auf den Weg zu
bringen. Das Aufstehen des Herrn und seiner beiden Gefährten und ihr Blick
in Richtung Sodom war ein Signal an Abraham, dass ihre Mission in seinem Haus
erfüllt war, und so begleitete er sie als fürsorglicher Gastgeber ein Stück
weit. V.17. Und der HERR sprach: Soll ich Abraham verbergen, was ich tun
will, V.18. da er doch ein großes und mächtiges Volk werden soll und
alle Völker der Erde in ihm gesegnet werden sollen? V.19. Denn ich habe
ihn dazu ausersehen, dass er seinen Söhnen und seinem Haus nach ihm befehle,
dass sie den Weg des HERRN einhalten und Gerechtigkeit und Recht üben, damit
der HERR auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat. Diese Worte
des Herrn waren offenbar an die Engel gerichtet. Die Frage war, ob er Abraham
sofort wissen lassen sollte, dass die Zerstörung von Sodom und Gomorra ein Akt
seiner rächenden Gerechtigkeit war. Er hatte Abraham dazu bestimmt, nicht nur
der Vater einer großen und mächtigen Nation, der Kinder Israels, zu sein,
sondern auch der geistige Vater des wahren Israel aller Zeiten. Außerdem führte
Abraham nicht nur ein Leben, das dem Willen des Herrn für ihn selbst entsprach,
sondern der Herr wusste auch in vorauseilender Liebe und hatte ihn zu diesem
Zweck auserwählt, dass er seine Kinder und alle seine Nachkommen sorgfältig
lehren würde, den Weg Jehovas, der wahren Frömmigkeit, zu gehen, Gerechtigkeit
und Recht zu üben, und so konnte der Herr alle seine Verheißungen an sie
erfüllen. So sollte die Zerstörung von Sodom und dem umliegenden Land vor den
Augen der Kinder Israels immer als ein Denkmal der rächenden Gerechtigkeit
Gottes stehen, als ein Beispiel für das Ende der Gottlosen. Indem der Herr
Abraham den Grund für die Zerstörung der gottlosen Städte offenbarte, wollte
er, dass Abraham die Gerechtigkeit der Strafe erkannte, die durch keine
Fürsprache abgewendet werden konnte. V.20. Und der HERR sprach: und
wandte sich nun direkt an Abraham: Weil das Geschrei über Sodom und Gomorra
groß ist und weil ihre Sünde sehr schwerwiegend ist, V.21. will ich
hinabgehen und sehen, ob sie nach dem Geschrei, das vor mich gekommen ist, ganz
und gar getan haben; und wenn nicht, so will ich's wissen. Die Sünden Sodoms und Gomorras waren von einer Art, die nach Rache und
Bestrafung schrie: „Das Geschrei über Sodom und Gomorra – ja, es ist groß; und
ihre Sünde – wahrlich, sie ist sehr schwer!“ Der Herr wollte sich daher selbst
davon überzeugen, ob die Bewohner dieser Städte, wie es der Schrei, der zu ihm
gedrungen war, nahelegte, die Grenze der Bosheit erreicht hatten oder nicht. Es
ging darum, dass Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zusammenkamen. V.22. Und
die Männer wandten sich von dort ab und gingen nach Sodom; Abraham aber blieb
noch vor dem HERRN stehen. Während die beiden Engel ihre Reise nach Sodom
allein fortsetzten, stand Abraham vor dem Herrn, und seine kühne Haltung
zeigte, dass er eine wichtige Angelegenheit zu kommunizieren hatte. Als Freund
Gottes, eine Bezeichnung, die alle Gläubigen teilen, Jak. 2, 23, wagte er es,
eine kühne Bitte für solche Kinder Gottes vorzubringen, die möglicherweise in
den verdammten Städten zu finden waren.
Abrahams Fürsprache (V. 23-33):
V.23. Und Abraham trat hinzu und sagte: Willst du auch den Gerechten mit dem
Gottlosen vernichten? Es war eine heilige Kühnheit, die Abraham hier an den
Tag legte, sowohl als er sich dem Herrn näherte, bis er ihm von Angesicht zu
Angesicht gegenüberstand, als auch als er sprach: Du wirst doch nicht den
Gerechten mit dem Gottlosen hinwegfegen! V.24. Vielleicht gibt es fünfzig
Gerechte in der Stadt; willst du auch sie vernichten und nicht doch dem Ort
vergeben um der fünfzig Gerechten willen, die darin sind? V.25. Das sei
ferne von dir, auf diese Weise zu handeln, den Gerechten zusammen mit dem
Gottlosen zu töten, und dass der Gerechte seien wie der Gottlosen das sei ferne
von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben? Die Form der
Bitte ist fast anmaßend, aber es ist die Anmaßung des Glaubens. Es ist nicht
Abrahams persönliches Interesse an seinem Neffen Lot, das ihn zu solcher
Kühnheit veranlasst, sondern der Glaube an die Gerechtigkeit Gottes, der es
sicherlich nicht zulassen würde, dass die Gerechten mit den Gottlosen getötet
werden. V.26. Und der HERR sprach: Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte in der
Stadt finde, will ich um ihretwillen dem ganzen Ort vergeben. Diese
Zusicherung des Herrn ermutigt Abraham, sein Flehen fortzusetzen, wenn auch in
bescheidener, demütiger Form. V.27. Und Abraham antwortete und sprach:
Siehe, ich habe mich erdreistet, mit dem HERRN zu reden, obwohl ich Staub und
Asche bin. V.28. Es könnten vielleicht fünf weniger als fünfzig Gerechte
darin sein; wolltest du denn die ganze Stadt verderben um der fünf willen? Er
sprach: Wenn ich fünfundvierzig darin finde, so werde ich sie nicht verderben.
Dies ist ein herrliches Beispiel für die Gläubigen aller Zeiten, denn auch sie
sind Staub in Bezug auf ihren Ursprung und Asche in Bezug auf ihr Ende, und
doch können sie als Kinder Gottes durch den Glauben an Christus Jesus frei und
mutig zu ihrem himmlischen Vater sprechen und ihn mit größter Kühnheit
anflehen. V.29. Und er sprach noch einmal zu ihm und sagte: Vielleicht
werden dort vierzig gefunden. Er aber sprach: Um der vierzig willen tue
ich's nicht. V.30. Er aber sprach zu ihm: Ach, dass der HERR nicht
zürne, dass ich nur ein Wort rede: Man möchte vielleicht dreißig darin finden.
Er aber sprach: Ich will‘s nicht tun, wenn ich ihrer dreißig darin finde.
V.31. Er aber sprach: Siehe, ich habe mich erdreistet, mit dem HERRN zu
reden: vielleicht werden dort zwanzig gefunden. Er aber sprach: Um
zwanzig will ich sie nicht verderben. V.32. Er aber sprach: Ach, der
Herr sei nicht zornig, ich will noch dieses eine Mal reden: Vielleicht werden
dort zehn gefunden. Er aber sprach: Um zehn will ich sie nicht verderben.
Das ganze Gebet ist ein herrliches Beispiel für die Dringlichkeit des Gebets
des Gläubigen. Vergl. Lukas 11, 8. Das ist der Hauptinhalt des wahren
Fürbittgebets, nämlich den Herrn um Gnade und Vergebung zu bitten. Ein solches
Gebet ist dem Herrn wohlgefällig; um dessentwillen bewahrt er die sündige Welt
und gibt den Ungläubigen Zeit zur Umkehr. Die Lektion des wahren Gebets kann
nicht zu gut gelernt werden. V.33. Und der HERR ging weg, nachdem er
aufgehört hatte, mit Abraham zu reden; und Abraham kehrte wieder an seinen Ort
zurück. Der Herr hatte geduldig und gerne auf die
Fürsprache Abrahams gehört, und um seinetwillen sorgte er dafür, dass Lot
entkommen konnte. Aber was die Städte betraf, so war das Maß ihrer Sünden voll,
und ihre Bestrafung musste kommen. Und so traf der Herr Vorkehrungen, um seine
Absicht auszuführen, während Abraham in seine Heimat in der Nähe von Hebron
zurückkehrte.
Die Zerstörung von Sodom und Gomorra
Die Ankunft der Engel (V. 1-3): V.1.
Und die zwei Engel kamen nach Sodom zur Abendzeit; und Lot saß im Tor von
Sodom. Und Lot, als er sie sah, stand auf, um ihnen entgegenzugehen, und
verneigte sich mit dem Gesicht zur Erde. Die beiden Engel hatten Hebron
gegen Mittag verlassen und erreichten die Stadt Sodom gegen Sonnenuntergang.
Lot saß im Stadttor, innerhalb des gewölbten Eingangs zur Stadt, wo tiefe
Nischen auf beiden Seiten als Sitzgelegenheiten dienten und wo Handels- und
politische Geschäfte abgewickelt wurden. Mit wahrer orientalischer
Gastfreundschaft stand Lot auf, um die ankommenden Reisenden zu begrüßen, und
verneigte sich bis zum Boden, um zu zeigen, dass sie ihn als ihren Diener
betrachten sollten, wenn es darum ging, eine Unterkunft für sie zu finden. V.2.
Und er sprach: „Siehe, meine Herren, kehrt doch in das Haus eures Knechtes
ein und bleibt über Nacht. Wascht eure Füße, dann steht früh auf und geht eures
Weges.“ Lot hätte es aufrichtig als Ehre empfunden, wenn die Reisenden in
sein Haus gekommen wären. Sie waren willkommen, die Annehmlichkeiten seines
Hauses zu nutzen, und er würde sie am nächsten Tag nicht aufhalten. Aber sie
sagten: Nein, wir wollen die Nacht auf der Straße verbringen. Da die Engel
in die Stadt gekommen waren, um die Verhältnisse gründlich zu untersuchen,
hätten sie es vorgezogen, auf dem offenen, weiten Platz direkt am Stadteingang
zu bleiben. V.3. Und er nötigte sie sehr; und sie kehrten bei ihm ein und
traten in sein Haus ein; und er machte ihnen ein Mahl und backte ungesäuertes
Brot, und sie aßen. Lot tat seine Pflicht als orientalischer Gastgeber. Da
seine Einladung so dringend wurde, willigten die Engel ein, über Nacht in
seinem Haus zu bleiben, wo er sich persönlich um ihre Bewirtung kümmerte. Dies
ist einer der Fälle, auf die sich der Verfasser des Hebräerbriefs bezieht, wenn
er schreibt: „Vergesst nicht, Fremde zu bewirten; denn dadurch haben einige
Engel unversehens bewirtet.“ Hebräer 13, 2.
Das böse Vorhaben der Sodomiten (V.
4-11): V.4. Aber bevor sie sich niederlegten, umringten die Männer der
Stadt, die Männer von Sodom, das Haus, sowohl alte als auch junge, das ganze
Volk von überall her; V.5. und sie riefen nach Lot und sprachen zu ihm:
Wo sind die Männer, die heute Nacht zu dir gekommen sind? Führe sie zu
uns heraus, damit wir sie erkennen können. Nachdem das Abendessen
eingenommen worden war, wollten sich die Leute aus Lots Haushalt zusammen mit
ihren Gästen zur Nachtruhe zurückziehen, als sie unsanft gestört wurden. Es
wird betont, dass alle Menschen, bis auf den letzten Mann, an dieser schamlosen
Forderung teilnahmen und offen erklärten, dass sie die Gäste Lots missbrauchen
wollten, und zwar durch eine Verletzung der Natur, die einer der größten Flüche
des Heidentums war, die Sünde der Homosexualität. Alle Männer von Sodom waren
dieser lüsternen Abscheulichkeit, dieses dämonischen Irrtums schuldig. Vgl.
Röm. 1, 27. V.6. Und Lot trat zu ihnen hinaus an den Eingang und schloss die
Tür hinter sich zu, Vers 7. und sprach: Ich bitte euch, Brüder, tut
nicht so etwas Böses! Dies war die Folge davon, dass Lot sich inmitten
eines gottlosen und bösen Volkes niedergelassen hatte. Lot, der hinausgegangen
war und die Tür hinter sich verschlossen hatte, um seine Gäste zu schützen,
stand einem Mob gegenüber, der vor unnatürlicher Lust verrückt geworden war.
Seine Bitte, in der er sie als Brüder ansprach und sie bat, nicht auf solch
eine böse Weise zu handeln, stieß auf taube Ohren. V.8. Siehe, ich habe zwei
Töchter, die keinen Mann gekannt haben; lasst mich, ich bitte euch, sie zu euch
herausbringen, und tut ihnen, was euch gefällt; nur diesen Männern tut nichts,
denn deshalb sind sie unter den Schatten meines Daches gekommen. Für Lot
waren die Personen und das Leben seiner Gäste so heilig, dass er sogar bereit
war, seine väterlichen Gefühle und Pflichten hintanzustellen und seine Töchter
der Lust der Bestien auf der Straße zu opfern, wenn diese nur zufrieden wären.
Was die Gäste betrifft, so erinnert er den Mob an die Pflicht der
Gastfreundschaft; denn sie waren in sein Haus gekommen, um sich vor Gefahr und
Bosheit zu schützen. Der Versuch, eine Sünde durch eine Sünde zu verhindern,
kann niemals entschuldigt werden, und die Tatsache, dass Lot dieses Angebot
machte, kann nur durch die Tatsache seiner extremen Bestürzung erklärt werden.
V.9. Und sie sagten: „Tritt zurück“, das heißt, tretet beiseite, macht
Platz, damit wir eintreten können. Dann sagten sie: „Dieser eine ist als
Fremdling gekommen, um sich hier aufzuhalten, und er will richten. Jetzt werden
wir noch schlimmer mit dir umgehen als mit ihnen.“ Ihr grober Einwand ist,
dass dieser einzelne Mann, der gekommen war und mit ihrer Erlaubnis als Fremder
unter ihnen lebte, nun ein Urteil über ihr Verhalten fällte, wie er es
zweifellos schon oft zuvor getan hatte (2. Petrus 2, 7. 8). Von Lust verrückt,
drängten sie nun darauf, Lot zu töten und dann ihre Absicht an seinen Gästen zu
vollstrecken. Und sie drangen hart auf den Mann, auf Lot, und machten sich
daran, die Tür aufzubrechen. Es war ein Moment größter Gefahr. V.10. Aber
die Männer streckten ihre Hand aus, zogen Lot zu sich ins Haus und schlossen
die Tür. V.11. Und sie schlugen die Männer, die an der Tür des Hauses
waren, mit Blindheit, klein und groß, so dass sie sich müde damit machten, die
Tür zu finden. Die Engel griffen ein, als die Gefahr ihren Höhepunkt
erreichte. Mit einer schnellen Bewegung zogen sie Lot ins Haus und schlossen
die Tür ab. Und die Mitglieder des rasenden Mobs wurden von Blindheit
geschlagen; sie wurden ihres Sehvermögens beraubt und waren gleichzeitig
verwirrt. Obwohl sie weiterhin versuchten, die Tür zu finden, die durch den
gewölbten Eingang ins Innere des Hauses führte, gelang es ihnen nicht, und
schließlich wurden sie müde und gaben auf. Dieser Vorfall bewies den Engeln,
dass alle Bewohner von Sodom von Lastern durchdrungen waren, die zum Himmel
schrien, denn sodomitische Unzucht schreit zum Himmel, wie auch die Sünder
unserer Tage zu ihrem ewigen Leidwesen herausfinden werden. Und vergessen wir
nicht, dass es eine Sünde gibt, die noch schlimmer ist als die der Sodomiten,
nämlich die, Christus, sein Wort und seine Gnade abzulehnen (Matthäus 11, 24).
Die Rettung Lots (V. 12-22): V.12. Und
die Männer sprachen zu Lot: Hast du hier noch jemanden? Einen Schwiegersohn,
deine Söhne und deine Töchter und wen du in der Stadt
hast, bring sie von diesem Ort weg; V.13. denn wir werden diesen Ort
zerstören, weil das Geschrei über sie groß geworden ist vor dem HERRN; und der
HERR hat uns gesandt, um ihn zu zerstören. In ihrer Eigenschaft als
Schutzengel der Kinder Gottes fordern die Engel Lot nun auf, seine Verwandten
in der Stadt so schnell wie möglich aus der Stadt zu bringen, falls es einen
Schwiegersohn gibt, und dann alle Söhne und Töchter. Diese Aufforderung
begründen sie mit einem konkreten Hinweis auf die Zerstörung der Stadt, mit der
sie beauftragt worden waren. V.14. Und Lot ging hinaus und redete zu seinen
Schwiegersöhnen, die seine Töchter heiraten sollten, und sagte: Macht euch auf
und verlasst diesen Ort; denn der HERR wird diese Stadt vernichten. Die
beiden Töchter Lots lebten noch in seinem Haus, waren aber verlobt und sollten
heiraten. Ihre zukünftigen Ehemänner wurden als Schwiegersöhne von Lot
bezeichnet, da eine gültige Verlobung vor dem Herrn [damals, da sie der
heutigen standesamtlichen Trauung entsprach,] einer Ehe gleichkommt, was die
Verpflichtung betrifft. Lot drängte diese beiden Männer, aus der Stadt zu
fliehen, da der Herr im Begriff war, sie zu zerstören. Aber seine
Schwiegersöhne dachten, er mache einen Scherz. Sie lachten ihn wegen seiner
törichten Ängste aus, da sie in ihrer fleischlichen Sicherheit nicht glaubten,
dass das Gericht Gottes nahe war. Vgl. Lukas 17, 28. 29. V.15. Und als
der Morgen anbrach, da drängten die Engel Lot zur Eile und sprachen: „Steh auf,
nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die noch hier sind, damit du nicht
auch umkommst in der Schuld der Stadt!“ Der neue Tag brach an,
und Lot war noch immer mit seinen Angelegenheiten beschäftigt oder wollte sich
nicht von den Menschen in der Stadt trennen, wo er seinen Reichtum hatte. Aber
die Engel drängten ihn, sich zu erheben und die Verwandten, die mit ihm im Haus
waren, mitzunehmen, da keine Zeit zu verlieren war. Lot zeigte die Schwäche des
Fleisches, das seine Freude in den Dingen dieser Welt findet. V.16. Und
während er zögerte, ergriffen die Männer seine Hand und die Hand seiner Frau
und die Hand seiner beiden Töchter, da der HERR ihm gnädig war; und sie führten
ihn hinaus und ließen ihn außerhalb der Stadt. Lot wurde bei
der allgemeinen Zerstörung fast mit Gewalt verschont, da die Engel ihn, seine
Frau und seine beiden Töchter ergriffen und aus der Stadt herausführten, weil
Gott ihn aus Barmherzigkeit verschonen wollte. V.17. Und es begab sich, als
sie sie ins Freie gebracht hatten, dass er sagte: Rette dein Leben! Schaue
nicht zurück und bleibe nicht in der ganzen Gegend; rette dich auf das Gebirge,
damit du nicht vernichtet wirst. Nachdem die Engel ihre Pflicht erfüllt und
die Flüchtlinge aus der Stadt gebracht hatten, überließen sie sie anderen
Aufgaben, und der Herr kümmerte sich um ihre Flucht, indem er ihnen befahl, in
die Berge im Osten zu fliehen, später in die Berge der Moabiter. Verlasst das Tal,
schaut geradeaus, versteckt euch in den Bergen, das waren die Befehle des
Herrn. V.18. Und Lot sprach zu ihnen: Oh nein, mein HERR! V.19. Siehe
doch, dein Knecht hat Gnade gefunden in deinen Augen, und du hast deine
Barmherzigkeit groß gemacht, die du an mir erwiesen hast, mein Leben zu
erretten; und ich kann nicht auf den Berg fliehen, es könnte sein, dass mich
ein Unglück ergreife und ich sterbe. V.20. Siehe, diese Stadt ist nahe, dass
ich hinfliehen kann, und sie ist klein; lass mich
dorthin fliehen, (ist sie nicht klein?) so wird meine Seele leben. Ob der
Herr sich nach Lots Abreise aus Sodom wieder den Engeln angeschlossen hatte
oder ob Lot diese Worte zu den Engeln als Vertreter Jehovas sprach, bevor sie
sich wieder ihrer grausamen Arbeit zuwandten, ist unerheblich. Aber sein Gebet
zeigt, dass Angst, Verwirrung und Schrecken ihn in einen Zustand hilflosen
Gestammels versetzt hatten, was ihn dazu veranlasste, an die Gnade und
Barmherzigkeit des Herrn zu appellieren, ihm die Flucht in die kleine Stadt
Bela zu gestatten. Lot argumentierte, dass die Stadt so klein sei, dass es
sicherlich keinen Unterschied machen würde, sie vor der Zerstörung zu bewahren.
V.21. Und er sprach zu ihm: Siehe, auch darin habe ich dich angesehen, dass
ich die Stadt nicht umkehre, von der du geredet hast. V.22. Eile und
rette dich dorthin; denn ich kann nichts tun, bis du dorthin gekommen bist.
Daher wurde die Stadt Zoar [d.i. klein, gering] genannt. So hatte
der Herr Mitleid mit Lots Schwäche und erwies ihm seine Gnade, indem er das
gesamte Vernichtungsurteil aufschob, bis Lot den Zufluchtsort Zoar (wenig)
erreichte. So sind die Gläubigen oft voller Zweifel und Ängstlichkeit, wenn sie
vor die Notwendigkeit gestellt werden, auf alles zu verzichten, was diese Welt
bietet. Aber Gott trägt ihre Schwäche geduldig und hilft ihnen, obwohl sie sich
dagegen sträuben.
Die Zerstörung der Städte in der Ebene
(V. 23-29): V.23. Die Sonne war aufgegangen, als Lot in Zoar ankam. Ob
es nur die Müdigkeit nach einer Nacht ohne Schlaf war oder ob der beispiellose
Schrecken der bevorstehenden Zerstörung Lot davon abhielt, sich zu beeilen –
jedenfalls war die Sonne bereits über der Erde aufgegangen, als Lot Zoar, die
Stadt der Zuflucht, erreichte. V.24. Da ließ der HERR Schwefel und Feuer vom
HERRN aus dem Himmel auf Sodom und Gomorra regnen. Der Herr, d. h. der Sohn
Gottes auf Erden, der für dieses Urteil des Zorns verantwortlich war, ließ
Feuer und Schwefel vom Himmel auf die verdammten Städte regnen. Dies ist keine
poetische Beschreibung eines schweren Gewitters, sondern die Erzählung eines
tatsächlichen Ereignisses, einer Katastrophe, die durch einen besonderen Akt
der rächenden Gerechtigkeit Gottes über die sündigen Städte gebracht wurde.
V.25. Und er vernichtete jene Städte und die ganze Umgebung und alle
Bewohner der Städte und das, was auf dem Boden wuchs. Es war eine totale
Vernichtung der Menschen mit ihren Städten und ihrem gesamten Besitz, 2 Petr.
2, 6. 7. Und nicht nur alles, was sich über dem Boden befand, wurde zusammen
mit der gesamten Vegetation vernichtet, sondern auch der Boden selbst, der
viele Asphaltgruben und Naphthavorkommen enthielt,
wurde ausgebrannt. Es scheint auch, dass das Meer der Ebene zusammen mit dem
umliegenden Land versank und mit seiner Ausdehnung das bildete, was heute als
Totes Meer bekannt ist. Bis heute ist das gesamte Land ein Bild der völligen
Verwüstung, mit kaum einer Spur von tierischem oder pflanzlichem Leben. Sodom
und Gomorra, Admah und Zeboim
sind ein warnendes Beispiel für die Gottlosen aller Zeiten. Wenn sie dem Ruf
des Herrn zur Umkehr nicht folgen, werden sie am letzten Tag von einer
Katastrophe verschlungen, die tausendmal größer sein wird als die des Siddim-Tals und sie in ewige Zerstörung stürzen wird. V.26.
Aber seine Frau schaute sich hinter ihm um und wurde zu einer Salzsäule.
Im Falle von Lots Frau führten die weibliche Neugier und die Sehnsucht nach
ihrem Zuhause in Sodom dazu, dass sie hinter ihm zurückblieb und schließlich
zurückschaute. Dies widersprach dem klaren Befehl des Herrn, und so erfolgte
seine Bestrafung sofort: Sie wurde zu einer Salzsäule. Vgl. Lukas 17, 31. 32.
Wer den Gefahren dieser Welt entkommen ist, sollte sich nicht erlauben, sich
wieder ihrer Eitelkeit zuzuwenden. V.27. Und Abraham stand früh am Morgen
auf an den Ort, wo er vor dem HERRN gestanden hatte. Seine Sorge um das
Schicksal Lots und der fünf Städte ließ ihm keine Ruhe, und so eilte er zu dem
Ort, an dem er am Tag zuvor beim Herrn Fürsprache eingelegt hatte und von dem
aus man einen weiten Blick auf das einst so schöne Tal hatte. V.28. Und er
blickte auf Sodom und Gomorra und auf das ganze Land der Ebene und sah, und
siehe, der Rauch des Landes stieg auf wie der Rauch eines Ofens. Er hatte
den Beweis seiner Augen, dass der Herr nicht einmal zehn rechtschaffene
Menschen in den Städten gefunden hatte. V.29. Und es begab sich, als Gott
die Städte der Ebene vernichtete, da gedachte Gott Abrahams und schickte Lot
mitten aus der Umkehrung, als er die Städte umkehrte, in denen Lot wohnte.
So war es nicht nur seiner eigenen Rechtschaffenheit, sondern vor allem dem
Fürbittegebet Abrahams zu verdanken, dass Lot inmitten der völligen Zerstörung
gerettet wurde, die die Städte des Tals vernichtete, in denen er sein Zuhause
gefunden hatte. Christen dürfen niemals müde werden, ihre Bitten, Gebete,
Fürbitten und ihren Dank an den Thron der Barmherzigkeit zu richten, 1 Tim. 2,
1.
Die Sünde von Lot und seinen Töchtern
(V. 30-37): V.30. Und Lot zog aus Zoar und blieb auf dem Berge mit seinen
beiden Töchtern; denn er fürchtete sich, zu Zoar zu bleiben; und blieb also in
einer Höhle mit seinen beiden Töchtern. Die schreckliche Katastrophe hatte
Lot völlig entnervt und ihn sogar an dem klaren Versprechen des Herrn zweifeln
lassen, die Stadt Zoar um seinetwillen zu bewahren. So schnell wie möglich
verließ er die Stadt und ließ sich in einer Höhle in den Bergen nieder, sehr
wahrscheinlich in dem Gebiet, das später als Land Moab bekannt wurde. V.31. Und
die Erstgeborene sprach zu der Jüngeren: Unser Vater ist alt, und es gibt
keinen Mann auf der Erde, der nach der Sitte der ganzen Erde zu uns kommen
könnte; V.32. Kommt, lasst uns unserem Vater Wein zu trinken geben und
bei ihm liegen, damit wir von unserem Vater Nachkommen erhalten. Auch wenn
es nicht lüsterne Wollust war, die die beiden Töchter Lots dazu veranlasste,
diese Sünde des Inzests bewusst zu planen, zeigt es doch, dass sie das Gift Sodoms in vollen Zügen in sich aufgenommen hatten und mit
den widernatürlichsten Lastern vertraut waren. Der Wunsch nach Kindern und der
Fortbestand ihrer Familie können ihre abscheuliche Tat nicht entschuldigen,
selbst wenn ihre Annahme der allgemeinen Vernichtung der Menschen wahr gewesen
wäre. V.33. Und sie gaben ihrem Vater in jener Nacht Wein zu trinken; und
die Erstgeborene ging hinein und legte sich zu ihrem Vater; und er merkte
nicht, wann sie sich niederlegte und wann sie aufstand. Lot war so
betrunken, dass er sich seiner Handlungen nicht voll bewusst war. V.34. Und
es begab sich am Morgen, da sprach die ältere zu der jüngeren: Siehe, ich habe
gestern Nacht bei meinem Vater gelegen; lass uns ihm auch diese Nacht Wein zu
trinken geben, und gehe hinein, bei ihm zu liegen, damit wir von unserem Vater Nachkommen
erhalten. V.35. Und sie gaben ihrem Vater auch in dieser Nacht Wein zu
trinken; und die jüngere stand auf und lag bei ihm, und er merkte weder, wie
sie sich niederlegte noch wie sie aufstand. V.36. So wurden beide
Töchter Lots von ihrem Vater schwanger. Lot war ebenso schuldig wie seine
Töchter, erstens, weil er sich in dumpfe Verzweiflung fallen ließ, anstatt auf
den Herrn zu vertrauen, und zweitens, weil er nicht wachte und betete, sondern
zuließ, dass seine Töchter ihn betrunken machten. V.37. Und die Erstgeborene
gebar einen Sohn und nannte ihn Moab (nach dem Vater); derselbe ist der
Vater der Moabiter bis auf den heutigen Tag. V.38. Und die Jüngere gebar
auch einen Sohn und nannte ihn Benammi (Sohn meines
Blutsverwandten); derselbe ist der Vater der Kinder Ammon bis auf den
heutigen Tag. So berichtete Mose über den Ursprung der
Moabiter und Ammoniter, die zu seiner Zeit zu mächtigen Nationen geworden
waren. Beide Nationen spielten später eine wichtige Rolle in der Geschichte
Israels, 5. Mose 2, 9. 19; 23, 4. 5. Wir hören nichts mehr von Lot, da er in
der Geschichte des auserwählten Volkes keinen Einfluss mehr hatte. Und doch
wird er im Neuen Testament als Vorbild eines gerechten Menschen erwähnt (2.
Petrus 2, 7-8), dem die Christen in seinen gerechten Taten nacheifern können.
Abraham in Gerar
Sarah erneut in Gefahr (V. 1-7): V.1. Und Abraham zog von dort in
das Land im Süden und ließ sich zwischen Kadesch und
Schur nieder und hielt sich in Gerar auf. Vom
Hain Mamre bei oder in der Nähe von Hebron zog
Abraham mit all seinem Besitz allmählich in den äußersten Süden Kanaans,
wahrscheinlich auf der Suche nach besseren Weideplätzen. Die Region, in der er
sein Zelt aufschlug, lag ungefähr zwischen Kadesch
und Schur, und auf seinen Wanderungen schlug er auch in Gerar
im Land der Philister sein Lager auf. V.2. Und Abraham sagte von seiner Frau
Sarah: Sie ist meine Schwester; und Abimelech [Titel vieler Stadtkönige der
Kanaaniter], der König von Gerar, sandte Boten aus
und ließ Sarah holen. Wie in Ägypten, Kap. 12, 13, sagte Abraham nicht die
genaue und vollständige Wahrheit, als er behauptete, Sarah sei seine Schwester.
Der König von Gerar, der den Titel Abimelech trug,
handelte also in gutem Glauben, als er sie in seinen Harem aufnahm. Entweder
hatte die Verwandlung, die durch Gottes Versprechen in Sarah gewirkt hatte,
ihre Jugend erneuert, oder Abimelech fand es vorteilhaft, mit dem reichen
Abraham verschwägert zu sein. V.3. Aber Gott erschien Abimelech nachts im
Traum und sprach zu ihm: Siehe, du bist des Todes um der Frau willen, die du
genommen hast; denn sie ist eines Mannes Ehefrau. Gott verhindert die
größere Sünde, die als Folge von Abrahams Schwäche hätte geschehen können. Gott
erschien Abimelech nachts im Traum, eine Form der Kommunikation, die er oft
wählte, und sagte zu ihm: Siehe, du bist zum Tode bestimmt. Sarah war nicht frei,
verheiratet zu sein: Sie war buchstäblich ihrem Ehemann als Oberhaupt des
Haushalts untergeordnet: Sie war eine verheiratete Frau. V.4. Aber Abimelech
war ihr nicht nahe gekommen; und er sagte: HERR, willst du auch ein gerechtes
Volk töten? V.5. Hat er nicht zu mir gesagt: Sie ist meine Schwester?
Und sie, ja sie selbst, sagte: Er ist mein Bruder. In der Lauterkeit meines
Herzens und der Unschuld meiner Hände habe ich dies getan. Nicht nur die
Übertretung in der Tat macht einen Menschen in den Augen Gottes schuldig,
sondern auch eine Absicht, die ohne das Wissen der Person zu etwas Bösem führen
kann. Die meisten Sünden von Christen werden aus Unwissenheit begangen. In
Abimelechs Fall, in dem das sechste Gebot noch nicht in der Tat gebrochen
worden war, verteidigt er sich, indem er sich auf die klaren Aussagen von
Abraham und Sarah beruft, auf deren Grundlage er in gutem Glauben gehandelt hatte.
Sicherlich würde der Herr ein Volk nicht trotz seiner Rechtschaffenheit töten,
da es in der Arglosigkeit seines Herzens und in der Reinheit seiner Hände
gehandelt hatte; es hatte weder sein Herz noch seine Hände wissentlich
beschmutzt. V.6. Und Gott sprach zu ihm im Traum: Ja, ich weiß, dass du dies
in der Lauterkeit deines Herzens getan hast; denn ich habe dich auch davon
abgehalten, gegen mich zu sündigen; darum habe ich dir nicht erlaubt, sie zu
berühren. Der Herr akzeptierte die Entschuldigung Abimelechs und teilte ihm
im Übrigen mit, dass die Krankheit, die den König daran gehindert hatte, die
vermeintliche Ehe zu vollziehen, von oben herab verursacht worden war, um zu
verhindern, dass ein größeres Unrecht begangen wurde. So bedient sich der Herr
selbst des Elends und der Trübsal, um seine Kinder von Sünde und Übertretung
abzuhalten. V.7. So gib nun dem Mann seine Frau zurück, denn er ist ein
Prophet, und er wird für dich beten, und du wirst leben; und wenn du sie nicht
zurückgibst, dann wisse, dass du mit Sicherheit sterben wirst, du und alle, die
dein sind. Wenn Abimelech nach dieser Offenbarung darauf bestanden hätte,
Sara zu behalten, wäre seine Sünde eine Sünde aus Bosheit gewesen, und der Tod
wäre die sichere Vergeltung gewesen, nicht nur sein eigener Tod, sondern auch
der seiner ganzen Familie. Indem der Herr Abimelech sagte, dass er nur aufgrund
der Fürsprache Abrahams, der einer seiner eigenen Propheten war, am Leben
bleiben würde, zeigte er, dass er wusste, dass der König zu einem wahren moralischen
Verständnis fähig war. Es ist eine weise Person, die sich nach einem Stolpern
oder Fehler von Gottes Anweisungen leiten lässt.
Abimelech tadelt Abraham (V. 8-13): V.8. Deshalb stand Abimelech früh am Morgen auf,
rief alle seine Diener zusammen und erzählte ihnen all diese Dinge; und die
Männer waren sehr verängstigt. Die
Aufrichtigkeit Abimelechs zeigt sich darin, dass er keine Zeit verlor, das
unbewusst begangene Unrecht wiedergutzumachen. Bei der ersten Gelegenheit
informierte er seine Diener über den wahren Sachverhalt, und diese wurden von
seiner eigenen ehrfürchtigen Furcht angesteckt. V.9. Da rief Abimelech
Abraham und sprach zu ihm: Was hast du uns getan? Und was habe ich an dir
gesündigt, dass du eine so große Sünde auf mich und mein Königreich gebracht
hast? Du hast mir etwas angetan, was nicht hätte geschehen dürfen.
Abimelechs offene Haltung in dieser Angelegenheit, insbesondere seine Frage
nach dem Grund und dem Ziel von Abrahams Verhalten, wurde gut aufgenommen, denn
der König hatte in gutem Glauben gehandelt, eine Tatsache, die von Abrahams
Seite nicht behauptet werden kann. V.10. Und Abimelech sprach zu Abraham:
Was hast du gesehen, dass du so gehandelt hast? Er wollte wissen, was
Abraham vor Augen hatte, was ihn dazu veranlasst hatte, so zu handeln, wie er
es tat. V.11. Und Abraham sprach: Ich dachte, dass die Furcht Gottes nicht
an diesem Ort sei, und sie werden mich um meiner Frau willen töten. V.12. Und
doch ist sie in der Tat meine Schwester; sie ist die Tochter meines Vaters,
aber nicht die Tochter meiner Mutter; und sie wurde meine Frau. V.13. Und
es begab sich, als Gott mich aus meines Vaters Hause wandern ließ, sprach ich
zu ihr: Das ist deine Güte, die du an mir tust, dass du zu jedem Ort, dahin wir
kommen werden, von mir sagen wirst: Er ist mein Bruder. Dies war eine
Erklärung, ein Versuch der Verteidigung, aber bestenfalls eine fragwürdige
Entschuldigung dafür, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass es im Land
Abimelechs gottesfürchtige Menschen gab, und dass er deshalb um sein Leben
fürchtete, weil Sara seine Frau war. Er hatte mit seiner Frau vereinbart, dass
sie sich als seine Schwester ausgeben sollte. Der Herr hätte ihn und seine Frau
sehr wohl auch ohne solch fragwürdige Mittel beschützen können. Die Bibel verschweigt
uns die Schwächen und Fehler der Heiligen nicht, sondern spricht sie offen an,
um uns zu warnen. Wenn wir uns ehrlich für die Arbeit einsetzen, zu der wir
berufen sind, brauchen wir keine Ausflüchte zu suchen, um unser Leben zu
retten. Ohne den Willen Gottes darf uns kein Haar gekrümmt werden.
Die Plage wurde von Abimelech genommen
(V. 14-18): V.14. Und Abimelech nahm Schafe und Rinder und Knechte und Mägde
und gab sie Abraham und gab ihm seine Frau Sarah zurück. Die Rückgabe von
Sarah mit ihrer makellosen Ehre war selbstverständlich, aber die großzügigen
Geschenke waren ein Akt der Großherzigkeit von Abimelech, der zeigte, dass er
keinen falschen Groll hegte. V.15. Und Abimelech sprach: Siehe, mein Land
steht dir offen; wohne, wo es dir gefällt. Abraham unter diesen Umständen
die Wahl des Weidelandes in seinem Land anzubieten, war sicherlich, als würde
man ihm glühende Kohlen auf den Kopf häufen. V.16. Aber zu Sarah sprach er:
Siehe, ich habe deinem Bruder tausend Silberstücke [ca. 1.500-3.000 EUR]
gegeben; siehe, es soll dir und allen anderen eine Augenbinde sein. Und
du bist in allem gerechtfertigt. Die Güter, die Abimelech Abraham gegeben
hatte, wurden auf diese Summe geschätzt. Nun sollte Sarah wissen, dass dies
(oder er) für sie, ihren gesamten Haushalt und alle Menschen eine Augenbinde
war; das heißt, nach einigen Erklärungen sollte sie die Geschenke als
Sühnegeschenke betrachten, auch in Bezug auf solche Menschen, in deren Augen
sie mit Schande bedeckt sein könnte. Oder, wenn sich der Hinweis auf Abraham
bezieht, bedeutet dies, dass er bei dieser Transaktion die Augen von Abimelech
und seinem ganzen Volk vorsätzlich geblendet hatte und dass Sara nun durch
dieses Geschenk daran erinnert werden sollte, einer solchen List nie wieder
zuzustimmen. Auf diese Weise wurde sie zurechtgewiesen. V.17. Da betete
Abraham zu Gott; und Gott heilte Abimelech und seine Frau und seine Mägde, und
sie gebaren Kinder. V.18. Denn der HERR hatte zuvor alle Mütter des
Hauses Abimelechs wegen Sarah, Abrahams Frau, verschlossen. So
begann Gottes Strafe für Abimelech, indem er seinem gesamten Haushalt den
Nachwuchs verwehrte, denn es liegt in seiner Hand als Schöpfer des Universums,
den Segen der Kinder zu gewähren. Die ganze Geschichte zeigt, dass der Herr
seine schützende Hand über seine Kinder hält, inmitten aller Versuchungen der
Welt, Ps. 105, 14. 15.
Die Geburt Isaaks und Vertreibung
Hagars mit Ismael
Die Geburt, Beschneidung und Entwöhnung
Isaaks (V. 1-8): V.1. Und der HERR suchte Sarah auf, wie er gesagt
hatte, und der HERR tat mit Sarah, wie er gesprochen hatte. Der Herr suchte
Sarah auf, indem er ihr tat, was er versprochen hatte, indem er ihr gewährte,
was sie sich so viele Jahre lang gewünscht hatte, ein eigenes Kind. Kinder sind
ein Geschenk der Güte Gottes. V.2. Denn Sarah wurde schwanger und gebar
Abraham einen Sohn in seinem Alter zu der festgelegten Zeit, von der Gott zu
ihm gesprochen hatte. Gottes Versprechen wurde buchstäblich erfüllt, denn
genau zu dem Zeitpunkt, den er bei seinem letzten Besuch genannt hatte, wurde
der Sohn der Verheißung geboren, in Wahrheit ein Fremder, denn Abraham hielt
sich immer noch im Land der Philister auf. Die Geburt Isaaks war ein Akt des
Glaubens von Sarah, die mit all ihren menschlichen Schwächen ein wahres Kind
des Herrn war, Hebräer 11, 11. V.3. Und Abraham nannte den Namen seines
Sohnes, der ihm geboren wurde und den Sarah ihm gebar, Isaak. Die Betonung
liegt erneut auf der Tatsache, dass dies der Sohn der Verheißung war, dass er
der Sohn Abrahams war, nicht von einer Dienerin, sondern von Sara, seiner Frau.
Er befolgte Gottes Gebot, indem er seinem Sohn den Namen Isaak (der Lacher)
gab, Kap. 17, 19. 17. Wie das freudige Lachen Abrahams durch den großen
Kontrast zwischen der Idee und der Realität verursacht wurde, so war die Geburt
ein Wunder der Barmherzigkeit Gottes, weshalb der Sohn immer ein Gegenstand
freudiger und dankbarer Betrachtung sein sollte. V.4. Und Abraham beschnitt
seinen Sohn Isaak, der acht Tage alt war, wie Gott es ihm befohlen hatte.
Kap. 17, 11. 12. V.5. Und Abraham war 100 Jahre alt, als ihm sein Sohn Isaak
geboren wurde. V.6. Und Sarah sagte: Gott hat mir ein Lachen bereitet,
und alle, die es hören, werden mit mir lachen. V.7. Und sie sagte: Wer
hätte zu Abraham gesagt, dass Sarah Söhne stillt? Denn ich habe ihm in seinem
Alter einen Sohn geboren. Es war ein Anlass zu großer Freude; denn Sara
rief in Bezug auf den Namen, den der Herr für das Kind ausgewählt hatte: „Gott
hat mir ein Lachen bereitet; alle, die es hören, werden sich mit mir freuen“,
voller Erstaunen über das auf wundersame Weise geborene Kind. Wer hätte jemals
gedacht oder gewagt, die Idee zu äußern, dass sie noch ein eigenes Kind zum
Knuddeln und Stillen bekommen sollte? V.8. Und das Kind wuchs heran und
wurde entwöhnt. Und Abraham machte ein großes Mahl an dem Tage, da Isaak
entwöhnt wurde. So teilte Abraham die dankbare Freude seiner Frau und
machte aus dem Anlass der Entwöhnung seines Sohnes ein großes Fest mit dem
üblichen Festmahl. Dies geschah, als Isaak etwa drei Jahre alt war. Diese
Geschichte erinnert uns an das größere Wunder der Geburt Jesu, der ebenfalls,
aber auf eine weitaus wunderbarere Weise, entgegen dem Lauf der Natur geboren
wurde. Auch Isaak ist ein Typus für die Gläubigen aller Zeiten. Denn so wie er
aufgrund der göttlichen Verheißung geboren wurde, so sind wir geistliche Kinder
der Verheißung, Röm 9,8; Gal 4,28; 1 Petr 1,23.
Hagar und Ismael verstoßen (V.
9-14): V.9. Und Sarah sah den Sohn der Ägypterin Hagar, den sie Abraham
geboren hatte, dass er spottete. Es war ein höhnisches Lachen, ein Spott,
den Ismael an den Tag legte, vielleicht schon beim Fest der Entwöhnung.
Unglaube, Eifersucht und Stolz wurden in Ismael durch die Tatsache geweckt,
dass Isaak eindeutig der Erbe des Haushalts war. Die Nachahmung, der Spott und
die Lächerlichkeit Ismaels gegenüber Isaak konnten Sarah nicht lange verborgen
bleiben. V.10. Darum sprach sie zu Abraham: Vertreibe diese Magd und ihren
Sohn; denn der Sohn dieser Magd soll nicht mit meinem Sohn, mit Isaak, Erbe
sein. Dies war keine Frage der Eifersucht, sondern wurde in Übereinstimmung
mit der Verheißung des Herrn ausgesprochen. Bis jetzt war Hagar im Haus
Abrahams geduldet worden, aber Sarahs Forderung war, dass die Sklavin
vertrieben werden sollte, dass Abraham jede Verbindung zu ihr und ihrem Sohn
aufgeben sollte. V.11. Und dies Wort missfiel Abraham sehr wegen seines
Sohnes. Seine persönliche Zuneigung zu seinem eigenen Fleisch und Blut und
die Tatsache, dass Gott ihm besondere Verheißungen in Bezug auf Ismael gegeben
hatte, Kap. 17, 18. 20, zögern ließ, einen solchen Schritt zu tun. V.12. Und
Gott sprach zu Abraham: Lass es dir nicht leid tun wegen des Jungen und wegen
deiner Magd; in allem, was Sarah zu dir gesagt hat, höre auf ihre Stimme; denn
nach Isaak soll dir dein Same genannt werden. Gott entschied die
Angelegenheit zu Sarahs Gunsten. Abraham sollte persönliche Gefühle und
Überlegungen, sowohl in Bezug auf Ismael als auch auf Hagar, beiseitelassen und
auf die Stimme seiner Frau hören. Denn Isaak sollte der Träger der
messianischen Verheißung sein; durch seine Abstammung sollte der Segen des
Herrn in der Person des Messias über die Völker kommen. Vgl. Röm 9,7.8; Hebr 11,18. Die Worte von Sarah haben eine besondere
spirituelle Bedeutung, wie der heilige Paulus in Galater 4,29 zeigt: „Wie
damals der, der nach dem Fleisch geboren wurde, den verfolgte, der nach dem
Geist geboren wurde, so ist es auch jetzt.“ Diejenigen, die spirituell gesinnt
sind, die Kinder Gottes, werden von den fleischlich gesinnten Menschen, den
Kindern der Welt, verspottet und verfolgt. Der Wille des Herrn ist es, dass
seine Kinder sich in allen geistlichen Angelegenheiten von den Kindern der Welt
trennen und alle Fallstricke meiden, die für die unachtsamen Füße derer
ausgelegt sind, die die Freundschaft seiner Feinde suchen. V.13. Und auch
aus dem Sohn der Magd werde ich ein Volk machen, weil er dein Same ist. Um
Abrahams willen sollte selbst der Sohn des Sklaven einen großen Teil der
Segnungen dieser Welt erhalten. V.14. Und Abraham stand früh am Morgen auf
und nahm Brot und einen Schlauch mit Wasser und legte es Hagar auf ihre
Schulter und den Knaben mit und schickte sie weg. Und sie ging hin und irrte in
der Wüste von Beerscheba umher. Wie üblich verlor Abraham keine Zeit, seine
Pflicht zu erfüllen, so unangenehm sie auch war. Früh am nächsten Morgen gab er
Hagar einen Vorrat an Brot und eine mit Wasser gefüllte Haut und rief daraufhin
Ismael, damals ein Junge von fast siebzehn Jahren. Nachdem diese beiden
entlassen worden waren, wanderten sie weiter in Richtung Südwesten,
wahrscheinlich mit der Absicht, die Hauptkarawanenroute nach Ägypten zu erreichen.
So war die Trennung, die früher oder später kommen musste, vollzogen worden.
Ismaels Leben gerettet (V. 15-21):
V.15. Und das Wasser in der Flasche ging zur Neige, und sie warf das Kind
unter einen der Sträucher. Anscheinend hatte Hagar sich verirrt oder es gab
eine Fehlberechnung, denn das Wasser in dem Schlauch war aufgebraucht, bevor
sie eine Quelle erreichte. Das daraus resultierende Leiden wurde bald so groß,
dass der Junge sich nicht mehr selbst versorgen konnte. Eine Zeit lang stützte
ihn seine Mutter, indem sie ihn mit sich zog und halb trug, in der Hoffnung,
Wasser zu finden. Aber schließlich musste sie ihn sinken lassen, wobei ihre
Mutterliebe jedoch einen schattigen Platz unter einem Busch auswählte. V.16. Und
sie ging und setzte sich ihm gegenüber in einiger Entfernung, etwa einen
Bogenschuss weit; denn sie sagte: Lass mich den Tod des Kindes nicht sehen.
Und sie setzte sich ihm gegenüber und erhob ihre Stimme und weinte. Hier
sind weitere Merkmale der unsterblichen Liebe einer Mutter. Sie würde den
Jungen nicht ganz im Stich lassen, selbst wenn sie Hilfe bekommen hätte; sie
konnte es nicht ertragen, ihn leiden zu sehen und wahrscheinlich vor ihren
Augen verdursten zu lassen. Also setzte sie sich in einer Entfernung hin, die
der Entfernung entsprach, die Bogenschützen normalerweise einnahmen, wenn sie
auf ein Ziel schossen, und weinte laut, während sie sich ganz ihrem Kummer
hingab. V.17. Und Gott erhörte die Stimme des Knaben. Da rief der Engel
Gottes der Hagar vom Himmel zu und sprach zu ihr: Was ist dir, Hagar? Fürchte
dich nicht, denn Gott hat die Stimme des Knaben dort, wo er ist, gehört.
V.18. Steh auf, nimm den Knaben und fasse ihn mit deiner Hand; denn ich will
ihn zu einer großen Nation machen. In dieser großen Not vergaß Ismael all
seinen Spott und wandte sich den Gebeten zu, die er im Haus seines Vaters
gelernt hatte. Als Antwort auf dieses Gebet gebot der Engel Gottes im
eigentlichen Sinne, der Sohn Gottes, der ihr schon einmal erschienen war, Kap.
16, 9. 13, geboten hatte, sich nicht zu fürchten, sondern sich zu erheben,
ihren Sohn hochzuheben und ihn zu stützen, da er nicht sterben, sondern leben
und der Stammvater eines großen Volkes werden sollte. [Luthers Randglosse:
Merke hier auf Hagar, die des Gesetzes und glaubloser Werke Abbild ist, Gal.
4,25, und dennoch sie Gott zeitlich belohnte und groß machte auf Erden.] V. 19.
Und Gott öffnete ihr die Augen, und sie sah einen Wasserbrunnen. Und
sie ging hin und füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Jungen zu trinken.
Hilfe war so nahe gewesen, aber Hagar hatte in ihrem eigenen erschöpften
Zustand die Quelle, die in geringer Entfernung entsprang, nicht bemerkt. Nun
füllte sie die Haut, die sie bei sich trug, und erfrischte ihren Sohn, wodurch
sie sein Leben rettete. V.20. Und Gott war mit dem Jungen; und er wuchs
heran und wohnte in der Wüste und wurde ein Bogenschütze. V.21. Und er
wohnte in der Wüste Paran, und seine Mutter nahm ihm
eine Frau aus dem Land Ägypten. Ismael wuchs als wahrer Sohn der Wüste auf
und lebte in der großen Wüste, die sich an der südlichen Grenze Kanaans von
Ägypten bis nach Arabien erstreckt. Der Segen Gottes ruhte auf ihm. Er wurde
ein geschickter Bogenschütze und heiratete eine Ägypterin, die seine Mutter für
ihn ausgewählt hatte. Diese Tatsache stärkte leider das heidnische Element in
den Ismaeliten und führte wahrscheinlich dazu, dass sie den wahren Gott
innerhalb kürzester Zeit verließen.
Der Bund zwischen Abraham und Abimelech
(V. 22-34): V.22. Und es begab sich zu dieser Zeit, dass Abimelech und Pichol, der Oberbefehlshaber seines Heeres, mit Abraham
sprachen und sagten: Gott ist mit dir in allem, was du tust; V.23. Nun
schwöre mir hier bei Gott, dass du mir, meinem Sohn und dem Sohn meines
Sohnes gegenüber nicht falsch handeln wirst, sondern dass du mir und dem Land,
in dem du dich als ein Fremdling aufhältst, die gleiche Güte erweisen wirst,
die ich dir erwiesen habe. Abraham lebte immer noch im Land der Philister,
und diese konnten nicht leugnen, dass ein besonderer Segen Gottes auf Abraham
ruhte. Diese Tatsache veranlasste Abimelech schließlich, Abraham einen Bund
vorzuschlagen, um sich und seine Kinder mit der Freundschaft dieses Mannes zu
sichern. Die wichtigste Bedingung war, dass es keine falschen oder doppelten
Spielchen geben sollte, und Abimelech erinnerte Abraham daran, dass er ihm
gegenüber barmherzig gewesen war, als er in Gerar
lebte (Kapitel 20, 15). Er appellierte an Abrahams Großzügigkeit, Dankbarkeit
und Treue. V.24. Und Abraham sagte: Ich schwöre es. Er war bereit, einen
solchen Bund zu schließen; er hatte keine Hoffnung, Kanaan persönlich zu
besitzen. Bevor er jedoch weitere Versprechen eingeht, unterscheidet er
zwischen politischen und privaten Rechten. V.25. Und Abraham tadelte
Abimelech wegen eines Wasserbrunnens, den Abimelechs Diener gewaltsam
weggenommen hatten. Das war ein Missstand, der behoben werden musste, bevor
ein Pakt geschlossen werden konnte. V.26. Und Abimelech sagte: Ich weiß
nicht, wer das getan hat, und du hast es mir nicht gesagt, und ich habe es auch
erst heute erfahren. Diese Erklärung, die mit der Aufforderung einherging,
den Brunnen seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben, war
zufriedenstellend; sie zeigte die Fairness Abimelechs in all seinem Tun. V.27. Und
Abraham nahm Schafe und Rinder und gab sie Abimelech; und beide schlossen einen
Bund. Die Geschenke waren das Zeichen des Bundes von Seiten Abrahams, der
nun von beiden formell eingegangen wurde. V.28. Und Abraham stellte sieben
Lämmer der Herde für sich allein. V.29. Und Abimelech sprach zu Abraham:
Was bedeuten diese sieben Lämmer, die du für dich allein gestellt hast?
V.30. Er antwortete: Nimm diese sieben Lämmer aus meiner Hand, damit sie mir
bezeugen, dass ich diesen Brunnen gegraben habe. Dies war eine besondere
Transaktion in Bezug auf den Brunnen, den die Diener Abimelechs Abraham
weggenommen hatten. Auf Abimelechs überraschte Frage nach der Bedeutung dieser
Handlung erhielt er die Antwort, dass der König sie Abraham abnehmen solle, damit
dieser später bezeugen könne, dass er den Brunnen habe graben lassen. Abraham
legte die sieben Lämmer also nicht zurück, um den Brunnen zurückzukaufen,
sondern um sein Eigentum gegen mögliche Ansprüche in der Zukunft abzusichern.
V.31. Daher nennt man diesen Ort Beerscheba [Schwurbrunnen], weil sie
beide dort geschworen hatten. Mit einem Eid bekräftigten sie ihren Bund,
und daher wurde der Ort ihrer Begegnung fortan als Beerscheba, „der Brunnen des
Eides“, bekannt. Er liegt etwa 25 Meilen von Hebron entfernt an der Straße nach
Ägypten, wo es bis heute zwei Brunnen gibt. V.32. So schlossen sie einen
Bund in Beerscheba. Dann machten sich Abimelech und Pichol,
der Oberbefehlshaber seines Heeres, auf den Weg zurück in das Land der
Philister, d. h. in das eigentliche Philisterland,
das am Mittelmeer lag. V.33. Und Abraham pflanzte eine Tamariske in
Beerscheba und predigte dort den Namen des HERRN, des ewigen Gottes. V.34. Und
Abraham hielt sich lange Zeit [w.: viele Tage] als Fremdling im Land der
Philister auf. Wie er es an anderen Orten getan hatte, Kap.
12, 8; 13, 18, so tat Abraham es auch hier. Nachdem er eine Tamariske gepflanzt
hatte, einen Baum, der zu einer bemerkenswerten Höhe heranwuchs und einen
weiten Schatten spendete, verkündete er dort den Namen des ewigen Gottes,
hauptsächlich für seinen eigenen Haushalt, aber auch für andere, die diesen Weg
entlangkommen könnten. Dies tat er, solange er dieses Nomadenleben im Gebiet
der Philister führte, denn sie betrachteten diesen Teil als Teil des Landes
unter ihrer Kontrolle. Das ist die Hauptaufgabe der Gläubigen auf Erden, den
Namen, die Barmherzigkeit und die Treue Gottes zu preisen und sein Wort zu
verkünden. So tun sie, was sie können, um alle Menschen zur Erkenntnis der
Wahrheit zu bringen.
Isaaks Opferung und Verheißung von
Christus
Die Reise nach Morija
(V. 1-8): V.1. Und es begab sich nach diesen Dingen, dass Gott Abraham auf
eine Probe stellte und zu ihm sprach: Abraham! Und er sprach: Siehe, hier bin
ich. Nach diesen Ereignissen in Beerscheba versuchte Gott Abraham, nicht
indem er ihm eine Gelegenheit zur Sünde gab, Jas. 1, 13, sondern indem er
seinen Glauben auf seine Echtheit und Stärke prüfte. Als der Herr ihn rief,
wahrscheinlich in einer Traumvision, zeigte Abraham sofort seine Bereitschaft,
zu hören. V.2. Und er sprach: Nimm doch Isaak, deinen Sohn, deinen einzigen
Sohn, den du lieb hast, und geh hin in das Land Morija
und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir sagen
werde. Der Herr macht seinen Vorschlag mit wohlüberlegter, detaillierter
Betonung. Abraham sollte seinen Sohn nehmen, nicht Ismael, sondern seinen
einzigen Sohn, den Liebling seines Alters, den er innig liebte, nämlich Isaak.
Ihn sollte er im Land Morija als Opfer darbringen, in
der Bergkette in der Nähe dessen, was später Jerusalem war, auf einem der
Berge, die der Herr ihm zeigen würde. V.3. Und Abraham stand früh am Morgen
auf und sattelte seinen Esel und nahm zwei seiner Knechte mit sich und seinen
Sohn Isaak und spaltete Holz für das Brandopfer, machte sich auf und ging an
den Ort, von dem Gott ihm gesagt hatte. Es gibt kein Wort über Aufregung
oder Aufruhr im Herzen Abrahams. Ruhig und überlegt traf er seine
Vorbereitungen für die buchstäbliche Erfüllung des göttlichen Befehls, indem er
das Tier, das das Holz für das Opfer und die Verpflegung für die Reise tragen
sollte, gürtete, zwei seiner jungen Männer, wahrscheinlich Haussklaven, anwies,
ihn zu begleiten, und sogar das Holz spaltete, das er für das Opfer benötigte,
und sich dann auf den Weg nach Morija machte. Er
beriet sich nicht mit Fleisch und Blut, denn sein Glaube war im Gehorsam aktiv.
V.4. Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort in der Ferne.
Die Entfernung von Beerscheba nach Jerusalem betrug fünfundvierzig bis fünfzig
Meilen [72-80 km] und erforderte daher etwa zweieinhalb Tage ununterbrochene
Reisezeit. V.5. Und Abraham sprach zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit
dem Esel, und ich und der Junge wollen dorthin gehen und anbeten und wieder zu
euch kommen. Obwohl die Diener Abrahams ihm ergeben waren, waren sie kaum
darauf vorbereitet, die Szene mitzuerleben, die sich auf dem Berg vor ihnen
abspielen sollte. Obwohl der Ausgang seines Gottesdienstes vor Abraham
verborgen blieb, hielt sein Glaube an der Verheißung des Herrn fest und
rechnete damit, dass Gott in der Lage war, Isaak sogar von den Toten
aufzuerwecken (Hebräer 11, 17–19). Aus diesem Grund sagt er zuversichtlich:
„Wir werden zu dir zurückkehren.“ Wahrer Glaube vertraut auf Gott, auch wenn er
hart und zornig erscheint, wenn der Gläubige nur seinen Unmut in seinem Herzen
spürt; denn es ist für Gott ein Leichtes, alles, was er für richtig hält, zu
ersetzen und sogar das Verlorene zurückzubringen. V.6. Und Abraham nahm das
Holz für das Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak; und er nahm das
Feuer und das Messer in seine Hand, und sie gingen beide miteinander.
Abraham trug persönlich das Messer für die Schlachtung und das Feuer, eine
glühende Kohle oder ein Stück Zunderholz in einem Kessel, während er das Holz
auf Isaak legte, der so zum Typus des unermesslich größeren Opfers wurde, Jesus
Christus, der ebenfalls bereitwillig und geduldig das Holz seines Kreuzes trug
und unsere Sünden in seinem Leib am Kreuz trug. V.7. Und Isaak sprach zu
Abraham, seinem Vater: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin ich, mein Sohn. Und
er sprach: Sieh das Feuer und das Holz, aber wo ist das Lamm für ein
Brandopfer? Isaak brach das bedrückende Schweigen mit einer Frage
kindlicher Neugier. Er hatte bemerkt, dass alles andere bereitgestellt worden
war, aber das Fehlen eines Schafes, eines Lammes oder eines Ziegenbocks, das
für das Opfer dienen sollte, veranlasste ihn zu fragen. Natürlich muss die
unschuldige Frage die Verzweiflung Abrahams erheblich verstärkt haben; aber mit
unerschütterlicher Standhaftigkeit ging er weiter. V.8. Und Abraham sagte:
Mein Sohn, Gott wird sich selbst ein Lamm für das Brandopfer beschaffen. So
gingen sie beide zusammen. Es war nicht Abrahams Absicht, wie Luther
bemerkt, seinen Sohn mit den Einzelheiten des göttlichen Befehls zu quälen; und
die ruhige Antwort seines Vaters stellte Isaak zufrieden.
Das Eingreifen Gottes (V.
9-14): V.9. Und sie kamen an den Ort, den Gott ihm genannt hatte; und
Abraham baute dort einen Altar und schichtete Holz auf und band seinen Sohn
Isaak fest und legte ihn auf dem Altar auf das Holz. Die detaillierte
Erzählung lenkt erneut die Aufmerksamkeit auf den strikten Gehorsam Abrahams:
das Errichten des Altars, das Bereitstellen der richtigen Menge Holz für das
Opfer, das Fesseln Isaaks, der hier wieder als sein Sohn bezeichnet wird, und
das Platzieren auf dem Altar. V.10. Und Abraham streckte seine Hand aus und
nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Dies ist der Höhepunkt, der
dramatischste Moment der Geschichte: Isaak als Opfer, das sich selbst als
Brandopfer sieht, das der Herr vorgesehen hat, und der Vater, der bereit ist,
seinen Sohn zu schlachten. V.11. Und der Engel des HERRN rief ihm vom Himmel
zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sagte: Hier bin ich. V.12. Und
er sagte: Lege deine Hand nicht an den Jungen und tue ihm nichts zuleide; denn
jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest, da du mir deinen Sohn, deinen einzigen
Sohn, nicht vorenthalten hast. Der Engel des Herrn im besonderen Sinne des
Wortes, der Sohn Gottes, ist hier wieder zu sehen, wie er sich gerade noch
rechtzeitig einmischt, um das Leben Isaaks zu retten. Gott hatte nun durch die
schwerste Prüfung, die man sich hätte ausdenken können, den Beweis erhalten,
der durch einen eindeutigen Beweis erbracht und durch ein tatsächliches
Experiment entdeckt wurde, dass Abraham gottesfürchtig war, dass dies die
Einstellung seines Geistes und seines Herzens war, da er nicht einmal seinen
einzigen Sohn verschont hatte, um Gott gehorsam zu sein. Hier wird auch die Art
von Isaak als Vorbote des größeren Opfers des Neuen Testaments betont, Röm. 8,
32. V.13. Und Abraham erhob seine Augen und sah, und siehe, ein Widder
steckte mit seinen Hörnern in einem Gestrüpp hinter ihm. Da ging Abraham hin
und nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer an seines Sohnes Statt. Gott lenkte hier Abrahams Aufmerksamkeit auf den
Widder im Hintergrund, den er bis dahin übersehen hatte und der mit seinen
langen, krummen Hörnern im Gestrüpp am Berghang steckte. Auf diesen Vorschlag
hin machte er den Widder zum Opfertier anstelle seines Sohnes Isaak, und der
Widder war somit, wie bei vielen späteren Opfern, die symbolische Darstellung,
die den Platz dessen einnahm, der zum Sterben bestimmt war. Diese Tatsache
verlieh auch dem Opfer Christi einen großen Wert, denn es wurde für uns, an
unserer Stelle, gebracht. V.14. Und Abraham nannte den Namen dieses Ortes „Jahwe-jireh“, wie er bis heute heißt: „Auf dem Berg, da der HERR sich
sehen lässt“. Als Abraham dem Ort seines Opfers einen Namen gab, der „der
Herr wird sehen oder sorgen“ bedeutet,[5] hatten die Menschen später ein sprichwörtliches Sprichwort, das auf diesem
Ereignis basierte: „Auf dem Hügel, auf dem Jahwe sich manifestiert oder
offenbart“, woraus der Name Morija entstand.
Der Segen des HERRN wurde
wiederholt (V. 15-19): V.15. Und der Engel des HERRN rief Abraham zum
zweiten Mal vom Himmel her zu, V.16. und sprach: Ich habe bei mir selbst
geschworen, spricht der HERR, weil du dies getan hast und deinen Sohn, deinen
einzigen Sohn, nicht zurückgehalten hast, V.17. dass ich dich segnen
werde und deinen Samen wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am
Meeresstrand vermehren werde; und dein Same wird das Tor seiner Feinde
besitzen; Vers 18. Und in deinem Samen werden alle Nationen der Erde
gesegnet werden; weil du meiner Stimme gehorcht hast. Eine feierliche
Erklärung und Prophezeiung, unterstützt durch den stärksten Eid, den der Herr
selbst schwören kann. Das Ausmaß der Verheißung, die auf eine unzählige
Nachkommenschaft, auf die vollständige Überwindung aller Feinde und
insbesondere auf die Tatsache hindeutet, dass in seinem Samen, in dem einen
großen Samen der Frau, alle Nationen der Erde gesegnet werden sollten, schließt
das Verständnis eines bloßen zeitlichen Segens aus. Auf diesen Segen bezieht
sich Paulus hauptsächlich, wenn er schreibt: „Er sagt nicht: ‚Nach dem Samen‘,
als nach vielen, sondern nach dem einen: ‚Nach deinem Samen‘, der Christus
ist“, Galater 3, 16. In Christus sind alle Nationen der Erde gesegnet; in
seiner Macht besiegt das Volk Gottes, die geistigen Nachkommen Abrahams, alle
ihre Feinde. Das ist der Sieg, der die Welt besiegt, sogar unser Glaube. V.19. Da
kehrte Abraham zu seinen Knechten zurück, und sie machten sich auf und gingen
zusammen nach Beerscheba. Und Abraham wohnte in Beerscheba. Abrahams Glaube
war voll und ganz bestätigt worden; sein Vertrauen war auf wunderbare Weise
belohnt worden. Er kehrte nun mit Isaak an den Ort zurück, an dem seine Diener
auf ihn warteten, und gemeinsam reisten sie zurück nach Beerscheba.
Die Familie Nahors (V. 20-24): V.20. Und es begab sich nach
diesen Dingen, dass Abraham berichtet wurde: Siehe, Milka hat auch deinem
Bruder Nahor Kinder geboren: V.21. Huz, sein Erstgeborener, und Buz, sein Bruder,
und Kemuel, der Vater von Aram, Vers 22. und Chesed und Hazo und Pildash und Jidlaph und Bethuel. Vers 23. Und Bethuel
zeugte Rebekka; diese acht gebar Milka dem Nahor, dem
Bruder Abrahams. Vers 24. Und seine Nebenfrau, deren Name Reumah war, gebar auch Tebah, Gaham, Thahash und Maacha. Von diesen Kindern Nahors wird Buz in Jer. 25, 23
und Hiob 32, 2 erwähnt, und Maacha in 5. Mose 3, 14;
Jos. 12, 5. Die anderen könnten teilweise die Väter von Stämmen gewesen sein,
die später in Südmesopotamien und Nordarabien gefunden wurden, dem Land, in dem
Hiob und seine Kinder später lebten. Das Hauptinteresse der Liste liegt jedoch
in der Tatsache, dass sie die Abstammung von Rebekka zeigt, die eine
rechtmäßige Enkelin Nahors und die Tochter von Isaaks
Cousin war.
Sarahs Tod und Begräbnis
Der Tod Sarahs (V. 1-2): V.1. Und
Sarah war 127 Jahre alt; das waren die Lebensjahre Sarahs. Sie wurde also
sehr alt und sah ihren Sohn Isaak zum vollen Mannesalter heranwachsen, denn
dieser war nun siebenunddreißig Jahre alt. Inzwischen war Abraham nach Hebron
zurückgekehrt. V.2. Und Sarah starb in Kirjath-Arba,
das ist Hebron im Land Kanaan. Und Abraham kam, um um
Sarah zu trauern und um sie zu weinen. Aus Josua 14, 15 und Richter 1, 10
geht hervor, 14, 15 und Richter 1, 10, dass Hebron, eine der ältesten
Siedlungen in Kanaan, eine Zeit lang den Namen seines Eroberers, Arba von den Enakim, trug, aber der ursprüngliche Name wurde von den
Kindern Israels wiederhergestellt. Hier starb Sarah. Und Abraham kam, das
heißt, er ging umher, er traf Vorbereitungen für die übliche Trauerzeit, die
Totenklage.
Abraham verhandelt um einen
Bestattungsort (V. 3-9): V.3. Und Abraham stand auf von seiner Toten und
redete mit den Kindern Heth und sprach: V.4. Ich bin ein Fremdling und
ein Beisasse [Bewohner ohne Bürgerrecht] unter euch; gebt mir ein
Erbbegräbnis [vererbbare Familiengrabstätte] bei euch, dass ich meine
Tote von meinem Angesicht weg begraben kann. Dass Abraham die übliche
Trauerzeit einhielt, stand in keinerlei Widerspruch zu seinem Glauben. Sarah
war seine Frau gewesen, eine Gläubige des wahren Gottes, trotz all ihrer
Schwächen, die Mutter aller gläubigen Frauen. Er hatte sie innig geliebt, wie
es ein treuer Ehemann tun sollte, und sie war auch im Tod die Seine. Nun
verließ er das Zelt, in dem Sarah aufgebahrt war, und erschien im Stadttor, dem
üblichen Versammlungsort des Volkes, wo alle Geschäfte abgewickelt wurden. Dort
lebten die Kinder Heths, die Hethiter, denn Hebron lag im Land der Hethiter,
wenn auch nicht weit entfernt vom Land der Amoriter im Westen. Als Fremder und
Nomade in ihrer Mitte verhandelte er nun über einen Bestattungsort, zunächst
für seine Frau Sarah. V.5. Und die Kinder Heth antworteten Abraham und
sprachen zu ihm: V.6. Höre uns, mein Herr; du bist ein mächtiger Fürst
unter uns: Begraben deine Tote in dem vornehmsten unserer Gräber; keiner von
uns soll dir sein Grab vorenthalten, damit du deine Tote begraben kannst.
Die Erzählung zeigt eine schöne Szene der Höflichkeit, Einfachheit,
Freundlichkeit, Offenheit, Demut und Bescheidenheit, die, wie ein Kommentator
bemerkt, nicht ganz frei von einigen Schattierungen von Geiz ist. Abraham war
gekommen, um ein Stück Land zu kaufen, aber mit wahrer orientalischer
Zeremoniell zogen die Männer der Stadt die Verhandlungen in die Länge und
machten Abraham das Kompliment, dass sie ihn als einen Fürsten Gottes in ihrer
Mitte betrachteten und dass er sich nur eine Grabstätte aussuchen müsse, die
ihm gefalle, und sie würden sich geehrt fühlen, wenn er sie als Geschenk
annehmen würde. V.7. Und Abraham stand auf und verneigte sich vor den
Bewohnern des Landes, vor den Kindern Heth. Dieses zeremonielle Aufstehen
und Verneigen Abrahams zeigte, dass er ihre Komplimente und ihre
Freundlichkeit, ein so großzügiges Angebot zu machen, sehr zu schätzen wusste.
V.8. Und er redete mit ihnen und sprach: Wenn ihr meint, dass ich meine Tote
von meinem Angesicht hinweg begrabe, so hört mich an und bittet für mich
Ephron, den Sohn Zohars, v.9. dass er mir die Höhle Machpelah
gibt, die ihm gehört und die am Ende seines Feldes liegt; für so viel Geld, wie
sie wert ist, soll er sie mir als Begräbnisstätte unter euch geben. Abraham
führte seine Geschäfte weiterhin mit aller Umsicht und Höflichkeit und bat die
anwesenden Männer, bei Ephron, einem Mann von einiger Bedeutung in der
Gemeinde, für ihn zu intervenieren, wenn dies mit ihren Vorstellungen
übereinstimmte. Denn dieser Ephron war der Besitzer eines Grundstücks, auf dem
sich eine Höhle befand, die als Machpelah bekannt war
und die Abraham für seine Zwecke sehr gut geeignet schien. Für volles Silber
wollte er es kaufen, das heißt, er wollte den Wert des Landes bezahlen, da er
beabsichtigte, es als ewige Grabstätte für seine Familie zu nutzen. Gläubige
werden immer gut daran tun, sich nicht gegenüber Ungläubigen zu verpflichten,
da das Ergebnis oft auf ihr Christentum zurückwirken kann.
Der Kauf von Machpelah
(V. 10-16): V.10. Und Ephron wohnte unter den Kindern Heth. Und
Ephron, der Hethiter, antwortete Abraham vor den Ohren der Kinder Heth, vor
allen, die durch das Tor seiner Stadt gingen, und sagte: V.11. Nein,
mein Herr, höre mir zu: Das Feld gebe ich dir, und die Höhle darin gebe ich
dir; vor den Augen der Söhne meines Volkes gebe ich es dir; begrabe deine
Toten. Die gleiche orientalische Höflichkeit wurde weiterhin geübt. Das
Angebot des Hethiters Ephron, das er vor den Ohren aller Mitglieder seines
Stammes und aller seiner Mitbürger machte, war kaum ernst gemeint; denn wenn
Abraham sein Angebot angenommen hätte, hätte er gemäß dem Brauch eine sehr
reiche Gegengabe erwartet, und für den Fall, dass Abraham das Land kaufen
wollte, sollte Ephrons Angebot verhindern, dass der von ihm festgelegte Preis
gesenkt wird. V.12. Und Abraham verneigte sich vor den Leuten des Landes.
Er würdigte noch einmal dankbar die freundliche Absicht der Hethiter, auch in
diesem Angebot von Ephron; er sollte an Höflichkeit nicht übertroffen werden.
V.13. Und er sprach zu Ephron vor den Leuten des Landes und sagte: Wenn du
es mir aber geben willst, so höre mir zu: Ich gebe dir Geld für das
Feld; nimm es von mir, und ich werde dort meine Tote begraben. Die Worte
Abrahams an dieser Stelle lassen ein gewisses Maß an Aufregung und einen Hauch
von Ungeduld erkennen: Aber wenn du – Oh, dass du mir doch zuhören würdest! Wie
er von Anfang an angedeutet hatte, wollte er die Höhle nicht als Geschenk,
sondern war bereit, dafür zu bezahlen. V.14. Und Ephron antwortete Abraham
und sprach zu ihm: V.15. Mein Herr, höre mir zu: Das Land ist
vierhundert Schekel Silber [ca. 600-1200 EUR] wert; was ist das zwischen
mir und dir? Begrabe also deinen Toten. Ephron nannte hier seinen Preis:
„Das Feld – vierhundert Schekel Silber; was ist das zwischen mir und dir?“ Es
wird in höflicher Form ausgedrückt und deutet auf eine Entschuldigung für die
Forderung hin, da Abraham darauf bestehen würde, es so zu haben. Da der
Silberschekel etwa 50 Cent wert ist, kostete das Stück Land mit der Höhle Machpelah Abraham zweihundert Dollar. „Ein Stück Land von
so geringem Wert konnte nicht Gegenstand eines langen Geschäfts zwischen zwei
reichen Männern sein.“ V.16. Und Abraham gehorchte Ephron; und Abraham wog
Ephron das Silber dar, das er vor den Ohren der Söhne Heth genannt hatte,
vierhundert Schekel Silber, gängiges Geld beim Kaufmann. Zu dieser Zeit gab
es in Kanaan keine geprägten Münzen mit einem festen Wert, aber es scheint
Silberstücke mit einem bestimmten Gewicht gegeben zu haben, die leicht
abgewogen werden konnten. Bei einer Transaktion wie der hier beschriebenen
wurden diese Stücke abgewogen, um zu zeigen, dass kein Betrug versucht wurde.
Abraham wog das volle Maß ab, wie es bei den Kaufleuten erforderlich war, bei
ehrlichen Geschäftsleuten, wie der Apostel zu Recht sagt, wird selbst der
Anschein des Bösen vermieden. Abraham gab hier Zeugnis von seinem Glauben,
indem er ein kleines Stück Land auf dem Land kaufte, das seinen Nachkommen
versprochen wurde, in der Gewissheit, dass der Herr sein Versprechen halten
würde.
Die Beerdigung von Sarah (V. 17-20):
V.17. Und das Feld von Ephron, das in Machpelah
war, das gegenüber [d.i. östlich] Mamres war,
das Feld und die Höhle, die darin war, und alle Bäume, die auf dem Feld
standen, die innerhalb seiner Grenzen ringsum standen, wurden v.18. Abraham
als Besitz bestätigt, in Gegenwart der Kinder Heth, vor allen, die durch das
Tor seiner Stadt gingen. Die Sprache ist die eines formellen Instruments,
das bei der Übertragung von Immobilien verwendet wird; der Standort des Feldes
wird angegeben: vor Mamre, gegenüber dem Hain von Mamre, angrenzend an die Höhle Machpelah,
die sich an einem Ende davon befand; die Beschreibung des Grundstücks ist genau
und umfasst sogar die Bäume auf dem Grundstück selbst und an seinen Grenzen auf
allen Seiten. Das Feld wurde somit mit allen dazugehörigen Gegenständen an
Abraham übertragen, wobei die Aufzeichnung der Transaktion sehr detailliert ist
und die Zeugen ausdrücklich erwähnt werden. V.19. Und danach begrub Abraham
seine Frau Sarah in der Höhle des Feldes Machpelah gegenüber
Mamre; das ist Hebron im Land Kanaan. Das war der
Grund für den Kauf dieses Feldes mit seiner Höhle, die, wie ihr Name vermuten
lässt, zwei Eingänge hatte oder eine Doppelhöhle war. V.20. Und das Feld und
die Höhle, die darin ist, wurden Abraham von den Söhnen Heths als
Begräbnisstätte bestätigt. Indem er seine Frau in Kanaan, im Land der Verheißung,
begrub, bekannte Abraham, dass Sarah an dem verheißenen Segen teilhatte, dass
ihr Körper in der sicheren Hoffnung auf die zukünftige Auferstehung durch die
Erlösung Christi begraben wurde. In diesem Sinne sind die Friedhöfe
christlicher Gemeinden wahrhaft Gottes Äcker, von denen er am Jüngsten Tag die
reiche Frucht ernten wird.
Eliesers Reise nach Mesopotamien
wegen einer Ehefrau für Isaak; Isaak heiratet Rebekka
Die Vorbereitung für die Reise (V.
1-9): V.1. Und Abraham war alt und hochbetagt, und der HERR hatte Abraham in
allem gesegnet. Er war jetzt 140 Jahre alt und spürte die ersten Anzeichen
der Altersschwäche. Es war notwendig, dass er für Isaaks Heirat sorgte, bevor
der Tod ihn ereilte; außerdem sollte die messianische Verheißung durch Isaak
und seine Nachkommen für seine Familie bewahrt werden. In allen Dingen hatte
der Herr Abraham gesegnet und sowohl zeitliche als auch geistige Segnungen auf
ihn ausgegossen. V.2. Und Abraham sprach zu seinem ältesten Diener seines
Hauses, der über alles herrschte, was er hatte, dem leitenden Diener, der
für seinen gesamten Betrieb verantwortlich war: Lege deine Hand unter meine Hüfte,
als das Körperglied, das die Nachkommenschaft symbolisierte, in diesem Fall den
verheißenen Samen, die Verheißung und die Hoffnung Abrahams und Israels. V.3. Und
ich will dich schwören lassen bei dem HERRN, dem Gott des Himmels und der Erde,
dass du meinem Sohn keine Frau nehmen sollst von den Töchtern der Kanaaniter,
unter denen ich wohne; v.4. sondern du sollst in mein Land und zu meiner
Verwandtschaft gehen und meinem Sohn Isaak eine Frau nehmen. Abraham
verlangte von Elieser einen feierlichen Eid, damit diese äußerst wichtige
Mission ausgeführt würde, selbst wenn er selbst bald sterben sollte. Bei Jahwe,
dem Gott des Himmels und der Erde, ließ er seinen Diener schwören, denn es
handelte sich nicht um eine gewöhnliche Heirat, die in Betracht gezogen wurde,
sondern um eine Angelegenheit von größter Bedeutung für das Reich Gottes, da
Isaak der Erbe der göttlichen Verheißung war. Aus diesem Grund wäre auch eine
heidnische Frau aus dem Volk der Kanaaniter nicht akzeptabel gewesen, so wie
heute die Heirat eines Christen mit einem Feind Christi immer, gelinde gesagt,
unklug ist. V.5. Und der Knecht sprach zu ihm: Vielleicht wird die Frau mir
nicht folgen wollen in dies Land; so müsste ich dann deinen Sohn wieder bringen
in das Land, daraus du gekommen bist. Die Vorsicht Eliesers, nicht
leichtfertig zu schwören, ist sehr zu loben, obwohl er nicht das gleiche Maß an
Glauben hatte wie Abraham, der bedingungslos auf die Verheißung des Herrn vertraute.
V.6. Und Abraham sprach zu ihm: Hüte dich, dass du meinen Sohn nicht noch
einmal dorthin bringst! Das wäre ein Rückschritt gewesen und hätte
Misstrauen gegenüber den Worten des Herrn gezeigt. V.7. Der HERR, der Gott
des Himmels, der mich aus dem Haus meines Vaters und aus dem Land meiner
Verwandtschaft genommen hat, der mit mir geredet und mir geschworen hat und
gesagt hat: „Dieses Land will ich geben deinem Samen“, der wird seinen Engel
vor dir her senden, und du sollst meinem Sohn von dort eine Frau nehmen.
Das war das Argument des Glaubens: Jahwe hatte Abraham in das Land gebracht, in
dem er sich nun als Fremder aufhielt; Jehova hatte seinen Nachkommen dieses
Land mit einem feierlichen Eid versprochen; daher würde Jehova das Unterfangen
des Dieners im Namen Abrahams durch die Führung und den Schutz seines Engels
mit Erfolg krönen. V.8. Und wenn die Frau nicht bereit ist, dir zu folgen,
dann sollst du von diesem deinem Eid befreit sein; bringe nur meinen Sohn nicht
wieder dorthin. Dies sollte den zurückhaltenden Diener beruhigen. Wenn
Gläubige im Namen Gottes eine Sache unternehmen, die Gott gefällt, dann dürfen
und sollten sie auf die Hilfe und den Segen des Herrn vertrauen. V.9. Und
der Diener legte seine Hand unter die Hüfte Abrahams, seines Herrn, und schwor
ihm in dieser Angelegenheit. Elieser wusste nun, dass er nicht zur
Verantwortung gezogen werden würde, falls die von ihm ausgewählte Frau sich
weigern würde zu kommen, und so zögerte er nicht länger, seinen Eid in dieser
wichtigen Angelegenheit zu leisten.
Die Ankunft in Haran
und das Gebet am Brunnen (V. 10-14): V.10. Und der Diener nahm zehn
Kamele von den Kamelen seines Herrn und zog fort mit allerlei Gütern seines
Herrn mit sich. Und er machte sich auf und ging nach Aram-Naharajim [Aram der zwei Flüsse, am mittleren Euphrat
in Zentralmesopotamien], zu der Stadt Nahors.
Als Abrahams oberster Verwalter war Elieser für alle Güter seines Herrn
verantwortlich; um ihn würdig zu vertreten, machte er sich daher nicht nur mit
einer größeren Karawane auf den Weg, sondern nahm auch verschiedene
Wertgegenstände in Form von kostbaren Geschenken für die mögliche Braut und
ihre Eltern mit, die er mit seiner Vollmacht über alle Güter seines Herrn
untermauern konnte. So reiste er nach Mesopotamien, das üblicherweise als das
Land zwischen Euphrat und Tigris bezeichnet wird, in diesem Zusammenhang jedoch
das gesamte Land vom Khabour, einem östlichen
Nebenfluss des Euphrat, und dem Orontes in Syrien umfasst. Haran
lag, soweit sich das feststellen lässt, im Quellgebiet des Khabour.
V.11. Und er ließ seine Kamele außerhalb der Stadt an einem Wasserbrunnen
niederknien, zur Abendzeit, zur Zeit, da die Frauen herausgehen, um Wasser zu
schöpfen. Elieser hatte seine Pläne sorgfältig ausgearbeitet. Anstatt die Stadt
zu betreten und nach dem Haus der Verwandten seines Herrn zu suchen, ließ er
seine Kamele für eine kurze Rast niederknien. Denn es war jetzt Abend, die
Zeit, zu der die Frauen, die Wasser schöpfen, hinausgehen. Das war und ist die
besondere Aufgabe der Frauen im Orient, Wasser für den Haushalt aus dem Brunnen
in der Nähe des Dorfes oder der Stadt zu holen. Elieser wusste, dass es hier
eine Gelegenheit zur Beobachtung und zum Studium des Charakters geben würde,
die mehr als nur Tage höflichen Umgangs offenbaren würde. V.12. Und er
sprach: O HERR, Gott meines Herrn Abraham, ich bitte dich, lass es mir heute
begegnen [d.i. gelingen] und erweise meinem Herrn Abraham Gnade. Das
Gebet richtet sich im Namen Abrahams an Jahwe, da Elieser als Stellvertreter
seines Herrn handelte. V.13. Siehe, ich stehe hier bei dem Wasserbrunnen,
und die Töchter der Männer der Stadt kommen heraus, um Wasser zu schöpfen;
V.14. und es geschehe, dass das Mädchen, zu dem ich sage: Lass deinen Krug
herunter, ich bitte, dass ich trinke; und sie wird sagen: Trinke, und
ich werde auch deine Kamele tränken, lass sie diejenige sein, die du für deinen
Diener Isaak bestimmt hast; und dadurch werde ich erkennen, dass du meinem
Herrn Güte erwiesen hast. Es war ein einfaches, kindliches Gebet, das
Elieser an den Herrn richtete. Er bat darum, dass der Erfolg ihn treffen möge,
dass der Herr seinem Plan, ihm die junge Frau zu zeigen, die er als Ehefrau für
Isaak vorgesehen hatte, Erfolg schenken möge. Elieser wollte mit seinem Plan
vor allem die Demut, Selbstlosigkeit und Dienstbereitschaft der Mädchen in der
Stadt auf die Probe stellen. Anmerkung: In einer richtigen Ehe ist es Gott, der
den Ehemann und die Ehefrau füreinander auswählt, und dies ist ein Akt seiner
Güte. Wenn der Segen und die Führung des Herrn in der wichtigen Angelegenheit
der Ehe häufiger und eindringlicher erfleht würden, gäbe es auf der Welt
weniger unglückliche Haushalte.
Die Begegnung mit Rebekka (V.
15-28): V.15. Und es begab sich, ehe er ausgeredet hatte, siehe, da kam
Rebekka heraus, die Tochter Bethuels, des Sohnes
Milkas, der Frau Nahors, des Bruders Abrahams, und
trug einen Krug auf ihrer Schulter. Hier wird die Betonung auf die
Geschwindigkeit gelegt, mit der der Herr das Gebet Eliesers erhörte. Er hatte
sein Gebet noch nicht beendet, als Rebekka, die Enkelin Nahors,
die Großnichte Abrahams, erschien. V.16. Und das Mädchen war sehr schön
anzusehen, eine Jungfrau, die noch von keinem Mann erkannt worden war; und sie
ging zum Brunnen hinab und füllte ihren Krug und kam herauf. Rebekka ließ
sich weder von ihrer Schönheit verderben, noch führte die Tatsache, dass sie
die Tochter eines reichen Mannes war, dazu, dass sie körperliche Arbeit
verachtete. Sie stieg persönlich die Stufen zum Brunnen hinab, füllte ihren
Krug mit Wasser und kehrte dann zum Anfang des Weges zurück. V.17. Und der
Diener lief ihr entgegen und sagte: Lass mich bitte ein wenig Wasser aus deinem
Krug trinken. V.18. Und sie sagte: Trinke, mein Herr. Und sie beeilte
sich, ließ ihren Krug auf ihre Hand herab und gab ihm zu trinken. V.19. Und
als sie ihm zu trinken gegeben hatte, sagte sie: Ich werde auch Wasser für
deine Kamele schöpfen, bis sie getrunken haben. V.20. Und sie eilte und
leerte ihren Krug in die Tränke und lief wieder zum Brunnen, um Wasser zu
schöpfen, und schöpfte für alle seine Kamele. Diese Bereitschaft zu dienen,
die nicht einmal vor der Aussicht zurückschreckte, am Ende einer Tagesreise
Wasser für zehn Kamele zu schöpfen, kam in der buchstäblichen Erfüllung von
Eliesers Gebet. Jede Handlung Rebekkas zeugte von einer gastfreundlichen Güte,
die das bereitwillige Dienen eines Fremden als Privileg betrachtete. Diese
wundersame Fügung der Umstände war auf Gottes Fügung zurückzuführen. Viele
Gläubige haben seitdem die gleiche Erfahrung gemacht, nämlich dass der
lebendige Gott Gebete erhört, oft bevor sie selbst aufgehört haben, ihn um
Hilfe zu bitten. V.21. Und der Mann, der sich über sie erstaunt war, sie
genau beobachtete und fast verblüfft war über die Genauigkeit, mit der sein
Gebet vor seinen Augen erfüllt wurde, hielt den Mund, um zu wissen, ob der HERR
seine Reise erfolgreich gemacht hatte oder nicht. Schweigend dachte der
Diener über das Geschehen nach und fragte sich, ob diese junge Frau zur Familie
seines Herrn gehörte, ob sie noch unverheiratet war, ob sie bereit wäre, mit
ihm zu gehen, kurz gesagt, ob der Herr seinen Weg zum Erfolg geführt und seiner
Reise Erfolg beschert hatte. V.22. Und als die Kamele getrunken hatten, nahm
der Mann einen goldenen Ohrring von einem halben Schekel Gewicht und zwei
Armreifen für ihre Hände von zehn Schekel Gold. Als Zeichen seiner
Dankbarkeit für ihre Bereitschaft, Elieser zu dienen, nahm dieser aus seinen
Geschenken, die er mitgebracht hatte, einen goldenen Nasenring, wie ihn die
Frauen im Orient an der mittleren Wand ihrer Nase tragen, und zwei goldene
Armreifen, die am Handgelenk getragen werden und jeweils fünf Schekel wiegen
(ein Schekel entspricht etwa zehn Drams Avoirdupois).
V.23. Und er sprach: Wessen Tochter bist du? Sage mir, ist in deines Vaters
Hause Raum, dass wir darin wohnen? Die Geschenke, die Rebekka von Elieser
erhielt, sollten sie auch dazu bringen, seine Fragen zu ihrer Familie und zur
Möglichkeit, im Haus ihres Vaters unterzukommen, bereitwilliger zu beantworten.
V.24. Und sie sprach zu ihm: Ich bin Bethuels
Tochter, Milkas Sohn, den sie Nahor geboren hat.
So wurde Eliesers erste Frage beantwortet und die Erfüllung seines Gebets betont.
V.25. Sie sprach weiter zu ihm: Wir haben sowohl Stroh als auch Futter genug
und Platz zum Übernachten. Die zweite Frage wurde somit mit dem gebührenden
Vorbehalt beantwortet, denn sie als Tochter des Hauses konnte keine direkte
Einladung aussprechen. Sie erklärte daher lediglich, dass sie wusste, dass
gehäckseltes Stroh und andere Lebensmittel in ausreichender Menge zu Hause
vorhanden waren. V.26. Und der Mann neigte sein Haupt und betete den HERRN
an. V.27. Und er sprach: Gepriesen sei der HERR, der Gott meines Herrn
Abraham, der seine Barmherzigkeit und Treue an meinem Herrn nicht hat aufhören
lassen, da ich auf dem Weg war, hat mich der HERR zum Hause der Brüder meines
Herrn geführt. Die offensichtliche Führung und Fügung des Herrn in dieser
Angelegenheit, in allem, was seine Reise betraf, berührte Elieser so tief, dass
er sogar in Gegenwart Rebekkas in ein Dankgebet ausbrach, das in gewisser Weise
offenbarte, woher er kam. Der Herr hatte Abraham seine freie Gnade, seine
Treue, Barmherzigkeit und Wahrheit nicht vorenthalten. Er hatte sich gerade
erst auf den Weg gemacht, aber es war der Herr, der ihn auf wundersame Weise zu
seinem Ziel und zum Gegenstand seiner Reise geführt hatte. V.28. Und das
Mädchen lief und erzählte dies alles im Haus ihrer Mutter. Voller
Verwunderung über das Dankgebet, das sie von den Lippen des Fremden hörte, lief
Rebekka nach Hause und suchte ihre Mutter natürlich im Frauenteil des Hauses.
Im gesamten Kapitel ist Rebekka ein Beispiel für eine gottesfürchtige, fromme
Jungfrau, deren weibliche Tugenden besonders hervorstechen; ebenso wie Elieser das
Bild eines frommen, treuen Dieners zeichnet.
Elieser im Hause Bethuels
(V. 29-33): V.29. Und Rebekka hatte einen Bruder, der hieß Laban; und Laban
lief zu dem Mann, der am Brunnen saß. V.30. Und es geschah, als er den
Ohrring und die Armreifen an den Händen seiner Schwester sah und als er die
Worte seiner Schwester Rebekka hörte, die sagte: So hat der Mann zu mir
gesprochen, da ging er zu dem Mann, und siehe, er stand bei den Kamelen am Brunnen.
Zu denen, die den aufgeregten Bericht Rebekkas hörten, gehörte ihr Bruder
Laban. Ein Blick auf die reichen Geschenke, die seine Schwester vorzeigte,
veranlasste Laban, dessen spätere Habgier bereits hier angedeutet wird, zum
Brunnen zu gehen. Er blieb kaum lange genug stehen, um die Einzelheiten des
Gesprächs zu hören, von dem Rebekka berichtete. Er rannte schnell aus der Stadt
heraus und fand den Fremden neben seinen ruhenden Kamelen am Brunnen stehen.
V.31. Und er sprach: Komm herein, du Gesegneter des HERRN! Warum stehst du
draußen? Denn ich habe das Haus vorbereitet und Platz für die Kamele. Mit
wahrer orientalischer Gastfreundschaft, wenn auch nicht ganz frei von
eigennützigen Motiven, lud Laban Elieser ein, einzutreten, und sprach ihn als
den Gesegneten des Herrn an, als einen, auf dem die Gunst des Herrn ruhte.
V.32. Und der Mann kam ins Haus. Und er gürtete seine Kamele ab und gab
ihnen Stroh und Futter und Wasser, um seine Füße und die Füße der Männer, die
bei ihm waren, zu waschen. Elieser nahm die Einladung Labans ohne zu zögern
an, kam zum Haus von Bethuel und sorgte dafür, dass
die Riemen, die die Lasten der Kamele hielten, richtig gelöst wurden. Laban
stellte inzwischen Futter und Streu für die Kamele und Wasser für das übliche
Waschen der Füße bereit, bevor man die Wohnräume des Hauses betrat. V.33. Und
es wurde ihm Fleisch zum Essen vorgesetzt. Aber er sagte: Ich werde nicht
essen, bis ich meine Angelegenheit erzählt habe. Und er sagte: Sprich weiter.
Der orientalische Brauch verbot es, sich auf den Gegenstand der Reise eines
Mannes zu beziehen, bevor alle körperlichen Bedürfnisse des Reisenden befriedigt
worden waren. Aber Elieser hier teilte seinem Gastgeber mit, dass er nicht
daran denken könne zu essen, bis er buchstäblich „sein Anliegen vorgetragen“
habe, bis er den Zweck seiner Reise dargelegt habe. Seine selbstlose Treue
veranlasste ihn, sein eigenes Wohlergehen hinter die Angelegenheiten seines
Herrn zu stellen.
Elieser gibt seinen Auftrag bekannt
(V. 34-49): V.34. Und er sprach: Ich bin Abrahams Knecht. Nachdem er
sich auf diese Weise vorgestellt hat, verkündet Elieser in einer sorgfältig
formulierten Rede den Grund seines Kommens. V.35. Und der HERR hat meinen
Herrn sehr gesegnet; und er ist groß geworden; und er hat ihm Schafe, Rinder,
Silber, Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel gegeben. Die scheinbar
sorglose Aufzählung dient dazu, den Eindruck von großem Reichtum und Macht zu
verstärken. V.36. Und Sarah, die Frau meines Herrn, gebar meinem Herrn einen
Sohn, als sie alt war, nachdem die Zeichen des fortschreitenden Alters
offensichtlich waren; und ihm hat er alles gegeben, was er hat. Isaak
war der Erbe dieses ganzen großen Reichtums. V.37. Und mein Herr ließ mich
schwören und sprach: Du sollst meinem Sohn keine Frau nehmen von den Töchtern
der Kanaaniter, in deren Land ich wohne, V.38. sondern du sollst in
meines Vaters Haus und zu meiner Verwandtschaft gehen und meinem Sohn eine Frau
nehmen. V.39. Und ich sprach zu meinem Herrn: Vielleicht wird mir die
Frau nicht folgen. V.40. Und er sprach zu mir: Der HERR, vor dem ich
wandle, in dessen Furcht er sein ganzes Leben lang gelebt und geführt hat, wird
seinen Engel mit dir senden und deinen Weg zum Erfolg führen, deinem
Vorhaben zum Erfolg verhelfen; und du sollst meinem Sohn eine Frau aus
meiner Verwandtschaft und aus dem Haus meines Vaters nehmen. V.41. Dann
sollst du von diesem meinem Eid befreit sein, wenn du zu meiner Verwandtschaft
kommst; und wenn sie dir keine geben, sollst du von meinem Eid befreit sein.
V.42. Und ich kam heute zum Brunnen und sprach: O HERR, Gott meines Herrn
Abraham, wenn du nun zu meinem Weg, den ich gehe, Gelingen gibst, wenn du
meinem Unternehmen tatsächlich Erfolg schenkst, v.43. siehe, ich stehe am
Wasserbrunnen, und es wird geschehen, wenn die Jungfrau herauskommt , um
Wasser zu schöpfen, und ich sage zu ihr: Gib mir bitte etwas Wasser aus deinem
Krug zu trinken, V.44. und sie sagt zu mir: Trinke nur, und ich werde
auch für deine Kamele schöpfen, so sei diese Frau diejenige, die der HERR für
den Sohn meines Herrn bestimmt hat. Schon in diesem Teil seiner Rede lenkt
der Diener die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf Rebekka, indem er sich auf die
Jungfrau im Singular bezieht, die er am Brunnen erwartet. V.45. Und ehe ich
ausgeredet hatte in meinem Herzen, siehe, da kommt Rebekka heraus mit einem
Krug auf ihrer Achsel und geht hinab zum Brunnen und schöpft Wasser. Da sprach
ich zu ihr: Lass mich doch auch trinken! V.46. Und sie eilte und nahm
den Krug von ihrer Schulter und sprach: Trinke, und deine Kamele will ich auch
tränken. Und ich trank, und sie tränkte auch die Kamele. V.47. Und ich
fragte sie und sprach: Wessen Tochter bist du? Sie sprach: Bethuels
Tochter, Nahors Sohn, den Milka ihm geboren hat. Und
ich legte den Ohrring (Nasenring) auf ihr Gesicht und die Armreifen auf
ihre Hände. V.48. Und ich neigte mein Haupt und betete den HERRN an und
pries den HERRN, den Gott meines Herrn Abraham, der mich auf den rechten Weg
geführt hatte, dass ich die Tochter des Bruders meines Herrn (im
weiteren Sinne, denn Rebekka war Nahors Enkelin Nahors) seinem Sohn nähme. Die umständliche
Erzählung mit dem vollständigen Bericht über das Gebet sollte zeigen, dass Jahwe
die Angelegenheit bereits aus Eliesers Händen genommen hatte, eine Tatsache,
die seine Zuhörer sicherlich anerkennen mussten. V.49. Und nun, wenn ihr
freundlich und ehrlich mit meinem Herrn umgehen wollt, sagt es mir; und wenn
nicht, sagt es mir; damit ich mich nach rechts oder links wenden kann.
Elieser appelliert direkt an die Freundlichkeit und Treue, auf die Abraham von
seinen Verwandten sicherlich Anspruch haben sollte. Auf jeden Fall erwartete er
von ihnen eine eindeutige Auskunft über ihre Haltung in dieser Angelegenheit,
damit er genau wusste, welchen Kurs er als Nächstes einschlagen sollte.
Beachten Sie, dass bei einer ordnungsgemäßen und gültigen Verlobung, wie Luther
hier betont, zuerst die Eltern der jungen Frau angesprochen werden und eine
heimliche Verlobung vor Gott keine Gültigkeit hat.
Rebekka stimmt zu, Isaaks Braut zu
werden (V. 50-60): V.50. Da antworteten Laban und Bethuel
und sprachen: Es ist vom HERRN geschehen; wir können nicht Gutes oder Böses gegen
dich reden. Die ganze Angelegenheit war so offensichtlich unter der
direkten Führung des Herrn bis zu diesem Punkt fortgeschritten, dass sowohl Bethuel, der Vater Rebekkas, als auch Laban, ihr Bruder,
den Willen Jehovas nur anerkennen konnten. Sie hatten nichts zu sagen, keine
Änderung vorzuschlagen, Num. 24, 13; 2 Sam. 13, 22. V.51. Siehe, Rebekka ist
vor dir; nimm sie und geh, und lass sie die Frau des Sohnes deines Herrn sein,
wie der HERR gesprochen hat. Damit war der erste Schritt zu einer gültigen
Verlobung [damals gleichbedeutend unserer heutigen standesamtlichen Trauung]
getan: Eliesers Antrag auf Rebekkas Hand für seinen Herrn Isaak war gestellt
und angenommen worden. Es sind die Eltern, die ihre Kinder verheiraten, wobei
Laban hier zu den natürlichen Vormündern Rebekkas gehört, da er der ältere Sohn
ist, dem der Vater praktisch die gesamte Leitung seiner Angelegenheiten
anvertraut hatte. V.52. Und es begab sich, als Abrahams Knecht ihre Worte
hörte, da betete er den HERRN an und neigte sich zur Erde. Seine ersten
Gedanken galten daher dem Dank an den Herrn, der seiner Reise einen so großen
Erfolg beschert hatte und es ihm ermöglichte, ihr Ziel noch am Abend seiner
Ankunft zu erreichen. Wenn wir sehen, wie die gnädige Hand Gottes die
Angelegenheiten unseres Lebens zu unserem Vorteil lenkt, sollten wir es uns zur
Gewohnheit machen, dem Herrn für all seine Güte uns gegenüber zu danken. V.53. Und
der Diener holte silberne und goldene Juwelen und Gewänder hervor und gab sie
Rebekka. Dies waren die üblichen Geschenke für die zukünftige Braut:
verschiedene Schmuckstücke aus Gold und Silber und kostbare Gewänder. Er gab
auch ihrem Bruder und ihrer Mutter wertvolle Dinge, die Verlobungsgeschenke
für die Familie, kostbare Gegenstände, die möglicherweise zu einem hohen Preis
von phönizischen oder arabischen Händlern gekauft worden waren. V.54. Und
sie aßen und tranken, er und die Männer, die bei ihm waren, und blieben die
ganze Nacht. Nachdem Elieser die Arbeit, die sein Herr ihm anvertraut
hatte, erfolgreich ausgeführt hatte, konnte er nun mit seinen Männern die
Gastfreundschaft seiner Gastgeber genießen. Und sie standen am Morgen auf;
und er sagte: Entlasst mich zu meinem Herrn. Die Frau, die Gott als Ehefrau
für Isaak vorgesehen hatte, war nun gefunden, aber Elieser, wie ein treuer
Diener, für den die Interessen seines Herrn immer an erster Stelle stehen, war
bestrebt, die zukünftige Braut an Isaak zu übergeben und damit seine Mission zu
erfüllen. V.55. Und ihr Bruder und ihre Mutter sprachen: Lass das Mädchen
noch einige Tage bei uns bleiben, wenigstens zehn; danach soll sie gehen.
Da sie Rebekka liebten, wollten sie, dass sie mindestens zehn Tage blieb. V.56.
Und er sprach zu ihnen: Haltet mich nicht auf, denn der HERR hat Gnade zu
meiner Reise gegeben; entlasst mich nun, dass ich zu meinem Herrn ziehe.
Elieser, glücklich über den Erfolg seines Unternehmens, war der Meinung, dass
er einer Verzögerung nicht zustimmen könne, sondern sofort zurückkehren müsse.
V.57. Und sie sprachen: Wir wollen das Mädchen rufen und fragen, was sie
dazu sagt. Die Entscheidung sollte bei Rebekka liegen. V.58. Und sie
riefen Rebekka und sprachen zu ihr: Willst du mit diesem Mann gehen? Sie
sprach: Ich will gehen. Ihre einfache, charakteristisch entschlossene und
energische Antwort beinhaltete sowohl ihre Zustimmung zur Heirat mit Isaak als
auch ihre Entscheidung, sofort aufzubrechen. Obwohl es das Vorrecht der Eltern
ist, einer Heirat zuzustimmen, sollte das Mädchen nicht ohne ihre Zustimmung
zur Heirat gezwungen werden, wie Luther bemerkt. V.59. Und sie entließen
Rebekka, ihre Schwester, und ihre Amme und Abrahams Knecht und seine Männer.
Laban wird erneut als die Hauptperson dargestellt, die für Bethuel
und seine Frau handelt, und Rebekka wird offiziell entlassen, um die Braut
Isaaks zu werden, an den sie nun durch ihr Wort gebunden war. V.60. Und sie
segneten Rebekka und sprachen zu ihr: Du bist unsere Schwester, werde die
Mutter von tausendmal Zehntausend, und dein Same besitze das Tor derer, die sie
hassen. Dass die Zahl der Nachkommen Rebekkas ein unzählbares Heer sein
möge und dass alle ihre Nachkommen immer siegreich gegen alle ihre Feinde sein
mögen, das war der aufrichtige und liebevolle Segen, den die Verwandten, die
sie schweren Herzens verabschiedeten, auf sie legten. Da Eliesers Wirken in
Rebekkas Kleid so verheißungsvoll begonnen hatte und Gott selbst die Verlobung
offensichtlich gesegnet hatte, war es am besten, sich auf die Vollendung der
Ehe zu beeilen, damit böse Zungen keinen Zwiespalt säen konnten.
Die Hochzeit von Isaak und Rebekka
(V. 61-67): V.61. Und Rebekka machte sich auf mit ihren Mägden, und sie
bestiegen die Kamele und folgten dem Mann; und der Knecht nahm Rebekka und zog
seines Weges. So brach Elieser mit Rebekka auf, wobei Rebekka nicht nur
ihre alte Amme Deborah mitnahm (Kap. 35, 8), sondern auch eine Reihe anderer
Sklavinnen, ihre Dienerinnen. V.62. Und Isaak kam vom Weg vom Beer- Lahai-Roi [Brunnen des Lebendigen, der mich sieht];
denn er wohnte im südlichen Land. Aus dieser Notiz geht hervor, dass
zumindest Isaak, wenn nicht auch sein Vater, in den südlichen Teil Kanaans
gereist war, in die Nähe des Brunnens Hagars, Kap. 16, 14, wahrscheinlich um
die Herden in diesem Teil des Landes zu inspizieren. V.63. Und Isaak ging am
Abend hinaus, um auf dem Feld seinen Gedanken nachzugehen, zum Meditieren,
Nachdenken und Beten, sehr wahrscheinlich auch im Hinblick auf den sehr
wichtigen Schritt, seine bevorstehende Heirat. Und er hob seine Augen auf
und sah, und siehe, die Kamele kamen, die er wahrscheinlich sofort als die
Kamele seines Betriebs erkannte. V.64. Und Rebekka hob ihre Augen auf und
sah Isaak und stieg vom Kamel. Sie ließ sich vom Kamel, auf dem sie ritt,
fallen oder sprang herunter; diese Handlung war charakteristisch für ihre
Energie und schnelle Entscheidung. Es war üblich, dass ein Reiter von dem Tier,
auf dem er ritt, abstieg, wenn er einer angesehenen Person begegnete. V.65. Denn
sie hatte zu dem Diener gesagt: „Welcher Mann ist das, der uns auf dem Feld
entgegenkommt?“ Diese Worte richtete sie an Elieser, nachdem sie vom Kamel
abgestiegen war. Und der Diener hatte gesagt: „Es ist mein Herr.“ Deshalb
nahm sie einen Schleier und bedeckte sich. Sie zog den mantelartigen
Schleier herunter, der ihren Kopf bedeckte, denn es war üblich, dass die Braut
vor dem Bräutigam verschleiert erschien. V.66. Und der Diener erzählte Isaak
alles, was er getan hatte; er erstattete einen kurzen Bericht über seine
Reise und ihren Erfolg. V.67. Und Isaak führte sie in das Zelt seiner Mutter
Sarah und nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau; und er liebte sie; und so
wurde Isaak nach dem Tod seiner Mutter getröstet. Der Herr
selbst weckte in Isaak die wahre Brautliebe für die Frau, die so offensichtlich
dazu bestimmt war, seine Frau zu werden. So brachte er sie nach Hebron, in das
Zelt Saras, wo sich Abrahams Hauptstation befand. Auf diese Weise wurde der
Kummer, der Isaak nach dem Tod seiner Mutter befallen hatte, allmählich
gelindert. So wurde die Ehe, die mit Gott begonnen hatte, unter seinem Segen
fortgesetzt.
Abrahams letzte Jahre, Tod und
Begräbnis; die Nachkommen Ismaels und Isaaks
Abrahams zweite Ehe (V. 1-6): V.1. Dann
nahm Abraham wieder eine Frau, und ihr Name war Ketura.
Diese Frau keine Konkubine zu Lebzeiten von Sarah, sondern seine Frau in
zweiter Ehe. Da sie nicht den Status einer Mutter des verheißenen Samens hatte,
war sie nicht in der messianischen Verheißung enthalten. V.2. Und sie gebar
ihm Simran und Jokschan und
Medan und Midian und Jischbak und Schuach.
V.3. Und Jokschan zeugte Scheba
und Dedan. Und die Söhne Dedans
waren: die Aschuriter, Letuschiter
und Leummiter. V.4. Und die Söhne Midians: Ephah, Epher, Hanoch,
Abida und Eldaa. Alle diese waren Kinder der Ketura. Der reiche Segen Gottes zeigt, dass diese
zweite Ehe nicht befleckt war, sondern in Heiligung und Ehre geschlossen wurde,
für gegenseitige Fürsorge und Unterstützung und für die Zeugung von Kindern,
wobei die Stärke Abrahams auf bemerkenswerte Weise bis ins hohe Alter erhalten
blieb. Die Kinder und Enkelkinder Keturas wurden wie
die Ismaels zu den Vorfahren der arabischen Stämme, hauptsächlich entlang des Ailanitischen Golfs und nordöstlich davon (Midianiter),
entlang des Roten Meeres und entlang des Persischen Golfs, von denen die
meisten Handelsnationen waren. V.5. Und Abraham gab alles, was er hatte, an
Isaak. Isaak war der anerkannte gesetzliche Erbe, der auch den Bestand der
Herden und die wesentlichen Teile von Abrahams Besitz erhielt. Er war außerdem
der Träger des messianischen Segens. V.6. Aber den Söhnen der Nebenfrauen,
die Abraham hatte, gab Abraham Geschenke und schickte sie von seinem Sohn Isaak
fort, als er noch lebte, nach Osten, in das östliche Land. Obwohl weder Ketura noch Hagar Konkubinen im späteren Sinne des Wortes
waren, waren sie im Vergleich zu Sarah, der durch besondere göttliche Fügung
zur Geliebten und Mutter wurde, zweitrangig. Ihre Kinder konnten daher keine
gleichberechtigte Aufteilung des Eigentums mit Isaak, dem Erben der Verheißung,
beanspruchen, dessen Erbe das Land Kanaan sein sollte. Abraham stattete Ismael
und alle Söhne der Ketura lediglich mit genügend
Eigentum in Form kleiner Herden und Viehbestände sowie den notwendigen Dienern
aus, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie zogen in das Land im Südosten und
Osten und wuchsen dort zu Stämmen heran. Unter diesen Nachkommen Abrahams war
das Wissen um den wahren Gott lange Zeit zu finden, was beweist, dass ihr geistliches
Erbe von größerem Wert war als die zeitlichen Gaben.
Abrahams Tod und Begräbnis (V.7-11):
V.7. Und dies sind die Tage der Jahre von Abrahams Leben, die er lebte, 175
Jahre. So lebte er volle 75 Jahre nach der Geburt Isaaks und sah seine
Enkel bis ins Jugendalter heranwachsen, V.26. Das ist auch ein Segen des Herrn,
Ps. 128, 6. V.8. Dann gab Abraham den Geist auf und starb in einem guten
Alter, alt und lebenssatt und wurde zu seinem Volk versammelt. Obwohl
Abraham nicht so lange lebte wie seine Vorfahren vor ihm, hatte er doch genug
von dieser Welt, sowohl in Bezug auf die Länge des Lebens als auch in Bezug auf
das Elend und die Trübsal. Seine Kräfte verließen ihn, er starb, er wurde zu
seinem Volk hinzugefügt; seine Seele wurde in den Himmel aufgenommen, um sich
der Zahl derer anzuschließen, die im Glauben an den Messias gestorben waren.
Beachten Sie, dass die Bibel hier eindeutig die fortgesetzte Existenz der Seele
nach dem Tod lehrt und einen Zustand der Glückseligkeit impliziert. V.9. Und
seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle Machpelah
auf dem Feld von Ephron, dem Sohn Zohars, dem Hethiter, das gegenüber Mamre liegt. Vers 10. Das Feld, das Abraham von den
Söhnen Heths gekauft hatte; dort wurden Abraham und seine Frau Sarah begraben.
Als Ismael vom Tod seines Vaters erfuhr, kam er sofort, um ihm die letzte Ehre
an der Seite Isaaks zu erweisen. Natürlich kam nur die Grabstätte in Frage, die
Abraham selbst mit so aufwendigen Zeremonien von Ephron, dem Hethiter, erworben
hatte. Dort legten die beiden Söhne den erschöpften Körper ihres Vaters neben
den Körper seiner Frau Sarah, wo ihr Staub auf die endgültige Auferstehung
wartet. Eine solche Bestattung, bei der das Grab als Schlafkammer betrachtet
wird, passt gut zum christlichen Glauben an die Auferstehung des Körpers. V.11.
Und es begab sich nach dem Tod Abrahams, dass Gott seinen Sohn Isaak
segnete; und Isaak wohnte bei dem Brunnen Lahai-Roi.
Das Wohlergehen und der Wohlstand Abrahams setzten sich in dem Isaaks fort, der
nun, wie schon einmal, in den südlichen Teil Kanaans zog und sein Hauptquartier
am Brunnen Hagar errichtete, aber seinen Hauptwohnsitz in Hebron behielt, Kap.
35, 27.
Die Nachkommen Ismaels (V. 12-18):
V.12. Dies sind die Nachkommen Ismaels, des Sohnes Abrahams, den Hagar, die
Ägypterin, die Magd Sarahs, Abraham gebar. Wir haben hier den letzten
Bericht über Ismael und eine kurze Zusammenfassung der Geschichte seiner
Familie. V.13. Und dies sind die Namen der Söhne Ismaels mit ihren Namen,
nach ihren Generationen: der Erstgeborene Ismaels, Nebajoth;
und Kedar, und Adbeel, und Mibsam, v.14. und Mischma,
und Duma, und Massa, v.15. Hadar, und
Tema, Jetur, Naphisch, und Kedemah. V.16. Das sind die Söhne Ismaels, und das
sind ihre Namen nach ihren Städten und Burgen; zwölf Fürsten nach ihren
Nationen. Wie der Herr Hagar versprochen hatte, so geschah es: Zwölf
Fürsten wurden von ihrem Sohn Ismael gezeugt, zwölf mächtige Scheiche mächtiger
Stämme, von denen die Namen einiger über viele Jahrhunderte erhalten blieben.
So lebten die Nachkommen von Nebajoth und Kedar in Arabien Petraea, auf der
Halbinsel Sinai und darüber hinaus, Jes. 60, 7, die Kadarenes
erstreckten sich danach nach Osten in Richtung Babylonien, Jes. 42, 11; Ps.
120, 5. Die anderen iahmaelitischen Stämme scheinen
nicht so groß und mächtig gewesen zu sein, aber es gibt auch in der Heiligen
Schrift Hinweise darauf, dass sie in dem großen Land auf der Ostseite des
Jordan lebten. Sie waren zwölf Fürsten in ihren Stämmen, regierten und
repräsentierten zwölf Stämme mit ihren festen, ummauerten Lagern oder Städten
und ihren temporären Lagern mit ihren festen und beweglichen Behausungen. V.17.
Und dies sind die Lebensjahre Ismaels: 137 Jahre; und er verschied und starb
und wurde zu seinem Volk gesammelt. Obwohl Ismael, der Sohn der Sklavin, in
der Heiligen Schrift als ein Typus des Fleischlichen dargestellt wird, gewann
und behielt der Geist Gottes schließlich die Oberhand in ihm. Er starb auch im
Glauben und wurde zu denen gezählt, die auf den Messias und seine Erlösung
vertrauten. V.18. Und sie wohnten von Hawila bis
nach Schur, das östlich von Ägypten liegt, wo man nach Assyrien geht. Und er
ließ sich nieder vor den Augen aller seiner Brüder. Das war die Ausdehnung
des ismaelitischen Territoriums in späteren Jahren,
vom Strom Ägyptens im Südwesten und Havila in der
Arabischen Wüste im Südosten bis zum Euphrat im Nordosten. So fiel Ismael mit
seinen Nachkommen in dieses Land ein, ließ sich dort nieder, nahm es in Besitz,
in Gegenwart seiner Brüder, an der Grenze zum Gelobten Land.
Isaaks Gebet für Rebekka (V. 19-23):
V.19. Und dies sind die Nachkommen von Isaak, dem Sohn Abrahams: Abraham
zeugte Isaak; V.20. und Isaak war vierzig Jahre alt, als er Rebekka zur
Frau nahm, die Tochter Bethuels, des Syrers, von Padan-Aram, die Schwester Labans, des Syrers. Die Fäden
der Geschichte über Isaak werden hier zusammengeführt, um der Gründung seiner
Familie einen Absatz zu widmen. Der Teil Mesopotamiens, aus dem Rebekka
stammte, wird die Ebene von Aram genannt, die sich westlich des Euphrats
erstreckte. V.21. Und Isaak bat den HERRN für seine Frau, weil sie
unfruchtbar war; und der HERR erhörte ihn, und Rebekka, seine Frau, wurde
schwanger. Es ist der Herr, der verheirateten Menschen Nachkommen schenkt,
aber um den Segen von Kindern muss wie um alle anderen Segnungen gebetet
werden. So wie Isaak um eine fromme Frau gebetet hatte, so betete er auch um
Kinder und zweifellos um fromme Kinder, wie Luther in seiner Erklärung der
vierten Bitte lehrt. V.22. Und die Kinder stießen sich in ihr, und sie
sagte: Wenn es so ist, warum passiert mir das dann? Und sie ging, um den HERRN
zu befragen. Dies geschah, nachdem die Schwangerschaft so weit
fortgeschritten war, dass die Bewegungen deutlich zu spüren waren. Aus Angst,
dass ihr Zustand zu ihrem Unglück und wahrscheinlich auch zum Unglück des
Kindes der Verheißung führen würde, schrie Rebekka, die in ihren Worten und
Handlungen voreilig und leicht entmutigt war, auf: Wenn dem so ist, was ist
dann der Grund dafür, dass ich noch hier bin? Warum sollte ich noch leben, mit
diesem schmerzhaften und seltsamen Kampf in mir? Dennoch ging sie,
wahrscheinlich durch Abrahams Fürsprache, um den Herrn zu bitten. V.23. Und
der HERR sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Volksstämme
werden aus deinem Leib getrennt werden; und das eine Volk wird stärker sein als
das andere; und der Ältere wird dem Jüngeren dienen. Die Antwort wurde in
rhythmischen Parallelen gegeben, der Form der hebräischen Poesie, und besagt,
dass der ältere der Zwillinge, der Erstgeborene, der Diener des Jüngeren sein
würde. Vgl. Röm. 9, 11. 12. Der jüngere Sohn wäre demnach der Träger und Erbe
der messianischen Verheißung, die geistliche Vaterschaft Abrahams sollte in ihm
fortgeführt werden.
Die beiden Söhne Esau und Jakob (V.
24-28): V.24. Und als ihre Tage erfüllt waren, dass sie gebären sollte,
siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leib. V.25. Und der erste kam heraus
rötlich, am ganzen Leib wie ein haariger Mantel; und sie nannten ihn Esau
[der Behaarte]. Esau war also der erste der Zwillinge, der geboren
wurde, und in Anspielung auf den rötlichen, dichten Haarwuchs, der schon damals
seinen Körper wie ein Fellkleid bedeckte, erhielt er den Namen, was „der
Behaarte“ bedeutet. So wurden schon früh seine sinnlichen, harten
Eigenschaften, seine Wildheit, deutlich. V.26. Und danach kam sein Bruder
heraus, und seine Hand ergriff Esaus Ferse; und sein Name wurde Jakob
[Fersenhalter, der Gerissene] genannt. Der Name bedeutet „der
Fersenhalter“, „der Gerissene“, weil er seinen Bruder schon so früh im Leben
ausgenutzt haben soll. Und Isaak war sechzig Jahre alt, als sie sie gebar.
V.27. Und die Jungen wuchsen heran; und Esau war ein jagdkundiger Mann, ein
Mann des Feldes; und Jakob war ein gesitteter Mann, der in Zelten lebte.
Die natürliche Wildheit von Esaus Charakter zeigte sich bald in der Tatsache,
dass er geschickt in der Jagd wurde und es liebte, weit und breit durch das
Land zu streifen, nur um Wild zu töten. Jakob war das genaue Gegenteil, ein
ruhiger junger Mann, der gegen jede Art von Gewalt war und es vorzog, in den
Zelten zu bleiben und sich um die Angelegenheiten zu Hause zu kümmern. V.28. Und
Isaak liebte Esau, weil er von seinem Wildbret aß, buchstäblich, das Wild,
das Ergebnis der Jagd, war in seinem Mund, er mochte seinen wilden Geschmack
sehr; aber Rebekka liebte Jakob, teils weil sie sich an die Verheißung
des Herrn erinnerte, teils weil er das ruhige Leben zu Hause liebte.
Esau verkauft sein Erstgeburtsrecht
(V. 29-34): V.29. Und Jakob kochte ein Gericht, und Esau kam vom
Feld, wo er offensichtlich seiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen war, und
war erschöpft, nach seinen anstrengenden Anstrengungen ausgehungert. V.30. Und
Esau sprach zu Jakob: Bitte, gib mir zu essen [schlingen] von dem roten
Gericht, denn ich bin müde. Daher wurde sein Name Edom (rot) genannt.
Sein Verlangen nach Nahrung war so groß, dass er bereit war, den gesamten
Eintopf auf einmal zu schlucken, sodass er nicht einmal an den Namen des
Gemüses denken konnte, dessen Anblick ihn so hungrig machte, sondern sich
lediglich auf das rote Gericht bezog. V.31. Und Jakob sagte: Verkaufe mir
heute dein Erstgeburtsrecht. Dies war keine niederträchtige Form der List,
die die Schwäche des Gegners ausnutzte, sondern der gläubige Jakob nutzte die
Gelegenheit, um auf legale Weise das zu erwerben, was ihm durch die Verheißung
des Herrn gehörte. V.32. Und Esau sagte: Siehe, ich muss doch sterben; und
welchen Nutzen soll mir dieses Erstgeburtsrecht bringen? Esaus Charakter
war offensichtlich so beschaffen, dass er das große Privileg, der Erstgeborene
zu sein, geringschätzig betrachtete, denn seine Frage vermittelt die Idee: Ich
sterbe vor Hunger; und warum sollte ich mir überhaupt Sorgen um mein
Erstgeburtsrecht machen? So gab er die gesamte höhere Bedeutung seines
Erstgeburtsrechts auf, den besonderen Segen Abrahams, das Erbe seiner
Nachkommen, das Recht und das Land des Bundes: alles für die Befriedigung eines
Augenblicks. V.33. Und Jakob sprach: Schwöre mir heute! Und er schwor ihm
und verkaufte Jakob sein Erstgeburtsrecht. So verfolgte Jakob den Vorteil,
den er erlangt hatte, bis zu dem Punkt, an dem er sich seines Gewinns sicher
war, denn der Eid Esaus bestätigte sein Versprechen. V.34. Da gab Jakob Esau
Brot und ein Linsengericht, und er aß und trank. Und er stand auf und ging weg;
so verachtete Esau sein Erstgeburtsrecht. Es war
also keine bloße momentane Laune Esaus, denn seine Verachtung seines
Erstgeburtsrechts hielt auch dann noch an, als er sich satt gegessen und
getrunken hatte und wieder zu seiner normalen Gemütsverfassung zurückgekehrt
war. So wurde Jakob von heiligem Ernst hinsichtlich der Privilegien des
Erstgeburtsrechts erfüllt, da er erkannte, wie viel in der Familie Abrahams
davon abhing, während Esau die ganze Angelegenheit als Witz betrachtete und
entsprechend handelte. Jakob ist ein Vorbild für diejenigen, die zuerst nach
dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit streben, während Esau für diejenigen
steht, die auf die ewigen Segnungen verzichten, um zeitlichen Gewinn und
Vergnügen zu erlangen.
Gottes Verheißung an Isaak; sein
Aufenthalt im Philisterland
Gott segnet Isaak, den Sohn Abrahams
(V. 1-5): V.1. Und es kam eine Hungersnot ins Land, nach der ersten
Hungersnot, die in den Tagen Abrahams war. Und Isaak ging zu Abimelech, dem
König der Philister, nach Gerar. Die Abenteuer
Isaaks, wie sie in diesem Kapitel erzählt werden, haben ihre Parallelen im
Leben Abrahams und zeigen, dass sich die menschliche Natur nicht ändert,
sondern von einer Generation zur nächsten selbstsüchtig und sündig bleibt. Als
in Kanaan eine Hungersnot ausbrach, hielt es Isaak für ratsam, in das Land der
Philister zu reisen, deren Königstitel an Abimelech vererbt wurde. V.2. Und
der HERR erschien ihm und sprach: Geh nicht nach Ägypten hinab, was
offensichtlich die Absicht Isaaks war, da Ägypten die Kornkammer aller
umliegenden Länder war, insbesondere in mageren Jahren. Wohne in dem Land, das
ich dir nennen werde; Vers 3. Halte dich in diesem Land auf, und ich
werde mit dir sein und dich segnen; denn dir und deinen Nachkommen werde ich
all diese Länder geben, und ich werde den Eid erfüllen, den ich Abraham, deinem
Vater, geschworen habe; Vers 4. und ich will deinen Samen mehren wie die
Sterne am Himmel und will deinem Samen alle diese Länder geben; und in deinem
Samen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden; Vers 5. denn Abraham
hat meiner Stimme gehorcht und hat meine Rechte, meine Gebote, meine Satzungen
und meine Gesetze gehalten. Isaak sollte nicht nach Ägypten hinabziehen,
weil das gesamte Land Kanaan, einschließlich des Landes der Philister, in den
Segen Jehovas eingeschlossen war und schließlich den Nachkommen Isaaks gehören
sollte, wie der Herr es Abraham mit einem Eid versprochen hatte, Kapitel 22,
16. Aber zusätzlich zu diesen zeitlichen Segnungen sollten die Nachkommen
Isaaks gemäß der Verheißung auch Träger der messianischen Hoffnung werden, nach
der alle Nationen der Erde in diesem einen Samen, im Messias, gesegnet werden sollten.
All dies war eine Belohnung für den Gehorsam des Glaubens, den Abraham gezeigt
hatte, indem er den Auftrag Gottes, den ihm anvertrauten Sonderauftrag, seine
Gebote oder ausdrücklichen Anweisungen, seine Satzungen, bestimmte Vorschriften
für bestimmte Fälle und sein Gesetz, die große Lehre der moralischen
Verpflichtungen, wie sie für alle Menschen gilt, befolgte.
Rebekkas Gefährdung (V. 6-16): V.6. Und
Isaak wohnte in Gerar und blieb dort, nachdem der
Herr ihm erschienen war. V.7. Und die Männer des Ortes fragten ihn nach
seiner Frau; und er sagte: Sie ist meine Schwester; denn er fürchtete sich zu
sagen: Sie ist meine Frau; denn, so sagte er, die Männer des Ortes könnten mich
wegen Rebekka töten; denn sie war schön anzusehen. Rebekka war zur Zeit
ihrer Heirat eine schöne Frau gewesen, Kap. 24, 16, und sie hatte ihre
Schönheit bewahrt. Isaak war sich dessen sehr wohl bewusst, dass er,
wissentlich oder unwissentlich, dem Beispiel seines Vaters folgte, Kap. 12, 11.
12; Kap. 20, und auf die Fragen bezüglich der Frau, die bei ihm lebte,
antwortete, dass sie seine Schwester sei. Dies war eine törichte und gefährliche
Verdrehung der Wahrheit, wie die Ereignisse zeigten. V.8. Und es begab sich,
als er schon lange dort war, dass Abimelech, der König der Philister, zum
Fenster hinausblickte und sah, und siehe, Isaak streichelte zärtlich Rebekka,
seine Frau. Durch Zufall wurde Abimelech, der aus einem Fenster seines
Palastes schaute, Zeuge der Tatsache, dass Isaak, der wahrscheinlich ein Haus
mit einem offenen Hof in der Nähe bewohnte, seine Frau Rebekka mit so
vertrauten Zärtlichkeiten behandelte, wie sie zwischen Ehemann und Ehefrau
durchaus üblich sind, aber zwischen Bruder und Schwester kaum als zulässig
angesehen werden. V.9. Und Abimelech rief Isaak und sprach: Siehe, sie ist
mit Sicherheit deine Frau; warum hast du gesagt: Sie ist meine Schwester? Und
Isaak sprach zu ihm: Weil ich dachte: Damit ich nicht um ihretwillen sterbe.
V.10. Und Abimelech sprach: Was hast du uns da angetan? Einer aus dem Volk
hätte leicht Hand an deine Frau legen können, und du hättest eine Schuld auf
uns gebracht. Die Zurechtweisung, die Abimelech aussprach, war von Isaak
durchaus verdient, und seine Entschuldigung, er fürchte, ihretwegen getötet zu
werden, war sehr fadenscheinig. Der Herr verspricht, dass er diejenigen, die
auf ihn vertrauen, auf all ihren Wegen bewahren wird, das heißt, solange sie
sich in Übereinstimmung mit seinem Wort verhalten. Die Schwäche Isaaks wird als
Warnung für uns erzählt. V.11. Und Abimelech gebot allem seinem Volk und
sprach: Wer diesen Mann oder seine Frau antastet, soll des Todes sterben.
Die schlechte Erfahrung, die das Volk im Hause des Königs anlässlich Abrahams
Aufenthalt in Gerar gemacht hatte, war, obwohl sie
ein dreiviertel Jahrhundert zurücklag, nicht vergessen worden, daher die
Strenge der Auflage von Abimelechs Seite, die sowohl Isaak als auch Rebekka die
größte Sicherheit verschaffte, wobei der Herr seine schützende Hand trotz ihrer
Schwäche über sie hielt. V.12. Danach säte Isaak in diesem Lande und erntete
in demselben Jahr hundertfältig; denn der HERR segnete ihn. Das war ein
außerordentlicher Segen des Herrn, dass Isaak buchstäblich hundert Maß für
jedes von ihm gesäte Maß Getreide fand. V.13. Und der Mann wurde groß
[reich] und wurde immer größer, bis er sehr groß war. Es gab kein Ende,
keine Unterbrechung in seinem Fortschritt beim Anhäufen von Reichtum. V.14. Denn
er besaß Schafe und Rinder und eine große Anzahl von Knechten; und die
Philister beneideten ihn und waren eifersüchtig auf den Segen, den der Herr
auf ihn ausgegossen hatte. V.15. Denn alle Brunnen, die die Knechte seines
Vaters in den Tagen Abrahams, seines Vaters, gegraben hatten, hatten die
Philister verstopft und mit Erde gefüllt. Die Feindseligkeiten, die aus dem
Neid in den Herzen der Philister erwuchsen, begannen damit, dass sie die
Brunnen in Gerar, die Isaak gehörten, mit Erde zuschütteten.
V.16. Und Abimelech sprach zu Isaak: Geh weg von uns, denn du bist viel
mächtiger als wir. Zu dieser boshaften Tat kam die direkte Vertreibung
durch den König der Philister hinzu, weil Isaak an Reichtum und Macht mächtiger
geworden war, als es den Philistern lieb war. So müssen die Gläubigen aller
Zeiten aufgrund des Segens, den der Herr ihnen gibt, Eifersucht und offene
Feindschaft ertragen; und sie müssen lernen, um Seinetwillen fröhlich zu
leiden.
Die Feindseligkeit der Philister; neue
Verheißung Gottes an Isaak, den Sohn Abrahams (V. 17-25): V.17. Und
Isaak brach auf und schlug sein Zelt im Tal von Gerar
auf und wohnte dort. Er verließ die Stadt Gerar
und das Gebiet der Philister im engeren Sinne und schlug sein Lager weiter
westlich auf, in der hügeligen Landschaft in Richtung der Berge. V.18. Und
Isaak grub wieder die Wasserbrunnen, die sie in den Tagen seines Vaters Abraham
gegraben hatten; denn die Philister hatten sie nach dem Tod Abrahams
stillgelegt und damit den Bund missachtet, der zwischen ihnen und Abraham
geschlossen worden war, Kap. 21, 22–30. Und er nannte sie bei den Namen, bei
denen sein Vater sie genannt hatte. Da er oft über das Feld gegangen war,
als sein Vater noch lebte, war Isaak mit dem gesamten Land vertraut. V.19. Und
Isaaks Knechte gruben im Tal und fanden dort einen Brunnen mit sprudelndem
Wasser, der mit Wasser aus einer lebendigen Quelle gefüllt war, nicht nur
eine Zisterne für Regenwasser, wie die meisten Brunnen. V.20. Und die Hirten
von Gerar stritten mit den Hirten Isaaks und sagten:
Das Wasser gehört uns; und er nannte den Namen des Brunnens Esek
(Streit), weil sie mit ihm stritten. V.21. Und sie gruben einen
anderen Brunnen und stritten auch um diesen; und er nannte ihn Sitnah (Hass). Isaak ertrug all dieses Unrecht und Leid
mit größter Geduld und Nachsicht und zog es vor, lieber zu ertragen, als
Schaden zuzufügen, wie er es wahrscheinlich getan hätte. V.22. Und er
entfernte sich von dort und grub einen anderen Brunnen; und darum stritten sie
sich nicht: und er nannte ihn Rehoboth (Weiten, weite Ausdehnungen); und
er sagte: Jetzt hat der HERR uns Platz gemacht, und wir werden im Land
fruchtbar sein. Dieses Lager befand sich noch weiter westlich und völlig
außerhalb der Gerichtsbarkeit der Philister, an der äußersten südlichen Grenze
Kanaans. V.23. Und er zog von dort nach Beerscheba hinauf, etwa zwanzig
Meilen nördlich.
V.24. Und der HERR erschien ihm in
derselben Nacht und sprach: Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte
dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen und deinen Samen mehren
um meines Knechtes Abraham willen. Mitten in der Verfolgung, die Isaak
damals erduldete, kam diese Ermutigung mit all ihrer aufbauenden Kraft. Die
Gläubigen sind Fremde und Pilger auf Erden und als solche vielen Demütigungen
ausgesetzt, aber die Zusicherung des Herrn, dass er immer gegenwärtig sein
wird, ist immer die einzige sichere Stütze für ihren Glauben. V.25. Und er
baute dort einen Altar und predigte von dem Namen des HERRN an und schlug dort
sein Zelt auf; und dort gruben die Knechte Isaaks einen Brunnen. Hier
folgte Isaak dem Brauch seines Vaters Abraham, indem er einen Altar errichtete
und den Namen Jahwes verkündete und die Verehrung des wahren Gottes nicht nur
für seinen eigenen Haushalt, sondern auch für alle, mit denen er in Kontakt
kam, einführte. Jedes Mal, wenn Gläubige den Segen, den Schutz und die Hilfe
des Herrn erfahren, wenden sie sich mit umso größerem Eifer und Liebe an ihn
und preisen seinen heiligen Namen.
Der Bund zwischen Isaak und Abimelech
(V. 26-33): V.26. Da ging Abimelech zu ihm von Gerar
mit Ahuzaath, seinem Freund, und Pichol,
seinem Feldhauptmann. In diesem Fall brachte der König der Philister nicht
nur den General seiner Armee mit, sondern auch seinen Premierminister oder
Privatberater. V.27. Und Isaak sprach zu ihnen: Warum kommt ihr zu mir, da
ihr mich hasst und von euch weggeschickt habt? V.28. Und sie sprachen:
Wir sahen, dass der HERR mit dir war; so sprachen wir: Es soll ein Eid zwischen
uns und dir sein, und wir wollen einen Bund mit dir machen, V.29. dass
du uns kein Leid tust, da wir dich nicht angetastet und dir nur Gutes getan und
dich in Frieden ziehen lassen haben. Du bist nun der Gesegnete des HERRN.
Obwohl hinter ihrem Vorschlag offensichtlich eigennützige Motive standen, da es
ihr Hauptanliegen war, die Freundschaft Isaaks zu gewinnen und Sicherheit für
sich selbst zu erlangen, machte sich der Herr diese Motive zunutze, um seinen
Diener abzuschirmen und zu schützen. V.30. Und er machte ihnen ein Festmahl,
und sie aßen und tranken. Isaak war sich seiner Macht und Bedeutung als
wohlhabender Nomadenfürst voll bewusst und nutzte die Situation zu seinem
Vorteil, ohne den Anschein zu erwecken, dass er einen Gefallen gewährte. V.31. Und
sie standen früh am Morgen auf und schworen einander einen Eid, wobei der
Eid in diesem Fall auch einen Fluch beinhaltete; und Isaak entließ sie, und
sie zogen in Frieden von ihm weg. So wurde ein neuer Bund geschlossen, der
die Interessen Isaaks wahrte. V.32. Und es begab sich an demselben Tage,
dass die Knechte Isaaks kamen und ihm von dem Brunnen erzählten, den sie
gegraben hatten, und sprachen zu ihm: Wir haben Wasser gefunden. Offenbar
reichte der eine Brunnen, den Abrahams Knechte gegraben hatten (Kapitel 21,
30), nicht mehr für die Bedürfnisse von Isaaks riesigen Herden aus, und daher
war der Bericht der Knechte sehr willkommen. V.33. Und er nannte sie Scheba (ein Eid); daher heißt die Stadt bis heute
Beerscheba. Die Geschichte wiederholte sich hier, und der Name der Stadt
wurde aus dem doppelten Grund gegeben, so wie die beiden Brunnen in Bir-es-Saba bis heute für die Richtigkeit dieses Berichts
bürgen.
Die Hochzeit Esaus (V. 34-35): V.34.
Esau war vierzig Jahre alt, als er Judith, die Tochter des Hethiters Beeri, und Bashemath, die Tochter
des Hethiters Elon, zur Frau nahm. Esau bewies, wie er über seine Eltern
dachte, indem er diesen wichtigen Schritt unternahm, ohne sie um Rat oder
Zustimmung zu bitten. Es ist in der Tat selten, dass Ehen, die auf diese Weise
geschlossen werden, für alle Beteiligten gut ausgehen. V.35. Sie bereiteten
Isaak und Rebekka lauter Herzeleid. Sie waren buchstäblich eine Verbitterung für
sie, sie bereiteten ihnen viele bittere Stunden, ihre heidnische Abstammung an
sich war demütigend, und ihr heidnischer Glaube und ihr Verhalten stimmten mit
den Traditionen ihrer Vorfahren überein. Wenn zeitliche, fleischliche Faktoren
in der Frage der Ehe entscheidend sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass
das wahre Glück nicht in einem solchen Zuhause zu finden ist. Christliche
Jugendliche werden nicht daran denken, diesen wichtigsten Schritt ohne das
Wissen und die Zustimmung ihrer Eltern zu tun.
Isaak segnet seine Söhne
Isaaks bereitet den Segen für Esau vor
(V. 1-4): V.1. Und es begab sich, als Isaak alt war und seine Augen schwach
wurden, sodass er nicht mehr sehen konnte, rief er seinen ältesten Sohn Esau
und sagte zu ihm: Mein Sohn; und er sagte zu ihm: Siehe, hier bin ich.
Isaak war zu diesem Zeitpunkt 137 Jahre alt, und die Gebrechen des Alters
begannen sich in seinem nachlassenden Sehvermögen zu zeigen; buchstäblich
wurden seine Augen schwach und er konnte nicht mehr gut sehen. Nun rief er in
feierlicher und ernster Weise nach Esau, seinem Lieblingssohn. [HiB: Die Ausleger nehmen fast alle an, Isaak sei jetzt 137
gewesen, und rechnen hernach die ganze Geschichte Jakobs und Josephs nach
dieser Jahreszahl; allein, die ganze folgende Erzählung lässt sich leichter
erklären, wenn man annimmt, dass es im 130. Jahr des Alters Isaaks und dem
2238. Jahr der Welt geschehen sei.] V.2. Und er sprach: Siehe, nun bin ich
alt, ich weiß nicht, wann ich sterben werde. Tatsächlich lebte er noch
weitere dreiundvierzig Jahre, aber die Vorbereitungen, die er traf, zeigten die
Klugheit, die ihn auszeichnete. Jeder Gläubige sollte sein Haus rechtzeitig in
Ordnung bringen und bereit sein, dem Tod zu begegnen, wenn er kommt. V.3. Nun
nimm also deine Waffen, deinen Köcher und deinen Bogen und geh aufs Feld, um
mir Wild zu erlegen. V.4. Bereite mir ein wohlschmeckendes Essen zu, wie
ich es liebe, und bring es mir, damit ich esse, damit meine Seele dich segnet,
bevor ich sterbe. Es war nicht die plötzliche Laune eines alten Mannes, die
hier offenbar wurde, sondern ein sorgfältig ausgearbeiteter Plan, nach dem Esau
durch die Jagd Wild erlegen und das Fleisch dann auf eine Weise zubereiten
sollte, von der er wusste, dass sie seinem Vater gefiel. Trotz der göttlichen
Äußerung vor der Geburt der Kinder, die ihm zweifellos bekannt war, und der
sorglosen und fast verächtlichen Aufgabe seines Erstgeburtsrechts durch Esau,
trotz der anstößigen Heirat Esaus mit der Kanaaniterin beharrte Isaak auf
seiner Vorliebe für Esau, selbst in der sehr wichtigen Angelegenheit der
Weitergabe der messianischen Verheißung. Selbst bei Gläubigen kann die Schwäche
des Fleisches oft zu einem trotzigen Eigensinn werden, wenn Gottes
offensichtliche Führung ignoriert wird.
Rebekka arrangiert es, dass Jakob zuerst
gesegnet wird (V. 5-17): V.5. Und Rebekka hörte, wie Isaak mit seinem
Sohn Esau sprach. Dass Rebekka von Isaaks Plan erfuhr, war Gottes Fügung. Und
Esau ging aufs Feld, um Wild zu jagen und heimzuholen. V.6. Und Rebekka
sprach zu Jakob, ihrem Sohn: Siehe, ich habe deinen Vater mit Esau, deinem
Bruder, reden hören: V.7. Bringe mir ein Wildbret und mach mir ein
Essen, damit ich esse und dich vor dem HERRN segne, ehe ich sterbe. Rebekka
machte Jakob zu ihrem Verbündeten, indem sie ihm alles mitteilte, was sie
herausgefunden hatte. V.8. Nun höre, mein Sohn, auf meine Stimme und tu, was
ich dir sage. V.9. Geh nun zu der Herde, die sowohl Ziegen als auch
Schafe umfasste, und hole mir von dort zwei gute Ziegenböcke, da eine
reichliche Menge benötigt wurde, um Wildbret zu repräsentieren; und ich
werde sie zu einem Leckerbissen für deinen Vater zubereiten, wie er es liebt,
denn Rebekka war auch mit Isaaks Vorlieben vertraut und wusste, in welcher Form
er seinen Wildbraten bevorzugte. V.10. Und du sollst es deinem Vater
bringen, damit er es isst und dich segnet, bevor er stirbt. So wurde Jakob
zu verstehen gegeben, welche Rolle er in Rebekkas Plan spielen sollte. V.11. Und
Jakob sprach zu seiner Mutter Rebekka: Siehe, mein Bruder Esau ist behaart,
aber ich bin glatt; v.12. vielleicht wird mich mein Vater betasten, und
ich werde ihm als Betrüger erscheinen; und ich werde einen Fluch auf mich laden
und nicht einen Segen. Dies war teils Klugheit, teils die Stimme des
Gewissens, die ihm sagte, dass er sich in den Augen seines alten blinden Vaters
zum Spötter machen würde, der sich über dessen Gebrechen lustig macht, und dass
die Entdeckung dazu führen würde, dass er einen Fluch statt eines Segens mit
sich bringt. Aus Respekt vor seiner Mutter spricht Jakob nicht über die Tat
selbst, sondern über ihre gefährlichen Folgen. V.13. Und seine Mutter sprach
zu ihm: Der Fluch sei auf mir, mein Sohn; gehorche nur meiner Stimme, geh und
hole mir. Sowohl die Schuld als auch den Fluch, der Jakob treffen könnte,
war Rebekka bereit auf sich zu nehmen, denn mit ihrem Plan zu handeln,
bedeutete, ihren Kurs bis zum Ende zu verfolgen. V.14. Und er ging hin und
holte sie und brachte sie seiner Mutter; und seine Mutter machte ein
wohlschmeckendes Essen, wie es seinem Vater gefiel. V.15. Und Rebekka
nahm die besten Kleider ihres älteren Sohnes Esau, die sie im Haus hatte, und
zog sie ihrem jüngeren Sohn Jakob an. Es waren kostbare Gewänder, und
Rebekka hatte vor, sowohl durch die Berührung als auch durch den Geruch der
Gewänder Isaak zu täuschen. V.16. Und sie legte die Felle der Ziegenböcke
auf seine Hände und auf die glatte Stelle seines Halses. Es scheint, dass
hier von Angoraziegen die Rede ist, deren lange, seidige Wolle dem menschlichen
Haar ähnelte. V.17. Und sie gab den Leckerbissen und das Brot, das sie
zubereitet hatte, in die Hand ihres Sohnes Jakob. So hatte Rebekka die
Angelegenheit des väterlichen Segens selbst in die Hand genommen. Sie dachte
natürlich an die Verheißung, die sie erhalten hatte, aber ihre Unbesonnenheit
führte dazu, dass sie ihren Plan mit dem Plan Gottes gleichsetzte. Sie hatte das
Gefühl, dass sie der göttlichen Vorsehung zu Hilfe kommen musste, aber ihre
Handlungsweise hatte weder Gottes Gebot noch seine Verheißung. Es war die Gnade
des Herrn, die ihre menschlichen Machenschaften später zum Besten wendete.
Isaak segnet Jakob (V. 18-29): V.18.
Und er kam zu seinem Vater und sprach: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin
ich. Wer bist du, mein Sohn? V.19. Und Jakob sprach zu seinem Vater: Ich
bin Esau, dein Erstgeborener. Ich habe getan, wie du mir befohlen hast. Steh
auf, setz dich und iss von meinem Wildbret, damit du mich segnest. Hier
machte sich Jakob der Täuschung seiner Mutter sowohl in der Tat als auch in
Worten und Absichten schuldig, denn er war nicht Esau, und das Fleisch, das er
brachte, war kein Wildbret. Was ihn betraf, so versuchte er, den Segen seines
Vaters unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu erlangen. V.20. Und Isaak
sprach zu seinem Sohn: Wie kommt es, dass du es so schnell gefunden hast, mein
Sohn? Er antwortete: Weil der HERR, dein Gott, es mir gebracht hat.
Auf Isaaks überraschte Frage: Wie kommt das? Du hast es schnell gefunden; –
Jakob führt das vermeintliche Glück seiner Jagd fromm auf einen besonderen
Segen des Herrn zurück [und missbraucht damit den Namen Gottes]. V.21. Und
Isaak sprach zu Jakob: Komm her, mein Sohn, ich will dich betasten, ob du mein
Sohn Esau bist oder nicht. Isaaks Überraschung wandelt sich beim Klang von
Jakobs Stimme und der unbestimmten Antwort, die so ganz anders war als Esaus
direkte Art, in Misstrauen. Aber hier bewährte sich Rebekkas List. V.22. Und
Jakob trat zu seinem Vater Isaak hin. Und er betastete ihn und sprach: Die
Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände. Isaak war seiner
Überzeugung schon viel näher, aber sein Argwohn war noch nicht ganz zerstreut.
V.23. Und er erkannte ihn nicht, weil seine Hände behaart waren wie die
Hände seines Bruders Esau; so segnete er ihn. Isaak erkannte Jakob nicht
als die Person, die er wirklich war, und die Behaarung seiner Handgelenke ließ
ihn glauben, er sei Esau. Deshalb machte er sich bereit, ihn zu segnen, eine
Handlung, die vom Autor vorweggenommen wurde. V.24. Und er sprach: Bist du
mein Sohn Esau? Er sprach: Ich bin's. Diese kühne Antwort zerstreute die
Zweifel Isaaks so sehr, dass er zum Essen bereit war. V.25. Und er sprach:
Bringe es mir her, dass ich esse von dem Wildbret meines Sohnes, dass dich
meine Seele segne. Und er brachte es ihm, und er aß, und er brachte ihm Wein,
und er trank. So machte Jakob seinen ersten Schritt. V.26. Und sein
Vater Isaak sprach zu ihm: Komm her und küsse mich, mein Sohn! Es war der
Kuss des Vaters, der den Segen einleiten sollte. V.27. Und er trat hinzu und
küßte ihn und roch den Geruch seiner Kleider,
welche ihm Rebekka nach der Überlieferung angezogen hatte, denn es war der
Geruch des Feldes und der Jagd; und er segnete ihn und sprach: Siehe,
der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch des Feldes, das der HERR gesegnet
hat. Isaaks Segen bestand aus inspirierten Äußerungen, die in die Zukunft
blickten und den besonderen Segen des Herrn an Jakob weitergaben. V.28. So
gebe dir Gott vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und Korn und
Wein die Fülle. Dies waren zeitliche Gaben, die in dem Land, das Jakob und
seine Kinder besitzen sollten, von großer Bedeutung waren. Die Menge des Taus,
insbesondere während der Trockenzeit, bestimmte die Fruchtbarkeit des Landes.
Die fetten, fruchtbaren Felder der Erde sollten ihm gehören, was zu einem
reichen Ertrag an Getreide und neuem Wein führte. V.29. Er lasse dir dienen
die Völker und die Stämme fallen vor dir nieder; sei ein Herr über deine
Brüder, und die Söhne deiner Mutter sollen dir zu Füßen fallen; verflucht sei,
wer dich verflucht, und gesegnet sei, wer dich segnet. Dieser Teil des
Segens beschreibt die Position des Einflusses und der Macht, die die Nachkommen
Jakobs einnehmen sollten. Nicht nur über seine Brüder, über das Volk seiner
eigenen Rasse, einschließlich der Kinder seines Bruders, sollte er Herr sein,
sondern auch über fremde Völker und Nationen. Die Idee einer Weltherrschaft
wird so zum Ausdruck gebracht und gipfelt in der Verheißung, dass die Menschen
nach ihrer Einstellung zu ihm und seinen Nachkommen beurteilt werden. So blickt
der Segen auf den Messias, den Prüfstein der Zeitalter, denn bis heute
entscheidet die richtige Antwort auf die Frage: Was haltet ihr von Christus? entscheidet
über das Schicksal jedes Menschen auf der Welt.
Esau kehrt zurück und empfängt den Segen
des jüngeren Sohnes (V. 30-40): V.30. Und es begab sich, als Isaak
geendet hatte, Jakob zu segnen, und Jakob war kaum hinausgegangen von seinem
Vater Isaak, da kam sein Bruder Esau von seiner Jagd. Es war gerade so,
dass Isaak seinen Segen für Jakob beendet hatte und dieser gerade aus dem
Zimmer getreten war, als Esau von der Jagd zurückkehrte. V.31. Und er hatte
auch wohlschmeckendes Fleisch zubereitet und brachte es zu seinem Vater und
sagte zu seinem Vater: „Mein Vater, steh auf und iss von dem Wildbret deines
Sohnes, damit du mich segnest.“ Esau meinte es ausnahmsweise ernst und
verlor daher keine Zeit, das von ihm erlegte Wild zuzubereiten und es seinem
Vater zu bringen, mit der demütigen Bitte um den versprochenen Segen. V.32. Und
Isaak, sein Vater, sprach zu ihm: Wer bist du? Und er sprach: Ich bin dein
Sohn, dein Erstgeborener, Esau. V.33. Und Isaak zitterte sehr, sehr, und
sprach: Wer? Wo ist der Jäger, der mir gebracht hat, und ich habe von allem
gegessen, bevor du kamst, und habe ihn gesegnet? Ja, und er soll
gesegnet sein. Esaus einfache Aussage, die so offensichtlich der Wahrheit
entsprach, sorgte bei Isaak für größte Aufregung; buchstäblich zitterte er sehr
stark und brach dann in verschiedene Fragen über die Identität der Person aus,
die so geschickt den höchsten Segen von ihm erhalten hatte. Aber noch bevor
Isaak den Namen Jakob ausspricht, muss er erklären, dass der Segen des Herrn
bei ihm bleiben wird. Es stand ihm nicht zu, den Segen, der in Wirklichkeit der
Segen des Herrn war, zurückzuziehen, und Isaak erkannte nun, dass seine
fleischliche Vorliebe für Esau vor Gott nicht zu rechtfertigen war. Ganz
gleich, auf welche Weise der Segen erlangt worden war, Gott hatte die
Angelegenheit so gelenkt, dass Jakob nun tatsächlich der Träger der
patriarchalischen Nachfolge war. V.34. Als Esau die Worte seines Vaters
hörte, schrie er laut und bitterlich und sagte zu seinem Vater: Segne auch
mich, mein Vater! Jetzt wurde ihm klar, als es zu spät war, was er verloren
hatte, was er zuvor törichterweise verachtet hatte. Seine Worte scheinen darauf
hinzudeuten, dass er dachte, der Segen könne noch geteilt werden. V.35. Und
er sprach: Dein Bruder ist mit List gekommen und hat deinen Segen weggenommen.
Das war die menschliche Seite des Geschehens, die Täuschung, der Fehler und die
Sünde, die sich in die Angelegenheit eingeschlichen hatten. V.36. Und er
sprach: Hat er nicht mit Recht den Namen Jakob (Fersenfänger, Verdränger)?
Denn er hat mich zweimal verdrängt [betrogen]; mein Erstgeburtsrecht hat
er weggenommen, und siehe, nun hat er meinen Segen weggenommen. Und er sprach:
Hast du mir denn keinen Segen vorbehalten? Esau war nun in einem
Geisteszustand, der eine echte Reue verhinderte, denn es gab keine
Entschuldigung dafür, dass er sein Erstgeburtsrecht verkauft hatte. Und er
sprach: Hast du mir keinen Segen vorbehalten? Als ob Isaak solche Segnungen
nach Belieben beiseite legen könnte. V.37. Und
Isaak antwortete und sprach zu Esau: Siehe, ich habe ihn zu deinem Herrn
gemacht, und alle seine Brüder habe ich ihm zu Knechten gemacht; mit Korn und
Wein habe ich ihn versehen; was soll ich nun dir tun, mein Sohn? Dies war
ein Versuch, Esau die Situation zu erklären und ihm klar zu machen, dass es nur
einen einzigen väterlichen Segen gab, der sowohl die Verheißung des Landes
Kanaan in seiner fruchtbarsten Form als auch die besondere Herrschaft mit ihrem
Höhepunkt in der Person des Messias beinhaltete. V.38. Und Esau sprach zu
seinem Vater: Hast du nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch, mein Vater!
Und Esau erhob seine Stimme und weinte. Auf diese Szene bezieht sich
Hebräer 12,17, denn Esau konnte seinen Vater nicht dazu bewegen, seine
Entscheidung zu überdenken, obwohl er sich unter Tränen darum bemühte. Seine
Tränen waren in diesem Fall nicht Ausdruck wahrer Reue über seine Sünde,
sondern lediglich Ausdruck der Verbitterung über die Folgen seiner Torheit.
Diese Tatsache verstand Isaak nun. V.39. Und Isaak, sein Vater, antwortete
und sprach zu ihm: Siehe, du wirst wohnen in der Fettigkeit des Landes und im
Tau des Himmels von oben her. Von der Fettigkeit des Landes und vom Tau des
Himmels sollte Esaus Wohnort sein, das heißt, weit weg von den fruchtbaren und
fetten Feldern Kanaans. Es gibt einige fruchtbare Täler im nordöstlichen Teil
von Idumäa, wo Esau und seine Nachkommen lebten, aber
der größte Teil von Idumäa ist eine der trostlosesten
und unfruchtbarsten Wüsten der Welt. V.40. Und durch dein Schwert sollst du
leben, Krieg, Plünderung und Raub sind in dem kargen Land, das seine Heimat
sein würde, fast notwendig, und du sollst deinem Bruder dienen; aber wenn du
dich losmachst, sollst du sein Joch von deinem Nacken brechen. Die
Geschichte zeigt, dass sich diese Prophezeiung erfüllt hat. „Edom war anfangs
stark und unabhängig im Vergleich zu Israel, entwickelte sich aber langsamer
(Num. 20, 14). Saul kämpfte zuerst siegreich gegen es (1. Sam. 14, 47); David
eroberte es (2. Sam. 8, 14). Dann folgte eine Verschwörung unter Salomo (1.
Könige 11, 14), während es unter Joram tatsächlich zu einem Abfall kam.
Andererseits wurden die Edomiter erneut von Amazja unterworfen (2. Könige 14, 7; 2. Chronik 25, 11) und
blieben unter Ussija und Jotam
(2. Könige 14, 22; 2. Chronik 26, 2) abhängig. Unter Ahas
befreiten sie sich jedoch vollständig von Juda (2.
Könige 16, 6; 2. Chronik 28, 17). Schließlich unterwarf sie jedoch Johannes Hyrkanus vollständig und gliederte sie in den jüdischen
Staat und das jüdische Volk ein, während die Juden selbst jedoch nach Antipater
der Herrschaft einer idumäischen Dynastie unterworfen
wurden, bis zum Untergang ihres Staates.
Esaus Hass auf Jakob (V. 41-46):
V.41. Und Esau hasste Jakob wegen des Segens, mit dem sein Vater ihn
gesegnet hatte; und Esau sagte in seinem Herzen: Die Tage der Trauer um meinen
Vater sind nahe; dann werde ich meinen Bruder Jakob töten. Nachdem Esau bei
seinem Versuch gescheitert war, die Meinung seines Vaters in Bezug auf den
väterlichen Segen zu ändern, wandte sich der Hass Esaus gegen Jakob, und er
plante, sich zu rächen, indem er seinen Bruder ermordete. Zu Lebzeiten seines
Vaters wollte er diese Drohung nicht wahr machen, um Isaak nicht zu betrüben.
Aber nach dem Tod Isaaks, der nahe zu sein schien, und nach den Tagen der
Trauer um seinen Vater, würde er keine Skrupel mehr haben, seinen Plan
auszuführen. V.42. Und diese Worte Esaus, ihres älteren Sohnes, wurden
Rebekka mitgeteilt; und sie sandte hin und rief Jakob, ihren jüngeren Sohn, und
sprach zu ihm: Siehe, dein Bruder Esau will sich rächen und dich töten.
Esau, der seinen Racheplan ausführte, wollte sich selbst Genugtuung
verschaffen; er dachte, er würde sich besser fühlen, nachdem er seinen Bruder
ermordet hatte. V.43. Nun höre also, mein Sohn, auf meine Stimme und mach
dich auf und flieh zu meinem Bruder Laban nach Haran;
Vers 44. Und bleibe ein paar Tage bei ihm, bis der Zorn deines Bruders sich
gelegt hat; Vers 45. Bis der Zorn deines Bruders sich von dir abgewandt
hat und er vergessen hat, was du ihm angetan hast; dann werde ich dich von dort
holen lassen. Rebekka versucht, Jakob Mut zu machen und sich selbst zu
trösten, indem sie andeutet, dass es nur noch wenige Tage, eine sehr kurze
Zeit, dauern würde, bis der Zorn und die Wut Esaus nachlassen und vergessen
sein würden. Warum sollte ich auch euch beide an einem Tag verlieren?
Sollte Jakob ermordet werden, würde der Bluträcher Esau auf die Spur kommen und
auch er wäre für seine Mutter verloren. Vgl. Kap. 9, 6; 2 Sam. 14, 6. V.46. Und
Rebekka sprach zu Isaak: Ich bin meines Lebens überdrüssig wegen der Töchter
Heths; wenn Jakob eine Frau von den Töchtern Heths nimmt, wie diese, die von
den Töchtern des Landes sind, was soll mir dann mein Leben? Die
Ehefrauen Esaus waren nicht nur für Rebekka, sondern auch für Isaak eine Quelle
der Bitterkeit, Kapitel 26, 35, und daher sollte die Erwähnung dieser
unerträglichen Situation zu diesem Zeitpunkt den Weg für ihren Plan ebnen,
Jakob nach Mesopotamien zu schicken, um ihn in Sicherheit zu bringen. Dass die
Kinder Gottes von den Kindern der Welt verfolgt werden, ist eine häufige
Erfahrung, aber Gott hält seine schützende Hand über die Seinen.
Jakobs Flucht und Traum von der
Himmelsleiter
Der Segen für Jakob bekräftigt und er
dann in Frieden zu Laban entlassen (V. 1-9): V.1. Da rief Isaak Jakob
und segnete ihn und gebot ihm und sprach zu ihm: Nimm dir keine Frau von den
Töchtern Kanaans! Was Rebekka geplant hatte, ging in Erfüllung; Isaak sah
den Sinn ihres Einwands und verstand den Wink, den sie ihm mit ihren Worten
gab. Isaak rief Jakob förmlich zu sich, hieß ihn mit aller Freundlichkeit
willkommen und gab ihm dann das endgültige Gebot, keine kanaanitische Frau zu
heiraten. V.2. Steh auf, geh nach Paddan-Aram
[das zentrale Siedlungsgebiet von Aram-Naharajim]
zum Haus von Bethuel, dem Vater deiner Mutter, und
nimm dir von dort eine Frau von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter.
Offensichtlich gab es zumindest gelegentlich einen Austausch zwischen den
beiden Verwandtschaftsfamilien, da Isaak von den Töchtern Labans wusste. V.3. Und
Gott, der Allmächtige, segne dich und mache dich fruchtbar und vermehre dich,
damit du eine Menge von Völkern wirst; v.4. und gebe dir den Segen
Abrahams, dir und deinen Nachkommen mit dir; damit du das Land erben kannst, in
dem du ein Fremder bist, das Gott Abraham gegeben hat. Die Worte Isaaks
weisen unmissverständlich darauf hin, dass er Jakob nun offen als den
auserwählten Erben anerkannte. Das Bewusstsein seiner Berufung zum Patriarchen
war in ihm erwacht, und er hatte die Kraft, den Segen Abrahams, der die
messianische Verheißung beinhaltete, dem Sohn zu geben, den er abgelehnt hätte,
den Gott aber auserwählt hatte. V.5. Und Isaak entließ Jakob, und er ging
nach Paddan-Aram zu Laban, dem Sohn Bethuels, dem Aramäer, dem Bruder Rebekkas, der Mutter
Jakobs und Esaus. Bethuel war zu diesem Zeitpunkt
entweder gestorben oder nicht mehr aktiv im Geschäft tätig, weshalb Laban,
Jakobs Onkel, als Haushaltsvorstand bezeichnet wird.
V.6. Als Esau sah, dass Isaak Jakob
gesegnet hatte und ihn damit offen als Träger des väterlichen Segens
anerkannte, und ihn nach Paddan-Aram schickte, um sich
von dort eine Frau zu holen; und dass er ihn segnete und ihm eine Anweisung
gab, indem er sagte: Du sollst keine Frau von den Töchtern Kanaans nehmen;
Vers 7. und dass Jakob seinem Vater und seiner Mutter gehorchte und nach Paddan-Aram ging; Vers 8. und Esau , da er
sah, dass die Töchter Kanaans seinem Vater Isaak nicht gefielen, waren sie
in seinen Augen buchstäblich böse; Vers 9. da ging Esau zu Ismael, das
heißt zum Haus Ismaels, da der Vater selbst schon mehr als zwölf Jahre tot war,
und nahm zu, zusätzlich zu, den Frauen, die er hatte, Mahalath, die Tochter Ismaels, Abrahams Sohn, die Schwester
Nebajoths, zur Frau. Diese Frau, Kapitel 36, 2,
heißt Bashemath und wurde die Schwester Nebajoths genannt, weil er ihr ältester Bruder war. Esau
beabsichtigte wahrscheinlich, durch diese Tat die volle Anerkennung seines
Vaters zurückzugewinnen, da diese dritte Frau eine Nachfahrin Abrahams war,
aber er verriet lediglich sein völliges Unverständnis, was die Beziehung der
Patriarchen zu den Prophezeiungen des Herrn in Bezug auf den Besitz dieses
Landes betraf, denn Ismael und seine Kinder sollten nicht mit dem Sohn Saras
erben.
Jakobs Traum in Bethel (V. 10-15):
V.10. Und Jakob zog aus von Beerscheba, das im äußersten Süden Kanaans
liegt, wo Isaak damals sein Lager hatte, und zog nach Haran,
wobei er zuerst nach Norden reiste. V.11. Und er kam an einen bestimmten
Ort, anscheinend traf er diesen Ort zufällig, obwohl es eine Frage der
Führung Gottes war, und blieb dort die ganze Nacht, weil die Sonne
untergegangen war; und er nahm Steine von diesem Ort und legte sie sich als
Kissen und legte sich an diesem Ort zum Schlafen hin. Der Ort, an dem dies
geschah, wird hier so bezeichnet, dass er die Aufmerksamkeit auf seine spätere
Bedeutung lenkt. V.12. Und er träumte: und siehe, eine Leiter stand auf
Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes
stiegen darauf auf und nieder. V.13. Und siehe, der HERR stand oben
darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der
Gott Isaaks; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinem Samen geben;
V.14. und deine Nachkommen werden wie der Staub der Erde sein, und du wirst
dich nach Westen, Osten, Norden und Süden ausbreiten; und in dir und deinen
Nachkommen werden alle Geschlechter auf Erden gesegnet sein. Dies war eine
wunderbare Offenbarung Gottes, zusammen mit einer Bestätigung der messianischen
Verheißung, die durch den Mund Isaaks gegeben wurde. Das gesamte Bild zeigt die
ununterbrochene Kommunikation, die innige Gemeinschaft zwischen Gott und den Gläubigen
auf Erden. Die Engel Gottes begleiten die Gläubigen und beschützen sie auf all
ihren Wegen, sie vertreten sie in ihren Schwierigkeiten und Nöten und bringen
im Gegenzug Gottes Hilfe und Schutz vom Himmel herab. Die Leiter stand auf der
Erde, wo Jakob lag, scheinbar ganz allein und verlassen, ohne einen Fußbreit
Boden sein Eigen zu nennen, aber an ihrer Spitze stand der allmächtige Gott,
dessen Versprechen niemals scheitern. In einer seiner ersten Reden bezog sich
Jesus auf diese Vision Jakobs, Johannes 1, 51. In der Person Jesu Christi sind
Himmel und Erde, Gott und Mensch, auf einzigartige und wunderbare Weise
vereint, und durch Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes, treten wir in
Gemeinschaft mit Gott. [Luther: Hier wird dem dritten Patriarchen Christus
verheißen, der Heiland aller Welt; und das künftige Evangelium von Christus in
allen Landen zu predigen durch die Engel auf der Leiter vorgebildet.] V.15. Und
siehe, ich bin mit dir und werde dich behüten, wo du auch hingehst, und werde
dich wieder in dieses Land bringen; denn ich werde dich nicht verlassen, bis
ich getan habe, was ich dir verheißen habe. Zusätzlich zu der messianischen
Verheißung, die für Jakob immer der größte Trost war, so wie sie die Hoffnung
aller Gläubigen ist, gab ihm der Herr eine Zusicherung in Bezug auf sein
persönliches Wohlergehen auf seinen Reisen. Jakob konnte sich auf die definitive,
unfehlbare Erfüllung der Verheißungen des Herrn verlassen, die heute genauso
gewiss sind wie damals und daher dieselbe bedingungslose Annahme erfordern.
Jakobs Gelübde (V. 16-22): V.16. Und
Jakob erwachte aus seinem Schlaf und sagte: „Wahrlich, der HERR ist an diesem
Ort, und ich wusste es nicht.“ Die Gegenwart Gottes war an diesem Ort, so
weit entfernt von dem Ort, an dem die wahre Anbetung Gottes gepflegt wurde,
nämlich im Haus seines Vaters, und er hatte keine Kenntnis davon. Jehova war
ihm in seiner barmherzigen Gnade nahe und umgab ihn auch in dieser Entfernung
von seinem Zuhause mit seiner Güte. V.17. Und er fürchtete sich, war
erfüllt von ehrfürchtigem Schrecken und sagte: Wie furchtgebietend ist
dieser Ort! Vgl. 2. Mose 3, 5. Die Assoziationen dieses Ortes erfüllten ihn
für immer mit heiliger Furcht und Ehrfurcht, die sündige Geschöpfe in der
Gegenwart Gottes empfinden müssen. [Luther: Heilig heißt hier, da man Gott
ehren und fürchten soll; denn Gottesfurcht ist der rechte Gottesdienstd.]
Dies ist nichts anderes als das Haus Gottes, und dies ist das Tor des
Himmels. Wo Gott sich offenbart, sei es in einer Vision oder in seinem
Wort, dort ist der Ort seiner Wohnung, dort öffnet seine Gnade dem Sünder, der
nur seine Barmherzigkeit sucht, den Himmel selbst. V.18. Und Jakob stand
früh am Morgen auf und nahm den Stein, den er zu seinen Kissen gemacht hatte,
und richtete ihn als Steinmal auf und goss Öl auf
seine Spitze. So vollzog er die üblichen Weihezeremonien, indem er diesen
Ort als einen durch die Erscheinung des Herrn geheiligten Ort absonderte und
den Stein, der ihm als Kopfstütze gedient hatte, als Unterpfand für das
Heiligtum aufstellte, das dort in Zukunft errichtet werden sollte. V.19. Und
er nannte den Ort Bethel (Gotteshaus); am Anfang jedoch war Lus der Name
der Stadt. Der Name Luz wurde von den Kanaanitern verwendet, um sowohl die
Stadt als auch das umliegende Land zu bezeichnen, aber die Kinder Israels
nannten den Bezirk nach der Eroberung Bethel, nach dem Namen, den er seit
diesem Ereignis trug. V.20. Und Jakob legte ein Gelübde ab und sprach: Wenn
Gott mit mir sein wird und mich behütet auf dem Weg, den ich reise, und mir
Brot zu essen und Kleider anzuziehen gibt, V.21. damit ich wieder in
Frieden in meines Vaters Haus in Frieden zurückkehren kann, dann soll
der HERR mein Gott sein; Vers 22. Und dieser Stein, den ich als Pfosten
aufgestellt habe, soll Gottes Haus sein; und von allem, was du mir geben wirst,
werde ich dir gewiss den zehnten Teil geben. Es war
keine Bedingung, die Jakob hier ausdrückte, sondern eine dankbare Anerkennung
der göttlichen Zusicherung. Mit diesem Gelübde nahm Jakob die Verheißung des
Herrn an und erklärte, was seiner Einschätzung nach darin enthalten war. Er
hatte ein bestimmtes Ereignis vor Augen, denn der Stein, der derzeit nur als
Erinnerung an die wundersame Vision diente, würde durch ein Denkmal für die
Gegenwart und das Wohnen Gottes bei seinem Volk und für die Gaben Gottes
ersetzt werden, die ihm als Ergebnis dieser Verheißung zuteil
werden würden. Dafür weihte er hiermit den zehnten Teil dem Herrn. Das
ist die richtige Form des Vertrauens in Gott, seine Verheißungen im einfachen
Glauben anzunehmen und ihn im Gegenzug anzubeten und ihm zu dienen.
Jakob bei Laban, dient 14 Jahre um
Lea und Rahel und heiratet sie
Jakob kommt in Mesopotamien an (V.
1-8): V.1. Dann machte sich Jakob auf den Weg, buchstäblich, er hob
seine Füße, das heißt, er setzte seine Reise fröhlich fort, und kam in das
Land der Menschen im Osten, nach Mesopotamien jenseits des Euphrat, das
nordöstlich von Kanaan lag. Diese Reise unterschied sich etwas von der
Eliesers, fast hundert Jahre zuvor, da Jakob, der jetzt siebenundsiebzig Jahre
alt war, die gesamte Strecke zu Fuß zurücklegte. V.2. Und er schaute, und
siehe, ein Brunnen auf dem Feld, und siehe, drei Schafherden lagen dabei; denn
aus diesem Brunnen tränkten sie ihre Herden; und ein großer Stein lag auf dem
Brunnenloch. Da er wusste, dass er sich seinem Ziel nähern musste, achtete
Jakob genauer auf seine Umgebung und sah diesen Brunnen oder diese Zisterne auf
dem Feld, deren Öffnung mit einem großen Stein bedeckt war. V.3. Und dort
wurden alle Herden versammelt, dort wurden sie zu festgelegten Tageszeiten
getrieben; und sie, die Hirten, rollten den Stein von der Öffnung des
Brunnens und tränkten die Schafe und legten den Stein wieder auf die Öffnung
des Brunnens an seinen Platz. Wasser war in der Gegend offenbar nicht allzu
reichlich vorhanden, und es war notwendig, die größte Sorgfalt darauf zu
verwenden, die verfügbare Wassermenge rein zu halten. V.4. Und Jakob sprach
zu ihnen: Meine Brüder, woher seid ihr? Sie sprachen: Wir sind aus Haran. V.5. Und er sprach zu ihnen: Kennt ihr Laban,
den Sohn (im weiteren Sinne, denn er war der Enkel) Nahors?
Sie sprachen: Wir kennen ihn. V.6. Und er sprach zu ihnen: Geht es ihm
gut? „Geht es ihm gut?“ Und sie sagten: ‚Es geht ihm gut; und siehe,
seine Tochter Rahel kommt, sie kommt gerade jetzt mit den Schafen.‘ V.7. Und
er sagte: ‚Es ist noch heller Tag, und es ist noch nicht an der Zeit, das Vieh
zusammenzutreiben, denn er nahm an, dass die Hirten sie unmittelbar danach
für die Nacht in den Pferch oder die Hürde bringen würden; tränkt die Schafe
und geht und füttert sie.‘ Dies war keine unangemessene Autoritätsanmaßung
von Jakob, sondern lediglich ein Plan, die Hirten zu entfernen, denn natürlich
hätte er es vorgezogen, seine Base, die er schon jetzt als mögliche Ehefrau
betrachtete, allein und nicht in Gegenwart der Sklaven zu treffen. V.8. Und
sie sagten: Wir können nicht, bis alle Herden versammelt sind und bis sie den
Stein von der Öffnung des Brunnens rollen; dann tränken wir die Schafe.
Normalerweise waren also zwei oder mehr Männer nötig, um den Stein von der
Öffnung der Zisterne wegzurollen, und sie hatten den Befehl erhalten, sich zu
einer bestimmten Zeit zu versammeln, damit es bei der Versorgung der Herden
nicht zu Verzögerungen und Problemen kam.
Jakob trifft Rahel (V. 9-14): V.9. Und
während er noch mit ihnen sprach, kam Rahel mit den Schafen ihres Vaters; denn
sie hütete sie. Rahel war eine Hirtin ihres Vaters, genau wie die
jungfräulichen Töchter der Araber bis zum heutigen Tag. V.10. Und es begab
sich, als Jakob Rahel sah, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und
die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, da trat Jakob hinzu und wälzte
den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte die Herde Labans, des
Bruders seiner Mutter. Die Freude, die Jakob empfand, als er nach seiner
langen, einsamen und gefährlichen Reise durch die Wüste sicher sein Ziel
erreichte, und seine Freude, seinen Cousin so bald zu treffen, gaben ihm
ungewöhnliche, heldenhafte Kraft. V.11. Und Jakob küsste Rahel und erhob
seine Stimme und weinte. Sein Alter und seine Beziehung machten eine so
innige Begrüßung durchaus angemessen, und selbst jetzt mag in seinem Herzen
Brautliebe entstanden sein, denn das war einer der Gründe für seine Reise, eine
der Töchter Labans zur Frau zu nehmen. V.12. Und Jakob sagte Rahel, dass er
der Bruder ihres Vaters sei, im weiteren Sinne, der eines nahen Verwandten,
und dass er der Sohn Rebekkas sei; und sie lief und sagte es ihrem Vater.
Rachel war nun ihrerseits überglücklich, was sie dazu veranlasste, ihren Vater
so schnell wie möglich aufzusuchen. V.13. Und es begab sich, als Laban die
Nachricht von Jakob, dem Sohn seiner Schwester, hörte, lief er ihm entgegen,
umarmte und küsste ihn und brachte ihn in sein Haus, um ihn herzlich
willkommen zu heißen. Und er erzählte Laban all diese Dinge, alles, was
nötig war, um seine Reise zu erklären. V.14. Und Laban sagte zu ihm: „Du
bist wahrlich mein Bein und mein Fleisch.“ Er war mit dem Bericht, den
Jakob gegeben hatte, zufrieden, denn er bewies schlüssig, dass dieser sein
Neffe war. Und er blieb einen Monat lang bei ihm und lernte so sowohl
die Familie als auch die Umstände der Familie kennen. So hatte der Herr die
Schritte Jakobs gelenkt, so wie er über die Schritte aller seiner Kinder auf
Erden wacht. Trotz vieler Entbehrungen und Schwierigkeiten gelingt es ihnen in
der Regel, ein Zuhause und Freunde zu finden, womit der Herr seine väterliche
Fürsorge unter Beweis stellt.
Jakob dient Laban für Rahel (V.
15-20): V.15. Und Laban sprach zu Jakob: Weil du mein Bruder bist, solltest
du mir deshalb umsonst dienen? Sag mir, was soll dein Lohn sein?
Jakob war in dem Monat nach seiner Ankunft nicht untätig gewesen, sondern hatte
sich so willig und geschickt gezeigt, dass Laban ihn gerne in seine Dienste
nahm, wenn sie sich auf Bedingungen einigen konnten. V.16. Und Laban hatte
zwei Töchter; die ältere hieß Lea und die jüngere Rahel. Dass Jakob
schließlich um eine von ihnen werben würde, wusste Laban, und sein Angebot
diente dazu, den Weg zu ebnen. V.17. Leah hatte sanfte Augen, das heißt,
ihre Augen waren schwach und trüb, sie war keine Schönheit im Sinne des
Orients; aber Rachel war schön und anmutig, sie hatte eine schöne Figur
und ein schönes Gesicht, besonders ihre Augen strahlten mit einem Glanz, der im
Osten so hoch geschätzt wird. V.18. Und Jakob liebte Rahel und sagte: Ich
will dir sieben Jahre für Rahel, deine jüngere Tochter, dienen, wobei
dieser Dienst an die Stelle der üblichen Mitgift und der Geschenke an die
Verwandten tritt. V.19, Und Laban sagte: Es ist besser, ich gebe sie dir,
als dass ich sie einem anderen Mann gebe; bleib bei mir. Laban handelte mit
vorgetäuschter Gleichgültigkeit, denn seine Selbstsucht und Habgier versprachen
ihm durch diese Vereinbarung einen großen Gewinn. V.20. Und Jakob diente
sieben Jahre um Rahel; und sie schienen ihm nur ein paar Tage zu sein, so sehr
liebte er sie. Im Vergleich zu dem Preis, der ihm am Ende der sieben Jahre
in Aussicht gestellt wurde, schienen alle Mühen des Dienstes unbedeutend. Seine
Liebe zu Rahel machte ihn fröhlich und freudig, auch wenn er sich nach dem Ende
der sieben Jahre sehnte.
Jakob heiratet Lea und Rahel (V.
21-30): V.21. Und Jakob sprach zu Laban: Gib mir am Ende der
sieben Jahre meine Frau, denn meine Tage sind erfüllt, damit ich zu ihr
gehe. Beachten Sie, dass er Rahel seine Frau nennt, obwohl er nur mit ihr
verlobt ist, denn eine rechtmäßige Verlobung ist in den Augen Gottes genauso
bindend wie eine Ehe [Die öffentlicher Verlobung war damals gleichbedeutend mit
der standesamtlichen Trauung heute, nicht vergleichbar mit unserer Verlobung
heute, die zwar ein Versprechen darstellt, aber kein rechtsgültig
verbindliches, sondern noch auflösbares.]. V.22. Und Laban versammelte alle
Männer des Ortes und gab ein Fest. Er arrangierte das übliche Hochzeitsfest
und machte es so prächtig, wie es sein Reichtum erlaubte. V.23. Und es begab
sich am Abend, da nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm; und er ging
zu ihr. Diese Täuschung von Seiten Labans konnte umso leichter durchgeführt
werden, als es der Brauch verlangte, dass die Braut stark verschleiert wurde,
wenn sie zum Bräutigam und in das Brautgemach geführt wurde. V.24. Und Laban
gab seiner Tochter Lea seine Magd Silpa zur Magd.
Diese Tatsache wird hier wegen der späteren Entwicklungen ausdrücklich erwähnt.
V.25. Und es geschah, als es Morgen war, siehe, da war es Lea. Und er sprach
zu Laban: Was hast du mir da angetan? Habe ich nicht um Rahel bei dir gedient?
Warum hast du mich betrogen? Während der Betrug, der an Jakob verübt wurde,
in gewisser Weise als gerechte Strafe angesehen werden kann, war seine
Zurechtweisung Labans dennoch völlig gerechtfertigt, und er hätte Lea gemäß dem
Vertrag durchaus entlassen können. V.26. Und Laban sagte: „So etwas darf in
unserem Land nicht getan werden, die Jüngere vor der Erstgeborenen zu geben.“
Angenommen, dies war ein etablierter Brauch in dem Ort oder Bezirk, in dem
Laban lebte, so war seine Entschuldigung dennoch ein fadenscheiniger Vorwand,
denn es wäre seine Aufgabe gewesen, Jakob bei Vertragsabschluss mit diesem
Brauch vertraut zu machen. Seine eigennützigen Motive, insbesondere seine
Habgier, kamen hier zum Vorschein, wie sie auch in den folgenden Jahren immer
deutlicher zutage traten. V.27. Halte ihre Woche ein, und wir werden dir jene
auch für den Dienst geben, den du noch sieben weitere Jahre mit mir leisten
sollst. Das siebentägige Hochzeitsfest sollte Jakobs Ehe mit Lea besiegeln,
indem er sie während dieser Zeit als seine Frau annahm. In der zweiten Woche
wurde ihm dann Rahel als seine Frau gegeben, mit der Vereinbarung, dass er für
sie weitere sieben Jahre dienen würde, womit er tatsächlich einen höheren Preis
zahlte, als er schuldete. V.28. Und Jakob tat so und erfüllte ihre Woche;
und er gab ihm auch seine Tochter Rahel zur Frau. Auf beiden Seiten hatten
sündige Schwächen eine Rolle gespielt, und so wurde Jakobs Eheleben in mehr als
einem Fall zu einer Schule der Bedrängnisse. V.29. Und Laban gab seiner
Tochter Rahel seine Magd Bilha zur Magd. Diese
Tatsache wird auch wegen der späteren Entwicklungen ausdrücklich erwähnt. V.30.
Und er ging auch zu Rahel ein, und er liebte auch Rahel mehr als Lea, und
diente bei ihm noch sieben weitere Jahre. Diese Bigamie, Polygamie, ist
eine Perversion der ursprünglichen Ordnung Gottes, da die Ehe eine Monogamie
sein soll, die Vereinigung eines Mannes und einer Frau, und sie zeigt sich auch
hier, denn es war für Jakob unmöglich, seine Zuneigung unparteiisch zu
verteilen. Obwohl der Segen Gottes für Abraham auch diese Mittel einsetzte, um
aus den Nachkommen Abrahams ein großes Volk zu machen, ist es dennoch klar,
dass ein Großteil der späteren Probleme auf diese unnatürliche Vereinbarung
zurückzuführen ist.
Die ersten Söhne Leas (V. 31-35):
Vers 31. Und als der HERR sah, dass Lea nicht geliebt [w.: gehasst]
wurde, das heißt, dass sie weniger geliebt wurde als Rahel, öffnete er
ihren Schoß und bereitete sie so darauf vor, Kinder zu gebären, die sein
Segen sind. Aber Rahel war unfruchtbar, auch durch Gottes Fügung. V.32. Und
Lea wurde schwanger und gebar einen Sohn und nannte ihn Ruben (siehe, ein
Sohn!), denn sie sagte: Siehe, der HERR hat auf mein Elend geschaut; nun
wird mich mein Mann lieben. Da Kinder zur Zeit der Patriarchen so besonders
begehrt waren, hoffte Lea, deren Liebe zu Jakob so tief und stark war, dass sie
sogar Labans Täuschung zugestimmt hatte, dass sich auch die Zuneigung ihres
Mannes ihr zuwenden würde. V.33. Und sie wurde wieder schwanger und gebar
einen Sohn und sagte: Weil der HERR gehört hat, dass ich nicht geliebt werde,
hat er mir auch diesen Sohn gegeben; und sie nannte ihn Simeon (Hören).
Gott hatte ihr Gebet um einen weiteren Sohn erhört, und sie glaubte, dass dies
eine Garantie dafür sei, dass ihr Mann sie schließlich auch lieben würde. V.34.
Und sie wurde wieder schwanger und gebar einen Sohn und sagte: Nun wird mein
Mann mir anhangen, denn ich habe ihm drei Söhne geboren; deshalb wurde sein
Name Levi (Anhang) genannt. Von ihrer früheren Hoffnung, die volle Liebe
ihres Mannes zu gewinnen und vor ihm mit Rachel gleichgestellt zu sein, kehrte
sie nun zu der Hoffnung zurück, dass er ihr zumindest in ständiger Zuneigung
verbunden bleiben würde. V.35. Und sie wurde wieder schwanger und gebar
einen Sohn. Da sagte sie: Nun will ich dem HERRN danken. Darum nannte sie ihn Juda (Lob Gottes, einer, für den man Gott lobt); und
hörte auf zu gebären. Lea wandte sich nun ganz von sich selbst ab und
dem Herrn zu, der nun auch für eine Weile verhinderte, dass sie weiter gebar,
damit sie nicht anfing, sich auf sich selbst zu verlassen. Die Lektion, dass
alle guten Gaben von Gott kommen und durch seine barmherzige Güte gegeben
werden, kann nicht oft genug gelernt werden.
Die Kinder und der wachsende
Reichtum Jakobs
Die Söhne von Bilha
und Silpa (V. 1-13): V.1. Und als Rahel sah,
dass sie Jakob kein Kind gebar, beneidete sie ihre Schwester und sagte zu
Jakob: Schaffe mir Kinder, sonst sterbe ich. Unfruchtbarkeit galt im Alten
Testament als besondere Strafe und Fluch Gottes, insbesondere in den Familien
der Patriarchen, in deren Fall die Sehnsucht nach dem Messias den Wunsch nach
Kindern verstärkte. Als Rahel sah, dass ihre Schwester Lea einen Sohn nach dem
anderen gebar, wurde sie von Neid und Ungeduld erfüllt, da sie anscheinend
glaubte, dass all ihre Gebete um Nachkommen vergeblich waren. Das erklärt ihren
Wutanfall, der sie dazu veranlasste zu sagen, dass sie vor Kummer und Trauer
sterben würde, wenn es Jakob nicht gelingen würde, ihr Kinder zu schenken. V.2.
Und Jakobs Zorn entbrannte gegen Rahel, und er sprach: Bin ich an Gottes
Stelle, der dir die Frucht des Leibes vorenthalten hat? Der strenge Tadel
Jakobs war von Rahel voll und ganz verdient: An Gottes Stelle soll ich sein,
der dir Kinder verweigert hat? Was seine eigene Stärke betraf, war er machtlos,
und wahrscheinlich machte er zusammen mit Rahel nicht ausreichend Gebrauch vom
Gebet als einer Kraft, um das Herz Gottes zu erobern. V.3. Und sie sprach:
Siehe, da ist meine Magd Bilha; gehe zu ihr, dass sie
auf meinem Schoß [w.: Knie] gebäre und ich doch durch sie zu Kindern
komme. Das war nicht die Art des Glaubens, sondern die des Fleisches: Die
Kinder der Sklavin Rahels würden ihrer Herrin gehören, umso mehr, wenn Jakob
auf Rahels Vorschlag hin der Vater war. V.4. Und sie gab ihm Bilha, ihre Magd, zur Frau; und Jakob ging zu ihr.
Seine eigene Gemütsverfassung in Bezug auf die Unfruchtbarkeit seiner
Lieblingsfrau und sein fortschreitendes Alter, da er nun fast neunzig Jahre alt
war, veranlassten Jakob, dem Plan seiner Frau zuzustimmen. V.5. Und Bilha wurde schwanger und gebar Jakob einen Sohn. V.6. Da
sprach Rahel: Gott hat mir Recht verschafft und meine Stimme erhört und mir
einen Sohn gegeben. Darum nannte sie ihn Dan (Richter). Rahel betrachtete
die Situation als einen Streit zwischen ihr und ihrer Schwester, in dem Gott
nun die Ungerechtigkeit beiseite geschoben hatte,
indem er ihr einen Sohn durch einen Stellvertreter schenkte. V.7. Und Bilha, Rahels Magd, wurde wieder schwanger und gebar Jakob
einen zweiten Sohn. V.8. Und Rahel sprach: Mit großem Ringen habe ich
mit meiner Schwester gerungen, und ich habe gesiegt; und sie nannte ihn
Naphtali (erhalten durch Ringen). Im Kampf zwischen ihr und Lea, ja,
zwischen ihr und Gott, hatte Rahel auch diesen Sohn bekommen. Ihre Worte
zeigen, dass sie sich danach sehnt, am Segen der Patriarchen teilzuhaben,
obwohl ihre Aussage immer noch einen gewissen Eigensinn erkennen lässt. V.9. Als
Lea sah, dass sie aufgehört hatte zu gebären, nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie Jakob zur Frau, womit sie dem
Beispiel ihrer Schwester folgte. Die Angelegenheit wurde nun tatsächlich zu
einem Wettkampf der Lüste. V.10. Und Silpa, Leas
Magd, gebar Jakob einen Sohn. V.11. Und Lea sagte: „Glück ist gekommen“,
und sie nannte ihn Gad (Glück). Sie betrachtete die Geburt dieses Sohnes
als glückliches Ereignis für sich selbst. V.12. Und Silpa,
die Magd Leas, gebar Jakob einen zweiten Sohn. V.13. Und Lea sagte:
Glücklich bin ich, denn die Töchter werden mich selig preisen; und sie nannte
ihn Asser (der Glückliche). Sie glaubte, dass Töchter, Frauen, egal wo sie
sich befanden, sie als glücklich und zufrieden betrachten würden, weil sie
ihrem Mann sechs Söhne geboren hatte. Es scheint, dass der Segen des Herrn zu
diesem Zeitpunkt nicht in Leas Berechnungen einfloss. Es war einfach ein
Wettlauf zwischen ihr und Rachel.
Die letzten Kinder von Lea (V.
14-21): V.14. Und Ruben ging aus in den Tagen der Weizenernte und fand Dudanim [Früchte der Alraunen, galten aus Liebesäpfel]
auf dem Feld und brachte sie seiner Mutter Lea. Der kleine Ruben, damals
etwa vier oder fünf Jahre alt, fand die Beeren der Alraune auf dem Feld. Diese
Beeren sind gelb, kräftig, aber süß duftend, etwa so groß wie eine Muskatnuss,
und es wurde allgemein angenommen, dass sie die Fruchtbarkeit fördern und die
Stelle eines Liebestranks einnehmen. Da sagte Rahel zu Lea: Gib mir doch von
den Dudanim deines Sohnes. Dies zeigt, wie weit
die gegenseitige Eifersucht der beiden Frauen gewachsen war, dass sie sogar
solchen angeblichen Heilmitteln vertrauten. V.15. Sie aber sprach zu ihr:
Ist's zu wenig, dass du meinen Mann genommen hast, und willst auch die Dudanim meines Sohnes nehmen? So litt Lea unter dem
Gefühl, als Ehefrau ungeliebt oder nur geduldet zu sein: Ist es zu wenig, dass
du meinen Mann genommen hast? Da sprach Rahel: Darum soll er diese Nacht bei
dir liegen als Entgelt für die Dudanim deines Sohnes.
Das waren also die Bedingungen des Handels: Rahel sollte die Mandragora
bekommen und dafür Jakob ein einziges Mal an Lea abgeben. V.16. Und Jakob
kam am Abend vom Feld, und Lea ging ihm entgegen und sagte: Du musst zu mir
kommen, denn ich habe dich mit den Mandragora meines Sohnes bezahlt. So
bestand Lea auf ihrem Handel. Und er schlief in dieser Nacht bei ihr.
V.17. Und Gott erhörte Lea, und sie wurde schwanger und gebar Jakob den
fünften Sohn. Es war also nicht das natürliche Heilmittel der Alraunen, das
Fruchtbarkeit hervorrief, sondern der Segen des Herrn, des Gottes der
Schöpfung. V.18. Und Lea sagte: Gott hat mir meinen Lohn gegeben, weil ich
meine Magd meinem Mann gegeben habe; und sie nannte ihn Isaschar
(der Lohn bringt). Sie glaubte, dass dieser Sohn der Lohn Gottes dafür war,
dass sie ihrem Ehemann ihre Dienerin überlassen hatte. V.19. Und Lea wurde
wieder schwanger und gebar Jakob den sechsten Sohn. V.20. Und Lea sagte:
Gott hat mich mit einer guten Mitgift ausgestattet; nun wird mein Mann bei mir
wohnen, denn ich habe ihm sechs Söhne geboren; und sie nannte ihn Sebulon (Wohnung). Obwohl dieser detaillierte Bericht
über die intimsten Beziehungen zwischen Jakob und seinen Frauen die Schwäche
und Sündhaftigkeit ihres Wesens zeigt, waren es nicht nur fleischliche
Begierden und Eifersucht, die ihre Herzen erfüllten, sondern sie hatten immer
mehr oder weniger deutlich die messianische Verheißung und ihre Bedeutung im
Sinn. V.21. Und danach gebar sie eine Tochter und nannte sie Dina, die
hier wegen ihrer späteren Geschichte erwähnt wird, Kap. 34.
Die Geburt Josephs (V. 22-24): V.22.
Und Gott gedachte Rahels und erhörte sie und machte sie fruchtbar. Es
scheint also, dass sie sich, als all ihre Pläne und Listen scheiterten, in
inbrünstigem und geduldigem Gebet an Gott wandte und dass der Herr als Antwort
darauf ihre Unfruchtbarkeit beseitigte. V.23. Und sie wurde schwanger und
gebar einen Sohn und sprach: Gott hat meine Schmach weggenommen; Vers 24. und
sie nannte ihn Joseph (Er wird hinzufügen); und sie sprach: Der HERR
füge mir einen anderen Sohn hinzu. Indem der Herr Rahel die Schmach ihrer
Unfruchtbarkeit nahm, fügte er ihr die Hoffnung hinzu, dass er ihr einen
zweiten Sohn hinzufügen würde. Dieser Wunsch wurde später erfüllt, Kapitel 35,
16–18. Es ist zweifellos richtig, aus der nachfolgenden Geschichte zu
schließen, dass die elf Kinder Jakobs, von Ruben bis Joseph, in den sieben
Jahren nach seiner Heirat geboren wurden, nicht genau in chronologischer
Reihenfolge, wie es in der Erzählung heißt, sondern so, dass Lea ihre vier
Söhne in den ersten vier Jahren zur Welt brachte. Dan und Naftali wurden
wahrscheinlich ebenfalls in diesem Zeitraum geboren, die Kinder von Silpa unmittelbar danach, Lea selbst wurde im sechsten und
siebten Jahr erneut Mutter und Josef wurde gegen Ende des siebten Jahres
geboren, als Jakob einundneunzig Jahre alt war. Die gesamte Geschichte zeigt,
dass die Furcht des Herrn für wahres Glück im Haushalt sorgt, denn die
Gläubigen verlassen sich auf den Herrn für alle guten Gaben und nehmen sie
dankbar aus seiner Hand entgegen.
Der Vertrag zwischen Laban und Jakob
(V. 25-36): V.25. Und es begab sich, als Rahel den Joseph geboren hatte, da
sprach Jakob zu Laban: Lass mich ziehen und reisen an meinen Ort und in mein
Land. Die vierzehn Jahre, die Jakob gedient hatte, waren nun zu Ende, und
da er Mesopotamien nicht als seine Heimat betrachtete, sondern als ein fremdes
Land, sehnte er sich danach, in sein eigenes Land, nach Kanaan, zurückzukehren.
Deshalb bat er um seine Entlassung. V.26. Gib mir meine Frauen und meine
Kinder, für die ich dir gedient habe, und lass mich gehen; denn du kennst
meinen Dienst, den ich dir erwiesen habe. Laban musste die Treue Jakobs bei
all seiner Arbeit anerkennen, zumal er bis jetzt nur Vorteile aus der Abmachung
gezogen hatte. V.27. Und Laban sprach zu ihm: Ich bitte dich, wenn ich Gnade
vor deinen Augen gefunden habe, so bleibe doch; denn ich habe erfahren, dass
der HERR mich um deinetwillen gesegnet hat. Laban formulierte seine Bitte
in der vorsichtigsten Sprache, obwohl er nur eigennützige Motive hatte, als er
Jakob bat, zu bleiben. V.28. Und er sprach: Bestimme mir deinen Lohn, so
will ich ihn dir geben. Er scheint sich bedingungslos jeder Forderung zu
beugen, die Jakob stellen könnte, aber in Wirklichkeit rechnet er mit Jakobs
Bereitschaft und Demut. V.29. Und er sprach zu ihm: Du weißt, wie ich dir
gedient habe und wie dein Vieh bei mir gewesen ist. V.30. Denn es war
wenig, was du hattest, bevor ich kam, und es ist jetzt zu einer Menge
angewachsen; und der HERR hat dich gesegnet, seit ich gekommen bin, der
Segen des HERRN war buchstäblich Jakobs Fuß gefolgt: und nun, wann soll ich
auch für mein eigenes Haus sorgen? In diesen Worten lag wirklich ein
starker Hinweis, der Laban sagte, dass er gut daran täte, ihn im Viehgeschäft
für sich selbst zu etablieren. Aber Laban wiederholte seine Frage. V.31. Und
er sagte: Was soll ich dir geben? Und Jakob sagte: Du sollst mir nichts geben;
wenn du diese Sache für mich tust, werde ich deine Herde wieder weiden und
hüten. Es war nun List gegen List, denn Jakob lehnte es ab, sich auf die
Großzügigkeit Labans zu verlassen, da er gelernt hatte, den Charakter seines
Onkels richtig zu deuten. V.32. Ich werde heute deine ganze Herde durchgehen
und von dort alle gescheckten und gefleckten Schafe, alle braunen Schafe unter
den Schafen und alle gefleckten und gescheckten Ziegen entfernen; und das soll
mein Lohn sein. Die Bedingungen dieses Vertrags basierten auf der Tatsache,
dass die Ziegen im Orient normalerweise schwarz oder dunkelbraun sind, selten
weiß oder weiß gesprenkelt, die Schafe dagegen normalerweise weiß, selten
schwarz oder gesprenkelt. Der Vorschlag schien daher sehr einseitig zugunsten
von Laban zu sein. V.33. So soll meine Gerechtigkeit mich entschuldigen in
der Zukunft, wenn es um meinen Lohn vor deinen Augen geht; jedes, das nicht
gesprenkelt und gefleckt unter den Ziegen und braun unter den Schafen ist, soll
als von mir gestohlen gelten. Wenn Laban irgendwann in seinen Herden Tiere
finden sollte, die dieser Beschreibung nicht entsprachen, stand es ihm frei,
Jakob des Diebstahls zu beschuldigen. V.34. Und Laban sagte: Siehe, ich
möchte, dass es nach deinem Wort geschieht. Er war mit einem Plan, der
alles zu seinen Gunsten zu versprechen schien, voll und ganz zufrieden. V.35. Und
er entfernte an jenem Tag die Ziegenböcke, die gescheckt und gefleckt waren,
und alle Ziegen, die gesprenkelt und gefleckt waren, und alle, die etwas Weißes
hatten, und alle braunen unter den Schafen, und gab sie in die Hand seiner
Söhne. Laban traf alle Vorsichtsmaßnahmen, die ihm einfielen, und
überwachte persönlich die Beseitigung aller dunklen und gefleckten Schafe und
aller hellen und gefleckten Ziegen. V.36. Und er legte eine Strecke von drei
Tagereisen zwischen sich und Jakob; und Jakob weidete die übrigen Herden
Labans. Indem er seine eigenen Söhne mit der Aufsicht über seine Herden
betraute und eine so große Entfernung zwischen den beiden Herden einplante,
glaubte Laban, Jakobs Ehrgeiz wirksam gebremst zu haben. Sein gesamtes
Verhalten war das eines selbstsüchtigen, habgierigen Mannes, der jedes
erdenkliche Mittel einsetzte, um Jakobs Lohn zu schmälern.
Jakobs großer Reichtum (V. 37-43):
V.37. Und Jakob nahm sich grüne Pappelruten, Haselruten und Kastanienruten
und schälte sie weiß und ließ das Weiße in den Ruten hervortreten. Da die
Rinde des orientalischen Gummibaumes, der Mandel- oder Walnussbäume und des
Ahornbaumes dunkel ist, während alle ein weißes, glänzendes Holz haben,
eigneten sie sich sehr gut für diesen Zweck. V.38. Und er legte die Stäbe,
die er zuvor geschält hatte, vor die Herden in die Rinnen in den Tränken, wenn
die Herden zum Trinken kamen, damit sie empfingen, wenn sie zum Trinken kamen.
Der Eindruck, den die Tiere zum Zeitpunkt der Empfängnis auf diese Weise
erhielten, sollte so plötzlich, tiefgreifend und nachhaltig sein, dass er sich
auf die Farbe ihrer Nachkommen auswirken würde. V.39. Und die Herden wurden
trächtig, über den Stäben, während sie ihr Bild vor Augen hatten, und
brachten Schafe mit Ringelstreifen (Bändern), gesprenkelt und gefleckt
zur Welt. Jakobs Plan funktionierte wunderbar und ließ seine Herden sehr
schnell wachsen. V.40. Und Jakob sonderte die Lämmer aus und richtete die
Gesichter der Herden auf die Ringelstreifen und alle Braunen in der Herde
Labans; und er stellte seine eigenen Herden für sich allein und stellte sie
nicht zu Labans Vieh. Durch diese zweite Maßnahme wurden die schwarzen
Ziegen und die weißen Schafe immer für sich gehalten, ohne dass etwas in ihrer
eigenen Herde ihre Aufmerksamkeit erregte, während die Herden der gefleckten
und gesprenkelten Tiere, die in Sichtweite waren, zwangsläufig einen Eindruck
auf die Tiere zum Zeitpunkt der Paarung machen mussten. V.41. Und es begab
sich, wenn das stärkere Vieh empfing, legte Jakob die Stäbe vor die Augen des
Viehs in den Rinnen, damit sie über den Stäben empfingen, mitten zwischen
den gepflockten Stäben. Dies war im Frühjahr, denn die im Herbst geborenen
Lämmer und Zicklein galten als die stärkeren und besseren. V.42. Aber wenn
das Vieh schwach war, im Spätherbst, wenn das Weideland nicht mehr so gut
war, brachte er sie nicht hinein; so gehörten die Schwächeren Laban und die
Stärkeren Jakob. So gelang es Jakob mit dem Segen Gottes, Kap. 31, 12,
gelang es Jakob, einen Teil des Lohns zu erhalten, der ihm für seine vielen
Jahre treuen Dienstes so reichlich zustand. Er setzte all seinen Geschäftssinn
ein, um seinen habgierigen Onkel mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, hielt
aber nebenbei sein Wort, sich nicht ein einziges Tier anzueignen, das ihm nicht
gehörte. V.43. Und der Mann wurde immer reicher und besaß viel Vieh, Mägde
und Knechte, Kamele und Esel. All dies erwarb er mit dem Segen Gottes in den
nächsten sechs Jahren. Ohne den Segen Gottes ist aller Reichtum ein Fluch.
Jakob
flieht mit Frauen und Kindern aus Mesopotamien
Der
Fluchtplan (V. 1-16): V.1. Und er hörte die Worte von Labans Söhnen, die
sagten: „Jakob hat alles weggenommen, was unserem Vater gehörte; und von dem,
was unserem Vater gehörte, hat er all diesen Reichtum erlangt.“ Das war die
Stimme des Neides, die Jakob den offensichtlichen Segen Gottes missgönnte und
nebenbei einen sehr hässlichen Verdacht offenbarte, wie es in solchen Fällen
üblich ist. V.2. Und Jakob sah das Gesicht Labans, und siehe, es war nicht
gegen ihn wie zuvor. Laban verbarg seine Selbstsucht und Habgier nicht
länger, was zu einem Groll gegen Jakob führte. V.3. Und der HERR sprach zu
Jakob: Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft, und
ich werde mit dir sein. Kanaan war das Land der Väter Jakobs, Kap. 17, 8;
26, 3; dort lebten seine nächsten Verwandten. Der Herr forderte ihn daher nicht
nur auf, zurückzukehren, sondern versicherte ihm auch seinen Schutz. V.4. Und
Jakob sandte hin und ließ rufen Rahel und Lea auf das Feld zu seiner Herde, Vers
5. und sprach zu ihnen: Ich sehe eures Vaters Angesicht, dass es nicht gegen
mich ist wie gestern und vorgestern. Gestern und vorgestern, in den ersten
Jahren von Jakobs Dienst, hatte der Gewinn, den Jakob ihm einbrachte, Laban
freundlich gestimmt, aber jetzt hatte auch Neid von seinem Herzen Besitz
ergriffen, zusammen mit Habgier. Aber der Gott meines Vaters ist mit mir
gewesen; der Gott, den Isaak, sein Vater, angebetet hatte, der sich in
Barmherzigkeit offenbart und Jakob seinen Segen verheißen hatte. V.6. Und
ihr wisst, dass ich mit aller Kraft eurem Vater gedient habe. Wie Jakob
seine Treue gegenüber Laban betont hatte, Kap. 30, 30. 33, so konnte er
wahrheitsgemäß in Gegenwart von Labans Töchtern, seinen Frauen, darauf
hinweisen. V.7. Und euer Vater hat mich betrogen und meinen Lohn zehnmal
verändert. Dies fügt Labans Charakter einen weiteren hässlichen Fleck
hinzu, denn als der Vertrag geschlossen wurde, Kap. 30, 34, wurde keine
Änderung erwartet. Dennoch hatte Laban die Bestimmungen des Vertrags häufig und
auf willkürliche Weise zu seinen Gunsten geändert. Aber Gott ließ nicht zu,
dass er mir Schaden zufügte, weder an Leib noch an Gut. V.8. Wenn er
sagte: „Das Gesprenkelte soll dein Lohn sein“, dann gebar das ganze Vieh
Gesprenkelte; und wenn er sagte: „Das Gestreifte (Bindige) soll dein
Lohn sein“, dann gebar das ganze Vieh Gestreifte. Als Laban feststellte,
dass seine Herde gemäß dem ursprünglichen Vertrag zugunsten von Jakob aussah,
änderte er die Bedingungen von Zeit zu Zeit, was es für Jakob immer schwieriger
machte, zu gewinnen, da die Bestimmungen mit jeder neuen Vereinbarung weiter
eingeschränkt wurden. V.9. So hat Gott das Vieh eures Vaters weggenommen und
mir gegeben. Jakob bekennt und erkennt dankbar an, dass es der Herr war,
der über seine Interessen gewacht, die böse Absicht zu seinen Gunsten gewendet
und den Teil der Herde, der für seinen Lohn bestimmt war, vervielfacht hat.
V.10. Und es begab sich zur Brunstzeit des Viehs, da erhob ich meine Augen
und sah im Traum, und siehe, die Widder, die auf das Vieh sprangen, waren
sprenklig, gefleckt und gescheckt (getupft). Es war demnach die Fügung
Gottes, die die Vermehrung von Jakobs Herden bestimmt hatte, ohne die selbst
der schärfste Geschäftssinn ihm nichts genützt hätte. V.11. Und der Engel
Gottes sprach zu mir im Traum: Jakob! Und ich sprach: Hier bin ich. Dies
ist wiederum der Engel des Herrn in einem besonderen Sinn, Jehova, der Sohn
Gottes, wie er sich seinen Kindern im Alten Testament oft offenbart hat. V.12. Und
er sprach: Hebe deine Augen auf und sieh: Alle Böcke, die auf die Herde
springen, sind sprenklig, gefleckt und scheckig; denn ich habe alles gesehen,
was Laban dir antut. Anscheinend hatte Jakob im Laufe der sechs Jahre eine
Reihe von Visionen gehabt, in denen der Herr ihm zu verstehen gab, dass er sich
um seine Interessen kümmerte, aber der Höhepunkt war in dem jüngsten Traum
gekommen. V.13. Ich bin der Gott von Bethel, wo du den Gedenkstein gesalbt
und mir ein Gelübde abgelegt hast. Der Engel des Herrn war identisch mit
dem Gott von Bethel, mit dem Gott, der sich in Bethel als erhaben über die
Engel offenbarte. Jakob hatte seinen Glauben an den wahren Gott sowohl durch
die Weihe des Ortes Bethel als auch durch sein aufrichtiges Gelübde bekundet. Nun
steh auf, verlasse dieses Land und kehre in das Land deiner Vorfahren zurück.
Jakob drängte also nicht nur wegen des Neids und der Ungerechtigkeit Labans,
sondern auch wegen des direkten Befehls Gottes zur sofortigen Flucht. V.14. Und
Rahel und Lea antworteten und sprachen zu ihm: Ist uns noch ein Teil oder Erbe
in unseres Vaters Hause? Labans Behandlung seiner Töchter ließ den Eindruck
entstehen, dass er froh war, sie los zu sein. V.15. Werden wir nicht als
Fremde betrachtet? Denn er hat uns verkauft und auch unser Geld verschlungen.
Labans Verhalten gegenüber seinen Töchtern ließ es so aussehen, als hätte er
sie für den vierzehnjährigen Dienst an Jakob verkauft. Und nicht nur das,
sondern auch den Preis, das Geld, das ihre Dienste ihm wert waren, behielt er
für sich selbst; er verschlang ihr Vermögen, an dem sie keinen Anteil hatten.
V.16. Denn alle Reichtümer, die Gott unserem Vater genommen hat, gehören uns
und unseren Kindern; nun, dann, was auch immer Gott dir gesagt hat, tu es.
Laban ist ein Beispiel für einen habgierigen, hartherzigen und tyrannischen
Mann, der nur seinen eigenen Vorteil im Sinn hat und die Rechte anderer nicht
berücksichtigt. Von Menschen dieser Art müssen fromme, treue Männer viel Leid
ertragen. Aber Gott wacht über seine Kinder und wird nicht zulassen, dass ihnen
ohne seine Erlaubnis Leid widerfährt.
Jakob
flieht und wird von Laban verfolgt (V. 17-24): V.17. Dann stand Jakob
auf und setzte seine Söhne und seine Frauen auf Kamele; Vers 18. Und er
führte all sein Vieh und all seine Habe, die er erworben hatte, das Vieh, das
er in Paddan-Aram erworben hatte, fort, um zu seinem
Vater Isaak ins Land Kanaan zu gehen. Jakobs Pläne waren offenbar schon
lange im Voraus mit großer Sorgfalt ausgearbeitet worden, noch bevor er seine
Frauen zu der Konferenz einberief, die sich für eine sofortige Flucht aussprach.
Der Text betont wiederholt die Tatsache, dass der gesamte Reichtum an Vieh und
Gütern, den Jakob gesammelt und auf seiner Flucht mitgenommen hatte, ehrlich
erworben war. V.19. Und Laban ging hin, um seine Schafe zu scheren; und
Rahel stahl die Teraphim [Hausgötzen] ihres
Vaters. Die Tatsache, dass Laban mit seinen Söhnen das Fest der Schafschur
feierte, das mehrere Tage dauerte, gab Jakob die Gelegenheit, die er gesucht
hatte, denn Laban hätte ihm niemals erlaubt, in Frieden zu gehen. Es ist nicht
falsch, vor einem Tyrannen zu fliehen und einen Ort zu suchen, an dem man in
Frieden und Sicherheit leben und sich ungestört um die Werke seiner Berufung
kümmern kann. Dass Rahel, obwohl sie an den wahren Gott glaubte, die Bilder,
die kleinen Hausgötter ihres Vaters, stahl, wahrscheinlich weil sie
befürchtete, dass Laban sie als Orakel befragen könnte, zeigt, dass sie noch
nicht ganz frei von heidnischem Aberglauben war. V.20. Und Jakob täuschte
den Aramäer Laban [w.: stahl das Herz des Aramäers Laban], indem er ihm
nicht sagte, dass fliehen wollte. Jakob nutzte die Gelegenheit, um sich und
seine Güter ohne Labans Wissen zu entfernen, 2. Sam. 15, 6, und auch dem
älteren Mann wurde nichts davon erzählt. V.21. So floh er mit allem, was
sein war, machte sich auf und fuhr über den Strom und richtete sich nach dem
Berg Gilead. Er durchwatete den Euphrat und wandte sich dann direkt nach
Südwesten in Richtung des Berges Gilead, auf der anderen Seite des
Jarmuk-Flusses, südöstlich des Sees Genezareth. V.22. Und es wurde Laban am
dritten Tag gesagt, dass Jakob geflohen sei. V.23. Und er nahm seine
Brüder mit sich und jagte ihm sieben Tagereisen nach; und sie holten ihn auf
dem Berg Gilead ein. Jakob hatte einen Vorsprung von drei Tagen, wurde aber
durch seine großen Herden behindert, während Laban mit seinen
Stammesangehörigen sehr schnell reisen konnte. Dennoch war Jakob in den zehn
Tagen seiner Reise sehr gut vorangekommen. V.24. Und Gott kam zu Laban, dem Aramäer,
ein Name, der ihn von den Mitgliedern des Volkes Gottes unterschied, in
einem nächtlichen Traum und sprach zu ihm: Achte darauf, dass du mit Jakob nicht
vom Guten weg zum Bösen sprichst. Wörtlich sollte Laban, wenn er mit Jakob
sprach, nicht von gut zu schlecht übergehen, von einem hastigen Gruß seiner
Töchter und ihrer Kinder zu Vorwürfen und anderen Anzeichen von Wut. Die Macht
der Feinde Gottes, soweit es seine Kinder betrifft, ist durch Gottes Erlaubnis
begrenzt.
Laban
beschimpft Jakob (V. 25-35): V.25. Da holte Laban Jakob ein. Jakob aber
hatte sein Zelt aufgeschlagen auf dem Berg; und Laban mit seinen Brüdern schlug
sein Zelt auch auf dem Berg Gilead auf. So hatte Jakob sein Lager
aufgeschlagen auf der Höhe des Gebirges, dessen höchster Gipfel der Berg Gilead
war, und Laban, der ihn mit seinen Verwandten einholte, schlug auch sein Zelt
auf. V.26. Und Laban sprach zu Jakob: Was hast du getan, dass du mich
überlistet und meine Töchter wie Kriegsgefangene weggeführt hast? Laban
glaubte, dass er den größten Eindruck auf Jakob machen würde, wenn er empörte
väterliche Liebe vortäuschen würde, und handelte dementsprechend, indem er ihn
beschuldigte, seine Töchter gegen ihren Willen wie Kriegsgefangene entführt zu
haben. V.27. Warum bist du heimlich geflohen und hast dich von mir
weggestohlen, und hast mir's nicht angesagt, dass ich
dich hätte geleitet mit Freuden, mit Singen, mit Pauken und Harfen? In
seinem leidenschaftlichen Vorwurf häuft Laban die Ausdrücke, die Jakob als
einen niedrigen Schleicher erscheinen lassen sollen, während er andeutet, dass
seine eigene Großzügigkeit ein angemessenes Abschiedsfest mit Freude und
Gesang, mit Trommel oder Pauke und mit Zither ermöglicht hätte. V.28. Und du
hast mich nicht meine Söhne und meine Töchter küssen lassen? Du hast jetzt
töricht gehandelt. Das gesamte Verhalten Jakobs wird hier von Laban als
regelrechte Torheit bezeichnet. V.29. Es liegt in meiner Macht, dir
wehzutun; aber der Gott deines Vaters hat gestern Nacht zu mir gesprochen und
gesagt: „Achte darauf, dass du vom Guten zum Schlechten mit Jakob sprichst.“
Die von Laban mitgebrachte Gruppe war in der Tat groß genug, um Jakob schweren
Schaden zuzufügen, und nur die Furcht vor Gottes Strafe hielt ihn davon ab,
seiner Neigung zu folgen. An diesem Punkt ließ die Feindseligkeit Labans ihn
offenbar alle Vorsicht vergessen und seine Verbitterung und seine wahre Absicht
verraten. V.30. Und nun, wenn du unbedingt gehen wolltest, weil du dich so
sehr nach dem Haus deines Vaters gesehnt hast, warum hast du dann meine Götter
gestohlen? Laban will damit sagen, dass es eine Erklärung für Jakobs
Weggang gibt, auch wenn er heimlich geschah, aber es gibt keine Entschuldigung
für den Diebstahl seiner Götter, den er Jakob nun direkt vorwirft. V.31. Und
Jakob antwortete und sprach zu Laban: Weil ich mich fürchtete; denn ich dachte,
du würdest deine Töchter von mir wegnehmen. Das war die Antwort auf die
erste Frage von Laban, warum Jakob Mesopotamien auf diese Weise verlassen
hatte, und es offenbarte nicht die schmeichelhafteste Meinung von Laban. Und
was die Anschuldigung betraf: V.32. Bei wem du deine Götter findest, der soll
nicht leben! Untersuche vor unseren Brüdern, was dein ist, und nimm es zu dir.
Die Aussage zeigt, wie sehr Jakob den gegen ihn erhobenen Diebstahlsverdacht
verübelte. Er forderte Laban kühn auf, in Anwesenheit ihrer Verwandten eine
Durchsuchung durchzuführen, und erklärte, dass die Person, bei der die
Götzenbilder gefunden würden, den Tod verdient hätte. Denn Jakob wusste
nicht, dass Rahel sie gestohlen hatte. V.33. Und Laban ging in Jakobs
Zelt, in Leas Zelt und in die beiden Zelte der Mägde, fand sie aber nicht. Dann
ging er aus Leas Zelt und betrat Rahels Zelt. Laban war sich seiner Sache
so sicher, dass er seine Suche sehr gründlich durchführte. Es liegt eine Ironie
in der Tatsache, dass der Götzendiener nach seinen Göttern sucht und sie nicht
finden kann. V.34. Nun hatte Rahel die Götzenbilder genommen und sie in den
Kamelsattel gelegt, unter den großen Sattel mit seinen schweren Behängen
und dem tiefen Korb, und sich darauf gesetzt. Und Laban durchsuchte das ganze
Zelt, fand sie aber nicht. Er ging alles im Zelt sehr gründlich durch,
nicht nur, indem er sich umsah, sondern auch, indem er mit seinen Händen
tastete. V.35. Und sie sagte zu ihrem Vater: Mein Herr, sei mir nicht böse,
dass ich nicht vor dir aufstehen kann, wie es die kindliche Ehrfurcht
verlangen würde; denn es geht mir nach der Weise der Frauen. Ob dies nun
tatsächlich der Wahrheit entsprach oder nicht, sie erwies sich als würdige
Tochter eines schlauen Vaters, denn die List diente dazu, Laban davon
abzuhalten, unter den Sattel zu schauen, den Rahel als Liege benutzte. Zu einem
späteren Zeitpunkt wurde diese Angelegenheit gesetzlich geregelt, 3. Mose 15,
19 ff. So erlaubte der Herr nicht, dass Jakob, der nichts von Rahels Trick
wusste, beschämt wurde.
Jakob
weist Laban zurecht (V. 36-42): V.36. Und Jakob wurde zornig und geriet
mit Laban in Streit; und Jakob antwortete und sprach zu Laban: Was ist meine
Schuld? Was ist meine Sünde, dass du mich so heftig verfolgt hast? Der
Vorteil lag nun ganz auf Jakobs Seite, und er verlor keine Zeit, ihn zu nutzen,
sondern zog Laban für seine Haltung sowie für all seine Missetaten zur
Rechenschaft, auch dafür, dass er ihn auf so eigenmächtige Weise verfolgt
hatte. V.37. Während du alle meine Sachen durchsucht hast, was hast du von
all deinen Haushaltsgegenständen gefunden? Lege es hier vor meine Brüder
und deine Brüder, damit sie zwischen uns beiden entscheiden. Dass die
Durchsuchung, die aufgrund eines Verdachts durchgeführt wurde, der als
gesichert angenommen wurde, absolut keine Ergebnisse erbracht hatte, ließ Laban
in den Augen beider Parteien töricht erscheinen. V.38. Diese zwanzig Jahre
bin ich bei dir gewesen; deine Schafe und deine Ziegen haben nie Fehlgeburten
gehabt, und die Widder deiner Herde habe ich nicht gegessen. V.39. Was
die Tiere zerrissen, brachte ich dir nicht; ich musste es ersetzen; du
fordertest es von meiner Hand, ob es bei Tag oder bei Nacht gestohlen wurde.
Anstatt mit einem detaillierten Bericht über jeden Verlust in den Herden zu
Laban zu gehen, füllte Jakob freiwillig alle Lücken. V.40. So erging es mir:
Am Tag verzehrte mich die Dürre und in der Nacht der Frost; und mein Schlaf floh
von meinen Augen. Im Orient entspricht die intensive Kälte der Nacht der
brennenden Hitze des Tages, genau wie im Südwesten unseres Landes. V.41. So
war ich zwanzig Jahre in deinem Haus; ich habe dir vierzehn Jahre für deine
beiden Töchter und sechs Jahre für dein Vieh gedient; und du hast meinen Lohn
zehnmal geändert. Wie ein Kommentator sagt: „Das starke Gefühl und das hohe
Selbstbewusstsein, die sich in seiner Rede äußern, verleihen ihr eine
rhythmische Bewegung und poetische Formen.“ V.42. Wenn nicht der Gott meines
Vaters, der Gott Abrahams, und die Furcht Isaaks, d. h. dem Gott, den Isaak
fürchtete, dem Objekt seiner Verehrung oder Anbetung, bei mir gewesen wäre,
so hättest du mich jetzt sicher leer fortgeschickt. Gott hat mein Elend
und die Arbeit meiner Hände gesehen und hat gestern Nacht mit dir geredet. Der
Dienst Jakobs im Hause Labans ist ein Beispiel wahrer Treue, die hier durchweg
mit der Selbstsucht des älteren Mannes kontrastiert wird. Ein wahrer Gläubiger
wird fleißig, treu und gewissenhaft sein und darauf achten, nichts von den ihm
anvertrauten Gütern zu vernachlässigen oder zu verschwenden, und darauf bedacht
sein, Gott und seinem Nächsten mit der Arbeit seiner Hände zu dienen.
Der
Bund auf dem Berg Gilead (V. 43-55): V.43. Und Laban antwortete und
sprach zu Jakob: Diese Töchter sind meine Töchter, und diese Kinder sind meine
Kinder, und diese Rinder sind meine Rinder, und alles, was du siehst, ist mein;
und was kann ich heute für diese meine Töchter oder für ihre Kinder tun, die
sie geboren haben? Obwohl Laban immer noch mit einer ungerechtfertigten
Prahlerei spricht, sich auf seine überlegene Macht bezieht und Rechte annimmt,
die er nicht mehr besitzt, zeigen seine Worte doch auch, dass Jakobs
Zurechtweisung Wirkung gezeigt hat. Er erkennt, dass jeder Versuch, Jakobs
Leben oder Wohlergehen zu gefährden, auch seinen Kindern und Enkeln schaden
würde. Gleichzeitig kommt in ihm die Befürchtung auf, dass Jakob eines Tages an
der Spitze einer mächtigen Gruppe nach Mesopotamien zurückkehren und sein
Unrecht rächen könnte. V.44. Nun komm, lass uns einen Bund schließen, ich
und du; und lass ihn als ein Zeugnis sein zwischen mir und dir. Dieser
Vorschlag war größtenteils ein Auswuchs des Egoismus, aber er erfüllte seinen
Zweck. V.45. Und Jakob nahm einen Stein und richtete ihn als Säule auf,
dieser Stein war das Denkmal der Siedlung, der friedlichen Trennung, der er
zustimmte. V.46. Und Jakob sprach zu seinen Brüdern, seinen Verwandten,
die mit Laban gekommen waren: Sammelt Steine; und sie nahmen Steine und
machten einen Haufen; und sie aßen dort auf dem Haufen, was die
freundschaftliche Gemeinschaft bezeichnete. V.47. Und Laban nannte es Jegar-Sahadutha [Steinhaufen des Zeugen]; aber Jakob
nannte es Gal-Ed [Steinhaufen des Zeugen], beide Namen, der erste
chaldäisch, der andere hebräisch, bedeuten dasselbe: Haufen von Zeugen oder
Zeugen. V.48. Und Laban sprach: Dieser Haufen sei heute Zeuge zwischen mir
und dir. Daher wurde er Gal-Ed genannt; V.49. und Mizpa
[Wachturm], ein anderer Name, der später aufgrund einer weiteren
Bemerkung Labans auf den Ort übertragen wurde; denn er sagte: Der HERR wache
zwischen mir und dir, wenn wir voneinander getrennt sind. Mizpa oder Mizpeh bedeutet
Wachturm, denn Jahwe wurde angerufen, der Wächter zu sein, der sorgfältig
darauf achtet, dass alle Bedingungen der Vereinbarung eingehalten werden. V.50.
Wenn du meine Töchter schlecht behandelst oder wenn du andere Frauen neben
meinen Töchtern nimmst, ist niemand bei uns; siehe, Gott ist Zeuge zwischen mir
und dir. Der Herr, der wusste, was die Vereinbarung beinhaltete, würde
darauf achten, dass keine ihrer Bedingungen verletzt wurde. V.51. Und Laban
sprach zu Jakob: Siehe, dies ist ein Haufen, und siehe, dies ist ein Pfahl, den
ich aufgerichtet habe zwischen mir und dir; V.52. dieser Haufen sei
Zeuge und dieser Pfahl sei Zeuge, dass ich nicht über diesen Haufen zu dir
hinübergehen werde und dass du nicht über diesen Haufen und diesen Pfahl zu mir
hinübergehen wirst, um mir Schaden zuzufügen. Sollte einer von ihnen jemals
Rachegedanken haben, würde sein Weg in das Land des anderen an diesem Ort
vorbeiführen, und das steinerne Denkmal würde ihn an den Bund erinnern. V.53. Der
Gott Abrahams und der Gott Nahors, der Gott ihres
Vaters, das heißt der Gott Terahs, soll
zwischen uns richten. Laban, der Götzendiener, ist bei der Benennung seines
Gottes eher unbestimmt, obwohl er versucht, eine gemeinsame Basis zu finden. Und
Jakob schwor bei der Furcht seines Vaters Isaak, bei dem Gott, den sein
Vater anbetete und von dem er wusste, dass er der einzig wahre Gott war. V.54. Dann
brachte Jakob auf dem Berg ein Opfer dar, er tötete Tiere als Opfergabe für
den wahren Gott und rief seine Brüder, um Brot zu essen und so den Bund
mit einem gemeinsamen Mahl zu besiegeln. Und sie aßen Brot und übernachteten
auf dem Berg. V.55. Und früh am Morgen stand Laban auf, küsste seine
Söhne und seine Töchter und segnete sie und verabschiedete sich auf
diese sehr zärtliche Weise von ihnen, was im Gegensatz zu seiner früheren Härte
stand: Und Laban ging und kehrte an seinen Ort zurück. Aus der
Geschichte dieses Bundes lernen wir, dass die Gläubigen, soweit es möglich ist,
ohne die Wahrheit zu leugnen, versuchen werden, mit allen Menschen Frieden zu
haben, auch mit den Ungläubigen, was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass
sie einen ständigen Kampf gegen die Sünde führen.
Jakob bei Mahanaim
und Pniel – Vorbereitung auf die Begegnung mit Esau
und Kampf mit Gott
Die Boten zu Esau (V. 1-8): V.1. Und
Jakob machte sich auf den Weg, und die Engel Gottes begegneten ihm, sie
kamen ihm buchstäblich entgegen, schlossen sich ihm an. Ihr Schutz hatte
ihn auf dem Berg Gilead abgeschirmt, und die Begegnung mit ihnen zu diesem
Zeitpunkt gab ihm die Gewissheit, dass sie ihm auch weiterhin beistehen würden.
V.2. Und als Jakob sie sah, sagte er: „Das ist Gottes Heerlager“, und er
nannte den Namen dieses Ortes Mahanaim (Doppellager).
So gedachte er im Namen des Ortes, an dem ihm diese Vision gezeigt wurde, der
Tatsache, dass sich die Armee des Herrn seiner eigenen kleinen Gruppe zum
Schutz anschloss. Das Lager der Engel mag für alle Augen unsichtbar gewesen
sein, außer für seine eigenen, aber er hatte dennoch seine Ermutigung erhalten
und ging mit größerer Freude seines Weges. V.3. Und Jakob sandte Boten vor
sich her zu seinem Bruder Esau ins Land Seir, die
Gegend Edom. Als Esaus Familie wuchs, lockerte er allmählich die Bande, die
ihn an das Haus seiner Eltern banden, da er das Gefühl hatte, dass er
eigentlich keinen Anteil am väterlichen Segen hatte. Er machte die Wüste von Zin mit dem Berg Hor zu seiner
Heimat, deren ebene Fläche als die Felder von Seir
bekannt war. V.4. Und er befahl ihnen und sprach: So sollt ihr zu meinem
Herrn Esau sagen: So spricht dein Knecht Jakob: Ich habe bei Laban als Fremder
gelebt und bin dort bis jetzt geblieben; V.5. und ich habe Rinder und
Esel, Schafe, Knechte und Mägde; und ich habe gesandt, um meinem Herrn
mitzuteilen, dass ich Gnade in deinen Augen finden möge. Diese Botschaft
mit ihrer demütigen, fast unterwürfigen Unterwürfigkeit sollte Esau versöhnen;
sie war absichtlich wie der Bericht eines Untergebenen an seinen Vorgesetzten
gehalten, sonst wären die Details vielleicht ausgelassen worden. V.6. Und
die Boten kehrten zu Jakob zurück und sagten: Wir sind zu deinem Bruder Esau
gekommen, und auch er kommt dir entgegen, und vierhundert Mann mit ihm. Die
Rückkehr von Jakobs Boten ohne einen freundlichen Gruß war von Esau
beabsichtigt, um einen bedrohlichen Eindruck zu hinterlassen. Als fürstlicher
Scheich der Wüste kam er mit seinen Gefolgsleuten, seinen Söhnen, seinen
Dienern und anderen Anhängern, mit deren Hilfe er die Horiter
allmählich aus dem Land Seir vertrieb. Esau wollte
seinem Bruder gegenüber seine Überlegenheit demonstrieren, denn dies war ihm
wichtiger als das Versprechen einer religiösen Herrschaft in ferner Zukunft.
V.7. Da geriet Jakob in große Angst und Not. Rebekka, die nichts von
einem Sinneswandel Esaus mitbekommen hatte, hatte ihren Lieblingssohn nicht
zurückgerufen, und Esau hatte auch keine Anzeichen dafür gegeben, dass er sich
nun leicht versöhnen lassen würde. Selbst die Gläubigen haben immer noch mit
ihrem schwachen Fleisch zu kämpfen, und das ist sehr leicht zu entmutigen. Und
er teilte die Leute, die bei ihm waren, und die Herden und die Rinder und die
Kamele in zwei Gruppen; Vers 8. und sagte: Wenn Esau zu der einen Gruppe
kommt und sie schlägt, dann wird die andere Gruppe, die übrig bleibt,
entkommen. Diese Aufteilung der gesamten Karawane in zwei Gruppen war eine
Vorsichtsmaßnahme, um mindestens die Hälfte seines Besitzes zu retten. Es
zeigt, dass Jakob, obwohl er sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Panik
befand, seine natürliche Gerissenheit nicht verloren hatte, so voreilig und
ungeduldig er auch war. Die tatsächliche Erfahrung von Gefahr lässt selbst
überzeugte Christen oft für eine Weile ihr einfaches Vertrauen in die allmächtige
Kraft des Herrn vergessen.
Jakobs Gebet (V. 9-12): V.9. Und
Jakob sprach: 0 Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, der HERR,
der zu mir gesagt hat: Kehre zurück in dein Land und zu deiner Verwandtschaft,
und ich werde dir Gutes tun: V.10. Ich bin zu gering aller
Barmherzigkeit und Treue, die du an deinem Knecht getan hast; denn mit meinem
Stab bin ich über diesen Jordan gegangen, und nun bin ich zu zwei Heeren
geworden. Dies war die angemessene Reaktion auf die Angst und Panik, unter
der Jakob gelitten hatte, und er trug die Angelegenheit in einem demütigen
Gebet vor den wahren Gott. Sein Gebet hatte die richtige Form, denn er
erinnerte Gott an Seine Verheißungen und erklärte gleichzeitig seine eigene
Unwürdigkeit, was die Barmherzigkeit und die Wahrheit des Herrn betraf, denn
sein gesamter Besitz vor zwanzig Jahren, als er in der Nähe dieser Stelle den
Jordan überquerte, bestand aus einem Stab, und jetzt waren es zwei Gruppen von
Tieren und Dienern, die er in sein Heimatland zurückbrachte. V.11. Errette
mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor
ihm, dass er nicht komme und schlage mich, die Mutter mit den Kindern,
wörtlich: auf die Kinder, da eine Mutter ihre Kinder mit ihrem Körper vor dem
Feind beschützt. Die Situation war in den Augen Jakobs so ernst, dass er
jegliche menschliche Hilfe aufgab. V.12. Und du hast gesagt: Ich will dir
Gutes tun und deinen Samen machen wie den Sand des Meeres, der nicht gezählt
werden kann. Weil ein Angriff, wie er ihm jetzt drohte, dazu neigte, die
göttliche Verheißung im patriarchalischen Segen zunichte zu machen, erinnerte
Jakob den Herrn noch einmal an diese Verheißung, Kap. 28, 14. Der Glaube hält
an den göttlichen Verheißungen fest, und wer richtig betet, verweist den Herrn
immer auf sein eigenes Wort mit seinen vielen Zusagen von Barmherzigkeit,
Segen, Hilfe und Unterstützung.
Die Geschenke für Esau (V. 13-23):
V.13. Und er blieb in jener Nacht dort, er lagerte an jenem Ort für die
Nacht; und nahm von dem, was ihm in die Hände fiel, ein Geschenk für Esau,
seinen Bruder; Vers 14. 200 Ziegen und 20 Ziegenböcke, 200 Schafe und 20
Widder, Vers 15. 30 säugende Kamele mit ihren Fohlen, 40 Kühe und 10
Stiere, 20 Eselinnen und 10 Eselhengste. Das Gebet hatte den aufgeregten
Geist Jakobs so weit beruhigt, dass er nun Maßnahmen ergriff, nicht um zu
fliehen, sondern um Esau zu treffen und ihn mit Liebe zu besiegen. Die Auswahl
und Aufteilung der Tiere zeigte Jakobs Erfahrung in der Viehzucht, ebenso wie
die Anordnung jeder kleinen Karawane seine Weisheit zeigte, denn er stellte die
kleinsten und am wenigsten wertvollen Tiere an die erste Stelle und die
wertvolleren an die letzte. V.16. Und er gab sie in die Hand seiner Knechte,
jede Herde für sich, und sprach zu seinen Knechten: Geht vor mir hin und lasst
zwischen den Herden Raum. Es gab buchstäblich eine Atempause zwischen den
verschiedenen kleinen Gruppen, während sie weiterzogen, gerade genug Platz, um
jedes Mal einen neuen Eindruck zu hinterlassen und so die Kraft und Wirkung des
dargebotenen Geschenks zu erhöhen. V.17. Und er gebot dem Vordersten und
sprach: Wenn dir mein Bruder Esau begegnet und dich fragt: Wem gehörst du an?
Und wohin gehst du? Und wem gehören die vor dir? Vers 18. Dann sollst du
sagen: Sie gehören deinem Knecht Jakob; es ist ein Geschenk, das von meinem
Herrn Esau gesandt wurde; und siehe, auch er ist hinter uns. Die
sorgfältige Unterweisung jedes Dieners in Bezug auf die Form der Ehrerbietung,
die er Esau erweisen sollte, die Wiederholung der Formel, die Jakob als Diener
und Esau als Herrn bezeichnete, zusammen mit dem Angebot der Geschenke – all
dies war darauf ausgelegt, Esaus Zorn allmählich zu besänftigen. V.19. Und
so befahl er dem zweiten und dem dritten und allen, die den Scharen folgten,
und sprach: Auf diese Weise sollt ihr mit Esau reden, wenn ihr ihn findet.
V.20. Und sprecht ferner: Siehe, dein Knecht Jakob folgt uns nach. Es
war die kumulative Wirkung der Sühnopfer, auf die Jakob setzte, um Esau zu
beeindrucken, wobei die bescheidene Erwähnung des Knechtes Jakob als Höhepunkt
sehr wirkungsvoll war. Denn er sagte: Ich will ihn mit dem Geschenk
besänftigen, das vor mir hergeht, und danach will ich sein Angesicht sehen;
vielleicht wird er mich annehmen. Jakob nannte seine Geschenke Sühnopfer,
denn sie sollten das Gesicht Esaus bedecken, damit er nicht mehr das Vergehen
sah, das Jakob gegen ihn begangen hatte. Da Esaus Gedanken von den Geschenken
in Anspruch genommen wurden, würde er nicht mehr an Jakobs Schuld denken,
sondern sein Gesicht in Güte erheben und ihn mit seiner Gunst empfangen. V.21. So
gingen die Geschenke vor ihm her und er selbst verbrachte jene Nacht im Lager. Da
Nachtreisen im Osten nichts Ungewöhnliches waren, schickte Jakob die kleinen Geschenksgruppen sofort, wahrscheinlich noch vor Einbruch
der Dunkelheit, nach Süden, während er selbst noch eine Weile im Lager blieb.
V.22. Und er stand in dieser Nacht auf und nahm seine beiden Frauen und
seine beiden Dienerinnen und seine elf Söhne und ging über die Furt Jabbok. Jakobs Unruhe erlaubte ihm nicht, lange zu
ruhen. Bevor die Nacht weit fortgeschritten war, nahm er die Mitglieder seiner
Familie und brachte sie auf die Südseite des Jabbok,
an die Furt, die etwa achtzehn Meilen vom Jordan entfernt ist. V.23. Und er
nahm sie und schickte sie über den Bach und schickte hinüber alles, was er
hatte. So wurden die Zelte abgebrochen und die gesamte Karawane machte sich
auf den Weg nach Süden. So hatte Jakob alle notwendigen Vorkehrungen getroffen,
getan, was er konnte, um seinen Bruder zu besänftigen, und konnte dem Ergebnis
seiner Pläne mit größerer Zuversicht entgegensehen. Es ist nichts anderes als
eine Frage der einfachen Weisheit, sich so schnell wie möglich mit Gegnern zu
einigen, ihnen die Hand der Versöhnung zu reichen und sie mit Freundlichkeit zu
besänftigen.
Der Kampf bei Pniel
(V. 24-32): V.24. Und Jakob war allein gelassen; und dort rang ein Mann mit
ihm bis die Morgenröte anbrach, bis der Morgen dämmerte und sein Glanz am
östlichen Himmel aufging. Nachdem Jakob mit seiner Familie zuerst über den
Fluss gegangen war, kehrte er zurück und schickte seine Herden unter der
Aufsicht der Diener hinüber, während er selbst auf der Nordseite des Baches
blieb. Plötzlich kam ein namenloser Mann auf ihn zu und die beiden lieferten
sich einen heftigen Ringkampf. V.25. Und als er sah, dass er nicht gegen ihn
ankam, als der unbekannte Mann feststellte, dass er den entschlossenen
Widerstand Jakobs nicht überwinden konnte, berührte er das Hüftgelenk, die
Hüftgelenkspfanne. Und das Hüftgelenk Jakobs wurde ausgerenkt, als er mit
ihm rang. Seine Hüfte war infolge der Verdrehung im Kampf und der Berührung
durch den unbekannten Mann verstaucht oder gelähmt. V.26. Und er sprach:
Lass mich los, denn der Tag bricht an! Er aber sprach: Ich lasse dich nicht, du
segnest mich denn. Trotz seiner verrenkten Hüfte kämpfte Jakob weiter mit
dem Mann, dessen Identität ihm mit jedem Augenblick klarer wurde. Es war der
Herr selbst in Menschengestalt, der hier die Rolle des Gegners Jakobs übernahm,
und aus diesem Grund bestand Jakob darauf, seinen Segen zu erhalten, bevor er
ihn gehen ließ. V.27. Und er sprach zu ihm: Wie heißt du? Und er sprach:
Jakob. V.28. Und er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern
Israel [Gottesstreiter]; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft
und hast überwunden. Von der Position eines bloßen Jakob, des
Fersenhalters, in der er seinen Bruder Esau besiegt hatte, wurde er hier zum
Gott-Ringer, Hauptmann oder Fürsten Gottes, Israel, befördert, weil er sich in
seinem Kampf mit dem Herrn als Fürst durchgesetzt hatte. Vgl. Hos 12,4.5. V.29.
Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage mir doch deinen Namen! Und er
sprach: Warum fragst du nach meinem Namen? Vgl. Richter 13, 18. Es ist
nicht Sache des sündigen Menschen, jeden Namen des großen Herrn des Himmels zu
kennen; außerdem hatte der Herr seinen Namen bereits angedeutet. Und er
segnete ihn dort. Der Herr wiederholte förmlich den Patriarchalischen
Segen, Kap. 28, 13-15, mit seiner messianischen Verheißung. V.30. Und Jakob
nannte den Ort Pniel, (Angesicht Gottes), denn
ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und mein Leben ist gerettet
worden. Es war also nicht nur ein körperlicher Kampf, sondern auch ein
geistliches Ringen, das Jakob durchstehen musste. Aber er bestand die Prüfung,
er hielt durch, bis er den Segen des Herrn empfangen hatte, bis er das
Angesicht Gottes sah, das ihm in Barmherzigkeit zugewandt war, bis seine Seele
von all ihrer Angst und ihrem Schrecken geheilt war. V.31. Und als er Pniel vorüber kam, ging die Sonne ihm auf, und er hinkte
mit seiner Hüfte. Gerade als er den Ort des nächtlichen Ringens überquerte
und sich von ihm entfernte, ging die Sonne über ihm auf, und mit ihrem Aufgang
sandte ihn der Mut, der nun sein Herz erfüllte, fröhlich los, um seinem Bruder
Esau entgegenzutreten. Wahrscheinlich hatte er seine Verletzung im Verlauf des
Kampfes kaum bemerkt, aber jetzt verursachte die Verstauchung ein Zucken und
ein Hinken. V.32. Darum essen die Kinder Israel keine Hüftmuskel [w.: Hüftnerv] auf dem Gelenk der Hüfte bis auf den heutigen
Tag, weil Er den Hüftmuskel des Hüftgelenks Jakobs berührt hatte. So
gedachten die Israeliten auch in späteren Jahren des wunderbaren Kampfes ihres
Vorfahren, indem sie diesen Teil der Hüfte von Tieren dem Herrn weihten.
Besondere Offenbarungen von Gottes Güte und Barmherzigkeit verdienen es, von
denen, die die Wohltaten solcher Heimsuchungen empfangen haben, über die
Jahrhunderte hinweg in Ehren gehalten zu werden.
Die Versöhnung Jakobs mit Esau
Jakobs Begegnung mit Esau (V. 1-7): V.1.
Und Jakob hob seine Augen auf und sah: Und siehe, Esau kam, und mit ihm
vierhundert Mann. Jakob hatte sich seiner Karawane angeschlossen und setzte
seinen Marsch fort. Er blickte nicht mehr mit ängstlicher Besorgnis auf das
Nahen Esaus, sondern mit fröhlicher Erwartung. Und er teilte die Kinder Lea,
Rahel und den beiden Mägden zu. V.2. Und er stellte die Mägde und ihre
Kinder an die Spitze und Lea und ihre Kinder dahinter und Rahel und Joseph an
die letzte Stelle. Die Aufteilung der Karawane war sorgfältig geplant.
Jakob „selbst, als Oberhaupt der Familie, als ihr Beschützer und Vertreter,
übernimmt die Führung; dann folgen die Mägde mit ihren Kindern; dann Lea mit
ihren; und zuletzt Rahel mit Joseph. Diese umgekehrte Reihenfolge, bei der die
am meisten Geliebten zuletzt kamen, ist nicht nur aus einer sorgfältigen und
weisen Vorsicht gewählt, sondern gleichzeitig der freie Ausdruck des Platzes,
den sie in seiner Zuneigung einnahmen. V.3. Und er ging vor ihnen her und
verneigte sich siebenmal zu Boden, nach orientalischer Art, bei der sich
die Männer nach vorne beugen, bis ihre Stirn praktisch den Boden berührt, ein
Zeichen tiefster Ehrfurcht, bis er in die Nähe seines Bruders kam. Die
sechsmalige Wiederholung der tiefen Verbeugung war eine Form der Demütigung,
die darauf hinwies, dass er für jede Beleidigung seines Bruders Esau
vollständig büßen wollte und bereit war, ihm die größte Ehrerbietung zu
erweisen. V.4. Und Esau lief ihm entgegen, umarmte ihn, fiel ihm um den Hals
und küsste ihn; und sie weinten. Wenn Esau seinen alten Groll noch gehegt
hatte, als er sein Zuhause verließ, so wurde dieser nun durch die Demut seines
Bruders vollständig überwunden und beseitigt. An diesem Punkt ergriff ihn sein
brüderliches Gefühl, und in einem spontanen Ausbruch von Zuneigung umarmte und
küsste er ihn, woraufhin diese beiden grauhaarigen Männer, die zwanzig Jahre
lang getrennt waren, von Freude überwältigt wurden und in Tränen ausbrachen. In
diesem Moment wurde Esau ein anderer Mensch, der sich bereitwillig dem Willen
des Herrn beugte und wahrhaft edle Charakterzüge zeigte. V.5. Und er erhob
seine Augen und sah die Frauen und die Kinder und sagte: Wer sind die bei dir?
Und er sagte: Die Kinder, die Gott deinem Knecht gnädig gegeben hat. Jakob
drückte demütig die Dankbarkeit seines Herzens aus, indem er dem Herrn alle
Ehre für Seine Segnungen gab. V.6. Da traten die Mägde heran, sie und ihre
Kinder, und verneigten sich. V.7. Und Lea trat mit ihren Kindern heran
und verneigte sich; und danach trat Joseph heran und Rahel, und sie verneigten
sich. Sie alle folgten dem Beispiel Jakobs in seinem demütigen Verhalten gegenüber
Esau und trugen so ihren Teil dazu bei, das Herz Esaus für Jakob zu gewinnen.
Es wird besonders darauf hingewiesen, dass Josef vor seiner Mutter näher kam;
er scheint in kindlicher Zuversicht vorausgelaufen zu sein, um zuerst seinen
Onkel zu treffen. Insgesamt ist die Szene eine schöne Illustration des Ideals,
das der Psalmist gemalt hat: „Siehe, wie gut und wie angenehm ist es, wenn
Brüder in Eintracht beisammen sind“, Ps. 133, 1.
Jakob drängt Esau seine Geschenke auf
(V. 8-15): Vers 8. Und er sprach: Was willst du mit all dem Heer, dem ich
begegnet bin? Er antwortete: Dass ich Gnade vor den Augen meines Herrn fände.
Jakobs Antwort auf Esaus Frage nach der Bedeutung des Zuges kleiner Karawanen,
denen er begegnet war, ist kein Akt kriecherischer Unterwürfigkeit,
kriecherischer Demut, sondern vielmehr ein Ausdruck, mit dem er hoffte, die
Gunst seines Bruders wieder vollständig zu erlangen, vielleicht etwas stark
betont, nach orientalischer Art. V.9. Und Esau sprach: Ich habe genug, mein
Bruder; behalte, was du hast. Die Freundlichkeit und Höflichkeit Esaus sind
nun überall offensichtlich: Er spricht Jakob mit dem zärtlichen „mein Bruder“
an, er fordert ihn sanft auf, sein ungewöhnlich großes Geschenk zu behalten,
und er erklärt, dass er mit allem versorgt ist, was er braucht. V.10. Und
Jakob sprach: Ach nein, wenn ich nun Gnade vor deinen Augen gefunden habe, so
nimm doch mein Geschenk von meiner Hand an; denn ich habe dein Angesicht
gesehen, als sähe ich das Angesicht Gottes, und du hast mich freundlich
angesehen. Obwohl die Worte Jakobs von orientalischer Höflichkeit geprägt
waren, waren sie doch vollkommen aufrichtig. Er hatte Gnade gefunden in den
Augen Esaus, im freundlichen Gesicht seines Bruders sah er erneut den Beweis
dafür, dass Gott freundlich über seinen Lebensweg wachte, was ihn mit großer
Freude erfüllte. V.11. Nimm doch meinen Segen an, den ich dir zugedacht
habe; denn Gott hat mir's beschert, und ich habe
alles genug. Gottes Gunst und Güte hatten Jakob so reich gesegnet, dass er
alles hatte, was er brauchte, und noch mehr. Und er drängte ihn, und er nahm es
an. So wurde das neue Band der Freundschaft und Brüderlichkeit gestärkt. V.12. Und
er sprach: Lass uns die Reise antreten und gehen, und ich will vor dir
hergehen. Hier bot Esau an, Jakobs Karawane in der Rolle des Beschützers zu
begleiten. Dieses Angebot war ein Beweis für die Echtheit seiner Versöhnung; er
war bestrebt, die Beziehung zwischen ihm und Jakob wieder so eng zu gestalten
wie in ihrer Jugend und frühen Manneszeit. V.13. Und er sprach zu ihm: Mein
Herr, du erkennst, dass die Kinder zart sind und die Schafe und Rinder mit dem
Jungen bei mir sind; wenn sie einen Tag zu stark belastet werden, wird die
ganze Herde sterben. V.14. Mein Herr ziehe vor seinem Knechte her, ich
will gemächlich hintennach treiben, wie das Vieh und die Kinder gehen können,
bis ich komme zu meinem Herrn nach Seir, das er
eines Tages zu besuchen hoffte. Die Einwände Jakobs gegen den Plan seines
Bruders waren begründet und durch seine langjährige Erfahrung im Umgang mit
Rindern gestützt. Seine Absicht, nur so schnell zu reisen, wie die Rinder
vorankamen, basierte auf der Tatsache, dass ein einziger Tag zu schneller Reise
mit der damit verbundenen völligen Erschöpfung zum Verlust des gesamten
Viehbestands führen würde. V.15. Und Esau sprach: So will ich doch etliche
von meinen Leuten bei dir lassen. Und er sprach: Wozu? Lass mich Gnade finden
vor den Augen meines Herrn. So lehnte Jakob höflich, aber bestimmt selbst
eine kleine Gruppe von beschützenden Beduinen ab. Es bestand keine
Notwendigkeit dafür, und deshalb wollte Jakob Esau nicht belästigen und sich
ihm gegenüber nicht in eine schwere Verpflichtung bringen. Jakob wusste zum
einen, dass das Heer der Engel des Herrn bei ihm war. Aber er wollte auch nicht
zu eng mit dem Volk Esau verkehren, das zweifellos nicht alle die Gefühle
seines Anführers teilte. Christen werden versuchen, mit allen Menschen in
Frieden zu leben, aber sie werden immer eine enge Verbindung mit Menschen
vermeiden, die in geistlichen Angelegenheiten anders denken als sie.
Jakob kehrt nach Kanaan zurück (V.
16-20): V.16. So kehrte Esau an diesem Tag auf seinem Weg nach Seir zurück, in das Tal von Zin,
südlich des Toten Meeres, das Land, das er für seine Heimat ausgewählt hatte.
V.17. Und Jakob zog nach Sukkot und baute sich ein Haus und machte seinem
Vieh Hütten; daher heißt der Ort Sukkot (Hütten). Jakob zog von der Gegend
von Peniel zum Jordan, wo er ein festeres Lager errichtete, indem er sich ein
Haus und Ställe oder Hütten für sein Vieh baute. Dieser Ort blieb wahrscheinlich
eine seiner Stationen für seine schnell wachsenden Herden. Vgl. Jos. 13, 27; Richt. 8, 4. 5. V.18. Und Jakob kam nach Salem, einer
Stadt des Sichem, die im Land Kanaan liegt, als er aus Paddan-Aram
kam, und schlug sein Zelt vor der Stadt auf. Nachdem er einige Jahre in
Sukkot gelebt hatte, bis seine Tochter Dina eine junge Frau geworden war, und
während dieser Zeit auch seinen alten Vater in Hebron besucht und die alte Amme
seiner Mutter, Deborah, mitgebracht hatte, betrat er schließlich mit seiner
Familie und zumindest einem Teil seiner Herden Kanaan. Er kam bei guter
Gesundheit in sein Heimatland, wie der Herr es ihm versprochen hatte, und
schlug sein Lager vor der Stadt Sichem auf, die der hevitische
Fürst Hamor seit der Zeit Abrahams erbaut hatte und
nach dem Namen seines Sohnes benannte. V.19. Und er kaufte ein Stück Feld,
auf dem er sein Zelt aufgeschlagen hatte, von den Kindern Hamors
für hundert Kesita [1 Kesita
= 4 Silberschekel = 12 EUR?]. Jakob, der auf die Verheißungen des Herrn
vertraute und sich auf einen noch dauerhafteren Aufenthalt in Kanaan
vorbereitete als Abraham, erwarb zu Lebzeiten einen Besitz. Dieses Stück Land
mit dem sogenannten Jakobsbrunnen befindet sich bis heute am südöstlichen
Eingang des Tals von Sichem. Jakob bezahlte für dieses Land einhundert
Geldstücke, deren Wert nicht mehr bestimmt werden kann. Einige Gelehrte meinen,
dass jedes Geldstück so viel wert war wie ein Lamm, während andere der Meinung
sind, dass es damals Geld gab, auf das auf primitive Weise die Figur eines
Lammes geprägt war. V.20. Und er errichtete dort einen Altar und nannte ihn Elelohe Israel (Der mächtige Gott ist der Gott Israels). Das
war Jakobs Bekenntnis nach den vielen Jahren der Reise und des Aufenthalts in
fremden Ländern: Der starke Gott ist der Gott Israels. Er hatte die mächtige
Kraft Gottes in zahlreichen Fällen erfahren und war dankbar für die Tage des
Friedens und der Ruhe, die er nun genoss. Aus diesem Grund bestand auch seine
Anbetung, die er offiziell in Sichem einführte, hauptsächlich darin, den Namen
dieses wahren Gottes zu verkünden. In diesem Punkt werden alle Gläubigen, die
immer wieder in reichem Maße die reichen Segnungen des Herrn genießen, dem
alten Patriarchen fröhlich nacheifern.
Die Schändung Dinas und die
mörderische Reaktion der Söhne Jakobs
Dina geschändet (V. 1-5): V.1. Und
Dina, die Tochter Leas, die sie Jakob geboren hatte, ging hinaus, um die
Töchter des Landes zu sehen. Dina war wahrscheinlich im vierzehnten Jahr
von Jakobs Dienst in Mesopotamien geboren worden. Sie war, wie Simeon und Levi,
die in dieser Geschichte so bedeutend sind, ein Kind von Jakob und Lea. Etwa
zehn Jahre waren vergangen, seit die Familie zuerst nach Sukkot und dann nach
Sichem gekommen war, und Dina war eine junge Frau, da die Mädchen im Orient
früh erwachsen wurden. Unzufrieden mit der vermeintlichen Einschränkung ihrer
persönlichen Freiheit im Haus ihres Vaters, ging Dina hinaus, um die
Bekanntschaft der kanaanitischen Mädchen zu machen und sich mit ihnen zu
unterhalten. V.2. Und als Sichem, der Sohn des Hamor,
des Hiwiten, Fürst des Landes, sie sah, nahm er sie
und lag bei ihr und schändete sie, demütigte sie, indem er sie ihrer
Jungfräulichkeit beraubte. V.3. Und seine Seele hing an Dina, der Tochter
Jakobs, und er liebte das Mädchen und redete freundlich mit ihr. Die
Tatsache, dass Sichem Dina wirklich liebte und sie nach seiner sündigen Tat
nicht verstieß, rückt ihn in ein etwas besseres Licht, aber das entschuldigt
ihn nicht. Nach ihrer Entjungferung um ihre Liebe zu werben, war nicht
ehrenhaft. V.4. Und Sichem sprach zu seinem Vater Hamor:
Nimm mir dieses Mädchen zur Frau. Dieser Versuch, die Sünde durch eine
ehrenwerte Heirat wiedergutzumachen, war ein Verdienst von Sichem, ändert aber
nichts an der Tatsache, dass er Dina überhaupt erst verführt hatte. Auch Dina
ist nicht ganz ohne Schuld. Sie wusste, dass es gefährlich war, den Schutz des
Lagers ihres Vaters zu verlassen und die Freundschaft der heidnischen Frauen zu
suchen; und es wird nicht berichtet, dass sie sich entschieden gewehrt hätte,
als Sichem sie verführte. Ihr Beispiel ist daher als ernste Warnung an alle
christlichen jungen Frauen geschrieben, insbesondere an diejenigen, die der
Verlockung der Welt erliegen und versucht sind, der Fleischeslust nachzugeben.
V.5. Und Jakob erfuhr, dass er seine Tochter Dina geschändet hatte, denn
solche Nachrichten verbreiten sich in der Regel schnell; nun waren seine
Söhne mit dem Vieh auf dem Feld, und Jakob schwieg, bis sie kamen. Jakob
handelte in dieser wichtigen Angelegenheit nicht allein, zum einen, weil die
Brüder von Dina bei allen ernsten Angelegenheiten, die sie betrafen, ein
Mitspracherecht hatten, zum anderen, weil er es mit dem stolzen und
unverschämten Fürsten der Region, dem Nachfolger des alten Scheichs, zu tun
hatte. Das ist normalerweise die erste Folge einer Sünde dieser Art, nämlich
Kummer und Schmerz in die Herzen der Eltern zu bringen.
Hamors
Vorschlag (V. 6-12): V.6. Und Hamor, der Vater
von Sichem, ging hinaus zu Jakob, um mit ihm zu sprechen. Er verließ die
Stadt und ging hinaus zum Lager Jakobs, um dem Zorn der Söhne Jakobs
zuvorzukommen und die Angelegenheit friedlich zu regeln. V.7. Und die Söhne
Jakobs kamen vom Feld, als sie es hörten. Die schlechte Nachricht erreichte
sie ebenfalls vor der üblichen Zeit für die Rückkehr vom Feld, und sie
handelten mit dem Ungestüm der Jugend. Und die Männer waren außerordentlich
gekränkt und sehr zornig, weil er eine Schandtat in Israel begangen hatte,
indem er bei Jakobs Tochter lag; was nicht geschehen durfte. Schon damals,
als die Familie Jakobs noch klein war, wurde die Tat Sichems als Beleidigung
des gesamten Stammes angesehen. Je mehr die Söhne Jakobs darüber nachdachten,
desto größer wurde ihr Zorn. Die Würde der gesamten Nachkommenschaft Israels
war beschmutzt worden, und sie waren der Meinung, dass sie diese Schande nicht
ertragen konnten. V.8. Und Hamor redete mit ihnen
und sprach: Die Seele meines Sohnes Sichem verlangt nach eurer Tochter; gebt
sie ihm doch zur Frau. Hamor scheint das Gefühl
gehabt zu haben, dass er eine sehr schwache Position vertrat, denn sein
Vorschlag wirkt auf den Leser sehr zögerlich und verlegen. Er beteuert die
tiefe und ernsthafte Zuneigung seines Sohnes für Dina. V.9. Verschwägert euch
mit uns und gebt uns eure Töchter und nehmt ihr unsere Töchter. V.10.
Und ihr sollt bei uns wohnen und das Land soll euch offen sein; bleibt und treibt
Handel darin und siedelt euch an. Hamor bot Jakob
und seinen Söhnen somit die Freiheit seines kleinen Landes mit den vollen
Bürgerrechten an. Sie konnten überall Handel treiben und einen beliebigen Teil
des Landes für ihre Herden auswählen. V.11. Und Sichem sprach zu ihrem Vater
und ihren Brüdern: Lasst mich Gnade vor euch finden; was ihr mir sagt, das will
ich euch geben. V.12. Fordert nur immer von mir Brautpreis und Geschenk,
ich will's geben, wie ihr's verlangt; gebt mir nur das Mädchen zur Frau. So
fügte Sichem seine persönliche Bitte dem Vorschlag seines Vaters hinzu, bat
darum, mit Wohlwollen in die Familie aufgenommen zu werden, und drängte sie,
ihren eigenen Preis für die Braut festzusetzen und um die Brautgeschenke zu
bitten, die sie sich wünschten. Er mag nach seinen eigenen Maßstäben aufrichtig
genug gewesen sein, ohne zu bemerken, dass die Familie des Patriarchen das
auserwählte Volk des Herrn war. Eine Schandtat lässt sich leicht begehen, aber
ihre Beseitigung wird oft die Anstrengungen eines ganzen Lebens in Anspruch nehmen.
Die Forderung der Söhne Jakobs (V.
13-19): V.13. Und die Söhne Jakobs, die bei der Heirat ihrer Schwester
ein Mitspracherecht hatten, Kapitel 24, 50, antworteten Sichem und Hamor, seinem Vater, hinterlistig. Es stimmte zwar,
dass ihre Annahme des Vorschlags niemals mit dem Schicksal des auserwählten
Volkes Gottes vereinbar gewesen wäre; sie hätten die messianischen Verheißungen
für einen bloßen zeitlichen Gewinn geopfert, aber die Methode, die sie zur
Verwirklichung ihres Vorhabens anwendeten, ist unentschuldbar; weil er ihre
Schwester Dina geschändet hatte; Vers 14. und sie sagten zu ihnen: Wir
können das nicht tun, unsere Schwester einem Unbeschnittenen zu geben; denn das
wäre eine Schande für uns. Das mag an sich schon richtig gewesen sein, dass
eine Blutsverwandtschaft mit Nicht-Semiten völlig unerwünscht war, aber diese
Überlegung in ihren Racheplan einzubeziehen, war falsch. Vers 15. Aber dann
wollen wir euch zu Willen sein, wenn ihr so werdet wie wir, indem ihr alles
Männliche bei euch beschneiden lasst. Vers 16. Dann werden wir euch
unsere Töchter geben und eure Töchter zu uns nehmen, und wir werden bei euch
wohnen und ein Volk werden. Vers 17. Aber wenn ihr nicht auf uns hört,
euch beschneiden zu lassen, dann werden wir unsere Tochter nehmen und gehen.
Dieser Vorschlag ist als heuchlerisch zu verurteilen, denn die Söhne Jakobs
müssen gewusst haben, dass die Israeliten sich nicht mit den Sichemitern vermischen sollten; es fehlte an
Aufrichtigkeit. V.18. Und ihre Worte gefielen Hamor
und Sichem, dem Sohn Hamors. V.19. Und der
junge Mann zögerte nicht, die Sache zu tun, weil er Gefallen an Jakobs Tochter
fand; und er war mehr angesehen als alle im Haus seines Vaters. Ganz
gleich, aus welchem Grund Dina geschändet wurde, Sichem war jetzt zweifellos
aufrichtig und nahm die Worte der Söhne Jakobs für bare Münze. Seine
Machtposition und sein Einfluss verliehen seinen Worten viel Gewicht, und er
verlor keine Zeit, seine Absicht in die Tat umzusetzen.
Die Männer von Sichem stimmen der
Forderung zu (V. 20-24): V.20. Und Hamor und
sein Sohn Sichem kamen zum Stadttor, dem üblichen Versammlungsort, und
sprachen mit den Männern ihrer Stadt und sagten: Vers 21. Diese Männer
sind friedlich mit uns; deshalb sollen sie im Land wohnen und Handel
treiben; denn das Land ist groß genug für sie; lasst uns ihre Töchter zu uns
nehmen und ihnen unsere Töchter geben. Indem sie den Männern der Stadt
vorschlugen, den Israeliten die vollen Bürgerrechte zu gewähren und ihnen zu
erlauben, als Hirten oder Händler tätig zu sein, appellierten Hamor und Sichem sehr stark an das Eigeninteresse der Sichemiter, da sie wussten, dass ihre Mission so die besten
Erfolgschancen haben würde. V.22. Aber nur dann wollen die Männer uns zu
willen sein, bei uns zu wohnen und ein Volk mit uns zu werden, wenn alles
Männliche unter uns beschnitten wird, wie sie beschnitten sind. Diese
Bedingung wird in die Mitte des Appells eingefügt, damit sie nicht so stark
hervorsticht. V.23. Ihr Vieh und ihr Besitz und jedes ihrer Tiere, wird es
nicht uns gehören? Hier wird die oben erwähnte Tatsache, dass das Land vor
ihren Händen und Gesichtern weit war und in jeder Richtung genügend Platz bot,
mit dem Gedanken verbunden, dass der große Reichtum der Neuankömmlinge durch
die Ehen, die geschlossen werden würden, auch den Menschen in Sichem zur
Verfügung stehen würde. Lasst uns nur ihnen zu Willen sein, und sie werden
bei uns wohnen. V.24. Und Hamor und seinem
Sohn Sichem gehorchten alle, die durch das Tor seiner Stadt ausgingen, und alle
männlichen Personen wurden beschnitten, alle, die durch das Tor seiner Stadt
ausgingen. Der Ausdruck wird wiederholt, um zu zeigen, dass es unter allen
Männern von Sichem keine Ausnahme gab. Sie akzeptierten den Ritus umso
bereitwilliger, als er unter den orientalischen Völkern keineswegs unbekannt
war. So handelten die Menschen in Sichem, obwohl sie Heiden waren, in gutem
Glauben, so wie die äußere Ehrlichkeit vieler Ungläubiger in unseren Tagen
diejenigen beschämt, die sich zum wahren Gott bekennen.
Die Rache Simeons und Levis (V.
25-31): V.25. Und es begab sich am dritten Tag, als sie wund waren, als
die Männer von Sichem in ihren Betten lagen wegen der Plage, die ihnen
widerfahren war, weil sie dem Eingriff zugestimmt hatten, daß
die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Brüder Dinas, ein jeder sein
Schwert nahm und ungehindert in die Stadt kamen und alle männlichen Personen
erschlugen. Diese beiden Brüder Dianas erklärten sich zu Rächern ihrer
Schwester und führten ihr Vorhaben auf so schockierende Weise aus. Die Stadt
war schutzlos, alle Einwohner glaubten, in Sicherheit zu sein. Die Kühnheit von
Simeon und Levi war daher nichts anderes als Verrat und Blutdurst. V.26. Und
sie erschlugen auch Hamor und seinen Sohn Sichem mit
der Schärfe des Schwertes, in unbarmherziger Wut, denn gegen diese beiden
war ihr Zorn hauptsächlich entbrannt, und nahmen Dina aus dem Hause Sichems
und gingen davon. So wurde der erste Teil ihres Racheplans ausgeführt.
V.27. Die Söhne Jakobs kamen über die Erschlagenen und plünderten die Stadt,
weil sie ihre Schwester geschändet hatten. Simeon und Levi kehrten mit
ihrer Schwester in das Lager ihres Vaters zurück, und die anderen Söhne Jakobs
wurden von demselben fanatischen Hass erfüllt und plünderten die Stadt im
Übermaß ihrer Wut. V.28. Sie nahmen ihre Schafe, ihre Rinder, ihre Esel und
was in der Stadt und auf dem Feld war, Vers 29. und all ihren Reichtum,
und all ihre kleinen Kinder und ihre Frauen nahmen sie gefangen und plünderten
sogar alles, was in den Häusern war. Es war eine systematische und
gründliche Plünderung der Getöteten, die von den Söhnen Jakobs praktiziert
wurde und sich sogar auf die unschuldigen Mitglieder der Familien der
ermordeten Männer erstreckte. Es war ein abscheuliches Verbrechen, das die Söhne
Jakobs begangen haben. V.30. Und Jakob sprach zu Simeon und Levi: Ihr habt
mich in Verruf gebracht bei den Bewohnern des Landes, bei den Kanaanitern und Perisitern. Jakob kam seiner Pflicht als Vater nach und
tadelte seine Söhne mit großer Strenge für ihr nicht zu rechtfertigendes
Verbrechen. Er sagte ihnen, dass sie wahrscheinlich Unheil über ihn gebracht
hätten, indem sie ihn und seine Familie vor den Bewohnern des Landes in Verruf
gebracht hätten, sodass sie in den Augen aller Menschen als abscheulich gelten
würden. Und ich, der ich nur wenige an der Zahl bin, nur eine kleine
Gruppe mit allen Männern, die zu meinem Haushalt gehören, sie werden sich
gegen mich versammeln und mich töten; und ich werde vernichtet werden, ich und
mein Haus. Dass diese Angst Jakobs keineswegs unbegründet war, geht aus
Kapitel 35, 5 hervor. Die Tiefe von Jakobs Entsetzen über die Tat seiner Söhne
lässt sich an den Worten seines letzten Segens erkennen, Kapitel 49, 5-7.
Gewalttaten sind bei den Kindern Gottes ebenso verwerflich wie Unbescheidenheit
und Unmoral. V.31. Und sie sagten: Sollte er mit unserer Schwester wie mit
einer Hure umgehen? Mit dieser Rechtfertigung gaben die Söhne
Jakobs zu verstehen, dass Männer ihre Schwester im Allgemeinen so behandelt
hätten, wie Sichem es getan hatte, und dass sie es als ihre Pflicht
betrachteten, das Unrecht zu rächen. Aber sie gingen über sein Angebot einer
Sühne für sein Verbrechen und ihre eigene schreckliche Schuld hinweg. Die
Tatsache, dass andere Menschen uns Unrecht antun, kann niemals eine
Rechtfertigung dafür sein, dass wir im Gegenzug Unrecht tun.
Jakobs Reise nach Bethel und Hebron;
Benjamins Geburt und Rahels sowie Isaaks Tod
Jakob reist nach Bethel (V. 1-8): V.1.
Und Gott sprach zu Jakob: Mach dich auf, geh nach Bethel und bleibe dort und
baue dort einen Altar für Gott, der dir erschien, als du vor deinem Bruder Esau
flohst. Zehn volle Jahre waren vergangen, seit Jakob aus Mesopotamien
zurückgekehrt war, und noch immer hatte er das besondere Gelübde von Bethel,
Kapitel 28, 20-22, nicht erfüllt. Vgl. Kapitel 31, 13. Ob es nun eine
Vorsichtsmaßnahme gegen eine Vermischung mit den Edomitern
war oder einfach nur eine Verspätung Jakobs, der Herr hielt es jedenfalls für
notwendig, ihn an sein Gelübde zu erinnern, in dem er versprochen hatte, einen
Altar für Gott zu errichten, der ihm in Bethel erschienen war. V.2. Da
sprach Jakob zu seinem Haus und zu allen, die mit ihm waren: Tut von euch die
fremden Götter, die unter euch sind, und reinigt euch und wechselt eure
Kleider. Dies war ein Akt der Buße, da Jakob bis dahin Rahel erlaubt hatte,
die Götzen ihres Vaters zu behalten (Kapitel 31, 32) und das Herz der
Mitglieder seines Haushalts nicht vom Götzendienst abgewandt hatte. Er befahl,
alle fremden Götter und alles, was nach Aberglauben und Götzendienst roch, aus
ihrer Mitte zu entfernen, und sie sollten sich außerdem durch religiöse Waschungen
und einen vollständigen Wechsel der Kleidung reinigen. V.3. Und lasst uns
aufbrechen und nach Bethel hinaufziehen; dort will ich Gott einen Altar
errichten, der mir am Tag meiner Not geantwortet hat und mit mir auf dem Weg
war, den ich gegangen bin. Die Reise sollte von den Niederungen in der Nähe
von Sichem nach Süden in das Bergland des späteren Nordjudäa führen. Jakob
bekannte offen seine Schuld gegenüber dem Herrn, der ihm am Tag seiner Not, als
er vor seinem Bruder Esau floh, zugehört hatte, und erklärte seine Absicht,
sein Gelübde zu erfüllen. V.4. Und sie gaben Jakob alle fremden Götter, die
in ihrer Hand waren, und alle ihre Ohrringe, die in ihren Ohren waren; und
Jakob vergrub sie unter der Eiche, die bei Sichem stand. Jakobs Befehl war
so streng, dass seine Frauen und seine Diener nicht nur die Bilder, die fremden
Götter, die sie bis dahin aufbewahrt hatten, bereitwillig aufgaben, sondern
auch ihre Ohrringe, die als Amulette und für andere abergläubische Zwecke
verwendet wurden. Jakob legte all seine Schwäche ab, die so schreckliche
Früchte getragen hatte, und begrub alle Symbole des Götzendienstes und des
geistigen Todes, die in seinem gesamten Haushalt zu finden waren,
einschließlich der Frauen und Kinder aus Sichem. Nur dann ist es möglich, Gott
im Geist und in der Wahrheit zu dienen, wenn wir unsere Herzen von jeglicher
Götzenanbetung und von jeglicher Liebe zu Geschöpfen reinigen. V.5. Und sie
zogen weiter; und der Schrecken Gottes lag auf den Städten rings um sie her,
und sie verfolgten die Söhne Jakobs nicht. Dass sie ihre Zelte abbrachen
und die Umgebung von Sichem verließen, ohne dass die heidnischen Bewohner der
Nachbarstädte eingriffen, war allein dem göttlichen Schutz zu verdanken. V.6. So
kam Jakob nach Lus, das im Land Kanaan liegt, das heißt Bethel, er und das
ganze Volk, das bei ihm war. Vergl. Kap. 28, 19. 22. V.7. Und er baute
dort einen Altar und nannte den Ort El Bethel (Gott von Bethel), weil
ihm dort Gott erschien, als er vor seinem Bruder floh. Indem Jakob auf
diese Weise die Verehrung des wahren Gottes einführte, löste er sein Gelübde
von etwa dreißig Jahren zuvor ein, denn er erinnerte sich deutlich an die
Offenbarung Gottes zu dieser Zeit, die anscheinend auch auf die Mehrzahl der
Personen in der Gottheit hindeutete. V.8. Aber Deborah, die Amme Rebekkas,
starb, und sie wurde unterhalb von Bethel unter einer Eiche begraben; und der
Name dieser Eiche wurde Allon-Bachuth (Eiche des
Weinens) genannt. Es scheint, dass Rebekka gestorben war und Jakob Deborah
überredet hatte, bei ihm und seinen Kindern zu leben. Die alte treue Dienerin
hatte sich bei allen so beliebt gemacht, dass ihr Tod von der Familie sehr
bedauert wurde. Die Eiche unterhalb von Bethel spielt auch in der späteren
Geschichte eine Rolle, siehe Richter 4, 5; 1. Samuel 16, 3. Die Geschichte
zeigt, dass die Beziehung zwischen Herren und Dienern durchaus von herzlicher
Wertschätzung geprägt sein kann.
Der Herr segnet Jakob (V. 9-15):
V.9. Und Gott erschien Jakob abermals, nachdem er aus Paddan-Aram
gekommen war, und segnete ihn. Er sprach nicht nur in einem Traum zu Jakob,
sondern offenbarte sich ihm in sichtbarer Form, nachdem Jakob wieder in den
Teil Kanaans zurückgekehrt war, aus dem er nach Mesopotamien aufgebrochen war.
Wie Abraham wiederholt gesegnet worden war, so erneuerte der Herr hier sein
messianisches Versprechen. V.10. Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist
Jakob; dein Name soll nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name
sein; und er nannte ihn Israel. So bestätigte der Herr Jakob, was er ihm in
Peniel, Kap. 32, 28, gesagt hatte. Es war eine formelle Einführung in den
Segen. V.11. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin Gott der Allmächtige; sei
fruchtbar und mehre dich! Ein Volk und eine Schar von Völkern sollen von dir
abstammen, und Könige sollen von deinen Lenden kommen; Vers 12. und das
Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, dir will ich es geben, und deinen
Nachkommen nach dir will ich das Land geben. Es war der allmächtige Gott,
der zu Jakob sprach, derjenige, dessen Schutz und Führung Jakob in den letzten
dreißig Jahren so reichlich genossen hatte. Es war der Patriarchalische Segen,
der hier übermittelt wurde, einschließlich der messianischen Verheißung, denn
er deutete darauf hin, dass Israel nach dem Fleisch nicht allein der Besitzer
der Orakel Gottes sein würde, Röm. 3, 2, sondern dass die Mitglieder aller
Nationen die Gesamtsumme des geistigen Israels bilden würden, der großen
Versammlung der Nationen, deren Gott der Herr sein würde. Die unmittelbare
Garantie für diesen letztendlichen Segen wäre der zeitliche Segen des Besitzes
von Kanaan, dem Erbe der Kinder Israel. Vgl. Kap. 48, 3. 4. V.13. Und Gott
erhob sich von ihm an dem Ort, wo er mit ihm geredet hatte. V.14. Und
Jakob richtete an dem Ort, an dem er mit ihm geredet hatte, einen Gedenkstein
auf, ein Denkmal aus Steinen, und goss ein Trankopfer darauf und begoss es mit
Öl. Jakob hat diesen Ort nicht nur ausgesondert und für die Anbetung des
wahren Gottes geweiht, sondern er hat auch einen Akt der Anbetung vollzogen,
indem er dem Herrn ein Trankopfer darbrachte. Dies ist das erste Mal, dass das
Trankopfer in der Bibel erwähnt wird. Um diese Vision zu ehren und sie seinen
Kindern in Erinnerung zu behalten, errichtete Jakob einen Stein als Denkmal.
V.15. Und Jakob nannte den Ort, an dem Gott mit ihm sprach, Bethel. Dies
war sein Bekenntnis zu seinem Vertrauen in das Wort und die Verheißung Gottes,
die der Stab und die Stütze aller Gläubigen während ihrer Pilgerreise auf Erden
ist.
Der Tod Rahels (V. 16-20): V.16. Und
sie zogen von Bethel aus, da Jakobs Gelübde nun erfüllt und sein Dank
vollendet war; und waren noch in einiger Entfernung bis nach Ephrath, sie waren noch eine gewisse Strecke von der
Stadt entfernt, die später Bethlehem genannt wurde, die sie wahrscheinlich
rechtzeitig zu erreichen versucht hatten; als bei Rahel Wehen einsetzen. Und
sie hatte eine schwere Geburt, die Qualen und die Schmerzen einer schweren
Geburt waren über sie gekommen. Ihr Wunsch zum Zeitpunkt der Geburt Josephs
wurde erfüllt, aber nach einer Ruhephase von siebzehn Jahren litt sie bis zum
Tod. V.17. Und es begab sich, als ihr die Geburt so schwer wurde, da sprach
die Hebamme zu ihr: Fürchte dich nicht, denn auch diesen Sohn wirst du haben.
Das war als ein Wort des Trostes für Rahel gedacht, inmitten ihres intensiven
Leidens, denn es sagte ihr, dass ihr Wunsch vom Herrn erfüllt worden war. V.18.
Und es geschah, als ihre Seele im Sterben war – denn sie starb –,
da nannte sie ihn Benoni (Sohn meines Schmerzes); aber sein Vater nannte
ihn Benjamin (Sohn der rechten Hand, Sohn des Glücks oder des Wohlstands).
Der Text weist eindeutig auf ein Leben der Seele nach dem Tod des Körpers hin.
Trotz seiner Trauer über den Tod seiner geliebten Frau konnte Jakobs Freude
über diesen Sohn seines hohen Alters nicht unterdrückt werden. V.19. Und
Rahel starb und wurde begraben an dem Weg nach Ephrath,
das ist Bethlehem. V.20. Und Jakob richtete einen Gedenkstein auf über
ihrem Grab; das ist das Grabmal Rahels bis auf diesen Tag. Das Denkmal
stand also noch zu den Zeiten, als Mose schrieb. Es war ein bitterer Kelch des
Leids, den Jakob beim Tod seiner Frau trinken musste, denn selbst Gläubige
spüren den Stachel des Todes.
Jakob in Edar
und Hebron; Isaaks Tod (V. 21-29): V.21. Und Israel zog weiter und
schlug sein Zelt jenseits des Turms von Edar auf.
Er schlug sein Zelt auf und schlug sein Zelt auf: die übliche Art, eine
nomadische Lebensform zu beschreiben. Dies war südlich von Bethlehem, und der
Turm der Herden wurde zu ihrem Schutz gebaut, in einer Region, die sich
hervorragend zum Weiden eignete. V.22. Und es begab sich, als Israel in
jenem Land wohnte, ging Ruben hin und schlief bei Bilha,
der Nebenfrau seines Vaters; und Israel erfuhr davon. Bilha
war Rahels Magd, aber dennoch Jakobs Nebenfrau; daher war Rubens Sünde Inzest,
ganz zu schweigen von einem völligen Mangel an kindlicher Ehrfurcht. Der Vater
wurde auf die Angelegenheit aufmerksam gemacht, und obwohl Jakob nicht sofort
handelte, erfolgte die Bestrafung schließlich, denn die Sünde kostete Ruben
sein Erstgeburtsrecht, Kap. 49, 4. Jakob hatte zwölf Söhne: Vers 23. Die
Söhne Leas: Ruben, Jakobs Erstgeborener, und Simeon und Levi und Juda und Isaschar und Sebulon; Vers 24. Die Söhne Rahels: Joseph und
Benjamin; Vers 25. Und die Söhne Bilhas,
Rahels Magd: Dan und Naftali; Vers 26. und die Söhne Silpas, der Magd Leas: Gad und Asser; das sind die
Söhne Jakobs, die ihm in Padda-Aaram geboren wurden.
Vgl. Kap. 29, 32-30, 25. Benjamin wird der Vollständigkeit halber zusammen mit
den anderen Söhnen Jakobs aufgezählt, obwohl er nicht in Paddan-Aram
geboren wurde, sondern vor Jakobs tatsächlicher Rückkehr in das Haus seines
Vaters. Jakob sollte nun offiziell sein Erbe antreten, und deshalb werden seine
Söhne namentlich als die Väter des Volkes Israel erwähnt.
V.27. Und Jakob kam zu seinem Vater
Isaak nach Mamre, nach Kirjat-Arba, das ist Hebron,
wo Abraham und Isaak als Fremde weilten. Wie Abraham den Terebinthenhain, der dem Amoriter Mamre
gehörte, zu seinem Hauptquartier gemacht hatte, so verbrachte Isaak einen
großen Teil seines Lebens dort in der Nähe von Hebron oder Kirjat-Arba. V.28. Und
die Tage Isaaks waren 180 Jahre. V.29. Und Isaak gab den Geist auf und
starb und wurde zu seinem Volk gesammelt, alt und lebenssatt; und seine Söhne
Esau und Jakob begruben ihn. So wurde auch Isaak seinem Volk hinzugefügt,
seine Seele trat in das Reich der vervollkommneten Heiligen im Himmel ein, um
bei der Auferstehung der Toten mit seinem Körper vereint zu werden. Die
Nachricht von Isaaks Tod wird hier eingefügt, um seine Geschichte
abzuschließen, obwohl er tatsächlich noch etwa dreizehn Jahre länger lebte.
„Jakob wurde im sechzigsten Lebensjahr Isaaks geboren und war somit
einhundertzwanzig Jahre alt, als Isaak starb. Aber als er dem Pharao in Ägypten
vorgestellt wurde, war er einhundertdreißig Jahre alt. Davon waren sieben
fruchtbare und zwei unfruchtbare Jahre seit Josephs Erhebung in Ägypten
vergangen, und dreizehn Jahre zwischen dem Verkauf Josephs und seiner Erhebung,
denn er wurde mit siebzehn Jahren verkauft und war dreißig, als er zu Ehre und
Macht erhoben wurde. Daher müssen wir von den einhundertdreißig Jahren Jakobs
dreiundzwanzig Jahre abziehen, um sein Alter zum Zeitpunkt des Verkaufs Josephs
zu bestimmen; das sind also einhundertsieben Jahre. Isaak teilte daher dreizehn
Jahre lang den Kummer Jakobs über den Verlust seines Sohnes.“ (Lange.)
Esaus Geschlechtsregister
Esau siedelt in Seir
(V. 1-8): V.1. Dies sind die Nachkommen [Fortpflanzungen] Esaus, das
ist Edom. V.2. Esau nahm seine Frauen von den Töchtern Kanaans: Adah, die Tochter Elons, des Hethiters, und Oholibama, die Tochter Anas, der Tochter Zibeons, des Hiwiters [V. 30:
Horiters], Kap. 26, 34; V.3. und Basemat, die Tochter Ismaels, die Schwester Nebajots, Kap. 28, 9. Es war für eine Frau genauso
üblich, mehrere Namen zu haben, wie für einen Mann, wobei es üblich war, die
Namen bei einem wichtigen Ereignis im Leben zu ändern. Obwohl es im gesamten
Kapitel offensichtliche Diskrepanzen gibt, handelt es sich dabei nicht um
Widersprüche. V.4. Und Adah gebar Esau Eliphaz, 1 Chron. 1, 35; und Basemat
gebar Reuel, 1 Chron. 1, 35; v.5. und Oholibama
gebar Jeusch, Jaalam und
Korah; das sind die Söhne Esaus, die ihm im Land Kanaan geboren wurden, bevor
er in das Land in der Nähe des Berges Hor zog. V.6. Und
Esau nahm seine Frauen, seine Söhne und seine Töchter und alle Personen seines
Hauses, alle Knechte seines Hauses und sein Vieh und alle seine Tiere und all
sein Hab und Gut, das er im Land Kanaan erworben hatte, und zog in ein Land (Seir) hinweg vor seinem Bruder Jakob. Esau hatte
bereits zuvor einen Eroberungsfeldzug in das Land der Horiter
unternommen, Kap. 32, 3, und nun zog er definitiv mit seinem gesamten Besitz
nach Seir. Er wusste, dass das Gebiet Kanaans Jakob
gehörte, und es war außerdem klar, dass die Herden der Brüder so groß geworden
waren, dass sie nicht mehr zusammen leben konnten. V.7. Denn ihre Habe, insbesondere
an Herden und Schafen, war zu groß, als dass sie zusammen leben konnten; und
das Land, in dem sie Fremde waren, konnte sie wegen ihres Viehs nicht tragen.
Die Geschichte von Abraham und Lot hätte sich also wiederholen können, und das
war nicht Esaus Absicht, da er mit seinem Bruder im Frieden war. V.8. So
wohnte Esau auf dem Berg Seir; Esau ist Edom. Idumäa mit der als Seir bekannten
Bergkette, deren höchster Gipfel der Berg Hor war,
lag zwischen dem Toten Meer und dem Golf von Eilat.
Esaus Söhne und Enkel (V. 9-14):
V.9. Und dies sind die Fortpflanzungen von Esau, dem Vater der Edomiter auf dem Berg Seir: V.10.
Dies sind die Namen der Söhne Esaus: Eliphaz, der
Sohn von Adah, der Frau Esaus; Reuel, der Sohn von Basemath, der Frau Esaus. V.11. Und die Söhne Eliphaz waren Teman, Omar, Zepho (oder Zephi, 1 Chron.
1, 36), und Gatam und Kenaz.
V.12. Und Timna war die Nebenfrau von Eliphaz, dem Sohn Esaus, wahrscheinlich zu diesem Zweck
von Adah adoptiert; und sie gebar Eliphaz Amalek; das waren die
Söhne Adas, der Frau Esaus. Wenn dies der Amalek
ist, der der Vorfahre der Amalekiter war, die später
so erbitterte Feinde der Kinder Israels waren, dann lag dies wahrscheinlich
daran, dass sich Amalek schon früh von seinen Brüdern
trennte und zu einem unabhängigen Volk heranwuchs, dessen Nachkommen das Land
unmittelbar südlich von Kanaan besetzten und sich von dort bis an die Grenzen
des Gelobten Landes ausbreiteten. V.13. Und dies sind die Söhne Reuels: Nahath und Zerah, Schamma und Mizza; das waren die Söhne
Basmatas, der Frau Esaus. V.14. Und dies waren
die Söhne Aholibamas, der Tochter Anas, der Tochter Zibeons, der Frau Esaus; und sie gebar Esau Jeusch, Jaelam und Korah. Im
Falle von Oholibama waren es also die Söhne, im Falle
der anderen Ehefrauen die Enkel, die den Namen Edom weiterführten und als
Stammväter galten. Die Söhne Eliphaz führten die
kanaanitische Linie fort, die Söhne Reguëls die ismaelitische und die drei Söhne Aholibamas
die horitische Linie.
Die Fürsten des Hauses Esau (V.
15-19): V.15. Dies waren die Fürsten [w.: Tausendschaftsführer,
d.i. Stammeshäuptlinge] der Söhne Esaus: die Söhne Eliphas,
des erstgeborenen Sohnes Esaus: Fürst Teman, Fürst
Omar, Fürst Zepho, Fürst Kenaz,
V.16. Fürst Korah, Fürst Gatam und Fürst Amalek; das sind die Fürsten, die von Eliphas
im Land Edom kamen; das waren die Söhne Adas. Die Hälfte der edomitischen
Fürsten waren also die Nachkommen von Adah, der Hiwiterin oder, im weiteren Sinne, der Hethiterin. V.17. Und
dies sind die Söhne Reuels, des Sohnes Esaus: Fürst Nahath,
Fürst Serach, Fürst Schamma,
Fürst Miza; das sind die Fürsten, die von Reguel im Land Edom kamen; das sind die Söhne Basemats, der Frau Esaus, in deren Nachkommen sich die
Stämme Ismaels und Esaus vermischten. V.18. Und dies sind die Söhne Aholibamas, der Frau Esaus: Fürst Jeush, Fürst Jaalam, Fürst Korah;
das waren die Fürsten, die von Aholibama, der Tochter
Anas, Esaus Frau, kamen. V.19. Dies sind die Söhne Esaus, der Edom ist,
und dies sind ihre Fürsten. Die Nachkommen dieser Wüstenfürsten siedelten
sich geografisch innerhalb mehr oder weniger fester Grenzen als Banden oder
Stämme an.
Die Horiter
(V. 20-30): V.20. Dies sind die Söhne Seirs, des Horiters, die das Land bewohnten; nach ihm wurde das
Land benannt, und mit seinen Nachkommen vermischten sich die von Edom: Lotan und Schobal und Zibeon und Ana (dieser Name ist sowohl männlich als
auch weiblich), Vers 21. und Dishon und Ezer und Dishan; dies sind die Fürsten der Horiter,
der Kinder Seirs, im Land Edom. Die Horiter oder Nachkommen Seirs,
die ursprünglichen Bewohner der Wüste Zin, waren
Höhlenbewohner und teilten die vielen Höhlen in diesem Land mit ihren Herden
und Viehbeständen. V.22. Und die Kinder Lotans
waren Hori und Hemam
(oder Homam, 1 Chron. 1, 39); und Lotans Schwester war Timna. V.23.
Und die Kinder Schobals waren: Alvan (oder Alian,
1 Chron. 1, 40), und Manahath, und Ebal, Shepho (oder Shephi, 1 Chron. 1, 40), und Onam.
V.24. Und dies sind die Kinder Zibeons: Aja und
Ana. Dies war der Ana, die warmen Quellen in der Wüste fand, als er die Esel
seines Vaters Zibeon hütete. Während er in der
Wüste auf die Esel seines Vaters aufpasste, entdeckte er einige warme Quellen,
von denen einige bis heute in diesem Land zu finden sind. V.25. Und die
Kinder Anas waren: Dishon und Oholibama, die Tochter Anas. V.26. Und dies sind die
Kinder von Dishon: Hemdan (oder
Amram, 1 Chron. 1, 41), und Eshban,
und Ithran, und Cheran. V.27.
Die Kinder von Ezer sind: Bilhan, und Zaavan, und Akan (oder Jakan,
1 Chron. 1, 42). V.28. Die Kinder von Dishan
sind: Uz und Aran. V.29. Dies sind die Fürsten, die von den Horitern kamen: Fürst Lotan, Fürst
Shobal, Fürst Zibeon, Fürst
Ana, V.30. Fürst Dishon, Fürst Ezer, Fürst Dishan; dies sind die Fürsten der Horiter,
nach ihren Fürsten im Land Seir. Diese waren alle
Nachkommen Seirs, des Horiters,
da sie nach ihren einzelnen Fürsten aufgeteilt und benannt wurden.
Die Könige von Edom (V. 31-42): V.31. Und
dies sind die Könige, die im Land Edom regierten, bevor ein König über die
Kinder Israel regierte, bis zu der Zeit, als die Kinder Israel mit der
Eroberung Kanaans begannen, denn zu dieser Zeit schrieb Mose diesen Bericht.
V.32. Und Bela, der Sohn Beors, regierte in Edom;
und der Name seiner Stadt war Dinhaba. V.33.
Und Bela starb, und Jobab, der Sohn Serachs von Bozra, regierte an
seiner Stelle. Diese Stadt war sehr wichtig, da sie als eine der
Hauptstädte der Edomiter galt, Jes. 34, 6; 63, 1.
V.34. Und Jobab starb, und Huscham
aus dem Land Temani wurde König an seiner Stelle. Dieses
Land war laut Hieronymus eine Region im südlichen Idumäa,
nicht weit von der Stadt Petra entfernt. V.35. Und Huscham
starb, und Hadad, der Sohn Bedads,
der Midian auf dem Feld von Moab schlug, wurde König an seiner Stelle; und der
Name seiner Stadt war Avith. Zu seiner Zeit muss
das Königreich sehr mächtig gewesen sein. V.36. Und Hadad
starb, und Samlah von Masrekah
regierte an seiner Stelle. V.37. Und Samlah
starb, und Saul von Rehoboth am Fluss regierte an seiner Stelle. Dies
könnte darauf hindeuten, dass Saul ein Fremder vom Euphrat war, aber es ist
wahrscheinlicher, dass Rehoboth eine Stadt am Zered
war, der in das Tote Meer mündet. V.38. Und Saul starb, und Baal-Hanan, der
Sohn Achbors, wurde König an seiner Stelle. V.39.
Und Baal-Hanan, der Sohn Achbors, starb, und Hadar wurde König an seiner Stelle; und der Name seiner
Stadt war Pau; und der Name seiner Frau war Mehetabeel,
die Tochter Matreds, der Tochter Mesahabs.
Da die Verwandten von Hadar so sorgfältig aufgeführt
werden und sein Tod nicht erwähnt wird, scheint er zur Zeit des Aufenthalts
Israels in der Wüste König gewesen zu sein. Es war also Hadar,
der den Kindern Israels die Durchreise durch sein Land verweigerte, Num. 20,
14-21. Aus der Liste der Könige geht hervor, dass die Monarchie in Edom
begrenzt war und nicht erblich, sondern wählbar war, wobei die Stammesfürsten
sehr wahrscheinlich einen König aus ihrer Mitte wählten, wenn eine Stelle frei
wurde. V.40. Und dies sind die Namen der Fürsten, die von Esau kamen, nach
ihren Familien, nach ihren Orten, nach ihren Namen: Fürst Timna,
Fürst Alvah, Fürst Jetheth,
V.41. Fürst Oholibama, Fürst Elah, Fürst Pinon, Vers 42.
Fürst Kenaz, Fürst Teman, Fürst
Mibzar, Vers 43. Fürst Magdiel,
Fürst Iram; das sind die Fürsten von Edom, nach ihren
Wohnsitzen im Land ihres Besitzes; er ist Esau, der Vater der Edomiter. Diese Liste gibt die geografische Position der
ursprünglichen persönlichen Stammesfürsten an, denn es war eine erbliche
Aristokratie, die im Land Edom an die Macht kam, und die Fürsten bildeten das
Wahlkollegium, wenn ein neuer König gewählt werden sollte. Die Geschichte Esaus
ist hiermit zu Ende.
Joseph aus Neid von seinen Brüdern
verkauft
Joseph wird von seinen Brüdern gehasst
(V. 1-4): V.1. Und Jakob wohnte in dem Land, in dem sein Vater ein Fremder
war, im Land Kanaan. Er hatte nun das Erbe seines Vaters angetreten, er war
der Träger des patriarchalischen Segens; obwohl er ein Fremder im Land Kanaan
war, wusste er, dass das gesamte Land schließlich seinen Kindern gehören würde.
V.2. Dies sind die Fortpflanzungen Jakobs [37,3-50,26]; der Rest
des Buches ist der Geschichte Jakobs und seiner Familie gewidmet. Joseph war
siebzehn Jahre alt, als er mit seinen Brüdern die Herde weidete [das wäre
ca. im Jahr 2269 der Erde; dies differiert um 4 Jahre zur HiB,
da dort Josephs Geburt gegen das biblische Zeugnis zu spät angesetzt wird];
mit diesem Alter galt er als stark genug, um mit den anderen als Hirtenjunge zu
dienen. Und der Junge war bei den Söhnen Bilhas
und bei den Söhnen Silpas, der Frauen seines Vaters,
da die Söhne der Magd seiner Mutter und die Söhne der Dienerin Leas ihm näher
standen als die Söhne Leas. Und Joseph hinterbrachte ihrem Vater ihre üble
Nachrede. Er war kein müßiger, eingebildeter Schwätzer, sondern er tat
seine Pflicht, indem er seinen Vater informierte, als die üblen Nachreden seiner
Brüder immer wieder kamen, als sie ihn und andere durch ihre Bosheit beleidigt
hatten. V.3. Nun liebte Israel Joseph mehr als alle seine Kinder, weil er
der Sohn seines Alters war. Mit Ausnahme von Benjamin, der damals noch ein
Kind war, war Joseph sein letzter Sohn gewesen, und zwar der Sohn von Rahel. Und
er machte ihm einen bunten Leibrock [Tunika], ein feines Gewand oder
mantelartiges Kleidungsstück mit langen Ärmeln, wie es von reichen Leuten und
Mitgliedern des Adels getragen wurde. V.4. Und als seine Brüder sahen, dass
ihr Vater ihn mehr liebte als alle seine Brüder, hassten sie ihn und konnten
nicht freundlich mit ihm sprechen. Sie glaubten, dass Jakobs Vorliebe für
Joseph darauf hindeutete, dass ihm das Recht des Erstgeborenen übertragen
werden sollte. Infolgedessen wuchs ihr Neid und Hass so sehr, dass sie nicht
mehr in der Lage waren, ihn freundlich zu begrüßen oder offen und freundlich
mit ihm zu sprechen. Neid wächst sehr oft zu Hass heran und führt zu
vielfältigen Sünden.
Josephs Träume (V. 5-11): V.5. Und
Joseph träumte einen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern; und sie hassten ihn
noch mehr. Joseph, der die Situation nicht in ihrem vollen Ernst erkannte,
erzählte seinen Traum mit jungenhaftem Eifer und Offenheit, was jedoch dazu
führte, dass er Öl ins Feuer des Hasses gegen ihn goss. V.6. Und er sprach
zu ihnen: Hört doch diesen Traum, den ich geträumt habe. V.7. Denn
siehe, wir banden Garben auf dem Feld, und siehe, meine Garbe richtete sich auf
und stand auch aufrecht; und siehe, eure Garben standen ringsum und verneigten
sich vor meiner Garbe. Wie Isaak den Boden zusätzlich zum Weiden seiner
Herden und Schafe bestellt hatte, Kap. 26, 12, so hatte auch Jakob zumindest
etwas Land bestellt, und Joseph war mit der Arbeit vertraut, da er aufgefordert
worden war, seinen Brüdern beim Binden der losen Getreidehalme zu Garben oder
Bündeln zu helfen. Die Deutung seines Traums war offensichtlich, nämlich, dass
er über seine Brüder erhoben werden würde. V.8. Und seine Brüder sprachen zu
ihm: Willst du etwa König über uns werden, willst du über uns herrschen, solltest
du als König über uns herrschen? Und sie hassten ihn noch mehr wegen seiner
Träume und seiner Worte. Sie hassten ihn noch mehr, teils wegen des Traums
selbst, der ihnen Unbehagen bereitete, teils weil er ihnen davon erzählte. V.9.
Und er hatte noch einen anderen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern und
sprach: Siehe, ich habe noch einen Traum gehabt: und siehe, die Sonne und der
Mond und elf Sterne beugten sich vor mir nieder. Auch hier war Joseph
völlig aufrichtig, halb verwirrt und halb erfreut, da die Wiederholung
derselben Idee im Traum ihre Erfüllung wahrscheinlich machte. V.10. Und er
erzählte ihn seinem Vater und seinen Brüdern; und sein Vater tadelte ihn und
sprach zu ihm: Was ist das für ein Traum, den du geträumt hast? Sollen ich und
deine Mutter, entweder Bilha oder Lea, und
deine Brüder tatsächlich kommen, um uns vor dir auf die Erde zu verneigen? In
Jakobs strengem Tadel schwingt ein Anflug von Unbehagen mit, als könne er sich
nicht ganz davon überzeugen, dass der Traum nur das Ergebnis falschen Ehrgeizes
war. V.11. Und seine Brüder waren eifersüchtig auf ihn; sie behielten
ihre hasserfüllte Distanz bei; aber sein Vater bewahrte das Wort, er
behielt es im Gedächtnis und erinnerte sich an die Worte, wahrscheinlich, als
ihm etwa zweiundzwanzig Jahre später von Josephs bemerkenswerter Erhebung
berichtet wurde. Es war in jenen Tagen nichts Ungewöhnliches, dass der Herr
seine Pläne durch Träume kundtat, und er stellte oft auch zuverlässige
Dolmetscher zur Verfügung. Es ist töricht, wenn Menschen in unserer Zeit
willkürliche Erklärungen für Träume erfinden.
Joseph wird von Jakob nach Sichem zu
seinen Brüdern gesandt (V. 12-22): V.12. Und seine Brüder gingen, um die
Schafe ihres Vaters bei Sichem zu weiden. Da sie sich um die riesigen
Herden ihres Vaters kümmerten, mussten sie weit und breit über das Land
streifen, wobei Sichem eine ihrer Stationen war. V.13. Und Israel sprach zu
Joseph: Hüten nicht deine Brüder das Vieh bei Sichem? Komm, ich will dich zu
ihnen senden. Und er sprach zu ihm: Hier bin ich. Es kann sein, dass Jakob
voller Sorge war, weil seine Söhne so kühn an den Ort des jüngsten Gemetzels
zurückgekehrt waren. V.14. Und er sprach zu ihm: Geh doch hin, sieh nach dem
Wohlergehen deiner Brüder und nach dem Wohlergehen der Herden und bring mir
wieder Nachricht. Sich über das Wohlergehen seiner Brüder und das der
Herden zu informieren, das war der Auftrag Josefs, und es spricht für seinen
Gehorsam, dass er keine Einwände erhob, sondern sich sofort bereit erklärte. So
schickte er ihn aus dem Tal von Hebron, und er kam nach Sichem, das etwa
zwei Tagesreisen von Hebron entfernt war. V.15. Und ein Mann fand ihn, und
siehe, er irrte auf dem Feld umher, da er den rechten Weg verfehlt hatte. Und
er fragte ihn und sprach: Was suchst du? V.16. Und er sprach: Ich suche
meine Brüder; sage mir doch, wo sie weiden. Hätte Josef sich nicht verirrt,
hätte er seine Informationen in Sichem erhalten; so aber ist er gezwungen, sich
an den Fremden zu wenden. V.17. Und der Mann sagte: Sie sind von hier
aufgebrochen; denn ich hörte sie sagen: Lasst uns nach Dothan
gehen, einer Stadt etwa vierzehn Meilen nördlich von Sichem, in Richtung
der Ebene Jesreel. Und Joseph ging seinen Brüdern
nach und fand sie bei Dothan, das heißt in Dothan, in der Nähe der Stadt, wo es gute Weide für ihr
Vieh gab. Wenn Joseph am Morgen des dritten Tages die Umgebung von Sichem
verließ, könnte er gegen Mittag in Dothan angekommen
sein. V.18. Und als sie ihn von weitem sahen, und noch bevor er in ihre Nähe
kam, verschworen sie sich gegen ihn, um ihn zu töten. Sie erkannten Josef
schon von weitem an dem verhassten Mantel, den er trug, und die Mehrheit war
der Meinung, dass dies eine gute Gelegenheit wäre, ihn loszuwerden. Es war ein
Plan, der auf Falschheit und Täuschung basierte, und im Grunde machte er sie zu
Mördern vor Gott. V.19. Und sie sprachen untereinander: Siehe, dieser
Träumer kommt, wörtlich: Dieser Meister der Träume kommt. V.20. So kommt
nun und lasst uns ihn töten und in eine Grube werfen und sagen: Ein böses Tier
hat ihn gefressen! So wird man sehen, was aus seinen Träumen wird. Die Kaltblütigkeit,
mit der sie ihren Plan schmiedeten, zeigt, wie sehr sie ihn hassten: Sie
wollten Josef zuerst töten und dann alle Beweise für ihr Verbrechen beseitigen,
indem sie seinen Leichnam in eine Zisterne in der Wüste warfen. Ihre Worte
zeigen jedoch, dass sie sich nicht von dem Gefühl der Besorgnis über den
Ausgang befreien konnten, falls sich die Träume Josefs erfüllen sollten. V.21. Als
aber Ruben es hörte, wollte er ihn aus ihren Händen retten und sprach: Lasst
uns ihn nicht töten! V.22. Und Ruben sprach zu ihnen: Vergießt nicht
Blut, sondern werft ihn in diese Zisterne, die in der Wüste ist, und legt eure
Hand nicht an ihn, [das sagte er,] damit er ihn aus ihren Händen rettete
und ihn wieder seinem Vater brächte. Ruben macht hier fast Wiedergutmachung
für das Verbrechen, das er an seinem Vater begangen hat. Denn obwohl er sich,
um seinen Plan erfolgreich umzusetzen, so ausdrücken musste, dass seine Brüder
daraus schließen konnten, er sei bereit, Josef in der Zisterne sterben zu
lassen, war dies der einzige Weg, um ihre Zustimmung zu erhalten. Er hoffte,
später Mittel und Wege zu finden, um Josefs Leben zu retten und ihn seinem
Vater zurückzugeben. Wenn Ruben seine große Sünde noch nicht vollständig bereut
hatte und moralisch noch schwach war, so zeigte er zumindest Anzeichen einer
Veränderung.
Joseph wird an die Ismaeliter
verkauft (V. 23-28): V.23. Und es begab sich, als Joseph zu seinen
Brüdern kam, da zogen sie Joseph seinen bunten Rock aus, den er anhatte,
den langen, feinen Leibrock, den sein Vater ihm mitgegeben hatte; V.24. und
sie packten ihn und warfen ihn in eine Zisterne; und die Zisterne war leer, es
war kein Wasser darin. So setzte sich Rubens Vorschlag durch und Joseph
wurde in die leere Zisterne geworfen, obwohl seine Hilferufe noch viele Jahre
später in den Ohren seiner Brüder widerhallten, Kap. 41, 21. V.25. Und sie
setzten sich nieder, um Brot zu essen; und sie hoben ihre Augen auf und
schauten, und siehe, eine Gruppe von Ismaeliten kam aus Gilead mit ihren
Kamelen, die Tragakant [wohlriechendes Harz],
Balsam und Ladanum [wohlriechendes Harz der Zistrose] trugen, um sie
nach Ägypten hinunterzubringen. In den anderthalb Jahrhunderten seit
Midian, dem Sohn der Ketura, und Ismael, die aus dem
Hause Abrahams verstoßen worden waren, müssen ihre Nachkommen zu einem Stamm
von einiger Größe geworden sein. Die Midianiter und Ismaeliter
waren hauptsächlich im Handel tätig, und die Karawane war beladen mit Tragantharz aus Syrien, Balsam aus Gilead und dem
wohlriechendes Harz der Zistrose, die in ganz Arabien zu finden war. Die
Kaufleute hatten den Jordan in der Nähe des späteren Beth-Shean
überquert und folgten der Karawanenstraße durch die Ebene von Tell-Dothan nach Ramleh und dann
hinunter nach Ägypten, wo sie hofften, ihre Waren zu verkaufen. V.26. Und Juda sprach zu seinen Brüdern: Was für einen Gewinn haben
wir davon, wenn wir unseren Bruder töten und sein Blut verbergen? Juda hatte auch nicht den Mut, sich seinen Brüdern offen zu
widersetzen, obwohl ihm der Gedanke, seinen Bruder zu ermorden, zuwider war.
Sein Argument war, dass sie keinen Nutzen daraus ziehen würden, wenn sie Joseph
einfach töten würden. V.27. Kommt, lasst uns ihn an die Ismaeliter
verkaufen, aber unsere Hand sei nicht an ihm, denn unser Bruder ist unser
Fleisch. Und seine Brüder waren einverstanden. Der kühne Plan Judas gefiel
ihnen, jetzt, da der erste Hass abgeklungen war. Ihr Gewissen würde nicht mit
einem Mord belastet sein, und sie würden zusätzlich das Sklavengeld als Gewinn
einstreichen. V.28. Da kamen die midianitischen
Kaufleute des Weges; und sie zogen Joseph heraus und verkauften Joseph den
Ismaeliten um zwanzig Silberstücke [ca. 120 EUR] und die brachten Joseph
nach Ägypten. Sie kamen damit bis zwanzig Meilen vor das Haus seines
Vaters. Zwanzig Silberstücke oder Schekel waren der Preis für einen
Sklavenjungen, wie in den Gesetzen des Mose, 3. Mose 27, 5, festgelegt, was
weit über zehn Dollar in amerikanischem Geld entspricht. So hatten die Söhne
Jakobs, wie sie dachten, ihre Rache, und Juda dachte,
er hätte sein Gewissen beruhigt. So schreitet die Sünde voran. [HiB: Die Ismaelitern, Medaniter und Midianiter, Kap. 25,2, stammten alle von
Abraham her. Sie wohnten beisammen, 25,6, und wurden für ein Volk gehalten; sie
reisten auch jetzt vielleicht miteinander, V. 25; darum werden die Kaufleute
bald Ismaeliter, bald Midianiter (ihm Hebr.: Medaniter) genannt.]
Jakob trauert um Joseph (V. 29-36): V.29.
Als nun Ruben zur Zisterne zurückkam. Die Brüder hatten seine
Abwesenheit ausgenutzt, um Judas Plan auszuführen. Und sieht, dass Joseph
nicht in der Zisterne war; zerriss er seine Kleider vor tiefer
Trauer und Kummer. V.30. Und er kehrte zu seinen Brüdern zurück und sagte: Der
Junge ist nicht da; und ich, wohin soll ich gehen? Er spürte, dass sein
Vater ihn als Ältesten für das Wohlergehen Josephs verantwortlich machen würde.
V.31. Und sie nahmen Josephs Rock und töteten ein Ziegenböckchen und
tauchten den Rock in das Blut; V.32. und sie schickten den bunten Rock
und brachten ihn zu ihrem Vater und sagten: Das haben wir gefunden; nun siehe,
ob es der Rock deines Sohnes ist oder nicht. Auf diese Weise antworteten
die Brüder auf den Schrei von Ruben. Den feinen Mantel von Joseph, das Objekt
ihrer Eifersucht und ihres Zorns, tränkten sie mit dem Blut eines jungen
Ziegenbocks und übergaben ihn dann mit einer herzlosen Nachricht ihrem Vater.
So gebar eine Übertretung die andere, und die Herzen der Söhne entfremdeten
sich von ihrem Vater. V.33. Und er erkannte ihn und sagte: Es ist der Rock
meines Sohnes. Die Liebe schärfte Jakobs Augen, sodass er den Mantel ohne
Schwierigkeiten erkannte. Ein böses Tier hat ihn verschlungen; Joseph ist
ohne Zweifel zerrissen worden: zerrissen, in Stücke gerissen ist Joseph. So
wurde der Vater durch die Täuschung seiner Söhne in die Irre geführt und kam zu
dem Schluss, den sie beabsichtigt hatten. V.34. Und Jakob zerriss seine
Kleider und legte Sacktuch um seine Lenden und trauerte um seinen Sohn viele
Tage. Er trug lange Zeit das Gewand der tiefsten Trauer. V.35. Und alle
seine Söhne und alle seine Töchter erhoben sich, um ihn zu trösten. Es muss
eine ziemlich armselige Leistung der schuldigen Söhne gewesen sein, es sei
denn, sie waren zu diesem Zeitpunkt bereits völlig abgestumpft. Aber er
weigerte sich, getröstet zu werden; und er sagte: „(Nein), ich werde in Trauer
in die Totenwelt, in das Reich des Todes, zu meinem Sohn hinabfahren.“
So weinte sein Vater um ihn. Er sah nur die
dunkle Nacht des Todes und der Trauer vor sich. V.36. Und die Midianiter
verkauften ihn (Joseph) nach Ägypten an Potiphar,
einen Offizier des Pharao und Befehlshaber der Leibwache. Als
Sklave wurde er an diesen Eunuchen oder Offizier des ägyptischen Königs
verkauft, der der Befehlshaber oder Hauptmann der Leibwache des Pharao und
zufällig auch der oberste Henker war. Josef ist eine Art Vorbild für Jesus
Christus, den eingeborenen Sohn des himmlischen Vaters, der vom Himmel
herabgesandt wurde, um für das Wohlergehen seiner Brüder auf Erden zu sorgen.
Auch er wurde für ein paar Silberstücke verkauft und jeder Form von Demütigung
ausgesetzt. Aber in all diesen Dingen wurde Gottes gnädiger Heilsratschluss
ausgeführt.
Judas Ehe und Blutschande
Die Geschichte von Juda,
Schua und Tamar (V. 1-11): V.1. Und es begab
sich zu der Zeit, dass Juda von seinen Brüdern wegzog
und sich zu einem Mann aus Adullam namens Hira zuwandte. Nach dem Vorkommnis mit Josef trennte
sich Juda von seinen Brüdern und zog von Hebron, das
in einer Bergregion liegt, in die südöstlichen Ebenen hinunter. Er schlug sein
Zelt in der Nähe der Stadt Adullam auf und ging eine
freundschaftliche Beziehung mit einem Mann namens Hira
ein. V.2. Und Juda sah dort die Tochter eines
Kanaaniters mit Namen Schua; und er nahm sie zur Frau
und ging zu ihr. Er heiratete eine Kanaaniterin und ging die intimsten
Beziehungen mit den Heiden ein. V.3. Und sie wurde schwanger und gebar einen
Sohn; und er nannte ihn Ger. V.4. Und sie wurde wieder schwanger und
gebar einen Sohn und nannte ihn Onan. Es war also
der Vater, der seinem erstgeborenen Sohn einen Namen gab, während die Mutter
den Namen für den zweiten auswählte. V.5. Und sie wurde abermals schwanger
und gebar einen Sohn, den sie Schela nannte; und er
war in Chesib, als sie ihn gebar. Die älteren
Söhne könnten also in Adullam geboren worden sein,
einer Stadt, die in späteren Zeiten eine gewisse Bedeutung hatte, Jos. 12, 15;
15, 35; 2 Chron. 11, 7; Micha 1, 15. Chezib, wo Juda zur Zeit der Geburt Schelas
lagerte, Josua 15, 44; Micha 1, 14, lag im südlichen Teil dessen, was später
die Ebene von Juda war. Anscheinend gab es keinen
großen Altersunterschied zwischen den drei Söhnen, denn die gesamte Geschichte,
wie sie hier erzählt wird, ereignete sich zwischen dem Vorfall in Dothan und dem Umzug Jakobs nach Ägypten, also in einem
Zeitraum von etwa dreiundzwanzig Jahren. V.6. Und Juda
nahm eine Frau für Ger, seinen Erstgeborenen, namens Tamar, anscheinend
ebenfalls eine Kanaaniterin. V.7. Und Ger, Judas Erstgeborener, war in den
Augen des HERRN böse; und der HERR tötete ihn. Wenn Juda
beabsichtigt hatte, die Bosheit seines ältesten Sohnes durch eine frühe Heirat
einzudämmen, wurde er enttäuscht; Jahwe bestrafte Ger mit einem frühen Tod.
V.8. Und Juda sprach zu Onan:
Gehe zu der Frau deines Bruders und nimm sie zur Ehe, dass du deinem Bruder
Samen erweckst. Dieser Brauch der Ehe zwischen einem Mann und der Witwe
seines Bruders, bekannt als Levirat, wurde später vom Herrn in 5. Mose 25, 5
endgültig festgelegt. Es wurde davon ausgegangen, dass dadurch die Familie des
älteren Sohnes gegründet werden sollte. V.9. Und Onan
wusste, dass der Same nicht ihm gehören sollte, dass ein möglicher
erstgeborener Sohn seinen Namen und seine Familie nicht fortführen würde,
sondern den seines Bruders Ger; und es begab sich, als er zu der Frau seines
Bruders ging, dass er ihn auf die Erde verschüttete, damit er seinem Bruder
keinen Nachkommen gab. Anstatt sich dem Brauch zu fügen und seinem Vater zu
gehorchen, beging Onan dieses Verbrechen gegen die
göttliche Institution der Ehe und ihren Zweck gemäß dem Willen Gottes. Solche
Werke des Fleisches, die in unserer Zeit, in der Kinder nicht mehr erwünscht
sind, nur allzu weit verbreitet sind, sind dem Herrn ein Gräuel. Wo die
Gottesfurcht noch regiert, werden solche Laster nicht geduldet. V.10. Und
was er tat, missfiel dem HERRN, und es war böse in seinen Augen; darum tötete
er ihn auch. V.11. Da sprach Juda zu seiner
Schwiegertochter Tamar: Bleibe eine Witwe in deines Vaters Haus, wohin die
Witwen zurückkehrten, wenn es keine erwachsenen Kinder gab, die sich um sie
kümmerten, bis mein Sohn Schela erwachsen ist.
Offenbar wollte er nicht, dass der dritte Sohn so früh heiratete; denn er
sagte: Damit er nicht auch stirbt, wie seine Brüder. Ob dies auf
Aberglauben zurückzuführen war, der Tamar als unglückliche Ehefrau betrachtete,
oder einfach auf väterliche Sorge um seinen einzigen verbliebenen Sohn, lässt
sich nicht feststellen. Und Tamar ging und wohnte im Haus ihres Vaters.
Sie war durchaus bereit, das zu tun, was Juda
vorgeschlagen hatte; sie erwies ihm die Ehrerbietung, die das vierte Gebot auch
von erwachsenen Kindern verlangt.
Juda und
Tamar machen sich des Inzests schuldig (V. 12-23): V.12. Und im Laufe
der Zeit, nachdem viele Tage vergangen waren, nach einigen Jahren, starb
die Tochter Schuas, Judas Frau. Und als Juda getröstet war, nach der üblichen Trauerzeit, und
ging er hinauf zu seinen Schafscherern nach Timnath,
nicht die Stadt in der Philisterebene, sondern die in
den Bergen Judas, er und sein Freund Hira, der Adullamiter. Das Scheren der Schafe war für die Hirten
immer ein großes Fest, und Juda konnte nach den Tagen
der Trauer um seine Frau daran teilnehmen. V.13. Und es wurde Tamar
berichtet: Siehe, dein Schwiegervater geht nach Timnath
hinauf, um seine Schafe zu scheren. Sie nahm die Information einfach in der
Art und Weise entgegen, wie eine Neuigkeit weitergegeben wird. V.14. Und sie
legte ihre Witwenkleider ab, hüllte sich in einen Schleier und verhüllte sich,
sodass ihr Gesicht und ihre Gestalt völlig verhüllt und verkleidet waren, wie
es bei öffentlichen Huren oder Prostituierten üblich war, und setzte sich an
einen offenen Platz, in das Tor von Enajim
oder Enam, einer Stadt in der Ebene von Juda, Jos. 15, 34, das auf dem Weg nach Timnath liegt; denn sie sah, dass Schela
erwachsen war, und sie war ihm nicht zur Frau gegeben worden. Obwohl ihr
Plan und ihr Ziel abstoßend erscheinen, war es nicht nur die Lust, die sie zu
diesem Schritt trieb, sondern auch das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden,
und die Angst vor dauerhafter Unfruchtbarkeit und trauernder Witwenschaft.
V.15. Als Juda sie sah, als er von den
Festlichkeiten in Timnath zurückkehrte, hielt er
sie für eine Hure; denn sie hatte ihr Gesicht bedeckt, wie es bei solchen
Frauen üblich war. V.16. Und er wandte sich ihr auf dem Weg zu, bog von
der Straße ab und sagte: Auf, lass mich zu dir kommen (denn er wusste nicht,
dass sie seine Schwiegertochter war). Und sie sprach: Was willst du mir
geben, wenn du zu mir eingehst? V.17. Er sprach: Ich will dir einen
Ziegenbock von der Herde senden. Sie aber sprach: Willst du mir nicht ein Pfand
geben, bis du mir's sendest? V.18. Er sprach:
Was willst du für ein Pfand, das ich dir gebe? Sie sprach: Deinen Ring und
deine Schnur und deinen Stab, den du in den Händen hast. Tamar hatte ihre
Pläne also bis ins Detail geschmiedet; sie hatte einen besonderen Grund, Judas
Siegelring mit seiner Schnur und den Stab, den er überall bei sich trug, als
Zeichen seiner Würde zu verlangen, anhand derer er eindeutig identifiziert
werden konnte. Und er gab es ihr und kam zu ihr, und sie wurde von ihm
schwanger, durch die Sünde des Inzests. V.19. Und sie stand auf und ging
weg und legte ihren Schleier ab und zog die Kleider ihrer Witwenschaft an.
Nachdem ihr Vorhaben erfüllt war, kehrte sie sofort in das Haus ihres Vaters
zurück. V.20. Und Juda sandte den Ziegenbock,
den er der vermeintlichen Hure versprochen hatte, durch seinen Freund, den Adullamiter, um sein Pfand aus der Hand der Frau
entgegenzunehmen; aber er fand sie nicht. V.21. Da fragte er die Leute
des Ortes und sprach: Wo ist die Tempelhure, die öffentlich am Weg saß? Juda hatte ihm gesagt, die Hure sitze
im Tor von Enaim, und Hira,
der sich den Sitten des Landes anpasste, fragte nach der Verehrerin der Göttin
Astarte, der Göttin der Liebe, denn ihr opferten gewisse kanaanitische Frauen
ihre Körper durch ein Leben in Schande. Und sie sagten: „Es gab keine Tempelhure
an diesem Ort.“ Tamar hatte es so arrangiert, dass ihre Anwesenheit im
Stadttor von den Einwohnern nicht bemerkt worden war. V.22. Und er kehrte zu
Juda zurück und sagte: „Ich kann sie nicht finden;
und auch die Männer des Ortes sagten, dass es an diesem Ort keine Tempelhure
gab.“ Dieser Bericht bereitete Juda einigen
Kummer. V.23. Und Juda sprach: Sie soll die Sachen
behalten, damit wir nicht in Verruf kommen; siehe, ich habe dieses Zicklein
gesandt, und du hast sie nicht gefunden. Juda
fürchtete, dass jede weitere Suche nach der Frau ihm nicht moralische
Verurteilung, sondern spöttischen Hohn einbringen würde. Es war
charakteristisch für die damalige Zeit, dass er sich nicht schuldig fühlte,
sondern seine Zufriedenheit darüber zum Ausdruck brachte, dass sie seine
Versprechen hatte, die mehr wert waren als das Zicklein. Nur wenn wir uns die
abstoßenden Aspekte von Sünden und Lastern immer wieder vor Augen halten,
können wir verhindern, dass wir ihnen gegenüber abstumpfen.
Die Kinder von Tamar (V. 24-30):
V.24. Und es begab sich etwa drei Monate danach, da ward Juda
angesagt: Deine Schwiegertochter Tamar hat gehurt und ist auch schwanger von
Hurerei. Und Juda sprach: Bringt sie heraus
und lasst sie verbrennen. Tamar war nicht nur die Witwe von zwei Söhnen
Judas, sondern auch die versprochene Frau des dritten. „In seiner
patriarchalischen Autorität befahl er, sie herauszubringen und zu verbrennen.
Tamar galt als verlobt und sollte daher wie eine wegen Unkeuschheit verurteilte
Braut bestraft werden. In diesem Fall sieht das mosaische Gesetz jedoch nur die
Strafe der Steinigung vor (5. Mose 22, 20), während das Verbrennen nur der
Tochter eines Priesters und bei Geschlechtsverkehr sowohl mit der Mutter als
auch mit der Tochter auferlegt wurde (3. Mose 21, 19; 20, 14). Das Urteil Judas
ist daher strenger als das des zukünftigen Gesetzes.“ (Keil.) V.25. Als sie
zur Hinrichtung gebracht wurde, schickte sie ihrem Schwiegervater eine
Nachricht und sagte: ‚Von dem Mann, dem diese gehören, bin ich schwanger.‘ Und
sie sagte: „Erkenne bitte, wem diese gehören: der Siegelring, die
Armreifen und der Stab, der Siegelring mit seiner Schnur und der Stab.“
V.26. Und Juda erkannte sie, er konnte nicht
anders, als sie zu erkennen, und sagte: Sie ist gerechter gewesen als ich,
weil ich sie nicht meinem Sohn Schela gegeben habe.
Das war die Folge davon, dass er sein Wort Tamar gegenüber nicht gehalten
hatte: Betrug, Hurerei, Inzest. Indem Tamar es schaffte, selbst Kinder von Juda zu bekommen, hatte sie sich einer großen Sünde
schuldig gemacht, aber ihre Schuld war geringer als die von Juda.
Und er erkannte sie nicht mehr; es war eine Lehre für ihn, die Begierden
seines Fleisches zu besiegen und mit größerem Ernst gegen jede Form der Sünde
zu kämpfen. V.27. Und es begab sich, als sie in Kindsnöten lag, siehe, da
waren Zwillinge in ihrem Leib. V.28. Und es begab sich, als sie in den
Wehen lag, dass der eine seine Hand herausstreckte, aufgrund einer
abnormalen Position; und die Hebamme nahm einen scharlachroten Faden und
band ihn um seine Hand und sagte: Dieser ist zuerst herausgekommen. Sie
dachte, dies wäre der Erstgeborene. V.29. Und es geschah, als er seine Hand zurückzog,
siehe, da kam sein Bruder heraus; und sie sagte: Warum hast du um deinetwillen
solchen Riss gemacht? Dieser Riss sei auf dir; daher wurde
sein Name Perez (Riss) genannt. Der verärgerte Ausruf der Hebamme:
Warum hast du einen Riss in deinem Interesse verursacht; auf dir sei der Riss!
wurde so im Namen des Sohnes beibehalten. V.30. Und danach kam sein Bruder
heraus, der den scharlachroten Faden an der Hand hatte; und sein Name wurde Serah (Aufgang) genannt, weil er zuerst
erscheinen wollte. Die gesamte Geschichte von Tamar, mit all den damit
verbundenen Sünden, wird hier erzählt, weil Perez, der Sohn der Hurerei, einer
der Vorfahren Christi wurde, dessen Leiden und Tod auch für die Sünden seiner
Vorfahren sühnte, dessen vollkommene Gerechtigkeit die Sünde und Schande aller
Menschen bedeckt. Vgl. Matthäus 1, 3.
Josephs Dienst, Keuschheit und
Gefängnis
Joseph findet Gunst bei Potiphar (V. 1-6a): V.1. Und Joseph wurde nach
Ägypten gebracht; und Potiphar, ein Offizier des
Pharao, Befehlshaber der Leibwache, ein Ägypter, kaufte ihn von den Ismaeliten,
die ihn dorthin gebracht hatten. Die Aussage von Kapitel 37, 36 wird hier
wiederholt, da die Geschichte von Joseph nun fortgesetzt wird. Er wurde als
Sklave an Potiphar verkauft, den obersten Offizier
der Leibwache des Pharao und nebenbei auch den obersten Henker. V.2. Und der
HERR war mit Joseph, und er wurde ein Mann, dem alles gelang; und er war im
Haus seines Herrn, des Ägypters. Joseph war in seinen Pflichten als einer
der Haussklaven Potiphars treu und genoss daher die
Gunst und Unterstützung des Herrn: Alle seine Arbeit war von großem Glück
begleitet. V.3. Und sein Herr sah, dass der HERR mit ihm war und dass der HERR
alles, was er tat, in seiner Hand gedeihen ließ. Es dauerte nicht lange,
bis Potiphar bemerkte, dass der rasche Anstieg seines
Wohlstands Joseph und dem Segen des Herrn für dessen Treue zuzuschreiben war.
Alles, was Joseph anpackte, war von Glück begleitet. V.4. Und Joseph fand
Gnade in seinen Augen, und er diente ihm; und er machte ihn zum Aufseher über
sein Haus, und alles, was er hatte, legte er in seine Hand. Natürlich
veranlasste die Tatsache seines zunehmenden Wohlstands Potiphar,
seinen neuen Sklaven, der immer bereit und treu in seinem Dienst war,
wohlwollend zu betrachten, und so vertraute ihm der Herr die Aufsicht über sein
gesamtes Anwesen an, was wahrscheinlich die Verwaltung eines umfangreichen
Anwesens beinhaltete. V.5. Und es begab sich, seit der Zeit, da er ihn über
sein Haus und alles, was er hatte, gesetzt hatte, segnete der HERR des Ägypters
Haus um Josephs willen; und der Segen des HERRN war auf allem, was er hatte, im
Hause und auf dem Felde. Nicht nur zeigte Joseph hervorragende
Führungsqualitäten, sondern es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der
Segen Gottes seine Arbeit begleitete und dass Potiphar
vom Herrn wegen Joseph gesegnet wurde. Viele Städte und Länder wurden von Gott
gesegnet, weil es dort Gläubige gab, deren bloße Anwesenheit wie Salz wirkte
und deren Gebete die Verbindung zum himmlischen Vater aufrechterhielten. V.6a. Und
er überließ alles, was er hatte, der Hand Josephs; und er kümmerte sich selbst
um nichts, außer dem Brot, das er aß. Potiphar
vertraute Josef so sehr, dass er ihm seine gesamten Geschäfte anvertraute und
sich nicht um einen Teil der Geschäftsführung kümmerte. Er interessierte sich
nur für sein Essen und seine Mahlzeiten. Dies war nicht nur orientalische
Trägheit, sondern auch ein guter Teil orientalischer Weisheit, denn je mehr er
Josef sich selbst überließ, desto besser ging es ihm, desto reicher wurde er.
Joseph flieht die Versuchung (V.
6b-12): V.6b. Und Joseph war von schöner Gestalt und gutem Aussehen. Er
war ein gut aussehender junger Mann, gut aussehend und gut gebaut. V.7. Und
es begab sich nach diesen Dingen, dass die Frau seines Herrn ihre Augen auf
Joseph warf; und sie sagte: Lege dich zu mir. Mit lüsternen Überredungen, die einige Zeit anhielten, versuchte sie, ihn
zur Unzucht zu verführen. V.8. Aber er weigerte sich und sprach zu der Frau
seines Herrn: Siehe, mein Herr kümmert sich um nichts, was im Haus ist, und er
hat alles, was er hat, in meine Hand gegeben; V.9. Und er selbst ist in
diesem Haus nicht größer als ich; und er hat mir nichts vorenthalten außer dir,
weil du seine Frau bist; wie könnte ich dann diese große Bosheit tun und gegen
Gott sündigen? Joseph gab drei Gründe an, warum er verpflichtet war, der
Frau seines Herrn nicht zu gehorchen: Es wäre ein schändlicher Missbrauch des
Vertrauens gewesen, das sein Herr in ihn gesetzt hatte; es wäre ein Verstoß
gegen Potiphars Rechte als Ehemann gewesen; es wäre
Ehebruch gewesen, ein großes Verbrechen in den Augen Gottes. Es ist der Gedanke
an Gott, die Furcht vor dem Herrn, das Bewusstsein, dass nichts vor seinem
Wissen verborgen bleibt, das dabei hilft, Versuchungen jeglicher Art zu bekämpfen.
V.10. Und es begab sich, als sie Tag für Tag mit Josef redete, dass er nicht
auf sie hörte, bei ihr zu liegen oder mit ihr zusammen zu sein. Er wandte
sich entschlossen von der Versuchung ab und arrangierte seine Arbeit so, dass
er nie mit ihr allein war, was einen ständigen Kampf mit seinem eigenen Fleisch
und Blut bedeutete. V.11. Und es begab sich zu dieser Zeit, dass Joseph ins
Haus ging, um seinen Geschäften nachzugehen. Eines Tages kam er ins Haus,
um seiner Arbeit nachzugehen, und es war gerade keiner der Männer des Hauses
da. Es war wahrscheinlich ihre Anweisung, dass alle Diener zu dieser Zeit
abwesend waren. V.12. Und sie packte ihn bei seinem Gewand, sie hielt
sein Obergewand fest und sagte: Lege dich zu mir; sie wollte mit Gewalt
nehmen, was sie durch ihre lüsternen Vorschläge nicht erreichen konnte. Und
er ließ das Gewand in ihrer Hand und floh hinaus. Er zog die Flucht mit dem
Verlust seines Gewandes und seines guten Namens dem Verlust seiner Keuschheit
vor. Was jugendliche Begierden betrifft, so gibt es nur einen Weg, richtig mit
ihnen umzugehen, nämlich indem man vor ihnen flieht, indem man der Unzucht und
jeder Form von Unreinheit entflieht. Denn hier wagt es kein Mensch, zu viel
Vertrauen in sich selbst zu setzen.
Joseph wird angeklagt und eingekerkert
(V. 13-23): V.13. Und es begab sich, als sie sah, dass er sein Gewand in
ihrer Hand gelassen hatte und hinaus geflohen war, V.14. dass sie die
Männer ihres Hauses rief und zu ihnen sprach: Seht, er hat einen Hebräer zu uns
gebracht, damit er Mutwillen mit uns treibt. Die Lust von Potifars Frau verwandelte sich in Hass. Da sie ihren Willen
nicht durchsetzen konnte, beschloss sie, sich zu rächen. Obwohl ihr Angriff auf
Joseph in einem Teil des Hauses stattgefunden hatte, der für alle zugänglich
war, und nicht in der Intimität ihres eigenen Zimmers, musste die Tatsache,
dass sie Josephs Oberbekleidung in der Hand hielt, als Anklage gegen ihn
dienen. Denn mit gut gespielter Verachtung bezeichnet sie ihren Ehemann als denjenigen,
der diesen Hebräer, diesen Ausgestoßenen eines Nomadenvolkes, hereingebracht
hat, um nicht nur sie, sondern auch die Tugend aller Frauen im Haus mutwillig
zu verspotten. Sie wirft Joseph vor, sich auf eine Weise verhalten zu haben,
die im Falle eines Ehemanns gegenüber seiner Frau zwar legitim gewesen wäre
(Kap. 26, 8), in ihrem Fall aber nichts weiter als eine vorgetäuschte
Verführung war. Er kam zu mir, um bei mir zu liegen, und ich schrie mit
lauter Stimme; Vers 15. Und es begab sich, als er hörte, dass ich meine
Stimme erhob und schrie, da ließ er sein Gewand bei mir! und floh und lief
hinaus. Sie erzählte ihre Lüge so geschickt, dass sie sogar darauf achtete,
zu erwähnen, dass Joseph sein Gewand „an ihrer Seite“ statt „in ihrer Hand“
zurückgelassen hatte, denn der letztere Ausdruck hätte sie verraten können.
V.16. Und sie bewahrte sein Gewand bei sich auf, bis sein Herr nach Hause
kam. V.17. Und sie sprach zu ihm nach diesen Worten und sagte: Der
hebräische Diener, den du uns gebracht hast, kam zu mir, um Mutwillen mit mir
zu treiben. Vers 18. Und es begab sich, als ich meine Stimme erhob und
schrie, dass er sein Gewand bei mir ließ und hinausfloh. Sie konnte ihre
Empörung als unschuldige Frau umso leichter vortäuschen, da sie wusste, dass
ein Sklave nicht für sich selbst aussagen konnte. In ihrer Kühnheit wirft sie Potiphar fast vor, ihre Keuschheit absichtlich gefährdet zu
haben. V.19. Und es begab sich, als sein Herr die Worte seiner Frau hörte,
die sie zu ihm sprach und sagte: „So hat dein Knecht an mir getan“, da
entbrannte sein Zorn. Ob er nun den wahren Sachverhalt in gewissem Maße
ahnte oder nicht, dem wütenden Ehemann blieb nur ein Ausweg. V.20. Und
Josephs Herr nahm ihn und legte ihn ins Gefängnis, einen Ort, an dem die
Gefangenen des Königs waren; und er war dort im Gefängnis. Der unschuldige
junge Mann wurde im Staatsgefängnis eingesperrt, wo die Gefangenen des Königs,
die Verbrecher gegen den Staat, festgehalten wurden. So musste schon mancher
unschuldige Christ zu Unrecht leiden, wurde verdächtigt und wegen verschiedener
Verbrechen angeklagt. Trotz alledem vertrauen die Gläubigen auf die
Barmherzigkeit Gottes. V.21. Aber der HERR war mit Joseph und zeigte ihm
Barmherzigkeit und gab ihm Gunst in den Augen des Gefängniswärters. Die
Herzen der Menschen sind in der Hand des Herrn, und er kann sie wie
Wasserströme lenken. Es war die Barmherzigkeit des Herrn, die Joseph die Gunst
des Gefängniswärters sicherte, der selbst ein Beamter Potiphars
war. V.22. Und der Gefängnisaufseher übergab Joseph die Aufsicht über alle
Gefangenen, die sich im Gefängnis befanden; und was immer sie dort taten, das
veranlasste er. Obwohl Joseph selbst ein Gefangener war, vertraute der
Gefängnisaufseher ihm so sehr, dass er ihm die Aufsicht über alle Gefangenen
und alle Arbeiten, die die Gefangenen verrichten mussten, übertrug. V.23. Der
Gefängniswärter kümmerte sich um nichts, was unter seiner Hand lag, denn er
vertraute in allem, was von ihm erwartet wurde, voll und ganz auf Josef; denn
der HERR war mit ihm, und was er tat, ließ der HERR gelingen. Mit
einem reinen Gewissen und der Gunst des Herrn auf ihrer Seite sind die
Gläubigen in der Lage, nicht nur falsche Anschuldigungen, sondern noch
schlimmere Bedrängnisse, den Verlust der Freiheit und des Lebens zu ertragen.
Des Pharao Mundschenk und Bäcker im
Gefängnis; Joseph legt ihre Träume aus
Die Träume der beiden Gefangenen (V.
1-8): V.1. Und es begab sich nach diesen Ereignissen, dass der Mundschenk
des Königs von Ägypten und sein Bäcker sich an ihrem Herrn, dem König von
Ägypten, versündigten. Joseph war mehrere Jahre im Gefängnis, da er zum
Zeitpunkt seiner unfreiwilligen Reise nach Ägypten erst siebzehn und zum
Zeitpunkt seiner Freilassung dreißig Jahre alt war. Aber während er noch ein
Gefangener war, obwohl er ungewöhnliche Privilegien genoss, wurden der oberste
Mundschenk und der oberste Bäcker des Pharao wegen eines Vergehens gegen den
König ins Staatsgefängnis geworfen. V.2. Und der Pharao wurde zornig auf seine
zwei Beamte, auf den Obersten der Mundschenke und auf den Obersten der Bäcker. V.3.
Und er ließ sie im Haus des Obersten der Leibwache in Gewahrsam nehmen, in dem
Gefängnis, in dem Joseph gefangen war. Sie wurden Potiphar
anvertraut, dem obersten Offizier der Leibwache des Pharao, der zufällig auch
der oberste Henker war, und Potiphar ließ sie
umgehend in das Gefängnis überführen, wo sie dem Gefängniswärter des Königs
unterstellt waren. V.4. Und der Oberste der Leibwache vertraute sie Joseph
an, und er diente ihnen; und sie blieben eine Zeit lang in Gewahrsam. Da es
sich bei den Gefangenen um angesehene Männer handelte, sorgte Potiphar persönlich für ihre sichere Verwahrung und ihr
Wohlergehen und erwies Joseph erneut eine Gunst, indem er sie ihm anvertraute
und ihn zu ihrem Aufseher machte. V.5. Und sie träumten beide einen Traum,
jeder seinen Traum in einer Nacht, jeder mit besonderer Bedeutung seines
Traums, der Mundschenk und der Bäcker des Königs von Ägypten, die im Gefängnis lagen.
Es war in derselben Nacht, dass beide Männer träumten, jeder einen anderen
Traum mit einer besonderen Bedeutung, sowohl in Bezug auf das Ereignis, auf dem
er beruhte, als auch in Bezug auf die Interpretation, die er erhielt. V.6. Und
Joseph kam am Morgen zu ihnen herein und sah sie an, und siehe, sie waren
traurig. Es war nicht die bloße Neugier des privilegierten Dieners, die
Joseph dazu veranlasste, ihre Haltung zur Kenntnis zu nehmen, sondern ein
echtes, freundliches Mitgefühl. V.7. Und er fragte die Beamten des Pharao,
die mit ihm im Haus seines Herrn waren, und sprach: Warum seht ihr heute so
traurig aus? Unbehagliche Vorahnungen hatten ihre Gesichter mit einem
Ausdruck von Sorge und schlechter Laune gezeichnet. V.8. Und sie sprachen zu
ihm: Wir haben einen Traum gehabt, und es gibt keinen, der ihn deuten kann.
Die Deutung von Träumen, die in jenen Tagen als Omen für Gutes oder Böses
galten, lag in den Händen einer besonderen Klasse von Männern, die aus ihrer
Arbeit Profit zogen. Die Gefangenen waren nicht in der Lage, eine solche Person
bezüglich ihrer Träume zu konsultieren, und das beunruhigte sie und machte sie
mürrisch. Und Joseph sprach zu ihnen: Gehört die Deutung nicht Gott? Sagt mit
bitte eure Träume. Er erinnerte sie daran, dass Gott, der bedeutsame Träume
sendet, der Einzige ist, der authentische Interpretationen liefern kann; aber
er deutete gleichzeitig an, dass die Gabe der Interpretation bei ihm zu finden
sein könnte, denn er musste wissen, dass der Herr ihm auf diese Weise Dinge
offenbarte. Christen werden weder den Träumen eine unangemessene Bedeutung
beimessen, noch werden sie die Idee verspotten, dass Gott den Menschen auch
heute noch auf diese Weise Dinge offenbaren könnte.
Joseph legt mit Gottes Hilfe die Träume
aus (V. 9-19): V.9. Und der oberste Mundschenk erzählte Josef seinen
Traum und sagte zu ihm: In meinem Traum war ein Weinstock vor mir; V.10.
und am Weinstock waren drei Zweige; und als er Knospen trieb, gingen seine
Blüten auf; und seine Traubenkämme brachten reife Trauben hervor. Vers 11.
Und der Becher des Pharao war in meiner Hand; und ich nahm die Trauben und
presste sie in den Becher des Pharao und gab den Becher in die Hand des Pharao.
Es war ein sehr lebhafter Traum, in dem Ereignisse, die normalerweise von
langer Dauer sind, in wenigen Augenblicken zusammengefasst wurden. Der
Weinstock war vor dem Mundschenk, seine drei Zweige wuchsen, es schien, als ob
die Blüten sprossen und zu Beeren, zu Trauben reiften. Und da der Becher des
Königs in seiner Hand war, presste er sogleich die Trauben aus und bot dem
König den Becher mit dem Saft an, und so verrichtete er die Arbeit, die er
immer getan hatte. V.12. Und Joseph sagte zu ihm: Dies ist die Deutung
davon: Die drei Zweige sind drei Tage. V.13. In drei Tagen wird Pharao
dein Haupt erheben und dich an deinen Platz zurückbringen; und du sollst
Pharaos Becher in seine Hand geben, wie früher, als du sein Mundschenk warst.
Gott offenbarte Joseph diese Deutung, und dieser gab sie genau
so wieder. Der Pharao würde den Kopf des Mundschenks
aus der Schande seiner Gefangenschaft erheben, ihn aus dem Gefängnis holen
lassen, ihm den früheren Wohlstand und die Ehre gewähren und ihm sein früheres
Amt zurückgeben. V.14. Aber denk an mich, wenn es dir gut geht, erweise mir
doch Gnade und erwähne mich beim Pharao und bring mich aus diesem Haus heraus. Vers
15. Denn in der Tat wurde ich aus dem Land der Hebräer entführt; und auch
hier habe ich nichts getan, weshalb sie mich einsperren könnten. Josephs
Bitte kann durchaus verstanden werden, wenn er den Diener bittet, ihn in guter
Erinnerung zu behalten. Er erklärt, dass er nicht wegen eines Verbrechens aus
seinem Heimatland geflohen sei, sondern dass er gewaltsam entführt worden sei.
Der Ausdruck schützt seine Brüder, soweit sie an seiner gegenwärtigen Notlage
beteiligt waren, und ist insgesamt stimmig, denn Joseph hat die Ismaeliter, die ihn gekauft haben, zweifellos über seine
Stellung informiert. Mit der gleichen Vorsicht spricht er über seine
Inhaftierung und gibt lediglich an, dass er sich keines Verbrechens schuldig
gemacht habe, das es verdient hätte, in diese Grube geworfen zu werden. V.16. Als
der oberste Bäcker sah, dass die Deutung gut war, sagte er zu Joseph: Auch ich
hatte einen Traum, und siehe, ich hatte drei Körbe mit weißem Brot auf meinem
Haupt; V.17. und im obersten Korb befand sich allerlei Backwerk für den
Pharao, feine Backwaren; und die Vögel fraßen sie aus dem Korb auf meinem Kopf.
In seinem Bestreben, eine für ihn günstige Deutung zu erhalten, übersah der
Oberbäcker den bedeutenden Unterschied am Ende des Traums. V.18. Und Joseph
antwortete und sprach: Dies ist die Deutung davon: Die drei Körbe sind drei
Tage. V.19. In drei Tagen wird Pharao dein Haupt erheben und dich an
einen Baum hängen, und die Vögel werden dein Fleisch von dir fressen. In
diesem einen Punkt gab es den großen Unterschied zwischen den beiden Träumen:
Nicht der Pharao nahm Brot oder feines Gebäck aus der Hand des Bäckers, sondern
die Vögel ergriffen sein Backwerk. Er sollte getötet, an einen Pfahl oder
Galgen gehängt und sein Fleisch den Vögeln des Himmels zum Fraß vorgeworfen
werden. Obwohl die Interpretation so einfach erscheint, ist es klar, dass Gott
selbst hier den Schleier der Zukunft gelüftet hat.
Die Träume werden wahr (V. 20-23):
V.20. Und es begab sich am dritten Tage, der Pharaos Geburtstag war, da
machte er allen seinen Knechten ein Festmahl, denn die alten Könige
pflegten an solchen Tagen große Pracht zu zeigen; und er erhob das Haupt des
Obersten über die Schenken und das Haupt des Obersten über die Bäcker unter
seinen Knechten und ließ sie beide aus dem Gefängnis holen, aber er
hatte dabei ganz andere Absichten. V.21. Und er setzte den obersten Mundschenk
wieder in sein Amt, dass er den Becher in die Hand des Pharao gab, er wurde
in sein früheres Amt wiedereingesetzt; Vers 22. Aber den obersten Bäcker
ließ er hängen, wie Joseph es ihnen gedeutet hatte. Vers 23. Doch der
oberste Mundschenk dachte nicht mehr an Joseph, sondern vergaß ihn. In der
Freude über seine Befreiung aus dem Gefängnis vergaß er den bescheidenen
Hebräer aus dem Gefängnis, denn so ist der Lauf der Welt. Auch in dieser
Geschichte ist Joseph ein Typus Christi, der wie der hebräische Jüngling von
einst zu den Übertretern gezählt wurde und in die tiefste Schande und Demut
hinabsteigen musste.
Die Träume Pharaos und Josephs
Erhöhung
Die zwei Träume Pharaos (V. 1-8): V.1.
Und es begab sich nach zwei vollen Jahren, dass der Pharao einen Traum
hatte; und siehe, er stand am Fluss, am Ufer des Nils. Dies geschah,
nachdem die Gefangenschaft Josephs noch zwei weitere ganze Jahre gedauert
hatte. V.2. Und siehe, aus dem Fluss stiegen sieben wohlgenährte Kühe mit
fettem Fleisch, Kühe in bester Verfassung, sowohl was ihr Aussehen als auch ihr
Fleisch betraf, und sie weideten auf einer Wiese im Riedgras am
Ufer des Nils. V.3. Und siehe, sieben andere Kühe kamen ihnen aus dem Fluss
nach, hässlich und mager, und stellten sich neben die anderen Kühe an das Ufer
des Flusses. Die Kühe der zweiten Gruppe waren in einem äußerst schlechten
Zustand, sehr mager, aber sie folgten dicht auf die erste Gruppe. V.4. Und
die hässlichen und mageren Kühe fraßen die sieben schönen und fetten Kühe.
Die mageren Kühe verschlangen die fetten Kühe, ohne jedoch daraus einen Nutzen
zu ziehen, Vers 21. Da erwachte der Pharao, und die Lebhaftigkeit des
Traumes brachte ihn plötzlich zur Besinnung. V.5. Und er schlief wieder ein und
träumte zum zweiten Mal; und siehe, sieben Ähren wuchsen auf einem Halm, voll
und dick, lange, volle, schwere Ähren, die auf große Fruchtbarkeit
hindeuteten. V.6. Und siehe, sieben dünne Ähren, vom Ostwind versengt,
sprossen nach ihnen auf. Dies war kein einzelner Halm wie zuvor, sondern
sieben einzelne dünne Halme, die vom Südostwind aus der arabischen Wüste, dem
sogenannten Chamsim, versengt wurden. V.7. Und
die sieben dünnen Ähren verschlangen die sieben vollen und kräftigen Ähren. Und
der Pharao erwachte und sah, dass es ein Traum war. Das Bild war so
lebendig vor seinem geistigen Auge gewesen, dass der Pharao überrascht war, es
als bloßen Traum zu erkennen. Dennoch spürte er, dass er durch diese Träume auf
Tatsachen von ungewöhnlicher Bedeutung aufmerksam gemacht wurde. V.8. Und am
Morgen war sein Geist beunruhigt, mit dem vollständigen Erwachen kam das
volle Bewusstsein für die bevorstehenden wichtigen Ereignisse; und er sandte
und ließ alle Wahrsager Ägyptens und alle Weisen des Landes rufen, Männer,
die dem Priesterorden angehörten und sich der Astrologie, den Träumen, der
Wahrsagerei und der Magie widmeten und allgemein als die Weisen der Nation
galten. Und der Pharao erzählte ihnen seinen Traum, aber es gab niemanden,
der sie dem Pharao deuten konnte. Mit der ganzen Weisheit des Königreichs,
die ihnen zur Verfügung stand, scheiterten sie kläglich, denn, wie es ein
Interpret ausdrückte: „Es ist das Schicksal der Weisheit dieser Welt, stumm zu
sein, wo ihr Wissen von Nutzen sein könnte, oder wenn man sich auf sie
verlässt.“ Eine Interpretation, auf die man sich verlassen kann, gehört Gott.
Der Oberste der Mundschenke erinnert
sich an Joseph (V. 9-13): V.9. Da sprach der Oberste der Mundschenke zum
Pharao: Ich erinnere mich heute an meine Sünde, sein Vergehen gegen den
König und die darauf folgende Bestrafung waren ihm noch gut in Erinnerung. Er
gehörte nicht zur Klasse der Weisen des Königreichs, hatte aber als hoher
Beamter das Privileg, mit dem Pharao zu sprechen. V.10. Der Pharao wurde
zornig auf seine Diener und ließ mich und den obersten Bäcker in Gewahrsam
nehmen im Haus des Obersten der Leibwache, Kap. 40, 2. 3. V.11. Und wir
träumten in einer Nacht einen Traum, ich und er; jeder hatte einen Traum mit
einer Bedeutung für ihn. In beiden Träumen gab es bedeutende Ereignisse,
die in der Deutung herausgestellt und durch die nachfolgenden Ereignisse betont
wurden. V.12. Und es war ein junger Mann bei uns, ein Hebräer, der Diener
des Obersten der Leibwache, denn es war Potiphar,
der die Vereinbarung getroffen hatte, dass Joseph der Diener des Mundschenks und des Bäckers sein sollte. Und wir
erzählten es ihm, und er deutete uns unsere Träume; jedem Mann gemäß deutete er
seinen Traum. V.13. Und es geschah, wie er uns gedeutet hatte, so war es:
Mich setzte man in mein Amt wieder ein, und ihn ließ man hängen.
Er deutet an, dass er glaubt, dass Josefs Deutung die Ereignisse beeinflusst
hat. So kam die Dankbarkeit des obersten Mundschenks,
wenn auch spät, zu einer Zeit, als sie für Josef von größtem Wert war.
Pharao erzählt Joseph seine Träume
(V. 14-24): V.14. Dann sandte der Pharao und rief Joseph, er gab den
Befehl, ihn zu holen, und sie brachten ihn eilig aus dem Kerker, wobei
das Wort hier wieder verwendet wird, um die Unannehmlichkeiten des Gefängnisses
zu bezeichnen. Die Beschreibung zeigt, wie schnell sich das Schicksal Josephs
wendete. Und er rasierte sich, da der ägyptische Brauch langes Haar und
einen Bart nur im Trauerfall erlaubte, und wechselte seine Kleidung, da
er sich der großen Ehre, die ihm zuteil wurde, voll
bewusst war, und trat vor den Pharao. V.15. Und der Pharao sprach zu
Joseph: Ich habe einen Traum gehabt, und es gibt niemanden, der ihn deuten
kann; und ich habe von dir gehört, dass du es verstehst, einen Traum zu deuten,
wenn du ihn hörst. In seiner Sorge übertrieb der Pharao die Fakten und
deutete an, dass es nur notwendig sei, dass Joseph einen Traum hörte, und die
Interpretation würde wie selbstverständlich folgen. V.16. Und Joseph
antwortete dem Pharao und sprach: Es ist nicht in meiner Macht, wörtlich:
Auf keinen Fall ich; Joseph war weit davon entfernt, sich diese Fähigkeit
anzumaßen; - Gott wird dem Pharao Gutes verkünden. Es war sowohl ein
Gebet als auch ein Versprechen. V.17. Und Pharao sprach zu Joseph: In meinem
Traum stand ich am Ufer des Flusses; V.18. und siehe, da stiegen aus dem
Fluss sieben Kühe herauf, fett und schön; und sie weideten im Riedgras; Vers
19. Und siehe, sieben andere Kühe kamen nach ihnen herauf, hässlich und sehr
abgemagert und mit magerem Fleisch, wie man es noch nie im ganzen Land Ägypten
gesehen hatte. Als der Pharao sich an die Szene in seinem Traum erinnerte,
stach die extreme Hässlichkeit der mageren Kühe besonders hervor. Vers 20. Und
die mageren und hässlichen Kühe fraßen die ersten sieben fetten Kühe auf; Vers
21. Und als sie sie aufgefressen hatten, als sie sie in ihrer Gier im
Ganzen verschluckt hatten, konnte man nicht erkennen, dass sie sie gefressen
hatten; sie waren immer noch hässlich, wie am Anfang. Der Pharao fügte auch
diesen Punkt zur Hervorhebung hinzu. So erwachte ich. Aber gleich
nachdem er wieder eingeschlafen war, träumte der Pharao noch einmal. V.22. Und
ich sah in meinem Traum, und siehe, sieben Ähren wuchsen an einem Halm, voll
und dick; V.23. und siehe, sieben Ähren, verdorrt, dünn und vom Ostwind
verbrannt, sprossen nach ihnen auf; V.24. und die dünnen Ähren
verschlangen die sieben guten Ähren. Vgl. Vv.
5-7. Und ich erzählte dies den Wahrsagern; aber es gab keinen, der es mir
erklären konnte, Vers 8.
Joseph deutet die Träume (V. 25-36):
V.25. Und Joseph sprach zum Pharao: Beide Träume des Pharao sind einer,
die beiden Traumbilder haben dieselbe Bedeutung; Gott hat dem Pharao
gezeigt, was er tun wird; Er offenbart seine Absichten für die nahe
Zukunft. V.26. Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, und die sieben
schönen Ähren sind sieben Jahre; der Traum ist einer. Sie deuten auf sieben
Jahre großer Fruchtbarkeit und Fülle hin. V.27. Und die sieben mageren und
hässlichen Kühe, die nach ihnen aufgestiegen sind, sind sieben Jahre; und die
sieben leeren Ähren, die vom Ostwind verbrannt wurden, sind sieben Jahre
Hungersnot. Die Klarheit und Einfachheit von Josephs Erklärung hebt sie von
den heidnischen Orakeln ab. V.28. Dies ist es, was ich zu Pharao gesagt
habe: Was Gott tun wird, zeigt er Pharao. Er bezieht sich auf die
Aussage, die er gemacht hat, noch bevor Pharao seine Träume erzählt hatte, und
lenkt die Aufmerksamkeit des Königs immer auf den Herrn. V.29. Siehe, es
kommen sieben Jahre großen Überflusses im ganzen Land Ägypten; V.30. und
danach werden sieben Jahre Hungersnot aufkommen, und aller Überfluss wird im
Land Ägypten vergessen sein, und die Hungersnot wird das Land verzehren; V.31.
und von dem Überfluss wird man im Land wegen der darauf folgenden Hungersnot nichts
mehr wissen; denn sie wird sehr schwer sein. V.32. Und dass der Traum
dem Pharao zweimal geträumt hat, ist deshalb so, weil die Sache feststeht bei
Gott, von Gott vollständig beschlossen, und Gott wird sie in Kürze
verwirklichen. Joseph betonte absichtlich die Schwere der Hungerjahre,
damit die Menschen die ungewöhnlich fruchtbaren Jahre zuvor vergessen würden,
so wie wir dazu neigen, jede Not sehr schwer zu empfinden und die großen
Segnungen der Güte, die uns ständig zuteil werden, zu
vergessen. Josephs gesamte Art zu sprechen, insbesondere im Vergleich zur
Hilflosigkeit der ägyptischen Magier, musste einen tiefen Eindruck auf den
König hinterlassen. V.33. Nun soll der Pharao einen klugen und weisen Mann
suchen und ihn über das Land Ägypten setzen, einen Mann, der über große
Weisheit und Führungsqualitäten verfügt, verbunden mit einem guten Verständnis
der Situation und dem nötigen Fingerspitzengefühl. V.34. Der Pharao soll
dies tun und Beamte über das Land ernennen, der oberste Aufseher sollte
Assistenten erhalten, und den Fünften vom Land Ägypten, des Ertrags des
Landes, in den sieben fruchtbaren Jahren, in den Jahren der großen
Fruchtbarkeit, in Anspruch nehmen. V.35. Und sie sollen alle Nahrungsmittel
dieser kommenden guten Jahre sammeln und Getreide unter der Hand des Pharao lagern
und Nahrungsmittel in den Städten aufbewahren. Sein Rat ist, dass in allen
Hauptstädten königliche Lagerhäuser oder Kornspeicher errichtet werden, um sie
als Vorrat für die mageren Jahre aufzubewahren. V.36. Und diese Nahrung soll
dem Land als Vorrat für die sieben Hungerjahre dienen, die im Land Ägypten
kommen werden, um die Bewohner über die kritische Zeit hinwegzubringen; damit
das Land nicht durch den Hunger zugrunde geht. Dieser Rat war kein Akt der
Anmaßung von Joseph, sondern ein Ratschlag, den der Herr dem Pharao durch
seinen Mund gab. Gott segnet, beschützt und erhält ein ganzes Land um der
Gläubigen willen, die darin leben mögen.
Joseph wird zum Herrn über ganz Ägypten
gemacht (V. 37-45): V.37. Und die Sache war gut in den Augen des Pharao
und in den Augen all seiner Diener. Sie waren sowohl mit der Deutung der
Träume als auch mit dem Rat, den Joseph hinzufügte, sehr zufrieden. V.38. Und
der Pharao sprach zu seinen Dienern: Können wir einen solchen finden, einen
Mann, in dem der Geist Gottes ist? Er erkannte die göttliche Erleuchtung,
das übernatürliche Verständnis und die Weisheit Josephs an. V.39. Und der
Pharao sprach zu Joseph: Weil Gott dir dies alles gezeigt hat, gibt es
niemanden, der so klug und weise ist wie du. Joseph war im ganzen
Königreich unübertroffen. V.40. Du sollst über mein Haus herrschen, und mein
ganzes Volk soll auf dein Wort hören. Die gesamte Nation würde seinem
Befehl unterworfen sein; nur um den Thron werde ich größer sein als du.
So wurde Joseph in eine viel höhere Position als die des obersten Aufsehers
oder Steuereintreibers erhoben und zum Großwesir des Pharaos ernannt. V.41. Und
der Pharao sprach zu Joseph: Siehe, ich habe dich über ganz Ägypten gesetzt. Formell
und feierlich wurde ihm die Würde übertragen. V.42. Und der Pharao nahm
seinen Siegelring von der Hand und steckte ihn an Josephs Hand und kleidete ihn
in Gewänder aus feinem Leinen und legte ihm eine goldene Kette um den Hals. Dies
waren die Insignien seines hohen Amtes, der Siegelring, der an den königlichen
Erlassen angebracht wurde, das feine weiße Byssusgewand, das ihn auf eine Stufe
mit den höchsten Priestern des Landes stellte, die goldene Kette als besonderes
Zeichen der königlichen Gunst. V.43. Und er ließ ihn auf dem zweiten Wagen
fahren, den er hatte; und sie riefen vor ihm: „Beugt eure Knie“, ein
ägyptisches Wort, das hier in den hebräischen Text übernommen wurde; und er
machte ihn zum Herrscher über das ganze Land Ägypten. V.44. Und der
Pharao sprach zu Joseph: Ich bin der Pharao, und ohne dich soll niemand im
ganzen Land Ägypten seine Hand oder seinen Fuß erheben. Aufgrund der
Autorität, die der Pharao als oberster Herrscher Joseph übertragen hatte,
sollten die Handlungen der gesamten Nation Josephs Befehl unterliegen. V.45. Und
der Pharao nannte Joseph Zaphenath-Paaneah (Erhalter
des Lebens oder: Offenbarer von Geheimnissen; [Gott spricht: Er lebt]); und
er gab ihm Asenath zur Frau, die Tochter Potipheras, des Priesters von On. On oder Heliopolis
(Thron der Sonne) war die führende Stadt Ägyptens in Sachen Bildung, da die
Priester der Sonnengöttin eine eigene Hochschule besaßen, die zu den besten der
antiken Universitäten zählte. Es war also eine große Ehre, die Joseph zuteil wurde. Aber die Hand Gottes, die ihn aus den Tiefen
seiner Schande emporhob, bewahrte ihn davor, von der ägyptischen Heidentum
verschlungen zu werden. Und Joseph zog aus durch ganz Ägypten, lernte
das Land, seine Menschen und seine Institutionen kennen, was ihm als Herrscher
zugutekam.
Die sieben Jahre des Überflusses (V.
46-52): V.46. Und Joseph war dreißig Jahre alt, als er vor dem Pharao, dem
König von Ägypten, stand. Er war also dreizehn Jahre im Land gewesen, von
denen er einige in Ungnade im Gefängnis verbracht hatte. Und Joseph ging aus
der Gegenwart des Pharao und durchquerte ganz Ägypten. Er machte eine
formelle Inspektionsreise, um seine Pläne zu perfektionieren, insbesondere für
die Lagerung des Getreides, das als außerordentliche Steuer verlangt werden
würde. V.47. Und in den sieben fruchtbaren Jahren brachte die Erde die Fülle
hervor, die Felder trugen große Bündel, und jedes Jahr wurden enorme Ernten
eingefahren. V.48. Und er sammelte alle Nahrungsmittel der sieben Jahre, die
es im Land Ägypten gab, und legte die Nahrungsmittel in den Städten auf; die
Nahrungsmittel des Feldes, das sich um jede Stadt herum befand, legte er in
denselben Städten auf. Den fünften Teil der Ernte eines jeden Jahres
sammelte Joseph auf eine solche Weise, dass das Getreide aus jedem Bezirk in
das Lagerhaus oder den Getreidespeicher in der Hauptstadt dieses Bezirks
gebracht wurde. V.49. Und Joseph sammelte Getreide wie Sand am Meer, sehr
viel, bis er aufhörte zu zählen; denn es war unzählig. Er gab den Beamten
in den verschiedenen Lagerhäusern den Befehl, die gelieferten Mengen nicht mehr
in spezielle Listen einzutragen, da der Vorrat unüberschaubar war. V.50. Und
Joseph wurden zwei Söhne geboren, bevor die Jahre der Hungersnot kamen, die Asenath, die Tochter Potipheras,
des Priesters von On, ihm gebar. V.51. Und Joseph nannte den
Erstgeborenen Manasse („Vergessen“ oder „einer, der vergessen lässt“),
denn Gott, sagte er, hat mich all meine Mühen und das ganze Haus meines Vaters
vergessen lassen. Sein Kummer und seine Trauer waren wahrscheinlich oft
übermäßig gewesen, und seine Sehnsucht nach dem Haus seines Vaters war zu einer
Leidenschaft geworden, aber nun hatte der Herr ihn, wie Luther bemerkt,
gelehrt, sein ganzes Vertrauen allein auf Gott zu setzen. Joseph muss
allmählich den Eindruck gewonnen haben, dass Jehova seine Sklaverei in Ägypten
zu einem bestimmten Zweck zugelassen hatte, und er fügte sich dem Willen Gottes
in einfacher Demut. V.52. Und den Namen des zweiten nannte er Ephraim (doppelte
Fruchtbarkeit); denn Gott hat mich im Land meiner Bedrängnis fruchtbar
gemacht. Trotz seiner Erhebung blieb Ägypten für Joseph das Land seiner
Bedrängnis, und er sehnte sich nach dem Land der Verheißung. So sehnen sich die
Gläubigen, egal wie reich sie vom Herrn mit den Reichtümern und Ehren dieser
Welt gesegnet sind, immer nach der Heimat im Himmel.
Der Beginn der Hungersnot (V.
53-57): V.53. Und die sieben Jahre des Überflusses, die im Land Ägypten
waren, waren zu Ende. Alles erfüllte sich, wie der Herr durch den Mund
Josephs offenbart hatte. V.54. Und die sieben Jahre der Hungersnot begannen,
wie Joseph gesagt hatte; und die Hungersnot herrschte in allen Ländern; aber im
ganzen Land Ägypten gab es Brot. Alle umliegenden Länder waren von der
Hungersnot betroffen, so wie sie wahrscheinlich alle an den reichen und
fruchtbaren Jahren teilhatten, denn die Winde aus dem Mittelmeerraum, die ihre
Feuchtigkeit in den Hochländern Äthiopiens ablagern und so den jährlichen
Überlauf des Nils erzeugen, tun dasselbe für die Berge Palästinas. V.55. Und
als das ganze Land Ägypten hungerte, als die Einwohner ihren Vorrat
aufgebraucht hatten und die Auswirkungen der Hungersnot zu spüren begannen, schrien
die Menschen zum Pharao um Brot; und der Pharao sprach zu allen Ägyptern: Geht
zu Joseph; was er euch sagt, das tut. Joseph hatte die Aufsicht über die
Angelegenheit, und deshalb würde er ihre Bedürfnisse decken. V.56. Und die
Hungersnot hatte das ganze Land erfasst, in allen Ländern weit und breit,
die normalerweise von Ägypten mit Getreide abhängig waren. Und Joseph
öffnete alle Vorratshäuser, alle Orte, an denen er Getreide gelagert hatte,
und verkaufte es an die Ägypter; und die Hungersnot wurde im Land Ägypten
immer schlimmer, sie machte sich im ganzen Land bemerkbar. V.57. Und
alle Länder kamen nach Ägypten, um bei Josef Getreide zu kaufen, weil die
Hungersnot in allen Ländern so groß war. Josephs
Beispiel in dieser Geschichte ist ein Beispiel wahrer Klugheit und Voraussicht.
Gott ist durchaus in der Lage, seine Kinder inmitten von Not zu bewahren, aber
er möchte auch, dass wir mit dem, was er uns gegeben hat, sorgsam umgehen,
damit wir nicht unnötig leiden müssen.
Die Reise der Brüder Josephs nach
Ägypten, ohne Benjamin
Die Ankunft in Ägypten (V. 1-7): V.1.
Als Jakob nun sah, dass es in Ägypten Getreide gab, nachdem er diese
Information zweifellos von seinen kanaanitischen Nachbarn erhalten hatte, von
denen viele Kaufleute waren, sprach Jakob zu seinen Söhnen: Warum seht ihr
einander an? Die Erwähnung Ägyptens veranlasste die Brüder, einander
hilflos und misstrauisch anzusehen, denn ihr Gewissen erinnerte sie daran, dass
Josef nach Ägypten verkauft worden war. V.2. Und er sprach: Siehe, ich habe
gehört, dass es in Ägypten Getreide gibt, das die Menschen für ihren
eigenen Bedarf kaufen können; macht euch auf den Weg dorthin und kauft uns
von dort Getreide, damit wir leben und nicht sterben. All dies scheint bei
einem Familienrat geschehen zu sein, bei dem Jakob als Oberhaupt der Familie
oder des Stammes den Vorsitz führte. Er sah keine Notwendigkeit für eine lange
Diskussion oder für Zögern: Es ging um Leben und Tod. V.3. Und Josephs zehn
Brüder zogen hinab, um in Ägypten Getreide zu kaufen, um Vorräte für die
Familie zu beschaffen. V.4. Aber Benjamin, Josephs Bruder, seinen
Vollbruder von Rachel, schickte Jakob nicht mit seinen Brüdern; denn er
sagte: „Es könnte ihm ein Unglück widerfahren.“ Benjamin war gerade dabei,
erwachsen zu werden, und war etwa einundzwanzig Jahre alt oder etwas älter.
Jakob hatte ihm all die Zuneigung geschenkt, die er früher für Joseph empfunden
hatte, und sein Einwand, dass Benjamin ein Unglück widerfahren könnte, beruhte
auf der Tatsache, dass er glaubte, Joseph sei von wilden Tieren getötet worden.
V.5. Und die Söhne Israels kamen, um Getreide zu kaufen, unter denen, die
kamen; denn auch im Land Kanaan war Hungersnot. Sie waren nur einige von
vielen, die aus Kanaan herabkamen, um Getreide für ihren Bedarf zu kaufen, und
die somit für ihre Nahrung von der Großzügigkeit des ägyptischen Herrschers
abhängig waren. V.6. Und Josef war der Statthalter des Landes, und er war
es, der an das ganze Volk des Landes Getreide verkaufte. Als Herrscher des
Landes durch den Erlass des Pharao und als oberster Aufseher der Lagerhäuser
übte Joseph größte Sorgfalt beim Verkauf an Fremde aus, und es scheint die
Regel gewesen zu sein, dass die Fremden ihm persönlich vorgeführt werden
mussten. Und Josephs Brüder kamen und verneigten sich vor ihm mit dem
Gesicht zur Erde, womit sich der Traum von Joseph erfüllte, Kap. 37, 7. 8.
V.7. Und Joseph sah seine Brüder und erkannte sie, aber er gab sich ihnen
gegenüber fremd und redete hart mit ihnen, er sprach buchstäblich harte
Dinge zu ihnen; und er sagte zu ihnen: Woher kommt ihr? Und sie sagten: Aus
dem Land Kanaan, um Lebensmittel zu kaufen. Es war für Joseph selbst nach
etwa zwanzig Jahren ein Leichtes, seine Brüder zu erkennen; ihre Anzahl, ihre
Sprache, ihre Kleidung und ihre Art verrieten sofort, wer sie waren. Aber
keiner von ihnen hätte Joseph in der Person dieses despotischen Ägypters
gesucht, dessen Kleidung und Sprache ihnen völlig fremd waren. Joseph sprach
absichtlich hart mit ihnen, um sie auf die Probe zu stellen und herauszufinden,
ob sich ihre Herzen in den letzten zwei Jahrzehnten verändert hatten. Obwohl er
sie immer noch liebte, würde seine Behandlung ihnen eine heilsame Lektion erteilen.
Als Spione im Gefängnis (V. 8-20):
V.8. Und Joseph erkannte seine Brüder, aber sie erkannten ihn nicht. V.9.
Und Joseph erinnerte sich an die Träume, die er von ihnen geträumt hatte, und
sagte zu ihnen: Ihr seid Spione; ihr seid gekommen, um zu sehen, wo das Land
offen ist, die offenen, unbefestigten Orte des Landes, an denen ein Angriff
durch eine feindliche Armee erfolgreich wäre. Es war eine besonders harte
Prüfung, die Joseph ihnen auferlegte, aber in keiner Weise mit der Not von
dreizehn Jahren als Sklaven zu vergleichen, die er für sie ertragen musste.
V.10. Und sie sprachen zu ihm: Nein, mein Herr, deine Knechte sind gekommen,
um Lebensmittel zu kaufen. Allein der Gedanke, dass ihnen das Schicksal von
Spionen widerfahren könnte, erfüllte sie mit größter Bestürzung und Angst.
V.11. Wir sind alle Söhne eines Mannes, keine Gruppe von Abenteurern, wir
sind redliche Männer, deine Diener sind keine Spione. Sie protestieren mit
gedemütigtem Stolz, dass sie aufrichtig und ehrlich sind. Es war nicht zu erwarten,
dass ein Vater alle seine Söhne auf eine Mission schicken würde, die zu ihrer
Hinrichtung führen würde, wenn sie erwischt würden. V.12. Und er sprach zu
ihnen: Nein, sondern um zu sehen, wo das Land offen ist, seid ihr gekommen. V.13.
Und sie sprachen: Deine Knechte sind zwölf Brüder, die Söhne eines Mannes im
Land Kanaan; und siehe, der jüngste ist heute bei unserem Vater, und einer ist
nicht mehr. Josephs Weigerung, ihre Unschuldsbeteuerung zu glauben, bringt
ihm die weitere Information, dass sein alter Vater noch am Leben ist und dass
Benjamin zu Hause wohlauf ist. Ihre unverbindliche Art, sich auf Joseph zu
beziehen, zeigt, dass sie wegen ihm ein schlechtes Gewissen hatten, aber dem
ägyptischen Herrscher nicht mehr sagen konnten. V.14. Und Joseph sprach zu
ihnen: Das ist es, was ich zu euch gesagt habe: Ihr seid Kundschafter. Er
behandelt ihre Erwähnung eines Bruders zu Hause als bloße Ausrede, als Versuch,
ihre Geschichte glaubwürdig zu machen. V.15. Hiermit sollt ihr geprüft
werden: Beim Leben des Pharao, ihr sollt nicht von hier fortgehen, es
sei denn, euer jüngster Bruder kommt hierher. Joseph, der seine Rolle als
Ägypter beibehält, verlangt, dass sie diesen Bruder vorweisen, dessen Erwähnung
den Verdacht zerstreuen sollte. V.16. Schickt einen von euch und lasst ihn
euren Bruder holen, und ihr sollt im Gefängnis bleiben, damit eure Worte
geprüft werden, ob ihr die Wahrheit sagt; oder aber, beim Leben des Pharao, ihr
seid Spione. Wenn dieser Bruder, dessen Existenz sie behaupten, sich bereit
erklären würde, dann wäre er bereit, ihnen zu glauben, aber wenn nicht, dann
sollten sie, wie er feierlich sagt, als Spione betrachtet und behandelt werden.
V.17. Und er hielt sie alle drei Tage lang zusammen in Gewahrsam und gab
ihnen so die Möglichkeit, die Situation von allen Seiten zu besprechen und über
einige ihrer früheren Missetaten nachzudenken. V.18. Und Joseph sprach zu
ihnen am dritten Tag: Dies tut, so werdet ihr leben;
denn ich fürchte Gott. V.19. Wenn ihr redlich seid, so lasst einen eurer
Brüder gefangen liegen im Hause eures Gefängnisses; ihr aber, zieht hin und
bringt Getreide für den Hunger eurer Häuser; V.20.und bringt euren
jüngsten Bruder zu mir, so will ich euren Worten glauben, so dass ihr nicht
sterben müsst. Hier zeigt sich die Liebe Josephs zu seinen Brüdern. Er
versichert ihnen, dass er von Gottesfurcht geleitet wird, und fordert sie auf,
das Getreide für die Bedürfnisse ihrer Familie mitzunehmen. Er ändert zwar
seine Bedingung nicht, dass er Benjamin sehen möchte, bevor er an ihre Aufrichtigkeit
glaubt, mildert die Strenge jedoch, indem er nur einen von ihnen als Geisel
fordert, während er anbietet, die übrigen gehen zu lassen. Wenn sie wirklich
reuig wären, wüsste er, dass diese Art des Umgangs mit ihnen mit Sicherheit die
gewünschte Wirkung hätte. Und das taten sie auch; die Brüder stimmten
dieser Bedingung in ihrer jetzigen Form zu.
Simeon bleibt in Ägypten zurück (V.
21-24): V.21. Und sie sprachen untereinander: Das haben wir uns an unserm
Bruder verschuldet, dass wir sahen die Angst seiner Seele, da er uns anflehte,
und wir wollten ihn nicht erhören; darum kommt nun diese Trübsal über uns.
Mehr als zwanzig Jahre nach ihrer Tat zwingt sie ihr Gewissen zu dem
Eingeständnis, dass sie tatsächlich mit Schuld belastet waren, und zwar wegen
ihres Bruders, dessen tiefe Qual und herzzerreißende Schreie damals keinen
Eindruck auf sie gemacht hatten. V.22. Und Ruben antwortete ihnen und sprach:
Habe ich euch nicht gesagt: Versündigt euch nicht an dem Jungen, und ihr
wolltet nicht hören? Darum, siehe, auch sein Blut wird gefordert. Ruben war
in der Angelegenheit mit Josef keineswegs unschuldig, und seine jetzige Mahnung
war nicht im Sinne eines Vorwurfs, mit dem er sich reinwaschen wollte. Aber er
erklärte, dass ihre jetzige Notlage von der rächenden Gerechtigkeit Gottes
herrühre, der auf diese Weise die Freiheit und das Blut ihres Bruders von ihren
Händen forderte. All diese Äußerungen zeigten, dass die Brüder ihre Sünde
zutiefst bereuten, denn sie unterwarfen sich bereitwillig der Strafe des Herrn.
V.23. Und sie wussten nicht, dass Joseph sie verstand; denn er sprach zu
ihnen durch einen Dolmetscher, der zwischen ihm und seinen Brüdern stand
und ihnen alle seine Befehle in ihrer eigenen Sprache mitteilte, da Joseph
absichtlich vorgab, ihre Sprache nicht zu verstehen. V.24. Und er wandte
sich von ihnen ab und weinte über diesen Beweis ihres völligen
Sinneswandels; und kehrte wieder zu ihnen zurück und redete mit ihnen und
nahm Simeon von ihnen und band ihn vor ihren Augen. Er verschonte Ruben,
entweder weil er das Recht des Erstgeborenen nicht verletzen wollte oder weil
Ruben weniger schuldig war als einige der anderen. Sein Ziel war erreicht, er
hatte die Informationen, die er suchte.
Die Rückkehr nach Kanaan (V. 25-34):
V.25. Da befahl Joseph, ihre Säcke mit Getreide zu füllen und das Geld eines
jeden in seinen Sack zurückzugeben und ihnen Proviant für den Weg zu geben; und
man tat ihnen so. Da es zu diesem Zeitpunkt nicht ratsam war, die Gründe
für sein Handeln offenzulegen, griff Joseph zu dieser geheimen Maßnahme, um
seine Brüder vorerst in einem Zustand der Verwirrung und Angst zu halten.
Proviant für den Weg schickte er mit, damit sie nicht gezwungen waren, ihre
Säcke sehr bald zu öffnen. V.26. Und sie luden das Getreide auf ihre Esel
und zogen von dannen. Das Getreide, das sie für ihren Bedarf mitgebracht
hatten, war eine große Last, und sie hatten eine Reise von mehreren Tagen vor
sich. V.27. Und als einer von ihnen seinen Sack öffnete, um seinem Esel in
der Herberge Futter zu geben, an dem Ort, an dem sie für die Nacht
lagerten, wahrscheinlich in einem der schuppenartigen Gebäude, die entlang der
Karawanenstraßen zu finden sind, entdeckte er sein Geld; denn siehe, es
befand sich in der Öffnung seines Sacks. V.28. Und er sprach zu seinen
Brüdern: Mein Geld ist mir wiedergegeben worden, und siehe, es ist in meinem
Sack; und ihr Herz stockte ihnen, und sie erschraken sehr und sprachen
untereinander: Was ist das, was hat Gott uns angetan? In ihrer großen
Bestürzung über dieses unerklärliche Geschehen kommen sie hastig zu dem
Schluss, dass Gott ihnen auf eine andere Weise ihre Übertretung heimgesucht
hat. V.29. Und sie kamen zu Jakob, ihrem Vater, ins Land Kanaan, und
erzählten ihm alles, was ihnen widerfahren war, und sprachen: V.30. Der
Mann, der der Herr des Landes ist, hat uns hart behandelt und uns für Spione
des Landes gehalten. V.31. Und wir sagten zu ihm: Wir sind ehrliche
Männer; wir sind keine Spione; V.32. wir sind zwölf Brüder, Söhne
unseres Vaters; einer ist nicht mehr, und der Jüngste ist heute bei unserem
Vater im Land Kanaan. V.33. Und der Mann, der Herr des Landes, sprach zu
uns: Daran will ich erkennen, dass ihr redlich seid: Einen eurer Brüder lasst
bei mir, nehmt aber für eure Familien Proviant mit auf die Reise und zieht dann
fort. V.34. Und bringt euren jüngsten Bruder zu mir, dann werde
ich erkennen, dass ihr keine Spione, sondern ehrliche Männer seid; dann werde
ich euch euren Bruder ausliefern, und ihr könnt im Land Handel treiben, das
Recht haben, im Land Handel zu treiben, zu kaufen und zu verkaufen. So gaben
die Brüder ihrem Vater einen vollständigen Bericht über die seltsamen
Ereignisse, die ihnen auf ihrer Reise widerfahren waren; und doch fehlte ein
offenes Bekenntnis ihrer großen Sünde. Was sie einander gestanden hatten,
wagten sie noch nicht, ihrem Vater zu sagen. Es war notwendig, noch strengere
Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Punkt zu erreichen.
Jakob trauert (V. 35-38): V.35. Und
es begab sich, als sie ihre Säcke leerten, siehe, da hatte jeder sein
Geldbündel in seinem Sack; und als sie und ihr Vater die Geldbündel sahen,
die kleinen Silbersäcke, mit denen sie dachten, sie hätten ihr Getreide
bezahlt, erschraken sie und ihr Vater. Sicherlich würde der Herrscher
Ägyptens sie jetzt als Diebe betrachten. Diese Angst sollte eine heilsame
Wirkung haben, denn sie sollte die harten Herzen noch mehr erweichen, so wie
der Herr uns auch nach der Bekehrung unsere Sündhaftigkeit vor Augen führt,
damit unsere Erkenntnis seiner Gnade umso süßer wird. V.36. Und Jakob, ihr
Vater, sprach zu ihnen: Ihr habt mich meiner Kinder beraubt: Joseph ist nicht mehr,
und Simeon ist nicht mehr, und Benjamin wollt ihr wegnehmen; es geht alles über
mich. Der erneute Kummer über das Verschwinden Josephs, der offensichtliche
Verlust Simeons und nun die Qual um Benjamin ließen Jakob bitterlich
aufschreien, dass er kinderlos gemacht werde, dass er seine Kinder verliere,
eines nach dem anderen. V.37. Und Ruben redete mit seinem Vater und sprach:
Töte meine zwei Söhne, wenn ich ihn dir nicht bringe. Er bot also seine
Liebsten und Besten als Geiseln an, als Garantie für die sichere Rückkehr
Benjamins. Gib ihn in meine Hand, und ich werde ihn dir wiederbringen. V.38.
Und er sprach: Mein Sohn soll nicht mit euch hinabziehen, denn sein Bruder ist
tot, und er ist allein übriggeblieben; wenn ihm auf dem Weg, den ihr geht, ein
Unglück zustößt, dann werdet ihr meine grauen Haare mit Kummer ins Grab
bringen, ins Reich der Toten. Das war Jakobs
Entscheidung zu dieser Zeit, und seine Söhne konnten ihn nicht dazu bringen,
seine Meinung zu ändern. So besucht der Herr seine Kinder mit mannigfachen
Leiden, aber seine Züchtigung offenbart immer seine Güte.
Die zweite Reise der Brüder nach
Ägypten, mit Benjamin
Die Vorbereitung der Reise (V.
1-10): V.1. Und die Hungersnot im Land war groß. V.2. Und es begab
sich, als sie das Getreide, das sie aus Ägypten mitgebracht hatten, aufgegessen
hatten, sagte ihr Vater zu ihnen: Zieht noch einmal hin und kauft uns ein wenig
Nahrung. Da es im Lande Kanaan im nächsten Jahr keine Erleichterung gab,
sondern die Hungersnot sich noch verschlimmerte, war der Getreidespeicher bald
aufgebraucht, und es wurde notwendig, eine zweite Reise nach Ägypten zu
unternehmen, um Lebensmittel, etwas zu essen, für ihre Haushalte zu kaufen.
V.3. Und Juda sprach zu ihm: Der Mann hat uns
feierlich beschworen und gesagt: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, es sei
denn, euer Bruder sei mit euch. Es gab einen Grund für die feierliche
Aussage Josephs, da er so sehr darauf bedacht war, seinen Vollbruder, den
einzigen anderen Sohn seiner Mutter Rahel, zu sehen. Juda
tritt hier in den Vordergrund, nachdem Ruben bereits gescheitert ist und Levi
das Vertrauen seines Vaters aufgrund der Affäre in Sichem verloren hat. Judas
Haltung ist sanft, aber bestimmt und zeugt von selbstloser Hingabe. V.4. Wenn
du unseren Bruder mit uns senden willst, so wollen wir hinabziehen und dir
Speise kaufen; V.5. wenn du ihn aber nicht senden willst, so wollen wir
nicht hinabziehen; denn der Mann hat zu uns gesagt: Ihr sollt mein Angesicht
nicht sehen, es sei denn euer Bruder mit euch. Das war die Alternative und
die Bedingung, und Juda war nicht in der Lage, sie zu
ändern. V.6. Und Israel sprach: Warum habt ihr so übel an mir getan, dass
ihr dem Mann sagtet, dass ihr noch einen Bruder habt? Hier zeigt sich ein wenig
die Gereiztheit des Alters, obwohl es keineswegs ausgeschlossen ist, dass Jakob
seine Söhne gelegentlich verdächtigte, mehr über das Verschwinden Josephs zu
wissen, als sie preisgeben wollten. V.7. Und sie sprachen: Der Mann fragte
uns genau nach uns, er fragte immer wieder, er war sehr neugierig und
beharrlich, und nach unserer Verwandtschaft und sagte: Lebt euer Vater noch?
Habt ihr noch einen Bruder? Und wir sagten es ihm gemäß dem Tenor dieser Worte,
sie antworteten ihm so gut sie konnten und genau. Konnten wir wissen,
dass er sagen würde: Bringt euren Bruder mit? Der Bericht des
vorangegangenen Kapitels wird somit ergänzt. V.8. Und Juda
sprach zu Israel, seinem Vater: Sende den Knaben mit mir, so wollen wir uns
aufmachen und gehen, dass wir leben und nicht sterben, wir und du und auch
unsere Kinder. Juda folgt der etwas zaghaften
Entschuldigung seiner Brüder mit einem kühnen Schachzug, der die Einwände
seines Vaters durch seine Plötzlichkeit und Kühnheit überwinden sollte. V.9. Ich
will für ihn Bürge sein; du sollst ihn von meiner Hand fordern; bringe ich ihn
dir nicht und stelle ihn dir nicht vor, so trage die Schuld ewiglich. Wie
sein Vorfahr es hier tat, so wurde der große Nachkomme Judas, unser Herr Jesus
Christus, unser Bürge, indem er sich für uns in den Rachen des Todes begab.
V.10. Denn wenn wir nicht verweilt hätten, wären wir jetzt sicherlich zum
zweiten Mal zurückgekehrt. Die Verzögerung, die durch das hartnäckige
Zögern des Vaters verursacht wurde, drohte sie alle verhungern zu lassen. Es bestand
die Notwendigkeit für schnelles, energisches Handeln, und nur so konnten sie
eine freudige und schnelle Rückkehr erwarten.
Jakob erlaubt Benjamin, mitzuziehen
(V. 11-14): V.11. Und ihr Vater Israel sprach zu ihnen: Wenn es denn nun so
sein muss, so tut folgendes: Nehmt von den besten Früchten des Landes in euren
Gefäßen, wörtlich: das Lied des Landes, für das das Land überall bekannt
ist und gelobt wird, davon sollten sie in ihren Rucksäcken mitnehmen: und
bringt dem Mann ein Geschenk hinunter, ein wenig Balsamharz und ein wenig Traubenhonig,
Tragakant und Ladanum, Pistazien und Mandeln. Der
Balsam von Gilead, für den Kanaan berühmt war, der Honig aus Trauben, das heißt
eingekochter Most, der weiße, harzige Tragant-Gummi, die Nüsse, die zu dieser
Zeit im südlichen Kanaan gewonnen wurden, und die Früchte des Mandelbaums waren
sehr willkommene Geschenke. V.12. Und nehmt doppelt soviel
Geld in eure Hand, zweites Geld zusätzlich zu dem, was sie dem ägyptischen
Herrscher noch schuldig zu sein glaubten; und das Geld, das in die Öffnung
eurer Säcke zurückgegeben wurde, tragt es wieder in eurer Hand; vielleicht war
es ein Versehen. Die Klugheit Jakobs wollte für jeden Notfall vorsorgen.
V.13. Nimm auch deinen Bruder und mache dich auf und gehe wieder zu dem
Mann; V.14. und Gott, der Allmächtige, gebe dir Gnade vor dem Mann,
damit er deinen anderen Bruder (Simeon) und Benjamin ziehen lässt.
Er legt die Angelegenheit ganz in die Hände Gottes und vertraut einfach darauf,
dass der Herr seine Hand des allmächtigen Schutzes über seine Söhne ausstrecken
und insbesondere Benjamin vor allem Unheil bewahren wird. Wenn ich meiner
Kinder beraubt werden soll, so sei ich beraubt. Das war kein Wort
hoffnungsloser Verzweiflung, sondern vertrauensvoller Ergebung: Jakob war
bereit, auch das auf sich zu nehmen, wenn der Herr es wollte, dass er kinderlos
sein würde. So vertrauen die Gläubigen zu allen Zeiten dem Herrn und setzen ihr
volles Vertrauen in ihn.
Die Brüder vor Joseph (V. 15-25):
V.15. Und die Männer nahmen das Geschenk und nahmen den doppelten Betrag
Geld in die Hand und Benjamin und machten sich auf und zogen nach Ägypten hinab
und traten vor Joseph. So wird die Reise wieder in wenigen Worten
abgehandelt. V.16. Und als Joseph Benjamin bei ihnen sah, sagte er zu dem
Herrn seines Hauses, zu seinem obersten Verwalter: Bringe diese Männer ins
Haus, schlachte und bereite alles vor; denn diese Männer sollen heute zu Mittag
mit mir essen. Die Anwesenheit Benjamins inmitten seiner Brüder war für
Joseph der Beweis dafür, dass sie ihm keinen Verrat angetan hatten, und so war
der Befehl, dass sie mittags mit ihm essen sollten, eine besondere Gunst. V.17.
Und der Mann tat, was Joseph befohlen hatte, und brachte die Männer in
Josephs Haus. Die Fremden aus Kanaan wurden einfach aufgefordert, ihnen zu
folgen. V.18. Und die Männer fürchteten sich, weil sie in Josephs Haus
gebracht wurden; ihre frühere Behandlung ließ sie vermuten, dass sie erneut
ins Gefängnis geworfen werden könnten. Und sie sagten: Wegen des Geldes, das
beim ersten Mal in unseren Säcken zurückgegeben wurde, werden wir
hereingebracht. Die Strafe für einen Dieb, der den Verlust nicht
ausgleichen konnte, bestand darin, dass er als Sklave verkauft wurde; damit
er einen Vorwand gegen uns sucht und über uns herfällt, sie plötzlich
überrascht und überwältigt und uns als Sklaven und unsere Esel nimmt.
Dies wollten sie nach Möglichkeit vermeiden, da sie sich in Bezug auf das Geld
auf jeden Fall unschuldig fühlten. V.19. Und sie traten an den Verwalter des
Hauses Josephs heran und sprachen mit ihm an der Tür des Hauses, bevor sie
überhaupt einwilligten einzutreten, V.20. und sagten: „Herr, wir sind in der
Tat das erste Mal herabgekommen, um Lebensmittel zu kaufen; V 21. Und es
begab sich, als wir zur Herberge kamen, an den Ort, wo sie für die Nacht
lagerten, da öffneten wir unsere Säcke, und siehe, eines jeden Geld war in eines
jeden Sack, mit vollem Gewicht. Sie fassen die beiden Entdeckungen beim
Öffnen der Säcke zusammen und verhindern jede Anklage, indem sie erklären, dass
ihr Silber, in Ringen oder Stücken, in vollem Gewicht vorhanden war; und wir
haben es wieder in unserer Hand. V.22. Und anderes Geld haben wir in
unseren Händen mitgebracht, um Lebensmittel zu kaufen; wir können nicht sagen,
wer unser Geld in unsere Säcke gelegt hat. So beteuerten die Brüder mit
angsterfüllten Herzen ihre Unschuld. V.23. Und er sprach: Friede sei mit
euch, fürchtet euch nicht! Euer Gott und der Gott eures Vaters hat euch einen
Schatz in eure Säcke gegeben; ich habe euer Geld. Mit aller Sanftmut und
Güte beruhigte der Verwalter, der den wahren Gott durch die Lehre Josefs
kennengelernt haben könnte, ihre Ängste und bat sie, sich keine Sorgen zu
machen, da ihr Geld als fällige Zahlung bei ihm eingegangen sei. Und er
führte Simeon zu ihnen heraus, wodurch er eine glückliche Wiedervereinigung
herbeiführte. V.24. Und der Mann führte die Männer in Josefs Haus und gab
ihnen Wasser, und sie wuschen ihre Füße; und er gab ihren Eseln Futter. Er
zeigte ihnen jede Aufmerksamkeit, die man Ehrengästen entgegenbringt. V.25. Und
sie bereiteten das Geschenk vor, als Joseph am Mittag kam; denn sie hatten
gehört, dass sie dort Brot essen sollten. Sie legten die verschiedenen
Gegenstände, aus denen das Geschenk für den ägyptischen Herrn bestand, aus,
damit er sie sofort beim Eintreten sehen konnte und so geneigt war, sie
wohlwollend zu betrachten.
Das Mahl in Josephs Haus (V. 26-34):
V.26. Und als Joseph ins Hause kam, brachten sie ihm das Geschenk, das sie
in der Hand hatten, ins Haus und verneigten sich vor ihm bis zur Erde,
womit sie den Traum, von dem Joseph ihnen vor zweiundzwanzig Jahren erzählt
hatte, wieder erfüllten, Kap. 37, 7. 10. V.27. Und er fragte sie nach ihrem
Wohlergehen, wörtlich erkundigte er sich nach ihrem Frieden, und sagte:
Geht es eurem Vater gut, dem alten Mann, von dem ihr gesprochen habt? Lebt
er noch? Es war eine sehr freundliche und fürsorgliche Frage, die sie
beruhigen sollte, während sie gleichzeitig die Sorge Josephs selbst stillte.
V.28. Und sie antworteten: Dein Knecht, unser Vater, ist bei guter
Gesundheit, er lebt noch. Und sie neigten ihre Häupter und huldigten, was
Joseph gegenüber die gebührende Höflichkeit und ihrem Vater gegenüber den
wahren Respekt als Kinder zeigte. V.29. Und er hob seine Augen auf und sah
seinen Bruder Benjamin, seiner Mutter Sohn, und sprach: Ist das euer jüngster
Bruder, von dem ihr mir gesagt habt? Es war das erste Mal seit
zweiundzwanzig Jahren, dass er diesen Bruder sah, und dieser war ein Säugling
von etwa einem Jahr gewesen, als Joseph nach Ägypten verkauft worden war. Und
er sprach: Gott sei dir gnädig, mein Sohn, ein Ausdruck sowohl wahrer Güte
als auch der Verwandtschaft. V.30. Und Joseph beeilte sich; denn sein
Inneres sehnte sich nach seinem Bruder, seine Liebe erregte seine Gefühle
so sehr, dass er sich nicht länger beherrschen konnte; und er suchte, wo er
weinen konnte; und er ging in seine Kammer und weinte dort. In der
Abgeschiedenheit seines eigenen Zimmers konnte er seinen Gefühlen freien Lauf
lassen. V.31. Und er wusch sein Gesicht und ging hinaus und hielt an sich,
er hielt seine Gefühle gewaltsam unter Kontrolle und sagte: „Tragt die
Speisen auf!“ Damit befahl er, das Abendessen zu servieren. V.32. Und man
trug auf für ihn besonders, für sie besonders und für die Ägypter, die mit ihm
aßen, denn die Ägypter durften kein Brot mit den Hebräern essen; denn das ist
den Ägyptern ein Greuel. Vgl. 5. Mose 12, 17; 16,
5; 17, 15. Obwohl sie alle im selben Raum aßen, wurden sie an verschiedenen
Tischen bedient, wie es die Regeln der Kaste verlangten. Joseph gehörte der
Priesterkaste an und durfte sich daher nicht mit Laien an einen Tisch setzen,
und die Ägypter aßen nicht mit Mitgliedern eines Nomadenstammes an einem Tisch.
V.33. Und sie saßen vor ihm, ihr Tisch war so gedeckt, dass er ihn voll
im Blick hatte, der Erstgeborene nach seinem Geburtsrecht und der Jüngste
nach seiner Jugend; und die Männer sahen einander verwundert an; sie
fragten sich, woher die Ägypter die Informationen über ihr jeweiliges Alter
hatten. V.34. Und er nahm und sandte ihnen Schüsseln von seinem Tisch,
was ein Zeichen besonderer Auszeichnung war; aber Benjamins Ehrengericht war
fünfmal so groß wie ihre Ehrengerichte. Dies war in gewisser Weise wieder
ein Test, um zu sehen, ob die Brüder immer noch anfällig für Eifersucht waren. Und
sie tranken und wurden fröhlich mit ihm, ihre
Zurückhaltung schmolz unter dem Einfluss des Weins, und Joseph hatte die beste
Gelegenheit, sie zu studieren, während ihre Angst vor dem ägyptischen Herrscher
einer respektvollen Zuversicht wich. So mischt der Herr Güte mit Strenge und
lässt uns seine Gunst in vollem Maße spüren, nachdem eine schmerzliche
Erfahrung unsere Herzen mit Angst erfüllt hat.
Eine letzte harte Prüfung der Brüder
durch Joseph
Die Prüfung (V. 1-13): V.1. Und Joseph
befahl dem Verwalter seines Hauses und sprach: Fülle die Säcke der Männer mit
Essen, so viel sie tragen können, und lege das Geld eines jeden in den Mund
seines Sacks. Das Fest, das Joseph organisiert hatte, dauerte
möglicherweise einen Großteil des Nachmittags. Am Ende erhielt der oberste
Verwalter den Befehl, die Säcke der Fremden zu füllen, aber mit sehr gutem Maß.
Die Rückgabe des Geldes gehörte in diesem Fall nicht zum Test, sondern sollte
den allgemeinen Eindruck verstärken. V.2. Und stecke meinen Becher, den
silbernen Becher, in den Sack des Jüngsten und sein Getreidegeld. Die
Platzierung dieses Bechers in Benjamins Sack hatte den Zweck, den Test auf
seine Person zu konzentrieren und seine Person in den Vordergrund zu rücken. Und
er tat nach dem Wort, das Joseph gesprochen hatte. Nachdem alles nach
Josephs Plänen vorbereitet worden war, verbrachten die Brüder die Nacht in der
ägyptischen Stadt. V.3. Sobald es hell wurde, bei Tagesanbruch, wurden
die Männer weggeschickt, sie und ihre Esel, sie wurden entlassen, ohne dass
ihnen die Überraschung, die sie erwartete, angedeutet wurde. V.4. Und als
sie die Stadt verlassen hatten und noch nicht weit gekommen waren, sprach
Joseph zu seinem Verwalter: Steh auf, jage den Männern nach; und wenn du sie
eingeholt hast (er sollte sie verfolgen, bis er sie eingeholt hatte),
sprich zu ihnen: Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten? Waren sie,
nachdem sie von Joseph so königlich empfangen und bewirtet worden waren, so
geizig und hinterlistig, dass sie sich des Diebstahls schuldig machten? Die
Eile war notwendig, damit nicht einer der Brüder seinen Sack öffnete und sie
alle aus freien Stücken zurückkehrten. V.5. Ist es nicht das, woraus mein
Herr trinkt und woraus er zu wahrsagen pflegt? Um seine Rolle als
ägyptischer Herrscher bis zum Ende zu spielen, lässt Josef den Verwalter die
Angelegenheit so darstellen, als ob er Hydromantie
praktizieren würde, d. h. er nimmt an, zukünftige Ereignisse aus dem Aussehen
des flüssigen Inhalts seines Bechers vorherzusagen, auch um verborgene Dinge
aufzudecken. Ihr habt Böses getan. Sie sollten rundheraus des Diebstahls
beschuldigt werden, wobei die anschließende Entdeckung des Bechers den Eindruck
von Josephs übernatürlicher Weisheit bestätigen sollte. V.6. Und er ereilte
sie und redete mit ihnen diese Worte, in kühner Anklage und mit gut
gespieltem Zorn. V.7. Und sie sprachen zu ihm: Warum spricht mein Herr diese
Worte? Gott bewahre, dass deine Knechte so etwas tun. Im Bewusstsein ihrer
Unschuld weisen die Brüder die Anklage mit Entsetzen zurück: „Das liegt deinen
Knechten fern, der Gedanke ist uns nie gekommen.“ V.8. Siehe, das Geld, das
wir in den Säcken fanden, haben wir dir aus dem Land Kanaan zurückgebracht;
dies war sicherlich ein Beweis für ihre Ehrlichkeit; wie sollten wir dann
Silber oder Gold aus dem Haus deines Herrn stehlen? V.9. Bei wem auch
immer von deinen Dienern es gefunden wird, der soll sterben, und auch wir
werden die Knechte meines Herrn sein. Das machte die Ablehnung so
energisch, wie man es von unschuldigen Männern erwarten konnte. V.10. Und er
sagte: Nun soll es auch nach euren Worten geschehen; wer es findet, soll mein
Knecht sein, und ihr sollt schuldlos [frei] sein. Der oberste
Verwalter akzeptierte ihren Vorschlag, aber mit der Änderung, die mit Josephs
Ziel in der Verhandlung übereinstimmte, nämlich herauszufinden, wie die Brüder
zu Benjamin standen, besonders jetzt, wo er von Joseph so sehr geehrt worden
war. V.11. Dann beeilten sie sich, wie es ihre verletzten Gefühle der
Unschuld verlangten, jeder ließ seinen Sack auf den Boden hinab und öffnete
seinen Sack. Sie waren absolut sicher, dass der Becher nicht gefunden
werden würde. V.12. Und er, der oberste Verwalter, suchte und begann
beim Ältesten und hörte beim Jüngsten auf, teils um seinen eigenen Anteil an
dem Plan zu verbergen, teils um den Höhepunkt noch wirkungsvoller zu machen. Und
der Becher wurde in Benjamins Sack gefunden. Dies war ein Ergebnis, mit dem
keiner von ihnen gerechnet hatte, da ihre Erleichterung immer größer geworden
war, als ein Sack nach dem anderen den Becher nicht hergab. V.13. Dann
zerrissen sie ihre Kleider, jeder lud seinen Esel und sie kehrten in die Stadt
zurück. Sie waren von Schrecken, Angst und Trauer überwältigt, und mit
einem Gefühl größter Niedergeschlagenheit kehrten sie in die Stadt zurück, die
sie einige Stunden zuvor mit so leichtem Herzen verlassen hatten.
Judas vorbildliches Verhalten (V.
14-34): V.14. Und Juda und seine Brüder kamen in
Josephs Haus an; denn er war noch dort und hatte auf ihre Rückkehr
gewartet. Judah ist nun der Anführer unter den Brüdern, eine Position, die ihm
später bestätigt wurde. Und sie fielen vor ihm auf den Boden, in
sprachlosem Schrecken und unterwürfig. Dies zeigte den Geist, der nun in ihnen
lebte, sowie die Tatsache, dass sie Benjamin nicht erlaubt hatten, allein
zurückzukehren, und dass sie sich bereitwillig der Leitung von Judah
unterstellten. V.15. Und Joseph sprach zu ihnen, in offensichtlicher
Empörung: Was ist das für eine Tat, die ihr getan habt? Wisst ihr
nicht, dass ein Mann wie ich wahrsagen kann? Er deutete an, dass ein Mann
in seiner Position und mit seiner Weisheit in der Lage sei, die sorgfältig
verborgensten Dinge zu entdecken. Vgl. Vers 5. Vers 16. Und Juda sagte: Was sollen wir meinem Herrn sagen? Was sollen
wir sagen? Oder wie sollen wir uns rechtfertigen? Er war der Meinung, dass
die Indizienbeweise gegen sie so stark waren, dass der Herrscher gezwungen sein
würde, gegen sie zu entscheiden. Gott hat die Schuld deiner Knechte
herausgefunden; er und seine Brüder erkannten in dieser seltsamen
Verkettung von Ereignissen das Urteil Gottes über ihre frühere Schuld, und ihre
Reue war sicherlich aufrichtig. Siehe, wir sind die Knechte meines Herrn,
wir und auch er, bei dem der Becher gefunden wurde. So schließt Juda alle Brüder mit ein, die sich mit ihm für Benjamin
einsetzen, den sie nicht allein in die Sklaverei gehen lassen wollten. Juda zeigte eine wunderbare Selbstverleugnung,
Großherzigkeit und Großzügigkeit, selbst als er mit Verzweiflung kämpfte. V.17.
Und er sprach: Gott behüte, dass ich das tun sollte; ferne sei es von
mir, auf diesen Vorschlag einzugehen; sondern der Mann, in dessen Hand der
Becher gefunden wird, der soll mein Knecht sein; und ihr, zieht mit Frieden
hinauf zu eurem Vater. Dies ist der Höhepunkt der Prüfung, die Joseph
vorgeschlagen hatte, denn nun konnten die Brüder zeigen, ob sie diese
Gelegenheit nutzen würden, um den zweiten Sohn Rahels loszuwerden, wie sie es
mit dem ersten getan hatten: Benjamin würde als Josephs Sklave in Ägypten
bleiben, während die anderen ungeschoren davonkommen würden. V.18. Da trat Juda zu ihm und sprach: In seiner großen Aufregung trat
er vor und sagte: Mein Herr, laß deinen Knecht ein
Wort reden vor den Ohren meines Herrn, und dein Zorn ergrimme nicht über deinen
Knecht, denn du bist wie der Pharao. Seine Bitte wurde in größter Demut
vorgebracht, im vollen Bewußtsein seiner eigenen
Unwürdigkeit. V.19. Mein Herr fragte seine Knechte und sprach: Habt ihr
einen Vater oder einen Bruder? V.20. Und wir sprachen zu meinem Herrn:
Wir haben einen Vater, einen alten Mann, und einen Knaben in seinem Alter, einen
jungen Knaben; und sein Bruder ist gestorben, und er allein ist von seiner
Mutter übrig geblieben, und sein Vater liebt ihn. Mit unbewusster,
schlichter Geschicklichkeit wird hier die Liebe Jakobs zu dem einzigen
verbliebenen Sohn seiner geliebten Rahel dargestellt, V.21. Und du sprachst
zu deinen Knechten: Bringt ihn zu mir herab, dass ich ihn sehe. Die Bitte
ist hier weniger förmlich und eindringlicher. V.22. Und wir sprachen zu
meinem Herrn: Der Knabe kann seinen Vater nicht verlassen; denn wenn er seinen
Vater verließe, würde der Vater sterben. Daraus können wir schließen, dass
die Weigerung der Brüder, Benjamin mitzubringen, ihre erste Gefangenschaft
verursacht hatte. Die Aussicht auf eine wohlwollende Aufnahme durch Joseph
hatte die Brüder dazu gebracht, zuzustimmen. V.23. Und du sprachst zu deinen
Knechten: Wenn euer jüngster Bruder nicht mit euch herabkommt, sollt ihr mein
Angesicht nicht mehr sehen, was bedeutete, dass sie kein Getreide mehr
kaufen konnten, wenn sie diese Bedingung nicht erfüllten. V.24. Und es
geschah, als wir zu deinem Knecht, meinem Vater, hinaufkamen, da berichteten
wir ihm die Worte meines Herrn. V.25. Und unser Vater sagte: Geht noch
einmal hin und kauft uns ein wenig Nahrung. V.26. Und wir sagten: Wir
können nicht hinabziehen; wenn unser jüngster Bruder mit uns ist, dann wollen
wir hinabziehen; denn wir können das Angesicht des Mannes nicht sehen, wenn
unser jüngster Bruder nicht mit uns ist. V.27. Und dein Knecht, mein
Vater, sprach zu uns: Ihr wisst, dass meine Frau Rahel, die er wirklich als
solche betrachtete, mir zwei Söhne gebar; V.28. und der eine ging von
mir aus, er wurde Jakob auf gewaltsame Weise genommen, und ich sagte: Fürwahr,
zerrissen, zerrissen, das war die einzige Schlussfolgerung, zu der er
aufgrund der vorgelegten Beweise kommen konnte; und ich habe ihn seitdem
nicht mehr gesehen; Vers 29. Und wenn ihr mir auch diesen nehmt und
Unheil, irgendein Leid oder eine Gefahr, ihm widerfährt, werdet ihr
meine grauen Haare vor Kummer ins Grab bringen. Es war eine meisterhafte
Darstellung der Liebe und Hingabe, die nun die Beziehung in der Familie Jakobs
kennzeichnete. Mit diesen Worten schloss Juda seine
Bitte in einem bemerkenswert beredten Ausbruch ab. V.30. Nun, wenn ich also
zu deinem Knecht, meinem Vater, komme und der Junge nicht bei uns ist; da seine
Seele an die Seele des Jungen gebunden ist, war seine Seele buchstäblich an
die Seele Benjamins gebunden; V.31. Wenn er sieht, dass der Junge nicht bei
uns ist, wird er sterben, und deine Knechte werden die grauen Haare deines
Knechtes, unseres Vaters, vor Kummer ins Grab bringen, in das Reich der
Toten. V.32. Denn dein Knecht ist für den Jungen meinem Vater gegenüber eine
Bürgschaft eingegangen und hat gesagt: Wenn ich ihn nicht zu dir bringe, werde
ich die Schuld für immer vor meinem Vater tragen. V.33. Nun, so lass
deinen Knecht an des Knaben Statt zum Knecht meines
Herrn bleiben, und den Knaben führe hinauf mit seinen Brüdern. Diese Bitte
war ein wunderbarer Liebesbeweis, sowohl für den alten Vater als auch für
Benjamin, da es bedeutete, in Ägypten ein Sklave zu werden, ohne Hoffnung auf
Erlösung. V.34. Denn wie soll ich hinaufziehen zu meinem Vater,
wenn der Knabe nicht mit mir ist? Ich könnte den Kummer
nicht sehen, der über meinen Vater kommen wird. Dieses
erhabene und eindrucksvolle, lebhafte und leidenschaftliche Gebet, das in dem
letzten rührenden Appell mit seinem aufopfernden Angebot gipfelt, ist eine der
erhabensten Stellen im gesamten Alten Testament und erinnert uns nebenbei an
das unendlich größere Opfer, das der Held aus dem Stamm Juda,
der Bürge für seine Brüder nach dem Fleisch wurde, brachte, indem er sein Leben
für sie hingab.
Die Versöhnung zwischen Joseph und
seinen Brüdern
Joseph gibt sich zu erkennen (V.
1-15): V.1. Da konnte sich Josef nicht mehr zurückhalten vor allen, die um
ihn herumstanden, und er rief: „Lasst alle von mir weggehen!“ Jetzt, da er
einen so eindeutigen Beweis für die aufrichtige Reue seiner Brüder hatte,
konnte er seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle halten. Aber er wollte
nicht, dass seine ägyptischen Diener Zeuge seiner Versöhnung mit seinen Brüdern
wurden. Und es war kein Mensch bei ihm, als sich Josef seinen Brüdern zu
erkennen gab, denn alle Diener hatten auf sein Geheiß den Raum verlassen,
da sie nicht in der Lage waren, die Offenbarungen zu verstehen, die nun gemacht
werden würden. V.2. Und er weinte laut; seine Emotionen, seine Erregung,
die so lange unterdrückt worden waren, brachen wie eine Flut hervor, die jedes
Hindernis mit sich riss. Und die Ägypter, die Diener draußen und das Haus
des Pharao hörten es, entweder weil das Haus Josephs in der Nähe des
königlichen Palastes lag oder weil die Nachricht schnell dorthin getragen
wurde. V.3. Und Joseph sprach zu seinen Brüdern: Ich bin Joseph. Die
Plötzlichkeit der Ankündigung war auf die Intensität seiner Emotionen
zurückzuführen. Lebt mein Vater noch? Er hatte die Information bereits
erhalten, Kapitel 43, 28, aber seine liebevolle Sorge verlangt nach einer
erneuten Bestätigung. Und seine Brüder konnten ihm nicht antworten, denn sie
waren erschrocken in seiner Gegenwart. Die Schrecken eines schlechten
Gewissens ergriffen sie erneut, und ihr Erstaunen hinderte sie daran, auch nur
ein Wort zu sagen. V.4. Und Joseph sprach zu seinen Brüdern: Kommt doch
näher zu mir! Er war gezwungen, sie zu überreden und einzuladen. Und sie
kamen näher, mehr aufgrund seiner Einladung als aufgrund der Kraft ihrer
Liebe. Und er sprach: Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten
verkauft habt. Er sagt es nicht, um ihnen Vorwürfe zu machen, sondern um
ihnen seine Identität zu versichern. V.5. Darum seid nun nicht betrübt und
macht euch keine Vorwürfe, dass ihr mich hierher verkauft habt. Er sah an
ihrem Gesichtsausdruck und in ihren Augen, dass der Kummer über ihr Verbrechen
und der Zorn über ihre elende Eifersucht in ihren Herzen kämpften. Denn Gott
hat mich vor euch hergesandt, um Leben zu erhalten;
die ganze Angelegenheit, obwohl voller menschlicher Schwäche und Sünde, hatte
nach Gottes Ratschluss zur Erhaltung des Lebens beigetragen, nicht nur in
Ägypten, sondern auch für die patriarchalische Familie. V.6. Seit zwei
Jahren herrscht Hungersnot im Land, und es sind noch fünf Jahre, in denen es
weder Ernte noch Aussaat geben wird. Die Hungersnot, wie Joseph lebhaft
beschreibt, war selbst dann noch mitten im Land, und für weitere fünf Jahre
würde es weder Pflügen noch Ernten geben. V.7. Und Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch auf der Erde zu erhalten und euer Leben
durch eine große Rettung zu bewahren. Die Rettung der patriarchalischen
Familie, der Träger der messianischen Verheißung, war von noch größerer
Bedeutung als die Erhaltung der Ägypter. Es war der Wille Gottes, wie Joseph
nun sehr deutlich erkannte, dass die Familie und die Nachkommenschaft Jakobs
durch diese Hungersnot am Leben bleiben sollten, was letztendlich dazu führen
würde, dass sie eine große Schar sein würden, die dem Tod und der Zerstörung
entkommen war. Selbst hier fehlt es nicht an der messianischen Idee. V.8. So
habt nun nicht ihr mich hierher gesandt, sondern Gott; sie waren nur
Werkzeuge in der Hand der Vorsehung; und er hat mich dem Pharao zum Vater
gemacht, zu seinem vertrauten Ratgeber und Freund, und zum Herrn seines
ganzen Hauses und zum Herrscher über das ganze Land Ägypten. So vergab
Josef, der früher anscheinend ein Tyrann war, seinen reuigen Brüdern ihre große
Sünde und versicherte ihnen, dass er ihnen nichts Böses wünsche, so wie der
Herr, nachdem er uns mit großer Strenge geprüft hat, sich als unser lieber
Vater in Christus Jesus erweist. V.9. Beeilt euch und geht hinauf zu meinem
Vater und sagt zu ihm: So spricht dein Sohn Joseph: Gott hat mich zum Herrn
über ganz Ägypten gemacht; komm zu mir herab, zögere nicht; V.10. und du
sollst im Land Goschen wohnen, im östlichen Nildelta, und du sollst mir
nahe sein, du und deine Kinder und deine Enkelkinder, deine Schafe,
deine Rinder und alles, was du hast, V.11. und dort werde ich dich
ernähren; denn es gibt noch fünf Jahre Hungersnot; damit du, dein Haushalt und
alles, was du hast, nicht verarmst und so stark verarmst, dass du
tatsächlich Not leidest und dein Besitz von anderen übernommen wird. Auf diese
Botschaft und Einladung hatte Joseph in seiner ganzen Rede hingearbeitet. Und
da die Brüder immer noch ratlos waren, drängte Joseph sie noch einmal, die
Situation richtig zu sehen. V.12. Und siehe, eure Augen und die Augen meines
Bruders Benjamin sehen, dass es mein Mund ist, der zu euch spricht, dass
die ganze Szene kein Traum und keine Täuschung war. V.13. Und ihr sollt
meinem Vater von all meiner Herrlichkeit in Ägypten und von allem, was ihr
gesehen habt, erzählen; und ihr sollt euch beeilen und meinen Vater hierher
bringen. Je vollständiger die Beschreibung der tatsächlichen Verhältnisse
war, desto eher würde Jakob glauben; und was Joseph sich vor allem wünschte,
war Eile. V.14. Und er fiel seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte,
und Benjamin weinte an seinem Hals. Nachdem er auf diese Weise seinem
Herzen die aufgestauten Emotionen erleichtert hatte, begrüßte Joseph nun
zunächst seinen Bruder Benjamin, wie es nach einer Trennung von mehr als
zwanzig Jahren zu erwarten war. V.15, Außerdem küsste er alle seine Brüder
und weinte an ihnen, während sie in seiner Umarmung lagen; und danach
sprachen seine Brüder mit ihm, nachdem sie nun die Gewissheit erlangt
hatten, dass Joseph nicht die Absicht hatte, sich an ihnen zu rächen, sondern
dass seine Liebe all das Unrecht vergessen hatte, das sie begangen hatten.
Jakob wird nach Ägypten eingeladen
(V. 16-34 – Vers 16. Und das Gerücht davon drang in des Pharao Haus, dass
Josephs Brüder gekommen wären. Die Nachricht erreichte den königlichen
Palast sehr bald. Und es gefiel dem Pharao und seinen Knechten wohl, was
die hohe Wertschätzung zeigt, die Josef genoss; denn alle Nomadenstämme,
einschließlich der Hebräer, wurden von den Ägyptern verachtet. Letzteres wurde
in der allgemeinen Freude vergessen. Vers 17. Und der Pharao sprach zu
Joseph: Sage deinen Brüdern: So tut: Ladet eure Tiere und zieht hin, zieht ins
Land Kanaan; Vers 18. und nehmt euren Vater und eure Haushalte und kommt
zu mir; und ich will euch das Gute des Landes Ägypten geben, und ihr sollt das
Fett des Landes essen. Die besten und reichhaltigsten Produkte des Landes
sollten ihnen zur Verfügung stehen, als wären sie wirklich königliche
Verwandte. V.19. Nun ist dir befohlen, dies anzuordnen, die Sprache der
verbindlichen Höflichkeit: Nehmt eure Wagen aus dem Land Ägypten für eure
Kleinen und für eure Frauen, und bringt euren Vater mit und kommt. Sie
sollten mit allen Annehmlichkeiten für die Reise ausgestattet werden,
insbesondere mit den zweirädrigen Wagen Ägyptens, die sich auch in der weglosen
Wüste gut einsetzen ließen. V.20. Achtet auch nicht auf eure Sachen, sie
sollten sich nicht über den Verlust einiger Möbelstücke ärgern, die über eine
so lange Strecke nicht gut transportiert werden konnten; denn die Güter des
ganzen Landes Ägypten gehören euch. V.21. Und die Kinder Israel taten
so; und Joseph gab ihnen Wagen, wie es der Pharao befohlen hatte, und gab ihnen
Proviant für den Weg; er kümmerte sich um all ihre Bedürfnisse für die
Reise. V.22. Allen gab er jedem Mann Wechselkleidung; jeder der Brüder
wurde mit einem neuen Anzug ausgestattet; aber Benjamin gab er dreihundert
Silberstücke und fünf Wechselkleider, Festtagskleidung, als Wechsel für die
übliche Kleidung. V.23. Und seinem Vater sandte er auf folgende Weise: zehn
Esel, beladen mit den guten Dingen Ägyptens, Geschenke, die andeuten
sollten, was Jakob in dem Land erwarten könnte, dessen König ihn eingeladen
hatte, und zehn Eselinnen, beladen mit Getreide, Brot und Fleisch für seinen
Vater auf dem Weg. Das Getreide, das Brot und die anderen Lebensmittel
sollten als Proviant für Jakob und seinen Haushalt auf dem Weg nach Ägypten
dienen. V.24. So schickte er seine Brüder fort, und sie gingen. Und er
sprach zu ihnen: Seht zu, dass ihr euch unterwegs nicht streitet. Sie
sollten nicht in Versuchung geraten, sich an das alte Verbrechen zu erinnern,
wer wirklich das Unrecht angestiftet hatte, und so erneut zu sündigen. Diese
Warnung hat auch heute noch ihren Wert, unter ähnlichen Umständen. V.25. Und
sie zogen aus Ägypten herauf und kamen in das Land Kanaan zu Jakob, ihrem
Vater, V.26. und sagten ihm und sprachen: Joseph lebt noch und ist Herr
über ganz Ägyptenland. Ihre extreme Freude lässt sie die Ankündigung ihrer
Neuigkeiten fast zu abrupt machen. Und Jakobs Herz erstarrte, es blieb
vor Kälte und Erstaunen stehen, denn er glaubte ihnen nicht. Die
Nachricht war zu wunderbar, um wahr zu sein, nach all den Jahren der Trauer.
V.27. Und sie erzählten ihm alle Worte Josephs, die er zu ihnen gesagt
hatte; und als er die Wagen sah, die Joseph geschickt hatte, um ihn zu holen,
ein konkreter Beweis für Josephs Liebe und die Wahrheit des Berichts über ihn, belebte
sich der Geist Jakobs, ihres Vaters; er war erfüllt von neuem Leben und
neuer Kraft. V.28. Und Israel sagte: Es ist genug; Joseph, mein Sohn, lebt
noch; ich will hin und ihn sehen, ehe ich sterbe. Er
zweifelte nicht mehr; er war überzeugt; und er hatte nur einen großen Wunsch,
nämlich seinen Sohn so bald wie möglich zu sehen. Der Herr mag seine Kinder
viele Jahre lang viele schwere Kreuze tragen lassen, aber schließlich bringt er
immer Freude und Glück in ihre Herzen.
Jakob zieht nach Ägypten
Die Reise über Beerscheba nach Ägypten
(V. 1-7): V.1. Und Israel machte sich mit allem, was er hatte, auf den Weg
und kam nach Beerscheba und opferte dem Gott seines Vaters Isaak. Von
Hebron, Kap. 37, 14, entfernte Jakob, der Vater der Kinder Israel, alles, was
sich ohne Schwierigkeiten transportieren ließ, und reiste zunächst nach
Beerscheba, an der südlichen Grenze Kanaans. Obwohl der Druck der Hungersnot
und die Einladung sowohl von Joseph als auch vom Pharao offensichtlich Hinweise
von Gott waren, war er angesichts der Größe des Vorhabens und seiner möglichen
Folgen nicht ohne ernsthafte Bedenken und Ängste. V.2. Und Gott sprach zu
Israel in einer nächtliche Erscheinung und sagte: Jakob, Jakob! Und er
sprach: Hier bin ich. So erschien Gott selbst, den er mit seinen Opfern
angebetet hatte, Jakob in diesem entscheidenden Moment und sprach zu ihm in
einer nächtlichen Traumvision. V.3. Und er sprach: Ich bin Gott, der
Mächtige, der Gewaltige, der Gott deines Vaters, der einzige wahre Gott.
Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn dort werde ich dich zu
einer großen Nation machen. Was Gott zu Abraham in allgemeiner Form gesagt
hatte (Kapitel 15, 13–16), bezog er hier auf den Aufenthalt in Ägypten. Er
billigte nicht nur die Umsiedlung Jakobs nach Ägypten, sondern versprach ihm
auch seinen Segen in dem fremden Land. V.4. Ich will mit dir hinab nach
Ägypten ziehen und will dich auch wieder heraufführen. Sein Schutz sollte
sie bei ihrem Umzug, ihrem Aufenthalt und der letztendlichen Rückkehr der
Kinder Israels begleiten. Diese Verheißung sollte Jakob außerdem an die größere
und wichtigere Prophezeiung erinnern, nämlich die des Messias, der sein
Nachkomme sein sollte. Und Josef soll seine Hand auf deine Augen legen;
der letzte Liebesdienst, als Jakob im Sterben seine Augen schloss, würde von
dem Sohn vollzogen werden, den er so lange für tot gehalten hatte. V.5. Und
Jakob machte sich von Beerscheba auf den Weg, und er setzte seine Reise
fröhlich fort; und die Söhne Israels hoben Jakob, ihren Vater, ihre Kinder
und ihre Frauen in den Wagen, die der Pharao geschickt hatte, um sie zu holen,
wodurch alle Strapazen der Reise beseitigt wurden. V.6. Und sie nahmen ihr
Vieh und ihre Güter, die sie im Land Kanaan erworben hatten, eine wahrlich
riesige Karawane, und kamen nach Ägypten, Jakob und sein ganzer Same mit
ihm; Vers 7. seine Söhne und die Söhne seiner Söhne mit ihm, seine
Töchter und die Töchter der Söhne, ein allgemeiner Ausdruck, der
wahrscheinlich nicht nur Dina und Serah, sondern auch
die Schwiegertöchter umfasst, und seinen ganzen Samen brachte er mit nach
Ägypten. Ganz gleich, wie sich die Lebensbedingungen für Gläubige ändern
mögen, das Wort der Barmherzigkeit Gottes bleibt unverändert, und Seine Güte
und Wahrheit walten über ihnen für immer.
Liste der Seelen in Jakobs Familie
(V. 18-27): V.8. Und dies sind die Namen der Kinder Israels, die nach
Ägypten kamen: Jakob und seine Söhne, deren Namen hier als die Vorfahren
dieser großen Nation verzeichnet sind, die in Ägypten heranwuchs: Ruben,
Jakobs Erstgeborener. V.9. Und die Söhne Rubens: Hanoch,
Phallu, Hezron und Karmi.
V.10. Und die Söhne Simeons: Jemuel (oder Nemuel), Jamin, Ohad, Jachin (oder Jarib), Zohar
(oder Zerah) und Saul, der Sohn einer
kanaanitischen Frau. Vgl. Num. 26, 12. 13; 1 Chron. 4, 24. V.11. Und die
Söhne Levis: Gerson (oder Gershom), Kehat und Merari. V.12. Und die Söhne Judas: Ger, Onan, Schela, Perez und Serach. Aber Ger und Onan starben
im Land Kanaan. Die Söhne von Perez waren Hezron
und Hamul. V.13. Die Söhne von Isaschar waren Tola, Puwa (oder Puwa), Job
(oder Jaschub) und Schimron.
Vgl. 1 Chronik 7, 1. V.14. Die Söhne von Sebulon
waren Sered, Elon und Jachleel.
V.15. Dies sind die Söhne Leas, die sie Jakob in Padanaram
gebar, wo die Familie durch die Geburt der sechs Söhne gegründet wurde, zusammen
mit seiner Tochter Dina. Alle Seelen seiner Söhne und Töchter waren
dreiunddreißig, nämlich sechs Söhne, dreiundzwanzig Enkel, zwei Urenkel,
eine Tochter und Jakob selbst, insgesamt dreiunddreißig. V.16. Und die Söhne
Gads: Sipheon, Haggi, Suni,
Ezbun (oder Ozni),
Eri, Arodi und Areli.
V.17. Und die Söhne Assers: Jimna, Jischua, Jischwi, Beria und Serach, ihre Schwester; und die Söhne Berias: Heber und Malkiel. V.18. Dies sind die Söhne der Silpa, die Laban seiner Tochter Lea gab, und diese gebar
Jakob sechzehn Seelen, nämlich zwei Söhne, elf Enkel, zwei Urenkel und eine
Tochter. V.19. Die Söhne Rahels, Jakobs (bevorzugter oder geliebtester) Frau: Joseph und Benjamin. V.20. Und
Joseph wurden im Land Ägypten geboren Manasse und Ephraim, die ihm gebar Asenath, die Tochter Potipheras,
des Priesters zu On. V.21. Die Kinder aber Benjamins waren: Bela,
Becher, Ashbel, Gera, Naeman,
Ehi, Rosch, Muppim, Huppim (oder Hupham) und Ard. V.22. Dies sind die Söhne Rahels, die Jakob
geboren wurden. Alle Seelen waren vierzehn; nämlich zwei Söhne und zwölf
Enkel, darunter zwei Urenkel, Num. 26, 40. V.23. Und die Söhne Dans: Huschim. V.24. Und die Söhne Naphtalis: Jahzeel und Guni und Jezer und Schillem. V.25. Das
sind die Söhne Bilhas, die Laban seiner Tochter Rahel
gab, und sie gebar Jakob diese. Alle Seelen waren sieben; nämlich zwei
Söhne und fünf Enkel. V.26. Alle Seelen, die mit Jakob nach Ägypten kamen,
die aus seinen Lenden kamen, außer den Frauen der Söhne Jakobs, alle Seelen
waren sechsundsechzig; V.27. und die Söhne Josephs, die ihm in Ägypten
geboren wurden, waren zwei Seelen; alle Seelen des Hauses Jakob, die nach
Ägypten kamen, waren siebzig. Beachten Sie, dass diese Aufzählung nach dem
Brauch erfolgt, die Gründer von Familien in einer solchen Tabelle aufzulisten,
auch wenn einige von ihnen noch nicht geboren waren. Vgl. 2. Mose 1,5; 5. Mose
10,22. Zusätzlich zu den zwölf Söhnen Jakobs, die die zwölf Stämme gründeten,
werden all jene Enkel und Urenkel aufgeführt, die zu den Vorfahren unabhängiger
Familien mit großer Anzahl und großem Einfluss wurden. Aus diesem Grund sind im
Bericht des Stephanus in Apostelgeschichte 7,14 drei Enkel und zwei Urenkel
Josefs enthalten. „Nur so lässt sich die ansonsten unerklärliche Tatsache
erklären, dass es in den Tagen des Mose mit Ausnahme des Doppelstamms Joseph in
keinem der Stämme Nachkommen eines Sohnes oder Urenkels Jakobs gab, die nicht
in dieser Liste erwähnt werden.“ Die hier genannten Namen stellen den Kern dar,
aus dem die Kinder Israels, die große Nation, erwuchsen. [Sie ist das neue Volk
Gottes, das den Völkern dieser Welt entgegengestellt wird, die auf der
Völkertafel 1. Mose 10 auch mit 70 angegeben werden.]
Die Begegnung von Jakob und Joseph
(V. 28-34): V.28. Und er sandte Juda vor sich zu
Joseph, um ihn nach Goschen zu führen. Dies war eine Auszeichnung, die Juda hier aufgrund seines jüngsten heldenhaften Einsatzes zuteil wurde; er sollte von Joseph verbindliche Anweisungen
bezüglich des genauen Ortes erhalten, der für die Ansiedlung der Israeliten
vorgesehen war, und dann als Führer der Karawane fungieren. Und sie kamen in
das Land Goschen, im nordöstlichen Teil Ägyptens, im östlichen Nildelta.
V.29. Und Joseph spannte seinen Wagen an, er ließ die Pferde an seinen
eigenen schönen Wagen spannen, und zog hinauf, um Israel, seinem Vater, nach
Goschen entgegenzutreten, und zeigte sich ihm, erschien vor ihm in all
seiner königlichen Pracht; und als er ihn sah, fiel er ihm um den Hals und
weinte eine ganze Weile an seinem Hals, weinte in seiner Umarmung, seine
Rührung über dieses glückliche Wiedersehen überwältigte ihn fast. V.30. Und
Israel sprach zu Joseph: Nun kann ich sterben, nachdem ich dein Angesicht gesehen
habe, dass du noch lebst. Nachdem Jakob dieses letzte große Zeichen der
göttlichen Gunst erlebt hatte, war er nun bereit und willens zu sterben. V.31. Und
Joseph sprach zu seinen Brüdern und zu seines Vaters Haus: Ich will
hinaufziehen und dem Pharao ansagen und zu ihm sagen: Meine Brüder und meines
Vaters Haus, die im Lande Kanaan waren, sind zu mir gekommen; v. 32. und
die Männer sind Hirten, denn ihr Beruf war es, Vieh zu weiden, sie waren
ihr ganzes Leben lang Schafhirten und Viehzüchter gewesen; und sie haben
ihre Herden und ihre Rinder und alles, was sie haben, mitgebracht. Dies war
eine Art von Offenheit, die die niedere Herkunft nicht als Schande betrachtete,
im Gegensatz zum Verhalten vieler Kinder in unseren Tagen, die sich für den
niedrigen Stand ihrer Eltern und Verwandten schämen. V.33. Und es soll
geschehen, wenn Pharao euch ruft, befiehlt er ihnen, am königlichen Hof zu
erscheinen, und sagt: Was ist euer Beruf? V.34. dass ihr sagt: Der
Beruf deiner Diener war von unserer Jugend an bis jetzt der Viehzucht, denn
Viehzüchter zu sein, war der traditionelle Beruf der Familie, sowohl unserer
als auch der unserer Väter; damit ihr im Land Goschen wohnen könnt, damit
der Pharao den Befehl Josefs bestätigen möge, ihnen zu erlauben, dort ihr
Zuhause zu errichten; denn jeder Hirte ist den Ägyptern ein Greuel. Da sie selbst die Landwirtschaft als Grundlage
der nationalen Stabilität betrachteten, betrachteten die Ägypter alle
nomadischen Lebensformen als barbarische Existenzform. In der Haltung Josephs
lag viel Klugheit, denn er wusste, dass seine Verwandten unter dem Deckmantel
der Verachtung der Ägypter abgeschieden und unvermischt bleiben, ihre alte
Religion und ihre Bräuche beibehalten und somit würdig sein würden, die Träger
der messianischen Verheißung zu sein. Zufälligerweise würden sie einen sehr
reichen Teil des Landes Ägypten besetzen. Es ist weitaus besser, in einer
niedrigen Stellung zu sein und dem Herrn treu zu bleiben, als eine
herausragende Position einzunehmen und seine Güte und Barmherzigkeit zu
leugnen.
Ereignisse in Ägypten während der
Hungersnot
Jakob und fünf seiner Söhne werden
Pharao vorgestellt (V. 1-10): V.1. Da kam Joseph und berichtete dem
Pharao: „Mein Vater und meine Brüder, ihr Klein- und Großvieh und alles, was
sie haben, sind aus dem Land Kanaan gekommen; und siehe, sie sind im Land
Goschen.“ Dies war die formelle und offizielle Benachrichtigung über ihre
Ankunft im Herrschaftsgebiet des Pharaos. V.2. Und er nahm einige seiner
Brüder, insgesamt fünf Männer, und stellte sie dem Pharao vor. V.3.
Und der Pharao sprach zu seinen Brüdern: Was ist euer Beruf? Sie sprachen zum
Pharao: Deine Knechte sind Schafhirten, sowohl wir als auch unsere Väter.
Wie Joseph die Frage des Pharao vorausgesehen hatte, so hatte seine Anweisung
an seine Brüder gerade den Fall abgedeckt. V.4. Sie sprachen weiter zu
Pharao: Um im Land zu verweilen, um hier nur eine Weile als Fremde zu
leben, sind wir gekommen; denn deine Knechte haben keine Weide für ihre
Herden; denn die Hungersnot ist groß im Land Kanaan. Nun bitten wir dich, deine
Knechte im Land Goschen wohnen zu lassen. V.5. Und Pharao sprach zu
Joseph: Dein Vater und deine Brüder sind zu dir gekommen; V.6.Das Land
Ägypten steht dir offen. Lass deinen Vater und deine Brüder im besten Teil des
Landes wohnen; er möge ihnen Wohnorte geben, wo immer er sie für ihre
Zwecke für am besten hält, im Land Goschen sollen sie wohnen. Es zeugt
von Taktgefühl seitens des Pharaos, dass er Joseph das Recht und die
Entscheidung über die Ansiedlung in Goschen überlässt. Und wenn du unter ihnen
tüchtige Leute kennst, fähige, tatkräftige Männer, dann setze sie als Aufseher
über mein Vieh ein, sie sollten als Oberhirten eingesetzt werden. V.7. Und
Joseph brachte Jakob, seinen Vater, nachdem der erste Teil der Audienz so
erfolgreich verlaufen war, und stellte ihn vor den Pharao, stellte ihn
dem König vor; und Jakob segnete den Pharao. Es war kein gewöhnlicher,
demütiger Gruß, sondern ein wahrer priesterlicher Segen. V.8. Und der Pharao
sprach zu Jakob: Wie alt bist du? Eine Frage der Höflichkeit. V.9. Und
Jakob sprach zum Pharao: Die Tage der Jahre meiner Pilgerfahrt sind 130 Jahre. Der
Ausdruck ist bewusst gewählt, um eine Ausdehnung, eine Dauer, anzudeuten.
Wenige und böse waren die Tage der Jahre meines Lebens und haben nicht die Tage
der Jahre des Lebens meiner Väter in den Tagen ihrer Pilgerfahrt erreicht.
Hier wird die Klage des Mose vorweggenommen: „Doch ihre Kraft ist Mühe und
Schmerz, denn sie ist bald abgeschnitten, und wir fliegen davon“, Ps. 90, 10.
Das Alter Jakobs, obwohl er nicht so schnell starb, wie er erwartet hatte, war
in der Tat viel kürzer als das Abrahams und Isaaks, und außerdem hatte ihm sein
kürzeres Leben viel Kummer und Leid gebracht. Die Gläubigen haben keine
Garantie für Immunität gegen die Probleme dieser Erde, sondern sind im
Gegenteil sehr oft gezwungen, ein ungewöhnliches Maß zu tragen, und sie tragen
sie bereitwillig in der Furcht vor Gott. V.10. Und Jakob segnete den Pharao
und ging vor dem Pharao hinaus. Wenn die Fürsten der Welt den Gläubigen
einen Ort gewähren, an dem sie in Frieden und Sicherheit leben und anbeten
können, werden sie im Gegenzug den Segen des Herrn erhalten.
Die Folgen der schweren Hungersnot
(V. 11-26): V.11. Und Joseph brachte seinen Vater und seine Brüder unter und
wies ihnen Land zu, wo sie leben konnten, und gab ihnen Besitz im Land
Ägypten, im besten Teil des Landes, im Land Ramses, ein anderer Name für
Goschen, wahrscheinlich nach seiner Hauptstadt oder Hauptstadt, wie der
Pharao befohlen hatte. So erfüllte Joseph alle Verpflichtungen, die seine
Liebe zu seinem Vater und zu seinen Brüdern von ihm verlangten, ein leuchtendes
Beispiel für unsere selbstsüchtige Zeit. V.12. Und Joseph versorgte seinen
Vater und seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters mit Brot, entsprechend der
Zahl ihrer Kinder, wörtlich: nach dem Mund der Kleinen, entsprechend den
Bedürfnissen jeder Familie, je nach Anzahl der Kinder. Er sorgte gut für sie.
V.13. Und es gab kein Brot im ganzen
Land; denn die Hungersnot war sehr groß, so dass das Land Ägypten und das ganze
Land Kanaan vor Hunger verschmachtete, sie verschmachteten vor
Kraftlosigkeit. Diese Tatsache wird aufgezeichnet, um die Größe des Nutzens zu
betonen, den Joseph seinen Verwandten erwies. V.14. Und Joseph sammelte
alles Geld, das im Land Ägypten und im Lande Kanaan gefunden wurde, für das
Getreide, das sie kauften; und Joseph brachte das Geld in das Haus des Pharao.
Das Bargeld, das sich in den Händen der Menschen beider Länder befand, wurde in
den ersten Jahren der Hungersnot aufgebraucht und gelangte durch die Hände
Josephs in die Schatzkammer des Königs von Ägypten. V.15. Und als das Geld
im Land Ägypten und im Land Kanaan knapp wurde, kamen alle Ägypter zu Joseph
und sagten: Gib uns Brot, denn warum sollten wir vor deinen Augen sterben? Denn
das Geld wird knapp. Er konnte es sicherlich nicht ertragen, sie vor sich
sterben zu sehen, während er die Mittel hatte, ihr Leben zu retten. Es gab
einfach kein Geld mehr zum Ausgeben; ihr letztes bisschen Silber war für
Lebensmittel ausgegeben worden. V.16. Und Joseph sprach: Gebt euer Vieh her,
so will ich euch dafür geben, wenn ihr kein Geld mehr habt. V.17. Und
sie brachten ihr Vieh zu Joseph, und Joseph gab ihnen Brot im Austausch für
Pferde, für die Schafherden und für die Rinderherden und für die Esel; und er
versorgte sie mit Brot für ihr gesamtes Vieh in jenem Jahr. Er führte sie
gemäß seinem Vorschlag, er sorgte für ihre Bedürfnisse und nahm ihren gesamten
Besitz in Form von Herden und Vieh als Bezahlung. V.18. Als das Jahr zu Ende
war, kamen sie im zweiten Jahr zu ihm, das heißt, im zweiten Jahr, nachdem
sie ihr letztes Geld für Lebensmittel ausgegeben hatten, und sagten zu ihm:
Wir wollen meinem Herrn nicht verheimlichen, dass unser Geld aufgebraucht ist;
mein Herr hat auch unsere Viehherden; es gibt nichts mehr, was meinem Herrn
gehört, außer unseren Körpern und unserem Land. Sie waren all ihres
beweglichen Besitzes beraubt worden, sie hatten ihr gesamtes persönliches
Eigentum aufgegeben. V.19. Warum sollen wir vor deinen Augen sterben, wir
und unser Land? Sie hatten ihre Notlage offen dargelegt und blickten nun zu
Joseph auf, um Hilfe zu erhalten. Kaufe uns und unser Land für Brot, und wir
und unser Land werden Diener des Pharao sein, sie waren bereit, sich in die
Sklaverei oder Leibeigenschaft zu verkaufen; und gib uns Saatgut, damit wir
leben und nicht sterben, damit das Land nicht zur Wüste wird. Es war ein
letzter, aber auch der einzige verzweifelte Ausweg. V.20. Und Josef kaufte
dem Pharao das ganze Land Ägypten ab; denn die Ägypter verkauften jeder seinen
Acker, weil die Hungersnot über sie kam; so wurde das Land des Pharao. Josef
kaufte es im Austausch für die Lebensmittel, die er dem Volk gab, um es am
Leben zu erhalten. V.21. Und das Volk siedelte er in die Städte um, von
einem Ende der Grenze Ägyptens bis zum anderen Ende. Da ihr Land im Besitz
der Krone war, wurde den Menschen befohlen, sich in und in der Nähe der Städte
niederzulassen, wo sich die Vorratshäuser befanden. Diese Maßnahme vereinfachte
die Ernährung der großen Massen während der verbleibenden Jahre der Hungersnot.
V.22. Nur das Land der Priester kaufte er nicht; denn den Priestern war ein
Teil von Pharao zugewiesen worden, und sie aßen ihren Teil, den Pharao ihnen
gab; deshalb verkauften sie ihr Land nicht. Sie wurden auf Kosten des
Königs versorgt und standen daher nicht vor der Alternative, ihr Land zu
verkaufen oder zu verhungern. V.23. Da sprach Joseph zum Volk: Siehe, ich
habe euch heute und euer Land für den Pharao gekauft, sie waren nun in
Knechtschaft oder Leibeigenschaft der Krone; seht, hier ist Saatgut für
euch, und ihr sollt das Land besäen. V.24. Und es soll geschehen, dass
ihr bei der Ernte den fünften Teil dem Pharao gebt, und vier Teile sollen euch
gehören, für Saatgut auf dem Feld und für eure Nahrung und für die eurer
Haushalte und für die Nahrung für eure Kleinen. In Anbetracht der Tatsache,
dass das gesamte Land nun auf den Namen des Königs übertragen worden war, war
diese Steuer oder Pacht wirklich bemerkenswert niedrig, selbst wenn sie die
Leibeigenschaft beinhaltete. V.25. Und sie sprachen: Du hast uns am Leben
erhalten; lass uns Gnade finden vor den Augen meines Herrn, so wollen wir Leibeigene
des Pharao sein. Das Volk erklärte sich mit dieser Regelung voll und ganz
zufrieden, da es die Weisheit von Josephs Herrschaft spürte. Er hatte
Verschwendung verhindert und eine allgemeine Hungersnot abgewendet. Er hatte
ihr Wohlergehen stets im Auge behalten und ein Wirtschaftssystem eingeführt,
das der gesamten Nation zugutekam. V.26. Und Joseph machte es zu einem
Gesetz über das Land Ägypten bis auf den heutigen Tag, dass der Pharao den
fünften Teil, zwanzig Prozent des Einkommens, das in die königliche
Schatzkammer fließt, als Einnahme erhält; außer dem Land der Priester, das
nicht dem Pharao gehörte. Es war ein großer Segen für Ägypten, dass in
jenen Tagen ein Mann herrschte, der ein hohes Maß an Weisheit mit der Furcht
vor Gott verband, eine Kombination, für die jedes Land Grund zur Dankbarkeit
hat.
Josephs Versprechen an Jakob (V.
27-31): V.27. Und Israel wohnte im Land Ägypten, im Land Goschen; und sie siedelten
dort und wurden fruchtbar und vermehrten sich sehr. Diese Aussage fasst die
Geschichte der Kinder Israels für die nächsten vierhundert Jahre zusammen.
V.28. Und Jakob lebte siebzehn Jahre im Land Ägypten, so lange, wie der
Herr ihm erlaubte, das Glück seiner Kinder zu teilen; so dass das gesamte
Alter Jakobs 147 Jahre betrug. V.29. Und die Zeit nahte, da Israel
sterben musste; und er rief seinen Sohn Joseph und sprach zu ihm: Wenn ich nun
Gnade vor deinen Augen gefunden habe, wenn Joseph bereit war, ihm einen
letzten großen Gefallen zu tun, lege deine Hand unter meine Hüfte, in
einer Geste, die einen feierlichen Eid begleitete, und handle freundlich und
ehrlich mit mir; es wäre ein Akt der Güte und Treue. Begrabe mich nicht
in Ägypten; Vers 30. Ich will bei meinen Vätern liegen, und du sollst
mich aus Ägypten führen und mich an ihrem Begräbnisort begraben, in der
Höhle auf dem Feld von Machpelah, die Abraham nach
Sarahs Tod gekauft hatte, Kapitel 23, 17-20. Und er sprach: Ich will tun,
wie du gesagt hast. Josef verpflichtete sich feierlich, diesen ernsten
Wunsch seines Vaters zu erfüllen. V.31. Und er sprach: Schwöre mir. Und er
schwor ihm. Und Israel neigte sich [anbetend] am Kopfende des Bettes.
Er saß
offenbar auf seiner Liege und stützte sich auf seinen Stab, Hebräer 11, 21. Er
wandte sich nun zum Kopfende des Bettes und betete, dass sein letzter Wunsch
erfüllt werden möge. Selbst auf seinem Sterbebett vergaß Jakob das Land der
Verheißung und die messianische Prophezeiung nicht. So werden Christen Gottes
Wort und Verheißung vor Augen halten, besonders in der Zeit, in der der Tod
nahe ist.
Jakob segnet Ephraim und Manasse
Jakob nimmt die Söhne Josephs als seine
Söhne an (V. 1-7): V.1. Und es begab sich nach diesen Dingen, dass man
Joseph sagte, die Nachricht wurde ihm von einem Sonderboten überbracht: Siehe,
dein Vater ist krank. Dies geschah nicht lange nachdem Jakob Vorkehrungen
für die Überführung seines Leichnams nach Kanaan zur Beerdigung getroffen
hatte. Und er (Joseph) nahm seine beiden Söhne Manasse und Ephraim
mit, die nun etwa zwanzig Jahre alt waren; Manasse war vielleicht etwa
vierundzwanzig und Ephraim ein paar Jahre jünger. V.2. Und man sagte Jakob:
„Siehe, dein Sohn Joseph kommt zu dir“, auch eine Ankündigung durch einen
Sonderboten. Und Israel stärkte sich, mit der Hilfe Gottes sammelte er
all seine verbliebene Kraft und setzte sich auf das Bett; denn er, als
Patriarch und Träger der messianischen Verheißung, hatte eine letzte Pflicht zu
erfüllen. V.3. Und Jakob sprach zu Joseph: Gott, der Allmächtige, erschien
mir zu Lus im Lande Kanaan, zu Beth-El, wo er zwei besondere Offenbarungen
empfing, Kap. 28, 13. 19; 35, 6. 9, und segnete mich, Vers 4. und
sprach zu mir: Siehe, ich will dich fruchtbar machen und vermehren und will
dich zum Haufen Volks machen und will dies Land zu eigen geben deinem Samen
nach dir ewiglich. So wurden sowohl der patriarchalische als auch der
messianische Segen an Jakob gegeben, um sich in seinen Nachkommen zu erfüllen.
V.5. Und nun deine beiden Söhne, die dir in Ägypten geboren wurden, bevor
ich zu dir nach Ägypten kam, sollen mir gehören; Ephraim und Manasse sollen mir
gehören wie Ruben und Simeon. Es ist bezeichnend, dass in dieser formellen
Adoptionserklärung der Name Ephraim vor dem Namen Manasse steht, wodurch das
Geburtsrecht geändert wird. Der göttliche Segen der Verheißung, dessen Träger
Jakob war, ermächtigte ihn, diese beiden Enkel zu adoptieren und ihnen die
gleichen Rechte wie seinen ältesten Söhnen zu gewähren und ihre Nachkommen als
zwei voll anerkannte Stämme unter den Kindern Israels zu bezeichnen. V.6. Und
deine Nachkommen, die du nach ihnen zeugst, sollen dir gehören und nach dem
Namen ihrer Brüder in ihrem Erbe benannt werden; sie sollten keinen dritten
Stamm bilden, sondern in die Stämme Ephraim und Manasse aufgenommen werden,
obwohl ihre Namen in den genealogischen Tabellen eingetragen waren, Num. 26,
28–37; 1 Chron. 7, 14–19. Durch diese Adoption seiner ältesten Söhne durch
Jakob erhielt Joseph das Recht des Erstgeborenen in seinem Erbe, 1 Chron. 5, 2.
Durch diese Regelung des Erbes ehrte Jakob nebenbei auch Rahel. V.7. Und was
mich betrifft, als ich aus Paddan kam, das heißt
Mesopotamien, starb Rahel bei mir, sie starb an seiner Seite und teilte
mit ihm die Mühen und Entbehrungen des Pilgerlebens, im Land Kanaan auf dem
Weg, während sie auf der Reise waren, als es noch ein Stück bis nach Ephrath war; und ich begrub sie dort auf dem Weg nach Ephrath; das ist Bethlehem, wie der Autor erklärend
hinzufügt. Es war für Jakob ein gewisser Trost, dass mindestens drei Stämme
unter den Kindern Israels ihre Abstammung auf Rahel, seine geliebte Frau,
zurückführten. So wurde ihr Andenken in Israel heilig gehalten.
Der Segen für Ephraim und Manasse
(V. 8-22): Vers 8. Und Israel sah die Söhne Josephs und sagte: Wer sind
diese? Da Jakobs Augen vor Alter schwach geworden waren, hatte er die
Anwesenheit der beiden jungen Männer bis jetzt nicht bemerkt. Vers 9. Und
Joseph sagte zu seinem Vater: Sie sind meine Söhne, die Gott mir an diesem Ort
gegeben hat. Und er sagte: Bringe sie mir doch bitte, und ich will sie segnen.
Bis jetzt hatten sie in respektvollem Abstand gestanden, wie es sich für junge
Leute in Gegenwart von Älteren gehört. V.10. Nun waren die Augen Israels
altersbedingt trübe, so dass er nicht sehen konnte, genau wie die seines
Vaters, als dieser seine Söhne segnete. Und er ließ sie herzutreten und
küsste sie und umarmte sie. Der Großvater hatte die Jungen wahrscheinlich
seit Jahren nicht mehr gesehen und war überglücklich über das Wiedersehen.
V.11. Und Israel sprach zu Joseph: Ich hatte nicht gedacht, dein Angesicht
zu sehen, er hatte nicht einmal zu hoffen gewagt, dass ihm so viel Freude zuteil werden würde; und siehe, Gott hat mir auch deinen
Samen gezeigt, diese Kinder. wo Jakob sie in einer liebevollen Umarmung
gehalten hatte, V. !2 Und Joseph nahm sie von Jakobs Knien und er verneigte
sich mit dem Gesicht zur Erde und erwartete den Segen, den sein Vater
bereit war zu geben. V.13. Und Joseph nahm sie beide, Ephraim in seine
rechte Hand zu Israels linker Hand und Manasse in seine linke Hand zu Israels
rechter Hand, und brachte sie zu ihm heran, in der Annahme, dass Jakob beim Segnen der Jungen seine
rechte Hand auf den Kopf von Manasse legen würde. V.14. Und
Israel streckte seine rechte Hand aus und legte sie auf Ephraims, des Jüngeren,
Haupt, und seine linke Hand auf Manasses Haupt, und tat wissentlich so mit
seinen Händen, denn Manasse war der Erstgeborene; er setzte aber den Jüngeren vor den Älteren, obwohl er
dadurch seine Arme verschränken musste. V.15. Und er
segnete Joseph und sprach: Gott, vor dem meine Väter Abraham und Isaak
gewandelt haben, der Gott, der mich mein ganzes Leben lang bis heute genährt
hat, V.16. der
Engel, der Sohn Gottes, der seinen Vätern
und auch ihm selbst zu verschiedenen Zeiten beigestanden hatte, der
mich von allem Bösen erlöst hat, sowohl körperlich als auch seelisch, segne
die Knaben; und mein Name soll auf ihnen sein und der Namen meiner Väter
Abraham und Isaak; in ihnen sollte die Würde
und der Glaube der Patriarchen fortgesetzt werden, in ihnen sollten Gottes
Gaben der Gnade und Erlösung erneuert werden, so wie sie von ihren Vätern
empfangen worden waren; und sie sollen zu einer großen Schar inmitten
der Erde heranwachsen, ihr Wachstum sollte so groß
sein wie das der Fische im Meer. So bekannte Jakob Gott seine tief empfundene Dankbarkeit,
sowohl als seinem Hirten als auch als seinem Retter, und die dreifache
Erwähnung Gottes könnte durchaus auf die Dreifaltigkeit verweisen. V.17. Und als
Josef sah, dass sein Vater seine rechte Hand auf das Haupt Ephraims legte,
missfiel es ihm, denn das Handauflegen war
ein Symbol für die Übertragung geistlicher Gaben, und die rechte Hand
versinnbildlichte den größeren Anteil dieser Segnungen; und er
hielt seines Vaters Hand empor, er ergriff sie sanft und stützte sie, um sie
von Ephraims Kopf zu Manasses Kopf zu bewegen, in dem Gedanken, dass sein Vater einen Fehler gemacht
hatte, ohne sich dessen bewusst zu sein. V.18. Und
Joseph sprach zu seinem Vater: Nicht so, mein Vater; denn dieser ist der
Erstgeborene; lege deine rechte Hand auf sein Haupt. V.19. Aber
sein Vater weigerte sich und sprach: Ich weiß wohl, mein Sohn, ich weiß wohl. Er war sich der Tatsache bewusst, dass Manasse und nicht Ephraim
der Erstgeborene war: Auch er (Manasse) wird ein Volk werden und auch er wird groß
sein; aber wahrlich, sein jüngerer Bruder wird größer sein als er, und sein
Same wird eine Menge von Nationen werden. Es war nicht nur eine Laune oder eine Willkür eines alten
Mannes, sondern Jakob handelte mit prophetischer Einsicht und Weisheit und
übertrug den Segen des Herrn. Tatsächlich übertraf der Stamm Ephraim den Stamm
Manasse an Zahl und Macht und übernahm schließlich die Führung der nördlichen
Stämme. V.20. Und er segnete sie an jenem Tag und sprach: Mit
dir (Josef) wird
Israel segnen und sagen: Gott mache dich wie Ephraim und wie Manasse! Und er stellte
Ephraim vor Manasse. So groß und ungewöhnlich war
der Segen Gottes auf diesen beiden Stämmen, dass er unter den Kindern Israels
sprichwörtlich wurde und in besonderen Formeln des Wohlwollens verwendet wurde.
V.21. Und
Israel sprach zu Joseph: Siehe, ich sterbe; er wusste, dass sein Ende nun sehr
nahe war; aber Gott wird mit euch sein und euch wieder in das Land eurer Väter
bringen. Er gab damit die
prophetische Verheißung weiter, die er in Beerscheba erhalten hatte, Kap. 46,
4. V.22. Außerdem habe ich dir einen Teil über deine
Brüder gegeben, einen Landstreifen in Kanaan, den ich mit meinem Schwert und
meinem Bogen aus der Hand der Amoriter genommen habe. Dies ist auch ein prophetisches Wort und bezieht sich auf
die Zeit, als die Kinder Israel das Land der Verheißung eroberten und die
Kanaaniter vor sich vertrieben. Zu dieser Zeit erlangte Joseph das Land, in dem
sich Sichem befand, wo auch seine Gebeine zur Ruhe gebettet wurden. So gab Jakob seinem Sohn Joseph das Feld in Sichem,
Johannes 4, 5. Und es war der Herr, der durch Jakob das Schicksal dieser
Nachkommen bestimmte, so wie er das gesamte Universum nach seinem Willen
regiert.
Jakob segnet seine Söhne vor seinem
Tod und weissagt von Christus
Der Segen über Ruben (V. 1-4): V.1. Und
Jakob rief seine Söhne, er rief sie an sein Sterbebett und sagte: Versammelt
euch, damit ich euch sagen kann, was euch in den zukünftigen Zeiten widerfahren
wird. In prophetischer Begeisterung und in poetischer Form legt er ihnen
dar, was die Zukunft für sie bereithält, insbesondere was die messianischen
Segnungen bis zum Ende der Zeit betrifft. V.2. Versammelt euch und hört, ihr
Söhne Jakobs, und hört auf Israel, euren Vater. Die feierliche und
eindrucksvolle Ermahnung wurde ausgesprochen, um ihre volle Aufmerksamkeit zu
erlangen. Die Dinge, die ihnen gemäß ihrer Veranlagung und Natur, vor allem
aber gemäß der Vorsehung und dem Willen Gottes widerfahren würden, werden nun
dargelegt. V.3. Ruben, du bist mein Erstgeborener, meine Kraft und der Erstling
meiner Stärke, der Vorzug an Ansehen und der Vorzug an Macht. Jakob spricht
mit tiefem Gefühl: Ruben, mein Erstgeborener, meine Kraft und das Haupt meiner
Stärke. Er war der Erstling von Jakobs Kraft, sowohl geistig als auch
körperlich. In ihm hätte die Würde des Priestertums mit der Macht des
Herrschers vereint sein sollen. Aber all dies hatte Ruben verwirkt. V.4. Du
bist übergewallt wie das Waser, du sollst keinen Vorzug haben; er war wie
das Brodeln von kochendem Wasser, vorschnell impulsiv, und deshalb würde er die
Würde und den Vorzug seines Geburtsrechts verlieren. Weil du auf das Bett
deines Vaters gestiegen bist, indem du bei Bilha,
der Konkubine seines Vaters, gelegen hast, Kap. 35, 22; und hast es
entweiht, er entweihte, was ihm heilig sein sollte. Es war ein Verbrechen,
von dem sich der Vater selbst jetzt, nach so vielen Jahren, mit Entsetzen
abwandte und mit einem Anflug von Abscheu und Bitterkeit sagte: Mein Lager
hat er bestiegen.
Der Segen auf Simeon und Levi (V.
5-7): V.5. Simeon und Levi sind Brüder, nicht nur durch Abstammung,
sondern auch durch ihren Charakter; auch sie waren für eine Führungsrolle
ungeeignet. Ihre Schwerter sind Werkzeuge der Gewalttätigkeit, die
Schwerter, die sie bei ihrer Rache an den Schechemitern
benutzten, waren Waffen der Bosheit, und Jakob möchte nicht mit solchen
Gräueltaten in Verbindung gebracht werden. V.6. O meine Seele komme nicht in
ihren Rat; meine Ehre werde nicht vereinigt mit ihrer Versammlung; der
Gedanke, eng mit ihnen identifiziert zu werden, erfüllt Jakob mit entsetztem
Entsetzen. Denn in ihrem Zorn haben sie einen Mann getötet, ihre
Ermordung der hilflosen Schechemiter war ein infamer
Trick; und in ihrem Mitwillen haben sie den Stier gelähmt, vielmehr
Ochsen verstümmelt; das Vieh des Volkes von Schechem,
das sie nach ihrem Überfall nicht mitgenommen hatten, Kap. 34, 28, hatten sie
grausam verstümmelt und durch Durchschneiden der Sehnen der Hinterfüße einen
langsamen Tod verursacht. V.7. Verflucht sei ihr Zorn, denn er war heftig;
der Zorn an sich mag zu dieser Zeit gerechtfertigt gewesen sein, aber die
Tatsache, dass er einen solchen Ausgang suchte, ist nicht zu entschuldigen; und
ihr Grimm, denn er war grausam; sie gingen in ihrer wütenden Ungestümheit zu weit. Ich werde sie in Jakob zerteilen
und in Israel zerstreuen. Diese Prophezeiung erfüllte sich, indem Simeon
noch vor dem Einzug in Kanaan zum schwächsten der Stämme wurde (Num. 26, 14),
der Stamm im Segen des Mose ausgelassen wurde (5. Mose 33) und dem Stamm nur
wenige Städte innerhalb der Grenzen Judas gegeben wurden (Jos. 19, 1-9; 1.
Chron. 4, 27–43, während Levi, der in gewissem Maße durch die Heldentat eines
Mitglieds des Stammes, Num. 25, 11–13, erlöst wurde, keinen Teil Kanaans als
seinen Anteil erhielt, sondern in Städten lebte, die von den anderen Stämmen
abgetreten wurden. So kann es sein, dass eine ganze Familie und sogar eine
ganze Nation die Schuld einiger weniger Sünder tragen muss, die der Herr
verurteilen musste.
Der Segen für Juda
und die Weissagung auf Christus (V. 8-12): V.8. Juda,
du bist es, dich werden deine Brüder preisen; deine Hand wird auf dem Nacken
deiner Feinde liegen; die Söhne deines Vaters werden sich vor dir beugen.
Die Prophezeiung des Patriarchen steigert sich hier zu einem freudigen Jubel,
als er Juda zum Fürsten und Herrscher unter seinen
Brüdern macht und seinen Namen erklärt. Juda sollte
eine Machtposition unter allen Kindern Israels einnehmen, seine Feinde
besiegen, indem er sie am Hals packt und unterwirft, wodurch alle Stämme seine
Souveränität anerkennen würden, wie zur Zeit Davids. V.9. Juda
ist ein junger Löwe; von der Beute, mein Sohn, bist du aufgestiegen; er kauerte
sich nieder, er lagerte sich hin wie ein Löwe und wie eine Löwin; wer wird ihn
aufreizen? Von Jugend an hatte Juda gezeigt, dass
er die Natur, den Charakter eines Löwen besaß, als junger Löwe, als
ausgewachsener Löwe. Nachdem er seine Beute erlegt hat, kehrt der Löwe in seine
Bergfestung, in seine Höhle zurück, wo ein Mensch ihn nur unter Lebensgefahr
angreifen kann. Der Stamm Juda, der während der
Wüstenwanderung die Vorhut bildete, ließ sich auf den Hochebenen und Bergen
Judäas nieder und wuchs zu einem mächtigen Stamm heran, der durch die vielen
Niederlagen seiner Feinde an Stärke gewann und sich seiner Herrschaft sicher
war. V.10. Es wird das Zepter von Juda nicht entwendet
werden noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der Held [Schilo] komme, und ihm werden die Völker anhangen.
Dies ist eine der bemerkenswertesten und inspirierendsten
messianischen Verheißungen im gesamten Alten Testament. Das Zepter ist das
Zeichen königlicher Macht, und der Stab des Herrschers oder der Streitkolben
des Häuptlings, der zwischen seinen Füßen ruhte, während er aufrecht saß,
gehörte ebenfalls zu den Insignien der Autorität und Macht. Die Regierung, die
fürstliche Macht, sollte in den Händen Judas bleiben und schließlich in der
Herrschaft von Schilo, dem Messias, dem Urheber und
der Quelle wahrer Ruhe, dem Fürsten des Friedens, gipfeln, durch den die ganze
Menschheit Frieden mit Gott haben sollte Gott durch die Annahme der von ihm
erlangten Rechtfertigung, Röm. 5, 1. Ihm erweisen die Nationen, sein Volk, Gehorsam
im Glauben und werden so Teilhaber aller Segnungen seines Reiches, hier in der
Zeit und danach in der Ewigkeit. V.11. Er wird sein Fohlen an den Weinstock
binden und das Fohlen seiner Eselin an den edlen Reben; er wird seine Kleider
in Wein waschen und seine Gewänder im Blut der Trauben. Dieser Teil der
Weissagung bezieht sich nicht nur auf die außerordentliche Fruchtbarkeit des
Landes Juda im Land der Verheißung, das ihm eine
Überfülle der kostbarsten Produkte von Feld, Garten und Herde versprach,
sondern stellt eine Art des messianischen Königreichs dar, das Königreich des
Friedens, mit seiner Schönheit und Herrlichkeit, seiner Barmherzigkeit und
seinem Segen. In Jesus Christus, dem Löwen aus dem Stamm Juda,
haben sich all diese Worte erfüllt. [HiB.: Der Überfluss
der geistlichen Gaben im Reich des Schilo, wovon er
der Grund und Urheber sein würde, wird angedeutet in einigen sinnlichen Bildern
von Dingen, wonach im Morgenland die Glückseligkeit eines Landes geschätzt
wurde, wie von der reichen Viezucht und dem
Weinwuchs.] V.12. Seine Augen sind rötlicher als Wein und seine Zähne weißer
als Milch. In Ihm haben wir die Fülle jener Gaben, die uns hier wahres
Glück und jenseits des Grabes ewige Erlösung bringen werden. [HiB.: In diesen Bildern wird die liebenswürdige geistliche
Schönheit des Schilo geschildert. Ps. 45,3; HL
5,10.12; 4,2; 6,5.]
Der Segen für Sebulon,
Isaschar und Dan (V. 13-18): V.13. Sebulon wird am Gestade der Meere wohnen und am
Gestade der Schiffe und reichen bis Sidon. Das Land, das später vom Stamm Sebulon bewohnt wurde, grenzte an zwei Meere, im Osten an
den See Genezareth und im Westen an das Mittelmeer. Seine nordwestliche Grenze
erstreckte sich bis nach Phönizien. Obwohl die tatsächlichen physischen Grenzen
Sebulons später nicht das gesamte Land umfassten,
erstreckte sich sein Einfluss durch seinen Handel auf beide Meere und auf
Sidon. V.14. Isachar ist ein knochiger
Esel, wörtlich: ein Esel aus Knochen, einer mit einem sehr starken
Knochenbau, der sich zwischen zwei Lasten [o: Hürden] niederlässt;
V.15. und er sah, dass die Ruhe gut war und das Land angenehm; und er beugte
seine Schulter, um Last zu tragen, und wurde ein zinspflichtiger Knecht, er
beugte sich bereitwillig unter einer schweren Last und diente mit harter
Arbeit. Das Gebiet von Issachar lag in der fruchtbaren Ebene von Jesreel, was den Menschen die doppelte Last von Ackerbau
und Viehzucht auferlegte, ein harter, aber schöner Dienst. V.16. Dan wird
sein Volk richten, wie einer der Stämme Israels. Obwohl er der Sohn einer
Magd war, sollte er dennoch ein volles Erbe mit den anderen Söhnen haben und
darüber hinaus eine gewisse Unabhängigkeit, die ihm gelegentlich die Führung
gab, wie in den Tagen von Samson, und die einen Teil des Stammes dazu
veranlasste, an die äußerste Nordgrenze Kanaans auszuwandern und sich dort
niederzulassen. V.17. Dan wird eine Schlange am Weg sein, eine Natter,
eine gefährliche Viper, auf dem Pfad, die in die Fersen des Pferdes beißt,
so dass sein Reiter rückwärts fällt. Obwohl dies hier nicht in einem
vorwurfsvollen Sinne gesagt wird, charakterisiert es doch die Daniter, insbesondere bei ihrem Feldzug gegen die
friedliche Stadt Laish, Judg.
18. V.18. HERR, ich warte auf dein Heil! Dies ist Jakobs sehnsüchtiger
Schrei inmitten seiner Prophezeiung, denn er bittet in diesem Gebet nicht nur
um die Hilfe des Herrn für seine Nachkommen, sondern er gesteht auch, dass sich
seine eigene Sehnsucht, den Messias zu sehen, wie die von Eva, nicht erfüllt
hat, und er erkennt angesichts der Zukunft, wie sie in seinen eigenen
inspirierten Worten offenbart wird, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis
der Messias zu seinem Volk kommt. Nicht für die Rettung Samsons, sondern für
die des Messias, der sein Volk von seinen Sünden erlösen sollte, sehnte sich
seine Seele.
Die Prophezeiung über Gad, Asser,
Naphtali, Joseph und Benjamin (V. 19-28): V.19. Gad wird gedrängt werden
von Kriegshaufen, aber er drängt ihnen nach auf der Ferse. Das Bild zeigt
eine Person, die von bösartigen Horden bedrängt wird, die es jedoch schafft,
sich nicht nur zu behaupten, sondern sich sogar gegen die Massen zu wenden und
sie zu vertreiben. Der Stamm Gad, der auf der Ostseite des Jordans lebte, wurde
mehr oder weniger von den Wüstenhorden belästigt, konnte sich aber sehr
erfolgreich behaupten, 1 Chron. 5, 18; 12, 8–15. V.20. Aus Asser kommt sein
Brot fett, und er wird leckere Speisen, wie für Könige, hervorbringen, soll
wohlschmeckende Speisen produzieren. Das Fett, das er auf seinem sehr
fruchtbaren Land in den Ebenen in Richtung Phönizien hervorbringen würde,
sollte sein Brot sein, denn das Land war für die hervorragende Qualität seines
Weizens und seines Olivenöls bekannt. V.21. Naphtali ist eine losgelassene [flüchtige]
Hirschkuh; er gibt gute Worte. Indem Jakob Naphtali mit einer Gazelle
vergleicht, sagt er voraus, dass er sowohl ein gutaussehender als auch ein
aktiver Krieger sein wird. Zu den schönen Worten gehören wahrscheinlich auch
solche Gedichte wie das von Deborah, Richter 4 und 5. V.22. Joseph ist ein junger
Fruchtbaum, ja, ein junger Fruchtbaum an der Quelle, dessen Töchter [d.i. Zweige
des wachsenden Baumes] über die Mauer ranken. Hier steigert sich das
prophetische Lied Jakobs zu einem feierlichen Jubel. Die Nachkommen Josephs
würden in ihrem Gebiet so schnell wachsen, dass sie bald über ihre eigenen
Grenzen hinaus in die benachbarten Stämme vordringen würden. V.23. Die
Bogenschützen haben ihn sehr gereizt, auf ihn geschossen und ihn bekämpft;
V.24. aber sein Bogen blieb fest, und die Arme seiner Hände wurden durch die
Hände des Mächtigen Jakobs stark gemacht, von dort, dem Hirten, dem Stein
Israels. Hier wird das kraftvolle und siegreiche Wachstum der Stämme
Ephraim und Manasse dargestellt, wodurch alle Feinde überwunden werden. Dieses
Ergebnis würde jedoch nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Hilfe des
mächtigen Gottes Jakobs und durch die unterstützenden Hände Gottes, der sowohl
der Hirte als auch der Fels Israels ist, erreicht werden. V.25. Auch durch
den Gott deines Vaters, der dir helfe; und durch Gott, den Allmächtigen, der
dich mit Segnungen des Himmels oben, Segnungen der Tiefe, die darunter liegt,
Segnungen der Brüste und des Mutterleibs segne. Regen vom Himmel oben und
ausreichend Wasser aus Quellen und Bächen, um dem Boden die nötige Feuchtigkeit
und allen seinen Herden die größte Fruchtbarkeit zu geben, das ist der Segen,
den Jakob vom Herrn für seinen geliebten Sohn erbittet. V.26. Die Segnungen
deines Vaters gehen über die Segnungen meiner Vorfahren [LXX: der uralten
Berge], sie reichen bis an die Köstlichkeit der ewigen Hügel; sie sollen auf
dem Haupt Josephs und auf der Krone des Hauptes dessen ruhen, der von seinen
Brüdern getrennt war. Die Segnungen Jakobs auf Joseph übertrafen in Umfang
und Ausmaß die seiner Väter vor ihm, sie erhoben sich höher als die ewigen
Hügel und übertrafen sie an Schönheit. Eine solch reiche äußere Entfaltung
sollte über den kommen, der seine Brüder an Würde und Macht übertraf, weshalb
er durch einen weiten Abgrund von ihnen getrennt war. V.27. Benjamin wird
wie ein Wolf reißen; am Morgen wird er die Beute verschlingen und am Abend den
Raub austeilen. Die erfolgreichen Raubzüge dieses kriegerischen Stammes,
dem Männer wie Ehud, Saul und Jonathan angehörten, würden kein Ende nehmen.
Gleichzeitig würde jedoch immer der Edelmut vorhanden sein, der bereit wäre,
die Beute mit den anderen zu teilen. V.28. Das sind die zwölf Stämme Israels
alle, und das ist's, was ihr Vater mit ihnen geredet hat, da er sie segnete,
einen jeglichen mit einem besonderen Segen. Nicht einer wurde im Segen
ausgelassen, obwohl es einen großen Unterschied in der Form und in der Art der
Segnungen gab.
Der Tod Jakobs (V. 29-33): V.29. Und
er gebot ihnen und sprach zu ihnen: Ich werde zu meinem Volk versammelt werden,
die Zeit, da seine Seele zu der seiner Väter hinzugefügt werden sollte, war
nahe; begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle auf dem Feld Ephrons, des
Hetiters in der Höhle auf dem Feld von Machpelah,
das vor Mamre liegt, im Land Kanaan, das Abraham mit
dem Feld von Ephron, dem Hethiter, als Grabstätte gekauft hat. V.31. Dort
begruben sie Abraham und Sarah, seine Frau; dort begruben sie Isaak und
Rebekka, seine Frau; und dort begrub ich Lea, V.32. in dem Feld und in
der Höhle, die von den Kindern Heths gekauft ist. Vgl. Kap. 23. Was Jakob
Joseph für den Fall seines Todes aufgetragen hatte, Kap. 47, 30. 31,
wiederholte er hier allen seinen Söhnen und gab ihnen genaue Anweisungen
bezüglich des Begräbnisplatzes, damit sie keinen Fehler machten oder die rasche
Ausführung seines letzten Wunsches vernachlässigten. V.33. Und als Jakob
seinen Söhnen alles aufgetragen hatte, zog er seine Füße auf das Bett zurück,
denn er hatte auf seiner Liege gesessen, und verschied und wurde zu seinem
Volk versammelt, der Ausdruck, der auch hier die Hoffnung auf
eine endgültige glorreiche Auferstehung zum ewigen Leben bezeichnet, eine
Auferstehung, die sicherlich für alle kommen wird, die auf die Erlösung des
Herrn gewartet und an sie geglaubt haben.
Jakobs Begräbnis; Josephs Tod
Die Trauer um Jakob (V. 1-6): V.1. Und
Joseph warf sich auf das Angesicht seines Vaters und weinte über ihm und küsste
ihn, ein Beweis für tiefen, fast unkontrollierbaren Kummer. V.2. Und
Joseph befahl seinen Dienern, den Ärzten, seinen Vater einzubalsamieren, eine
Kunst, in der die Ägypter einen hohen Grad an Perfektion erreicht hatten, wie
der Zustand der meisten Mumien zeigt. Und die Ärzte balsamierten Israel ein.
Sie entfernten die Organe des Körpers, die am ehesten dem Verfall ausgesetzt
waren, füllten die Hohlräume mit Gewürzen, tränkten das Fleisch in einer
Lösung, die den Verfall verhinderte, und wickelten den Körper dann in mit Gummi
bestrichenes Leinen ein. 6) V.3. Darüber vergingen vierzig Tage; denn so lange
währten die Salbtage, so lange dauerte der
gesamte Prozess der Einbalsamierung; und die Ägypter trauerten
siebzig Tage lang um ihn, nicht nur während der vierzig Tage der
Einbalsamierung, sondern noch dreißig Tage lang, und erwiesen ihm so die Ehre,
die in Ägypten den Fürsten zuteil wurde. V.4. Und
als die Tage seiner Trauer vorüber waren, als die offizielle, feierliche
Trauer um Jakob zu Ende war, sprach Joseph zum Hause des Pharao, zu den
Beamten des königlichen Hofes – denn da er noch in Trauer war, konnte er nicht
persönlich vor dem Pharao erscheinen – und sagte: Wenn ich nun Gnade vor
euren Augen gefunden habe, so redet doch vor den Ohren des Pharao und sprecht: V.5.
Mein Vater hat mich schwören lassen und gesagt: „Siehe, ich sterbe; in
meinem Grab, das ich mir im Land Kanaan ausgehoben habe, sollst du mich
begraben.“ Da sein Vater ihm den feierlichen Eid abgenommen hatte, bat
Joseph die Höflinge, ihm den Gefallen zu tun und beim Pharao um eine
Beurlaubung für ihn zu bitten, damit er seinen Vater begraben könne. In
Erwartung seines Todes, wahrscheinlich zu der Zeit, als er Lea begrub, hatte
Jakob auch seine eigene Grabstätte in der Höhle Machpela
vorbereitet. Es ist keineswegs ein Zeichen von kränklicher Morbidität, wenn
Christen sich ein Grab auf einem Friedhof kaufen und vorbereiten, wo sie
hoffen, irgendwann zu ruhen, denn sie glauben an die Auferstehung der Toten.
Josephs Bitte wurde ausgesprochen: So lass mich nun hinaufziehen, ich bitte
dich, und meinen Vater begraben, und ich will wiederkommen. V.6. Und
Pharao sprach: Zieh hinauf und begrabe deinen Vater, wie er dich hat schwören lassen.
Die Achtung des Pharao vor Joseph als treuem Diener hatte in keiner Weise
nachgelassen, und er gab dem Wunsch bereitwillig statt.
Jakob wird in Kanaan begraben (V.
7-14): V.7. Und Joseph zog hinauf, um seinen Vater zu begraben; und mit ihm
zogen alle Diener des Pharao, die Ältesten seines Hauses und alle Ältesten des
Landes Ägypten, die prominentesten Hof- und Staatsbeamten, in Anerkennung
der hohen Stellung Josephs, Vers 8. und das ganze Haus Josephs, alle
Verwandten Josephs und Jakobs, seine Brüder und das Haus seines Vaters; nur
ihre kleinen Kinder und ihre Schafe und ihre Rinder ließen sie im Land Goschen
zurück. Vers 9. Und es zogen mit ihm hinauf sowohl Wagen als auch
Reiter; und es war eine sehr große Gesellschaft, eine riesige Karawane, die
unter dem Schutz einer bewaffneten Eskorte stand. Vers 10. Und sie kamen zur
Tenne von Atad, die jenseits des Jordan liegt,
auf der Ostseite des Flusses. Die Karawane fand es vorteilhaft, um das Tote
Meer herum zu reisen, und dort hielten sie eine große und feierliche
Totenklage; und er hielt sieben Tage lang Trauer um seinen Vater. Im
Gegensatz zur offiziellen Trauerzeit in Ägypten handelte es sich hierbei um
eine Woche des Weinens mit dem Singen von Klageliedern. V.11. Und als die
Bewohner des Landes, die Kanaaniter, die Trauer auf dem Feld von Atad sahen, sagten sie: Das ist eine große Trauer für die
Ägypter; daher wurde sie Abel Mizraim (die Trauer
der Ägypter) genannt, die jenseits des Jordan liegt. V.12. Und seine
Söhne taten ihm (Jakob), wie er ihnen befohlen hatte, wobei die
Ägypter anscheinend während dieser Zeit im Lager blieben; Vers 13. Denn
seine Söhne trugen ihn ins Land Kanaan und begruben ihn in der Höhle auf dem
Feld von Machpelah, das Abraham mit dem Feld als
Grabstätte von Ephron, dem Hethiter, gegenüber Mamre,
gekauft hatte. So erfüllten sie ihre letzte Pflicht der Liebe gegenüber
ihrem Vater und bekannten nebenbei ihren Glauben an die Tatsache, dass Gott
seine Kinder schließlich zum ewigen Leben erwecken wird. V.14. Und Joseph
kehrte nach Ägypten zurück, er und seine Brüder und alle, die mit ihm
hinaufgezogen waren, um seinen Vater zu begraben, nachdem er seinen Vater
begraben hatte. Die Kinder Israels sollten zu diesem Zeitpunkt nicht in
Kanaan bleiben, aber nach dem Willen Gottes sollten noch viele Jahre vergehen,
bis sie aus Ägypten befreit wurden. In seinen Händen liegt das Schicksal der
gesamten Menschheit.
Joseph beruhigt seine Brüder (V.
15-21): V.15. Als Josephs Brüder sahen, dass ihr Vater tot war, sagten sie:
„Joseph wird uns vielleicht hassen und uns all das Böse vergelten, das wir ihm
angetan haben.“ Sie dachten, dass Joseph nur wegen seines alten Vaters
davon abgesehen hatte, sich für das Unrecht, das sie ihm angetan hatten, an
ihnen zu rächen, und dass die Feindschaft, die er so lange Zeit verborgen
gehalten hatte, ihn nun dazu veranlassen würde, es ihnen heimzuzahlen. V.16. Und
sie sandten einen Boten zu Joseph, sie befahlen oder wiesen jemanden an,
ihm eine Botschaft zu überbringen, und sagten: Dein Vater hat vor seinem Tod
befohlen und gesagt: V.17. So sollt ihr nun zu Joseph sagen: Vergib doch
deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan
haben. Die Angst der Söhne vor Josephs Rache hatte sie dazu veranlasst,
ihrem Vater alles zu gestehen und ihn in dieser schwierigen Angelegenheit um
Rat zu fragen. Ihre Reue, ihre Bekehrung, war nun eine vollendete Tatsache: Sie
hatten ein vollständiges und freimütiges Geständnis abgelegt. Und nun vergib
bitte die Schuld der Diener des Gottes deines Vaters. So erhielten die
Brüder die vollkommene Gewissheit, dass ihre Sünde vergeben war, denn durch das
Bekennen und Ablegen der Sünden wird Barmherzigkeit erlangt. Und Joseph
weinte, als sie mit ihm sprachen, es schmerzte ihn zu glauben, dass sie ihn
für fähig hielten, so gemein zu sein, aber er weinte auch vor Freude über
diesen Beweis völliger Reue. V.18. Und auch seine Brüder gingen hin und
fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte. Sie
boten freiwillig an, was sie zuvor mit Empörung abgelehnt hatten. V.19. Und
Joseph sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Bin ich an Gottes Stelle, um
zu richten, zu verdammen und zu bestrafen? Gott hatte die Dinge auf diese Weise
geschehen lassen, und es war nicht an Joseph, Gottes Absichten zu ändern. V.20.
Aber ihr gedachtet es böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu
machen, um es so zu vollbringen, wie es heute ist, um ein großes Volk am Leben
zu erhalten. Ihre bösen Absichten hatte der Herr nicht nur vereitelt,
sondern zum Besten gewendet, wie sie deutlich vor Augen sahen, da ihr eigenes
Leben als Folge der Vorsehung des Herrn gerettet wurde. V.21. So fürchtet
euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen. Seine gütige Gunst
sollte ihnen wie bisher zuteil werden. Und er
tröstete sie und sprach freundlich zu ihnen und gab so ein Beispiel wahrer
Vergebung für alle Zeiten; denn dies ist die Gesinnung, die alle Christen am
eifrigsten pflegen sollten.
Josephs Tod (V. 22-26): V.22. Und
Joseph wohnte in Ägypten, er und das Haus seines Vaters. Und Joseph lebte 110
Jahre und genoss achtzig Jahre lang die Liebe und Verehrung der Ägypter.
V.23. Und Joseph sah Ephraims Kinder in der dritten Generation; die Kinder
auch von Machir, dem Sohn Manasses, wurden auf
Josephs Knien geboren. Er erlebte noch seine Enkel und Urenkel und erfuhr
so, was es bedeutet, dass Gott denen, die ihn lieben und seine Gebote halten,
bis in die dritte und vierte Generation Barmherzigkeit erweist. V.24. Und
Joseph sprach zu seinen Brüdern: Ich sterbe, und Gott wird euch gewiss heimsuchen
und aus diesem Land in das Land hinaufführen, das er Abraham, Isaak und Jakob
geschworen hat. Es war seine Sterbebotschaft, prophetisch im Ton, die
seinen Glauben an die Erfüllung der göttlichen Verheißung zum Ausdruck brachte,
Kap. 46, 4. 5. V.25. Und Joseph nahm einen Eid von den Kindern Israels und
sprach: Wenn Gott euch wird gewiss heimsuchen, dann sollt ihr meine Gebeine von
hier hinaufbringen. Wie sein Vater wollte er nicht, dass seine Gebeine in
fremder Erde ruhten, sondern sein Begräbnis sollte seinen Glauben an den
Patriarchalischen Segen und an die messianische Verheißung zum Ausdruck
bringen. Er war sich sicher, dass der Herr sein Volk mit seiner Gnade und
Barmherzigkeit heimsuchen würde. Das ist die letzte Prüfung, ob ein Mensch bis
zum Ende seinen Glauben bewahrt, V.26. So starb Josef, als er 110 Jahre alt
war; und sie salbten ihn ein, und er wurde in einen Sarg gelegt in Ägypten, in eine
Truhe aus Sykomorenholz, wie sie verwendet wurde, um eine Mumie bis zur
Beerdigung aufzubewahren. Die Kinder Israels hielten den Eid, den ihre Väter
Josef geschworen hatten. Als sie Ägypten verließen, nahmen sie die Mumie Josefs
mit sich (Exodus 13, 19), und als sie in Kanaan ankamen, begruben sie ihn auf
dem Feld Jakobs in Sichem (Josua 24, 32). Von Josef lernen wir, unsere Hoffnung
auf das große Land der Verheißung im Himmel zu richten und geduldig auf das
Ende unseres Glaubens zu warten, sogar auf die Rettung unserer Seelen.
[1]
Zur
Diskussion über die wissenschaftlichen Fragen, die über 1. Mose 1 aufgekommen
sind, siehe: „Evolution und die Bibel“, Lehre und Wehre, 1909, Juli ff.;
„How Old ist Man?“ Theological
Quarterly, XX, Juli ff.; Lindberg, Apologetics;
Gruber, Whence came the universe? Bettex, Science and Christianity;
Patterson, The Other Side of Evolution; Fairhurst, Organic Evolution
Considered.
A
Der
Exkurs ist eine Beifügung des Hrsg.
B
Vgl. Thorleif Boman: Das hebräische Denken im
Unterschied zum griechischen. 3., neu bearb. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht. 1959. S. 92 f.
C
Vgl. ebd. S. 94
D
Vgl. ebd.
E
Der
Text ist eine Einfügung durch den Hrsg.
CA
Vgl.
zum Thema Mann und Frau den Text der Rubrik „Biblische Theologie“ zu Mann und
Frau nach biblischer Ordnung
F
Vgl.
Thorleif Boman: Das hebräische Denken im Vergleich mit dem griechischen. 3.,
neu bearb. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1959. S. 19.
G
Vgl. ebd. S. 20
H Vgl. ebd.
S. 26
i Vgl. ebd.
S. 33 f.
J Vgl. ebd.
S. 35-37
K Vgl. ebd.
S. 39
L Vgl. ebd. S. 43 f.
M Vgl. ebd.
S. 47. 52
N Vgl. ebd.
S. 53. 55
P Vgl. ebd.
S. 85. 88
Q Vgl. ebd.
S. 92. Der Text ist eine Einfügung durch den Hrsg.
[2]
Vgl.
Lehre und Wehre, 60, 337; Theological Quarterly, Juli 1920.
s.a.AT 43 Ich habe den Mann, den Herrn. (Text von TQ auf deutsch)
R Die Völker früherer Zeit hatten noch
keine Uhr wie wir heute. Alle Einteilungen der Zeit für Jahr, Monat, Tag und
Stunden richtete sich nach Sonne (oder bei einigen auch Mond), und ebenso war
die Sonne für sie auch bestimmend für die Himmelsrichtungen. Daher sind die
alten Angaben für die Himmelsrichtungen auch in der Bibel noch so bezeichnet:
Morgen (Osten), Mittag (Süden), Abend (Westen) sowie Mitternacht (Norden, wo
die Sonne nicht steht). Hier sind sie grundsätzlich in unsere heute
gebräuchliche Form übertragen. Anm. d. Hrsg.
R Der Satz in Klammern ist vom Hrsg.
ergänzt; Kretzmann hatte einen anderen Satz, der eher dahin tendierte, auch die
Nachkommen Hams in Afrika, die ja nicht von Kanaan stammten, unter den Fluch zu
setzen, was aber nicht nachvollziehbar und falsch ist.
[3] Vgl. Barton,
Archeology and the Bible, 44-58
[4] Vgl. Mercer,
Extra-Biblical Sources for Hebrew and Jewish History, 5. 6
[5]
Jahwe-jireh
scheint dem babylonischen Bel-En Urta zu entsprechen, wie er in den
Amarna-Briefen genannt wird. (American Journal of Archeology, Vol. XXVI,
1922, 97)